GIST-Patientenratgeber

Werbung
Patientenratgeber GIST
(Gastrointestinale Stromatumoren)
2. überarbeitete Auflage
Markus Wartenberg / Peter Reichardt
Unterstützt durch Spenden von:
WIDMUNG
Global
GIST-Network
Dieser GIST-Patientenratgeber dient der Information von
Betroffenen, Begleitern (Angehörigen), medizinischen
Fachkräften und anderen Interessierten. Alle im Lebenshaus
organisierten Betroffenen wären Ihnen sehr dankbar, wenn
Sie zur Deckung der Herstellungs- und Versandkosten einen Beitrag in Form einer Spende an unseren gemeinnützigen Verein leisten würden (u.a. Überweisungsauftrag /
Zahlschein). Sollten Sie die Zusendung einer Spendenbescheinigung wünschen, dann hinterlassen Sie bitte auf der
Überweisung Ihre komplette Anschrift. Als Betroffene aus
der Schweiz, Österreich oder anderen Ländern können Sie
Ihre Spende wie folgt überweisen:
www.globalgist.net
Allen GIST-Betroffenen
und deren Familien – weltweit – gewidmet.
Das Lebenshaus e.V.
Dresdner Bank Bad Nauheim
Kto.-Nr. 1 305 207 00
BLZ 513 800 40
SWIFT-BIC.: DRES DE FF 512
IBAN DE91 5138 0040 0130 5207 00
Vielen Dank!
Vorwort
Denn niemand ist allein mit GIST…
„Das Lebenshaus war und ist für uns eine wichtige Hilfe, um
Information und Rat zu bekommen. Leider ist die breite Ärzteschaft mit GIST nicht so vertraut, wie es wünschenswert wäre.
Immer ein offenes Ohr zu finden, immer auf Verständnis zu
stoßen, immer eine rasche Antwort zu erhalten, die einen dann
auch noch weiter bringt, das ist wirkliche Hilfe.
Gäbe es Das Lebenshaus nicht, man müsste es erfinden!“
GIST-Patientin H.W. & Angehörige
Vor mehr als 5 Jahren trafen wir uns in einer kleinen
Initiativgruppe, um die Informationssituation der
GIST-Patienten im deutschsprachigen Raum zu verbessern. Aus der damaligen Vision einer „GIST-Patientengemeinschaft“ entstand – durch eine einmalige
Zusammenarbeit von Patienten, Nicht-Betroffenen,
GIST-erfahrenen Medizinern aller Fachrichtungen
und Vertretern der forschenden Pharmaunternehmen
– das heutige Lebenshaus. Seit Gründung im Juni
2003 haben wir für Patienten und ihre Familien viel
verändert und viel erreicht – vor allem auf dem Gebiet der Informationsvermittlung.
Das Ihnen vorliegende neue Buch / PDF ist noch
umfangreicher geworden. Es soll in erster Linie
Ihnen – den Betroffenen – viele Ihrer Fragen beantworten: aktuell, umfassend und verständlich. Die beiden Autoren freuen sich über Ihr Feedback zur 2.
Auflage des GIST-Patientenratgebers (gist-ratgeber@
lebenshauspost.org): Über Positives – aber auch über
Themen, die man noch besser machen könnte oder
Antworten, die Sie persönlich vermissen. Denn wie
bereits erwähnt: schließlich ist das Buch für Sie gedacht – die Patienten und Begleiter (Angehörige).
Und wie heißt ein berühmtes Zitat: „Nach diesem
Ratgeber ist vor dem nächsten Ratgeber.“
Ein wichtiger „Informationsbaustein“ war die Veröffentlichung des 1. GIST-Patientenratgebers im August 2005. Dieses weltweit erste „GIST-Book“ fand
im deutschsprachigen Raum – aber auch durch
Übersetzungen ins Englische und Französische – innerhalb der weltweiten GIST-Community große Beachtung. Und neben dem positiven Feedback von
Betroffenen lernten wir auch viele Mediziner kennen, die zugaben, den Ratgeber begeistert gelesen
und mehr über GIST erfahren zu haben.
Sollten Sie weitere, persönliche Fragen oder eigene
Erfahrungen für andere Patienten zum Thema GIST
haben, stehen Ihnen Vorstand,Vereinssprecher,
LH-Mitarbeiter, die Patientenkontakte der regionalen Selbsthilfegruppen und die GIST-Experten in
Deutschland, Österreich und der Schweiz jederzeit
gerne zur Verfügung. Ganz getreu unserem Motto:
„Denn niemand ist allein mit GIST…“
Das Lebenshaus, im September 2007
Copyright: Das Lebenshaus e.V.
2. komplett überarbeitete Auflage
September 2007 – 6.000 Exemplare
ISBN 978-3-9811916-0-8
Der Vorstand
Die Autoren
Inhalt
Überblick
GIST (Gastrointestinale
Stromatumoren)
TEIL A – GIST-Wissen
Überblick
1. Einleitung
2. Genetik / Biologie
3. Diagnostik / Pathologie
4. Therapieoptionen
5. Chirurgische Therapie
6. Imatinib-Therapie
7. Progressive Erkrankung
8. Sunitinib-Therapie
9. Klinische Studien
10. Pädiatrischer GIST
11. Nachsorge / Laborwerte
12. GIST-Lexikon
Die Bad Nauheimer Erklärung
Seite 7
Seite 11
Seite 19
Seite 24
Seite 34
Seite 44
Seite 52
Seite 62
Seite 68
Seite 74
Seite 87
Seite 89
Seite 92
Seite 98
TEIL B – Hintergrund-Wissen
1. Krebserkrankungen
2. Krankheitsbewältigung
3. Medizin- und Körperwissen
Seite 101
Seite 104
Seite 107
TEIL C – Portraits
1. Das Lebenshaus e.V.
2. GIST-Selbsthilfegruppe Schweiz
3. Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat
4. The Global GIST-Network
5. GIST-Register und GOLD reGISTry
6. Novartis Oncology
7. Pfizer Patienten-Dialog
Zum guten Schluss …
Seite 115
Seite 118
Seite 119
Seite 121
Seite 123
Seite 125
Seite 126
Seite 128
Danksagung
Disclaimer
Seite 130
Seite 131
Die moderne Medizin unterscheidet heute
rund 200 verschiedene Krebsarten. Trotz
dieser Vielzahl haben die meisten Krebserkrankungen den gleichen Anfang: Eine
gesunde Zelle verwandelt sich in einem
mehrstufigen Prozess in eine Krebszelle,
die sich unkontrolliert vermehrt. So auch
bei einer Erkrankung mit dem Namen
GIST – den „Gastrointestinalen Stromatumoren“.
