UE6: Aufgaben – Regulierung und Deregulierung 1) 2) 3) 4) Erläutern Sie die Probleme, die mit der Festsetzung von staatlichen Mindest- bzw. Höchstpreisen entstehen können, anhand je einer Grafik. Geben Sie je ein Beispiel. a) Erläutern Sie die Wirkung einer Pigou-Steuer zur Korrektur negativer externer Effekte auf der Angebotsseite anhand einer Grafik. b) Welche praktischen Probleme können mit der Pigou-Lösung zur Korrektur externer Effekte einhergehen? Erläutern Sie die Coase-Lösung zur Internalisierung externer Effekte anhand einer Grafik. Unterscheiden Sie dabei folgende Ausgangssituationen: a) Es gibt keine Haftung des Schädigers. b) Der Schädiger muss für alle Schäden voll haften. Inwiefern kann die Förderung bestreitbarer Märkte das Problem eines natürlichen Monopols lösen? Erläutern Sie das Marktgleichgewicht auf einem vollständig bestreitbaren Markt anhand einer Grafik. 1 UE6: Aufgaben – Wettbewerbspolitik 5) 6) Welche Leitbilder der Wettbewerbspolitik kennen Sie? Auf welcher Wettbewerbstheorie basieren diese? Unterscheiden Sie die Ihnen bekannten Leitbilder der Wettbewerbspolitik hinsichtlich ihrer Interventionsaffinität. 2 UE6: Aufgabe 1 – Preisregulierung Staatliche festgesetzte Preise können als Höchst- oder Mindestpreise wirken. Höchstpreise (Abb.1) können einen dauerhaften Nachfrageüberhang induzieren, Mindestpreise (Abb.2) können zu einem Angebotsüberhang führen. Häufig führt die Preisregulierung daher zu weiteren Maßnahmen, die Angebots- und Nachfrageüberhänge verhindern sollen, z.B. staatliche Anoder Verkäufe (Interventionen) oder Mengenregulierungen (Rationierung, Quotierung) p Abb. 1 q p Abb. 2 q © Pearson Studium 2006 3 UE6: Aufgabe 1 – Preisregulierung: Beispiele Mietobergrenzen auf dem Wohnungsmarkt Nachfrageüberschuss nach preisgebundenem Wohnraum Mindestlöhne auf dem Arbeitsmarkt Angebotsüberschuss = (neo)klassische Arbeitslosigkeit 4 UE6: Aufgabe 2a – Pigou-Steuer Wirkung einer Pigou-Steuer zur Korrektur negativer Externalitäten in der Produktion © Pearson Studium 2006 5 UE6: Aufgabe 2a/b – Pigou-Steuer Einführung einer Verbrauchsteuer wirkt wie die Preiserhöhung eines „normalen“ Produktionsfaktors der Inputfaktor „Umwelt“ bekommt einen Preis Anreiz für Unternehmen, umweltfreundlicher zu produzieren Probleme: • • Zur genauen Berechung der Steuer- und Subventionssätze müsste die genaue Höhe der Externalität bekannt sein. Da dies nicht der Fall ist, bestehen erhebliche Bewertungsspielräume. Der administrative Aufwand der Erhebung von Steuern und der Zahlung von Subventionen ist zu berücksichtigen. 6 UE6: Ergänzung zu Aufgabe 2 – Internalisierung externer Effekte Technologische Externalitäten finden sich prinzipiell auf allen Märkten und können daher stets als Rechtfertigung für wirtschaftspolitische Eingriffe zur Korrektur von Marktversagen dienen. Unklar bleibt oft, wie gesellschaftliche Nutzen und Kosten konkret zu messen sind Ökonomisch sinnvoll ist es in jedem Fall, bei einer angestrebten Korrektur externer Effekte die Grenzkosten der Korrektur mit den Grenzschäden bei Nicht-Korrektur zu vergleichen. Die optimale Schadenshöhe liegt dort, wo die Grenzkosten der Schadensvermeidung dem Grenzschaden entsprechen. 