A3 Grundlagen der Ernährung von Schulkindern

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Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
1
Energiebedarf und Körpergewicht................................................................................. 1
2
Ernährungsempfehlungen für Schulkinder - Optimierte Mischkost ......................... 2
3
3.1
3.2
3.3
Hinweise zur Lebensmittelauswahl ................................................................................ 7
Empfohlene Lebensmittel.................................................................................................. 7
Geduldete Lebensmittel ................................................................................................... 28
10 Regeln für eine vollwertige Ernährung....................................................................... 31
4
Quellen............................................................................................................................. 32
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A3 Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
1
Energiebedarf und Körpergewicht
Ob ein Kind gerade richtig liegt mit seinem Gewicht oder ob es zu dick oder zu dünn ist, lässt
sich am ehesten mit dem so genannten „Referenzgewicht“ beurteilen. Es gibt das Durchschnittsgewicht der Kinder gleicher Größe an. Das Körpergewicht hängt bei Kindern in erster
Linie von der Körpergröße ab; Alter und Geschlecht haben nur einen geringen Einfluss. Das
Gewicht eines Kindes liegt im Normalgewichtsbereich, wenn es vom Referenzgewicht
maximal 15 % nach oben oder unten abweicht. Wenn dieser Bereich unter- oder überschritten
wird, sollte man sich an einen Arzt und eine Ernährungsberatung wenden (8; 6)I.
Toleranzbereiche für das Körpergewicht von Kindern und Jugendlichen
Größe in cm
170
165
160
155
150
Untergewicht?
Normalgewichtsbereich
145
140
135
130
21 kg
Übergewicht?
28 kg
125
120
Beispiel:
Das Kind ist 125 cm groß
und wiegt 25 kg.
115
110
Sein Gewicht liegt im
Normalgewichtsbereich
von 21 bis 28 kg.
105
100
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
Gewicht in kg
Quellen: Forschungsinstitut für Kinderernährung (Hrsg.): Ernährungsberatung für Kinder und Familien (8)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Ernährungsbericht 2000 (6)
I
Zahlen in Klammern sind Literaturangaben: siehe Quellennachweis
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Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Der Energiebedarf kann von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein. Neben Größe und
Geschlecht wird er vor allem durch die körperliche Aktivität bei Sport und Spiel beeinflusst.
Bei durchschnittlicher körperlicher Aktivität gelten folgende Bedarfswerte:
Bedarfswerte für die Energiezufuhr bei Schulkindern
Jungen
kcal
Mädchen
kcal
Jungen
kJ
Mädchen
kJ
7 bis 9 Jahre
1900
1700
7900
7100
10 bis 12 Jahre
2300
2000
9600
8500
13 bis 14 Jahre
2700
2200
11200
9200
Alter
Quelle: DGE et al.: DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (7)
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Ernährungsempfehlungen für Schulkinder
- Optimierte Mischkost
Die optimale Ernährung von Kindern erfüllt folgende Anforderungen:
⌦ Sie liefert ausreichend Nährstoffe, das heißt, sie ist vollwertig.
⌦ Der Energiegehalt ist dem Bedarf der Kinder angepasst.
⌦ Sie schmeckt gut.
⌦ Sie lässt sich ohne großen zeitlichen und finanziellen Aufwand verwirklichen.
⌦ Sie lässt Raum für kleine „Extras“ wie Kuchen oder Süßigkeiten.
Am Forschungsinstitut für Kinderernährung wurde die so genannte „optimierte Mischkost“
(„Optimix“) entwickelt, in der all diese Aspekte berücksichtigt werden.
Die optimierte Mischkost deckt den Nährstoff- und Energiebedarf und beugt ernährungsbeeinflussten Krankheiten vor. Zusätzliche nährstoffangereicherte Lebensmittel (Ausnahme:
Jodsalz) oder Vitaminpräparate sind nicht notwendig. Gleichzeitig ist diese Ernährungsform
ideal für die ganze Familie, denn im Grundsatz gelten die „Optimix“-Empfehlungen für jedes
Lebensalter.
Da wir Energie und Nährstoffe nicht isoliert zu uns nehmen, orientieren sich die Empfehlungen der „optimierten Mischkost“ nicht an einzelnen Nährstoffen, sondern an Lebensmitteln.
Grundlage ist der „Ernährungskreis“ (s. Seite 3). Täglich sollte aus jeder Lebensmittelgruppe
des Ernährungskreises etwas gegessen werden. Die Größe der Segmente gibt an, welchen
Anteil die jeweiligen Lebensmittel an der täglichen Kost haben sollten.
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Eine abwechslungsreiche gesunde Kost lässt sich mit wenigen Grundregeln umsetzen:
⌦ reichlich pflanzliche Lebensmittel sowie Getränke verzehren,
⌦ ausreichend Milch(-produkte) einplanen,
⌦ zwischen Fleisch, Geflügel, Fisch und Eiern abwechseln,
⌦ sparsam mit fettreichen Lebensmitteln umgehen.
Auch Süßes ist erlaubt. Damit es die nährstoffreichen Lebensmittel nicht verdrängt, sollte es
nur in kleinen Mengen genossen werden.
Der Ernährungskreis
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Empfehlungen für die Ernährung von Schulkindern
Alter
empfohlene Lebensmittel
(ca. 80 % der Energiezufuhr)
7 – 9 Jahre 10 – 12 Jahre 13 – 14 Jahre
reichlich:
Getränke
ml/Tag
900
1000
1200
Brot,
Getreide(flocken)
g/Tag
200
250
280
Kartoffeln, Nudeln,
Reis, Getreide
g/Tag
140
180
200
Gemüse
g/Tag
200
230
250
Obst
g/Tag
200
230
250
400
420
450
55
65
75
2
2-3
2-3
150
180
200
30
35
35
ausreichend bzw. mäßig:
Milch,
Milchprodukte1)
ml bzw. g/Tag
Fleisch, Wurst
g/Tag
Eier
Stück/Woche
Fisch
g/Woche
sparsam:
Margarine, Öl,
Butter
g/Tag
geduldete Lebensmittel
(bis 20 % der Energiezufuhr)
z. B. Kuchen,
Süßigkeiten
g/Tag
bis 50
bis 80
bis 80
Marmelade, Zucker
g/Tag
bis 10
bis 20
bis 20
Quelle: U. Alexy, M. Kersting, Forschungsinstitut für Kinderernährung: Was Kinder essen – und was sie essen sollten (1)
1)
100 ml Milch entsprechen im Calciumgehalt etwa 15 g Schnittkäse oder 30 g Weichkäse
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Mit den empfohlenen Lebensmitteln nehmen die Kinder etwa 80 % der benötigten Energie
auf, decken aber damit bereits den gesamten Nährstoffbedarf. Der restliche Energiebedarf
kann dann nach Belieben gedeckt werden, das heißt, wenn überwiegend nährstoffreiche
Lebensmittel verzehrt werden, bleibt auch noch genügend Spielraum für „nicht ganz so
gesunde“ Lieblingsspeisen.
Die Mengenangaben sind Orientierungswerte. Sie können von Kind zu Kind erheblich
schwanken. So beeinflussen z. B. Körpergröße, aber auch Lebhaftigkeit, Bewegungsdrang
und sportliche Aktivität den Energiebedarf. Als Anhaltspunkt gilt: Die Mengenangaben für
Süßes, für fettreiche sowie für tierische Lebensmittel sollten nicht überschritten werden; von
den pflanzlichen Lebensmitteln kann das Kind essen, soviel es möchte. Auch die Trinkmenge
sollte nie beschränkt werden (1).
