Untersuchung von CD117 (KIT) – Alterationen in Ovarialkarzinomen

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Aus dem Pathologischen Institut der
Universität Basel
Prof. Dr. med. M. J. MIHATSCH
Untersuchung von CD117 (KIT) – Alterationen in
Ovarialkarzinomen mittels direkter Sequenzierung und
Tumor-Array-Technologie
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg i.Br.
vorgelegt 2008
von Christopher Belgardt
geboren in Iserlohn
2
Dekan: Prof. Dr. med. Christoph Peters
1.Gutachter: Prof. Dr. med. Holger Moch
2.Gutachter: Prof. Dr. med. Hans-Peter Zahradnik
Jahr der Promotion: 2008
3
Danksagung
Ich danke Prof. Dr. med. Holger Moch für die Bereitstellung des Themas und für die
ausgesprochen zufrieden stellende Betreuung der Arbeit, insbesondere der schriftlichen
Ausarbeitung.
Ich danke Prof. Dr. med. Hans-Peter Zahradnik für die Übernahme des Zweit-Gutachtens.
Herzlicher Dank gilt PD Dr. phil. Peter Schraml, für seine enge Betreuung vor allem des
experimentellen Teils der Arbeit und dafür jederzeit ein offenes Ohr für Probleme gehabt zu
haben.
Ich danke Dr. phil. Kirsten Struckmann, die mich zu Beginn geduldig und verständlich in die
Grundlagen der Laborarbeit einführte.
Herzlicher dank an Alex Rufle, der mir anschließend ein stets hilfsbereiter, aufmunternder
und kompetenter Berater bei allen Widrigkeiten des Laboralltages war.
PD Dr. phil. Ronald Simon gilt herzlicher Dank für die kompetente und schnelle Hilfe vor
allem bei Computerproblemen.
Und ich danke meinen Eltern für die liebevolle Unterstützung auf diesem Weg.
4
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung
5
2.
Material und Methoden
10
2.1. Patienten und Tumoren
10
2.2. Tumor-Array Herstellung
11
2.3. Immunhistochemie
13
2.4. KIT-Mutationsanalyse
14
3.
-2.4.1 Tumoren
14
-2.4.2 PCR
16
-2.4.3 Sequenzierung
21
Ergebnisse
23
3.1. CD-117 Expression
23
3.2. KIT-Mutationsanalyse
26
-3.2.1 DNA-Extraktion
26
-3.2.2 PCR-Analyse
26
-3.2.3 Sequenzanalyse
30
4.
Diskussion
34
5.
Zusammenfassung
38
6.
Referenzen
39
5
1. Einleitung
Ovarialkarzinome sind die fünfthäufigste Tumorart bei Frauen und in den westlichen
Industrieländern
die
Geschlechtsorgane.
häufigste
Noch
um
zum
die
Tode
führende
Tumorart
Jahrhundertwende
waren
der
weiblichen
Zervix-
und
Endometriumkarzinome führend. In den USA werden jährlich 24’000 neue Fälle von
epithelialen Ovarialkarzinomen registriert und 13’600 Frauen sterben jährlich an dieser
Erkrankung (Boring et al., 1994).
In den letzten 20 Jahren hat sich die Prognose für Patientinnen mit Ovarialkarzinomen nicht
verändert. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt etwa 40%. Die primäre klinische
Symptomlosigkeit und fehlende Screening-Verfahren erklären, dass ca. 75% der Patientinnen
erst in fortgeschrittenen, nicht mehr kurativ behandelbaren Stadien mit ausgedehnter
Metastasierung diagnostiziert werden. Das 5-Jahres-Überleben in dieser Patientinnengruppe
beträgt lediglich 10-20%. Patientinnen mit frühen Erkrankungsstadien, die auf die Ovarien
oder das kleine Becken beschränkt sind, haben eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80%.
Das biologische Verhalten von Ovarialkarzinomen ist äusserst variabel und aufgrund
morphologischer Parameter nicht vorhersehbar. Allerdings hat die Unterscheidung zwischen
nicht-invasiven, sogenannten Borderline Läsionen (atypisch proliferierende epitheliale
Ovarialtumoren, atypische Hyperplasie, prämalignen Atypie, Adenocarcinoma in situ oder
ovarielle intraepitheliale Neoplasie), und invasiven Ovarialkarzinomen wesentlichen Einfluss
auf die Patientinnen-Prognose. Denn Borderline Läsionen haben eine mit benignen
Ovarialtumoren vergleichbare Prognose und müssen daher sicher von den invasiven
Ovarialtumoren abgegrenzt werden (Leake et al., 1992; Scully, 1982). Bei invasiven
Ovarialkarzinomen tritt die Bedeutung histologischer Parameter (Grad, histologischer Subtyp)
hinter dem Tumorstadium als Prognoseparameter zurück. Allerdings geht man heute davon
aus, dass molekulare Zellveränderungen in Zukunft als Prognoseparameter dienen können
(Dietel and Hauptmann, 2000).
Die Therapie des Ovarialkarzinoms hat sich in den letzten Jahren nur unwesentlich verändert.
Grundsätzlich sollte jeder Ovarialtumor operativ entfernt werden. Das Ausmass des Eingriffs
wird durch die Dignität und Ausdehnung des Tumors sowie das Alter der Patientin bestimmt.
Bei den häufigeren fortgeschrittenen Stadien des Ovarialkarzinoms wird ein sogenanntes
„Debulking“ durchgeführt. Der postoperativ verbliebene Tumorrest ist für Patientinnen mit
fortgeschrittenem Ovarialkarzinom der entscheidende Prognosefaktor.
6
Ziel des operativen Vorgehens ist daher die komplette Tumorresektion, falls diese nicht
erreichbar ist, zumindest eine Reduktion des Tumors auf einen Durchmesser von deutlich < 1
cm. Das Ovarialkarzinom gilt als ausgesprochen chemotherapiesensible; daher wird
postoperativ meist eine Chemotherapie durchgeführt
Für das Frühstadium des Ovarialkarzinoms ist eine adjuvante Chemotherapie nur bei high risk
Tumoren indiziert (Figo Ia/b mit G II/III, alle Ic und II-Tumoren), bei low risk
Ovarialkarzinome (FIGO Ia/Ib mit G I, ggf. G II) kann auf eine Chemotherapie verzichtet
werden. Patientinnen mit einer prognostisch ungünstigen Histologie (hellzelliges Karzinom,
Transitionalzellkarzinom) benötigen, ebenso wie Patientinnen mit fortgeschrittenen
Ovarialkarzinomen (FIGO II-IV ), obligat und unabhängig vom Stadium eine Chemotherapie,
wobei die Chemotherapie umso effektiver wird, je kleiner die postoperative Tumorlast ist.
Die über lange Zeit als Standardtherapie eingesetzte Kombination von Cisplatin und
Cyclophosphamid, wurde ab 1994 durch die Kombination von Carboplatin und
Cyclophosphamid abgelöst, da diese Therapie bei gleicher Wirksamkeit ein besseres
Nebenwirkungsprofil zeigte. Zurzeit wird die höchste Rate klinischer und histologischer
Vollremissionen, sowie eine Verlängerung der progressionsfreien Zeit als auch der
Gesamtüberlebenszeit im Vergleich zu anderen Chemotherapien, mit der Kombination aus
einer Platinverbindung (Cisplatin oder Carboplatin) und Paclitaxel erzielt. Somit stellt die
Kombination einer Platinverbindung und Paclitaxel den derzeitigen Standard der
Primärtherapie dar.
