Preis Arbeit und Solidarität

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Solidaritätspreis 2012 der Unia Olten
3. Verleihung des Preises „Einsatz für Arbeitnehmende, Rechte und
Solidarität“
Laudatio von Beat Jost, Leiter der Unia Region Biel-Seeland/Kanton Solothurn, an der
Generalversammlung vom 20. April 2012 im Stadttheater Olten.
Dank und Anerkennung verdienen alle Kolleginnen und Kollegen, die sich in ihren Betrieben und auf den
Baustellen im Kleinen wie im Grossen, für die Gewerkschaft und die Arbeitenden einsetzen.
Und damit, liebe Kolleginnen und Kollegen, komme ich zu meiner Aufgabe, der Verleihung der
Solidaritätspreise 2012 der Unia Olten. Auch das ist eine ganz wunderbare Sache; ausser dem grossen
Wermutstropfen, dass dieser schöne Preis, nicht wie ursprünglich geplant und wie beispielsweise in Biel,
an der 1. Mai-Feier übergeben werden kann. Denn auf die Bühne des 1. Mai, des Tages der Arbeit und der
Solidarität, gehören die Menschen aus den Niederungen der Arbeitswelt, die diesen Preis verdient haben.
Der Preis „Einsatz für Arbeitnehmende, Rechte und Solidarität“
Die Unia Olten hat anfangs des Jahres 2010 beschlossen, jedes Jahr den Preis „Einsatz für
Arbeitnehmende, Rechte und Solidarität“ zu verleihen. Der Preis ist mit 1500 Franken dotiert und wird
höchstens 3 PreisträgerInnen vergeben. Die PreisträgerInnen erhalten zudem eine symbolische Miniatur
mit der Form des Generalstreikdenkmals auf der nahen Schützenmatte. Die Eisenplastik wurde vom
Solothurner Künstler Schang Hutter geschaffen und 2008 eingeweiht.
Der Gruppenvorstand entscheidet aufgrund klarer Kriterien, wer ausgezeichnet werden soll. Mit dem Preis
„Einsatz für Arbeitnehmende, Rechte und Solidarität“ sollen Menschen, die sich durch ausserordentliches
gewerkschaftliches oder solidarisches Engagement ausgezeichnet haben, für ihre Tätigkeit geehrt werden,
und ihre Taten sollen damit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
Gewerkschaftsfunktionäre sind davon ausgeschlossen.
Die heutige Arbeitswelt mit ihren zum Teil brutalen, rücksichtlosen Vorgaben, bei denen unter der
Repression von oben die Ellbogen ausgefahren und die Solidarität erstickt wird, stellt für jede aktive
Gewerkschafterin und jeden aktiven Gewerkschafter eine grosse Herausforderung dar. Sich für gerechte
Verhältnisse im Betrieb einzusetzen, ist nicht selbstverständlich. Aber sie ist notwendiger denn je. Und es
braucht Menschen, die sich der Herausforderung stellen und durch ihren außerordentlichen Einsatz etwas
bewegen.
Die PreisträgerInnen 2012
Der diesjährige Preis „Einsatz für Arbeitnehmende, Rechte und Solidarität“ der Unia Olten geht einerseits
an Giampietro De Vito, Co-Präsident der Unia Olten, Vertreter der Gruppe Bau im Gruppenvorstand und
anderseits an die drei mutigen Frauen Mehtap Taskin, Anastasia Gallo und Sinem Demirkiran, die als
Angestellte der Firma Transfracht den Schritt an die Öffentlichkeit wagten, um ihre Rechte zu verteidigen.
Ich bitte Giampietro De Vito und seine Gattin Miriam sowie Mehtap Taskin, Anastasia Gallo und Sinem
Demirkiran hier nach vorne zu kommen.
Giampietro De Vito ist am 26. Juli 1960 im Süden Italiens zur Welt gekommen. 1979 hat er, wie viele
seiner Landsleute damals, seine Koffer gepackt genommen, ist in den Zug gestiegen, und von Kalabrien
nach Olten gefahren. Hier hat er als Saisonnier seinen ersten Job im Gartenbau angenommen. Wie die
Migrations-Reise vom mediterranen Calabria ins oft Nebel verhangene Olten, so hat Giampietro als
weitgehend rechtloser Saisonnier auch seine als Zeit mit Licht und Dunkel erlebt. Einerseits hat er Geld
verdient, konnte sich selber ernähren und seine Familie in Italien unterstützen. Anderseits musste er die
Ungerechtigkeiten des Saisonnier-Statutes in Kauf nehmen. Man musste 4 Jahre lang während exakt 9
Monaten gearbeitet haben um eine Bewilligung B als Jahresaufenthalter zu bekommen. Zum Glück hat
Giampietro mit Miriam Maffeis die Frau seines Lebens kennengelernt. Miriam ist in der Schweiz zur Welt
gekommen und hatte schon eine Bewilligung C. So erhielt Giampietro sofort nach der Hochzeit die
Bewilligung B erhalten.