Ein Beispiel soll verdeutlichen, wie der Speiseplan eines Grundschülers aussehen könnte:
Beispiel Tagesspeiseplan für ein Schulkind, 7 bis 9 Jahre:
Frühstück:
Haferflockenmüsli mit Tee
Müsli aus:
60 g Haferflocken,
75 g Obst,
100 ml Milch (1,5 % Fett)
150 ml Früchtetee
Pause:
Käsebrot, Gelbe Rübe, Apfelsaftschorle
50 g Vollkornbrot mit
5 g Butter/ Margarine
30 g Schnittkäse
1 Gelbe Rübe (70 g)
200 ml Apfelsaftschorle
Mittagessen:
Kartoffeln, Brokkoli, Schnitzel; Eis
160 g Pellkartoffeln mit Kräutern
120 g Brokkoli, gedünstet mit 5 g Öl
80 g Schnitzel natur, gebraten in 5 g Öl
200 ml Mineralwasser
Nachspeise:
1 kleines Vanilleeis (70 g)
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Zwischenmahlzeit am
Nachmittag:
Bananenmilch, Vollkornkekse
Bananenmilch aus 1 Banane (120 g) und 150 ml Milch
(1,5 % Fett)
4 Vollkornkekse
Abendessen:
Toastbrot mit Tsatsiki, Saftschorle
3 Sch. Vollkorntoast mit 10 g Butter/Margarine
Tsatsiki aus:
40 g Magerquark,
75 g Vollmilchjoghurt und
60 g Gurke
200 ml Apfelsaftschorle
Vergleich des Tagesplans mit den Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr
Tagesplan „Schulkind“
(7 bis 9 Jahre)
Energie
Empfehlungen für die
Nährstoffzufuhr 1)
(kcal)
1770
1700 (Mädchen),
1900 (Jungen)
(kJoule)
7410
7100 (Mädchen),
7900 (Jungen)
davon stammen aus
Eiweiß ( %)
17
10 - 15
Fett (%)
30
30 – 35
Kohlenhydraten (%)
53
mehr als 50
Ballaststoffe (g)
25
mind. 20 2)
Vitamin C (mg)
185
80
1060
900
14
8
Calcium (mg)
Eisen (mg)
1)
2)
Quelle: DGE et al: DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (11); DGE: Beratungsstandards (9)
Referenzwert für die Ballaststoffzufuhr bei Kindern: mindestens 10 g je 1000 kcal Nahrungsenergie
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Hinweise zur Lebensmittelauswahl
3.1
Empfohlene Lebensmittel
Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln
Getreide(produkte) und Kartoffeln sind Hauptbestandteil einer gesunden Ernährung. Der
Verzehr dieser Nahrungsmittel sollte wieder steigen.
Sie liefern vor allem Kohlenhydrate in Form von Stärke, die dem Organismus als Energielieferant dient. Außerdem tragen Getreideprodukte wesentlich zur Ballaststoffzufuhr sowie
zur Versorgung mit Vitaminen (v. a. Vitamin B1, B6) und Mineralstoffen (Magnesium, Eisen)
bei. Auch als Eiweißquelle sind Getreideprodukte von Bedeutung. Der Getreidekeimling enthält wichtige mehrfach ungesättigte (essenzielle) Fettsäuren.
Weizen ist bei uns die bei weitem bedeutendste Getreideart, gefolgt von Roggen und Hafer,
Mais und Reis. Auch Dinkel bzw. Grünkern, Gerste, Hirse, Buchweizen sowie Quinoa und
Amaranth können den Speiseplan bereichern.
Für Vollkornprodukte findet das ganze Getreidekorn Verwendung. Hier werden die Randschichten des Getreides sowie der Keimling mitverzehrt, in denen sich der bei weitem größte
Anteil an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sowie an mehrfach ungesättigten Fettsäuren
befindet.
Keimling
(essenzielle Fettsäuren,
Eiweiß, Vitamine,
Mineralstoffe)
Frucht- u.
Samenschale
(Ballaststoffe, Vitamine,
Mineralstoffe)
Aleuronschicht
(Eiweiß, Vitamine,
Mineralstoffe)
Mehlkörper
(Stärke, Eiweiß = „Kleber“)
Aufbau des Getreidekorns
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Der Anteil von Randschichten des Getreidekorns ist ersichtlich aus der Mehltypenzahl, die
jeweils auf der Mehlpackung angegeben ist. Die Typenzahl gibt an, wie viel Milligramm
Asche (entspricht dem Mineralstoffgehalt) beim Verglühen von Mehl übrig bleibt. Je heller
(oder „niedrig ausgemahlen“) das Mehl ist, desto niedriger ist die Typenzahl, desto ärmer an
Mineralstoffen, Vitaminen und Ballaststoffen ist es auch. Je höher die Typenzahl, desto
dunkler (höher ausgemahlen und damit nährstoffreicher) ist das Mehl.
Vergleich: helles Mehl – Vollkornmehl
100%
100%
100%
100%
100%
100%
98%
90%
80%
91%
70%
60%
50%
60%
86%
52%
40%
43%
30%
20%
40%
10%
32%
16%
0%
Weizenvollkornmehl
Weizenmehl Type 1050
13%
Eiweiß
Magnesium
Kalium
Weizenmehl Type 405
Vitamin B1
Ballaststoffe
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 (3)
Mindestens die Hälfte der verzehrten Getreideprodukte sollte als Vollkornprodukt verzehrt
werden. Außer Vollkornbrot zählen hierzu beispielsweise auch gegarte oder gekeimte
Getreidekörner, Naturreis und Getreideflocken.
Vollkornbrote müssen nicht besonders dunkel sein oder ganze Körner enthalten. Auch wenn
sie aus fein vermahlenem, aber ganzem Korn hergestellt werden, sind sie ein „echtes“ Vollkornprodukt. Sie werden so von Kindern oft besser akzeptiert. Das gilt im Übrigen ebenso für
Getreideflocken: Auch zarte Flocken sind in der Regel Vollkornprodukte. Die Packungsaufschrift gibt Auskunft.
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Entgegen der immer wieder veröffentlichten Behauptung dürfen Vollkornbackwaren nicht mit
Zuckercouleur gefärbt sein, um so einen höheren Vollkornanteil vorzuspiegeln. Der Vollkornanteil muss mindestens 90 % betragen.
Müsli bietet eine gute Möglichkeit, Vollkornprodukte abwechslungsreich zu verzehren.
Zudem mögen es viele Kinder gern. Gekaufte Fertigmüslis enthalten allerdings oft Zucker
bzw. zuckerreiche Zutaten wie Schokoflocken. Die Menge an zugesetztem Zucker ist aus der
Zutatenliste meistens nicht ersichtlich. Günstiger ist es deshalb, das Müsli selbst zu mischen,
beim Kauf auf ungezuckerte Produkte zu achten oder gezuckerte Müslis mit Haferflocken zu
strecken.
Frühstückszerealien wie Cornflakes und ähnliche Produkte sind in der Regel stark verarbeitet.
Sie können sehr viel Zucker enthalten (teilweise über 40 % Gewichtsanteil). Solche Produkte
sind für das tägliche Frühstück wenig geeignet.
