Herzinsuffizienz – die Schwäche des Herzens Was Interessierte

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Herzinsuffizienz – die Schwäche des Herzens
Was Interessierte, Betroffene und Angehörige über die Erkrankung wissen sollten und was
man zu einer erfolgreichen Behandlung selbst beitragen kann.
Dr. Richard Steinacher
Facharzt für Innere Medizin
Abteilung für Innere Medizin II - Kardiologie
Paracelsus Medizinische Universität
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Emailkorrespondenz an: [email protected]
Einleitung:
„Herzinsuffizienz“ ist der Fachbegriff für eine Schwäche des Herzens. Eine „Herzinsuffizienz“ wird
häufig durch eine andere Erkrankung, z.B. Herzinfarkt oder zu hohen Blutdruck, in Folge der
Schädigung des Herzens ausgelöst. Grundsätzlich kann sich eine Herzinsuffizienz in jedem Alter
entwickeln. Mit zunehmendem Alter kommt diese aber eindeutig häufiger vor. Etwa 1 % der Menschen
unter 65 Jahren haben eine Herzinsuffizienz, aber bei den 75- bis 84-Jährigen sind es bereits 7 % und
bei den über 85-Jährigen sogar 15 %. Bei Patienten über 65 Jahre ist sie die häufigste Ursache für
eine Klinikeinweisung.
Das Herz funktioniert als Pumpe, die etwa 5 Liter Blut/Minute zur Versorgung des Körpers pumpt und
so den Körper mit Nährstoffen und Energie versorgt. Bei Anstrengung kann das Herz dieses Volumen
auf das 4 -5 fache steigern. Wenn diese Pumpe schwach wird ist sie nicht mehr in der Lage, eine
ausreichende Menge Blut zu fördern. Das führt dazu, dass Gehirn, Niere und Muskeln, schlechter mit
Blut versorgt werden. Auch kann sich das Blut vor dem Herzen stauen, was zu „Wasser in der
Lunge“ (Lungenödem) und „Wasserrückstau“ in den Beinen (Beinödeme) oder im Bauch führt
(Bauchwassersucht).
Eine gute Nachricht noch vorweg: Die Herzinsuffizienz ist eine besonders gut zu behandelnde
Erkrankung. Die wichtigste Rolle spielt dabei der Betroffene selbst, da er mit einer genauen
Überwachung seiner Erkrankung, mit einer verlässlichen Medikamenteneinnahme und mit der
Einhaltung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils die Erkrankung entscheidend beeinflussen kann!
Dieser Artikel soll den Lesern helfen, die Erkrankung zu verstehen und Ihnen einen Überblick über die
wichtigsten Maßnahmen verschaffen.
Wie äußert sich „Herzinsuffizienz“?
Folgende Zeichen können unter Anderem auf eine Herzinsuffizienz zurückzuführen sein:
Vermehrtes Wasserlassen während der Nacht, die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit vermindern
sich, Gewichtszunahme oder Wassereinlagerung in den Beinen, bei leichtere Anstrengungen oder
auch schon in Ruhe tritt Atemnot auf, im Liegen kommt es zu einer Verschlechterung der Atemnot und
auch zu Reizhusten, Schwindel und Konzentrationsstörungen. Bei Auftreten derartiger Symptome
sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Wenn bereits eine Herzschwäche bekannt ist und es zu einer
Verschlechterung kommt, sollte ebenfalls ärztlicher Rat eingeholt werden. Da viele Ursachen für
Herzschwäche bekannte sind, muss manchmal eine umfangreichere Abklärung erfolgen. Neben den
üblichen Untersuchungen wie EKG und Herzultraschalluntersuchung (Herzecho) ist gelegentlich auch
eine Herzkatheteruntersuchung, (Koronarangiographie) und in seltenen Fällen auch eine
Herzmuskelbiopsie erforderlich.
Wer ist für die Behandlung der "Herzinsuffizienz" zuständig?
Die "Herzinsuffizienz" erfordert sorgfältige Therapie und Überwachung. Die wichtigste Rolle kommt
dem Hausarzt zu, welcher in die Betreuung zusätzliches medizinisches Fachpersonal zuziehen kann.
