Spiegelneuronen spielen die zentrale Rolle in der Vermittlung

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Psychologie aktuell: Spiegelneuronen spielen die zentrale Rolle in der Vermittlung sozialer Interaktionen
07-07-12
Spiegelneuronen spielen die zentrale Rolle in der Vermittlung sozialer Interaktionen
Eine aktuelle Studie des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH) am
Universitätsklinikum Tübingen belegt, dass Spiegelneurone möglicherweise eine zentrale Rolle
bei sozialen Interaktionen und deren Störungen spielen. (PNAS 02.07.2012)
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Stellen Sie sich ein Elfmeterschießen vor. Cristiano Ronaldo scheint in die linke untere Ecke zu zielen,
und Iker Casillas, der Torhüter des spanischen Teams, taucht in diese Ecke, doch der Ball landet in
der anderen Ecke. Tor! Wie reagieren Sie als begeisterter Fußballfan auf diesen Ereignisablauf?
Anhänger der portugiesischen Mannschaft werden sehr wahrscheinlich jubeln und sich freuen,
während Fans des spanischen Teams vor Schreck erstarren und niedergeschlagen reagieren dürften.
Offensichtlich kann ein und derselbe Handlungsablauf sehr unterschiedliche Konsequenzen für den
Beobachter haben, je nachdem, welchen Wert die Ereignisse für ihn haben. Daher ist für die Deutung
der Handlungen von anderen nicht nur das Verstehen der Ziele, die der andere verfolgt sowie eine
genaue Beschreibung der kennzeichnenden Parameter der ausgeführten Bewegungen erforderlich,
sondern auch eine Bewertung der Relevanz der beobachteten Handlung für den Beobachter.
Wie bewältigt das Gehirn diese, mit Handlungsinterpretationen verbundenen Herausforderungen? Die
Entdeckung der Spiegelneurone vor 20 Jahren schien eine Antwort auf diese Frage zu geben.
Beschrieben wurden Spiegelneurone als spezielle Neurone in prämotorischen und parietalen Anteilen
der Großhirnrinde von Affen, die mit der Bewegungsplanung befasst sind. Spiegelneurone reagieren
sowohl, wenn der Affe eine zielgerichtete Handlung ausführt, als auch dann, wenn der Affe sieht, wie
dieselbe Handlung von anderen durchgeführt wird. Mit anderen Worten: Die Beobachtung einer
Handlung aktiviert ein Nervenzellsystem, das zu anderen Zeiten für die Ausführung einer
vergleichbaren Handlung verantwortlich ist. Wir verstehen, was andere tun, indem wir neuronale
Schaltkreise in Resonanz versetzen, die uns die Generierung vergleichbarer Bewegungen erlauben.
Aber wie wird der beobachteten Handlung der subjektive Wert zugeschrieben? Dieser Frage gingen
Vittorio Caggiano und Mitarbeiter am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Tübingen, mit
Unterstützung von Kollegen der Universität Parma in ihrer Untersuchung von Spiegelneuronen in
prämotorischen Teilen der Hirnrinde nach.
In ihren Experimenten wurden die Reaktionen von Spiegelneuronen aufgezeichnet, während Affen
beobachteten, wie ein Experimentator zielgerichtete Handlungen mit unterschiedlichen Konsequenzen
für den Affen ausführte. Die Autoren fanden heraus, dass die Reaktionen von Spiegelneuronen durch
den Wert, den die beobachtete Handlung für den zuschauenden Affen hatte, moduliert wurden.
Genauer gesagt: Wenn der Affe eine schmackhafte Belohnung für das Betrachten der Handlung in
Aussicht hatte, zeigten viele Spiegelneurone weitaus stärkere beobachtungsbedingte Reaktionen.
War dieselbe Handlung hingegen mit einer weniger schmackhaften Belohnung verbunden, so waren
die Reaktionen typischerweise deutlich schwächer.
Diese Beobachtung deutet klar darauf hin, dass Spiegelneurone in der prämotorischen Großhirnrinde
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alle Schlüsselinformationen repräsentieren, die für die Bewertung der Handlungen des Gegenübers
erforderlich sind. Sie unterstreicht damit die zentrale Rolle, die Spiegelneurone für die Vermittlung
sozialer Interaktionen und ihrer Störungen, wie zum Beispiel Autismus, spielen dürften.
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