Für die „Second-Line-Therapie“ bei Tumor-Rezidiven gibt es zur Zeit keinen kurativen
Ansatz. Teilweise werden intraperitoneale Chemotherapie-Verfahren, Ganz-AbdomenBestrahlungen oder Hormontherapien mit überwiegend geringem Erfolg eingesetzt (Lutz,
2001). Bei diesen schlechten Ergebnissen mit der Therapie des fortgeschrittenen
Ovarialkarzinoms besteht ein Bedarf an neuen Therapie-Möglichkeiten.
In den vergangenen Jahren sind deutliche Fortschritte in der Behandlung bestimmter solider
Tumoren erzielt worden. Ein Beispiel dafür sind die Erfolge bei der Behandlung von
Mammakarzinomen mit einem monoklonalen Antikörper gegen HER-2/neu.
HER-2/neu ist ein transmembranöser Tyrosin-Kinase-Wachstumfaktor-Rezeptor, dessen
Überexpression assoziiert ist mit einem schlechteren Ansprechen auf Chemotherapie und/oder
einer Resistenz gegen eine antiöstrogene Therapie (Pegram et al., 1998). Trastuzumab, der
monoklonale, humanisierte gegen HER-2/neu gerichtete Antikörper bindet recht spezifisch an
das
Rezeptor-Protein,
was
zu
einer
signifikanten
Mammakarzinom-Zelllinien führte (Leonard et al., 2002).
Tumorwachstumshemmung
im
7
Aktuell wird in verschiedenen klinischen Studien weiter untersucht, inwieweit die
Trastuzumab (Herceptin) Therapie die Behandlung von fortgeschrittenen Mammakarzinomen
verbessern kann.
Ein ähnlicher neuer Ansatz ist die Therapie von chronischen myeloischen Leukämien (CML)
und gastro-intestinalen stromalen Tumoren (GIST) mit einem neu entwickelten kleinen
Molekül „STI-571“ (auch Glivec oder Gleevec genannt) (Schleuning and Hiddemann, 2001).
4-[(4-Methyl-1-piperazinyl)methyl]-N-[4-methyl-3[4--(3-pyridinyl)-2-pyrimidinyl]amino]-phenyl]
benzamide methanesulfonate
Abb. 1 : Chemische Strukturformel von STI-571
STI-571 (Abb.1) bindet an die ATP-Bindungstasche des bei CML auftretenden
Fusionsproteins Bcr-Abl und verhindert damit das Andocken von ATP. In der Folge kann das
Protein keine Phosphatreste von ATP auf seine Substrate übertragen und verliert somit seine
Tyrosinkinaseaktivität (Abb.2). In gleicherweise werden die Kinasen des PDGF-R und der
Tyrosin-Kinase-Rezeptor KIT gehemmt.
Über diesen Mechanismus führt STI-571 in KIT expremierenden Tumoren zu einer
Wachstumshemmung der Tumorzellen, was sich therapeutisch in einer geringeren
Tumorvermehrung niederschlägt. KIT wird in den meisten GIST stark exprimiert (SarlomoRikala et al., 1998) und verschiedene Studien haben inzwischen gezeigt, dass für GISTPatienten eine Therapie mit STI-571 von Vorteil ist (Berman and O'Leary, 2001).
8
Abb. 2 : Wirkungsweise von STI-571.
Neben GIST wurden in den vergangenen Jahren noch andere Tumoren identifiziert, bei denen
KIT exprimiert sein soll. In zahlreichen Arbeiten wurde die KIT-Expression in verschiedenen
soliden Tumoren untersucht. KIT-Positivität fand man in myxoiden Chondrosarkomen, Ewing
Sarkomen, Schwannomen, Melanomen, Angiosarkomen (Hornick and Fletcher, 2002),
Seminomen (Izquierdo et al., 1995; Strohmeyer et al., 1995), kleinzelligen Karzinomen der
Lunge und Mammakarzinomen (Tsuura et al., 1994). Die KIT-Expression wurde mit
verschiedenen Antikörpern bestimmt. Kommerziell sind heute Antikörper der Firmen DAKO,
Novokastra, Labvision, Ancell und anderen erhältlich, die, wie die Erfahrung zeigt, sehr
unterschiedliche Qualität bezüglich Sensivität und Spezifität aufweisen.
Eine KIT-Expression wurde besonders häufig in Ovarialkarzinomen beobachtet, wo
immunhistochemisch eine KIT-Positivität zwischen 70% und 90% der Ovarialkarzinome
beschrieben wurde (Tonary et al., 2000). Tonary et al. haben mittels RT-PCR gezeigt, dass
der Verlust der KIT-Expression mit einer schlechten Prognose von Ovarialkarzinomen
assoziiert ist. Dieser Befund und die Tatsache, dass in akuten myeloischen Leukämien eine
Korrelation zwischen KIT-Expression und der Multi-Drug-Resistance besteht (Sincock and
Ashman, 1997), macht KIT zu einem interessanten Protein, da es damit prognostische und
prädiktive Bedeutung besitzen könnte.
Für das KIT-Gen sind verschiedene Mutationen beschrieben worden, die mit einer
sogenannten "gain of function" in GIST assoziiert sind, sie betreffen am häufigsten das Exon
11 des KIT-Gens (Hirota et al., 2001; Lasota et al., 1999; Yamaguchi et al., 2000).
9
Weitere Mutationen sind auch in den Exonen 9 und 13 gefunden worden (Hirota et al., 2001;
Lasota et al., 2000; Lux et al., 2000; Sakurai et al., 2001). GIST mit KIT Mutationen haben im
Vergleich zu GIST ohne Mutation ein erhöhtes Progressionsrisiko (Taniguchi et al., 1999).
Die klinische Bedeutung der verschiedenen Mutationen ist für GIST im einzelnen noch nicht
aufgeklärt.
ZIELE
Angesichts der potentiellen prognostischen und therapeutischen Bedeutung der KIT
Expression und der beschriebenen Häufigkeit von Expression des KIT-Gens in
Ovarialtumoren, wurde die vorliegende Inaugural-Dissertation unter der folgenden
Zielsetzung durchgeführt:
1. Untersuchung der Häufigkeit von CD117 Expression in einem grossen Kollektiv von
Ovarialkarzinomen nach standardisiertem immunhistochemischem Protokoll.
2. Die Untersuchung der Häufigkeit von KIT-Genmutationen in Ovarialkarzinomen mittels
direkter Sequenzierung von Exon 2, 8, 9, 11, 13 und 17.
In diesen Exonen wurden bereits Mutationen in verschiedenen Tumortypen beschrieben
(Furitsu et al., 1993; Gari et al., 1999; Hirota et al., 1998; Kanakura et al., 1994; Lasota et al.,
1999; Lasota et al., 2000; Lux et al., 2000; Nagata et al., 1995; Nakata et al., 1995; Sakurai et
al., 2001; Tian et al., 1999; Yamaguchi et al., 2000).
10
2. Material und Methoden
2.1. Tumoren
Für die Tumor-Array-Herstellung wurden alle zwischen 1980-1994 am Institut für Pathologie
der Universität Basel bearbeiteten Ovarialtumoren erfasst. Nach Ausschluss von Metastasen
verblieben verfügbare Paraffinblöcke von 266 Ovarialkarzinomen, 54 Borderline Tumoren
und 24 nicht epithelialen Tumoren. Von diesen Patienten wurden die histologischen Schnitte
ausgewertet. Alle Schnitte von den Tumoren wurden von einem Pathologen (H. Moch)
nachbeurteilt. Tumorstadium und Differenzierungsgrad wurden entsprechend der Kriterien
von UICC ( 1997) und WHO (Scully and Sobin, 1999) beurteilt. Das histologische Grading
wurde immer an der Stelle mit den deutlichsten Kernatypien vorgenommen. Das
Tumorstadium wurde aufgrund der Angaben im Pathologiebericht sowie klinischer Angaben
bestimmt.
