Schneider, Beratungspraxis Akne

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11 mm
Fühlen sich Ihre Kunden wohl in ihrer Haut?
Wie war das noch? Und wie erkläre ich es dem
Ob Akne oder Rosazea: der Leidensdruck der Betrof-
Kunden? Die Lösung: Beratungspraxis!
fenen ist in beiden Fällen hoch. Eine gute Beratung
Die Buchreihe vermittelt das nötige Hintergrundwissen zu Erkrankungen und Therapie auf Rezept
oder für die Selbstmedikation. Mit ausformulierten
Beratungssätzen an der Randspalte erhalten Sie
Hilfestellungen für Ihre patientengerechte Beratung.
in der Apotheke bewirkt hier viel. Alleine mit einer
Umstellung der Pflegeprodukte kann das Hautbild
schon deutlich verbessert werden. Nutzen Sie diese
optimale Möglichkeit, Fachkompetenz zu zeigen:
Informieren Sie patientengerecht zu Erkrankung
Fallbeispiele greifen typische Apothekensituationen
und Therapie
auf und regen dazu an, mit den Kunden ins Gespräch
Beraten Sie zu Besonderheiten der
zu kommen.
Pharmazeutisches Fachwissen übersetzt in
patientengerechte Information.
Arzneimittelanwendung
Empfehlen Sie die passende Hauptpflege und
Beratungspraxis Akne und Rosazea
Aus der Praxis – für die Praxis.
Beratungspraxis
Akne und Rosazea
verhelfen Sie damit zu mehr Lebensqualität
Spaß an der Beratung durch fundiertes Wissen!
Monika Schneider
Ich berate gerne!
Schneider
ISBN 978-3-7692-5860-8
www.deutscher-apotheker-verlag.de
9
783769 258608
+ lokale und systemische
Therapie
+ Hautreinigung und -pflege
+ Tipps für den Alltag
Schneider
Beratungspraxis
Akne und Rosazea
Beratungspraxis
Akne und Rosazea
Monika Schneider,
Mainz
Mit 20 Abbildungen und 44 Tabellen
Anschrift der Autorin
Monika Schneider
Schultheissweg 1
53252 Mainz
E-Mail: [email protected]
Alle Angaben in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft. Dennoch können die Autorin und
der Verlag keine Gewähr für deren Richtigkeit übernehmen.
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de
abrufbar.
Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, Nachdrucke, Mikroverfilmungen oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen.
1. Auflage 2014
ISBN 978-3-7692-5860-8 (Print)
ISBN 978-3-7692-6246-9 (E-Book, PDF)
© 2014 Deutscher Apotheker Verlag
Birkenwaldstr. 44, 70191 Stuttgart
www.deutscher-apotheker-verlag.de
Printed in Germany
Satz: primustype Hurler GmbH, Notzingen
Druck und Bindung: AZ Druck- und Datentechnik, Berlin
Umschlaggestaltung: deblik, Berlin
Vorwort
Vorwort
Heute, in Zeiten, in denen Arzneimittel zunehmend in Drogeriemärkten oder
per Versandhandel im Internet vertrieben werden, ist es für uns in den öffentlichen Apotheken unverzichtbar, uns durch gute Beratung auszuzeichnen. Nur
so werden wir unsere Position im Gesundheitsmarkt für die Zukunft rechtfertigen können. Doch was ist unter guter Beratung zu verstehen?
Gute Beratung muss sicherstellen, dass der betroffene Patient das richtige
Arzneimittel gegen seine Beschwerden erhält. Dieses Arzneimittel sollte seine
Beschwerden best- und schnellstmöglich lindern – darf ihn gleichzeitig aber
auf keinen Fall schädigen.
Hier beginnen jedoch die Probleme: ohne gute Kommunikationstechnik,
ohne einen roten Faden im Beratungsgespräch wird man die wichtigen Informationen, die ausschlaggebend sind für die Auswahl eines geeigneten Arzneimittels oder aber auch für den Weiterverweis an den Arzt, nicht erhalten. Denn
all unser Fachwissen hilft uns nicht weiter, wenn wir im Beratungsgespräch
nicht die notwendigen Informationen erfragen, die eine umfassende, auf das
Problem zugeschnittene Beratung überhaupt erst ermöglichen.
Im vorliegenden Band „Akne und Rosazea“ habe ich deshalb versucht, praxistaugliche Tipps zur Gesprächsführung in der Beratung zu diesen beiden
Krankheitsbildern zusammenzustellen. Nicht alles wird zu jedem einzelnen
Apothekenmitarbeiter passen, aber ich hoffe doch, Anregungen für die eigene
Gesprächsführung gegeben zu haben.
Aus meiner persönlichen Berufserfahrung heraus kann ich nur empfehlen,
sich mit dem Thema Hautpflege und Kosmetik näher zu befassen. Im Studium
und in der Ausbildung kommt dieses Thema leider viel zu kurz – dabei gibt es
unglaublich viele Betroffene mit Hautproblemen, die oft über viele Jahre hinweg mit Halbwissen und falschen Empfehlungen versuchen, ihre Hautprobleme in den Griff zu bekommen. Diese Kunden sind äußerst dankbar für echte
Beratung unter Berücksichtigung ihrer speziellen Hautprobleme – und oft werden aus diesen Patienten durch gute Beratung sehr treue Stammkunden!
Mein Dank für die tolle Unterstützung beim Schreiben dieses Buches geht
an Beate Riek und Sandra Schroeder vom Deutschen Apotheker Verlag – nicht
zuletzt beim Einholen der Abdruckgenehmigungen für die vielen Abbildungen
haben sie mir enorm die Arbeit erleichtert!
1000 Dank auch an Dich, Oliver, für Deine Geduld, das Mut machen und die
Unterstützung während des Schreibens und beim Korrekturlesen!
V
VI
Vorwort
Und zu guter Letzt:
Dieses Buch möchte ich jemandem widmen, dem dermokosmetische Beratung mindestens genauso viel Spaß macht wie mir selbst, denn „wir beraten
gerne!“:
Für Dich, Tina – PKA mit Herz und Verstand, Freundin und Vertraute,
„Helferin“ in wirklich allen Lebenslagen!!!
Mainz, im Winter 2013
Monika Schneider
Inhaltsverzeichnis
VII
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Teil A
V
Anatomie und Physiologie der Haut
1
Anatomie und Physiologie der Haut ....................
2
1.1
1.1.1
1.1.2
1.1.3
1.1.4
Aufbau der Haut ...................................................
Die Subkutis (Unterhaut) ...........................................
Die Dermis (Lederhaut) .............................................
Die Epidermis (Oberhaut)...........................................
Talgdrüsen und Talgdrüsenfollikel ..................................
2
4
5
6
7
Teil B
Akne
2
Beratung zum Krankheitsbild Akne .....................
12
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.1.5
2.1.6
2.1.7
Ursachen der Akne .................................................
Genetische Ursachen der Akne......................................
Seborrhoe als Auslöser der Akne ....................................
Verhornungsstörungen als Ursache der Akne .......................
Mikrobielle Ursachen der Akne .....................................
Erhöhte follikuläre Reaktionsbereitschaft als Ursache der Akne .....
Hormonelle Ursachen der Akne .....................................
Psychische Einflüsse................................................
12
13
13
13
14
14
14
15
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne................
Akne-Effloreszenzen ...............................................
Die drei Hauptformen der Akne.....................................
Sonderformen der Akne ............................................
Diagnostik der Akne ................................................
15
16
24
26
31
2.3
Therapieoptionen bei Akne ........................................
2.3.1 Die „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ ............................
2.3.2 Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen ........................
32
34
36
3
Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln ....
40
3.1
Abgrenzung zum Arztbesuch ......................................
40
BAK-Leitlinie: fünf Fragen .........................................
Fragen zur Person des Anwenders ..................................
Fragen zum Beschwerdebild........................................
Fragen zur Dauer der Beschwerden .................................
Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer
Arzneimittel........................................................
3.2.5 Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen.......................
40
41
41
41
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
41
42
VIII
Inhaltsverzeichnis
3.3
Auswahlkriterien zur stadiengerechten Therapie der Akne ........
42
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO) ...............
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung in Abhängigkeit von den Anwendungsgebieten..........
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
44
44
44
44
46
3.5
3.5.1
3.5.2
3.5.3
3.5.4
Beratung bei der Abgabe von Salicylsäure-Präparaten ............
Wirkmechanismus..................................................
Handelspräparate ..................................................
Dosierung ..........................................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
48
48
48
48
49
3.6
3.6.1
3.6.2
3.6.3
3.6.4
Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten
Schieferölen .......................................................
Wirkmechanismus..................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung ..........................................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
50
50
50
50
51
3.7
3.7.1
3.7.2
3.7.3
Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka.....................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
51
51
53
53
3.8
3.8.1
3.8.2
3.8.3
3.8.4
Beratung bei der Abgabe von Zink .................................
Wirkmechanismus..................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung ..........................................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
54
54
54
54
55
3.9
3.9.1
3.9.2
3.9.3
Medikamentöse Alternativen ......................................
Anthroposophie ....................................................
Schüßler-Salze .....................................................
Homöopathie ......................................................
56
56
56
56
4
Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen
Arzneimitteln ..................................................
60
4.1
Fünf Beratungsgrundsätze.........................................
4.1.1 Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten ...............
4.1.2 Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem
behandelnden Arzt.................................................
4.1.3 Keine Manipulation an Akne-Effloreszenzen .......................
4.1.4 Aufblühen der Akne zu Therapiebeginn ............................
4.1.5 Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt einer
Schwangerschaft während der Therapie ............................
60
60
4.2
Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure ........................
4.2.1 Wirkungsweise .....................................................
4.2.2 Handelspräparate und Indikationen................................
61
62
62
60
61
61
61
Inhaltsverzeichnis
4.2.3 Dosierung und Anwendungshinweise ..............................
4.2.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
62
63
4.3
4.3.1
4.3.2
4.3.3
4.3.4
Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Anwendungshinweise ..............................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
63
63
64
65
65
4.4
Beratung bei der Abgabe von antibiotikahaltigen Arzneimitteln
zur topischen Anwendung .........................................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Anwendungshinweise ..............................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
69
69
70
73
73
Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur systemischen
Aknetherapie ......................................................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Einnahmehinweise .................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
76
76
78
78
80
4.4.1
4.4.2
4.4.3
4.4.4
4.5
4.5.1
4.5.2
4.5.3
4.5.4
4.6
4.6.1
4.6.2
4.6.3
4.6.4
4.6.5
4.6.6
4.7
Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur systemischen
Aknetherapie ......................................................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Einnahmehinweise .................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm
für die Isotretinoin-Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter.
Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die
Anwendung von Isotretinoin .......................................
86
86
87
87
89
91
94
4.7.1
4.7.2
4.7.3
4.7.4
Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten zur
systemischen Aknetherapie........................................ 95
Wirkungsweise ..................................................... 96
Handelspräparate und Indikationen................................ 98
Dosierung und Einnahmehinweise ................................. 101
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 104
5
Hautpflege bei Akne .........................................
5.1
Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom aktuellen
Hautzustand ....................................................... 108
5.2
Hautreinigung bei Akne ........................................... 111
5.3
Hautpflege bei Akne ............................................... 115
108
5.4
Dekorative Kosmetik bei Akne ..................................... 120
5.4.1 Produktbeispiele ................................................... 120
IX
X
Inhaltsverzeichnis
6
Pharmazeutische Dienstleistungen .....................
6.1
Beratung zur optimalen Hautpflege ............................... 122
6.2
Allgemeine Verhaltenstipps........................................ 122
6.3
Give-Away und Zusatzinformation................................. 123
7
Der Aknepatient im HV ......................................
7.1
Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Pickel.“ ............ 124
7.2
Einlösung eines Rezeptes über Isotretinoin-Kapseln .............. 126
7.3
Grenzen der Selbstmedikation..................................... 127
8
Adressen und Links ..........................................
122
124
129
TEIL C Rosazea
9
Beratung zum Krankheitsbild Rosazea .................
132
9.1
9.1.1
9.1.2
9.1.3
132
133
133
9.1.8
Ursachen der Rosazea..............................................
Genetische Ursachen der Rosazea ..................................
Klimatische Ursachen der Rosazea ..................................
Veränderungen in der Steuerung des Gefäßsystems als Ursache
der Rosazea ........................................................
Mikrobielle Ursachen der Rosazea ..................................
Gastrointestinale Störungen als Ursache der Rosazea ...............
Neuroinflammation und Gefäßhyperreaktivität als Ursachen der
Rosazea ............................................................
Angeborene Immunität und antimikrobielle Peptide als Ursachen
der Rosazea ........................................................
Die Rolle von Toll-like Rezeptoren bei Rosazea .....................
9.2
9.2.1
9.2.2
9.2.3
Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea.............
Die klinischen Stadien der Rosazea .................................
Sonderformen der Rosazea .........................................
Diagnose der Rosazea ..............................................
9.1.4
9.1.5
9.1.6
9.1.7
133
134
134
134
135
135
136
136
139
142
9.3
Therapieoptionen bei Rosazea..................................... 144
9.3.1 Die S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft:
„Rosazea“.......................................................... 144
9.3.2 Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen ........................ 145
10
Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln ....
10.1
Abgrenzung zum Arztbesuch ...................................... 151
151
10.2 BAK-Leitlinie: fünf Fragen ......................................... 152
10.2.1 Fragen zur Person des Anwenders .................................. 152
10.2.2 Fragen zum Beschwerdebild........................................ 152
Inhaltsverzeichnis
10.2.3 Fragen zur Dauer der Beschwerden ................................. 152
10.2.4 Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer
Arzneimittel........................................................ 153
10.2.5 Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen....................... 153
10.3
Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten
Schieferölen ....................................................... 153
10.3.1 Wirkungsweise ..................................................... 153
10.3.2 Produkt- bzw. Rezepturbeispiele................................... 154
10.4 Medikamentöse Alternativen ...................................... 155
10.4.1 Schüßler-Salze ..................................................... 155
10.4.2 Homöopathie ...................................................... 156
11
Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen
Arzneimitteln ..................................................
158
11.1 Fünf Beratungsgrundsätze.........................................
11.1.1 Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten ...............
11.1.2 UV-Strahlung als Provokationsfaktor für
Rosazea-Schübe....................................................
11.1.3 Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem
behandelnden Arzt.................................................
11.1.4 Keine Manipulation an Rosazea-Effloreszenzen ....................
11.1.5 Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt einer
Schwangerschaft ...................................................
159
11.2
11.2.1
11.2.2
11.2.3
11.2.4
Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure ........................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Anwendungshinweise ..............................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
159
159
160
160
160
11.3
Beratung bei der Abgabe von topischen Zubereitungen mit
Metronidazol ......................................................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Anwendungshinweise ..............................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
161
161
162
162
163
Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur systemischen
Rosazea-Therapie..................................................
Wirkungsweise .....................................................
Handelspräparate und Indikationen................................
Dosierung und Einnahmehinweise .................................
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
163
164
164
165
167
11.3.1
11.3.2
11.3.3
11.3.4
11.4
11.4.1
11.4.2
11.4.3
11.4.4
11.5
158
158
158
159
159
Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur systemischen
Rosazea-Therapie.................................................. 172
11.5.1 Wirkungsweise ..................................................... 172
11.5.2 Handelspräparate und Indikationen................................ 173
XI
XII
Inhaltsverzeichnis
11.5.3 Dosierung und Einnahmehinweise .................................
11.5.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen...............
11.5.5 Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm für die IsotretinoinBehandlung von Frauen im gebärfähigen Alter .....................
11.5.6 Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für
die Anwendung von Isotretinoin ...................................
173
174
174
12
Hautpflege bei Rosazea.....................................
175
12.1
Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom aktuellen
Hautzustand ....................................................... 175
12.2
Hautreinigung bei Rosazea ........................................ 175
12.3
Hautpflege bei Rosazea ............................................ 178
174
12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea .................................. 181
12.4.1 Produktbeispiele ................................................... 182
13
Pharmazeutische Dienstleistungen .....................
13.1
Beratung zur optimalen Hautpflege ............................... 184
13.2
Allgemeine Verhaltenstipps........................................ 184
13.3
Sonnenschutz als Basis der Behandlung einer Rosazea............ 185
13.4
Give-Away und Zusatzinformation................................. 186
14
Der Rosazeapatient im HV ..................................
14.1
Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Rötungen!“........ 187
14.2
Einlösung eines Rezeptes über Oraycea®-Kapseln ................. 189
14.3
Grenzen der Selbstmedikation..................................... 190
15
Adressen und Links ..........................................
TEIL D
184
187
193
Anhang
16
Literatur .........................................................
16.1
Allgemeine Literatur ............................................... 196
16.2
Fach- und Produktinformationen ................................. 197
196
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Teil A
Anatomie und
Physiologie der Haut
2
Kapitel 1
1
Akne ist eine sehr häufige
Hauterkrankung. Etwa 80 %
aller Jugendlichen sind
während der Pubertät betroffen.
Schwere Akneverläufe treten
relativ selten auf. Eine
rechtzeitige Therapie mit
wirksamen Aknemedikamenten
ist jedoch dringend notwendig.
Akne schlägt den
Betroffenen mitunter auf das
Gemüt. Die Hautprobleme sind
für jeden sichtbar.
Milde Akneformen lassen
sich sehr gut durch geeignete
Pflegeprodukte im Rahmen der
Selbstmedikation behandeln.
Anatomie und Physiologie der Haut
Akne gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen. Mit etwa 25 % ist Akne die
häufigste dermatologische Diagnose, die Anlass für den Besuch bei einem
Hautarzt ist. Betroffen sind in erster Linie Jugendliche und junge Erwachsene:
durch die hormonellen Umstellungen während der Pubertät tritt Akne bei ca.
80 % der Heranwachsenden auf, wobei der Schweregrad der Erkrankung stark
variiert. Jungen und Mädchen sind gleichermaßen oft betroffen, allerdings zeigen Jungen häufig schwerere Erkrankungsverläufe. Insgesamt betrachtet sind
schwere Akneverläufe jedoch relativ selten. Im frühen Erwachsenenalter heilt
die Erkrankung meist spontan aus. Dies kommt durch die allmähliche Gewöhnung der Haut und ihrer Talgdrüsen an die erhöhten Hormonspiegel zu Stande.
Allerdings gibt es Patienten, die auch im Erwachsenenalter von Akne und
unreiner Haut belastet bleiben. Dies betrifft meist Frauen. Ein besonderes
Erkrankungsbild stellt zudem die Neugeborenen-Akne dar.
Da die Erkrankung so weit verbreitet ist und die Patienten durch die Hautprobleme, die sich oft vor allem im Gesicht manifestieren, einen hohen Leidensdruck verspüren, ist eine umfassende Beratung über die Therapiemöglichkeiten und eine angemessene Hautpflege in unseren Apotheken ein großes
Thema. Etwa 30 % der Aknepatienten benötigen eine Behandlung durch den
Dermatologen, da der Krankheitsverlauf sehr aggressiv verläuft. Bei ca. 70 %
der Patienten jedoch lässt sich die Haut durch richtige Pflegeprodukte und/
oder Kosmetika gut behandeln. Wer sich in diesem Themenkomplex auskennt,
wird durch gute Beratung und Aufklärung über eine angemessene Hautpflege
der Problemhaut viele dankbare Kunden erleben, die sich zu treuen Stammkunden entwickeln – deshalb macht die Beratung bei Akne und unreiner Haut
sehr viel Spaß!
1.1
Aufbau der Haut
Um das Krankheitsbild Akne verstehen zu können, ist es wichtig, den Aufbau
der Haut und der Hautanhangsgebilde zu kennen (○ Abb. 1.1). Dies soll im Folgenden kurz dargestellt werden.
Unsere Haut ist mit 20 % des gesamten Körpergewichts unser größtes Organ.
Wir schenken ihr jedoch oft nicht die nötige Aufmerksamkeit, da wir ihre viel-
Anatomie und
Physiologie der Haut
1.1 Aufbau der Haut
3
Dermis
Cutis
Epidermis
Unsere Haut ist das größte
Organ unseres Körpers. Wir
sollten uns entsprechend gut
um sie kümmern.
Stratum corneum
Granula
Stratum granulosum
Desmosomen
Melanozyt
Stratum spinosum
Basalmembran
Gefäßnetz (Kapillare)
Zellkern
Stratum basale
Dermale Papillen
Nävuszellen
Bindegewebsfasern
elastische Fasern
Subcutis
Lymphspalten
○ Abb. 1.1 Aufbau der Haut. Adler 2012
fältigen Aufgaben meist gar nicht wahrnehmen. Erst wenn die Haut sich verändert, ihr Aussehen durch Erkrankungen oder das Alter in Mitleidenschaft
gezogen wird und man sich im wahrsten Sinne nicht mehr wohl in seiner Haut
fühlt, sehen viele Menschen plötzlich Grund zum Handeln. Dabei ist eine gute
Hauterkrankungen im
Gesicht verursachen beim
Betroffenen oft hohen
Leidensdruck. Bei Akne kann
jeder sehen, dass die Haut
erkrankt ist. Die Menschen
fühlen sich unwohl.
4
Die Haut schützt uns gegen
äußere Einflüsse, sie reguliert
die Temperatur unseres Körpers
und vermittelt uns Sinneseindrücke über unsere Umwelt.
Außerdem produziert die Haut
Fette und Schweiß und
übernimmt Aufgaben der
körpereigenen Immunabwehr.
Unsere Haut ist aus drei
verschiedenen Schichten
aufgebaut. Auf die Unterhaut
folgt die Lederhaut, den
Abschluss nach außen bildet die
Oberhaut.
Die Unterhaut ist ein
lockeres Gewebe auf Bindegewebsfasern und Fettzellen. Sie
schützt uns vor Wärmeverlusten
durch Kälte und fängt Druck und
Stöße ab.
Das Fett im Unterhautfettgewebe dient auch als Speicher
für Zeiten des Nahrungsmangels.
1 Anatomie und Physiologie der Haut
Hautpflege für die Gesunderhaltung der Haut in allen Lebenslagen von Anfang
an angebracht. In unserer heutigen Zeit hat eine gesunde, schöne Haut einen
hohen gesellschaftlichen Stellenwert, eine glatte, gepflegte, leicht gebräunte
Haut steht für Gesundheit, Fitness und Erfolg. Hauterkrankungen wie z. B.
Akne und Rosazea, die sichtbare Hautveränderungen im Gesicht verursachen,
gehen daher immer mit einem gewissen psychischen Leidensdruck einher.
Die Haut eines normal gewichtigen Erwachsenen bedeckt eine Fläche von
1,5–2 m2, was einem Gewicht von ca. 20 kg entspricht.
Die Haut erfüllt sehr unterschiedliche Aufgaben:
-- Schutzfunktion: Schutz des Organismus vor mechanischen, physikalischen,
chemischen, mikrobiellen Einflüssen u. a. durch den Säureschutzmantel der
Haut.
-- Wärmeregulation: durch Eng- bzw. Weitstellen der Blutgefäße in der Haut,
Schweißproduktion bewirkt Verdunstungskälte.
-- Vermittlung von Sinneseindrücken: durch Tast-, Temperatur- und
Schmerzrezeptoren.
-- Ausscheidungs- und Aufnahmefunktion: die epidermale Barriere verhindert große Flüssigkeitsverluste, durch Schwitzen werden Wasser, Salze und
organische Stoffe (z. B. Fettsäuren) entsorgt, je nach Stoffeigenschaften ist
auch eine gezielte Aufnahme von Stoffen durch die Haut hindurch ins Blutsystem möglich (→ Transdermales Therapeutisches System).
-- Immunologische Funktion: In der Haut finden sich Langerhanszellen, die
eine wichtige immunologische Bedeutung haben. Sie spielen eine große
Rolle bei der Ausbildung von Allergien.
Unsere Haut besteht aus drei verschiedenen Schichten: der Unterhaut (Subkutis), der Lederhaut (Corium) und der Oberhaut (Epidermis). Die Aufgaben
dieser unterschiedlichen Hautschichten werden im Folgenden näher dargestellt.
1.1.1
Die Subkutis (Unterhaut)
Die unterste Schicht der Haut, die Subkutis, ist ein lockeres Gewebe, das mit
Fettzellen und Bindegewebsfasern durchzogen ist. Dieses subkutane Fettgewebe hat isolierende Eigenschaften gegenüber Kälteeinflüssen, aber auch polsternde Funktion gegenüber Druck und Stoß (Vermeidung von Wundliegen,
Schutz der inneren Organe und Knochen). Die Fettzellen in der Subkutis verleihen der Haut zudem auch Spannkraft – nach einer Diät wirkt die Haut oft
schlaff, die Spannkraft der Haut geht verloren. Weiterhin ist das Fett in der
Unterhaut auch ein Energiespeicher für Zeiten des Mangels (Depotfett). Die
Anzahl der Fettzellen wird in der Kindheit festgelegt, im Erwachsenenalter
kann man durch Ernährung und Sport nur noch die Größe der Fettzellen verändern, nicht aber ihre Gesamtzahl. Übergewicht im Kindesalter legt deshalb
den Grundstein für einen lebenslangen Kampf gegen Übergewicht.
Anatomie und
Physiologie der Haut
1.1 Aufbau der Haut
1.1.2
5
Die Dermis (Lederhaut)
Die Lederhaut, auch Dermis bzw. Korium genannt, schließt sich nach oben hin
an die Subkutis an. Die Dermis ist überwiegend aus festem Bindegewebe aufgebaut und enthält neben kollagenen, elastischen und retikulären Fasern auch
viele Gefäße und Nerven, die die Ernährung und Versorgung der gesamten
Haut sichern. Außerdem entspringen alle Anhangsorgane der Haut (Haare,
Nägel und Drüsen) aus der Lederhaut.
Kollagene Fasern verlaufen in dicken, wellenförmigen Bündeln und bilden
den Hauptteil der Fasern in der Lederhaut. Junge kollagene Fasern sind in der
Lage, sehr viel Wasser zu binden und tragen so zum Tonus der Haut bei: die
Haut ist straff und faltenlos. Im Lauf der Hautalterung kommt es zu Strukturveränderungen an diesen kollagenen Fasern. Dadurch sinkt das Wasserbindungsvermögen, die innere Spannung der Haut lässt nach und Falten werden
sichtbar. Besonders deutlich zeigen sich diese Alterungserscheinungen der
Haut an Stellen, die in hohem Maße dem Sonnenlicht ausgesetzt sind (UVStrahlung, Wärmebelastung).
Elastische Fasern verlaufen in bogenförmig angeordneten Elastinbausteinen
und sind in der Lage, nach Dehnung durch äußere Kräfte in ihre ursprüngliche
Form zurück zu schnellen. Sie vermitteln der Haut ihre elastischen Eigenschaften, die vor allem in jungen Jahren sehr gut ausgebildet ist. Nachlassende elastische Eigenschaften der Haut werden anfänglich als Mimikfältchen sichtbar.
Diese Mimikfältchen, die sich über Nacht wieder glätten, sind das erste erkennbare Zeichen der Hautalterung.
Die Dermis ist aus zwei unterschiedlichen Schichten aufgebaut: unten liegt
die Retikularschicht (Geflechtsschicht), zur Oberhaut hin schließt sich die
Papillarschicht an. Das Stratum retikulare unterscheidet sich durch deutlich
gröbere Fasern von der Papillarschicht. Die Papillarschicht dagegen besteht aus
einem sehr feinen Fasergeflecht und ist durch wellenartig angeordnete Zapfen
(Papillen), die in die aufliegende Oberhaut hineinragen, fest mit der Oberhaut
verzahnt. Die Papillen der Papillarschicht enthalten kapillare Blutgefäße, die
schlaufenförmig angeordnet sind. Diese kapillaren Blutgefäße tragen in hohem
Maße zur Temperaturregulation des Organismus bei, wobei das Ausmaß der
Kapillardurchblutung durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird. Bei
steigender Umgebungstemperatur wird die Kapillardurchblutung durch Vagusimpulse erhöht, so dass der Körper Wärme an die Umgebung abgeben kann
und vor Überhitzung geschützt wird. Sichtbar wird die auf diese Weise erhöhte
Durchblutung der Haut an der Rötung der Haut, z. B. beim Sport oder beim
Aufenthalt in der Sauna.
Durch das wellenförmige Bauprinzip der Papillarschicht wird die Kontaktfläche zwischen der gefäßdurchzogenen Lederhaut und der gefäßlosen Epidermis stark vergrößert, so dass die Versorgung der Oberhaut mit Nährstoffen und
Sauerstoff durch Diffusion sichergestellt wird. Im Verlauf der Hautalterung
kommt es jedoch zu typischen Veränderungen in der Lederhaut: die Papillen
Die Lederhaut enthält viele
Fasern, die der Haut Spannkraft
und Elastizität verleihen.
Außerdem verlaufen hier Nerven
und viele Blutgefäße, die die
Haut mit Nährstoffen und
Wasser versorgen.
Kollagene Fasern bilden den
Hauptteil der Fasern, sie können
viel Wasser binden und sorgen
so für straffe Haut.
Elastische Fasern vermitteln
der Haut ihre Elastizität, die
Haut bleibt in Form.
Durch wellenartig
angeordnete Zapfen wird der
Kontakt zwischen Lederhaut
und Epidermis erhöht und die
Ernährung und Wasserversorgung der Epidermis
gesichert. Zudem enthält die
Lederhaut kapillare Blutgefäße,
die die Temperaturregulation
unterstützen.
6
1 Anatomie und Physiologie der Haut
flachen im Laufe der Zeit ab, die Kontaktfläche zwischen Dermis und Epidermis sinkt und die Versorgung der Oberhaut verschlechtert sich. Die schlechte
Versorgung der Oberhaut wird mit der Zeit sichtbar, die Haut wird fahl, knitterig und anfällig gegenüber Erkrankungen.
1.1.3
Die Epidermis (Oberhaut)
Die Epidermis bildet den
Abschluss der Haut nach außen.
Innerhalb von 28 Tagen
erneuern sich die Zellen der
Epidermis einmal vollständig.
Die Oberhaut oder Epidermis schließt die Haut nach außen ab und unterliegt
einem ständigen Erneuerungsprozess: innerhalb von 28 Tagen wandern neu
gebildete Keratinozyten von der Basalzellschicht durch alle fünf Schichten der
Epidermis nach oben, bis sie dort nach vier Wochen an der Hornschicht abgestoßen werden.
Von innen nach außen lassen sich fünf verschiedene Schichten voneinander
unterscheiden:
In der Epidermis kann man
fünf unterschiedliche Schichten
unterscheiden. Für das
Verständnis der Akne sind vor
allem die Basalzellschicht und
die Hornschicht wichtig. In der
Basalzellschicht findet die
Neubildung aller Zellen der
Epidermis statt. Hier kommt es
pausenlos zur Zellteilung und
die neugebildeten Zellen
beginnen ihre 28-tägige
Wanderung zur Hautoberfläche.
Im Verlauf dieser 4 Wochen
verändern sich die Zellen
hinsichtlich ihres Baus und ihrer
Funktion.
Basalzellschicht (Stratum basale) aus einer einzigen Zellschicht: Diese einlagige, sehr wasserhaltige Zellschicht aus Keratinozyten schmiegt sich direkt an die
zapfenförmig verlaufende Papillarschicht der Lederhaut an. Die Basalzellschicht
ist zellteilungsaktiv: jede einzelne Zelle teilt sich fortwährend in zwei gleichwertige Zellen, wobei eine der beiden Tochterzellen in der Basalzellschicht für
erneute Teilungen verbleibt, die andere Tochterzelle jedoch, angeschoben durch
nachfolgende neugebildete Zellen, nach oben in die höheren Epidermisschichten gedrückt wird, bis sie nach 28 Tagen an der Oberfläche abgestoßen wird.
Stachelzellschicht (Stratum spinosum) aus 2–5 Zellschichten: Durch Wasserverlust schrumpfen die wandernden Korneozyten und verändern ihre Form,
sie bilden stachelartige Fortsätze aus, über die sie die flüssigkeitsgefüllten Zellzwischenräume überbrücken und miteinander Kontakt halten. Auf diese Weise
entsteht ein relativ elastisches System, das auf Zug und Druck von außen in
Maßen flexibel reagieren kann.
Körnerzellschicht (Stratum granulosum) aus 1–3 Zellschichten: Durch den
beim Wandern auftretenden Druck verlieren die Korneozyten allmählich ihre
Form und flachen ab. Außerdem kann man Vorstufen von Keratin als typische,
körnige Einlagerungen unter dem Mikroskop erkennen, der Prozess der Verhornung nimmt seinen Anfang. Diese Ablagerungen haben zum Namen des
Stratum granulosum geführt. Die Zellen der Körnerschicht produzieren daneben aber auch Vorläufersubstanzen für die Kittsubstanz der Hornschicht, nämlich Ceramide, Phospholipide und Sterolester, die allmählich in den Interzellularraum ausgeschleust werden und dort weiterverarbeitet werden.
Glanzschicht (Stratum lucidum): Die Zellen befinden sich in Auflösung, Zell-
strukturen sind kaum noch erkennbar, und der interzellulare Zusammenhalt
geht verloren. Einlagerungen aus den Zellen der Körnerzellschicht werden in
Anatomie und
Physiologie der Haut
1.1 Aufbau der Haut
7
ölige Substanzen umgewandelt, die durch Reflexion von Licht unter dem Mikroskop den typischen, namensgebenden Glanz dieser Zellschicht erzeugen. Die
Glanzschicht lässt sich am besten an der stark beanspruchten Haut von Händen
und Füßen erkennen, an anderen Körperstellen ist diese Hautschicht oft nicht
klar von den angrenzenden Hautschichten abgrenzbar.
Hornschicht (Stratum corneum) aus 10–12 Zelllagen: Die fertig verhornten,
abgestorbenen Keratinozyten liegen der Haut als Barriere und als Abschluss
des Körpers nach außen auf. Die einzelnen Hornzellen liegen wie Ziegelsteine
fest über einander und werden durch interzelluläre Lipide wie durch Mörtel
zusammengehalten. Dieser sogenannte interzelluläre Kitt besteht aus Fettsäuren, Triglyceriden, Ceramiden und Cholesterin und bildet ein lamellares Lipidsystem, das zur Körperoberfläche hin immer unbeständiger wird. Täglich lösen
sich aus diesem oberen, lockeren Zellverband einzelne tote Hornzellen und
werden unbemerkt von der Haut abgestoßen. Auf erkrankter oder auch sehr
trockene Haut kann man diesen Abstoßungsprozess jedoch mit bloßem Auge
sehen: es entstehen sichtbare Hautschuppen aus 500–1 000 einzelnen Hornzellen, die sich von der Oberhaut lösen. Hier fehlen häufig ausreichend Hautlipide, um den Zellkitt bereit zu stellen, die Haut ist trocken, mitunter rissig oder
schuppig und juckt.
1.1.4
Die Hornschicht besteht aus
verhornten, abgestorbenen
Zellen und bildet den Abschluss
der Haut. Die Hornzellen liegen
wie bei einer Mauer übereinander geschichtet. Als Mörtel
dient ein Zellkitt aus
verschiedenen körpereigenen
Substanzen.
Ständig werden
Hornschuppen von der Haut
abgestoßen. Nur wenn die Haut
krank oder sehr trocken ist, sind
diese Schuppen sichtbar.
Talgdrüsen und Talgdrüsenfollikel
Der in den Talgdrüsen der Haut gebildete Talg (Sebum) trägt zusammen mit den
Hautlipiden, die in den Zellen der Epidermis gebildet werden, einen großen Teil
zur Gesunderhaltung der Haut bei. So sorgen diese Hautfette für die Geschmeidigkeit der Haut und schützen sie vor übermäßigem Wasserverlust. Gleichzeitig
wirken die Lipide wasserabweisend. Außerdem verhindern sie durch ihren
leicht sauren pH-Wert das Eindringen Mikroorganismen, sorgen für den Glanz
des Kopfhaares und sind verantwortlich für den körpereigenen Duft.
Die drei verschiedenen Talgdrüsenfollikel
Alle Talgdrüsen entspringen in der Dermis (Lederhaut), wobei die Verteilung
der Talgdrüsen in der Haut jedoch sehr unterschiedlich ist. Talgdrüsen treten
in der Regel im Verbund mit einem Haarfollikel auf und sind deshalb vor allem
in Bereichen von behaarter Haut in sehr großer Zahl vertreten: auf der Kopfhaut bzw. in Verbindung mit Barthaaren (Terminalhaarfollikel mit kräftigem
Haarschaft und gut ausgebildeter Talgdrüse) oder im Gesicht (Vellushaarfollikel aus feinem, kaum sichtbaren Wollhaar und kleiner Talgdrüse). Beim Menschen findet man noch einen dritten Follikeltyp, das Talgdrüsenfollikel. Talgdrüsenfollikel nehmen eine Zwischenstellung zwischen Terminalhaar- und
Vellushaarfollikel ein. Sie besitzen ebenfalls ein feines, kaum sichtbares Vellushaar, die angeschlossenen Talgdrüsen sind jedoch mehrlappig und deutlich
größer als im Vellushaarfollikel. Bei allen Follikeltypen dient das Haar zur
Talgdrüsen in der Haut
produzieren Talg. Zusammen
mit anderen Hautfetten bildet
der Talg einen Fettfilm auf der
Haut. Dieser Fettfilm schützt die
Haut und hält sie gesund und
geschmeidig.
Talgdrüsen entspringen in
der Lederhaut und sind immer
im Verbund mit einer
Haaranlage zu finden. Das Haar
und der Gang, aus dem das
Haar herauswächst, dienen zur
Ableitung des gebildeten Talges
an die Hautoberfläche.
8
1 Anatomie und Physiologie der Haut
Haar
Schweißpore
Talgdrüse
Hornschicht
Keimschicht
Papillen
Oberhaut
(Epidermis)
Kapillarschlinge
Lymphe
Lederhaut
(Korium)
Nerv
Arterie
Vene
Unterhaut
(Subkutis)
Bindegewebsstränge
Fettgewebe
Haar- Haarbalg- Schweißfollikel muskel
drüse
Muskel
○ Abb. 1.2 Talgdrüsen-Haar-Einheit in der Haut. Nach Winterhagen 2011
Kräftige Haare auf dem Kopf
können große Mengen an Talg
problemlos ableiten.
Kleine, kaum sichtbare
Haare im Gesicht können große
Mengen an Talg nur schwer
ableiten, es kommt zum
Talgstau. Auf dieser Grundlage
kann sich eine Akne entwickeln.
Ableitung für den in der Talgdrüse gebildeten Talg. Ein kräftiges, vergleichsweise langes Kopfhaar kann den gebildeten Talg gut ableiten, deshalb entwickelt sich im Bereich der Kopfhaut in der Regel keine Akne. Die Drainageleistung der feinen Vellushaare ist jedoch deutlich schlechter, so dass der in großer
Menge gebildete Talg nicht vollständig abgeführt werden kann. Zusammen mit
Hornzellen und Bakterien bildet der überschüssige Talg unter bestimmten Voraussetzungen den Nährboden für die Entstehung einer Akne.
An Lippen, Mundschleimhaut, Brustwarzen und an der Haut der Ohren finden sich Talgdrüsen ohne Kontakt zu einem Haar. Diese einzeln stehenden
Talgdrüsen scheiden den gebildeten Talg direkt an die Hautoberfläche ab
(○ Abb. 1.2).
Bau und Funktionsweise des Talgdrüsenapparates
Talgdrüsen sind in der Regel immer an einen Haarfollikel gebunden und münden in dessen Infundibulum (○ Abb. 1.3). Ein Talgdrüsenfollikel besteht aus
vier verschiedenen Einheiten:
Infundibulum: Ausführungsgang des Haarschafts für den gebildeten Talg.
Dieser Ausführungsgang verläuft entlang des Haarschafts zur Hautoberflä-
--
Anatomie und
Physiologie der Haut
1.1 Aufbau der Haut
9
○ Abb. 1.3 Ansicht eines normalen Talgdrüsenfollikels
--
---
che. Das Infundibulum ist ausgekleidet mit einer Hornschicht, die bei intakter Funktionsweise stetig erneuert und abgestoßen wird.
Talgdrüsenläppchen („Talgdrüsenazini“): große, blumenkohlartig gelappte
Strukturen, die die Haaranlage umkleiden. Die enthaltenen Talgdrüsen arbeiten holokrin, d. h. sie lagern während der Reifung Lipide ein, bis sie unter
Zellauflösung platzen und das Sebum aus Glyzeriden, freien Fettsäuren,
Squalen, Wachs-und Sterolestern und freien Sterolen über die Talgausführungsgänge in das Infundibulum entleeren.
Vellushaaranlage: hier entspringt das Vellushaar.
Talgdrüsenausführungsgänge: transportieren den gebildeten Talg kontinuierlich aus den Talgdrüsenläppchen in das Infundibulum, von dort fließt der
dünnflüssige Talg innerhalb von Stunden bis Tagen an die Hautoberfläche
ab.
Verteilung und Größe der Talgdrüsen
Der Körper ist nicht überall gleich mit Talgdrüsen versorgt. Auf der Kopfhaut
findet man die größte Menge Talgdrüsen, hier kommen bis zu 900 Talgdrüsen
pro Quadratzentimeter vor. Im Bereich der Stirn zählt man ca. 400 Talgdrüsen
pro Quadratzentimeter, am Rücken nur noch etwa 160/cm2. An Beinen und
Armen sinkt die Zahl an Talgdrüsen auf weniger als 50 Stück pro cm2. An den
Fußsohlen und auf den Handtellern lassen sich sogar überhaupt keine Talgdrüsen mehr nachweisen. Dieses Verteilungsmuster der Talgdrüsen ist die Ursache
dafür, dass Akne nur im Bereich von Gesicht, Dekolletee und Rücken eine
Rolle spielt: nur in diesen Hautarrealen liegen die Voraussetzungen für die Entstehung einer Seborrhoe vor. An Armen und Beinen ist die Anzahl der Talgdrüsen für die Entstehung einer Seborrhoe viel zu gering, auf der Kopfhaut
dagegen ist die Ableitung des Sebums durch die starken Kopfhaare vollständig
Talgdrüsen sind nicht
gleichmäßig verteilt.
Die unterschiedliche
Verteilung erklärt, weshalb Akne
nur an bestimmten Körperzonen
zum Problem wird. Im Gesicht,
am Rücken und am Oberkörper
finden sich viele Talgdrüsen, die
an relativ dünne Haare gekoppelt
sind. Dies erschwert die Ableitung
des gebildeten Talges und es
kann Akne entstehen.
10
Bei Aknepatienten sind die
Talgdrüsen oft stark vergrößert.
Dadurch produzieren die Drüsen
wesentlich mehr Talg als bei
Gesunden, im typischen Fall
zeigt die Haut der Betroffenen
einen verstärkten Fettglanz.
1 Anatomie und Physiologie der Haut
gesichert. Deshalb tritt in diesen Körperregionen normalerweise keine Akne
auf.
Neben der Anzahl der Talgdrüsen differiert auch die Größe der Talgdrüsen
bzw. ihrer Ausführungsgänge. Die größten Talgdrüsen finden sich im Bereich
des Kopfes, an Armen und Beinen sind sie wesentlich kleiner. Bei Aknepatienten sind die Talgdrüsen oft 10-mal so groß wie bei gesunden Vergleichspersonen. Auch sind die Ausführungsgänge oft doppelt so breit und deutlich länger
als bei gesunden Personen. Die Patienten zeigen eine großporige Haut.
Teil B
Akne
12
Kapitel 2
2
Es gibt spezielle Produkte
zur Pflege und Reinigung der
Haut bei Akne und unreiner
Haut. Diese Produkte sind Ihrem
Hautzustand angepasst und
verbessern das Hautbild. Ich
berate Sie gerne.
Neben den kosmetischen
Produkten gibt es auch
verschiedene Arzneimittel.
Vielleicht sind auch alternative
Therapiemöglichkeiten, z. B. aus
der Homöopathie für Sie
interessant?
Für die Entstehung einer
Akne spielen viele Faktoren eine
Rolle.
Akne ist eine Erkrankung der
Talgdrüsen. Durch eine
verstärkte Talgbildung und
gleichzeitig überschießende
Produktion an Hornzellen
können sich die Talgdrüsen
entzünden. Daraus kann sich
Akne entwickeln.
Beratung zum Krankheitsbild Akne
Für viele Aknepatienten ist die Apotheke die erste Anlaufstelle bei Hautproblemen, die durch Selbstbehandlung mit Hilfe von Pflegeprodukten aus Drogerien
und Supermärkten nicht in den Griff zu bekommen sind. Vielen Patienten
kann bereits durch die Umstellung der Pflegeprodukte geholfen werden, indem
man zu Produkte wechselt, die dem Hautbild angepasst sind. Alle apothekenexklusiven Kosmetikhersteller haben geeignete Produkte für unreine, seborrhoische Haut im Programm. Diese Produkte sind auf Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft und tragen häufig zu einem deutlich verbesserten Hautbild bei.
Wenn man sich im Bereich der apothekenexklusiven Kosmetik gut auskennt
und hierzu gut beraten kann, wird man dankbare und treue Kunden gewinnen.
Neben der angemessenen Hautpflege haben wir in der Apotheke jedoch noch
weitere Möglichkeiten, unterstützend bei Akne einzugreifen, sei es mit OTCMedikamenten, mit Homöopathischen Mitteln oder anderen alternativen
Behandlungsansätzen. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten zur Behandlung der Akne dargestellt.
2.1
Ursachen der Akne
Die Ursachen für die Entstehung einer Akne sind sehr vielfältig, man spricht
aus diesem Grunde von einer multifaktoriellen Erkrankung.
Definition
Akne ist eine häufige, multifaktorielle Erkrankung der talgdrüsenreichen
Hautregionen (besonders betroffen: Gesicht und Rücken). Sie ist gekennzeichnet durch Seborrhoe und follikuläre Verhornungsstörungen mit Komedonenbildung sowie nachfolgenden entzündlichen Papeln, Pusteln und
Knoten, die z. T. unter Narbenbildung abheilen.
Akne
2.1 Ursachen der Akne
2.1.1
Genetische Ursachen der Akne
Genetische Faktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung der Akne, vermutlich wird die Disposition zur Ausbildung einer Akne in der Pubertät autosomal-dominant vererbt. Studien haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für
die Erkrankung an Akne für Kinder auf 50 % steigt, wenn beide Elternteile als
Jugendliche ebenfalls von Akne betroffen waren. Auch wird die Neigung zur
seborrhoischen Haut vererbt.
2.1.2
Die Veranlagung zur
Entwicklung einer Akne scheint
genetisch vererbt zu werden.
Jugendliche, deren Eltern von
Akne betroffen waren, tragen
ein deutlich erhöhtes Risiko,
Akne zu entwickeln.
Seborrhoe als Auslöser der Akne
Voraussetzung für die Entwicklung einer Akne ist immer eine seborrhoische
Haut: die Produktion der Talgdrüsen ist deutlich erhöht, die Talgdrüsen sind
meist vergrößert, die Haut glänzt durch einen Fettfilm, meist kommt es durch
Überfettung der Kopfhaut auch zu strähnigem, fettigem Haar.
Die Ursachen für die Ausbildung einer Seborrhoe sind unklar. Genetische
Faktoren spielen eine Rolle, aber auch Hormone haben einen starken Einfluss
auf die Talgproduktion: Androgene stimulieren die Talgdrüsenproduktion,
Östrogene hemmen sie. Diese Hormonwirkungen werden deshalb zu Therapiezwecken genutzt.
Eine Seborrhoe allein ist jedoch noch kein Grund, eine Akne zu entwickeln.
Solange der Talg nicht durch Bakterien und Enzyme zersetzt wird, stellt er kein
Risiko für die Bildung von Entzündungen dar. Problematisch wird der Talg erst
durch den Kontakt mit verschiedenen Bakterien und Mikroorganismen, die
die Neutralfette des Talges in freie Fettsäuren zersetzen (vor allem Sebumtriglyceride). Diese freien Fettsäuren wirken komedogen, d. h. die Entstehung von
Mitessern (Komedonen) wird gefördert, wodurch die Basis für die Bildung von
entzündlichen Akne-Effloreszenzen gelegt ist. Außerdem wirken freie Fettsäuren leukotaktisch: die Einwanderung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) wird gefördert, es kommt zum Druckanstieg in den Talgdrüsenfollikeln,
und das Entzündungsgeschehen nimmt seinen Lauf.
2.1.3
13
Verhornungsstörungen als Ursache der Akne
Eine große Rolle bei der Entstehung einer Akne spielt immer eine massive Verhornungsstörung im gesamten Talgdrüsenfollikel. Bei dieser follikulären
Hyperkeratose kommt es zur massiv gesteigerten Zellteilung der Epithelzellen
im Talgdrüsenfollikel. Die Zellteilungsrate ist so stark erhöht, dass die Zellen
nicht mehr richtig abgestoßen werden können, sondern im Follikelkanal hängen bleiben und diesen verstopfen. Dadurch wiederum kann der im Übermaß
gebildete Talg nicht aus dem Follikel abfließen, es bildet sich ein Komedo
(„Mitesser“), der mit einem Gemisch aus Talg, Horn (Keratin) und Bakterien
gefüllt ist und eine ideale Grundlage für die Vermehrung von Propionibakterien bildet. Durch die weitere Talgproduktion, die ungebremste Zellteilung und
das Bakterienwachstum steigt allmählich der Druck in dem auf diese Weise
entstandenem Komedo, so dass der Mitesser schließlich platzt und sich ins
Voraussetzung für Akne ist
immer eine seborrhoische Haut.
Die Talgdrüsen der Haut
produzieren zu viel Talg.
Wenn der überschüssige Talg
durch Bakterien auf der Haut
zersetzt wird, kann Akne
entstehen. Die freien Fettsäuren
aus dem Talg fördern die
Bildung von Mitessern und
setzen Reize für eine
Entzündung. Das Aknegeschehen hat begonnen.
Bei Akne liegt auch eine
Verhornungsstörung in den
Talgdrüsen vor. Neue Hornzellen
werden zu schnell und in zu
großer Anzahl gebildet. Die
neuen Hornzellen werden nicht
richtig an die Hautoberfläche
abgestoßen, sondern verstopfen
die Ausführungsgänge der
Talgdrüsen.
Der so entstandene Mitesser
kann durch nachfließenden Talg
und neu produziertes Zellmaterial platzen. Dabei wird der
Inhalt des Mitessers in das
umliegende Gewebe entleert
und verursacht dort eine
Entzündung.
14
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
umgebende Gewebe entleert. Durch diese explosive Mischung aus Talg, Zellresten und Bakterien wird die Entzündung weiter aufrechterhalten, AkneEffloreszenzen können sich ausbreiten.
2.1.4
Bei Akne findet man ein
bestimmtes Bakterium, das
Propionibakterium acnes, in
überaus großer Zahl. Dieses
Bakterium kann sich optimal in
Mitessern vermehren und
spaltet während seines Lebenszyklus Bestandteile des Talges in
freie Fettsäuren. Die gebildeten
freien Fettsäuren wirken reizend
und irritierend auf die
Talgdrüsen, es entstehen
Entzündungen in der Haut.
Talgdrüsenfollikel sind dicht mit vielen verschiedenen Mikroorganismen
besiedelt, die meisten davon sind nicht pathogen und gehören zur natürlichen
Hautflora. Bei einem Überangebot von Talg fällt in erster Linie die explosionsartige Vermehrung eines bestimmten Bakteriums auf, des Propionibacteriums
acnes. Dieses Bakterium findet im anaeroben Milieu eines Talgdrüsenfollikels
optimale Wachstumsbedingungen. Für die Haut hat die starke Vermehrung
von P. acnes dramatische Folgen. Dieses Bakterium bildet Lipasen, welche die
Triglyceride des Talges in freie Fettsäuren spalten. Die freien Fettsäuren wirken
irritierend und reizend auf das Talgdrüsenfollikel, unter Beteiligung von Leukozyten, Granulozyten und Keratinozyten werden Entzündungsmediatoren
(Interleukin-1 und -6, TNFα) gebildet und die Entzündungskaskade wird
angestoßen. Es können sich Akne-Effloreszenzen mit Pusteln, Papeln und
Knoten bilden.
2.1.5
Die Haut von Aknepatienten
reagiert äußerst empfindlich
gegenüber Reizen von außen.
Als Folge auf den Kontakt mit
reizenden Stoffen entstehen
sehr leicht Mitesser, Pickel und
Aknepusteln.
Erhöhte follikuläre Reaktionsbereitschaft als Ursache
der Akne
Die Talgdrüsenfollikel von Aknepatienten zeigen im Vergleich zu gesunden
Vergleichspersonen eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit gegenüber einer
Vielzahl von Reizen und reagieren mit überschießender Hornbildung. So bilden diese Aknepatienten beim Kontakt mit komedogen wirkenden Stoffen wie
Dioxin, Vaseline oder Teerprodukten verstärkt Mitesser und Akne-Effloreszenzen aus, es entstehen die typischen Krankheitsbilder einer Chlorakne, Kosmetikakne bzw. Ölakne. Gesunde Personen dagegen tolerieren den Kontakt mit
diesen komedogenen Stoffen ohne Hautprobleme, weil ihre Talgdrüsenfollikel
diesen reizenden Stoffen gegenüber unempfindlicher sind.
2.1.6
Die Aktivität der Talgdrüsen
wird durch Sexualhormone
gesteuert. Männliche Hormone,
die Androgene, fördern die
Produktion von Talg. Bei
Aknepatienten ist die Empfindlichkeit der Talgdrüsen
gegenüber Androgenen deutlich
erhöht, so dass geringe
Androgenmengen die Aktivität
der Talgdrüsen bereits massiv
steigern.
Mikrobielle Ursachen der Akne
Hormonelle Ursachen der Akne
Die Zellen der Talgdrüsen tragen an ihrer Zelloberfläche Androgenrezeptoren.
Unter dem Einfluss von Testosteron bzw. seiner eigentlichen Wirkform, dem
5α-Dihydrotestosteron (DHT), vergrößern sich die Talgdrüsen und produzieren verstärkt Talg. Bei Aknepatienten lässt sich nachweisen, dass die Aktivität
der 5α-Reduktase, die Testosteron in DHT umwandelt, in den Talgdrüsen
deutlich erhöht ist. Daher ist die Freisetzung von Dihydrotestosteron in der
Haut von Aknepatienten um den Faktor 30 erhöht, so dass die Talgproduktion
massiv gesteigert wird und beste Voraussetzungen für die Manifestation einer
Akne geschaffen werden.
Besonders deutlich wird der Beitrag von Androgenen zur Entstehung einer
Akne beim Phänomen der „Body-Builder-Akne“: betroffen hiervon sind meist
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
Männer mit seborrhoische Haut, die unter dem Einfluss von Anabolika mit
androgener Wirkkomponente eine zusätzliche Steigerung der Talgproduktion
um 10–20 % erfahren. Dadurch entwickeln sie häufig schwere Akneformen,
weil die Haut mit dem massiv erhöhten Talgangebot überfordert ist und ein
idealer Nährboden für die Vermehrung von Aknebakterien gelegt ist.
Im Gegensatz zu den Androgenen hemmen Estrogene die Talgproduktion
in der Haut. Diese Wirkung kommt auf indirektem Wege zu Stande: Estrogene
vermindern über die Hypophyse als Schaltstelle die Bildung von Androgenen,
so dass die androgen vermittelte Steigerung der Talgproduktion abnimmt. Dieser Estrogeneffekt lässt sich gut in der Schwangerschaft beobachten, wenn
Aknepatientinnen durch die erhöhten Estrogenspiegel in ihrem Körper eine
reine Haut entwickeln und die Akneentzündungen abheilen. Das weibliche
Geschlechtshormon Progesteron, das in der 2. Zyklushälfte verstärkt gebildet
wird, besitzt dagegen leicht androgene Wirkung auf die Talgdrüsen. Deshalb
haben Frauen „in den Tagen vor den Tagen“ häufig Probleme mit dem verstärkten Auftreten von Hautunreinheiten. Bei Aknepatientinnen verschlechtert sich
das Hautbild während dieser Zeit oft massiv. Das Wissen über die Wirkung der
weiblichen Geschlechtshormone nutzt man für die Therapie der Akne bei
Frauen: vielen Aknepatientinnen kann durch ein geeignetes hormonelles Kontrazeptivum mit Ethinylestradiol und einem synthetisch gewonnenen Gestagen, das antiandrogene Wirkung besitzt, gut geholfen werden.
2.1.7
Unser Körper bildet zwei
verschiedene Arten an
weiblichen Hormonen.
Estrogene wirken klärend auf
die Haut, Gestagene dagegen
lösen oft Hautunreinheiten aus.
Das merken viele Frauen in der
2. Zyklushälfte, weil sie durch
den Gestagenanstieg plötzlich
verstärkt Pickel oder Mitesser
bekommen.
Man kann Gestagene
chemisch so verändern, dass sie
eine positive Wirkung auf die
Talgdrüsen und das Hautbild
haben. Derartige antiandrogen
wirksame Gestagene besitzen
großen therapeutischen Nutzen
für die Therapie der Akne.
Psychische Einflüsse
In letzter Zeit verdichten sich Hinweise, dass psychische Einflüsse und hierbei
ganz besonders Stress an der Entstehung von Akne beteiligt sind. Verschiedene
Neuropeptide, die unter Stress verstärkt im Organismus ausgeschüttet werden,
scheinen die Talgproduktion zu stimulieren und proinflammatorische Effekte
im Körper auszulösen. Diese Erkenntnisse passen zu der Beobachtung, dass
viele Menschen unter Stress Hautunreinheiten bekommen und sich die Haut
von Aknepatienten unter großer Anspannung oft sichtbar verschlechtert. Die
genaue Untersuchung der neuroendokrinologischen Auswirkungen auf die
Haut wird in den kommenden Jahren möglicherweise neue Therapieansätze
zur Behandlung der Akne liefern.
2.2
15
Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
Aknepatienten entwickeln im Gesicht und zum Teil auch an Brust und Rücken
typische Hautveränderungen: es bilden sich – meist auf Grundlage einer Seborrhoe – Komedonen (Leitsymptom der Akne!), Papeln und eitergefüllte Pusteln.
Als Folge der Entzündungen ist die Haut mehr oder weniger stark gerötet. Je
nach Schweregrad der Erkrankung können sich aus diesen Akne-Effloreszenzen schmerzhaft Knoten und Fistelkomedonen bilden, die nur noch unter Narbenbildung abheilen. Da sich Akne für alle sichtbar im Gesicht manifestiert,
Psychische Faktoren und
hierbei vor allem Stress haben
Einfluss auf die Haut. Unter
Stress werden im Körper
verstärkt Botenstoffe gebildet,
die die Talgproduktion fördern
und Entzündungsprozesse
unterstützen.
Die Hautveränderungen bei
Akne kann man unterscheiden
in primäre und sekundäre
Effloreszenzen. Primäre Effloreszenzen sind nicht entzündet.
Sekundäre Effloreszenzen
zeichnen sich dagegen durch
mehr oder weniger starkes
Entzündungsgeschehen aus.
16
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
Ein geschlossener,
weißlicher Mitesser oder
Whitehead ist mit bloßem Auge
erkennbar: ein kugelförmiges,
prallgefülltes Knötchen ragt aus
der Haut hervor. Durch Druck
von außen entleert sich der
Inhalt des Mitessers, eine
weißliche Mischung aus Talg
und Zellmaterial.
○ Abb. 2.1 Akne comedonica mit geschlossenen Komedonen. Adler 2012
stehen viele Betroffene unter einem hohen psychischem Leidensdruck: es können sich Folgeerkrankungen in Form von Depressionen, Angst und sozialem
Rückzug entwickeln.
2.2.1
Akne-Effloreszenzen
Die verschiedenen Veränderungen an der Haut von Aknepatienten lassen sich
in primäre, nicht-entzündliche und sekundäre, entzündliche Effloreszenzen
(„Ausblühungen“) unterteilen.
Primäre nicht-entzündliche Effloreszenzen
Mikrokomedo
Ein Mikrokomedo ist ein
Mitesser, der sich noch nicht mit
bloßem Auge erkennen lässt. Es
zeigen sich jedoch schon
typische Veränderungen im
Aufbau des Talgdrüsenfollikels,
die unter dem Mikroskop
erkennbar sind.
Ein Mikrokomedo (○ Abb. 2.3 A und C) lässt sich nur mikroskopisch erkennen
und stellt den ersten Schritt eines Talgdrüsenfollikels bei der Umwandlung in
eine Akne-Effloreszenz dar: durch die große Zahl an gebildeten und abgestoßenen Hornzellen im Verlauf der Hyperkeratose bläht sich das Infundibulum der
Talgdrüsenfollikel ballonartig auf.
Geschlossener Komedo (Whitehead)
Durch weitere Ansammlung von Hornzellmaterial im Infundibulum entsteht
aus einem Mikrokomedo ein mit bloßem Auge sichtbarer, geschlossener Mitesser: unter der gespannten Haut sitzt ein kugelförmiges, weißliches Knötchen,
das aus dem Hautrelief hervorragt (○ Abb. 2.1). Unter Druck entleert sich das
Gemisch aus Talg und Hornzellen als fadenförmige, weißliche Masse. Geschlossene Mitesser neigen im Gegensatz zu offenen Mitessern leichter zur Abszessbildung.
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
17
Aus einem geschlossenen
Mitesser kann sich ein offener,
dunkel verfärbter Mitesser
entwickeln. Dieser Blackhead ist
an der weit auseinander
klaffenden, dunklen
Porenöffnung erkennbar.
○ Abb. 2.2 Akne mit offenen Komedonen am Jochbein. Adler 2012
Die dunkle Verfärbung der
offenen Komedonen kommt
durch die Einlagerung des
Hautfarbstoffes Melanin zu
Stande. Außerdem verfärben
sich Lipide aus dem gebildeten
Talg durch Kontakt zum Luftsauerstoff.
Offener Komedo (Blackhead)
Durch stetiges Wachstum entwickelt sich aus einem geschlossenen Komedo ein
offener Komedo mit weit auseinander klaffender Follikelöffnung. Diese massiv
erweiterte Follikelöffnung wird durch eine dunkel verfärbte Kappe zur Epidermis hin abgeschlossen ist (Blackhead). Die dunkle Farbe dieser Kappe kommt
durch die Einlagerung von Melanin zu Stande sowie durch die Oxidation von
Fetten und durch die Einlagerung von Schmutz. Unter dieser Kappe befindet
sich ein dick gepackter Pfropf aus Hornzellen, Talg, Propionibakterien und Staphylokokken, wobei der Talg trotz allem noch durch Lakunen hindurch abfließen kann (○ Abb. 2.2). Dieser Pfropf aus Zellmaterial, Lipiden und Bakterien
liegt als prallgefüllter Sack in der Epidermis. Problematisch wird nun das massiv behinderte Haarwachstum der Vellushaare: die Haarzyklen werden ungebremst durchlaufen, die neu gebildeten Haare können jedoch nicht mehr zur
Hautoberfläche durchbrechen, sondern verfangen sich im mit Hornmasse
gefüllten Infundibulum. Dadurch kann es zu Fremkörperentzündungsreaktionen kommen, die Bildung von entzündlichen Akneknoten kann die Folge sein.
Im Verlauf dieser Umwandlungsprozesse bilden sich die Talgdrüsen häufig
zurück, so dass die Talgproduktion zum Erliegen kommt (○ Abb. 2.3).
Im Inneren des offenen
Mitessers laufen viele Prozesse
ab. Neugebildete Haare können
nicht mehr zur Hautoberfläche
durchbrechen. Es kommt zu
einer Fremdkörperentzündungsreaktion im Talgdrüsenfollikel, auf der Haut wird das
Erscheinungsbild einer
entzündeten Akne sichtbar.
18
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
A Talkdrüsenfollikel
In den Mitessern finden sich
ideale Bedingungen für die
Vermehrung von Aknebakterien.
Die Aknebakterien ernähren sich
von Bestandteilen des Talges,
als Abfallprodukte entstehen
dabei freie Fettsäuren. Freie
Fettsäuren aktivieren das
Immunsystem und setzen auf
diese Weise eine Entzündungsreaktion in der Haut in Gang.
B Mikrokomedo
D Geschlossener Komedo
C Mikrokomedo
E Offener Komedo
○ Abb. 2.3 Lebenslauf eines Komedo
Sekundäre entzündliche Akne-Effloreszenzen
Alle Stadien der Komedonenbildung können mit Entzündungen einhergehen.
In den Komedonen finden Bakterien (Propionibacterium acnes) ideale Lebensbedingungen vor und spalten die im Talg enthaltenen Neutralfette in freie Fettsäuren. Dadurch wird die Entzündungsreaktion in Gang gesetzt: das Immunsystem wird aktiviert, es kommt zur Einwanderung von Leukozyten, im
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
19
Papel
Epidermis
Haarreste
Komedoneninhalt
Haarfollikelanlage
Talgdrüse
○ Abb. 2.4 Komedo nach Follikelruptur
Komedo steigt der Druck weiter massiv. Schließlich kann die Follikelwand
durch den angestiegenen Druck einreißen, es kommt zur Ruptur des Mitessers
und die Mischung aus Talg, Zellmaterial und Mikroorganismen verteilt sich in
das umliegende Gewebe. Im Folgenden kommt es im betroffenen Gewebe zu
einer Fremdkörperreaktion mit massiver Entzündungsreaktion (○ Abb. 2.4).
Dieser Prozess kann selbstverständlich auch durch eine unsachgemäße Manipulation an Papeln und Pusteln in Gang gesetzt werden. Aus den zerstörten
Mitessern können sich je nach Schwere der Entzündung zystische Abszesse
und Fisteln bilden, das Bild einer schweren Akne manifestiert sich.
Weiße Blutkörperchen
wandern in die Mitesser, um die
Entzündung zu bekämpfen.
Dadurch steigt der Druck weiter
an. Ein Komedo kann dann
platzen und seinen Inhalt im
umgebenden Gewebe verteilen.
Auf diese Weise breitet sich die
Entzündung auf einen größeren
Hautbereich aus.
Papeln
Papeln, umgangssprachlich „Pickel“ genannt, zeichnen sich durch eine Vermehrung von festen Gewebebestandteilen aus, die zu einer Erhebung über die
Hautoberfläche führen und dabei kleiner als 0,5 cm im Durchmesser bleiben.
Beispiele:
-- Akne-„Pickel“,
-- Insektenstiche nach Abklingen der akuten, ödematösen Quaddel,
-- Nävuszellnävi („Leberflecken“),
-- vulgäre Viruswarzen (Gewebswucherung durch Infektion mit Humanen
Papillomviren).
Pickel nennt man mit
Fachbegriff Papeln. Papeln sind
kleine Erhebungen über die
Hautoberfläche, die durch
Vermehrung von Gewebebestandteilen verursacht werden.
20
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
Pusteln (Eiterbläschen)
Die typischen mit Eiter
gefüllten Pickel bei Akne werden
medizinisch als Pusteln
bezeichnet.
Pusteln (lat. Pus = Eiter) sind mit Eiter gefüllte Bläschen auf der Haut. Im Rahmen einer Entzündungsreaktion wandern neutrophile Granulozyten in das
betroffene Gewebe ein und zerfallen dort, wobei Bakterien (Staphylokokken,
Propionibakterien) beteiligt sein können und auf diesem Weg eine Infektion
entsteht: es bildet sich Eiter.
Knoten (Synonym: Nodus, Tumor)
Knoten sind genauso wie
Papeln Hautveränderungen, die
sich über die Hautoberfläche
erheben und durch Vermehrung
von Hautbestandteilen zu
Stande kommen. Sie
unterscheiden sich von Papeln
in erster Linie durch ihre Größe
von mindestens 0,5 cm im
Durchmesser.
Knoten sind ebenfalls erhabene Hautveränderungen, die durch Vermehrung
von festem Hautgewebe entstehen. Sie unterscheiden sich von Papeln in erster
Linie durch ihre Größe: ab einem Durchmesser von ≥ 0,5 cm spricht man von
Knoten. Außerdem liegen Knoten mitunter auch in tieferen Hautschichten und
sind dort gut tastbar.
Beispiele:
-- Akneknoten: große, schmerzhafte Knotenbildung im Verlauf schwerer
Krankheitsverläufe.
-- Histiozytom: (rotbrauner, bleibender Knoten nach Abheilung eines Insektenstiches; durch Bindegewebsreaktion auf das Insektengift entstanden)
-- Basaliom: bösartiger Tumor, entstanden aus entarteten Zellen der Basalschicht. Typischerweise auf den „Sonnenterassen“ an Kopf und Gesicht
lokalisiert (Nase, Stirn, Ohren). Maligner Tumor mit invasivem Wachstum,
aufgrund des sehr langsamen Wachstums und der fehlenden Metastasierung aber gut behandelbar.
Indurierte Knoten: Ein indurierter Knoten liegt vor, wenn der Nodus stark
verhärtet ist. Meist liegen indurierte Knoten in tieferen Hautschichten und sind
schmerzhaft.
Abszedierende Knoten: Bei abszedierenden Knoten kommt es zur massivem
Eiteransammlung im Knoten.
Zysten
Zysten sind 1–5 cm große
Hohlräume, die mit Flüssigkeit
oder Zellmaterial gefüllt sind.
Aknezysten ragen meistens aus
der Haut heraus und besitzen
eine Pore, aus der sich der
Inhalt entleeren lässt. Zysten
müssen in der Regel durch eine
Operation entfernt werden. Sie
heilen nicht von alleine ab,
sondern füllen sich immer
wieder neu.
Zysten sind 1–5 cm große Hohlräume mit einer fest umschriebenen Zystenwand – dies ist der Hauptunterschied zu einem Abszess, der keine echte
Abgrenzung zum umliegenden Gewebe besitzt. Zysten ragen häufig aus der
Haut heraus und sind mit Flüssigkeit und Zellmaterial gefüllt. Deshalb besitzen
Zysten in der Regel eine weiche Konsistenz. Zentral ist eine Pore sichtbar, aus
der durch Druck der flüssige bis pastöse Inhalt entleert werden kann. Da Zysten nicht spontan abheilen, immer wieder reißen und dadurch zur Bildung von
Abszessen führen können, sollten sie operativ entfernt werden. Hierbei ist zu
beachten, dass die Zystenwand mit entfernt werden muss. Wenn dies unterbleibt, bilden die Zellen der Zystenwand erneut Sekret nach, so dass sich die
Zyste erneut füllt.
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
21
Akne-Zysten können auch
Bakterien enthalten und sich
daher entzünden. Entzündete
Akne-Zysten sind meist sehr
schmerzhaft und heilen nicht
spontan ab.
○ Abb. 2.5 Akne-Zyste. Adler 2012
Akne-Zyste: Akne-Zysten entwickeln sich aus immer wieder entzündeten
Komedonen. Der Haardrüsenfollikel erweitert sich massiv, es bildet sich ein
sackartiger Hohlraum, wobei sich das Infundibulum des Haarfollikels in die
Zystenwand umwandelt. In die Zyste werden weiterhin Talg und Hornzellen
abgeschieden, durch Bakterienwachstum können sich diese Zysten entzünden
und sehr schmerzhaft werden (○ Abb. 2.5).
Atherome (Grützbeutel): Atherome finden sich häufig auf der Kopfhaut, wer-
den z. T. sehr groß, so dass das Kämmen und Frisieren erschwert wird. Der
Inhalt der Atheromzysten besteht je nach Art der Zystenwand aus Horn- oder
Haarkeratin. Atherome sind in erster Linie kosmetisch störend.
Tertiäre postinflammatorische Effloreszenzen
Tertiäre postinflammatorische Effloreszenzen kennzeichnen eine früher durchgemachte schwere Akneerkrankung.
Fistelkomedonen und abszedierende Fistelgänge
Fistelkomedonen entstehen aus benachbarten Komedonen und Talgdrüsenfollikeln, die im Verlauf einer Entzündung miteinander verschmelzen. Sie sind
mit Talg, Hornzellen und Bakterien gefüllt. Unter bestimmten Bedingungen
können wiederum mehrere Fistelkomedonen miteinander verschmelzen und
fuchsbauartige Gangsysteme bilden, die unter der Hautoberfläche miteinander
verbunden sind. Diese Fistelgänge sind sehr schwer zu therapieren und stellen
einen ständigen aktiven Krankheitsherd dar. Fistelkomedonen und abszedierende Fistelgänge treten bei schweren Akneverlaufsformen an Nacken und
Rücken auf und heilen nur unter Narbenbildung ab.
Fistelkomedonen entstehen
durch Verschmelzung und
Zusammenfließen von benachbarten Mitessern und Talgdrüsenfollikeln während einer
Entzündung. Es können sich
fuchsbauartige Gangsysteme
unter der Haut bilden, die
dauerhaft entzündet sind und
sich schwer behandeln lassen.
22
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
Narben (Cicatrix)
Fistelkomedonen und
Fistelgänge heilen nur unter
Bildung von Narben ab. Sie
kommen bei schweren Akneverlaufsformen vor.
Komedonen, Papeln und Pusteln heilen in der Regel ohne Narben ab, sofern
keine mechanischen Manipulationen an diesen Effloreszenzen durchgeführt
wurden („Pickel ausdrücken“).
Immer aber, wenn durch Akne-Effloreszenzen tiefere Hautschichten geschädigt werden, heilen diese Akne-Effloreszenzen nur unter Narbenbildung ab.
Dabei wird Bindegewebe durch minderwertiges Gewebe ersetzt, das neu gebildete Gewebe ist unelastischer und rot gefärbt, im Laufe der Zeit verblasst das
Narbengewebe und wird rosa bis weißlich. Narbengewebe ist Ersatzgewebe,
Drüsen und Haare können in diesem Gewebe nicht mehr neu angelegt werden.
Deshalb wachsen auf Narben keine Haare mehr, die neue Haut ist trocken und
bleibt unelastisch.
