Entwicklung eines Verfahrens zur Erzeugung monodisperser Partikel mit definierter elektrischer Ladung Vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften, Abteilung Maschinenbau der Universität Duisburg-Essen zur Erlangung des akademischen Grades DOKTOR-INGENIEUR genehmigte Dissertation von Thomas Leclaire aus Duisburg Referent: Korreferent: Tag der mündlichen Prüfung: Prof. Dr.-Ing. Klaus Gerhard Schmidt Prof. Dr.-Ing. habil. Joachim Ulrich 23. März 2005 Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Arbeit im Fachgebiet Verfahrenstechnik/ Umwelttechnik der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, inzwischen Universität Duisburg-Essen. Mein Dank gilt dem Leiter des Fachgebietes, Herrn Prof.-Dr. Ing. Klaus Gerhard Schmidt, für seine fachliche Betreuung und Unterstützung. Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Joachim Ulrich vom Institut für Verfahrenstechnik an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg danke ich für die freundliche Übernahme des Korreferates. Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr.-Ing. Frank Schmidt für die stete Unterstützung und anregenden Diskussionen. Weiterhin danke ich Herrn Dipl.-Chem.-Ing. Gerhard Rapp für seine Unterstützung bei der experimentellen Arbeit, sowie allen Kolleginnen und Kollegen für ihre Hilfsbereitschaft und die angenehme Arbeitsatmosphäre im Fachgebiet. Entwicklung eines Verfahrens zur Erzeugung monodisperser Partikel mit definierter elektrischer Ladung NOMENKLATUR .............................................................................................. IV 1 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG ............................................................ 1 2 TROPFENDYNAMIK .................................................................................. 6 2.1 Erzeugung und Merkmale von Tropfenketten ..........................................................................6 2.1.1 Aufbau und Funktionsweise des Schwingblendenaerosolgenerators ....................................6 2.1.2 Beobachtungsmethode ..........................................................................................................8 2.1.3 Strahleinschnürung und Tropfenabriss ...............................................................................11 2.1.4 Tropfengrößen ....................................................................................................................16 2.1.5 Austrittsgeschwindigkeit und Volumenstrom .....................................................................17 2.2 Verdunstung von Tropfen .........................................................................................................19 2.2.1 Isotherme und nicht isotherme Verdunstung von Einzeltropfen .........................................21 2.2.2 Stoffbilanz ..........................................................................................................................25 2.2.3 Wärmebilanz.......................................................................................................................27 2.2.4 Verdunstung in der Tropfenkette ........................................................................................28 2.2.5 Überlagerungsmodell für Wechselwirkungen.....................................................................29 2.3 Tropfenbewegung in einer Tropfenkette..................................................................................33 2.3.1 Widerstandsbeiwert von Kugeln im Übergangsbereich laminar-turbulent .........................33 2.3.2 Bahnkurven von Einzelpartikeln mit konstantem Durchmesser..........................................36 2.3.3 Bahnkurven von Partikeln mit veränderlichem Durchmesser .............................................37 I 2.3.4 Wirbelbildung bei verzögerter Bewegung ..........................................................................39 2.3.5 Wechselwirkung zwischen Nachbartropfen........................................................................39 2.3.6 Die Kohärenzlänge .............................................................................................................51 2.3.7 Messung der Tropfenabstände über der Wegstrecke ..........................................................54 2.3.8 Messung der Tropfengeschwindigkeit über der Wegstrecke ..............................................55 3 ELEKTROSTATISCHE UND ELEKTRODYNAMISCHE EFFEKTE ......... 56 3.1 Neutralisierung geladener Aerosolpartikel ..............................................................................56 3.2 Mechanismen der Tropfenaufladung im Schwingblendengenerator.....................................57 3.2.1 Diffusionsaufladung und Feldaufladung .............................................................................58 3.2.2 Ladung bei der Topfenentstehung aufgrund der dielektrischen Doppelschicht ..................60 3.2.3 Ladung bei der Tropfenentstehung durch Influenz .............................................................62 3.3 Berechnung der Tropfenladung................................................................................................64 3.3.1 „Ladungsschatten“ - Der abschirmende Einfluss voraus fliegender Tropfen......................64 3.3.2 Vereinfachtes Modell zur Bestimmung des Einflusses voraus fliegender Tropfen.............65 3.3.3 Ermittlung des elektrostatischen Feldes..............................................................................70 4 MESSUNG DER TROPFENLADUNG IN DER TROPFENKETTE ........... 73 4.1 Literatur zur Messung der Ladung an Tropfenketten ...........................................................73 4.2 Ablenkung der Tropfenkette im Plattenkondensator .............................................................75 4.3 Messung abfließender Ladung mittels Faraday-Cup..............................................................80 4.4 Tropfenladung im Verhältnis zur Strahllänge.........................................................................83 II 4.5 Variation der Betriebsparameter..............................................................................................85 4.5.1 Änderung von Druck bzw. Volumenstrom .........................................................................85 4.5.2 Änderung der Frequenz ......................................................................................................86 4.5.3 Wahl des Blendenquerschnitts............................................................................................86 4.5.4 Leitfähigkeit des verwendeten Wassers ..............................................................................86 4.6 Gezielte Einstellung der Tropfenladung...................................................................................87 4.7 Untersuchung der Partikelladung bei verdunstenden Salzlösungen .....................................92 5 UNTERSUCHUNGEN AN EINEM POLYDISPERSEN SPRAY................ 95 5.1 Experimenteller Aufbau ............................................................................................................95 5.2 Messergebnisse ...........................................................................................................................96 6 ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................... 102 7 LITERATURVERZEICHNIS .................................................................... 105 III Nomenklatur Lateinische Buchstaben Formelzeichen Einheit Bedeutung A m² Fläche b m/s² Beschleunigung C F Kapazität c mol/m³ Konzentration cW - Widerstandsbeiwert d m Durchmesser D m²/s Diffusionskoefizient e As Elementarladung (1,6 10-19 As) E V/m elektrische Feldstärke F N Kraft g m/s² Erdbeschleunigung (9,81 m/s²) h kJ/kg spezifische Enthalpie h m Höhe, Fallhöhe I A el. Stromstärke L m Länge m kg Masse M kg/kmol molare Masse Nu - Nusseltzahl p Pa Druck Q As elektrische Ladung q kJ/kg spezifische Wärmemenge r m Radius R J/(mol K) universelle Gaskonstante (8,14 J/molK) Re - Reynoldszahl s m Strecke, Wegstrecke Sh - Sherwoodzahl t s Zeit T K Temperatur IV T s Periodendauer U V Spannung v m/s Geschwindigkeit We - Weberzahl x m Ortskoordinate y m Ortskoordinate z m Ortskoordinate Griechische Buchstaben Formelzeichen Einheit Bedeutung a W/(m²K) Wärmeübergangskoeffizient e AS/Vm Dielektrizitätskonstante h kg/(ms) kinematische Viskosität l W/(mK) Wärmeleitfähigkeit L S/m el. Leitfähigkeit n m²/s dynamische Viskosität s N/m Oberflächenspannung r kg/m³ Dichte t s Relaxationszeit Indizes Bl Blende K Konvektion P Partikel R Reibung Tr Tropfen U Umgebung V Verdunstung 0 Anfangszustand, Bezugszustand V 1 Einleitung und Zielsetzung Zur Erzeugung von Aerosolen für technische Anwendungen oder in der Forschung werden unterschiedliche Verfahren eingesetzt. Bei allen Zerstäubern besitzen die erzeugten Partikel eine elektrische Ladung, deren Höhe abhängig ist von dem eingesetzten Verfahren, den Betriebsparametern und den eingesetzten Substanzen. Die Messung des exakten Ladungszustandes der Partikel in Abhängigkeit vom Durchmesser ist sehr aufwendig . Ist die Aufladung der Partikel unerwünscht, erfolgt eine Neutralisation des erzeugten Partikelkollektivs durch Kontakt mit Ionen, die durch Koronaentladung oder radioaktive Präparate bereitgestellt werden. Dabei wird ein Partikelkollektiv angestrebt, das nach außen hin elektrisch neutral ist, während es i.a. aus Partikeln mit unterschiedlichen Ladungszahlen besteht [1]. Es ist bisher nicht möglich, Partikelkollektive zu generieren, die aus jeweils elektrisch neutralen Partikeln bestehen. Bei der Neutralisierung elektrisch geladener Partikelkollektive hängt der Grad der Neutralisierung näherungsweise linear von der Anzahlkonzentration der mit dem Aerosol in Kontakt gebrachten Ionen sowie der Kontaktzeit ab. Im günstigsten Fall erfolgt die Neutralisation bis zum Gleichgewichtszustand, der Boltzmannverteilung. Bisher stellt die unzureichende Kenntnis der Partikelladung, beispielsweise bei der Prüfung von Filtermaterialien einen Unsicherheitsfaktor dar, weil der Ladungszustand der Partikel den Abscheidegrad maßgeblich beeinflusst. Wissenschaftliche Grundlagenuntersuchungen in Bezug auf Eigenschaften und Verhalten von Aerosolen lassen sich sehr gut an Tropfenketten durchführen. Diese stellen ein wohldefiniertes System mit monodispersem Tropfenspektrum und fester Austrittsfrequenz dar, das ein ideales Bindeglied zwischen dem isolierten Einzeltropfen und einem Spray darstellt. Zur Erzeugung von Tropfenketten werden Schwingblendengeneratoren eingesetzt. Dabei wird eine Flüssigkeit mit erhöhtem Druck durch eine kleine Blendenöffnung getrieben und 1 der austretende Strahl durch eine erzwungene Schwingung der Blende gleichmäßig aufgebrochen, so dass sich eine Tropfenkette bildet. Darüber hinaus können die Tropfen durch entsprechende Zuführung von Zusatzluft dispergiert werden. Bei Verwendung von Lösungen entstehen nach Verdunsten des Lösemittels feste Partikel. Das technische Einsatzgebiet der Schwingblendengeneratoren ist sehr begrenzt, da sich nur relativ geringe Partikelanzahlkonzentrationen erzeugen lassen. Grundsätzliches zur Tropfengenerierung mit einem Schwingblendengenerator und seinen Betriebseigenschaften wurde 1973 von Berglund und Liu veröffentlicht [2]. Sie nannten auch einen Wert für die elektrische Ladung von Partikeln, die mit einem Schwingblendengenerator erzeugt wurden. Die ermittelte Ladungszahl von im Mittel etwa 7300 Elementarladungen je Partikel gilt jedoch nur für die dort verwendete Substanz und die verwendeten Betriebsparameter. Während Berglund und Liu die Neutralisierung der dispergierten Tropfen mit einem radioaktiven Präparat untersuchten [2], wiesen Reischl et al. bereits 1977 auf die Möglichkeit hin, durch Anlegen eines elektrischen Feldes im Bereich der Blendenöffnung den Ladungszustand der generierten Tropfen zu beeinflussen [3]. Sie konnten für einen bestimmten Betriebspunkt des Schwingblendengenerators experimentell eine lineare Abhängigkeit der Partikelladung von der angelegten Spannung nachweisen und entwickelten ein einfaches physikalisches Modell zur Beschreibung der Tropfenladung als Funktion der elektrischen und geometrischen Randbedingungen. Dabei nahmen sie an, dass sich die Tropfenladung durch Addition einer durch den Sprühvorgang hervorgerufenen Ladung sowie der durch die angelegte Spannung influenzierten Ladung ergibt. Letztere wurde als direkt proportional zur angelegten Spannung und zur Länge des zusammenhängenden austretenden Flüssigkeitsstrahls bis zum Tropfenabriss angenommen, da diese die Lage des sich ablösenden Tropfens im elektrischen Feld bestimmt. Reischl et al. konnten die Strahllänge jedoch nicht messen und beschränkten ihre Versuche auf einen festen Betriebspunkt des Generators. 2 Es sind seitdem keine weitere Arbeiten bekannt geworden, die zusätzliche Erkenntnisse diesem Thema liefern. 1995 wurde eine Untersuchung von Vercoulen et al. [4] veröffentlicht, in der es um die Entwicklung einer induktiven Messsonde zur Bestimmung von Partikelladungen geht. Die Experimente wurden an Tropfenketten aus wässrigen Salzlösungen durchgeführt. Zur Kalibrierung der relativen Messsignale bezogen sie sich auf den von Berglund und Liu veröffentlichten Zahlenwert [2]. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, aufbauend auf den genannten Erkenntnissen ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Erzeugung elektrisch neutraler Tropfen oder von Tropfen mit definierter elektrischer Ladung möglich ist, wobei es insbesondere das Verhalten bei unterschiedlichen Betriebszuständen zu charakterisieren gilt. Dem experimentellen Teil der Arbeit wird ein theoretischer Teil vorangestellt, in dem anhand von Erkenntnissen aus der Literatur und eigenen Überlegungen und Berechnungen eine Charakterisierung von Tropfenketten und eine umfassende Beschreibung der Tropfeneigenschaften in Tropfenketten erfolgt. Der Darstellung der Tropfenentstehung folgt eine Betrachtung der Verdunstung und der Bewegung der Tropfen. Die Verdunstungskinetik und damit die Tropfengrößenentwicklung ist wichtig als Grundlage für die Betrachtung der Tropfenbewegung. Sie liefert auch die Basis für die Experimente zur Erzeugung von Aerosolen mit Feststoffpartikeln durch Verdunstung einer dispergierten Salzlösung, unter anderem bei der Auslegung der Trockenstrecke. Die Untersuchungen zur Tropfengeschwindigkeit und den Tropfenabständen dienen der Kenntnis über die Verweildauer der Tropfen innerhalb der bei den Experimenten mikroskopisch betrachteten Strecke, liefern die erforderlichen Daten für den konvektiven Stoff- und Wärmeübergang, zeigen die Grenzen der Anwendbarkeit von Tropfenketten auf und finden bei der Berechnung der Tropfenladung Verwendung. 3 Zur Durchführung der experimentellen Arbeiten wird ein modifizierter Schwingblendengenerator eingesetzt, bei dem durch Anbringen einer der Blende gegenüberliegenden Elektrode Tropfen mit definierter Ladung erzeugt werden sollen. Mittels Videomikroskopie wird die Strahllänge bestimmt und mit der gemessenen Tropfenladung korreliert. Zur Ladungsmessung werden zwei unterschiedliche experimentelle Methoden eingesetzt. In einer Anordnung wird die Ablenkung der Tropfen in einem Plattenkondensator untersucht. Die Beobachtung gibt Aufschluss über die Einheitlichkeit des Ladungszustands. Zur Berechnung der Tropfenladung aus der gemessenen Ablenkung im Kondensator sind eingehende Kenntnisse über den Zustand der Tropfenkette bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen, insbesondere Größe und Geschwindigkeit der Tropfen in Abhängigkeit von der zurückgelegten Wegstrecke erforderlich. Mit Kenntnis des Geschwindigkeitsverlaufs im Kondensator und der gemessenen Ablenkung kann die Tropfenladung bestimmt werden, sie wird jedoch von der am Kondensator angelegten Spannung beeinflusst. Daher werden die Tropfen in einem zweiten Experiment in einem Faraday-Cup aufgefangen, wobei die Tropfenladung aus dem abfließenden Strom bestimmt wird. Diese Methode liefert einen integralen Mittelwert der Tropfenladung. Im Fall einer einheitlichen Tropfenladung kann so auf den Ladungszustand der einzelnen Partikeln geschlossen werden. Besonders wichtig ist es, die Abhängigkeit der Tropfenladung von den Betriebsparametern (Blendengröße, Flüssigkeitsvolumenstrom, Anregungsfrequenz) des Generators zu bestimmen, da nur mit dieser Kenntnis ein praktischer Einsatz sinnvoll möglich ist. Insbesondere das Wissen um die empfindliche Abhängigkeit der Ladung von der Anregungsfrequenz stellt eine Erweiterung des bisherigen Kenntnisstands dar. Grundsätzlich neu an den in dieser Arbeit vorgestellten Experimenten ist auch, die Messung der Strahllänge in Abhängigkeit von Volumenstrom und Frequenz. Um dies zu ermöglichen, wird der Schwingblendengenerator so verändert, dass eine mikroskopische 4 Betrachtung des Flüssigkeitsaustritts an der Blende mit stroboskopischer Belichtung möglich wird. Die Untersuchungen am Schwingblendengenerator dienen als Grundlage für weitergehende Verfahrensentwicklungen mit Techniken, die höhere Partikelanzahlkonzentrationen ermöglichen. So finden Aerosolgeneratoren mit Zweistoffdüse weite Verwendung, insbesondere zur Erzeugung von Feststoffpartikeln durch Zerstäuben von Salzlösungen, beispielsweise bei der Partikelgeneration für Filterprüfungen. Abweichende elektrostatische Eigenschaften der Partikeln führen zu einem unterschiedlichen Abscheideverhalten, so dass ein undefinierter Ladungszustand eines Testaerosols eine Unsicherheit für die erzielten Ergebnisse bedeutet. Die mit dieser Arbeit angestrebte Einstellung des Ladungszustands der Partikel würde eine deutliche Verbesserung der Reproduzierbarkeit von Messungen des Filterwirkungsgrades ermöglichen. Abschließend werden deshalb erste Versuche zur Übertragung der gewonnen Erkenntnisse auf die Verhältnisse an einer Zweistoffdüse durchgeführt, so dass Aussagen über die technische Umsetzung und Verwertbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse getroffen werden können. 