Kraft für schwache Herzen

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Gesundheitsgespräch
Kraft für schwache Herzen: Zum Herz-Aktiv-Monat 2016
Sendedatum:
30.04.2016
Herzinsuffizienz: Schwaches Herz - was ist das eigentlich?
Experte:
Prof. med. Stefan Störk, Wissenschaftlicher Leiter am Deutschen Zentrum für
Herzinsuffizienz der Universität Würzburg und Mitglied der
Arbeitsgruppe Chronische Herzinsuffizienz der Deutschen Gesellschaft für
Kardiologie
Autorin: Monika Dollinger
Herzinsuffizienz: Schwaches Herz - was ist das eigentlich?
Unter Herzinsuffizienz versteht man, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist,
genügend Blut und damit Sauerstoff an die lebenswichtigen Organe im Körper
zu pumpen.
Im Volksmund spricht man von der Herzmuskelschwäche oder noch
allgemeiner von Herzschwäche, während die Mediziner den Fachausdruck
Herzinsuffizienz verwenden. Herzmuskelschwäche ist insofern nicht ganz
korrekt, da zur Herzinsuffizienz auch Erkrankungen gehören, bei denen eine
Schwächung der Muskelkraft gar nicht das Hauptproblem darstellt.
Die Herzinsuffizienz ist eine sehr häufige Erkrankung und ist seit dem Jahr
2007 die häufigste Krankenhaus-Entlassdiagnose.
Wenn das Herz langsam schwach wird: Zu wenig Kraft zum Pumpen
Die Herzinsuffizienz ist ein sogenanntes Syndrom; das heißt, dass
verschiedene Störungen und Symptome bei einem Menschen
zusammenkommen. Typische Symptome sind allgemeine Schwäche und
Luftnot. Allerdings kommen diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen
vor, so dass sie nicht beweisend für eine Herzinsuffizienz sind.
In der Regel tritt eine Herzinsuffizienz nicht plötzlich auf, sondern entwickelt
sich langsam durch eine Vorschädigung des Herzmuskels (beispielsweise nach
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einem Herzinfarkt), länger bestehenden Bluthochdruck oder einen
Herzklappenfehler.
Wie das Herz pumpt…
Der Pumpvorgang im Herzen besteht aus zwei Haupt-Phasen: Das Herz muss
in der Herzkammer enthaltenes Blut in den Kreislauf hineinpumpen – und dann
muss es sich erneut mit Blut füllen. Beide Vorgänge können gestört sein – und
zwar einzeln oder zusammen.
…und wenn es nicht richtig funktioniert
1. Die Anspannungsphase ist gestört: Das Herz kann das Blut nicht mehr
aus der Kammer heraus pumpen. Ärzte nennen dies eine einschränkte
Pumpleistung (oder eine systolische Herzinsuffizienz). Sie ist
vergleichbar mit einem Motor, der nicht mehr mit ausreichender Kraft
arbeitet.
2. Die Entspannungsphase ist gestört: Wenn die Wände der Herzkammer
verdickt sind und damit steif werden, kann sich das Herz nicht mehr
ausreichend mit Blut füllen. Auch eine Fibrose (vermehrtes
Bindegewebe) kann dazu führen, dass die Elastizität des Herzmuskels
zurückgegangen ist und es sich deswegen nicht mehr gut genug füllt.
Ärzte sprechen dann von einer diastolisch bedingten Herzinsuffizienz.
Folgen gestörter Pump- bzw. Entspannungsfunktion
Wenn das Herz das Blut nicht kraftvoll genug in den Kreislauf pumpt oder wenn
es sich nur mühsam entspannen kann, gelangen Sauerstoff und Nährstoffe
nicht mehr in ausreichender Menge in den Körper und die vom Körper
verbrauchten Stoffwechselprodukte werden ungenügend abgebaut und
ausgeschieden. Die Folgen davon sind typische Beschwerden wie Luftnot,
Schwäche und Mattigkeit.
Ursachen für Herzinsuffizienz
• Die häufigste Ursache ist die Arteriosklerose, also die Entstehung von
Ablagerungen an den Innenwänden der Herzkranzarterien. Sie können
zu einer Verengung der Blutgefäße und im schlimmsten Fall auch zum
Herzinfarkt führen.