Normale Narben
verschließen eine Wunde exakt
im Bereich des untergegangenen Gewebes.
Normale Narben: Das neu gebildete Narbengewebe bildet sich exakt im
Bereich der Wunde: es entsteht eine unauffällige Narbe, die sich nur durch fehlenden Haarwuchs, mangelhafte Elastizität und abweichende Färbung vom
umliegenden gesunden Gewebe unterscheidet. Mitunter kann das Narbengewebe im Vergleich zum gesunden Gewebe etwas eingesunken sein, es bilden
sich wurmstichartige Tüpfel in der Haut (atrophe Narben).
Hypertrophe Narben: Das Narbengewebe füllt die Wunde nicht exakt aus, sondern produziert mehr und wulstigeres Gewebe als eigentlich für den Wundverschluss notwendig ist. Es entstehen sichtbare, erhabene Narben (○ Abb. 2.6).
Keloide: In diesem Fall wächst das Narbengewebe völlig unkontrolliert, wuls-
tig und knotig über den Wundrand hinaus, es entstehen unschöne, z. T. entstellende Narben (○ Abb. 2.7).
Narbenbildung ist ein
Hauptproblem bei Akne. Durch
die Entzündungen im Verlauf
einer Akne kann es zu Schädigungen der Talgdrüsenausführungsgänge und der elastischen
Fasern in der Haut kommen.
Dadurch wird die Haut
grobporiger. Durch Knoten,
Abszesse oder Fisteln werden
auch tiefere Hautschichten
geschädigt. Derartige Entzündungen können nur unter
Bildung bleibender Narben
abheilen.
Narbenbildung stellt ein großes Problem im Verlauf einer Akne dar. Durch
Schädigung von elastischen Fasern in der Haut klaffen die Follikelausführungsgänge nach Abheilung einer Akne-Effloreszenz weit auseinander, die Haut wird
grobporig. Es können sich auch leicht in die Haut eingesunkene „Narbenkrater“ bilden, so dass das Hautrelief insgesamt ungleichmäßiger wird. Solch ein
ungleichmäßiges Hautbild ist irreversibel und wird vor allem von Mädchen
und Frauen als kosmetisch sehr störend empfunden. Hier ist es wichtig, in der
Beratung dringend von der Manipulation an Pickeln und Komedonen abzuraten, da hierdurch die Entstehung von Aknenarben bzw. bleibenden Hautveränderungen stark erhöht wird. Das Ausreinigen einer Aknehaut gehört in die
Hände einer ausgebildeten Kosmetikerin.
Sind durch Knotenbildung, Abszesse oder Fisteln tiefere Hautschichten in
Mitleidenschaft gezogen, so entstehen bei der Abheilung Narben, häufig auch
unter wuchernder Keloidbildung. Dies ist eine äußerst problematische Entwicklung, denn die Patienten sind dadurch selbst nach dem Abheilen ihrer
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
23
Hypertrophe Narben sind
auffällige Narben, die sich vom
gesunden umliegenden Gewebe
im Niveau abheben, das
Narbengewebe überragt die
gesunde Haut. Im Verlauf der
Wundheilung wurde mehr
Narbengewebe gebildet als für
den Wundverschluss nötig
gewesen wäre.
○ Abb. 2.6 Hypertrophe Narben. Adler 2012
Keloide sind wulstige,
knotige Narben, die durch
unkontrolliertes Gewebewachstum im Verlauf der
Wundheilung entstanden sind.
Diese Narben sind vor allem im
Gesicht sehr entstellend.
○ Abb. 2.7 Keloide am Rücken nach Akne. Adler 2012
24
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
Akne langfristig beeinträchtigt, wenn nicht gar entstellt. Eine angemessene,
stadiengerechte Aknetherapie ist aus diesem Grund zwingend notwendig.
Merke
---2.2.2
Durch die z. T. massiven
Hautveränderungen kann Akne
auch psychische Probleme
verursachen. Aus diesem Grund
ist Akne immer als ernste
Erkrankung zu behandeln.
Akne comedonica betrifft
die meisten Aknepatienten. Es
bilden sich verstärkt Mitesser im
Bereich von Stirn und Nase.
Daraus entwickeln sich
vereinzelt auch Pickel. Akne
comedonica verläuft i. d. R. mild
und kann sehr gut behandelt
werden.
Auch bei Akne papulopustolosa finden sich sehr viele
Mitesser auf der Haut, allerdings
entzünden sich diese Mitesser
wesentlich häufiger und
wandeln sich zu Papeln und
eitrigen Pusteln um. Außerdem
bilden sich häufig auch
schmerzhafte, entzündete
Knoten in tieferen
Hautschichten, so dass die
Abheilung nur noch unter
Bildung von Narben möglich ist.
Narbenbildung ist ein großes Problem für Aknepatienten. Auch nach
überstandener Erkrankung können sichtbare Schäden auf der Haut
zurück bleiben.
Zur Vermeidung schlimmer Narben ist eine angemessene Aknetherapie
durch den Hautarzt zwingend erforderlich.
„Finger weg“ von Pickeln und Pustel. Das Ausreinigen von Akne-Effloreszenzen gehört in die Hände von speziell geschulten Kosmetikerinnen.
Die drei Hauptformen der Akne
Akne kann in sehr unterschiedlichen Ausprägungen verlaufen, je nach Schweregrad der Hautveränderung und Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen
kann die Erkrankung mit hohem psychischem Leidensdruck bis hin zu sozialem Rückzug und Depressionen einhergehen. Deshalb ist jede Stufe einer Akne
als Erkrankung ernst zu nehmen und erfordert eine stadiengerechte Therapie.
Es lassen sich drei Hauptformen der Akne unterscheiden.
Akne comedonica
Diese Akneform ist weit verbreitet und betrifft den „typischen Teenager“. Die
gut durchfettete Haut der T-Zone (Stirn, Nase, evtl. auch Wangen) bildet verstärkt geschlossene (○ Abb. 2.1) und offene Komedonen. Aus diesen Mitessern
können sich vereinzelt entzündliche Papeln und Pusteln entwickeln. Das
Krankheitsbild verläuft i. d. R. mild und spricht gut auf Therapieversuche an. Es
entstehen keine Narben, sofern keine unsachgemäßen Manipulationen („Pickel
ausdrücken“) an den Akne-Effloreszenzen vorgenommen werden.
Akne papulopostulosa
Bei dieser Akneform ist das Hautbild von vielen Komedonen und entzündeten
Papeln und Pusteln geprägt. Unter Umständen können tiefere Hautschichten
von diesem Entzündungsgeschehen mit betroffen sein, so dass sich schmerzhafte, ausgedehnte Knoten in der Haut bilden. Aus den entzündeten Komedonen gelangen Hornzellen und Haarbestandteile ins Korium und verursachen
dort eine massive Fremdkörperreaktion. In Folge entstehen große, schmerzhafte, druckempfindliche Knoten, die oft nur unter Narbenbildung abheilen
können (○ Abb. 2.8). Bei Beteiligung von Knoten spricht man daher auch von
einer Akne indurata („verhärteten Akne“) oder Akne papulopustulosa-nodosa
(entzündliche Akne mit Pusteln, Papeln und Knoten). Eine Akne papulopostulosa kann leicht verlaufen und sich nur im Gesicht manifestieren. Es gibt jedoch
auch schwere Verlaufsformen, die verstärkte Knotenbildung zeigen, und bei
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
25
○ Abb. 2.8 Akne papulopustulosa. Adler 2012
denen sich das Krankheitsgeschehen auch auf Hals, Brust, Rücken und Oberarmen ausbreitet – also immer auf Hautregionen, die zu Seborrhoe neigen und
vergleichsweise große Mengen an Talgdrüsen besitzen.
Akne conglobata
Akne conglobata ist der schwerste Akneverlaufstyp, wobei in erster Linie Männer betroffen sind. Die Haut ist von Komedonen, Papeln, Pusteln und schmerzhaften, entzündeten Knoten gezeichnet, wobei diese Knoten häufig miteinander verschmelzen (Fistelkomedonen) und großflächige Entzündungsareale
bilden (○ Abb. 2.9 und ○ Abb. 2.10). Häufig finden sich auch Zysten, die Wundheilung verläuft meist unter Bildung von ausgedehnten, z. T. bizarren Narben.
Da das ausgedehnte Entzündungsgeschehen z. T. auch in tieferen Hautschichten stattfindet (fuchsbauartige Fistelkomedonen) und sich regelrecht verselbständigt, kann sich die Krankheit auch auf untypische Körperregionen ausdehnen, z. B. auf Hals, Arme und den Unterkörper. In diesen Fällen muss häufig
neben einer medikamentösen Aknetherapie auch chirurgisch eingegriffen werden, um die Erkrankung einzudämmen.
Akne conglobata ist die
schwerste Akneform. Neben
Mitessern, Papeln, Pusteln und
Knoten finden sich hier auch
Fistelkomedonen und Zysten.
Das Entzündungsgeschehen
verselbständigt sich und die
Abheilung erfolgt unter Bildung
von Narben. Insgesamt ist die
Behandlung schwierig.
26
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
○ Abb. 2.9 Akne conglobata. Adler 2012
2.2.3
Sonderformen der Akne
Es gibt auch eine Reihe von
Sonderformen der Akne.
Neben den drei Haupterscheinungsformen der Akne gibt es verschiedene Sonderformen der Erkrankung. Diese Sonderformen treten vergleichsweise selten
auf, zeichnen sich aber z. T. durch abnormes Krankheitsgeschehen aus. Deshalb
sollen diese Sonderformen der Akne im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Akne fulminans ist eine
plötzlich eintretende
Erkrankung mit schweren
Symptomen: die Patienten
bekommen Fieber und zeigen
massiv erhöhte Entzündungswerte im Blutbild. Auf der
Haut entwickeln sich sehr
schmerzhafte, blutige, offene
Stellen. Die Ursache für diese
schwere Erkrankung ist unklar.
Akne fulminans
Dieses akut einsetzende, schwere Krankheitsbild tritt vornehmlich bei männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 13–16 Jahren auf, die bereits eine Akne
conglobata entwickelt haben. Typischerweise bilden sich an Gesicht, Hals und
oberem Rücken hämorrhagische Hautnekrosen: es kommt zu blutigen Hauteinschmelzungen großer Hautareale. Die Patienten entwickeln Fieber und eine Leukozytose mit Zellzahlen > 30 000 Leukozyten/µl (Normwert: 4000–10 000/µl), oft
kommt es zu schmerzhaften Gelenkschwellungen (Knie, Hüfte), ähnlich wie bei
einer Arthritis, so dass sich das Gangbild der Patienten sichtbar verändert. Die
Ursachen für diese fulminant verlaufende Erkrankung sind bis heute ungeklärt.
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
○ Abb. 2.10 Akne conglobata am Rücken. Adler 2012
Akne inversa
Diese Erkrankung betrifft Männer und Frauen gleichermaßen und stellt die
typischen Akne-Erkrankungsbefunde so zu sagen auf den Kopf, sie verläuft
„invers“: das Krankheitsgeschehen manifestiert sich in Achselbeugen, den
Leistenbeugen, im Genital- und Analbereich sowie an Nacken und Kopfhaut,
während typische Akne-Hautbereiche im Gesicht, an Brust und Rücken kaum
betroffen sind.
Die Diagnose dieser langwierigen Erkrankung ist schwierig, Patienten werden oft fälschlich auf Schweißdrüsenabszesse bzw. Steißbeinfisteln hin behandelt, der Zusammenhang mit einer Akne Grunderkrankung wird häufig nicht
erkannt. Man weiß jedoch, dass solch eine Akne inversa meistens in Zusammenhang mit dem Krankheitsgeschehen einer Akne conglobata auftritt. Häufig
ist diese primäre Akneerkrankung jedoch bereits ausgeheilt und nur noch an
den entstandenen Narben zu erkennen.
Neben allgemeinen Krankheitssymptomen (erhöhte Blutsenkung, Leukozytose) zeigen sich in den betroffenen Körperregionen typische Hautveränderungen: ausgehend von Entzündungen der Talgdrüsen- und Terminalhaarfollikel
bilden sich harte, breite, einschmelzende Entzündungsinfiltrate, die 5–30 cm
lang werden können. Diese Hautinfiltrate sind rotbraun gefärbt und durch
unter der Haut liegende Gänge miteinander verbunden. Aus den zahlreichen
Fistelöffnungen entleert sich eitriges, blutiges, übelriechendes Wundsekret, das
27
Akne inversa tritt in Hautbereichen auf, die untypisch für
Akne sind, nämlich im Bereich
der Leisten, der Achselbeugen,
im Genital- und Analbereich
sowie an Nacken und Kopfhaut.
Die Diagnose ist schwierig,
über die Ursachen ist wenig
bekannt. Auffällig ist, dass viele
Betroffene im Vorfeld auch an
Akne conglobata erkrankt
waren.
Akne inversa verursacht
typische Hautveränderungen:
aus entzündeten Talgdrüsen
und Haarfollikeln bilden sich
ausgedehnte, unter der Haut
liegende Entzündungen. Diese
Fistelgänge sind mit eitrigem,
blutigem, übelriechendem
Wundsekret gefüllt. Die
Wundversorgung dieser Fisteln
ist sehr schwierig und
aufwändig. Bei der Abheilung
entstehen oft unschöne,
wuchernde Narben.
28
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
große Anforderungen an die Wundversorgung stellt und für die Patienten
hohen Leidensdruck verursacht. Kommt es zum Übergreifen des Krankheitsgeschehens vom Nacken auf die Kopfhaut, so sind oft massiver Haarausfall und
die Bildung wuchernder keloidaler Narben die Folgen, die die Patienten natürlich massiv belasten.
Neugeborenenakne ist eine
Folge der Hormonumstellung
beim Säugling. Nach der
Entbindung ist der Androgenhaushalt des Neugeborenen
noch nicht ausgeglichen. Es
bilden sich Mitesser, auch
Papeln und Pusteln. Neugeborenenakne heilt spontan aus,
wenn sich der Hormonhaushalt
normalisiert hat.
Kontaktakne entsteht nach
direktem Kontakt der Haut mit
komedogenen Stoffen. Bei
Kontakt bilden sich Mitesser,
Papeln und Pusteln auf der
Haut.
Neugeborenenakne
Diese milde Akneform wird vermutlich durch eine erhöhte Androgenempfindlichkeit der Talgdrüsenfollikel von Neugeborenen verursacht: über die Plazenta
übertragene mütterliche Androgene bzw. erhöhte Androgenausschüttung aus
der Nebennierenrinde der Neugeborenen nach der Entbindung führen zur Bildung von Komedonen, Papeln und Pusteln. Die Neugeborenenakne ist in aller
Regel selbstlimitierend und heilt innerhalb der ersten Lebensmonate narbenfrei ab, sobald sich der Hormonstatus des Säuglings normalisiert hat. Abzugrenzen von dieser echten Neugeborenenakne ist eine Kontaktakne des Säuglings durch übertriebene und falsche Hautpflege.
Kontaktakne (Akne venenata)
Kontaktakne entsteht als Reaktion der Haut auf den direkten Kontakt mit komedogenen Stoffen: es bilden sich Komedonen, Papeln und Pusteln, wobei häufig
auch untypische Hautareale an Armen, Brust und Rumpf betroffen sind.
Grundsätzlich besitzen die betroffenen Patienten meist eine großporige, seborrhoische Haut und haben in der Jugend meist eine normale Akne vulgaris
durchgemacht.
Kosmetikakne
Kosmetikakne ist eine Form
der Kontaktakne und entsteht
durch langjährige Pflege mit
falschen Hautpflegeprodukten.
Typischerweise enthalten diese
Pflegeprodukte komedogene
Inhaltsstoffe wie z. B. Vaseline
oder Paraffine.
Eine Kosmetikakne beobachtet man typischerweise bei Frauen jenseits der
Pubertät mit der Tendenz zu einer seborrhoischen Haut. Durch langjährige
Hautpflege mit Pflegeprodukten, die dem Hautzustand nicht angepasst sind
(komedogene Inhaltsstoffe, z. B. Paraffinöle, Vaseline in zu lipidhaltigen
Cremes) bilden sich verstärkt Komedonen im Bereich von Stirn, Wangen und
Kinn. Diese können sich entzünden und langfristig in chronisch entzündete
Knoten übergehen. Bei Verdacht auf das Bestehen einer Kosmetikakne ist das
Hinterfragen der Pflegegewohnheiten extrem wichtig, denn den betroffenen
Frauen ist der Zusammenhang ihrer Hautprobleme mit der falschen Hautpflege meist nicht klar, da sie Ihre Haut doch gut pflegen.
Öl-, Teer- und Chlorakne
sind Sonderformen der
Kontaktakne und gelten als
typische Berufskrankheiten.
Diese Akneformen treten vornehmlich bei Erwachsenen mit Seborrhoe und
einer durchgemachten Akneerkrankung in der Anamnese auf, die aus beruflichen Gründen in Kontakt mit diesen stark komedogen wirkenden Substanzen
kommen (Berufe im Straßenbau, in Raffinerien etc.). Zu Beginn bilden sich
nicht-entzündliche Komedonen, die oft schwarz eingefärbt sind. Je nach
Öl-/Teer- und Chlorakne
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
Schweregrad können sich aber massive Hautveränderungen bilden, die dem
Krankheitsbild einer Akne conglobata entsprechen. Durch Verschlucken und
Einatmen der genannten Stoffe können ebenfalls schwere Akneschübe ausgelöst werden. Im Einzelfall kann der langjährige Kontakt mit derartigen Stoffen
zu Berufskrankheiten führen. Als Beispiel sei hier die Pechhautkrankheit
genannt, die durch den starken Kontakt mit Teer in Verbindung mit Sonnenlicht bei Arbeiten unter freiem Himmel unter Straßenbauarbeitern beobachtet
wird: neben akneähnlichen Hautveränderungen an Schläfen oder Jochbein
und Verfärbungen der Lider und Skleren im Auge treten gehäuft unterschiedliche Hauttumore und auch innere Malignome auf.
Halogenkohlenwasserstoffe (z. B. Chorbenzol) sind ebenfalls höchstproblematische Substanzen. Sichtbar wird der Kontakt zu diesen toxischen Substanzen durch die typischen akneähnlichen Hautveränderungen. Bekannt wurde
dieses Phänomen durch den ukrainischen Politiker Viktor Juschtschenko, welcher im September 2004 einem Giftanschlag mit Dioxin zum Opfer fiel. Dies
löste bei ihm auch eine sehr starke Chlorakne aus. Weitaus dramatischer als die
schädigende Wirkung auf die Haut sind jedoch die Folgen für die inneren
Organe: es kann zu Leberzirrhose, Knochenmarksschädigungen, Krebs- und
ZNS-Erkrankungen kommen. Außerdem wirken Dioxine teratogen. Traurige
Beispiele hierfür sind der Einsatz von „agent-orange“ (ein Herbizid, das im
Vietnamkrieg zur Entlaubung eingesetzt wurde und mit Dioxin verunreinigt
war; die Folgen sind bis heute sichtbar) oder die vielen Opfer nach Industrieunfällen unter der Beteiligung von chlorierten Kohlenwasserstoffen (z. B. Trichlorphenol-Industriekatastrophe von 1976 in Seveso). Erkrankungen durch
den Kontakt mit halogenierten Kohlenwasserstoffen sind heute als Berufskrankheiten anerkannt, für den Umgang mit diesen Substanzen gelten strenge
Arbeitsschutzauflagen.
Akne excoriée des jeunes filles
Diese Sonderform der Akne beobachtet man vornehmlich bei Mädchen und
jungen Frauen. Die Patientinnen haben eigentlich keine echten Akne-Effloreszenzen, leiden aber massiv unter minimalen Hautunreinheiten und versuchen
diese durch Manipulation mit Instrumenten oder Fingernägeln zu entfernen.
Durch dieses Ausdrücken und Ausquetschen der eigentlich unauffälligen
Unreinheiten entstehen blutverkrustete Wundmale, die nur langsam unter
Ausbildung typischer sternförmiger Narben abheilen (○ Abb. 2.11). Neben
einer angemessenen Aknetherapie ist hier Aufklärungsarbeit zur angemessenen Hautpflege und mitunter eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt, da die betroffenen Frauen oft eine neurotische Persönlichkeitsstörung
mitbringen.
29
Durch den langjährigen
Kontakt mit derartigen
Substanzen während der Arbeit,
z. B. im Straßenbau, kommt es
zu den charakteristischen
Hautveränderungen. Es bilden
sich Akneentzündungen, im
schlimmsten Fall wie bei einer
Akne conglobata.
Akne excoriée de jeunes
filles kommt bei jungen
Mädchen und Frauen vor.
Minimale Hautveränderungen
belasten die Betroffenen über
die Maßen. Durch Ausdrücken
versuchen sie die Hautunreinheiten zu beseitigen. Dadurch
entstehen auffällige Wundmale,
die nur schlecht abheilen.
Neben der Behandlung der Akne
sollte in diesen Fällen auch
psychotherapeutische
Unterstützung erwogen werden.
30
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
○ Abb. 2.11 Akne excoriée de jeunes filles. Adler 2012
Manche Arzneistoffe können
Hautveränderungen in Form von
Akne verursachen. Typische
Beispiele hierfür sind Kortison
oder Androgene.
Anhaltende mechanische
Reize können die Haut irritieren
und aknetypische Hautveränderungen verursachen. Ein
typisches Beispiel für eine Akne
mechanica sind entzündete
Hautbereiche an Stellen, an
denen der Hemdkragen
scheuert.
Akne medicamentosa
Verschiedene Arzneistoffe können als Nebenwirkung zu Akne führen. In der
Regel heilt die Akne nach Absetzen des Medikaments dann aber auch spontan
ab.
Wichtige Beispiele für medikamentös ausgelöste Akne sind die SteroidAkne im Verlauf einer Behandlung mit Cortison oder die Body-Builder-Akne
durch den missbräuchlichen Einsatz von Androgenen in der Kraftsport-Szene.
Gerade der wiederholte Einsatz von Testosteronpropionat als muskelaufbauendes Steroid ist bekannt für die Begünstigung der Entstehung einer Akne conglobata oder gar einer Akne fulminans. Aber auch andere Arzneistoffe, z. B.
Schilddrüsentherapeutika, können Akne auslösen.
Akne mechanica
Dauerhafte mechanische Reizungen der Haut durch z. B. Hemdkragen, Rollkragen, Gürtel, Helme oder Schirmmützen können zu einer Entzündung von
(Mikro-) Komedonen mit aknetypischen Hautveränderungen führen. Betroffen sind meist Männer mit seborrhoische Haut und einer Akneerkrankung in
der Vorgeschichte. Ein Beispiel für eine Akne mechanica ist auch das Geiger-
Akne
2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne
31
mal von Violinspielern: diese rote, bleibende Hautveränderung bringt man auf
den ersten Blick sicherlich nicht mit Akne in Verbindung.
Mallorca-Akne
Unter einer Mallorca-Akne versteht man eine Mischform zwischen einer Lichtdermatose und einer toxischen Akne: der UV-A-Anteil des Sonnenlichtes führt
in Kombination mit bestimmten Lipiden und/oder Emulgatoren aus Sonnenschutzprodukten bzw. Hautpflegeprodukten zu typischen Hautveränderungen
an Armen und Dekolleté. Es handelt sich demnach um Hautgebiete, die klassischerweise keine aknetypischen Hautveränderungen zeigen. Die Haut in den
betroffenen Gebieten ist gereizt und gerötet, an den Haarfollikeln bilden sich
stark juckende Knötchen. Die Therapie einer Mallorca-Akne unterscheidet sich
wesentlich von der herkömmlichen Aknetherapie: schnelle Linderung der
Symptome erreicht man durch cortisonhaltige Cremes oder orale Antihistaminika. Essentiell notwendig sind jedoch vor allem konsequent vorbeugende
Maßnahmen: Betroffene sollten Sonnenschutzprodukte mit einem hohen UVA-Filter benutzen, da die UV-A-Strahlung als Auslöser für diese Lichtdermatose gilt. Sinnvoll ist es weiterhin, lipid- und emulgatorfreie Sonnenschutz- und
Hautpflegeprodukte zu benutzen, da dann die Grundlage für die phototoxischen Reaktionen auf der Haut fehlt. Außerdem ist es wichtig, die Haut langsam an die erhöhte UV-Strahlenbelastung im Urlaub zu gewöhnen, eine Vorbräunung der Haut in geprüften Sonnenstudios kann aus diesem Grund durchaus sinnvoll sein. Aber auch für dieses Vorbräunen im Sonnenstudio gilt, dass
bei der Hautpflege auf geeignete Pflegeprodukte geachtet wird, denn ansonsten
kann sich auch im Sonnenstudio eine leichte Form einer Mallorca-Akne entwickeln. In der Apotheke stehen unterschiedliche Produkte zur Verfügung, um
eine Haut, die zu Mallorca-Akne neigt, vor Sonneneinstrahlung zu schützen
bzw. die Haut entsprechend zu pflegen: z. B. Anthelios (La Roche-Posay), Eucerin Sun Allerg (Eucerin), SunSitive protection (Avène) etc.
2.2.4
Mallorca Akne entsteht
durch Einwirkung von
UV-A-Strahlung auf die Haut,
die mit Lipiden oder
Emulgatoren aus Sonnenschutzprodukten vorbehandelt ist. Die
Haut in den betroffenen
Bereichen ist gerötet und
gereizt, es bilden sich stark
juckende Knötchen im Bereich
der Haarfollikel. Betroffen sind
in erster Linie das Dekolletés
und die Haut an den Armen.
Am wichtigsten ist die
Vorbeugung bei bekannter
Veranlagung zu Mallorca-Akne.
Am besten sollten die Sonnenschutzprodukte und auch die
Pflegeprodukte, die nach dem
Sonnenbad aufgetragen
werden, frei von Lipiden und
Emulgatoren sein. Außerdem
sollten Sie Ihre Haut im Urlaub
ganz allmählich an die erhöhte
UV-Strahlung gewöhnen.
Diagnostik der Akne
Akne wird in der Regel durch einen Dermatologen diagnostiziert, wobei in erster Linie die typischen Hautveränderungen ausschlaggebend für die Diagnosestellung sind.
Leitsymptom der Akne ist das vermehrte Auftreten von Komedonen („Mitessern“). Je nach Schweregrad der Erkrankung entstehen aus diesen Mitessern
Papeln, Pusteln oder größere, zusammenfließende Entzündungsherde. Die
Abheilung größerer Entzündungen verläuft bei Akne außerdem häufig unter
Narbenbildung. All diese Hautveränderungen finden sich ausschließlich im
Bereich der talgdrüsenreichen Haut im Gesicht, am Rücken oder im Dekolleté.
Je nach Ausprägung und Verteilung der Akne-Effloreszenzen lässt sich die
Akne dann bzgl. ihres Schweregrads einordnen und eine stadiengerechte Therapie einleiten (▸ Kap. 2.3.1 Deutsche S2-Akne-Leitlinie).
Akne ist immer durch das
Auftreten von Mitessern
gekennzeichnet.
Wenn tiefere Hautschichten
mit betroffen sind, besteht die
Gefahr, dass Akne-Pickel nur
unter Narbenbildung abheilen.
Deshalb ist es sehr wichtig,
nicht selbst an den Entzündungen zu manipulieren.
32
Um die genaue Ursache für
die Akne herauszufinden
können zusätliche Untersuchungen (z. B. Blutuntersuchung) notwendig sein.
Der Arzt wird Sie nach
Grunderkrankungen und
Lebensstil fragen. Dies ist sehr
wichtig, da Akne auch durch
Arzneimittel oder durch den
Umgang mit verschiedenen
Gefahrstoffen im Beruf
entstehen kann.
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
Zur Differenzialdiagnose kann es im Einzelfall sinnvoll sein, den Hormonstatus im Blut zu analysieren (z. B. bei Androgenisierungserscheinungen bei
Frauen). Mitunter ist es auch erforderlich, einen Abstrich aus entzündeten
Akne-Effloreszenzen zu nehmen und labortechnisch auszuwerten. Dies kann
z. B. sinnvoll sein, um eine bakterielle Superinfektion mit Staphylokokken auszuschließen oder eben gegebenenfalls eine wirksame antibakterielle Zusatztherapie (Resistenzen?) einzuleiten.
Neben dem klinischen Befund ist ein genaues Anamnesegespräch wichtig
für die Diagnosestellung. Hierbei kann der Arzt Informationen sammeln, z. B.
bezüglich der familiären Vorbelastung, evtl. bestehender Grunderkrankungen
(Medikamente?), Ernährungs- und Hautpflegegewohnheiten. Mitunter kann
durch eine genaue Anamnese geklärt werden, ob die Hautveränderungen
durch besondere Lebensumstände (z. B. Umgang mit Chlorkohlenwasserstoffen aus beruflichen Gründen) oder falsche Lebensgewohnheiten (mit-)ausgelöst werden. Bestes Beispiel hierfür wäre die Hautreinigung oder Hautpflege
mit ungeeigneten kosmetischen Produkten. Eine Vielzahl von Kosmetika enthält Substanzen, die Akne hervorrufen können (□ Tab. 5.6). Im Anamnesegespräch sollte auch erfragt werden, ob der Patient evtl. andere Medikamente
anwendet. Viele verschiedene Arzneistoffe können nämlich als Nebenwirkung
Akne auslösen. Als Beispiele seien an dieser Stelle Glucocorticoide, B-Vitamine, hormonale Kontrazeptiva (z. B. Cerazette, Leios, Belara u. v. a.) oder
Lithium genannt.
Akne und Rosazea ähneln sich hinsichtlich ihrer Symptome: die Gesichtshaut ist entzündet, gerötet und von Papeln und Pusteln gezeichnet, deshalb
kann es auf den ersten Blick leicht zu einer Fehldiagnose kommen. Zur Abgrenzung zwischen den beiden Erkrankungen gilt es, die Unterschiede zu (er-)kennen, denn die beiden Erkrankungen der Gesichtshaut erfordern unterschiedliche Therapiekonzepte. Die □ Tab. 2.1 gibt einen Überblick über die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Hauterkrankungen.
2.3
1/5 aller Aknepatienten
behandelt die Erkrankung
erfolgreich im Rahmen der
Selbstmedikation. Ich bespreche
die verschiedenen Therapiemöglichkeiten gerne mit Ihnen
und wir schauen gemeinsam,
ob etwas für Sie in Frage
kommt.
Therapieoptionen bei Akne
Für eine Studie wurden in 48 deutschen Apotheken 504 Aknepatienten befragt
und die Präparate ermittelt, die zur Behandlung der Erkrankung erworben
wurden.
66,5 % der Patienten lösten die Verordnung eines Dermatologen ein, aber
22,8 % der Patienten kamen ohne Rezept, ließen sich durch den Apotheker
beraten und folgten seiner Therapieempfehlung. 4,5 % der Aknepatienten
waren in Behandlung bei ihrem Hausarzt, und nur 4,5 % in kinderärztlicher
Betreuung.
Mit 17,5 % wurde am häufigsten Benzoylperoxid zur Behandlung eingesetzt,
14,5 % der Befragten wurden nach ärztlicher Verordnung mit topischem Erythromycin behandelt. Systemisches Isotretinoin (9,3 %) und Azelainsäure (8,7 %)
Akne
2.3 Therapieoptionen bei Akne
33
□ Tab. 2.1 Abgrenzung zwischen Akne und Rosazea
Merkmal
Akne
Rosazea
Komedonen
+++
–
Papeln
++
++
Pusteln
++
++
Knoten
+
+
Narben
+
–
Keloide
+
–
Teleangiektasien
–
++
Bleibende Erytheme
–
++
Augenbeteiligung
–
(+)
Talgdrüsenhyperplasie
(→ Phymbildung)
–
(+)
Sonnenlicht
Häufig Verbesserung des
Hautbilds
Verschlechterung des
Hautbilds
Typisches
Erkrankungsalter
Jugendliche,
junge Erwachsene
Beginn im
3./4. Lebensjahrzehnt
wurden etwa gleich häufig von den behandelnden Ärzten verordnet. Daneben
kamen systemisches Minocyclin (6,6 %), Adapalen (5,0 %) und eine fixe Kombination aus Clindamycin und Benzoylperoxid (6,4 %), jeweils nach ärztlicher
Verordnung, zum Einsatz. 2,4 % der Patienten lösten ein Rezept über topisches
Isotretinoin ein, sonstige Therapien machten jedoch 26,4 % der geforderten
Produkte aus. Hier liegt für uns demnach ein großes Potenzial für die Beratung.
Verschiedene Patientenbefragungen haben immer wieder gezeigt, dass nur
knapp 25 % der Aknepatienten mit ihrer Behandlung zufrieden sind, 30 % hingegen sind kaum oder gar nicht mit der bisherigen Therapie zufrieden. Diese
hohe Unzufriedenheit liegt sicherlich an der relativ schlechten Compliance der
Patienten. Die Gründe hierfür sind vielfältig: schlechte Verträglichkeit des Therapeutikums, hoher Zeitaufwand, unpraktische Handhabung, Angst vor
Nebenwirkungen bzw. mangelhafte Information über mögliche Nebenwirkungen, schlechte Wirksamkeit bei fehlender Therapieanpassung und auch mögliche Erstverschlimmerung nach Behandlungsstart. Bei alle diesen Themen, die
Akne und Rosazea ähneln
sich auf den ersten Blick und
können leicht verwechselt
werden. Da die beiden Hauterkrankungen aber
unterschiedliche Behandlungen
erfordern, sollte man die
wichtigsten Unterscheidungsmerkmale kennen. Bei Akne
treten im Gegensatz zur Rosazea
Mitesser auf. Bei Rosazea
dagegen steht die massive
Rötung der Gesichtshaut mit
erweiterten Äderchen im
Vordergrund. Akne ist außerdem
eine Erkrankung, die vor allem
Jugendliche und junge
Erwachsene betrifft. Rosazea
tritt dagegen meist erst jenseits
des 40. Lebensjahres auf.
Was benutzen Sie denn
bisher zur Behandlung der
Akne? Ich frage das, damit wir
nach einer Möglichkeit schauen
können, um die Nebenwirkungen für Sie erträglicher zu
machen?
34
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
eine schlechte Compliance der Patienten zur Folge haben, können wir als Apothekenpersonal viel bewirken, in dem wir über die korrekte Anwendung sowie
die möglichen Nebenwirkungen etc. aufklären und die Patienten zur Therapietreue ermutigen – vorausgesetzt, wir kennen uns mit den entsprechenden
Präparaten auch aus.
Merke
Akne lässt sich gut
behandeln. Schwere Entzündungen und entstellende
Narben lassen sich durch eine
angemessene Therapie
verhindern.
Durch die oft schweren Entzündungen und entstellenden Narben kann
Akne unbehandelt zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität
für die Betroffenen führen. In Abhängigkeit zum Ausmaß der Erkrankung
können als Krankheitsfolge Depressionen, Angst und soziale Stigmatisierung entstehen. Aknepatienten fühlen sich in ihrer Lebensqualität häufig
genauso schwer beeinträchtigt wie Epileptiker, Asthmatiker und Typ2-Diabetiker.
2.3.1
In Deutschland gibt es eine
Leitlinie, die wirksame
Therapieempfehlungen für Akne
in jedem Erkrankungsstadium
gibt. Diese Leitlinie wurde von
den Berufsvereinigungen der
deutschen Hautärzte erarbeitet.
Mit Hilfe dieser Leitlinie soll
die Versorgung aller Aknepatienten in Deutschland
verbessert werden. Außerdem
soll auch das Wissen der
behandelnden Ärzte aktualisiert
und verbessert werden.
Die „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“
Aufgrund der schlechten Therapiezufriedenheit und der mangelhaften Compliance der Aknepatienten wurde im Jahr 2010 eine Leitlinie zur Behandlung
der Akne in Deutschland verabschiedet.
Die „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ wurde im Auftrag der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD) erarbeitet und gilt in der vorliegenden Form bis 31.12.2014.
Die Leitlinie wurde nach den Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) und des Ärztlichen
Zentrums für Qualität (ÄZQ) erstellt und entspricht der Qualitätsstufe S2k,
d. h. die Leitlinie wurde durch Befragung von repräsentativen, interdisziplinären Experten und Auswertung der Ergebnisse im Rahmen von Konsensuskonferenzen erarbeitet.
Zielgruppe der Akne-Leitlinie sind niedergelassene Dermatologen und Klinikärzte sowie alle anderen Berufsgruppen, die an der Behandlung der Akne
beteiligt sind: Kinderärzte, Allgemeinmediziner, Gynäkologen und auch Apotheker. Wir als Apothekenpersonal sollten die Leitlinie kennen, um den stadiengerechten Einsatz der verordneten Arzneimittel zu erkennen und gegebenenfalls die Patienten an den Arzt weiterzuleiten, wenn offensichtlicher Handlungsbedarf besteht, weil die Therapie nicht angemessen erfolgt.
Ziele der Leitlinie
-- Verbesserung der Versorgung der Aknepatienten und Optimierung der
Kenntnisse der behandelnden Ärzte bezgl. der Studienlage zur Wirksamkeit
der Aknetherapeutika.
Akne
2.3 Therapieoptionen bei Akne
35
-- Hilfestellung bei der Auswahl einer stadiengerechten Aknetherapie.
-- Reduktion von schweren Krankheitsverläufen einschließlich Narbenbil-
--
--
dung: durch Aufklärung zu Anwendung und Sicherheit sollen Vorbehalte
gegen eine systemische Therapie der Akne bei Ärzten und Patienten abgebaut werden und die rechtzeitige Einleitung einer effektiven Therapie gesichert werden (Therapieumstellung, wenn nach 12-wöchiger Behandlung
keine Besserung der Lebensqualität bzw. keine Reduktion der Krankheitsaktivität um mind. 50 % eingetreten ist).
Förderung der Adherence (Therapietreue): Eine gute Adherence lässt sich
meist erreichen, wenn Therapienutzen, Pflegeaufwand, Therapiekosten und
unerwünschte Wirkungen für den Patienten in einem guten Verhältnis zu
einander stehen. Durch die Leitlinie soll die Auswahl einer individuell angepassten Therapie für den Patienten sichergestellt werden, die den größtmöglichen Nutzen für den Patienten ermöglicht.
Reduktion von Antibiotikaresistenzen: durch genaue Zeitvorgaben für die
Therapie mit Antibiotika sowie sinnvolle Antibiotikakombinationen soll der
Entstehung von Antibiotikaresistenzen vorgebeugt werden.
Medikamentöse Therapieempfehlung gemäß der Deutsche S2-AkneLeitlinie 2010
Durch Umsetzung der
Empfehlungen der Leitlinie
können selbst schwere
Krankheitsverläufe gut
therapiert werden und
Langzeitfolgen in Form von
schweren Narben vermieden
werden. Die Leitlinie gibt
Hilfestellungen für die Beratung
und Aufklärung zu den
verwendeten Arzneimitteln.
Leichte Akne (A. comedonica und leichte A. papulopustulosa)
Mittel der 1. Wahl:
-- Topisches Retinoid oder Benzoylperoxid (BPO) oder
-- Topisches Retinoid + BPO oder
-- Topisches Retinoid/BPO + topisches Antibiotikum
Mittel der 2. Wahl:
-- Azelainsäure, evtl. in Kombination mit top. Retinoid, BPO oder top. Antibiotikum
Alternative für Frauen:
-- keine
In der Schwangerschaft:
-- Azelainsäure + BPO oder
-- Topisches Erythromycin + BPO
Mittelschwere Akne (A. papulopustulosa)
Mittel der 1. Wahl:
-- Kombination von topischem Retinoid + BPO oder
-- Topisches Retinoid/BPO + topisches Antibiotikum oder
-- Topisches Retinoid/BPO + orales Antibiotikum
Mittel der 2. Wahl:
-- Azelainsäure + topisches Retinoid/BPO oder
-- Azelainsäure + orales Antibiotikum
Es werden klare Empfehlungen für wirksame
Medikamente in jedem Stadium
der Erkrankung ausgesprochen,
so dass die Behandlung für alle
Patienten rechtzeitig und
effektiv eingeleitet werden
kann.
36
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
Alternative für Frauen:
-- Orales antiandrogenes Kontrazeptivum in Kombination mit Mitteln der 1.
Wahl
In der Schwangerschaft:
-- Orales Erythromycin + Azelainsäure/BPO
Erhaltungstherapie:
-- Topisches Retinoid, evtl. in Kombination mit BPO
Schwere Akne (schwere A. papulopustulosa + A. conglobata)
Mittel der 1. Wahl:
-- Orales Antibiotikum + topisches Retinoid und/oder BPO oder
-- Orales Antibiotikum + Azelainsäure
Mittel der 2. Wahl:
-- Orales Isotretinoin
Alternative für Frauen:
-- Orales antiandrogenes Kontrazeptivum + Mittel 1. Wahl
In der Schwangerschaft:
-- Orales Erythromycin + Azelainsäure + BPO (+ evtl. kurzfristig orales Prednisolon)
Erhaltungstherapie:
-- Topisches Retinoid + BPO
2.3.2
Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen
Neben der medikamentösen Therapie der Akne haben auch nichtmedikamentöse Maßnahmen einen hohen Stellenwert im Therapiekonzept der Akne. Im
Gespräch mit Betroffenen wird immer wieder nach einer gezielten „AkneDiät“ gefragt, weshalb die Rolle der Ernährung bei Akne kurz beleuchtet werden soll. Gute Behandlungserfolge lassen sich außerdem mit Lichttherapie und
manueller Aknetherapie erzielen.
Eine echte Akne-Diät gibt es
nicht. Manchen Patienten hilft
es jedoch, wenn Sie Ihren
Milchkonsum einschränken und
sich vollwertig ernähren. Damit
ist gemeint, dass man vorwiegend Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten zu sich nimmt
und wenig schnell verfügbare
Kohlenhydrate aus Süßigkeiten
und Weißmehlprodukten zu sich
nimmt. Probieren Sie doch
einfach aus, ob Ihnen diese
Ernährungstipps weiter helfen.
Ernährung
Es gibt keine sicheren Erkenntnisse darüber, dass diätetische Maßnahmen bei
Akne erfolgreich sind. Aus diesem Grund lassen sich die früheren Empfehlungen, auf Schokolade, Citrusfrüchte, Süßigkeiten, tierische Fette und Coca-Cola
zu verzichten, nicht halten.
Allerdings gibt es verstärkt Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum von
Milch und Milchprodukten die Entstehung einer Akne fördert. Milch erhöht
die Freisetzung von IGF-1 (Insulin Like Growth Faktor-1), einem Wachstumsfaktor. Dieser Wachstumsfaktor wiederum stimuliert die Aktivität der Keratinozyten und der Talgdrüsen, außerdem scheint die Bildung von Androgenen
durch IGF-1 angeregt zu werden. All dies sind Faktoren, die die Entstehung
von Akne begünstigen. Diese Theorie wird durch die Beobachtung gestützt,
dass Akne vor allem in den westlichen Industriestaaten weit verbreitet ist – und
Akne
2.3 Therapieoptionen bei Akne
37
in diesen Ländern der Genuss von Milch im Vergleich zur übrigen Welt ausgesprochen hoch ist. Eine abschließende Bewertung der Daten steht jedoch noch
aus.
Außerdem gibt es Theorien, die davon ausgehen, dass unsere westlichen
Ernährungsgewohnheiten, die Hyperglykämien fördern, den Ausbruch einer
Akne fördern. Durch Hyperglykämien und die anschließend erhöhte Ausschüttung von Insulin wird die Bildung von Wachstumsfaktoren wie IGF (Insulin Like Growth Factor) gefördert. Dieser Wachstumsfaktor wiederum regt die
Talgproduktion an und stimuliert die follikuläre Hyperkeratose – beides Triggerfaktoren für die Entstehung der Akne. Vor diesem Hintergrund gewinnt
eine Akne-Diät, die vor allem auf dem Verzicht von schnellverfügbaren Kohlenhydraten aus Süßigkeiten und Weißmehlprodukten aufbaut, neue Aktualität. Derartige Akne-Diäten waren in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal populär, ohne dass genaue Untersuchungen stattgefunden haben.
Eine abschließende Bewertung der Daten steht jedoch nach wie vor aus.
Abschließend lässt sich sagen, dass diätetische Maßnahmen durchaus dabei
helfen können, das Hautbild bei Akne zu verbessern. Eine Heilung der Akne
allein durch diätetische Maßnahmen wird jedoch mit Sicherheit nicht eintreten.
Merke
---
Eine milchreduzierte Ernährung kann das Hautbild verbessern.
Der Verzicht auf einen übermäßigen Genuss von schnellverfügbaren
Kohlenhydraten scheint positive Effekte auf das Hautbild zu haben.
Abgesehen von Milchprodukten und schnellverfügbaren Kohlenhydraten können aber auch verschiedene Vitamine Akne auslösen bzw. verschlimmern.
Erwiesen ist die komedogene Wirkung von hohen Vitamin-B-Dosen. Hochdosiertes Vitamin B1 (Thiamin), B6 (Pyridoxin) und Vitamin B12 (Cyanocobalamin) lösen Akne aus.
Merke
Auch Multivitamin-Präparate und Sportler-Drinks enthalten hohe Dosen
an Vitamin B. Dies kann die Ursache für die Entstehung von Akne sein und
sollte bei der Diagnosestellung berücksichtig werden.
Therapie mit Blaulicht
Die Therapie von leichter bis mittelschwerer Akne mit Blaulicht (Licht einer
Wellenlänge zwischen 420–480 nm) wird seit einigen Jahren erprobt und erzielt
in Kombination mit topischen und/oder systemischen Aknetherapeutika gute
Ergebnisse. So kommt es unter der Bestrahlung mit Blaulicht zu einem ver-
Akne kann durch zu hohe
Dosen an B-Vitaminen ausgelöst
werden. Diese Vitamine finden
sich als Zusatz in vielen Säften
und in Multivitaminpräparaten.
38
Bei leichter bis mittelschwerer Akne kann eine
Blaulichttherapie die Aknetherapie unterstützen. Es
werden gute Ergebnisse erzielt.
Es kommt zu einem Rückgang
der Entzündungen.
Es ist sehr sinnvoll, wenn Sie
Ihre Haut regelmäßig von der
Kosmetikerin ausreinigen
lassen. Sie kann die Mitesser
und Pickel auf Ihrer Haut
professionell öffnen, so dass
sich das Hautbild klärt und die
Entzündungen schneller
abheilen.
2 Beratung zum Krankheitsbild Akne
stärkten Rückgang von entzündlichen Akne-Effloreszenzen bei Patienten mit
Akne papulopustulosa. Man vermutet, dass das hochenergetische Licht Porphyrine zerstört. Porphyrine sind ein Stoffwechselprodukt von Propionibakterien. Die Zerstörung dieser Stoffwechselprodukte führt zu einer raschen Verminderung der Keimzahl an Propionibakterien, das Entzündungsgeschehen
bei Akne wird positiv beeinflusst. Die Anzahl der Komedonen wird jedoch
nicht reduziert, deshalb sollte während der Therapie zumindest ein komedolytisch wirksames Aknepräparate weiter verwendet werden. Bei schweren Akneverlaufsformen profitieren die Patienten leider nicht von einer Behandlung mit
Blaulicht.
Während der Behandlung sitzt der Patient in vorgeschriebener Entfernung
zur Blaulichtlampe und erhält während einer Sitzung eine Blaulichtdosis von
40 J/cm2 erkrankter Haut. Je nach Gerätetyp dauert eine Behandlung zwischen
20–30 Minuten. Ein Behandlungszyklus erstreckt sich im Regelfall über vier
Wochen, wobei zwei Bestrahlungen pro Woche durchgeführt werden sollten.
Die Therapie mit Blaulicht wird gut vertragen. Eine gleichzeitige Behandlung mit Arzneistoffen, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen (Tetracycline,
Chinolone), muss konsequent vermieden werden.
Die Behandlung von Akne mit UV-Licht, wie es in früheren Jahren
gebräuchlich war, ist heute obsolet. Der therapeutische Effekt steht in keinem
angemessenen Verhältnis zu den Risiken (vorzeitige Hautalterung, Hautkrebsrisiko).
Manuelle Aknetherapie
Durch eine manuelle Aknetherapie, d. h. durch das Ausreinigen der Haut, kann
bei A. comedonica und A. papulopustulosa ein Zusatznutzen für die Patienten
erzielt werden. Nicht zuletzt erhöht man die Compliance der Patienten für die
medikamentöse Therapie, weil der Betroffene das Gefühl hat, dass etwas aktiv
unternommen wird. In der Regel kommt es durch die Kombination von manueller Therapie und medikamentöser Behandlung zu rascheren Therapieerfolgen: die Akne heilt schneller aus.
Eine manuelle Aknetherapie sollte nach ärztlicher Verordnung von einer
dafür speziell geschulten Kosmetikerin durchgeführt werden, vorzugsweise
unter dermatologischer Kontrolle. Viele Hautärzte beschäftigen geeignetes
Fachpersonal in ihrer Praxis, so dass die Behandlung vor Ort vorgenommen
werden kann und die Suche nach einem geeigneten Kosmetik-Institut entfällt.
Die Behandlung wird unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Zunächst
wird die zu behandelnde Haut mit einem geeigneten Syndet gereinigt und desinfiziert. Hierfür eignet sich 70 % Isopropanol. Anschließend sollte der Zusammenhalt der Korneozyten gelockert werden, um die Entfernung der Komedonen zu erleichtern. Dies kann durch Einsatz eines Vapozons erreicht werden
(Gerät, das die Hornschicht mit Hilfe von warmen Wasserdampf erweicht)
oder durch Anwendung eines milden chemischen Peelings. Nach diesen Vor-
Akne
2.3 Therapieoptionen bei Akne
bereitungen werden die geschlossenen und offenen Komedonen mit Hilfe steriler Instrumente (sterile Einmalnadeln, Lanzetten oder Komedonenquetscher) entleert. Dies geschieht unter Einsatz einer Lupe, damit die Kosmetikerin den Zustand der Akne-Effloreszenz gut beurteilen kann. Eine geschulte
Kraft kann auch entzündete Akneläsionen öffnen und entleeren, so dass eine
beschleunigte Abheilung ohne Narbenbildung beginnen kann. Nach dem Ausreinigen wird die Haut erneut desinfiziert. Außerdem kann im Anschluss eine
feuchtigkeitsspendende Maske aufgelegt werden, um die Haut schnell zu beruhigen. Dies wird von den Patienten in der Regel als sehr wohltuend empfunden.
Die Häufigkeit, mit der eine manuelle Aknetherapie durchgeführt werden
sollte, hängt vom Erkrankungsstadium ab. Vor allem zu Behandlungsbeginn
sollte die manuelle Aknetherapie 1–2-mal pro Woche durchgeführt werden,
um schnelle Therapieerfolge zu erzielen. Im Rahmen einer Erhaltungstherapie
genügt es in der Regel, die Haut einmal im Monat manuell auszureinigen.
39
40
Kapitel 3
3
Beratung bei der Abgabe von
OTC-Arzneimitteln
Unreine Haut und Akne gehen mit einem hohen Leidensdruck für die Betroffenen einher, daher haben Aknetherapeutika und Hautpflegemittel für unreine
Haut einen hohen Stellenwert im Apothekensortiment.
3.1
Akne sollte immer stadiengerecht behandelt werden.
Milde Akneformen können gut
im Rahmen der Selbstmedikation therapiert werden.
Schwere Verlaufsformen
erfordern die Therapie durch
einen Arzt.
Abgrenzung zum Arztbesuch
Die Behandlung einer Akne sollte sich immer an ihrem Stadium orientieren.
Bei einer konsequenten, stadiengerechten Therapie lässt sich die Erkrankung
gut kontrollieren, zumal viele Patienten nur während der Pubertät, also während einer relativ kurzen Zeitspanne, von Akne betroffen sind.
Für uns als pharmazeutisches Personal ist es enorm wichtig, die Eigendiagnose „Akne“ zu hinterfragen und die Patienten gegebenenfalls an den Arzt zu
verweisen.
Nur milde Verlaufsformen können auf dem Wege der Selbstmedikation
behandelt werden. Etwa 30 % der Betroffenen entwickeln jedoch schwerere
Erkrankungsbilder (A. papulopustulosa, A. conglobata) und gehören möglichst frühzeitig in fachärztliche Behandlung. In der Regel wird der Dermatologe eine Therapie mit verschreibungspflichtigen, topischen Aknetherapeutika
einleiten. Bei Frauen und Mädchen wird außerdem häufig eine „Pille“ mit antiandrogener Wirkkomponente verordnet. Nur ca. 2–7 % aller Aknepatienten
entwickeln Akneverlaufsformen, die zu schwerer Narbenbildung neigen (A.
conglobata). Diese Formen sollten von Anfang an mit systemischen Aknetherapeutika behandelt werden, um die Bildung entstellender Narben gering zu
halten.
3.2
BAK-Leitlinie: fünf Fragen
Eine gute Beratung in der Selbstmedikation ist nur durch gezieltes Fragen und
Sammeln von Informationen möglich. Durch eine geschickte Gesprächsführung lässt sich die Eigendiagnose hinterfragen und das bestmögliche Medikament kann ausgewählt werden. Gleichzeitig kann aber abgeklärt werden, ob ein
Arztbesuch notwendig ist.
Akne
3.2 BAK-Leitlinie: fünf Fragen
41
Folgende Fragen sollten in Anlehnung an die BAK-Leitlinie zur Information
und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln im Rahmen der
Selbstmedikation geklärt werden:
3.2.1
Fragen zur Person des Anwenders
Hier sollte abgeklärt werden, für wen das gewünscht Arzneimittel bestimmt ist.
Der Kunde, der nach dem Produkt fragt, ist nicht immer auch der Anwender.
Wichtige Informationen zur betroffenen Person sind z. B. das Alter und
Geschlecht.
Im Falle der Akne gilt:
-- keine Selbstmedikation mit herkömmlichen Aknetherapeutika in Schwangerschaft und Stillzeit,
-- keine Selbstmedikation mit herkömmlichen Aknetherapeutika bei Säuglingen und Kindern.
3.2.2
Fragen zum Beschwerdebild
Hier sollte abgeklärt werden, ob die Akneerkrankung tatsächlich ein Fall für
die Selbstmedikation ist.
Grundsätzlich ist eine Selbstmedikation möglich
-- bei unreiner Haut und sehr milden Akneverlaufsformen,
-- als Therapieergänzung während einer systemischen Aknetherapie.
3.2.3
Fragen zur Dauer der Beschwerden
Um die Grenzen der Selbstmedikation zu hinterfragen, sollte abgeklärt werden,
seit wann die Hautprobleme bestehen.
Langanhaltende Hautveränderungen mit entzündlichen Papeln, Pusteln,
Knoten etc. gehören in die Hände eines Dermatologen.
3.2.4
Ist das Mittel für Sie selbst
oder sollen Sie es für jemanden
mitbringen? Ich frage das, damit
wir gemeinsam ein geeignetes
Produkt auswählen können.
Nicht jedes Mittel ist für jeden
Betroffenen gleichermaßen
geeignet.
Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer Arzneimittel
Nicht alle freiverkäuflichen Aknetherapeutika sind unproblematisch hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, manche Mittel sind
bei entsprechenden Grunderkrankungen sogar kontraindiziert.
Außerdem können manche Grunderkrankungen bzw. Arzneimittel aknetypische Hautveränderungen auslösen. Hier ist der Einsatz von Aknetherapeutika häufig der falsche Therapieansatz.
Deshalb sollte immer nach möglichen Grunderkrankungen bzw. einer eventuellen Dauermedikation gefragt werden.
-- Benzoylperoxid ist kontraindiziert im letzten Monat einer Schwangerschaft.
-- Akne kann (mit-)ausgelöst werden durch die Therapie mit
-- Glucocorticoiden,
-- Hormonpräparate (Androgene) → Bodybuilder-Akne.
Wie äußern sich Ihre
Hautprobleme? Es gibt sehr
verschiedene Produkte zur
Behandlung der Akne, nicht alle
Mittel bieten auch in jedem
Stadium der Erkrankung
angemessene Hilfe.
Seit wann haben Sie denn
Probleme mit der Haut? Sind die
Beschwerden immer gleich
stark? Oder bemerken Sie, z. B.
kurz vor Ihrer Monatsblutung,
eine Verschlechterung der Haut?
Nehmen Sie im Moment
Medikament ein? Manche
Arzneistoffe verursachen als
Nebenwirkung Akne, und diese
Möglichkeit möchte ich
ausschließen, bevor wir uns für
ein geeignetes Produkt
entscheiden.
42
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
3.2.5
Welche Produkte zur
Reinigung und zur Pflege Ihrer
Haut verwenden Sie denn
zurzeit? Manchmal wird die
Akne durch ungeeignete
Produkte noch verstärkt.
Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen
Hier sollte abgeklärt werden, ob bzw. was der Patient bereits gegen seine Hautprobleme unternommen hat. Es bietet sich an dieser Stelle auch an, zu hinterfragen, wie der Patient seine Haut reinigt und pflegt, um gegebenenfalls ein
dem Hautbild angemessenes Pflegekonzept zu empfehlen.
3.3
Auswahlkriterien zur stadiengerechten Therapie der
Akne
Akne ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern, je nach Schweregrad sind
unterschiedliche Therapiemaßnahmen erforderlich. Das abgebildete Flussdiagramm leistet gute Hilfestellung bei der Auswahl geeigneter Behandlungsoptionen (○ Abb. 3.1).
Um diese Therapieempfehlung umsetzen zu können, ist es unerlässlich, die
Erkrankungsstadien der Akne einordnen zu können. □ Tab. 3.1 erleichtert die
Beurteilung des Schweregrads der Akne.
□ Tab. 3.1 Beurteilung des Schweregrads der Akne
Komedonen
Papeln
+
Pusteln
Knötchen
(< 1 cm)
Knoten,
Zysten,
Fistelgänge
Entzündungen
Vernarbung
Akne
comedonica
< 20
< 10
–
–
–
–
Akne
papulopustulosa
(leicht)
> 20
10–20
< 10
–
Deutlich
sichtbar
–
Akne
papulopustulosa
(schwer)
> 20
> 20
10–20
(+)
Stark
sichtbar
+
Akne conglobata
Fistelkomedonen
> 30
> 20
+
Sehr stark,
tiefgehend
+
Akne
3.3 Auswahlkriterien zur stadiengerechten Therapie der Akne
Stark entzündete Hautververänderungen;
Zusammenfließen der
Pickel; Narben
und Zerstörung
des umliegenden Gewebes
Leichte Hautveränderungen im Gesicht, Dekolletébereich und auf dem Rücken: unreine großporige
Haut mit deutlicher Überproduktion der Talgdrüsen,
Pickel, Papeln, Pusteln
Juckreiz
Personen <20 Jahre
Personen > 20 Jahre
Typische juvenile Akne
mit Pickeln und Mitessern
Für das Alter übermäßig starke Akne
Gemäßigte Form
der Akne
Arzt
Arzt
Unterstützung
der ärztlichen
Therapie
Reinigung der Haut mit milden Reinigungsprodukten
Ärztliche Diagnose, z.B.
bakterielle
Superinfektion
mit Staphylokokken, Streptokokken; Acne
conglobata;
Mallorca-Akne;
UAW: z.B.
Steroide,
Gestagene,
Chloroquin
Nachreinigung mit leicht alkoholischem Gesichtswasser
Mechanische Schälung der Haut durch Peelings
Arzt
Chemische Keratolytika zur Verbesserung des Hautbilds
Antibakterielle Wirkung gegen Propionibakterien durch
Benzoylperoxid
Wechsel der Pflegeserie, bzw. Empfehlung einer
geeigneten Pflegeserie für die jeweilige Problemhaut
○ Abb. 3.1 Flussdiagramm Akne. Lennecke 2012
Keine
Besserung
durch die
lokale
Behandlung
nach ca.
8 Wochen
43
44
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
3.4
Benzoylperoxid ist das
Basismedikament zur
Behandlung der Akne. Die
meisten Hautärzte verwenden
diesen Arzneistoff zur Therapie
der Akne, weil er sehr bewährt
ist und sich gut mit anderen
Arzneimitteln kombinieren
lässt.
Benzoylperoxid in topischen Zubereitungen als Gel, Creme oder Reinigungsprodukt wird seit vielen Jahren sehr erfolgreich zur Behandlung der Akne eingesetzt. Die Produkte sind freiverkäuflich und können deshalb auch im Rahmen der Selbstmedikation bei gesicherter Aknediagnose empfohlen werden.
Benzoylperoxid ist außerdem das wichtigste Basismedikament in der Therapie
der Akne unter dermatologischer Kontrolle. BPO lässt sich sehr gut mit anderen verschreibungsfreien oder verschreibungspflichtigen Aknemedikamenten
kombinieren und verbessert auf diese Weise häufig den Therapieerfolg.
3.4.1
Benzoylperoxid vermindert
die Anzahl der Bakterien, die an
den Entzündungen bei Akne
beteiligt sind. Dadurch bessert
sich das Hautbild, Pickel und
Pusteln können abheilen.
Falls Sie das Produkte in die
Augen bekommen haben, spülen
Sie die Augen sofort mit viel
lauwarmen Wasser aus! Falls die
Beschwerden trotzdem anhalten,
rufen Sie bitte einen Arzt.
Wirkungsweise
Der Wirkmechanismus von Benzoylperoxid kommt über oxidative Prozesse
und die Bildung freier Radikale zu Stande. Die entstandenen Sauerstoffradikale
wirken bakteriostatisch bis bakterizid auf gramnegative Bakterien wie z. B. Propionibakterium acnes. Letztlich wird auf diese Weise die Anzahl der Propionibakterien stark vermindert, so dass das Entzündungsgeschehen, das mitverantwortlich für die Entstehung der Akne ist, zum Erliegen kommt. Anders als
unter der Behandlung mit Antibiotika bilden sich unter der Therapie mit BPO
keine resistenten Bakterienstämme, daher spricht nichts gegen eine Langzeitbehandlung. Außerdem trägt ein schwach ausgeprägter komedolytischer Effekt
in den Haarfollikelausführungsgängen zur Wirkung bei. Antiseborrhoische
und keratolytische Effekte vervollständigen die gute therapeutische Wirkung.
Benzoylperoxid wird ausschließlich topisch zur Anwendung gebracht.
3.4.2
Achten Sie bei der
Anwendung darauf, dass Sie das
Mittel nicht in die Augen, in
Mund oder Nase bekommen! Für
unsere Schleimhäute ist der
Arzneistoff zu stark, es kann zu
starken Schleimhautreizungen
kommen.
Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO)
Handelspräparate und Indikationen
Benzoylperoxid ist in verschiedenen Anwendungsformen im Handel. Neben
klassischen Produkten als Creme oder Gel, die dünn auf die erkrankte Haut
aufgetragen werden, gibt es auch spezielle Produkte mit Benzoylperoxid zur
Reinigung der erkrankten Haut (□ Tab. 3.2).
3.4.3
Dosierung in Abhängigkeit von den Anwendungsgebieten
Benzoylperoxid wird je nach Hauttyp und betroffener Hautzone in unterschiedlichen Wirkstoffkonzentrationen eingesetzt (□ Tab. 3.3).
Grundsätzlich darf der Arzneistoff nicht in Kontakt zu Augen und Schleimhäuten kommen, eine Anwendung im Bereich von Mund-, Nasen- und Augenwinkeln ist zu vermeiden. Außerdem dürfen benzoylperoxidhaltige Produkte
nur auf intakter Haut angewendet werden, verletzte Haut muss bei der Behandlung ausgespart werden.
Versehentlicher Kontakt des Wirkstoffs mit den Augen verursacht starke
Rötung und schmerzhaftes Brennen im betroffenen Auge. Als Erste-Hilfe-
Akne
3.4 Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO)
45
□ Tab. 3.2 Benzoylperoxid: Handelspräparate und Indikationen
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Aknefug® Oxid Mild
3 %/5 %/10 % Gel
Benzoylperoxid
Alle Formen der endogenen (hormonbedingten) Akne in der
Pubertät,
3 % für Gesicht und empfindliche
Haut, 5 % für Gesicht und
unempfindliche Gesichtshaut,
10 % v. a. für Brust und Rücken
Aknefug® Oxid Wash
Milde bis mäßig schwere Formen
der Akne vulgaris
Akneroxid® 5/10 Gel
Alle Formen der endogenen Akne
Akneroxid® L Suspension
Akne
Benzaknen 5 %/10 %
Gel
Benzaknen® Wash 5 %
Benzoyt®
5 %/10 %Creme
Cordes BPO®
3 %/5 %/10 % Gel
PanOxyl® 5/-10 Akne
Gel
PanOxyl® mild 2,5 %
Creme
Alle Formen der Akne in leichter
bis mittelschwerer Ausprägung,
insbesondere der Akne vulgaris
bei empfindlicher Haut
PanOxyl® W Emulsion
Alle Formen der Akne vulgaris
Sanoxit® 5 %/10 % Gel
Alle Formen der endogen bedingten Akne,
5 % vor allem zur Anwendung im
Gesicht, 10 % vor allem zur
Anwendung auf Brust und Rücken
oder bei unzureichendem Therapieerfolg der Behandlung mit 5 %
Benzoylperoxid gibt es in
verschiedenen Anwendungsformen. Es gibt Reinigungsprodukte mit Benzoylperoxid
oder Cremes bzw. Gele. Was
bevorzugen Sie denn?
46
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
□ Tab. 3.3 Übliche Dosierungen von Benzoylperoxid
Wirkstoff
Dosis Erwachsene
Anwendungsgebiet
Benzoylperoxid
25–30 mg/g
Grundlage
In Zubereitungen für hochempfindliche
Gesichtshaut,
Anwendung 1–2 x pro Tag
40–50 mg/g
Grundlage
In Zubereitungen für normalempfindliche Gesichtshaut,
in Zubereitungen zur Gesichtsreinigung
der an Akne erkrankten Haut,
Anwendung 1–2 x pro Tag
100 mg/g Grundlage
Bei unzureichendem Therapieerfolg
unter der Behandlung mit 5 % Wirkstoffkonzentration,
zur Behandlung von erkrankter Haut an
Brust und Rücken,
Anwendung 1–2 x pro Tag
Tragen Sie das Produkt 1–2 x
täglich nach der Reinigung ganz
dünn auf die erkrankte Haut
auf. Denken Sie bitte daran, die
Augen und die Mundpartie
auszusparen.
Bitte wenden Sie das
Produkt für mind. 4 Wochen
regelmäßig an. Erst nach dieser
Zeit lässt sich beurteilen, ob die
Therapie erfolgreich war.
Am Beginn der Behandlung
kommt es oft zu leichten
Hautreizungen: die Haut
spannt, ist gerötet, wird trocken
und juckt vielleicht auch ein
bisschen. Der Arzneistoff
entfaltet seine Wirkung in der
Haut. Normalerweise legen sich
die Beschwerden innerhalb der
ersten Behandlungstage.
Maßnahme sollte das Auge ausreichend lange mit lauwarmem, fließendem
Wasser gespült werden, gegebenenfalls muss ein Arzt kontaktiert werden.
Die Creme- bzw. Gelzubereitungen mit Benzoylperoxid werden je nach
Beschwerdegrad und Hautzustand 1–2-mal täglich auf die zuvor gereinigte
Haut aufgetragen. Augenbrauen und behaarte Haut (Bart, Haaransatz) sollten
aufgrund der Bleichwirkung von Benzoylperoxid von der Behandlung ausgespart bleiben. Der Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten muss strikt vermieden werden.
Waschzubereitungen (z. B. Aknefug® Oxid Wash, PanOxyl® W Emulsion,
Benzaknen ® Wash 5 %) werden dünn auf das zuvor angefeuchtete Gesicht aufgetragen und mit den Fingerspitzen gleichmäßig verrieben. Nach einer
2-minütigen Einwirkzeit wird das Produkt mit reichlich lau warmem Wasser
abgespült.
Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.
In der Regel dauert die Therapie 4–6 Wochen, mitunter kann aber auch eine
Behandlung über mehrere Monate angebracht sein.
3.4.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Vor allem zu Therapiebeginn berichten viele Patienten über Hautreizungen in
Form von Rötungen, Brennen, Trockenheitsgefühl und Juckreiz an den behandelten Hautstellen. In der Regel klingen diese Beschwerden nach einigen Tagen
ab und sind als Anzeichen eines Ansprechens auf die Therapie zu werten. Bei
Akne
3.4 Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO)
stärkeren, länger anhaltenden Beschwerden kann eine Reduzierung der Applikationshäufigkeit erwogen werden.
Langfristig beobachtet man unter der Therapie mit Benzoylperoxid einen
Vitamin-E-Mangel in der Epidermis. Dieser Vitamin-E-Mangel sowie die Oxidation von Lipiden und Proteinen in der Epidermis sind verantwortlich für die
Hauptnebenwirkung von Benzoylperoxid, nämlich einer trockenen, schuppenden und spannenden Haut.
In Einzelfällen kann es unter der Therapie mit Benzoylperoxid zur Ausbildung einer echten Kontaktallergie mit starker Rötung, Bläschenbildung und
ödematösen Hautschwellungen kommen. Unter diesen Umständen sollte das
Präparat umgehend abgesetzt werden und ein Arzt aufgesucht werden.
Eine übermäßig häufige Anwendung der Präparate kann schwere Hautreizungen verursachen, die Anwendungsempfehlungen der jeweiligen Produkte
sollte aus diesem Grund genauestens befolgt werden. Systemische Effekte einer
solchen Überdosierung sind nicht bekannt, die Behandlung mit Benzoylperoxid muss aber unbedingt bis zur vollständigen Erholung der betroffenen
Hautpartien unterbrochen werden. Lindernd wirken in derartigen Fällen einer
Überdosierung kühlende Kompressen (z. B. mit Thermalwasser), um die Regenerierung der Haut zu unterstützen.
Die bekannteste Nebenwirkung von Benzoylperoxid ist seine starke Bleichwirkung. Aus diesem Grund sollte bei der Anwendung darauf geachtet werden,
dass Rückstände der Zubereitung nicht mit farbigen Textilien (Bettwäsche,
Kleidung, Handtücher und Waschlappen) in Kontakt kommen. Dies kann z. B.
durch angemessene Reinigung der Hände nach dem Auftragen der Produkte
bzw. durch vollständiges Einziehen der Gel-/Creme-Produkte in die Haut vor
dem Ankleiden oder Schlafen gehen vermieden werden. Einmal entstandene
Bleichflecken auf Textilien sind irreversibel! Auch Haare können durch Benzoylperoxid entfärbt werden, die Therapie sollte deshalb nur auf unbehaarter
Haut stattfinden.
Wechselwirkungen
Während der Behandlung mit Benzoylperoxid wird die Haut lichtempfindlicher. Aus diesem Grund sollte intensive UV-Strahlung (Sonnenbäder, Solarien) vermieden werden, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen. Ist eine Exposition mit starkem Sonnenlicht unvermeidbar, sollte angemessener UV-Schutz
durch Sonnenschutzprodukte bzw. Kleidung erfolgen.
Die gleichzeitige topische Therapie mit Retinoiden sollte vermieden werden,
da Hautreizungen gefördert werden und der Therapieerfolg der Retinoide
gemindert wird. Falls eine Kombinationstherapie erforderlich ist, sollten die
Präparate alternierend zu unterschiedlichen Tageszeiten angewendet werden,
z. B. das Benzoylperoxidpräparat morgens, das Retinoidpräparat am Abend.
Auf diesem Weg lassen sich Wechselwirkungen bestmöglich reduzieren.
47
Bitte halten Sie sich an die
empfohlene Dosierung! Ein
Zuviel an Benzoylperoxid
beschleunigt den Heilungserfolg
nicht, stattdessen können
schwere Hautreizungen
verursacht werden.
Benzoylperoxid besitzt
starke Bleichwirkung auf
Textilien, aber auch auf die
Haare. Waschen Sie deshalb
nach dem Auftragen auf die
Haut gut Ihre Hände und warten
Sie mit dem Ankleiden, bis das
Produkt vollständig in die Haut
eingezogen ist. Es kann
ansonsten zu Entfärbungen an
der Kleidung und Wäsche
kommen.
Unter der Therapie mit
Benzoylperoxid wird Ihre Haut
sehr lichtempfindlich.
Vermeiden Sie darum lange
Sonnenbäder oder den Besuch
im Solarium.
48
Benutzen Sie Benzoylperoxid nur auf unverletzter
Haut.
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
Kontraindikationen
Benzoylperoxid darf nicht angewendet werden
auf verletzter Haut,
bei bekannter Allergie auf den Wirkstoff,
bei Säuglingen und Kindern < 12 Jahren.
Relative Kontraindikationen sind eine atopische Haut (z. B. bei Neurodermitis)
sowie eine Therapie während Schwangerschaft und Stillzeit. Hier ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt vorzunehmen,
eine Selbstmedikation sollte nicht unterstützt werden.
----
3.5
Beratung bei der Abgabe von Salicylsäure-Präparaten
Salicylsäure wurde nicht in die Leitlinien-Empfehlung zur Behandlung der
Akne aufgenommen. Da die Substanz jedoch nach wie vor häufig als „AkneSpiritus“ von Hautärzten verordnet wird, soll der Wirkstoff im Folgenden trotzdem besprochen werden.
3.5.1
Dieses Gesichtswasser öffnet
die Poren, so dass der Talg
leichter abfließen kann.
Außerdem wird die Vermehrung
von Aknebakterien verhindert.
Dadurch verbessert sich
insgesamt das Hautbild.
Wirkmechanismus
Salicylsäure zeigt antiphlogistische und leichte antimikrobielle Wirkung bei
topischer Anwendung. Die Hauptwirkung bei Akne kommt jedoch durch die
gute keratolytische Wirkung zu Stande: durch Auflösung der interzellulären
Kittsubstanz zwischen den Hornzellen in den obersten Schichten der Epidermis kommt es zur Abschuppung der im Übermaß gebildeten Hornzellen auf
der Oberhaut. Dadurch können Komedonen abgetragen werden und das Hautbild klärt sich.