5 2 Tropfendynamik 2.1 Erzeugung und Merkmale von Tropfenketten Eine Tropfenkette besteht aus einer Vielzahl in einer Linie dicht hintereinander folgender Tropfen. Idealerweise handelt es sich um eine monodisperse, äquidistante Tropfenkette. Das heißt, die Tropfen besitzen alle die gleich Größe und den gleichen Abstand voneinander. Zur Beschreibung der Kinetik verdunstender Tropfen in einer Tropfenkette sind folgende grundlegende Eigenschaften hervorzuheben. · Die Tropfen besitzen eine relativ hohe Austrittsgeschwindigkeit aus dem Schwingblendengenerator (10 - 20 m/s). · Sie folgen in sehr dichten Abständen aufeinander. · Sie werden aufgrund der Luftreibung abgebremst. · Durch Verdunstung verlieren die Tropfen an Masse und Volumen. · Die Verdunstung wird durch die dichte Aufeinanderfolge der Tropfen behindert. Dadurch unterscheidet sich dieser Vorgang von der Bewegung starrer Körper konstanter Abmessung aber auch von dem Verhalten verdunstender Einzeltropfen. 2.1.1 Aufbau und Funktionsweise des Schwingblendenaerosolgenerators Zur Erzeugung einer monodispersen, äquidistanten Tropfenketten eignet sich ein Schwingblendengenerator (Abb. 2.1) [2], [5]. Dabei wird eine Flüssigkeit mit erhöhtem Druck durch eine kleine Blendenöffnung getrieben und der austretende Strahl durch eine erzwungene Schwingung gleichmäßig aufgebrochen. Die Schwingung wird durch eine mittels Frequenzgenerator angeregte Piezokeramik erzeugt. 6 Signaleingang Lösungszufuhr D0 Schwingende Blende Einschnürung l Piezokeramik Tropfenkette DP Abb. 2.1: Skizze eines Schwingblendengenerators Die periodische Störung des Strahls führt zum Tropfenabriss, wenn die Amplitude ausreichend groß ist und die Frequenz bzw. Wellenlänge eine Einschnürung des Strahls verursacht, die zu einer Oberflächenverkleinerung führt. Ist die Wellenlänge zu klein, würde eine Einschnürung zu einer Oberflächenvergrößerung führen und ist damit nicht stabil. Der Generator bestehend aus Schwingblendenkopf (siehe Abb. 2.2), Frequenzgenerator und Druckvorlagebehälter mit Membranfilter ist in VDI 3491 Blatt 13 beschrieben. Abweichend von der dort genannten Methode zur Flüssigkeitsaufgabe mittels mechanischer Dosierspritze, bei der es durch die Kolbenreibung zu kleinen Schwankungen des Volumenstroms kommt, wird gemäß einer Empfehlung von Lin und Campillo [6] der Flüssigkeitsstrom durch einen von außen aufgeprägten konstanten Gasdruck eingestellt. Die Anregung des Piezokristalls mit einem Rechtecksignal anstelle eines Sinussignals bewirkt ein schärferes Trennen des austretenden Strahls. 7 Abb. 2.2: Schwingblendengenerator mit Dispergierkappe Abb. 2.3: Schwingblendengenerator mit innen liegender Piezokeramik Die Piezokeramik, mit der die Anregung des Flüssigkeitsstrahls und der gewünschte Strahlzerfall bewirkt werden, kann auch weiter innen liegend angebracht werden (Abb. 2.3). Gegenüber der ursprünglichen Anordnung bietet das den Vorteil, dass im Bereich um den Strahlaustritt mehr Raum für Beobachtungsinstrumente vorhanden ist. Dies ist unter anderem wichtig bei der mikroskopischen Beobachtung der Tropfenentstehung. In anderen Anwendungen steht der Vorteil einer besseren Umströmung des Blendenkopfes im Vordergrund. Die Schwingung der Piezokeramik ruft eine Schallwelle hervor, die sich auf den Flüssigkeitsstrahl überträgt. Wesentlich für die Einschnürung des Flüssigkeitsstrahls, die zur gleichmäßigen Tropfenbildung führt, ist die dadurch bewirkte Druckschwankung und die damit verbundene periodische Geschwindigkeitsänderung der Flüssigkeitssäule im Blendenaustritt. 2.1.2 Beobachtungsmethode Wesentliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Tropfenentstehung und Tropfenladung lassen sich durch mikroskopische Beobachtung des austretenden Flüssigkeitsstrahls gewinnen. Wie in anderen Arbeiten bereits erwähnt, eignen sich fotografische oder holografische Methoden 8 aufgrund mangelnden Auflösungsvermögens jedoch nicht zur Bestimmung der Radienabnahme in der Tropfenkette (z. B. [6]). In der hier vorliegenden Arbeit wird durch Videomikroskopie und Mikrofotografie der Abrissort der Tropfen bestimmt und die Ausbildung von Satellitentropfen untersucht. Die gemessene Strahllänge – der Länge des austretenden Flüssigkeitsstrahls von der Blendenöffnung bis zum Ort des Tropfenabrisses – lässt sich mit der gemessenen Tropfenladung korrelieren. Ebenso wird die Auslenkung der Tropfenkette im Plattenkondensator mittels Videomikroskopie quantitativ untersucht. Die Anordnung von Aerosolgenerator und optischen Komponenten, bei der die Tropfenkette unter dem Objektiv des Mikroskops (Olympus BH-2-UMA) durchgeführt wird und die eine Positionierung der Blende relativ zum Objektiv ermöglicht, ist in Abb. 2.4 zu sehen. Um den Austritt des Flüssigkeitsstrahls aus der Blende beobachten zu können wird ein gemäß Abb. 2.3 gestalteter Schwingblendenkopf verwendet und ein Objektiv mit großem Arbeitsabstand (Olympus LMPLFL20x/0.40 mit 12 mm Arbeitsabstand). Dadurch kann der Schwingblendenkopf so weit unter das Objektiv gefahren werden, dass der Flüssigkeitsstrahl am Blendenaustritt in der Brennebene liegt (Abb. 2.5). Die Bilderfassung erfolgt durch eine auf das Lichtmikroskop aufgesetzte CCDKamera. Zur stroboskopischen Belichtung wird eine lichtstarke Leuchtdiode verwendet, die mit gleicher Frequenz wie der Tropfengenerator betrieben wird. Problematisch bei der stroboskopischen Belichtung ist einerseits, dass die Lichtstärke bei Verkürzung der Impulsdauer stark abnimmt, und andererseits, dass kleine örtliche Schwankungen der Tropfenkette zu unscharfen stehenden Bildern führen, was die Größenanalyse erschwert. Im Fall homogener Tropfenketten bietet diese Methode jedoch eindeutige Vorteile gegenüber der nachfolgend beschriebenen Einzelbildmethode, da die Tropfenkette über einen längeren Zeitraum kontinuierlich beobachtet 9 werden können und die Phasenverschiebung des Beobachtungszeitpunktes gegenüber der Anregungsfrequenz mit einem entsprechenden Phasenschieber eingestellt werden kann. Abb. 2.4: Skizze des Versuchsstands zur Videomikroskopie Abb. 2.5: Mikroskopische Beobachtung des stroboskopischer Belichtung (lichtstarke Diode) 10 Strahlaustritts mit Der Einsatz einer Funkenentladungs-Blitzlampe (Nanolite, HSPS High-Speed Photo-Systeme, Wedel) ermöglicht durch eine äußerst kurze Belichtungszeit (20 ns) bei ausreichender Lichtstärke die Aufnahme einzelner Tropfen der Tropfenkette als Momentaufnahme. Ein Vorteil der Fotografie einzelner Partikel im Gegensatz zum stehenden Bild liegt darin, dass keine Überlagerung der Bilder mehrerer aufeinander folgender Partikeln stattfindet. Dies ist bei der Untersuchung ungleichmäßig geformter Partikel wichtig, da nur so eindeutige Aussagen über die Partikelform möglich werden. Der gesamte Versuchsaufbau ist auf einem schwingungsgedämpften Labortisch aufgebaut. Zur Positionierung des Blendenkopfes kommt ein separater in drei Achsen motorisch positionierbarer Scanningtisch zum Einsatz. Anhand der Schrittweite des Scanningtisches und der Fluggeschwindigkeit der Tropfen lässt sich eine zeitliche Auflösung in der Größenordnung von unter 100 µs bestimmen. Die von der CCD-Kamera aufgenommenen digitalen Bilder werden entweder direkt am Monitor ausgewertet oder mit einem üblichen Bildauswerteprogramm (ImageTool, The University of Texas Health Science Center, San Antonio) analysiert. Dazu werden die Bilder zunächst in Graustufen, dann als Binärdatei umgewandelt, anschließend eine Randerkennung vorgenommen und die Objekte vermessen. Die Skalierung auf Längeneinheiten erfolgt durch Aufnahme und Vermessung eines Referenzbildes mit den jeweils verwendeten Vergrößerungen. 2.1.3 Strahleinschnürung und Tropfenabriss Der austretende Strahl wird durch die Schwingung des Generatorkopfes periodisch eingeschnürt, bis die Oberfläche zwischen den Verdickungen des Strahls sich schließt und einen neu gebildeten Tropfen abschnürt. Der Ort der Tropfenabtrennung ist abhängig von der Anregungsfrequenz, der Amplitude der Schwingung und der Austrittsgeschwindigkeit des Strahls. 11 Bereits im 19. Jahrhundert wurden intensive Untersuchungen an Tropfenketten durchgeführt. Plateau und Lord Rayleigh beobachteten den Zerfall von aus einem Behälter austretenden Wasserstrahlen. Rayleigh verwendete dazu unter anderem eine stroboskopische Beleuchtung und betrachtete die dabei entstehenden stehenden Bilder. Die meisten aktuellen Veröffentlichungen über den Strahlzerfall zitieren die Beobachtungen und die mathematischen Beschreibungen Rayleighs, die er in den Proceedings of the Royal Society of London veröffentlichte [8, 9]. Einen umfassenden Überblick über den Stand der Forschung in Bezug auf Strahlzerfall und Tropfenbildung findet man bei Eggers [10]. Ausgehend von einem zylinderförmigen Strahl, der mit einer äußeren Störung beaufschlagt wird, werden Veränderungen der Strahloberfläche beobachtet, die je nach Eigenschaften der Störung zu Einschnürungen bis zur Bildung einzelner Tropfen führen. Wesentlich für die Strahlstabilität ist dabei, ob die Veränderung der Oberfläche zu einer Oberflächenverkleinerung oder -vergrößerung führt. Es kann beobachtet werden, dass der Strahl eine gewisse Wegstrecke mit nur geringer Einschnürung zurücklegt und die periodischen Einschnürungen mit wachsendem Abstand von der Blende ausgeprägter sind bis hin zur vollständigen Zerteilung des Strahls wie in Abb. 2.6 anhand eigener Aufnahmen dargestellt. Abb. 2.6: Kombination von 4 Aufnahmen an verschiedenen Positionen der Tropfenkette (nicht zeitgleich aufgenommen) Folgende Faktoren üben Einfluss auf die Tropfenbildung aus: 12 1. der Durchmesser der Blendenöffnung 2. der Vordruck 3. die Anregungsfrequenz der Piezokeramik 4. die Amplitude der an der Piezokeramik angelegten Wechselspannung. Durch Variation der Parameter Blendendurchmesser und Vordruck kann der Volumenstrom auf einen gewünschten Wert eingestellt werden. Dabei muss ein Mindestdruck aufgebracht werden, um die Oberflächenspannung der eingesetzten Flüssigkeit zu überwinden. Daraus ergibt sich eine Mindestaustrittsgeschwindigkeit, die von der eingesetzten Flüssigkeit und dem Blendendurchmesser abhängt. v min = 8s rd Bl Gl. 2-1 Der Einfluss der Frequenz auf den Strahlzerfall wird in Abb. 2.8 deutlich. Dargestellt sind Fotos des aus der Blende austretenden Flüssigkeitsstrahls bzw. der entstehenden Tropfenkette bei Variation der Anregungsfrequenz f und sonst gleichen Parametern. Während bei einer Frequenz von 120 kHz kaum eine Abweichung des Strahls von der Zylinderform zu erkennen ist, sind bei 150 kHz an gleicher Position bereits separate Tropfen sichtbar. Auch ist in der dargestellten Bildreihe das Auftreten und Verschwinden von Satellitentropfen gut sichtbar. Nach Rayleigh [8] ist die optimale Wellenlänge diejenige, bei der die auf den Strahl aufgeprägt Störung sich am besten fortpflanzt. Aus der Theorie der linearen Stabilität bei kleinen Störungen lässt sich die optimale Wellenlänge zu lopt = 4,508 dBl ermitteln. Die minimale Wellenlänge stellt die Grenze zu dem Wellenlängenbereich dar, bei dem eine Einschnürung zu einer Oberflächenvergrößerung führen würde. Störungen durch kleinere Wellenlängen (bzw. größeren Frequenzen) sind nicht stabil. Nach Plateau ist dies 13 lmin = p dBl. Schneider und Hendricks ermittelten einen nutzbaren Wellenlängenbereich von 3,5 < l/dBl < 7 [5]. Des weiteren spielt die Amplitude der angelegten Wechselspannung eine wichtige Rolle bei der Tropfenentstehung, denn die Auslenkung der Piezokeramik ist von der Spannung abhängig. Bei zu geringer Spannung wird der austretende Flüssigkeitsstrahl nicht stark genug gestört, um zu einer Einschnürung und zu einem Tropfenabriss zu führen (Abb. 2.7). DBl = 20 µm, p = 3 bar, Abstand von der Blende x = 1 mm f = 150 kHz; l/dBl = 6,7; U = 10 V f = 150 kHz; l/dBl = 6,7: U = 5 V f = 150 kHz; l/dBl = 6,7; U = 2,5 V f = 150 kHz; l/dBl = 6,7; U = 1 V Abb. 2.7: Unterschiedliche Einschnürung des Flüssigkeitsstahls bei Variation der Anregungsamplitude (Spannungsamplitude U an der Piezokeramik) 14 DBl = 20 µm, p = 3 bar, v = 20 m/s, U = 10 V, Abstand von der Blende x = 1 mm f = 120 kHz f = 200 kHz l/dBl = 8,3 l/dBl = 5,0 f = 150 kHz f = 230 kHz l/dBl = 6,7 l/dBl = 4,3 f = 160 kHz f = 240 kHz l/dBl = 6,3 l/dBl = 4,2 f = 170 kHz f = 250 kHz l/dBl = 5,9 l/dBl = 4,0 f = 180 kHz f = 260 kHz l/dBl = 5,6 l/dBl = 3,8 Abb. 2.8: Flüssigkeitsstahl und Tropfenentstehung bei Variation der Anregungsfrequenz 15 2.1.4 Tropfengrößen Die mit einem Schwingblendengenerator erzeugbaren Tropfengrößen sind von der Blendengröße, dem Flüssigkeitsvolumenstrom und der Frequenz abhängig. Da (innerhalb eines bestimmten Frequenzbereichs) bei jeder Schwingung der Piezokeramik genau ein Tropfen entsteht, ist die Tropfenfrequenz gleich der Anregungsfrequenz. Tropfengröße und Tropfenabstand lassen sich daher durch die Auswahl der Frequenz steuern. Ein Vergleich zwischen Strahlabmessung und Tropfenvolumen führt zu folgender Beziehung zwischen dem Tropfendurchmesser dTr und dem Volumenstrom V&sowie der Frequenz f d Tr = 3 6 V& p f Gl. 2-2 oder unabhängig von Volumenstrom und Frequenz als Funktion der Wellenlänge und des Blendendurchmessers d Tr = 3 3 2 ld Bl . 2 Gl. 2-3 120 l min 100 l opt DTr / µm 80 lmax 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 DBl / µm Abb. 2.9: Tropfendurchmesser (DTr) in Abhängigkeit vom Blendendurchmesser (DBl) und der Wellenlänge l der Anregungsfrequenz 16 In Abb. 2.9 ist der Tropfendurchmesser in Abhängigkeit vom Blendendurchmesser mit der Wellenlänge als Parameter aufgetragen. Der Bereich zwischen lmin und lmax ist der nutzbare Wellenlängebereich. Dabei stellt lopt die optimale Wellenlänge für den Rayleighschen Strahlzerfall dar. In dieser Arbeit werden die im Diagramm eingetragenen Blendendurchmesser verwendet. 2.1.5 Austrittsgeschwindigkeit und Volumenstrom Durch Sammlung der Tropfen in einem Auffanggefäß wird das Flüssigkeitsvolumen in einem Zeitintervall und damit der Volumenstrom bestimmt. Eine Division des Volumenstroms durch die Fläche der Blendenöffnung ergibt die Austrittsgeschwindigkeit. Ergebnisse für Wasser bei einem Blendendurchmesser von 40 µm sind in Abb. 2.11 mit kreisförmigen Symbolen dargestellt. Der Kurvenverlauf gibt die Abhängigkeit der Austrittsgeschwindigkeit vom Druck p wieder, der auf die Flüssigkeitsoberfläche des Vorratsbehälters aufgebracht wird. Die Austrittsgeschwindigkeit kann auch anhand der Einschnürung des austretenden Flüssigkeitsstrahls bestimmt werden (Abb. 2.10). Die Einschnürung des Strahls hinter der Blendenöffnung wird anhand der Momentaufnahmen vermessen. Die Wellenlänge der Strahldeformation ist das Produkt aus der Anregungsfrequenz der Blende und der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle. Näherungsweise wird die Austrittsgeschwindigkeit des Flüssigkeitsstrahls mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Oberflächenwelle gleichgesetzt. Da die Frequenz vorgegeben wird, kann die Geschwindigkeit ermittelt werden. Der austretende Volumenstrom ist das Produkt aus Geschwindigkeit und Querschnittsfläche der Blendenöffnung. Die bei einem Blendendurchmesser von 40 µm und zwei unterschiedlichen Anregungsfrequenzen ermittelten Werte sind ebenfalls in Abb. 2.11 dargestellt, wobei sich die Unabhängigkeit von der Frequenz bestätigt. Die Ergebnisse liegen etwas höher (10-12%) als die durch die Massen- bzw. Volumenmessung bestimmten Daten. Die Diskrepanz zwischen den beiden Kurven kann durch 17 Spritz- und Verdunstungsverluste beim Auffangen der Flüssigkeit sowie Ungenauigkeiten bei der Bestimmung der Wellenlänge erklärt werden. Zusätzlich ist zum Vergleich die theoretische Austrittsgeschwindigkeit eingetragen, die sich aus dem Ansatz von Bernoulli für reibungsfreie Strömung ergibt. Erwartungsgemäß ergibt dieser Ansatz bei gleichem Verlauf jeweils höhere Werte. Abb. 2.10: Bestimmung der Wellenlänge bei zwei unterschiedlichen Anregungsfrequenzen und sonst gleichen Parametern DBl = 40 µm 30 25 v / m/s 20 15 Messung 90 kHz 10 Messung 150 kHz aus Massendifferenzen 5 nach Bernoulli 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 p / bar Abb. 2.11: Durch unterschiedliche Methoden bestimmte Austrittsgeschwindigkeit (v) in Abhängigkeit vom Blendenvordruck p bei einem Blendendurchmesser von 40 µm 18 2.2 Verdunstung von Tropfen In der Literatur finden sich bereits mehrere Studien zur Verdunstung von Tropfen, wobei Untersuchungen an levitierten Einzeltropfen durchgeführt wurden und Konvektion und Tropfen-Tropfen-Wechselwirkung prinzipbedingt unberücksichtigt blieben. Es wurden Experimente mit unterschiedlichen Einstoffsystemen, binäre Tropfen und Multikomponententropfen durchgeführt (z. B. [11] - [13]). Lediglich für relativ große Tropfendurchmesser von ca. 2 mm haben Seaver et al. [14] durch Anströmen des levitierten Tropfens den Einfluss der Konvektion experimentell untersucht. Zur Berechnung der Verdunstungskinetik isolierter Einzeltropfen aus einer oder zwei Komponenten sind verschiedene Modelle aufgestellt worden, mit denen der Stofftransport beschrieben werden kann. Prinzipiell basieren diese Modelle alle auf den Grundgleichungen der Massen- und Energieerhaltung, wobei unterschiedliche vereinfachende Annahmen zugrunde liegen. Im stationären, isothermen Fall lässt sich die zeitliche Änderung des Radius eines verdunstenden homogenen Tropfens durch einen linearen Verlauf des Radienquadrats über der Zeit darstellen. Im Bereich kleiner Tropfen mit einem Durchmesser unter etwa 0,1 µm wird die Verdunstung zusätzlich durch den Kelvin-Effekt beschleunigt. Wenn bei hoher Verdunstungsrate die für den Phasenwechsel aufzubringende Energie zu einer signifikanten Abkühlung des Tropfens führt, können isotherme Verhältnisse nicht mehr vorausgesetzt werden und die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte ist zu berücksichtigen. Kulmala und Vesala [15] haben ein erweitertes Einzeltropfenmodell aufgestellt und am Beispiel kondensierender Wassertropfen gezeigt, welchen Einfluss die temperaturabhängigen Diffusionskoeffizienten hat, Berücksichtigung sowie den eines jeweiligen Einfluss von Stefan-Fluss, Thermodiffusion und Dufour-Effekt auf den berechneten Massenstrom untersucht. Sie haben festgestellt, dass bei einer Temperaturdifferenz zwischen Tropfenoberfläche und umgebendem Fluid von mehr als 20 K die Temperaturabhängigkeit des Diffusionskoeffizienten einen deutlichen Einfluss auf die Kinetik ausübt. 