Auch Müsliriegel sind kein „echtes“ Vollkornprodukt. So ergab eine Untersuchung der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bei Schoko- und Müsliriegeln einen Mindestzuckeranteil von 20 bis 40 % (4). Außerdem enthalten diese Produkte oft reichlich Fett,
besonders wenn sie mit Schokolade umhüllt sind. Diese Riegel sind keine Alternative zum
Müsli; sie können ab und zu als Nachspeise genossen werden.
Zu Recht wird die Kartoffel als „tolle Knolle“ bezeichnet. Durch ihren Stärke- und
Ballaststoffgehalt und die vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten sind Kartoffeln ideal zum
Sattessen. Daneben enthalten sie reichlich Kalium und Vitamin C sowie sehr hochwertiges
Eiweiß. Sie sollten mehrmals pro Woche den Speiseplan bereichern und von der Beilage zum
Hauptbestandteil der Mahlzeit werden.
Kartoffeln sind von Natur aus fast fettfrei. Allerdings hat die Zubereitung sehr großen
Einfluss auf den Fett- und damit den Energiegehalt von Kartoffelgerichten. Ideal sind
Pellkartoffeln oder Kartoffelbrei.
Die Inhaltsstoffe der Kartoffel bleiben am besten erhalten, wenn die Kartoffeln ungeschält
und im Ganzen gegart werden. Dämpfen ist die nährstoffschonendste Zubereitungsart. Grüne
Stellen an Kartoffeln und Keime enthalten das giftige Solanin; sie müssen deshalb großzügig
weggeschnitten werden.
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Fettgehalt verschiedener Kartoffelspeisen
0,11
Pellkartoffeln
5,82
Pommes frites
5,51
Bratkartoffeln
6,20
Kartoffelpuffer
5,15
Kroketten
Chips
39,40
0
1
2
3
4
5
6
7
Fettgehalt in g je 100 g
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 (3)
Gemüse und Obst
Obst und Gemüse (einschließlich Hülsenfrüchte) sind unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Ernährung.
Sie liefern reichlich Vitamine (v. a. Vitamin C, Folsäure), Mineralstoffe (z. B. Magnesium,
Kalium) sowie Ballaststoffe. Außerdem enthalten sie eine Vielzahl von so genannten „sekundären Pflanzenstoffen“, deren gesundheitsfördernde Wirkungen seit einigen Jahren im Blickpunkt der Forschung stehen. Da Gemüse und Obst außerdem relativ kalorienarm sind, sollten
diese Nahrungsmittel reichlich genossen werden.
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Sekundäre Pflanzenstoffe – Hinweise auf ihre Wirkungen
an
tim
i
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xi
l
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re
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b
c
en
Inhaltsstoffe
Vorkommen
Polyphenole
z. B. Phenolsäuren,
Flavonoide
•
•
•
•
•
•
sehr weit verbreitet, z. B. in Äpfeln,
Kirschen, Zitrusfrüchten, Erdbeeren
Himbeeren, Weintrauben, Grünkohl,
grünen Bohnen, Brokkoli, Kopfsalat,
Feldsalat, Endivien etc.
Sulfide
•
•
•
•
•
•
in allen Zwiebelgewächsen, v. a. im
Knoblauch
Glucosinolate
z. B. Indole
•
•
•
in allen Kohlarten, verantwortlich für
den typischen Kohlgeschmack, z. B.
Brokkoli, Blumenkohl, Chinakohl;
auch in Senf und Meerrettich
Saponine
•
•
•
in allen Pflanzen, vor allem in
Hülsenfrüchten
Carotinoide
•
•
Phytosterine
Protease Inhibitoren
Monoterpene
•
in gelb -orangefarbenem und grünem
Gemüse, z. B. Paprika, Karotten,
Spinat, Endivien, Feldsalat
•
•
z. B. Brokkoli, Rosenkohl, Zwiebeln,
Gurken, Möhren
•
z. B. Erbsen, Mungobohnen, Mais,
Kartoffeln, Erdnüsse, Sojabohnen
•
als Aromastoffe, z. B. Menthol in der
Pfefferminze, Zitrusöl in Limonen
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Ernährung: Sekundäre Pflanzenstoffe in Gemüse und Obst (2)
„Fünfmal täglich Obst und Gemüse“ empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
Die empfohlenen fünf Portionen pro Tag lassen sich mit etwas Überlegung schnell und leicht
verwirklichen.
Gemüse und Obst lassen sich in vielen Variationen und phantasievoll auf den Tisch bringen,
auch mit geringem Zeitaufwand: Knackige Gemüsestreifen, Soßen aus einem Gemüsemix,
Pizza, Lasagne und Aufläufe mit Gemüse kommen bei fast allen Kindern gut an. Bunte Salate
und Rohkost können die Hauptmahlzeit ergänzen. Gemüse schmeckt vielen Kindern auch als
Brotbelag oder geraspelt in Quark- und Joghurtdips. Desserts und Milchshakes mit Obst
kommen der Vorliebe für Süßes entgegen. Ein Glas Saftschorle löscht zwischendurch den
Durst. Viele Kinder greifen gerne zu Obst oder Gemüse, wenn es „griffbereit“ gewaschen in
einer Obstschale auf dem Tisch steht oder bereits in Streifen oder Spalten geschnitten
angeboten wird.
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Oft bevorzugen Kinder mild schmeckende Gemüsesorten wie Paprika, Gelbe Rüben, Gurken,
Erbsen, Mais, Kohlrabi. Doch viele sind auch für andere Sorten zu begeistern und mögen
ebenso herzhafte Gemüse. Ausprobieren lohnt sich.
Die Tagesportion für Kinder von 7 bis 9 Jahren sollte mindestens je 200 Gramm Gemüse und
Obst enthalten, 13- bis 14-Jährige brauchen je 250 Gramm.
Das folgende Beispiel zeigt den Beitrag von je 250 Gramm Obst (1 Apfel, 1 Banane) und
250 Gramm Gemüse (1 Paprikaschote, 2 Tomaten) zur Nährstoffversorgung bei 13- bis
14-Jährigen: Diese Tagesportion liefert nur etwa 10 % der Nahrungsenergie, deckt aber etwa
ein Viertel des Eisenbedarfs und je rund ein Drittel der empfohlenen Mengen an Magnesium,
Vitamin A und Ballaststoffen. Die Vitamin-C-Zufuhr beträgt sogar mehr als das Doppelte des
Bedarfs.
Beitrag einer Tagesportion von je 250 g Obst und Gemüse zur empfohlenen Energie- u.
Nährstoffzufuhr bei 13- bis 14-Jährigen am Beispiel von einem Apfel, einer Banane,
einer Paprikaschote und zwei Tomaten
Mädchen
Energie
11
9
Jungen
48
Ballaststoffe1)
39
35
38
Magnesium
20
Eisen
25
240
Vitamin C
Vitamin A
(Retinoläquivalente)
240
41
37
Angabe in Prozent
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) et al: DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (7)
Bundeslebensmittelschlüssel II. 3 (3)
1)
Referenzwert: mindestens 10 g Ballaststoffe je 1000 kcal Nahrungsenergie
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Abwechslung bei Obst und Gemüse sorgt dafür, dass aus der breiten Palette von vorteilhaften
Inhaltsstoffen möglichst viele aufgenommen werden. Die folgenden Abbildungen zeigen als
Beispiel einige eisen- und ß-Carotin-reiche Arten.