3.5.2
Handelspräparate
Salicylsäure wird nach wie vor häufig in Rezepturen vom Dermatologen verordnet, im NRF finden sich entsprechende Rezepturvorschläge, deren Plausibilität ausreichend geprüft wurde. Als Basis dient in der Regel eine wässrige Isopropanol-Lösung (□ Tab. 3.4).
Als Fertigpräparat ist in Deutschland nur noch Aknefug®-Liquid 1 % auf
dem Markt.
3.5.3
Tragen Sie das Gesichtswasser bitte nach der Reinigung
mit einem Wattepad auf die
erkrankten Stellen im Gesicht
auf. Nach der Anwendung
können Sie die Haut wie
gewohnt eincremen.
Dosierung
Üblicherweise wird Salicylsäure bei der Behandlung von Akne in Konzentrationen von bis zu 5 % eingesetzt.
Die erkrankte Haut sollte 1–2-mal täglich nach der Reinigung mit einem
Wattebausch, der mit der Lösung getränkt wurde, abgetupft oder abgerieben
werden. Die Lösung verbleibt auf der Haut und wird nicht wieder abgenommen. Augen, Mund und Schleimhäute müssen bei der Behandlung ausgespart
werden.
Akne
3.5 Beratung bei der Abgabe von Salicylsäure-Präparaten
49
□ Tab. 3.4 NRF 11.23. Salicylsäure-Aknespiritus 5 %
Wirkstoff
Konzentration
Salicylsäure
5,0 g
Propylenglycol
10,0 g
2-Propanol
40,0 g
Gereinigtes Wasser
45,0 g
3.5.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Vor allem bei sehr empfindlicher Haut kann es unter der Behandlung zu leichten Hautreizungen in Form von Brennen, Rötungen, Juckreiz und trockener
Haut kommen. In diesen Fällen sollte die Anwendungsfrequenz reduziert werden, in schweren Fällen sollte die Therapie abgebrochen werden.
Vereinzelt wird in der Literatur auch über Fälle von Allergien auf Salicylsäure nach topischer Anwendung berichtet, die einen Therapieabbruch und
ärztliche Hilfe erforderlich machen.
Wechselwirkungen
Salicylsäure kann die Resorption von anderen Arzneistoffen, die im gleichen
Hautbereich aufgetragen werden, erhöhen.
Kontraindikationen
Kontraindikationen für eine Behandlung mit Salicylsäure liegen vor
bei bekannter Salicylsäureallergie,
bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion,
für die Anwendung im Bereich von Augen, Mund und Schleimhäuten.
bei Kindern < 4 Jahren.
Auch bei Kindern, die älter als vier Jahre sind, gelten strenge Tageshöchstdosen
von max. 0,2 g/d. Salicylate können über die Haut in erheblichem Maße resorbiert werden. Bei Säuglingen und Kleinkinder ist der Metabolismus zum Abbau
der Salicylate noch nicht ausgereift, weshalb es zu Intoxikationen mit Übelkeit
und Erbrechen, Ohrensausen und Schwerhörigkeit u. a. kommen kann.
Vorsicht sollte ebenfalls gelten bei einer Behandlung mit Salicylsäure während Schwangerschaft und Stillzeit.
-----
Es kann sein, dass Sie nach
der Anwendung Nebenwirkungen spüren, die Haut kann
brennen oder spannen, und ist
vielleicht auch etwas gerötet.
Im der Regel legen sich diese
Beschwerden nach einigen
Tagen, weil sich die Haut an die
Zubereitung gewöhnt.
Wenden Sie die Zubereitung
bitte nicht direkt im Bereich der
Augen, der Nase oder des
Mundes an. Die Schleimhäute in
diesen Bereichen sind zu
empfindlich.
50
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
Beratung bei der Abgabe von Produkten mit
sulfonierten Schieferölen
3.6
Dieses Arzneimittel wirkt
sehr gut gegen die Entzündungen. Durch die regelmäßige
Anwendung können die
Entzündungen gut abheilen.
Neutralisierte sulfonierte Schieferöle wurden ebenfalls nicht in die Akne-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie aufgenommen. Aber auch
diese Substanzen werden nach wie vor von Hautärzten als Rezeptur verordnet,
außerdem sind verschiedene freiverkäufliche Fertigarzneimittel zur Aknetherapie auf dem Markt, weshalb diese Wirksubstanzen kurz vorgestellt werden sollen.
Neutralisierte sulfonierte Schieferöle besitzen gute antientzündliche Eigenschaften und werden aus diesem Grund nach wie vor als dermatologische
Wirkstoffe eingesetzt. Die verwendeten Schieferöle unterscheiden sich vor
allem hinsichtlich der Art des Salzes (Ammonium-oder Natrium-Salze) und
des Herstellungsverfahrens: je nach Grad der Raffination erhält man helle oder
dunkle sulfonierte Schieferöle.
Als Rezeptursubstanz wird heute nur noch dunkles Ammoniumbituminosulfonat (z. B. Ichthyol® dunkel) genutzt. Die früher ebenfalls gebräuchlichen
Rezeptursubstanzen Tumenol® Ammonium (Ammoniumsulfobitol) und Leukichthol® (helles Ammoniumbituminosulfonat) sind aufgrund neuer Risikobewertungen vom Markt genommen worden und nicht mehr erhältlich. Eine
begonnene Therapie kann durch die Umstellung auf Fertigarzneimittel mit hellem Natriumbituminosulfonat bzw. durch eine Rezeptur mit Ammoniumbituminosulfonat (Ichthyol® dunkel) fortgeführt werden.
3.6.1
Dieses Mittel wirkt gut bei
Akne, weil es die Produktion
von Talg bremst und das
Wachstum von Aknebakterien
hemmt. Beides führt dazu, dass
die Entzündungen abheilen
können und sich das Hautbild
bessert.
Wirkmechanismus
Die aknemildernde Wirkung von neutralisierten sulfonierten Schieferölen
kommt durch talgreduzierende, antibakterielle und antiphlogistische Effekte
zu Stande.
3.6.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 3.5 Ichthyol®: Handelspräparate und Indikation
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Aknichthol® soft
Ichthyol® hell (helles
Natriumbituminosulfonat)
Verminderung der Komedonenzahl bei leichter bis mittelschwerer Akne vulgaris
Aknichthol® Creme
3.6.3
Tragen Sie die Zubereitung
bitte morgens und abends nach
der Reinigung dünn auf die
erkrankte Haut auf.
Dosierung
Ichthyol® wird in Cremes zur Behandlung von Akne in Konzentrationen von
1 % eingesetzt. Die erkrankte Haut wird 2–3-mal täglich dünn mit der Zubereitung eingecremt, eine Anwendung sollte je nach Präparat nicht länger als 6
(Aknichthol® Creme) bzw. 12 Wochen (Aknichthol® soft) erfolgen.
Akne
3.7 Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka
3.6.4
51
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
In seltenen Fällen kommt es während der Therapie zu Hautreizungen mit heftigem Juckreiz, Rötungen und brennendem Hautgefühl. Ebenfalls sehr selten
kann es zur Ausbildung einer Kontaktallergie gegen den Wirkstoff kommen.
Wechselwirkungen
Helles Natriumbituminosulfonat kann die Resorption von gleichzeitig auf der
Haut angewendeten Arzneimitteln verstärken, da es als Lösungsvermittler wirken kann. Deshalb sollten keine zusätzlichen Dermatika auf der behandelten
Haut zum Einsatz kommen.
Es kann sein, dass Sie nach
der Anwendung Juckreiz oder
Rötungen auf der Haut
verspüren. In seltenen Fällen
wurde diese Nebenwirkung
beschrieben.
Bitte tragen Sie auf der
behandelten Haut keine zusätzlichen Arzneimittel auf.
Kontraindikationen
Sulfonierte Schieferöle sind kontraindiziert
bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber den Substanzen,
in Schwangerschaft und Stillzeit.
---
3.7
Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka
Eine ganze Reihe von Phytopharmaka bieten sich zur unterstützenden Behandlung bei Akne an – allerdings denkt man bei dieser Indikation häufig nicht als
erstes an die Möglichkeiten, die pflanzliche Arzneistoffe für die Therapie bieten. Im Folgenden sollen daher bewährte Phytopharmaka vorgestellt werden,
die im Einzelfall eine gute Therapieergänzung darstellen, sei es als Tee, zur topischen Anwendung oder auch als systemisch anzuwendendes Arzneimittel.
3.7.1
Wirkungsweise
Die positiven Wirkungen von Phytopharmaka auf das Erkrankungsbild der
Akne sind vielfältig. Einerseits kann die stoffwechselanregende und dadurch
entgiftende Wirkung von verschiedenen Arzneitees genutzt werden. Andererseits wirken die Extrakte einer Vielzahl von Phytopharmaka entzündungshemmend und antibakteriell, wodurch die Haut beruhigt und das Entzündungsgeschehen gemildert werden kann. Eine ausdrückliche Zulassung zur Behandlung der Akne haben die einzelnen Mittel in der Regel nicht, die langjährigen
Erfahrungen lassen ihren unterstützenden Einsatz aber durchaus sinnvoll
erscheinen.
Agnus castus (Agnucaston®, Angolyt®)
Agnus castus (Keuschlammfrüchte, Mönchspfeffer) wird seit vielen Jahren bei
Menstruationsbeschwerden (PMS) als zyklusregulierendes Arzneimittel eingesetzt. Neben seiner Wirkung auf den Gestagenspiegel zeigt es auch einen leicht
senkenden Effekt auf den Testosteronspiegel. Diese verminderten Testosteronspiegel wiederum führen zu einer Minderung der Talgproduktion in den Talg-
Falls Sie zur Unterstützung
der Behandlung noch etwas
Zusätzliches tun möchten, kann
ich Ihnen verschiedene
pflanzliche Arzneimittel
empfehlen.
Mönchspfefferextrakt eignet
sich zur Therapieergänzung bei
Frauen, die unter hormonell
bedingter Akne leiden. Mönchspfefferextrakt greift regulierend
in den Hormonhaushalt ein, so
dass Zyklusbeschwerden und
eben auch das Hautbild
normalisiert werden.
52
Sind Sie schon einmal
wegen einer Krebserkrankung in
Behandlung gewesen? Dieses
Mittel sollte bei bestimmten
Krebsarten in der Vorgeschichte
nicht anwenden werden.
Bei Entzündungen, die im
Verlauf einer Akne auftreten,
läuft unser Immunsystem auf
Hochtouren. Perenterol® forte
greift regulierend in unser
Immunsystem ein und hat
dadurch positiven Einfluss auf
das Entzündungsgeschehen auf
der Haut. Nehmen Sie als Kur
zwei Kapseln pro Tag.
Bereiten Sie sich doch
abends vor dem Schlafen ein
Gesichtsdampfbad zu. Mischen
Sie dazu 1TL Kamillenextrakt mit
1 l heißem Wasser und lassen
Sie den Dampf 15 Minuten auf
Ihr Gesicht einwirken. Das öffnet
die Poren und hilft, dass der
Talg besser abfließen kann.
Teebaumöl enthält antiseptische Wirkstoffe. Für die
unkomplizierte Anwendung
empfehle ich Ihnen einen
Teebaumöl-Roller. Damit
können sie das Produkt ganz
einfach auftragen.
Hamamelis-Extrakt hat sehr
gute entzündungshemmende
Eigenschaften.
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
drüsen. Bei Frauen, die menstruationsbedingt unter PMS und zyklusbedingten
Hautproblemen leiden, verbessert sich dadurch das Hautbild. Die Dosierung
beträgt 1×1 Tablette pro Tag, die Therapie sollte für mindestens drei Monate
durchgeführt werden, da sich die zyklusregulierenden Effekte erst mit der Zeit
ausbilden.
Kontraindiziert sind Mönchspfefferextrakte bei Hypophysen- bzw. Mammakarzinomen in der Anamnese. Hauptnebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Juckreiz und Magendarmbeschwerden.
Saccharomyces boulardii (Perenterol® forte)
Saccharomyces boulardii („Bierhefe“) zeigt über seine Wirkung auf die Darmschleimhaut starke immunologische Effekte, Entzündungsprozesse werden
positiv beeinflusst. Bei vielen Aknepatienten ist eine unterstützende Behandlung mit Perenterol® forte (2 × 1 Kapsel pro Tag) ein sinnvoller Therapieansatz
und hat aus diesem Grund sogar die Zulassung als Adjuvans bei chronischen
Formen der Akne. Kontraindiziert ist Perenterol bei immunsupprimierten
Patienten (z. B. unter langandauernder Cortisontherapie, nach Organtransplantation, nach Chemotherapie). Hauptnebenwirkung der Behandlung sind
Blähungen.
Kamillenblüten (z. B. Kamillosan®)
Die entzündungshemmende und antiseptische Wirkung der Kamille wird seit
Jahrhunderten in der Medizin genutzt. In der Behandlung der Akne hat sich
die Anwendung als Gesichtsdampfbad bewährt: 1TL Kamillenblütenextrakt
werden mit 1 l Wasser vermischt und das Gesicht dem heißen Wasserdampf für
ca. 15 Minuten ausgesetzt. Neben der entzündungshemmenden Wirkung öffnen sich im heißen Wasserdampf auch die Hautporen, der Zusammenhalt zwischen den Hornzellen wird durch die leichte Hautquellung gelockert, so dass
Talg abfließen kann und Komedonen sich entleeren können. Insgesamt lässt
sich das Hautbild verbessern.
Teebaumöl
Das ätherische Öl aus Melaleuca alternifolia (Myrtengewächs) wirkt durch seinen hohen Gehalt an Terpenen stark antiseptisch. Das Entzündungsgeschehen
bei Akne kann durch die topische Behandlung mit Teebaumöl (5 %Teebaumöl,
gelöst in Isopropanol) positiv beeinflusst werden. Üblich sind auch Teebaumöl„Pickelstifte“ zur Soforthilfe bei einzelnen Akne-Effloreszenzen, um die Entzündung in Schach zu halten.
Hamamelis-Extrakt (z. B. Hametum® Extrakt)
Die Inhaltsstoffe der Zaubernuss (Hamamelis virginiana) wirken ebenfalls entzündungshemmend und sind als Gesichtswasser genutzt eine sinnvolle Ergänzung im Therapieregime einer Akne.
Akne
3.7 Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka
53
Tee bei Akne
Als Akne-Tees eignen sich Teedrogen, die stoffwechselanregend und entschlackend wirken. Bewährt haben sich z. B. Löwenzahn, Brennnessel- und Schachtelhalmtee.
Praxistipp: Akne-Tee
Löwenzahn
Stiefmütterchen
Anis
Fenchel
aa ad 100,0 g
Als Tipp habe ich für Sie ein
Rezept für einen Akne-Tee.
Zubereitung: 1 EL auf 1Tasse heißes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen
Dosierung:
2 × täglich 1 Tasse
3.7.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 3.6 Phytopharmaka mit positiver Wirkung bei Akne
Handelspräparat
Inhaltsstoff
Indikation
Agnucaston®
4 mg Trockenextrakt aus
Keuschlammfrüchten
Monatlich wiederkehrende
Beschwerden vor Eintritt der
Regelblutung (prämenstruelles Syndrom).
Hametum®
Extrakt
Hamamelisdestillat
Kleinflächige Hautverletzungen und Hautentzündungen.
Kamillosan®
Auszug (1 : 4,0–4,5) aus
Kamillenblüten : Kamillenzungenblüten (4,7 : 1)
Zur äußerlichen Anwendung
bei entzündlichen Hautveränderungen.
Perenterol® forte
Saccharomyces boulardii
(250 mg Trockenhefe)
Als Adjuvans bei chronischen Formen der Akne
Agnolyt®
3.7.3
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Der Einsatz von pflanzlichen Aknetherapeutika ist in den meisten Fällen ohne
Risiko möglich.
Echte Nebenwirkungen treten praktisch nicht auf.
Ernst zu nehmen ist jedoch beim Einsatz von Kamillenextrakt eine eventuell
vorliegende Allergie gegenüber Bisabolol und Korbblütlern. In diesem Fall ist
Kamillenextrakt kontraindiziert.
Leiden Sie an Allergien?
Unter diesen Umständen könnte
die Behandlung mit Kamillenblüten zu Problemen führen.
54
Dieses Arzneimittel ist sehr
gut verträglich. Allerdings darf
es bei verschiedenen Krebserkrankungen in der Vorgeschichte
nicht eingesetzt werden. Ist bei
Ihnen schon einmal eine
Behandlung wegen Krebs
erforderlich gewesen?
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
Eine systemische Therapie ist in Hinblick auf eine eventuell vorliegende
Schwangerschaft bzw. Stillzeit immer zu hinterfragen.
Keuschlammprodukte dürfen nie bei Brustkrebs bzw. Hypophysenkrebs in
der Anamnese eingenommen werden.
3.8
Eine Substitution von Zink kann bei Aknepatienten das Hautbild verbessern.
Sinnvoll ist ein Therapieversuch vor allem bei Patienten, die die üblichen Aknetherapeutika nicht vertragen bzw. wegen Kontraindikationen nicht anwenden
können. Gute Therapieerfolge zeigen sich außerdem bei Frauen, die gleichzeitig antiandrogen wirksame Kontrazeptiva einnehmen.
3.8.1
Zink hat sehr positive
Einflüsse auf die Haut bei Akne.
Zum einen wirkt Zink antientzündlich. Gleichzeitig wirkt Zink
auch regulierend auf den
Hormonhaushalt und hat eine
direkte antibakterielle Wirkung.
Diese Wirkungen ergänzen und
verstärken sich gegenseitig, so
dass sich das Hautbild
normalisiert.
Beratung bei der Abgabe von Zink
Wirkmechanismus
Zink ist als Koenzym an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt und besitzt ausgeprägte antiinflammatorische Wirkungen. So hemmt das Spurenelement
unter anderem die Produktion von chemotaktisch wirksamen Entzündungsmediatoren (z. B. TNF-α). Außerdem blockiert Zink die 5α-Reduktase. Dieses
Hormon stellt aus Testosteron die hochpotente Wirkform Dihydrotestosteron
her. Die Hemmung dieses Enzyms ist für die antiandrogene Wirkung von Zink
verantwortlich. Weiterhin scheint Zink auch antibakterielle Wirkung zu besitzen, unter der Therapie sinkt die Zahl der am Aknegeschehen mitbeteiligten
Propionibakterien deutlich.
3.8.2
Handelspräparate und Indikationen
Zinkpräparate besitzen keine ausdrückliche Zulassung zur Behandlung der
Akne. Alle Produkte werden gewissermaßen „off-label“ eingesetzt (□ Tab. 3.7).
3.8.3
Nehmen Sie die Zinktabletten bitte mit einem Glas
Wasser morgens vor dem
Frühstück ein. Durch diese
Einnahme auf nüchternen
Magen wird der Wirkstoff am
besten ins Blut aufgenommen.
Dosierung
Zink sollte bei Akne in Dosierungen von ca. 30 mg pro Tag angewendet werden. Vorzugsweise sollten organische Zinksalze zum Einsatz kommen, da diese
Verbindungen wesentlich besser resorbiert werden als anorganische Zinksalze.
In Studien wurde aus diesem Grund überwiegend Zink-Gluconat eingesetzt.
Die Tabletten oder Kapseln sollten, wenn möglich, mit einem Glas Wasser
auf nüchternen Magen eingenommen werden. Bei gastrointestinalen Nebenwirkungen kann die Einnahme in Hinblick auf eine bessere Verträglichkeit
auch gleichzeitig zu einer Mahlzeit erfolgen.
Akne
3.8 Beratung bei der Abgabe von Zink
55
□ Tab. 3.7 Zink: Handelspräparate und Indikationen
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Cefazink® 20 mg
Filmtabletten
Zink-D-Gluconat 140 mg
(= 20 mg Zink)
Nachgewiesener Zinkmangel
Curazink® 15 mg
Hartkapseln
15 mg Zink, gebunden an
Histidin
Klinisch gesicherte Zinkmangelzustände, sofern sie nicht
durch Ernährungsumstellung
behoben werden können
Zinkgluconat 25
Zinkgluconat 174,27 mg
(= 25 mg Zink)
Zinkmangelzustände, die
nicht durch übliche Ernährungsmaßnahmen zu beheben sind
Zinkorot® 25
Zinkorotat x 2 H2O
157,36 mg
(= 25 mg Zink)
Nachgewiesener Zinkmangel,
sofern ernährungsmäßig
nicht behebbar
Zinkotase®
Filmtabletten
Zinkbis(hydrogen-DLaspartat) 128,21 mg
(= 25 mg Zink)
Zinkamin-Falk®
Hartkapseln
3.8.4
Zinkpräparate werden von
vielen Herstellern angeboten.
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Zink wird in der Regel in Dosierungen von 30 mg pro Tag gut vertragen. In
seltenen Fällen klagen die Patienten über leichte gastrointestinale Störungen
wie z. B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Magenschmerzen. Normalerweise legen sich diese unerwünschten Wirkungen bei Fortsetzung der Therapie. Bei anhaltenden Beschwerden sollte das Arzneimittel zu einer Hauptmahlzeit eingenommen werden. Dadurch steigt die Verträglichkeit.
Eine langfristige Einnahme von Zink kann zu Kupfermangel führen. Deshalb sollten gegebenenfalls labordiagnostische Kontrollen durchgeführt werden.
Eine Überdosierung von Zink macht sich durch Kopfschmerzen, Fieber,
Schwindel, Durchfälle und einen metallischen Geschmack im Mund bemerkbar. Derartige Intoxikationen werden nur erreicht, wenn die empfohlene Tagesdosierung von Zink um ein Vielfaches überschritten wird. Im Falle einer akuten Überdosierung muss das Medikament umgehend abgesetzt werden. Die
Symptome der Intoxikation legen sich, sobald das überschüssige Zink aus dem
Körper ausgeschieden ist.
Manchmal kommt es unter
der Therapie zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt.
Die betroffenen Patienten
klagen dann über
Magenschmerzen mit
Unwohlsein und vielleicht auch
Durchfall. Sollten Sie derartige
Beschwerden bekommen, hilft
es in der Regel, die Tabletten
gleichzeitig mit einer
Hauptmahlzeit einzunehmen.
56
Falls Sie während der
Behandlung mit Zink ein
Antibiotikum einnehmen
müssen, sollten Sie einen
Zeitabstand von mindestens
drei Stunden zwischen den
Einnahmen einhalten. Falls dies
nicht beachtet wird, kann die
Wirkung des Antibiotikums
unter Umständen abgeschwächt
werden. Dadurch ist der
Therapieerfolg gefährdet.
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
Wechselwirkungen
Zink bildet als 2-wertiges Kation Komplexe mit vielen Arzneistoffen, z. B. auch
mit Tetracyclinen. Dadurch sinkt die Wirksamkeit der betroffenen Arzneistoffe. Zwischen der Einnahme von Tetracyclinen und Zink sollte daher ein
Zeitabstand von mindestens drei Stunden eingehalten werden.
Die gleichzeitige Einnahme von Phosphaten, Eisen-, Kupfer- oder Calciumsalzen kann die Bioverfügbarkeit von Zink vermindern. Hohe Dosen von Zink
können aber andererseits auch die Resorption und Speicherung von Eisen vermindern.
Kontraindikationen
Eine echte Kontraindikation liegt nur bei bekannter Unverträglichkeit gegenüber Zink vor.
In Schwangerschaft und Stillzeit können Zinksalze bei nachgewiesenem
Mangel in therapeutischen Dosen bedenkenlos eingesetzt werden.
3.9
Medikamentöse Alternativen
Viele Patienten sind dankbar für zusätzliche Tipps und Therapievorschläge aus
dem Bereich der Naturheilkunde. Deswegen soll hier ein kurzer Überblick
gegeben werden.
3.9.1
Anthroposophie
Bewährt zur Behandlung von Akne haben sich die in □ Tab. 3.8 aufgeführten
anthroposophischen Fertigarzneimittel.
3.9.2
Haben Sie gewusst, dass
man mit Schüßler-Salzen auch
sehr gut kühlende, beruhigende
Kompressen für das Gesicht
herstellen kann? Lösen Sie
hierzu die Tabletten in Wasser
auf und tränken Sie mit der
gewonnen Lösung einen
Waschlappen oder eine
Kompresse. Diese Kompresse
legen Sie sich dann für etwa
15 Minuten auf das Gesicht, so
dass die Lösung gut einwirken
und ihre hautberuhigende
Wirkung entfalten kann.
Schüßler-Salze
Auch biochemische Mittel bieten Unterstützung bei der Behandlung von Akne
und unreiner Haut (□ Tab. 3.9).
Ergänzend lassen sich mit den genannten Mitteln auch lokale Anwendungen durchführen. Hierzu werden die Tabletten in Wasser aufgelöst und Wattepads oder Kompressen mit den gewonnenen Lösungen getränkt. Diese Auflagen sollten für 15 Minuten auf die erkrankte Haut aufgelegt werden und dort
einwirken.
3.9.3
Homöopathie
Der Einsatz homöopathischer Mittel zu Behandlung der Akne erfordert viel
Erfahrung. Die Ursachen der Akne sind sehr vielfältig, deshalb ist im Einzelfall
zur Auswahl eines geeigneten Mittels oft die Hilfe eines ausgebildeten Homöopathen erforderlich.
Akne kann jedoch auch als chronische Erkrankung betrachtet werden.
Unter diesem Gesichtspunkt gibt es einige bewährte homöopathische Einzelmittel, die im Rahmen der Selbstmedikation zum Einsatz kommen (□ Tab. 3.10).
Akne
3.9 Medikamentöse Alternativen
□ Tab. 3.8 Anthroposophische Handelspräparate bei Akne
Handelspräparat
Anwendung/Tag
Akne Kapseln (Wala)
1–0–2 pro Tag, Einnahme mit Flüssigkeit, als Ergänzung zur topischen Therapie
Akne-Gesichtsdampfbad (Wala)
Gesichtsdampfbad aus 2 EL Tinktur und 0,5 l Wasser
bereiten, 5–10 Minuten Einwirkzeit, Gesicht im
Anschluss mit kaltem Wasser abspülen und abtrocken,
Anwendung: 1–3 x pro Woche
Akne-Gesichtsmaske
(Wala)
Pulver zum Anrühren mit Wasser, 1–3 x pro Woche
direkt nach dem Gesichtsdampfbad auf das Gesicht
auftragen und 15 Minuten einwirken lassen, vor dem
Schlafengehen mit Wasser verdünnt einnehmen
Akne-Wasser (Wala)
2 x tgl. mit einem Wattepad auf das Gesicht auftragen
und einziehen lassen, idealer Abschluss der Behandlung nach Gesichtsdampfbad und Maske
□ Tab. 3.9 Bewährte biochemische Mittel bei Akne
Nr.
Schüßler-Salz
Anwendungsgebiet
Dosierung
(Tbl./Tag)
3
Ferrum phosphoricum
Entzündungsreaktionen
12
4
Kalium chloratum
Drüsenmittel, Förderung der Entgiftung
7
9
Natrium phosphoricum
Bei Pickeln, Mitessern, fettiger
Haut
12–15
11
Silicea
Bindegewebsmittel
7
21
Zincum chloratum
Bei Infektanfälligkeit, Hautkrankheiten wie Akne und gestörter
Wundheilung
7
Alle genannten Mittel sollten sinnvollerweise als Ergänzung zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden der Akne angewendet werden. Die Therapie
durch klassische Aknetherapeutika wird durch den unterstützenden Einsatz
von homöopathischen Mitteln nicht beeinträchtigt.
57
58
3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
□ Tab. 3.10 Homöopathische Einzelmittel zur Therapie von Akne (Fortsetzung)
Es gibt verschiedene
homöopathische Mittel, die sich
zur Behandlung der Akne
bewährt haben. Falls das für Sie
interessant ist, kann ich Ihnen
diese Mittel gerne vorstellen
und mit Ihnen zusammen das
für Sie passende Mittel
auswählen.
Homöopathisches Mittel
Symptombeschreibung
der Haut
Besserung (+)
bzw. Verschlechterung (–)
Dosierung
(Glob./Tag)
Mahoria
aquifolium D3
Unreine Haut mit vielen
Mitessern, die zur Bildung von eitrigen Pusteln neigt,
oft jahrelang anhaltende
Beschwerden
(+) durch Ausscheidung
(–) bei Bewegung
3x5
Bewährt bei
Männern
Natrium chloratum D12
Fettige, unreine, zu Entzündungen neigende
Haut im Bereich der
T-Zone,
die Wangenpartie ist
eher trocken oder sogar
schuppig
(+) Frischluft
(–) am Morgen
2x5
Pulsatilla D12
Hochempfindliche Haut,
immer wieder von
Pickeln und Mitessern
betroffen,
verstärkte Beschwerden
durch hormonelle
Schwankungen (Wechseljahre, Zyklusanomalien) und durch sehr fettreiches Essen
(+) Frischluft
(–) Wärme
2x5
Sepia D12
Mund- und Kinnpartie
sind von Komedonen
und eitrigen Entzündungen befallen, die sich oft
nicht entleeren lassen,
da sie tief in der Haut
liegen,
Haut erscheint oft fleckig
oder bräunlich verfärbt
als Zeichen von Pigmentstörungen,
die Hautveränderungen
treten typischerweise
nach dem Absetzen hormonaler Kontrazeptiva
auf
(+) Bewegung
(–) Menstruation
2x5
Bewährt bei
hormonell
verursachter
Akne (Zyklusschwankungen, Pubertät,
Wechseljahre)
Akne
3.9 Medikamentöse Alternativen
□ Tab. 3.10 Homöopathische Einzelmittel zur Therapie von Akne (Fortsetzung)
Homöopathisches Mittel
Symptombeschreibung
der Haut
Besserung (+)
bzw. Verschlechterung (–)
Dosierung
(Glob./Tag)
Sulfur D12
Fettige, großporige Haut,
die schmutzig und unrein
wirkt,
Tendenz zu schlecht heilenden Entzündungen
mit tiefrotem Hof,
große, schwer entfernbare Mitesser,
oft durch Hautjucken
begleitet
(+) Abkühlung
(–) am Morgen,
durch (Bett-)
wärme
1x5
Sulfur
jodatum D12
Viele Mittesser, große
abgekapselte Hautentzündungen, die schwer
zu öffnen sind, lange Zeit
eitern und nur schlecht
und langsam unter Narbenbildung abheilen,
Pusteln sind sehr empfindlich gegenüber
Berührung und finden
sich auch an Brust und
Rücken
(+) Frischluft
(–) Wärme
2x5
Bewährt bei
langwierigen
Krankheitsverläufen
59
60
Kapitel 4
4
Beratung bei der Abgabe von
rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Eine Reihe hochwirksamer Aknetherapeutika unterliegt der Verschreibungspflicht. Je nach Schweregrad der Erkrankung werden die Wirkstoffe als Gel
oder Cremezubereitung zur topischen Behandlung verordnet oder in Form
von Tabletten oder Kapseln zur systemischen Therapie eingenommen. Im Folgenden sollen die einzelnen Wirkstoffe vorgestellt werden und ihre Besonderheiten bei der Behandlung besprochen werden.
4.1
Fünf Beratungsgrundsätze
Die Arzneistoffe, die zur topischen oder systemischen Therapie der Akne eingesetzt werden, unterscheiden sich sehr stark voneinander. Folgende Beratungsgrundsätze gelten jedoch für alle Wirkstoffe:
4.1.1
Bitte halten Sie sich genau
an die Dosierempfehlung Ihres
Arztes. Eine häufigere
Anwendung führt zu keiner
Verbesserung des Behandlungsergebnisses, dafür steigt jedoch
die Gefahr für Nebenwirkungen.
In der Haut müssen eine
Reihe von Umstellungen
erfolgen, und dies erfordert
einige Zeit. Bitte führen Sie die
Behandlung wie besprochen
fort, auch wenn Sie in den
ersten Tagen der Therapie keine
Verbesserung erkennen können.
Die Wirkung stellt sich leider erst
zeitverzögert ein.
Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten
Manche Arzneimittel zur Therapie der Akne werden individuell dosiert, vor
allem bei Isotretinoin gibt es hinsichtlich der Dosierung große individuelle
Schwankungen. Deshalb sollte das vom Arzt empfohlene Dosierschema unbedingt befolgt werden. Bei unklarer Dosierung sollte Rücksprache mit dem
behandelten Arzt erfolgen, um Überdosierungen zu vermeiden. Kommt es
unter der Therapie zu schweren Nebenwirkungen, ist ebenfalls dringend Rücksprache mit dem behandelnden Arzt notwendig.
4.1.2
Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit
dem behandelnden Arzt
Viele Aknetherapeutika wirken nicht sofort, sondern benötigen eine gewisse
Zeit, bis die Wirkung für den Patienten sichtbar wird. Hier sollte der Patient
unbedingt zur Compliance ermutigt werden, um den Therapieerfolg zu ermöglichen. Ein eigenmächtiges Absetzen der Präparate ist zu vermeiden, da eine
ausreichend lange Behandlungsdauer notwendig ist, um den Therapieerfolg zu
stabilisieren. Ein zu frühes Absetzen erhöht das Risiko für Rückfälle!
Akne
4.2 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure
4.1.3
Keine Manipulation an Akne-Effloreszenzen
Wie schon besprochen verleiten die aknetypischen Hautveränderungen dazu,
an den Mitessern und Pickeln „herumzudrücken“, um eine schnellere Entleerung bzw. Heilung der Akne-Effloreszenzen zu erreichen. Bitte erinnern Sie
Ihre Patienten regelmäßig daran, dass die Ausreinigung der Aknehaut in professionelle Hände gehört. Durch unsachgemäßes „Pickelausdrücken“ steigt das
Risiko, dass die Haut ernsthaft verletzt wird und bei der Heilung bleibende
Narben entstehen. Vielen Betroffenen ist dies nicht bewusst, deshalb ist hier
unsere Beratung dringend notwendig.
4.1.4
Aufblühen der Akne zu Therapiebeginn
Die meisten Arzneimittel, die zur Therapie der Akne eingesetzt werden, führen
zunächst zu einer Verschlechterung des Hautbilds, die Akne „blüht“ regelrecht
auf. Auf dieses Phänomen sollten Sie Ihre Aknepatienten durch entsprechende
Beratung unbedingt vorbereiten, denn die Erstverschlechterung des Hautbilds
führt ohne entsprechendes Wissen darüber häufig zum Therapieabbruch. Die
Patienten haben das Gefühl, dass das Produkt nicht wirkt, sondern ihre Hautprobleme stattdessen noch schlimmer werden und setzen das Arzneimittel
eigenmächtig ab. Für eine sichtbare Wirkung ist in der Regel eine mehrwöchige
Behandlung mit dem Aknemedikament notwendig. Die Wirkstoffe entfalten
ihre Wirkung in der Epidermis. Um sich einmal komplett zu erneuern und
gesunde, neue Zellen an die Hautoberfläche abzugeben, braucht die Haut
jedoch 28 Tage – und diese Zeit muss in der Regel mindestens vergehen, damit
der Patient einen sichtbaren Effekt an seiner Haut erkennen kann.
4.1.5
Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt
einer Schwangerschaft während der Therapie
Fast alle Arzneistoffe, die zur Behandlung der Akne eingesetzt werden, sind in
Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Aus diesem Grund sollten
Frauen im gebärfähigen Alter, die mit Aknemedikamenten behandelt werden,
darauf hingewiesen werden, dass sie sich umgehend mit dem behandelnden
(Haut-)Arzt in Verbindung setzen, um das weitere Vorgehen bei der Behandlung der Akne abzustimmen. Ganz besonders wichtig ist dieser Hinweis bei
Frauen, die mit Retinoiden behandelt werden!
4.2
61
Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure
Azelainsäure wird als Basistherapeutikum bei leichter (A. comedonica) bis mittelschwerer Akne (A. papulopustulosa) gemäß der SK2-Leitlinie immer dann
eingesetzt, wenn die Mittel der 1.Wahl (topische Retinoide, Benzoylperoxid
oder topische Antibiotika) nicht anschlagen bzw. kontraindiziert sind. Außerdem wird Azelainsäure in Fällen schwerer Akne (A. conglobata) in Kombination mit einem oralen Antibiotikum als first-line-Therapie verordnet. Beson-
Bitte versuchen Sie nicht,
die Pickel und Mitesser selbst zu
öffnen. Durch das Herumdrücken verteilt man die
Entzündung im umliegenden
Gewebe. Dadurch verschlimmert
sich das Hautbild noch. Das
Ausreinigen der Haut sollte nur
durch eine Kosmetikerin
durchgeführt werden.
Es kann sein, dass sich Ihre
Akne zu Beginn der Behandlung
mit diesem Medikament
zunächst verschlechtert, man
spricht auch von einem
Aufblühen der Akne. Dieses
Phänomen ist bekannt. Bitte
brechen Sie die Behandlung
nicht eigenmächtig ab. Wenn
Sie diese Erstverschlechterung
durchstehen und die Therapie
konsequent fortsetzen, wird die
positive Wirkung des Arzneimittels für Sie im Anschluss
schnell sichtbar werden!
Bitte sprechen Sie mit Ihrem
behandelnden Arzt, falls Sie
während der Therapie Ihrer
Akne schwanger werden. Nicht
alle Akne-Medikamente sind für
eine Behandlung während der
Schwangerschaft geeignet.
62
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
ders vorteilhaft ist, dass Azelainsäure problemlos auch in der Schwangerschaft
angewendet werden darf.
4.2.1
Diese Zubereitung hemmt
das Wachstum von Aknebakterien und unterbindet die
Bildung von Mitessern. Dadurch
können Entzündungen abheilen
und das Hautbild wird geklärt.
Wirkungsweise
Azelainsäure wirkt durch Hemmung der Proteinbiosynthese bakteriostatisch
und bakterizid auf Propionibakterien. Das Entzündungsgeschehen während
einer Akneerkrankung wird dadurch positiv beeinflusst. Weiterhin zeigt Azelainsäure regulierende Effekte auf die follikuläre Hyperkeratose, so dass der Entstehung von Komedonen entgegengewirkt wird. Die Talgproduktion wird
unter der Behandlung nicht beeinflusst. Aus diesem Grund ist Azelainsäure
selbst für Patienten mit sehr trockener Haut (→ Atopiker) gut verträglich, während diese Patienten i. d. R. nicht mit dem austrocknend wirkenden Benzoylperoxid behandelt werden können.
Merke
Azelainsäure besitzt
antimikrobielle,
antiinflammatorische,
komedolytische/antikomedogene Wirkung.
---4.2.2
Handelspräparate und Indikationen
Azelainsäure wird ausschließlich topisch angewendet (□ Tab. 4.1).
□ Tab. 4.1 Azelainsäure: Handelspräparate und Indikationen
Den Wirkstoff gibt es als
Creme oder Gel.
Tragen Sie jeweils morgens
und abends einen 2,5 cm
langen Salbenstrang auf die
gereinigte Haut auf. Vermeiden
Sie bei der Behandlung den
Kontakt mit den Augen und
Schleimhäuten.
Wenden Sie die Zubereitung
bitte regelmäßig an, auch wenn
in den ersten Tagen keine
sichtbare Wirkung erkennbar ist.
Nach 4 Wochen werden für Sie
Verbesserungen sichtbar.
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Skinoren® 15 % Gel
Azelainsäure
Zur Linderung bei leichter bis mittelschwerer, papulopustulöser Akne
Skinoren® 20 % Creme
4.2.3
Zur topischen Behandlung der Akne
vulgaris
Dosierung und Anwendungshinweise
Nach gründlicher Reinigung der Gesichtshaut mit Wasser oder einem milden
Reinigungsmittel wird jeweils morgens und abends ein ca. 2,5 cm langer Salbenstrang auf die erkrankte Gesichtshaut aufgetragen und eingerieben. Der
Kontakt mit Augen, Mund und anderen Schleimhäuten muss vermieden werden. Die Hände sind nach jeder Behandlung sorgfältig zu reinigen. Um den
Therapieerfolg sicher zu stellen, ist auf eine regelmäßige Behandlung der Haut
zu achten, erste Erfolge sieht man in der Regel nach vier Wochen. Die Behand-
Akne
4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen
63
lungsdauer erstreckt sich meist über mehrere Monate, um einen bestmöglichen
Therapieerfolg mit Stabilisierung des Hautzustandes zu erreichen.
4.2.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Vor allem zu Therapiebeginn treten vorübergehend Hautirritationen mit
Rötung und Schuppung auf. Diese Beschwerden sind in der Regel selbstlimitierend, die Haut toleriert den Wirkstoff nach einigen Tagen. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollte die Dosierungshäufigkeit reduziert werden, evtl. muss
die Therapie für einige Tage unterbrochen werden, bis die Haut sich erholt hat.
In sehr seltenen Fällen wurde über die Ausbildung einer Kontaktallergie
berichtet.
Wechselwirkungen
Ernstzunehmende Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen sind für Azelainsäure nicht bekannt.
Es kann sein, dass Sie
während der ersten Tage der
Behandlung Nebenwirkung auf
der behandelten Haut
verspüren. Manchmal reagiert
die Haut mit Rötungen oder
schuppt sich etwas. In der Regel
legen sich diese Beschwerden
nach einigen Tagen, weil die
Haut sich an den Arzneistoff
gewöhnt.
Kontraindikationen
Die Behandlung mit Azelainsäure ist bei Kindern < 12 Jahren untersagt. Eine
Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit ist unter ärztlicher Kontrolle
möglich.
4.3
Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden
und Adapalen
Adapalen ist im Gegensatz zu Tretinoin (Vitamin-A-Säure) und Isotretinoin
(13-cis-Retinsäure) kein Retinoid, sondern ein Naphthol-Säure-Derivat. Die
Wirkung von Adapalen kommt jedoch ebenfalls durch agonistische Bindung
am Retinoidrezeptor zu Stande, daher soll der Wirkstoff zusammen mit den
Retinoiden im folgenden Abschnitt besprochen werden.
4.3.1
Wirkungsweise
Durch Bindung an den Retinoidrezeptor wirken alle drei Substanzen regulierend hinsichtlich der Verhornungsstörung, die an der Entstehung der Akne
beteiligt ist. Unter der Therapie wird die Entwicklung und Zellteilung der Keratinozyten am infundibulären Follikelepithel normalisiert. Dadurch kommt es
zu einer beschleunigten und deutlich erleichterten Abschuppung (Keratolyse)
der abgestorbenen Hornzellen auf der behandelten Haut, die Haut „schält sich“.
Diesem Schäleffekt muss gegebenenfalls durch angemessenen Sonnenschutz
Rechnung getragen werden, da die behandelte Haut deutlich empfindlicher
gegenüber UV-Strahlung wird. Im Anschluss an die verstärkte Keratolyse normalisiert sich die Zellteilungsrate, so dass sich die Hyperkeratose im Talgdrüsenfollikel zurückbildet. Dadurch kann der Talg wieder ungehindert abfließen,
Bei Akne liegt eine Verhornungsstörung vor, dadurch
entstehen verstärkt Mitesser, die
sich im Verlauf des Krankheitsgeschehens entzünden können.
Die Zubereitung, die Ihnen Ihr
Hautarzt verordnet hat, reguliert
diese Verhornungsstörung, die
Haut schält sich ganz leicht.
Dabei werden die Mitesser
entfernt und der Talg kann
wieder ungehindert aus den
Talgdrüsen abfließen, so dass
keine Pickel und Entzündungen
mehr entstehen.
64
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
so dass der Entstehung von Komedonen effektiv vorgebeugt wird. Neben der
keratolytischen Wirkung tragen auch antiinflammatorische Effekte (Eingriff in
die Arachidonsäurekaskade ist für Adapalen erwiesen) zur guten Wirksamkeit
der Substanzen bei Akne bei.
Merke
----
4.3.2
Wirkstärke der Substanzen: Isotretinoin > Tretinoin > Adapalen
Antiinflammatorische Wirkung: Adapalen > Tretinoin > Isotretinoin
Alle Substanzen haben bei topischer Anwendung keine Wirkung auf die
Talgproduktion.
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 4.2 Isotretinoin: Handelspräparate und Indikationen
Diese Wirkstoffe sind in der
Regel als Gel oder Creme im
Handel. Je nach Hauttyp sollte
die entsprechende Darreichungsform gewählt werden.
Handelspräparat
Wirkstoff
WS-Konzentration
Indikation
Airol® Lösung/
Creme
Isotretinoin
0,05 %
Milde bis ausgeprägte Formen der
Akne comedonica und Akne papulopustulosa
Cordes® VAS
Creme
Akne vulgaris
Differin®
Creme bzw.
Gel
Adapalen
0,1 %
Äußerlich bei Akne vulgaris im
Gesicht, wenn Komedonen überwiegen und Papeln und Pusteln
vorhanden sind
Epiduo®
Fixe Kombination
aus Adapalen und
Benzoylperoxid
0,1 % und
2,5 %
Topische Behandlung der Akne
vulgaris bei Vorliegen von Komedonen, Papeln und Pusteln
Isotrex® Gel
bzw. Creme
Tretinoin
0,05 %
bzw.
0,05 %/
0,1 %
Creme: Behandlung der leichten
bis mittelschweren Akne vulgaris,
wenn Komedonen überwiegen, bei
empfindlicher Haut,
Gel: bei gering- bis mittelgradig
ausgeprägter entzündlicher und
nichtentzündlicher Akne vulgaris
WS = Wirkstoff
Akne
4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen
65
Für die Therapieauswahl gilt
Gele wirken zusätzlich austrocknend. Eine empfindliche, trockene Haut sollte
deshalb grundsätzlich mit einer wirkstoffhaltigen Creme behandelt werden.
Alle Retinoide und Adapalen lassen sich hervorragend mit Benzoylperoxid
kombinieren. Die gute keratolytische Wirkung der Retinoide wird durch die
bakterizide und talgreduzierende Wirkung des Benzoylperoxids optimal
ergänzt, aus diesem Grund wurde bereits ein Präparat mit einer fixen Kombination von 0,1 % Adapalen und 2,5 % Benzoylperoxid (Epiduo®) erfolgreich in
den Markt eingeführt. Zu beachten ist bei der Kombination der beiden Wirkprinzipien, dass die Haut – vor allem zu Therapiebeginn – noch empfindlicher
reagieren kann als unter der Behandlung mit nur einem Wirkstoff. Gegebenenfalls sollte die Haut deshalb schrittweise an die Behandlung gewöhnt werden,
z. B. durch einen Behandlung nur jeden 2. Tag bzw. durch Auswahl der niedrigsten möglichen Wirkstoffdosierungen.
4.3.3
Dosierung und Anwendungshinweise
Adapalen-Zubereitungen werden nach gründlicher Reinigung der Haut einmal
täglich dünn auf die erkrankte Haut aufgetragen, vorzugsweise abends vor dem
Zubettgehen. Sollte eine Kombination mit Benzoylperoxid angewendet werden, darf die bleichende Wirkung dieser Substanz nicht vergessen werden!
Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung
und liegt im Ermessen des behandelnden Arztes, für den Patienten sichtbar
wird die Verbesserung des Hautbilds nach 4–8-wöchiger Behandlung mit Adapalen. Eine Erstverschlimmerung kann auftreten.
Isotretinoinhaltige Zubereitungen werden 1–2-mal täglich nach Reinigung
der Haut sparsam auf die erkrankten Hautpartien aufgetragen. Nach dem Eincremen der erkrankten Haut müssen die Hände gut gewaschen werden. Eine
Steigerung der Anwendungsfrequenz erzeugt kein besseres Therapieergebnis,
sondern erhöht allenfalls die Hautempfindlichkeit bzw. die Nebenwirkungsrate. Die volle therapeutische Wirkung des Produktes zeigt sich erst nach einer
Therapiedauer von 6–8 Wochen, so lange sollte die Therapie fortgeführt werden, um ein Ansprechen der Haut auf den Arzneistoff überhaupt beurteilen zu
können.
4.3.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Alle topischen Retinoide und auch Adapalen führen währen der Behandlung
zu einer Erstverschlimmerung des Hautbilds, die Akne „blüht auf “. Darauf
muss der Patient vorbereitet sein, um seine Mitarbeit sicherzustellen. Erst nach
einigen Wochen kommt es zur Synchronisierung der Prozesse zur Hauterneuerung, so dass sich das Hautbild sichtbar bessert. Ein optimales Therapieergebnis wird erst nach ca. 8–12 Wochen Therapie erreicht.
Tragen Sie diese Zubereitung
bitte regelmäßig abends nach
der Gesichtsreinigung auf die
erkrankte Haut auf.
Erschrecken Sie bitte nicht,
wenn sich Ihre Akne während
der ersten Zeit der Behandlung
zunächst verschlimmert. Durch
die Schälwirkung des Produkts
werden die Akne-Entzündungen an die Hautoberfläche
befördert und verstärkt sichtbar.
Diese Erstverschlimmerung muss
man leider durchstehen, bis
nach etwa 4 Wochen die volle
Wirkung des Arzneimittels
sichtbar wird und die Akne
abheilen kann. Lassen Sie sich
daher von diesem Aufblühen
der Akne bitte nicht
entmutigen.
66
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Merke
Unter der Therapie mit Retinoiden oder Adapalen kommt es zunächst zu
einer Erstverschlimmerung der Haut, die Akne „blüht auf“.
Alle Retinoide sowie Adapalen führen vor allem zu Therapiebeginn zu unterschiedlich stark ausgebildeten Hautreizungen. Diese Hautreizungen können
durch Anwendung geeigneter wirkstofffreier Hautpflegeprodukte signifikant
abgeschwächt werden. Hier bietet es sich an, dem Patienten geeignete Pflegeprodukte zu empfehlen, um die Compliance zu erhöhen. Praktisch alle Hersteller apothekenexklusiver Kosmetika bieten geeignete Produkte an, z. B. Toleriane® (La Roche-Posay), Clean-AC® (Avène). Geeignet sind aber natürlich auch
andere wirkstofffreie Pflegeprodukte für trockene, gereizte Haut (z. B. Linola®
Creme, Asche® Basis Creme). In ▸ Kap. 5 wird die spezielle Hautpflege bei Akne
eingehender besprochen.
Merke
Hautreizungen unter der Behandlung mit Retinoiden oder Adapalen können durch wirkstofffreie Pflegecremes signifikant abgeschwächt werden.
Adapalen
Nebenwirkungen
Zu Beginn der Behandlung
kommt es oft zu Hautreizungen.
Die Haut kann brennen,
spannen, jucken und sie wird
oft sehr trocken oder auch
schuppig. I. d. R. legen sich
diese Beschwerden nach
einigen Tagen, weil sich die
Haut an den Wirkstoff gewöhnt.
Adapalen ist insgesamt gut verträglich. Zu Behandlungsbeginn können Hautreizungen in Form von Brennen, Juckreiz, Rötungen, Austrocknung der Haut
mit Hautschuppung sowie ein Wärmegefühl in der Haut auftreten. Bei länger
anhaltenden Beschwerden kann die Anwendungshäufigkeit für zwei Wochen
von einmal täglich auf einmal alle zwei Tage reduziert werden. In der Regel
legen sich die Beschwerden dann, so dass die Behandlung im normalen Therapieschema fortgeführt werden kann. In Ausnahmefällen muss die Therapie bei
anhaltenden Beschwerden abgebrochen werden.
Ihre Haut wird während der
Behandlung sehr empfindlich.
Bitte vermeiden Sie deshalb die
Anwendung von ebenfalls
hautreizenden Produkten wie
z. B. Peelings oder alkoholische
Gesichtswässer. Die Haut kann
sonst mit Unverträglichkeiten
gegenüber der Zubereitung
reagieren.
Aufgrund der hautreizenden Wirkung sollte während der Behandlung mit
Adapalen Vorsicht bei der Anwendung von weiteren topischen Arzneimitteln
bzw. Kosmetika walten. Insbesondere der zusätzliche Gebrauch von abrasiven
Substanzen in Hautpeeling-Produkten sollte unterbleiben. Genauso sollte die
Anwendung von ebenfalls hautreizenden bzw. austrocknenden Produkten
(z. B. alkoholischer Aknespiritus) vermieden werden, um die Verträglichkeit
der Adapalenzubereitung nicht zu gefährden.
Sonnenlichtexposition unter einer Behandlung der Haut mit Adapalen wird
im Gegensatz zu den echten Retinoiden toleriert.
Wechselwirkungen
Akne
4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen
67
Kontraindikationen
Adapalenhaltige Zubereitungen dürfen nur auf intakter Haut angewendet werden. Verletzte Haut (abgeschürfte oder rissige Haut, Haut bei akuter Dermatitis
oder Ekzemen) sollte nicht behandelt werden. Auch die Anwendung im Bereich
von Mund, Augen, Nasenwinkeln und anderen Schleimhäuten muss vermieden werden.
In Schwangerschaft und Stillzeit ist eine Behandlung mit Adapalen kontraindiziert, da es keine Daten zur Sicherheit des Wirkstoffs gibt.
Bitte tragen Sie dieses
Produkt nur auf gesunder,
unverletzter Haut auf und
vermeiden Sie den Kontakt mit
den Schleimhäuten.
Tretinoin
Nebenwirkungen
Unter der Therapie kommt es vor allem zu Behandlungsbeginn zu Hautreizungen in Form von Rötungen, Brennen, Stechen und verstärkter Hautabschuppung. In der Regel legen sich die Beschwerden nach wenigen Tagen, bei anhaltenden Problemen sollte die Anwendungshäufigkeit von täglich auf nur noch
alle zwei Tage reduziert werden. In schweren Fällen muss ein Therapieabbruch
erwogen werden.
Vereinzelt beobachtet man während der Therapie eine Hypopigmentierung
der Haut, d. h. die Haut wird auf den behandelten Stellen aufgehellt.
Aufgrund der Schälwirkung wird die Permeabilität der Haut insgesamt
erhöht. Dies muss bei der Anwendung von anderen Arzneimitteln auf der Haut
berücksichtigt werden, eine Therapie mit anderen Mitteln sollte nur sehr vorsichtig erfolgen.
Wechselwirkungen
Eine Behandlung mit Tretinoin sollte nicht zeitgleich mit einer langfristigen
Cortisongabe begonnen werden, da Cortison komedogen wirken kann und
dadurch eine Bewertung des Therapieerfolgs unmöglich wird.
Aufgrund der erhöhten Lichtempfindlichkeit der behandelten Haut sollte
UV-Exposition während der Therapie vermieden werden. Lässt sich dies nicht
vermeiden, muss für angemessenen Lichtschutz gesorgt werden.
Die gleichzeitige Anwendung von zusätzlich hautreizenden Stoffen (Peelings, austrocknende Gesichtswässer) sollte unterbleiben, um die Haut nicht
zusätzlich zu beanspruchen.
Zu Beginn der Behandlung
mit dieser Zubereitung kommt
es oft zu Hautreizungen. Die
Haut kann brennen, spannen
und jucken und sie wird oft sehr
trocken oder auch schuppig. In
der Regel legen sich diese
Beschwerden nach einigen
Tagen, weil sich die Haut an den
Wirkstoff gewöhnt.
Bitte vermeiden Sie
während der Therapie lange
Sonnenbäder oder einen Besuch
im Solarium. Ihre Haut wird
durch den Arzneistoff sehr
lichtempfindlich. Falls Sie sich
für längere Zeit in der Sonne
aufhalten müssen, tragen Sie
unbedingt ein Sonnenschutzprodukt mit hohem Lichtschutzfaktor auf. Geeignete Produkte
stelle ich Ihnen gerne vor.
Kontraindikationen
Tretinoin darf nur auf intakter Haut angewendet werden. Das Vorliegen eines
akuten Ekzems, einer akuten Dermatitis und einer Rosazea sind echte Kontraindikationen.
Aufgrund der depigmentierenden Wirkung sollte die Behandlung auf stark
pigmentierter Haut vermieden werden. Die Haut wird sonst unter der Behandlung unterschiedlich stark pigmentiert, erscheint „fleckig“.
Sie dürfen dieses Produkt
nicht auf verletzter Haut
anwenden. Bitte sprechen Sie
mit Ihrem Arzt, falls Sie während
der Behandlung an einem
Ekzem oder einer anderen
Hautentzündung erkranken.
68
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Bei geplantem Kinderwunsch, in Schwangerschaft und Stillzeit ist eine
Behandlung mit Tretinoin auf Grund des hohen teratogenen Potenzials der
Vitamin-A-Säure kontraindiziert.
Isotretinoin
Nebenwirkungen
Zu Beginn der Behandlung
mit dieser Zubereitung kommt
es oft zu Hautreizungen. Die
Haut kann brennen, spannen
und jucken und sie wird oft sehr
trocken oder auch schuppig. In
der Regel legen sich diese
Beschwerden nach einigen
Tagen, weil sich die Haut an den
Wirkstoff gewöhnt.
Vor allem zu Beginn der Behandlung treten unter der Behandlung mit topischem Isotretinoin Hautreizungen in Form von Brennen, Stechen und Rötungen auf. Auch schält sich die Haut verstärkt, mitunter sind Hautschüppchen
mit bloßem Auge sichtbar. Diese Anfangsbeschwerden legen sich normalerweise im Verlauf der Therapie. In schwereren Fällen sollte die Anwendungshäufigkeit reduziert werden, bis sich die Haut an den Wirkstoff gewöhnt hat
und ihn toleriert. Falls die Hautreizungen fortbestehen, muss ein Therapieabbruch erwogen werden.
Isotretinoin erhöht die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlung.
Ungeschützt steigt dadurch das Risiko für Hautkrebs.
Bitte benutzen Sie während
der Therapie keine anderen
Hautcremes oder Pflegeprodukte. Der Behandlungserfolg kann sonst beeinträchtigt
werden.
Die gleichzeitige Anwendung anderer topisch applizierter Arzneistoffe sollte
zurückhaltend erfolgen, da es zu verstärkten Hautreizungen kommen kann.
Auch eine gleichzeitige Anwendung von Kosmetika sollte äußerst vorsichtig
erfolgen, da Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden können.
Ihre Haut wird unter der
Therapie mit diesem Arzneistoff
sehr lichtempfindlich. Aus
diesem Grund sollten Sie
Sonnenbäder und den Besuch
im Solarium unbedingt
vermeiden!
Isotretinoinhaltige Zubereitungen sollten nicht bei hoher Sonnenexposition
angewendet werden. Lässt sich ein längerer Kontakt mit dem Sonnenlicht nicht
vermeiden, muss unbedingt ein angemessen hoher Lichtschutz aufgetragen
werden. Haut, die durch einen Sonnenbrand vorgeschädigt ist, darf bis zum
Ausheilen des Sonnenbrands nicht mit Isotretinoin weiterbehandelt werden.
Isotretinoin wirkt teratogen. Aus Sicherheitsgründen ist eine topische
Anwendung des Arzneistoffs deshalb bei Kinderwunsch bzw. während einer
Schwangerschaft kontraindiziert, auch wenn die Resorption durch die Haut
verschwindend gering ist.
Aufgrund der hautreizenden Wirkung dürfen isotretinoinhaltige Zubereitungen nicht im Bereich der Augen, der Nasenlöcher und des Mundes angewendet werden. Auch verletzte, vorgeschädigte Haut sollte bei der Therapie
ausgespart werden.
Es liegen keine Erfahrungen für die Anwendung von isotretioninhaltigen
topischen Arzneimitteln für Kinder < 12 Jahren vor.
Wechselwirkungen
Der Arzneistoff wirkt fruchtschädigend auf den Embryo.
Dieses Arzneimittel darf bei
geplantem Kinderwunsch oder
in der Schwangerschaft nicht
angewendet werden.
Kontraindikationen
Akne
4.4 Beratung
4.4 Antibiotikahaltige
bei der AbgabeArzneimittel
von antibiotikahaltigen
zur topischenArzneimitteln
Anwendung
69
Beratung bei der Abgabe von antibiotikahaltigen Arzneimitteln zur topischen Anwendung
4.4
Die explosionsartige Vermehrung von Propionibakterien (P. acnes) in den
Talgdrüsenfollikeln und Komedonen stellt eine Hauptursache für die Entstehung der Akne dar. Deshalb liegt der Versuch nahe, die Propionibakterien
durch eine Therapie mit geeigneten Antibiotika zu eliminieren.
Eine Monotherapie mit einem Antibiotikum zur topischen Behandlung der
Akne wird in der S2-Akne-Leitlinie von 2010 nicht empfohlen. Ursache hierfür
ist der rasche Wirkungsverlust der verwendeten Arzneimittel durch Resistenzbildung gegenüber den eingesetzten Antibiotika.
Eine topische Therapie mit Antibiotika ist bei Akne nur in folgenden Fällen
angezeigt:
-- zusammen mit bzw. in fixer Kombination mit topischen Retinoiden, Benzoylperoxid oder Azelainsäure (leichte bis mittelschwere Akne),
-- bei Frauen zusätzlich zur Therapie mit systemischen hormonellen Antiandrogenen (mittelschwere Akneformen).
Eingesetzt zur topischen Aknetherapie werden die Antibiotika Erythromycin,
Clindamycin, Tetracyclin und Nadifloxacin.
4.4.1
Propionibakterien spielen
eine große Rolle bei der
Entstehung von Akne. Deshalb
können Antibiotika dabei
helfen, die Akne zu behandeln.
Zur Therapie der Akne
sollten Antibiotika nur in
Kombination mit anderen
Basismedikamenten eingesetzt
werden, z. B. BPO. Die alleinige
Anwendung von antibiotikahaltigen Produkten fördert die
Bildung von Resistenzen, so
dass die Wirkung verloren geht.
Wirkungsweise
Merke
Alle Antibiotika, die zur topischen Behandlung der Akne eingesetzt werden
-- führen zu einer Verminderung der Besiedelung der Talgdrüsenfollikel
mit Propionibakterien,
-- haben einen antientzündlichen Effekt durch Hemmung der proinflammatorischen Mechanismen.
Erythromycin
Das Makrolidantibiotikum Erythromycin wirkt bakteriostatisch über die Blockade der ribosomalen bakteriellen Proteinsynthese. Der Arzneistoff penetriert gut in die Komedonen und führt dort zu einer deutlichen Reduzierung
der Anzahl an Propionibakterien. Antiinflammatorische Effekte ergänzen die
Wirkung.
Clindamycin
Clindamycin ist ein Lincosamid-Antibiotikum und wirkt bakteriostatisch über
Hemmung der Interaktion zwischen bakterieller t-RNA und Peptidyltransferasen. Es wirkt besonders effektiv gegenüber grampositiven Bakterien und Anae-
Alle Antibiotika, die zur
Therapie bei Akne eingesetzt
werden, hemmen die
Vermehrung und das Wachstum
von Propionibakterien und
wirken dadurch antientzündlich. Im Laufe der
Behandlung können die
entzündeten Hautveränderungen abheilen.
Diese Zubereitung enthält
das Antibiotikum Clindamycin.
Clindamycin gelangt sehr gut ins
Innere der Mitesser und
entfaltet dort seine antibakterielle Wirkung. Die Zahl der
infektiösen Propionibakterien
wird vermindert und die Akne
kann abheilen.
70
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
robiern (z. B. P. acnes). Clindamycin ist sehr lipophil und penetriert daher ausgesprochen gut in die Komedonen. Neben der bakteriostatischen Wirkung
tragen antiinflammatorische und komedolytische Effekte zur Wirkung bei.
Resistenzbildungen gegenüber Clindamycin sind selten. Clindamycin ist aus
diesem Grund Antibiotikum 1.Wahl zur topischen Behandlung der Akne.
Tetracyclin
Tetracyclin wirkt bakteriostatisch durch Blockade der Anlagerung der tRNA an
die Ribosomen, wodurch die bakterielle Proteinbiosynthese unterbunden wird.
Die Hauptwirkung bei Akne kommt jedoch wohl über die sehr guten antientzündlichen Eigenschaften des Antibiotikums zu Stande. Tetracyclin ist gut
gewebegängig und penetriert leicht in die Komedonen.
Dieses Gel enthält ein
Antibiotikum, das speziell zur
Behandlung von Hautinfektionen entwickelt wurde. Es
gelangt leicht ins Innere der
entzündeten Talgdrüsen und
hemmt dort das Bakterienwachstum. Auf diese Weise wird
das Entzündungsgeschehen
unterbrochen und die Akne
kann abheilen.
Nadifloxacin
Das Flourchinolon Nadifloxacin wurde ausschließlich zur topischen Anwendung entwickelt. Die antibakterielle Wirkung kommt wie bei den anderen Quinolonen auch durch Hemmung der bakteriellen Gyrase (Topoisomerase II) zu
Stande. Dadurch wird die Spiralisierung der bakteriellen DNA zur Superhelix
unterbunden, die Bakterien-DNS kann nicht mehr platzsparend verdrillt werden, die weitere Zellvermehrung kommt zum Erliegen (bakteriostatische Wirkung). Außerdem werden durch die Gyrase-Hemmung Doppelstrangbrüche
der bakteriellen DNA gefördert, die DNA lässt sich nicht mehr korrekt ablesen,
wodurch letztlich der Zelltod eingeleitet wird (bakterizide Wirkung). Nadifloxacin ist ebenfalls gut gewebegängig und gelangt leicht in die Komedonen.
Neben der bakteriostatischen und bakteriziden Wirkung hat der Wirkstoff
über Hemmung der T-Zell-Aktivierung auch antientzündliche Effekte.
4.4.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 4.3 Antibiotikahaltige Handelspräparate zur topischen Anwendung bei Akne
Handelspräparat
Wirkstoff
WS-Konzentration
Indikation
Aknefug® EL
Erythromycin
2%
Entzündliche Formen der Akne mit
Papeln und Pusteln
Aknemycin®
Lösung/Salbe
Basocin® 1 %
Akne-Gel/
Akne-Lösung
Akne, insbesondere entzündliche
Formen mit Papeln und Pusteln
Clindamycin
1%
Akne vulgaris,
Gel: besonders bei leicht austrocknender Haut,
Lösung: besonders bei fettiger
Haut
Akne
4.4 Beratung
4.4 Antibiotikahaltige
bei der AbgabeArzneimittel
von antibiotikahaltigen
zur topischenArzneimitteln
Anwendung
□ Tab. 4.3 Antibiotikahaltige Handelspräparate zur topischen Anwendung bei Akne
(Fortsetzung)
□ Tab. 4.3 Antibiotikahaltige Handelspräparate zur topischen Anwendung bei Akne
Handelspräparat
Wirkstoff
WS-Konzentration
Indikation
Eryaknen®
4 % Gel
Erythromycin
4%
Leichte bis mittelschwere Akne,
insbesondere Formen mit Papeln
und Pusteln,
zur Kombinationstherapie mit
anderen Aknepräparaten
Erydermic®
2 %/4 % Gel
Erythromycin
2 % bzw.
4%
Alle Formen der Akne leichter bis
mittelschwerer Ausprägung,
besonders bei entzündlichen Formen,
zur Kombinationstherapie mit
anderen Aknepräparaten
Imex® Salbe
Tetracyclin
3%
Akne, insbesondere entzündliche
Formen
Inderm®
Lösung
Erythromycin
1%
Akne, insbesondere entzündliche
Formen mit Papeln und Pusteln
Inderm®
2 %/4 % Gel
Erythromycin
2 % bzw.
4%
Alle Formen der Akne leichter bis
mittelschwerer Ausprägung,
besonders bei entzündlichen Formen,
zur Kombinationstherapie mit
anderen Aknepräparaten
Nadixa®
Creme
Nadifloxacin
1%
Akne papulopustulosa Grad I–III
Sanasepton®
Gel 2 %/4 %
Erythromycin
2 % bzw.
4%
Alle Formen der Akne leichter bis
mittelschwerer Ausprägung,
besonders bei entzündlichen Formen,
zur Kombinationstherapie mit
anderen Aknepräparaten
Stiemycine®
Lösung
Erythromycin
2%
Akne, insbesondere entzündliche
Formen mit Papeln und Pusteln
WS = Wirkstoff
71
72
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
□ Tab. 4.4 Topische Akne-Kombinationsmittel: Handelspräparate und Indikationen
Handelspräparat
Wirkstoff
WS-Gehalt
Indikation
Antibiotika sollen zur
Therapie der Akne nicht alleine
angewendet werden, da sich
Resistenzen gegenüber dem
Arzneistoff bilden können.
Darum hat Ihnen der Arzt dieses
Kombinationsmittel verordnet.
Es enthält ein Antibiotikum, das
das Wachstum der Propionibakterien hemmt, und zusätzlich
einen Stoff, der die Talgproduktion reduziert bzw. die
Mitesser öffnet. Beide Wirkstoffe
ergänzen sich in Ihrer Wirkung,
und sie brauchen nicht zwei
verschiedene Arzneimittel im
Wechsel auftragen.
Aknemycin® Plus
Lösung
Erythromycin
4 g/100 g
Tretinoin
0,025 g/100 g
Alle Formen der Akne,
sowohl nichtentzündliche Formen mit
Komedonen als auch
entzündliche Formen
mit Papeln und
Pusteln, insbesondere
bei seborrhoischer
Haut
Akne plus Creme
Miconazolnitrat
20 mg/1 g
Benzoylperoxid
50 mg/1 g
Clindamycin
10 mg/1 g
Benzoylperoxid
50 mg/1 g
Leichte bis mittelschwere Akne vulgaris,
besonders mit
entzündlichen
Läsionen
Dieses Gel enthält zwei
Wirkstoffe.
Isotrexin® Gel
Isotretinoin
0,5 mg/1 g
Mittelschwere Akne
Erythromycin
20 mg/1 g
Erythromycin
1,2 g/2,4 g
ZinkacetatDihydrat
0,359/0,718 g
Duac® Akne Gel
Zineryt® Pulver
und Lösungsmittel
(96 % Ethanol)
Akne vulgaris
Leichte bis mittelschwere, entzündliche
Formen der Akne
vulgaris
WS = Wirkstoff
Neben diesen Monopräparaten gibt es auch einige Kombinationspräparate.
Einen Überblick gibt □ Tab. 4.4.
Miconazol ist ein Azol-Antimykotikum. Pilzinfektionen spielen bei der Entstehung der Akne jedoch keine Rolle, aus diesem Grund wird der Einsatz von
Miconazol für die Behandlung der Akne selbstverständlich in der Deutschen
S2-Akne-Leitlinie 2010 nicht empfohlen. Die Wirkung der ACNE PLUS
Creme, die der Verschreibungspflicht unterliegt, kommt vermutlich nur auf
Grund des Gehaltes an Benzoylperoxid zu Stande.
Zinkacetat zeigt in einigen klinischen Studien bakteriostatische Wirkung
gegenüber Propionibakterien und wird deshalb in verschiedenen Fertigarzneimitteln und Kosmetika zur Behandlung der Akne eingesetzt. Verlässliche
Daten zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Arzneistoffes fehlen bislang
Akne
4.4 Beratung
4.4 Antibiotikahaltige
bei der AbgabeArzneimittel
von antibiotikahaltigen
zur topischenArzneimitteln
Anwendung
73
jedoch. Aus diesem Grund wird Zinkacetat nicht von der „S2-Leitlinie der
Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ zur Behandlung der Akne empfohlen.
4.4.3
Dosierung und Anwendungshinweise
□ Tab. 4.5 Dosierungen und Anwendungshinweise für antibiotikahaltige Arzneimittel
zur topischen Anwendung
Wirkstoff
WS-Konzentration
Anwendungshinweise
Clindamycin
1%
Je nach Krankheitsausprägung 1–2 x tgl. dünn
auf die erkrankte Haut auftragen
Erythromycin
1 % bis 4 %
1–2 x tgl. nach der Reinigung dünn auf die
erkrankte Haut auftragen.
Die Anwendungsdauer beträgt meist
8–12 Wochen, je nach Präparat kann die
Therapie für max. 6 Monate fortgeführt
werden.
Nadifloxacin
1%
Morgens und abends nach der Reinigung und
gründlichem Abtrocknen der Haut dünn auf
die erkrankte Haut auftragen.
Die Creme soll mit Hilfe eines Wattestäbchens
aufgetragen werden, um Infektionen zu vermeiden.
Die Anwendung darf nicht unter okklusiven
Bedingungen erfolgen.
Die Behandlungsdauer beträgt bis zu
8 Wochen.
Tetracyclin
3%
1–3 x tgl. dünn auf die erkrankte Haut auftragen und leicht einmassieren.
Diese Wirkstoff kommt in
unterschiedlichen Konzentrationen zum Einsatz.
WS = Wirkstoff
4.4.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Erythromycin
Nebenwirkungen
Erythromycin wird in topischen Zubereitungen in der Regel gut vertragen.
Vereinzelt treten leichte Hautirritationen in Form von Rötungen und Juckreiz
auf, die meist selbstlimitierend abheilen.
Problematisch ist jedoch die Bildung von resistenten Bakterienstämmen bei
Langzeitanwendung, wodurch sich der Hautzustand nach deutlicher Besserung wieder massiv verschlechtert. In diesen Fällen muss die Therapie unbe-
Diese Zubereitung mit dem
Antibiotikum Erythromycin wird
in der Regel sehr gut vertragen.
Falls Sie zu Therapiebeginn
leichte Hautreizungen
verspüren, z. B. Juckreiz, so
lassen Sie sich davon bitte nicht
verunsichern. Diese
Beschwerden legen sich
normalerweise innerhalb von
einigen Tagen.
74
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
dingt unterbrochen bzw. abgebrochen werden. Die maximale Anwendungsdauer liegt je nach Präparat zwischen sechs Wochen bis max. sechs Monaten
(vgl. Gebrauchsinformation der jeweiligen Fertigarzneimittel) und sollte aus
diesem Grund unbedingt befolgt werden.
Wechselwirkungen
Die topische Anwendung von Erythromycin geht mit keinen nennenswerten
Wechselwirkungen einher.
Kontraindikationen
Erythromycin darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff nicht angewendet werden.