Eine wichtige Rolle nehmen auch der Internist oder der „Herzspezialist“ - der Kardiologe ein. Für
besondere Fragestellungen und in Fall häufiger Krankenhausaufenthalte besteht in Salzburg zudem
ein österreichweit einzigartiges Herzinsuffizienz-Netzwerk mit mehreren Spezialambulanzen für
Herzinsuffizienz. Zusätzlich können Patienten in Salzburg im Falle von größeren Problemen oder neu
aufgetretener Herzschwäche in das ambulante Betreuungskonzept „Kardiomobil“ eingeschlossen
werden. Das Kardiomobilprogramm unterstützt den Patienten bei der Überwachung und Behandlung
seiner Erkrankung. Im Vordergrund steht, den Patienten zu ermutigen, die Therapie seiner Erkrankung
regelmäßig mit dem Hausarzt anzupassen und verbessern zu lassen. Außerdem gibt es viel zu lernen.
Eine wichtige Rolle spielt es, den Lebensstil an die Herzschwäche anzupassen, zum Beispiel in Bezug
auf Ernährungsgewohnheiten. Außerdem gibt es einfache Maßnahmen, um eine Verschlechterung
der Herzschwäche festzustellen, welche vom Patienten selbst durchgeführt werden können.
Führen eines Tagebuchs: Gewicht, Blutdruck, Pulszahl und Befinden
Wer täglich sein Gewicht kontrolliert, am besten immer morgens vor dem Frühstück – merkt sofort,
wenn es zu einer Flüssigkeitsansammlung kommt. Wenn das Gewicht um mehr als 1,5 bis 2 kg in
wenigen Tagen ansteigt, kann dies ein erstes Zeichen für eine Verschlechterung sein, noch vor
geschwollenen Beinen und Atemnot. Wer eine derartige Gewichtszunahme feststellt, sollte sich als
erste Gegenmaßnahme einen Tag lang schonen. Dadurch kann die Kraft des Herzens voll auf die
Durchblutung der Nieren "konzentriert" werden, während sich der Bewegungsapparat ausruht. Falls
diese Maßnahme nicht ausreicht, können Sie einen salzfreien Obst-Reis-Tag einlegen. Beobachten
Sie allerdings eine starke Gewichtszunahme oder tritt Atemnot auf, sollten Sie unbedingt Ihren
Hausarzt aufsuchen, der eine Steigerung der „Wassertabletten“ erwägen muss.
Einhalten einer kochsalzarmen Kost
Herzschwäche bedingt oft eine Überwasserung des Körpers. Möglichst wenig Kochsalz aufzunehmen
ist bei Herzschwäche wichtig. Salz hemmt die Wirkung der wasserausschwemmenden Medikamente
(der sogenannten „Wassertabletten oder Diuretika“) weil Salz Wasser im Körper festhält. Außerdem
erhöht Salz auch den Blutdruck und belastet dadurch zusätzlich das Herz. Leider sind wir alle ein
Übermaß an Salz gewohnt und salzarme Speisen schmecken ungewohnt. Unser Geschmack kann
sich aber glücklicherweise an eine verminderte Salzmenge rasch anpassen. Beim schmackhaften
Kochen ohne Salz helfen auch gerne Ernährungsberater oder eigene gesundheitsorientierte
Kochbücher. Konserven, Fertiggerichte, Käse, Wurst, Tomatensaft, -ketchup und –soßen beinhalten
viel verstecktes Salz. Auch manche Mineralwasser-Sorten beinhalten Kochsalz! Reis, Früchte und
(rohes) Gemüse sind praktisch salzfrei, kalorienarm und enthalten kein Fett und stehen zu jeder
Jahreszeit zur Verfügung.