Spinat
3,2
Schwarzwurzeln
Eisengehalt
ausgewählter Gemüsearten
empfohlene Zufuhr für Schulkinder
10 – 15 mg pro Tag
3,0
Fenchel
2,7
Gelbe Rüben
2,1
Linsen, gekocht
2,1
Eisengehalt in mg pro 100 g
7,8
Gelbe Rüben
5,2
Spinat, gegart
3,9
Feldsalat
2,1
Paprika, rot
Aprikosen
Endivien
ß-Carotingehalt ausgewählter
Obst- und Gemüsearten
empfohlene Zufuhr für Schulkinder
2 – 4 mg pro Tag
1,8
1,7
ß-Carotingehalt in mg je 100 g
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 (3)
Auswahl „à la saison“ garantiert abwechslungsreichen Genuss und bringt darüber hinaus
ökologische Vorteile durch kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher. Eine Einkaufshilfe
bietet der Saisonkalender.
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Saisonkalender
Hauptangebotszeit für einige Obst- u. Gemüsearten aus heimischer Ernte
Obst
Jan.
Feb. März April Mai
Juni
Juli
Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Jan.
Feb. März April Mai
Juni
Juli
Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Äpfel
Birnen
Erdbeeren
Himbeeren
Süßkirschen
Zwetschgen
Gemüse
Blattspinat
Blumenkohl
Bohnen, grün
Brokkoli
Champignons
Feldsalat
Gelbe Rüben
Kohlrabi
Kopfsalat
Radieschen
Salatgurken
Tomaten
Weiß- und
Blaukraut
Zucchini
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Auch bei der Zubereitung ist Abwechslung günstig: Manche Stoffe wie das Vitamin C gehen
beim Erhitzen teilweise verloren. Dagegen können einige Inhaltsstoffe wie z. B. die
sekundären Pflanzenstoffe Lycopin (in Tomaten) oder ß-Carotin aus gegartem Gemüse
wesentlich besser aufgenommen werden als aus rohem Gemüse.
Vitamin C-Verlust beim Garen verschiedener Lebensmittel
Lebensmittel
Kohlrabi
Zubereitungsverluste
(%)
20
Rosenkohl
4
Kartoffeln, ungeschält
40
Quelle: C. A. Schlieper: Grundfragen der Ernährung (11)
Obst sollte man überwiegend roh genießen, ebenso mindestens eine Gemüseportion pro Tag.
Die übrigen Portionen können als Saft oder gegart verzehrt werden.
Besonders wenn das Kochen schnell gehen muss, bieten Tiefkühlprodukte (möglichst ohne
Zusatz von Salz, Sahne, Fett) eine gute Alternative zur Frischware.
Richtige Lagerung und Nährstoff schonende Zubereitung sind wesentliche Voraussetzungen
für den bestmöglichen Erhalt von Vitaminen und Mineralstoffen. Wasser löst Vitamine und
Mineralstoffe aus den Lebensmitteln; Licht, Luft und Wärme können Vitamine zerstören. Je
länger diese Faktoren wirken, desto größer sind die Verluste. Daher gilt:
Lagerung:
⌦ Obst und Gemüse möglichst frisch verzehren. Besonders Gemüse und Früchte mit großer
Oberfläche (Beeren, Blattgemüse, Brokkoli) welken schnell und verlieren durch
Lagerung rasch an Qualität.
⌦ Obst und Gemüse sollten dunkel aufbewahrt werden; auch das Abdecken mit einem Tuch
oder Papier schützt vor Licht.
⌦ Die meisten Gemüsearten sowie Beeren und Steinobst lagern am besten im Gemüsefach
des Kühlschranks. Einige Obst- und Gemüsearten sind kälteempfindlich und sollten nicht
unter 10° C aufbewahrt werden: Bananen, Zitrusfrüchte, Ananas, Avocado und viele
exotische Früchte.
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Zubereitung:
⌦
⌦
⌦
⌦
Gemüse und Obst möglichst im Ganzen waschen,
nur kurz waschen und nie im Wasser liegen lassen,
erst kurz vor der Zubereitung zerkleinern,
geputztes und evtl. zerkleinertes Obst und Gemüse bis zur weiteren Verarbeitung
abdecken,
⌦ möglichst kurz vor dem Verzehr zubereiten,
⌦ im geschlossenen Topf mit möglichst wenig Wasser garen; am nährstoffschonendsten ist
Dämpfen,
⌦ Warmhaltezeiten vermeiden.
Mehr Beachtung sollten die Hülsenfrüchte finden. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung hält eine Portion pro Woche für ideal, denn die getrockneten Samen von Erbsen,
Bohnen und Linsen sind reich an Eiweiß, Eisen, B-Vitaminen und Ballaststoffen. Neben den
heimischen eher deftigen Eintöpfen mit Hülsenfrüchten schmecken auch Rezepte der südamerikanischen sowie der asiatischen Küche. Hülsenfrüchte lassen sich auch gut als Keimlinge ziehen. Vor dem Verzehr müssen sie jedoch drei bis fünf Minuten blanchiert werden.
Obst ist durch seinen natürlichen Zuckergehalt bei fast allen Kindern beliebt und eignet sich gut
als Zwischenmahlzeit, z. B. in der Pause. Leider essen Kinder trotz ihrer Vorliebe für Obst
weniger davon als die empfohlenen 200 bis 250 Gramm pro Tag. Obstkonserven sind in der
Regel gezuckert; frischem Obst oder Tiefkühlware sollte deshalb der Vorzug gegeben werden.
Auch Nüsse zählen zum Obst. Im Gegensatz zu den anderen Obstarten sind sie fett- und
damit energiereich. Da sie jedoch reichlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren und B-Vitamine
enthalten, sind sie in kleinen Portionen eine Bereicherung des Speiseplans, z. B. im Müsli.
Trockenobst enthält die Mineral- und Ballaststoffe, aber natürlich ebenso den Zuckergehalt
des Obstes in konzentrierter Form. Deshalb eignet es sich nicht zum ständigen Verzehr, bietet
sich jedoch als gute Alternative zu Süßigkeiten an.
Getränke
Wasser ist das „Lebensmittel Nummer eins“. Wegen seiner existenziellen Bedeutung ist
Trinkwasser das am strengsten kontrollierte Lebensmittel.
Um seinen Flüssigkeitsbedarf zu decken, sollte ein Schüler täglich mindestens ein bis
eineinhalb Liter trinken; der restliche Wasserbedarf wird über feste Lebensmittel gedeckt.
Hohe Außentemperaturen und körperliche Aktivität erhöhen den Bedarf. Kinder sollten daher
immer trinken dürfen, so viel sie möchten. Am besten gehört zu jeder Mahlzeit auch ein
Getränk.
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Empfohlene Trinkmenge
Alter
empfohlene Trinkmenge
7 bis 9 Jahre
970 ml
10 bis 12 Jahre
1170 ml
13 bis 14 Jahre
1330 ml
Quelle: DGE et al: DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (7)
Ideale Getränke zum Durstlöschen schmecken gut, sind kalorien- und zuckerarm und
erfrischen.
Sehr empfehlenswert sind Getränke ohne Energiegehalt:
⌦ Trinkwasser,
⌦ Mineralwasser, Quell- und Tafelwasser sowie
⌦ Kräuter- und Früchtetees, möglichst ungesüßt.
Empfehlenswerte Durstlöscher
Schorle aus
Frucht- oder
Gemüsesäften
Kräutertee
Früchtetee
Trinkwasser
Mineralwasser
Tafelwasser
Empfehlenswert sind auch Saftschorle aus Obst- oder Gemüsesäften, da sie außer
Nahrungsenergie Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe liefern. Fruchtnektare
sowie Fruchtsaftgetränke enthalten dagegen einen mehr oder weniger hohen Zusatz an Wasser
und Zucker.