• Außerdem können Bluthochdruck oder eine gestörte
Herzklappenfunktion für eine Herzmuskelschwäche ursächlich
verantwortlich sein.
• Ferner führt die sogenannte dilatative Kardiomyopathie (Vergrößerung
der Herzkammern) dazu, dass die Pumpfähigkeit des Herzens
eingeschränkt ist. Daneben existieren etliche andere, jedoch seltenere
Ursachen.
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Das schwache Herz entdecken: Der Weg zur Diagnose
Häufig stellen sich die Patienten mit Luftnot beim Hausarzt vor. Dies ist jedoch
ein sehr unspezifisches Symptom, denn dafür kann es ganz verschiedene
Ursachen geben. Unter Umständen kann ein erhöhter Blutwert (das
sogenannte natriuretische Peptid) auf eine Herzinsuffizienz hinweisen. Andere
Routine-Untersuchungen, wie z.B. das EKG können ebenfalls das
Vorhandensein einer Herzinsuffizienz weder sicher beweisen noch
ausschließen.
So sollte eine sorgfältige Diagnostik ablaufen
Beim Hausarzt ist deshalb die Diagnose nicht immer einfach zu stellen.
"Wenn Verdacht auf Herzmuskelschwäche vorliegt, sollte eine Überweisung zu
einem in der Echokardiographie, also Ultraschalluntersuchung des Herzens,
erfahrenen Arzt erfolgen“, Prof. Stefan Störk von der Uniklinik Würzburg.
Dabei stellt der Arzt fest, ob die Pump- oder Entspannungsfunktionen des
Herzens so stark gestört sind, dass sie die Luftnot erklären.
Schritt für Schritt:
Wenn so eine Störung vorliegt, muss anschließend der Patient über die
nächsten diagnostischen und therapeutischen Schritte beraten werden. Dazu
gehören häufig:
• eine Röntgenuntersuchung des Thorax
• eine koronare Angiographie (Röntgenuntersuchung der
Herzkranzgefäße), um die genauen Ursachen der Muskelschwäche zu
ermitteln;
• eventuell eine Herzmuskelbiopsie (Entnahme von Gewebeproben), um
so Störungen zu identifizieren, die beispielsweise durch Viren
hervorgerufen werden;
- und weitere Spezialuntersuchungen.
Dem Risiko auf der Spur
Das Risiko, im späteren Leben eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, kann
anhand von Herzinsuffizienz-Risikofaktoren abgeschätzt werden. Dazu
gehören:
• hoher Blutzucker
• hoher Blutdruck
• Übergewicht
• Herzinfarkt oder Herzmuskelschwäche bei Familienangehörigen.
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Wichtig:
Diese Risikofaktoren sollten unbedingt auch erkannt und behandelt werden.
Lebensstiländerungen spielen hierbei eine ganz wichtige Rolle. Die richtige
Ernährung und Bewegung sind wesentlicher Bestandteil jeder HerzinsuffizienzTherapie.
Das Eindämmen der Risikofaktoren trägt dazu bei, das spätere Auftreten der
Herzmuskelschwäche zu verzögern oder zu verhindern. Einer Arteriosklerose
oder auch Herzwandverdickung kann so vorgebeugt werden, die oft
Mitursachen der Herzinsuffizienz sind.
"Die Herzinsuffizienz hat auch heute noch eine sehr ernste Prognose! Sie ist in
der Tat ernster als die vieler Krebserkrankungen. Aber die meisten Menschen
wissen das nicht und realisieren es leider auch dann nicht, wenn eine
Herzinsuffizienz bereits diagnostiziert wurde.“ Prof. Stefan Störk vom
Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg
Tipp:
Bei Diagnose einer Herzinsuffizienz ist eine engmaschige Mitbetreuung durch
den Kardiologen unbedingt ratsam.
Therapie bei Herzschwäche: Herzpatient ist nicht gleich Herzpatient
Normalerweise erhalten Patienten nach einem Herzinfarkt Medikamente zur
Blutverdünnung und um den Cholesterinwert zu senken. Außerdem nehmen sie
sogenannte Betablocker und ACE-Hemmer ein, die zur Verbesserung der
Herzarbeit beitragen sollen.