GIST sind Weichteil- oder Weichgewebstumoren (Sarkome) im Magen-DarmTrakt, die erst seit wenigen Jahren eindeutig diagnostiziert werden können. Sie entstehen mit etwa 50-70% am häufigsten im
Magen (gastro), gefolgt von ca. 20-30%
im Dünndarm (intestinal). Wesentlich seltener haben sie ihren Ursprung im Dickdarm, Zwölffingerdarm oder in der Speiseröhre. Etwa die Hälfte der Patienten mit
neu diagnostiziertem GIST weisen zusätzlich Metastasen auf. Wie bei den meisten
Krebserkrankungen wandern dann Tumorzellen über den Blutstrom in andere
Organe und bilden dort weitere bösartige
„Tochtergeschwülste“. GIST-Metastasen
findet man am häufigsten in der Leber
oder im Bauchraum (Peritoneum) – sehr
selten in anderen Organen wie Lunge,
Knochen, Gehirn oder in Lymphknoten.
Das Tückische: GIST bleiben in frühen
Stadien unbemerkt, da diese Tumoren sich
schleichend entwickeln. Das mittlere Alter
bei Erkrankungsbeginn liegt zwischen 55
und 65 Jahren. Erkrankungen unter 40
Jahren sind eher selten. Allerdings gibt es
auch vereinzelt Fälle im Kindes- und Jugendalter (Kapitel 10). Männer sind etwas
häufiger betroffen als Frauen. Die Experten gehen von ca. 15 neuen Fällen je 1
Mio. Einwohner – also ca. 1.500 - 1.800
Neuerkrankungen pro Jahr – im deutschsprachigen Raum aus.
Symptome
Da GIST kaum Symptome hervorrufen,
sind sie häufig schon sehr groß, bevor sie
diagnostiziert werden. Die ersten Anzeichen bei Patienten mit GIST hängen von
der Tumorgröße und dem Ort im Körper
ab, an dem der Primärtumor auftritt. Ein
erheblicher Anteil der Tumoren wird bei
einer Notfalloperation, Routineeingriffen
oder -untersuchungen entdeckt. Die häufigsten Symptome bei Tumoren im Magen
oder Zwölffingerdarm sind Völlegefühl,
Schmerzen, Blutungen im Magen-DarmTrakt (Teerstuhl!) oder Übelkeit. Dünndarmtumoren erreichen häufig eine beträchtliche Größe bevor sie durch die Verdrängung anderer Organe vor allem zu
Schmerzen, Blutungen oder Verstopfung
führen. Dickdarmtumoren können sich
durch Blutauf lagerung auf dem Stuhl und
Verstopfung bemerkbar machen. Bei einer
Erstansiedelung in der Speiseröhre führt
unter Umständen auch eine Schluckstörung zum ersten Arztbesuch.
Ursache
Der Auslöser, also der Entstehungsgrund
für GIST ist bisher nicht geklärt. Ursache
für die Entstehung von GIST ist ein fehlerhaftes Gen, das zu einer Veränderung
eines Signalempfängers (Rezeptor-Proteins) an der Oberf läche bestimmter Zellen
führt. Die meisten GIST beinhalten Mutationen im KIT-Gen – bei einigen wenigen liegen Mutationen im PDGFR-Gen
vor. Beide Gene haben die Aufgabe, die
jeweiligen KIT-Rezeptor- bzw. PDGFRezeptor-Proteine zu bilden.
Diese Signalempfänger, eine Art Antennen, dienen als Bindungsstelle für Wachstumsstoffe und somit als „Schalter“. Bindet sich ein solcher Wachstums- oder Botenstoff z.B. an den KIT-Rezeptor, wird
das Enzym aktiviert und regt das Zell
wachstum an. Wenn sich dieser „Anschluss“ wieder löst, wird es praktisch deaktiviert und die Zellen teilen sich nicht
mehr weiter. Im Falle eines Defektes ist
dieses Enzym – die so genannte Tyrosinkinase – aber dauerhaft aktiv und lässt sich
nicht mehr „abschalten“. Dadurch kommt
es zu einem unkontrollierten Zellwachstum: Ein GIST entsteht, benachbartes Gewebe wird zerstört. Nach bisherigen Erkenntnissen treten GIST sporadisch auf,
werden demnach nicht vererbt. Weltweit
wurden bisher nur wenige Familien identifiziert, in welchen GIST vermehrt vorkommt (Kapitel 1.8. – Familiärer GIST).
Entstehungsorte
Die Entdeckung, dass man GIST anhand
des so genannten KIT-Proteins nachweisen kann, half dabei, festzustellen, dass
sich GIST aus den so genannten „CajalZellen“ oder gemeinsamen Vorstufen entwickeln. Dies sind kleine Zellen, die in
der äußeren Wand des Verdauungstraktes
angeordnet sind. GIST entstehen also in
der Wand der Verdauungsorgane. Sie breiten sich von dort meistens nicht in die Organe hinein, sondern ungehindert in den
Bauchraum aus. Daher werden sie oft auch
erst sehr spät und in einer teilweise enormen Größe diagnostiziert.
Diagnose
Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle der GIST erfordern eine enge
interdisziplinäre Zusammenarbeit von
Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher
medizinischer Fachrichtungen. Dies sind im Wesentlichen: Pathologie,
Radiologie, Gastroenterologie, Chirurgie
und Onkologie.
Überblick
Zwei Hauptkriterien entscheiden, ob ein
Weichgewebstumor als GIST erkannt
wird: Zum einen die „Lokalisation“, also
der „Ort der Ansiedelung“ des Tumors
und zum anderen das fehlerhafte (mutierte) Gen, das so genannte „positive
c-KIT“ (CD117). Um dieses defekte Gen
eindeutig nachzuweisen, sind die modernen Methoden der Pathologie – die Untersuchung von Gewebeproben – enorm
wichtig.