19 Schirrmann und Brauer [16] haben einen Überblick über die verschiedenen Ansätze zur Beschreibung der stationären und instationären Verdunstung eines Reinstofftropfens und der Diffusion eines binären Gemischs aus einer Kugel mit konstantem Volumen gegeben und dann ein Modell zur Beschreibung der instationären Verdunstung eines binären Tropfens unter Berücksichtigung des inneren Stofftransportwiderstandes entwickelt. Dabei haben sie ein einzelnes Partikel in unendlich ausgedehnter, kontinuierlicher Umgebung betrachtet, die als ruhend angenommen wurde. Wie Devarakonda et al. [17] zeigen konnten, wird in einer Tropfenkette die Verdunstungsrate der Flüssigkeitstropfen durch den geringen Abstand der Tropfen und die damit verbundene gegenseitige Beeinflussung deutlich verringert. Die Autoren wiesen dieses Phänomen am Beispiel Ethanol durch elastische Lichtstreuung und Raman-Streuung an einer Tropfenkette, die durch einen Schwingblendengenerator mit 10 µm Blendendurchmesser erzeugt wurde, experimentell nach. Die im Versuch bestimmte Verdunstungsrate betrug nur etwa 35 % des Wertes, der für isolierte Einzeltropfen berechnet wurde. Eine theoretische Beschreibung der Wechselwirkungen in der Tropfenkette wurde nicht vorgenommen. Anders [7] betrachtete die instationäre Verdunstung in der Tropfenkette ebenfalls für eine reine Komponente (Ethanol bzw. Propanol-2). Er verwendete laserspektroskopische Methoden zur Bestimmung der Tropfengröße und -geschwindigkeit und modellierte den Prozess unter Berücksichtigung der konvektiven Anteile für Wärme- und Stoffübergang. Wechselwirkungen zwischen den Tropfen berücksichtigte er in seinem Modell nicht. Abweichungen zwischen Rechenergebnissen und experimentell ermittelten Daten, die er auf diesen Effekt zurückführt, machen sich hauptsächlich in der Anfangsphase des Prozesses bemerkbar. Moritz [18], [19] berichtet über ramanspektroskopische Messungen der Desorption von Acetylen aus Acetontropfen und der Absorption von Schwefeldioxid in Wassertropfen, wobei erstmals die Gaskonzentration 20 zwischen Tropfen einer Tropfenkette gemessen wurde. Die lokale Sättigung der Tropfenzwischenräume und der Umgebung der Tropfenkette führt zu einer verminderten Verdunstungsrate gegenüber Einzeltropfen oder Aerosolen mit deutlich größerem Tropfenabstand. Im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchungen werden die folgenden Betrachtungen in Bezug auf die Tropfenverdunstung angestellt. - Vergleich der isothermen und nicht-isothermen Verdunstungs- berechnung und ihre Anwendbarkeit auf die Verhältnisse in der Tropfenkette - Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Nachbartropfen in der Tropfenkette und Möglichkeiten der Modellbildung - Verdunstung von Tropfen aus Salzlösungen und Bildung von Feststoffpartikeln durch Trocknung Die Bedeutung dieser Themen liegt in erster Linie im Bereich der Generierung von Feststoffpartikeln, hier vor allem bei der Auslegung der erforderlichen Trockenstrecke. Darüber hinaus können grundsätzliche Aussagen zur Bedeutung der Tropfenverdunstung auf die Tropfendynamik gewonnen werden. 2.2.1 Isotherme und nicht isotherme Verdunstung von Einzeltropfen Eine isotherme Verdunstung stellt dann eine gute Näherung dar, wenn der für den Phasenwechsel benötigte Wärmestrom so gering ist, dass keine signifikante Temperaturabsenkung des Tropfens und der näheren Umgebung erfolgt. Die zeitliche Veränderung des Partikeldurchmessers wird durch die bekannte Gleichung beschrieben, die aus dem 1. Fickschen Gesetz hergeleitet wird [1]. d( d P ) 4 D AB M m = dt Rr P d P æ pu p d ,P çç TP è Tu 21 ö ÷÷ ø Gl. 2-4 Wenn die einzusetzenden Stoffwerte und Umgebungsbedingungen konstant bleiben, ergibt sich ein linearer Verlauf des Durchmesserquadrats. d P2 = d P2 ,0 - 8D AB M m Rr P æ pd ,P pu ö çç ÷ × (t - t 0 ) Tu ÷ø è TP Gl. 2-5 Der zeitliche Verlauf des Tropfenradius ist als Radienquadrat über der Zeit für einen verdunstenden Wassertropfen in Abb. 2.12 dargestellt. Die Abhängigkeit vom Umgebungspartialdruck zeigt sich in der Steigung der entsprechenden Geraden. Wassertropfen, r0=15 µm 250 200 r² / µm² phi = 0,9 phi = 0,60 150 phi = 0,40 100 phi = 0,20 phi = 0 50 0 0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 t/s Abb. 2.12: Stationäre Tropfenverdunstung: Zeitliche Radienabnahme eines Wassertropfens bei Variation der Umgebungsfeuchte Eine größere Verdunstungsrate führt zu einer Temperaturabsenkung des Tropfens, die dann den Dampfdruck an der Tropfenoberfläche herabsetzt und so zu einer Verringerung der Verdunstungsrate führt. Ein stationäres Gleichgewicht ergibt sich, wenn die aus der Umgebung zugeführte Wärme gleich der für die Verdunstung benötigten Wärmemenge ist (Kühlgrenztemperatur). Die Differenz der Temperatur des abgekühlten Tropfens gegenüber der Umgebungstemperatur hängt von der Umgebungstemperatur und dem Sättigungszustand der Umgebung ab. Für Wassertropfen ist dieser Zusammenhang in Abb. 2.13 dargestellt. Die Lebensdauer des Tropfens wird durch die Temperaturabsenkung verlängert. 22 15 10 (Td - Tu) / K 5 0 TU in °C -5 0 -10 10 -15 20 -20 30 -25 40 -30 0 0,5 1 1,5 2 SR Abb. 2.13: Temperaturabsenkung verdunstender Wassertropfen in Abhängigkeit von Temperatur und Wasserdampfsättigung der Umgebung In Bezug auf Verhältnisse in einer Tropfenkette ist nicht nur die stationäre Verdunstung nach Erreichen der Kühlgrenztemperatur sondern insbesondere der instationäre Anfangszustand von Bedeutung. Die zur Beobachtung der Tropfen in der Tropfenkette zur Verfügung stehende Zeit beträgt etwa 10 ms. Wie in Abb. 2.14 gezeigt wird, kühlt sich während dieser Zeit ein verdunstender Wassertropfen bis auf die Kühlgrenztemperatur ab. In diesem Beispiel wurde mit einer geringen Umgebungsfeuchte (Fu = 0,02) gerechnet. 23 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 0,006 0,007 0,008 0,009 0,01 20,00 291 18,00 289 16,00 287 14,00 285 12,00 283 10,00 281 T / °C T/K 0 293 8,00 Tu=308K Tu=303K Tu=298K Tu=293K Tu=288K 279 277 275 6,00 4,00 2,00 273 0 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 0,006 0,007 0,008 0,009 0,00 0,01 t/s Abb. 2.14: Zeitlicher Verlauf der mittleren Temperatur eines verdunstenden Wassertropfens bei unterschiedlicher Umgebungstemperatur (fu=0,02) 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 0,006 0,007 0,008 0,009 0,01 10 9,9 9,9 9,8 9,8 Tu=308K Tu=303K Tu=298K Tu=293K Tu=288K 9,7 9,7 9,6 0 0,001 0,002 r / µm r / µm 0 10 0,003 0,004 0,005 0,006 0,007 0,008 0,009 9,6 0,01 t/s Abb. 2.15: Radienabnahme eines verdunstenden Wassertropfens bei unterschiedlicher Umgebungstemperatur In Abb. 2.15 ist die Radienabnahme eines verdunstenden Wassertropfens bei Berücksichtigung der instationären Temperaturabsenkung (Abb. 2.14) und damit verbundenen Absenkung des Dampfdrucks dargestellt. Während der 24 ersten 10 ms nimmt der Radius eines Tropfens mit einem Anfangsdurchmesser von 10 µm nur um ca. 2 % ab. Der Einfluss der Umgebungstemperatur als Parameter der Kurvenschar ist ersichtlich. Die Temperaturabsenkung und damit verbundene Erniedrigung des Dampfdrucks führt zu einer deutlichen Reduktion der Verdunstungsrate. Um die gekoppelte Wärme- und Stoffbilanz zeitgleich auszuwerten, wird ein numerisches Berechnungsverfahren eingesetzt, wobei die Masseänderung und die Temperaturänderung des Tropfens nach diskreten Zeitintervallen Dt ermittelt werden. Die zur Berechnung erforderlichen Stoffwerte können für jeden neuen Zeitschritt mit der aktuellen Temperatur ermittelt werden. 2.2.2 Stoffbilanz Die zeitliche Entwicklung des Tropfenradius kann als Funktion des Radienquadrats folgendermaßen dargestellt werden: Dg M A p s (T ) ¶r 2 = Sh (1 - j u ) ¶t r Tr RTTr Gl. 2-6 Die Lösung dieser Differentialgleichung erfolgt numerisch mittels Differenzenverfahren oder Runge-Kutta-Verfahren, wobei nach jeweils einem Zeitintervall Dt die Änderung des Radienquadrats Dr², die Massendifferenz Dm sowie die Temperaturänderung DT bestimmt werden. Durch Umformen erhält man die im Zeitschritt Dt erfolgte Radienänderung Dr ² = Sh Dg M A p s (T ) r Tr RTTr (1 - j u )Dt Gl. 2-7 und die dadurch bewirkte Verminderung der Tropfenmasse DmTr = r Tr A Dr = rTr 4p r ² Sh Dg M A ps (T ) (1 - j u )Dt . rTr RTTr 25 Gl. 2-8 Die Sherwoodzahl Sh wird anhand einer empirischen Formel für den Stoffübergang an einer Kugel [20] berechnet. Sh = 2 + Shl2 + Sht2 Gl. 2-9 Shl = 0,644 Re 3 Sc Gl. 2-10 0,037 Re 0,8 Sc . 1 + 2,443 Re -0,1 ( Sc 2 / 3 - 1) Gl. 2-11 Dabei sind und Sht = In dem Fall, dass nicht eine reine Flüssigkeit sondern eine Salzlösung verdunstet, ist für die durch den Salzanteil hervorgerufene Dampfdruckabsenkung eine Korrektur vorzunehmen. Dies geschieht durch einen korrigierten Dampfdruck. Da bei Salzlösungen kein ideales System (ideale Gasphase und ideale Lösung in der Flüssigkeit) angenommen werden kann, läßt sich die Korrektur nicht mit dem einfachen Ansatz nach Raoult bestimmen. Statt dessen wird folgender Ansatz [1] gewählt æ 6im Salz M Salz p s = p s , 0 ç1 + ç M H 2O r H 2O p d P3 è ö ÷ ÷ ø -1 , Gl. 2-12 in dem M für die molare Masse des gelösten Salzes und des Lösemittels steht und i für die Anzahl der Ionen, die bei der Dissoziation aus jedem Salzmolekül entstehen (z.B. 2 bei NaCl oder KCl). Für Partikeldurchmesser unter 1 µm wird der Dampfdruck außerdem entsprechend der Fuchs-Korrektur und unterhalb von 0,1 µm zusätzlich entsprechend der Kelvin-Korrektur angepasst. Beide Korrekturen führen zu einer Dampfdruckerhöhung, die der Dampfdruckerniedrigung durch gelöste Salze entgegenwirkt. 26 2.2.3 Wärmebilanz Die vom Tropfen auf die Umgebung übergehende Wärmemenge setzt sich aus dem konvektiven Wärmeübergang und dem Wärmeübergang durch Leitung zusammen. Beide Anteile werden mit der mittleren Nusseltzahl berücksichtigt. Der Strahlungsanteil kann hier vernachlässigt werden. Darüber hinaus wird dem Tropfen durch Verdunstung Wärme entzogen. q&= q&K + q&V Gl. 2-13 Dabei ist q&V der zur Verdunstung des in die Dampfphase übergehenden Massenstroms erforderliche Wärmemenge. q&V = m&Tr DhV Gl. 2-14 und q&K der durch Konvektion hervorgerufene Wärmestrom. q&K = a A (Tu - TTr ) mit a = Nu l 2r Gl. 2-15 Dabei wird die Nusseltzahl anhand empirischer Formeln bestimmt [20]. Nu = 2 + Nu l2 + Nu t2 Gl. 2-16 Nu l = 0,644 Re 3 Pr Gl. 2-17 0,037 Re 0,8 Pr Nu t = . 1 + 2,443 Re - 0,1 (Pr 2 / 3 - 1) Gl. 2-18 und Die im Zeitschritt Dt übertragene Wärmemenge ist entsprechend Dq = a A (Tu - TTr )Dt + DmTr DhV . Gl. 2-19 Die Temperaturänderung des Tropfens aufgrund des Wärmeübergangs lässt sich daraus zu 27 DTTr = ermitteln, wobei dieser Dq mTr c p Ausdruck in Gl. 2-20 guter Näherung mit konstanter Tropfenmasse im Zeitintervall Dt berechnet wird. 2.2.4 Verdunstung in der Tropfenkette Durch die Wechselwirkungen in der Tropfenkette wird die Verdunstung verzögert. Bei Umgebungstemperatur findet innerhalb der Kohärenzlänge quasi keine Radienabnahme statt. 1. Die lokale Sättigung in unmittelbarer Umgebung der Tropfenkette führt zu einer Absenkung der Verdunstungsrate auf bis zu 1/10 der Verdunstungsrate eines isolierten Einzeltropfens. 2. Flüssigkeitstropfen mit einem hohen Dampfdruck verlieren in den ersten Mikrosekunden so viel Wärme, dass ihre Verdunstung bei Kühlgrenztemperatur auf niedrigem Niveau stagniert. Eine signifikante Verdunstungsrate in einer Tropfenkette kann durch eine ausreichend hohe Wärmezufuhr erreicht werden. Dies wurde beispielsweise von Anders et al. [21] experimentell durchgeführt. Ziel war die Untersuchung brennender Tropfen, wobei als Voruntersuchung die Verdunstung bei Siedetemperatur ohne chemische Reaktion betrachtet wurde. In Tropfenkollektiven beeinflussen sich die Tropfen gegenseitig. So kann in Tropfenschwärmen die Umgebung durch den verdunstenden Dampfmassenstrom so angereichert werden, dass eine Betrachtung als isolierte Einzeltropfen nicht mehr zulässig ist. Insbesondere bei dicht benachbarte Tropfen ist die Wechselwirkung von großer Bedeutung. Bei Tropfenketten folgen die Tropfen zwar nur in einer Linie aufeinander, jedoch sind die Abstände zwischen den Tropfen so gering, dass eine gegenseitige Behinderung der Verdunstung durch benachbarte Tropfen berücksichtigt werden muss. Aufgrund der stets gleichen Flugbahn erfolgt mit der Zeit eine Anreicherung der Umgebung im Nahbereich 28 der Tropfenkette, sofern nicht durch eine entsprechende Gasströmungsführung die Dampfatmosphäre stetig abgeführt werden kann. Da die Tropfen so dicht aufeinanderfolgen, kann die Verdunstung näherungsweise unter der Annahme berechnet werden, dass die Tropfenzwischenräume dampfgesättigt sind und die Verdunstung über eine zylinderförmige Grenzschicht erfolgt. 2.2.5 Überlagerungsmodell für Wechselwirkungen Die Wechselwirkung zwischen den Tropfen in der Tropfenkette wurde folgendermaßen abgeschätzt. Das radiale Konzentrationsprofil um einen isolierten Einzeltropfen verläuft bei stationärer Diffusion vom Wert an der Tropfenoberfläche (Sättigungskonzentration) in Form einer Hyperbel und nähert sich asymptotisch der Umgebungskonzentration. c( r ) = c¥ - ra (ca - c¥ ) r Gl. 2-21 c( r ) = Konzentration in Abhängigkeit vomRadius r c¥ = Umgebungskonzentration ca = Oberflächenkonzentration ra = Außenradius des Tropfens 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 Abb. 2.16: R1 46 42 44 36 38 40 32 34 28 R7 30 22 24 26 18 20 12 14 16 6 8 10 0 4 -2 2 -8 -6 -4 -10 0 Konzentrationsprofil um einen Einzeltropfen 29 Befinden sich mehrere Tropfen in unmittelbarer Nachbarschaft, so überlagern sich die Konzentrationsfelder zu einem Gesamtfeld. Die Betrachtung kann nun nicht mehr eindimensional erfolgen, im einfachsten Fall handelt es sich um ein um die Tropfenkettenachse rotationssymmetrisches, also zweidimensionales Feld. Im ersten Ansatz wurde eine einfache Superposition durchgeführt, wobei in der Summe die Umgebungskonzentration cµ nur einmal addiert werden darf. n ra ( ca - c ¥ ) ( x - xi )² + y ² c ( x, y ) = c ¥ + å i =1 Gl. 2-22 x = Ortskoordinate in Richtung der Tropfenkettenachse y = Ortskoordinate orthogonal zur Tropfenkettenachse xi = Ort des Mittelpunktes des i - ten Tropfens In den nachfolgenden Abbildungen ist das durch Superposition gewonnene Konzentrationsprofil für verschiedene Tropfenabstände dargestellt. Der Einfluss der Nachbartropfen kann so gut visualisiert werden. 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 44 R1 46 40 42 36 38 32 34 28 R7 30 24 26 20 22 16 18 12 14 8 10 4 6 0 2 -4 -2 -8 -6 -10 0 Abb. 2.17: Vernachlässigbare Wechselwirkung bei mehr als 10 Tropfendurchmesser Zwischenraum 30 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 44 R1 46 40 42 36 38 32 34 28 R7 30 24 26 20 22 16 18 12 14 8 10 4 6 0 2 -4 -2 -8 -6 -10 0 Abb. 2.18: Konzentrationserhöhung bei kleineren Abständen (4 Tropfendurchmesser) 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 44 R1 46 40 42 36 38 32 34 28 R7 30 24 26 20 22 16 18 12 14 8 10 4 6 0 2 -4 -2 -8 -6 -10 0 Abb. 2.19: Lokale Sättigung (Zwischenraum 2 Tropfendurchmesser) Aus den Abbildungen ist die lokale Sättigung bei kleinen Tropfenabständen entsprechend dem einfachen additiven Überlagerungsodell gut ersichtlich. Um den Konzentrationsverlauf um die Tropfen herum von der Oberflächenkonzentration bis zur Umgebungskonzentration richtig zu beschreiben, sind kompliziertere Modelle erforderlich, auf die hier nicht weiter eingegangen wird. An dieser Stelle reicht die Feststellung, dass bei Tropfenabständen von etwa 2 Tropfendurchmessern, wie sie in Tropfenketten vorkommen, die Verdunstung 31 aufgrund der lokalen Sättigung so weit vermindert wird, dass sie bei den optischen Untersuchungen (einige cm Wegstrecke) vernachlässigbar ist. Zur Generierung von monodispersen Feststoffpartikeln aus Salzlösungen wird die Tropfenkette mit Dispergierluft beaufschlagt, so dass die Tropfen vereinzelt werden und einer höheren Verdunstungsrate unterliegen. Aufgrund der dann vorliegenden niedrigen Partikelanzahlkonzentration kann in diesem Fall mit den Modellen für Einzeltropfen gerechnet werden. 