Kommt eine Herzinsuffizienz hinzu, werden teilweise noch mehr Medikamente
erforderlich. Die Patienten brauchen dann zusätzlich Medikamente:
• die Wasser ausschwemmen (Diuretika),
• das Herz stärken (Digitalis-Glykoside),
• die Herzfrequenz verlangsamen.
Viele Herzinsuffizienz-Patienten leiden zusätzlich an weiteren
Begleiterkrankungen. Die wichtigsten darunter sind Diabetes, Bluthochdruck,
Nierenfunktionsstörung, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Blutarmut,
Depression. Diese Begleiterkrankungen können das Voranschreiten einer
Herzinsuffizienz beschleunigen und sollten deshalb konsequent behandelt
werden: dies schließt gegebenenfalls häufigere Anpassungen der Medikation,
Kontrolle von Blutwerten sowie (Selbst-)Messung von Puls, Blutdruck im
zeitlichen Verlauf mit ein.
Link-Tipps: Informationen für Patienten
Deutsche Herzstiftung e.V.: www.herzstiftung.de
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Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg: www.herzschwaecheinfo.de
Deutsche Internetseite der Europäischen Herzschwäche-Gesellschaft:
www.heartfailurematters.org
Unterschätzt!
Der Nutzen regelmäßiger körperlicher Bewegung in der Vorbeugung, aber auch
Behandlung einer Herzinsuffizienz wird von den meisten Patienten
unterschätzt!
"Bei nachgewiesener Herzinsuffizienz ist es jedoch wichtig, dass der Patient
nicht einfach irgendeinen Sport treibt, sondern ein vom Arzt auf seine
Herzmuskelschwäche abgestimmtes Bewegungsprogramm absolviert, wie z.B.
ein leichtes Ausdauertraining.“ Prof. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für
Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg
Operation
Wenn die Herzkrankgefäße aufgrund einer Arteriosklerose verengt sind, kann
man versuchen, sie wieder zu erweitern. Als Möglichkeiten stehen hier zur
Verfügung: Die Gefäßaufdehnung (meist begleitet vom Einsetzen einer
Gefäßstütze, einem Stent) oder aber die Bypass-Operation. Auch damit beugt
man der Herzinsuffizienz vor.
Auch bei einem hochgradigen Klappenfehler (Verengung der Klappe oder
Undichtigkeit) wird der Herzmuskel chronisch überlastet, so dass die
medikamentöse Behandlung alleine nicht ausreicht, um das Fortschreiten der
Herzinsuffizienz aufzuhalten. Ein kathetergestützter oder herzchirurgischer
Klappeneingriff kann das Problem in vielen Fällen beheben. Vor einem Eingriff
sind oft mehrere spezielle Untersuchungen erforderlich, die in einer
Spezialsprechstunde abgestimmt werden sollten.
Eine Art Schrittmacher
Wenn die Pumpleistung schlecht ist und sich auch das Herz nicht mehr
synchron mit Blut füllt, kann man ein kleines Gerät einsetzen, das wie ein
erweiterter Herzschrittmacher arbeitet. Der übliche Herzschrittmacher regt den
Herzmuskel zu einer regelmäßigen Kontraktion an. Der Schrittmacher gegen
Herzinsuffizienz hat eine zusätzliche Sonde über der linken Herzkammer und
gibt elektrische Impulse ab, die die Kontraktionen der linken und rechten
Herzkammern wieder synchronisieren. Unter dieser optimierten
Schrittmacherstimulation kann sich die Herzfunktion zum Teil wieder
eindrucksvoll erholen. Ob so ein Gerät sinnvoll ist, muss ein Besuch in einer
Spezialsprechstunde klären.
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Neues Herz
Reichen die Medikation oder Operation nicht mehr aus, bleibt für Patienten im
Endstadium der Erkrankung als letzte Möglichkeit die Herztransplantation. Der
Empfehlung für diese Therapie gehen in der Regel umfangreiche
Voruntersuchungen voraus, die in einer Spezialsprechstunde gemeinsam von
Kardiologen und Herzchirurgen besprochen werden.