Milch ist auf Grund ihres Eiweiß- und Fettgehalts nicht als Durstlöscher anzusehen, sondern
zählt als eine Mahlzeit.
Wenig geeignet als Durstlöscher auf Grund ihres hohen Zuckergehalts sind Limonaden,
Colagetränke, Malzbier, Eistees, aber auch Fruchtsaftgetränke. Auf Koffein reagieren Kinder
empfindlicher als Erwachsene; deshalb sollten sie auf koffeinhaltige Getränke (Kaffee,
Schwarzer Tee, Colagetränke, manche Erfrischungsgetränke) verzichten. Alkohol sollte für
Kinder absolut tabu sein.
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A3
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Getränke
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Koffeingehalt in mg/100 ml
Kaffee1)
48 – 80
Tee (schwarz/grün)1)
16 – 40
2)
Eistee
3,2 – 15,7
3)
Colagetränke
Energy Drinks1)
6,5 – 25
ca. 32
Quellen:
1)
Deutscher Kaffee-Verband e. V.
2)
Stiftung Warentest 8/98
3)
Bund deutscher Erfrischungsgetränkeindustrie
Fruchtsaftgehalt verschiedener Getränke
Fruchtsaft
Saftgehalt 100 %
aus Früchten gepresst („Direktsaft“) oder
aus Konzentrat rückverdünnt
Fruchtnektar
Fruchtsaftgehalt: Je nach Fruchtart
mind. 25 bis 50 %, z. B.
Orangennektar mindestens 50 %
Aprikosennektar mindestens 40 %
Zutaten:
Fruchtsaft/Fruchtmark, Wasser, Zucker
Fruchtsaftgetränk
Fruchtsaftgehalt:
– aus Kernobst oder Trauben mind. 30 %
– aus Zitrusfrüchten mindestens 6 %
– aus anderen Früchten mind. 10 %
Zutaten:
Wasser, Fruchtsaft, Zucker, Aromastoffe,
ggf. Genusssäuren
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Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
19
Mit Süßstoff gesüßte „Light“-Getränke werden für Kinder nicht empfohlen. Vor allem
gewöhnen sich die Kinder durch solche Produkte an eine hohe Süßschwelle und lehnen dann
häufig weniger süße Getränke wie Wasser oder Saftschorle ab.
Von Kindern und Jugendlichen häufig konsumierte Getränke:
Limonaden
werden aus Trink-, Mineral-, Quell- oder Tafelwasser
hergestellt. Sie enthalten Aromaextrakte und/ oder natürliche
Aromastoffe. Der Zuckergehalt beträgt mind. 7 %.
Eistee
besteht aus Wasser, Zucker, Zusatzstoffen, Schwarztee/
Schwarztee-Extrakt / aromatisiertem Tee und Aromen. Auf
Grund des Tee-Anteils ist er koffeinhaltig.
Der Koffeingehalt hängt von der Zusammensetzung des
Getränks ab, ist aber annähernd mit dem von Colagetränken
vergleichbar. Eistee ist auch gemischt mit Fruchtsäften oder
Mineralwasser erhältlich. Der Zuckeranteil von Eistee ist oft
ähnlich hoch wie in Limonade.
Energy-Drinks
Diese zuckerhaltigen Erfrischungsgetränke enthalten im
Vergleich zu Colagetränken erhebliche Mengen an Koffein
(bis 320 mg/l) und sind damit „kaltem, stark gesüßtem
Kaffee“ vergleichbar. Auf Grund des hohen Koffeingehalts
sind diese Getränke für Kinder nicht geeignet.
Ein entsprechender Hinweis auf der Packung muss erfolgen,
wenn der Koffeingehalt über 250 mg/l liegt.
Die Inhaltsstoffe Glucuronolacton und Taurin gelten als nicht
gesundheitsgefährdend. (Allerdings gelten sie auch nicht als
leistungssteigernd).
Manche Energy-Drinks enthalten Guarana; dies ist ein stark
koffeinhaltiger Pflanzensamen.
Isotonische
Getränke
Da keine einheitliche Verkehrsauffassung für isotonische
Getränke existiert, variieren die im Handel angebotenen
Getränke erheblich hinsichtlich ihrer Zusammensetzung. In
der Regel enthalten alle isotonischen Getränke neben Mineralstoffen einen mehr oder weniger hohen Anteil an Zucker.
Für Kinder sowie Breitensportler sind isotonische Getränke
überflüssig.
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A3
20
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Milch und Milchprodukte
Milch und Milchprodukte sind nährstoffreiche Lebensmittel: Vor allem der hohe
Calciumgehalt macht sie für die tägliche Ernährung unentbehrlich. Milch enthält
hochwertiges Eiweiß, leicht verdauliches Fett, B-Vitamine (insbesondere Vitamin B2) und
Milchzucker. Auch zur Jodversorgung tragen Milch und Milchprodukte bei.
Milch und Milchprodukte werden in unterschiedlichen Fettgehaltsstufen angeboten. Für die
Ernährung von Kindern werden fettreduzierte Produkte (Fettgehalt 1,5 %) empfohlen. Käse
sollte maximal 45 % F. i. Tr. enthalten.
Fettgehaltsstufen von Milch und Milchprodukten
Vollmilch-
mind. 3,5 % Fett
fettarm/teilentrahmt
mind. 1,5 %, höchstens 1,8 % Fett
mager/entrahmt
höchstens 0,3 % Fett
Diese Fettgehaltsstufen gelten für Trinkmilch und Sauermilchprodukte wie Joghurt, Kefir,
Dickmilch.
Fettgehaltsstufen bei Käse
Fettgehaltsstufe
Fett in der Trockenmasse
Doppelrahmstufe
60 – 85 %
Rahmstufe
mindestens 50 %
Vollfettstufe
mindestens 45 %
Fettstufe
mindestens 40 %
Dreiviertelfettstufe
mindestens 30 %
Halbfettstufe
mindestens 20 %
Viertelfettstufe
mindestens 10 %
Magerstufe
weniger als 10 %
Die Angabe „F. i. Tr.“ bei Käse kennzeichnet den Fettgehalt in der Trockenmasse. Der
tatsächliche Fettgehalt liegt niedriger; er beträgt bei Weichkäse wie Camembert knapp die
Hälfte, bei Hartkäse wie Emmentaler ca. zwei Drittel der „F. i. Tr.“- Menge.
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21
Wärmebehandlung von Trinkmilch
Pasteurisieren
Wärmebehandlung
Kurzzeiterhitzung
Temperatur (° C)
Haltezeit (s)
Ultrahocherhitzung
Hocherhitzung
(UHT)
72 - 75
> 85
135 - 150
> 15 - 30
> 2
2 - 20
Vitaminverluste erhitzter Milch
Verluste (%)
Verfahren
Vitamin C
Thiamin
Folsäure
Pasteurisieren
5 - 15
< 10
5
UHT-Erhitzen
10 - 20
5 - 15
10 - 20
Abkochen
15 - 20
10 - 20
15
Quelle: E. Renner: Milch und Milchprodukte in der Ernährung des Menschen (9)
Die schonendste Wärmebehandlung von Milch ist das Pasteurisieren. Aber auch H-Milch ist
empfehlenswert: Moderne Molkereitechnologie ermöglicht die weitgehende Schonung der
Inhaltsstoffe der Milch. Rohmilch ist dagegen für Kinder nicht geeignet. Sie muss vor dem
Verzehr abgekocht werden.