32 2.3 Tropfenbewegung in einer Tropfenkette 2.3.1 Widerstandsbeiwert von Kugeln im Übergangsbereich laminarturbulent Der Luftwiderstand von Mikrotropfen unterscheidet sich nicht wesentlich von dem starrer Kugeln. Bei größeren Tropfen und großen Relativgeschwindigkeiten kann es zu einer Abweichung von der Kugelform kommen. Eine Möglichkeit, den Einfluss der Tropfendeformation abzuschätzen, liefert die Weberzahl We. Sie ist das Verhältnis von Trägheitskraft zur Oberflächenkraft [22], [23]. We = r g d Pv² Gl. 2-23 sP 100 v / m/s 80 60 Grenzkurve We < 1 40 20 0 0 20 40 60 80 100 120 dP, max / µm Abb. 2.20: Maximale Geschwindigkeit für We < 1 in Abhängigkeit vom Tropfendurchmesser In Abb. 2.20 ist die maximale Geschwindigkeit über dem Durchmesser aufgetragen, mit der die Bedingung We < 1 noch erfüllt ist. Der übliche Arbeits- 33 bereich des Schwingblendengenerators liegt unterhalb der Grenzkurve, so dass die Approximation einer starren Kugel im Rahmen dieser Arbeit zulässig ist. Der Widerstandsbeiwert ist abhängig von der Reynoldszahl. Man unterscheidet zwischen dem laminaren Bereich und dem turbulenten Bereich. Der laminare Widerstandsbeiwert für niedrige Reynoldszahlen wird nach Stokes durch den einfachen Zusammenhang cw = 24 Re Gl. 2-24 und die zugehörige Widerstandskraft durch Luftreibung durch FR = 6phrv Gl. 2-25 beschrieben. Im turbulenten Bereich kann die Widerstandskraft durch FR = 1 cW r L Av ² 2 Gl. 2-26 dargestellt werden. Dabei ist A die senkrechte Projektionsfläche des angeströmten Körpers. Der Widerstandsbeiwert cW ist eine Funktion der Reynoldszahl, die für große Reynoldszahlen einen nahezu konstanten Wert annimmt. In der Literatur findet man unterschiedliche Zahlenwerte und Berechnungsansätze. Während die Sedimentationsgeschwindigkeit (stationäre Fallgeschwindigkeit) von Partikeln bis 100 µm Durchmesser zu einer laminaren Umströmung führt, treten durch die höhere Austrittsgeschwindigkeit aus dem Schwingblendengenerator Strömungsverhältnissen auf, die im Übergangsbereich liegen oder turbulent sind (Re in der Größenordnung 100). Erst die Verzögerung der Tropfen aufgrund des Luftwiderstands bewirkt einen allmählichen Übergang in den Stokes'schen Bereich. 34 Wesentlich ist bei der hier betrachteten Problemstellung deshalb, dass der Übergangsbereich zwischen dem laminaren und dem turbulenten Fall vernünftig angepasst wird. In Tab. 2.1 sind vorgeschlagene Werte bzw. Formeln für cW mit Angabe des jeweiligen Gültigkeitsbereiches aufgelistet. Der Verlauf des Widerstandsbeiwertes über der Reynoldszahl ist für diese Formeln in Abb. 2.21 dargestellt. Tab. 2.1: Unterschiedliche Ansätze zur Bestimmung des Widerstandsbeiwertes für laminar oder turbulent umströmte Kugeln Modell Stokes Abraham Formel ang. Bereich Literatur 24 Re 24 (1 + 0,11 Re ) 2 Re Re < 1 [1] Re < 6000 [24] Clift 24 (1 + 0,15 Re 0,687 ) Re keine Angabe [1] White 24 6 + + 0,4 Re 1 + Re keine Angabe [25] Yilmaz 24 3,73 0,00483 Re + + 0,49 - 6 1,5 Re Re (1 + 3 10 ) keine Angabe [22] 35 10000 1000 relevanter Re-Bereich cw 100 Stokes Abraham Clift White Yilmaz 10 1 0,1 1E-03 1E-02 1E-01 1E+00 1E+01 1E+02 1E+03 1E+04 1E+05 1E+06 Re Abb. 2.21: Verlauf des Widerstandsbeiwertes für angeströmte Kugeln nach unterschiedlichen Berechnungsansätzen Die Anpassung an den laminaren Bereich sowie die Darstellung des Übergangsbereiches wird in allen dargestellten Kurven etwa identisch wiedergegeben, während die Ergebnisse im Bereich größerer Reynoldszahlen (Re>1000) deutlich voneinander abweichen. Der in den Tropfenkettenexperimenten relevante Re-Bereich ist im Diagramm eingezeichnet. Es wird deutlich, dass die Tropfenbewegung, insbesondere in der Anfangsphase (Re etwa 100 am Blendenaustritt) nicht mehr mit der Formel nach Stokes beschrieben werden kann. Im betrachteten Re-Bereich kommen alle genannten Berechnungsansätze gleichermaßen in Frage, so dass die Wahl auf ein formal einfaches Modell fallen kann. Es wurde bei allen weiteren Berechnungen der Widerstandsbeiwert mit dem Ansatz nach Abraham bestimmt. 2.3.2 Bahnkurven von Einzelpartikeln mit konstantem Durchmesser Die Tropfenbewegung wird im wesentlichen durch die Austrittsgeschwindigkeit aus der Blende und die Widerstandskraft bestimmt. In der Vertikalen ist die Gewichtskraft maßgebend für die stationäre Endgeschwindigkeit des Partikels, 36 die nach einer größenabhängigen Zeitkonstante erreicht wird. Zusätzliche äußere Kräfte (elektrische, magnetische, thermophoretische) sowie eine Bewegung des umgebenden Fluids werden gegebenenfalls überlagert. Für Tropfen, die bei laminarer Umströmung (Re<1) im Gravitationsfeld ohne zusätzliche externe Kräfte fallen, lautet die Bewegungsgleichung mTr & x&= mTr g - FR = mTr g - 6ph L rTr x& Gl. 2-27 Daraus lassen sich der zeitliche Verlauf der Geschwindigkeit und der zeitliche Verlauf des Ortes herleiten. v (t ) = v e + ( v 0 - v e )e - t / t Gl. 2-28 x (t ) = x 0 + v e t + t ( v 0 - v e )e - t / t Gl. 2-29 mit der Relaxationszeit mTr r Tr d Tr2 t = = 6ph L rTr 18h L Gl. 2-30 v e = gt Gl. 2-31 und Im Falle waagerecht oder schräg austretender Tropfen sind die entsprechenden Gleichungen in den beiden bzw. drei Ortskoordinaten zu lösen. Bei größeren Reynoldszahlen lässt sich die Bewegungsgleichung nicht mehr in dieser einfachen Form lösen. Es kommen dann numerische Verfahren zur Lösung der Differentialgleichung zum Einsatz. 2.3.3 Bahnkurven von Partikeln mit veränderlichem Durchmesser Im Fall verdunstender Tropfen handelt es sich bei den betrachteten Partikeln um Körper veränderlicher Größe. Die Abnahme von Masse und Radius verändert die auf das Partikel wirkenden Kräfte. Die Berechnung von 37 Partikelbahnkurven erfolgt durch numerische Lösung der Differentialgleichung, die sich aus dem Kräftegleichgewicht am Partikel herleiten lässt. Die Koeffizienten der zu lösenden Differentialgleichung müssen in jedem Zeitschritt an die neuen Größenverhältnisse angepasst werden. Verdunstungsprozess und Bewegungsgleichung sind gekoppelt zu lösen. Bei "langsam" verdunstenden Tropfen werden Kühlgrenztemperatur und stationäre Fallgeschwindigkeit im Verhältnis zum Verdunstungsprozess schnell erreicht, so dass bei der Betrachtung des gesamten Verdunstungsprozesses die instationären Verhältnisse am Anfang vernachlässigt werden können und andererseits während der instationären Anfangsphase die Radienabnahme keine Rolle spielt. Bei "schnell" verdunstenden Tropfen gelten diese Vereinfachungen nicht. 60 3,5 konstanter Radius 2,8 abnehmender Radius (Verdunstung) 40 2,1 Geschwindigkeit bei konstantem Radius 30 1,4 v / m/s r / µm 50 Geschwindigkeit bei abnehmendem Radius 20 0,7 10 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 t/s Abb. 2.22: Vergleich der Partikeldynamik bei konstantem Radius und verdunstendem Tropfen Wie bereits im Abschnitt 2.2.4 dargestellt, hat bei der Betrachtung der Tropfenketten die Verdunstung nur eine sehr untergeordnete Bedeutung. Innerhalb der Zeiträume und Wegstrecken, die im Rahmen der durchgeführten Experimente betrachtet wurden, kann die Radienabnahme vernachlässigt werden. 38 2.3.4 Wirbelbildung bei verzögerter Bewegung Die Ausbildung von Wirbeln hinter einer angeströmten Kugel beeinflusst nicht nur die Kräfte, die auf die betreffende Kugel wirken, sondern im Fall dicht aufeinanderfolgender Körper auch die Umströmung des nachfolgenden Objektes. Da dies von wesentlicher Bedeutung bei der Betrachtung von Tropfenketten sein könnte, soll hierauf näher eingegangen werden. Brauer [26] untersuchte insbesondere die Wirbelbildung an beschleunigten und verzögerten Körpern und stellte fest, dass im Gegensatz zu gleichförmig bewegten Körpern deutlich längere Wirbel und größere Umschließungswinkel zu erwarten sind. Die Untersuchungen wurden an Kugeln mit Durchmessern von 1 mm und 5 mm durchgeführt. Mit Hilfe numerischer Berechnungen wurde der zeitliche Verlauf der Stromlinien ermittelt und grafisch dargestellt. Zur Auswertung wurde eine dimensionslose Beschleunigung b* = b mit b= d P3 Gl. 2-32 h2 dv dt eingeführt und die Wirbelgröße in Abhängigkeit von Re und b* dargestellt. Der Partikeldurchmesser geht mit der dritten Potenz in b* ein. Für Tropfendurchmesser unter 100 µm, Anfangsgeschwindigkeiten bis maximal 20 m/s und den ermittelten Verzögerungen ist b* < 10 und damit die Wirbelbildung gemäß der in [26] dargestellten Zusammenhänge vernachlässigbar. 2.3.5 Wechselwirkung zwischen Nachbartropfen In Tropfenketten beeinflussen sich die aufeinanderfolgenden Tropfen. Durch den geringen Abstand wird der Luftwiderstand reduziert, denn im Gegensatz zu einem isolierten Einzeltropfen bewegt sich ein Tropfen in einer Tropfenkette nicht im ungestörten Strömungsfeld sondern im Windschatten des vorausfliegenden Tropfens bzw. der vorausfliegenden Tropfen. Darüber hinaus gibt es 39 einen Einfluss der nachfolgenden Tropfen auf das Strömungsfeld auf der Rückseite des betrachteten Körpers. Im Extremfall sich berührender Tropfen kann sich die Strömung zwischen den Tropfen nicht schließen. Die Tropfenkette bildet dann ein zusammenhängendes Element mit periodisch eingeschnürter Oberfläche. Zwischen diesen Extrema – Einzeltropfen und geschlossenes Gebilde – ist die Situation der Tropfenkette einzuordnen. Dabei ist der Tropfenabstand das charakteristische Merkmal. Der Einfluss von Nachbarkörpern auf die Anströmung in Abhängigkeit vom Abstand ist in mehreren Arbeiten für unterschiedliche Randbedingungen untersucht worden. Die Ergebnisse einer Auswertung der Literatur im Hinblick auf die Übertragbarkeit der jeweiligen Untersuchungsergebnisse auf die hier interessierenden Fragestellungen bei Tropfenketten werden nachfolgend zusammengefasst. Für große Kugeln (Stahlkugeln mit 1,6 cm Durchmesser in einer GlycerinWasser-Mischung) ist von Chen und Lu [27] die Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes für verschiedene Abstände zweier hintereinander angeordneter Kugeln und verschiedene Reynoldszahlen experimentell ermittelt worden. Abb. 2.23: Luftwiderstandsbeiwert einer im Windschatten angeordneten Kugel [27] 40 Bei kleinen Abständen sinkt der Widerstandsbeiwert der hinteren Kugeln dramatisch ab, was bedeutet, dass die Tropfen in einer Tropfenkette einer deutlich geringeren Verzögerung unterworfen sind als einzeln fallende Tropfen. Der Einfluss der Reynoldszahl ist maßgeblich für den absoluten Widerstandsbeiwert, scheint sich aber nicht auf den hier betrachteten Effekt auszuwirken. Das in Abb. 2.23 aufgetragene Verhältnis c/c0 ist offensichtlich nicht von Re abhängig. Unklar bleibt bei der genannten Arbeit die Abhängigkeit des Ergebnisses von der absoluten Körperabmessung. Da die Untersuchungen nur an einer Kugelgröße vorgenommen wurden, konnte nicht gezeigt werden, ob der dargestellte Verlauf des relativen Widerstandsbeiwertes über dem relativen Abstand für andere Körperabmessungen gleich bleibt. Es wird angenommen, dass auch hier die üblichen Grenzen zwischen der Kontinuumsmechanik und der molekularen Gasdynamik gelten, wobei der Übergangsbereich mit der Cunningham-Slip Korrektur angepasst werden kann. Aus den Ergebnissen von Chen und Lu (Abb. 2.23) kann eine empirische Formel zur Beschreibung der Abhängigkeit des Widerstandsbeiwertes vom relativen Abstand der beiden aufeinanderfolgenden Kugeln hergeleitet werden. t æ æ c ö öæ æ c ö cW = çç W ÷÷ + ç1 - çç W ÷÷ ÷çç 1 - e l / d cW , 0 è cW , 0 ø min çè è cW ,0 ø min ÷øè ö ÷ ÷ ø Gl. 2-33 Für den dargestellten Fall lassen sich (cW/cW,0)min zu 0,2 und die Zeitkonstante der Exponentialfunktion zu t=0,28 bestimmen (Abb. 2.25). Abb. 2.24: Abstand zwischen Nachbartropfen 41 1 0,9 0,8 CD/CD0 0,7 0,6 Chen und Lu 0,5 0,4 a(1-exp(-bx))+c 0,3 0,2 0,1 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 l/d Abb. 2.25: Empirische Exponentialfunktion zur Beschreibung der experimentellen Daten von Chen und Lu [27] Diese Beziehung kann nun verwendet werden, um bei der Berechnung der Bahnkurve in jedem Zeitschritt den ermittelten Widerstandsbeiwert anzupassen. Hierzu muss der jeweils aktuelle Abstand zwischen den Tropfen bestimmt werden. Da der Abstand zwischen zwei benachbarten Tropfen in der Tropfenkette sehr klein ist, kann die Geschwindigkeit zweier benachbarter Tropfen näherungsweise als gleich angenommen werden sowie die Geschwindigkeit, die über der einem Tropfenabstand entsprechenden Strecke zurückgelegt wird, als konstant. Der freie Abstand zur Zeit t des i-ten Tropfens nach vorn und hinten li(t) kann so durch l i (t ) = v i (t )T - d T Gl. 2-34 bestimmt werden. Dabei ist T die Periodendauer der Blendenfrequenz, die dem konstant bleibenden zeitlichen Abstand der Tropfen voneinander entspricht. 42 Eine Anordnung mit drei hintereinander positionierten Kugeln wurde von Kleinstreuer und Wang für Re > 100 theoretisch betrachtet [28]. Gegenstand der Untersuchung waren Brennstoff-Tropfen (n-Decan) mit einem Durchmesser von 50 µm in einer 1.000 K heißen Umgebung bei 10 bar. Es wird jeweils eine Formel zur Berechnung des Widerstandsbeiwertes für die erste, zweite und dritte Kugel angegeben. Kleinstreuer und Wang benutzten als Parameter den auf den Kugeldurchmesser bezogenen Mittelpunktsabstand. In Abb. 2.26 sind die drei Kurven für eine Reynoldszahl von 10 dargestellt. Der schraffierte Bereich weist darauf hin, dass für den relativen Mittelpunktsabstand zwischen 0 und 1, d. h. Mittelpunktsabstand kleiner d, eine Überschneidung der Kugeln vorliegt. 1,0 0,9 0,8 CDj/CD0 0,7 0,6 0,5 0,4 CD1 0,3 Re = 10 0,2 CD2 CD3 0,1 0,0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 rel. Abstand (z1-z2)/d Abb. 2.26: Widerstandsbeiwert nach Kleinstreuer und Wang [28] für erste, zweite und dritte Kugel in einem Dreierkollektiv Auffällig ist, dass der asymptotische Verlauf über dem relativen Abstand steil beginnt aber sehr flach weiterläuft. So werden bei einem Abstand von 10 Kugeldurchmessern noch deutlich verminderte Beiwerte berechnet. Bei Re=100 für die mittlere Kugel 30 % und für die dritte Kugel 20 % geringer als bei einer 43 Einzelkugel, bei Re=10 für die mittlere Kugel ein um 20 % verminderter Widerstandsbeiwert. Die von ihnen angegebenen Werte unterscheiden sich von den Daten, die Chen und Lu ermittelt haben. In Abb. 2.27 ist ein Vergleich dargestellt, wobei hier über dem freien Abstand l/d zwischen den Kugeln aufgetragen ist. 1,0 0,9 0,8 Cw/Cw0 0,7 0,6 Re = 1 Re = 2 Re = 5 Re = 10 Re = 20 Re = 50 Re = 100 nach Chen und Lu 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 l/d Abb. 2.27: Vergleich der nach Kleinstreuer und Wang [28] für die mittlere Kugel bei unterschiedlichen Reynoldszahlen berechneten abstandsabhängigen Widerstandsbeiwerte mit dem Modell nach Chen und Lu [27] Der Einfluss des verwendeten Modells für die Abstandsabhängigkeit des Widerstandsbeiwertes auf die berechneten Bahnkurven ist in Abb. 2.28 anhand der Wegstrecke über der Zeit und in Abb. 2.29 anhand des Geschwindigkeitsverlaufs über dem Ort dargestellt. 44 0,07 Einzeltropfen 0,06 Chen und Lu Kleinstreuer und Wang s/m 0,05 0,04 0,03 0,02 Tropfenradius 20 µm Anfangsgeschwindigkeit 10 m/s Frequenz 100 kHz 0,01 0 0 0,002 0,004 0,006 0,008 0,01 0,012 0,014 t/s Abb. 2.28: Berechnete Wegstrecke eines Tropfens in einer Tropfenkette über der Zeit bei Berücksichtigung des Widerstandsbeiwertes nach unterschiedlichen Modellen 30 Kleinstreuer et al. 19,5 µm Chen und Lu 19,5 µm 25 Kleinstreuer et al. 10 µm Chen und Lu 10 µm v / m/s 20 15 Re0 = 65, f = 165 kHz 10 5 Re0 = 27, f = 200 kHz 0 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 0,035 0,04 h/m Abb. 2.29: Auswirkung des verwendeten Modells für den Widerstandsbeiwert auf den berechneten Geschwindigkeitsverlauf über dem Ort 45 Mit dem Modell nach Chen und Lu sind Berechnung von Bahnkurven für eine horizontale Tropfenkette Bahnkurvenberechnung verschiedene (waagerechter für Frequenzen Wurf) Einzeltropfen ist der im Vergleich durchgeführt berechnete mit worden. der Für Geschwindigkeitsverlauf (horizontale Geschwindigkeit) über der Zeit in Abb. 2.30 aufgetragen in Abb. 2.31 die entsprechend zurückgelegte Wegstrecke h in der Horizontalen. Durch die Reduzierung des Luftwiderstandes aufgrund des vorausfliegenden Tropfens behält der Tropfen in der Tropfenkette eine höhere Geschwindigkeit. Während ein fallender Tropfen in der Vertikalen ein Beschleunigung erfährt und aufgrund der Luftreibung eine stationäre Sinkgeschwindigkeit annimmt, geht die Horizontalgeschwindigkeit bis auf null zurück. Bei unterschiedlichen Blendenfrequenzen ergibt sich ein unterschiedlicher Tropfenabstand. Eine höhere Blendenfrequenz führt zu kürzeren Tropfenabständen. Eine beliebige Variation der Frequenz bei konstantem Durchmesser und konstanter Austrittsgeschwindigkeit ist nur in der Rechnung möglich. In der Praxis ist dies mit einem Schwingblendengenerator nicht zu realisieren, da man zur Erzeugung von Tropfenketten in der Parameterwahl eingeschränkt ist. 46 20 Einzeltropfen 10 kHz 50 kHz 100 kHz 150 kHz 200 kHz v / m/s 15 10 d0 = 40 µm v0 = 20 m/s 5 0 0 0,005 0,01 0,015 0,02 t/s Abb. 2.30: Zeitlicher Verlauf der Tropfengeschwindigkeit für unterschiedliche Blendenfrequenzen (bzw. Anfangsabstände) 0,2 Einzeltropfen 25 kHz 50 kHz 100 kHz 150 kHz 200 kHz h/m 0,15 d0 = 40 µm v0 = 20 m/s 0,1 0,05 0 0 0,005 0,01 0,015 0,02 t/s Abb. 2.31: Zeitlicher Verlauf der zurückgelegten Wegstrecke für unterschiedliche Blendenfrequenzen Der Tropfenabstand ist für verschiedene Blendenfrequenzen bei gleichem Anfangsdurchmesser und gleicher Anfangsgeschwindigkeit in Abb. 2.32 bis 47 Abb. 2.35 über der Zeit bzw. über dem Ort aufgetragen. Zum Vergleich sind die Berechnungen einmal mit und einmal ohne Anpassung des Widerstandsbeiwertes durchgeführt worden. So kann der Einfluss dieses Effektes auf das Rechenergebnis beurteilt werden. Bei einem Abstand l = 0 stoßen die beiden Nachbartropfen zusammen. Der grau hinterlegte Bereich in den Diagrammen verdeutlicht den Teil der Kurven mit l < 0. Aus einem Vergleich der beiden Diagramme in Abb. 2.32 und Abb. 2.33 ist ersichtlich, dass durch den Einfluss der jeweils vorausfliegenden Tropfen und der damit verbundenen höheren Tropfengeschwindigkeit der Kollisionszeitpunkt um etwa einen Faktor 2 verschoben wird, was sich auch in einer entsprechend größeren Wegstrecke bemerkbar macht (Abb. 2.34 und Abb. 2.35). 