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Rom und Römisches Reich
Der Adel regiert, die Plebejer bestimmen
mit – Die Versammlung der Patrizier im
Senat bestimmte zuerst ganz allein die
Politik. Wie konnten die Plebejer politischen Einfluss erlangen?
Der Adel regierte zwar allein, aber er war
auf die Plebejer angewiesen. Ohne die
plebejischen Soldaten hätte Rom seine
Kriege nicht bestehen können. Die Plebejer forderten daher mehr Rechte und
politische Mitsprache. So wurde im
5. Jahrhundert eine Volksversammlung
eingerichtet, die aus der Heeresversammlung hervorging. Teilnehmer waren alle
erwachsenen männlichen Bürger: Patrizier und Plebejer.
Ihr Stimmrecht richtete sich – wie die
Rangstellung im Heer – nach dem Vermögen. Das römische Heer war in Abteilungen gegliedert, die man Zenturien
(lat.: Hundertschaften) nannte. Hundertschaften der weniger gut Bewaffneten
konnten auch weit mehr als 100 Mitglieder haben. Trotzdem hatte in den
Zenturiatskomitien (lat.: Volksversammlung) jede Hundertschaft nur eine Stimme. Die Patrizier nahmen über ihre Klientel auch in den übrigen Zenturien
Einfluss.
Die Plebejer erkämpfen mehr Rechte –
Trotz Volksversammlung lag die Macht
beim Adel. Das Ringen zwischen Patriziern und Plebejern dauerte 200 Jahre.
Stärkstes Druckmittel der Plebejer war
die Verweigerung des Heeresdienstes.
Sie zogen aus der Stadt, gründeten eine
eigene Plebejerversammlung und wählten eigene Beamte. Diese Volkstribunen
wurden von ihnen für unverletzlich erklärt. Die Patrizier mussten nachgeben.
Die Volkstribunen erhielten das Recht,
gegen die Maßnahmen der anderen Beamten einzuschreiten. Sie mussten nur
rufen: „Veto!“ (lat.: „Ich verbiete es!“)
Die Plebejer erreichten schließlich auch
den Zugang zu den Beamtenstellen. Im
Jahr 367 v. Chr. wurde der erste Plebejer
Konsul. Doch wollten die Patrizier keinen Plebejer allein regieren lassen. Deshalb wurden mindestens zwei Beamte für
jedes Amt gewählt: je ein Patrizier und ein
Plebejer. Jeder konnte die Anordnung
seines Kollegen außer Kraft setzen. Vor
allem reiche Plebejer erhielten die Ämter.
Aus der alten Führungsschicht und den
neuen plebejischen „Spitzenpolitikern“
entstand ein neuer Adel: die Nobilität.
T 5 Die Zenturiatskomitien:
Zenturien
Mitglieder
Vermögen
der Mitglieder
Ihr Dienst im Heer
18
ca. 100
Reiche
Reiter
80
einige 100
Wohlhabende
Schwerbewaffnete
90
über 1000
weniger Wohlhabende
leichter Bewaffnete
4
Tausende
Arme
Signalbläser, Pioniere
1
Zehntausende
Besitzlose
kein Kriegsdienst
B 4 Abstimmung in einer Zenturie. Jede Zenturie umgab ein Zaun. Die Abstimmungsurne für jede Zenturie stand
außerhalb. Die Stimmtafel trägt ein „V“ für „U“ = „Uti rogas“ (lat.: „Wie der Beamte beantragt“).
2. Die Römische Republik findet ihre Ordnung
Den römischen Staat leiteten die Magistrate (= Beamte). Die Quästoren waren
die Finanzbeamten Roms. Sie verwalteten die staatlichen Einkünfte und Ausgaben. Für die Verwaltung Roms waren die
Ädile zuständig: Sie kümmerten sich um
die Polizei, öffentliche Gebäude, Märkte,
die Feuerwehr und andere lebenswichtige
Bereiche. Die Prätoren leiteten das Gerichtswesen des römischen Staats.
Die beiden Konsuln waren die obersten
Beamten Roms. Die anderen Beamten
mussten ihnen bedingungslos gehorchen.
In Notzeiten konnte einer der Konsuln
für ein halbes Jahr vom Senat zum
„Diktator auf Zeit“ bestimmt werden. In
dieser Zeit hatte der Diktator unbeschränkte Macht.
Über diese Magistrate hinaus gab es die
Zensoren. Sie teilten die Bürger in Vermögensklassen ein, kontrollierten die
Staatsfinanzen und auch die Sitten der
Bürger Roms. Die Zensoren hatten ein
hohes Ansehen und großen Einfluss. Nur
ehemalige Konsuln konnten dieses Amt
bekleiden.
Senatoren hatten ihr Amt auf Lebenszeit.
Sie sollten die Magistrate beraten. Doch
zu allen wichtigen Fragen fassten sie
Beschlüsse. Die Konsuln und die Volkstribunen waren daran beteiligt. Es war
undenkbar, einen vom Senat beschlossenen „Rat“ nicht auszuführen.
Und doch sorgten das Einspruchsrecht
der Volkstribunen und die Gesetzgebung
der Plebejerversammlung dafür, dass die
Rechte des Volkes in der Politik Berücksichtigung fanden.
v/2
SENAT (300)
Teilnahme
Empfehlung
V E TO
8 Quästoren
2 Ädile
2 Konsuln
Heer
6 Prätoren
Die Politik in der Republik – Am Ende der
Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern stand eine Einigung. Wie funktionierte nun die republikanische Ordnung?
Wie war die Macht in Rom verteilt?
1 Diktator
2 Zensoren
Im Jahr 287 v. Chr. wurde den Beschlüssen der Plebejerversammlung Gesetzeskraft zuerkannt. Damit hatte die Republik ihre endgültige Ordnung gefunden.
10 Volkstribunen
2 Ädile
Beschlüsse zur
Wahl
Abstimmung (1 Jahr)
Beschlüsse zur Abstimmung
Wahl (1 Jahr)
Volksversammlung
(= Heeresversammlung)
Patrizier und Plebejer
Plebejerversammlung,
nur Plebejer
Bundesgenossen, Freigelassene;
eingeschränkte Rechte
Sklaven; keine Rechte
B 6 Die Verfassung der Römischen Republik im 2. Jahrhundert v. Chr.
A R B E I T S AU F T R ÄG E
1. Beschreibe B 4. Was zeigen die Darstellungen auf den Münzen?
Überlege, wie in deiner Klasse eine Wahl zum Klassensprecher
abläuft. Was ist in Rom anders?
2. Erläutert T 5. Spielt folgende Situation: Ein Konsul soll einen
Beschluss in der Volksversammlung über einen Krieg mit einer
Nachbarstadt herbeiführen. 3 Zenturien stimmen ab: Zenturie
„A“ hat 3 Mitglieder, Zenturie „B“ 5 Mitglieder, Zenturie „C“
alle übrigen. Wie kann der Konsul seinen Beschluss sicher erreichen? Achtung: Jede Zenturie hat nur eine Stimme!
3. Erläutere mit B 6, wie die Verfassung Interessen ausgleicht.
Vergleiche mit der Entwicklung in Athen.
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