GIST-erfahrene Pathologen sind in der
Lage, GIST von anderen mesenchymalen
Tumoren zu differenzieren, c-KIT negative GIST zu diagnostizieren (nur etwa 5%
aller Fälle) sowie eine Mutationsanalyse
durchzuführen. Diese so genannte „ExonBestimmung“ stellt den Ort der Mutation
im Rezeptor fest und wird künftig immer
wichtiger werden – bei der Einschätzung
des Krankheitsverlaufes, bei der Entscheidung für Therapieoptionen und beim
Fortschreiten der Erkrankung. So weiß
man heute, dass Patienten mit Exon 11 am
besten auf eine medikamentöse Therapie
mit Imatinib ansprechen und Exon-9-Patienten von Anfang an mit der höheren
Imatinib-Dosis von 800mg/Tag behandelt
werden sollten.
Risikobewertung
Operation
Target-Therapien
Grundsätzlich sollte das Wort „benigne“
(gutartig) in Verbindung mit GIST nicht
gebraucht werden, da alle GIST potenziell
maligne (bösartig) sind, d.h. alle GIST –
auch ganz kleine – können im Laufe der
Jahre zu Streuherden führen.
Im Behandlungskonzept der GIST kommt
der chirurgischen Therapie – Operation
oder Resektion genannt – nach wie vor
eine zentrale Rolle zu. Die so genannte
„R0 Resektion“ (R-Null) ist bislang nach
allen Analysen noch immer das beste prognostische Kriterium. Operable Tumoren
sollten daher immer chirurgisch entfernt
werden, wenn eine komplette Entfernung
auf Grund der Befunde möglich ist.
Eine alleinige Operation kann GIST jedoch oft nicht heilen. Mindestens 50% aller Patienten haben erfahrungsgemäß auch
nach einer kompletten Resektion einen
Rückfall (Rezidiv) oder bekommen Metastasen. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt
bei etwa 50%.
Die jüngste Entwicklung bei den Krebsmedikamenten sind so genannte TargetTherapien mit Signaltransduktionshemmern, also übersetzt „Hemmer der Informationsübermittlung“ innerhalb der Zelle.
Hierbei handelt es sich um eine Gruppe
von Medikamenten, die gezielt im Labor
entwickelt worden sind, um spezielle Ziele
(„targets“) in den erkrankten Tumorzellen
zu treffen. Mit den Wirkstoffen Imatinib
und Sunitinib stehen inzwischen zwei bei
GIST wirksame Target-Therapien zur
Verfügung.
Daher ist die Langzeitüberwachung der
Patienten – in kurzen Zeitabständen – extrem wichtig, selbst nach erfolgreichem
Entfernen des Tumors. Keinesfalls dürfen
GIST-Patienten nach erfolgreicher Operation als „geheilt“ und ohne nachfolgende
regelmäßige Überwachung (Nachsorge /
Verlaufskontrolle) entlassen werden.
Mit dem Wirkstoff Imatinib (bei uns Handelsname Glivec®, in den USA Gleevec™,
Forschungsbezeichnung STI 571), bei der
Chronischen Myeloischen Leukämie
(CML) bereits erfolgreich eingesetzt, können seit 2001 beeindruckende Ergebnisse
auch in der Behandlung von metastasierten und inoperablen GIST erzielt werden.
Imatinib ist ein PhenylaminopyrimidinDerivat in Tablettenform, dessen Wirkmechanismus in einer Blockade der ATPBindungsstelle spezifischer Tyrosinkinasen
besteht. Der Nachweis, dass die Entstehung von GIST auf einer Veränderung im
KIT-Rezeptor (CD117) beruht, führte
zum Einsatz von Imatinib auch bei GIST.
Mit 400mg/Tag Imatinib steht GIST-Patienten eine medikamentöse Basistherapie
zur Verfügung, die auf Grund der exzellenten Wirksamkeit (Ansprechraten von
über 80%) und der sehr guten Verträglichkeit einen deutlichen Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität mit sich bringt. Es
gibt Patienten mit metastasiertem und /
oder inoperablem GIST, die inzwischen
weit über 6 Jahre von der Imatinib-Therapie profitieren.
Viele Faktoren wurden diskutiert, die zu
einer potenziellen Malignität führen können. Derzeit erfolgt die Risikoeinteilung
nach einer Tabelle des amerikanischen
Arztes Christopher D. M. Fletcher (2002)
– von sehr niedrigem (very low) bis zu hohem (high) Risiko.
Entscheidend bei der Risikobewertung
sind die Größe des Primärtumors und die
so genannte Mitoserate. Mitosen sind sich
gerade in Teilung befindliche Zellen im
Zellwachstums- und -erneuerungsprozess.
Sie können vom Pathologen unter dem
Mikroskop gesehen und gezählt werden.
Die Mitoserate ist der Wert für die Zellteilungsgeschwindigkeit und somit auch
für das Tumorwachstum. Die Anzahl der
Mitosen wird je 50 HPF (High Power
Fields) angegeben, einer Einheit für die
Messung unter dem Mikroskop.
Erkrankungsstadien
Therapien
Bei GIST gibt es – im Gegensatz zu den
meisten anderen Krebserkrankungen –
keine Klassifizierung der Erkrankungs­
stadien. Jedoch findet man in Veröffent­
lichungen, Therapierichtlinien (Guidelines) und Studienergebnissen häufig immer wiederkehrende Bezeichnungen für
die einzelnen Erkrankungsstadien (Kapitel 1.5.).
Bis zum Jahr 2000 bestand die einzige Behandlungsmöglichkeit dieser seltenen Tumoren in ihrer chirurgischen Entfernung
(Operation / Resektion). Da die Tumoren
sich gegen klassische Chemo- und Strahlentherapie als äußerst resistent erwiesen
haben, war ihre erfolgreiche Behandlung
bisher sehr problematisch, was diese
Krebsform mit zu den am schwersten therapierbaren machte. So lag die durchschnittliche Überlebenszeit von Patienten
mit metastasiertem GIST – vor der neuen
medikamentösen Therapie mit Imatinib –
bei 19 Monaten.
Derzeit noch ungeklärt ist der Erfolg neoadjuvanter oder adjuvanter Therapiekonzepte (…bisher nur im Rahmen von klinischen Studien…) mit Imatinib in Verbindung mit einer Operation. Seit diesem
Jahr zeigen erste Ergebnisse einer amerikanischen Studie, dass eine adjuvante (vorbeugende) Therapie mit Imatinib – nach
erfolgreicher R0-Resektion – sinnvoll sein
könnte. Hiernach profitieren Patienten
mit einem Hochrisiko-GIST (Primärtumor ≥ 6 cm) am deutlichsten von einer adjuvanten Behandlung mit einem verlängerten, rückfallfreien Überleben.