5 50 kHz 100 kHz 150 kHz 200 kHz 4 l/d 3 2 d0 = 40 µm v0 = 20 m/s 1 0 -1 0 0,005 0,01 0,015 0,02 t/s Abb. 2.32: Tropfenabstand als Funktion der Zeit ohne Berücksichtigung von Windschatten 48 5 25kHz 50 kHz 100 kHz 150 kHz 200 kHz 4 l/d 3 2 d0 = 40 µm v0 = 20 m/s 1 0 -1 0 0,005 0,01 0,015 0,02 t/s Abb. 2.33: Tropfenabstand als Funktion der Zeit mit Berücksichtigung von Windschatten 5 50 kHz 100 kHz 150 kHz 200 kHz 4 l/d 3 2 d0 = 40 µm v0 = 20 m/s 1 0 -1 0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 h/m Abb. 2.34: Tropfenabstand als Funktion des Ortes ohne Berücksichtigung von Windschatten 49 5 25 kHz 50 kHz 100 kHz 150 kHz 200 kHz 4 l/d 3 2 d0 = 40 µm v0 = 20 m/s 1 0 -1 0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 h/m Abb. 2.35: Tropfenabstand als Funktion des Ortes mit Berücksichtigung von Windschatten Beim Vergleich der beiden Diagramme für den Verlauf des Tropfenabstands über der zurückgelegten Wegstrecke (Abb. 2.34, Abb. 2.35) fällt auf, dass durch die Berücksichtigung des verringerten Luftwiderstands sich eine Überschneidung der dargestellten Kurven ergibt, die bei Vernachlässigung dieses Effektes nicht auftritt. Die Erweiterung der berechneten kollisionsfreien Tropfenstrecke wird also erheblicher bei größeren Frequenzen bzw. kleineren Anfangs-Tropfenabständen. So beträgt z.B. die Verlängerung der berechneten Strecke bis zum gegenseitigen Einholen der Tropfen durch Berücksichtigung des Windschatteneffektes bei 50 kHz etwa einen Faktor 1,5 und bei 200 kHz etwa einen Faktor 3,5. Dies liegt daran, dass sich die Verringerung des Luftwiderstandes bei kleinen Tropfenabständen besonders bemerkbar macht. 50 100 Chen und Lu Kleinstreuer und Wang cw0 90 80 hend / mm 70 60 50 40 30 20 10 0 0 50 100 150 200 250 300 f / kHz Abb. 2.36: Maximale kollisionsfreie Wegstrecke als Frequenz für die unterschiedlichen Widerstandsmodelle Funktion der Die Kurven in Abb. 2.35 enden jeweils beim Kollisionspunkt (l/d = 0). In Abb. 2.36 sind die aus Abb. 2.35 abgelesenen Werte für die zurückgelegte Wegstrecke hend am Kollisionspunkt l/d = 0 für die unterschiedlichen Frequenzen eingetragen sowie eine zugehörige empirische Kurve, die den Verlauf hend(f) wiedergibt. Diese Kurve besitzt für die beiden Rechnungen mit Windschatten ein Maximum. 2.3.6 Die Kohärenzlänge In der idealen Tropfenkette werden monodisperse Tropfen erzeugt, die äquidistant auf einander folgen. Der Abstand zwischen den Tropfen ändert sich mit der Lauflänge aufgrund der Verzögerung, welche die Tropfen durch die Luftreibung erfahren. Diese Änderung des Abstands ist wegen ihrer dichten Folge für benachbarte Tropfenpaare sehr gering. Über "längere" Distanzen gesehen jedoch signifikant. Für einen festen Ort bleiben Tropfengröße und -abstand zeitlich konstant. 51 Die Länge der Wegstrecke, auf der diese idealen Bedingungen zutreffen, ist die Kohärenzlänge. Grundsätzlich müssen die folgenden Fälle unterschieden werden. Vertikale oder horizontale Tropfenkette; Luftreibung bei Umgebungsbedingungen oder davon abweichende Bedingung (z. B. erhöhter oder abgesenkter Druck, Vakuum mit dem theoretischen Grenzfall reibungsfreier Zustand ). Im vertikalen Fall ohne Anfangsgeschwindigkeit erfährt ein Tropfen eine Beschleunigung aufgrund der Gravitation bis die Gewichtskraft (abzüglich Auftriebskraft) und die Reibungskraft gleich groß sind. Der Tropfen fällt dann mit der stationären Sedimentationsgeschwindigkeit weiter. Diese Sedimentationsgeschwindigkeit ist bei kleinen Tropfen sehr gering (z.B. ca. 0,01 m/s bei einem Durchmesser von 10 µm). Da die Tropfen aus einem Schwingblendengenerator mit einer demgegenüber relativ großen Geschwindigkeit austreten (220 m/s), werden sie abgebremst. Der Geschwindigkeitsverlauf über der Zeit ist in Abb. 2.37 für unterschiedliche Anfangsgeschwindigkeiten dargestellt. Geschwindigkeitsverlauf unter Annahme laminarer Umströmung 1,00E+01 dP = 10 µm Anfangsgeschwindigkeit v/ms-1 1,00E+00 0 m/s 0,1 m/s 1 m/s 10 m/s 1,00E-01 1,00E-02 1,00E-03 1,00E-04 0 0,005 0,01 0,015 0,02 0,025 0,03 t/s Abb. 2.37: Zeitlicher Verlauf der Geschwindigkeit eines Tropfens bei unterschiedlichen Anfangsgeschwindigkeiten Der Tropfenabstand nimmt mit sinkender Geschwindigkeit ab. 52 fallenden Die ideale Tropfenkette besteht aus jeweils gleich großen Tropfen mit zeitlich gleichbleibendem Abstand für jeden Ort, wobei Tropfengröße, Geschwindigkeit und Abstand ortsabhängig sind. In der Realität können diese Bedingungen nur sehr eingeschränkt aufrecht erhalten werden, da jede Ungleichmäßigkeit bei der Tropfenerzeugung und jede äußere Störung zu Abweichungen von der idealen Tropfenkette führen. Diese idealen Verhältnisse lassen sich über längere Distanzen nicht realisieren. Nach Anders [7] können Monodispersität und Äquidistanz für Strecken bis zu etwa 200 bis 300 Tropfenabständen aufrechterhalten werden. Bei einem optimalen l von ca. 90 µm bei einem Blendendurchmesser von 20 µm und einem optimalen l von ca. 180 µm bei einem Blendendurchmesser von 40 µm entspricht dies einer Lauflänge von 1,8 cm bis 2,7 cm bzw. 3,6 cm bis 5,4 cm. Geringe Ungenauigkeiten oder Störungen aus der Umgebung führen ebenfalls dazu, dass Abweichungen von den idealen Bedingungen der Tropfenkette auftreten. Es kommt zu transversalen und longitudinalen Auslenkungen der Tropfen von ihrer idealen Bahn und schließlich zu Kollisionen. Sobald Zusammenstöße erfolgen, wird das Erscheinungsbild der Tropfenkette durch das abweichende Verhalten der aus zwei oder mehr Primärtropfen entstandenen größeren Tropfen bestimmt. Die Störungen der Tropfenkette führen zu Polydispersität, wobei das Tropfenvolumen der Zwillings- und Drillingstropfen ein ganzzahliges Vielfaches der Einzeltropfen darstellt. Der Tropfendurchmesser ist daher um den Faktor 3 Ö2 bzw. 3Ö3 erhöht. Hat eine Kollision stattgefunden, so bewegt sich der entstandene Zwillingstropfen entsprechend seiner neuen Geometrie und stört dadurch seinerseits Querschnittsfläche die ihn sowie die umgebende Abstände zu Tropfenkette. den Masse und vorauseilenden und nachfolgenden Tropfen weichen von den vorherigen Verhältnissen ab. Zur Erzeugung monodisperser Aerosole wird üblicherweise die Tropfenkette mit einem Luftstrom dispergiert. Die Tropfen werden auf diese Weise in einem Moment auseinander getrieben, in dem noch keine Koagulation stattgefunden 53 hat. Dadurch wird die Monodispersität in dem entstehenden dreidimensionalen Spray beibehalten. 2.3.7 Messung der Tropfenabstände über der Wegstrecke Nach Ablösung eines Tropfens vom austretenden Flüssigkeitsstrahl bewegt sich dieser entsprechend seiner Anfangsgeschwindigkeit und der auf ihn wirkenden resultierenden Kraft weiter. Die in rascher Folge hintereinander fliegenden Tropfen werden aufgrund der Luftwiderstandskraft abgebremst. Dadurch verringert sich ihr Abstand. Theoretisch würden alle Tropfen eine gleichartige Abbremsung und Abstandsverringerung erfahren. Die mittels Mikroskop, CCD-Kamera und Bildauswertesoftware gemäß dem in 2.1.2 beschriebenen Aufbau ermittelten Werte für den Tropfenabstand über der Lauflänge der Tropfenkette sind in Abb. 2.38 dargestellt. Ebenfalls eingetragen sind die Ergebnisse der numerischen Berechnung entsprechend der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Modelle. 4,5 in den ausgewerteten Bildern: bis 15 mm nur einzelne Tropfen, ab 20 mm viele Doppeltropfen bei 15 mm schon einige Tropfen kurz vor Kollision 4,0 3,5 Messung 1 Messung 2 Chen und Lu 0,2 cw0 (Dx-dTr)/dTr 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0 5 10 15 20 25 30 x / mm Abb. 2.38: Gemessene Tropfenabstände über der Wegstrecke mit Markierung der Mittelwerte und Bandbreiten sowie mit unterschiedlichen Modellen berechnete Werte 54 2.3.8 Messung der Tropfengeschwindigkeit über der Wegstrecke Eine Geschwindigkeitsmessung der Tropfen ist auf unterschiedliche Weise möglich. Eine optische Methode zur Geschwindigkeitsbestimmung ist z.B. die Phasen-Doppler-Anemometrie. Die nachfolgend beschriebene und in der hier vorgestellten Arbeit verwendete Methode basiert auf der Messung der Tropfenabstände. An äquidistanten Tropfenketten ist der Tropfenabstand ein direktes Maß für die Tropfengeschwindigkeit. Wie bei der oben beschriebenen Ermittlung der Strahlaustrittsgeschwindigkeit lässt sich bei bekannter Frequenz aus dem Tropfenabstand als die während einer Schwingungsperiode zurückgelegten Wegstrecke die aktuelle Tropfengeschwindigkeit direkt berechnen. Diese Methode hat ihre Grenze in dem Moment, in dem die Tropfenkette ihre Kohärenz verliert. In diesem Fall weicht die Geschwindigkeit der Nachbartropfen voneinander ab und die Unsicherheit in der Bestimmung der Tropfengeschwindigkeit nimmt mit der Abweichung der Tropfenabstände an einem Ort zu. 25,0 v / m/s 20,0 15,0 10,0 exp Chen und Lu 5,0 Kleinstreuer und Wang 0,2 cW0 0,0 0 5 10 15 20 25 30 x / mm Abb. 2.39: Relativer Tropfenabstand über der Weglänge, experimentell und rechnerisch 55 3 Elektrostatische und elektrodynamische Effekte 3.1 Neutralisierung geladener Aerosolpartikel Da in vielen Anwendungen eine elektrostatische Aufladung von Partikeln in einem Aerosol unerwünscht ist, versucht man die nach der Erzeugung der Partikeln vorhandene Ladung auf unterschiedliche Weise zu neutralisieren. Dies geschieht grundsätzlich durch die Bereitstellung einer hohen Anzahl beweglicher Ionen, die mit dem Aerosol in Kontakt gebracht werden. Zusammenstöße zwischen Ionen und Partikeln finden statistisch, aber bevorzugt zwischen gegensätzlich geladenen Teilchen statt, so dass eine (teilweise) Entladung des Aerosols stattfindet. Der Grad der Neutralisierung nimmt mit der Ionenkonzentration, der Ionenbeweglichkeit und der Kontaktzeit von Aerosol und Ionen zu. Da die Ionen nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen, kann die Verweilzeit nicht beliebig ausgedehnt werden. Daneben können andere Faktoren, die sich aus der jeweiligen Anwendung ergeben, die Kontaktzeit beschränken. Wesentliche Unterschiede bestehen in der Art der Ionenerzeugung. Oft kommt ein radioaktives Präparat (z. B. Krypton) zum Einsatz, das ein Rohrstück umschließt, durch welches das Aerosol geführt wird. Nach außen hin ist die Vorrichtung mit einer Bleiummantelung abgeschirmt. Die radioaktive Strahlung, die in erster Linie auf den vom Aerosol durchströmten Innenraum wirkt, führt zu einer bipolaren (positiven und negativen) Ionisierung der Luft. Nachteile eines radioaktiven Präparates: · Der Umgang mit einer Strahlenquelle ist mit gesundheitlichen Gefahren, einer Meldepflicht und der Erfordernis einer/eines Strahlenschutz- beauftragten verbunden. · Die Strahlungsintensität lässt mit der Zeit nach, so dass in größeren zeitlichen Abständen eine Neuanschaffung erforderlich wird. 56 · Der Verlust der Strahlungsintensität und damit der Neutralisationswirkung ist ein allmählicher Prozess. Die Kenntnis der jeweils aktuellen Leistungsfähigkeit ist Unsicherheiten unterworfen. · Die notwendige geometrische Abmessung ist in manchen Fällen hinderlich. Eine andere Möglichkeit zur Bereitstellung von Ionen, die zur Neutralisierung von Aerosolen verwendet wird, ist der Einsatz einer Koronaentladungsvorrichtung. Hierbei werden unipolare Ionen durch eine Funkenentladung erzeugt. Die Ionen müssen aus dem Bereich zwischen den Elektroden in die Nähe der Partikeln transportiert werden. Je nach Polung der Elektroden entstehen positive oder negative Ionen. Zur Neutralisierung unipolar aufgeladener Partikeln müssen Ionen entgegengesetzter Polarität erzeugt werden. Um ein bipolar geladenes Aerosol zu neutralisieren, kann eine Wechselspannung zur Koronaentladung eingesetzt werden. Nachteile der Koronaentladungsvorrichtung: · Einsatz von Hochspannung · Ionen müssen in Kontakt mit den Partikeln gebracht werden. 3.2 Mechanismen der Tropfenaufladung im Schwingblendengenerator Es gibt mehrere Mechanismen, die zur Aufladung von Aerosolpartikeln führen. Hier sollen nur die betrachtet werden, die bei der Tropfengenerierung im Schwingblendengenerator eine Rolle spielen. Auf Reibungselektrizität, die nur bei Feststoffpartikeln von Bedeutung ist, Flammenionisation und andere spezielle Ladungsmechanismen wird im folgenden nicht eingegangen. Bei der Tropfenentstehung sind elektrolytische Effekte und Influenz wirksam. Die Ladung der gebildeten Tropfen kann sich im weiteren Verlauf durch Zusammenstöße mit Ionen aus der Umgebung verändern. Dabei wird zwischen der Diffusionsaufladung und der Feldaufladung unterschieden. 57 Die unterschiedlichen Ladungsmechanismen wirken teilweise gleichzeitig, teilweise in zeitlicher Abfolge. Die Effekte, die beobachtet werden können, ergeben sich aus der Überlagerung der Einzeleffekte. Für ein Verständnis der in Experimenten gemessenen Tropfenladung, sind die Versuchsbedingungen so einzustellen, dass der Einfluss der Einzeleffekte abgegrenzt werden kann. Theoretische Überlegungen zu den relevanten Ladungsmechanismen und experimentelle Ergebnisse sind in den nachfolgenden Teilkapiteln dargestellt. 3.2.1 Diffusionsaufladung und Feldaufladung Bewegen sich die Tropfen durch eine Umgebung, die bewegliche Ionen enthält, so kann sich der Ladungszustand der Tropfen durch Aufnahme von Ionen ändern. Die Bewegung der Ionen, die zu Zusammenstößen zwischen Tropfen und Ionen führt, erfolgt durch reine Diffusion (Diffusionsaufladung) oder unter Einfluss eines elektrischen Feldes (Feldaufladung). Bei der Diffusionsaufladung werden Aerosolpartikel durch unipolare Ionen (alle Ionen haben das gleiche Vorzeichen) geladen. Dabei existiert kein zusätzliches elektrisches Feld. Die Kollision der Ionen mit den Partikeln findet aufgrund der Brownschen Molekularbewegung der Ionen statt. Bei der Kollision bleiben die Ionen an den Partikeln haften und bauen so die Ladung auf. Durch diese Ladung entsteht auf den Partikeln ein elektrisches Gegenfeld, das die ankommenden Ionen abstößt und einen weiteren Ladungsaufbau erschwert. Die Ionen selbst weisen eine Boltzmann-Geschwindigkeitsverteilung auf, so dass immer Ionen existieren, die das elektrische Gegenfeld überwinden können. Somit existiert für die Diffusionsaufladung theoretisch keine obere Ladungsgrenze. Zusammenstöße mit verschieden geladenen Ionen führen zur Neutralisation der bereits vorhanden Ladung. Da in der normalen Umgebungsluft in erster Näherung gleich viele positive wie negative Ionen vorhanden sind, können die Tropfen durch Diffusions- oder Feldaufladung keine unipolare Aufladung erfahren. Zusammenstöße ungeladener Partikel mit Ionen führen nach ausreichend langer Verweilzeit zur Gleichgewichtsladung mit einer Gaußschen 58 Normalverteilung. Der Mittelwert der Beträge aller Ladungen im Kollektiv lässt sich mit Hilfe einer empirischen Formel abschätzen. In diese Formel gehen sowohl die Ionenkonzentration als auch die Verweilzeit ein [1]. n(t ) = mit d P kT é pK E d P c i e² N i t ù ln ê1 + ú 2 K E e² êë 2kT úû Gl. 3-1 m , mittlere Ionengeschwindigkeit s s N i > 10 12 , Ionenkonzentration (bei Normbedingungen) m³ c i = 240 Bereits geladene Partikel werden durch vorhandene Ionen wieder (teilweise) neutralisiert. Ein ausreichend großes Angebot an Ionen und eine ausreichende Verweilzeit führen wieder zu o.g. Gleichgewichtsladung. In normaler Umgebungsluft sind etwa 10-9 Ionen/m³ vorhanden. Bei einer Verweilzeit von maximal 10 ms (realistische Flugdauer im Tropfenkettenexperiment) kann auf diese Weise keine Entladung angenommen werden. Unter diesen Bedingungen liegt die Restladung noch über 99,99% der Anfangsladung. Die in den an Tropfenketten gemessenen Tropfenladungen können also nur vernachlässigbar durch Zusammenstoß mit Ionen beeinflusst sein. Die Ladung der Tropfen wird im wesentlichen durch andere Mechanismen hervorgerufen. Dies gilt nicht für dispergierte Tropfenketten, wenn für das so erzeugte Aerosol, das eine geringere Partikelgeschwindigkeit besitzt, längere Verweilzeiten in einer Umgebung mit hoher Ionenkonzentration realisiert werden. Im Unterschied zur Diffusionsaufladung bewegen sich die Ionen bei der Feldaufladung gerichtet, da sie den Feldlinien folgen. Bei der Feldaufladung wird ein stetiger, geordneter Strom unipolarer Ionen zwischen zwei Elektroden realisiert. Die Ionen müssen durch eine geeignete Einrichtung (z. B. Koronaentladung) bereitgestellt werden. Auch bei der Feldaufladung bildet sich durch die aufgenommenen Ionen ein Gegenfeld auf dem Partikel aus. Ladungen werden solange zum Partikel transportiert, bis das entstandene Gegenfeld dazu führt, dass keine Feldlinien mehr auf dem Partikel enden und damit auch kein 59 Ladungstransport zum Partikel mehr stattfindet. Dieser Ladungszustand wird als Sättigungsladung bezeichnet. Sie ist von der Feldstärke und der Dielektrizitätskonstante des Partikelmaterials abhängig. 