7 UE6: Ergänzung zu Aufgabe 2 – Internalisierung externer Effekte Ökonomisch optimale Schadenshöhe E* => Steuersatz t* Geldeinheiten Grenzkosten der Schadensvermeidung t* Ausmaß der Schadensvermeidung © Pearson Studium 2006 Grenzschaden E* Ausmaß der Schädigung 8 UE6: zu Aufgabe 3 – Internalisierung externer Effekte durch das Haftungsrecht Umfassende und jederzeit durchsetzbare Haftungsregeln, die auf dem Verursacherprinzip aufbauen, würden die Externalitäten beseitigen. Das Haftungsrecht soll wirkungsvolle Anreize zur frühzeitigen Schadenverhinderung schaffen. -> Bsp.: Umwelthaftungsrecht von 1991 Größere Anreize schafft das Prinzip der Gefährdungshaftung mit einer generellen Ersatzpflicht für alle Schäden. Geringere Anreize schafft das Prinzip der Verschuldenshaftung, nach dem Ersatzpflicht nur anfällt, wenn der Schaden vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführt wurde. 9 UE6: Aufgabe 3 – Internalisierung externer Effekte durch Verhandlungen Nach Ronald Coase kann es eine effiziente Internalisierung auch allein durch rein private Verhandlungen zwischen den Betroffenen geben. Die Coase-Lösung ist unabhängig von der Verteilung der Haftungsrechte, die Rechte müssen nur eindeutig zugeordnet sein. • Wenn keine Schadenshaftung besteht, hat der Geschädigte einen Anreiz, den Schädiger durch Zahlung eines Transfers zu einer Verringerung der Schädigung zu bewegen. • Wenn eine vollständige Schadenshaftung existiert, hat der Schädiger einen Anreiz, dem Geschädigten durch die Zahlung eines Transfers das Recht der Schädigung abzukaufen. gesellschaftlicher Wohlfahrtsgewinn, ohne direkte staatliche Einflussnahme auf den Verhandlungsverlauf 10 UE6: Aufgabe 3 – Coase-Lösung Internalisierung externer Effekte durch Verhandlungen a) ohne Haftung des Schädigers © Pearson Studium 2006 b) mit voller Haftung des Schädigers 11 UE6: Aufgabe 3a – Coase-Lösung ohne Haftung Ausgangssituation: keine Haftung maximale Schadenshöhe A bei maximalem Grenzschaden B Ausgleichszahlung CEAF an den Schädiger Verringerung der Schädigung auf E • Geschädigte: Ausgleichszahlung CEAF an Schädiger < Wert der Schadensminderung CEAB • Schädiger: Ausgleichszahlung CEAF > Gesamtkosten der Schadensvermeidung CEA 12 UE6: Aufgabe 3b – Coase-Lösung mit voller Haftung Ausgangssituation: volle Haftung keine Schäden (Pkt. 0) bei maximalen Grenzkosten G der Schadensvermeidung Ausgleichszahlung OECD an die Geschädigten Ausweitung der Schäden bis E • Geschädigte: Ausgleichszahlung OECD an Geschädigte > eintretender Schaden OEC • Schädiger: Ausgleichszahlung OECD < Gesamtkosten der Schadensvermeidung OECG 13 UE6: zu Aufgabe 3 – Konkretisierung der Coase-Lösung Zuteilung/Versteigerung von handelbaren Schädigungsrechten (Zertifikaten) an die Verursacher: • Die Schädiger erhalten handelbare Eigentumsrechte an dem Gut „Umweltverschmutzung“ • Durch die anfängliche Zuteilung der Schädigungsrechte können Verteilungsaspekte berücksichtigt werden. • Die Preisentwicklung für die Zertifikate ist ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung und Lenkung von Innovationen. • Voraussetzung ist, dass der Markt für Zertifikate ein Konkurrenzmarkt ist. • Beispiel: Zuteilung handelbarer Umweltzertifikate in den USA nach dem Clean Air Act von 1990. Zuteilung/Versteigerung von handelbaren Entschädigungsrechten (Zertifikaten) an die Geschädigten 14 UE6: zu Aufgabe 3 –Coase-Lösung durch Zertifikate Die Kurve der Grenzvermeidungskosten stellt die Nachfrage nach handelbaren Zertifikaten dar. Die Angebotskurve wird durch die staatlich festgelegte Schadstoffmenge bestimmt. Der Preis für ein Zertifikat bildet sich am Schnittpunkt von Grenzvermeidungskosten und Lizenzangebotskurve. Lizenzangebot Preis Grenzvermeidungskosten P* © Pearson Studium 2006 Ausmaß der Schadstoffreduktion 15 UE6: zu Aufgabe 3 –Coase-Lösung durch Zertifikate Es werden dort Schadstoffe vermieden werden, wo es am kostengünstigsten ist. Jedes Unternehmen wird solange Schadstoffe vermeiden, bis die zuletzt vermiedene Einheit Schadstoff genauso viel kostet wie ein Zertifikat. Unternehmen, deren Grenzvermeidungskosten über dem Preis eines Zertifikates liegen, kaufen zum Marktpreis P* Zertifikate. Die Unternehmen haben immer einen Anreiz zu Innovationen, die ihre Grenzvermeidungskosten senken, da sie ggf. selbst Zertifikate verkaufen können. 16 UE6: Aufgabe 4 – Contestable Markets Staatliche Förderung der Bestreitbarkeit von Märkten: Abgrenzung zwischen bestreitbaren und nichtbestreitbaren Märkten nach der Höhe der sunk costs -> Bsp.: Luftverkehrs- und Eisenbahnsektor • Schienennetz: sunk costs => keine Bestreitbarkeit • Flugzeuge, Schienenfahrzeuge: keine sunk costs => Bestreitbarkeit Abbau von Marktzutrittsbeschränkungen auf den bestreitbaren Märkten Förderung von Substitutionskonkurrenz 17 UE6: Aufgabe 4 – Contestable Markets Beschränkung natürlicher Monopole durch Bestreitbarkeit des Marktes Sofern die fixen Kosten keine sunk costs sind, können neue Anbieter in den Markt eintreten, bis kein Gewinn mehr erzielt wird. © Pearson Studium 2006 18 UE6: Aufgabe 4 – Contestable Markets Voraussetzung für einen vollständig bestreitbaren Markt ist, dass die Fixkosten nicht irreversibel versunken sind. Auf einem vollständig bestreitbaren Markt wird sich das Marktangebot zu jedem Zeitpunkt durch den Markteintritt neuer Wettbewerber erhöhen, solange noch ein Gewinn zu erzielen ist. Rechtsverschiebung der aggregierten DK-Kurve Bei sinkenden Grenz- (GK) und Durchschnittskosten (DK) muss das Marktgleichgewicht somit dort liegen, wo die Durchschnittskostenkurve aller Marktteilnehmer die Nachfragekurve gerade tangiert. Unter diesen Bedingungen wird sich kein natürliches Monopol einstellen. 19 UE6: Aufgabe 5 – Wettbew.-Theorie & Wettbewerbspol. Leitbilder Theorie: Wipol. Leitbilder: Statische Wettbewerbstheorie Vollständige Konkurrenz Dynamische Wettbewerbstheorie Funktionsfähiger Wettbewerb Evolutorische Wettbewerbstheorie Wettbewerbsfreiheit 20 UE6: Aufgabe 5 – Wettbew.