Kontrolle der Trinkmenge auf 1,5 (bis 2) Liter täglich
Die Menge der Flüssigkeitsaufnahme ist von zentraler Bedeutung bei der Herzinsuffizienz. Dem
Herzen fällt es schwer, Flüssigkeit über die Nieren auszuscheiden. Die Nieren brauchen aber eine
gewisse Flüssigkeitsmenge zur „Entgiftung“ des Körpers. Es gilt täglich eineinhalb bis zwei Liter zu
trinken, an heißen Tagen soll man aber etwas mehr trinken. Die Getränke sollten natürlich kein Salz
enthalten. Früchte, wie Melonen, Zitrusfrüchte, Birnen oder Äpfel enthalten viel Flüssigkeit, deshalb
sollte der Obstgenuss bei Ihren Trinkgewohnheiten berücksichtigt werden.
Gewicht normalisieren bzw. normal halten
Überschüssiges Gewicht belastet Herz, Gelenke und den Stoffwechsel. Bei Herzschwäche und
deutlichem Übergewicht sollte man eine vorsichtige Gewichtsreduktion anstreben. Ein Untergewicht ist
aber unbedingt zu vermeiden. Wer wegen Appetitlosigkeit abnimmt, sollte rasch den Hausarzt
informieren. Gewichtszunahme sollte bei Normalgewichtigkeit oder Übergewicht allerdings vermieden
werden. Betroffene sollten mit Ihrem Hausarzt festlegen ob eine Gewichtsreduktion notwendig ist.
Wenn das Gewicht zunimmt sollte man sich aber auch an den Hausarzt wenden – es könnte ja auch
eine Wassereinlagerung aufgetreten sein die es frühzeitig zu behandeln gilt! Wie bereits oben erwähnt,
sollten sich alle Herzschwächepatienten regelmäßig wiegen und über Ihr Gewicht, den Blutdruck und
die Pulszahl ein Tagebuch führen.
Vorsichtige regelmäßig Ausdauerbelastung
Das gesamte Wohlbefinden wird durch regelmäßige, vorsichtige körperliche Belastung zusätzlich
gesteigert. Den meisten Herzschwächepatienten empfiehlt man heute Ausdauerbelastungen ohne
große Intensität oder Kraftaufwand, z.B. Spazierengehen, Radfahren in der Ebene oder Ähnliches.
Grundsätzlich sollte man mit einem Gespräch mit dem Hausarzt beginnen, welche Belastungen und
welche Intensität sich eignen. Alle Aktivitäten müssen aber langsam gestartet werden, am Anfang
sollte der Umfang auch nicht zu groß sein. Oft reichen wenige Minuten. Als Faustregel gilt, das Tempo
so zu wählen, dass Sie sich nebenbei ohne Luftnot unterhalten können. Bei Luftnot sollte man sofort
eine Pause einlegen! Steigerungen sollten nur langsam erfolgen - als langfristiges Ziel gilt Bewegung
drei- besser fünfmal pro Woche über 20 bis 30 Minuten hinweg. Bedenken Sie: Bewegung macht in
der Gruppe doppelt Spaß. Herzgruppen wie zum Beispiel der „Herzverband“ helfen Ihnen dabei,
gesunde Bewegung zu betreiben. Außerdem können interessante Bekanntschaft entstehen,
Erfahrungen ausgetauscht und die Motivation, regelmäßig Bewegung zu machen, erhöht werden. Auf
Privatinitiative beruhende Selbsthilfegruppen, wie der österreichische Herzverband, nehmen eine sehr
wichtige Rolle zur Gesundheitsförderung der Bevölkerung ein, welche nicht genug geschätzt werden
kann. Zu guter Letzt sei nochmals unterstrichen: Die Bewegungstherapie ist mit dem Hausarzt
abzusprechen, da es von obigen Regeln auch wichtige Ausnahmen gibt!