Firstline:
Die Imatinib-Therapie
Trotz dieser Wirksamkeit von Imatinib
bei GIST sind Progressionen (= Fortschreiten der Erkrankungen) im Laufe der
Zeit bei einem Teil der Patienten zu beobachten. Die erste Maßnahme bei Verdacht
auf eine Progression der Erkrankung unter
Imatinib ist die genaue Bewertung des
Progresses. Das heißt: Die exakte Feststellung, ob es sich wirklich um einen Progress handelt und ob dieser systemisch (in
allen Krankheitsmanifestationen) oder lokal (nur an einer oder wenigen Stellen)
vorliegt. Nach derzeitigem Kenntnisstand
besteht der erste Schritt der Behandlung
dann in einer Erhöhung der Imatinib-Dosierung von 400mg auf 800mg/Tag. Unter
800mg Imatinib pro Tag ist bei etwa
einem Drittel der Patienten eine erneute
Stabilisierung zu erreichen.
Secondline:
Die Sunitinib-Therapie
Mit dem multifunktionalen Tyrosinkinase-Inhibitor Sunitinib (Handelsname
Sutent ®, Forschungsbezeichnung SU
11248) ist für Patienten mit metastasierten
GIST nach Imatinib-Resistenz bzw. -Unverträglichkeit eine weitere effektive Therapie verfügbar. Die Zulassung erfolgte
durch die amerikanische Zulassungsbehörde FDA im Januar 2006 und durch die
europäische Zulassungsbehörde EMEA im
Juli 2006 für Patienten mit GIST, die auf
Grund einer Resistenz nicht mehr auf
Imatinib ansprechen oder die Therapie
wegen Imatinib-Unverträglichkeit abbrechen müssen.
Im Gegensatz zu Imatinib – einer Dauertherapie – wird Sunitinib (gemäß Zulassung) im 6-Wochen-Zyklus (4 Wochen
Therapie, gefolgt von 2 Wochen Pause) in
einer Dosierung von 50mg/Tag gegeben.
Doch inzwischen setzt sich in der klinischen Praxis alternativ eine Dauertherapie mit 37,5mg/Tag immer mehr durch.
Therapie-Ansprechen
Onkologen sind seit Jahren gewohnt, dass
die Wirksamkeit einer Therapie – also das
Ansprechen – sich in der „Größenreduktion“ des Tumors ausdrückt. Bei den
neuen Target-Therapien mit Imatinib oder
Sunitinib musste man hier dazu lernen.
Ergänzend zu den WHO- oder RECISTKriterien, nach denen bisher das Ansprechen von Tumoren im CT nur aufgrund
der Größenreduktion beurteilt wird, wurden von Choi in Houston und Antoch in
Essen neue Kriterien zur radiologischen
Beurteilung von GIST entwickelt. Diese
beruhen auf der Messung der Tumordichte, da auch bei unveränderter Tumorgröße aber gleichzeitiger Abnahme der
Tumordichte von einem Therapieansprechen ausgegangen wird. Gemessen wird
die Tumordichte im CT (Computertomographie) in HU (Hounsfield-Units).
Wichtig ist weiterhin, dass beispielsweise
Lebermetastasen erst durch abnehmende
Dichte sichtbar werden können. Dies darf
nicht mit einem Progress verwechselt werden.
Klinische Studien –
neue Substanzen
Derzeit gibt es außer Imatinib und Sunitinib noch keine weiteren zugelassenen
GIST-Medikamente. Zahlreiche weltweit
laufende bzw. in Planung befindliche klinische Studien mit neuen Substanzen wie
z.B. AMN 107 (Nilotinib, Tasigna®),
RAD 001 (Everolimus, Certican®), Dasatinib, Masitinib oder neue Therapiekonzepte wie die HSP90-Inhibitoren lassen
auf weitere Behandlungsoptionen hoffen.
Überblick
Nachsorge /
Verlaufskontrolle
Da Rezidive in etwa 40% der Fälle in den
ersten zwei Jahren auftreten, ist eine engmaschige Patientenüberwachung bei GIST
und bei den medikamentösen Target-Therapien unerlässlich. Eine gute Nachsorge /
Verlaufskontrolle erfolgt interdisziplinär,
das heißt in Zusammenarbeit der medizinischen Fachgruppen. Die Nachsorge-Intervalle – alle 3 bis 6 Monate – richten
sich nach den Risikogruppen, die Untersuchungsmethoden nach der Lokalisation
des Primärtumors und der Metastasierung.
Die wichtigsten gängigen Untersuchungsmethoden sind hierbei: Allgemeine körperliche Untersuchung, Sonographie / Ultraschall (bedingt), Blutuntersuchung /
Laborwerte und vor allem CT des Abdomens. Je nach Situation des Patienten und
Ort des Primärtumors können andere Untersuchungsverfahren ergänzend eingesetzt
werden.
1. Einleitung
Solche Richtlinien werden in so genannten Konsensus-Konferenzen von international führenden GIST-Medizinern gemeinsam entwickelt – wobei Konsensus
auch immer einen gemeinsamen Kompromiss darstellt. So können einzelne Aspekte
der GIST-Behandlung von verschiedenen
Experten in den jeweiligen Ländern
durchaus unterschiedlich gesehen werden.
Als gemeinsame Erklärung aller GIST-Patientenorganisationen weltweit gibt es seit
Sommer 2007 die „Bad Nauheim Declaration“. Sie dient dazu, den Zugang zu adäquater Behandlung und Unterstützung
von Patienten mit GIST zu fördern – wo
immer Sie weltweit leben. Die Erklärung
ist von den Vertretern der weltweit aktiven GIST-Patientenorganisationen während einer internationalen Konferenz vom
29. Juni bis 1. Juli 2007 in Bad Nauheim,
Deutschland entwickelt und unterzeichnet
worden.
Therapierichtlinien
(Guidelines)
Die derzeit weltweit verfügbaren und akzeptierten Richtlinien zur Diagnose, Therapie und Nachsorge der GIST sind folgende:
Die Abkürzung GIST steht für „Gastro
Intestinale Stroma Tumoren“. Es handelt
sich hierbei um Weichteiltumoren
(Gruppe der Sarkome), die an jeder Stelle
des Magen-Darm-Traktes (daher gastrointestinal) auftreten können. Sarkome sind
eine Gruppe verschiedenartiger, bösartiger
Tumoren, die sich in Binde- und Stützgewebe sowie im Knochen oder Muskelgewebe bilden können.