Da er sehr Auto begeistert war, hat er eine Stelle als Lastwagenchauffeur in der Firma Gebr. Meier AG in
Olten angenommen. 2002 beim harten und erfolgreichen Bauabeiterstreik für den vorzeitigen Altersrücktritt
hat Giampietro eine aktive Rolle übernommen, nahm selbstverständlich am Streik teil und motivierte seine
Arbeitskollegen, mitzumachen. Das neue Recht auf Frühpensionierung im Baugewerbe mit 60 hat ihn sehr
befriedigt. Er versteht es als ein Stück erkämpfte soziale Gerechtigkeit für alle Bauleute, die ein Leben lang
hart arbeiten müssen.
Giampietro war und ist immer in der Baugruppe aktiv. So hat er sich auch im vergangenen Jahren und
Monaten in der Kampagne zur Erneuerung des Landesmantelvertrages stark engagiert. Am Tag unserer
Protestaktion in Olten hat er frei genommen, um zur Protestaktion auf eine Baustelle zu kommen.
Wir danken Giampietro für sein ständiges Engagement, für mehr soziale Gerechtigkeit und anerkennen ihm
sein Engagement und Zivilcourage mit dem Preis „Einsatz für Arbeitnehmende, Rechte und Solidarität“ der
Unia Olten.
Giampietro è stato ed è sempre attivo nel gruppo edile. Pertanto anche negli ultimi anni e mesi si è
impegnato fortemente per il rinnovo del contratto collettivo di lavoro. Nel giorno di protesta ad Olten, ha
addirittura preso un giorno di congedo per poter partecipare alla protesta in un cantiere.
Ringraziamo vivamente Gianpietro per il suo costante impegno per piu' diritto sociale e gli riconosciamo il
suo impegno e coraggio civile con il premio "Impegno per lavoratori, diritto e solidarietà" della sezione Unia
di Olten."
Mehtap Taskin (25); Anastasia Gallo (25) und Sinem Demirkiran (21) sind die drei starken Frauen, die
sich im Jahr 2011 für bessere Arbeitsbedingungen in der Firma TFG Transfracht Olten engagiert haben.
Sie haben sich gegen die extremen Überzeiten, die schlechte Arbeitsorganisation, den Stress und die
ungeplante Samstagsarbeit gewehrt und ihre Auseinandersetzungen mit grossem Mut in der
Gewerkschaftszeitung Work erzählt. Diese hat den engagierten Frauen die Titelseite gewidmet. Ihr
beispielhaftes Engagement soll auch andere jungen Frauen motivieren, sich gegen die immer grösseren
Ungerechtigkeiten in der Arbeitswelt zu wehren.
Mehtap, Anastasia und Sinem, alle drei Unia-Mitglieder, konnten mit der Unterstützung der Gewerkschaft
Unia in Olten erreichen, dass die extremen Überzeiten und kurzfristig eingeplante Samstagseinsätze stark
reduziert wurden. Was weder die drei Kämpferinnen noch die Unia bisher erreichen konnten, ist einen
Firmenvertrag oder zumindest, dass sich der Betrieb in der Schweiz einträgt und nicht länger in der grauen
Zone mit sogenannten Verträgen für „Arbeitnehmer ohne betrieblichen Arbeitgeber“ operieren kann,
Liebe Bea, lieber Corrado, auch dagegen müsst ihr im Nationalrat im Rahmen der notwendigen
Verschärfung der Massnahmen gegen die Arbeitgeber-Missbräuche beim freien Personenverkehr
unbedingt etwas tun.
Die mutige Haltung und die kämpferische Einstellung haben den Vorstand der Unia Olten bewogen,
Mehtap, Anastasia und Sinem mit dem Solidaritätspreis; „Einsatz für Arbeitnehmende, Rechte und
Solidarität“ 2012 zu ehren.
Beat Jost.
Personen > Jost Beat. Solidaitätspreis. Unia Olten, Ansprache. 20.4.2012.
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