Einen Überblick über Tumorgrad und Stadium der Ovarialkarzinome gibt Tabelle 1.
Tabelle 1 : Verteilung der histologischen Typen der Ovarialkarzinome
Serös
Grad
Stadium
muzinös
endometrioid
klarzellig
undifferenziert
n
n (%)
n (%)
n (%)
n (%)
n (%)
G1
84
21 (7,9)
30 (11,3)
22 (8,3)
11 (4,1)
0
G2
91
41 (15)
8 (3)
32 (12)
10 (3,8)
0
G3
91
58 (21,8)
1 (0,4)
14 (5,3)
3 (1,1)
15 (5,6)
PT1
52
12 (4,5)
12 (4,5)
18 (6,8)
8 (3)
2 (0,8)
PT2
34
17 (6,4)
0
10 (3,8)
3 (1,1)
4 (1,6)
PT3
86
54 (20)
7 (2,6)
14 (5,3)
3 (1,1)
8 (3)
PT4
5
3 (1,1)
0
2 (0,8)
0
0
Nicht
89
34 (7,5)
20 (7,5)
24 (9)
10 (3,8)
1 (0,4)
eruierbar
11
2.2. Tumor-Array-Herstellung
Das Tumor-Array-Verfahren erlaubt das Einbringen von bis zu 1000 Gewebezylindern (Dm
0.6mm) von histologisch definierten Regionen verschiedener Tumoren in einen einzigen
Paraffinblock (Kononen et al., 1998). Das Funktionsprinzip des „Arrayers“ ist in Abbildung
3a, b dargestellt. Abbildung 4 zeigt einen HE gefärbten Ovartumor-Gewebearray-Schnitt (a),
sowie ein vergrössertes Array Element, welches ein muzinöses Ovarkarzinom darstellt (b).
Abb. 3a : Prinzip der Tumor-Array-Herstellung.
Das Instrument besteht aus einem dünnen, an der Spitze geschärften Hohlzylinder (innerer
Durchmesser ca. 600 μm), welcher in einem X-Y-Achsen-Präzisionsgerät gehalten wird. Ein
genau in den Hohlzylinder passender Stahldraht ermöglicht das Ausstoen von
Gewebestücken in mit einem analogen Instrument (äusserer Durchmesser ca. 600 μm)
vorgefertigte Löcher im Empfängerblock (Tumor-Array). Ein verstellbarer "EindringStopper" sichert eine konstante Länge von Zylindern und vorgefertigten Löchern im
Empfängerblock. Bis zu 1000 Gewebezylinder können in einen
20 x 40 mm messenden Empfänger-Paraffinblock eingebracht werden.
12
Abb. 3b : Herstellung eines Ovarialtumor-Gewebearrays.
Abb. 4a : Gewebearray mit 266 Ovarialkarzinomen
13
Abb. 4b :
Gewebszylinder aus einem muzinösen Ovarialkarzinom.
2.3. Immunhistochemie
Für die immunhistochemische Untersuchung des Ovartumor-Gewebearray-Schnittes wurde
das Ventana NexES IHC Staining System verwendet. Der polyklonale Kaninchenantikörper
gegen humanes CD-117 (KIT Protein) (DAKO A/S, Dänemark) wurde in einer Verdünnung
1:20 eingesetzt. Zur Antigendemaskierung wurde der Schnitt gemäss Standardprotokoll vor
der Inkubation mit dem Antikörper zunächst entparaffiniert und rehydriert. Der
Gewebearrayschnitt wurde dann mit Wasserdampf 3 Minuten bei 120°C und 1 Bar Überdruck
behandelt. Zum Nachweis der Peroxidase wurde Diaminobenzidin als Chromogen verwendet.
Als positive Kontrollen dienten gastrointestinale Stromatumoren mit bekannter Positivität für
das
Antigen
CD-117.
Zur
Überprüfung
unspezifischer
Reaktionen
durch
das
Detektionssystem, wurden in einer Negativkontrolle die Antigen-Bindungsstelle durch
Zugabe eines synthetischen Peptids blockiert.
14
Entsprechend den Ergebnissen der Immunhistochemie wurden die Tumoren wie folgt
klassifiziert:
-negativ:
keine Färbung nachweisbar bzw. Färbung sowohl im ungeblockten als
auch im geblockten Päparat
-schwach positiv:
Anfärbung deutlich schwächer als in der Positivkontrolle (GIST), keine
Anfärbung im geblockten Präparat
-stark positiv:
Anfärbung gleich intensiv oder nur gering schwächer als in der
Positivkontrolle (GIST), keine Anfärbung im geblockten Präparat
2.4.
KIT -Mutationsanalyse
2.4.1. Tumoren
Vierunddreissig seröse, 5 muzinöse Ovarkarzinome, sowie ein endometrioider Tumor des
Ovartumor-Gewebe-Chips wurden für die KIT-Mutationsanalyse ausgewählt. Alle Karzinome
waren in gepuffertem Formalin fixiert worden, um eine für PCR- und Sequenzanalysen
ausreichende DNA Qualität zu erhalten. Aus der markierten Tumorregion des in Paraffin
eingebetteten Gewebes wurden je 2-3 Proben von 0.6 mm Durchmesser mit Hilfe eines für
die Herstellung von Gewebe Mikroarrays verwendeten Stanzgerätes (Abb. 1) ausgestanzt und
in ein 2ml Eppendorf-Tube überführt.
15
Abb. 5 :
Paraffinblock mit Formalin-fixiertem Ovarkarzinom und entsprechendem
HE-Schnitt mit den markierten Tumorregionen.
Die Extraktion der genomischen DNS der Tumoren aus den Gewebsproben erfolgte nach
folgendem Standardprotokoll (Protocol for isolation of genomic DNA from Paraffinemdedded Tissue, QIAGEN).
Zunächst wurde das Gewebe durch zweimalige Zugabe von 1200 μl Xylol unter kurzem
vortexen (Vortex Genie 2, Bender & Holbein AG) entparaffiniert und nach 5 Minuten
zentrifugieren bei 14'000 U/min und Raumtemperatur (Zentrifuge 5415D, Eppendorf) der
Überstand abpipettiert. Es folgte eine zweimalige Behandlung mit 1200 μl absolutem Ethanol,
der nach kurzem 'Vortexen' und anschlieendem Zentrifugieren für 5 Minuten bei 14'000
U/min und Raumtemparatur wieder abpipettiert und verworfen wurde. Das Gewebe wurde in
den geöffneten Plastiktubes bei Raumtemperatur für 10 bis 15 Minuten getrocknet. Die
Proben wurden in 180 μl Puffer ATL (QIAGEN) resuspendiert und mit je 20 μl Proteinase K
Lösung (QIAGEN) bei 56 ˚C über Nacht in einem Thermomixer (Eppendorf comfort)
inkubiert, bis das Gewebe vollständig lysiert war. Das lysierte Gewebe wurde in mit DNAbindender Silikatmembran augerüstete 2 ml Tubes (QIAamp spin column) überführt und das
Lysat bei 8000 U/min für eine Minute abzentrifugiert. Die an die Membran gebundene DNA
wurde mit 2 Puffern (AW1 und AW2) gewaschen und mit AE Puffer eluiert.