Vermeidung starker körperlicher Anstrengungen
Kurze starke Belastungen wie zum Beispiel schweres Schneeschaufeln, Möbelschleppen, oder
Schifahren können Ihr Herz überfordern. Damit die angespannte Muskulatur ausreichend mit
Sauerstoff versorgt werden kann, muss das Herz einerseits einen sehr hohen Blutdruck erzeugen,
andererseits verbraucht man bei starker Belastung mehr Sauerstoff als man zur Verfügung stellen
kann, Folge ist, dass der Körper übersäuert und hungert. So wichtig die vorsichtige und gleichmäßige
körperliche Belastung für Betroffene ist, starke körperliche Anstrengungen sollten möglichst vermieden
werden. Das kann im Einzelfall auch bedeuten, dass der Beruf gewechselt werden muss oder, dass
man für schwere Arbeiten Hilfe in Anspruch nimmt.
Alltagsgestaltung und Förderung der Lebensqualität:
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Unser Motto soll lauten: „Tun Sie sich Gutes und genießen Sie jeden Tag aufs Neue“
Planen Sie regelmäßige Ruhepausen im Tagesablauf ein
Legen Sie sich während des Tages einmal hin und ruhen Sie sich richtig aus. Aber wählen Sie
den Zeitpunkt nicht kurz vor dem Schlafengehen.
Versuchen Sie einen erholsamen, ausreichenden Nachtschlaf zu halten
Vermeiden Sie Stress. Entspannungsübungen, z.B. „Autogenes Training“ oder „progressive
Muskelentspannung“ können Ihnen helfen, wenn's mal hektisch wird.
Auch Genuss muss gestattet sein, gegen ein 1/3 Liter Bier oder 1/8 Liter Wein am Tag gibt es
nichts einzuwenden. Rauchen sollte man aber auf keinen Fall, denn das schädigt den Körper!
Auf jeden Fall sollte man mit dem Rauchen sofort und vollständig aufhören. Wer nur „wenig
raucht“ macht sich das Leben doppelt schwer weil die zugrunde liegende Nikotinabhängigkeit
nicht ausheilen, das Verlangen nicht aufhören kann und man auch immer noch kränker wird.
Medikamente
Die Herzschwäche kann heute sehr gut behandelt werden. Gemessen an den Fortschritten der letzten
Jahrzehnte zählt Sie sogar zu den am besten zu behandelnden Erkrankungen. Eine gute, individuell
eingestellte, medikamentösen Therapie kann Beschwerden lindern, die Lebensqualität verbessern, die
Zahl und Dauer der Krankenhausaufenthalte verringern und das Leben verlängern. Dabei ist, wie
schon mehrmals erwähnt, die Mitarbeit des Betroffenen entscheidend. Von großer Bedeutung ist, dass
die Betroffenen Ihre Medikamente gut kennen, genau einnehmen und über häufige Nebenwirkungen
Bescheid wissen und damit auch rasche Hilfe beim Hausarzt suchen können.
Die wichtigsten Gruppen von Medikamenten für „Herzinsuffizienz“ sind ACE-Hemmer,
Angiotensinrezeptorblocker, Beta-Blocker, Aldosteronantagonisten und Diuretika. Für jede Gruppe
liegen mehrere Wirkstoffe vor, die in Ihrer Wirkung vergleichbar sind. Leider werden diese Wirkstoffe
von verschiedenen Herstellern auch noch unter den verschiedensten Handelsnamen verkauft. Daher
kommt es oft zu Verwirrung wenn ein Medikament auf einen anderen Hersteller umgestellt wird. Als
Patient ist es daher klug, sich den Wirkstoff des Medikaments zu merken, die Namen der Hersteller
können sich ja mit der Zeit ändern, der Wirkstoff bleibt aber, solange er gut vertragen wird und nichts
Besseres auf den Markt kommt, derselbe.