-Theorie & Wettbewerbspol. Leitbilder Wettbewerb aus Sicht der statischen Wettbewerbstheorie: Vergleich: Konkurrenzund Monopolsituation auf einem vollkommenen Markt Monopol: höhere Preise, geringere Marktversorgung & Wohlfahrtsverluste im Vgl. zur Konkurrenzsituation Die Wettbewerbspolitik muss Monopole grundsätzlich verhindern. Wohlfahrtsverlust © Pearson Studium 2006 21 UE6: Aufgabe 5 – Wettbew.-Theorie & Wettbewerbspol. Leitbilder Sicht der dynamischen Wettbewerbstheorie: Nach Joseph A. Schumpeter führen Produkt- und Verfahrensinnovationen zu einer ständigen Veränderung der Marktbedingungen. Monopolgewinne schaffen einen Anreiz für (Produkt- und Verfahrens-) Innovationen. Die Imitation von neuen Produkten und Verfahren dient sowohl dem Abbau der Monopolgewinne als auch der Diffusion von Innovationen. Die Wettbewerbspolitik muss verhindern, dass dauerhafte Monopole entstehen. 22 UE6: Aufgabe 5 – Wettbew.-Theorie & Wettbewerbspol. Leitbilder Sicht der evolutorischen Wettbewerbstheorie: Nach Friedrich August von Hayek ist Wettbewerb v. a. ein effizientes Such- und Entdeckungsverfahren. Über die Preisbildung und die Veränderung von Marktpreisen diffundiert das Wissen über neue Wege zur Überwindung von Knappheiten. Die Wettbewerbspolitik muss den Preisbildungsprozess funktionsfähig halten. 23 UE6: Aufgabe 6 – Wettbewerbspol. Leitbilder & Interventionsaffinität Leitbild der vollständigen Konkurrenz: Die Wettbewerbspolitik muss Monopole grundsätzlich verhindern. hohe Interventionsaffinität Kritik: Zusammenhang zwischen Innovationen und temporären Monopolen bleibt unberücksichtigt. Atomistische Konkurrenz verhindert das Ausnutzen von Skalenerträgen in Großbetrieben. 24 UE6: Aufgabe 6 – Wettbewerbspol. Leitbilder & Interventionsaffinität Leitbild des funktionsfähigen Wettbewerbs: Wettbewerb soll gleichzeitig Allokations- und Fortschrittsfunktionen erfüllen. Die Wettbewerbspolitik muss verhindern, dass dauerhafte Monopole entstehen. Reale Wettbewerbssituationen werden anhand des Marktstruktur-Marktverhaltens-MarktergebnisAnsatzes beurteilt. Nach Kantzenbach herrscht optimale Wettbewerbsintensität in „weiten Oligopolen“ mit „mäßiger Markttransparenz“ und „mäßiger Produktdifferenzierung“. mäßige Interventionsaffinität 25 UE6: Aufgabe 6 – Wettbewerbspol. Leitbilder & Interventionsaffinität Leitbild der Wettbewerbsfreiheit: Nach Hoppmann ist Wettbewerb kein Mittel zum Erreichen von Allokations- und Fortschrittszielen, sondern ist selbst ein Ziel. Die Wettbewerbspolitik soll allgemeine Spielregeln für das Verhalten von Marktteilnehmern festlegen und künstliche Wettbewerbshemmnisse beseitigen. geringe Interventionsaffinität 26 UE6: Aufgabe 6 – Wettbewerbspol. Leitbilder & Interventionsaffinität Leitbild der Chicago School of Antitrust Analysis: Hohe Gewinne großer Unternehmen sind primär ein Zeichen von Effizienz, weniger ein Indikator für übergroße Marktmacht. Weitreichende Wettbewerbsfreiheit (ohne staatliche Eingriffe) begünstigt Innovationen. Staatliche Eingriffe behindern nur die notwendigen Anpassungsprozesse an den Märkten. Theorie der bestreitbaren Märkte (mit starker Betonung der potenziellen Konkurrenz) liefert wichtige theoretische Grundlagen. Leitbild der Wettbewerbsfreiheit mit geringer Interventionsaffinität 27