16
2.4.2. PCR
Mit der PCR-Technik wurden die Exone 2, 8, 9, 11, 13 und 17 des KIT- Gens für die
Sequenzierung amplifiziert. Wegen des Alters und der Fixierung der verwendeten
Gewebeproben in Formalin wurden zwei PCR-Runden pro Exon durchgeführt, um eine für
die Sequenzierung ausreichende Menge an PCR Produkten zu erhalten. Die Exonsequenzen
sind in Abbildung 5, die für die PCR verwendeten Primer in Tabelle 2 dargestellt.
Exon 2
atggaactcagtattggaagaagtgctttatttcgccaaggaagaagatcatactcaacacgatt
taccttgagtcataaccttcttcacgaaataaagcggttccttcttctagtatgagttgtgctaa
ctgtttttcttggcaggctcttctcaaccatctgtgagtccaggggaaccgtctccacCATCCAT
gacaaaaagaaccgtccgagaagagttggtagacactcaggtccccttggcagaggtggtaggta
Forward primer
CCATCCAGGAAAAtcagacttaatagtccgcgtgggcgacgagattaggctgttatgcactgatc
ggtaggtccttttagtctgaattatcaggcgcacccgctgctctaatccgacaatacgtgactag
cgggctttgtcaaatggacttttgagatcctggatgaaacgaatgagaataagcagaatgaatgg
gcccgaaacagtttacctgaaaactctaggacctactttgcttactcttattcgtcttacttacc
atcacggaaaaggcagaagccaccaacaccggcaaatacacgtgcaccaacaaacacggcttaag
tagtgccttttccgtcttcggtggttgtggccgtttatgtgcacgtggttgtttgtgccgaattc
caattccatttatgtgtttgttagaggtaaatgcttggctttctgcagtgctgtgctttcaagaa
gttaaggtaaatacacaaacaatctCCATTTACGAACCGAAAGACGTCAcgacacgaaagttctt
Nested-reverse-/ Reverse primer
tttaatatcctgctcttaat
aaattataggacgagaatta
Exon 8
Forward primer
tgaagtgaatgttGCTGAGGTTTTCCAGCACTCtgacatatggccatttctgttttcctgtagca
acttcacttacaacgactccaaaaggtcgtgagactgtataccggtaaagacaaaaggacatcgt
aaaccagaaatcctgacttacgacaggctcgtgaatggcatgctccaatgtgtggcagcaggatt
tttggtctttaggactgaatgctgtccgagcacttaccgtacgaggttacacaccgtcgtcctaa
cccagagcccacaatagattggtatttttgtccaggaactgagcagaggtgagatgattattttt
gggtctcgggtgttatctaaccataaaaaCAGGTCCTTGACTCGTCTCCactctactaataaaaa
Nested reverse primer
ggcactgcttatatagcagaggggaaggactgcaattcacttgaa
ccgtgacgaatatTACGTCTCCCCTTCCTGACgttaagtgaactt
Reverse primer
17
Exon 9
Forward/ Nested forward primer
tatgtatttatttatttTCCTAGAGTAAGCCAGGGCTTTTGTTTTCTtccctttagatgctctgc
atacataaataaataaaaggatctcattcggtcccgaaaacaaaagaagggaaatctacgagacg
ttctgtactgccagtggatgtgcagacactaaactcatctgggccaccgtttggaaagctagtgg
aagacatgacggtcacctacacgtctgtgatttgagtagacccggtggcaaacctttcgatcacc
ttcagagttctatagattctagtgcattcaagcacaatggcacggttgaatgtaaggcttacaac
aagtctcaagatatctaagatcacgtaagttcgtgttaccgtgccaacttacattccgaatgttg
gatgtgggcaagacttctgcctattttaactttgcatttaaaggtaacaacaaaggtatatttct
ctacacccgttctgaagacggataaaattgaaacgtaaatttccattgttgtttccatataaaga
ttttaatccaatttaaggggatgtttaggctctgtctacca
aaaattaggttaaattccCCTACAAATCCGAGACAGATGGT
Reverse primer
Exon 11
Forward primer
acaggtaaccatttatttgttctctctCCAGAGTGCTCTAATGACTGagacaataattattaaaa
tgtccattggtaaataaacaagagagaggtctcacgagattactgactctgttattaataatttt
ggtgatctatttttccctttctccccacagaaacccatgtatgaagtacagtggaaggttgttga
ccactagataaaaagggaaagaggggtgtctttgggtacatacttcatgtcaccttccaacaact
ggagataaatggaaacaattatgtttacatagacccaacacaacttccttatgatcacaaatggg
cctctatttacctttgttaatacaaatgtatctgggttgtgttgaaggaatactagtgtttaccC
agtttcccagaaacaggctgagttttggtcagtatgaaacagggggtttccatgtcacctttttg
TCAAAGGGTCTTTGTCCGACTCAaaacCAGTCATACTTTGTCCCCGAaaggtacagtggaaaaac
Nested reverse primer
Reverse primer
Exon 13
Forward/Nested forward primer
gtaagttcctgtatggtactgcatgcGCTTGACATCAGTTTGCCAGTTGtgctttttgctaaaat
cattcaaggacataccatgacgtacgcgaactgtagtcaaacggtcaacacgaaaaacgatttta
gcatgtttccaattttagcgagtgcccatttgacagaacgggaagccctcatgtctgaactcaaa
cgtacaaaggttaaaatcgctcacgggtaaactgtcttgcccttcgggagtacagacttgagttt
gtcctgagttaccttggtaatcacatgaatattgtgaatctacttggagcctgcaccattggagg
caggactcaatggaaccattagtgtacttataacacttagatgaacctcggacgtggtaacctcc
taaagccgtgtccaagctgccttttattgtctgtcaggttatcaaaacatgacattttaatatga
ATTTCGGCACAGGTTCGACGGAAAataacagacagtccaatagttttgtactgtaaaattatact
Reverse-Primer
18
Exon 17
aaagttagttttcactctttacaagttaaaatgaatttaaatggttttcttttctcctccaacct
tttcaatcaaaagtgagaaatgttcaattttacttaaatttaccaaaagaaaagaggaggttgga
Forward primer
aatagtgtattcacagagacttggcagccagaaatatccTCCTTACTCATGGTCGGATCacaaag
ttatcacataagtgtctctgaaccgtcggtctttataggaggaatgagtaccagcctagtgtttc
atttgtgattttggtctagccagagacatcaagaatgattctaattatgtggttaaaggaaacgt
taaacactaaaaccagatcggtctctgtagttcttactaagattaatacaccaatttcctttgca
gagtacccattctctgcttgacagtcctgcaaaggatttttagtt
ctcatGGGTAAGAGACGAACTGTCAGGACgtttcctaaaaatcaa
Nested reverse/ reverse primer
Abb. 5 :
Sequenzen der Exone (blau) 2, 8, 9, 11, 13 und 17 von KIT.
Die Primersequenzen sind in grossen Buchstaben angegeben.