Bösartige Tumoren
Krebserkrankungen
TIPP
Guidelines /
Therapierichtlinien:
Im Gegensatz dazu entstehen andere
Krebsarten – z.B. die Karzinome wie
Lungen-, Darm- oder Brustkrebs – aus
Epithelzellen. Das sind die Zellen, aus denen drüsige Organe bestehen. Dieser Unterschied ist wichtig, da sich beide Krebsarten anders verhalten und auch sehr unterschiedlich therapiert werden.
Sarkome sind mit etwa 1% aller bösartigen
Tumoren sehr viel seltener als Karzinome.
Durch diese Seltenheit bedingt, gibt es leider auch nur wenige Onkologen, die sich
auf die Therapie von Sarkomen spezialisiert haben. Ungefähr 10-15% der Sarkome haben ihren Ursprung im MagenDarm-Trakt.
Sie finden die entsprechende Übersetzung der „Bad Nauheim Declaration“
nach Kapitel 12 dieses Patientenratgebers sowie alle Original-Dokumente
der NCCN- und ESMO-Guidelines auf
der Internet-Seite des Lebenshauses
unter www.lh-gist.org
10
Der Auslöser, also der Entstehungsgrund
für GIST ist – wie übrigens bei vielen
Krebsarten – bisher nicht geklärt. Einfach
formuliert, handelt es sich um eine Veränderung am Erbmaterial (KIT, PDGFR)
der Ursprungszellen. Diese „Mutationen“
bewirken eine ungeplante Aktivierung
bestimmter Rezeptoren, die permanente
Aktivierung von Signalen und somit eine
permanente Tumorzellteilung.
Leukämien und
Lymphome
Solide Tumoren
Sarkome
= Weichteiltumoren
Karzinome
z.B. GIST
Gastrointestinale
Stromatumoren
z.B. Darmkrebs
oder Magenkrebs
Einige Kennzahlen zu GIST:
Der überwiegende Teil der „mesenchymalen gastrointestinalen Tumoren“ ist den
GIST zuzuordnen, die erst 1998 als eigenständige Tumorart erkannt und definiert
wurden.
nESMO-Guidelines (European Society
for Medical Oncology) – europäische
Richtlinien vom März 2004. Diese
Guidelines sind derzeit in Überarbeitung und sollen bis spätestens Ende
2007 neu veröffentlicht werden.
nNCCN-Guidelines (National Comprehensive Cancer Network) – amerikanische Richtlinien aus dem Frühjahr
2007 unter Beteiligung mehrerer europäischer, einschließlich deutscher
GIST-Experten.
1.1. Sarkome und GIST
Häufigkeit (pro 1 Mio. Einwohner)
ca. 15 Fälle
Mittleres Alter bei Erkrankungsbeginn
55 bis 65 Jahre
Altersdurchschnitt im Lebenshaus
58 Jahre
Geschlechterverteilung ca.
Männer 54% / Frauen 46%
Weltweit derzeit bekannte „Kindliche GIST“
ca. 60
Größe des Primärtumors
bei Diagnose n* = 147:
Kleiner 5 cm
ca. 30%
Größer 5 cm
ca. 70%
*n = Anzahl
11
1. Einleitung
1.2. Lokalisation
Ca. 50-70% aller GIST entstehen im Magen, 20-30% im Dünndarm, 5-15% im
Dickdarm und Enddarm. In seltenen Fällen (<5%) findet man GIST auch in der
Speiseröhre oder im Bauchraum. Wichtigste prognostische Parameter sind die
Tumorgröße und der Mitoseindex oder
Mitosezahl (= Hilfswert, der die Zellteilungsgeschwindigkeit umschreibt). Der
Häufigkeitsgipfel der GIST liegt im 5.-6.
Lebensjahrzehnt.
1.3. Historie und Kriterien
INFO
Speiseröhre
Organ/Organteil
Verweildauer der Nahrung
Speiseröhre (Oesophagus)
2 bis 3 Sekunden
Magen
2 bis 4 Stunden
Mageneingang
J-förmiger hohler elastischer Sack
Pförtner
Leber
Magen
Darm
Dünndarm (Länge 3 bis 5 Meter)
1 bis 4 Stunden
Zwölffingerdarm (Duodenum)
Leerdarm (Jejunum)
Krummdarm (Ileum - mit ileozäkaler Klappe)
Zwölffingerdarm
Dickdarm (Länge ca. 1,5 Metern)
10 Std. bis zu einigen Tagen
Grimmdarm (Kolon = 4 verschiedene Anschnitte)
Blinddarm/Wurmfortsatz
Mast- oder Enddarm (Rektum)
After
Dünndarm
Bauchfell (Peritoneum)
Band aus Bauchfell (Mesenterium)
Dickdarm
Gewebenetz (Omentum)
Lokalisation am Beispiel mehrerer Patientengruppen:
Lokal begrenzter GIST-Primärtumor am Magen
N* = 147
n* = 486
Literatur
Magen
62 %
45%
39-70%
Dünndarm
27 %
41%
20-35%
Zwölffingerdarm
n. a.
4 %
n.a.
Dickdarm
8 %
7%
5-15%
Speiseröhre
3 %
1%
< 5%
* n = Anzahl n.a. nicht ausgewiesen
Epitheloide GIST-Zellen unter dem
Mikroskop
Die beiden Wissenschaftler Golden und
Stout machten bereits 1941 auf Weichgewebstumoren im Gastrointestinaltrakt aufmerksam. In den darauf folgenden Jahren
beschäftigten sich weitere Forscher wie
Martin, Brown, und Pike mit den seltenen
Tumoren im Magen-Darm-Trakt. Je nach
Forschungsstand änderten sich auch die
Namen und Klassifizierungen. So findet
man in den Arbeiten der letzten 60 Jahre
die Einordnung der heutigen GIST unter
leiomyomatösen Neoplasien“ oder „Leiomyoblastomen“.
Der Name GIST wurde erstmals 1983 von
Mazur und Clark verwendet. Jedoch erst
im Jahr 1998 wurde das Sarkom im Magen-Darm-Trakt klassifiziert, nachdem
von Hirota, einem Pathologen in Japan,
festgestellt worden war, dass GIST Mutationen des c-KIT aufweisen. Vor dem Jahr
2000 wurden GIST unter die verschiedenen Weichgewebssarkome eingeordnet.
Auch der so genannte „Gastrointestinale
Autonome Nerventumor“ (GANT) wird
heute als GIST klassifiziert, da auch er die
KIT-Mutation aufweist.