Clindamycin
Nebenwirkungen
Falls Sie während der
Behandlung mit dieser
Zubereitung massiv an Durchfall
erkranken, so halten Sie bitte
Rücksprache mit dem Arzt. In
ganz seltenen Fällen kann dies
eine ernste Nebenwirkung des
Arzneistoffes sein und muss
abgeklärt werden.
Clindamycin ist in topischen Zubereitungen gut verträglich. In seltenen Fällen
wurde unter der Behandlung über Kopf- und Halsschmerzen und einem Trockenheitsgefühl an der behandelten Haut berichtet.
Die Resorption von Clindamycin durch die Haut ins Blut kann theoretisch
blutige Durchfälle bis hin zu einer pseudomembranösen Kolitis verursachen.
Aus diesem Grund sollte Clindamycin nur kleinflächig und auf unversehrter
Haut angewendet werden. Treten im Therapieverlauf massive Durchfälle auf,
muss der Arzt über eine Fortführung der Therapie entscheiden.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Behandlung mit Erythromycin sollte unterbleiben, da sich
beide Wirkstoffe antagonisieren.
Zwischen Clindamycin und Lincomycin besteht außerdem eine Kreuzresistenz. Dies muss bei der Therapieauswahl berücksichtigt werden.
Kontraindikationen
Sie dürfen dieses Arzneimittel nicht anwenden, wenn
Sie an einer chronischentzündlichen Darmerkrankung
leiden. Dazu gehören z. B.
Morbus Crohn oder Colitis
ulcerosa. Ist eine solche
Erkrankung bei Ihnen bekannt?
Clindamycin in topischen Zubereitungen darf nicht angewendet werden bei
bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder gegenüber Lincomycin.
Kontraindiziert ist der Wirkstoff bei Patienten mit Colitis ulcerosa, Morbus
Crohn oder einer durch Antibiotikagabe ausgelösten Kolitis.
Aufgrund fehlender Daten ist die Anwendung von Clindamycin während
Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Akne
4.4 Beratung
4.4 Antibiotikahaltige
bei der AbgabeArzneimittel
von antibiotikahaltigen
zur topischenArzneimitteln
Anwendung
75
Tetracyclin
Nebenwirkungen
Tetracyclinhaltige Zubereitungen zur Anwendung auf der Haut werden in der
Regel gut vertragen. In Einzelfällen kommt es zu leichten Hautirritationen mit
Juckreiz, Hautbrennen und -rötung oder Trockenheitsgefühl.
Wechselwirkungen
Es sind keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen bekannt, da keine
nennenswerte Resorption des Arzneistoffes durch die Haut stattfindet.
Dieses Antibiotikum wird
von der Haut sehr gut vertragen.
Vereinzelt kommt es zu leichten
Hautirritationen, es kann z. B.
sein, dass die Haut spannt, juckt
oder gerötet ist. Normalerweise
legen sich die Beschwerden im
Lauf der Therapie.
Kontraindikationen
Bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff ist die Behandlung mit
Tetracyclin in topischen Zubereitungen kontraindiziert.
In Schwangerschaft und Stillzeit ist eine genaue Nutzen-Risiko-Bewertung
durch den behandelnden Arzt erforderlich. Es gibt keine Hinweise auf teratogenes Potenzial des Wirkstoffs in topischen Zubereitung, allerdings gibt es
keine Studien, die diese Hinweise erhärten.
Nadifloxacin
Nebenwirkungen
Häufig kommt es unter der Therapie zu Juckreiz (Pruritus) an den behandelten
Hautstellen. Außerdem können gelegentlich unangenehme Hautreaktionen in
Form von Wärmegefühl, trockener Haut, Hautreizungen oder Bildung von
Papeln auftreten. Auch Kontaktallergien wurden vereinzelt beobachtet.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Schälmitteln, Adstringenzien und hautirritierenden Mitteln erhöht das Risiko für das Auftreten von Hautreizungen und
Unverträglichkeitsreaktionen.
Die gleichzeitige Anwendung von anderen topischen Aknetherapeutika ist
möglich.
Die Resorption von Nadifloxacin durch die Haut hindurch ist sehr gering,
deshalb sind keine Wechselwirkungen mit anderen systemisch verabreichten
Arzneistoffen zu erwarten.
Kontraindikationen
Kontraindiziert ist die Behandlung für Kinder < 14 Jahren aufgrund fehlender
Erfahrungen mit dem Arzneistoff.
In Schwangerschaft und Stillzeit gelten strenge Indikationsbeschränkungen.
Intensive Sonneneinstrahlung auf der behandelten Haut sollte unbedingt
vermieden werden, da Nadifloxacin wie die anderen Chinolone auch eine
erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut verursacht.
Bei diesem Mittel kann es
passieren, dass Sie auf den
behandelten Hautstellen
vorübergehend Juckreiz
empfinden oder dass die Haut
gereizt und gerötet ist.
Ihre Haut wird im Behandlungsbereich äußerst
empfindlich, deshalb sollten Sie
auf die zusätzliche Anwendung
von hautreizenden Mitteln wie
z. B. Peelings und Schälmitteln
verzichten.
Der Wirkstoff erhöht die
Empfindlichkeit Ihrer Haut
gegenüber UV-Licht, bereits ein
kurzer Aufenthalt in der Sonne
kann einen Sonnenbrand auf
der Haut auslösen. Vermeiden
Sie aus diesem Grund dringend
intensive Sonneneinstrahlung
und gehen Sie währende der
Behandlung auch nicht ins
Solarium.
76
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Der Kontakt mit Schleimhäuten und den Augen muss vermieden werden,
die Hände sind nach der Anwendung daher gründlich zu reinigen.
4.5
Antibiotika zum Einnehmen
werden bei Akne immer dann
verordnet, wenn eine
Behandlung in Form einer
Creme keine ausreichende
Wirkung zeigt, oder wenn
neben dem Gesicht auch Rücken
und Brust betroffen sind.
Antibiotika zum Einnehmen
sollten bei Akne immer in
Kombination mit einem
Basistherapeutikum eingesetzt
werden. Solch ein Basistherapeutikum ist z. B. eine Creme
mit BPO. Die alleinige Therapie
mit einem Antibiotikum fördert
die Entstehung von resistenten
Bakterienstämmen, so dass die
Wirkung des Antibiotikums
verloren geht.
Gemäß der „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ werden orale Antibiotika in
Kombination mit Basistherapeutika (BPO/topische Retinoide) als Mittel der 1.
Wahl zur Behandlung einer mittelschweren bis schweren Akne eingesetzt.
Sinnvoll ist eine systemische Antibiotikatherapie der Akne immer dann,
wenn sich das Krankheitsgeschehen auf mehrere und größere Hautareale
erstreckt (Gesicht, Rücken, Brust) und eine alleinige Therapie mit topischen
Arzneimitteln keinen Behandlungserfolg zeigt.
Eine Monotherapie mit einem oralen Antibiotikum ist jedoch obsolet!
Je nach Schweregrad der Akne werden systemische Antibiotika immer kombiniert angewendet mit
-- 1–2 Basistherapeutika: Benzoylperoxid (BPO), Adapalen oder topisches
Retinoid und/oder
-- Azelainsäure oder
-- bei Frauen: oralen hormonellen Antiandrogen.
Als Therapiealternativen für die systemische Behandlung der Akne stehen
Doxycyclin, Minocyclin, Tetracyclin und Erythromycin zu Verfügung. Andere
Antibiotika (z. B. Clindamycin und Gyrasehemmer) sollten wegen fehlender
Studien zur Wirksamkeit, wegen großer Risiken hinsichtlich der Neben- und
Wechselwirkungen bzw. wegen ihrer Bedeutung zur Behandlung anderer
schwerwiegender Infektionen (Resistenzentwicklung) nicht zur Aknetherapie
herangezogen werden.
4.5.1
Antibiotika vermindern das
Wachstum von Aknebakterien in
den Talgdrüsen. Auf diese Weise
wird das Entzündungsgeschehen unterbrochen und die
Akne kann abheilen.
Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur
systemischen Aknetherapie
Wirkungsweise
Antibiotika vermindern in erster Linie die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel
mit Propionibakterien und Staphylokokken. Dadurch wird das Entzündungsgeschehen in den Talgdrüsenfollikeln effektiv gehemmt. Die Substanzen zeigen
jedoch alle auch noch direkte antiinflammatorische Wirkungen, so dass das
immunologische Entzündungsgeschehen in den Akne-Effloreszenzen abgeschwächt wird.
Tetracycline (Doxycyclin, Minocyclin, Tetracyclin)
Tetracyclin-Antibiotika wirken durch Blockade der bakteriellen Proteinbiosynthese bakteriostatisch. Sie verhindern die Anlagerung der t-RNA an die
Ribosomen, so dass die Proteinsynthese in den Bakterienzellen gestoppt wird.
Wichtige Stoffwechselvorgänge sind dadurch blockiert, das Bakterium stirbt
schließlich ab. Die menschlichen Ribosomen unterscheiden sich strukturell
von den bakteriellen Ribosomen. Aus diesem Grund wird die menschliche
Akne
4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie
Proteinbiosynthese durch den Einsatz von Tetracyclinen kaum beeinträchtigt,
die Toxizität der Tetracycline für den menschlichen Organismus ist sehr gering.
Für die bakteriostatische Wirkung ist es notwendig, dass der Wirkstoff in die
Bakterienzelle gelangt und sich dort anreichert. Resistente Bakterienstämme
entwickeln Mutationen, die den aktiven Transport des Wirkstoffs aus der Zelle
ermöglichen („Effluxpumpen“) bzw. zu Veränderungen an den ribosomalen
Bindungsstellen führen. Folge derartiger Mutationen ist immer ein Wirkungsverlust der Tetracycline, wobei es in der Regel zu Kreuzresistenzbildung
kommt: eine Resistenz, die sich unter der Behandlung mit Doxycyclin gebildet
hat, zieht eine Resistenz gegenüber Tetracyclin nach sich – und umgekehrt. In
diesen Fällen muss gegebenenfalls mit einem Antibiotikum aus einer anderen
Wirkstofffamilie weiterbehandelt werden.
Hinsichtlich ihrer Resorptionsfähigkeit aus dem Magen-Darm-Trakt unterscheiden sich die Tetracycline: Doxycyclin und Minocyclin weisen Resorptionsquoten > 90 % auf, Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Resorption der Arzneistoffe, sondern begünstigt stattdessen die Verträglichkeit. Tetracyclin hingegen zeigt deutlich schlechtere Resorptionsquoten (ca. 80 %) und
die Wirkstoffresorption verschlechtert sich durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme dramatisch. Aus diesen Gründen sollte die Therapie vorzugsweise mit
den besser resorbierbaren Wirkstoffen Doxycyclin oder Minocyclin erfolgen.
Erythromycin
Das Makrolid-Antibiotikum Erythromycin stellt eine Therapiealternative dar,
falls eine Therapie mit Tetracyclinen kontraindiziert ist. Antibiotika der 1.
Wahl zur Behandlung der Akne sind jedoch immer die Tetracycline, denn Erythromycin ist aufgrund seines großen Potenzials an Neben- und Wechselwirkungen kein unkomplizierter Arzneistoff.
Erythromycin blockiert ebenfalls die bakterielle Proteinbiosynthese, allerdings in einer anderen Phase als die Tetracycline. Der Wirkstoff bindet reversibel an die 50S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen und verhindert
dadurch die Verlängerung der Proteinkette, die gerade synthetisiert wird. Die
Proteinsynthese wird abgebrochen, der Zellstoffwechsel kommt zum Erliegen,
das Bakterium kann sich nicht mehr vermehren und stirbt ab.
Erythromycin wird schlecht resorbiert, Nahrungsaufnahme verschlechtert
die Resorption zusätzlich. Deshalb sollte der Wirkstoff immer mind. eine
Stunde vor einer Mahlzeit oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
77
Nehmen Sie diese Tabletten
mit Doxycyclin/Minocyclin
regelmäßig einmal am Tag ein.
Sie können das Mittel vor oder
nach dem Essen einnehmen,
das ist für die Wirkung nicht
ausschlaggebend.
Nehmen Sie diese
Tetracyclin-Tabletten bitte
immer mindestens eine Stunde
vor dem Essen ein, oder, falls es
nicht anders geht, frühestens
zwei Stunden nach einer
Mahlzeit ein. Wenn dies nicht
beachtet wird, gelangt der
Arzneistoff nicht in ausreichend
großer Menge ins Blut und die
Wirkung des Arzneimittels ist
nicht sichergestellt.
Erythromycin gelangt nur
schwer aus dem Magen ins Blut.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass
Sie das Arzneimittel auf
nüchternen Magen einnehmen.
Eine nüchterne Einnahme
stellen Sie sicher, wenn Sie die
Tabletten eine Stunde vor dem
Frühstück oder mind. zwei
Stunden nach einer Mahlzeit
einnehmen.
78
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
4.5.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 4.6 Systemische Antibiotikatherapie der Akne: Handelspräparate und
Indikationen
Handelspräparat
Wirkstoff
Dosierung
Indikation
Aknosan® Tabletten
Minocyclin
50 mg
Schwere Formen der Akne
Doxyderma®
50 mg Tabletten
Doxycyclin
50 mg
Bei entzündlicher, insbesondere papulösen und papulopustulösen Formen der Akne
vulgaris
100 mg
Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der
Akne vulgaris
Doxy-Wolff®
100 mg Filmtabletten
Erythrocin®500
neo
Erythromycin
500 mg
Schwere Formen der Akne vulgaris
Minakne® Filmtabletten
Minocyclin
50 mg
Schwere Formen der Akne
Minocyclin-ratiopharm® 50 mg
Hartkapseln
Akne vulgaris
Skid® Filmtabletten
Schwere Formen der Akne
Tefilin Hartkapseln
Tetracyclin Wolff®
250 Hartkapseln
4.5.3
Tetracyclin
250 mg
Infektionen durch tetracyclinempfindliche Erreger, z. B. Akne
vulgaris
Akne vulgaris
Dosierung und Einnahmehinweise
Zur Therapie der Akne vulgaris werden orale Antibiotika in der Regel in niedrigeren Dosierungen eingesetzt als zur Behandlung akuter Infektionen.
Allerdings wird die Therapie dafür über einen Zeitraum von mehreren Wochen
fortgeführt, um eine Stabilisierung des Hautzustandes zu erreichen. Um die
Compliance der Patienten hierfür sicherzustellen, ist eine gute und umfassende
Beratung zur Anwendung des verordneten Antibiotikums unerlässlich
(□ Tab. 4.7).
Akne
4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie
79
□ Tab. 4.7 Dosierung und Einnahmehinweise oraler Antibiotika zur Aknetherapie
Wirkstoff
Standarddosierung (pro Tag)
Dosierung als
Aknetherapeutikum (pro Tag)
Einnahmehinweis
Doxycyclin
100–200 mg
Initial: 100 mg
für 7 Tage
Erhaltungsdosis:
50 mg für
2–3 Monate
Regelmäßige Einnahme zu
einer Hauptmahlzeit mit
reichlich Flüssigkeit, Milch
und Milchprodukte zeitgleich vermeiden
Erythromycin
3–4 x 500 mg
2 x 500 mg
Regelmäßige Einnahme
mind. 1 Std. vor oder
2 Std. nach einer Mahlzeit
Minocyclin
2 x 100 mg
2 x 50 mg für
2–3 Monate
Morgens und abends mit
reichlich Flüssigkeit zum
Essen einnehmen; aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre);
Milchprodukte vermeiden;
Tetracyclin
4 x 250–
500 mg
Initial: 2–4 x
250 mg für
14 Tage
Erhaltungsdosis:
250–500 mg für
2–3 Monate
1 Std. vor oder 2 Std. nach
dem Essen mit 250 ml
Wasser einnehmen, aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre),
keine zeitgleicher Genuss
von Milch und Milchprodukten (Resorption↓)
Eine orale Antibiotikatherapie sollte bei Akne immer mindestens einen Monat
lang erfolgen. Diese Zeit ist erforderlich, um die Wirkung des Arzneistoffes
bestmöglich auszuschöpfen. Sinnvollerweise wird die Therapie über
2–3 Monate fortgesetzt, um den Hautzustand zu stabilisieren und Rückfällen
vorzubeugen. Nach spätestens 3-monatiger Behandlung sollte das Antibiotikum jedoch abgesetzt werden, da keine weiteren Verbesserungen des Therapieergebnisses mehr zu erwarten sind und die Nebenwirkungen im Verhältnis
zum Nutzen deutlich überwiegen.
Doxycyclin wird durch Milch
und Milchprodukte in seiner
Wirkung abgeschwächt.
Vermeiden Sie aus diesem
Grund bitte den Genuss von
Milchprodukten, wenn Sie das
Antibiotikum einnehmen.
Bitte nehmen Sie das
Arzneimittel mit einem großen
Glas Wasser in aufrechter
Körperhaltung ein, damit die
Tablette nicht an der
Speiseröhre haften bleibt. Essen
Sie zeitgleich bitte keine
Milchprodukte, da das Calcium
aus der Milch den Arzneistoff in
seiner Wirkung hemmt.
Der Arzt hat Ihnen sicherlich
gesagt, dass Sie die Therapie mit
diesem Antibiotikum für
mehrere Wochen durchführen
müssen. Bitte hören Sie ohne
Rücksprache mit Ihrem Arzt
nicht früher mit der Behandlung
auf. Sie riskieren sonst, dass es
zu einem Rückfall kommt, weil
die Akne nicht vollständig
ausgeheilt ist.
80
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
4.5.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Die Neben- und Wechselwirkungen der Tetracycline bzw. des Erythromycins
sind sehr vielfältig. Im Folgenden sollen deshalb nur die wichtigsten Nebenund Wechselwirkungen besprochen werden.
Doxycyclin, Minocyclin und Tetracyclin
Nebenwirkungen
Patienten klagen mitunter
über Magenschmerzen, Blähungen oder Durchfälle. Falls Sie
derartige Probleme bekommen,
versuchen Sie bitte, ob Sie das
Arzneimittel besser vertragen,
wenn Sie die Tabletten direkt zu
einer Mahlzeit einnehmen.
Während der Behandlung
wird Ihre Haut sehr lichtempfindlich, vermeiden Sie deshalb
intensives Sonnenlicht oder
Bestrahlung im Solarium. Falls
Sie sich trotzdem im direkten
Sonnenlicht aufhalten müssen,
tragen Sie bitte unbedingt ein
Sonnenschutzprodukt mit
hohem LSF auf. Ich zeige Ihnen
gerne ein geeignetes Produkt.
Unter Umständen kommt es
im Zuge der Behandlung zu
einer Infektion mit Pilzsporen,
man spricht dann von einer
Candida-Infektion. Diese
Infektion kann jedoch sehr gut
behandelt werden.
Falls Sie während der Behandlung Fieber bekommen
und sich richtig krank und abgeschlagen fühlen, sollten Sie
unbedingt Rücksprache mit
Ihrem Arzt halten. Das kann ein
Warnsignal für eine sehr seltene,
aber ernste Nebenwirkung auf
den Wirkstoff Minocyclin sein.
Insgesamt gesehen ist die Verträglichkeit der Tetracycline gut. Im Folgenden
sollen daher nur die wichtigsten Nebenwirkungen besprochen werden.
Während der Therapie mit Tetracyclinen treten häufig gastrointestinale Störungen auf, berichtet wird über Sodbrennen, Magendrücken, Erbrechen, Blähungen oder leichte Diarrhöe. Eine Einnahme des Antibiotikums direkt zu den
Mahlzeiten führt oft zu einer Linderung dieser Beschwerden. Insgesamt wird
durch die mehrwöchige Einnahme des Antibiotikums die Darmflora massiv
gestört. Sinnvollerweise sollte während der Behandlung ein Probiotikum verabreicht werden, um die Darmfunktion zu unterstützen. Geeignet sind Präparate mit Hefezellen (z. B. Perenterol®), da diese Zellkulturen nicht durch Tetracycline inaktiviert werden. Nach Abschluss der Behandlung kann man eine
Anschlussbehandlung mit bakteriellen Probiotika (z. B. Omniflora®) durchführen, um die Darmflora schnellstmöglich wieder aufzubauen.
Tetracycline erhöhen außerdem die Lichtempfindlichkeit der Haut. Durch
Einwirkung von UV-A-Strahlung kann es an den Hautstellen, die dem Licht
ausgesetzt waren, zu phototoxischen Reaktionen kommen: die Haut ist wie
nach einem Sonnenbrand heiß und gerötet, es bilden sich Schwellungen und/
oder Blasen. Deshalb sollten während der Doxycyclin-Therapie längere Aufenthalte in der Sonne bzw. der Besuch eines Solariums strikt vermieden werden. Lässt sich der Aufenthalt im Freien nicht vermeiden, sollte die unbedeckte
Haut unbedingt mit Sonnenschutzprodukten, die einen angemessen hohen
UV-A-Filter enthalten, behandelt werden.
Relativ häufig beobachtet man unter bzw. im Anschluss an eine TetracyclinTherapie eine Candidainfektion der Schleimhäute im Bereich des Mundes oder
der Geschlechtsorgane. Durch die Antibiose wird die natürliche Bakterienflora
auf den Schleimhäuten empfindlich gestört, so dass sich Hefepilze massiv vermehren können und sich eine Candidose mit den typischen Symptomen (Juckreiz, Ausfluss, Schleimhautentzündung) manifestiert.
Alle Tetracycline können außerdem immunologische Überempfindlichkeitsreaktionen verursachen. Diese können sich auf die Haut beschränken
(Rötung, Juckreiz, Hautausschlag, Nesselsucht u. a.), sich aber in Einzelfällen
auch zu generalisierten Beschwerden auswachsen: über Atemnot durch Spasmen der Bronchialmuskulatur bis hin zum anaphylaktischen Schock oder
Serumkrankheit können alle Stadien einer allergischen Überreaktion auftreten.
Minocyclin nimmt eine Sonderstellung unter den Tetracyclinen hinsichtlich
der Nebenwirkungen ein. In seltenen Fällen kann es unter der Therapie mit
Akne
4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie
81
Minocyclin zur Ausbildung eines systemischen Lupus erythematodes kommen,
wobei das Risiko für diese Nebenwirkung bei Langzeitanwendung steigt. Bei diesem Krankheitsbild leiden die Betroffenen an rheumaähnlichen Beschwerden:
neben Fieber, Abgeschlagenheit und Exanthemen beobachtet man außerdem
Lymphknotenschwellungen. Bei Auftreten dieser Nebenwirkung muss das Arzneimittel umgehend abgesetzt werden und es sollte ein Arzt konsultiert werden.
Weitere sehr ernste Nebenwirkungen, die während der ersten Behandlungswochen unter der Therapie auftreten können, sind Autoimmunhepatitis, Schilddrüsenentzündungen, Polyarthritis nodosa oder die Hypersensitivitätsreaktion,
die sich durch Lungenentzündung, Blutbildveränderungen (Eosinophilie) u. a.
Symptome äußert. Die genannten Nebenwirkungen treten insgesamt gesehen
zwar äußerst selten auf, nehmen im Einzelfall jedoch meist einen sehr schweren
Verlauf. Aus diesem Grund stellt Minocyclin für die Behandlung der Akne nur
noch das Antibiotikum der 2. Wahl dar, da es mit Doxycyclin eine wesentlich
besser verträgliche Therapiealternative aus der Gruppe der Tetracycline gibt.
Wechselwirkungen
Tetracycline bilden Komplexe mit 2- und 3-wertigen Kationen (Calcium, Aluminium, Magnesium, Eisen) aus Nahrungs- oder Arzneimitteln. Diese Tetracyclinkomplexe können nicht resorbiert werden, in Folge sinkt die antibakterielle Wirkung. Aus diesem Grund sollten Tetracycline nicht zeitgleich mit Milch
und Milchprodukten (Calcium in Milch, Joghurt, Quark, Käse) eingenommen
werde. Auch die Anwendung von Antazida (Aluminium-/Magnesiumgehalt)
sollte mit Zeitabstand erfolgen. Das Gleiche gilt für Eisenpräparate, die bei
Anämie verordnet werden. Ebenfalls resorptionsvermindernd wirken Colestyramin und Aktivkohle. Für all diese Substanzen gilt als Faustregel, dass die
Einnahme mit einem Zeitabstand von zwei Stunden zur Einnahme des Antibiotikums erfolgen sollte. Durch diese zeitversetzte Anwendung ist die Resorption des Antibiotikums in aller Regel sicher gestellt.
Verschiedene Arzneistoffe beschleunigen durch Enzyminduktion den
Abbau von Tetracyclinen, so dass die Antibiotikawirkung ebenfalls vermindert
wird. Zu diesen Wirkstoffen zählen das Tuberkulosemittel Rifampicin, das
Antiepileptikum Carbamazepin und auch Alkohol.
Unter der Therapie muss auch bedacht werden, dass Tetracycline die Wirkung von gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln erhöhen können. Problematisch in dieser Hinsicht sind eine Verstärkung der Wirkung von Cumarinderivaten (→ erhöhtes Blutungsrisiko) und Sulfonylharnstoffen bei Diabetikern
(→ Gefahr der Hypoglykämie).
Eine Kombinationstherapie mit Isotretinoin, das ebenfalls zur Aknetherapie
eingesetzt wird, ist nicht zu empfehlen. Beide Wirkstoffe erhöhen das Risiko
für die Entwicklung eines intrakraniellen Druckanstiegs (Pseudotumor cerebri). Durch den Druckanstieg in der Schädelhöhle treten Kopfschmerzen,
Übelkeit und Erbrechen auf. Manchmal klagen die Betroffenen auch über Seh-
Tetracyclin-Antibiotika
reagieren mit bestimmten
Ionen. Diese Ionen hemmen das
Antibiotikum in seiner Wirkung,
so dass es nicht mehr sicher
wirken kann. Solche Ionen sind
z. B. in Milchprodukten oder in
Mitteln gegen Sodbrennen
enthalten. Deshalb sollten Sie
das Antibiotikum nicht
zeitgleich mit Milchprodukten
oder anderen Arzneimitteln
einnehmen. Halten Sie immer
einen zeitlichen Sicherheitsabstand von mindestens zwei
Stunden ein.
Nehmen Sie noch andere
Arzneimittel ein, z. B. gegen
Epilepsie? Ich frage dies nur,
weil manche Arzneimittel die
Wirkung Ihrer Antibiotikatabletten verändern können.
82
Falls Sie zur Verhütung die
Pille einnehmen, so treffen Sie
während der Behandlung mit
diesem Antibiotikum bitte
zusätzliche Verhütungsmaßnahmen. Es kann nicht
vollständig ausgeschlossen
werden, dass die Sicherheit der
Pille durch das Antibiotikum
beeinträchtigt wird.
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
störungen. Nach Absetzen der Medikamente sind die Beschwerden in der Regel
vollständig reversibel.
Erwähnt sei außerdem die Wirkung der Tetracycline auf die Sicherheit der
Pille. In der Literatur herrscht keine Einigkeit darüber, in wie fern Tetracycline
die Sicherheit der hormonellen Kontrazeptiva beeinflussen. Die „S2-Leitlinie
der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ schließt eine Verminderung
der Sicherheit der Pille aus, in den Fachinformationen zu den einzelnen Fertigpräparaten wird jedoch auf eine eventuelle Verminderung der Wirksamkeit der
oralen Kontrazeptiva hingewiesen. Aus diesem Grund sollten die betroffenen
Frauen vorsichtshalber darüber informiert werden, dass die Sicherheit der Pille
während der Behandlung mit Tetracycline herabgesetzt sein kann. Während
des laufenden Zyklus sollten zusätzliche Verhütungsmaßnahmen erfolgen.
Kontraindikationen
Bitte setzen Sie das
Antibiotikum unbedingt ab, falls
Sie im Laufe der Behandlung
schwanger werden sollten. Der
Arzneistoff schadet der
Entwicklung des ungeborenen
Kindes.
Bei schweren Leberfunktionsstörungen sind Tetracycline kontraindiziert. Des
Weiteren dürfen Tetracycline selbstverständlich nicht bei bekannter Tetracyclinüberempfindlichkeit angewendet werden.
Außerdem sind Tetracycline in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Die Substanzen sind plazentagängig und treten in die Muttermilch über.
Beim Ungeborenen bzw. Säugling kann es dann durch Einlagerung der Tetracycline in die Knochensubstanz zu dauerhaften Zahnverfärbungen kommen
oder sogar zu verzögertem Wachstum.
Aus dem gleichen Grund sind Tetracycline kontraindiziert bei Kindern
< 8 Jahren. Da Akne-Patienten älter sind, spielt diese Kontraindikation für die
Behandlung der Akne keine Rolle.
Erythromycin
Merke
Unter der Therapie mit
Erythromycin bekommen relativ
viele Patienten Magen-DarmProbleme. Typisch sind
Blähungen oder Durchfall und
Magenprobleme. Im Normalfall
sind die Beschwerden von
leichter Natur und machen
keinen Therapieabbruch
erforderlich.
Erythromycin ist im Vergleich zu den Tetracyclinen eine Substanz mit sehr
viel mehr Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen
(□ Tab. 4.8 und □ Tab. 4.9). Aus diesem Grund sollte das Mittel nur nach
sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung sowie in Fällen, bei denen eine
Therapie mit Tetracyclinen nicht möglich ist, zum Einsatz kommen.
Erythromycin ist in der Behandlung der Akne nur Mittel der 2. Wahl.
Nebenwirkungen
Relativ häufig treten unter einer Therapie mit Erythromycin Störungen im Gastrointestinaltrakt auf. Diese unerwünschten Wirkungen sind jedoch meist
nicht schwerwiegend. Die Symptome können sich in Form von Durchfällen,
Blähungen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen äußern. Länger andauernde, massive Durchfälle sollten dem Arzt gemeldet werden. Hier muss unbedingt eine pseudomembranöse Colitis als Ursache ausgeschlossen werden.
Akne
4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie
Gelegentlich reagieren die behandelten Patienten allergisch auf den Arzneistoff. Neben Hautrötungen mit Juckreiz und Nesselsucht können echte allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auftreten. Bei Anzeichen einer Unverträglichkeit sollte die Therapie abgebrochen werden und ein
Arzt hinzugezogen werden.
Eine Erythromycintherapie kann außerdem gelegentlich zu einem Anstieg
der Leberenzyme führen. In seltenen Fällen kann sich bei fortgeführter Therapie eine Gallenblasenentzündung mit Gelbsucht bis hin zur Hepatitis inkl.
Leberversagen entwickeln. Bei Langzeitanwendung (d. h. länger als 3 Wochen)
von Erythromycin sollten aus diesem Grund engmaschige Laborkontrollen der
Leberwerte, der Nierenfunktion und des Blutbilds erfolgen.
Erythromycin verlängert die QT-Zeit im EKG. Dadurch können ventrikuläre Arrhythmien („Torsade de pointes“) ausgelöst werden, die im schlimmsten
Fall zu Herzstillstand und Tod führen können. Das Risiko hierfür ist besonders
erhöht bei vorerkrankten Personen mit Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz. Außerdem muss die Komedikation der Patienten genau hinterfragt
werden, da viele andere Arzneistoffe ebenfalls QT-Zeit-verlängernde Eigenschaften haben und sich das Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen durch die Kombination mit Erythromycin dann massiv erhöht.
83
Dieses Arzneimittel kann
wichtige Laborwerte massiv
verändern. Aus diesem Grund ist
es sinnvoll, wenn Sie während
der Anwendung, die in Ihrem
Fall ja über mehrere Wochen
erfolgen wird, regelmäßig beim
Arzt Ihre Blutwerte kontrollieren
lassen.
Nehmen Sie z. B. Herzmedikamente ein? Der Arzneistoff aus
diesen Aknetabletten kann sehr
ernste Wechselwirkungen mit
anderen Arzneistoffen
verursachen, deshalb möchte
ich dies lieber noch einmal mit
Ihnen abklären.
Wechselwirkungen
Hochproblematisch ist die Kombination mit Arzneistoffen, die – wie Erythromycin selbst auch – die QT-Zeit im EKG verlängern. Die QT-Zeit-Verlängerung macht sich in leichten Fällen nur durch Schwindel, Übelkeit und Synkopen („das Herz stolpert“) bemerkbar. In schweren Fällen jedoch können daraus
schwere Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) bis hin zum plötzlichen
Herztod entstehen. Arzneistoffe, die ebenfalls die QT-Zeit verlängern, sollten
nicht zeitgleich mit Erythromycin verabreicht werden. Wichtige Vertreter sind:
-- Antiarrhythmika der Klasse I (Ajmalin, Flecainid, Propafenon,) und III
(Sotalol, Amiodaron),
-- Neuroleptika wie Haloperidol und Sulpirid,
-- Trizyklische Antidepressiva,
-- Antimykotika vom Azol-Typ (Ketokonazol),
-- Antimalariamittel (Chinidin),
-- Antihistaminika (Terbenafin, Ebastin),
-- Fluorchinolone (Grepafloxacin, Suprafloxacin).
Erythromycin ist ein Hemmstoff von CYP3A4 und anderen Enzymen, die an
der Metabolisierung von Fremdstoffen im Körper beteiligt sind. Aus diesem
Grund werden der Abbau und die Ausscheidung von vielen Arzneistoffen, die
über CYP3A4 metabolisert werden, gehemmt. Daher steigt die Wirkung der
betroffenen Arzneistoffe, aber natürlich auch die Nebenwirkungen bzw. die
Toxizität. Gegebenenfalls müssen Blutspiegelkontrollen und Dosisanpassungen vorgenommen werden. Betroffen von dieser Wechselwirkung sind folgende Arzneistoffe:
Dieses Antibiotikum verträgt
sich leider nicht mit einer
ganzen Reihe von anderen
Wirkstoffen. Es können schwerwiegende Herzprobleme
ausgelöst werden. Nehmen Sie
denn noch andere Arzneimittel
ein, z. B. Cholesterinsenker oder
Antiepileptika?
84
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
□ Tab. 4.8 Wichtige Nebenwirkungen von oralen Antibiotika, die zur Aknetherapie
eingesetzt werden
Nebenwirkung
Tetracyclin, Doxycyclin,
Minocyclin
Erythromycin
Gastrointestinale Beschwerden
+
+
Vaginale Candidiasis
+
+
Erhöhte Lichtempfindlichkeit
+
–
Überempfindlichkeitsreaktionen (Haut,
Immunsystem)
+
+
QT-Zeit-Verlängerung
–
+
Anstieg der Leberenzyme
–
+
Medikamenteninduzierter Lupus
erythematodes
+ (nur Minocyclin)
–
-- Antiepileptikum wie Carbamazepin, Clozapin, Phenytoin und Valproinsäure → Dosisanpassung
-- Statine (Atorvastatin, Lovastatin, Simvastatin): Therapie während der Erythromycinbehandlung unterbrechen → Rhabdomyolyse-Risiko!
Haben Sie manchmal
Probleme mit dem Magen? Und
wenn ja, was für ein Arzneimittel nehmen Sie dagegen ein?
-- Ciclosporin A → erhöhte Hepato- und Nephrotoxizität!
-- Theophyllin → Wirkverstärkung, toxische Effekte
-- Digoxin → Wirkverstärkung, toxische Effekte
-- Zopiclon → Wirkverstärkung
-- Cumarinderivate (Warfarin) → erhöhte Blutungsneigung
Auch die Kombination des Protonenpumpen-Hemmers Omeprazol mit Erythromycin wird von Wechselwirkungen begleitet. Die beiden Arzneistoffe erhöhen gegenseitig ihre Bioverfügbarkeit, so dass Wirkungen und Nebenwirkungen von beiden Arzneistoffen zunehmen.
Außerdem darf Erythromycin nicht gleichzeitig mit Ergotamin-Präparaten
eingenommen werden. Erythromycin verstärkt die Nebenwirkungen von ergotaminhaltigen Arzneimitteln, es kommt gehäuft zu Vasospasmen und Durchblutungsstörungen in den Extremitäten und im ZNS.
Kontraindikationen
Erythromycin darf nicht angewendet werden bei
-- angeborener oder erworbener QT-Intervallverlängerung,
-- gleichzeitiger Einnahme von anderen Arzneimitteln, die ebenfalls die QTZeit verlängern (→ Gefahr für lebensbedrohliche ventrikuläre Arrhythmien
= „Torsade de pointes“): Antiarrhythmika der Klasse I und III, trizyklische
Akne
4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie
85
□ Tab. 4.9 Interaktionen von oralen Antibiotika, die zur Aknetherapie eingesetzt
werden
Effekt
Tetracyclin, Doxycyclin,
Minocyclin
Erythromycin
Verminderte Resorption
des Antibiotikums
Antazida, Milch,
Eisensalze, Kohle
–
Erhöhung der Wirksamkeit von
Oralen Antidiabetika
(Sulfonylharnstoffe),
oralen Antikoagulanzien vom Cumarintyp
–
Verstärkter Abbau des
Antibiotikums (Enzyminduktion) durch
Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin,
Alkohol
–
Wirkungsverstärkung
(z. B. CYP3A4-Blockade
durch das Antibiotikum)
von
–
Theophyllin, Carbamazepin,
Clozapin, Phenytoin, Valproinsäure, Ciclosporin A, Chinidin, Zopiclon, Cumarin, Statine
Erhöhte Bioverfügbarkeit
des Antibiotikums
–
Omeprazol, Digoxin
Erhöhte Vasokonstriktion
–
Ergotamin
QT-Zeit-Verlängerung mit
Gefahr für Herzrhythmusstörungen
–
Antiarrhythmika Klasse I und
III, Azol-Antimykotika (Ketokonazol), Neuroleptika (Haloperidol, Sulpirid), trizyklische Antidepressiva, Malariamittel (Chinidin), Antihistaminika (Terbenafin, Ebastel)
Antidepressiva, verschieden Neuroleptika, Imidazol-Antimykotika, Fluorchinolone und bestimmte Antimalariamittel,
-- Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz,
-- Schwerer Leberinsuffizienz,
-- Störungen des Elektrolythaushaltes,
-- gleichzeitiger Therapie mit Statinen → Rhabdomyolyse-Risiko (gegebenenfalls Therapiepause für die Dauer der Antibiotika-Therapie),
-- bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Makrolid-Antibiotika.
In Schwangerschaft und Stillzeit darf Erythromycin nur nach sorgfältiger
Risiko-Nutzen-Bewertung durch den behandelnden Arzt eingesetzt werden.
Welche Arzneimittel
nehmen Sie denn zusätzlich
ein? Ich möchte nur sicher
gehen, dass dieses Antibiotikum
für Sie eignet ist.
86
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur
systemischen Aknetherapie
4.6
Eine Verbesserung des Hautbilds stellt sich in der Regel nach einer konsequenten Therapie mit Isotretinoin über mehrere Wochen ein. Sofern kein Kinderwunsch seitens der Patientin vorliegt und keine Risiken für eine Langzeitbehandlung auftreten, kann die Behandlung über Monate fortgesetzt werden.
4.6.1
Dieses Arzneimittel mit dem
Wirkstoff Isotretinoin wirkt
ausgesprochen gut bei Akne.
Der Wirkstoff führt dazu,
dass sich die Haut leicht schält.
Dadurch werden die Mitesser
entfernt, und wo weniger
Mitesser sind, können auch
weniger Pickel entstehen.
Außerdem wird die Produktion
von Talg in den Talgdrüsen
vermindert. Dadurch
verschwindet der Fettüberschuss
auf Ihrer Haut und die Aknebakterien, die sich vom Hautfett
ernähren, haben schlechtere
Lebensbedingungen. Auf diese
Weise heilt die Akne sicher und
vollständig ab – auch wenn die
volle Wirkung erst nach einigen
Wochen eintritt. Geben Sie
deshalb nicht vorzeitig auf.
Wirkungsweise
Ein Vitamin-A-Mangel in der Haut macht sich durch eine Hyperkeratose
bemerkbar: die Haut erscheint fahl, schuppig und faltig. In Kombination mit
seborrhoischer Haut steigt gleichzeitig das Risiko für die Entstehung von Komedonen, unter Umständen kann sich eine Akne entwickeln.
Isotretinoin, ein natürliches Derivat des Vitamin-A (Retinol), wirkt als ProDrug und wird intrazellulär in seine Wirkform Tretinoin (Vitamin-A-Säure)
umgewandelt. Tretinoin wiederum bindet an die intrazellulären RetinoidRezeptoren und vermittelt auf diese Weise vielfältige Wirkungen. So normalisiert sich unter der Behandlung die Zellteilungsrate der Keratinozyten, der
Zusammenhalt der Hornzellen wird gelockert und dadurch die Abstoßung der
Korneozyten erleichtert. Diese Schälwirkung (Keratolyse) führt zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbilds, es entstehen weniger Komedonen und
dadurch weniger neue Akne-Effloreszenzen. Außerdem wird durch Tretinoin
die Reifung von talgproduzierenden Sebozyten reduziert, wodurch einerseits
die Größe der Talgdrüsen abnimmt und andererseits die Talgproduktion massiv gesenkt wird. Weiterhin tragen immunmodulierende und entzündungshemmende Effekte zur Wirksamkeit bei: durch Veränderungen des Milieus in
den Talgdrüsenfollikeln wird die Vermehrung von Propionibakterien gebremst,
immunmodulierende Effekte reduzieren das akute Entzündungsgeschehen in
den Akne-Effloreszenzen. Außerdem unterstützt Tretinoin die Neubildung von
Gewebe, die Wundheilung und Hauterneuerung wird angestoßen.
Merke
Isotretinoin ist ein hochwirksamer Arzneistoff für die Behandlung der
Akne. Die Wirkungen des Isotretinoins umfassen
-- Keratolyse und dadurch verminderte Neubildung von Komedonen,
-- Senkung der Talgproduktion,
-- Reduktion des Entzündungsgeschehens bei Akne,
-- Verminderung der Anzahl an Propionibakterien,
-- Normalisierung und Rekonstruktion von Hautgewebe.
Akne
4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie
4.6.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 4.10 Isotretinoin zur systemischen Therapie: Handelspräparate und Indikationen
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Aknefug® Iso
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Isotretinoin
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit
systemischen Antibiotika und topischen
Therapien als resistent erwiesen haben
Aknenormin®
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Schwere Formen der Akne, die auf andere
konventionelle Therapieformen nicht
ansprechen
Isoderm
10 mg/20 mg
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit
systemischen Antibiotika und topischen
Therapien als resistent erwiesen haben
IsoGalen®
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit
systemischen Antibiotika und topischen
Therapien als resistent erwiesen haben
Isotretinoin-ratiopharm®
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardbehandlungszyklen mit systemischen Antibiotika und lokaler Behandlung als therapieresistent
erwiesen haben
Roaccutan®, das erste Präparat mit Isotretinoin, ist inzwischen nicht mehr
erhältlich.
4.6.3
Dosierung und Einnahmehinweise
□ Tab. 4.11 Dosierung und Einnahmehinweis von Isotretinoin
Wirkstoff
Dosierung (mg/Kapsel)
Einnahmehinweis
Isotretinoin
10–20 mg
Einnahme 1–2 x tgl. zusammen mit
fettreicher Nahrung
Eine Therapie mit systemischen Retinoiden muss immer durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden, der sich mit dem Nutzen und den Risiken der Arzneistoffe auskennt und gegebenenfalls Kontrolluntersuchungen mit Dosisanpassungen durchführen kann.
87
88
Dieser Arzneistoff wird ganz
individuell dosiert. Bitte halten
Sie sich genau an die Dosierempfehlung Ihres Arztes. Ich
übertrage es Ihnen auf die
Arzneimittelpackungen.
Der Therapieerfolg bei
diesem Arzneimittel hängt von
der Gesamtdosis des Wirkstoffs
ab, die man während der
kompletten Dauer der
Behandlung zu sich nimmt.
Meistens ist diese Menge nach
4–6 Monaten erreicht.
Bei manchen Patienten
kommt es einige Zeit nach
Therapieende zu einem Rückfall.
Unter diesen Umständen kann
die Behandlung mit Isotretinoin
wiederholt werden, und zwar
auch ein 3. Mal. I. d. R. erreicht
man spätestens nach einem
3. Behandlungszyklus eine
stabile Abheilung der Akne.
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Die Retinoiddosis, die beim jeweiligen Patienten für ein gutes Therapieergebnis bei tolerierbaren Nebenwirkungen sorgt, muss individuell gefunden werden.
Standardgemäß sollte die Behandlung mit einer täglichen Dosis von 0,5 mg/
kg Körpergewicht begonnen werden. Je nach Therapieansprechen und Verträglichkeit kann die Dosierung schrittweise auf bis zu 1,0 mg/kg Körpergewicht
pro Tag gesteigert werden. Aufgrund großer interindividueller Schwankungen
kann es demnach sein, dass zwei Patienten mit gleich stark ausgeprägter Akne
bei vergleichbarem Körpergewicht für einen Therapieerfolg unterschiedlich
hohe Dosen an Isotretinoin benötigen.
Beispielrechnung: zwei verschiedene Aknepatienten mit einem Körpergewicht von jeweils 70 kg benötigen auf Grund interindividueller Schwankungen
unterschiedliche Isotretinoin-Dosen pro Tag:
-- 0,5 mg Isotretinoin/kg Körpergewicht: 1 × tgl. 35 mg pro Tag
-- 1,0 mg Isotretinoin/kg Körpergewicht: 70 mg pro Tag
Insgesamt hängt der Therapieerfolg von der kumulativen Gesamtdosis an Isotretinoin ab, die der Patient über den gesamten Behandlungszeitraum erhält. Die
Gesamtdauer der Behandlung hat nur einen zu vernachlässigenden Effekt auf
den Therapieerfolg. So haben Studien gezeigt, dass ein maximaler Therapieerfolg
in der Regel eintritt, wenn die Patienten eine kumulative Gesamtdosis von 120–
150 mg Isotretinoin/kg Körpergewicht erhalten haben. Um diese kumulative
Gesamtdosis zu erreichen, dauert die Therapie je nach individuell verabreichter
Tagesdosis meist zwischen 16–24 Wochen. Eine weitere Fortführung der Therapie führt in der Regel zu keiner zusätzlichen Verbesserung des Hautbilds.
Falls es nach Behandlungsende zu einem Akne-Rezidiv kommt, kann die
Therapie mit der gleichen Tagesdosis und der gleichen kumulativen Gesamtdosis wiederholt werden. Erforderlich kann ein solcher 2. oder auch 3. Behandlungszyklus vor allem bei jugendlichen Patienten sein, die von schwerer Akne
conglobata betroffen sind. Ist ein 2. Behandlungszyklus notwendig, so sollte
nach dem 1. Behandlungszyklus eine Therapiepause von mindestens 8 Wochen
eingehalten werden, da das verabreichte Isotretinoin aus dem 1. Behandlungszyklus noch für mindestens acht Wochen nachwirkt. Deshalb kann auch erst
nach dieser 8wöchigen Wartezeit beurteilt werden, ob wirklich ein Rezidiv vorliegt oder nicht.
Merke
Nehmen Sie die Isotretinoin-Kapseln bitte immer zu
einer Hauptmahlzeit ein. Der
Arzneistoff benötigt Fett aus der
Nahrung, um sicher ins Blut
aufgenommen werden zu
können.
---
Isotretinoin-Kapseln sollten immer zeitgleich mit einer fettreichen
Mahlzeit eingenommen werden. Auf diese Weise wird gewährleistet,
dass der lipophile Arzneistoff gut resorbiert wird.
Sinnvollerweise wird die Tagesdosis auf eine morgendliche und eine
abendlich Einnahme aufgeteilt. Dadurch wird ein verbessertes Wirkprofil mit gleichbleibend hohen Wirkstoffkonzentrationen im Therapiebereich sichergestellt.
Akne
4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie
4.6.4
89
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Eine Therapie mit oral verabreichtem Isotretinoin kann eine Reihe von Nebenwirkungen nach sich ziehen, die für den Patienten zum Teil sehr belastend sind.
Die unerwünschten Wirkungen sind in der Regel dosisabhängig, d. h. durch
eine Änderung der individuellen Tagesdosis können die Nebenwirkungen
meist gut beherrscht werden. Nach Therapieende legen sich die meisten Nebenwirkungen wieder vollständig. Es gibt jedoch leider auch Fallberichte, bei
denen die unerwünschten Wirkungen auch nach Therapieabbruch bestehen
geblieben sind. Die Patienten müssen über dieses Risiko vom behandelnden
Arzt unbedingt aufgeklärt werden.
Am häufigsten kommt es unter der Therapie zu Nebenwirkungen an Haut
und Schleimhäuten: systemisch verabreichtes Isotretinoin führt zum
Schrumpfen der Talgdrüsen und dadurch zu einer verminderten Talgproduktion. In den von Akne betroffenen Hautarealen ist diese Wirkung erwünscht
und trägt letztlich zum Therapieerfolg bei. Leider kommt es aber auch an den
gesunden Hautbereichen zu einer abnehmenden Talgproduktion und die Haut
und auch die Schleimhäute trocknen gewissermaßen aus. Dadurch kommt es
sehr häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen, unter denen ein Großteil der
behandelten Patienten leidet:
-- Trockene, spannende, juckende oder schuppende Haut.
-- Trockene, gereizte Schleimhäute in Augen und Nase → Folgen: u. U. trockene
Augen, Lidrandentzündungen, Bindehautentzündungen, trockene Nasenschleimhaut, Nasenbluten.
-- Trockene, leicht aufspringende Lippen → Folge: u. U. Lippenentzündungen.
Während der Therapie beobachtet man außerdem häufig charakteristische Veränderungen typischer Laborparameter:
-- Veränderte Blutfettwerte: erhöhte Triglyceride, aber vermindertes HDL →
erhöhtes Risiko für Arteriosklerose und/oder Thrombosen.
-- Veränderte Leberwerte: Anstieg der Transaminasen.
-- Veränderte Zusammensetzung des Blutes: Anämie, Thrombozytose oder
Thrombopenie, erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Vor allem bei jugendlichen Patienten treten außerdem Funktionsstörungen
des Bewegungsapparates und der Knochen auf. So klagen diese Patienten sehr
häufig über Muskel- und Rückenschmerzen während der Therapie.
Als weitere Nebenwirkung wird von vielen Patienten während der Behandlung von unspezifischen Kopfschmerzen berichtet.
Retinoide besitzen außerdem ein hohes teratogenes Potenzial, deshalb gelten strenge Auflagen für die Verordnung von Retinoin für Frauen im gebärfähigen Alter. Die genauen Vorschriften dieses „Schwangerschaftsverhütungsprogramms“ werden in ▸ Kap. 4.6.5 ausführlich dargestellt.
Da neben der teratogenen Wirkung zusätzliche ernste Probleme unter einer
Behandlung mit Retinoiden auftreten können, müssen die verordnenden Ärzte
Dieses Arzneimittel hat eine
ganze Reihe von Nebenwirkungen, die von der Dosis des
Arzneimittels abhängen und
nach Therapieende in der Regel
wieder verschwinden. Hat der
Arzt mit Ihnen über diese
Nebenwirkungen gesprochen?
Der Wirkstoff drosselt die
Talgproduktion, um die Akne
auszuhungern. Leider wird
dabei auch die Talgproduktion
in der gesunden Haut
vermindert, und das führt zu
den typischen Nebenwirkungen:
die Haut wird sehr trocken,
spannt und juckt. Das Gleiche
passiert mit den Schleimhäuten
in Augen und Nase.
Das Arzneimittel kann Ihre
Blutwerte verändern. Falls Sie
bereits erhöhte Blutfettwerte
haben, sollten Sie unbedingt
mit Ihrem Arzt Rücksprache
halten.
Außerdem tritt unter der
Therapie bei vielen Patienten
Kopfweh auf. Auch diese
Nebenwirkung legt sich nach
Abschluss der Behandlung.
90
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
genauso wie auch die Patienten über mögliche Komplikationen während der
Therapie informieren sein. Aus diesem Grund werden in der Gebrauchsanweisung besondere Warnhinweise für die Therapie mit Retinoiden aufgeführt
(▸ Kap. 4.6.6). Diese Warnhinweise sollten unbedingt ernst genommen werden,
damit Arzt und Patient eventuell auftretende Beschwerden (psychische Veränderungen, Kontaktlinsenunverträglichkeit, Veränderungen der Leber- und
Blutwerte) als Nebenwirkung der Behandlung erkennen und angemessene
Maßnahmen einleiten können. Im Einzelfall kann sogar ein Therapieabbruch
erforderlich sein.
Manche Antibiotika dürfen
nicht in Kombination mit
diesem Aknemedikament
angewendet werden, weil sehr
ernste Nebenwirkungen
ausgelöst werden können.
Bitte seien Sie während der
Behandlung vorsichtig mit der
Einnahme von Multivitaminpräparaten. Diese Mittel enthalten
u. a. Vitamin A, eine Vorstufe
des Isotretinoin. Wenn man
nicht aufpasst, kann man durch
die zusätzliche hochdosierte
Einnahme von derartigen
Vitamintabletten eine VitaminA-Überdosierung auslösen.
Dieses Medikament verträgt
sich nicht mit allen anderen
Arzneimitteln. Nehmen Sie noch
andere Medikamente ein, z. B.
gegen zu hohe Cholesterinwerte?
Wechselwirkungen
Retinoide sollten nicht gleichzeitig mit Tetracyclinen verabreicht werden.
Beide Arzneistoffe können zu einer Erhöhung des Schädelinnendrucks (Pseudotumor cerebri) führen, eine Kombinationstherapie mit beiden Wirkstoffen
erhöht das Risiko für diese Nebenwirkung signifikant. Nach Absetzen der Arzneistoffe legen sich die Beschwerden wieder.
Außerdem dürfen während einer Behandlung mit Isotretinoin keine zusätzlichen Vitamin-A-Präparate eingenommen werden (Cave: Multi-Vitamin-Präparate). Isotretinoin ist ein Vitamin-A-Derivat, eine gleichzeitige Substitution
mit Vitamin-A kann unter Umständen eine Hypervitaminose A nach sich ziehen. Symptome einer solchen Vitamin-A-Überdosierung sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Schläfrigkeit, erhöhte Reizbarkeit und
Juckreiz an der Haut. In der Regel sind diese Symptome reversibel, nach Ausscheidung des überschüssigen Vitamin-A gehen die Beschwerden zurück. Da
Vitamin-A aber ein fettlösliches Vitamin ist, das demzufolge im Fettgewebe
gespeichert wird, erfordert die Ausscheidung Zeit.
Kontraindikationen
Für eine Behandlung mit Isotretinoin gelten strenge Richtlinien, eine ganze
Reihe Kontraindikationen schließen eine Therapie mit Vitamin-A-Säure-Derivaten aus. Die Behandlung mit Isotretinoin ist kontraindiziert
in Schwangerschaft und Stillzeit → Isotretinoin ist TERATOGEN!
bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht zuverlässig verhüten → vgl. Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung,
bei Vorliegen einer Leberinsuffizienz,
bei Patienten mit stark erhöhten Blutfettwerten,
bei Patienten mit diagnostizierter Hypervitaminose A,
bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Isotretinoin,
bei gleichzeitiger Therapie mit Tetracyclinen.
--------
Akne
4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie
4.6.5
91
Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm
für die Isotretinoin-Behandlung von Frauen im
gebärfähigen Alter
Merke
Isotretinoin ist TERATOGEN!
Mögliche Folgen für das ungeborene Kind sind:
-- Missbildungen des ZNS: Hydrocephalus („Wasserkopf“), Fehlbildungen
des Gehirns,
-- Deformationen des Gesichts, Gaumenspalte,
-- Missbildungen des äußeren Ohres: Fehlen der Ohrmuschel, fehlende
äußere Gehörgänge,
-- Anomalien des Auges,
-- Herz-Kreislauf-Anomalien (Verlagerung von großen Gefäßen, Fehlbildungen der Herzscheidewand),
-- Thymus- und Nebenschilddrüsenanomalien.
Die Patienten (Frauen und Männer!) müssen darauf hingewiesen werden,
dass sie ihr Arzneimittel mit niemand anderem teilen dürfen, insbesondere nicht mit Frauen.
Isotretinoin ist TERATOGEN! Aus diesem Grund ist Isotretinoin bei Frauen
im gebärfähigen Alter grundsätzlich kontraindiziert, sofern nicht alle Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms für diesen Arzneistoff
erfüllt sind. Auf folgende Punkte ist zu achten:
Für die Frauen, die eine Behandlung mit Isotretinoin beginnen möchten,
gelten folgende Voraussetzungen:
-- Es muss eine schwere Akne vorliegen, die gegenüber einer Standardbehandlung mit systemischen Antibiotika und topischen Aknetherapeutika therapieresistent ist.
-- Die betroffenen Frauen sind sich über das fruchtschädigende Risiko des
Arzneistoffs im Klaren und verstehen die Notwendigkeit einer engmaschigen, monatlichen Kontrolle zum Ausschluss einer möglichen Schwangerschaft.
-- Die betroffene Patientin versteht und akzeptiert die Notwendigkeit einer
wirksamen und lückenlosen Methode zur Empfängnisverhütung. Sie
beginnt mit der Verhütung mindestens ein Monat vor Behandlungsbeginn,
führt den Empfängnisschutz ohne Unterbrechung während der gesamten
Behandlung durch und setzt diesen noch mindestens einen weiteren Monat
nach Therapieende fort.
-- Die Patientin muss in der Lage sein, Methoden zur wirksamen Empfängnisverhütung richtig anzuwenden → CAVE: Sprachprobleme???
Isotretinoin, der Wirkstoff
Ihres Aknemittels, ist teratogen,
d. h. es ist schädlich für die
Entwicklung des Embryos
während einer Schwangerschaft. Typische Fehlbildungen,
die durch Isotretinoin ausgelöst
werden, sind ein Wasserkopf
und Schädigungen des Gehirns,
aber auch Missbildungen im
Gesicht und an den Ohren. Aus
diesem Grund darf Isotretinoin
auf keinen Fall während der
Schwangerschaft eingenommen
werden.
Weil Isotretinoin fruchtschädigend wirkt, gibt es
strenge Auflagen bei der
Verschreibung für Frauen und
Mädchen im gebärfähigen Alter.
Der wichtigste Punkt hierbei ist
das Schwangerschaftsverhütungsprogramm. Hat der Arzt
mit Ihnen darüber gesprochen?
92
Denken Sie daran, sicher zu
verhüten. Ihr Arzt hat ja
bestimmt mit Ihnen über
mögliche Folgen des Arzneimittels auf ein ungeborenes
Kind gesprochen, oder?
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
-- Die betroffene Patientin benutzt zur Empfängnisverhütung – sofern keine
-----
Kontraindikationen vorliegen – wenn möglich zwei verschiedene Methoden, und zwar eine Barrieremethode (Kondom, Diaphragma) und eine weitere Methode, sinnvollerweise ein hormonales Kontrazeptivum.
Die Patientin versteht und akzeptiert, dass sie die Empfängnisverhütung
auch dann lückenlos durchführen muss, wenn sie zum Zeitpunkt des Therapiebeginns keinen Sexualpartner hat oder wenn sie unter Zyklusanomalien
(z. B. Amenorrhöe) leidet.
Die Patientin muss sich zur Durchführung eines Schwangerschaftstests vor,
während und fünf Wochen nach Therapieabschluss bereiterklären, um die
Sicherheit bei der Anwendung zu gewährleisten.
Sie ist sich über die fruchtschädigenden Wirkung des Arzneistoffes im Klaren und weiß, dass sie umgehend einen Arzt aufsuchen muss, falls trotz der
betriebenen Verhütungsmaßnahmen eine Schwangerschaft eingetreten sein
könnte.
Die Patientin muss schriftlich erklären, dass sie alle Gefahren und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen, die mit der Behandlung mit Isotretinoin in
Zusammenhang stehen, verstanden hat und in die Therapie einwilligt.
Der verschreibende Arzt muss sicherstellen, dass
-- die Patientin über die teratogenen Risiken des Arzneistoffs aufgeklärt wurde
und diese auch verstanden hat → schriftliche Bestätigung,
-- die Patientin umfassend über erfolgreiche Methoden zur Empfängnisverhü---
--
tung aufgeklärt wurde und diese auch verstanden hat → gegebenenfalls
Überweisung zur Empfängnisverhütungsberatung, z. B. beim Frauenarzt,
die Patientin alle Bedingungen der Empfängnisverhütung einhält → schriftliche Bestätigung,
die Patientin mindestens eine, besser zwei wirksame Methoden zur Empfängnisverhütung (z. B. „Pille“ und Kondom) einsetzt, und zwar mindesten
seit einen Monat vor Behandlungsbeginn und mindestens bis ein Monat
nach Therapieabschluss; dies gilt auch für Patientinnen ohne festen Sexualpartner und auch für Patientinnen mit Zyklusanomalien.
Schwangerschaftstests mit negativem Ergebnis vor, während und fünf
Wochen nach Behandlungsende durchgeführt werden → Dokumentation
mit Datum und Testergebnis.
Durchführung der therapiebegleitenden Schwangerschaftstests:
-- Der eingesetzte Schwangerschaftstest muss eine Empfindlichkeit von mind.
25 ml E/ml besitzen.
-- Der Test sollte immer am 3.Tag des Zyklus unter medizinischer Aufsicht
durchgeführt werden.
-- Die Ergebnisse aller Schwangerschaftstests sollten mit Datum und Testergebnis vom Arzt dokumentiert werden.
Akne
4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie
93
-- Durchführung des 1.Tests:
-- Um eine Schwangerschaft vor Therapiebeginn auszuschließen, sollte der
--
--
--
1. Test bei sexuell aktiven Patientinnen drei Wochen nach dem letzten
Geschlechtsverkehr durchgeführt werden.
Durchführung des 2. Tests:
-- Am Tag der Erstverordnung von Isotretinoin (oder max. drei Tage vorher) zum Ausschluss einer Schwangerschaft bei Therapiebeginn; hat die
Patientin bisher keine Empfängnisverhütung betrieben, muss der Therapiebeginn verschoben werden, bis die Patientin für mind. einen ganzen
Monat lang erfolgreich verhütet hat.
Durchführung der folgenden Tests:
-- Bei Bedarf (ausbleibende Menstruation, abnorme Monatsblutung, Amenorrhöe bzw. je nach sexueller Aktivität der Patientin) sollten weitere
medizinisch überwachten Schwangerschaftstests durchgeführt werden,
z. B. bei den Kontrolluntersuchungen, die alle 28 Tage durchgeführt werden sollten.
Durchführung des letzten Tests nach Therapieabschluss:
-- Fünf Wochen nach Ende der Behandlung mit Isotretinoin sollte ein letzter medizinisch überwachter Schwangerschaftstest durchgeführt werden,
um eine Schwangerschaft unter dem Einfluss des noch im Körper
befindlichen Isotretinoins auszuschließen; danach sind keine erhöhten
Vitamin-A-Spiegel mehr im Organismus nachweisbar, es besteht keine
Gefährdung mehr für den Fötus, falls nun eine Schwangerschaft eintritt.
Merke
Für eine Verordnung über Isotretinoin für eine Frau im gebärfähigen Alter
gelten besondere Vorgaben:
-- Die Belieferung des Rezeptes ist nur innerhalb von 7 Tagen nach Ausstellungsdatum möglich.
-- Es darf nur der erforderliche Bedarf an Isotretinoin für 30 Tage verordnet
werden.
-- Die Anschlussbehandlung erfordert eine erneute Verordnung.
-- Idealerweise sollten Schwangerschaftstest, Verordnung und Einlösen
des Rezeptes am selben Tag erfolgen.
Denken Sie bei der nächsten
Verordnung daran, dass Ihr
Rezept über Isotretinoin nur
sieben Tage gültig ist.
94
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
4.6.6
Nehmen Sie noch andere
Arzneimittel ein? Ich frage das,
weil die Aknekapseln manche
Grunderkrankungen
verschlechtern können, z. B.
Depressionen. In diesem Fall
gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen für eine Behandlung
mit Isotretinoin-Kapseln.
Unter der Behandlung mit
Isotretinoin wird Ihre Haut
vermutlich sehr trocken und
empfindlich. Deshalb ist eine
gute Pflege mit feuchtigkeitsspendenden Produkten sehr
wichtig. Ich zeige Ihnen gerne,
welche Produkte hierfür
geeignet sind.
Bitte benutzen Sie keine
hautreizenden Produkte wie
z. B. Peelings oder Enthaarungsmittel. Die Hautprobleme
werden sich durch derartige
Behandlungen zusätzlich
verschlechtern.
Der austrocknende Effekt
des Arzneimittels macht sich
häufig auch an den Schleimhäuten der Augen bemerkbar.
Haben Sie in letzter Zeit
trockene Augen? Befeuchtende
Tropfen oder Gele helfen hier
sehr gut.
Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung von Isotretinoin
Psychische Störungen
Bei Patienten, die über Depressionen in der Anamnese berichten, muss Isotretinoin besonders vorsichtig eingesetzt werden. Isotretinoin kann Depressionen
auslösen oder verstärken, auch Symptome wie Angst, Aggressivität, Stimmungsschwankungen, evtl. sogar Selbstmordgedanken können unter der Therapie auftreten. Beobachtet man während der Behandlung derartige Wesensveränderungen, müssen geeignete Maßnahmen eingeleitet werden (z. B. Einleitung einer antidepressiven Therapie). Der alleinige Abbruch der Anwendung
von Isotretinoin bringt häufig keine ausreichende Besserung.
Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautfettgewebes
Isotretinoin führt zu einer massiven Austrocknung von Haut und Schleimhäuten. Aus diesem Grund sollten die Patienten von Beginn der Therapie an geeignete Hautpflegeprodukte verwenden, um diese Nebenwirkungen abzufangen.
Geeignete Pflegeprodukte stehen uns in der Apotheke in großer Zahl zur Auswahl, z. B. Clean-AC Creme (Avène), Cold-Creme Lippenbalsam (Avène),
Acute Lipe Balsam (Eucerin).
Zusätzliche Produkte, die die Haut reizen oder schälen, sollten während und
auch einige Monate nach Ende der Therapie konsequent gemieden werden.
Hierzu zählen z. B. Peeling-Produkte, topische Keratolytika, Enthaarungsmittel
(vor allem Wachs-Enthaarungsmittel → erhöhtes Risiko, Haut mit abzuziehen).
Auch chemische Peelings (Mikro-Dermabrasion) und Laserbehandlungen
sollten frühestens ein halbes Jahr nach Behandlungsende zum Einsatz kommen.
Da die Haut insgesamt sehr empfindlich ist während der Therapie mit Isotretinoin, sollten intensive Sonnenbäder vermieden werden. Gegebenenfalls
sollte die Haut mit geeigneten Sonnenschutzpräparaten vor UV-Belastung
geschützt werden.
Augenleiden
Unter der Therapie kommt es häufig zu Augenbeschwerden, besonders oft klagen die Patienten über trockene Augen. Dies kann zu einer Kontaktlinsenunverträglichkeit führen, so dass die Patienten unbedingt eine Ersatzbrille bereithalten sollten. Linderung bieten feuchtigkeitsspendende Augentropfen und
Augencremes, z. B. Hylo-Comod Augentropfen, Artelac Splash, Vidisic Augengel u. a. Für Patienten, die Kontaktlinsen tragen, sollten immer Produkte ausgewählt werden, die keine Konservierungsmittel enthalten. Die Konservierungsmittel können sich nämlich in den Poren der Kontaktlinsen anreichern und so
die Sauerstoffversorgung des Auges beeinträchtigen.
Manche Patienten berichten während der Therapie auch über das plötzliche
Auftreten einer Nachtblindheit. In diesen Fällen sollte immer ein Augenarzt
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
95
konsultiert werden, mitunter kann es erforderlich sein, die Isotretinoinbehandlung zu beenden.
Funktionsstörungen der Leber und der Galle
Isotretinoin kann zu einer Erhöhung der Lebertransaminasen führen. Aus diesem Grund sollten die Leberenzyme einen Monat vor Behandlungsbeginn,
einen Monat nach Therapiebeginn und danach im Abstand von drei Monaten
bestimmt werden. Bleibende klinisch relevant erhöhte Werte sollten ernst
genommen werden. Eine Dosisreduktion bzw. ein Abbruch der Therapie sollten in Betracht gezogen werden.
Fettstoffwechsel
Isotretinoin kann die Triglyceride erhöhen. Deshalb sollten die Serumlipide
einen Monat vor Behandlungsbeginn, einen Monat nach Behandlungsbeginn
und anschließend alle drei Monate bestimmt werden. Erhöhte Serumlipidspiegel können durch Diätmaßnahmen gesenkt werden, eine Dosisreduktion bzw.
ein Therapieabbruch führen in der Regel ebenfalls zu einer Normalisierung der
Blutfettwerte.
4.7
Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten zur
systemischen Aknetherapie
Eine hormonale antiandrogene Behandlung wird immer dann für Frauen empfohlen, wenn eine mittelschwere Akne papulopustulosa bis Akne conglobata
vorliegt. Eine milde, unkomplizierte Akne sollte primär nicht durch antiandrogene Hormone behandelt werden.
Antiandrogene Hormonpräparate sollten nicht als Monotherapie eingesetzt
werden. Empfehlenswert ist immer eine Kombination mit topischen Aknepräparaten (Benzoylperoxid, Antibiotika, Azelainsäure oder Retinoide) und/oder
systemischen Antibiotika bzw. Retinoiden.
Indiziert ist die hormonelle antiandrogene Therapie außerdem in folgenden
Fällen:
-- bei jungen Frauen, die an Hyperandrogenismus leiden,
-- bei erwachsenen Frauen, die an einer Spätakne (Akne tarda) als Zeichen
eines Hyperandrogenismus leiden,
-- als extrem sicheres Verhütungsmittel bei Frauen, die systemisches Isotretinoin erhalten,
-- bei Patientinnen, die an einem SAHA-Syndrom leiden (Seborrhoe, Akne,
Hirsutismus, androgenetische Alopecie).
Die Fertigarzneimittel, die zur hormonellen antiandrogenen Therapie eingesetzt werden, enthalten immer Estradiol in Kombination mit einem antiandrogen wirksamen Gestagen. Geeignete Gestagene sind Cyproteronacetat, Chlor-
Unter der Therapie mit
Isotretinoin können sich Ihre
Leberwerte verändern. Diese
Werte sollten deshalb
regelmäßig kontrolliert werden.
Bitte sprechen Sie mit Ihrem
Arzt.
Unter der Behandlung mit
Isotretinoin können auch die
Blutfette ansteigen, und dieser
Anstieg erhöht das Risiko für
Thrombosen. Sie sollten deshalb
die Blutfette regelmäßig
überprüfen lassen und ggf. mit
Ihrem Arzt Maßnahmen
einleiten.
Für Frauen, die mittelschwer
an Akne leiden, bietet sich die
Therapie mit einem antiandrogen wirksamen Kontrazeptivum an. Allerdings sollte
diese Pille immer in
Kombination mit weiteren
Aknemitteln erfolgen, z. B. einer
BPO-Creme, um den Therapieerfolg zu optimieren.
96
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
madinonacetat, Dienogest, Desogestrel, Drospirenon, Gestoden oder Levonorgestrel. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer antiandrogenen Wirkstärke.
Sinnvollerweise sollte die Erstverordnung eines Präparates mit antiandrogener Wirkkomponente durch einen Gynäkologen erfolgen, um eine genaue
Anamnese zu erheben und eventuelle Kontraindikationen ausschließen zu lassen. Die Weiterverordnung kann anschließend vom Dermatologen erfolgen.
4.7.1
Verhütungspillen, die bei
der Akne der Frau eingesetzt
werden, enthalten immer ein
Estrogen und ein Gestagen. Bei
Akne werden spezielle
Gestagene eingesetzt, die eine
antiandrogene Wirkung
besitzen. Da Akne durch die
Wirkung von Androgenen
verstärkt wird, macht sich die
Wirkung der antiandrogenwirksamen Gestagene
besonders durch eine heilende
Wirkung bei Akne bemerkbar.
Androgene, fördern die
Produktion von Talg. Dadurch
wird verstärkt Talg auf die Haut
abgeschieden, die Haut zeigt
einen typischen Fettglanz.
Aknebakterien ernähren sich
von Talg und finden so optimale
Lebensbedingungen vor und
können sich explosionsartig
vermehren. Es bilden sich
entzündete Pickel, und die
Hauterkrankung Akne wird
sichtbar.
Wirkungsweise
Alle antiandrogenwirksamen Hormonpräparate sind Kombinationspräparate:
sie enthalten das weibliche Geschlechtshormon Ethinylestradiol sowie ein Gestagen mit antiandrogener Wirkkomponente. Als Gestagene mit antiandrogener Wirkung werden Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest,
Desogestrel und Drospirenon, eingesetzt. Um den komplexen Wirkmechanismus der eingesetzten Präparate verstehen zu können, muss man folgende
Grundlagen kennen:
Die Aktivität von Haarfollikeltalgdrüsen wird durch Androgene gesteuert.
Auch Frauen produzieren in geringen Mengen männliche Sexualhormone, z. B.
in der Nebennierenrinde. Zu hohe Testosteronspiegel führen bei Frauen jedoch
zu Virilisierungserscheinungen. Testosteron bzw. 5α-Dihydrotestosteron (DHT),
die Wirkform des Testosterons, steigern rezeptorvermittelt die Sebumproduktion in den Talgdrüsen. Außerdem kann das Haarwachstum sich verändern, es
bilden sich typisch männliche Behaarungsmuster: an Gesicht, Armen, Beinen
und am Rumpf wachsen für Frauen ungewöhnlich viele Haare („Hirsutismus“).
Bei Patienten mit seborrhoischer Haut und Akne reagieren die Talgdrüsen
gegenüber Androgenen wesentlich empfindlicher, zusätzlich findet man häufig
deutlich erhöhte Androgenspiegel im Blut. Als Folge steigt die Produktion von
Talg, die Haut zeigt einen sichtbaren Fettglanz, es herrschen ideale Bedingungen für die Entwicklung oder Aufrechterhaltung einer Akne.