2 æ 3e öæç Ed P ö÷ ns = ç ÷ è e + 2 øçè 4 K E e ÷ø mit Gl. 3-2 e der relativen Permittivitätszahl und E der elektrischen Feldstärke 3.2.2 Ladung bei der Tropfenentstehung aufgrund der dielektrischen Doppelschicht Die dielektrische Doppelschicht, die sich an der Flüssigkeitsoberfläche ausbildet, ist bei der Tropfengenerierung von großer Bedeutung. Beim Austritt des Flüssigkeitsstrahls aus der Blendenöffnung (in der Regel Metall) ändert sich der Oberflächenpartner von Metall zu Luft. Der Ladungsaustausch an der Grenzfläche der beiden Medien wird unterbrochen. Dielektrische Flüssigkeitstropfen, die von einer Metalloberfläche gelöst werden, tragen eine negative Ladung [29]. Vorzeichen und Höhe der Ladung ist von den Dielektrizitätszahlen der Flüssigkeit und des Feststoffes abhängig. Abb. 3.1: Abriss der dielektrischen Doppelschicht 60 Bei der Tropfenerzeugung mit einem Schwingblendengenerator, lösen sich die einzelnen Tropfen üblicherweise nicht sofort beim Austritt aus der Blendenöffnung ab. Die Tropfen lösen sich von dem austretenden noch zusammenhängenden Flüssigkeitsstrahl. Vor dem Tropfenabriss kommt es zur Strahleinschnürung zwischen den sich ausbildenden Tropfen. An der Grenzfläche Flüssigkeit-Luft bildet sich eine elektrische Doppelschicht aus. Im Fall Wasser-Luft lagern sich auf der Wasseroberfläche vermehrt negative Ladungen an. Daher ist der eingeschnürte Bereich relativ negativ, während der ausgebauchte Bereich durch ein kleineres Oberfläche-Volumen-Verhältnis relativ positiv geladen ist (relativ zur mittleren Ladung der Flüssigkeit). Je nachdem an welcher Stelle der Strahl zuerst abreißt, erhält der abgetrennte Tropfen einen unterschiedlichen Ladungszustand. In den folgenden Abbildungen sind die unterschiedlichen Fälle anhand von Fotos dargestellt, die Bewegungsrichtung ist immer von links nach rechts. Im Fall 1 erfolgt die Trennung direkt am hinteren Ende des Tropfens. Die eingeschnürte Verbindung verbleibt am Strahl, wo ein Ladungsaustausch stattfinden kann, während der Tropfen mit einer positiven Ladung separiert davonfliegt. Im Fall 2 erfolgt der Abriss zwischen der eingeschnürten Verbindung und der Vorderseite des nachfolgenden Tropfens. Der Zipfel verbleibt am abgetrennten Tropfen und wird kurz darauf in der sich bildenden Kugelgestalt des Tropfens aufgehen. Die oben beschriebene Ladungsverschiebung durch Einschnürung und Ausbauchung wird dadurch wieder kompensiert. Sofern keine anderen Ladungseffekte auftreten, werden die Tropfen neutral sein. Im Fall 3 werden durch einen beidseitigen Abriss der eingeschnürten Brücke zwischen den entstehenden Tropfen Satellitentropfen 61 ausgebildet. Diese kleineren Zwischentropfen werden sehr schnell von den jeweils dahinter befindlichen Primärtropfen eingeholt. Bei der dann stattfindenden Koagulation gleicht sich eine vorhandene Ladungstrennung wieder aus. Abb. 3.2: Zusammenfassung der drei verschiedenen Möglichkeiten der Ladungsverteilung durch die dielektrische Doppelschicht beim Tropfenabriss Nach Iribane, Jonas und Mason [30] und [31] fließt im Flüssigkeitsstrahl ein Strom aufgrund der Einschnürung. Die Ladungsmenge des abgeschnürten Tropfens ist abhängig von der Stromstärke dieses internen Ionenstroms und der Zeitspanne zwischen Beginn der Einschnürung und Tropfenabriss. Dabei wird in [31] bei leitfähigen Flüssigkeiten (verdünnte Salzlösungen) und Tropfen mit einem Durchmesser von 20-30 µm für die Tropfenladung eine Größenordnung von 10-6 e.s.u. angegeben. 3.2.3 Ladung bei der Tropfenentstehung durch Influenz Befindet sich der austretende Flüssigkeitsstrahl in einem elektrischen Feld, so wird in ihm eine Ladung influenziert. Die Größe der Ladung ist von der Feldstärke, der Dielektrizitätszahl der Flüssigkeit und der Geometrie abhängig. Durch Influenz erhält die Spitze des Strahls je nach Richtung des Feldes eine 62 positive oder negative Ladung, so dass der abreißende Tropfen entsprechend positiv oder negativ geladen ist. E Abb. 3.3: Influenz im elektrischen Feld Ein solches Feld kann im Bereich des Tropfengenerators von außen gezielt angelegt werden und es kann ungewollte externe Störfelder geben. Eine Besonderheit beim Schwingblendengenerator ist, dass intern ein Wechselfeld an die Piezokeramik angelegt wird, um diese zur Schwingung anzuregen. So wird beispielsweise eine Rechteckspannung mit einer Amplitude von 10 V verwendet, mit deren Frequenz die Tropfenbildung gesteuert wird. Die austretende Flüssigkeit hat leitenden Kontakt mit dem Nulleiter. Die Piezokeramik ist ein Isolator, so dass durch sie hindurch kein Strom fließt. Da sie jedoch als Kondensator zu betrachten ist, der sich mit jeder Spannungsänderung auflädt bzw. entlädt, fließt aufgrund der Ladungsverschiebung im Kondensator auch auf der Gegenseite ein induzierter Strom. Die Ladungsverschiebung innerhalb des Generators wirkt sich auch auf die leitend verbundene Flüssigkeit aus, da aufgrund der Konstruktion (Abb. 2.1) der gesamte Generatorkopf als Gegenelektrode des Kondensators wirkt. Der Einfluss dieser Ladungsverschiebung auf den Ladungszustand der Flüssigkeit hängt dabei wesentlich von deren Leitfähigkeit ab. 63 Der Tropfenabriss erfolgt periodisch mit der gleichen Frequenz wie die Anregung der Piezokeramik. Es existiert eine Phasenverschiebung zwischen der Anregungsschwingung und dem Tropfenabriss. Diese Phasenverschiebung ist frequenzabhängig. Dadurch ergeben sich frequenzabhängig unterschiedliche Ladungszustände des Flüssigkeitsstrahls im Moment des Tropfenabrisses. 3.3 Berechnung der Tropfenladung 3.3.1 „Ladungsschatten“ - Der abschirmende Einfluss voraus fliegender Tropfen Die erzeugten Tropfen tragen eine Ladung, die im wesentlichen durch die Influenzladung an der Strahlspitze des austretenden Flüssigkeitsstrahls hervorgerufen wird. In dem Moment, in dem der Tropfen sich vom zusammenhängenden Strahl ablöst, wird die elektrisch leitende Verbindung zum Generator unterbrochen und der Tropfen behält die Ladung, die er im Moment der Ablösung trägt. Wie bereits weiter oben gezeigt, ist die Aufnahme und Abgabe von Ladungen während der Flugphase in dem hier betrachteten Prozess vernachlässigbar. Die Influenzladung wird durch die Geometrie und die einwirkende Feldstärke bestimmt. Die Abschirmung durch die vorausfliegenden Tropfen kann insbesondere dann eine Rolle spielen, wenn durch ein elektrisches Feld im Bereich des Strahlaustritts die Tropfenladung beeinflusst werden soll. Die Ladung wird durch ein Potential an einer Gegenelektrode hervorgerufen, die Tropfen tragen dementsprechend eine diesem Potential entgegen gerichtete Ladung. Die vorausfliegenden Tropfen verändern das elektrische Feld. Durch ihre Ladung wird die Feldstärke im Bereich des Flüssigkeitsaustritts an der Blende verringert. Denn das durch die Ladung dieser Tropfen hervorgerufene elektrische Feld wird dem vorhandenen Feld vektoriell überlagert. Die Tropfenladung kann daher nur iterativ bestimmt werden. 64 3.3.2 Vereinfachtes Modell zur Bestimmung des Einflusses voraus fliegender Tropfen Um den Einfluß der Tropfenladung der voraus fliegenden Tropfen abzuschätzen, können folgende Vereinfachungen der Geometrie angenommen werden: - ein Flüssigkeitsstrahl befindet sich in einem homogenen Feld orthogonal zwischen zwei parallelen Kodensatorplatten (ebene Platten ohne Bohrung); - Der Flüssigkeitsstrahl im Moment des Tropfenabrisses sei als Kugel an einem vernachlässigbar dünnem Stab anzusehen. - eine Anzahl n Tropfen befindet sich in äquidistanten Abständen Dx vor dem Strahlende; - die Tropfen besitzen alle die Ladung q, hervorgerufen durch die Feldstärke E an der Spitze des Flüssigkeitsstrahls; - Die Ladung wird als Punktladung in der Tropfenmitte angenommen. Die Kondensatorplatten besitzen einen Abstand H von einander und eine Potentialdifferenz U, die durch eine Spannungsquelle hervorgerufen wird. Der Strahl besitzt die Länge l, so dass der Abstand der Strahlspitze von der gegenüberliegenden Platte H-l beträgt. Das elektrische Feld zwischen den Platten lässt sich entsprechend der Potentialtheorie durch additive Überlagerung des homogenen Feldes des Plattenkondensators und der radialen Felder der Tropfen ermitteln. Die Feldstärke am Strahlende ist die Summe der Feldstärken der Teilfelder. E = SEi = E0 + Edrop Die Feldstärke E0, hervorgerufen durch die Kondensatorplatte, beträgt 65 Gl. 3-3 E0 = U , H -l Gl. 3-4 wobei U die anliegende Spannung und H-l der Abstand des Strahlendes zur Platte sind. Abb. 3.4: Skizze zur Geometrie im vereinfachten Modell Die Feldstärke durch die n Tropfen wird durch die Summe der Feldstärken ermittelt, die die einzelnen Tropfen im betrachteten Punkt hervorrufen. Diese ist jeweils proportional zur Ladung des Tropfens und umgekehrt quadratisch proportional zum Abstand zwischen dem Tropfen und dem betrachteten Punkt, welcher gemäß dem untersuchten Modell ein ganzzahliges Vielfaches des äquidistanten Tropfenabstands Dx ist. Jeder Tropfen trägt die gleiche Ladung q. n Edrop = å i =1 qi q 1 = 2 4pe (iDx) 4pe Dx 2 n 1 åi i =1 2 Gl. 3-5 Aufgrund des elektrischen Feldes wird in der Spitze des Flüssigkeitsstrahls eine Ladung induziert, deren Vorzeichen derjenigen auf der Elektrode entgegengesetzt ist. In dem Moment, in dem der nächste Tropfen sich von der Strahlspitze löst, ist der Abstand zum nächsten Tropfen gleich dem äquidistanten Tropfenabstand Dx. Die Ladung, die der Tropfen trägt, entspricht der induzierten Ladung in dieser Region des Flüssigkeitsstrahls und ist gleich der Ladung, die auch die vorherigen Tropfen tragen. Anhand der gültigen 66 Beziehungen für die elektrische Verschiebungsdichte kann nun die Tropfenladung folgendermaßen bestimmt werden: Aus r r D =e E Gl. 3-6 und r r D ò dA = Q Gl. 3-7 A folgt die Beziehung r r æ q q = ò e E dA = p d 2e çç E0 + 4pe Dx 2 è A n 1ö ÷ 2 ÷ ø åi i =1 Gl. 3-8 bzw. æ q q = p d 2 e çç E 0 4pe Dx 2 è n 1 ö÷ , 2 ÷ ø åi i =1 Gl. 3-9 woraus sich die Ladung q isolieren läßt zu p d 2e E0 p d 2e U . = q= 2 2 n n d d 1 1 H -l 1+ å 1 + 4 Dx 2 å 2 4Dx 2 i =1 i 2 i =1 i Gl. 3-10 Für i=0, den Fall, dass sich keine Tropfen zwischen der Strahlspitze und der Gegenelektrode befinden, gilt q = p d 2e E0 = p d 2e U , H -l Gl. 3-11 während die Reduzierung der Ladung aufgrund der abschirmenden Wirkung voraus fliegender Tropfen durch den Quotienten 67 1+ d2 n 1 å 4Dx 2 i =1 i 2 Gl. 3-12 beschrieben wird, der mit wachsender Anzahl n der Tropfen asymptotisch gegen 1+ d2 p2 p 2d 2 = + 1 4 Dx 2 6 24Dx 2 Gl. 3-13 konvergiert. Mit einem Tropfenabstand von beispielsweise Dx=2d beträgt dieser Term 1,103. Das heißt, bei unendlich vielen Tropfen wäre die Ladung q um den Faktor 0,907 also um 9,3% vermindert. Die maximale Anzahl n der Tropfen ist dabei jedoch durch den Abstand der Elektrode und den Tropfenabstand vorgegeben. nmax = H -l Dx Gl. 3-14 Bei n=4 oder n=10 beträgt die Reduzierung der Ladung für Dx=2d nach diesem Modell beispielsweise 8,2% bzw. 8,8% gegenüber der berechneten Ladung ohne vorgelagerte Tropfen. Variationen der Tropfenanzahl n und dem Tropfenabstand in Vielfachen m des Tropfendurchmessers d sind in Abb. 3.6 dargestellt. Der Verlauf der Ladung über der Strahllänge, der mit Gl. 3.10 bzw. Gl. 3.11 berechnet werden kann (Abb. 3.5), geht progressiv gegen unendlich, da in diesem vereinfachten Modell eine geschlossene Platte als Elektrode (Plattenkondensator) angenommen wurde. Da die Elektrode bei den Tropfenkettenexperimenten jedoch eine Öffnung besitzt, durch die die Tropfen hindurch treten, wird auch bei großen Strahllängen der Abstand zur Elektrode nicht unendlich klein und somit die Feldstärke nicht unendlich groß, wie dies im Fall des Plattenkondensators ist. 68 H = 2 mm, U = 20 V, d = 45 µm 4,0E-15 80.000 E0 / V/m 70.000 Q0 / C 3,0E-15 60.000 2,0E-15 40.000 Q/C E / V/m 50.000 30.000 1,0E-15 20.000 10.000 0,0E+00 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 L / mm Abb. 3.5: Feldstärke E und Tropfenladung q in Abhängigkeit von der Position L des Strahlendes in einem Plattenkondensator 0% -1% -2% (q-q0)/q0 -3% -4% -5% -6% -7% 2 3 4 5 m 6 -8% -9% -10% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 n Abb. 3.6: Beeinflussung der Tropfenladung q durch n vorausfliegende Tropfen relativ zur unbeeinflussten Ladung q0 bei einem Tropfenabstand von m Durchmessern und bei vereinfachter Geometrie 69 3.3.3 Ermittlung des elektrostatischen Feldes Um die Ladung der Tropfen, die durch Influenz aufgebracht wird, theoretisch zu bestimmen, muss zunächst die Feldstärke an der Flüssigkeitsoberfläche des sich vom Flüssigkeitstrahl lösenden Tropfens ermittelt werden. Hierzu wurde ein kommerzielles Programm zur Feldberechnung (QField) verwendet. Die Geometrie für die Anordnung Blende-Elektrode-Flüssigkeitsstrahl wurde entsprechend vorgegeben. Als weitere Randbedingungen wurden die Permittivität der Medien (Luft, Wasser) sowie die Potentiale der Oberflächen angegeben. Nach Generierung eines diskreten Gitters ermittelt das Programm im vorgegebenen Raum an jedem Gitterpunkt unter anderem das Potential und die Feldstärke. Eine grafische Darstellung der Ergebnisse für drei unterschiedlich lange Flüssigkeitsstrahlen ist in Abb. 3.7 zu sehen. Da der zu berechnende Raum achsensymmetrisch bezogen auf die Strahlmitte ist, wurde das Problem in Zylinderkoordinaten von der Strahlmitte ausgehend gezeichnet. Es ist jeweils am unteren Bildrand der Flüssigkeitsstrahl zu sehen, der sich von der Blendenöffnung am linken Bildrand aus nach rechts erstreckt. Die berechneten Werte an jedem Gitterpunkt sind tabellarisch abrufbar. Relevant für die Ladung des sich vom Strahl lösenden Tropfens ist die Feldstärke an der Strahlspitze. Daher wurde für eine Reihe unterschiedlicher Strahllängen das Feld berechnet und die Feldstärke an der Strahlspitze ermittelt. Für eine Potentialdifferenz zwischen Blende und Elektrode von 10 V ist der Verlauf der Feldstärke über der Strahllänge in Abb. 3.8 aufgetragen. Der Unterschied zu dem in Abb. 3.5 dargestellten Verlauf der Feldstärke über der Strahllänge in einem Plattenkondensator ist deutlich sichtbar. Während dort die Feldstärke bei Annäherung an die gegenüberliegende Kondensatorplatte gegen unendlich geht, nimmt die Feldstärke bei der im Tropfenkettenexperiment vorliegenden Geometrie nach Durchlaufen eines Maximums wieder ab. 70 Abb. 3.7: Grafische Darstellung des elektrischen Feldes für drei verschiedene Strahllängen mit Äquipotentiallinien und Farbskala für die Feldstärke 71 4.000 3.500 Elektrodenspannung 10 V 3.000 E / V/m 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 L/H Abb. 3.8: Berechnete elektrische Feldstärke an der Spitze des Flüssigkeitsstrahls in Abhängigkeit von der Strahllänge L bezogen auf den Abstand H zwischen Blende und Elektrode 10.000 20 10 1.000 E / V/m 5 2 1 100 Elektrodenspannung U / V 10 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 L/H Abb. 3.9: Berechnete elektrische Feldstärke an der Spitze des Flüssigkeitsstrahls in Abhängigkeit von der Strahllänge L bezogen auf den Abstand H zwischen Blende und Elektrode für unterschiedliche Spannungen 72 In Abb. 3.9 sind die Ergebnisse dieser Berechnungen für mehrere unterschiedliche Spannungen zwischen Blende und Elektrode zusammengestellt, wobei hier aus Gründen der Übersicht eine logarithmische Auftragung gewählt wurde. 4 Messung der Tropfenladung in der Tropfenkette 4.1 Literatur zur Messung der Ladung an Tropfenketten Berglund und Liu [2] fanden in Aerosolen aus dem Schwingblendengenerator im Mittel 7300 Elementarladungen, sofern keine Neutralisierung vorgenommen wird. Die Partikel (Durchmesser 3,75 µm) wurden erzeugt, indem Tropfen aus einer DOP-Ethanol-Lösung generiert wurden (Blendendurchmesser 24,3 µm) und unter Verwendung einer Dispergierkappe mit Dispergierluft zerstäubt wurden. Die mittlere Ladung wurde mit einem Parallelplattenabscheider gemessen. Das dispergierte Aerosol wurde in dem beschriebenen Versuchsaufbau durch eine Trockenstrecke geführt, die aus einem Plastikrohr besteht. Vercoulen et al., die mit einem induktiven Verfahren Ladungsmessungen an Tropfenketten aus wässrigen Elektrolytlösungen durchführten, konnten nur relative Unterschiede in der gemessenen Ladung bestimmen [4]. Zur Bewertung ihrer Ergebnisse hinsichtlich der absoluten Ladung bezogen sie sich auf einen von Berglund und Liu veröffentlichten Wert [2]. Dabei wurden jedoch weder die unterschiedlichen Eigenschaften der verwendeten Flüssigkeiten noch variable Betriebsbedingungen berücksichtigt. Dunn-Rankin et al. [32, 33] untersuchten experimentell das Verhalten eines oder mehrerer Tropfen, die elektrostatisch aus einer Tropfenkette herausbewegt werden und dem Strömungsverhalten des umgebenden Fluids ausgesetzt sind. Dadurch wurde Rückschluss gezogen auf das Geschwindigkeitsprofil, das die Tropfenkette in ihrer nächsten Umgebung hervorruft. 