INFO
INFO
Verdauung:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
Lokal begrenzter GIST-Primärtumor am Dünndarm
KIT stammt von dem engl. Wort
„KITten“ = Kätzchen.
CD117 oder c-KIT ist das zelluläre
Homolog des Onkogens v-KIT, welches
erstmals 1986 im HZ4-KatzensarkomVirus nachgewiesen wurde.
Der Typus der GIST-Zellen reicht von
vorwiegend spindelzelligen (70-80%) bis
zu epitheloiden (20-30%) und selten pleomorphen (gemischten) Wachstumsmustern, deren Häufigkeit vom Ursprungsorgan abhängig ist.
Spindelförmige GIST-Zellen unter
dem Mikroskop
12
13
Prof. S. Hirota – rechts neben
PD Dr. P. Reichardt – auf einem
internationalen Kongress
Zwei Hauptkriterien entscheiden, ob ein
Weichteiltumor als GIST klassifiziert
wird: Zum einen die „Lokalisation“, also
der Ort der „Erstansiedelung“ des Tumors
(Primärtumor), und zum anderen das fehlerhafte (mutierte) Gen, das so genannte
„c-KIT“ (CD117). Um wirksame Therapien gegen GIST einleiten zu können, ist
es sehr wichtig, dass bei Patienten mit
einem Weichteilsarkom des Magen-DarmTraktes die Tumorzellen auf c-KIT
(CD117) getestet werden. Dies sollte von
einem erfahrenen Pathologen durchgeführt werden, der sich mit GIST auskennt.
Weiterhin scheint – neben dem Nachweis
von CD117 (c-KIT) – eine aktivierende
Mutation im KIT-Rezeptor an den so genannten Exons (Erläuterung folgt im weiteren Verlauf ) entscheidend zu sein. Diese
führt zu einer kontinuierlichen Aktivität
der Tyrosinkinase. Folgen dieser Daueraktivierung sind unkontrollierte Zellteilung
und Schutz vor Zelltod (Apoptose). Erläuterungen hierzu folgen noch im Weiteren.
Es soll an dieser Stelle jedoch schon darauf
hingewiesen werden, dass etwa 5% aller
GIST c-KIT nicht exprimieren – das
heißt, es handelt sich um c-KIT negative
GIST.
1. Einleitung
Querschnitt durch die gesunde
Magenwand
INFO
Santiago Ramón y Cajal:
Die Cajal Zellen wurden nach dem
spanischen Anatom und Nobelpreisträger Santiago Ramón y Cajal (18521934) benannt. Sie stimulieren die
Bewegung des Magen-Darm-Traktes,
erzeugen dadurch wellenartige Bewegungen und befördern so das verdaute
Essen durch den Magen-Darm-Trakt
(so genannte Peristaltik).
1.4. Entstehungsort
1.5. Erkrankungsstadien
Heute versteht die Medizin GIST viel besser als noch vor wenigen Jahren. Früher
wurde angenommen, dass GIST aus den
glatten Muskelzellen des Magen-DarmTraktes entstehen. Die Entdeckung, dass
in GIST das c-KIT-Protein nachweisbar
ist, half bei der Feststellung, dass GIST
nicht von der glatten Muskulatur ausgehen. Nach heutiger Kenntnis entstehen
GIST aus den „Interstitiellen Zellen von
Cajal“ oder deren Vorläuferzellen.
GIST sind nicht gleich GIST! Die Erscheinungsformen reichen von
nkleinen 1-2 cm kleinen, fast unscheinbaren Tumoren,
nüber gut abgekapselte, operable Tumoren,
nüber große, blutig wirkende Gewebewucherungen,
nbis zu Metastasierungsformen, die das
Bauchgewebe perlenartig – mit vielen
Metastasen – durchziehen.
Dies sind kleine Zellen, die um die Nervenzell-Aggregate herum in der äußeren
Wand des Verdauungstraktes angeordnet
sind. Sie sind eine Art Schrittmacher-Zellen (Pacemaker-Cells) für die MagenDarm-Trakt-Zellen. GIST entstehen also
in der Wand der Verdauungsorgane. Sie
breiten sich von dort meistens nicht in die
Organe hinein, sondern ungehindert in
den Bauchraum aus. Daher werden sie oft
auch erst sehr spät und in einer teilweise
enormen Größe diagnostiziert.
Generell gilt wie bei vielen anderen Tumorarten auch: Je früher ein GIST entdeckt und fachmännisch behandelt wird,
desto besser ist dies für die weitere Erkrankungsentwicklung und die Prognose.
Bei GIST gibt es – im Gegensatz zu einigen anderen Krebserkrankungen – keine
offizielle Klassifizierung der Erkrankungsstadien. Jedoch findet man in Veröffentlichungen, Therapierichtlinien (Guidelines)
und Studienergebnissen meistens folgende
Bezeichnungen für die einzelnen Erkrankungsstadien:
nKleine, submuköse GIST (unter der
Schleimhaut gelegen)
nLokal begrenzter, operabler Primärtumor
nInoperabler GIST – und / oder
nMetastasierter GIST (auch fortgeschrittener GIST) mit einzelnen Fernmetastasen oder umfangreicher Metastasierung
nLokalrezidiv oder lokaler Progress
(Progression): Fortschreiten der Erkrankung am Ort des Primärtumors
oder an einzelnen Metastasen oder Bildung einzelner neuer Metastasen
nSystemischer Progress (Progression):
Ganzheitliches Fortschreiten der Erkrankung
nFamiliärer GIST (Kapitel 1.8.)
nPädiatrischer (kindlicher) GIST (eigenes Kapitel Nr. 10)
nSonderformen wie z.B. EGIST oder
Carney-Trias (Kapitel 1.10.)
Etwa die Hälfte der Patienten mit neu diagnostiziertem GIST weisen zusätzlich Metastasen auf. Wie bei den meisten Krebserkrankungen wandern Tumorzellen über
den Blutstrom in andere Organe und bilden dort weitere bösartige „Tochtergeschwülste“ – so genannte Metastasen.
GIST-Metastasen findet man oft in der
Leber oder im Bauchraum und sie sind
u.U. gefährlicher als der Primärtumor. Sie
können z.B. ein Organ lahm legen und
sind meist schwerer zu therapieren. Sie
sind in der Lage, ein Netzwerk zu bilden,
sich auszubreiten, zu wachsen und zu zerstören. Lymphknoten-, Lungen-, Knochen- oder Hirnmetastasen sind bei GIST
eher selten.