"Außerdem gibt es Übergangsverfahren wie Mini-Motoren und -pumpen, die ins
Herz eingesetzt werden. Diese sogenannten Assist Devices verbleiben meist
nur für eine begrenzte Zeit im Körper. Sie können einerseits die Herzfunktion
praktisch normalisieren, andererseits bedingen sie ein erhöhtes Risiko für
Infektionen, Thrombosen oder Blutung. Deshalb wird auf dieses Verfahren
derzeit nur zurückgegriffen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft
sind.“ Prof. Stefan Störk
Ausblick
Die Behandlung der Herzinsuffizienz hat sich in den vergangenen Jahren
deutlich gewandelt und ständig verbessert. Eine optimale Therapie ist
heutzutage an den einzelnen Patienten angepasst und wird regelmäßig
überprüft. Hierbei kommt neben wiederholten Arztbesuchen auch
Telemonitoring (Fernüberwachung von Herzfrequenz, Blutdruck, Gewicht) zum
Einsatz oder die Mitbetreuung durch eine spezialisierte
Herzinsuffizienzschwester.
Herzsportgruppen
Expertinnen:
Dr. Petra Pfaffel, Diplom-Sportlehrerin für Prävention und Rehabilitation und
Übungsleiterin für Herzgruppen, Geschäftsführerin der Herz-LAG-Bayern.
Dr. med. Christa M. Bongarth, Kardiologin und Ärztliche Direktorin der Klinik
Höhenried am Starnberger See und 1. Vorsitzende der
Landesarbeitsgemeinschaft für kardiologische Prävention und Rehabilitation in
Bayern e.V. (Herz-LAG Bayern)
Autorin: Beate Beheim-Schwarzbach
Mit Herz aktiv - Bewegung und Sport für Herzpatienten
Fast allen Herzkreislauf-Patienten wird vom Arzt Bewegung und Ausdauersport
empfohlen, um wieder gesund zu werden und einem Rückfall vorzubeugen.
Besonders gut eignen sich dafür sogenannte Herzgruppen, in denen die
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Patienten entsprechend der eigenen Belastbarkeit und unter ärztlicher Aufsicht
gezielt ein besonderes Training absolvieren. In diesen Gruppen findet
Bewegung und Sport ein- bis zweimal pro Woche statt, jeweils rund 90 Minuten
lang. Ergänzt wird das Bewegungsangebot einer Herzgruppe oft durch
Gespräche oder Vorträge zu einem herzgesunden Lebensstil.
Inhalte der Herzgruppe
Es geht um Koordination und Kräftigung und zu einem großen Teil um
Ausdauer, die die Teilnehmer zum Beispiel an speziellen Rädern oder in der
Turnhalle trainieren. Außerdem umfasst das Angebot, je nach Belastbarkeit der
Teilnehmer auch gymnastische Übungen sowie Elemente zur
Körperwahrnehmung und Entspannung. Wichtig: Keiner soll irgendwelche
Höchstleistungen erbringen, sondern lernen, sich selbst einzuschätzen und die
eigenen Grenzen zu erkennen.
Für welche Patienten geeignet?
Die meisten Teilnehmer einer Herzgruppe sind Patienten mit
Herzkranzgefäßerkrankungen: Sie hatten zum Beispiel einen Herzinfarkt und
einen Stent (Gefäßstütze), mit dessen Hilfe ein Herzkranzgefäß aufgedehnt
wurde oder sie haben eine Bypassoperation (Überbrückung eines krankhaft
veränderten Abschnittes der Blutgefäße) hinter sich. Herzgruppen eignen sich
auch für Patienten mit Herzmuskelproblemen (zum Beispiel Herzinsuffizienz)
und für Patienten mit Herzklappenerkrankungen und -fehlern. Außerdem sind
die Gruppen offen für Menschen, die einen Herzschrittmacher oder eine
Herztransplantation bekommen haben.
Vor dem Training - Ärztliche Untersuchung
Damit sowohl die Patienten der ambulanten Herzgruppe als auch deren
Übungsleiter wissen, wie viel sich jeder zumuten kann und soll, müssen alle
Teilnehmer vor Beginn ein Belastungs-EKG machen. Dabei legt der Kardiologe
fest, wie stark ein Patient belastet werden darf.