73 Die Tropfenkette bestehend aus Wassertropfen mit 100-135 µm Durchmesser wurde mit einem Schwingblendengenerator erzeugt. Die Piezokeramik wurde mit einer Rechteckspannung (bis zu 60 Vp-p) mit Frequenzen zwischen 10 und 20 kHz angeregt. Die Aufladung der Tropfen erfolgte mit einer Ringelektrode, an die ein Rechtecksignal mit einer Spannung von 200-250 Vp-p angelegt wurde. Anschließend wurden die aufgeladenen Tropfen in einem Plattenkondensator (2-7 kV) abgelenkt. Durch diese gezielte Aufladung und Ablenkung wurden Einzeltropfen oder Tropfenkollektive aus der Tropfenkette entfernt und mit verschiedenen Messmethoden hinsichtlich Abstand und Geschwindigkeit untersucht. Zum Ladungszustand der nicht durch die Ringelektrode gezielt aufgeladenen Tropfen schreiben die Autoren "allowing the undeflected, uncharged droplets to pass into the measurement region". Dies bedeutet, dass sie entweder davon ausgingen, dass die Tropfen im nicht beeinflussten Zustand keine Ladung trugen oder dass die Ladung im Vergleich zu der mit der Ringelektrode aufgebrachten Ladung vernachlässigbar war. Brandenberger et al. verwendeten eine Vorrichtung zur Aufladung von Tropfen. Dabei wurde mit dem Ziel einer möglichst großen Tropfenladung eine Hochspannung an einen Schwingblendengenerator angelegt. Die hohe Ladung der Tropfen in der Tropfenkette dient der Dispergierung durch elektrostatische Abstoßungskräfte. Der Einsatz von Dispergierluft kommt in dem speziellen Einsatzfall bei der Herstellung medizinischer Partikel offenbar nicht in Betracht [34]. Das verwendete Verfahren und die benutzte Vorrichtung wurden von ihnen zum Patent angemeldet [35]. 74 4.2 Ablenkung der Tropfenkette im Plattenkondensator Es wurden eigene Experimente zur Ablenkung der Tropfen in einem Plattenkondensator durchgeführt. Die Tropfenkette wurde wie in Abb. 4.1 skizziert durch einen Plattenkondensator geführt. Bei Anlegen einer Spannung zwischen den Kondensatorplatten wirkt eine elektrostatische Kraft auf geladene Tropfen. Der Plattenabstand betrug etwa 0,5 cm und es wurden Spannungen bis zu einigen kV angelegt. Abb. 4.1: Skizze des Experiments zur Ladungsbestimmung durch Messen der Ablenkung im Plattenkondensator Die Tropfen weisen in der monodispersen Tropfenkette einen gleichen Ladungszustand auf, alle Tropfen der Tropfenkette wurden gleichmäßig abgelenkt, wie die in Abb. 4.2 und Abb. 4.3 wiedergegebenen Aufnahmen zeigen. 75 Abb. 4.2: Mikrofotographie der Tropfenkette zwischen den Kondensatorplatten ohne und mit anliegender Spannung, Ablenkung zum anliegenden Potential am unteren Bildrand Abb. 4.3: Einzelblitzaufnahme der in Abb. 4.2 dargestellten Situation Bei Tropfenkollisionen ergibt sich ebenfalls eine gleiche Ablenkung, da bei doppelter Masse und doppelter Ladung die elektrische Mobilität gleich bleibt. Aufgrund der geringen Auslenkung kann die unterschiedliche Luftreibung von Doppeltopfen und Einzeltropfen diesbezüglich vernachlässigt werden. Je nach Anregungsfrequenz stellt sich eine bidisperse Tropfenkette mit Primärtropfen und kleineren Sekundärtropfen ein. Bei diskreten Frequenzen kann eine Strahlaufspaltung in zwei separate Tropfenketten beobachtet werden. Im elektrischen Feld erfahren Tropfen unterschiedlicher elektrischer Mobilität eine andere Kraft und werden unterschiedlich abgelenkt. 76 Auf elektrisch neutrale Topfen wirkt keine Kraft. Aufgrund der elektrostatischen Kraft erfahren elektrisch geladene Tropfen eine Beschleunigung orthogonal zur ursprünglichen Bewegungsrichtung. Die Bahnkurve ergibt sich aus der additiven Überlagerung der beiden Bewegungen. Entsprechend kann aus der gemessenen Ablenkung y an der Stelle x die elektrostatische Kraft und damit die Ladung q des Tropfens berechnet werden. Die Geschwindigkeit in xRichtung im Kondensator wird durch die angelegte Spannung und dadurch verursachte Ablenkung nicht beeinflusst. m Tr & y&= Fel = qE = q y= U D Platten 1 U 1 t² Fel t ² = q 2 DP 2 Gl. 4-1 Gl. 4-2 Die gemessenen Auslenkungen in Abhängigkeit von der angelegten Spannung sind in Abb. 4.4 aufgetragen. Ablenkung im Plattenkondensator 140 120 y / µm 100 80 60 40 20 0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 U / kV Abb. 4.4: Ergebnisse der Bildauswertung zu den Versuchen mit dem Plattenkondensator 77 Aus der gemessenen Auslenkung y kann nach Gl. 4-2 die Tropfenladung bestimmt werden. Hierzu muss die Aufenthaltsdauer im elektrischen Feld bekannt sein. Sie lässt sich aus dem Geschwindigkeitsverlauf über dem Weg ermitteln. Die Austrittsgeschwindigkeit der Tropfen aus der Blende wird aus dem gemessenen Massenstrom (Auswiegen der austretenden Flüssigkeit in einem Zeitintervall) berechnet. Der Geschwindigkeitsverlauf und die zurückgelegte Wegstrecke über der Zeit werden entsprechend der in Kapitel 2.3 dargestellten Berechnungsmethode für Tropfenketten mit Berücksichtigung des reduzierten Widerstandsbeiwertes numerisch berechnet. Daraus ergibt sich der in Abb. 4.5 dargestellte Zusammenhang zwischen der Wegstrecke und der zugehörigen Flugzeit der Tropfen. Benötigte Zeit über der Wegstrecke D = 37 µm, v0 = 17 m/s, f = 200 kHz, Kondensator: 5 mm < s < 55 mm, Ukond = 0 V 0,007 Zeit im Kondensator (s von 5 bis 55 mm) etwa 5,03 ms 0,006 t/s 0,005 0,004 0,003 3 2 y = 2,7981x + 0,542x + 0,0588x + 8E-08 2 R =1 0,002 0,001 0 0 0,01 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 s/m Abb. 4.5: Tropfenbewegung im Kondensator: Benötigte Zeit über der Wegstrecke. Die vertikalen Linien zeigen den Kondensatoreintritt und den Ort der mikroskopischen Beobachtung an. Die aus der Ablenkung berechnete Tropfenladung ist in Abb. 4.6 als Funktion der angelegten Kondensatorspannung wiedergegeben. Diese sollte idealer Weise für jedes gemessene Wertepaar gleich sein und nicht von der angelegten Kondensatorspannung abhängen. Allerdings bildet sich am Rand 78 des Kondensators ein inhomogenes Streufeld aus. Die Potentialdiffenz zwischen dem beaufschlagten austretenden geerdeten Blendenkopf Kondensatorplatte Flüssigkeitsstrahl, führt so und zu dass der einer mit mit dem Potential Ladungsinfluenz höherer Spannung im die Tropfenladung steigt. aus gemessener Ablenkung berechnete Ladung zu Wertepaaren (U;y) 25.000 q/e 20.000 15.000 10.000 5.000 0 0 200 400 600 U/V Abb. 4.6: spannung Tropfenladung in Abhängigkeit von der Kondensator- Unabhängig vom Vorzeichen der angelegten Spannung werden die Tropfen immer zur Platte mit dem anliegenden Potential hin bewegt. Dies beruht darauf, dass durch das an der Kondensatorplatte anliegende Potential am Ende des Flüssigkeitsstrahls eine Ladung influenziert wird, deren Vorzeichen entgegengesetzt zu dem an der Kondensatorplatte ist. Entsprechend werden die so aufgeladenen Tropfen von dieser Platte angezogen. Um den Einfluss der Influenz durch die Kondensatorplatte auszuschalten, wurde zur elektrostatischen Abschirmung eine geerdete Metallplatte senkrecht zwischen Schwingblendengenerator und Kondensator angebracht. Die Tropfenkette konnte die Platte durch eine Bohrung (Durchmesser 2 mm) passieren. Diese Maßnahme bewirkte, dass bis zu einer Spannung von 5 kV keine Ablenkung der Tropfen mehr sichtbar (d.h. < 1µm) war. Höhere Spannungen konnten mit den vorhandenen Geräten nicht realisiert werden. Im 79 Versuch wurde eine Blende mit 40 µm Durchmesser eingesetzt und ein Druck von 2 bar eingestellt. Aus den geometrischen Randbedingungen folgt daraus, dass je nach Frequenz und sich daraus ergebendem Tropfendurchmesser (etwa 69 µm bis 87 µm) die Tropfenladung maximal 1500 bis 5000 Elementarladungen betragen kann. Ohne Abschirmung wurden bereits bei einer Kondensatorspannung von 1 kV Tropfenladungen von über 3 Mio. Elementarladungen ermittelt. Das Rayleigh-Limit liegt bei dieser Tropfengröße für Wassertropfen bei 2, 5 1012 bis 3,5 1012 Elementarladungen. Dieses Ergebnis bestätigt die Annahme, dass die Tropfenladung durch die am Kondensator anliegende Spannung erhöht wird. Das Streufeld des Kondensators kann jedoch wirksam abgeschirmt werden. Mit dem vorhandenen messtechnischen Equipment war es nicht möglich, die verbleibende Ladung mit diesem Experiment genauer zu bestimmen. Dies konnte jedoch mit dem zweiten Versuchsaufbau realisiert werden. 4.3 Messung abfließender Ladung mittels Faraday-Cup Die Tropfen wurden in einem Kollektor (Faraday-Cup) aufgefangen. Die von den Tropfen getragene Ladung wurde über ein abgeschirmtes Kabel und ein Messgerät (Nano-Amperemeter) abgeführt. Der gemessene Strom ist dem Produkt aus Tropfenladung und Frequenz direkt proportional. Der gesamte Versuchsaufbau konnte gegen äußere elektrische Felder abgeschirmt werden. 80 Abb. 4.7: Experimenteller Aufbau zur Bestimmung der Tropfenladung mit einem Faraday-Cup Folgende unterschiedliche Randbedingungen wurden realisiert: 1. offener Versuchsaufbau mit Feldwirkung (Ladungsträger in der Umgebung) 2. offener Versuchsaufbau "ohne" äußeres Feld 3. abgeschirmter Versuchsaufbau 4. abgeschirmter Versuchsaufbau mit Stickstoffspülung Ergebnisse: In allen Fällen wurde das gleiche Muster für den Verlauf des Stroms über der Frequenz gefunden, jeweils unterschiedliche Niveaus und Peakhöhen von 1 nach 4 fallend. Daraus folgt, dass der eigentliche Tropfenentstehungsprozess nur zu einem geringen Anteil an der Tropfenladung beteiligt ist, die Umgebungsatmosphäre etwas ausmacht und ein vorhandenes Feld den größten Einfluss besitzt (Influenz). Bei monodispersen Tropfenketten lässt sich direkt die Ladung der Einzeltropfen ermitteln. Bei nicht monodispersen Tropfenketten liefert der gemessene Strom 81 eine Aussage über die mittlere Ladung. Bei hohen Frequenzen im Bereich des unkontrollierten Strahlzerfalls ist der gemessene Strom nicht mehr frequenzabhängig. Die Blendenfrequenz hat keinen sichtbaren Einfluss mehr auf die Tropfenbildung. Es bilden sich polydisperse Tropfenketten mit statistischer Verteilung mit einer gleichbleibenden mittleren Ladung. In dem Frequenzbereich, in dem der Strahlzerfall durch die Anregungsfrequenz kontrolliert wird, ist ein ausgeprägtes charakteristisches Spektrum der StromFrequenz-Kurve sichtbar. Die Minima und Maxima lassen sich mit den Bildern des Strahlzerfalls korrelieren. Das äußere elektrische Feld führt zur Polarisation bzw. zu einer Influenzladung des austretenden Flüssigkeitsstrahls, so dass beim Abriss des Tropfens dieser eine Ladung trägt. Die dadurch hervorgerufene Ladung des Tropfens ist unabhängig von der danach zurückgelegten Wegstrecke. Der Effekt der Aufladung des Tropfens ist abhängig von der Strahllänge, was die deutliche Frequenzabhängigkeit erklärt. 1,20 1,10 1,00 0,90 I / I max 0,80 0,70 0,60 0,50 0,40 0,30 0,20 0,10 0,00 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 f / kHz Abb. 4.8: Zusammenhang zwischen Tropfenladung und Tropfenabriss 82 In Abb. 4.8 ist deutlich zu sehen, dass an den Stellen, das heißt bei den Frequenzen, bei denen sich ein langer Strahl ausbildet, ein hoher Strom, gleichbedeutend mit eine hohen Tropfenladung, gemessen wird, während bei den Frequenzen, bei denen eine kurze Strahllänge herrscht bzw. die Tropfen sich auf den kleinen eingefügten Fotos bereits gelöst haben, einen niedrige Stromstärke gemessen wurde, was einer geringen Tropfenladung entspricht. 4.4 Tropfenladung im Verhältnis zur Strahllänge Die Strahllänge bis zum Tropfenabriss wird als Funktion der Frequenz für einen konstanten Volumenstrom gemessen. Der Strahlabriss ist eine nicht triviale Funktion der Anregungsfrequenz. Er ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Piezoschwingung, der Schwingung des Generatorkopfes und der Schwingung des Flüssigkeitsstrahls mit ihren jeweiligen Resonanzfrequenzen. Der Ort des Tropfenabrisses lässt sich durch Beobachtung mit dem Mikroskop bestimmen. Dabei wird mit einer lichtstarken Diodenlampe stroboskopisch beleuchtet. Die Anregung der Lampe erfolgt mit einem Signal, das durch Triggerung mit der Blendenfrequenz (Rechtecksignal) synchronisiert wird. Um scharfe Abbildungen zu bekommen, wird durch Verkürzung der Spannungsimpulse bei gleicher Frequenz die Lichtimpulse verkürzt. Der genaue Ort kann durch Phasenverschiebung des Signals ermittelt werden. Der Ort wird an der Anzeige des Scanningtisches am Mikroskop abgelesen. Nullwert ist die Kante der Blendenkappe. Die abgelesene Strecke muss noch um den Betrag der Kappendicke (Abb. 4.9) korrigiert werden. 83 Abb. 4.9: Blendenkopfkappe, Dicke als x0 Die Frequenzabhängigkeit der Strahllänge bis zum Tropfenabriss ist in Abb. 4.10 dargestellt. DB = 40 µm, p = 2 bar 9000 120 Strahllänge Strom 100 8000 80 60 6000 40 I / pA L / µm 7000 5000 20 4000 0 3000 0 20 40 60 80 100 120 -20 140 f / kHz Abb. 4.10: Abrissort der Tropfen (Strahllänge L) sowie gemessener Strom in Abhängigkeit von der Frequenz 84 zur Messung Juni_10_C 80 60 I / pA 40 20 y = 0,017x - 46,7 R2 = 0,7443 0 -20 3000 4000 5000 6000 7000 8000 L / µm Abb. 4.11: Gemessener Strom in Abhängigkeit von der Strahllänge Die Messwerte in Abb. 4.10 unterliegen einer relativ großen Streuung, was dadurch erklärt werden kann, dass die Wertepaare aus den beiden Grafen für die frequenzabhängige Strahllänge und die frequenzabhängige Stromstärke abgelesen wurden. Dabei sind beide Kurvenverläufe, gemessener Strom und gemessene Strahllänge, Unsicherheiten unterworfen. 4.5 Variation der Betriebsparameter 4.5.1 Änderung von Druck bzw. Volumenstrom Eine Änderung des Blendenvordrucks hat eine Erhöhung des Volumenstroms und damit eine Erhöhung der Austrittsgeschwindigkeit zur Folge. Bei gleicher Frequenz bedeutet dies eine Vergrößerung des Tropfendurchmessers und eine Vergrößerung der Strahllänge. Dadurch erhöht sich auch der im Faraday-Cup gemessene Strom. Bei Verwendung einer Dispergierkappe ist bei Vergrößerung der Strahllänge von Bedeutung, ob der zusammenhängende Flüssigkeitsstrahl so lang ist, dass er aus der Kappe hervortritt. Dadurch ist dann die Möglichkeit der Influenzladung durch äußere elektrische Felder gegeben. 85 4.5.2 Änderung der Frequenz Eine Änderung der Frequenz bedeutet bei gleichem Volumenstrom immer eine Änderung des Tropfendurchmessers. Wie im Abschnitt 4.4 bzw. Abb. 4.10 gezeigt, reagiert auch die Strahllänge empfindlich auf eine Frequenzänderung und damit auch die Influenzwirkung äußerer elektrischer Felder. Dabei kann der Zusammenhang zwischen Strahllänge und gemessenem Strom als linear angenommen werden, während der Zusammenhang zwischen Frequenz und Strahllänge äußerst kompliziert ist und zahlreiche lokale Minima und Maxima aufweist. Dieses charakteristische Frequenzspektrum führt dazu, dass eine Aussage über den Ladungszustand der Tropfen praktisch nur durch Messungen getroffen werden kann. 4.5.3 Wahl des Blendenquerschnitts Durch den Blendenquerschnitt werden Volumenstrom, Austrittsgeschwindigkeit und Tropfendurchmesser beeinflusst. Ein bestimmter Tropfendurchmesser kann mit unterschiedlicher Blendengröße generiert werden, wenn Volumenstrom und Frequenz entsprechend angepasst werden. Das gleiche Tropfenvolumen folgt dann jedoch bei einem anderen Wellenlänge-StrahldurchmesserVerhältnis. 4.5.4 Leitfähigkeit des verwendeten Wassers Die Leitfähigkeit des eingesetzten Wassers hat maßgeblichen Einfluss auf die Tropfenladung. So unterscheiden sich partikelfreies, entmineralisiertes und bidestilliertes Wasser u.a. durch die Art und Menge der gelösten Ionen und die dadurch hervorgerufene Leitfähigkeit. Die Leitfähigkeit aufgrund gelöster Ionen kann z.B. anhand der Formel von Debye-Hückel [36] abgeschätzt werden. Beispiel Natriumchlorid: Die Summe der molaren spezifischen Leitfähigkeiten l + von Na und Cl ergibt die gesamte molare spezifische Leitfähigkeit von NaCl. 86 Die Abhängigkeit der Leitfähigkeit von der molaren Konzentration wird nach Debye-Hückel durch L = L 0 - ( AL 0 + B ) c Gl. 4-3 bestimmt mit L 0 = l 0, Na + l 0,Cl l 0, Na ( 25°C ) = 50,1 S cm ² / mol l 0,Cl ( 25°C ) = 76,4 S cm ² / mol und c der molaren Konzentration in mol/l. A und B sind stoff- und temperaturabhängige Parameter. Für einwertige Ionen bei 25°C gilt A = 0,2285 B = 60,21. Die Leitfähigkeit der Lösung lässt sich durch Multiplikation der molaren Leitfähigkeit mit der molaren Konzentration ermitteln. Bei einer Massenkonzentration von 290 mg/l NaCl in Wasser lässt sich so eine Leitfähigkeit von ca. 600 µS/cm berechnen. Die meisten Versuche wurden mit einer NaCl-Konzentration von ca. 1200 mg/l durchgeführt. Die entsprechend obenstehender Beziehung berechnete Leitfähigkeit beträgt 2352 µS/cm. Gemessen wurde bei einer Einwaage von 1204 mg/l eine Leitfähigkeit von 2358 µS/cm (theoretisch 2359,4 µS/cm). 4.6 Gezielte Einstellung der Tropfenladung Die Ladung der Tropfen kann durch Anlegen eines externen elektrischen Feldes beeinflusst werden. Das auf den austretenden Flüssigkeitsstrahl wirkende Feld führt zu einer Influenzladung am Strahlende, durch die der sich ablösende Tropfen eine Aufladung erfährt. Bei richtiger Wahl des Feldes kann die Ladung des Tropfens, die dieser ohne äußeres Feld erfährt, kompensiert werden, so dass man Tropfen erzeugen kann, die vollkommen ungeladen sind. Da die mit dem Schwingblendengenerator erzeugten Tropfen einer konstant 87 betriebenen Tropfenkette alle die gleichen Eigenschaften besitzen, besteht dann das gesamte Partikelkollektiv aus ungeladenen oder entsprechend gleich geladenen Tropfen. Das hierzu erforderliche Feld wird durch eine Elektrode erzeugt, die aus einem ebenen Blech besteht, das parallel zur Blendenkopfebene angebracht wird und in dessen Mitte sich eine kleine Bohrung befindet, durch welche die Tropfenkette durchgeführt wird (Abb. 4.12). Das elektrische Feld, das sich zwischen Elektrode und Blende ausbildet, führt zu einer Induktion im austretenden Tropfenstrahl. Bei richtiger Wahl von Vorzeichen und Betrag des angelegten Potentials zwischen Blende und Elektrode heben sich die induktiven Effekte innerhalb des Blendenkopfes und durch das außen angelegte Feld gegenseitig auf. Abb. 4.12: Skizze der Ladungs-/Entladungsvorrichtung am Generator Da die Ladung der Tropfenkette abhängig von der Tropfenflüssigkeit, der Blendengröße, dem Durchfluss und der Frequenz ist, muss das angelegte elektrische Feld an den jeweiligen Betriebspunkt angepasst werden. 