INFO
Metastasen:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
GIST-Metastasen bei
GIST entsteht in den äußeren Bereichen der Magenwand
Diagnosestellung:
Schleimhaut
(Mukosa)
Intrabdominell
~ 90%
Leber
50-65%
Peritoneum (+/-Leber)
20-35%
Lymphknoten
4-6%
Submukosa
Extraabdominell
INFO
Innere
Ringmuskulatur
Wandschichten der
Verdauungsorgane:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
1.6. GIST und Metastasen
Vegetatives
Nervensystem
Magenkrebs ensteht in den inneren Bereichen der Magenwand
14
~ 10%
Knochen
6%
Lunge
2%
Haut / unter der Haut
Äußere Längsmuskulatur
15
<1%
Das Herz pumpt pro Minute etwa
5 bis 6 Liter Blut durch den Körper.
Das bedeutet, dass Tumorzellen, die
ins Blut gelangen, sehr schnell über
den ganzen Körper verteilt werden.
Tumorzellen gelangen u.U. ins Blut,
wenn ein Tumor aufbricht und innere
Blutungen verursacht. Das könnte ggf.
passieren, wenn man einen Tumor
zu spät entdeckt – oder im Rahmen
von Operationen oder unsachgemäß
durchgeführten Gewebeentnahmen
(Biopsien). Daher ist es äußert wichtig,
dass GIST-Operationen und Biopsien
von onkologisch erfahrenen Chirurgen
durchgeführt werden
1. Einleitung
Knochenmetastasen
von GIST
Sie treten mit unter 6% relativ selten auf.
Innerhalb der Patientengemeinschaft „Das
Lebenshaus e.V.“ sind nur sehr wenige Patienten mit Knochenmetastasen bekannt.
Es scheint so, dass Knochenmetastasen extrem selten bei der Erstdiagnose auftreten
– in einer späten Phase der Erkrankung
bzw. beim längeren Fortschreiten der Erkrankung (Progress) hingegen eher diagnostiziert werden.
Zu Therapieoptionen bei Knochenmetastasen liegen weltweit bisher nur wenige
Erkenntnisse vor. Hier neigt man dazu,
Erfahrungen, die man bei Knochenmetastasen anderer Krebserkrankungen gemacht
hat, auf GIST zu übertragen. So kann eine
Bestrahlung in vielen Fällen zu einer
Schmerzlinderung oder sogar Metastasenschrumpfung führen. Hierbei sollte man
darauf achten, ob es ein mögliches „OPFenster“ nach der Bestrahlung gibt.
1.7. GIST und die Leber
GIST-Metastasen in der Leber
Zwei wesentliche Tatsachen sind es, welche die Leber bei GIST so in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit Ihrer Ärzte
stellen:
1. Zum einen haben Sie eben gelesen oder
wissen es sogar aus der eigenen Diagnose,
dass GIST-Metastasen (Tochterzellen)
häufig in der Leber zu finden sind.
2. Zum anderen werden Medikamente
wie Imatinib und Sunitinib in der Leber
umgewandelt (metabolisiert). Hierzu mehr
in den Kapiteln über die Therapien.
Die Leber ist bei den meisten gastrointestinalen Tumoren das Organ, in dem sich
Metastasen des ursprünglichen Tumors
ansiedeln. So auch bei GIST. Das Blut,
welches den Magen und den Darm verlässt, f ließt direkt in die Leber. Und da die
Leber das Blut filtert, können beispielsweise auch mikroskopisch kleine GISTZellen durch den Blutstrom in die Leber
gelangen. Es kann dann bestimmte Faktoren innerhalb der Leber geben, die das
Ansiedeln, Überleben und Wachsen einzelner Tumorzellen fördern.
GIST-Metastase in der Leber
Immer wieder lesen oder hören Patienten
bei den Befunden den Begriff „Zyste“.
Eine Zyste (alt: Kyste, Cyste) ist ein abgeschlossener Gewebehohlraum, der aus einer oder mehreren Kammern bestehen
kann und einen f lüssigen Inhalt besitzt.
Ihre Entstehung kann ganz verschiedene
Ursachen haben und die Flüssigkeit Gelinker Leberlappen
geschwänzter Lappen
Medikamentös gibt es bei Knochenmetastasen generell den Wirkstoff Zoledron­
säure (ein Bisphosphonat, Handelsname
Zometa® von Novartis). Es liegen jedoch
bisher wenig Daten und Erfahrungen vor,
ob und wie effektiv diese Therapie bei
GIST wirklich hilft. Bei einigen CMLZelllinien zeigte Zometa® eine „Anti-
Tumor-Wirkung“ in Kombination mit
Imatinib.
Die Aufgabe bei GIST besteht in der Abgrenzung harmloser Befunde zu zystisch
umgewandelten GIST-Metastasen. Hier
hilft aber meist die Auseinandersetzung
mit dem bisherigen Verlauf und / oder die
Einholung einer zweiten Meinung bei
einem GIST-erfahrenen Mediziner.
Sehr oft taucht beim Thema GIST und
Leber die Frage auf, ob man die Wahrscheinlichkeit von Lebermetastasen verringern kann und sich z.B. durch eine bestimmte Diät schützen kann. Es gibt jedoch noch keine überzeugenden Daten,
dass eine bestimmte Diät etwas bewirkt.
Im Allgemeinen empfehlen die Ärzte eine
ausgewogene, gesunde Ernährung sowie
die Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum.
WICHTIG
untere Hohlvene
Sollte GIST in die Leber metastasieren,
so handelt es sich immer noch um GIST
und nicht um einen Lebertumor. Der
metastasierte GIST-Leberkrebs stammt
von den GIST-Zellen und muss daher
auch wie GIST behandelt werden. Leberkrebs ist eine andere Art von Krebs
und beginnt in der Leber.
INFO
Übrigens: Kein Arzt kann voraussagen,
ob ein Patient im Laufe seiner GIST-Erkrankung Lebermetastasen entwickeln
wird.
Leber:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
webswasser (interstitielle Flüssigkeit), Blut
oder Eiter sein. Leberzysten sind relativ
häufige und völlig harmlose Befunde (gibt es z.B. auch in der Niere als Nierenzysten).