Folgende Symptome müssen vermieden werden:
• Beschwerden im Rahmen von Angina pectoris (Enge-Gefühl in der
Brust),
• Atemnot,
• objektive Zeichen einer Sauerstoffnot des Herzens, die am EKG
erkennbar sind.
Treten solche Symptome auf, muss der Patient ärztlich behandelt werden und
darf bis zur definitiven Abklärung nicht trainieren.
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Trainingsbelastung ermitteln
Mit den Daten, die der Kardiologe beim Belastungs-EKG erhält, errechnet er die
individuelle Trainings-Herzfrequenz, also die optimale Pulsfrequenz, mit der ein
Teilnehmer trainiert. Wer weniger belastbar ist, kommt in eine Übungsgruppe
(Belastbarkeit 0,5-1 Watt/kg Körpergewicht). Patienten mit größerer
Belastbarkeit werden Teilnehmer einer Trainingsgruppe (Belastbarkeit >1
Watt/kg Körpergewicht).
Wichtig:
Um die eigene Belastung beim Sport zu überprüfen, ist es vor allem am Anfang
sinnvoll, eine Pulsuhr zu tragen. Darüber hinaus misst der Übungsleiter auch
immer wieder zusammen mit den Teilnehmern den Puls.
Gründe, warum Herzsport sinnvoll ist
Viele Patienten mit einer Herzkreislauf-Erkrankung erhalten nach der
Behandlung im Akut-Krankenhaus eine Anschlussheilbehandlung in einer
kardiologischen Reha-Klinik für etwa drei Wochen. Dort lernen sie, Ihre
körperliche Belastungsfähigkeit einzuschätzen, üben sportliche Belastungen
ein, erfahren Grundsätzliches über ihre Risikofaktoren und die Erkrankung und
werden medikamentös eingestellt, d.h. bekommen die richtigen Medikamente in
der für sie passenden Dosierung. Doch im Alltag schwächt sich der günstige
Effekt der Rehabilitation oft schnell ab - genau da setzt die Herzgruppe an.
Sekundärprävention tut Not
Weil viele Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nach dem Aufenthalt
in der Reha-Klinik bald ihren gewohnten Lebensstil wieder aufnehmen, der zur
Herzerkrankung geführt hat (z.B. rauchen, ungesunde Ernährung), sind sie
denselben Risikofaktoren ausgesetzt wie zuvor. Wenn sie sich aber nach der
Reha-Klinik gleich einer Herzgruppe anschließen, sind sie körperlich aktiv und
kommen mindestens einmal pro Woche zusammen, um zu üben, über ihre
Probleme zu sprechen und gesundheitsbildende Informationen zu erhalten.
Dadurch fällt es ihnen leichter, das beizubehalten, was sie in der Reha-Klinik
gelernt haben.
Kompetenz verbessern
• Teilnehmer einer Herzgruppe wissen besser über ihre Risikofaktoren
Bescheid.
• Herzgruppenteilnehmer verbessern ihre körperliche Leistungsfähigkeit
und entwickeln ein Gespür dafür, wo ihre körperlichen Möglichkeiten und
Grenzen liegen.
• Die Herzgruppe schafft Möglichkeiten, sich Wissen um herzgesunde
Verhaltensweisen anzueignen und wie diese zur persönlichen
Gewohnheit werden können.
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•
Insgesamt erreichen Teilnehmer einer Herzgruppe eine höhere
Lebensqualität, denn sie lernen Schritt für Schritt ihre persönlichen
Möglichkeiten kennen, auch mit Herzerkrankung ihr Leben aktiv und
genussvoll zu gestalten. Und: Auch schon die Teilnahme an der
Herzgruppe selbst macht Freude!
Fazit: Herzgruppe – eine große Chance für Herzpatienten!
Die Psyche - Angst vor erneuter Belastung
Viele Patienten haben nach einer Herzerkrankung Angst vor Belastung, denn
die dramatische Erfahrung einer lebensbedrohlichen Krankheit führt zu einer
existenziellen Verunsicherung. Deswegen nehmen auch eine ganze Reihe von
Patienten in der Reha-Klinik die Hilfe eines Psychologen in Anspruch, der ihnen
helfen soll, wieder optimistischer in die Zukunft zu schauen.