Tabelle 2 : Verwendete Primer
Exon 2
Exon 8
Exon 9
Exon 11
Exon 13
Exon 17
Forward Primer
Reverse Primer
Nested-Reverse Primer
Forward Primer
Reverse Primer
Nested-Reverse Primer
Forward Primer
Reverse Primer
Nested-Forward Primer
Forward Primer
Reverse Primer
Nested-Reverse Primer
Forward Primer
Reverse Primer
Nested-Forward Primer
Forward Primer
Reverse Primer
Nested-Reverse Primer
5`-CAT CCA TCC ATC CAG GAA AA- 3`
5`-ACT GCA GAA AGC CAA GCA TT- 3`
5`-GCA GAA AGC CAA GCA TTT ACC - 3`
5`-GCT GAG GTT TTC CAG CAC TC- 3`
5`-CAG TCC TTC CCC TCT GCA T- 3`
5`-CCT CTG CTC AGT TCC TGG AC- 3`
5`-TCC TAG AGT AAG CCA GGG CTT- 3`
5`-TGG TAG ACA GAG CCT AAA CAT CC- 3`
5`-AGC CAG GGC TTT TGT TTT CT- 3`
5`-CCA GAG TGC TCT AAT GAC TG- 3`
5`-AGC CCC TGT TTC ATA CTG AC- 3`
5`-ACT CAG CCT GTT TCT GGG AAA CT- 3`
5`-GCT TGA CAT CAG TTT GCC AG- 3`
5`-AAA GGC AGC TTG GAC ACG GCT TTA- 3`
5`-TGA CAT CAG TTT GCC AGT TG- 3`
5`-TCC TTA CTC ATG GTC GGA C- 3`
5`-CAG GAC TGT CAA GCA GAG AA- 3`
5`-ACT GTC AAG CAG AGA ATG GG -3`
Die Amplifikation der Exone 2, 8, 9, 13 und 17 erfolgte in der ersten PCR-Runde mittels
Multiplex-PCR in einem Ansatz. Für das Exon 11 musste eine getrennte PCR durchgeführt
werden, da sich die PCR-Fragmente des Exons 11 (209 Basen) und des Exons 13 (193 Basen)
auf dem Agarosegel nicht ausreichend auftrennen lieen. In der zweiten PCR-Runde wurde
jedes Exon nochmals einzeln durch seminested-PCR amplifiziert. Hierbei wurde als Template
5 μl des 1:50 mit Aqua dest. verdünnten PCR-Produkts der ersten Runde verwendet.
19
Zu Beginn einer PCR wurde der Mastermix zusammen pipettiert, in dem alle pro PCR-Ansatz
benötigten Reagenzien multipliziert mit der Anzahl der Samples enthalten waren. Als
nächstes wurde die vom Protokoll vorgegebene Menge Mastermix in jedes einzelne PCRTube vorgelegt und an einem anderen Arbeitsplatz das Template hinzugefügt.
Tabelle 3 : Mastermix für die Multiplex- PCR der Exone 2, 8, 9, 13 und 17
MastermixReagenzien
Volumen/
pro Sample
Konzentration
Hersteller
Aqua dest.
10X PCR Buffer
dNTP-Mix
MgCl2
Primer-Mix
12,5μl
2,5 μl
2,0 μl
1,0 μl
1,0 μl
15 mM MgCl2
je 2,5 mM
25 mM
siehe Tabelle 4
B.Braun
Applied Biosystems
Perkin Elmer
Qiagen
MWG
AmpliTaq Gold®
1,0 μl
5 U/μl
Applied Biosystems
Gesamtmenge
20μl + 5 μl Template
Cyclerprogramm
95°C
95°C
55°C
10 min.
10 sec.
20 sec.
72°C
72°C
4°C
40 sec.
7 min.
41 X
Tabelle 4 : Zusammensetzung des Primer-Mix
PrimerFoward
Reverse
Exon 2
Exon 8
Exon 9
Exon 13
Exon 17
2 pmol/μl
2 pmol/μl
2 pmol/μl
2 pmol/μl
5 pmol/μl
5 pmol/μl
4 pmol/μl
4 pmol/μl
4 pmol/μl
4 pmol/μl
20
Tabelle 5 : Mastermix für die erste PCR- Runde des Exon 11.
MastermixReagenzien
Volumen/
pro Sample
Aqua dest.
10X PCR Buffer
dNTP Mix
MgCl2
Forward-Primer 10.4
Reverse-Primer 11.3
AmpliTaq Gold
15 μl
2,5 μl
2,0 μl
1,0 μl
1,0 μl
1,0 μl
0,5 μl
Gesamtmenge
20 μl + 2 μl Template
Konzentration
Hersteller
15 mM MgCl2
je 2,5 mM
25 mM
5 pmol/μl
5 pmol/μl
5 U/μl
B.Braun
Applied Biosystems
Perkin Elmer
Qiagen
MWG
MWG
Applied Biosystems
Cyclerprogramm:
95°C
95°C
55°C
10 min.
10 sec.
20 sec.
72°C
72°C
4°C
40 sec.
7 min.
41 X
Tabelle 6 : Mastermix für die Seminested-PCRs der Exone 2, 8, 9, 11, 13, 17
MastermixReagenzien
Volumen/
pro Sample
Konzentration
Hersteller
Aqua dest.
10X PCR Buffer
dNTP- Mix
Forward Primer
Reverse-Primer
AmpliTaq Gold®
13 μl
2,5 μl
2,0 μl
1,0 μl
1,0 μl
0,5 μl
15 mM MgCl2
je 2,5 mM
2 pmol/μl
2 pmol/μl
5 U/μl
B.Braun
Applied Biosystems
Perkin Elmer
MWG
MWG
Applied Biosystems
Gesamtmenge
20μl + 5 μl Template
(PCR-Produkt 1:50 mit
H2O verdünnt)
Cyclerprogramm:
95°C
95°C
55°C
10 min.
10 sec.
20 sec.
72°C
72°C
4°C
40 sec.
7 min.
35 X
21
Für den Amplifikationsnachweis wurden nach der ersten und zweiten PCR-Runde je 8 μl der
PCR-Produkte mit 2 μl Loading-Dye gemischt, auf ein 1,2%-iges (1,2 g Agarose in 100ml
TAE-Puffer) oder ein 4%-iges (Multiplex-PCR) Agarosegel (4 g Agarose in 100ml TAEPuffer) geladen und bei einem Spannungsfeld von 10V/cm elektrophoretisch aufgetrennt. Das
im Gel enthaltene Ethidiumbromid (5 μl 1%-iges EtBr in 100 ml Agarose) interkaliert mit den
DNA-Strängen und luminesziert unter UV-Licht (Wellenlänge: 312 nm), wodurch das PCRErgebnis unter einer UV-Quelle visualisiert und mit einer Digitalkamera dokumentiert werden
konnte.
2.4.3. Sequenzierung
Die Sequenzierung erfolgte nach dem Prinzip des Kettenabbruchs von Sanger. Dabei wird mit
einem Primer eine einseitige PCR, unter Verwendung eines Gemischs aus normalen dNTP`s
und fluoreszenzmarkierten ddNTP`s (Didesoxynukleotide), durchgeführt. Der Einbau eines
der vier unterschiedlich fluoreszenzmarkierten Didesoxynukleotide ddATP, ddCTP, ddGTP
und ddTTP terminiert die Verlängerung der DNA-Kette, wobei Fragmente unterschiedlicher
Länge mit einem markierten Didesoxynukleotid am 3'-Ende entstehen. Danach werden die
Fragmente in einer Kapillar-Gelelektrophorese aufgetrennt und passieren dabei einen
Laserstrahl, der die in die DNA-Stränge eingebauten Fluorochrome anregt. Das von ihnen
emittierte Licht wird von einer Fotozelle registriert und die Daten vom Computer analysiert.
Die Sequenzierungs-PCR wurde nach untenstehendem Protokoll durchgeführt. Dabei wurde
zuerst der Mastermix zusammenpipettiert, kurz gemischt, je 19 μl in 0,2 ml Tubes vorgelegt
und daraufhin das Template (1μl des Seminested-PCR-Produkts) hinzugefügt. Anschlieend
folgte die Amplifizierung im Thermocycler.
22
Tabelle 7 : Sequenzier-Protokoll
MastermixReagenzien
Volumen/
pro Sample
BigDyeTerminator
Aqua dest.
