Infizierter Charcotfuß

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9. Symposium in Ingolstadt
Septische Unfallchirurgie und Orthopädie
Infektion beim operativ versorgten
Charcotfuß- wie geht es weiter?
HGK Schmidt, N Haustedt, H Hayek
Schön Klinik Hamburg Eilbek
Infizierter Charcotfuß
zu behandelnde Probleme beim infizierten
Charcotfuß:
Knocheninfektion/ -nekrosen
Gelenkinfektion
Weichteilinfektion
Weichteildefekte
einliegende Osteosynthesen
Instabilität
Mischinfektion, Erregerresistenz
Zweiterkrankungen, spez. Gefäßprobleme
Klassifikation des diabet. Fußsyndroms nach
Wagner/Armstrong
0
1
2
3
4
5
A
Prä- oder
postulzerative
Läsion
Oberflächliche
Wunde
Wunde bis
Sehne od.
Kapsel
Wunde bis
Knochen od.
Gelenk
Nekrose
von Fußteilen
Nekrose
gesamter Fuß
B
mit Infektion
mit Infektion
mit Infektion
mit Infektion
mit Infektion
mit Infektion
C
mit Ischämie
mit Ischämie
mit Ischämie
mit Ischämie
mit Ischämie
mit Ischämie
D
mit Infektion
und Ischämie
mit Infektion
und Ischämie
mit Infektion
und Ischämie
mit Infektion
und Ischämie
mit Infektion
und Ischämie
mit Infektion
und Ischämie
©Lobmann 2004
Charcot-Stadien (erweiterte Klassifikation nach Eichenholtz)
Stadium
0
I
(Destruktion,
Fragmentation)
II
(Sinterung)
III
(Konsolidierung)
Klinik
Röntgen
MRT
Schwellung, Rötung,
Überwärmung
Ohne Befund oder
Gelenkspaltaufweitung,
Milde Arthrose
„Bone-bruiseStressfraktur“
Weichteilödem
Gelenkerguß
Gelenksubluxation
Zunahme von:
Schwellung, Rötung, Überwärmung
Progressive Fehlstellung
und/oder
Instabilität oder Deformität
Demineralisation
Periartikuläre
Fragmentation
Subluxation/Luxation
Osteolysen
Subchondrale Erosion
Arthrose
Zunahme „bonebruise“
Osteonekrosen
Weichteilödem
Subluxation/Luxation
Gelenkerguß
Arthrose
Rückläufigkeit von:
Schwellung, Rötung, Überwärmung
Instabilität oder Deformität
Remineralisation
Kallusbildung
Verschmelzung von
Knochenfragmenten
Abnahme „bonebruise“
Rückgang
Weichteilödem
Instabilität
Deformität
Keine Rötung, Schwellung,
Überwärmung
Kein Ödem
Fixierte Deformität
Arthrose, Sklerose,
Gelenkkollaps,
Ankylose
Kein Ödem
Kein Gelenkerguss
Arthrose
Deformität
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unser Behandlungskonzept
Infizierter Charcotfuß
Behandlungsziel
Ziel der Behandlung ist stets das Erreichen eines
belastungsfähigen plantigrad eingestellten
Fußes und das Vermeiden von sekundären
Fehlstellungen
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Infizierter Charcotfuß
Diagnostik
• Anamnese
• Klinischer Befund
• Labor (CRP, Leukos)
• Keim, Resistenzlage
• Röntgen
• Angiographie
• MRT, ggf. CT
• Szintigraphie ?
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Infizierter Charcotfuß
Behandlungsteam
•Orthopädie / Unfallchirurgie
•Diabetologe / Innere Medizin
•Angiologe / Gefäßchirurgie
•Plastische Chirurgie
•Orthopädieschuhmacher
•Physiotherapie
•Fußpflege
© 2006 Schön Kliniken
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Infizierter Charcotfuß
Therapiephasen
1.Infektberuhigung
Debridement, Sequestrektomie, externe Stabilisierung,
lokale und systemische AB, temporärer Wundverschluß
2. Rekonstruktion
definitiver Weichteilverschluss (Spalthaut, Lappenplastiken)
autologe Spongiosaplastik
3. Nachsorge
Gehapparat, Einlagen, orthopädisches Schuhwerk etc.
Ziel: belastungsfähiger Fuß
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Infizierter Charcotfuß
Stabilisierung im Ilizarov Ringfixateur
minimal invasiv
alle Möglichkeiten der Korrektur
ausgeprägte Steifigkeit
Belastung möglich
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Infizierter Charcotfuß
primäre Entscheidung:
Erhalt oder Amputation
Entscheidungskriterien:
Befund (Klinik, Labor, Rö)
Diabetes-, Gefässstadium
Begleitbefunde
Compliance
Pat. 42 J.
Diabetes mellit. Typ I,
Alkoholabhängigkeit,
Psychose
Anamnese:
6 Wo zuvor mehrfach gegen
Zimmerwand getreten, weil
Musik vom Nachbarn zu laut
war
Befund nach
5 wöchiger
auswärtiger offener
Wundbehandlung,
Angiographie:
schwerste
Makroangiopathie
Therapeutische Empfehlung von uns:
Amputation, von Pat. abgelehnt
Infizierter Charcotfuß
G.E., ♂, 54 J.
Diagnose: insulinpflicht. Diabet. mellitus Typ II mit
Angiopathie und Polyneuropathie
Krankheitsverlauf über 5 Monate:
 Nov: Fußschwellung, keine Thrombose,
Lymphdrainage
 Anf. Jan: Orthopäde: Fußgewölbedestruktion,
orthopäd. Schuhe (Fehler!)