ACE-Hemmer (Wirkstoffe: Lisinopril, Enalapril, Ramipril, Fosinopril und andere)
ACE-Hemmer wirken auf hormoneller Ebene. Sie reduzieren die Bildung ungünstiger Hormone der
Blutdruckregulation. Dadurch führen ACE Hemmer zu einer Senkung des Blutdruckes und zur
Entlastung des Herzens. ACE Hemmer werden bereits im frühen Stadium der Herzinsuffizienz
eingesetzt, auch wenn noch keine Einschränkung der Belastbarkeit vorliegt. Die Wirkung dieser
Medikamente ist oft umso besser, je höher die Dosis ist. Allerdings ist eine langsame Dosissteigerung
notwendig, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Gerade am Anfang, nach einer Dosissteigerung kann
es zu Müdigkeit und Schwindel kommen. Diese Beschwerden verschwinden in der Regel nach 1-2
Tagen. Wichtigste Nebenwirkungen der ACE-Hemmer sind ein unangenehmer, trockener Reizhusten,
sowie ein Anstieg des Kaliums im Blut. Daher muss eine Woche nach einer Dosissteigerung der
Nierenwert Kreatinin und die „Blutsalze“, insbesondere Kalium bestimmt werden. Damit man bei den
Dosissteigerungen nicht „über das Ziel hinausschließt“ sollte man den Blutdruck täglich im Tagebuch
notieren, damit stellt man dem Arzt eine unschätzbare Hilfe zur Optimierung der Therapie zur
Verfügung. Bei Unverträglichkeit gegen ACE-Hemmer (z.B. Husten) kann alternativ ein AngiotensinRezeptor-Blocker (Wirkstoff: Candesartan, Valsartan, Losartan) eingesetzt werden. Der Vorteil dieser
Medikamentengruppe gegenüber den ACE-Hemmern liegt darin, dass die Angiotensin-RezeptorBlocker keinen Reizhusten verursachen. Beide Medikamente können selten
Schwellungen“ insbesondere im Gesicht, Augenbereich oder Rachen verursachen. Sollte einmal eine
plötzliche Schwellung auftreten, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
Herzselektive Beta-Blocker (Wirkstoffe: Carvedilol, Bisoprolol, Metoprolol, Nebivolol):
Beta-Blocker schützen das erkrankte Herz ebenfalls vor negativen hormonellen Einflüssen.
Sogenannte „Stresshormone“ (ein bekannter Vertreter dieser „Stresshormone“ ist z.B. „Adrenalin“)
schwächen das Herz und können Rhythmusstörungen verursachen. Beta-Blocker schirmen das Herz
vor diesen „Stresshormonen“ ab und bewirken zudem eine Absenkung von Blutdruck und
Herzfrequenz. Ebenso können diese Medikamente das Auftreten von gefährlichen
Rhythmusstörungen verhindern. Wie bei ACE-Hemmern muss der Beta-Blocker oft sehr langsam
gesteigert werden um sich an das Medikament zu gewöhnen. Bei Überdosierung kann die
Herzfrequenz (= Puls) jedoch so stark absinken, dass Schwindelanfälle, ev. sogar kurze
Bewusstlosigkeit, auftreten. Daher darf die Dosissteigerung auch nur über den Arzt erfolgen. Für die
sichere Steigerung des Beta-Blockers ist es für den Arzt sehr hilfreich, wenn man als Patient neben
Körpergewicht und Blutdruck auch den Puls im Tagebuch notiert. Beta-Blocker haben leider einen
schlechten Ruf, weil Sie gelegentlich für Potenzstörungen verantwortlich gemacht werden. Heutige
Beta Blocker sind aber sehr „herzselektiv“, das bedeutet, dass Sie vor allem am Herzen wirken,
Nebenwirkungen sind damit seltener geworden. Sollte es doch zu Problemen kommen, sollten sich die
Betroffenen vertrauensvoll an Ihren Hausarzt wenden, in vielen Fällen kann eine Umstellung der
Therapie diese Nebenwirkungen lindern.
Entwässerungstabletten (Wirkstoffe: Furosemid, Torasemid, Xipamid und andere)
Im Fachjargon auch als „Diuretika“ bezeichnet, bewirken diese Medikamente eine vermehrte
Harnausscheidung. Damit kann zum Beispiel eine Verbesserung von Atemnot und eine Abnahme der
Schwellung in den Beinen erzielt werden. Die Wasserausscheidung führt in der Regel zu einem
merkbaren Gewichtsverlust. Ein Zuviel von diesen Medikamenten kann zu einem Blutdruckabfall, zu
einer Störung der Nierenfunktion und zu einem Verlust von lebensnotwendigen Blutsalzen (z.B.