Primer
Template
8μl
10μl
1μl
1μl
Gesamtvolumen:
20μl
Konzentration
Hersteller
10 pmol/μl
125-250 ng/μl
PE Biosystems
B.Braun
MWG
Seminested-PCR-Produkt
Cyclerprogramm:
95°C
50°C
10 sec.
5 sec.
60°C
4°C
4 min.
25 X
Um die DNA von nicht eingebauten Primern und Nukleotiden zu reinigen, wurde sie
anschlieend mit Ethanol/Natrium-Acetat präzipitiert.
Durch Zugabe von je 50 μl Ethanol (absolut) und 2 μl Na-Acetat (3 M; pH 5,11) und
anschliessender Lagerung für mindestens eine Stunde bei –20°C wurde die DNA präzipitiert
und durch 30 minütiges Zentrifugieren bei 4000 rpM bei 4°C pelletiert. Der Überstand wurde
verworfen und das DNA-Pellet mit 70%-igem, auf –20°C vorgekühltem, Ethanol gewaschen.
Die nachfolgende Trocknung des Pellets erfolgte bis zu 25 Minuten bei Raumtemperatur. In
12μl „Template Suppression Reagent“ wurde die DNA durch leichtes Vortexen erneut gelöst
und danach bis zur Sequenzanalyse bei –20°C aufbewahrt.
Für die Sequenzanalyse wurde der ABI PRISM® 310 Genetic Analyzer (Applied Biosystems)
verwendet.
23
Abb. 6 : Geöffneter ABI PRISM Genetic Analyzer.
3. Ergebnisse
3.1.
Immunhistochemische Bestimmung der Expression des KIT Proteins (CD-117)
am Ovarialtumor-Gewebechip
Die Expression des KIT Proteins (CD117) wurde immunhistochemisch an einem
Ovarialtumor-Gewebearray untersucht, auf dem sich 266 epitheliale Ovarialtumoren , sowie
24 Tumoren anderen Ursprungs befanden. Desweiteren ging ein Array mit 54 BorderlineTumoren in die Untersuchung mit ein. Insgesamt fanden sich in 15 von 344 Tumoren eine
Expression. Eine weitere Aufschlüsselung der Ergebnisse findet sich in Tabelle 8.
Zusätzlich zu erwähnen ist eine häufig vorkommende artefizielle Anfärbung, die durch das
weiterbestehn der Färbung im geblockten Kontrollpräparat von tatsächlichen Expressionen zu
differenzieren war.
24
Tabelle 8 : CD117- Expression nach Histologie aufgeschlüsselt
Histologie
Gesamtzahl leicht positiv stark positiv
epitheliale Tumoren
serös-papillär
120
0
1
muzinös
39
1
1
endometrioid
68
1
1
Müller-Mischtumor
15
2
0
Plattenephitel-Karzinom
1
0
0
undifferenziert
15
1
1
Nicht verwertbar
8
- 266
-5
-4
54
2
0
Dottersacktumor
4
1
0
malig. Brennertumor
5
0
0
granulosa Tumor
10
1
0
Dysgerminom
5
1
1
- 24
- 3
- 1
Borderline Tumoren
Tumoren anderen Ursprungs
In den Abbildungen 8-11 werden Bildbeispiele für die immunhistochemischen Färbungen
gegeben.
In Abbildung 8+9 erkennt man die regelrechte Färbung der Positiv-Kontrolle, sowie das
Verschwinden der Anfärbbarkeit in der mit einem künstlichen Peptid geblockten NegativKontrolle.
Die Abbildung 10 zeigen eine typisch membranständige Anfärbung eines deutlich
expressionspositiven endometroiden Ovarialkarzinoms.
Ein Bespiel für eine artefizielle Färbung gibt Abbildung 11; im geblockten Kontrollpräparat
bleibt die Anfärbarkeit kaum abgeschwächt bestehen.
25
Abb. 8 : Positivkontrolle (GIST)
Abb. 9 : Negativkontrolle (cd117 geblockt)
Abb. 10 : CD 117 positives endometroides Ovarialkarzinom mit Ausschnittsvergrösserung
26
Abb. 11 :
Beispiel einer falsch positiven immunhistologischen Anfärbung,:
Auch das geblockte Präparat ist deutlich, obwohl abgeschwächt gefärbt.
links : ungeblocktes
3.2.
rechts : geblocktes Präparat
KIT-Mutationsanalyse
3.2.1. DNA Extraktion
Von insgesamt 40 Karzinome wurde die DNA extrahiert. Das Vorhandensein von DNA und
ihre Qualität wurde mit einer Agarosegel-Analyse bestimmt (Abbildung 12).
M
1
Abb. 12 :
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
Agarosegel-Analyse der DNA von 17 Ovarialtumoren;
Alle 17 DNA Proben sind schwer degradiert
14
15
M:
16 17
DNA
M
Marker
27
3.2.2. PCR-Analyse
Die aus der ersten und zweiten PCR-Runde amplifizierten 6 Exone des KIT Gens wurden auf
einem Agarosegel analysiert. In den Abbildungen 13-19 werden Beispiele der PCR-Analyse
nach der ersten und zweiten PCR-Runde gezeigt. Die Fragmentlängen der einzelnen PCRProdukte nach der ersten PCR waren für Exon 2- 251 bp, Exon 8-214 bp, Exon 9- 284 bp,
Exon 11- 209 bp, Exon 13- 193 bp und Exon 17- 120 bp.
M
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 M
9
Exon 9
Exon 2
Exon 8
Exon 13
Exon 17
Abb. 13 :
Agarosegel-Analyse einer Multiplex-PCR von 18 Tumoren
M: DNA Marker.
M
1
Abb. 14 :
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18
Exon 2 nested PCR-Analyse von 18 Ovarialtumoren
(PCR-Produktlänge 248 bp).
28
M
1
2
Abb. 15 :
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18
Exon 8 nested PCR-Analyse von 18 Ovarialtumoren
(PCR-Produktlänge 166 bp).
M
1
2
Abb. 16 :
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18
Exon 9 nested PCR-Analyse von 18 Ovarialtumoren
(PCR-Produktlänge 274 bp).
M
Abb. 17 :
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Exon 11 nested PCR-Analyse von 12 Ovarialtumoren
(PCR-Produktlänge 185 bp).
11
12
29
M
1
2
Abb. 18 :
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Exon 13 nested PCR-Analyse von 19 Ovarialtumoren
(PCR-Produktlänge 189 bp).
M
1
Abb. 19 :
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12
13 14 15 16 17 18
Exon 17 nested PCR-Analyse von 18 Ovarialtumoren
(PCR-Produktlänge 116 bp).
30
3.2.3. Sequenzanalyse
Die Exone 2, 8, 9, 11, 13 und 17 wurden in 40 Ovarialkarzinomen auf Mutationen untersucht.
Bei fraglichen Ergebnissen wurde wiederholt vorwärts und rückwärts sequenziert. In keinem
Tumor fand sich eine KIT-Mutation. In den Abb. 20-25 sind Beispiele der Exonsequenzen in
verschiedenen Ovarialtumoren gezeigt.
Abb. 20 :
DNA Sequenz des Exons 2 (vorwärts) eines Ovarialtumors
31
Abb. 21 :
DNA Sequenz des Exons 8 (vorwärts) eines Ovarialtumors.
Abb. 22 :
DNA Sequenz des Exons 9 (vorwärts) eines Ovarialtumors.
32
Abb. 23 :
DNA Sequenz des Exons 11 (vorwärts) eines Ovarialtumors.