Vor allem als ausgezeichnete Calciumlieferanten gehören Milch und Milchprodukte zur
täglichen Ernährung. Für Schulkinder wird eine tägliche Calciumaufnahme von 900 bis 1200
mg empfohlen, um das wachsende Skelett optimal mit diesem Mineralstoff zu versorgen und
auf diese Weise einen Beitrag zu einer hohen Knochendichte zu leisten.
Eine hohe Knochendichte gilt als bedeutender Schutzfaktor gegen die Osteoporose, eine
Krankheit, die zwar erst in der zweiten Lebenshälfte auftritt, die ihre Wurzeln aber u. a. in
einer unzureichenden Calciumversorgung in jungen Jahren hat.
Die empfohlene Milch-Verzehrsmenge für Kinder und Jugendliche entspricht etwa drei Portionen Milch oder Milchprodukten pro Tag. Die Schulmilch kann hier einen entscheidenden
Beitrag zur regelmäßigen Versorgung leisten, da sie im Abonnement bezogen wird und damit
quasi „automatisch“ zur Pausenverpflegung gehört.
Auch wenn der Bezug von Schulmilch für viele Schulen einen relativ hohen organisatorischen
Aufwand erfordert und die Gewinnspanne für Hausmeister oder anderes Verkaufspersonal
gering ausfällt, sollte Schulmilch wieder viel mehr Verbreitung finden.
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22
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Im Vergleich zur Milch schneiden „Kinder-Milchprodukte“ meist nicht besonders gut ab:
Bezogen auf den Energiegehalt ist die Calciumzufuhr bei Kinder-Lebensmitteln durchwegs
niedriger als bei Milch. Dies liegt am hohen Zucker- und teilweise ebenfalls hohen Fettgehalt
der Produkte. Kinder-Milchprodukte zählen somit zu den „geduldeten Lebensmitteln“ (vgl.
Tab. S. 4), die Kinder z. B. als Nachspeise genießen können.
Vergleich Milch – Kinder-Milchprodukte
188
Vollmilch 3,5 % Fett
120
250
fettarme Milch 1,5 % Fett
Müsli-Riegel (Durchschnitt)
Milchschnitte
Milchschokolade
Kinderschokolade
Fruchtzwerge
120
Calcium mg je 100 kcal
21
77
Calcium mg je 100 g
48
200
40
214
58
323
90
130
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 (3); Herstellerangaben
Leider sind auch Kinder zunehmend von Lebensmittelallergien und Unverträglichkeitsreaktionen betroffen. Bei einer Kuhmilchunverträglichkeit ist abzuklären, welche Milchprodukte
evtl. noch vertragen werden. Häufig, besonders bei Lactoseintoleranz, können Sauermilchprodukte oder Käse gegessen werden, wenn das Lebensmittel Milch nicht mehr vertragen
wird. Teilweise müssen jedoch alle Lebensmittel streng gemieden werden, die Kuhmilchbestandteile enthalten. Um die Calciumversorgung sicherzustellen, können gezielt calciumreiche Lebensmittel ausgewählt werden (vgl. Abb. S. 23). Milch anderer Tiere (Schaf, Ziege)
kann eine Alternative sein sowie mit Calcium angereicherte Fruchtsäfte. Manchmal ist in
Absprache mit dem Arzt auch die Nahrungsergänzung über Calciumpräparate erforderlich.
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Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
23
Hitliste calciumhaltiger Lebensmittel
empfohlene Zufuhr für Schulkinder 900 – 1200 mg pro Tag
330
1 Scheibe (30 g) Emmentaler 45 % F.i.Tr.1)
261
1 Scheibe (30 g) Edamer 30 % F.i.Tr.1)
240
1 Glas (200 ml) Trinkmilch
195
1 Becher (150 g) Naturjoghurt 3,5 % Fett
210
1 Portion (200 g) Brokkoli
1 Portion (200 g) Lauch
174
82
1 Portion (200 g) Mohrrüben
1 Stück (50 g) Mohnsemmel
44
11
1 Scheibe (50 g) Vollkornbrot
30
1 Glas (200 ml) Orangensaft
1 Glas (200 ml) Orangenfruchtsaftgetränk2)
270
220
1 Glas (200 ml) Buttermilch
70
1 Glas (200 ml) Mineralwasser
0
50
100 150 200 250 300 350 400
Calciumgehalt in mg pro Portion
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 (3)
1)
F. i. Tr.: Fett in Trockenmasse
2)
mit Calcium angereicherte Fruchtsaftgetränke, Quelle: Herstellerangaben
Fleisch, Fisch, Eier
Fleisch, Fisch und Eier sind nährstoffreiche Lebensmittel, die in einer ausgewogenen und
vollwertigen Ernährung ihren Platz haben. Sie sollten abwechselnd auf den Tisch kommen, da
für eine optimale Nährstoffversorgung schon relativ kleine Portionen ausreichen.
Fleisch, Fisch und Eier enthalten hochwertiges Eiweiß, das der menschliche Körper sehr gut
verwerten kann. Darüber hinaus sind diese Lebensmittel für die Vitamin- und
Mineralstoffversorgung von Bedeutung.
Fleisch ist eine besonders gute Eisenquelle, denn es enthält Eisen in einer vom Organismus
gut verwertbaren Form. Außerdem liefert Fleisch B-Vitamine, besonders Vitamin B1 und B12
sowie Mineralstoffe, z. B. Kalium, Magnesium, Zink und Selen.
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24
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Da Fleisch und vor allem Wurstwaren auch unerwünschte Bestandteile enthalten, wie Fett,
Cholesterin und Purine, sollten sie nur in mäßigen Mengen verzehrt werden. Wenn Fleisch
und Wurst eher zur Beilage werden, steigt gleichzeitig der Verzehr von stärke- und
ballaststoffhaltigen Lebensmitteln wie Getreideprodukten, Kartoffeln oder Gemüse - eine
wünschenswerte Entwicklung. I
Fettgehalt verschiedener Wurstsorten
empfohlene Zufuhr für Kinder von 7 – 9 Jahren 55 – 72 g pro Tag
5
Gekochter Schinken
12
Bierschinken
30
Leberkäse
Wiener Würstchen
28
Kalbsleberwurst
28
Salami
28
21
Lyoner
27
Gelbwurst
0
10
20
30
40
Fettgehalt in g je 100 g
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel II.3 (3)
Seefisch ist ein ausgezeichneter Jodlieferant und sollte deshalb mindestens einmal wöchentlich serviert werden. Das Angebot an frischem Fisch ist vielerorts sehr begrenzt, doch Tiefkühlfilets (ohne Panade) sind eine gute Alternative; der Jodgehalt entspricht dem von
Frischware. Fisch ist meist fettarm, leicht verdaulich und lässt sich sehr abwechslungsreich
zubereiten. Kinder mögen durchaus nicht nur „Fischstäbchen“. Eine wöchentliche Seefischmahlzeit könnte die Jodversorgung erheblich verbessern
I
Informationen zur BSE-Problematik bei Rindfleisch finden Sie im Internet z. B. unter http://www.lgl.bayern.de.