Gestagene, die als Arzneistoffe eingesetzt werden, unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihres Wirkprofils. Neben ihrer Hauptwirkung, die über
Progesteron-Rezeptoren vermittelt wird, sind die Arzneistoffe auch in der Lage,
in unterschiedlichem Ausmaß an andere Rezeptoren zu binden. Therapeutisch
genutzt werden die hemmenden oder aktivierenden Wirkungen von GestagenDerivaten an Androgenrezeptoren und an Mineralcorticoid-Rezeptoren. Bei
der Behandlung der Akne werden Gestagene mit antiandrogener Wirkkomponente eingesetzt. Dazu zählen Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat,
Dienogest, Desogestrel und Drospirenon.
Die positive Wirkung der antiandrogen wirksamen Gestagene auf das Hautbild kommt durch verschiedene Mechanismen zu Stande: einerseits verdrängen die Antiaandrogene das körpereigene Testosteron von den Rezeptoren in
den Talgdrüsen (kompetitive Hemmung), andererseits normalisieren sie den
Spiegel an frei im Blut zirkulierendem Testosteron. Diese Senkung des freien
Androgens kommt durch Eingriff in die körpereigenen Regelkreise zu Stande,
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
die die Produktion der Sexualhormone steuern. Beide Mechanismen zusammen reduzieren sehr effektiv die androgen vermittelte Produktion von Sebum
in den Talgdrüsen.
Die eingesetzten Gestagene haben trotz ihrer antiandrogenen Wirkung in
Kombination mit Ethinylestradiol aber auch sehr gute kontrazeptive Wirkungen. Durch Eingriff der verabreichten Hormone in die Regelkreise, die den hormonellen Zyklus der Frau steuern, wird die Ovulation verhindert und die Konsistenz der Zervixschleims verändert. Der Zervixschleim bleibt zähflüssig, so
dass die Beweglichkeit der Spermien erschwert ist. Sollte es trotzdem zum
Eisprung und nachfolgender Befruchtung gekommen sein, ist eine erfolgreiche
Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut nicht sehr wahrscheinlich. Die
Endometriumschleimhaut wird unter der Therapie mit einem hormonellen
Kontrazeptivum nicht so stark aufgebaut wie während eines normalen Zyklus,
die Umwandlung in ein sekretionsfähiges, lockeres, stark durchblutetes Gewebe
von 6–8 mm Höhe erfolgt nur unvollständig. Daher herrschen keine günstigen
Bedingungen für eine erfolgreiche Nidation des befruchteten Eis.
Ethinylestradiol, die 2. Wirkkomponente der Arzneimittel, unterstützt die
positive Wirkung auf die Haut. Ethinylestradiol selbst hemmt in geringem Ausmaß die Proliferation von Sebozyten, dadurch wird die Talgproduktion reduziert. Außerdem steigern Estrogene die Synthese von speziellen Transportproteinen: die gebildeten sexualhormonbindenden Globuline (SHBG) binden
Testosteron, so dass der Blutspiegel an frei im Blut zirkulierendem Testosteron
deutlich sinkt.
Zusammenfassend kommt die Wirkung antiandrogen wirksamer Hormonpräparate bei Akne und Seborrhoe durch eine starke Hemmung der androgen
vermittelten Talgproduktion zu Stande. Die Entstehung von neuen Komedonen wird reduziert. Außerdem verschlechtert das verminderte Angebot an Talg
die Lebensbedingungen von Propionibakterien in den Haarbalgfollikeln.
Dadurch werden weniger freie Fettsäuren gebildet, die als Reiz und Trigger für
die Entstehung von Akne-Effloreszenzen wirken. Insgesamt werden auf diese
Weise Bedingungen geschaffen, unter denen Papeln und Pusteln abheilen können, keine neuen Komedonen entstehen und sich das Hautbild normalisiert.
Merke
Die Wirkung von antiandrogenen Hormonpräparaten für die Behandlung
der Akne beruht auf
-- der Hemmung der androgen vermittelten Talgproduktion in den Haarbalgtalgdrüsen,
-- der dadurch vermittelten Reduktion der Anzahl von Komedonen und
-- der verschlechterten Bedingungen für die Vermehrung von Propionibakterien in den Haarbalgfollikeln.
→ Drei wesentliche Ursachen für die Entstehung einer Akne werden effektiv beeinflusst.
97
Das Gestagen in dieser Pille,
zeigt antiandrogene Eigenschaften. Dadurch besitzt es
eine positive Wirkung auf das
Entzündungsgeschehen bei
Akne. Gleichzeitig hat dieses
Hormon aber auch normale
verhütende Wirkungen.
Das Estrogen in Ihrer Pille
verstärkt die positive Wirkung
des Gestagens auf die Akne. Es
bindet männliche Androgene,
die durch das Blut im Körper
verteilt werden. Derart
gebundene Androgene können
ihre Wirkung an den Talgdrüsen
nicht mehr entfalten, weshalb
die Talgproduktion sinkt.
98
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
4.7.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 4.12 Antiandrogen wirksame Hormonpräparate mit der Indikation Akne
Handelspräparat
Wirkstoffdosierung pro
Tbl.
Indikation
Attemptaratiopharm®
Ethinylestradiol 35 µg
Cyproteronacetat 2 mg
Ausgeprägte Akneformen, wenn diese
mit Entzündungen und Knotenbildung
einhergehen oder die Gefahr einer
Narbenbildung besteht und somit
eine lokale Behandlung alleine keinen
Erfolg verspricht
Clevia®
Androgenabhängige Krankheitsbilder
bei Frauen, wie z. B. Akne: ausgeprägte Formen und solche, die mit
Seborrhoe bzw. Entzündungen und
Knotenbildung einhergehen
Cyproderm®
Androgenisierungserscheinungen bei
der Frau, die eine Hormonbehandlung
erfordern: ausgeprägt Formen der
Akne mit Entzündungen und Knotenbildung oder wenn die Gefahr einer
Narbenbildung besteht
Diane®35
Morea®
sanol
NeoEunomin®
Zur Behandlung von Frauen mit
schwerer Akne – mit oder ohne Seborrhoe – , die auf eine Dauertherapie
mit oralen Antibiotika nicht anspricht
2-Stufenpräparat:
zunächst 11 Tbl. mit
Ethinylestradiol 50 µg +
Chlormadinonacetat
1 mg
Zur Behandlung der Akne
Im Anschluss 11 Tbl. mit
Ethinylestradiol 50 µg +
Chlormadinon 2 mg
Pramino®
3-Stufenpräparat:
Ethinylestradiol 35 µg
Norgestimat
180/215/250 µg
In den USA: Zulassung für die Behandlung der Akne,
in Deutschland: nur zur hormonellen
Kontrazeption
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
□ Tab. 4.12 Antiandrogen wirksame Hormonpräparate mit der Indikation Akne
Tab. 4.12 Antiandrogen wirksame Hormonpräparate mit der Indikation Akne
(Fortsetzung)
□
Handelspräparat
Wirkstoffdosierung pro
Tbl.
Indikation
Valette®
Ethinylestradiol 30 µg
Dienogest 2 mg
Zur Behandlung von Frauen mit mittelschwerer Akne, die keine Gegenanzeigen für einer Therapie mit oralen
Kontrazeptiva aufweisen und bei
denen eine lokale Therapie nicht
angeschlagen hat
Yaz®
Ethinylestradiol 20 µg
Drospirenon 3 mg
In den USA: Zulassung für die Behandlung der Akne,
in Deutschland: nur zur hormonellen
Kontrazeption
Seit einigen Monaten gibt es eine ganze Reihe von Generika für Valette® (30 µg
Ethinylestradiol, 3 mg Dienogest). Zu nennen sind z. B. Bonadea®, Maxim®,
Vatrice®, Velafee®. All diese Generika haben die gleiche Wirkstoffzusammensetzung wie Valette®, besitzen jedoch keine Zulassung für die Indikation
Akne.
In Frankreich wurde Diane®35 Anfang des Jahres 2013 vom Markt genommen, da in Zusammenhang mit der Einnahme des Präparates vier Todesfälle
dokumentiert worden waren. Die französische Arzneimittelaufsicht (ANSM)
hat daher beschlossen, für das Arzneimittel, das in Frankreich vielfach als
„normale“ Verhütungspille eingenommen worden ist, die Zulassung ruhen zu
lassen. Das BfArM hat daraufhin den Ausschuss für Risikobewertung im
Bereich der EMA damit beauftragt, ein Risikobewertungsverfahren zu
Diane®35 und den entsprechenden Generika einzuleiten. Der Ausschuss kam
im Mai 2013 zu einer positiven Nutzen-Risiko-Bewertung für Diane®35, immer
unter der Voraussetzung, dass das Arzneimittel seiner Indikation entsprechend
eingesetzt wird. Die Indikation für Diane®35 beinhaltet die Behandlung von
Frauen im gebärfähigen Alter, die unter Akne mit erhöhter Androgenempfindlichkeit und/oder Hirsutismus leiden. Eine Therapie mit Diane®35 oder einem
Generikum sollte außerdem immer nur dann eingeleitet werden, wenn alternative Therapieoptionen (lokale Behandlungsversuche, orale Antibiose) erfolglos
waren. Unter diesen Voraussetzungen überwiegt der Nutzen einer Therapie mit
Diane®35 gegenüber den Risiken, so dass keine Veranlassung dafür besteht, das
Medikament vom Markt zu nehmen.
99
100
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Merke
Diese Pille besitzt neben der
empfängnisverhütenden
Wirkung auch eine sehr positive
Wirkung auf Ihre Haut. Diese
Wirkstoffkombination ist sehr
bewährt bei Akne, auch wenn
dies nicht ausdrücklich in der
Packungsbeilage steht.
In Deutschland besitzen nur wenige antiandrogenhaltige Hormonpräparate eine explizite Zulassung für die Indikation Akne bei Frauen. Der überwiegende Anteil der verfügbaren Fertigarzneimittel hat nur die Zulassung
als hormonales Kontrazeptivum.
Allerdings werden viele Präparate mit antiandrogen wirksamen Gestagenen „off-label“ als Kontrazeptivum mit „Zusatznutzen“ bei Frauen mit
Akne oder unreiner Haut eingesetzt.
Einen Überblick über hormonale Kontrazeptiva mit antiandrogener Wirkung
gibt □ Tab. 4.13.
□ Tab. 4.13 „Off-label“-Präparate: hormonelle Kontrazeptiva mit antiandrogen wirksamen Gestagenen ohne Zulassung zur Behandlung der Akne
Handelspräparat
Wirkstoffdosierung pro Tbl.
Indikation
Belara®,
Bellissima®,
Bonita®,
Chariva®
Enriqa®,
Pink Luna® u. a.
Ethinylestradiol 30 µg
Chlormadinonacetat 2 mg
Hormonelle Kontrazeption,
„off-label“ bei Akne
Desmin® 20,
Lovelle®
Ethinylestradiol 20 µg
Desogestrel 150 µg
Desmin®30,
Marvelon®
Ethinylestradiol 30 µg
Desogestrel 150 µg
Maxim®,
Vactrice®,
Velafee® u. a.
Ethinylestradiol 30 µg
Dienogest 3 mg
Aida®,
Yasminelle®,
Yaz®
Ethinylestradiol 20 µg
Drospirenon 3 mg
Petibelle®,
Yasmin®
Ethinylestradiol 30 µg
Drospirenon 3 mg
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
101
Merke
----
4.7.3
Gestagene mit antiandrogener Wirkung unterscheiden sich hinsichtlich
ihrer antiandrogenen Wirkstärke.
Die stärkste antiandrogene Wirkung besitzt Cyproteronacetat, gefolgt
von Chlormadinonacetat. Beide Wirkstoffe besitzen daher eine Zulassung für die Behandlung mittelschwerer bis schwerer Akne der Frau.
Die übrigen Gestagene (Dienogest, Desogestrel, Drospirenon) zeigen
eine deutlich schwächere antiandrogene Wirkung und führen daher nur
in leichteren Aknefällen zu Behandlungserfolgen.
Dosierung und Einnahmehinweise
Hormonale Kontrazeptiva haben in ihrer 50-jährigen Geschichte seit Markteinführung eine Reihe von Entwicklungsschritten durchlebt. In erster Linie zu
nennen ist die deutliche Reduzierung der Hormondosis bei Aufrechterhaltung
einer sicheren Empfängnisverhütung. Frühe „Pillen“ enthielten Ethinylestradiol in Dosierungen von 50 µg pro Tablette, wodurch das Risiko für schwere
Nebenwirkungen deutlich höher war als heute.
In heutiger Zeit enthalten hormonelle Kontrazeptiva nur noch 20–35 µg
Ethinylestradiol pro Tag. Des Weiteren wurden in den vergangenen Jahren
viele neue Gestagene mit verändertem Wirkprofil entwickelt. Gerade im Hinblick auf die Behandlung der Akne wurden Gestagene mit antiandrogener
Wirkkomponente erfolgreich in die Therapie eingeführt. Zu nennen sind hier
einmal mehr Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Desogestrel, Drospirenon und Dienogest (□ Tab. 4.14).
Regeln für den Beginn der Einnahme eines antiandrogenhaltigen Kontrazeptivums zur Therapie der Akne:
-- Bisher keine Einnahme eines hormonalen Kontrazeptivums:
-- Start der regelmäßigen Einnahme am 1. Zyklustag
-- Wechsel von einem anderen kombinierten hormonalen Kontrazeptivum
(Ethinylestradiol + Gestagen), vom Vaginalring (Nuva® Ring) oder von
einem transdermalen Pflaster (Evra®):
-- Start ohne Abwarten der Pillenpause des vorangegangenen Kontrazeptivums bzw.
-- Start am Tag der Entfernung des Vaginalrings bzw. des Hormonpflasters
-- Wechsel von einem Gestagenmonopräparat (z. B. Microlut®, 28 mini®)
-- Bei bisheriger Einnahme der „Minipille“ kann die Umstellung an jedem
beliebigen Tag erfolgen, anstelle der Minipille wird nun das antiandrogenhaltige Kontrazeptivum eingenommen.
-- Bei Umstellung von einem gestagenfreisetzenden Intrauterinpessar
(IUP) oder einem gestagenfreisetzenden Implantat (Implanon NXT®)
Die Pille enthält heute im
Vergleich zur Zeit ihrer
Markteinführung nur noch
geringe Hormondosen. Aus
diesem Grund ist die Verträglichkeit der Präparate
inzwischen sehr gut, wenn
beachtet wird, welche Grunderkrankungen den Einsatz der
Pille von vorne herein
ausschließen.
Da Sie bisher noch kein
hormonales Verhütungsmittel
eingenommen haben, beginnen
Sie bitte mit der Einnahme der
Tabletten am ersten Tag Ihrer
Monatsblutung. Nehmen Sie ab
diesem Tag jeden Tag eine
Tablette ein, bis der Tablettenblister leer ist. Wenn möglich,
sollten Sie die Pille immer zur
gleichen Tageszeit einnehmen.
102
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
□ Tab. 4.14 Dosierungen und Einnahmehinweise für antiandrogenwirksame Hormonpräparate zur Therapie der Akne
Falls Sie einmal eine
Tablette im laufenden Zyklus
vergessen, hat dies auf die
Therapie der Akne keinen
negativen Effekt. Sie müssen
aber daran denken, dass der
Empfängnisschutz durch die
vergessene Pille beeinträchtigt
sein kann. Bitte halten Sie ggf.
Rücksprache mit Ihrem Arzt oder
mit uns. Je nachdem, in
welchem Abschnitt Ihres Zyklus
Sie sich befinden, müssen
unterschiedliche Maßnahmen
eingeleitet werden.
Wirkstoff
Dosierung/Tbl.
Einnahmehinweis
Ethinylestradiol
+
20–35 µg
Chlormadinonacetat
oder
2 mg
Cyproteronacetat
oder
2 mg
Desogestrel
oder
0,15 mg
Dienogest
oder
2 mg
Orale Einnahme von 1 x 1 Tbl. für
21 Tage, in der Regel beginnend am
1. Zyklustag (= 1. Tag der Menstruation),
die Einnahme zusammen mit etwas
Flüssigkeit sollte immer zur gleichen
Tageszeit erfolgen,
nach 21 Tagen schließt sich eine
7-tägige Einnahmepause an, während dieser „Pillenpause“ kommt es
nach 2–3 Tagen meist zu einer
Abbruchblutung
Drospirenon
3 mg
muss am Tag der Entfernung dieses Präparates mit der Einnahme des
antiandrogenhaltigen Kontrazeptivums begonnen werden.
-- Die Umstellung von einem Injektionspräparat(z. B. Depo-Clinovir®)
kann erst erfolgen, wenn das Gestagendepot im Organismus abgebaut ist
und die nächste Injektion notwendig wäre.
-- Nach Umstellung aller genannter Gestagenpräparate auf ein antiandrogen wirksames Kombinationspräparat ist ein sicherer Empfängnisschutz
erst nach einer Einnahmedauer von 7 Tage aufgebaut; für diese Dauer
müssen gegebenenfalls zusätzliche Methoden zur Empfängnisverhütung
angewendet werden (z. B. Kondom, Pessar).
Wird die Einnahme einer Hormontablette vergessen, so hat das für die Therapie der Akne keine weitreichenden Folgen; für den Behandlungserfolg ist eine
mehrmonatige Therapie notwendig;
Der Empfängnisschutz kann bei vergessener Tabletteneinnahme jedoch
verloren gehen, dies muss der Patientin bewusst gemacht werden.
Regeln für das Vorgehen bei vergessener Tabletteneinnahme:
-- Wenn innerhalb von 12 Stunden nach dem normalen Zeitpunkt der Tabletteneinnahme bemerkt wird, dass die Einnahme der Pille vergessen wurde,
kann das Arzneimittel umgehend eingenommen werden, ohne dass die
Wirkung verloren geht; die nächste Pille wird dann wieder zur gewohnten
Zeit eingenommen.
-- Wenn die vergessene Tabletteneinnahme erst später als 12 Stunden nach
dem Zeitpunkt der normalen Einnahme bemerkt wird, ist der Empfängnisschutz nicht mehr sicher gewährleistet.
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
103
Folgende Maßnahmen sollten ergriffen werden, wenn eine Pille des laufenden
Behandlungszyklus vergessen wurde:
-- Vergessene Einnahme einer Pille in Woche 1:
-- Umgehende Einnahme der vergessenen Tablette, auch wenn dadurch
evtl. zwei Pillen auf einmal eingenommen werden müssen.
-- Weitere Einnahme der Tabletten zur gewohnten Tageszeit.
-- Für die ersten 7 Tage nach der vergessenen Einnahme sollten zusätzliche
Methoden zur Verhütung angewendet werden (z. B. Kondom).
-- Sofern in den vergangenen 7 Tagen vor dem Vergessen der Einnahme
Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, muss die Möglichkeit einer
Schwangerschaft in Betracht gezogen werden →Schwangerschaftstest.
-- Vergessene Einnahme einer Pille in Woche 2:
-- Umgehende Einnahme der vergessenen Tablette, auch wenn dadurch
evtl. zwei Pillen auf einmal eingenommen werden müssen.
-- Weitere Einnahme der Tabletten zur gewohnten Tageszeit.
-- Sofern nur eine einzige Tablette im laufenden Behandlungszyklus vergessen wurde, besteht anschließend ausreichend hoher Empfängnisschutz,
es müssen keine weiteren Methoden zur Verhütung angewendet werden.
-- Vergessene Einnahme einer Pille in Woche 3:
-- Aufgrund der bevorstehenden 7-tägigen Pillenpause ist ein sicherer
Empfängnisschutz nicht mehr gewährleistet.
-- Eine Anpassung des Dosierschemas ist notwendig.
-- Entweder: Abbruch der Einnahme des aktuellen Therapiezyklus, d. h.
sofortiges Starten der 7-tägigen Pillenpause, danach Fortsetzung der
Behandlung mit einem neuen Blister für 21 Behandlungstage.
-- Oder: umgehende Einnahme der vergessenen Tablette, auch wenn
dadurch evtl. zwei Pillen auf einmal eingenommen werden müssen, weitere Einnahme der Tabletten zur gewohnten Tageszeit, Start mit der
nächsten Blisterpackung für 21 Behandlungstage ohne Pillenpause.
Die oben aufgeführten Regeln sind genauso zu befolgen, falls die Anwenderin
innerhalb von vier Stunden nach Einnahme der Pille an Erbrechen oder starkem Durchfall erkrankt. Unter diesen Umständen ist die Resorption der Wirkstoffe nicht sichergestellt, der Empfängnisschutz kann – wie bei einer vergessenen Einnahme der Pille – nicht sicher gewährleistet werden.
Falls es nach vergessener Einnahme einer Pille und Fortsetzung der Therapie gemäß der oben aufgelisteten Vorgehensweise nach korrekter Einnahme
eines neuen Pillenblisters zu keiner Abbruchblutung während der Pillenpause
kommt, kann eine Schwangerschaft vorliegen → Frauenarzt.
Falls Sie innerhalb von
4 Stunden nach Einnahme der
Pille an Durchfall oder Erbrechen
erkranken, ist die Sicherheit der
Pille gefährdet. Halten Sie in
diesem Fall unbedingt
Rücksprache mit Ihrem Arzt oder
uns, damit die richtigen
Maßnahmen ergriffen werden
können, um den Empfängnisschutz wieder herzustellen.
104
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Merke
Der positive Effekt dieser
Pille wird nach regelmäßiger
Anwendung über einige Monate
an Ihrer Haut sichtbar.
Eine Verbesserung des Hautbilds stellt sich in der Regel nach einer konsequenten Therapie über einige Monate ein. Sofern kein Kinderwunsch seitens der Patientin vorliegt und keine Risiken für eine Langzeitbehandlung
auftreten, kann die Behandlung über Monate fortgesetzt werden.
4.7.4
Die Behandlung mit
hormonalen Kontrazeptiva kann
Stimmungsschwankungen bis
hin zu Depressionen auslösen.
Falls Sie derartige Veränderungen Ihrer Gemütslage an sich
beobachten, sprechen Sie bitte
unbedingt mit Ihrem Arzt.
Hormonale Kontrazeptiva
können sich negativ auf das
Gefäßsystem unseres Körpers
auswirken. Sie können den
Blutdruck erhöhen und
Thrombosen auslösen. Im
schlimmsten Fall kommt es
dadurch zu einem Herzinfarkt
oder Schlaganfall. Diese
Nebenwirkungen treten sehr
selten auf, sind aber natürlich
schwerwiegend. Wenn Sie
plötzliche Schmerzen verspüren,
z. B. im Bein, sollten Sie
umgehend einen Arzt aufsuchen. Dies kann ein Hinweis
auf eine Thrombose sein.
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Häufig berichten Anwenderinnen von Stimmungsschwankungen während
der Behandlung mit oralen Kontrazeptiva. Diese Stimmungsschwankungen
können sich gelegentlich zu echten Depressionen oder schweren Schlafstörungen auswachsen. In diesen Fällen sollte ein Therapieabbruch erwogen werden.
Recht oft leiden die Patientinnen unter Brustschmerzen oder Druckempfindlichkeit der Brust. Außerdem verändert sich häufig die Stärke bzw. Regelmäßigkeit der Menstruation (Dysmenorrhoe, Amenorrhö oder Zyklusstörungen). Auch kommt es während der Behandlung oft zu leichter Gewichtszunahme, meist verursacht durch leichte Wassereinlagerungen im Fettgewebe.
Mitunter berichten die behandelten Frauen aber auch über einen gesteigerten
Appetit, der dann zur Gewichtszunahme führen kann.
Problematisch sind jedoch vor allem die unerwünschten Auswirkungen der
oralen Kontrazeptiva auf das Gefäßsystem. Bei Frauen unter Therapie mit oralen Kontrazeptiva beobachtet man im Vergleich zu Frauen, die keine „Pille“
einnehmen, verstärkt thromboembolische Ereignissen (arterielle oder venöse
Thrombosen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie). Zusätzlich kann sich
Bluthochdruck als Nebenwirkung entwickeln. Insgesamt treten derartige
Nebenwirkungen zwar vergleichsweise selten auf (Wahrscheinlichkeit ≤ 1‰),
allerdings sind die Folgen für die Patientin, die eine solche Nebenwirkung
erleidet, natürlich äußerst dramatisch.
Wechselwirkungen
Induktion von Cytochrom-P450-Enzymen in der Leber
Verschiedene Arzneistoffe können durch Enzyminduktion die hepatische
Metabolisierung und Ausscheidung der Sexualhormone beschleunigen: durch
die erhöhte Anzahl von neu gebildeten stoffwechselaktiven Enzymen in der
Leber werden die Sexualhormone wesentlich schneller abgebaut und ausgeschieden. Dadurch wird die Wirksamkeit bzw. die Sicherheit des Kontrazeptivums herabgesetzt. Wichtige Arzneistoffe, die diesen Effekt verursachen, sind:
-- Antiepileptika, z. B. Phenytoin, Carbamazepin, Oxcarbazepin und Topiramat,
-- das Tuberkulosemittel Rifampicin,
-- Arzneistoffe zur Behandlung einer HIV-Infektion: Ritonavir, Nevirapin,
-- Johanniskraut.
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
Das umgehende Absetzen dieser Arzneistoffe führt zu keiner sofortigen Wiederherstellung der Wirkung des oralen Kontrazeptivums. Die Normalisierung
der Anzahl der metabolisierenden Enzyme beansprucht mehrere Wochen Zeit.
Frühestens vier Wochen nach dem Absetzen der enzyminduzierenden Wirkstoffe ist die Halbwertszeit des Kontrazeptivums wieder normalisiert. Während
dieser Wartezeit müssen unbedingt zusätzliche Verhütungsmethoden angewendet werden, da kein ausreichend sicherer Empfängnisschutz gewährleistet
ist.
105
Nehmen Sie andere
Medikamente ein außer der
Pille, z. B. gegen Epilepsie? Ich
frage das, weil manche Arzneistoffe die Sicherheit der Pille
beeinträchtigen können. Unter
Umständen müssen dann
zusätzliche Verhütungsmethoden angewendet werden.
Merke
---
Die gleichzeitige Behandlung mit Antiepileptika, Tuberkulosemittel,
HIV-Medikamenten und Johanniskraut beschleunigt durch Enzyminduktion den Abbau hormonaler Kontrazeptiva → eingeschränkte Wirkung
der „Pille“.
Lösung: zusätzliche Anwendung einer Barrieremethode zur Empfängnisverhütung während der Behandlung und im Anschluss daran für
weitere 7 Tage (Rifampicin: 28 Tage).
Wechselwirkungen mit Antibiotika
Die gleichzeitige Therapie mit Antibiotika kann die Wirkung des Kontrazeptivums herabsetzen. Der genaue Wirkmechanismus ist unklar. Betroffen von
dieser Wechselwirkung sind die folgenden Antibiotika: Penicilline, Tetracycline, Cephalosporine und Chloramphenicol. → zusätzliche Anwendung einer
Barrieremethode zur Empfängnisverhütung während der Antibiotikabehandlung und im Anschluss daran für weitere 7 Tage.
Wechselwirkungen mit Insulin und oralen Antidiabetika
Bei Diabetikerinnen kann sich unter der Behandlung mit einem oralen Kontrazeptivum die Glucosetoleranz verändern. Aus diesem Grund muss der Blutzuckerspiegel von Diabetikerinnen besonders engmaschig kontrolliert werden. → evtl. Anpassung der Dosierung des oralen Antidiabetikums bzw. des
Insulins.
Kontraindikationen
Orale Kontrazeptiva mit antiandrogen wirksamem Gestagen sind selbstverständlich in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert!
Estrogenhaltige Kontrazeptiva sind grundsätzlich kontraindiziert bei Patientinnen mit estrogenabhängig wachsenden Tumoren (Mammakarzinom.
Ovarialkarzinom) in der Vorgeschichte. Das Risiko für die Entwicklung eines
Rezidivs ist unkalkulierbar.
Manche Antibiotika beeinträchtigen die Wirksamkeit der
Pille. Bitte halten Sie deshalb
Rücksprache mit uns oder Ihrem
Arzt, falls Sie wegen einer Infektion ein Antibiotikum einnehmen müssen. Dann können wir
Sie entsprechend beraten.
Die Pille kann Ihren Blutzuckerspiegel beeinflussen, das
müssen Sie als Diabetikerin
ernst nehmen. Bitte kontrollieren Sie Ihren Blutzuckerspiegel besonders sorgfältig,
solange Sie die Pille
einnehmen.
106
Hatten Sie bisher schon
einmal eine Thrombose? Ich
frage das nur, weil dieses
Hormonpräparat mit einem
erhöhten Risiko für die
Entstehung einer Thrombose
einhergeht. Deshalb sollten Sie
es nicht anwenden, wenn Sie
eine gewisse Veranlagung für
Thrombosen mitbringen.
Thromboembolische
Ereignisse gehen mit vielfältigen
Warnsignalen einher. Dazu
zählen plötzliche Schmerzen in
der Brust oder in einem Bein,
plötzlich auftretende schwere
Kopfschmerzen oder Schmerzen
im Oberbauch. Alle diese
Symptome sollten Anlass dazu
geben, umgehend ärztliche
Hilfe zu holen! Abzuwarten ist
in diesem Fällen fahrlässig.
Sie sollten die Pille nicht
einnehmen, wenn Sie mehr als
15 Zigaretten pro Tag rauchen.
Die Inhaltsstoffe aus dem
Zigarettenrauch führen in
Kombination mit den Hormonen
zu einem massiven Anstieg
schwerer Nebenwirkungen wie
Herzinfarkt und Schlaganfall. Sie
spielen wirklich mit Ihrer
Gesundheit, wenn Sie trotz
Rauchen die Pille einnehmen.
4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Vorausgegangene oder bestehende Thrombosen oder Thromboembolien
in den Venen oder Arterien stellen ebenfalls eine absolute Kontraindikation für
die Behandlung mit kombinierten oralen Kontrazeptiva dar. Die Einnahme
von Estrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten geht mit einem erhöhten
Risiko für das Auftreten von thromboembolischen Ereignissen im venösen und
arteriellen Gefäßsystem einher. Beobachtet wurden im Vergleich zu unbehandelten Patientinnen signifikant mehr schwere thromboembolische Ereignisse,
z. B. Thrombosen der tiefen Venen, Lungenembolien, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Bei Anzeichen, die auf ein thromboembolisches Ereignis hinweisen,
muss das Hormonpräparat umgehend abgesetzt werden und ein Arzt aufgesucht werden.
Warnsignale für ein thromboembolisches Ereignis stellen sich sehr vielfältig
dar:
-- einseitige Schmerzen oder Schwellungen in einem Bein,
-- plötzlicher Brustschmerz,
-- plötzlich auftretende Kurzatmigkeit,
-- plötzliche schwere Kopfschmerzen,
-- neurologische Ausfallerscheinungen in Form von Sehstörungen (partieller
Visusverlust, Doppelbilder), Sprachstörungen, Gefühlsstörungen oder Störungen der Motorik,
-- Schwindel, evtl. bis hin zum Kreislaufzusammenbruch,
-- akute Schmerzen im Oberbauch.
Für starke Raucherinnen (> 15 Zigaretten/Tag), die älter als 35 Jahre sind, ist
die Anwendung eines oralen Kontrazeptivums absolut kontraindiziert! Die
Inhaltsstoffe aus dem Zigarettenrauch führen in Kombination mit den verabreichten Hormonen zu einer dramatisch erhöhten Zunahme des Risikos für
arterielle Thromboembolien: das Mortalitätsrisiko in dieser Patientinnengruppe wächst um 114 %.
Das Risiko für das Auftreten von thromboembolischen Vorfällen steigt insgesamt mit dem Alter der Patientin, bei positiver Familienanamnese für derartige Erkrankungen, beim Vorliegen von Adipositas, Fettstoffwechselstörungen,
Diabetes und Bluthochdruck. Falls die Patientin von einer derartigen Erkrankung betroffen ist und trotzdem eine Therapie mit antiandrogen wirksamen
hormonellen Kontrazeptiva begonnen wird, muss die Grunderkrankung bestmöglich mit Medikamenten eingestellt werden.
Weitere Kontraindikationen für die Behandlung mit oralen Kontrazeptiva
liegen vor bei
-- akuten oder chronischen Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis, Lebertumore),
-- Störungen der Gallensekretion oder des Gallenabflusses,
-- schwer einstellbarem Bluthochdruck (RR > 160/100),
-- schweren Fettstoffwechselstörungen, besonders in Kombination mit weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
-- schweren Depressionen,
Akne
4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten
-- schwerem Diabetes mellitus mit Mikroangiopathien,
-- Migräne, die mit Aura-Symptomen einhergeht (Empfindungs-, Wahrnehmungs-, Bewegungsstörungen),
-- Adipositas mit einem BMI > 35.
Aus Fall-Kontroll-Studien weiß man, dass starkes Übergewicht die Sicherheit
von hormonalen Kontrazeptiva signifikant verringert. Man geht davon aus,
dass bei diesen adipösen Patientinnen die Sexualhormone verstärkt im Körperfett abgelagert werden und auf diese Weise dem Blutkreislauf entzogen werden.
Außerdem scheint es bei übergewichtigen Frauen durch eine erhöhte Aktivität
der Leberenzyme zu einem beschleunigten Metabolismus sowie einer rascheren Ausscheidung der Sexualhormone zu kommen. Das Risiko für Frauen,
trotz regelmäßiger Einnahme der Pille schwanger zu werden, steigt für Frauen
mit einem BMI > 32 im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen um 70 %.
107
108
Kapitel 5
5
Ihre Haut ist typisch für
einen Aknepatienten, man
bezeichnet dies als
fett-feuchten Hautzustand. Die
Haut zeigt einen leichten
Fettglanz, weil die Talgdrüsen
sehr viel Talg produzieren und
an die Hautoberfläche abgeben.
Dies führt auch zu den
erweiterten Poren und
Mitessern, die man an Ihrer
Haut erkennen kann. Ihre Haut
ist sehr gut mit Feuchtigkeit
versorgt. Spannungsgefühle,
wie sie bei trockener Haut
auftreten, sind Ihnen sicherlich
völlig fremd.
Es gibt hervorragende
Pflegeprodukte für Ihren
Hauttyp. Diese Produkte helfen
dabei, die Talgproduktion zu
vermindern, dadurch
verschwindet der Fettglanz.
Zudem wirken sie hautklärend,
die Mitesser werden gelöst.
Durch desinfizierende Zusätze
wird zusätzlich die Anzahl von
Aknebakterien auf der Haut
reduziert, so dass weniger neue
Pickel entstehen.
Hautpflege bei Akne
Aknehaut erfordert eine besondere Hautpflege, und zwar sowohl im akuten
Zustand als auch während einer medikamentösen Therapie bzw. zur Erhaltung
des Therapieerfolgs nach Behandlungsabschluss. Im Apothekensortiment
haben wir eine große Auswahl an dermokosmetischen Produkten, die für die
Therapiebegleitung bestens geeignet sind und dabei helfen können, den Therapieerfolg langfristig zu stabilisieren. Alle großen Hersteller von Apothekenkosmetik haben geeignete Produkte in ihrem Sortiment – machen Sie sich mit den
jeweiligen Produkten in Ihrer Apotheke vertraut. Ihre Aknepatienten werden
es Ihnen danken.
5.1
Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom
aktuellen Hautzustand
Kosmetische Reinigungsprodukte und Pflegeprodukte sollten grundsätzlich
immer angepasst an den aktuellen Hautzustand ausgewählt werden.
Die erkrankte Haut von Aknepatienten befindet sich in der Regel in einem
fett-feuchten Zustand: die Talgdrüsen produzieren überdurchschnittlich viel
Sebum, zusammen mit dem Schweiß aus den Schweißdrüsen bildet sich ein
dicker Hydrolipidfilm auf der Haut. Die Haut ist dadurch gut durchfeuchtet,
besitzt gleichzeitig aber einen ausgeprägten Fettglanz. In der Regel sind die
Poren der Haut vergrößert und es bilden sich verstärkt Mitesser, aus denen sich
im weiteren Verlauf Akne-Effloreszenzen bilden können. Insgesamt ist die
Haut gegenüber Umwelteinflüssen widerstandsfähig und unempfindlich. Ziel
der Pflege einer fett-feuchten Haut muss es sein, die überschüssige Talgproduktion zu vermindern, die Vermehrung von akneassoziierten Mikroorganismen
zu hemmen und gegebenenfalls durch keratolytische Zusätze Hornschüppchen
zu lösen und Komedonen zu entfernen.
Der fett-feuchte Hautzustand ist in der Pubertät weit verbreitet, etwa ein
Viertel aller Teenager zeigt dieses Hautbild. Mit steigendem Lebensalter normalisiert sich die übersteigerte Talgproduktion, die meisten früheren Aknepatienten entwickeln eine typische Mischhaut. Bei diesem Hauttyp sind nur noch
die „T-Zone“ (Stirn und Nase) und evtl. das Kinn von mäßig fett-feuchter Haut
betroffen. In diesen Hautbereichen können sich daher immer wieder Hautun-
Akne
5.1 Auswahl der Pflegeprodukte
reinheiten mit einzelnen Pusteln und Papeln bilden. Die Haut an den Wangen
ist dagegen meist trocken-fettarmen und benötigt andere Pflege.
Unter der Therapie mit Aknemedikamenten kann sich der typischerweise
fett-feuchte Hautzustand eines Aknepatienten massiv verändern. Viele der eingesetzten Therapeutika vermindern die Talgproduktion, um den am Aknegeschehen beteiligten Bakterien den Nährboden zu entziehen. Die verminderte
Talgproduktion zieht jedoch gleichzeitig eine verstärktes Trockenheitsgefühl
auf der Haut nach sich: die Haut spannt, wird schuppig oder gar rissig, evtl.
gerötet und meist sehr empfindlich gegenüber Reinigungs- und Pflegeprodukten. Dies muss bei der Auswahl an dermokosmetischen Produkten berücksichtigt werden. Viele Hersteller von Apothekenkosmetik haben geeignete Produkte im Sortiment, die für die Pflege von Aknehaut, die unter dermatologischer Behandlung mit Isotretinoin u. a. sehr empfindlich und trocken wird,
geeignet sind (□ Tab. 5.1).
109
Den fett-feuchten
Hautzustand findet man
besonders häufig bei Jugendlichen mit Problemhaut. Im
Erwachsenenalter wandelt sich
diese Haut in der Regel in eine
typische Mischhaut um. Bei
einer Mischhaut ist die T-Zone
im Bereich von Stirn und Nase
nach wie vor gut mit Talg
versorgt, im Laufe des Tages
zeigt sich hier häufig Fettglanz.
Im Bereich der Wangen ist die
Haut jedoch meistens trocken.
□ Tab. 5.1 Beispiele für Reinigungs- und Pflegeprodukte für die Haut unter dermatologischer Aknebehandlung (Fortsetzung)
Handelspräparat
Wirkungen
Anwendungshinweise
Clean-AC Seifenfreie
Reinigungscreme
(Avène)
Gleicht irritierende und
austrocknende Effekte der
Aknebehandlung aus,
hydratisiert die Haut und
stellt ein angenehmes
Hautgefühl her,
stellt die natürliche Hautbarriere wieder her,
enthält milde, nicht schäumende Tenside
Morgens und abends
auf das feuchte Gesicht
und/oder den Körper
auftragen, kurz einwirken lassen und gründlich abspülen
Clean-AC Beruhigende
Feuchtigkeitscreme
bei dermatologischer
Aknebehandlung
(Avène)
Gleicht die austrocknenden
Effekte der Aknetherapie
aus ohne zu fetten,
beruhigt Hautreizungen
und Rötungen,
stellt die Hautbarriere wieder her und spendet Feuchtigkeit
Nach der Reinigung auf
das Gesicht auftragen,
ideal als Make-upGrundlage
Unter der Therapie mit
Aknemedikamenten kann sich
der Hautzustand des Patienten
deutlich verändern. Viele
Aknemedikamente trocknen die
Haut aus und machen die Haut
insgesamt sehr empfindlich.
Deshalb ist es sehr wichtig, in
dieser Zeit angemessene Pflege
zu verwenden. Ich berate Sie
gerne bei der Auswahl.
110
5 Hautpflege bei Akne
□ Tab. 5.1 Beispiele für Reinigungs- und Pflegeprodukte für die Haut unter dermatologischer Aknebehandlung (Fortsetzung)
Handelspräparat
Wirkungen
Anwendungshinweise
DermoPurifyer therapiebegleitende
Feuchtigkeitspflege
LSF 30
(Eucerin)
Licochalcone A beruhigt die
Haut und lindert Rötungen,
intensiv feuchtigkeitsspendend,
Regulation der gestörten
Hautbarriere,
mit Lichtschutzfaktor 30,
um die hochempfindliche
Haut vor Sonnenschäden zu
schützen
Morgens nach der Reinigung auf das Gesicht
auftragen
Dermasence Cream
Soft
(P&M Cosmetics)
Leichte, kühlende GelCreme mit Salicylsäure
(antibakteriell) und Panthenol (hautberuhigend),
spannungsmildernd durch
nichtkomedogene natürliche Öle
Morgens nach der Reinigung eine haselnussgroße Menge Gel-Creme
auf dem Gesicht verteilen, ideal als Make-upGrundlage,
angenehm kühlend
nach dermatologischer
Behandlung der Haut
Effaclar H
Reinigender, hautberuhigender Gesichtsschaum
(La Roche-Posay)
Reinigt und beruhigt fettige
Haut, die durch austrocknende Pflege gereizt ist,
Bisabolol lindert Rötungen
und Hautreizungen,
Zink PCA wirkt antibakteriell
und talgregulierend
Vor Gebrauch gut schütteln, Reinigungsschaum
auf dem angefeuchteten
Gesicht verteilen, mit
lauwarmem Wasser
abspülen
Effaclar H
Beruhigende, ausgleichende Feuchtigkeitspflege
(La Roche-Posay)
Beruhigt unreine Haut, die
durch austrocknende Pflege
gereizt ist,
versorgt die Haut intensiv
mit Feuchtigkeit und beruhigt die Haut,
hautberuhigend durch
Bisabolol und Thermalwasser,
versorgt die Haut mit Ceramiden, so dass der Hydrolipidfilm wieder aufgebaut
wird und sich Spannungsgefühle legen
Morgens und abends
auf die gereinigte
Gesichtshaut auftragen
Akne
5.2 Hautreinigung bei Akne
5.2
111
Hautreinigung bei Akne
Eine regelmäßige, konsequente Reinigung der Haut am Morgen und am Abend
ist bei Akne zwingend notwendig. Auf diese Weise wird überschüssiger Talg
von der Haut entfernt und die Vermehrung von Mikroorganismen, die an der
Entstehung der Akne beteiligt sind, behindert.
Ziel der Hautreinigung ist immer die Abtragung von Schmutz und Mikroorgansimen sowie von Drüsensekreten und Zellrückständen, die sich im Laufe
des Tages und der Nacht auf der Haut angesammelt haben. Außerdem soll die
Haut durch die Reinigung von Rückständen aus Kosmetika, Make-up und Dermatika befreit werden.
All diese Substanzen reichern sich je nach ihren Eigenschaften in der hydrophilen bzw. lipophilen Phase des Hydrolipidfilms der Haut auf der Epidermis
an. Reines Wasser kann aus diesem Grund nur hydrophile Partikel von der
Haut abwaschen, während lipophile Stoffe auf der Haut verbleiben. Um auch
lipophile Substanzen rückstandslos von der Hautoberfläche zu entfernen,
benötigt man geeignete Detergenzien. Detergenzien (Seifen und Syndets) sind
amphophil und dadurch in der Lage, sowohl hydrophile als auch lipophile
Ablagerungen von der Haut zu entfernen.
Bei Aknepatienten sollte eine angemessene Hautreinigung zusätzlich überschüssigen Talg entfernen, denn weniger Talg verschlechtert die Lebensbedingungen von akneauslösenden Bakterien. Außerdem kann es sinnvoll sein, dass
das Hautreinigungsmittel antibakterielle Zusätze enthält, um die positive Wirkung auf die entzündete Haut zu verstärken.
Grundsätzlich gilt: Die Reinigung von Aknehaut sollte mit Syndets erfolgen,
die auf den physiologischen pH-Wert der Haut (pH 5,5) eingestellt sind. Durch
den leicht sauren pH-Wert wird das Wachstum von aknefördernden Mikroorganismen gehemmt, außerdem bleibt der Säureschutzmantel der Haut in Takt.
Sinnvollerweise sollten gut hautverträgliche Syndets wie Amidobetaine, Sulfosuccinate und Alkylpolyglykoside eingesetzt werden. Natriumlaurylsulfat, Natriumdodecylbenzolsulfonat und Alkyllaurylsulfat wirken hautreizend und
sollten in kosmetischen Reinigungsprodukten nicht mehr verwendet werden.
Gebräuchlich sind Zubereitungen in Form von Reinigungsgelen, Reinigungsemulsionen oder festen Syndetstücken.
Seifen haben einen pH zwischen 8–12 und zerstören dadurch den empfindlichen Säureschutzmantel der Haut. Durch den fehlenden Schutz steht die Haut
gegenüber der Besiedelung mit Mikroorganismen offen. Außerdem wirken
Seifen komedogen. Beim Aufschäumen mit Wasser entstehen aus den Seifen (=
Alkalisalze höherer Fettsäuren) freie Fettsäuren. Diese freien Fettsäuren wirken
irritierend auf die Haut und führen zur verstärkten Bildung von Komedonen
(▸ Kap. 2.1.2). Das Aknegeschehen wird zusätzlich angeheizt.
Die richtige Reinigung der
Haut ist bei Akne sehr wichtig!
Das Reinigungsmittel sollte die
Haut von allen Ablagerungen
befreien, die sich im Laufe des
Tages auf der Haut angereichert
haben. Zusätzlich sollte die
Reinigung bei Akne aber auch
den überschüssigen Talg
entfernen, um dadurch das
Bakterienwachstum zu
erschweren. Deshalb kann es
sinnvoll sein, dass das
Reinigungsmittel desinfizierende Wirkstoffe enthält. Ich
zeige Ihnen gerne, welche
Produkte für Sie in Frage
kommen.
Für die Reinigung der Haut
bei Akne eignen sich Syndets.
Diese Syndets gibt es als
Seifenstück oder in Form von
Gelen und Emulsionen. Syndets
stärken den Säureschutzmantel
der Haut, wodurch das
Wachstum und die Vermehrung
von Mikroorganismen erschwert
werden. Die Haut ist dann
perfekt für die anschließende
Pflege vorbereitet.
112
5 Hautpflege bei Akne
□ Tab. 5.2 Beispiele für Reinigungsprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung)
Bitte benutzen Sie für die
Reinigung Ihrer Haut keine
Seife! Seifen enthalten Stoffe,
die die Entstehung von
Mitessern fördern. Außerdem
verschieben Sie den pH-Wert
der Haut vom leicht sauren ins
alkalische Milieu. Dadurch wird
der Säureschutzmantel der Haut
zerstört und es können sich
krankmachende Keime
festsetzen. All dies führt zu
einer Verschlimmerung der
Akne.
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Cleanance
Seifenfreies
Reinigungsgel
(Avène)
Seifenfreie
Tenside
Reinigung der Haut
Zinkgluconat
Entzündungshemmend
Glyceryllaurat
Talgregulierend
Morgens und abends
auf das feuchte
Gesicht auftragen,
kurz aufschäumen
und gründlich abspülen
Dermasence
Mousse
(P&M Cosmetics)
Glykol- und
Salicylsäure
Antibakteriell und
keratolytisch
2 x tgl. 2–3 Hub der
Mousse auf dem
angefeuchteten
Gesicht verteilen, einmassieren, einwirken
lassen und anschließend mit klarem Wasser abspülen
DermoPurifyer
Reinigungsgel
(Eucerin)
Seifenfreie
Tenside
Reinigung der Haut
Salicylsäure
Komedolytisch
Morgens und abends
auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen
und aufschäumen,
mit viel klarem Wasser
abspülen
Effaclar
Schäumendes
Reinigungsgel
(La RochePosay)
Seifenfreie
Tenside
Reizarme Reinigung der Haut
Zink PCA
Talgreduzierend
und entzündungshemmend
Thermalwasser
Hautberuhigend
Morgens und abends
auf dem angefeuchteten Gesicht aufschäumen und ca. 1 Min.
einwirken lassen, mit
viel klarem Wasser
abspülen
Die Anwendung von Reinigungsmilch ist bei Akne ebenfalls nicht sinnvoll. Die
Tensidwirkung einer Reinigungsmilch ist relativ schwach, deshalb kann überschüssiges Hautfett nicht von der Haut entfernt werden. Stattdessen wird die
Haut durch rückfettende Substanzen regelrecht „überfettet“. Die Akne kann
sich durch diese unsachgemäße Reinigung verschlimmern (□ Tab. 5.2).
Zusätzlich kann bei Akne comedonica und unreiner Haut die regelmäßige
Anwendung eines Peelings empfohlen werden. Unreine Haut verträgt im
Gegensatz zu normaler oder trockener Haut durchaus ein Hautpeeling 2–3mal pro Woche. Ziel dabei ist die Öffnung der Komedonen, so dass der Talg
Akne
5.2 Hautreinigung bei Akne
113
□ Tab. 5.2 Beispiele für Reinigungsprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung)
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Normaderm
Reinigungsgel
gegen Hautunreinheiten
(Vichy)
Salicylsäure
Antibakteriell
Glykolsäure
und LHA
Keratolytisch und
porenöffnend
Glycyrrhetinsäure
Entzündungshemmend
Auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen
und aufschäumen,
mit viel klarem Wasser
abnehmen
Skin Appeal:
Lipo Sol Schaum
(Widmer)
Alkohol
Desinfizierend
Triclosan
Heilungsfördernd
Panthenol,
Allantoin
Beruhigend
Morgens und abends
auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen,
mit viel klarem Wasser
abspülen
abfließen kann und das Hautbild geklärt wird. Allerdings gelten für die Anwendung eines Peelings die folgenden Grundsätze:
-- Keine mechanischen Peelings bei entzündeter Aknehaut → Papeln und
Pusteln werden verletzt und das infektiöse Material auf der gesamten
Gesichtshaut verteilt.
-- Sinnvoll sind Peelings mit Fruchtsäuren (α-Hydroxysäuren oder AHAs).
Glykolsäure und Milchsäure lockern den Zusammenhalt der Korneozyten,
die Ausführungsgänge der Talgdrüsenfollikel werden offen gehalten, so dass
die Anzahl an Komedonen mit der Zeit sinkt. Außerdem zeigen Fruchtsäuren auch antibakterielle Wirkung. Fruchtsäuren kommen auch in kosmetischen Hautpflegeprodukten zur Anwendung und werden in hohen Konzentrationen als chemisches Peeling beim Hautarzt bzw. bei der Kosmetikerin
eingesetzt (□ Tab. 5.3).
-- Sinnvoll sind Peeling-Masken: nach dem Auftragen des Hydrogels oder der
Peeling-Maske trocknet das Produkt an und kann nach entsprechender Einwirkzeit als Film abgezogen werden bzw. mit reichlich lauwarmen Wasser
abgewaschen werden.
-- Derartige Peeling-Masken haben tiefenreinigende Wirkung, absorbieren
überschüssigen Talg und besitzen oft zusätzlich adstringierende Effekte.
-- Eine 2–3-malige Anwendung pro Woche ist bei Akne und unreiner Haut
durchaus angemessen.
Dieses Peeling ist sehr
bewährt zur Tiefenreinigung der
Haut bei Unreinheiten. Bitte
beachten Sie bei der
Anwendung, dass Sie das
Produkt nicht auf entzündeter
Haut anwenden dürfen. Pickel
werden durch solch ein Peeling
verletzt und geöffnet. Dabei
verteilen sie die Krankheitserreger über das ganze Gesicht
und verschlimmern Ihre Akne,
anstatt Ihr Hautbild zu
verbessern.
114
5 Hautpflege bei Akne
□ Tab. 5.3 Beispiele für Peelings und Reinigungsmasken bei Akne und unreiner Haut
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Brasivil
(GlaxoSmithKline)
Aluminiumoxid
Leichte Schälwirkung durch
Schleifpartikel,
Komedonen sollen geöffnet
werden und der
Talgabfluss
erleichtert werden
–
Cleanance
Peeling
Maske
(Avène)
Fruchtsäuren
und Polyethylenschleifkörper
Schonende
Schälwirkung
Kaolinpuder
Absorption von
überschüssigem
Talg
Glyceryllaurat
Regulation der
Talgproduktion
Auf die gereinigte Haut
auftragen (Augen- und
Mundpartie aussparen)
und 5 Min. einwirken
lassen,
evtl. leicht einmassieren
und anschließend mit
viel lauwarmen Wasser
abspülen,
Anwendung 1–2 x pro
Woche
Salicylsäure,
Glykolsäure
Antibakteriell
und keratolytisch
(chemischer
Peeling-Effekt)
Glycyrrhetinsäure
Entzündungshemmend
Kaolin
Talgabsorbierend
Fruchtsäuren
(Glykol- und
Milchsäure),
Schleifkörper aus
Polyacrylat
Kombinierte Wirkung durch
mechanisches
und chemisches
Peeling
Normaderm
Tri-activ
Reinigung
+ Peeling
+ Maske
(Vichy)
Skin Appeal
Peeling
(Widmer)
Als Maske: auf die gereinigte Haut auftragen,
5 Min. einwirken lassen,
mit viel klarem Wasser
abspülen, evtl. dabei die
Haut peelen
Kurz auf der Haut einwirken lassen, mit viel
lauwarmem Wasser
abspülen, evtl. als
mechanisches Peeling
unter kreisenden Bewegungen in die Haut einmassieren
Akne
5.3 Hautpflege bei Akne
5.3
115
Hautpflege bei Akne
Die Hautpflege sollte mit dem Therapiekonzept des behandelnden Dermatologen abgestimmt sein. Sofern topische Aknemittel vom Arzt verordnet werden,
entfällt eine zusätzliche Pflege mit Hautcremes zur Behandlung von Akne und
unreiner Haut. Die Wirkung der verordneten topischen Arzneimittel kann
durch zusätzliche Pflegeprodukte verändert werden. Anders liegt der Fall bei
einer systemischen Behandlung der Akne. Hier kann die Anwendung geeigneter Pflegeprodukte dem Patienten großen Nutzen bringen. So benötigt die Haut
während einer Behandlung mit oralem Isotretinoin zusätzliche Pflege, um
unangenehme Nebenwirkungen (Austrocknung, Reizung und Rötung der
Haut) der Therapie gering zu halten. Auch während einer oralen Therapie mit
Antibiotika oder antiandrogen wirksamen Kontrazeptiva bieten kosmetische
Pflegeprodukte gute Möglichkeiten zur Therapieergänzung. Hier ist Ihr Fachwissen gefragt!
Durch geeignete Hautpflegeprodukte soll nach der Reinigung der Hydrolipidfilm der Haut wiederhergestellt werden, um die Haut gesund und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen zu erhalten. Diese Pflegeprodukte
sollen ihre befeuchtende und schützende Wirkung über Stunden aufrechterhalten, deshalb stellen sich große Anforderungen an die Galenik.
Vor dem Auftragen des eigentlichen Pflegeproduktes bietet sich bei einer
von Akne betroffenen Haut immer die Tonisierung der Haut mit einem
geeigneten Gesichtswasser an. Solch ein Gesichtswasser wird mit einem Wattepad auf die zuvor gereinigte Gesichtshaut aufgetragen. Je nach Wirkstoffzusammensetzung kann das Gesichtswasser neben der Nachreinigung der Haut
erfrischende, desinfizierende oder durchblutungsfördernde Effekte haben
(□ Tab. 5.4).
Zur Behandlung der Akne haben sich Gesichtswässer mit folgenden Zusätzen bewährt:
-- Alkohol: Aufgrund der desinfizierenden und antiseborrhoischen Wirkung;
Ethanolkonzentrationen von bis zu 30 % können im Einzelfall durchaus
angebracht sein – derartig hohe Alkoholkonzentrationen werden von normaler oder gar trockener Haut nicht toleriert.
-- Keratolytische Substanzen (Salicylsäure, Milchsäure, Zitronensäure, Glykolsäure) zur erleichterten Ablösung der abgestorbenen Hornzellen und
erleichterten Öffnung von Komedonen.
-- Entzündungshemmende Substanzen (Hamamelisextrakt, Kamillenextrakt,
evtl. antibakterielle Zusätze nach ärztlicher Verschreibung, z. B. Akne Spiritus mit Erythromycin nach NRF).
-- Adstringenzien zur schnelleren Abheilung von Akne-Effloreszenzen (Zinksulfat, Hamamelisextrakt).
-- Feuchthaltemittel, z. B. Glycerol: zur Beruhigung gereizter Haut.
Ihr Hautarzt hat Ihnen diese
Creme zur Behandlung der Akne
verordnet. Bitte benutzen Sie
keine zusätzlichen Pflegeprodukte auf der behandelten
Haut, weil man nicht beurteilen
kann, ob dadurch die Wirkung
des Aknemittels eingeschränkt
wird.
Dieses Medikament heilt die
Akne von innen heraus. Wenn
Sie möchten, stelle ich Ihnen
geeignete Pflegeprodukte vor,
mit denen Sie die Heilung von
außen unterstützen können.
116
5 Hautpflege bei Akne
□ Tab. 5.4 Beispiele für Gesichtswässer bei Akne und unreiner Haut
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Cleanance
Gesichtstonic
(Avène)
Glycerollaurat
Talgregulierend
Zinkgluconat
Entzündungshemmend
Alkohol
Desinfizierend
Vor Gebrauch gut
schütteln und mit
einem Wattepad auf
die gereinigte
Gesichtshaut auftragen
Talkum
Mattierend
Effaclar
Porenverfeinernde Lotion
(La RochePosay)
LHA (Lipohydroxysäuren),
Salicylsäure
Komedolytisch und
dadurch porenöffnend
Alkohol
Desinfizierend
Dermasence
Tonic
(P&M Cosmetics)
Hamamelisextrakt
Entzündungshemmend und
adstringierend
Bisabolol und
Allantoin
Hautberuhigend
Panthenol
Hauterneuernd
Milchsäure
Zur pH-Wert-Einstellung auf 4,5
Glycerin
Zur nachhaltigen
Befeuchtung der
Haut
Alkohol + Triclosan
Desinfizierend
Panthenol,
Allantoin
Hautregenerierend,
hautberuhigend
Skin Appeal:
Lipo Sol
Tonique
(Widmer)
Morgens und abends
nach der Reinigung
mit einem Wattepad
auf die erkrankte
Haut auftragen
Morgens und abends
nach der Reinigung
mit einem Wattebausch auf das
Gesicht auftragen
Nach der Reinigung
mit einem Wattepad
auf das Gesicht auftragen
Für die anschließende Pflege der erkrankten Haut gelten folgende Auswahlkriterien:
-- Leichte feuchtigkeitsspendende 0/W-Emulsion sind Pflegeprodukte 1.Wahl,
alternativ können auch Hydrogele eingesetzt werden.
-- Die Pflegeprodukte sollten – genauso wie die Reinigungsprodukte - einen
pH-Wert von 5,5 ausweisen; dieser physiologische pH-Wert der Haut bürgt
Akne
5.3 Hautpflege bei Akne
□ Tab. 5.5 Beispiele für Hautpflegeprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung)
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Cleanance K
Gel Creme
(Avène)
Fruchtsäuren,
Zinkgluconat,
Vitamin B6
Keratolytisch;
entzündungshemmend
Kürbiskernextrakt
Talgreduzierend
Intensivpflege bei Akne
und fettiger Haut, abends
auf das gereinigte Gesicht
auftragen, leichtes Kribbeln der Haut zeigt die
Wirkung der Fruchtsäuren,
tagsüber angepassten Sonnenschutz verwenden
Zinkgluconat
Vitamin B6
Entzündungshemmend
Glyceryllaurat
Talgregulierend
10 % Glykolsäure
Keratolytisch
und komedolytisch, anregend
auf die
Hauterneuerung
4 % Urea
Hydratisierend
Sabalextrakt
Talgreduzierend
durch Hemmung
der 5α-Reduktase
Salicylsäure
Desinfizierend
Panthenol
und Bisabolol
Hautberuhigend
Nichtkomedogene Öle
Spannungslindernd
Cleanance
talgregulierende, mattierende
Emulsion
(Avène)
Dermasence
Body + Face
Lotion
(P&M Cosmetics)
Dermasence
Phytosabal
(P&M Cosmetics)
Mattierende Feuchtigkeitspflege bei Akne und fettiger Haut,
morgens und abends auf
das gereinigte Gesicht auftragen,
ideal als Make-up-Grundlage
Abends nach der Reinigung
je nach Bedarf auf Gesicht,
Brust und Rücken verteilen,
zu Beginn 2 x pro Woche,
bei Verträglichkeit Steigerung der Anwendung auf
bis zu 2 x tgl.,
leichtes Prickeln bedingt
durch den Gehalt an
Fruchtsäuren ist normal
Eine haselnussgroße
Menge der kühlenden GelCreme auf das gereinigte
Gesicht auftragen,
Anwendung: 1–2 x tgl.
117
118
5 Hautpflege bei Akne
□ Tab. 5.5 Beispiele für Hautpflegeprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung)
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Effaclar duo
(La RochePosay)
Niacinamide
Bakteriostatisch
Piroctonolamine
Komedolytisch
und porenöffnend
Morgens und abends nach
der Reinigung auf das
Gesicht auftragen,
ideal als Make-up-Grundlage
LHA und
Linolsäure,
Zink PCA
Talgregulierend,
entzündungshemmend
Thermalwasser
Hautberuhigend
Normaderm
Umfangreiche
Feuchtigkeitspflege
gegen
Hautunreinheiten
(Vichy)
Salicylsäure
Komedolytisch,
porenöffnend
Glykolsäure,
LHA
Antibakteriell,
hautklärend
Skin Appeal:
Skin Care Gel
(Widmer)
Alkohol,
Triclosan
Desinfizierend
Glykolsäure,
Salicylsäure
komedolytisch
Zinksulfat
Antientzündlich
Triclosan
Desinfizierend
Panthenol
Hautregenerierend
Skin Appeal:
Sebo Fluid
(Widmer)
Morgens und abends nach
der Reinigung auf das
Gesicht auftragen;
Morgens und abends nach
der Reinigung auf das
Gesicht auftragen
→ Gel gegen Pickel und
Mitesser für unreine,
fettige und Mischhaut
Morgens und abends nach
der Reinigung auf das
Gesicht auftragen
→ Feuchtigkeitspflege für
unreine, fettige und
Mischhaut
Akne
5.3 Hautpflege bei Akne
119
□ Tab. 5.6 Potenziell komedogene Substanzen
Stoff/Stoffklasse
Beispiele
Fette und Öle
Lanolin, Ölsäure, Squalen, Kokos-, Erdnuss-,
Oliven-, Sesam-, Maiskeimöl, Kakaobutter
Mineralölderivate
Vaseline, Paraffinöl
Feuchthaltemittel und Konservierungsmittel
Propylenglykol, Hexylenglykol
Farbstoffe
Xanthine, Monoazoaniline
Emulgatoren
Cetylalkohol, Butylstearat, Glycerylstearat,
Stearyalkohol
Tenside
Isopropylmyristat, Natriumlaurylsulfat
Schwefel
–
für beste Hautverträglichkeit und hat gleichzeitig antimikrobielle Eigenschaften, da unter diesen pH-Bedingungen das Wachstum von Aknebakterien erschwert ist.
-- Die Produkte sollten antiseptische, adstringierende oder talgreduzierende
Zusätze enthalten, um die Heilung der Haut zu unterstützen.
Zur Pflege von Aknehaut oder seborrhoischer Haut sollten Produkte ausgewählt werden, die frei von potenziell komedogen wirksamen Substanzen sind.
Viele Kosmetika aus dem Massenmarkt enthalten derartige Stoffe, weil sie billig
in der Herstellung sind. Diese Produkte können jedoch bei entsprechender
Veranlagung eine Akne auslösen oder Hautunreinheiten verschlimmern. Komedogene Stoffe verstopfen die Hautporen und behindern dadurch den freien
Abfluss von Talg. Außerdem wirken sie irritierend auf die Haarbalgfollikel und
stimulieren als Folge eine follikuläre Hyperkeratose des Follikelepithels. Damit
ist die Grundvoraussetzung für die Entwicklung einer Akne geschaffen. Für
uns als Fachpersonal ist es daher wichtig, die Substanzen zu kennen, die bei
Akne und Seborrhoe komedogen wirken und aus diesem Grund kontraindiziert sind. Einen Überblick über potenziell komedogen wirksame Stoffe gibt
□ Tab. 5.6.
Womit reinigen und pflegen
Sie denn im Moment Ihre Haut?
Manche Kosmetika enthalten
Stoffe, die von der Haut nicht
vertragen werden und in Folge
Akne auslösen können. In
diesen Fällen kann es
ausreichen, die Pflege
umzustellen.
120
5 Hautpflege bei Akne
Dekorative Kosmetik bei Akne
5.4
Wir haben auch Make-up,
das Sie bei Akne anwenden
können, in der Apotheke
vorrätig. Dann sieht man die
Hautveränderungen nicht so
sehr und die Zeit, bis Ihr
Medikament wirkt, ist nicht so
belastend für Sie. Ich kann
Ihnen gerne zeigen, welche
Produkte für Ihre Haut in Frage
kommen.
Gerade für Frauen und junge Mädchen geht Akne und unreine Haut mit einem
hohen Leidensdruck einher, da sich die Erkrankung für Jeden sichtbar im
Gesicht manifestiert. Die Patienten/-innen sind durch die Erkrankung psychisch oft schwer belastet, Minderwertigkeitsgefühle bis hin zum sozialen
Rückzug sind nicht selten.
Aus diesem Grund gibt es geeignete Produkte, um die Hautprobleme mit
dekorativer Kosmetik zu kaschieren. Wichtig ist hierbei, dass die Produkte
nicht komedogen wirken und bei Akne geeignet sind. Herkömmliche Lipide
sind in den Produkten deshalb meist durch leicht flüchtige Silikonöle ersetzt, so
dass sehr leichte Formulierungen entstehen, die kaum Glanz auf der Haut hinterlassen.
Folgende Produkte stehen zur Auswahl:
-- Abdeckstifte, z. T. mit desinfizierenden, komedolytischen Inhaltsstoffen, um
Papeln und Pusteln schneller zum Abklingen zu bringen.
-- Getönte Tagescremes zur leichten Abdeckung von Hautunreinheiten.
-- Ölfreie Make-up-Produkte zur Abdeckung der an Akne erkrankten
Gesichtshaut.
-- Puder zur Make-up-Fixierung bzw. zur Mattierung von Fettglanz.
5.4.1
Produktbeispiele
Abdeckstifte
-- Skin Appeal Coversticks (Widmer): zur punktuellen Abdeckung von Papeln
und Pusteln; mit Salicylsäure; erhältlich in zwei Farbtönen.
-- Normaderm Coverstick (Vichy): zur punktuellen Abdeckung von Papeln
---
und Pusteln; 1 Farbton; mit Salicylsäure und LHA zur Intensivbehandlung
von Unreinheiten.
Cleanance Abdeckstift (Avène): zur punktuellen Abdeckung von Papeln
und Pusteln; zwei Farbtöne in einem Produkt: grün zur Neutralisierung von
Rötungen, beige zur Angleichung an die Hautfarbe; wirkstofffreie Formulierung.
Toleriane Teint Korrekturstifte (La Roche-Posay): zur lokalen Abdeckung
von Rötungen, Augenschatten und Hautunregelmäßigkeiten; in vier Farbtönen erhältlich; wirkstofffreie Formulierung.
Make-up
-- Couvrance Make-up Fluids (Avène): ölfreies, nicht komedogenes Make-up
--
in fünf verschiedenen Farbtönen; auch bei Akne geeignet; für ein gleichmäßiges Ergebnis direkt im Anschluss nach einer feuchtigkeitsspendenden
Gesichtscreme auftragen, vorzugsweise mit einem Schwämmchen.
Normaderm Teint (Vichy): Make-up für fettige, zu Unreinheiten neigende
Haut; mit Zinkadone A (soll antibakteriell, talgreduzierend und keratolyti-
Akne
5.4 Dekorative Kosmetik bei Akne
--
sche Effekte vermitteln); kaschiert Unreinheiten und mattiert den Teint langanhaltend.
Toleriane Teint (La Roche-Posay): Make-up-Fluid für hochempfindliche
Haut, auch bei Akne und Hautunreinheiten; in vier verschiedenen Farbnuancen erhältlich; deckt Unregelmäßigkeiten perfekt ab und sorgt für einen
ebenmäßigen Teint.
Puder
Couvrance Mosaik Puder: zur Make-up Fixierung oder zum Abpudern
glänzender Gesichtspartien, zum Setzen von Akzenten für ein professionelles Make-up.
Sulfoderm Teint Puder: mit kolloidalem Schwefel und Zink als antibakterielle Wirkstoffe; zur gleichmäßigen Mattierung von unreiner und geröteter
Haut.
---
121
122
Kapitel 6
6
Pharmazeutische Dienstleistungen
Grundlage jeder Beratung zum Thema Akne sollte die Aufklärung zum Thema
Hautpflege sein. Manchmal sind es schlichtweg falsche Verhaltensweisen, die
Hautunreinheiten und Akne mit verursachen oder zumindest verschlimmern.
Hier liegt es an uns, im Beratungsgespräch Hilfestellungen anzubieten.
6.1
Welche Pflege benutzen Sie
im Moment? Ich möchte gerne
mit Ihnen zusammen schauen,
ob dieses Produkt für Ihren
Hautzustand geeignet ist.
Manchmal wird Akne nämlich
auch durch falsche Hautpflege
ausgelöst.
Bevor überhaupt an eine Therapie bei Akne und unreiner Haut gedacht werden
kann, sollte immer die Hautpflege des Betroffenen überprüft werden. Manche
Hautveränderungen, die durch Mitesser, Papeln und Pusteln gekennzeichnet
sind, sind die Folge falscher Hautpflege und Hautreinigung – nur ist den Patienten dies nicht bewusst. Außerdem wird die Haut eines Aknepatienten, der
sich in dermatologischer Behandlung befindet, oft äußerst empfindlich. Diese
Patienten sind oft sehr dankbar über Tipps und Hilfestellungen, wie sie ihre
Haut während der Therapie reinigen oder pflegen können. Deshalb sollten wir
als erster Ansprechpartner für Betroffene auf das Thema Hautpflege unbedingt
eingehen. Ausführliche Empfehlungen zur Reinigung und Pflege der Haut bei
Akne finden sich in ▸ Kap. 5.
6.2
Es ist ganz wichtig, dass Sie
nicht an den Pickeln und
Pusteln herum drücken. Durch
das unsachgemäße Manipulieren an den Aknepickeln
verteilt man die Entzündungen
nur im umliegenden Gewebe
und das Hautbild verschlechtert
sich zusätzlich. Bitte lassen Sie
deshalb die Finger von den
Pickeln.
Beratung zur optimalen Hautpflege
Allgemeine Verhaltenstipps
Aknepatienten sollten immer wieder dazu motiviert werden, nicht selbst an
Akne-Effloreszenzen zu manipulieren. Die unsachgemäße Behandlung von
Pickeln und Pusteln führt häufig zu ernsten Verletzungen der Haut, die
anschließend nur unter Narbenbildung abheilen können.
-- „Finger weg“ von Akne-Pickeln und Pusteln!
Für manche Patienten können Änderungen der Ernährungsgewohnheiten zu
einer Besserung der Akne beitragen. Der Zusammenhang zwischen einem
erhöhten Milchkonsum und dem Auftreten von Akne scheint erwiesen. Auch
der überwiegende Genuss von schnellverfügbaren Kohlenhydraten kann zu
einer Verschlechterung des Hautbilds führen. Mitunter kann man im Rahmen
des Beratungsgesprächs nach den Ernährungsgewohnheiten fragen und gegebenenfalls Tipps geben. Genauere Information finden Sie in ▸ Kap. 2.3.2.
Akne
6.3 Give-Away und Zusatzinformation
6.3
Give-Away und Zusatzinformation
Als Give-Away und Zusatzinformationen stehen uns zum Thema Akne und
unreine Haut viele Möglichkeiten offen. Die folgende Liste soll als Anregung
für eigene Ideen dienen.
-- Kosmetikproben für Akne und unreine Haut: am besten legt man sich Kosmetikproben für die einzelnen Hautzustände bei Akne in Kassennähe bereit;
so kann man jedem Aknepatienten, der ein entsprechendes Rezept einlöst,
ohne großen Aufwand eine passende Kosmetikprobe mitgeben und findet
sehr leicht den Einstieg in ein Beratungsgespräch zur angemessenen Hautpflege.
-- Kontaktdaten zu Dermatologen.
-- Kontaktdaten zu Kosmetik-Studios, die qualifizierte Behandlungen bei
Akne durchführen.
-- Patientenbroschüren und -ratgeber zum Thema Akne zur Erstinformation
über Ursachen und Therapiemöglichkeiten → wenden Sie sich an die Hersteller von Aknemitteln.
-- Aktionstage zur Beratung bei Akne lassen sich mit Unterstützung durch
Hersteller apothekenexklusiver Kosmetik leicht und professionell durchführen. Durch eine solche Aktion erreichen Sie viele potenzielle Neukunden, denn das Thema Akne betrifft außerordentlich viele Menschen. Setzen
Sie sich mit dem Außendienst der Firmen in Verbindung und fragen Sie
nach entsprechenden Unterstützungsmaterialien.
123
124
Kapitel 7
7
Der Aknepatient im HV
Kein Patient sollte eine Apotheke verlassen, ohne von uns eine Beratung angeboten bekommen zu haben – ob er dieses Angebot annimmt, entscheidet
jedoch immer der Patient selbst.