 März: zunehmende Gangunfähigkeit, lokale eitrige
Infektion
 Anf. April: spontane Pusentleerung
 Mitte April: Op: Fußrevision, Lascheneinlage, Antibiose
Infizierter Charcotfuß
4 Wo später
Infizierter Charcotfuß
6 Monate nach
Sequestrektomie
2 Jahre
später
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Infizierter Charcotfuß
W.W. ♂ 66 J.
Diagnose: diätetisch eingest. Diab.mellit. Typ 2 mit
erheblicher Polyneuropathie, arterieller
Hypertonus, Alkoholabusus (Gastwirt)
Krankheitsverlauf: ausw. 14 Wochen:
 08.10.: Bierfass auf Fuß
 15.10.: wegen Schwellung erstm. Hausarzt
 10.11.: Orthopäde: Luxationsfraktur Lisfranc
 07.12.: Op: off. Repo, K-Drähte, Drahtcerclagen
 pop Infektion: Staph. aureus
Op: Inzision, Lascheneinlage, Antibiose, Allergie,
AB-wechsel
Infizierter Charcotfuß
Infizierter Charcotfuß
intraoperative
Rö-Kontrolle
Infizierter Charcotfuß
Infizierter Charcotfuß
2 Wo später
Infizierter Charcotfuß
Spong.plastik + part. Hautverschluss 4 Wo nach ErstOp
Infizierter Charcotfuß
2 Wo nach ZweitOp
Infizierter Charcotfuß
6 Monate nach unserer ErstOp
Infizierter Charcotfuß
12 Monate nach unserer ErstOP
Infizierter Charcotfuß
Pat: I.K. ♀ 66 Jahre
Diagnosen: insulinpfl. Diab.mellit. 2b mit Angiopathie und
erheblicher Polyneuropathie (Pflegehelferin)
Krankheitsverlauf 10 Monate:
26.08.: Schnittverletzung Fußsohle (Urinflasche)
29.08.: Wundversorg., mehrf. Revisionen (meist amb.)
weiter bestehende lokale Infektion
15.05.: phlegmonöse Infektion – stat. Aufnahme (Innere)
19.05.: Op: Inzision, Antibiose, Rivanol (div. Streptokokken)
Fasciitis US/OS, Sepsis
22.05.: Op: Fascieneröffnungen, Intensivbehandlg., mehrf.
Antibiose, offene Wundbehandlung
Infizierter Charcotfuß
Ausgedehnte chirurgische Fußinfektionen
begrenzte Fußwurzelosteitis mit großen Hautdefekten nach Fasciitis
Infizierter Charcotfuß
Infizierter Charcotfuß
nach 9 Monaten
Infizierter Charcotfuß
9 Monaten
nach 9nach
Monaten
Infizierter Charcotfuß
G.H., ♀, 43J.
Nebendiagnosen: insulinpfl. Diab.mellit. Typ 1 mit
Angiopathie, erheblicher Polyneuropathie,
nephrot. Syndrom, art. Hypertonie,
Infektanämie, Nikotinabusus
Krankheitsverlauf 7 Monate:
März: HW-Defekt Außenknöchel, verheilt?
09.09.: chron. OSG/ USG-Empyem
10.09.: und später: Op‘s: mehrfache Revisionen
02.10.: Op: Fixateur externe mit 2maliger Korrektur
Infizierter Charcotfuß
4 Wo später
Infizierter Charcotfuß
Infizierter Charcotfuß
Infizierter Charcotfuß
4 Wo später Spongplastik
12 Wo nach unserer ErstOp
Infizierter Charcotfuß
10 Mon nach unserer Erst-Op
Infizierter Charcotfuß
C.L. ♀ 33J.
USG/ OSG Empyem nach Calcaneusfraktur
Nebendiagnosen: insulinpfl. Diab.mellit. Typ 1 mit
Angiopathie und erheblicher Polyneuropathie
Krankheitsverlauf 4 Jahre:
05.12.: Calcaneusfraktur: kons. behandelt
nach 9 Mon.: lokale Infektion, Fieber, Antibiose
nach 13 Mon.: erneute lokale Infektion, Antibiose
nach 12 Mon.: Op: OSG-Arthrodese mit Fixateur
nach ME: Dislokation, Fehlstellung, Schwellung
Therapie: div. orthop. Schuhe, US-Gehapparat
Infizierter Charcotfuß
nach 12 Monaten
Behandlungsgrundsätze infiz. Charcotfuß:
Zusammenfassung
1. wesentliche Entscheidung: Erhalt oder
Amputation nach Befund (Angiographie)
Diabetesstadium, Begleitbefunden,
Compliance
umfassende Diagnostik muss den Umfang der
individuellen Problematik darstellen und
Behandlungsplan ermöglichen
ErstOperation (radikale Sequestrektomie, Stabilisation im
Ringfixateur, Septopal®einlage, Hautdefektverschluss mit Epigard®,
muss zur Infektionsberuhigung führen
systemische Antibiose)
Behandlungsgrundsätze infiz. Charcotfuß:
Zusammenfassung
ZweitOperation (Debridement, Septopal®entfernung, autogene
Spongiosaplastik, evtl. plastischer Haut-Defektverschluss,
ist erst bei Infektberuhigung möglich!
systemische Antibiose)
zwischenzeitlich stets umfassende Reha- und
exakte Wundtherapie
Behandlung nach Abschluss der chirurgischen
Therapie (umfassende Hilfsmittelversorgung, intensive
Einweisung in den Gebrauch, weitergehende Betreuung durch
Pflegedienst, Arzt und Podologen)
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