88 Spektren Strom über Frequenz, 40µm, 2bar 15.000 10.000 -30 V -20 V 5.000 I /pA -10 V 0 0V +10 V -5.000 +20 V +30 V -10.000 -15.000 0 50 100 150 200 250 f / kHz Abb. 4.13: Gemessener Strom in Abhängigkeit von der Frequenz für unterschiedliche Elektrodenspannungen D = 40 µm, p = 2 bar 10000 I / pA 8000 40 kHz 50 kHz 6000 70 kHz 4000 2000 0 -40 -30 -20 -10 -2000 0 10 20 30 Uel/V 40 -4000 -6000 -8000 -10000 Abb. 4.14: Gemessener Strom in Abhängigkeit von der angelegten Elektrodenspannung für unterschiedliche Frequenzen (Strahllängen) 89 500 I/pA 40 kHz 50 kHz 400 300 200 100 0 -2 -1,5 -1 -0,5 -100 0 0,5 1 1,5 U/V 2 -200 -300 -400 -500 Abb. 4.15: Wie vorherige Abbildung, Ausschnitt für geringe Spannungen In Abb. 4.13 sind die Messergebnisse für den Strom in Abhängigkeit von der Frequenz für unterschiedliche Elektrodenspannungen aufgetragen. Das charakteristische Spektrum über der Frequenz ist in allen Messreihen sichtbar und ist bei höherer Spannung ausgeprägter. Abb. 4.14 und Abb. 4.15 zeigen die Abhängigkeit des gemessenen Stroms von der an der Elektrode angelegten Spannung für zwei bzw. drei unterschiedliche Frequenzen. Es wurden 40, 50 und 70 kHz gewählt, denn in Abb. 4.13 ist zu sehen, dass das Spektrum bei 40 kHz ein Minimum besitzt, während bei jedem Spektrum bei 50 und 70 kHz jeweils etwa der gleiche Strom gemessen wurde. Der gemessene Strom verhält sich umgekehrt proportional zur angelegten Spannung. Bei einer Frequenz von 50 kHz ist der Verlauf steiler als bei 40 kHz. Für 50 kHz und 70 kHz ist der Verlauf wie erwartet nahezu identisch. Dieses Ergebnis bestätigt den in Abb. 4.11 gefundenen Zusammenhang der Abhängigkeit des gemessenen Stroms von der Strahllänge. Ebenso ist die Empfindlichkeit des gemessenen Stroms gegenüber der angelegten Spannung offenbar nur eine Funktion der Strahllänge bzw. des sich dadurch ergebenden 90 Abstandes zwischen dem Tropfenabrissort und der Elektrode. Das heisst, die am Strahlende wirksame Feldstärke bestimmt den durch die Tropfenkette übertragenen Strom. Die Tropfenladung ergibt sich dann aus diesem Strom und der Frequenz. Ein Strom von 200 pA bei 50 kHz entsprechen 25.000 Elementarladungen pro Tropfen. Bei 70 kHz und gleichem Strom sind es nur 17.857 Elementarladungen. Da sowohl I(U) als auch Q(I) direkt proportional sind, stellt auch Q(U) eine direkte Proportionalität dar, jedoch mit anderen Steigungen, so dass der Verlauf für 50 und 70 kHz nicht mehr zusammenfällt (Abb. 4.16). D = 40 µm, p = 2 bar 1,0E+06 Q/e 8,0E+05 40 kHz 50 kHz 6,0E+05 70 kHz 4,0E+05 2,0E+05 -40 -30 -20 0,0E+00 -10 0 -2,0E+05 10 20 30 Uel/V 40 -4,0E+05 -6,0E+05 -8,0E+05 -1,0E+06 Abb. 4.16: Tropfenladung Q als Funktion der angelegten Spannung U für unterschiedliche Frequenzen f Aus den durchgeführten Untersuchungen wird deutlich, dass eine definierte Ladung und auch Entladung mit geringer Spannung möglich ist. Im dargestellten Experiment kann die Ladung der Tropfen mit einer negativen Spannung von nur 0,5 bis 1 Volt auf Null gesetzt werden (Abb. 4.15). Es können also elektrisch neutrale Tropfen generiert werden. 91 4.7 Untersuchung der Partikelladung bei verdunstenden Salzlösungen Wird im Schwingblendengenerator eine Salzlösung eingesetzt und werden Bedingungen eingestellt, die ein vollständiges Verdunsten des Wassers ermöglichen, so lässt sich ein Aerosol aus Salzkristallpartikeln herstellen. Hierzu wird der Generator mit Dispergierkappe betrieben und Dispergierluft zugegeben. Das Aerosol wird in einen nachgeschalteten Trockner bestehend aus einer Heizstrecke und einem Silicagel-Adsorber, geleitet. Mit einem optischer Partikelzähler (PCS 2000) kann die Partikelanzahlkonzentration und die Partikelgrößenverteilung ermittelt werden. Während die Kristallisationsfeuchte für NaCl 47% beträgt, liegt sie bei KCl bei 62%, so dass KCl bereits bei höherer Luftfeuchtigkeit kristallisiert. Daher wird für die Untersuchungen bevorzugt KCl gewählt. Die eingestellten Parameter sind: - 200 kHz Anregungsfrequenz - 10 V Anregungsspannung SBG - 20 µm Blendendurchmesser - 1,2 l/min Dispergierluft - 6,6 l/min Transportluft Ergebnisse für drei Messungen bei einer Salzkonzentration von 1 g/l sind in Abb. 4.17 dargestellt. Es werden nahezu monodisperse Partikel von ca. 7 µm Durchmesser (6-10µm) reproduzierbar erzeugt. Eine Erhöhung der Salzkonzentration führt erwartungsgemäß zur Ausbildung größerer Salzkristallpartikeln. Weitere Ergebnisse sind in [37] ausführlich dargestellt. Bei einer Variation der Trockenlufttemperatur zwischen 30 und 40 °C war in jedem Fall eine effektive Trocknung möglich. Bei 35,3°C lag beispielsweise ein relative Luftfeuchte von 40,5% vor. 92 Abb. 4.17: Partikelgrößenverteilung der entstehenden Salzpartikel bei Einsatz einer 1 g/l KCl-Lösung Die Partikelgrößenverteilung in diesem Temperaturintervall war etwa gleich ,jedoch wurden unterschiedliche Anzahlkonzentrationen gemessen. Da der Versuchsaufbau nicht mit einer Temperatur-Konstanthaltung ausgestattet war, konnten aus diesem Grund keine aussagefähigen Messungen der Partikelladung an getrocknetem Aerosol durchgeführt werden. Deshalb wurde der Strom als Funktion der angelegten Spannung für die erzeugten Tropfen gemessen. Im Vergleich sind in Abb. 4.18 und Abb. 4.19 die Ergebnisse für destilliertes Wasser und eine KCl-Lösung (50 g/l) zu sehen. Wie bereits in den vorangegangenen Experimenten (Abb. 4.14 - Abb. 4.16) konnte auch hier für die Salzlösung ein linearer Zusammenhang zwischen der angelegten Spannung und dem gemessenen Strom festgestellt werden (Abb. 4.18). Bei destilliertem Wasser, d.h. einer Flüssigkeit mit vernachlässigbarer Leitfähigkeit ist praktisch keine Beeinflussung der vorhandenen Ladung durch die angelegte Spannung möglich (Abb. 4.19). 93 100 80 60 40 I / pA 20 0 -20 -40 -60 -80 -100 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 30 40 50 U/V Abb. 4.18: Strom-Spannungsverlauf für KCl-Lösung 200 180 160 140 I / pA 120 100 80 60 40 20 0 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 U/V Abb. 4.19: Strom-Spannungsverlauf für destilliertes Wasser 94 5 Untersuchungen an einem polydispersen Spray 5.1 Experimenteller Aufbau Mit einem Schwingblendengenerator können nur relativ geringe Tropfenanzahlkonzentrationen erzeugt werden, die für technische Anwendungen oftmals nicht ausreichen. Überwiegend kommen Schwingblendengeneratoren in wissenschaftlichen Anwendungen zum Einsatz. Ein verbreitetes Verfahren zur Tropfenerzeugung stellt die Zerstäubung mittels Zweistoffdüse dar. Hierbei wird eine Flüssigkeit mittels Gasstrom zerstäubt. Es entsteht ein polydisperser Spray, ein Aerosol aus Tropfen mit unterschiedlichen Durchmessern. Die Topfenanzahlkonzentration ist dabei erheblich größer als bei einem Schwingblendengenerator. Da hierbei sowohl unterschiedliche Tropfengrößen entstehen, als auch der Ort der Tropfenentstehung nicht so genau definiert ist wie bei einem Schwingblendengenerator, ist es bei einer Zweistoffdüse nicht möglich, ein Aerosol zu erzeugen, das aus gleichförmig geladenen Tropfen besteht. Interessant ist jedoch, inwieweit die Ergebnisse der bei der Tropfenkette erzielten Tropfenentladung sich auch auf ein mittels Zweistoffdüse erzeugtes polydisperses Aerosol übertragen lassen. Ziel der hierzu angestellten Untersuchungen ist es, die Möglichkeiten der einfachen Tropfenentladung durch Anlegen geringer Spannungen auch bei technisch relevanter Aerosolerzeugung aufzuzeigen. Die Untersuchungen wurden an einer Apparatur durchgeführt, in der eine Zweiphasendüse der Firma Düsen-Schlick GmbH (Modell 970 Form 0) in einem Aerosolgenerator AGK-2000 der Firma PaLas GmbH mit einer Entladungselektrode ausgerüstet wurde [38]. Um Feststoffpartikel erzeugen zu können wurde dem Aerosolgenerator eine Trockenstrecke bestehend aus 95 einem Silicagel-Trockner und eine Verdünnungsstufe nachgeschaltet. Zur Bestimmung der Partikelgrößenverteilung wurde ein optischer Partikelzähler verwendet (PCS 2000 der Firma PaLas GmbH). Die Bestimmung der Partikelladung wurde ohne Verdünnungsstufe mittels Elektrometer vorgenommen (Abb. 5.1). Die Messung der Ladung erfolgte an den getrockneten KCl-Partikeln. Abb. 5.1: Versuchsaufbau polydispersen Aerosolen zur Messung der Ladungen auf 5.2 Messergebnisse In Abb. 5.2 ist der gemessene Volumenstrom über dem Druck aufgetragen. Während hier der Volumenstrom in der Größenordnung 10-50 l/min liegt, sind es beim Schwingblendengenerator nur ml/min. Der Volumenstrom und damit die zum Aerosol dispergierte Flüssigkeit ist somit bei der Zweistoffdüse um den Faktor 1000 größer. 96 60 50 V / l/min 40 30 20 10 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 p / bar Abb. 5.2: Gemessener Flüssigkeitsvolumenstrom in Abhängigkeit vom Druck bei der Aerosolerzeugung Für vier verschiedene Konzentrationen wurden der mittlere Durchmesser und die Anzahlkonzentrationen der Partikel der getrockneten Aerosole sowohl für NaCl als auch für KCl gemessen. Die Ergebnisse sind in Abb. 5.3 und Abb. 5.4 dargestellt. Das NaCl-Aerosol weist eine größere Anzahl Partikeln mit geringerem mittleren Durchmesser auf als das KCl-Aerosol. 97 0,49 NaCl 0,48 KCl d / µm 0,47 0,46 0,45 0,44 0,43 0 5 10 15 C / g/l 20 25 30 Abb. 5.3: Vergleich der mittleren Durchmesser des erzeugten NaClund KCl-Aerosols bei unterschiedlichen Konzentrationen der Ausgangslösung 1400 NaCl 1200 KCl 1000 N / cm -3 800 600 400 200 0 0 5 10 15 C / g/l 20 25 30 Abb. 5.4: Vergleich der Anzahlkonzentration des erzeugten NaCl- und KCl-Aerosols bei unterschiedlichen Konzentrationen der Ausgangslösung In den Abbildungen Abb. 5.5 und Abb. 5.6 ist die Abhängigkeit der erzielten elektrostatischen Aufladung des mittels Zweistoffdüse dispergierten Aerosols von der an der Elektrode angelegten Spannung am Beispiel von Leitungswas- 98 ser und einer KCl-Lösung dargestellt. In beiden Fällen liegt die „Grundladung“ des Aerosols, das heisst die Ladung ohne externe Spannung, bei etwa 0,4 mV. Bei den Versuchen mit Leitungswasser kam es im Gegensatz zur KClLösung bei Anlegen einer negativen Spannung nicht zur vollkommenen Neutralisierung und Vorzeichenumkehr der Aerosolladung. Bei den Versuchen mit der KCl-Lösung betrug die zur Neutralisierung erforderliche Spannung etwa –10 V. 0 -150 -100 -50 -0,1 0 -0,2 50 100 150 U/V I / µA -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 -0,7 -0,8 -0,9 -1 Abb. 5.5: Tropfenaufladung bei Zerstäubung von Leitungswasser mit der modifizierten Zweistoffdüse in Abhängigkeit von der angelegten Spannung 99 0,6 0,4 0,2 0 I / µA -150 -100 -50 -0,2 0 50 100 150 U/V -0,4 -0,6 -0,8 -1 -1,2 Abb. 5.6: Tropfenaufladung bei Zerstäubung einer KCl-Lösung mit der modifizierten Zweistoffdüse in Abhängigkeit von der angelegten Spannung Weitere Aussagen zur Neutralisierung sind der Abb. 5.7 aus den Versuchen ohne Trockner und der Abb. 5.8 aus den Versuchen mit Trockner zu entnehmen. Aufgetragen sind über dem Zerstäubungsdruck die Ladung der unbeeinflussten Partikeln und die zur Neutralisierung erforderliche Spannung, wobei sichtbar wird, dass die trockenen Partikeln eine etwas geringere Ladung aufweisen. 100 0 0 0 1 2 3 4 5 -0,1 -2 -0,15 -3 U/V -0,05 -0,2 -0,25 -4 I / µA -1 -0,3 -5 -6 Spannung zur Neutralisation -7 gemessener Strom durch Aerosolladung -0,35 -0,4 -0,45 -8 -0,5 p / bar Abb. 5.7: Entladung des nicht getrockneten Aerosols bei Variation des Zerstäubungsdrucks 0 0 1 2 3 4 5 -1 -0,05 -2 -0,1 -3 -0,15 -4 Spannung zur Neutralisation -0,2 -5 gemessener Strom durch Aerosolladung -0,25 -6 I / µA U/V 0 -0,3 p / bar Abb. 5.8: Entladung des getrockneten Aerosols bei Variation des Zerstäubungsdrucks 101 6 Zusammenfassung Zur standardisierten Eignungsprüfung von Filtermaterialien ist es erforderlich, diese mit einer definierten Partikelgrößenverteilung und Anzahlkonzentrationen zu beaufschlagen. Dies wird im allgemeinen durch den Einsatz von Teststäuben und eignungsgeprüften Aerosolgeneratoren erreicht. Mindestens gleichbedeutend ist, dass die Partikel einen definierten und reproduzierbaren Ladungszustand aufweisen. Dies ist zur Zeit nicht gegeben, der Ladungszustand wird bislang zumeist nicht erfasst oder gezielt verändert. Zur Vorbereitung der experimentellen Arbeiten sind theoretische Betrachtungen zur Tropfenbewegung und -verdunstung durchgeführt worden. In einem ersten Schritt wird die Verdunstung der bewegten Einzeltropfen berechnet. Danach wird ein vereinfachtes Modell zur Beschreibung der Verdunstung in einer Tropfenkette vorgestellt sowie die Tropfenbewegung unter Berücksichtigung des in der Tropfenkette reduzierten Luftwiderstands berechnet. Die Rechenergebnisse werden durch videomikroskopische Bestimmung des Tropfendurchmesser und des Tropfenabstands über dem Ort verifiziert. Aufgrund der dichten Abstände und hohen Tropfenfrequenz in der Tropfenkette wird die Verdunstung der Tropfen verzögert, da sich in der Umgebung der Tropfen eine lokale Dampsättigung einstellt. Zur Erzeugung von Feststoffpartikeln aus Salzlösungen wurden die Tropfen dispergiert und anschließend thermisch und adsorptiv getrocknet. Im Rahmen dieser Arbeit ist mit zwei unterschiedlichen experimentellen Methoden der Ladungszustand der Tropfen gemessen worden. In einem weiten Bereich praxisrelevanter Betriebsparameter sind neue Erkenntnisse zum Ladungszustand der Tropfen in einer Tropfenkette mit und ohne Anlegen einer zusätzlichen Spannung gewonnen worden. Insbesondere durch das Messen der Strahllänge der austretenden Flüssigkeit bei unterschiedlichen Drücken und Frequenzen konnte der von Reischl et al. vermutete Zusammenhang zwischen 102 Strahllänge und Tropfenladung bestätigt werden. Dabei wurde aber festgestellt, dass nicht die Tropfenladung sondern der von der Tropfenkette transportierte Strom direkt proportional zur Strahllänge ist. Die Ablenkung der Tropfen in einem Plattenkondensator zeigte die Einheitlichkeit der Ladung monodisperser Tropfenketten. Die aus der Ablenkung bestimmte absolute Tropfenladung wurde von der am Kondensator angelegten Spannung beeinflusst. Eine Abschirmung des elektrischen Feldes reduzierte die Ablenkung auf ein nicht messbares Maß, so dass die unbeeinflusste Tropfenladung auf diese Weise nicht bestimmt werden konnte. Durch Auffangen der Tropfen in einem Faraday-Cup und Messung des abfließenden Stroms wurde ein integraler Mittelwert der Tropfenladung bestimmt. Die Abhängigkeit der Tropfenladung vom Volumenstrom und der Anregungsfrequenz wurden ebenso untersucht wie der Einfluss eines elektrischen Feldes im Bereich des Flüssigkeitsaustritts an der Blende. Ohne Anlegen eines Potentials liegt beispielsweise die Ladung von Tropfen aus einer NaCl-Lösung mit einem Durchmesser von 75 µm in der Größenordnung von 2500 Elementarladungen. Durch Abschirmung des Flüssigkeitsstrahls wurde die Tropfenladung ohne Influenzeinwirkung gemessen. Dabei kann die Tropfenladung deutlich reduziert und unkontrollierten äußeren Einflüssen entzogen werden. Elektrisch neutrale Tropfen können durch Anlegen eines an die Betriebsbedingungen angepassten Potentials an eine Elektrode innerhalb der nach außen abschirmenden Dispergierkappe erzeugt werden, wobei eine Spannung von wenigen Volt ausreicht. Ebenso kann den Tropfen eine definierte Ladung aufgeprägt werden. Aus diesen Erkenntnissen heraus wurde eine Apparatur entwickelt, mit der es möglich ist, neutrale oder gezielt geladene Partikel zu erzeugen. Die Besonderheit des Verfahrens ist, dass nicht die mittlere Ladung des generierten Partikelkollektivs vorgegeben wird, sondern die einheitliche 103 individuelle Tropfenladung. Das Verfahren basiert auf dem bekannten Prinzip des Schwingblendengenerators, der mit einer in die Dispergierkappe integrierten Elektrode ausgerüstet ist. Die anzulegende Spannung liegt im Bereich weniger Volt. Durch diese Methode kann sowohl auf eine Hochspannungseinrichtung, wie sie zur Koronaentladung benötigt wird, als auch auf radioaktive Präparate, wie sie in anderen Neutralisatoren zum Einsatz kommen, verzichtet werden. Die Geometrie der Dispergierkappe, die gleichzeitig zur Abschirmung des aus der Blende austretenden Flüssigkeitsstrahls dient, ist so zu bemessen, dass der Tropfenabriss immer innerhalb der Kappe erfolgt. Die zur Ladungsbeeinflussung anzulegende Spannung muss auf den jeweiligen Betriebspunkt des Generators abgestimmt werden. Der Einsatzbereich des entwickelten Verfahrens lässt sich auf die in der Praxis bedeutendere Aerosolerzeugung mittels Zweistoffdüse erweitern, wobei in diesem Fall nicht die Ladung der individuellen Tropfen sondern der Mittelwert des zerstäubten Tropfenkollektivs eingestellt wird. Die Möglichkeit der Anwendung bei der Erzeugung von Feststoffpartikelaerosolen durch Lösungszerstäubung mit anschließender Trocknung konnte ebenfalls gezeigt werden. 104 7 Literaturverzeichnis [1] Hinds, William C.: Aerosol Technology, John Wiley and Sons, New York, 1999 [2] Berglund, Richard N.; Liu, Benjamin Y. H.: Generation of Monodisperse Aerosol Standards, Environmental Science and Technology, 7/2 (1973) 147-153 [3] Reischl, G.; John, W.; Devor, W.: Uniform electrical charging of monodisperse aerosols, J. Aerosol Sci., 8 (1977) 55-65 [4] Vercoulen, Paul H. W.; Marijnissen, Jan C. 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