Dies sollten wir uns jeden Tag aufs Neue bewusst machen und uns dadurch
vor Frust und Enttäuschung schützen. Kundenbefragungen und Marktforschung zeigen immer wieder ganz deutlich, dass die Beratung von der Mehrzahl der Apothekenkunden erwünscht ist – denn Arzneimittel sind besondere
Waren, die es in Deutschland bisher aus gutem Grund nicht im Supermarkt
oder an der Tankstelle zu kaufen gibt. Damit dies so bleibt, sollten wir uns
unsere Verantwortung stellen und die Beratung mit Freude und Begeisterung
angehen.
7.1
Jungendliche mit Wunsch
nach Mittel gegen Pickel
Homonumstellung in der
Pubertät als Ursache
Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Pickel.“
Junges Mädchen, etwa 15 Jahre alt, betritt die Apotheke und fragt nach einem
„Mittel gegen Pickel“
Kundin: „Hallo, ich brauche etwas gegen Pickel.“
Apothekerin: „Guten Tag. Soll das Mittel denn für Dich selbst sein oder sollst
Du es jemandem mitbringen? Ich frage das, damit wir zusammen das richtige
Präparat auswählen können.“
Kundin: „Ja, also, das ist für mich selbst. Schauen Sie, ich hab hier auf der Stirn
immer so Pickel und Mitesser, und da fühle ich mich einfach nicht wohl damit
…“
Apothekerin: „Das kann ich gut verstehen. Insgesamt hast Du aber eine schöne
Haut. Die paar Pickel werden sicher durch die Hormonumstellung verursacht,
Du bist im Moment eben mitten in der Pubertät. Seit wann hast Du denn die
Probleme mit der Haut?“
Kundin: „Das geht jetzt schon seit ein paar Monaten so …“
Apothekerin: „Ja, das ist dann schon sehr belastend. Am wichtigsten ist es, dass
Du Deine Haut richtig pflegst. Was benutzt Du denn im Augenblick zur Reinigung?“
Kundin: „Naja, ich hab da eine Reinigungsmilch aus dem Supermarkt. Damit
geht das Make-up gut ab. Denn ich schminke mich jeden Tag, damit die Anderen meine Pickel nicht so sehen …“
Akne
7.1 Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Pickel.“
Apothekerin: „Klar, das würde ich genauso machen. So eine Reinigungsmilch
kann die Unreinheiten Deiner Haut aber verstärken. Es wäre besser, wenn Du
auf ein Reinigungssyndet umsteigst. Es gibt da z. B. ein geeignetes Produkt von
…. Mit diesem Reinigungsgel desinfizierst Du die Haut schon beim Waschen
und entfernst überschüssiges Hautfett. Dadurch sinkt das Risiko für die Entstehung neuer Pickel. Und Dein Make-up bekommst Du trotzdem einwandfrei
von der Haut.“
Kundin: „Ok, das klingt gut. Dann probiere ich das einfach mal aus. Aber kann
ich nicht sonst noch etwas tun, damit die Pickel wieder verschwinden?“
Apothekerin: „Ja, natürlich. Ich empfehle Dir die Anwendung dieser Creme
hier. Bei Deinem Hautbild genügt es, wenn Du die Creme jeden Abend nach
der Reinigung auf die Haut aufträgst, und zwar nur im Bereich von Stirn, Kinn
und Nase. Die Wangenpartie ist ja nicht von den Hautunreinheiten betroffen.
Diese Creme öffnet die Mitesser, so dass der Talg abfließen kann und das Hautbild sich glättet. Mit der Zeit verschwinden die Pickel dann vollständig und Du
hast wieder schöne glatte Haut.“
Kundin: „Das nehme ich. Muss ich dabei irgendetwas Besonderes beachten?“
Apothekerin: „Ja, die Creme kann bleichend wirken. Du musst Dir nach der
Anwendung unbedingt gut die Hände waschen, damit Du die Zubereitung
nicht in die Augen bekommst. Und Du solltest Dich erst ins Bett legen, wenn
die Creme vollständig eingezogen ist. Sonst kann es zu Entfärbungen an Bettund Nachtwäsche kommen, und diese Flecken bleiben.“
Kundin: „Oh, das habe ich schon einmal gehört. Mein Cousin hat damit sein
Lieblings-T-Shirt verpfuscht…ich werde daran denken.“
Apothekerin: „Es kann sein, dass Deine Haut zu Beginn der Behandlung etwas
kribbelt und spannt, vielleicht treten auch Rötungen auf. Das geht vorüber und
ist einfach ein Zeichen, das der Wirkstoff in der Haut arbeitet. Im Normalfall ist
diese Nebenwirkung nach ein paar Tagen vorbei.“
Kundin: „Ok, dann weiß ich Bescheid und muss mich nicht verrückt machen,
wenn ich so etwas spüre. Dann nehme ich diese Reinigung und die Creme.“
Apothekerin: „Gerne, ich packe Dir alles zusammen und gebe Dir noch eine
Probe mit. Diese Creme kannst Du perfekt als Tagescreme unter Deinem
Make-up verwenden. Sie verstärkt die hautklärende Wirkung der Nachtcreme
und hilft, dass Dein Make-up den ganzen Tag über gut hält. Komm doch einfach mal vorbei und berichte mir, wie Du mit den neuen Produkten zu Recht
kommst.“
Kundin: „Das mache ich. Vielen Dank auch, ich fange gleich heute Abend mit
der neuen Hautpflege an. Hoffentlich hilft es mir.“
Apothekerin: „Da bin ich mir wirklich sicher! Ich wünsche Dir viel Spaß mit
den Produkten und ein schönes Wochenende.“
Kundin: „Danke. Tschüss und bis bald.“
125
Statt Reinigungsmilch,
Empfehlung eines Syndet
Weitere Empfehlung:
Benzoylperoxidcreme
Hinweis auf Bleichwirkung
126
7 Der Aknepatient im HV
7.2
Wiederholungsrezept Isotretinoin-Kapseln
Nebenwirkungen
Empfehlung eines Tränenersatzmittels gegen die
brennenden Augen
Hinweis auf richtige Pflege
Behandlung darf nicht zu
früh beendet werden
Einlösung eines Rezeptes über Isotretinoin-Kapseln
Junger Mann, Anfang 20, löst Rezept über Isotretinoin-Kapseln vom Hautarzt
ein
Apothekerin: „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“
Kunde: „Ich möchte dieses Rezept einlösen.“
Apothekerin: „Natürlich, ich hole Ihnen schnell Ihr Medikament…Kennen Sie
das Präparat schon oder ist dies die erste Packung der Isotretinoin-Kapseln?“
Kunde: „Das ist inzwischen das 2. Rezept. Am Anfang habe ich die Kapseln ja
ganz gut vertragen, aber jetzt…mir spannt die Haut im Gesicht ganz fürchterlich, und meine Augen brennen ständig, meine Kontaktlinsen kann ich schon
seit zwei Wochen nicht mehr tragen…am liebsten würde ich die Behandlung
abbrechen.“
Apothekerin: „Das klingt wirklich sehr unangenehm. Nur leider sind das ganz
typische Nebenwirkungen des Medikamentes. Der Wirkstoff führt dazu, dass
die Produktion von Fett in den Talgdrüsen abnimmt. Dadurch werden Mitesser und Pickel gewissermaßen ausgehungert und die Entzündungen gehen
zurück. Leider trocknet aber die gesamte Haut regelrecht aus, deshalb haben sie
dieses Spannungsgefühl im Gesicht und die trockenen Schleimhäute in den
Augen. Beides ist sehr lästig. Aber diese Symptome kann man gut behandeln.“
Kunde: „Wirklich? Was gibt es denn dagegen? Mich macht das ganz verrückt,
und meinen Arzt habe ich vergessen zu fragen…es war gestern so hektisch in
der Praxis.“
Apothekerin: „Also, gegen die brennenden, trockenen Augen kann ich Ihnen
wärmstens diesen Tränenersatz empfehlen. Sie können diese Augentropfen
mehrfach am Tag in die Augen einträufeln. Sie beruhigen die gereizten Augen
und befeuchten die Schleimhaut langanhaltend, so dass sich die Missempfindungen legen.“
Kunde: „Na, das wäre ja schon mal eine echte Erleichterung. Das nehme ich auf
jeden Fall.“
Apothekerin: „Ganz wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Haut während der
Therapie mit Isotretinoin angemessen pflegen. Ich habe hier ein geeignetes
Produkt. Mit dieser Creme geben Sie Ihrer Haut Feuchtigkeit und auch etwas
Fett zurück, so dass sich die Spannungsgefühle legen und sich die Rötung
zurückbildet. Trotzdem können die Aknekapseln ihre volle Wirkung entfalten
und die Entzündungen zum Abheilen bringen. Um einen guten Behandlungserfolg zu erzielen, muss man die Therapie leider über einige Wochen durchhalten. Denn wenn man die Behandlung zu früh beendet, kommt es mit großer
Wahrscheinlichkeit zu einem Rückfall und die Haut verschlechtert sich wieder
massiv.“
Kunde: „Das will ich natürlich auch nicht, die Haut sieht ja wirklich schon viel
besser aus. Sie haben ja keine Ahnung, wie ich ausgesehen habe…Dann probiere ich es eben mal mit dieser Creme. Muss ich dabei etwas beachten?“
Akne
7.3 Grenzen der Selbstmedikation
127
Apothekerin: „Benutzen Sie noch andere Präparate, die Sie auf die Haut auftragen müssen?“
Kunde: „Nein, im Moment nicht mehr.“
Apothekerin: „Gut, dann können Sie diese Creme einfach nach der Reinigung
dünn auf das Gesicht auftragen. Ich gebe Ihnen hier noch eine Probe einer
Gesichtsreinigung mit. Diese Reinigungsemulsion beruhigt und versorgt die
Haut schon beim Waschen und bereitet sie optimal auf die Creme vor. Testen
Sie es einfach mal!“
Kunde: „Ja, das probiere ich aus. Und wenn es mir gut tut, dann komme ich in
den nächsten Tagen einfach noch einmal vorbei. Ich will das ja wirklich durchhalten mit den Aknekapseln …“
Apothekerin: „Das schaffen Sie auch! Sie werden sehen, dass Sie sich mit Hilfe
der beiden Produkte schon bald wieder viel wohler in Ihrer Haut fühlen werden. Und dann fällt es Ihnen bestimmt auch leichter, die kommenden Wochen
mit der Therapie weiter zu machen. Kommen Sie einfach vorbei, falls neue Probleme auftreten sollten, ok?“
Kunde: „Das mache ich. Vielen Dank für die Beratung! Auf Wiedersehen.“
Apothekerin: „Gerne geschehen. Auf Wiedersehen.“
7.3
Grenzen der Selbstmedikation
Kundin, Mitte 40, fragt nach einem Mittel gegen Akne für Ihren 17-jährigen
Sohn
Apotheker: „Schönen Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“
Kundin: „Hallo, ich hätte gerne etwas Gutes gegen Akne.“
Apotheker: „Soll das Mittel für Sie selbst sein oder sollen Sie es für jemanden
mitbringen? Ich frage das nur, damit wir das richtige Präparat für Sie auswählen können – denn Ihre Haut scheint mir gesund und gut gepflegt zu sein.“
Kundin: „Ja, da haben Sie natürlich recht. Ich komme wegen meinem Sohn. Er
ist 17 und steckt mitten in der Pubertät und hat seit einem halben Jahr so
schlimme Haut …“
Apotheker: „Das ist natürlich sehr belastend auf die Dauer. Muss Ihr Sohn
irgendwelche Medikamente einnehmen?“
Kundin: „Nein, er ist ansonsten vollkommen gesund.“
Apotheker: „Und was hat Ihr Sohn bisher gegen seine Hautprobleme unternommen?“
Kundin: „Naja, er hat eben einige Produkte aus der Drogerie ausprobiert, da
steht ja immer drauf, dass die Pickel dann ganz schnell weg gehen …“
Apotheker: „Ja, in der Werbung funktioniert das natürlich auch immer wunderbar. Wie sieht denn die Haut Ihres Sohnes aus? Hat er nur ein paar Mitesser
und einige Pickel im Gesicht? Oder findet man auch am Rücken und auf der
Brust Entzündungen?“
Mutter wünscht Mittel gegen
Akne für 17-jährigen Sohn
128
Viele Pickel und Mitesser,
häufig Entzündungen
Keine Selbstmedikation
möglich, Hinweis auf Hautarzt
Mitgabe von Informationsmaterial
7 Der Aknepatient im HV
Kundin: „Naja, wie die Haut am Oberkörper aussieht, weiß ich ehrlich gesagt
nicht, da will er mit mir auch nicht darüber reden. Aber im Gesicht sieht er
schon schlimm aus. Er hat da viele Pickel und dicke Mitesser, und die entzünden sich dann oft. Manchmal sind das dann richtig geschwollene, rote Beulen.
Das muss ihm eigentlich auch wehtun …“
Apotheker: „Tja, das klingt dann tatsächlich nach einer ausgeprägten Akne. Bei
solch schweren Hautveränderungen bringen die freiverkäuflichen Präparate,
die ich Ihnen gegen Akne mitgeben kann, meist keinen großen Erfolg. Das
Beste wäre, wenn Ihr Sohn möglichst schnell einen Hautarzt aufsucht. Der
Hautarzt kann dann eine angemessene Behandlung der Akne einleiten, so dass
die Entzündungen zurückgehen und narbenlos abheilen. Man kann diese Hauterkrankung heute sehr gut behandeln, aber dazu ist die Hilfe eines Fachmannes gefragt.“
Kundin: „Das habe ich mir ja eigentlich schon fast gedacht … aber auf mich
wollte er ja nicht hören.“
Apotheker: „Das ist doch oft so, dass Jugendliche in diesem Alter ihren Eltern
am wenigsten glauben. Ich gebe Ihnen deshalb diese Broschüre mit. Darin stehen die wichtigsten Informationen zur Akne, und zwar mit Fotos und so
erklärt, dass es auch jeder verstehen kann. Außerdem sind hier ein paar Kosmetikproben, die in jedem Fall gute Unterstützung bei der Behandlung von
Akne bieten. Das Reinigungsgel entfettet und desinfiziert die Haut. Und diese
leichte Creme wirkt gegen die Entzündungen. Aber wie gesagt, diese Produkte
können die Akne in diesem Erkrankungsstadium nicht heilen.“
Kundin: „Das klingt einleuchtend. Dann werde ich mir heute nach der Schule
meinen Sohn beiseite nehmen und mit Ihm einen Termin beim Hautarzt ausmachen. Ich danke Ihnen für die Beratung!“
Apotheker: „Gerne geschehen, das wissen Sie doch! Kommen Sie doch einfach
einmal vorbei und berichten Sie mir, welche Therapie der Hautarzt vorgeschlagen hat. Ich bin mir sicher, dass sich das Hautbild Ihres Sohnes bei entsprechender Behandlung bald wieder bessert.“
Kundin: „Das mache ich bestimmt, die Apotheke liegt ja sowieso auf meinem
Heimweg. Auf Wiedersehen und bis zum nächsten Mal.“
Apotheker: „Auf Wiedersehen und eine schöne Woche.“
Kapitel 8
8
Adressen und Links
AWMF Geschäftsstelle
Ubierstraße 20
40223 Düsseldorf
Tel.: 0211–312828
Fax.: 0211–316819
www.awmf-online.de
Der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften e. V.) ist ein Zusammenschluss aus derzeit 154 wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus allen Bereichen der Medizin.
Auf der Homepage kann man unter anderem die wissenschaftlich fundierten
Leitlinien zu Therapie und Diagnostik zu verschiedensten Krankheitsbildern
abrufen.
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)
Jägerstraße 49/50
10117 Berlin
Tel.: 030–400040
www.abda.de
Auf der Homepage der ABDA findet man unter anderem die Leitlinien für eine
optimale Beratung in der Apotheke bei Erst- und Wiederholungsverordnung
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.
Abrufbar ist die Leitlinie zur Empfängnisverhütung und Familienplanung in
Deutschland. Ein Schwerpunkt hierbei ist der sichere Einsatz von hormonalen
Kontrazeptiva.
Deutsche Interessengesellschaft Akne inversa e. V.
www.akne-inversa.de
Hier findet man Informationen zum Krankheitsbild und zu den anerkannten
Therapiemöglichkeiten. Es finden sich Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen,
Ärzten und Kliniken. Auch der Abruf der Leitlinien zur Behandlung der Akne
inversa ist möglich.
129
130
8 Adressen und Links
Informationsplattform der deutschsprachigen Dermatologen
www.derma.de
Auf dieser umfangreichen Informationsplattform der deutschsprachigen Dermatologen kann man u. a. die Leitlinien zur Behandlung wichtiger dermatologischer Krankheitsbilder, wie z. B. Akne, abrufen. Außerdem findet man Hilfe
bei der Suche nach geeigneten Hautärzten bzw. Kliniken und deren Tätigkeitsschwerpunkten.
Für Betroffene von Akne gibt es eine Vielzahl von Internetseiten, die Informationen, Tipps zur Hautreinigung und Hautpflege, Therapiemöglichkeiten
u. v. m. beinhalten. All diese Homepages werden von medizinischen Laien bzw.
Selbstbetroffenen erstellt und betreut, die Informationen sind deshalb zum Teil
mit Vorsicht zu genießen. Als Fachpersonal sollten wir in der Lage sein, den
Informationsgehalt dieser Plattformen auf Ihre Plausibilität zu hinterfragen.
Im Anhang seien einige große Akne-Plattformen genannt:
www.akneforum.de
www.akne-pickel-unreine-haut.de
www.aknewelt.de
Diese Auflistung ist willkürlich und sicher nicht vollständig.
Teil C
Rosazea
132
Kapitel 9
9
Die Faktoren, die Entstehung
einer Rosazea begünstigen, sind
sehr vielfältig. Die genauen
Mechanismen, die zum
Ausbruch der Erkrankung
führen, versteht man noch nicht
vollständig. Unbestritten ist
jedoch, dass sich UV-Strahlung
negativ auf die Erkrankung
auswirkt. Ein angemessener
Sonnenschutz sollte deshalb
immer die Basis der Therapie
darstellen.
Beratung zum Krankheitsbild
Rosazea
Viele Patienten mit Hautproblemen suchen als erstes in der Apotheke Rat und
Hilfe, wenn eigene Therapieversuche ohne Erfolg bleiben. Das Krankheitsbild
Rosazea ähnelt auf den ersten Blick einer Akne, deshalb ist es wichtig, Unterscheidungsmerkmale zwischen Akne und Rosazea zu kennen.
Die Haut eines Rosazeapatienten ist hochempfindlich und benötigt spezielle
Pflege – in der Apotheke können wir geeignete Produkte anbieten. Wichtig ist
jedoch auch, zu erkennen, ab wann der Patient in dermatologische Behandlung
weiter verwiesen werden sollte, um den Verlauf der Rosazea positiv beeinflussen zu können. Denn während eines Krankheitsschubs sind die Mittel der
Selbstmedikation bzw. kosmetische Produkte in der Regel nicht ausreichend
wirksam, um die Haut zu beruhigen.
9.1
Ursachen der Rosazea
Die Ursachen für die Entstehung einer Rosazea sind bis heute unklar. Man
kennt jedoch verschiedene Faktoren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen
bzw. begünstigen. Hier ist ganz besonders UV-Strahlung hervorzuheben. Man
geht davon aus, dass die Rosazea ähnlich wie Akne eine multifaktorielle
Erkrankung der Haut ist. Es existieren verschiedene Hypothesen, die Erklärungsansätze für die Entstehung einer Rosazea bieten. Die wichtigsten Hypothesen sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Definition
Rosazea ist gekennzeichnet
durch entzündete Gesichtshaut
mit Papeln, Pusteln und
erweiterten Äderchen auf Stirn,
Kinn, Nase und Wangen. Im
Verlauf der Erkrankung bilden
sich bleibende Rötungen,
sogenannte Erytheme.
Rosazea ist eine häufige, multifaktorielle Erkrankung des Gesichts. Sie ist
gekennzeichnet durch bleibende Erytheme und Teleangiektasien, sowie
entzündeten Papeln und Pusteln auf Stirn, Kinn, Nase und Wangen.
Im Gegensatz zur Akne finden sich bei einer Rosazea keine Komedonen auf
der erkrankten Haut. Außerdem heilen die Entzündungen in der Regel ohne
Narbenbildung ab. Während Akne eine typische Erkrankung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, tritt Rosazea in der Regel erst bei Erwachsenen jenseits des 40. Lebensjahres auf.
Rosazea
9.1 Ursachen der Rosazea
9.1.1
Genetische Ursachen der Rosazea
Genetische Faktoren spielen vermutlich bei der Entstehung der Rosazea eine
Rolle, wobei der Zusammenhang nicht so augenfällig ist wie beispielsweise bei
Akne. Nur bei ca. 40 % aller Rosazeapatienten findet sich innerhalb der Familie
ein weiterer Betroffener. Allerdings scheint eine genetische Veranlagung Voraussetzung dafür zu sein, dass verschiedene Umweltreize eine Rosazea auslösen
bzw. verschlimmern können. Typische Triggerfaktoren für eine Rosazea sind
UV-Strahlung, Temperaturwechsel, Hitze oder auch großer emotionaler Stress.
9.1.2
Bei der Entwicklung einer
Rosazea scheint die genetische
Veranlagung eine wichtige Rolle
zu spielen.
Klimatische Ursachen der Rosazea
In der Literatur werden häufig klimatische Faktoren für die Entstehung einer
Rosazea mitverantwortlich gemacht. Hierfür spricht in erster Linie, dass durch
die Einwirkung von UV-Licht auf die Haut das Bindegewebe und die Gefäße in
der Haut geschädigt werden. Gezielte Studien, die einen direkten Nachweis für
den Zusammenhang zwischen dem Einwirken von UV-Strahlung auf die Haut
und dem Auftreten von typischen Rosazeasymptomen erbringen, fehlen jedoch
bisher.
9.1.3
133
UV-Strahlung scheint großen
Einfluss auf die Entstehung und
den Verlauf einer Rosazea zu
haben.
Veränderungen in der Steuerung des Gefäßsystems
als Ursache der Rosazea
Auffällig bei Rosazeapatienten ist vor allem in frühen Stadien der Erkrankung
die Flushsymptomatik: durch Reize wie Hitze, scharfe Gewürze oder Stress
kommt es durch eine Erweiterung der Blutgefäße in Sekundenschnelle zur
massiven, sichtbaren Rötung des Gesichts mit starkem Hitzegefühl. Deshalb
liegt der Verdacht nahe, dass die Gefäßregulation bei Rosazeapatienten fehlgesteuert ist.
Die Blutgefäße, die in der Gesichtshaut verlaufen, tragen dazu bei, die Temperatur des Gehirns möglichst konstant zu halten. Bei steigenden Temperaturen im Gehirn, einer Hyperthermie, strömt verstärkt Blut vom Gesicht zum
Gehirn, um dort eine Kühlung zu erreichen. Dieser „Hirnkühlkreis“ wird in
Abhängigkeit zur Kerntemperatur ständig reguliert, und die Blutgefäße im
Gesicht den Erfordernissen entsprechend eng oder weit gestellt. Sichtbar wird
eine Weitstellung der Gefäße und damit eine gute Durchblutung durch eine
Rötung der betroffenen Hautpartien.
Bei Rosazeapatienten scheint der Mechanismus, der diesen Hirnkreislauf
reguliert, gestört zu sein. Die Patienten reagieren auf übliche Reize mit verstärkten und vor allem auch länger anhaltenden Erythemen im Gesicht als
Kontrollpersonen, die den gleichen Reizen ausgesetzt sind. Wodurch diese
Fehlsteuerung verursacht wird, ist jedoch nach wie vor unklar.
Vor allem im Frühstadium
der Erkrankung erleiden die
Patienten bei Kontakt mit
typischen Reizen einen Flush.
Unter einem Flush versteht man
die plötzliche, sekundenschnelle Erweiterung der
Blutgefäße im Gesicht. Die
Betroffenen erröten und
verspüren ein starkes
Hitzegefühl in der Haut. Reize,
die solch einen Flush auflösen
können, sind z. B. hohe
Temperaturen in der Sauna,
scharfe Gewürze und Alkohol
oder Stress.
134
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
9.1.4
Für die Behandlung der
Rosazea werden mit großem
Erfolg Antibiotika eingesetzt.
Deshalb liegt die Vermutung
nahe, dass verschiedene
Mikroorganismen an der
Entstehung der Rosazea beteiligt
sind. Zu nennen sind Propionibakterien und Demodex
folliculorum, eine spezielle
Milbe.
Bei der Behandlung der Rosazea werden erfolgreich Antibiotika eingesetzt,
deshalb liegt der Verdacht nahe, dass die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel
mit Mikroorganismen bei ihrer Entstehung eine wichtige Rolle spielt. Problematisch hierbei scheinen vor allem Propionibakterien zu sein, aber auch eine
spezielle Milbe (Demodex folliculorum). Studien an Rosazeapatienten konnten
zeigen, dass viele Betroffene Antikörper gegen Demodex folliculorum gebildet
haben. Eine Beseitigung der Milbe durch z. B. Permethrin führt zu einer deutlichen Verbesserung der Rosazea.
Die Studien konnten jedoch bisher nicht klären, ob die Besiedelung der
Talgdrüsenfollikel mit den genannten Mikroorganismen wirklich die Ursache
für die Entstehung der Rosazea ist oder ob es sich nicht einfach um ein Begleitphänomen handelt.
9.1.5
Der überwiegende Teil aller
Rosazeapatienten leidet auch
unter Magen-Darm-Problemen.
Es gibt Hinweise darauf, dass
eine Infektion mit dem im
Magen lebenden Keim Helicobacter pylori die Ursache hierfür
ist. Eventuell hat die Infektion
des Magens mit diesem Erreger
etwas mit der Entstehung der
Rosazea zu tun. Genauere
Studien müssen dies zeigen.
Gastrointestinale Störungen als Ursache der Rosazea
Beschäftigt man sich mit den Daten, die zur Rosazea vorliegen, fällt auf, dass
etwa 80 % der Patienten neben der Rosazea auch unter belastenden Störungen
des Magendarmtraktes leiden. Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass
fast 85 % aller Rosazeapatienten mit dem im Magen lebenden Keim Helicobacter pylori infiziert sind. Folglich wurde versucht, durch konsequente Eradikation von Helicobacter pylori durch antibakterielle Therapie auch die Rosazea
zu verbessern. Leider sind die Studien hierzu nicht schlüssig, zumal viele der
eingesetzten Antibiotika grundsätzlich auch effektiv zur Behandlung der
Rosazea eingesetzt werden. Es konnte nicht eindeutig gezeigt werden, ob der
Behandlungserfolg wirklich durch die Beseitigung des Magenkeims zustande
gekommen ist oder doch nur durch die direkte antibakterielle Wirkung auf die
entzündeten Hautpartien.
9.1.6
In der Haut scheinen
Entzündungsprozesse stattzufinden, die bei Gesunden so
nicht ablaufen. Die Zusammenarbeit und Feinabstimmung
zwischen den Blutgefäßen, den
Nervenzellen und Immunzellen
in der Haut verläuft offenbar
nicht einwandfrei, so dass die
Haut überempfindlich mit
Rötungen und Entzündungen
auf Reize reagiert.
Mikrobielle Ursachen der Rosazea
Neuroinflammation und Gefäßhyperreaktivität als
Ursachen der Rosazea
Rosazeapatienten reagieren überempfindlich auf verschiedene Reize, die von
gesunden Kontrollpersonen ohne Probleme vertragen werden. Als Folge auf
den Kontakt mit diesen Reizen (Alkohol, scharfe Gewürze, Temperaturwechsel
etc.) kommt es zur typischen Flush-Symptomatik mit akut gesteigerter Durchblutung der Gesichtshaut. Bei diesem Vorgang scheinen neurogene Entzündungsprozesse und eine deutlich erhöhte Anzahl der Mastzellen in der Haut
eine wesentliche Rolle zu spielen. Man vermutet, dass die Kommunikation zwischen Blutgefäßen, sensorischen Nerven und den Mastzellen, die bei Rosazeapatienten sehr eng miteinander in Kontakt stehen, fehl reguliert ist und dadurch
überschießende Antworten auf entsprechende Reize gesendet werden.
Rosazea
9.1 Ursachen der Rosazea
9.1.7
Angeborene Immunität und antimikrobielle Peptide
als Ursachen der Rosazea
Zur Abwehr von pathogenen Keimen auf der Hautoberfläche produziert unser
Körper mit Hilfe seiner angeborenen Immunabwehr antimikrobielle Peptide.
Ein solches antimikrobielles Peptid, das in der Haut produziert wird, ist das
Cathelicidinpeptid LL-37. Dieses Eiweiß zeigt zusätzlich zu seiner antibiotischen Wirkung auch immunmodulierende Effekte und fördert die Angiogenese, also die Neubildung von Blutgefäßen.
Bei Rosazeapatienten ist die Produktion von Cathelicidin und seiner Vorläufer-bzw. Abbauprodukte in der Haut im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen deutlich erhöht. Man findet rosazeatypische Peptidmuster in der Haut.
Zwei spezielle Peptide finden sich sogar ausschließlich bei Rosazeapatienten.
Sie fördern die Freisetzung von Interleukin-8 aus Keratinozyten, so dass eine
Entzündungsreaktion in Gang gesetzt wird bzw. aufrecht erhalten bleibt.
Außerdem stimuliert Cathelicidin die Freisetzung von VEGF, einem Wachstumsfaktor, der die Neubildung von Blutgefäßen in der Haut unterstützt. Beide
Prozesse bilden schlüssige Erklärungsansätze für das Krankheitsgeschehen bei
Rosazea. Weitere Studien bleiben abzuwarten.
9.1.8
135
Die Rolle von Toll-like Rezeptoren bei Rosazea
Toll-like Rezeptoren sind Sensoren der angeborenen Immunabwehr und
erkennen typische Strukturen auf pathogenen Krankheitserregern. Toll-like
Rezeptoren ermöglichen es dem Organismus, antigen-spezifische Immunantworten gegenüber Krankheitserreger zu entwickeln. Diese Immunreaktionen
werden über das Anschalten von entsprechenden Genen reguliert und führen
dazu, dass der Körper lernt, zwischen „körpereigen“ und „körperfremd“ zu
unterscheiden. Wenn der Organismus anschließend derartige „körperfremde“
Eiweißstrukturen erkennt, werden entsprechende Abwehrmechanismen eingeleitet.
In der Haut von Rosazeapatienten kommt ein bestimmter Vertreter aus der
Familie der Toll-Rezeptoren, nämlich der Toll-like Rezeptor 2 (TLR2) in deutlich erhöhter Zahl vor. Eine Aktivierung von TLR2 führt u. a. zur Bildung einer
bestimmten Serinprotease in Keratinozyten. Diese Serinprotease heißt Kallikrein 5 und zeigt bei Rosazeapatienten eine deutlich erhöhte Aktivität.
Kallikrein 5 wiederum spaltet nach Aktivierung durch einen passenden
Liganden das antimikrobielle Peptid Cathelicidin und unterhält auf diese Weise
Entzündungsreaktionen in der Haut. Besonders interessant ist in diesem
Zusammenhang, dass ein passender Ligand für die Serumprotease Kallikrein 5
das Chitin ist. Chitin findet sich im Panzer der Demodex-Milben, welche man
bei Rosazeapatienten gehäuft in den Talgdrüsenfollikeln nachweisen kann.
Vermutlich tragen Demodex-Milben somit als Kofaktor zum Entzündungsgeschehen bei Rosazea bei.
Zur Abwehr von Krankheitserregern produziert unser
Körper antimikrobielle Peptide,
also Eiweißstoffe, die Mikroorganismen außer Funktion
setzen können. Bei Rosazeapatienten finden sich viele
derartige Eiweißstoffe. Die
rosazeatypischen Eiweißstoffe
scheinen die Entzündungen in
der Haut zu unterstützen und
die Neubildung von Blutgefäßen
zu fördern. Beide Effekte führen
langfristig zu den typischen
Rötungen, wie sie bei Rosazea
zu beobachten sind.
136
Rosazea ist eine chronische
Erkrankung, die in unterschiedlichen Stadien verläuft.
Im Vorstadium der Rosazea
kommt es durch typische Reize
zur Ausbildung eines Fluhs: die
Gesichtshaut errötet innerhalb
von wenigen Sekunden, wobei
die Rötung nicht lange anhält
und sich wieder vollständig
legt. Typische auslösende Reize
sind Temperaturwechsel,
scharfe Gewürze, Alkohol oder
Stress.
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
9.2
Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea
9.2.1
Die klinischen Stadien der Rosazea
Rosazea verläuft schubweise in unterschiedlichen Stadien. Man unterscheidet
ein Vorstadium und drei unterschiedlich ausgeprägte Hauptstadien. In vielen
Fällen verläuft die Erkrankung jedoch nicht fortschreitend, d. h. es werden
nicht automatisch alle Krankheitsstadien durchlaufen. Neben den drei Hauptformen der Rosazea existieren einige Sonderformen, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
Das Vorstadium der Rosazea
Typische Erstsymptome einer beginnenden Rosazea sind Erytheme (Rötungen), die zunächst flüchtig entstehen und sich schnell wieder zurück bilden.
Ein solcher „Flush“, also eine anfallsartige Hautrötung, die sich sekundenschnell über das Gesicht ausbreitet, wird typischerweise durch spezielle Reize
ausgelöst. Auslösende exogene Reize können UV-Bestrahlung, starke Temperaturwechsel (Sauna!) und kosmetische Produkte sein. Aber auch endogene
Faktoren wie z. B. scharfe Gewürze, Alkohol, heiße Getränke oder auch emotionaler Stress können einen solchen Flush verursachen. Zu Beginn der Erkrankung bilden sich die Rötungen wieder rasch zurück. Mit der Zeit treten die
Rötungen jedoch immer häufiger auf, verbleiben länger auf der Haut bis sich
schließlich bleibende, „persistierende“ Erytheme entwickeln.
Stadium I – Rosazea erythematosa-teleangiectatica
Aus dem Vorstadium der Rosazea kann sich mit der Zeit eine Rosazea erythematosa-teleangiectatica entwickeln. Der Großteil aller Rosazeapatienten
(ca.70 %) befindet sich in diesem Krankheitsstadium. Die Rötungen bleiben
nun über Stunden oder Tage bestehen, zusätzlich bilden sich kosmetisch störende Teleangiektasien.
Außerdem ist die Haut äußerst empfindlich gegenüber äußeren Reizen
durch Luft, Licht und Pflegemittel. Viele Betroffene klagen zudem über eine
brennende, stechende und juckende Gesichtshaut (○ Abb. 9.1 und ○ Abb. 9.2).
Definition
Teleangiektasien sind bleibend erweiterte Kapillargefäße in der Gesichtshaut („Besenreißer“) von blauroter Farbe.
Stadium II – Rosazea papulopustulosa
Von einer Rosazea papulopustulosa sind ca. 20 % der Patienten betroffen. In
diesem Stadium finden sich auf den geröteten Hautarealen im Gesicht entzündete Papeln und eitergefüllte Pusteln (○ Abb. 9.3). Diese Entzündungen bleiben oft über Wochen bestehen, sofern keine angemessene Behandlung ein-
Rosazea
9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea
137
Im Stadium I entwickeln
sich bleibende Rötungen und
zunehmend auch erweiterte
Äderchen, die rot-bläulich
durch die Haut schimmern. Die
Patienten klagen über eine
extrem empfindliche Haut, die
oft brennt, sticht oder juckt.
○ Abb. 9.1 Rosazea erythematosa-teleangiectatica. © Prof. Dr. Schaller,
Universität Tübingen
○ Abb. 9.2 Rosazea mit Teleangiektasien und beginnendem Rhinophym. Adler 2012
138
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
Das Stadium II der
Erkrankung ist durch das
Entzündungsgeschehen
gekennzeichnet. Auf der
geröteten Gesichtshaut bilden
sich entzündete Papeln und
Pusteln, im Gegensatz zur Akne
findet man jedoch keine
Mitesser.
○ Abb. 9.3 Rosazea papulopustulosa. © Prof. Dr. Schaller, Universität Tübingen
geleitet wird. Im Gegensatz zu Entzündungen bei Akne heilen die Papeln und
Pusteln ohne Narbenbildung ab. Meistens finden sich die Rötungen und Entzündungen symmetrisch verteilt auf beiden Gesichtshälften, mitunter ist auch
das gesamte Gesicht betroffen. In seltenen Fällen breiten sich die Entzündungen und das Erythem auch auf Hals, Brust und Dekolletee aus (extrafaziale
Rosazea).
Aufgrund des Entzündungsgeschehens wird die Erkrankung in diesem Stadium sehr leicht mit Akne verwechselt. Zur Abgrenzung ist es wichtig, nach
den Primäreffloreszenzen der Akne, den Komedonen, zu suchen. Bei einer
Rosazea fehlen nämlich Komedonen, die Entzündungen entwickeln sich im
Gegensatz zur Akne nicht aus Mitessern.
Stadium III – glandulär-hyperplastische Rosazea
Nur etwa 5 % aller Patienten entwickeln die schwerste Form der Rosazea, eine
sogenannte glandulär-hyperplastische Rosazea.
Dieses Stadium der Erkrankung zeichnet sich durch große entzündete Knoten aus, die häufig große Plaques („beetförmige“ Gewebeveränderung) bilden.
Die Haut erscheint dadurch uneben und aufgetrieben.
Durch die vermehrte Neubildung von Bindegewebe (Bindegewebshyperplasie) und die überschießende Vergrößerung von Talgdrüsen (Talgdrüsenhypertrophie) kann es zusätzlich zur Bildung von Phymen kommen. Der Begriff
„Phym“ leitet sich vom griechischen Wort „phyma“ her, was so viel wie „Knolle“
Rosazea
9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea
139
Das Stadium III der Rosazea
geht mit auffälligen Veränderungen der Gesichtshaut einher.
Die Haut ist knotig verdickt und
geschwollen, durch Neubildung
von Bindegewebe und die
Vergrößerung der Talgdrüsen
können wulstartige Knollen an
Nase, Kinn oder Ohren
entstehen. Diese Phyme lassen
sich nur operativ entfernen.
○ Abb. 9.4 Rhinophym. © Prof. Dr. Schaller, Universität Tübingen
oder „Schwellung“ bedeutet. Am häufigsten tritt ein solches Phym an der Nase
auf (Rhinophym) (○ Abb. 9.4). Im Volksmund wird diese Gewebsveränderung
fälschlicherweise oft als „Säufernase“ bezeichnet, obwohl übermäßiger Alkoholgenuss kein Auslöser für die Bildung eines solchen Phyms ist.
Diese wulstartigen Verdickungen können aber auch am Kinn (Gnatophym),
an der Stirn (Metophym), am Ohr (Otophym) oder an den Augenlidern (Blepharophym) entstehen. Medizinisch gesehen handelt es sich bei Phymen um
gutartige Gewebeveränderungen, die lediglich kosmetisch störend sind. Für
die Patienten sind diese Gewebewucherungen aber zum Teil sehr entstellend,
wodurch psychische Belastungen mit Minderwertigkeitsgefühlen bis hin zum
sozialen Rückzug ausgelöst werden können.
Die Therapie eines derartigen Phyms ist in der Regel nur chirurgisch möglich, die Ergebnisse hierbei sind aber überraschend gut.
9.2.2
Sonderformen der Rosazea
Ophthalmorosazea
Bei 30–50 % aller Rosazeapatienten treten Komplikationen der Erkrankung
unter Beteiligung der Augen auf. Unabhängig vom Schweregrad der Hauterkrankung kann es zu langwierigen Entzündungen der Bindehaut (Konjunktivitis) oder der Augenlider (Blepharitis) kommen. Diese relativ unspezifischen
Beschwerdebilder zeichnen sich vor allem durch die Symptome eines trockenen Auges aus: die Patienten klagen über Fremdkörpergefühl, trockene, bren-
Fast die Hälfte aller
Rosazeapatienten ist von
Krankheitssymptomen an den
Augen betroffen. Es kommt zu
langwierigen Lidrand- oder
Bindehautentzündungen.
Außerdem klagen die
Betroffenen über große
Probleme mit trockenen Augen.
Es ist wichtig zu wissen, dass die
Beschwerden auch ohne
typische Rosazeasymptome an
der Haut auftreten können.
140
Die Symptome des trockenen
Auges können Sie gut mit einem
Tränenersatzmittel lindern. Es
gibt Augentropfen oder auch
Augengele, die etwas stärker
wirken als die Tropfen.
Falls Sie eine ernsthafte
Entzündung der Lidränder oder
der Augen bekommen, so
zögern Sie bitte nicht, Ihren
Augenarzt aufzusuchen.
Rosazea conglobata ist
durch große, entzündete Knoten
und Entzündungen im Gesicht
gekennzeichnet. Sie wird leicht
mit einer Akne conglobata
verwechselt.
Rosazea fulminans ist die
schwerste Form der Rosazea.
Betroffen sind ausschließlich
junge Frauen, oft nach einer
Schwangerschaft. Die Patientinnen sind durch große,
zusammenfließende Knoten
und eine Vielzahl von Papeln
und Pusteln im Gesicht meist
schwer entstellt, wodurch ein
hoher Leidensdruck entsteht.
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
nende oder tränende Augen, häufig ist der Lidrand massiv gerötet. Durch Störungen der Zusammensetzung des Tränenfilms treten manchmal auch Sehstörungen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit auf. In Einzelfällen kann die
Entzündung der Bindehaut bzw. der Augenlider auf die Hornhaut übergreifen.
Eine solche Keratitis verläuft mitunter dramatisch und kann sogar zur Erblindung führen. Aus diesem Grund sollten auch bei leichten Verlaufsformen der
Rosazea regelmäßige augenärztlichen Kontrollen durchgeführt werden, um
ophthalmologische Komplikationen der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen
und eine entsprechende Behandlung einzuleiten.
Die Therapie einer Ophthalmorosazea erfolgt stadiengerecht. Bei leichten
Beschwerden genügt eine lokale Therapie der Augen mit lipidhaltigen Tränenersatzmitteln. Sinnvoll ist außerdem eine konsequente Lidrandhygiene, so dass
die verklebten Sekrete der Meibomschen Drüsen regelmäßig und vorsichtig
entfernt werden. Hilfe hierbei bietet z. B. das Medizinprodukt Blepha Gel.
Stärkere, entzündliche Beschwerden lassen sich durch eine topische Antibiotikatherapie behandeln. Zum Einsatz kommen hierbei Ciclosporinaugentropfen oder 1,5 % Azithromyzinaugentropfen. Evtl. bietet die Anwendung von
Pimecrolimus als Augenlidcreme einen sinnvollen Therapieansatz. Die
Behandlung sollte immer durch einen erfahrenen Augenarzt begleitet werden.
Rosazea conglobata
Eine Rosazea conglobata erinnert optisch an Akne conglobata. Die Haut ist
durch große, entzündete und verhärtete Knoten und Plaques gezeichnet. Diese
Effloreszenzen sind sehr schmerzhaft. Im Gegensatz zur Akne conglobata finden sich diese typischen Hautveränderungen jedoch ausschließlich im Gesicht.
Rosazea fulminans
Die Rosazea fulminans ist die schwerste Verlaufsform der Rosazea und tritt
ausschließlich bei jüngeren Frauen auf. Dieses Krankheitsbild entsteht akut
innerhalb weniger Tage bis Wochen, oft im Anschluss an eine Schwangerschaft.
Im Vorfeld entwickeln die Patientinnen immer eine Seborrhoe, auf der sich
große, zusammenfließende Knoten und viele Papeln und Pusteln finden. Der
Allgemeinzustand der Patientinnen ist im Gegensatz zu Patienten, die an einer
Akne fulminans leiden, in der Regel gut, nur sehr selten wird über Fieber oder
auch Gewichtsverlust berichtet. Allerdings unterliegen die Patientinnen meistens einem sehr hohen psychischen Leidensdruck durch die oft sehr entstellenden Entzündungen im Gesicht. Die Therapie wird mit systemischem Isotretinoin und – in diesem besonderen Fall – mit topischen/systemischen Glucocorticoiden durchgeführt und ist meist sehr langwierig.
Gramnegative Rosazea
Diese seltene Sonderform der Rosazea entwickelt sich als Folge einer unsachgemäßen Behandlung der Haut mit topischen oder systemischen Antibiotika
Rosazea
9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea
über mehrere Monate. Durch die langfristige Antibiotikagabe werden gramnegative Keime (Klebsiellen, E. coli, Proteus- und Pseudomonas-Arten) selektiert, die sich in entzündeten Pusteln auf der stark geröteten Haut vermehren.
Die Abgrenzung zur Rosazea papulopustulosa ist schwierig, aber unbedingt
erforderlich, da unterschiedliche Behandlungen erforderlich sind. Die gramnegative Rosazea sollte innerlich mit Isotretinoin in Dosierungen von
10–20 mg/Tag behandelt werden.
Steroidrosazea
Eine Steroidrosazea entwickelt sich typischerweise dann, wenn eine Rosazea
aufgrund einer Fehldiagnose falsch behandelt wurde. Wird eine Rosazea nicht
erkannt und fälschlich mit topischen oder systemischen Glucocorticoiden
behandelt, so kommt es zu Therapiebeginn zunächst zu einer scheinbaren Besserung des Hautzustandes. Im Verlauf der Behandlung verschlechtern sich die
Symptome jedoch massiv: durch die Glucocorticoide kommt es zur Hautatrophie, es bilden sich verstärkt Teleangiektasien, Papeln und Pusteln und die
Haut verfärbt sich dunkelrot und spannt extrem. Die wichtigste Therapiemaßnahme besteht im sofortigen Absetzen der Steroidbehandlung. In der folgenden Zeit erholt sich die Haut in der Regel, allerdings kommt es während der
sehr langwierigen Heilung immer wieder zu Verschlechterungen des Befunds.
Zusätzlich zum Steroidentzug kommen orale Antibiotika, niedrig dosiertes
Isotretinoin (10–20 mg/Tag) oder die topische Anwendung von Calcineurininhibitoren (z. B. Protopic®/WS: Tacrolimus, Elidel®/WS: Pimecrolimus) zum
Einsatz.
Lupuide (granulomatöse) Rosazea
Bei der lupuiden Rosazea ist die Gesichtshaut insgesamt stark gerötet. Zusätzlich finden sich typische bräunlich-rote Papeln und Knötchen, die wie verstreut
auf Ober- und Unterlidern, Jochbein und um den Mund herum zu finden sind.
Die lupuide Rosazea lässt sich nur sehr schwer behandeln. Zum Einsatz
kommen orale Tetracycline (Doxycyclin 40 mg/Tag), Prednisolon (20–40 mg/
Tag) für ca. zwei Wochen oder Isotretinoin (10–20 mg/Tag).
Morbus Morbihan
Bei dieser Sonderform der Rosazea bilden sich unter Beteiligung der Lymphgefäße im Gesicht sehr derbe Ödeme an Wangen, Nase und Stirn der Patienten.
Diese Ödeme fühlen sich nicht weich und aufgepolstert an, sondern sind hart
und lassen sich nur schlecht eindrücken. Namensgebend für die Erkrankung
ist die Region Morbihan in Frankreich. Dort tritt diese Erkrankung überdurchschnittlich häufig auf, wobei die Gründe hierfür unklar sind.
Zur Therapie des Morbus Morbihan wird Isotretinoin in Dosierungen von
10–20 mg/Tag in Kombination mit dem Mastzellstabilisator Ketotifen (2-mal
täglich 1 mg) über einen Zeitraum von 3–6 Monaten gegeben.
141
Durch den unsachgemäßen
Gebrauch von Antibiotika über
mehrere Monate kann eine
Sonderform der Rosazea
ausgelöst werden.
Wenn eine Rosazea nicht
erkannt wird und fälschlicherweise – wie eine allergische
Hautveränderung – mit Cortison
behandelt wird, kann sich eine
Steroidrosazea entwickeln.
Zunächst bessert sich das
Hautbild, im Verlauf der
Behandlung kommt es jedoch
zu einer deutlichen Verschlechterung des Befunds. Die Haut
erscheint durch entzündete
Pickel und erweiterte Äderchen
stark gerötet und spannt
extrem.
Die lupuide Rosazea ist
durch eine starke Rötung der
Gesichtshaut und viele
bräunliche Knötchen im Gesicht
gekennzeichnet. Sie lässt sich
nur sehr schwer behandeln.
Morbus Morbihan ist eine
Sonderform der Rosazea, bei der
die Lymphgefäße mit betroffen
sind. Im Gesicht bilden sich
derbe Ödeme, das Gesicht
erscheint geschwollen und die
Ödeme lassen sich kaum
eindrücken. Die Behandlung
erfolgt hier ausnahmsweise mit
Isotretinoin und Ketotifen.
142
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
Rosazea im Kindesalter
Obwohl Rosazea üblicherweise eine Erkrankung der 2. Lebenshälfte ist, gibt es
auch Fallbeschreibungen der Erkrankung bei Kindern. Das Erscheinungsbild
der Rosazea unterscheidet sich nicht wesentlich vom Erscheinungsbild bei
Erwachsenen: es zeigen sich Teleangiektasien, Papeln und Pusteln, die Augen
sind ebenfalls häufig betroffen. Nur die Entwicklung von Phymen wird bei Kindern zum Glück nicht beobachtet.
9.2.3
Diagnose der Rosazea
Die Rosazea wird vom Hautarzt in erster Linie an Hand Ihres Erscheinungsbilds diagnostiziert – Zusatzuntersuchungen (Blutwerte, Abstriche, histologische Schnitte) sind in der Regel nicht notwendig. Typisches Erkennungsmerkmal ist das Erythem, das in der Regel symmetrisch über das gesamte Gesicht
verteilt erscheint. Zusätzlich können – je nach Schweregrad - Teleangiektasien,
Papeln und Pusteln vorhanden sein. Ein wichtiges Diagnosekriterium ist
außerdem, dass sich die Hauterscheinungen durch Triggerfaktoren (UV-Licht,
scharfe Gewürze, Alkohol, heiße Getränke, Temperaturwechsel und emotionalen Stress) verschlechtern. Dieses Phänomen sollte im Anamnesegespräch hinterfragt werden.
Rosazea und Akne ähneln sich hinsichtlich ihrer Symptome: die Gesichtshaut ist entzündet, gerötet und von Papeln und Pusteln gezeichnet. Zur Abgrenzung zwischen den beiden Erkrankungen gilt es, die Unterschiede zu (er-)kennen, denn die beiden Erkrankungen der Gesichtshaut erfordern unterschiedliche Therapiekonzepte. □ Tab. 9.1 gibt einen Überblick über die wesentlichen
Unterschiede zwischen den beiden Hauterkrankungen.
Eine Rosazea kann aber auch fälschlich als systemischer Lupus erythematodes diagnostiziert werden. Diese Erkrankung geht ebenfalls mit einem bleibendem Erythem im Gesicht einher (sog. „Schmetterlingserythem“), das sich
unter Einwirkung von UV-Strahlung verschlechtert (○ Abb. 9.4). Im Gegensatz
zur Rosazea handelt es sich bei dieser Erkrankung um eine Autoimmunkrankheit, die u. a. zu Gefäßentzündungen in Haut und Organen führt. Als wichtigstes Kriterium für die Differenzialdiagnose bzgl. der Rosazea dient hier das
Suchen nach Teleangiektasien: bei Rosazea treten Teleangiektasien auf, nicht
aber beim syst. Lupus erythematodes. Außerdem findet man auf dem Schmetterlingserythem der Patienten in der Regel keine Papeln und Pusteln. Beim systemischer Lupus erythematodes klagen die Patienten zudem häufig über
Begleitsymptome in Form von Fieber, Gelenkschmerzen und allgemeinem
Krankheitsgefühl – Symptome, die bei Rosazea fehlen. Die Behandlung des
systemischen Lupus erythematodes (immunmodulatorische bzw. immunsuppressive Therapien) unterscheidet sich ganz wesentlich von der Therapie der
Rosazea, deshalb ist die Differenzialdiagnose äußerst wichtig.
Abzugrenzen ist die Rosazea außerdem von der perioralen Dermatitis
(„rosazeaartigen Dermatitis“). Diese Erkrankung betrifft besonders häufig
Rosazea
9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea
143
○ Abb. 9.5 Schmetterlingserythem beim systemischen Lupus erythematodes. Adler 2012
□ Tab. 9.1 Abgrenzung zwischen Akne und Rosazea
Merkmal
Akne
Rosazea
Komedonen
+++
–
Papeln
++
++
Pusteln
++
++
Knoten
+
+
Narben
+
–
Keloide
+
–
Teleangiektasien
–
++
Bleibende Erytheme
–
++
Augenbeteiligung
–
(+)
Talgdrüsenhyperplasie
(→ Phymbildung)
–
(+)
Sonnenlicht
Häufig Verbesserung
des Hautbilds
Verschlechterung des
Hautbilds
Typisches Erkrankungsalter
Jugendliche, junge
Erwachsene
Beginn im 3./4.
Lebensjahrzehnt
Akne und Rosazea ähneln
sich auf den ersten Blick und
können leicht verwechselt
werden. Da die beiden Hauterkrankungen aber
unterschiedliche Behandlungen
erfordern, sollte man die
wichtigsten Unterscheidungsmerkmale kennen. Bei Akne
treten im Gegensatz zur Rosazea
Mitesser auf. Bei Rosazea
dagegen steht die massive
Rötung der Gesichtshaut mit
erweiterten Äderchen im
Vordergrund. Akne ist außerdem
eine Erkrankung, die vor allem
Jugendliche und junge
Erwachsene betrifft. Rosazea
tritt dagegen meist erst jenseits
des 40. Lebensjahres auf.
144
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
Frauen, die großen Wert auf Kosmetik und Hautpflege legen („StewardessenKrankheit“) und ihre Haut dadurch gewissermaßen überpflegen: es kommt zu
einer Hyperhydration und Quellung der Haut, das physiologische Gleichgewicht der Haut entgleist und es können sich entzündungsfördernde Keime
ansiedeln. Dadurch entwickeln sich Entzündungen in den Vellulhaarfollikeln
im Gesicht, es bilden sich Papeln, flüssigkeitsgefüllte Pusteln und schuppende
Plaques, die Haut ist rot und entzündet. Da diese Hautveränderungen meist
jucken, spannen und brennen, versuchen die Patienten in der Regel, die Haut
durch erneutes Eincremen zu beruhigen – dadurch wird die Entzündungsreaktion aber erneut angefacht, ein circulus vitiosus beginnt.
Wie auch bei Rosazeapatienten ist die Haut der Betroffenen äußerst empfindlich und wird durch unterschiedlichste Kosmetika sehr leicht gereizt und
irritiert.
Differenzialdiagnostisch lässt sich die Rosazea von der perioralen Dermatitis dadurch unterscheiden, dass bei der perioralen Dermatitis keine Teleangiektasien auftreten. Außerdem breitet sich die periorale Dermatitis – wie der
Name bereits sagt – in erster Linie um den Mund herum aus, wobei ein schmaler Saum direkt um die Lippen herum frei von Entzündungen bleibt, denn hier
sind keine Vellushaarfollikel angelegt. Bei Rosazea ist dagegen meist das
gesamte Gesicht von den Rötungen und Entzündungen betroffen, auch in
direkter Nachbarschaft zu den Lippen können Effloreszenzen entstehen.
Die S1-Leitlinie der
Deutschen Dermatologischen
Gesellschaft zur Behandlung der
Rosazea bietet eine gute
Orientierungshilfe für den
behandelnden Arzt. Es werden
bewährte Therapiemaßnahmen
für die verschiedenen Stadien
der Erkrankung aufgeführt. Im
Einzelfall kann eine Abweichung
von der Leitlinie jedoch
durchaus sinnvoll sein.
9.3
Therapieoptionen bei Rosazea
9.3.1
Die S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen
Gesellschaft: „Rosazea“
Die S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea wurde im Auftrag der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft (DDG) im Dezember 2008 erarbeitet und gilt
nach Überarbeitung im März 2013 in der vorliegenden Form bis März 2017.
Die Leitlinie wurde nach den Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) und der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft (DDG) erstellt. Sie entspricht der Qualitätsstufe S1, d. h. die Leitlinie wurde von einer Expertengruppe im informellen
Konsens erarbeitet.
Eine Leitlinie der Qualitätsstufe S1 hat in erster Linie beratenden Charakter,
sie wird von Experten des jeweiligen Fachs aufgrund ihrer Erfahrung erstellt –
Studienergebnisse liegen nicht vor oder werden bei der Erarbeitung der Leitlinie nicht berücksichtigt.
Die vorliegende S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea soll daher vor
allem eine Orientierungshilfe für die behandelnden Ärzte bieten, in Einzelfall
kann bzw. muss von der Leitlinie jedoch abgewichen werden.
Rosazea
9.3 Therapieoptionen bei Rosazea
145
Die S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea stellt
-- allgemeine Maßnahmen (Vermeidung von Triggerfaktoren),
-- topische Therapiemaßnahmen (Azelainsäure und Metronidazol),
-- systemische Therapieempfehlungen (Tetracycline, Makrolide, Metronidazol
und Isotretinoin),
-- kombinierte topische und systemische Therapiemaßnahmen sowie
-- alternative Therapieoptionen (Laserbehandlung, Therapie mit gepulstem
Licht, chirurgische Maßnahmen),
-- Therapieempfehlungen zu Sonderformen der Rosazea (Ophthalmorosazea,
Rosazea fulminans, Steroidrosazea u. a.)
vor und gibt Empfehlungen für den Einsatz der jeweiligen Maßnahmen.
Außerdem bietet die Leitlinie Informationen zur Epidemiologie, Pathogenese,
Klinik und Histopathologie der Erkrankung.
Die Auswahl der Therapieoptionen, die im Folgenden vorgestellt werden,
orientiert sich an der S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Behandlung der Rosazea.
Die Leitlinie enthält keine Fließschemata oder Flussdiagramme zur Therapieauswahl, sondern führt die einzelnen Arzneistoffe und ihre Einsatzmöglichkeiten bzw. Anwendungserfolge auf. Die Auswahl muss der behandelnde Arzt
im Einzelfall selbst treffen.
Merke
---
9.3.2
Die S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea stellt bewährte Therapiemaßnahmen zur Behandlung der Rosazea zusammen.
Alle Arzneimittel, die im folgendem Text für die Behandlung der Rosazea
besprochen werden, sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – in der
S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea aufgeführt.
Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen
Allgemeine Verhaltensmaßnahmen
Sofern der Patient weiß, auf welche Faktoren er mit einer Flushsymptomatik im
Gesicht reagiert, sollte er diese auslösenden Provokationsfaktoren bestmöglich
meiden. Typische Reize, die eine Gefäßerweiterung und dadurch eine Gesichtsrötung auslösen können, sind:
Alkohol,
scharf gewürzte Speisen,
heiße Getränke,
Überhitzung der Gesichtshaut (Sauna, Sport),
UV-Strahlung.
------
Vermeiden Sie, wenn
möglich, Situationen, die bei
Ihnen einen Flush auslösen. Bei
vielen Patienten wird ein Flush
z. B. durch den Genuss von
einem Glas Sekt oder durch
scharfe Speisen ausgelöst.
146
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
Für die Hautpflege gelten besonders hohe Ansprüche für die Auswahl der verwendeten Kosmetika. Sie sollten wenig fetthaltig sein, um okklusive Effekte mit
Hitzestau in der Haut zu vermeiden. Je weniger Inhaltsstoffe die Pflegeprodukte
enthalten, um sie geringer ist das Risiko, zusätzliche Hautirritationen an der
hochempfindlichen Haut auszulösen. Geeignete Produkte werden in ▸ Kap. 12.3
besprochen.
Denken Sie bitte immer an
einen hohen Sonnenschutz,
wenn Sie sich längere Zeit im
Freien aufhalten!
Es gibt keine spezielle
Rosazea-Diät. Manche Patienten
wissen jedoch ganz genau,
durch welche Nahrungsmittel
bei Ihnen ein Flush ausgelöst
wird. Diese Nahrungsmittel
sollten dann so weit wie
möglich gemieden werden.
Sprechen Sie einmal mit
Ihrem Hautarzt, wenn Sie diese
erweiterten Äderchen zu sehr
stören. Durch eine Laserbehandlung können diese Gefäße
entfernt werden.
Sonnenschutz
Besonderen Stellenwert bei der Behandlung der Rosazea hat der Sonnenschutz,
da UV-Strahlung als Triggerfaktor für Rosazea gilt. Die eingesetzten Hautschutzprodukte sollten immer auch einen ausreichend hohen UV-A-Schutz
besitzen und für hochempfindliche Haut geeignet sein. Manche Hautärzte
empfehlen bei Rosazea in erster Linie Sonnenschutzprodukte mit rein physikalischen UV-Filtern (i. d. R. Zinkoxid oder Titandioxid). Gut geeignet sind hier
z. B. die Produkte der weißen Sonnenschutzlinie von Avène. Diese Sonnenschutzprodukte enthalten nur mineralische Filtersubstanzen, die trotzdem
einen guten Breitbandschutz selbst im UV-A-Bereich gewähren. Alle Produkte
der weißen Linie sind frei von Parabenen und Duftstoffen und deshalb hochverträglich. Der „Weißeleffekt“, der oft als kosmetisch störend bei mineralischen Lichtschutzpräparaten empfunden wird, ist bei diesen Produkten minimiert: alle Präparate der Linie sind mit hautfarbenen Pigmenten angefärbt und
dadurch unauffällig nach dem Auftragen. Auch andere Firmen stellen Produkte
her, die nur physikalische Lichtschutzfilter enthalten (z. B. Daylong Baby, Eucerin Sun Mikropigment 25).
Ernährung
Es gibt keine spezielle Rosazea-Diät. Die Patienten sollten allerdings darauf
achten, Nahrungsmittel, die bei Ihnen einen Flush auslösen, weitestgehend zu
meiden. Im Einzelfall können dies folgende Produkte sein:
scharfe Gewürze,
Alkohol,
Kaffee, schwarzer Tee (Koffein!),
zu heiße Speisen und Getränke.
-----
Lasertherapie zur Behandlung von Teleangiektasien
Auffällige Teleangiektasien können durch Laserbehandlungen sehr gut entfernt
werden, großflächige Erytheme sprechen auf einer Laserbehandlung jedoch
vergleichsweise schlecht an.
Folgende Methoden stehen zur Auswahl:
Gepulster Farbstofflaser
Kupferdampflaser
Kryptonlaser
Gepulster Neody-YAG-Laser
Argonlaser
------
Rosazea
9.3 Therapieoptionen bei Rosazea
Für einen guten Behandlungserfolg sind je nach gewählter Therapieform meist
1–4 Behandlungstermine notwendig. Durch die energiereiche Strahlung
kommt es zu einer Kontraktion der erweiterten Gefäße oder auch zu einer vollständigen Zerstörung dieser Gefäße.
Die Verträglichkeit der verschiedenen Verfahren ist sehr gut. Als Nebenwirkungen können vereinzelt Hypopigmentierungen, Narben- und Blasenbildung
oder auch Schmerzen auftreten.
Alternativ zur Lasertherapie kann auch eine Behandlung mit hochenergetischem, gepulsten Licht (IPL) erwogen werden. Bei diesem Verfahren kommt
Licht eines größeren Wellenlängenspektrums zum Einsatz. Auch hierdurch
können Teleangiektasien sehr gut entfernt werden, außerdem lassen sich größere Hautareale der Behandlung unterziehen als bei einer punktuellen Lasertherapie.
Grundsätzlich kontraindiziert sind derartige Lichtbehandlungen immer
dann, wenn die Patienten unter einer Therapie mit photosensibilisierenden
Medikamenten stehen. Gerade bei Rosazea kommt dies häufig vor, denn viele
Rosazeamedikamente (z. B. Minocyclin, Doxycyclin, Isotretinoin) erhöhen die
Lichtempfindlichkeit der Haut. Vor Beginn einer Lichttherapie ist deshalb eine
genaue Anamnese unbedingt erforderlich.
Chirurgische Maßnahmen zur Behandlung des Rhinophym
Beim Rhinophym handelt es sich um eine gutartige Gewebewucherung, die in
erster Linie kosmetisch störend empfunden wird. Da diese Gewebewucherungen aber für die Patienten mitunter sehr entstellend sind und dadurch oft
auch psychische Probleme verursachen, besteht Therapiebedarf. Phyme können jedoch nur chirurgisch abgetragen werden, medikamentöse bzw. kosmetische Behandlungsversuche zeigen wenig Aussicht auf Erfolg. Sinnvoll kann
jedoch eine Vorbehandlung mit Isotretinoin sein, um das Rhinophym zu verkleinern.
Ziel der Behandlung sollte immer die Wiederherstellung der ursprünglichen Nasenform sein. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn sich der Chirurg
an Fotos der Nase des Patienten aus Zeiten vor Ausbildung des Rhinophyms
orientiert.
Kryochirurgie
Bei der Kryochirurgie („Vereisung“) wird Gewebe durch die Anwendung extremer Kälte abgetragen. Die Kälte entsteht durch das Verdampfen von flüssigem
Stickstoff, wobei Temperaturen von -200 °C erzeugt werden können. Bei dieser
Kälteanwendung bilden sich intrazellulär Eiskristalle und zerstören dabei die
betroffenen Zellen. Dadurch wird im Bereich der behandelten Haut eine Nekrose ausgelöst, das Gewebe stirbt ab. Durch die nachfolgende Entzündungsreaktion kann sich neues, gesundes Gewebe nachbilden.
147
Die Behandlung zur
Entfernung der erweiterten
Äderchen mit Laser ist gut
verträglich. In der Regel sind
1–4 Behandlungstermine
notwendig für ein gutes
Ergebnis.
Solange Sie die Tabletten
gegen Rosazea einnehmen,
kann eine Lasertherapie nicht
durchgeführt werden. Dieses
Arzneimittel macht Ihre Haut
sehr lichtempfindlich. Durch
eine Behandlung mit
Laserstrahlung können unter
diesen Umständen sehr
unangenehme Hautreaktionen
ausgelöst werden.
Phyme, z. B. eine
Knollennase, können nur
chirurgisch behandelt werden.
Man hat heutzutage aber sehr
gute Operationstechniken, um
die ursprüngliche Form der Nase
wieder herzustellen.
148
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
Zur Behandlung des Rhinophyms hat sich die Kryotherapie nicht besonders
gut bewährt. Die Behandlung geht mit starken Blutungen einher, wodurch die
Sicht auf das Operationsfeld stark behindert wird. Außerdem lässt sich die Tiefenwirkung bzw. Tiefenschädigung von gesundem Gewebe nur schwer kontrollieren.
Dermashaving/Skalpellexzision
Als Standardmethode für die
Operation eines Rhinophyms hat
sich die Skalpellexzision oder
auch das Dermashaving
durchgesetzt. Bei diesem
Verfahren werden große
Wucherungen an der Nase mit
dem Skalpell entfernt.
Anschließend wird die normale
Form der Nase wieder
hergestellt, indem die unebene
Haut an der Nase mit einem
Einmalrasierer gleichmäßig
entfernt wird. Die Abheilung der
Wunde dauert ca. 4 Wochen,
danach ist die Nase wieder
kosmetisch schön anzusehen.
Beim Dermashaving oder der Skalpellexzision wird das wuchernde Gewebe so
von der Nase abgeschnitten, dass die Form der Nase wiederhergestellt wird. Die
Abtragung des Gewebes kann hierbei mit einem Skalpell (Skalpellexzision)
oder aber auch mit einem Einmalrasierer (Dermashaving) erfolgen.
Beide Methoden werden oft miteinander kombiniert und liefern gute kosmetische Ergebnisse, wobei bis zur Reepithelisierung und vollständigen Abheilung der „neuen Nase“ etwa drei Wochen Zeit erforderlich sind. Die Operation
ist kostengünstig und lässt sich schnell durchführen. Aus diesem Grund gilt die
Methode als Standardtherapie zur chirurgischen Behandlung des Rhinophyms.
Hauptprobleme, die bei dieser Operationstechnik bestehen, sind starke Blutungen, die die Sicht des Chirurgen behindern können. Dadurch besteht das
Risiko, dass zu viel Gewebe abgetragen wird und tiefe Gewebeschädigungen
verursacht werden. Die starken Blutungen können außerdem die Feinmodulierung der Nase erschweren.
Dermabrasion
Bei der Dermabrasion wird mit Hilfe von rotierenden Diamantschleifköpfen,
die über die Hautoberfläche bewegt werden, Hautgewebe mechanisch abgeschliffen und die Epidermis auf diese Weise geglättet. Die Geräte sind tragbar
und daher ohne großen technischen Aufwand einsetzbar. Die Schleifkörper
können je nach den Erfordernissen in unterschiedlicher Größe und unterschiedlich starker Körnung ausgewählt werden.
Für einen guten Behandlungserfolg ist die richtige Tiefe beim Abschleifen entscheidend. Das Handstück mit den Schleifkörpern sollte während der Behandlung unter leichtem Druck mit streichenden Bewegungen über die Haut geführt
werden. Zunächst wird dadurch die bräunlich-weiße Epithelschicht abgeschilfert
bis zur nichtblutenden Grenzschicht zwischen Epidermis und Lederhaut. Beim
weiteren Abschleifen der Haut zeigt sich dann das rosafarbene Gewebe der Dermis. Hier kann es zu leichten Blutungen kommen, weil die Papillarschicht mit
ihren Gefäßen leicht verletzt wird. Letztlich wird durch die korrekte Durchführung der Dermabrasion eine ebenmäßige Wundfläche hergestellt.
Während der Behandlung sollte die Haut fortwährend durch sterile Kochsalzlösung gekühlt und beruhigt werden (z. B. durch Auflage von getränkten
Kompressen). Blutungen können elektrochirurgisch gestillt werden. Nach
Abschluss der Dermabrasion sollte die Wundfläche steril verbunden werden,
um das Infektionsrisiko zu senken.
Rosazea
9.3 Therapieoptionen bei Rosazea
Im Anschluss an die Behandlung kann die Haut unter langsamer Reepithelisierung gesund und ebenmäßig in 3–4 Wochen nachwachsen. Essentiell notwendig sind in dieser Zeit eine angemessene Hautpflege und vor allem ein
hoher Sonnenschutz!
Die Behandlung ist für die Patienten kaum schmerzhaft, sofern wirklich nur
die obersten Hautschichten entfernt werden.
Allerdings können beim Abheilen der Wundfläche Komplikationen auftreten. Probleme liegen vor allem in der Bildung hypertropher Narben. Daneben
kann es auch zur Hypopigmentierung kommen, so dass sich die neugebildete
Haut farblich deutlich von der unbehandelten Haut abhebt.
Die Dermabrasion wird in erster Linie zur Feinmodellierung der Nase nach
einer chirurgischen Entfernung des überschüssigen Rhinophymgewebes eingesetzt.
Elektrochirurgie
Bei der Elektrochirurgie wird das Rhinophymgewebe mit Hilfe eines Elektromessers, das mit Hochfrequenzstrom betrieben wird, abgetragen. Vorteilhaft
bei diesem Gerät ist, dass das Elektromesser einerseits schneidet, gleichzeitig
aber auch koagulierend wirkt, so dass Blutungen unterbunden werden.
Problematisch ist jedoch die große Hitzeentwicklung im Gewebe. Dadurch
kann es zu unerwünschten Nekrosen am Knorpelgewebe der Nase kommen.
Außerdem lässt sich die Eindringtiefe bei der Operation mit einem Elektromesser nicht gut steuern. Aus diesem Grund werden meist Applikatoren in
Form einer Drahtschlinge eingesetzt. Mit diesen Applikatoren werden dann
großvolumige Wucherungen abgetragen, ohne dass die Gefahr von Knorpelnekrosen besteht.
Die Elektrochirurgie ist sehr kostengünstig und einfach zu handhaben. Vorteilhaft ist außerdem, dass das Verfahren unblutig verläuft. Allerdings kann es
Probleme bei der Wundheilung geben, vor allem, wenn aufgrund der thermischen Tiefenwirkung gesundes Gewebe verletzt wurde. Narbenbildung und
verzögerte Wundheilung stellen mögliche Folgen dar.
Laserchirurgie
Bewährt zur chirurgischen Behandlung des Rhinophyms haben sich in den
letzten Jahren der CO2-Laser und der Erbium-YAG-Laser.
Der Erbium-YAG-Laser wird vor allem zur Feinkorrektur der Nase eingesetzt. Der Laser arbeitet bei einer Wellenlänge von 2 940 nm und dringt nur bis
zu 4,5 µm tief in die Haut ein, ohne dabei viel Wärme zu entwickeln. Dadurch
kann sehr präzise Gewebe abgetragen werden, ohne dass das umliegende
Gewebe durch Hitzeentwicklung in Mitleidenschaft gezogen wird.
Der CO2-Laser kommt zunehmend bei der Behandlung von Phymen zum
Einsatz. Dieser Laser arbeitet im Infrarotspektrum bei einer Wellenlänge von
10 600 nm und wird von Wasser stark angezogen. Die Strahlung dringt nur
149
Die Dermabrasion eignet
sich zur Korrektur von leichten
Schönheitsfehlern nach einer
erfolgreichen chirurgischen
Entfernung von grobem
Phymgewebe. Bei diesem
Verfahren wird die oberste
Hautschicht mit Hilfe von
rotierenden Diamantschleifkörpern abgeschilfert. Auf diese
Weise wird ein ebenmäßiges
Hautprofil hergestellt. Bei der
anschließenden Wundheilung
bildet sich gesunde, neue und
deutlich ebenmäßigere Haut.
Die Elektrochirurgie ist ein
kostengünstiges und sehr
unblutiges Verfahren für
Operationen. Allerdings entsteht
bei dieser Methode sehr viel
Wärme, die in tieferen Gewebsschichten Schäden anrichten
kann. Aus diesem Grund wird
das Verfahren bei der Operation
von Phymen nur selten
eingesetzt.