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Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
25
Hitliste jodhaltiger Lebensmittel
empfohlene Zufuhr für Schulkinder 140 – 200 µg pro Tag
150 g Schellfisch2)
150 g Seelachs2)
285
234
150 g Kabeljau2)
150 g Fischstäbchen2)
200
187
15
200 ml Milch 3,5 % Fett
30 g Gouda 45 % F.i.Tr.3)
10
30
200 g Brokkoli2)
200 g Karotten2)
200 g Spinat2)
30
27
29
200 ml Karottensaft
200 ml Früchtetee
10
20
15
1 g Salz jodiert
50 g Vollkornbrot mit Joddsalz4)
0
50
100
150
200
250
300
350
Jodgehalt in µg pro Portion
1)
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel: II.3 (3)
1)
Mikrogramm
gegart
3)
F. i. Tr.: Fett in Trockenmasse
4)
Herstellerangaben
2)
Neben ihrer Bedeutung als Eiweißlieferanten stellen Eier eine gute Mineralstoff- und
Vitaminquelle dar. Sie enthalten reichlich Eisen, Fluorid und die Vitamine A, D, B2 sowie
Folsäure. Andererseits sind Eier jedoch sehr cholesterinreich und sollten deshalb nicht täglich
verzehrt werden. Die Farbe der Eierschale oder die Hühnerrasse wirken sich nicht wesentlich
auf den Cholesteringehalt aus.
Für Schulkinder werden zwei bis drei Eier pro Woche empfohlen, einschließlich der in
Speisen verarbeiteten Eier.
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26
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Fette und Öle
Fett ist ein unentbehrlicher Nahrungsbestandteil, sowohl als Träger der fettlöslichen Vitamine
wie auch als Lieferant der essenziellen (= lebensnotwendigen) mehrfach ungesättigten
Fettsäuren. Da Fette außerdem Geruchs- und Geschmacksstoffe transportieren und beim
Essen ein angenehmes „Mundgefühl“ vermitteln, sind fetthaltige Speisen sehr beliebt.
Als natürlicher Energiespeicher ist Fett jedoch sehr kalorienreich (1 Gramm Fett enthält
9 kcal im Gegensatz zu nur jeweils 4 kcal je Gramm Eiweiß bzw. Kohlenhydrate). Eine
fettreiche Ernährung, wie sie in den modernen Industriestaaten praktiziert wird, begünstigt
Übergewicht und ernährungsbeeinflusste Krankheiten in hohem Maß.
„Sichtbares“ Koch- und Streichfett sowie „unsichtbares“ Fett in Lebensmitteln tragen je etwa
die Hälfte zur täglichen Fettzufuhr bei. Daher sollte man mit beiden Gruppen sparsam
umgehen: Insgesamt drei Esslöffel Koch- und Streichfett pro Tag reichen aus. Fettarme
Milchprodukte und magere Fleischwaren sollten bevorzugt werden. Auch Süßigkeiten,
Backwaren und Snackprodukte sind häufig sehr fettreich.
Untersuchungen bei Schulkindern zeigen, dass die empfehlenswerte Fettmenge oft
überschritten wird. Fette sollten 30 bis 35 % der Nahrungsenergie liefern, die tatsächliche
Zufuhr liegt bei 35 bis 40 % (1).
Fettgehalt verschiedener Lebensmittel
empfohlene Zufuhr für Kinder von 7 – 9 Jahren 55 – 72 g pro Tag
20
40 g Erdnuss geröstet
40 g Haselnuss
50 g Kartoffelchips
25
20
25
80 g Nusskuchen
80 g Obstkuchen aus Hefeteig fettarm
3
8
25 g Salami
25 g Bierschinken
25 g Kalbsleberwurst
3
7
14
125 g Schweineschnitzel paniert
100 g Schweineschnitzel
„natur“ gebraten
7
7
200 g Vollmilch (3,5 %)
200 g fettarme Milch (1,5 %)
3
10 g Rapsöl
10 g Butter
10
8
0
10
20
30
Fettgehalt in g pro Portion
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel: II.3 (3)
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A3
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
27
Auswahl von Speisefetten:
Als Brotaufstrich sind Butter und Margarine gleichermaßen empfehlenswert. Wird Margarine
verwendet, sollte man eine reine Pflanzenmargarine bevorzugen. Sie sollte möglichst keine
gehärteten Fette enthalten.
Da insgesamt die Zufuhr gesättigter Fettsäuren zu hoch ist, sollten für die Speisenzubereitung
vorwiegend Pflanzenöle mit hohem Gehalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren
verwendet werden. Rapsöl und Olivenöl enthalten einen hohen Anteil der (einfach ungesättigten) Ölsäure. Sonnenblumen-, Distel-, Sojaöl und Keimöle sind reich an mehrfach
ungesättigten Fettsäuren, v. a. Linolsäure. Kokos- und Palmfett enthalten dagegen einen
hohen Anteil gesättigter Fettsäuren.
Fettsäuremuster ausgewählter Speisefette
Butter
Schweineschmalz
Sonnenblumenöl
Maiskeimöl
Distelöl
Olivenöl
Rapsöl
Kokosfett
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Angabe in Prozent
mehrfach ungesättigte Fettsäuren
einfach ungesättigte Fettsäuren
gesättigte Fettsäuren
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel: II.3 (3)
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A3
28
3.2
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Geduldete Lebensmittel
Zucker und Süßigkeiten
Zucker (Haushaltszucker, Saccharose) ist ein Disaccharid. Ein Zuckermolekül besteht aus je
einem Molekül Glucose (Traubenzucker) und Fructose (Fruchtzucker).
Zucker hat viele Namen. In Süßwaren, Frühstückszerealien, Getränken und anderen
Produkten werden häufig verschiedene Zuckerarten verwendet, die sich hinter folgenden
Begriffen verbergen können:
Saccharose
Haushaltszucker
Glucose
Traubenzucker
Glucosesirup
konzentrierte wässrige Traubenzuckerlösung
Dextrose
Traubenzucker
Invertzucker
Gemisch aus Trauben- und Fruchtzucker
Maltose
Malzzucker
Fructose
Fruchtzucker
Trauben- und Fruchtzucker sowie Saccharose kommen in unterschiedlichen Mengen von
Natur aus auch in Lebensmitteln, v. a. Obst (Obstsaft!) und Gemüse vor.
Der größte Anteil des Zuckerverzehrs erfolgt allerdings über zugesetzten Zucker in
Getränken, Süß- und Backwaren sowie als Süßungsmittel im Haushalt. Empfehlungen zum
Zuckerverzehr beziehen sich auf diese Bereiche.
Neue Untersuchungen zeigen keinen direkten Zusammenhang zwischen Zucker- bzw.
Süßigkeitenverzehr und dem Auftreten von Übergewicht. Auch die Versorgung mit
Vitaminen und Mineralstoffen leidet nicht unter einem mäßigen Konsum von zuckerhaltigen
Lebensmitteln (10).
Die mehrjährige DONALD-Studie zu Essgewohnheiten Dortmunder Kinder (1) ergab bei
Grundschulkindern einen Zuckerverzehr von durchschnittlich 14 % der Energiezufuhr. Die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt als Orientierungswert an, dass die Zuckerzufuhr
höchstens 10 % der täglichen Energieaufnahme betragen sollte (5). Höhere Zuckermengen
werden zum einen aus zahnmedizinischer Sicht abgelehnt, zum anderen enthalten viele
Süßwaren und Backwaren auch reichlich Fett. Ein häufiger Verzehr süßer Lebensmittel wird
schnell zur Gewohnheit; die Reizschwelle für die Geschmacksempfindung „süß“ wird
dadurch erhöht.