Kalium) führen. Deshalb gilt für Diuretika folgender Grundsatz: „So viel wie notwendig, aber so wenig
wie möglich!“
Aldosteronantagonisten (Wirkstoffe: Spironolacton, Eplerenon):
Diese Medikamentengruppe wirkt ebenfalls entwässernd, hat aber zusätzlich einen günstigen Einfluss
auf die von der Herzinsuffizienz verursachten hormonellen Veränderungen. Dieses Medikament wird
in bestimmten Stadien der Herzinsuffizienz eingesetzt. Das Überleben kann durch diese Medikamente
verbessert werden. Zu beachten ist allerdings, dass eine erhöhte Gefahr für Verschlechterung der
Nierenfunktion und für überhöhte Kaliumwerte im Blut besteht. Daher muss unter dieser Therapie eine
noch engmaschigere Kontrolle der Nierenwerte und Blutsalze als bei ACE-Hemmern oder
Angiotensinrezeptorblockern alleine erfolgen.
Digitalispräparate (Wirkstoffe: Digitoxin, Digoxin)
Digitalispräparate senken die Herzfrequenz. Außerdem führen Sie zu einer Stärkung des Herzmuskels,
und können, wenn richtig eingesetzt, zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit führt. Zu große
Mengen können jedoch Übelkeit, Sehstörungen und lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
hervorrufen. Diese Medikamente sind nur in bestimmten Situationen, insbesondere bei Vorhofflimmern
angezeigt und bedürfen einer sorgfältigen Verordnung durch den Arzt.
Andere Medikamente:
Gelegentlich kommen noch weitere Medikamente z.B. zur Kontrolle des Herzrhythmus, zur Senkung
des Blutdruckes oder zur "Blutverdünnung" dazu. Wichtig ist es, sich genau über die Wirkungsweise
aller Medikamente zu informieren.
Andere Therapieoptionen:
In besonderen Situationen kann eine spezielle Form der Schrittmachertherapie zu einer Verbesserung
der Herzfunktion führen. Wenn trotz einer optimalen medikamentösen Therapie keine ausreichende
Verbesserung der Herzschwäche erzielt wird, kann manchmal ein sogenannter „implantierbarer
Cardioverter – Defibrillator“, kurz ICD, empfohlen sein. Diese Geräte können lebensgefährliche
Herzrhythmusstörungen durch Abgabe elektrischer Impulse beenden, diese Schockabgaben stellen
aber eine sehr belastende Therapie dar. Weitere Therapiemöglichkeiten stellen in ausgewählten
Fällen eine Herztransplantation und seit kürzerer Zeit auch das Kunstherz, eine mechanische Pumpe,
welche das Herz unterstützt oder ersetzt, dar.
Zusammenfassung:
Herzschwäche ist eine Erkrankung, die sich ausgezeichnet behandeln lässt. Die Mitwirkung des
Patienten ist aber von ganz entscheidender Wichtigkeit! Oft kann die medikamentöse Therapie nicht
sofort in vollem Umfang begonnen werden. Daher ist es wichtig, immer wieder mit dem Hausarzt zu
überprüfen, ob eine Verbesserung der Therapie möglich ist. Es ist wichtig, dass der Patient seine
Erkrankung gut kennt und bei einer Verschlechterung frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt. Es
gibt viele Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf mit Veränderungen des Lebensstils positiv zu
beeinflussen. Die Betreuung der Herzschwäche erfolgt grundsätzlich im „niedergelassenen“ Bereich.
Bei Problemen und in schwierigen Fällen stehen in Salzburg ein Netzwerk mehrerer
Herzinsuffizienzambulanzen sowie das Betreuungsprogramm „Kardiomobil“ für Patienten, Hausärzte
und Internisten zur Verfügung. Der Zugang hierzu erfolgt über Ihren betreuenden Hausarzt.
Weiterführende Literatur:
Filme und Informationen der europäischen Gesellschaft für Kardiologe zum Thema Herzinsuffizienz
finden Sie unter: www.heartfailurematters.or
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