150
Mit Hilfe der Laserchirurgie
lassen sich Phyme auf sehr
elegante und unblutige Art und
Weise operieren, die
kosmetischen Ergebnisse sind
sehr gut. Allerdings ist das
Verfahren sehr kostspielig und
stellt hohe Anforderungen an
den Operateur und die
technischen bzw. räumlichen
Gegebenheiten. Aus diesen
Gründen hat sich die Laserchirurgie bisher nicht als Standard
durchsetzen können.
9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea
0,02–0,03 µm tief in die Haut ein und wird dort fast vollständig von den wasserhaltigen Zellen absorbiert, ohne dass Strahlung gestreut wird. In den Zellen der
Haut wird die energiereiche Strahlung anschließend in Wärme umgewandelt.
Diese Wärme führt zur Verkohlung des betroffenen Gewebes, so dass letztlich
ein Schnitt entsteht.
Da die absorbierte Strahlung nicht gestreut oder reflektiert wird, ist diese
Methode für das umliegende Gewebe sehr schonend, es können sehr genaue
Schnitte geführt werden, ohne dass es zu Blutungen kommt. Außerdem kommt
es zu keiner Tiefenschädigung der Haut, da die Eindringtiefe des Lasers
begrenzt ist.
Das Verfahren wird unter Lokalanästhesie durchgeführt. Die Wundheilung
verläuft in der Regel schmerzfrei und schneller als bei herkömmlichen Verfahren mit dem Skalpell. Die Wunde sollte nach der Behandlung mit steriler, mit
Vaseline imprägnierter Wundgaze versorgt werden. Nach spätestens drei
Wochen ist die Wundheilung abgeschlossen. Wichtig ist auch bei diesem Verfahren, dass die Haut mit hochwertigen Sonnenschutzprodukten vor UVStrahlung geschützt wird.
Leider ist die Behandlung mit einem CO2-Laser sehr kostspielig und zeitintensiv. Der Chirurg benötigt eine Zusatzausbildung. Außerdem müssen alle
Laserschutzmaßnahmen erfüllt werden, was einen großen technischen Aufwand erforderlich macht.
Insgesamt bieten die Methoden der Laserchirurgie keine wesentlichen Vorteile bezüglich des kosmetischen Ergebnisses. Schmerzen, Blutungen und
Komplikationen treten im Vergleich zum chirurgischen Standardverfahren mit
Skalpell und Einmalrasierer genauso oft auf. Daher hat sich die Lasertherapie
bisher nicht als Standard etablieren können.
Kapitel 10
151
10 Beratung bei der Abgabe von
OTC-Arzneimitteln
Rosazeapatienten stehen häufig unter einem hohen Leidensdruck, da sich die
Hauterkrankung für jeden sichtbar im Gesicht manifestiert. Je nach Erkrankungsstadium kann dies mit massiven Hautveränderungen einhergehen, die
sich auch durch dekorative Kosmetik nicht mehr gut kaschieren lassen.
Sie werden deshalb immer wieder im Apothekenalltag mit Patienten konfrontiert werden, die sich im Rahmen der Selbstmedikation mit Arzneimitteln
zur Behandlung ihrer Rosazea versorgen möchten – wobei die Patienten oft
nicht wissen, woran sie leiden, sondern etwas „gegen Pickel“ haben möchten.
Leider gibt es kaum freiverkäufliche Arzneimittel, die sich zur Therapie der
Rosazea eignen. Deshalb ist es umso wichtiger für uns als Berater, die Symptome dieser Hautkrankheit zu (er-)kennen und die Patienten gegebenenfalls an
den Hautarzt zu verweisen. Nur auf diesem Weg kann eine stadiengerechte
Therapie der Rosazea eingeleitet werden. Durch „Experimente“ mit Hausmitteln und Produkten, die in Internetforen oder der Laienpresse empfohlen werden und eine Besserung oder gar Heilung der Rosazea versprechen, wird die
Erkrankung meist nur verschlechtert und ein zeitiger Therapiebeginn verschleppt. Dies sollten Sie Ihren Patienten ruhig auch so im Beratungsgespräch
vermitteln – denn die Auswahl an bewährten freiverkäuflichen Arzneimitteln
zur Behandlung der Rosazea ist wirklich sehr begrenzt.
10.1
Abgrenzung zum Arztbesuch
Die Behandlung einer Rosazea sollte sich immer an ihrem Stadium orientieren.
Bei einer konsequenten, stadiengerechten Therapie lässt sich die Erkrankung
gut kontrollieren, eine vollständige Heilung ist jedoch nicht möglich. Akute
Krankheitsschübe können abheilen und schubfreie Zeiten deutlich verlängert
werden.
Für uns als pharmazeutisches Personal ist es enorm wichtig, die Eigendiagnose „Rosazea“ zu hinterfragen und die Patienten gegebenenfalls an den Arzt
zu verweisen.
Nur sehr milde Verlaufsformen können auf dem Wege der Selbstmedikation
bzw. mit Hilfe von speziellen kosmetischen Produkten (▸ Kap. 12) behandelt
werden. In den meisten Fällen muss jedoch hautärztliche Hilfe in Anspruch
Rosazea geht mit einem
hohen Leidendruck für die
Betroffenen einher, da die
Gesichtshaut für jeden sichtbar
gerötet und entzündet ist.
Zur Behandlung der Rosazea
stehen kaum wirksame Mittel
im Rahmen der Selbstmedikation zur Verfügung. Am besten
suchen Sie zunächst einmal
einen Hautarzt auf, damit eine
vernünftige Basistherapie der
Rosazea begonnen wird.
Unterstützend kann ich Ihnen
dann sicher noch einiges
empfehlen.
Sind Sie sich denn sicher,
dass Sie an Rosazea leiden?
Wurde diese Diagnose vom Arzt
gestellt?
Rosazea lässt sich bisher
nicht heilen. Ihr Hautarzt kann
mit Ihnen jedoch eine
Behandlung einleiten, so dass
die akuten Entzündungen
abklingen und sich ihr
Hautzustand stabilisiert. Durch
eine konsequente Therapie
können Sie lange Zeiten ohne
Hautprobleme für sich
erreichen.
152
10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
genommen werden, um einen Rosazeaschub zum Abklingen zu bringen. In der
Regel wird der Dermatologe eine Therapie mit verschreibungspflichtigen, topischen Arzneimitteln einleiten. Bei Komplikationen kann auch die Konsultation
eines Augenarztes (Ophthalmorosazea) bzw. Chirurgen (Phymbildung) notwendig sein.
10.2
BAK-Leitlinie: fünf Fragen
Eine gute Beratung in der Selbstmedikation ist nur durch gezieltes Fragen und
Sammeln von Informationen möglich. Durch eine geschickte Gesprächsführung lässt sich die Eigendiagnose hinterfragen, so dass das bestmögliche Medikament ausgewählt werden kann. Gleichzeitig kann abgeklärt werden, ob ein
Arztbesuch notwendig ist.
Folgende Fragen sollten in Anlehnung an die BAK-Leitlinie zur Information
und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln im Rahmen der
Selbstmedikation geklärt werden:
10.2.1
Ist dieses Arzneimittel für
Sie selbst oder sollen Sie es für
jemanden mitbringen? Ich frage
deshalb, weil dieses Arzneimittel beispielsweise in der
Schwangerschaft nicht
angewendet werden darf.
Hier sollte abgeklärt werden, für wen das gewünscht Arzneimittel bestimmt ist.
Der Kunde, der nach dem Produkt fragt, ist nicht immer auch der Anwender!
Wichtige Informationen zur betroffenen Person sind z. B. das Alter und
Geschlecht.
Im Falle der Rosazea gilt:
-- Keine Selbstmedikation mit herkömmlichen Rosazeatherapeutika in der
Schwangerschaft und Stillzeit.
10.2.2
Was möchten Sie denn mit
diesem Mittel erreichen? Ich
frage das, damit wir das richtige
Produkt für Sie auswählen
können.
Fragen zum Beschwerdebild
Hier sollte abgeklärt werden, ob die Erkrankung tatsächlich ein Fall für die
Selbstmedikation ist.
Grundsätzlich ist eine Selbstmedikation möglich
-- bei sehr milden Verlaufsformen der Rosazea,
-- in schubfreien Intervallen,
-- als Therapieergänzung während einer systemischen Rosazeatherapie.
10.2.3
Seit wann haben Sie die
Probleme mit der Haut?
Fragen zur Person des Anwenders
Fragen zur Dauer der Beschwerden
Um die Grenzen der Selbstmedikation zu hinterfragen, sollte abgeklärt werden,
seit wann die Hautprobleme bestehen.
Langanhaltende Hautveränderungen mit Rötungen und entzündlichen
Papeln, Pusteln, Knoten etc. gehören in die Hände eines Dermatologen.
Rosazea
10.3 Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten Schieferölen
10.2.4
Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur
Anwendung anderer Arzneimittel
Nicht alle freiverkäuflichen Aknetherapeutika sind unproblematisch hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, manche Mittel sind
bei entsprechenden Grunderkrankungen sogar kontraindiziert.
Außerdem können manche Grunderkrankungen bzw. Arzneimittel oder
Kosmetika Hautveränderungen mit Rötungen, Papeln und Pusteln auslösen.
Hier ist der Einsatz von Mitteln zur Behandlung einer Rosazea häufig der falsche Therapieansatz.
Deshalb sollte immer nach möglichen Grunderkrankungen bzw. einer eventuellen Dauermedikation gefragt werden.
-- Lidrandentzündungen/trockene, gereizte Augen sind sehr unspezifische
Symptome, sie kommen bei Rosazea vor, aber auch solitär oder im Rahmen
anderer Erkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom).
-- Rosazea kann (mit-)ausgelöst werden durch die Therapie mit
-- Glucocorticoiden (Steroid-Rosazea),
-- Glyceroltrinitrat (Flush-Symptomatik!),
-- Amiodaron (Flush-Symptomatik!).
10.2.5
Beratung bei der Abgabe von Produkten mit
sulfonierten Schieferölen
Sulfonierte Schieferöle werden nach wie vor zur Therapie der Rosazea eingesetzt – allerdings wurden diese Zubereitungen nicht in die S1-Leitlinie der
Deutschen Dermatologischen Gesellschaft aufgenommen. Da es jedoch u. a.
eine NRF-Rezeptur mit Ammoniumbituminosulfonat zur Behandlung der
Rosazea gibt, sollen sulfonierte Schieferöle kurz besprochen werden.
10.3.1
Nehmen Sie andere Arzneimittel ein? Manche Arzneistoffe
führen als Nebenwirkung zu
ähnlichen Hautveränderungen,
und diese Möglichkeit möchte
ich ausschließen, bevor wir uns
für ein geeignetes Produkt
entscheiden.
Wie reinigen und pflegen Sie
denn bisher Ihre Haut? Bei
Rosazea hat die Hautpflege
einen großen Einfluss auf das
Hautbild.
Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen
Hier sollte abgeklärt werden, ob bzw. was der Patient bereits gegen seine Hautprobleme unternommen hat. Es bietet sich an dieser Stelle auch an, zu hinterfragen, wie der Patient seine Haut reinigt und pflegt, um gegebenenfalls ein
dem Hautbild angemessenes Pflegekonzept zu empfehlen.
10.3
153
Wirkungsweise
Sulfonierte Schieferöle besitzen antiinflammatorische, juckreizstillende, antiseptische und antiseborrhoische Wirkung auf die Haut. Anders als Teer-Derivate sind sulfonierte Schieferöle jedoch weitgehend unbedenklich hinsichtlich
ihres phototoxischen, mutagenen, teratogenen und kanzerogenen Potenzials.
Aus diesem Grund werden sulfonierte Schieferöle bei unterschiedlichen entzündlichen Hauterkrankungen seit vielen Jahren in der Therapie eingesetzt,
auch wenn gute Studien und verlässliche Daten zur Wirksamkeit fehlen. Ichthyol wird vor allem von vielen Hautärzten nach wie vor gerne in Form von
Individualrezepturen verordnet.
Was haben Sie denn bisher
versucht, um Ihre Hautprobleme
in den Griff zu bekommen?
154
10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
□ Tab. 10.1 NRF 11.108. Hydrophile Zinkoxid-Paste 40 % mit Ammoniumbituminosulfonat 5 %
Substanz
Konzentration
Ammoniumbituminosulfonat
5,0 g
Zinkoxid
40,0 g
Nichtionische hydrophile Creme SR DAC
20,0 g
Gereinigtes Wasser
35,0 g
10.3.2
Hier ist die Hautcreme, die
wir für Sie zubereitet haben.
Bitte wundern Sie sich nicht
über den eigentümlichen
Geruch, den diese Creme
besitzt. Der Arzneistoff, der für
die antientzündliche Wirkung
verantwortlich ist, hat diesen
starken Eigengeruch.
Produkt- bzw. Rezepturbeispiele
Hydrophile Zinkoxid-Paste 40 % mit Ammoniumbituminosulfonat 5 %
Diese Rezeptur wird bei unterschiedlichen, entzündlichen Hauterkrankungen,
z. B. auch bei Rosazea, angewendet. Ammoniumbituminosulfonat wirkt antiinflammatorisch, juckreizstillend und antiseborrhoisch. Zinkoxid trägt durch
seine schwachen antimikrobiellen und antiphlogistischen Effekte zur Wirkung
bei. Durch den hohen Wasseranteil muss die Mixtur vor dem Auftragen aufgeschüttelt werden und mit einem Spatel als Applikationshilfe aufgetragen werden. Auf der Haut wirkt die Zubereitung durch die Verdunstung des Wassers
kühlend, was bei Rosazea von den Patienten als sehr wohltuend empfunden
wird (□ Tab. 10.1).
Nebenwirkungen
Als Nebenwirkung kann es in Einzelfällen zu Hautreizungen in Form von Juckreiz, Rötungen und Brennen kommen. Vereinzelt gibt es auch Fallberichte über
Kontaktallergien gegenüber dem Wirkstoff. Ammoniumbituminosulfonat verfärbt Kleidung und Bettwäsche bei Kontakt mit der behandelten Haut, die Flecken lassen sich jedoch in der Regel leicht auswaschen. Störend ist außerdem
der sehr intensive, eigentümliche Geruch des Wirkstoffs.
Kontraindikationen
Ichthraletten sind ein
altbewährtes Arzneimittel zur
Behandlung der Rosazea von
innen heraus. Die Tabletten
enthalten einen Wirkstoff, der
gegen die Entzündungen in der
Haut wirkt und das Bakterienwachstum in den Pickelchen
bekämpft.
Die Zubereitung darf nicht auf Wunden und Schleimhäute aufgetragen werden. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Ammoniumbituminosulfonat oder Zink ist die Schüttelmixtur kontraindiziert.
Ichthraletten
Ichthraletten sind zugelassen für die systemische Behandlung der Rosazea. Sie
enthalten pro Tablette 200 mg Natriumbituminosulfonat, ein dunkles, sulfoniertes Schieferöl mit antiphlogistischer und antibakterieller Wirkung. Außerdem wird eine überschießende Talgproduktion gedrosselt, was sich bei seborrhoischer Haut zusätzlich positiv auswirkt.
Rosazea
10.4 Medikamentöse Alternativen
155
Dosierung und Einnahmehinweis
Die Tabletten werden mit Flüssigkeit eingenommen, und zwar nach folgendem
Therapieschema:
-- 1. und 2. Behandlungswoche: 3 × 2 Tbl. pro Tag
-- 3. bis 6. Behandlungswoche: 3 × 1 Tbl. pro Tag
Nach spätestens sechs Wochen sollte die Behandlung beendet werden.
Nebenwirkungen
Die Verträglichkeit von Ichthraletten ist ausgesprochen gut. In sehr seltenen
Fällen können leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten oder Unverträglichkeitsreaktionen, die sich in Form von Hautrötungen äußern.
Nehmen Sie bitte in den
ersten zwei Behandlungswochen jeweils 3 x tgl. 2 Tbl.
mit etwas Flüssigkeit ein. Ab der
3. Woche genügt es, wenn Sie
3 x 1 Tbl. einnehmen. Sie
sollten die Behandlung nach
spätestens 6 Wochen beenden.
Kontraindikationen
Die gleichzeitige Einnahme von Tetracycline muss vermieden werden, da sich
beide Arzneistoffe gegenseitig inaktivieren.
In Schwangerschaft und Stillzeit ist die Anwendung von Ichthraletten kontraindiziert, da es keine verlässlichen Daten zur Unbedenklichkeit des Wirkstoffes für die kindliche Entwicklung gibt.
Selbstverständlich sind Ichthraletten kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit des Patienten gegenüber sulfonierten Schieferölen (Ammonium- und/oder Natriumbituminosulfonat).
10.4
Medikamentöse Alternativen
Viele Patienten interessieren sich für alternative Therapieansätze zur Behandlung ihrer Krankheit, so auch bei der Therapie der Rosazea. Es gibt sowohl zum
Einsatz von Schüßler-Salzen als auch zum Einsatz von homöopathischen Mitteln Empfehlungen in der Literatur für einen Behandlungsversuch bei Rosazea.
Wichtig ist hierbei, den Patienten zu vermitteln, dass diese Mittel die Therapie
durch den Dermatologen nicht ersetzen können, sondern lediglich unterstützenden Charakter haben. Eine Rosazea im Stadium II wird auf Schüßler-Salze
und Homöopathie kaum ansprechen. Hier ist Ihre Beratung gefragt, um den
Patienten für den Besuch beim Hautarzt zu motivieren.
10.4.1
Schüßler-Salze
Biochemische Mittel bieten Unterstützung in der Therapie der Rosazea. Sie
können gut mit schulmedizinischen Therapiemaßnahmen kombiniert werden.
Eine ausschließliche Behandlung der Rosazea mit Schüßler-Salzen ist jedoch
meist nicht ausreichend wirksam.
Die Kombinationen der Schüßler-Salze in □ Tab. 10.2 bieten sich für einen
Therapieversuch an.
Sinnvoll kann auch eine entgiftende Kur mit Schüßler-Salzen sein. Bewährt
hat sich hierfür vor allem eine Kur mit den Sulfat-Salzen der Biochemischen
Falls Sie zwischenzeitlich ein
Antibiotikum verordnet
bekommen, so halten Sie bitte
Rücksprache mit uns oder Ihrem
Arzt. Manche Antibiotika werden
in ihrer Wirkung durch die
Ichthraletten beeinträchtigt.
Dadurch kann es zu einem
Therapieversagen kommen.
156
10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln
□ Tab. 10.2 Bewährte Kombinationen der Schüßler-Salze zur Behandlung der Rosazea
Sie können Schüßler-Salze
sehr gut zur Unterstützung Ihrer
Rosazeabehandlung
einnehmen. Der Therapieerfolg
tritt dann oft schneller ein und
die schubfreien Zeiten können
verlängert werden. Probieren
Sie doch einfach einmal aus,
wie Sie damit zurechtkommen.
Nr.
Schüßler-Salz
Anwendungsgebiet
Dosierung:
Tbl./Tag
10
Natrium sulfuricum D6
Jeweils 3 x 1–2
21
Zincum chloratum D6
Bei Entzündungen
der Haut, zur Unterstützung der Darmtätigkeit
12
Calcium sulfuricum D6
14
Kalium bromatum D6
Bei hartnäckigen
Hautentzündungen
Jeweils 3 x 1–2 Tbl.
zeitgleich im Mund
zergehen lassen
24
Arsenicum jodatum D6
Unterstützende Hautpflege mit Salbe Nr. 10
□ Tab. 10.3 Sulfat-Kur mit Schüßler-Salze
Haben Sie schon einmal
eine Sulfat-Kur mit SchüßlerSalzen durchgeführt? Vielen
Patienten hilft dies bei Rosazea
gut, um den Stoffwechsel
anzuregen und die Haut zu
entgiften. Oft kann dann die
anschließende Behandlung mit
Rosazeamitteln besser wirken.
Nr.
Schüßler-Salz
Dosierung und Einnahmehinweis
Einnahmezeitpunkt
12
Calcium
sulfuricum D6
Morgens
10
Natrium
sulfuricum D6
Wie „Heiße Sieben“ einnehmen:
→ 10 Tbl. in 1 Glas heißen Wasser
auflösen, in kleinen Schlucken
trinken, jeden Schluck vor dem
Schlucken gut einspeicheln
6
Kalium
sulfuricum D6
Vor dem Mittagessen
Vor dem Schlafengehen
Mittel, wodurch der Stoffwechsel angeregt wird und das Entzündungsgeschehen positiv beeinflusst werden kann. Häufig reagiert der Organismus nach
solch einer Kuranwendung besser auf eine Anschlussbehandlung mit schulmedizinischen Medikamenten.
10.4.2
Sie können die Therapie
Ihrer Rosazea gut mit homöopathischen Mitteln unterstützen.
Viele Patienten berichten über
ein besseres Ansprechen auf
Ihre Medikamente, wenn Sie
zusätzlich homöopathische
Mittel anwenden. Wir können
gerne gemeinsam nachschauen,
welches Mittel für Sie in Frage
kommt.
Homöopathie
Der Einsatz homöopathischer Mittel zu Behandlung der Rosazea erfordert viel
Erfahrung. Die Ursachen der Rosazea sind sehr vielfältig, deshalb ist im Einzelfall zur Auswahl eines geeigneten Mittels oft die Hilfe eines ausgebildeten
Homöopathen erforderlich.
Rosazea kann jedoch auch als chronische Erkrankung betrachtet werden.
Unter diesem Gesichtspunkt gibt es einige bewährte homöopathische Einzelmittel, die im Rahmen der Selbstmedikation zum Einsatz kommen (□ Tab. 10.4).
Alle genannten Mittel sollten sinnvollerweise als Ergänzung zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden der Rosazea angewendet werden. Die Therapie
durch schulmedizinische Rosazeamedikamente wird durch den unterstützenden Einsatz von homöopathischen Mitteln nicht beeinträchtigt.
Rosazea
10.4 Medikamentöse Alternativen
□ Tab. 10.4 Bewährte homöopathische Einzelmittel zur Therapie der Rosazea
Homöopathisches
Mittel
Symptombeschreibung
der Haut
Besserung (+)
bzw. Verschlechterung (–)
Dosierung:
Glob./Tag
Arnica D12
Rötliches Gesicht, durchzogen mit sichtbar bläulichen Blutgefäßen, vor
allem über den Wangen,
Gesicht oft aufgedunsen,
Blutandrang zum Kopf mit
Hitzegefühl
(+) durch Ruhe
(–) bei Bewegung
und Berührung
2x5
Bewährt bei
Rosazea in
Verbindung
mit einer
Herz-Kreislauf-Schwäche
Carbo vegetabilis D12
Bläuliche Verfärbung von
Gesichtshaut, Lippen und
Nägeln,
sehr übelriechende, heftige Blähungen,
Atemnot schon bei leichter
Anstrengung
(+) Frischluft;
nach dem
Abgang von Blähungen oder
nach dem Aufstoßen
(–) nach dem
Essen und in
warmen Räumen
2x5
Bewährt bei
Rosazea in
Verbindung
mit Verdauungsbeschwerden
Sulfur D12
Rotes, verschwitztes
Gesicht, oft auch rot
geränderte Augen,
schmutzig und unrein
wirkende großporige
Haut,
heftiges Hautjucken,
Verschlechterung des
Hautzustandes durch
Waschen und Baden
(+) Frischluft
(–) Wärme
1x5
Bewährt bei
unreiner, trockener Haut,
deren Zustand
sich durch
Wärme und
Waschen verschlechtert
Merke
Sollte sich das Hautbild unter der Therapie mit diesen homöopathischen
Einzelmitteln verschlechtern, so ist die Behandlung unbedingt abzubrechen!
157
158
Kapitel 11
11 Beratung bei der Abgabe von
rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Fast alle Arzneimittel, die
zur Behandlung der Rosazea
verwendet werden, sind
verschreibungspflichtig. Für
leichte Verlaufsformen
verordnet der Arzt meist eine
wirkstoffhaltige Creme zum
Auftragen auf die erkrankte
Haut. In schwereren Fällen
kommen jedoch auch Tabletten
mit Antibiotika oder Isotretinoin
zum Einsatz, um die starken
Entzündungen zum Abheilen zu
bringen.
Arzneimittel, die zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden, unterliegen
fast ausnahmslos der Verschreibungspflicht. Je nach Schweregrad der Erkrankung werden die Wirkstoffe als Gel oder Cremezubereitung zur topischen
Behandlung verordnet oder in Form von Tabletten oder Kapseln zur systemischen Therapie. Im Folgenden werden die einzelnen Wirkstoffe vorgestellt und
ihre Besonderheiten besprochen.
11.1
Die Arzneistoffe, die zur topischen oder systemischen Therapie der Rosazea
eingesetzt werden, unterscheiden sich sehr stark voneinander. Folgende Beratungsgrundsätze gelten jedoch für alle Wirkstoffe:
11.1.1
Bitte halten Sie sich genau
an die Dosierung, die Ihnen Ihr
Arzt empfohlen hat. Dadurch
erreichen Sie die bestmögliche
Wirkung.
Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten
Manche Arzneimittel zur Therapie der Rosazea werden individuell dosiert, vor
allem bei Isotretinoin gibt es hinsichtlich der Dosierung große individuelle
Schwankungen. Deshalb sollte das vom Arzt empfohlene Dosierschema unbedingt befolgt werden. Bei unklarer Dosierung sollte Rücksprache mit dem
behandelten Arzt erfolgen, um Überdosierungen zu vermeiden. Kommt es
unter der Therapie zu schweren Nebenwirkungen, ist ebenfalls dringende
Rücksprache mit dem behandelnden Arzt notwendig.
Rosazea ist bisher nicht heilbar, allerdings kann die Erkrankung bei konsequenter Umsetzung der Therapiemaßnahmen gut beherrscht werden.
11.1.2
UV-Licht verstärkt die
Hautprobleme durch Rosazea.
Deshalb ist ein konsequenter
Lichtschutz besonders wichtig.
Cremen Sie sich bitte immer mit
einem hochwertigen Sonnenschutzprodukt ein, bevor Sie in
die Sonne gehen.
Fünf Beratungsgrundsätze
UV-Strahlung als Provokationsfaktor für
Rosazea-Schübe
Vielen Rosazeapatienten ist die Rolle des UV-Lichts auf den Verlauf der
Rosazea nicht bewusst. Deshalb sollten die Patienten im Beratungsgespräch
besonders darauf hingewiesen werden, dass sie Sonnenschutzmittel mit hohem
UV-A- und UV-B-Filtern verwenden sollten, um neue Krankheitsschübe zu
verhindern. Geeignete Präparate für die hochempfindliche Haut dieser Patienten können wir in der Apotheke anbieten.
Rosazea
11.2 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure
11.1.3
Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit
dem behandelnden Arzt
Viele Arzneimittel zur Therapie der Rosazea wirken nicht sofort, sondern
benötigen eine gewisse Zeit, bis die Wirkung für den Patienten sichtbar wird.
Hier sollte der Patient unbedingt zur Compliance ermutigt werden, um den
Therapieerfolg zu ermöglichen. Ein eigenmächtiges Absetzen der Präparate
sollte vermieden werden, da eine ausreichend lange Behandlungsdauer notwendig ist, um den Therapieerfolg zu stabilisieren. Ein zu frühes Absetzen
erhöht das Risiko für Rückfälle. Häufig ist eine monatelange Behandlung der
Haut erforderlich, um eine Remission zu erhalten.
11.1.4
Keine Manipulation an Rosazea-Effloreszenzen
Die typischen Hautveränderungen bei Rosazea verleiten dazu, an den Papeln
und Pusteln „herumzudrücken“, um eine schnellere Entleerung bzw. Heilung
der Effloreszenzen zu erreichen. Bitte erinnern Sie Ihre Patienten regelmäßig
daran, dass die Ausreinigung der Haut in professionelle Hände gehört. Durch
unsachgemäßes „Pickelausdrücken“ steigt das Risiko, dass die Haut ernsthaft
verletzt wird und bei der Heilung bleibende Narben entstehen. Vielen Betroffenen ist dies nicht bewusst, deshalb ist hier unsere Beratung dringend notwendig
11.1.5
Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt
einer Schwangerschaft
Die meisten Arzneistoffe, die zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden,
sind in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Aus diesem Grund sollten Frauen im gebärfähigen Alter, die mit Rosazeamedikamenten behandelt
werden, darauf hingewiesen werden, dass sie sich im Falle einer Schwangerschaft umgehend mit dem behandelnden (Haut-)Arzt in Verbindung setzen
müssen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Ganz besonders wichtig ist
dieser Hinweis bei Frauen, die mit Retinoiden behandelt werden!
11.2
Die Behandlung der Rosazea
erfordert Zeit und Geduld. Die
Haut braucht Zeit, um sich zu
erneuern, deshalb kann es ein
paar Wochen dauern, bis der
Therapieerfolg für Sie sichtbar
wird. Wenn Sie zu früh mit der
Behandlung aufhören, kann ein
starker Rückfall ausgelöst
werden und sich die Haut
massiv verschlechtern.
Bitte versuchen Sie nicht,
die Pickel selbst zu öffnen.
Durch das Herumdrücken
verteilt man die Entzündung im
umliegenden Gewebe. Dadurch
verschlimmert sich das Hautbild
noch mehr.
Bitte sprechen Sie mit Ihrem
behandelnden Arzt, falls Sie
während der Therapie Ihrer
Rosazea schwanger werden.
Nicht alle Rosazeamedikamente
sind für eine Behandlung
während der Schwangerschaft
geeignet.
Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure
Für die Therapie der Rosazea ist in den Stadien I bis II meist eine topische Therapie mit Azelainsäure oder Metronidazol ausreichend. Im Gegensatz zum
Goldstandard Metronidazol darf Azelainsäure auch während einer Schwangerschaft bedenkenlos angewendet werden.
11.2.1
159
Wirkungsweise
Die Wirkungsweise von Azelainsäure bei Rosazea ist bisher unklar. Vermutlich
kommt die Wirkung über eine Reduzierung reaktiver Sauerstoffradikale zu
Stande, wodurch das Entzündungsgeschehen positiv beeinflusst wird.
Rosazea kann in den Stadien
I und II in der Regel gut durch
wirkstoffhaltige Cremes
behandelt werden.
160
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Vergleichsstudien von einem 15 %-Azelainsäure-Gel (Skinoren® 15 % Gel)
gegenüber dem Goldstandard (Metronidazol 0,75 % -Gel) zeigen eine signifikante Überlegenheit für Azelainsäure:
-- Reduktion der entzündeten Hautläsionen um 72,7 % (Metronidazol 0,75 %
Gel: 55,8 %),
-- Besserung des Gesamtbefundes und des Erythems um 56 % (Metronidazol
0,75 % Gel: 42 %).
Allerdings ist die Hautverträglichkeit des Metronidazol Gels (0,75 %) wesentlich besser als die Verträglichkeit von Skinoren® Gel.
11.2.2
Handelspräparate und Indikationen
Azelainsäure wird ausschließlich topisch angewendet (□ Tab. 11.1).
□ Tab. 11.1 Azelainsäure: Handelspräparat und Indikation
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Skinoren® 15 % Gel
Azelainsäure
Zur äußeren Behandlung der papulopustulösen Rosazea
11.2.3
Tragen Sie die Creme bitte
morgens und abends nach der
Gesichtsreinigung auf die
erkrankten Bereiche des
Gesichts auf. Sparen Sie dabei
unbedingt die Schleimhäute an
Augen, Mund und Nase aus.
Nach dem Eincremen sollten Sie
sorgfältig die Hände waschen,
damit Sie keine Cremereste in
die Augen bekommen.
Bitte wundern Sie sich nicht,
wenn Ihre Haut in den ersten
Tagen der Behandlung etwas
gereizt und gerötet wirkt. Die
Haut muss sich erst an den
Arzneistoff gewöhnen. Danach
wird die Verträglichkeit aber
meist sehr gut und das Prickeln
oder Brennen tritt nicht mehr
auf.
Dosierung und Anwendungshinweise
Nach gründlicher Reinigung der Gesichtshaut mit Wasser oder einem milden
Reinigungsmittel wird jeweils morgens und abends ein ca. 2,5 cm langer Salbenstrang auf die erkrankte Gesichtshaut aufgetragen und eingerieben. Der
Kontakt mit Augen, Mund und anderen Schleimhäuten muss unbedingt vermieden werden. Die Hände sind nach jeder Behandlung sorgfältig zu reinigen.
Um den Therapieerfolg sicher zu stellen, ist auf eine regelmäßige Behandlung
der Haut zu achten, erste Erfolge sieht man in der Regel nach vier Wochen. Die
Behandlungsdauer erstreckt sich meist über mehrere Monate, um einen bestmöglichen Therapieerfolg mit Stabilisierung des Hautzustandes zu erreichen.
11.2.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Vor allem zu Therapiebeginn treten vorübergehend Hautirritationen mit
Rötung und Schuppung auf. Diese Beschwerden sind in der Regel selbstlimitierend, die Haut toleriert den Wirkstoff nach einigen Tagen. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollte die Dosierungshäufigkeit reduziert werden, evtl. muss
die Therapie für einige Tage unterbrochen werden, bis die Haut sich erholt hat.
In sehr seltenen Fällen wurde über die Ausbildung einer Kontaktallergie
berichtet.
Rosazea
11.3 Topische
11.3 Zubereitungen mit Metronidazol
161
Wechselwirkungen
Ernstzunehmende Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen sind für Azelainsäure nicht bekannt.
Kontraindikationen
Azelainsäure besitzt keine Zulassung für die Behandlung von Kindern < 12 Jahren. Eine Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit ist unter ärztlicher Kontrolle möglich.
11.3
Beratung bei der Abgabe von topischen Zubereitungen mit Metronidazol
Metronidazol in 0,75 %-Konzentration gilt bisher als Goldstandard in der
Behandlung der Rosazea. Als Grundlagen eignen sich je nach Hautzustand
Gele oder Cremes. Im Gegensatz zu vielen anderen Arzneistoffen, die „offlabel“ zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden, gibt es für die Therapie
mit Metronidazol mehrere doppelblinde, plazebokontrollierte Studien, die die
Wirksamkeit des Arzneistoffes eindeutig belegen.
11.3.1
Wirkungsweise
Metronidazol ist ein Chemotherapeutikum aus der Gruppe der Nitroimidazole
und wirkt durch Interaktion mit der DNS von Protozoen und anaeroben Bakterien keimabtötend. Im sauerstoffarmen Milieu entstehen durch die Übertragung von freien Elektronen auf die Nitrogruppe des Metronidazols reaktive
Radikale. Diese Nitroradikalanionen reagieren mit der DNS der anaeroben
Mikroorganismen und führen zu Strangbrüchen der Doppelhelix. Auf diese
Weise kommt die bakterizide Wirkung zu Stande, gleichzeitig wird jedoch auch
klar, dass der Wirkstoff nicht unproblematisch ist: theoretisch können derartige Doppelstrangbrüche auch an der menschlichen DNS erfolgen, so dass ein
gewisses mutagenes Potenzial von Metronidazol nicht ausgeschlossen werden
kann. Aus diesem Grund ist der Wirkstoff in der Schwangerschaft kontraindiziert.
Die topische Anwendung von Metronidazol bei Rosazea führt zu einer signifikanten Reduzierung des Entzündungsgeschehens und der Rötungen.
Wodurch diese Effekte zu Stande kommen, ist bisher nicht geklärt. Vermutlich
spielt die Beteiligung von anaeroben Mikroorganismen am Entzündungsgeschehen der Rosazea eine Rolle für die guten Therapieerfolge mit antibiotischen Wirkstoffen wie Metronidazol.
Zubereitungen mit
Metronidazol gelten als Mittel
der 1. Wahl zur Behandlung der
Rosazea. Mit dieser Creme
werden Sie sicherlich bald eine
deutliche Verbesserung Ihres
Hautbilds erzielen.
162
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
□ Tab. 11.2 Metronidazol: Handelspräparate und Indikationen
Für die Therapie der Rosazea
stehen unterschiedliche
Zubereitungen mit Metronidazol
zur Verfügung. Wenn die Haut
sehr trocken ist, sollten Cremes
verwendet werden, um die Haut
gut zu pflegen. Neigt die Haut
jedoch zu Fettglanz, bringt die
Behandlung mit wirkstoffhaltigen Gelen Vorteile, da sie
zusätzlich leicht austrocknend
auf die Haut wirken.
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Metrocreme®
Metronidazol
0,75 %
Zur Anwendung auf der Haut bei mäßig
ausgeprägter entzündlicher papulopustulöser Rosazea
Metrogel®
Zur Anwendung auf der Haut bei
Rosazea
Metrolotion®
Zur Anwendung auf der Haut bei mittelschwerer Rosazea
Metrosa® 7,5 mg/g
Gel
Zur topischen Anwendung bei Rosazea
mit Papeln und Pusteln
Rosiced® 7,5 mg/g
Creme
Zur topischen Behandlung von entzündlichen papulösen Pusteln in
Zusammenhang mit Rosazea
11.3.2
Handelspräparate und Indikationen
Für die Therapieauswahl gilt
Gele wirken zusätzlich austrocknend. Eine empfindliche, sehr trockene Haut
sollte deshalb grundsätzlich mit einer wirkstoffhaltigen Creme behandelt werden.
Neben diesen Fertigpräparaten wird Metronidazol nach wie vor oft in
Rezepturen vom Dermatologen verordnet. Hierbei kann der Salbengrundlage
noch größeres Gewicht verliehen werden.
11.3.3
Tragen Sie diese Creme bitte
immer morgens und abends
nach der Gesichtsreinigung auf
die erkrankten Hautpartien auf.
Für einen guten Therapieerfolg
ist es sehr wichtig, dass Sie die
Behandlung regelmäßig über
einen Zeitraum von mind.
6 Wochen durchführen. Auf
diese Weise erzielen Sie den
bestmöglichen Erfolg.
Dosierung und Anwendungshinweise
Metronidazol-Zubereitungen zur Behandlung der Rosazea werden in der Regel
morgens und abends nach der Reinigung dünn auf die erkrankten Hautpartien
aufgetragen. Die Behandlung erstreckt sich meist über einen Zeitraum von
6–12 Wochen, kann im Einzelfall aber auch länger fortgesetzt werden.
Topische Zubereitungen mit Metronidazol werden auch nach Abheilung
eines Rosazea-Schubs zur Therapieerhaltung weiter verordnet, allerdings häufig in geringerer Wirkstoffkonzentration und verminderter Anwendungshäufigkeit. Es gibt verschiedene Studien, die zeigen, dass eine Weiterbehandlung
der Haut mit metronidazolhaltigen Topika die Remissionsphasen verlängern
und das Wiederaufflammen der Rosazea zwar nicht verhindern, aber zumindest deutlich abschwächen kann.
Rosazea
11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie
11.3.4
163
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
Metronidazol ist in topischen Zubereitungen ausgesprochen gut verträglich.
Als Nebenwirkungen werden in erster Linie unangenehme Hautreaktionen
beschrieben, z. B. trockene, gerötete und juckende Haut. Dadurch kann in Einzelfällen sogar einer Verschlechterung der Rosazea eintreten.
Außerdem kann es zur Ausbildung einer Kontaktdermatitis oder auch einer
Kontaktallergie kommen, wobei es keine verlässlichen Aussagen zur Häufigkeit
dieser seltenen Nebenwirkungen gibt. Bei einer Kontaktdermatitis brennt und
prickelt die Haut, es bildet sich ein Erythem. Bei der Kontaktallergie dagegen
kommt es zu massivem Juckreiz, zur Rötung und Blasenbildung im Bereich der
behandelten Haut und darüber hinaus. Beide Krankheitsbilder erfordern einen
Therapieabbruch und gegebenenfalls ärztliche Hilfe.
Metronidazol-Zubereitungen werden von der Haut
sehr gut vertragen. Nur
vereinzelt kommt es zu unangenehmen Hautreaktionen mit
Hautjucken und Hautrötungen.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen von topisch appliziertem Metronidazol mit anderen Arzneistoffen sind nicht bekannt.
Kontraindikationen
Im ersten Drittel einer Schwangerschaft darf Metronidazol nicht angewendet
werden. Die Datenlage zur Teratogenität und eine mögliche Erhöhung des
Krebsrisikos für den Fötus sind widersprüchlich, so dass eine Therapie mit
Metronidazol im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht zu verantworten
ist.
Kontraindiziert ist der Wirkstoff außerdem bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Nitroimidazolen.
Bei Patienten, die an schweren Lebererkrankungen, Störungen der Blutbildung oder an ernsten Erkrankungen des Nervensystems leiden, darf eine Therapie mit Metronidazol nur nach äußerst sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingeleitet werden.
11.4
Sollten Sie während der
Behandlung mit Metronidazol
schwanger werden, so halten
Sie bitte unbedingt Rücksprache
mit Ihrem Arzt. Vermutlich wird
Ihr Arzt unter diesen Umständen
die Therapie umstellen, weil
nicht ausgeschlossen werden
kann, dass der Arzneistoff dem
ungeborenen Kind schadet.
Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur
systemischen Rosazea-Therapie
Gemäß der S1-Leitlinie zur Therapie der Rosazea sollte eine Therapie mit oralen Antibiotika nur bei schweren bzw. therapieresistenten Formen der Rosazea
erfolgen. Zum Einsatz kommen Tetracycline (vor allem Doxycyclin und Minocyclin), Makrolide (Erythromycin, Clarithromycin und Azithromycin) sowie
Metronidazol.
Eine ausschließliche Zulassung für die Behandlung der Rosazea papulopustulosa besitzt jedoch allein Doxycyclin, und zwar in der Dosierung von 40 mg
mit veränderter Wirkstofffreisetzung (Oraycea®). Alle anderen Fertigpräparate
werden gegen unterschiedlichste Infektionen eingesetzt, unter anderem eben
Bei schweren Formen der
Rosazea ist es sinnvoll, eine
Behandlung mit Antiobiotikatabletten einzuleiten. Besonders
erfolgreich wird Doxycyclin
eingesetzt.
164
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
auch zur Therapie von Infektionen der Haut. Die positiven langjährigen Erfahrungen mit den Wirkstoffen rechtfertigen ihren Einsatz bei Rosazea, auch
wenn eine ausdrückliche Zulassung für die Indikation Rosazea meist fehlt.
Die im Folgenden aufgeführten Antibiotika werden auch in der S1-Leitlinie
der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Behandlung der Rosazea
empfohlen.
11.4.1
Die Wirkung der Antibiotika
bei Rosazea kommt durch
unterschiedliche Effekte zu
Stande. Das Antibiotikum
hemmt die Vermehrung von
Keimen in den Talgdrüsen.
Außerdem haben Antibiotika
aber auch direkte antientzündliche Effekte. Beides führt
zu einer Abheilung der
entzündeten Papeln und
Pusteln.
Wirkungsweise
Antibiotika vermindern in erster Linie die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel
mit Propionibakterien und Staphylokokken. Vor allem Propionibakterien sind
bei Rosazeapatienten verstärkt in den Talgdrüsen nachweisbar, wobei ihre
Bedeutung für den Krankheitsverlauf nach wie vor unklar ist. Die eingesetzten
Antibiotika blockieren das Bakterienwachstum und wirken auf diese Weise
positiv auf das Entzündungsgeschehen.
Die Substanzen zeigen jedoch alle auch direkte antiinflammatorische Wirkungen. So konnte für Tetracycline gezeigt werden, dass sie die Neubildung
von Blutgefäßen (Angiogenese) hemmen und die Produktion inflammatorischer Zytokine reduzieren. Diese Effekte schwächen das immunologische Entzündungsgeschehen in der an Rosazea erkrankten Haut ab und führen letztlich
zu einer sichtbaren Verbesserung des Hautbilds.
11.4.2
Handelspräparate und Indikationen
□ Tab. 11.3 Antibiotika zur Behandlung der Rosazea (Fortsetzung)
Handelspräparat
Wirkstoff
Dosierung
Indikation
Azithromycin AL 250 mg
Filmtabletten
Azithromycin
250 mg
Hautinfektionen durch
azithromycinempfindliche Erreger
Clarithromycin STADA®
250 mg
Clarithromycin
250 mg
Infektionen der Haut
durch clarithromycinempfindliche Erreger
Doxy-ct® 100 mg Tabletten,
Doxycyclin-ratiopharm®
100 mg Weichkapseln,
Doxycyclin STADA® 100 mg
Tabletten u. a.
Doxycyclin
100 mg
Hautkrankheiten, auch
bei schweren, infizierten Formen der Rosazea
Rosazea
11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie
165
□ Tab. 11.3 Antibiotika zur Behandlung der Rosazea (Fortsetzung)
Handelspräparat
Wirkstoff
Dosierung
Indikation
Erythromycin-ratiopharm® 500 mg
Erythromycin
500 mg
Infektionen durch Erreger, die gegenüber Erythromycin empfindlich
sind, z. B. Infektionen
der Haut
Klacid® Filmtabletten
Clarithromycin
250 mg
Infektionen der Haut
durch clarithromycinempfindliche Erreger
Minocyclin-ratiopharm®
100 mg Hartkapseln,
Udima 100 mg Hartkapseln
Minocyclin
100 mg
Hauterkrankungen,
auch infizierte schwere
Formen der Rosazea
Oraycea®
Doxycyclin
40 mg
Rosazea des Gesichts
Tefilin Hartkapseln
Tetracyclin
250 mg
Infektionen durch tetracyclinempfindliche
Erreger, z. B. Rosazea
Tetracyclin Wolff® 250
Hartkapseln
Zithromax 250 mg
Filmtabletten
11.4.3
Infektionen durch tetracyclinempfindliche
Erreger, z. B. Rosazea
Azithromycin
250 mg
Tetracyclin führt zu einer
erfolgreichen Abheilung der
Papeln und Pusteln auf der
entzündeten Haut. Die
Rötungen und die roten
Äderchen kann das Antibiotikum
jedoch leider nicht vermindern.
Hautinfektionen durch
azithromycinempfindliche Erreger
Dosierung und Einnahmehinweise
Tetracyclin
Tetracyclin wird in der Regel für die Dauer von vier Wochen in der Dosierung
von 2×250 mg pro Tag gegeben. Dies führt bei mehr als ¾ der behandelten Patienten zu einer signifikanten Besserung des Hautbilds: Papeln und Pusteln heilen gut ab, Erythem und Teleangiektasien werden jedoch nicht beeinflusst. Zur
Stabilisierung des Behandlungserfolges kann die Therapie mit 250 mg Tetracyclin einmal täglich oder einmal alle zwei Tage fortgeführt werden. Tetracyclin
sollte nüchtern eingenommen werden, d. h. die Tabletten sollten jeweils eine
Stunde vor oder mindestens zwei Stunden nach dem Essen mit 250 ml Wasser
eingenommen werden. Hierbei sollte eine aufrechte Körperhaltung beibehalten werden, um das Risiko von Schleimhautreizungen an der Speiseröhre zu
Nehmen Sie dieses
Antibiotikum bitte grundsätzlich
auf nüchternen Magen ein.
Damit ist gemeint, dass Sie die
Tabletten immer mindestens
eine Stunde vor einer Mahlzeit
oder aber mindestens zwei
Stunden nach einer Mahlzeit
mit einem Glas Wasser
einnehmen. Nur wenn Sie dies
beachten, kann der Arzneistoff
in ausreichend hoher Konzentration ins Blut übergehen.
166
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
minimieren. Zeitgleich zur Einnahme von Tetracyclin sollten keine Milchprodukte verzehrt werden, da durch Komplexbildung mit Calciumionen die
Resorption des Antibiotikums signifikant vermindert wird.
Dieses Antibiotikum müssen
Sie nur einmal am Tag
einnehmen. Sie können es ruhig
während einer Mahlzeit
schlucken, dadurch steigt die
Verträglichkeit, ohne dass die
Wirkung des Mittels
abgeschwächt wird.
Tetracycline der 2. Generation: Doxycyclin und Minocyclin
Tetracycline der 2. Generation (Doxycyclin und Minocyclin) weisen im Vergleich zu Tetracyclin einige Vorteile auf: beide Arzneistoffe können zu den
Mahlzeiten eingenommen werden, wodurch die Verträglichkeit steigt. Allerdings ist auch bei diesen Arzneistoffen auf die Wechselwirkung mit Calcium
aus Milchprodukten zu achten. Die Bioverfügbarkeiten von Minocyclin und
Doxycyclin sind wesentlich besser als die des Tetracyclins. Außerdem zeigen
beide Substanzen längere Halbwertszeiten, so dass meist eine einmalige Einnahme des Antibiotikums pro Tag für den Therapieerfolg ausreicht. Doxycyclin und Minocyclin werden zur Therapie der Rosazea in der Regel in Dosierungen von 100–200 mg pro Tag eingesetzt.
Sonderfall Oraycea®
Oraycea®
ist der
Goldstandard für die
Behandlung der Rosazea mit
einem Antibiotikum. Dieses
Antibiotikum zeigt sehr gute
Behandlungserfolge bei gleichzeitig besonders guter Verträglichkeit.
Nehmen Sie dieses
Antibiotikum bitte 2-mal täglich
immer zu einer Mahlzeit ein.
Einen Sonderfall stellt das Fertigpräparat Oraycea® dar. Oraycea® besitzt als
einziges Medikament die Zulassung zur systemischen Therapie der papulopustulösen Rosazea und gilt heute als Therapiestandard der 1. Wahl. Oraycea® enthält 40 mg Doxycyclin, und zwar in einer besonderen galenischen Formulierung: 30 mg Doxycyclin werden sofort aus der Kapsel freigesetzt, die restlichen
10 mg sind retardiert verarbeitet und werden zeitverzögert ins Blut abgegeben.
Auf Grund dieser speziellen Formulierung ist das Medikament nicht mehr
antimikrobiell wirksam, deshalb ist die Gefahr der Resistenzbildung, die bei
einer längerfristigen Antibiotikatherapie immer problematisch ist, nicht mehr
gegeben. Die positive Wirkung von Oraycea® kommt stattdessen ausschließlich durch antientzündliche Effekte des niedrig dosierten Doxycylins zu Stande.
Studien belegen die gleich gute Wirksamkeit des niedrig dosierten Doxycyclins
bei wesentlich besserer Verträglichkeit im Vergleich zur konventionellen Doxycyclintherapie mit 100 mg pro Tag. Nebenwirkungen wie Candidose, gastrointestinale Beschwerden, Lichtempfindlichkeit und Hyperpigmentierung, wie sie
bei der konventionellen Therapie mit hochdosiertem Doxycyclin häufig zu
beobachten sind, treten bei der Therapie mit Oraycea® selten und in deutlich
schwächerer Ausprägung auf.
Metronidazol
Auch die systemische Therapie mit Metronidazol liefert gute Behandlungsergebnisse bei Rosazea. Die Substanz ist gut verträglich und sollte 2-mal täglich
zu einer Hauptmahlzeit eingenommen werden. Zu beachten ist die Wechselwirkung von Metronidazol mit Alkohol: der Arzneistoff blockiert die Aldehydoxidase, wodurch der Abbau und die Entgiftung von Alkohol gehemmt wird.
Rosazea
11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie
Alkoholbedingte Kopfschmerzen sind typische Nebenwirkungen, sofern während einer Therapie mit Metronidazol Alkohol getrunken wird.
Makrolide (Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin)
Makrolide stellen eine Behandlungsalternative dar, sofern Kontraindikationen
gegenüber Tetracyclinen bzw. Metronidazol bestehen. Auch bei Resistenzen
gegenüber den anderen Antibiotika kann eine Behandlung mit Makroliden
erfolgreich begonnen werden. Bevorzugt sollte Clarithromycin zum Einsatz
kommen, da es relativ gut verträglich ist und Studien sogar eine bessere Wirkung bei Rosazea zeigen als für Doxycyclin. Auch Azithromycin führt bei nur
3-maliger Einnahme von 250 mg pro Woche zu guten Behandlungserfolgen bei
besserer Verträglichkeit im Vergleich zu Tetracyclinen. Erythromycin sollte auf
Grund des hohen Interaktionspotenzials und der schlechten Bioverfügbarkeit
nur in begründeten Einzelfällen verordnet werden. Außerdem verursacht Erythromycin bei den Patienten meist starke gastrointestinale Nebenwirkungen
(□ Tab. 11.4).
Eine orale Antibiotikatherapie sollte bei Rosazea immer mindestens einen
Monat lang erfolgen. Diese Zeit ist erforderlich, um die antientzündliche Wirkung des Arzneistoffes bestmöglich auszuschöpfen. Sinnvollerweise wird die
Therapie über 2–3 Monate fortgesetzt, um den Hautzustand zu stabilisieren
und Rückfällen vorzubeugen. Für diese Erhaltungstherapie kann häufig die
Dosis deutlich reduziert werden. Spätestens nach 3-monatiger Behandlung
sollte das Antibiotikum jedoch abgesetzt werden, da keine weiteren Verbesserungen des Therapieergebnisses mehr zu erwarten sind und die Nebenwirkungen im Verhältnis zum Nutzen deutlich überwiegen.
11.4.4
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Tetracycline
Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.5.4
167
Bitte verzichten Sie während
der Behandlung mit diesem
Antibiotikum unbedingt auf
Alkohol. Dieser Arzneistoff
blockiert den Abbau von Alkohol
im Körper, dadurch können
ernste Beschwerden ausgelöst
werden.
Hat Ihr Arzt mit Ihnen
besprochen, wie lange Sie die
Behandlung mit diesem
Antibiotikum durchführen
sollen? In der Regel dauert die
Therapie bei Rosazea
mindestens einen Monat, damit
die volle Wirkung des Antibiotikums ausgeschöpft werden
kann. Bitte halten Sie sich
genau an die Empfehlung Ihres
Arztes.
Erythromycin
Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.5.4
Clarithromycin
Clarithromycin zeigt – ähnlich wie Erythromycin und andere Makrolidantibiotika – ein breites Spektrum an Neben- und Wechselwirkungen. Die wichtigsten Effekte werden nachstehen besprochen.
Nebenwirkungen
Unter der Therapie mit Clarithromycin erleiden viele Patienten gastrointestinale Nebenwirkungen in Form von Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Magenschmerzen. Häufig wird auch über Störungen des Geschmacksempfindens und
Es kann sein, dass Sie
während der Behandlung mit
diesem Antibiotikum MagenDarm-Probleme bekommen.
Das ist leider eine häufige
Nebenwirkung dieses Arzneimittels.
168
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
□ Tab. 11.4 Dosierung und Einnahmehinweise oraler Antibiotika zur Rosazeatherapie
Wirkstoff
Standarddosierung
(pro Tag)
Dosierung bei Rosazea (pro Tag)
Einnahmehinweis
Azithromycin
500 mg
3 x pro Woche 250 mg über
3–6 Wochen
Einnahme mit ausreichend Flüssigkeit
unabhängig von den Mahlzeiten
Doxycyclin
100–200 mg
Initial: 100 mg für 7–21 Tage,
Erhaltungsdosis: 50 mg für
2–3 Monate,
Alternativ: 40 mg für ca.
16 Wochen (Oraycea®)
Regelmäßige Einnahme zu einer Hauptmahlzeit mit reichlich Flüssigkeit, Milch
und Milchprodukte zeitgleich vermeiden
Clarithromycin
500–1 000 mg
250 mg tgl. oder jeden 2. Tag für
ca. 4 Wochen
Regelmäßige Einnahme mit ausreichend
Flüssigkeit unabhängig von den Mahlzeiten
Erythromycin
3–4 x 500 mg
250–1 000 mg
Regelmäßige Einnahme mind. 1 Std. vor
oder 2 Std. nach einer Mahlzeit
Metronidazol
800–1 000 mg
2 x 200 mg für ca. 6 Wochen
Regelmäßige Einnahme während einer
Mahlzeit
Minocyclin
2 x 100 mg
Meist ausreichend: 2 x 50 mg für
4 Tage,
Erhaltungsdosis von 1 x 50 mg
alle 1–2 Tage für ca. 4 Wochen
Morgens und abends mit reichlich Flüssigkeit zum Essen einnehmen, aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre!),
Milchprodukte vermeiden
Tetracyclin
4 x 250–500 mg
Initial: abhängig vom Körpergewicht 2(–3) x 500 mg bis zur
sichtbaren Besserung des
Befunds,
anschließend Dosisreduzierung
auf 250–500 mg als Erhaltungsdosis
1 Std. vor oder 2 Std. nach dem Essen mit
250 ml Wasser einnehmen, aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre!),
kein zeitgleicher Genuss von Milch und
Milchprodukten (Resorption↓)
Rosazea
11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie
169
über Kopfschmerzen berichtet. Außerdem zählen Schlafstörungen zu den häufigen Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Clarithromycin.
Wechselwirkungen
Clarithromycin kann mit sehr vielen anderen Arzneistoffen Interaktionen verursachen, der Arzneistoff sollte deshalb nicht unüberlegt eingesetzt werden.
Die Begleitmedikation der Patienten sollte immer genau hinterfragt werden,
um ernste Wechselwirkungen zu vermeiden. Nachstehend sollen nur die wichtigsten Interaktionen vorgestellt werden, umfassende Informationen für jeden
Einzelfall bieten die Fachinformationen bzw. die ABDA-Datenbank.
Ähnlich wie Erythromycin wird auch Clarithromycin über Zytochrom P450
verstoffwechselt. Deshalb kann es durch eine große Anzahl von zeitgleich verabreichten Arzneistoffen zu ernsten Wechselwirkungen kommen.
Clarithromycin ist ein Hemmstoff von CYP3A4 und blockiert auf diese
Weise den Abbau von Arzneistoffen, die ebenfalls durch CYP3A4 abgebaut
werden. Vor allem bei Wirkstoffen, die eine enge therapeutische Breite besitzen, kann dies ernst Komplikationen nach sich ziehen. Deshalb sollte in diesen
Fällen eine Dosisanpassung der betroffenen Arzneistoffe vorgenommen werden und evtl. auch Blutwerte zur Kontrolle erhoben werden. Folgende Arzneistoffe sind von der CYP3A4-Blockade durch Clarithromycin betroffen:
-- Carbamazepin
-- Colchicin
-- Digoxin
-- Phosphodiesterase-Hemmstoffe (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil)
-- Theophyllin
-- Triazolobenzodiazepine (Alprazolam, Midazolam, Triazolam)
-- Omeprazol u. a.
CYP3A4-Induktoren wiederum beschleunigen den Abbau von Clarithromycin
aus dem Organismus, so dass keine ausreichend hohen Wirkspiegel des Antibiotikums mehr im Blut vorliegen. Arzneistoffe, bei denen es sich um potente
Induktoren von CYP3A4 handelt, sind:
-- Johanniskraut
-- Phenytoin
-- Rifampicin,
-- Carbamazepin u. a.
Kontraindikationen
Clarithromycin verlängert – wie Erythromycin auch – die QT-Zeit im EKG.
Aus diesem Grund sollte das Arzneimittel bei Patienten, die an Erkrankungen
leiden, die mit einer QT-Zeit-Verlängerung einhergehen (z. B. Herzrhythmusstörungen) oder andere QT-Zeit-verlängernde Arzneimittel einnehmen (z. B.
Antiarrhythmika, Azol-Antimykotika), nur unter besonderer Vorsicht einge-
Nehmen Sie noch andere
Arzneimittel ein, z. B. gegen
Epilepsie? Ich frage das, weil
sich dieses Antibiotikum mit
recht vielen Arzneimitteln nicht
verträgt.
Clarithromycin kann sich bei
bestimmten Grunderkrankungen negativ auf die
Herzfunktion auswirken.
Nehmen Sie zusätzliche
Medikamente ein, z. B. gegen
Herzrhythmusstörungen? Ich
frage das nur, damit wir keine
Probleme durch die Behandlung
mit diesem Antibiotikum
auslösen.
170
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
setzt werden. Nähere Erläuterungen zur Problematik der QT-Zeit-Verlängerung findet man in Teil B Akne, ▸ Kap. 4.5.4 (Erythromycin).
Eine Behandlung mit Statinen (Lovastatin, Simvastatin) stellt eine Kontraindikation für den Einsatz von Clarithromycin dar. Die Kombination dieser Cholesterinsenker mit dem Makrolidantibiotikum kann eine Rhabdomyolyse auslösen.
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Makroliden darf Clarithromycin selbstverständlich nicht angewendet werden.
Clarithromycin kann die Leberwerte verändern und die Nierenfunktion
beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollte das Antibiotikum bei bestehenden
Leber- oder Nierenerkrankungen nur sehr vorsichtig und unter genauer ärztlicher Beobachtung angewendet werden.
Azithromycin
Nebenwirkungen
Azithromycin ist gut verträglich. Als Nebenwirkung wird am häufigsten über
Magen-Darm-Beschwerden in Form von Durchfällen, Verstopfung und Übelkeit berichtet.
Wechselwirkungen
Azithromycin wird im Gegensatz zu den anderen Makrolidantibiotika nicht
über Cytochrom P450 metabolisiert. Aus diesem Grund sind die vielfältigen
und zum Teil schweren Wechselwirkungen, wie sie bei Erythromycin und Clarithromycin beobachtet werden können, für Azithromycin nicht zu erwarten.
Kontraindikationen
Nehmen Sie noch andere
Arzneimittel ein, z. B. gegen
Herzbeschwerden? Dieses
Arzneimittel verträgt sich nicht
mit allen anderen Arzneistoffen,
deshalb frage ich Sie danach.
Auch für Azithromycin kann eine Verlängerung der QT-Zeit nicht sicher ausgeschlossen werden. Deshalb sollte das Antibiotikum genauso wie die anderen
Makrolide (Erythromycin, Clarithromycin) vorsichtshalber nicht eingesetzt
werden, wenn andere QT-Zeit-verlängernde Medikamente eingenommen werden bzw. wenn der Patient an einer erworbenen oder angeborenen Verlängerung der QT-Zeit leidet. Das Risiko einer sich entwickelnden Herzrhythmusstörung bzw. das Auftreten von Torsades de Pointes unter der Behandlung mit
Azithromycin lässt sich nicht abschätzen.
Bei schweren Leber- und Nierenerkrankungen sollte eine Behandlung mit
Azithromycin nur äußerst vorsichtig erfolgen. Die Grunderkrankungen können sich unter der Therapie verschlechtern.
Metronidazol
Nebenwirkungen
Während der Therapie kommt es häufig zu gastrointestinalen Nebenwirkungen. Im Einzelnen können Geschmacksstörungen (metallischer Geschmack),
Rosazea
11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie
bitteres Aufstoßen, Zungenbelag, Entzündungen der Mundschleimhaut, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit auftreten.
Häufig verfärbt sich unter der Behandlung der Urin der Patienten dunkel.
Dies wird durch Abbauprodukte des Metronidazols verursacht und ist völlig
ungefährlich, kann die Patienten aber verunsichern, wenn sie darüber nicht
aufgeklärt wurden.
Gelegentlich treten zentralnervöse Störungen auf: in der Literatur werden
Fälle von Kopfschmerzen, Schwindel, Ataxien, periphere Neuropathien (Kribbeln, Taubheitsgefühl in den Extremitäten) und sogar Krampfanfälle aufgeführt. Außerdem kann die Substanz Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszustände und Depressionen auslösen. Weiterhing werden gelegentlich
Leberfunktionsstörungen, allergische Hautreaktionen und Miktionsbeschwerden beschrieben. Diese Nebenwirkungen kommen nur gelegentlich vor, allerdings sollte uns bewusst sein, mit welchen Fallzahlen eine „gelegentliche
Nebenwirkung“ korrelliert: diese Nebenwirkungen betreffen zwar weniger als
einen Patienten von 100, aber deutlich mehr als einen von 1 000 behandelten
Patienten. Und selbstverständlich steigt das Risiko für die Entwicklung derartiger Nebenwirkungen bei evtl. vorliegenden Grunderkrankungen. Aus diesem
Grund sollte der Einsatz von Metronidazol nicht unreflektiert erfolgen.
171
Erschrecken Sie bitte nicht,
falls sich Ihr Urin während der
Behandlung mit diesem
Antibiotikum dunkel verfärbt.
Dieser Arzneistoff wird mit dem
Harn ausgeschieden, und die
Abbauprodukte führen zu dieser
Verfärbung. Das ist für Sie
jedoch in keiner Weise
schädlich.
Wechselwirkungen
Ernste Wechselwirkungen entstehen bei gleichzeitigem Genuss von Alkohol
während der Therapie mit Metronidazol. Metronidazol hemmt die Aldehydoxidase, wodurch der Abbau von Alkohol blockiert wird. Dadurch können
starke Unverträglichkeitsreaktionen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und
Kopfschmerzen ausgelöst werden.
Die Kombination von Metronidazol mit Lithium, Amiodaron und Ciclosporin sollte nur sehr vorsichtig erfolgen. Es kann zum Anstieg der Wirkspiegel von Lithium (enge therapeutische Breite, Gefahr von Überdosierungen),
Amiodaron (QT-Zeit-Verlängerung, Risiko für die Entstehung von Torsades de
Pointes) und Ciclosporin (erhöhte Nephrotoxizität) kommen, deshalb sollte
ein genaues Monitoring erfolgen, falls eine Therapie mit Metronidazol unumgänglich ist.
Eine gleichzeitige Therapie mit Phenytoin, Barbituraten oder Silymarin vermindert die Wirkung von Metronidazol. Ist eine Kombination mit derartigen
Wirkstoffen erforderlich, ist gegebenenfalls eine Dosisanpassung notwendig.
Kontraindikationen
Metronidazol darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Nitroimidazolen nicht angewendet werden.
In Schwangerschaft und Stillzeit ist Metronidazol kontraindiziert, da die
Daten bzgl. einer eventuellen Teratogenität des Wirkstoffs nach wie vor nicht
eindeutig sind.
Bitte trinken Sie während
der Behandlung mit
Metronidazol keinen Alkohol.
Dieses Antibiotikum blockiert
den Abbau von Alkohol im
Körper, deswegen kommt es zu
starken Nebenwirkungen wie
Übelkeit, Erbrechen, Schwindel
und Kopfschmerzen.
Dieses Antibiotikum darf in
Schwangerschaft und Stillzeit
nicht eingenommen werden, da
nicht beurteilt werden kann, ob
das Mittel sich schädlich auf das
Kind auswirkt. Falls Sie unter
der Therapie schwanger werden
sollten, halten Sie bitte
schnellstmöglich Rücksprache
mit Ihrem Arzt.
172
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Bei Patienten mit schweren Leberschäden, Störungen der Blutbildung oder
Erkrankungen des zentralen- bzw. peripheren Nervensystems sollte Metronidazol nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Analyse eingesetzt werden.
Grundsätzlich sollte eine Therapie mit Metronidazol für maximal 10 Tage
durchgeführt werden. Diese Beschränkung der Therapiedauer ist der Tatsache
geschuldet, dass der Wirkstoff in Tierexperimenten zur Schädigung der Keimzellen führt und mutagenes Potenzial zeigt. Bei längerfristiger Anwendung
sollten regelmäßige Kontrollen des Blutbilds erfolgen, außerdem muss besonders wachsam auf periphere bzw. zentralnervöse Nebenwirkungen geachtet
werden, die einen sofortigen Therapieabbruch erforderlich machen. Derartige
Nebenwirkungen wären Parästhesien, Ataxien, Schwindel oder sogar Krampfanfälle.
11.5
Wundern Sie sich bitte nicht
darüber, dass Sie im Beipackzettel dieses Arzneimittels keine
Dosierungshinweise für die
Behandlung der Rosazea finden.
Dieses Medikament hat keine
ausdrückliche Zulassung für die
Behandlung der Rosazea.
Allerdings wird der Arzneistoff
trotzdem seit vielen Jahren sehr
erfolgreich zur Therapie von
schwerer Rosazea eingesetzt.
Bitte vertrauen Sie auf die
Wirkung des Mittels.
Dieses Medikament wirkt
sehr gut gegen die entzündeten
Papeln und Pusteln auf Ihrer
Haut. Die Entzündungen
können abheilen und sich
gesunde neue Haut bilden.
Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur
systemischen Rosazea-Therapie
Isotretinoin besitzt keine Zulassung für die Indikation Rosazea. Trotzdem wird
Isotretinoin seit mehr als 30 Jahren – wenn auch „off-label“ – sehr erfolgreich
zur Therapie von mittelschwerer bis schwerer Rosazea eingesetzt. Aus diesem
Grund wird Isotretinoin auch in der S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea
empfohlen.
11.5.1
Wirkungsweise
Die Wirkung von Isotretinoin bei Rosazea kommt vermutlich in erster Linie
durch seine guten antiinflammatorischen Eigenschaften zu Stande. Im Gegensatz zur Akne spielen bei der Entstehung der Rosazea weder Seborrhoe noch
eine gestörte Talgdrüsenentwicklung eine Rolle, weshalb die Wirkung des Isotretinoins auf Follikel und Talgproduktion wohl nicht wirkentscheidend ist.
Der Wirkmechanismus für die antiinflammatorische Wirkung des Isotretinoins ist noch nicht vollständig geklärt, es gibt jedoch eine Reihe von Hypothesen, die schlüssige Erklärungsansätze liefern. So konnte z. B. gezeigt werden,
dass durch die antioxidativen Eigenschaften des Isotretinoins die Bildung reaktiver Sauerstoffradikale vermindert wird. Dadurch wird das Entzündungsgeschehen abgeschwächt. Außerdem scheint Isotretinoin in der Lage zu sein, die
Bildung von Cathelicidinen zu modifizieren. Cathelicidinpeptide werden bei
Rosazeapatienten verstärkt in der Haut gebildet und unterstützen auf unterschiedliche Art und Weise das Entzündungsgeschehen in der Haut (Bildung
von Interleukinen und Wachstumsfaktoren, die die Angiogenese aktivieren,
▸ Kap. 9.1.6 Neuroinflammation und Gefäßhyperreaktivität als Ursachen der
Rosazea).
Rosazea
11.5 Isotretinoin zur systemischen Rosazea-Therapie
□ Tab. 11.5 Isotretinoin zur systemischen Therapie: Handelspräparate und Indikationen
Handelspräparat
Wirkstoff
Indikation
Aknefug® Iso
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Isotretinoin
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben
Aknenormin®
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Schwere Formen der Akne, die auf andere
konventionelle Therapieformen nicht
ansprechen
Isoderm
10 mg/20 mg
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben
IsoGalen®
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben
Isotretinoinratiopharm®
10 mg/20 mg
Weichkapseln
Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardbehandlungszyklen mit systemischen Antibiotika und lokaler
Behandlung als therapieresistent erwiesen
haben
11.5.2
Handelspräparate und Indikationen
Alle in □ Tab. 11.5 aufgeführten Fertigpräparate besitzen keine Zulassung für
die Indikation Rosazea!
Roaccutan®, das erste Präparat mit Isotretinoin, ist inzwischen nicht mehr
erhältlich!
11.5.3
Dosierung und Einnahmehinweise
□ Tab. 11.6 Isotretinoin zur systemischen Therapie: Dosierung und Einnahmehinweis
Wirkstoff
Dosierung (pro Kapsel)
Einnahmehinweis
Isotretinoin
10–20 mg
Einnahme 1–2 x tgl. zusammen mit
fettreicher Nahrung
173
174
Nehmen Sie die Kapseln
bitte unbedingt während des
Essens ein. Nur wenn der
Wirkstoff zusammen mit
Nahrungsfetten in den Magen
gelangt, kann er auch gut und
in ausreichend hoher Menge ins
Blut aufgenommen werden.
Für die Wirkung dieses
Medikaments ist es wichtig,
dass der Arzneistoff den ganzen
Tag über in möglichst gleicher
Konzentration im Blut vorliegt.
Deshalb ist es am besten, wenn
Sie Ihre Tagesdosis an Kapseln in
zwei Portionen aufteilen. Die
1. Hälfte nehmen Sie zum
Frühstück, die 2. Hälfte zum
Abendessen ein. Dadurch
erreichen Sie annähernd gleichmäßige Wirkspiegel im Blut.
11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln
Eine Therapie mit systemischen Retinoiden muss immer durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden, der sich mit dem Nutzen und den Risiken der
Arzneistoffe auskennt und gegebenenfalls Kontrolluntersuchungen mit Dosisanpassungen durchführen kann.
Die Retinoiddosis, die beim jeweiligen Patienten für ein gutes Therapieergebnis bei tolerierbaren Nebenwirkungen sorgt, muss individuell gefunden
werden. Im Vergleich zur Therapie der Akne haben sich geringere Dosierungen
als ausreichend wirksam erwiesen. Während bei Akne Dosierungen von
0,5–1 mg/kg Körpergewicht pro Tag eingesetzt werden, hat sich zur Behandlung der Rosazea ein Dosierungsschema von 0,3 mg/kg Körpergewicht pro Tag
etabliert. Dieses Therapieschema wurde inzwischen auch in einer großen
Dosisfindungs- und Wirksamkeitsstudie mit 573 Patienten mit Rosazea Grad
II oder III überprüft, so dass erstmals ein verlässlicher, evidenzbasierter Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde, der die nationalen und internationalen Leitlinien zur Behandlung der Rosazea mit Isotretinoin unterstützt.
Merke
---
11.5.4
Isotretinoin-Kapseln sollten immer zeitgleich mit einer fettreichen
Mahlzeit eingenommen werden. Auf diese Weise wird gewährleistet,
dass der lipophile Arzneistoff gut resorbiert wird.
Sinnvollerweise wird die Tagesdosis auf eine morgendliche und eine
abendlich Einnahme aufgeteilt. Dadurch wird ein verbessertes Wirkprofil mit gleichbleibend hohen Wirkstoffkonzentrationen im Therapiebereich sichergestellt.
Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.6.4
11.5.5
Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm für die
Isotretinoin-Behandlung von Frauen im
gebärfähigen Alter
Genauso wie bei Akne gelten auch für die Behandlung von Rosazeapatientinnen mit Isotretinoin strenge Auflagen für die Therapie. Auch in der niedrigen
Dosierung kann Isotretinoin teratogen wirken, deshalb gilt auch hier das
Schwangerschaftsverhütungsprogramm, vgl. Teil B Akne, ▸ Kap. 4.6.5.
11.5.6
Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung von Isotretinoin
Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.6.6
Kapitel 12
175
12 Hautpflege bei Rosazea
Die Haut eines Rosazeapatienten ist äußerst empfindlich und erfordert besondere Umsicht bei der Hautpflege, und zwar sowohl während eines Rosazeaschubs als auch in schubfreien Episoden. Im Apothekensortiment haben wir
eine große Auswahl an dermokosmetischen Produkten, die für die Therapiebegleitung bestens geeignet sind und dabei helfen können, den Therapieerfolg
langfristig zu stabilisieren. Viele Hersteller von Dermokosmetik bieten besondere Produkte an, die für die Hautpflege bei Rosazea geeignet sind. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick gegeben.
12.1
Durch die Rosazea ist Ihre
Haut sehr empfindlich. Deshalb
sollten Sie besondere Sorgfalt
bei der Auswahl der Pflegeprodukte für Ihre Haut walten
lassen. Ich stelle Ihnen gerne
geeignete Produkte vor.
Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom
aktuellen Hautzustand
Kosmetische Reinigungsprodukte und Pflegeprodukte sollten grundsätzlich
immer gemäß dem aktuellen Hautzustand ausgewählt werden.
Rosazeapatienten zeigen kein einheitliches, typisches Hautbild. Das Krankheitsbild tritt sowohl bei Patienten mit trockener Haut auf als auch bei Patienten mit Veranlagung zur Seborrhoe bzw. mit einer Mischhaut. Bei der Auswahl
der Reinigung- und Pflegeprodukte sollte der aktuelle Hautzustand deshalb mit
berücksichtigt werden, da man durch falsche Pflegeprodukte das Hautbild
zusätzlich verschlechtern kann.
12.2
Hautreinigung bei Rosazea
Eine regelmäßige, konsequente Reinigung der Haut am Morgen und am Abend
ist bei Rosazea zwingend notwendig. Ziel der Hautreinigung ist immer die
Abtragung von Schmutz und Mikroorgansimen sowie von Drüsensekreten
und Zellrückständen, die sich im Laufe des Tages und der Nacht auf der Haut
angesammelt haben und das Hautbild verschlechtern können. Außerdem soll
die Haut durch die Reinigung von Rückständen aus Kosmetika, Make-up und
Dermatika befreit werden.
Je nach Hautzustand kann die Reinigung mit klarem Wasser erfolgen oder
mit milden Syndets, um Make-up-Rückstände vollständig von der Haut zu entfernen. Reines Wasser kann nur hydrophile Partikel von der Haut abwaschen,
Bei Rosazea sollte die Haut
mit einem milden Syndet
gereinigt werden. Wasser
alleine entfernt nur wasserlösliche Schmutzpartikel, nicht
aber die fettlöslichen. Seifen
dagegen sind für Ihre Haut zu
aggressiv und reizen Ihre Haut
noch zusätzlich.
176
Zur Gesichtsreinigung bei
Rosazea eignet sich ein mildes
Syndet oder auch eine
Reinigungsemulsion. Bitte
verzichten Sie unbedingt auf die
Anwendung von Seife! Seifen
sind für Ihre Haut viel zu
aggressiv, trocknen die Haut aus
und verstärken die Hautreizungen.
Bitte versuchen Sie nicht,
die Pickelchen und Unreinheiten durch ein Peeling zu
beseitigen. Peelings enthalten
Schleifkörper oder schälend
wirkende Inhaltsstoffe. Beide
Stoffgruppen reizen Ihre Haut
viel zu sehr und führen zu einer
sichtbaren Verschlechterung des
Hautzustandes.
12 Hautpflege bei Rosazea
während lipophile Stoffe auf der Haut verbleiben. Die Hautreinigung bleibt
demnach unvollständig.
Um auch lipophile Substanzen rückstandslos von der Hautoberfläche zu
entfernen, benötigt man geeignete Detergenzien. Detergenzien (Seifen und
Syndets) sind amphophil und dadurch in der Lage, sowohl hydrophile als auch
lipophile Ablagerungen von der Haut zu entfernen.
Rosazeapatienten sollten für die Reinigung der Haut sehr schonende, sanfte
Reinigungsprodukte verwenden, und zwar grundsätzlich auf Basis eines Syndets. Sofern zum Abspülen des Reinigungsproduktes Wasser verwendet wird,
sollte unbedingt lauwarmes Wasser benutzt werden. Warmes bzw. kaltes Wasser kann bereits wieder als Reiz auf die hochempfindliche Haut wirken und
einen Flush auslösen (□ Tab. 12.1).
Aggressive Seifen irritieren die Haut zusätzlich und führen oft zu einer Verschlechterung des Krankheitsbilds. Außerdem bilden sie in Kontakt mit hartem Wasser Kalkseifen, die sich auf der Hautoberfläche ablagern. Diese Kalkseifen wirken austrocknend und reizend auf empfindliche Haut.
Sinnvollerweise sollten gut hautverträgliche Syndets wie Amidobetaine,
Sulfosuccinate und Alkylpolyglykoside eingesetzt werden. Natriumlaurylsulfat, Natriumdodecylbenzolsulfonat und Alkyllaurylsulfat wirken hautreizend
und sollten in kosmetischen Reinigungsprodukten grundsätzlich nicht mehr
verwendet werden.
Der Gebrauch von Seifen ist bei Rosazea kontraindiziert. Seifen wirken
alkalisch und erhöhen den pH-Wert auf der Haut. Dadurch wird der Säureschutzmantel der Haut zerstört und die Haut ist anfällig gegenüber der Besiedelung mit schädlichen Mikroorganismen. Außerdem bilden Seifen beim Aufschäumen mit Wasser freie Fettsäuren, die stark irritierend auf die Haut wirken. Dadurch kann sich das Hautbild bei Rosazea massiv verschlechtern.
Eine Tonisierung der Haut nach der Reinigung mit hautberuhigenden
Gesichtswässern oder Thermalwasser rundet die Reinigung der Haut ab.
Vom Gebrauch eines Gesichtspeelings ist bei Rosazea dringend abzuraten.
Die in den Peelings enthaltenen mechanischen Schleifkörper bzw. chemischen
Peeling-Substanzen reizen die hochempfindliche Haut der Patienten zusätzlich
und können eine massive Verschlechterung des Hautbilds auslösen.
Bei Rosazea sollte die Haut auf keinen Fall durch mechanische oder chemische Peelings behandelt werden. Derartige Peelings reizen und irritieren die
Haut, wodurch eine deutliche Verschlechterung des Hautbilds provoziert wird.
Rosazea
12.2 Hautreinigung bei Rosazea
177
□ Tab. 12.1 Beispiele für Reinigungsprodukte bei Rosazea
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Antirougeurs Sanftes
Reinigungsfluid
(Avène)
Thermalwasser,
Ruscusextrakt,
ohne Parabene!
Schonende, beruhigende,
kühlende Reinigung,
auch zur Make-up-Entfernung geeignet!
Morgens und abends auf
dem Gesicht verteilen und
einmassieren; mit einem
Wattepad oder Kosmetiktuch
ohne Wasser abnehmen,
zur anschließenden Erfrischung der Haut eignet sich
ein Thermalwasserspray
Re-Balance beruhigende Reinigungscreme
(Eucerin)
Wirkstoffkomplex aus
Fucogel und L-Arginin,
parfüm-, farbstoff- und
alkoholfrei,
emulgatorfreie Hydrodispersion
Sanfte, beruhigende Reinigung der Gesichtshaut; bildet
Schutzfilm auf der Haut, so
dass die Wirkung von reizauslösenden Substanzen
gemildert wird, intensiv
feuchtigkeitsspendend
Morgens und abends auf
dem Gesicht verteilen und
mit Wasser abspülen,
auch zur Make-up-Entfernung geeignet
Toleriane dermatologisches Reinigungsfluid
(La Roche-Posay)
Thermalwasser,
Glycerol,
ohne Duft- und Konservierungsstoffe,
emulgatorfrei
Nur 8 Inhaltsstoffe für beste
Verträglichkeit bei hochempfindlicher Haut, sanfte und
schonende Gesichtsreinigung, intensiv feuchtigkeitsspendend,
auch zur Make-up Entfernung geeignet
Mit den Fingerspitzen sanft
kreisend auf dem gesamten
Gesicht – einschließlich der
Augenpartie – verteilen, mit
einem Kosmetiktuch oder
Wattebausch abnehmen,
mit und ohne Wasser
anwendbar,
bei Rosazea: sinnvollerweise
Tonisierung mit Thermalwasserspray
178
12 Hautpflege bei Rosazea
12.3
Halten Sie sich bitte genau
an die Therapieempfehlung
Ihres Hautarztes. Solange er
Ihnen eine wirkstoffhaltige
Creme verordnet, sollten Sie
keine zusätzlichen Pflegeprodukte verwenden. Dadurch
könnte die Wirkung des Arzneimittels abgeschwächt werden.
Ihr Hautarzt hat Ihnen diese
Tabletten zur Behandlung Ihrer
Rosazea verordnet, damit wird
sich Ihr Hautbild verbessern.
Wie pflegen Sie denn Ihre Haut
im Moment? Kommen Sie damit
zurecht oder gibt es Probleme?
Nach der Hautreinigung
können Sie Ihre Haut sehr gut
mit einem Thermalwasserspray
erfrischen. Solch ein Spray ist
reich an hautberuhigenden
Spurenelementen. Dadurch wird
die Haut entspannt, und
Rötungen und Reizungen
werden gemildert.
Hautpflege bei Rosazea
Die Hautpflege bei Rosazea sollte mit dem Therapiekonzept des behandelnden
Dermatologen abgestimmt sein.
Sofern topische Mittel vom Arzt verordnet werden, entfällt eine zusätzliche
Pflege mit Hautcremes zur Behandlung der Rosazea. Die Wirkung der verordneten topischen Arzneimittel kann durch zusätzliche Pflegeprodukte verändert
werden.
Anders liegt der Fall bei einer systemischen Behandlung der Rosazea. Hier
kann die Anwendung geeigneter Pflegeprodukte dem Patienten großen Nutzen
bringen. So benötigt die Haut während einer Behandlung mit oralem Isotretinoin zusätzliche Pflege, um unangenehme Nebenwirkungen (Austrocknung,
Reizung und Rötung der Haut) der Therapie gering zu halten. Auch während
einer oralen Therapie mit Antibiotika bieten kosmetische Pflegeprodukte gute
Möglichkeiten zur Therapieergänzung.
Da eine Rosazea sowohl bei trockener als auch bei fettiger bzw. Mischhaut
auftreten kann, müssen die Pflegeprodukte unbedingt an den aktuellen Hautzustand angepasst ausgewählt werden. Hier ist Ihr Fachwissen gefragt!
Zahlreiche Inhaltsstoffe aus Kosmetika können hautirritierend wirken und
sollten deshalb bei Rosazea vorsichtshalber gemieden werden.
Einen Überblick über Stoffe, die hautirritierend wirken können, gibt die
folgende Übersicht:
-- Fruchtsäuren
-- Salicylsäure
-- Urea
-- Retinoide
-- Natriumlaurylsulfat
-- Lanolin
-- Propylenglykol
-- Emulgatoren, Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe
-- Vitamin C und E
-- Okklusive, fettreiche Cremegrundlagen
Hochwertige Pflegeprodukte für empfindliche Haut stellen nach der Reinigung
der Haut den Hydrolipidfilm wieder her bzw. stärken ihn, so dass die Haut
geschützt und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen wird. Die Pflegeprodukte sollen ihre befeuchtende und schützende Wirkung über Stunden aufrechterhalten, deshalb stellen sich große Anforderungen an geeignete Produkte
(□ Tab. 12.2).
Vor dem Auftragen des eigentlichen Pflegeproduktes bietet sich bei einer
von Rosazea betroffenen Haut immer die Tonisierung und Beruhigung der
Haut mit einem Thermalwasserspray (z. B. Avène, La Roche-Posay, Vichy) an.
Durch den hohen Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen in diesen
Thermalwässern wird die Haut außerordentlich gut erfrischt und beruhigt.
Rosazea
12.3 Hautpflege bei Rosazea
Außerdem wird die Haut langanhaltend mit Feuchtigkeit versorgt und Irritationen, Rötungen, Reizungen und Trockenheitsgefühle gehen spürbar zurück.
Ein Thermalwasser sollte nach der behutsamen Reinigung der Haut als feiner
Sprühnebel auf das gesamte Gesicht aufgesprüht werden. Anschließend wartet man mit dem Auftragen eines Pflegeproduktes, bis das Thermalwasser
vollständig verdunstet ist und die Haut gut geschützt und vorbereitet zurücklässt.
Herkömmliche Gesichtswässer sind bei Rosazea meist nicht geeignet. Sie
enthalten in der Regel eine Vielzahl von Zusatzstoffen (Alkohol, keratolytische
Zusätze, durchblutungsfördernde Stoffe, Adstringenzien oder entzündungshemmende Substanzen), die reizend und irritierend auf die hochempfindliche
Haut von Rosazeapatienten wirken.
Für die anschließende Pflege der erkrankten Haut gelten folgende Auswahlkriterien:
-- Bei Seborrhoe oder Mischhaut: leichte, feuchtigkeitsspendende O/W-Emulsionen oder Hydrogele
-- Bei trockener Haut: reichhaltige O/W-Cremes
-- W/O-Salben sind für die Pflege bei Rosazea ungeeignet, sie bilden auf der
Hautoberfläche einen okklusiven Film, wodurch es zum Wärmestau in der
Haut kommt und sich die Rosazea-Symptome verstärken können.
-- Die Produkte sollten abschwellende, hautberuhigende Wirkstoffe enthalten.
-- In den Tagespflegeprodukten sollte unbedingt ein angemessen hoher UVSchutz eingearbeitet sein, da UV-Strahlung als Trigger für Rosazeaschübe
wirkt.
179
Mit herkömmlichen
Gesichtswässern müssen Sie
leider vorsichtig sein. Die
meisten dieser Produkte
enthalten Wirkstoffe, die für
Ihre Haut nicht geeignet sind,
weil sie die Durchblutung
anregen oder austrocknend
wirken.
Bei der Auswahl einer Creme
für Ihre Haut müssen wir einige
Dinge beachten: die Creme
sollte sehr leicht sein, damit es
zu keinem Hitzestau in Ihrer
Haut kommt. Dadurch könnten
sich Ihre Hautprobleme
verschlechtern. Außerdem sollte
die Creme abschwellend und
hautberuhigend wirken. Als
Tagescreme muss das Produkt
außerdem unbedingt einen
UV-Filter enthalten. Ich zeige
Ihnen gerne, welche Produkte
für Sie in Frage kommen.
Merke
---
Die Haut eines Rosazeapatienten ist extrem empfindlich und reagiert
gegenüber einer Vielzahl von Substanzen irritiert und gereizt!
Als Faustregel gilt für die Pflege daher, Produkte auszuwählen, die eine
minimale Anzahl an Inhaltsstoffen enthalten!
Als Faustregel können Sie
davon ausgehen, dass ein
Produkt umso verträglicher ist,
je weniger Einzelstoffe es
beinhaltet.
180
12 Hautpflege bei Rosazea
□ Tab. 12.2 Hautpflegeprodukte bei Rosazea (Fortsetzung)
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Antirougeurs
Jour
(Avène)
Ruscusextrakt,
Thermalwasser,
LSF 20,
ohne Parabene!
Abschwellend,
hautberuhigend,
UV-Schutz
Nach der Reinigung der Haut
morgens auf das
gesamte Gesicht
auftragen
Antirougeurs
Fort
(Avène)
Ruscusextrakt,
Thermalwasser,
ohne Parabene,
ohne Duftstoffe
Abschwellende, hautberuhigende Intensivpflege bei starken
Rötungen
Morgens und/oder
abends als Intensivpflege auf die
betroffenen Hautbereiche auftragen
Antirougeurs
Calm
(Avène)
Ruscusextrakt,
Thermalwasser,
Sucralfat
ohne Parabene,
ohne Duftstoffe
Hautberuhigend,
kühlend und
abschwellend,
unterstützend bei der
Heilung durch Sucralfat
Bei Bedarf als
Maske auf die
gerötete Haut
auftragen und
einige Zeit einwirken lassen
Anti-Rötungen kaschierende Tagespflege
(Eucerin)
Grüne Farbpigmente,
Licochalcone,
LSF 15,
parfümfrei
Sofortige Kaschierung
von Rötungen, gleicht
sich dem Hautton an,
hautberuhigend und
feuchtigkeitsspendend,
überzeugende Studienlage
Morgens auf das
gereinigte Gesicht
auftragen, ideal
auch als Makeup-Grundlage
Anti-Rötungen Beruhigende Nachtpflege
(Eucerin)
Licochalcone A,
Glycerin,
Panthenol
Neutralisierende Wirkung auf das Erythem,
feuchtigkeitsspendend,
beruhigend und regenerierend
Abends nach der
Reinigung auf das
Gesicht auftragen
Cetaphil
Creme
(Galderma)
Feuchthaltefaktoren zur Bindung von Wasser
in der Haut,
lanolinfrei;
ohne Duftstoffe
Schnell einziehende
Creme zur Pflege trockener und empfindlicher Haut
Morgens und
abends auf die
gereinigte Haut
auftragen
Rosazea
12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea
181
□ Tab. 12.2 Hautpflegeprodukte bei Rosazea (Fortsetzung)
Handelspräparat
Inhaltsstoffe
Wirkungen
Anwendungshinweise
Haut in
Balance Coupeliac Spezialpflege-Gel
(Medipharma)
Calendula- und
Weihrauchextrakt,
ohne Paraffinund Silikonöle,
ohne Konservierungs-, Farbund Duftstoffe
Schnell einziehende
Gel-Creme mit hautberuhigender, kühlender Wirkung
Morgens und/oder
abends auf die
gerötete Gesichtshaut auftragen
Rosaliac
(La RochePosay)
Legère/Riche
Vitamin CG,
Vitamin B3,
LSF 15,
Thermalwasser
Gefäßwandstärkende,
hautberuhigende
Tagespflege,
kaschierende Wirkung
durch grüne Farbpigmente,
leichte oder reichhaltige Formulierung für
Mischhaut bzw. trockene Haut
Morgens nach der
Reinigung auf das
Gesicht auftragen
Rosaliac AR
Intense
(La RochePosay)
Ambophenol,
Neurosensine,
Thermalwasser
Intensivserum zur
Behandlung von
Rötungen mit überzeugender Studienlage,
rasche Kühlwirkung
und hautentspannender Effekt,
gefäßwandstärkende
und hautberuhigende
Wirkung
Morgens und
abends auf die
gereinigte Haut
auftragen,
für ein optimales
Ergebnis über das
Serum Rosaliac UV
auftragen
12.4
Dekorative Kosmetik bei Rosazea
Rosazea geht mit einem hohen Leidensdruck einher, da sich die Erkrankung
für Jeden sichtbar im Gesicht manifestiert. Aus diesem Grund gibt es geeignete
Produkte, um die Hautprobleme mit dekorativer Kosmetik zu kaschieren. Die
Produkte sollten für hochempfindliche Haut geeignet sein, so dass sie keine
zusätzlichen Irritationen oder Reizungen der Haut verursachen. Wenn dies bei
der Produktauswahl beachtet wird, kommt es durch die Verwendung von
Wenn Sie möchten, zeige ich
Ihnen, wie Sie Ihre Rötungen
mit einem geeigneten Make-up
kaschieren können.
182
Dieser Abdeckstift wurde
speziell für die Bedürfnisse bei
Rosazea entwickelt. Bitte
erschrecken Sie nicht vor der
grünen Farbe. Ich führe Ihnen
gerne vor, wie einfach Sie mit
diesem Produkt Rötungen
kaschieren können.
Nach dem Kaschieren der
Rötung tragen Sie am besten auf
das ganze Gesicht Make-up auf.
Dadurch erreichen Sie einen
schönen, gleichmäßigen Teint
und die roten Hautstellen fallen
überhaupt nicht mehr auf. Das
Make-up sollten Sie allerdings
unbedingt mit einem
Schwämmchen auftupfen, nicht
verreiben. Wenn Sie dies nicht
beachten, besteht die Gefahr,
dass sie die Wirkung des
Abdeckstiftes zerstören. Ich
zeige Ihnen gerne, wie Sie das
Make-up am besten auftragen.
12 Hautpflege bei Rosazea
abdeckender Kosmetik zu keiner Verschlechterung der Rosazea. Geeignete
Produkte werden im Anschluss vorgestellt.
Viele Hersteller bieten auch grünliche Abdeckstifte an. Auf den ersten Blick
scheint dies unsinnig. Grün ist jedoch die Konträrfarbe zu Rot und deshalb in
der Lage, Rötungen optisch auszugleichen. Rosazeapatienten können starke
Rötungen mit solch einem grünen Camouflage-Stift zunächst neutralisieren.
Im Anschluss trägt man dann auf das gesamte Gesicht ein hautfarbenes Makeup auf und erhält auf diese Weise einen verblüffend ebenmäßigen Teint.
Es ist sehr hilfreich, wenn Sie diesen Effekt Ihren Kunden/-innen vorführen,
denn einen grünen Camouflage-Stift zu kaufen fällt dem Patienten in der Regel
nicht ein, wenn er dessen Wirkung nicht kennt. Haben Sie deshalb Mut und
demonstrieren Sie diesen tollen Effekt den Patientinnen einfach einmal: tragen
sie zunächst etwas roten Lippenstift auf dem Handrücken auf, neutralisieren sie
diesen roten Fleck dann durch Auftupfen eines grünen Abdeckstiftes (nicht
verreiben, sondern wirklich tupfenweise aufbringen!) und überschminken sie
zum Abschluss die gesamte Stelle mit hautfarbenem Make-up (ebenfalls tupfend auftragen, am besten mit einem Schwämmchen, sonst vermischen sich die
einzelnen Farben!). Eine derartige Demonstration ist wirklich verblüffend und
überzeugend!
Folgende Produkte stehen zur Auswahl:
-- Abdeckstifte in beige oder grün (bitte wirkstofffreie Produkte wählen, Stifte
mit komedolytischen, desinfizierenden Wirkstoffen können irritierend und
hautreizend wirken und sind deshalb bei Rosazea ungeeignet).
-- Getönte Tagescremes zur leichten Abdeckung von Hautunreinheiten.
-- Make-up-Produkte zur Abdeckung der an Rosazea erkrankten Gesichtshaut.
-- Puder zur Make-up-Fixierung bzw. zum Mattieren von Fettglanz.
12.4.1
Produktbeispiele
Abdeckstifte
-- Couvrance Korrekturstick grün (Avène): zur punktuellen Abdeckung von
--
erweiterten Äderchen und roten Hautunregelmäßigkeiten; Konservierungsmittelfrei, wasser- und schweißbeständig, zusätzlich mit UV-Schutz SPF 20;
Anwendungstipp: eine kleine Menge des Produktes zwischen den Fingerspitzen verreiben und dadurch anwärmen, dann mit den Fingerspitzen auf
die Rötung tupfend auftragen; das direkte Auftragen des Stiftes führt zu
schlechteren Ergebnissen, da das Produkt zu hart ist und sich dann nur
schlecht mit der Haut verbindet.
Toleriane Korrekturstift grün (La Roche-Posay): mit feinem Applikatorpinsel für gezieltes Auftragen auf Rötungen; bei Bedarf mit den Fingerspitzen
verstreichen.
Rosazea
12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea
Make-up
Couvrance Kompakt Make-up (Avène): ölfreies, nicht komedogenes Makeup in fünf verschiedenen Farbtönen mit hoher Deckkraft; in zwei verschiedenen Formulierungen erhältlich (reichhaltig für trockene Haut, mattierend
für fettige und Mischhaut); bei Rosazea geeignet; mit LSF 30; für ein gleichmäßiges Ergebnis direkt im Anschluss nach einer feuchtigkeitsspendenden
Gesichtscreme auftragen, vorzugsweise mit einem Schwämmchen; auf Stellen, die zuvor mit einem Korrekturstift behandelt wurden, muss das Makeup aufgetupft werden, sonst verwischt sich der Korrektureffekt!
Toleriane Teint korrigierendes Kompakt Make-up (La Roche-Posay): in drei
Farbtönen erhältliches Kompakt Make-up für trockene, empfindliche und
leicht reizbare Haut; hautberuhigend durch Neurosensine; mit LSF 35; die
cremige Textur erleichtert das Auftragen.
--
--
Puder
-- Couvrance Mosaik Puder: zur Make-up Fixierung oder zum Abpudern
glänzender Gesichtspartien, zum Setzen von Akzenten für ein professionelles Make-up.
183
Für ein perfektes Make-up
gehen Sie am besten folgendermaßen vor. Zunächst
reinigen Sie Ihr Gesicht mit
einem Reinigungssyndet.
Anschließend cremen Sie sich
mit einer feuchtigkeitsspendenden Gesichtscreme ein.
Danach neutralisieren Sie die
geröteten Gesichtspartien mit
dem grünen Abdeckstift. Zum
Schluss tragen Sie das Make-up
auf, und zwar durch Auftupfen
der Farbe mit einem
Schwämmchen. Um das
Make-up anschließend zu
fixieren und evtl. noch Akzente
im Gesicht zu setzen, können
abschließend einen
Gesichtspuder auf das gesamte
Gesicht auftragen. Auf diese
Weise erhalten Sie ein perfektes,
langhaltendes Make-up.
184
Kapitel 13
13 Pharmazeutische Dienstleistungen
Rosazeapatienten haben in der Regel eine hochempfindliche Haut, die sehr
leicht zu Irritationen neigt. Neben Temperaturwechseln, UV-Licht, Alkohol,
scharfen Gewürzen und Stress können auch ungeeignete Kosmetika zu einer
Verschlechterung des Hautbilds führen. Aus diesem Grund ist die richtige
Pflege der Haut bei Rosazea unerlässlich. Hier liegt es an uns, im Beratungsgespräch Hilfestellungen anzubieten.
13.1
Bei Rosazea ist es besonders
wichtig, dass Sie Ihre Haut mit
geeigneten Produkten reinigen
und pflegen. Womit reinigen Sie
denn derzeit Ihre Haut? Und
welche Pflege benutzen Sie?
Bevor überhaupt an eine Therapie der Rosazea gedacht werden kann, sollte
immer die Hautpflege des Betroffenen überprüft werden. Manche Hautveränderungen, die durch Mitesser, Papeln und Pusteln gekennzeichnet sind, sind
eine Folge falscher Hautpflege und Hautreinigung – nur ist den Patienten dies
meist nicht bewusst. Deshalb sollten wir bei der Abgabe von Arzneimitteln zur
Behandlung einer Rosazea unbedingt auf das Thema Hautpflege eingehen.
Viele Betroffene sind sehr dankbar für Tipps zur Pflege ihrer hochempfindlichen Haut. Genaue Empfehlungen zur Hautreinigung und Hautpflege bei
Rosazea finden Sie in ▸ Kap. 12.
13.2
Bitte versuchen Sie nicht,
die Pickelchen auf der
entzündeten Haut selbst
auszudrücken. Dadurch
verschlimmern Sie die Entzündungen nur. Sie können aber
regelmäßig zur Kosmetikerin
gehen und Ihre Haut dort
ausreinigen lassen. Wenn Sie
möchten, gebe ich Ihnen eine
Liste mit Kontaktdaten mit.
Beratung zur optimalen Hautpflege
Allgemeine Verhaltenstipps
Rosazeapatienten sollten immer wieder dazu motiviert werden, nicht selbst an
den Hauteffloreszenzen zu manipulieren. Die unsachgemäße Behandlung von
Pickeln und Pusteln führt häufig zu ernsten Verletzungen der Haut, die
anschließend nur unter Narbenbildung abheilen können. Außerdem können
durch die Manipulation an den Effloreszenzen Keime in das entzündete
Gewebe hineingetragen werden, wodurch sich das Entzündungsgeschehen verschlimmert.
Merke
„Finger weg!“ von Papeln und Pusteln.
Rosazea
13.3 Sonnenschutz als Basis der Behandlung einer Rosazea
Sinnvoll kann es sein, die Haut regelmäßig durch eine Kosmetikerin ausreinigen zu lassen. Hierbei sollte jedoch sichergestellt sein, dass sich die Kosmetikerin für die Behandlung der Rosazea weitergebildet hat. Denn auch eine Kosmetikerin kann bei der Behandlung der Rosazea einiges falsch machen, wenn sie
sich auf diesem Gebiet nicht sehr genau auskennt. Eine geschulte Kosmetikerin
kann dem Patienten auch eine spezielle Form der Massage (Gesichtsmassage
nach Söby) beibringen. Diese Massagetechnik hat sich bei Rosazea bewährt
und wird von den Betroffenen als sehr wohltuend empfunden. Diese Massagetechnik kann von den Patienten nach Anleitung und Übung auch selbstständig
zu Hause durchgeführt werden. Durch Anregung des Lymphflusses und der
insgesamt entspannenden Wirkung gehen die Schwellungen und Ödeme im
Gesicht zurück.
An dieser Stelle ist außerdem der Hinweis angebracht, dass Männer, die von
Rosazea betroffen sind, zum Rasieren einen elektrischen Rasierapparat benutzen sollten. Die Nassrasur ist für die Haut wesentlich belastender, die hochempfindliche Haut wird durch den Kontakt mit Rasierschaum und Rasierklinge sehr stark gereizt und irritiert. Falls auf eine Nassrasur nicht verzichtet
werden kann oder darf, sollte besonders auf das regelmäßige Austauschen der
Rasierklinge geachtet werden. Mehrfach genutzte Klingen werden schnell
stumpf und reizen die Haut wesentlich stärker als eine scharfe, frische Klinge,
die das Barthaar schnell und ohne großen Widerstand entfernt.
13.3
185
Kennen Sie die Massagetechnik nach Söby? Die
Massagetechnik für das Gesicht
hilft sehr gut bei Schwellungen
und Ödemen und kann von den
Betroffenen selbst erlernt
werden. Fragen Sie doch einmal
Ihre Kosmetikerin, ob Sie Ihnen
diese Methode beibringen kann.
Wie rasieren Sie sich denn
Ihr Gesicht, wenn ich fragen
darf? Es ist nämlich so, für Sie
als Rosazeapatient ist es
sinnvoller, für die Rasur einen
elektrischen Rasierer zu
benutzen. Die Nassrasur ist ein
starker Reiz für Ihre Haut und
kann die Rosazea deutlich
verschlechtern.
Sonnenschutz als Basis der Behandlung einer Rosazea
UV-Strahlung ist ein starker Triggerfaktor für die Auslösung eines Rosazeaschubs. Aus diesem Grund sollten Rosazeapatienten grundsätzlich starke Sonnenlichteinstrahlung meiden – allerdings ist dies vielen Betroffenen nicht
bewusst! Aus diesem Grund kann man durchaus im Beratungsgespräch den
hohen Nutzen eines guten Sonnenschutzmittels mit einbauen.
Bei Aufenthalten im Freien sollte immer ein Sonnenschutzmittel mit LSF
30–50 aufgetragen werden, das Tragen eines Sonnenhutes bzw. das Aufsuchen
von Schatten sind zusätzliche sinnvolle Maßnahmen. Durch einen Sonnenschutz mit LSF 30 werden mindesten 98 % der UV-Strahlen abgefangen, so dass
nur noch ein verschwindend kleiner Anteil der Strahlung in die Haut eindringt
und dort seine Wirkung entwickeln kann.
Geeignete Sonnenschutzprodukte haben wir von vielen Herstellern im Apothekensortiment verfügbar. Bei der Auswahl sollte auch hier der augenblickliche Hautzustand berücksichtigt werden (trockene Haut: Sonnenmilch oder
Sonnencreme, fettige Haut: Sonnenschutzgele).
Chemische Lichtschutzfilter werden nicht von allen Rosazeapatienten vertragen. In diesem Fall sollte auf Sonnenschutzprodukte mit physikalischen
(mineralischen) Filtersubstanzen gewechselt werden.
Denken Sie bitte daran, dass
Sie bei Aufenthalten im Freien
immer einen hohen Sonnenschutz auf Ihr Gesicht auftragen.
Die UV-Strahlung ist ein
auslösender Reiz für die
Entstehung von Rosazea.
Deshalb sollte UV-Strahlung so
wenig wie möglich ungefiltert
auf Ihre Haut auftreffen!
Bei längeren Aufenthalten
im Freien sollten Sie ein
Sonnenschutzmittel verwenden,
das mindestens den LSF 30
enthält. Durch LSF 30 werden
98 % der UV-Strahlung
abgefangen und Ihre Haut ist
bestmöglich vor einem neuen
Rosazeaschub geschützt!
186
13 Pharmazeutische Dienstleistungen
Es bietet sich an, entsprechende Produktproben als Empfehlung mit zu
geben.
13.4
Give-Away und Zusatzinformation
Als Give-Away und Zusatzinformationen stehen uns zum Thema Rosazea viele
Möglichkeiten offen. Die folgende Liste soll als Anregung für eigene Ideen dienen.
-- Kosmetikproben für Rosazeapatienten: am besten legt man sich Kosmetikproben für die einzelnen Hautzustände bei Rosazea in Kassennähe bereit; so
kann man jedem Rosazeapatienten, der ein entsprechendes Rezept einlöst,
ohne großen Aufwand eine passende Kosmetikprobe mitgeben und findet
sehr leicht den Einstieg in ein Beratungsgespräch zur angemessenen Hautpflege.
-- Kontaktdaten zu Dermatologen
-- Kontaktdaten zu Kosmetik-Studios, die qualifizierte Behandlungen bei
Rosazea durchführen (→ Ausreinigung der Haut, Massage nach Söby)
-- Patientenbroschüren und -ratgeber zum Thema Rosazea zur Erstinformation über Ursachen und Therapiemöglichkeiten (z. B. als Download unter
www.rosacea-info.de).
-- Aktionstage zur Beratung bei Rosazea lassen sich mit Unterstützung durch
Hersteller apothekenexklusiver Kosmetik leicht und professionell durchführen. Vielleicht können Sie auch einmal einen „Schminktag“ zur richtigen
Anwendung von Make-up und Abdeckstiften bei Rosazea durchführen.
Viele Patientinnen sind unsicher bei der Verwendung von Make-up, würden
es aber eigentlich gerne verwenden, um ihre Rötungen im Gesicht zu
kaschieren. Durch eine solche Aktion erreichen Sie viele potenzielle Neukunden, denn das Thema Rosazea betrifft außerordentlich viele Menschen.
Setzen Sie sich mit dem Außendienst der Firmen in Verbindung und fragen
Sie nach entsprechenden Unterstützungsmaterialien!
Kapitel 14
187
14 Der Rosazeapatient im HV
Kein Patient sollte eine Apotheke verlassen, ohne von uns eine Beratung angeboten bekommen zu haben – ob er dieses Angebot annimmt, entscheidet
jedoch immer der Patient selbst!
Dies sollten wir uns jeden Tag aufs Neue bewusst machen und uns dadurch
vor Frust und Enttäuschung selbst schützen. Kundenbefragungen und Marktforschung zeigen jedoch immer wieder ganz deutlich, dass die Beratung von
der Mehrzahl der Apothekenkunden erwünscht ist – denn Arzneimittel sind
besondere Waren, die es in Deutschland bisher aus gutem Grund nicht im
Supermarkt oder an der Tankstelle zu kaufen gibt. Damit dies so bleibt, sollten
wir uns unsere Verantwortung stellen und die Beratung mit Freude und Begeisterung angehen.
14.1
Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen
Rötungen!“
Frau mittleren Alters fragt nach einem Mittel, um die Rötungen in Ihrem
Gesicht zu mildern.
Apothekerin: „Guten Tag! Wie kann ich Ihnen helfen?“
Kundin: „Ja, guten Tag! Schauen Sie sich doch mal mein Gesicht an. Ich suche
dringend etwas gegen diese Rötungen …“
Apothekerin: „Oh ja, ich verstehe was Sie meinen. Die Haut ist im Bereich der
Wangen und der Nase wirklich ziemlich gerötet. Seit wann haben Sie denn
diese Beschwerden?“
Kundin: „Ach, ich bin früher schon immer schnell einmal rot geworden, z. B.
wenn ich etwas scharfes gegessen habe. Damals sind die roten Flecken dann
jedoch immer von selbst zurückgegangen. Aber seit ein paar Wochen sieht die
Haus jetzt so aus …“
Apothekerin: „Hat sich Ihre Haut denn auch sonst noch verändert? Ist sie z. B.
auch sehr empfindlich geworden?“
Kundin: „Ja, da haben Sie leider recht. Früher hatte ich überhaupt keine Probleme mit meiner Haut. Aber jetzt vertrage ich eigentlich gar nichts mehr. Im
Moment wasche ich mein Gesicht nur noch mit Wasser, alles andere juckt und
spannt auf meiner Haut … Ich getraue mich auch gar nicht mehr, Make-up
Mittel gegen Rötungen
Rötungen haben sich
verschlimmert
Haut ist sehr empfindlich
188
Fragen nach Medikamenten
Spezielle Reinigung und
Pflege bei Rosazea
14 Der Rosazeapatient im HV
aufzutragen, weil ich nicht weiß, wie ich mich anschließend abschminken soll,
ohne dass meine Haut verrücktspielt.“
Apothekerin: „Oje, das ist natürlich lästig. Müssen Sie denn irgendwelche
Medikamente einnehmen? Manchmal können solche Hautveränderungen
nämlich auch durch Arzneimittel ausgelöst werden …“
Kundin: „Nein…ich nehme nur meine Schilddrüsentabletten. Und die
bekomme ich ja schon seit 20 Jahren verordnet, ohne dass ich früher Probleme
mit der Haut bekommen hätte …“
Apothekerin: „Ok, am wichtigsten ist es für Sie nun, die Hautpflege umzustellen. Es gibt spezielle Produkte, die für hochempfindliche, gerötete Haut geeignet sind. Ich empfehle Ihnen … zur Reinigung. Damit können Sie sich auch
sehr leicht abschminken, ohne dass Ihre Haut irritiert wird. Gleichzeitig enthält dieses Produkt Wirkstoffe, die ihre Haut schon bei der Reinigung beruhigen und kühlen.“
Kundin: „Das klingt gut. Dann wage ich mich vielleicht doch wieder einmal an
Make-up …“
Apothekerin: „Bestimmt! Als Tagespflege können Sie sehr gut mit … arbeiten.
Diese leichte Creme eignet sich ideal als Make-up-Grundlage. Außerdem sind
Stoffe enthalten, die sehr gut die Hautrötungen bekämpfen. Bei regelmäßiger
Anwendung gehen die Rötungen meist deutlich zurück.“
Kundin: „Wirklich? Das wäre ja toll…Ich denke, ich verlasse mich auf Ihren
Rat und probiere diese Creme aus!“
Apothekerin: „Gerne. Sie werden sehen, dass die neue Pflege Ihre Hautprobleme verbessern hilft. Vermutlich haben Sie eine leichte Form der Rosazea.
Diese Hauterkrankung ist weit verbreitet und verläuft chronisch. Es kann daher
sein, dass Sie im Lauf der Zeit einmal einen Krankheitsschub erleiden, bei dem
zusätzlich zu den Rötungen Entzündungen und Pickel auftreten. Zögern Sie in
diesem Fall bitte nicht, den Hautarzt aufzusuchen. Mit verschreibungspflichtigen Mitteln kann man solch einen Schub sehr gut in den Griff bekommen.“
Kundin: „Naja, das will ich ja mal nicht hoffen … trotzdem danke für die Information.“
Apothekerin: „Gern geschehen. Brauchen Sie sonst noch etwas?“
Kundin: „Nein danke, im Moment nicht. Was bin ich schuldig?“
Apothekerin: „Das macht zusammen…Ich lege Ihnen noch eine Broschüre
bei, die Ihnen gut verständliche Informationen zur Rosazea gibt. Der eine oder
andere Rat ist vielleicht hilfreich für Sie. Und diese Make-up-Probe hier eignet
sich bestens für Ihre Haut – damit Sie es nicht bereuen, wenn Sie sich wieder
schminken.“
Kundin: „Oh, vielen Dank, das ist wirklich nett von Ihnen. Vielen Dank für die
Beratung!“
Apothekerin: „Gern geschehen! Ich freue mich, wenn Sie in den nächsten
Wochen einmal vorbei kommen, und mir berichten, wie Sie mit der neuen
Pflege zu Recht kommen.“
Rosazea
14.2
14.2
Einlösung
Einlösungeines
einesRezeptes
Rezeptesüber
überOraycea®-Kapseln
Oraycea®-Kapseln
189
Kundin: „Das mache ich. Vielen Dank und auf Wiedersehen!“
Apothekerin: „Auf Wiedersehen!“
14.2
Einlösung eines Rezeptes über Oraycea®-Kapseln
Rosazeapatient mit entzündeter Gesichtshaut, ca. 50 Jahre alt, löst ein Rezept
über Oraycea® ein.
Apothekerin: „Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?“
Kunde: „Hallo! Ich habe dieses Rezept hier …“
Apothekerin: „Danke schön. Einen kleinen Moment, ich hole schnell Ihr
Medikament … Kennen Sie das Produkt schon oder bekommen Sie die Kapseln zum ersten Mal?“
Kunde: „Nein, ich kenne das Medikament bisher nicht. Ich habe mehrere
Wochen lang eine Hautcreme vom Arzt verordnet bekommen, aber das hat
nicht so richtig gewirkt. Mein Hautarzt meint, dass ich es jetzt mit diesen Kapseln probieren soll. Damit sollen die Entzündungen an meiner Nase zurückgehen …“
Apothekerin: „Das ist richtig. Dieses Medikament wirkt sehr gut gegen die
Entzündungen und Pickelchen bei Rosazea. Die Entzündungen, die Sie im
Moment im Gesicht haben, sind sehr typisch für diese Hauterkrankung. Dieses
Arzneimittel hier enthält ein Antibiotikum in sehr niedriger Dosierung.
Dadurch ist das Medikament ausgesprochen gut verträglich, führt aber zu einer
guten Abheilung der Entzündungen auf Ihrer Haut.“
Kunde: „Das wäre schon toll…wie muss ich es denn einnehmen?“
Apothekerin: „Bitte nehmen Sie jeden Tag eine Kapsel mit etwas Flüssigkeit
ein, und zwar am besten während einer Hauptmahlzeit. Dann kann der Arzneistoff am besten ins Blut aufgenommen werden und ist gut verträglich. Milch
oder Joghurt hemmen die Aufnahme des Wirkstoffs ins Blut. Bitte berücksichtigen Sie das bei Einnahme des Arzneimittels.“
Kunde: „Gut dass Sie das sagen, dann nehme ich das Medikament lieber nicht
zum Frühstück ein, da esse ich nämlich immer Müsli mit Joghurt! Ich kann es
doch auch zum Mittagessen einnehmen, oder?“
Apothekerin: „Ja, das ist kein Problem. Wichtig ist nur, dass Sie die Einnahme
nicht vergessen und Sie die Kapsel möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt
einnehmen. Dann ist die Wirkung des Arzneimittels sichergestellt.“
Kunde: „Ok. Muss ich mit Nebenwirkungen rechnen?“
Apothekerin: „In der Regel wird dieses Medikament ausgesprochen gut vertragen. Manche Patienten bekommen leichte Magen-Darm-Beschwerden. Außerdem kann die Haut lichtempfindlicher werden. Da Rosazea sowieso durch Sonnenlicht verschlechtert wird, sollten Sie am besten immer einen guten Sonnenschutz auftragen, wenn Sie sich im Freien aufhalten.“
Kunde: „Ja, das hat mein Hautarzt mir auch gesagt. Können Sie mir ein Sonnenschutzmittel für meine Haut empfehlen?“
Antibiotikum gegen die
Entzündungen der Haut
Hinweis auf Dosierung:
während einer Hauptmahlzeit
und nicht mit Milchprodukten
zusammen
Nebenwirkungen: MagenDarm-Beschwerden sind
möglich, aber selten. Haut kann
lichtempfindlich werden
190
Empfehlung eine Sonnenschutzprodukts
14 Der Rosazeapatient im HV
Apothekerin: „Gerne! Sie haben eher eine fettige Haut, oder?“
Kunde: „Ja, das stimmt. Im Laufe des Tages glänzt die Haut im Gesicht.“
Apothekerin: „Gut. In diesem Fall eignet sich … Dieses Produkt schützt Ihre
Gesichtshaut effektiv vor UV-Strahlung und verhindert dadurch eine Verschlechterung Ihres Hautbilds. Außerdem ist die Zubereitung sehr leicht und
zieht schnell in die Haut ein, so dass Sie nicht das Gefühl haben, eingecremt zu
sein. Damit werden Sie bestimmt gut zu Recht kommen.“
Kunde: „Hm, ich mag es ja gar nicht, mir das Gesicht einzucremen …“
Apothekerin: „Das kann ich verstehen. Aber bei Ihrer Hauterkrankung sind
die richtige Pflege und vor allem der Sonnenschutz für den weiteren Verlauf
sehr wichtig. Ich gebe Ihnen einfach einmal eine Probe dieses Sonnenschutzes
mit. Dann können Sie zu Hause ausprobieren, wie sich das Produkt auf der
Haut anfühlt und ob Sie sich vielleicht doch damit anfreunden können.“
Kunde: „Ja, so ist mir das lieber. Dann probiere ich die Creme erst einmal aus…
Vielen Dank! Was muss ich für mein Rezept bezahlen?“
Apothekerin: „Die Zuzahlung beträgt … Ich wünsche Ihnen dann alles Gute
für die weitere Behandlung. Und kommen Sie doch einfach einmal für ein kurzes Feedback vorbei, wenn Sie die Sonnencreme ausprobiert haben. Das würde
mich sehr freuen!“
Kunde: „In Ordnung, das mache ich. Vielen Dank soweit und auf Wiedersehen.“
Apothekerin: „Auf Wiedersehen.“
14.3
Pickel mit Mitte 40
Selbstmedikation mit
Aknemittel aus der Drogerie
Grenzen der Selbstmedikation
Frau, Mitte 40, verlangt nach einem Mittel gegen Ihre Pickel.
PTA: „Schönen guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“
Kundin: „Hallo, guten Tag, schauen Sie sich einmal mein Gesicht an! Ich habe
seit neuestem im ganzen Gesicht solche Pickel! Ich brauche dringend etwas
gegen Akne, so schlimm habe ich ja nicht mal als Teenager ausgesehen!“
PTA: „Ja, ich sehe was Sie meinen. Seit wann haben Sie denn die Probleme mit
Ihrer Haut?“
Kundin: „Das geht jetzt schon seit ein paar Wochen so…Zuerst habe ich
gedacht, dass das nur am Stress liegt, denn im Moment weiß ich nicht, wo mir
der Kopf steht. Aber als sich dann immer mehr Pickel gebildet haben, habe ich
mir in der Drogerie eine Creme gegen Akne gekauft. Aber die Creme brennt
nur fürchterlich auf der Haut, und gebracht hat sie überhaupt nichts, wie Sie
sehen…Eigentlich habe ich sogar eher das Gefühl, dass meine Haut noch
schlimmer geworden ist. Deshalb suche ich jetzt ein wirklich gutes Aknemittel
bei Ihnen.“
PTA: „Hat sich Ihre Haut denn insgesamt verändert? Ist sie z. B. sehr empfindlich geworden?“
Rosazea
14.3 Grenzen der Selbstmedikation
Kundin: „Allerdings, da haben Sie leider recht! Ich hatte früher schon eine
empfindliche Haut, aber jetzt ist das kaum zu aushalten…Egal, was ich auch
ausprobiere, die Haut wird rot, sie spannt und juckt und brennt. Aber am
schlimmsten sind diese Pickel überall…Können das die Wechseljahre sein???“
PTA: „Ich glaube nicht, dass diese Hautprobleme mit den Wechseljahren
zusammen hängen. Nehmen Sie denn irgendwelche Medikamente ein? Manchmal kann auch ein Arzneimittel derartige Hautveränderungen auslösen …“
Kundin: „Nein, ich bin ansonsten kerngesund!“
PTA: „Gut. In diesem Fall rate ich Ihnen, einen Hautarzt aufzusuchen. Vermutlich leiden Sie an Rosazea, einer entzündlichen Hauterkrankung, die mit
Rötungen und Pickelchen einhergeht.“
Kundin: „Ach du liebe Zeit, ist das schlimm?“
PTA: „Nein, diese Erkrankung ist zwar nicht heilbar, aber sie kann wirklich gut
behandelt werden. Allerdings sollte die Therapie vom Hautarzt eingeleitet werden. Die Mittel, die ich Ihnen abgeben kann, werden bei Ihnen im Moment
vermutlich keine ausreichende Wirkung haben. Wahrscheinlich verordnet
Ihnen der Arzt stattdessen eine antibiotikahaltige Creme. Damit gehen die Entzündungen gut und rasch zurück und die Haut beruhigt sich wieder.“
Kundin: „Ok…dann werde ich versuchen, gleich einen Termin beim Dermatologen auszumachen. Was kann ich denn machen, um die Zeit zu überbrücken?“
PTA: „Am wichtigsten ist es, dass Sie die Behandlungsversuche mit den Aknemitteln umgehend beenden! Diese Produkte enthalten Wirkstoffe, die Ihre
Haut zusätzlich reizen und irritieren. Dadurch heizen Sie die Entzündungen in
Ihrer Haut regelrecht an. Im Moment sind kühlende, beruhigende Pflegeprodukte das richtige für Sie. Besonders empfehlen kann ich Ihnen z. B. dieses
Thermalwasserspray. Das Thermalwasser beruhigt die Rötungen und wirkt
entzündungshemmend. Sie können es mehrmals täglich auf Ihr Gesicht aufsprühen oder am Abend eine mit Thermalwasser getränkte, kühlende Kompresse auf Ihr Gesicht auflegen. Die meisten Betroffenen empfinden dies als
sehr wohltuend.“
Kundin: „Das klingt gut, so ein Thermalwasserspray nehme ich auf jeden Fall
mit. Denn wenn ich gar nichts weiter tun kann, bis ich zum Hautarzt gehe
kann, dann komme ich mir so hilflos vor …“
PTA: „Ja, das verstehe ich. Hier habe ich auch noch eine Broschüre, die das
Krankheitsbild der Rosazea leicht verständlich erklärt. Außerdem werden die
Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt und Tipps zur richtigen Gesichtspflege
gegeben.“
Kundin: „Vielen Dank, das wird dann heute Abend wohl meine Bettlektüre…
Was bin ich Ihnen schuldig?“
PTA: „Das Thermalwasserspray kostet…Vielen Dank. Ich würde mich sehr
freuen, wenn Sie mir berichten, was der Hautarzt gesagt hat, wenn Sie dort
waren! Vielleicht kann ich Ihnen dann ja auch noch den einen oder anderen
191
Haut ist sehr empfindlich
geworden
Verdacht auf Rosazea,
Verweis auf Hautarzt
Thermalwasserspray zur
Beruhigung der Haut
192
14 Der Rosazeapatient im HV
Tipp für die weitere Hautpflege geben, wenn wir wissen, wie sich die Behandlung bei Ihnen gestaltet.“
Kundin: „Ja, das mache ich auf jeden Fall. Vielen Dank aber schon einmal für
Ihre Beratung, Sie haben mir sehr geholfen.“
PTA: „Ich freue mich, dass ich weiterhelfen konnte. Vielen Dank und auf Wiedersehen!“
Kundin: „Auf Wiedersehen!“
Kapitel 15
15 Adressen und Links
Deutsche Rosazea Hilfe e. V.
Baumkamp 18
22299 Hamburg
Tel: 040 68990714
E-Mail: [email protected]
www.rosazeahilfe.de
-- Die Selbsthilfeorganisation für Betroffene bietet die Möglichkeit zum per---
sönlichen Austausch mit anderen Patienten – in Patientengesprächskreisen
oder im geschlossenen Internetbereich.
Angebote zur telefonischen Beratung durch medizinische Experten.
Rosazea-Journal erscheint 4-mal jährlich und informiert über Neuigkeiten
aus Forschung und Therapie.
Aufklärungskampagne „Anhaltende Gesichtsrötungen – Aktiv gegen Rosacea“ der Galderma Laboratiums GmbH, des Bundesverbands der Deutschen
Dermatologen e. V. und der Deutschen Rosazea Hilfe e. V.
www.rosacea-info.de
Galderma Laboratorium GmbH
Georg-Glock-Straße 8
40474 Düsseldorf
Tel.: 0 211/5 86 01 04
Fax: 0 211/63 55 42 38
E-Mail: [email protected]
-- Informationen über Rosazea für Betroffene, Ärzte und Kosmetikerinnen.
-- Downloads: Flyer zur Erstinformation mit Fragebogen zum Selbsttest,
---
Rosazea-Tagebuch für Patienten (Dokumentation der Situationen, die Flush
etc. auslösen), Gesprächsleitfaden für den Erstbesuch beim Dermatologen.
Wöchentliche Blogs mit wechselnden Themen (Interviews mit Dermatologen zu unterschiedlichen Aspekten der Erkrankung, Tipps von Kosmetikerinnen zur Hautpflege bei Rosazea, Erfahrungsberichte von Betroffenen).
Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Hautarzt.
193
Teil D
Anhang
196
Kapitel 16
16 Literatur
16.1
Allgemeine Literatur
ABDA Datenbank, Stand 2013
Adler Y. Hautkrankheiten. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012
AWMF online: Deutsche Dermatologische Gesellschaft: Behandlung der Akne (S2kLeitlinie zur Therapie Akne), korrigierte Fassung Oktober 2011
Bender S. Körperpflegekunde. 2. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart,
2004
Bitzer J et al. Klinisch relevante pharmakologische Grundlagen der hormonalen Kontrazeption. Fachzeitschrift „Frauenarzt“, Nr. 4, 2009
Borell C, Korting H C. Nichtmedikamentöses Managesment der Rosazea. Der Hautarzt 11/2011, Springer Verlag, online publiziert: 2011
Borelli C, Korting H C. Physikalische Therapieverfahren bei Akne. Der Hautarzt
2/2010, Springer Verlag, online publiziert: 28.01.2010
Borelli C, Plewig G, Degitz K. Pathophysiologie der Akne. Der Hautarzt 11/2005.
Springer Verlag, online publiziert: 08.10.2005
Braun-Falco O, Plewig G, Wolff H. Dermatologie und Venerologie. 4. Aufl., Springer
Verlag, Berlin Heidelberg 1996
Kurz gemeldet: Diane®35: Positives Nutzen-Risiko-Verhältnis. DAZ-online-Archiv,
DAZ Nr. 21, S. 32, 2013
Degitz K, Ochsendorf F. Akne. Aktuelle pathophysiologische Aspekte. Der Hautarzt
6/2008, Springer Verlag, online publiziert: 18.05.2008
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.: Leitlinie zur Empfängnisverhütung, Stand Juli 2004
Eberius K. Rosazea – chronische Hauterkrankung der Erwachsenen. DAZ onlineArchiv, DAZ Nr.31 vom 31.07.2008
Eberius K. Rosazea – in den meisten Fällen einfach zu erkennen. Interview von Karl
Eberius mit Prof. Dr, Martin Schaller, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik Tübingen, Erstveröffentlichung in Ars Medici
Fritsch P. Dermatologie und Venerologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1998
Fritsch P. Dermatologie und Venerologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2009
Heepen G. Schüßler-Salze für die Schönheit. Gräfe und Unzer Verlag, München 2010
Herdegen T et al. Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. 2. Aufl., Georg
Thieme Verlag, Stuttgart 2010
http://flexikon.doccheck.com
Anhang
16.2 Fach- und Produktinformationen
Jung E, Moll I. Duale Reihe/Dermatologie. 5. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart
2003
Koch U. Haar und Hautdrüsen. Das PTA Magazin, Springer Gesundheits- und Pharmazieverlag, Neu-Isenburg, Januar 2012
Lennecke K. Selbstmedikation für die Kitteltasche. 5. Aufl., Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2012
Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. 10. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012
Neubert R, Wohlrab W, Marsch W: Dermatopharmazie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2001
Petsitis X, Kipper K. Dekorative Kosmetik und Gesichtspflege. 2. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2013
Raab W, Kindl U. Pflegekosmetik. 5. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012
Rassner G. Dermatologie, Lehrbuch und Atlas. 8. Aufl., Urban & Fischer Verlag, München 2007
Rote Liste 2012: Arzneimittelverzeichnis für Deutschland; Rote®Liste Service GmbH,
Frankfurt 2012
Sadick H, Riedel F, Bran G. Rhinophym bei Rosazea: Was leistet die operative Therapie? Der Hautarzt 11/2011, S. 836. Online publiziert: 19.10.2011, Springer Verlag
2011
Thielitz A, Gollnick H. Systemische Aknetherapie. Der Hautarzt 11/2005. Springer
Verlag, online publiziert: 05.10.2005
Wichtige Informationen: Diane®35 und verwandte Generika verliern die Zulassung in
Frankreich. DAZ-online-Archiv, DAZ, Nr. 6, S. 125, 2013
Wiesenauer M. Der große Gräfe und Unzer Kompass: Homöopathie bei chronischen
Beschwerden. Gräfe und Unzer Verlag, online am 06.08.2012
Winterhagen I. Psoriasis. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2011
16.2
Fach- und Produktinformationen
Fachinformation „aida®“, Stand Mai 2011
Fachinformation „Aknefug® EL“, Stand Mai 2011
Fachinformation „Aknefug® Oxid Mild 3 %/5 %/10 %“, Stand April 2011
Fachinformation „Aknefug® Oxid Wash“, Stand April 2011
Fachinformation „Aknemycin® Lösung“, Stand Juli 2011
Fachinformation „Aknemycin® Salbe“, Stand Juli 2011
Fachinformation „Aknenormin® Weichkapseln“, Stand Dezember 2010
Fachinformation „Aknosan®“, Stand Dezember 2007
Fachinformation „Attempta-ratiopharm® 35“, Stand April 2009
Fachinformation „Belara®“, Stand Mai 2011
Fachinformation „Benzaknen® 5 %/10 %“, Stand Juli 2011
Fachinformation „Cyproderm“, Stand August 2010
Fachinformation „Dermasence“, 9. Auflage, November 2012
Fachinformation „Diane®-35“, Stand September 2010
Fachinformation „Differin® 0,1 % Creme“, Stand August 2008
197
198
16 Literatur
Fachinformation „Differin® 0,1 % Gel“, Stand Oktober 2007
Fachinformation „Doxyderma® 50 mg“, Stand August 2010
Fachinformation „Doxy-Wolff® 100 mg/200 mg“, Stand Januar 2011
Fachinformation „Eryaknen® 2 %/4 % Gel“, Stand Dezember 2007
Fachinformation „Erythrocin 500 mg Neo“, Stand Januar 2011
Fachinformation „Imex®“, Stand Mai 2011
Fachinformation „Inderm® Gel“, Stand August 2009
Fachinformation „Inderm®“, Stand September 2009
Fachinformation „Isotretinoin-ratiopharm® Weichkapseln“, Stand Oktober 2010
Fachinformation „ISOTREX® Creme 0,1 %“, Stand Juni 2010
Fachinformation „ISOTREX® Gel“, Stand August 2011
Fachinformation „Minocyclin-ratiopharm® 50 mg“, Stand November 2010
Fachinformation „PanOxyl® mild 2,5 % Creme“, Stand März 2012
Fachinformation „PanOxyl® W“, Stand März 2012
Fachinformation „Pink Luna® 0,03 mg/2 mg Filmtabletten“, Stand Juli 2010
Fachinformation „Skinoren® 15 % Gel“, Stand Oktober 2010
Fachinformation „Skinoren® 20 % Creme“, Stand Dezember 2011
Fachinformation „Tetracyclin Wolff® 250“, Stand Januar 2011
Fachinformation „Valette®“, Stand März 2011
Fachinformation „Yasminelle® 0,02 mg/3 mg Filmtabletten“, Stand Oktober 2012
Fachinformation „Zinkgluconat 25“, Stand Oktober 2010
Produktinformation „Avène“, Pierre Fabre Dermo-Kosmetik, Stand 01.11.2012
Produktinformation „Effaclar“ und „Toleriane“, La Roche-Posay, online Stand Januar
2013
Produktinformation „Normaderm“, Laboratoires Vichy
Produktinformation „Skin Appeal“, Louis Widmer, Stand Januar 2013
Anhang
Sachregister
Sachregister
A
Abdeckstifte 120, 182
abszedierende Fistelgänge 21
Acne Plus 72
Adapalen 63f., 66
Agnolyt® 53
Agnucaston® 51, 53
Agnus castus 51
AHAs s. Fruchtsäuren
Aida® 100
Airol® 64
Akne
–, Abgrenzung zu Rosazea 33
– als Arzneistoff-Nebenwirkung 32
–, Aufblühen 61
–, Body-Builder- 14, 30
– comedonica 24, 35
– –, Peelings 112
– conglobata 25ff., 36
–, Definition 12
–, dekorative Kosmetik 120
–, Diagnostik 31
–, Ernährung 36
– excoriée des jeunes filles 29f.
–, Flussdiagramm 43
– fulminans 26
–, Hauptformen 24
– indurata 24
– inversa 27
–, Kontakt- 28
–, Kosmetik- 28
–, Leitsymptom 31
–, Lichttherapie 37
–, Mallorca- 31
– mechanica 30
– medicamentosa 30
–, Neugeborenen- 28
–, Öl-/Teer-/Chlor- 28
– papulopustulosa 24f., 35
– papulopustulosa-nodosa 24
–, Pflege 108f.
–, Reinigung 109f.
–, stadiengerechte Therapie 42
–, Steroid- 30
–, Symptome 32
–, Ursachen 13ff.
– venenata 28
–, Verhaltenstipps 122
– vulgaris 78
Akne-Diät 36
Akne-Effloreszenzen 61
–, Entzündungsreaktion 18
–, primäre 16
–, sekundäre 16, 18
Aknefug® 45f., 48, 70, 173
– Iso 87
Akne-Gesichtsdampfbad (Wala) 57
Akne-Gesichtsmaske (Wala) 57
Akne-Kapseln (Wala) 57
Aknemycin® 70
– Plus 72
Aknenormin® 87, 173
Akneroxid® 45
Akne-Tee 53
Akne-Wasser (Wala) 57
Akne-Zysten 21
Aknichthol® 50
Aknosan® 78
Ammoniumbituminosulfonat 50, 154
Angiogenese 164
Angolyt® 51
Anthroposophie 56f.
Antibiotika
–, systemische Anwendung bei Akne 76
–, systemische Anwendung bei
Rosazea 163ff.
–, topische Anwendung bei Akne 69f.
Atherome 21
Attempta-ratiopharm® 98
Ausreinigen der Haut 38
Azelainsäure 61f., 159f.
Azithromycin 164f., 167ff.
B
Basaliom 20
Basalzellschicht 6
Basocin® 70
Belara® 100
199
200
Sachregister
Bellissima® 100
Benzaknen® 45f.
Benzoylperoxid 44ff., 72
–, Bleichwirkung 47, 125
Benzoyt® 45
Bindegewebshyperplasie 138
Blackhead s. Komedo, offener
Blaulicht 37
Blepharitis 139
Body-Builder-Akne 14, 30
Bonadea® 99
Bonita® 100
BPO s. Benzoylperoxid
C
Cathelicidinpeptid LL-37 135
Cefazink® 55
Chariva® 100
Chitin 135
Chlorakne 28
Chlormadinonacetat 100f.
Clarithromycin 164ff.
Clevia® 98
Clindamycin 69ff.
Corde BPO® 45
Cordes® VAS Creme 64
Curazink® 55
Cyproderm® 98
Cyproteronacetat 101
D
dekorative Kosmetik
–, Akne 120
–, Rosazea 181
Demodex folliculorum 134
Dermabrasion 148
Dermashaving 148
Dermatitis, periorale 142f.
Dermis 3, 5, 7
Desmin® 20 100
Desmin® 30 100
Desogestrel 100
Detergenzien 111, 175f.
Diane®35 99
Dienogest 99
5α-Dihydrotestosteron (DHT) 14
Dioxin 29
Doxycyclin 76ff., 164ff.
Doxycyclin-ratiopharm® 164
Doxyderma® 78
Duac® 72
E
Effloreszenzen
–, Akne 61
–, tertiäre 21
Elektrochirurgie 149
Elidel® 141
Empfängnisschutz der Pille 102ff.
Enriqa® 100
Epidermis 3, 6
– Schichten 6f.
Epiduo® 64f.
Eryaknen® 71
Erydermic® 71
Erytheme 136
Erythrocin® 500 neo 78
Erythromycin 69ff., 77, 165, 167f.
Estrogene, Hemmung der Talgproduktion 15
Ethinylestradiol 97, 99f.
F
Fettsäuren, freie 13f., 111
Fistelkomedonen 21, 25
Flush 136
Flushsymptomatik 133
follikuläre Hyperkeratose 13
Fremdkörperreaktion 19
Fruchtsäuren 113f.
G
Gesichtswässer 116
glandulär-hyperplastische Rosazea 138
Glanzschicht 6
gramnegative Rosazea 140
H
Halogenkohlenwasserstoffe 29
Hamamelis-Extrakt 52
Hametum® 52f.
Haut 2ff.
– Aufbau 2f.
–, Aufgaben 4
Anhang
Sachregister
–, fett-feuchte 109
–, unreine 112, 116
Hautfette 7
Hautpflege
–, Akne 115
–, Beratung 122
–, Rosazea 175
–, Produkte 117f.
Helicobacter pylori 134
Herzrhythmusstörungen 83
Histiozytom 20
Homöopathie 56f., 156f.
Hormonpräparate zur Aknetherapie 95ff.
–, Rauchen 106
–, Thromboserisiko 106
Hornschicht 7
α-Hydroxysäure s. Fruchtsäuren
Hyperkeratose, follikuläre 13
I
Ichthraletten 154
Ichthyol® 50
Imex® 71
Inderm® 71
Infundibulum 8
Isoderm 87, 173
IsoGalen® 87, 173
Isotretinoin 63f., 68, 72, 86ff., 94ff., 126
–, Dosierung 88
–, kumulative Gesamtdosis 88
–, Schwangerschaftsverhütungsprogramm 91
–, teratogenes Potenzial 89
–, Vorgaben für eine gültige Verordnung 93
–, Vorsichtsmaßnahmen 94, 174
–, Warnhinweise 94, 174
Isotrex® 64
Isotrexin® 72
K
Kallikrein 5 135
Kamillenblüten 52
Kamillosan® 52f.
Keloide 22f.
Keratitis 140
Keratolyse 63
Keuschlammfrüchte 51
Klacid® 165
Knoten 20, 24
–, abszedierende 20
–, indurierte 20
Komedo 13
–, Follikelruptur 19
–, geschlossener (Whitehead) 16
–, Lebenslauf 18
–, Mikro- 16
–, offener (Blackhead) 17
–, Ruptur 19
komedogene Inhaltsstoffe 28
komedogene Substanzen, potenzielle 119
Konjunktivitis 139
Kontaktakne 28
Körnerzellschicht 6
Kosmetikakne 28
Kosmetika, dekorative 120, 181
Kryochirurgie 147
L
Laserchirurgie 149
Lasertherapie 146
Lederhaut s. Dermis
Leitlinien
–, BAK-Leitlinie zu Akne 40
–, BAK-Leitlinie zu Rosazea 152
–, Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010 34ff.
–, S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: „Rosazea“ 144
Lichttherapie 37
Lovelle® 100
lupuide Rosazea 141
M
Make-up 120, 183
Mallorca-Akne 31
manuelle Aknetherapie 38
Marvelon® 100
Maxim® 99f.
Metrocreme® 162
Metrogel® 162
Metronidazol 161f., 166f.
–, Aldehydoxidase 171
201
202
Sachregister
–, Alkohol 171
–, mutagenes Potenzial 161
–, zentralnervöse Störungen 171
Metrosa® 162
Miconazol 72
Mikrokomedo 16
Minakne® 78
Minocyclin 76ff., 165f.
Mischhaut 108
Mitesser 13
Mönchspfeffer 51
Morbus Morbihan 141
Morea® sanol 98
N
Nadifloxacin 70ff.
Nadixa® 71
Narben 22f.
Neo-Eunomin® 98
Neugeborenenakne 28
Nodus s. Knoten
O
Oberhaut s. Epidermis
Ölakne 28
Ophthalmorosazea 139
Oraycea® 165f., 189
P
PanOxyl® 45f.
Papeln 19
Papillarschicht 5
Peeling-Masken 113
Peelings 112f., 176
Perenterol® forte 52f.
periorale Dermatitis 142f.
Petibelle® 100
phototoxische Reaktionen 80
Phym 138f.
Pickel s. Papel
Pille, Empfängnisschutz 102ff.
Pink Luna® 100
Pramino® 98
Progesteron, androgene Wirkung auf die
Talgdrüsen 15
Propionibacterium acnes 14
Protopic® 141
Puder 121, 183
Pusteln 20
Q
QT-Zeit-Verlängerung 83
R
Reinigungsmasken 114
Reinigungsmilch 112
Retikularschicht 5
Retinoide, topische 63f.
Retinol 86
13-cis-Retinsäure s. Isotretinoin
Rhinophym 137, 139
–, chirurgische Maßnahmen 147f.
Roaccutan® 87
Rosazea
–, Abgrenzung zu Akne 143
– conglobata 140
–, Definition 132
–, dekorative Kosmetik 181
–, Diagnose 142
–, Diät 146
–, Effloreszenzen 159
–, Ernährung 146
– erythematosa-teleangiectatica 136f.
–, exogene Reize 136
–, fulminans 140
–, glandulär-hyperplastische 138
–, gramnegative 140
–, Lasertherapie 146
–, lupuide 141
–, papulopustulosa 136, 138
–, Pflege 175, 178
–, Reinigung 175, 177
–, Sonderformen 139
–, Stadien 136
–, Steroid- 141
–, Triggerfaktoren 133, 142
–, Ursachen 133ff.
–, Verhaltensmaßnahmen 145
–, Verhaltenstipps 184
Rosiced® 162
S
Saccharomyces boulardii 52
Salicylsäure 113f.
Anhang
Sachregister
Salicylsäure-Aknespiritus 5% 49
Salicylsäure-Präparate 48f.
Sanasepton® 71
Sanoxit® 45
Säufernase s. Rhinophym
Säureschutzmantel 111
Schieferöle, sulfonierte 50, 153f.
Schilddrüsentherapeutika, Akne 30
Schmetterlingserythem 142ff.
Schüßler-Salze 56f., 155f.
Schwangerschaftsverhütungsprogramm 91, 174
Seife s. Detergenzien
Seoborrhoe
–, Androgene 13
–, Hormonwirkungen 13
–, Östrogene 13
Skalpellexzision s. Dermashaving
Skid® 78
Skinoren® 62, 160
Sonnenschutz 185
–, physikalische UV-Filter 146
–, Weißeleffekt 146
Stachelzellschicht 6
Steroidakne 30
Steroidrosazea 141
Stewardessen-Krankheit 142f.
Stiemycine® 71
Stress, psychische Einflüsse 15
Subkutis 3f.
Syndet s. Detergenzien
systemischer Lupus erythematodes 142
T
Talg 7
Talgdrüsen 7f.
–, Anzahl 9f.
–, Größe 9f.
–, Verteilung 9
Talgdrüsenausführungsgänge 9
Talgdrüsenfollikel 7
–, Abbildung 9
–, Bau 8
–, Funktionsweise 8
Talgdrüsenhypertrophie 138
Talgdrüsenläppchen 9
Teebaumöl 52
Teerakne 28
Tefilin Hartkapseln 78, 165
Teleangiektasien 136ff., 146
–, Lasertherapie 146
Testosteron, Einfluss von 14
Tetracyclin 70ff., 76ff., 165
TLR s. Toll-like Rezeptor
Toll-like Rezeptoren 135
Torsade de pointes 83
Tretinoin 63f., 67, 86
Triclosan 113
trockenes Auge 139
Tumor s. Knoten
T-Zone 24
U
Unterhaut s. Subkutis
V
Valette® 99
Vatrice® 99f.
Velafee® 99f.
Vellushaaranlage 9
Vereisung s. Kryochirurgie
Vitamin A s. Retinol
Vitamin-A-Mangel 86
Vitamin-A-Säure s. Tretinoin
W
Whitehead s. Komedo, geschlossener
Y
Yasmin® 100
Yasminelle® 100
Yaz® 99f.
Z
Zineryt® 72
Zink 54f.
Zinkacetat 72
Zinkamin-Falk® 55
Zinkgluconat 25 55
Zinkorot® 55
Zinkotase® 55
Zithromax 250 mg 165
Zysten 20
203
Anhang
Die Autorin
Die Autorin
Monika Schneider
Geboren 1974 in Ulm, Studium der Pharmazie in Mainz, Approbation als Apothekerin 2001. Seit 2002 in beratungsaktiven öffentlichen Apotheken in Mainz
tätig, zurzeit als Filialleiterin in Mainz-Kostheim. Zahlreiche Fortbildungen im
Bereich Dermo-Kosmetik, Heimbelieferung und -versorgung und Kommunikation.
205
11 mm
Fühlen sich Ihre Kunden wohl in ihrer Haut?
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Ob Akne oder Rosazea: der Leidensdruck der Betrof-
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fenen ist in beiden Fällen hoch. Eine gute Beratung
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Informieren Sie patientengerecht zu Erkrankung
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auf und regen dazu an, mit den Kunden ins Gespräch
Beraten Sie zu Besonderheiten der
zu kommen.
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patientengerechte Information.
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Monika Schneider
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