Wieder optimistischer werden
Viele Teilnehmer von Herzgruppen berichten, dass ihnen geholfen hat, zu
erleben, dass sie nicht allein mit ihren Problemen sind. Nach der Rehabilitation
gaben viele an, sie fühlten sich wohl, seien relativ gut belastbar und hätten ihre
Angst in den Griff bekommen.
Übungsbeispiel 1: Die Tanzreise
Bei der sogenannten Tanzreise gehen die Teilnehmer einer Übungsgruppe als
Erstes zu Musik durch die Halle, jeder in seinem eigenen Tempo. Dann stoppt
die Musik und die Übungsleiterin nennt das erreichte Reiseziel ... zum Beispiel
Schuhplattln in Bayern. Zur entsprechenden Musik deutet die Übungsleiterin die
dazu gehörenden Bewegungen an: Sie hebt abwechselnd das rechte und linke
Knie, die Fersen und die Arme. Jeder kann wählen, ob er sich schneller oder
langsamer bewegt und wie sein eigener Schuhplattler aussehen soll. Die
Übung dauert eine Minute, dann stoppt die Musik und es geht weiter in das
nächste Land. Insgesamt durchquert die Gruppe sieben bis acht Länder und
"tanzt" zum Beispiel zu Samba, Cancan und Bauchtanz. Die ganze Tanzreise
dauert etwa zwanzig Minuten.
Ziel der Übung
Die Teilnehmer sollen sich ausdauerorientiert belasten und gleichzeitig auch
spüren lernen, wann sie Pause machen müssen.
Ganzheitliches Training
Bewegungsübungen wie die Tanzreise sind für Herzpatienten sinnvoll, weil
dabei die Koordination von Armen und Beinen geübt wird. Die Patienten lernen,
sich gemäß ihrer individuellen Möglichkeiten auf einen Rhythmus einzulassen
und gleichzeitig die Ausdauer zu trainieren. Insgesamt werden dadurch positive
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Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem erzielt und damit auch das körperliche
Wohlbefinden gesteigert. In anderen Übungen lernen die Teilnehmer einer
Herzgruppe aber auch, mit Stress besser umzugehen. Außerdem werden in
kleineren Gesprächskreisen regelmäßig herzrelevante Themen behandelt, wie
zum Beispiel die Problematik von Genussmitteln wie Nikotin.
Übungsbeispiel 2: Nordic Walking
Beim Nordic Walking müssen die Patienten als Erstes die Stöcke einstellen: Die
Arme sollen leicht angewinkelt sein, die Faust also etwas unterhalb des
Bauchnabels. Die Übungsleiterin achtet dann unter anderem darauf, dass die
Patienten sich bei jedem Schritt auch mit Hilfe der Arme aktiv ein Stück weit
nach vorne schieben. Dann geht jeder in seinem Tempo los. Die Übungsleiterin
begleitet die Gruppe und korrigiert, wo es nötig ist. Die Übung dauert 15 bis 20
Minuten.
Ziel der Übung
Während der Walking-Einheit sollte jeder Patient nach und nach seine
persönliche Trainings-Herzfrequenz halten können.
Fakten - Wie man eine Herzsportgruppe findet
Herzgruppen gibt es oft in Sportvereinen, aber auch z.B. in Volkshochschulen
oder in manchen Betrieben. Es gibt sie nicht nur in Städten, sondern auch in
vielen kleineren Orten.
Nähere Infos:
Hier finden Sie Ihre Herzgruppe am Wohnort und weitere Informationen rund
um Herzgruppen: www.herz-lag-bayern.de
Kosten
Die Teilnahme an einer Herzgruppe ist eine Leistung der gesetzlichen
Krankenkassen (90 Übungseinheiten in einem Zeitraum von zwei Jahren). Falls
die Patienten anschließend noch nicht ausreichend belastbar sind, kann eine
weitere Verordnung ausgestellt werden, allerdings bleiben viele Patienten auch
als Selbstzahler ihrer Herzgruppe treu.
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