Abb. 24 :
DNA Sequenz des Exons 13 (vorwärts) eines Ovarialtumors.
33
Abb. 25 :
DNA Sequenz des Exons 17 (vorwärts) eines Ovarialtumors.
34
DISKUSSION
In der vorliegenden experimentellen Arbeit wurde eine Mutationsanalyse des KIT-Gens
mittels direkter Sequenzierung und eine Analyse der KIT-Protein-Expression an einem
Gewebechip von Ovarialtumoren durchgeführt. KIT ist ein Therapie-Target für eine kürzlich
entwickelte Therapie mit kleinen Molekülen (STI-571) (Berman and O'Leary, 2001). Damit
hat der Nachweis der KIT-Protein-Expression im Tumorgewebe erhebliche praktische
Bedeutung
für
potentielle
Therapiemöglichkeiten.
Insgesamt
wurde
gezeigt,
dass
Ovarialkarzinome selten KIT exprimieren und KIT-Genmutationen waren nicht nachweisbar.
KIT gehört zur Familie der Tyrosin-Kinase-Wachstumsfaktor-Rezeptoren und wurde erstmals
von Chabot et al. als Proto-Onkogen beschrieben (Chabot et al., 1988). Das KIT-Gen ist auf
Chromosom 4 (4q11-12) lokalisiert (www.ensembl.org). Das Gen-Produkt KIT, ein 145-160
kD transmembranes Protein, ist der Rezeptor für den Stammzellfaktor (SCF), der auch als
Mastzell-Wachstumsfaktor bekannt ist. Als ein transmembraner Tyrosin-Kinase-Rezeptor
vom Typ III, wird KIT infolge Bindung von SCF phosphoryliert und startet eine Kaskade
intrazytoplasmatischer Signalübertragungen (Ashman, 1999). Es wurde gezeigt, dass das KITProtein in hämatopoietischen Stammzellen, Gewebsmastzellen, Basalzellen der Haut,
Melanozyten, Epithelzellen der Brust, Keimzellen und in den interstitiellen Zellen von Cajal
exprimiert ist (Arber et al., 1998; Tsuura et al., 1994). Aufmerksamkeit erhielt KIT –auch
CD117 genannt- mit dem Befund, dass der immunhistologische Nachweis einer KITExpression zur Identifikation gastro-intestinaler stromaler Tumoren (GIST) geeignet ist
(Huizinga et al., 1995). Die Erforschung der KIT-Expression in GIST führte zur Entwicklung
neuer Therapie-Schemata. Das neu entwickelte Therapie-Molekül STI-571 bindet kompetetiv
an das CD117-Protein und blockiert dadurch seine Tyrosin-Kinase-Aktivität. Dies führt
schließlich zu einem Wachstumsstopp der Zelle (Demetri, 2001). Inzwischen wurde die
STI-571 Therapie erfolgreich für die Behandlung von chronischen myeloischen Leukämien
eingesetzt (Mauro and Druker, 2001); kürzliche Publikationen beschreiben auch eine
Wirksamkeit bei GIST ((Berman and O'Leary, 2001; Joensuu and Dimitrijevic, 2001).
GIST gehören zu mesenchymalen Neoplasien des Gastro-Intestinaltrakts. Die Histogenese
dieser Tumoren war lange Zeit unklar. Es wurde sowohl eine glatt-muskuläre als auch eine
neurogene Herkunft diskutiert. Die eindeutige Zuordnung dieser Tumorgruppe zu den
interstitiellen Zellen von Cajal, die als Schrittmacherzellen des Gastro-Intestinaltrakts
angesehen werden, konnte erst durch den immunhistologischen Nachweis der CD117Expression erfolgen.
35
Je nach Studiendesign lassen sich 70-100% der GIST mit dem CD117 Antikörper anfärben.
Das Färbeprodukt wird teils als diffus zytoplasmatisch, granulär mit Membran-Akzentuierung
oder perinukleär beschrieben (Cheuk et al., 2000; Graadt van Roggen et al., 2001; Li et al.,
2000; Miettinen and Lasota, 2001; Miettinen et al., 2000a; Miettinen et al., 2000b; Seidal and
Edvardsson, 1999; Tazawa et al., 1999).
Der Nachweis der CD117-Expression ist zwar hoch sensitiv für GIST, aber nicht spezifisch
für diesen Tumortyp. In den vergangenen Jahren wurde gezeigt, dass sich andere Tumoren
ebenfalls mit CD117 Antikörpern färben lassen. Neben der Identifikation von Mastzellen im
Knochenmark wird CD117 zur Klassifikation der Mastozytose benutzt. Interessanterweise
exprimieren auch Keimzellen und Neoplasien von Keimzellen CD117. In diesen Zellen
wurden auch KIT-Genmutationen beschrieben (Kissel et al., 2000; Tian et al., 1999).
Intratubuläre Keimzellen des Hodens und Seminome zeigen eine membranöse Färbung für
KIT. In verschiedenen Arbeiten wurde auch eine schwache bis mässige zytoplasmatische
Expression von CD117 in kleinzelligen Lungenkarzinomen, epithelialen Ovarialtumoren,
Endometriumkarzinomen,
Schilddrüsenkarzinomen,
Melanomen,
verschiedenen
Speicheldrüsenneoplasien, Angiosarkomen, Mammakarzinomen, Phylloidestumoren der
Mamma und bei akuter myeloischer Leukämien beschrieben (Arber et al., 1998; Horie et al.,
1993; Lammie et al., 1994).
Die Befunde waren Anlass zur Durchführeng unserer Untersuchungen. Überraschenderweise
fanden wir lediglich in 15 von 336 Ovarialtumoren eine KIT-Expression. Auch die direkte
Sequenzierung des KIT-Gens erbrachte keinen Anhalt für eine Genmutation.
Unsere Befunde stehen im Gegensatz zu Arbeiten von Arber et al. und Tonari et al. (Arber et
al., 1998; Tonary et al., 2000). Arber et al. benutzten einen polyklonalen CD117-Antikörper
(Anti-c-KIT, Medical and Biological Laboratories, Nagoya, Japan) in einer Verdünnung von
1:400 und färbten 567 Tumoren und 117 Normalgewebe von 18 verschiedenen Organen mit
Hilfe eines Multi-Tumorblocks. Diese Autoren beschreiben eine deutliche CD117-Expression
in Mastzellerkrankungen, Keimzelltumoren des Hodens, Endometriumkarzinomen (100%),
Schilddrüsenkarzinomen (100%), kleinzelligen Karzinomen und malignen Melanomen sowie
in 87% der Ovarialkarzinome. Wenig später analysierten Tonari et al. (Tonary et al., 2000)
mittels Northern- und Western-blot Analysen, sowie reverser Transkriptions-PCR und
Immunhistochemie die KIT-Expression in Ovarialkarzinomen. Auch diese Autoren
beschreiben eine häufige KIT-Expression in Borderline-Ovarialtumoren (87%) sowie in 71%
der Ovarialkarzinome.
36
Tonari et al. benutzten ebenfalls einen polyklonalen Anti-KIT-Antikörper (Oncogen,
Cambridge, MA1:100). In normalen menschlichen Ovarialepithelzellen konnten Tonary et al.
mit RT-PCR und Northern-blot Analysen keine KIT-Expression nachweisen. Demgegenüber
zeigten sie mit Hilfe einer Western-blot Analyse eine häufige KIT-Expression.