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A3
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
29
Daher gilt folgende Empfehlung:
Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel sollten nicht kategorisch „verdammt“ werden, denn
das macht sie für Kinder (wie für Erwachsene) erst recht interessant und kann Heißhunger auf
Süßes fördern. Auch in einer gesunden Ernährungsweise können kleine Portionen an
Süßigkeiten zur Abrundung des Speiseplans beitragen.
Der Orientierungswert von 10 % der Energiezufuhr in Form von Zucker entspricht bei
Grundschülern etwa einer tolerierbaren Zuckermenge von 50 Gramm pro Tag. Diese Menge
steckt zum Beispiel
in ½ Liter Limonade oder Eistee
oder
in 1 Becher Kakaogetränk (1 El Schokoladengetränke-Pulver entspricht 8 g Zucker)
+ 1 Schokoriegel (20 Gramm Zucker)
+ 50 Gramm zuckerhaltige Zerealien (20 Gramm Zucker)
Auch wenn die Ernährungswissenschaftler den Zuckerkonsum inzwischen etwas
„entspannter“ betrachten: Als Pausenmahlzeit sind Süßigkeiten nicht geeignet.
Zum einen wirken sie sich ungünstig auf den Blutzuckerspiegel aus: Er steigt schnell an und
sinkt schnell wieder ab, dadurch sinkt die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit relativ
rasch. Zum anderen sind die beliebten Schoko- und Müsliriegel oft recht klebrig durch
Karamelmasse und bergen deshalb ein hohes Kariesrisiko.
Alternativen zum Zucker?
In Büchern zur Vollwertkost werden häufig Honig, brauner Zucker oder Sirupe als
„natürlicherer“ Ersatz für Zucker empfohlen. Die Analyse dieser Lebensmittel zeigt, dass
auch sie in der Hauptsache Zucker enthalten. Zur Versorgung mit Mineralstoffen und
Vitaminen können sie nur in zu vernachlässigender Menge beitragen. Eventuell kann der
Eigengeschmack der „alternativen Süßungsmittel“ dazu führen, dass man im Vergleich zum
Zucker sparsamer damit umgeht.
Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe
Süßstoffe weisen eine zum Teil erheblich höhere Süßkraft auf als Zucker. Sie sind
energiefrei. Da sie den Bakterien in der Mundhöhle nicht als Nahrungsgrundlage dienen,
verursachen sie auch keine Karies. Im Vergleich zum Süßen mit Zucker treten jedoch mehr
oder weniger Geschmackseinbußen auf.
In den zugelassenen Mengen sind Süßstoffe gesundheitlich unbedenklich und gut verträglich.
Süßstoffe werden in der Regel nicht bis zur zugelassenen Höchstmenge eingesetzt. Häufig
werden Kombinationen mehrerer Süßstoffe verwendet.
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A3
30
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Die WHO (World Health Organisation) sieht auch für Süßstoffe ADI-Werte (Acceptable
Daily Intake) vor. Diese Werte geben für Erwachsene die Menge Süßstoff pro Kilogramm
Körpergewicht an, die bei lebenslanger täglicher Aufnahme unbedenklich erscheint.
Allenfalls bei einem sehr hohen Verzehr süßstoffgesüßter Getränke wird der ADI-Wert
ausgeschöpft.
ADI-Werte von Süßstoffen
1)
Süßstoff
ADI-Wert
(mg/kg Körpergewicht)
ADI-Wert (mg)
berechnet für ein
Körpergewicht
von 25 kg
Höchstmengen2)
in Getränken
(mg/l)
Aspartam
40
1000
600
Acesulfam-K
15
375
350
Saccharin
5
125
80
Cyclamat
11
275
400
-
-
125
30
Thaumatin
Neohesperidin DC
als akzeptabel
eingestuft
5
Quelle: Zusatzstoffzulassungs-Verordnung
1)
Acceptable Daily Intake: Diese Werte, festgelegt von der WHO (World Health Organisation = Weltgesundheitsorganisation), geben die Menge eines Stoffes an, die Erwachsene lebenslang ohne gesundheitliches Risiko
verzehren können.
2)
Nur in aromatisierten Getränken auf Wasserbasis, Getränken auf Basis von Milch oder Milchprodukten und
Getränken auf Fruchtbasis zugelassen. (Höchstmenge von Neohesperidin DC in Getränken auf Basis von
Milchprodukten: 50 mg/l)
Häufiger Konsum von stark süßen Lebensmitteln führt leicht zur Gewöhnung, so dass
weniger süße Speisen und Getränke dann nicht mehr akzeptiert werden. Mit Süßstoff gesüßte
Lebensmittel sollten daher die Ausnahme bleiben. Ein positiver Effekt von Süßstoffen auf das
Körpergewicht konnte bisher noch nie nachgewiesen werden.
Im Gegensatz zu den Süßstoffen sind Zuckeraustauschstoffe nicht energiefrei. Die Zuckeraustauschstoffe Mannit, Isomalt, Sorbit und Xylit gelten als nicht kariogen. Sie werden zum
Beispiel in zahnfreundlichen Bonbons und Kaugummis eingesetzt. Da Zuckeraustauschstoffe
aus dem Darm nicht vollständig aufgenommen werden, kann es nach dem Genuss von größeren Mengen zu Durchfall kommen.
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A3
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
3.3
31
10 Regeln für eine vollwertige Ernährung
Die Empfehlungen für eine vollwertige Ernährung lassen sich zusammenfassen in den
„10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)“. Sie lauten:
Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE
1.
Vielseitig essen
2.
Getreideprodukte – mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln
3.
Gemüse und Obst – Nimm „5“ am Tag ...
4.
Täglich Milch und Milchprodukte; einmal in der Woche Fisch;
Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen
5.
Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
6.
Zucker und Salz in Maßen
7.
Reichlich Flüssigkeit
8.
Schmackhaft und schonend zubereiten
9.
Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen
10. Achten Sie auf Ihr Wunschgewicht und bleiben Sie in Bewegung
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A3
32
4
Grundlagen der Ernährung von Schulkindern
Quellen
(1)
U. Alexy, M. Kersting: Deutsches Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund:
Was Kinder essen – und was sie essen sollten
München (1999)
(2)
Bayerische Landesanstalt für Ernährung:
Sekundäre Pflanzenstoffe in Gemüse und Obst
Faltblatt. München (2001) jetzt unter www.stmugv.bayern.de → Publikationen/
Ernährung/Aktiv und vital durch Obst und Gemüse
(3)
Bundeslebensmittelschlüssel II.3
Berlin (1999)
(4)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.):
Die Essbar
Köln (1994)
(5)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung:
Beratungsstandards
Frankfurt a. M. (1998)
(6)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg):
Ernährungsbericht 2000
Frankfurt a. M. (2000)
(7)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al:
DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr
Frankfurt a. Main (2000)
(8)
M. Kersting, G. Schöch, Deutsches Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund:
Ernährungsberatung für Kinder und Familien
Jena (1996)
(9)
E. Renner:
Milch und Milchprodukte in der Ernährung des Menschen
München (1977)
(10)
P. Stehle:
Süßwaren und Mikronährstoffe, in: Süßwaren in der modernen Ernährung –
Ernährungsmedizinische Betrachtungen
Hrsg: R. Kluthe, H. Kasper
Stuttgart (1999), S. 21 - 27
(11)
C.A. Schlieper:
Grundfragen der Ernährung
Hamburg (1997)
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz
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