Interessanterweise finden diese Autoren eine Assoziation zwischen dem Verlust der KITExpression und einer ungünstigen Patienten-Prognose. Auch die Progression von Melanomen
soll mit einem Verlust der KIT-Expression einhergehen. Aufgrund dieser Ergebnisse
postulieren die Autoren, dass KIT verantwortlich ist für die Hemmung der Proliferation oder
für einen intrazellulären Mechanismus der
autokrinen Wachstumgsregulation von
Karzinomzellen. Diese Befunde der häufigen KIT-Expression stehen jedoch in deutlichem
Gegensatz zu unseren Untersuchungen, in denen wir keine immunhistochemisch erkennbare
KIT-Expression nachweisen konnten.
Die diskrepanten Ergebnisse der verschiedenen Studien könnten auf die Verwendung
verschiedener Antikörper zurückzuführen sein. In den letzten Jahren wurden zahlreiche KITAntikörper entwickelt, die für die Untersuchung von Paraffingewebe unterschiedlich geeignet
sind. Es ist bekannt, dass verschiedene Antikörper aber auch unterschiedliche AntigenRetrieval-Methoden und Färbeprotokolle zu unterschiedlichen Befunden führen können.
Solche Variabilitäten sind den Pathologen gut bekannt und häufig Gegenstand kontroverser
Diskussionen.
In einer grösseren Untersuchung wurde am Institut für Pathologie Basel die Zuverlässigkeit
der verschiedenen CD117-Antikörper getestet. Dabei wurden von mehreren Herstellern
monoklonale Antikörper und polyklonale Antikörper, mit verschiedenen Färbeprotokollen
und nach Blockierung des Antigens getestet. Dabei zeigte die Mehrzahl der Antikörper ein
hohes Mass an unspezifischen Reaktionen. Lediglich der polyklonale CD117-Antikörper von
DAKO erbrachte reproduzierbar spezifische Färbeergebnisse unter Einsatz des beschriebenen
immunhistologischen Protokolls.
Häufig werden Antikörper für differential-diagnostische Fragestellungen eingesetzt und haben
nur indirekt therapeutische Konsequenzen. Im Falle von KIT hat jedoch das Färbeergebnis
einen direkten Einfluss auf die Auswahl der Therapie und eine exakte Färbung ist
Voraussetzung für den Einsatz der STI-571 Therapie. Groe Phase II bzw. Phase III Studien
laufen augenblicklich in den USA und in Europa mit sehr schneller Rekrutierung groer
Patientenzahlen. Die Therapie mittels STI-571 scheint bei GIST und myeloischen Leukämien
sehr effizient; es werden wenige Nebenwirkungen beschrieben. Durch die beschriebenen
Expressionen in anderen Tumoren werden neue Protokolle für klinische Studien geöffnet.
37
Oft fordern Onkologen und Patienten eine KIT-Therapie aufgrund einer positiven CD117
Färbung. Durch die potenzielle Therapie-Relevanz der CD117 Expression gewinnen unsere
Befunde der fehlenden CD117-Expression in Ovarialkarziomen zunehmende Bedeutung.
Unsere Befunde lassen vermuten, dass die beschriebenen positiven KIT Reaktionen falschpositive Resultate sind. In unserer Untersuchung verwendeten wir den polyklonalen
Antikörper gegen CD117 von DAKO. Bei Verwendung dieses Antikörpers zeigten lediglich
15 der 336 untersuchten Ovarialtumoren (4,5%) eine KIT-Expression. Dies entspricht den
Ergebnissen der Sequenzanalyse. Bei der Sequenz-Analyse fanden wir keine Mutationen, die
zu
einer
KIT-Überexpression
führen
könnten.
In
unserer
KIT-Mutations-Analyse
beschränkten wir uns auf die Untersuchung von Exon 2, Exon 8, Exon 9, Exon 11, Exon 13
und Exon 17. In diesen Exons wurden "gain of function" Mutationen beschrieben (Furitsu et
al., 1993; Gari et al., 1999; Hirota et al., 1998; Kanakura et al., 1994; Lasota et al., 1999;
Lasota et al., 2000; Lux et al., 2000; Nagata et al., 1995; Nakata et al., 1995; Sakurai et al.,
2001; Tian et al., 1999; Yamaguchi et al., 2000). Dabei sind in etwa 70% der GIST
Mutationen im Exon 11 vorzufinden (Lasota et al., 1999). Exon 11 Mutationen werden aber
auch als Keimlinien-Mutationen in familiären GIST beschrieben (Maeyama et al., 2001). In
GIST sind möglicherweise KIT-Genmutationen mit einer erhöhten Aggressivität der
Tumorzellen assoziiert (Taniguchi et al., 1999).
Zusammenfassend zeigt sich in der vorliegenden Arbeit, dass die Ergebnisse anderer Gruppen
sorgfältig überprüft werden müssen. Reproduzierbare Färbungen für KIT sind unabdingbar für
einen therapeutischen Einsatz von STI-571. Bei problematischen Antikörpern wie CD117 ist
die Überprüfung der IHC-Ergebnisse in Referenzlabors zu erwägen. Dies ist besonders
wichtig im Zusammenhang mit klinischen Studien bei neuen Therapieansätzen.
38
Zusammenfassung
1. Mutationen des KIT-Gens können zu einer Überexpression von CD117 führen. Gastrointestinale stromale Tumoren (GIST`s) sind durch die Überexpression von CD117
charakterisiert.
2. STI-571 (Glivec oder Gleevec) ist ein chemisch synthetisiertes Molekül, welches die
Tyrosin-Kinase Funktion von KIT gezielt hemmt. Studien haben gezeigt, dass GIST-Patienten
von der Therapie mit STI-571 profitieren.
3. Die Literaturangaben über KIT-Expressions-Befunde bei Ovarialkarzinomen sind
widersprüchlich und variieren zwischen 0 und 90%. Zusätzlich wurde über eine prognostische
Bedeutung des Verlustes der KIT-Expression in Ovarialkarzinomen berichtet.
4. Da Ovarialkarzinome trotz Chemotherapie in fortgeschrittenen Stadien eine sehr schlechte
Prognose aufweisen, wäre der Einsatz der STI-571 Therapie von groer klinischer Bedeutung.
5. Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der KIT-Expression unter
Verwendung eines Antikörpers von DAKO in einem grossen Tumorkollektiv von 344
Ovarialtumoren. Die Untersuchung von 6 Exons auf Mutationen des KIT-Gens in 40
Ovarialtumoren, mittels direkter Sequenzierung sollte die Prävalenz von C-KIT –Mutationen
aufklären.
6. Eine KIT-Expression unter Verwendung des polyklonale Kaninchenantikörper gegen
humanes CD-117 (KIT Protein) (DAKO A/S, Dänemark) lie sich lediglich in 15 von 336
Ovarialtumoren
nachweisen
Die
Diskrepanz
zu
früheren
Untersuchungen
mit
Expressionhäufigkeiten von bis zu 90% ist sehr wahrscheinlich auf den Einsatz
unterschiedlicher immunhistologischer Färbeprotokolle bzw. Artefakte bei PT-PCR
zurückzuführen.
7. Die Mutationsanalyse mittels direkter Sequenzierung, bestätigt die erhobenen
immunhistologischen Befunde. In den 40 untersuchten Ovarialtumoren konnten keine
Mutationen der Exone 2, 8, 9, 11, 13, 17 festgestellt werden.
8. Die Ergebnisse dieser Studie gewinnen durch die derzeit angelaufenen klinischen Phase 2
und 3 Studien mit Glivec groe praktische Relevanz, obgleich es sich um ein negatives
Untersuchungsresultat handelt.
Der Einsatz von STI-571 für die Therapie von Ovarialtumor-Patientinnen wird durch die
vorgelegten Befunde in Frage gestellt.
39
Referenzen
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