Pfortader
Leberarterie
quadratischer Lappen
16
Gallenblase rechter Leberlappen
1.8. Familiärer GIST
Der Großteil aller GIST-Patienten hat ihre
zur Krankheit führende Mutation nicht
von ihren Eltern geerbt. Stattdessen entwickelten sie irgendwann in ihrem Leben
eine einleitende Veränderung im KITGen oder manchmal auch im PDGFRAGen. Diese Veränderung setzte einen Ablauf von Ereignissen in Gang, aus welchen
sich irgendwann GIST entwickelte. Wichtig: Bei diesen Patienten treten die Mutationen nur in den Tumorzellen auf. Alle
anderen Körperzellen haben zwar auch
KIT- und PDGFRA-Gene, die allerdings
nicht verändert sind. Patienten mit familiärem GIST – einer sehr seltenen Art –
übernehmen das veränderte Gen von
einem ihrer Elternteile. Anders als beim
„normalen GIST“ haben diese Patienten
die Mutationen des KIT-Gens oder
manchmal auch des PDGFRA-Gens in jeder Zelle ihres Körpers. So kann GIST in
Familien gelegentlich aufgrund so genannter Keimbahn-Mutationen gehäuft
auftreten. Beim familiären GIST ist also
die Ausgangsmutation bereits in allen Zellen des Körpers vorhanden, was bedeutet,
dass der erste Schritt in Richtung GIST
bereits vor der Geburt definiert ist. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit höher, an
GIST zu erkranken – unter Umständen
schon in einem jüngeren Alter als bei normal auftretendem GIST.
WICHTIG
Familiärer GIST bedeutet nicht, dass
die Träger des durch Mutation veränderten Gens auch garantiert an GIST
erkranken müssen. Weltweit gibt es
bisher zu familiärem GIST weniger als
20 beschriebene Fälle – vor allem in
Frankreich und Japan.
17
1.9. EGIST – Extragastro­
intestinale Stromatumoren
Ab und zu findet man noch in Veröffentlichungen oder Patientenberichten den Begriff EGIST. Das E steht für „Extragastrointestinal“ und bedeutet, dass der Tumor
nicht im Magen-Darm-Trakt, sondern im
Bauchraum lokalisiert ist. Neuere Vermutungen klassifizieren GIST jedoch immer
weniger als EGIST, sondern als Verlaufsform des normalen GIST. Dabei handelt es
sich dann meist um mehrere Primärtumoren oder um eine umfangreiche Metastasenbildung im Bauchraum (Peritoneum).
Hier einige der bisherigen Erkenntnisse zu
EGIST:
nEGIST sind in ca. 80% der Fälle im
Omentum (Gewebenetz) oder Mesenterium (Band aus Bauchfell) lokalisiert
nEGIST können durchaus auch eine spindelzellige Differenzierung aufweisen
nDass EGIST vornehmlich bei jungen
Erwachsenen angetroffen werden, ist
falsch
nTherapie der Wahl eines nicht fortgeschrittenen oder metastasierten EGIST
ist die Resektion
nEine medikamentöse Therapie mit
Imatinib sollte bei einem fortgeschrittenen oder metastasierten EGIST auf
jeden Fall in Betracht gezogen werden
1. Einleitung
1.10. Carney-Trias
Eine weitere Bezeichnung in Verbindung
mit GIST ist die so genannte “CarneyTrias”. Sie tritt eher bei jüngeren Patienten
auf und wurde erstmals 1977 von Dr. J.
Aidan Carney – damals noch in Verbindung mit Leiomyosarkomen des Magens –
beschrieben. Bei der Carney-Trias handelt
es sich um eine besondere syndromale
Kopplung eines GIST mit einem extraadrenalen Paragangliom und einem pulmonalen Chondrom (Lungenchondrom).
Ein Paragangliom
2. Genetik / Biologie
2.1. Gene und Rezeptoren
Bei diesem in der Literatur wenig dokumentierten Syndrom kann die radiologische Bildgebung einen wichtigen Beitrag zum Nachweis oder Ausschluss eines
simultanen oder auch zweizeitigen Auftretens von mindestens zwei der drei Tumorentitäten leisten.
Das menschliche genetische Material besteht aus ca. 30.000 verschiedenen Genen.
Jedes dieser Gene ist in der DNA (Substanz, welche die genetische Information
beherbergt) in jeder Zelle des Körpers.
Bei wenigen der betroffenen Patienten können noch andere Tumoren auftreten:
INFO
nNebennierenrindenadenome (gutartige
Tumore der Nebennieren)
nLeiomyom der Speiseröhre (gutartiger
Tumor)
(syn. Chemodektom, chromaffiner Tumor) ist ein meist gutartiger, neuroendokriner Tumor, der aus einem autonomen
Ganglion (Paraganglion) entsteht. Ursprung kann sowohl das parasympathische
als auch das sympathische Nervensystem
sein. Je nach Lokalisation sind 10-40% der
Paragangliome maligne und können zu
Tumorabsiedelungen (Metastasen) führen.
Es gibt jedoch keine verlässlichen Kriterien, die ein malignes Verhalten vorhersagen können.
Pulmonale Chondrome
(Lungenchondrome)
sind gutartige, knorpelige Lungentumore.
Sie verursachen wenige Symptome – gelegentlich eventuell Keuchen oder Kurzatmigkeit. Carney berichtete im Jahr 1999,
dass 76% seiner Patienten Chondrome
entwickelten. Die Tumoren werden normalerweise durch Operation behandelt –
kleine asymptomatische Tumoren können
auf Grund ihrer Gutartigkeit unbehandelt
bleiben. Vogl et al berichtete 2004 auch
über die erfolgreiche Thermoablation von
Chondromen.
Im Jahr 1999 berichtete Carney
über 79 Patienten, von welchen
Dr. J. Aidan Carney
n22% alle drei Tumorarten entwickelt
hatten,
n53% GIST und Chondrome zeigten,
n24% GIST und Paragangliome zeigten
und
n1% Chondrome und Paragangliome
zeigten – ohne GIST.
Oft gab es bei Patienten einen Zeitversatz
von über 5 Jahren, bis sie einen zweiten
Tumor entwickelten. Bei manchen Patienten betrug die Zeit bis zu 20 Jahre, bis
sie einen zweiten Tumor bekamen. Die
Carney-Trias scheint keine familiäre Erkrankung zu sein, die von Generation zu
Generation weiter gegeben wird.
Insgesamt findet man die Carney-Trias vor
allem bei Patienten unter 35 Jahren. Hier
scheint die GIST-Komponente eher den
Faktoren des pädiatrischen (kindlichen)
GIST zu entsprechen. Für Patienten mit
Carney-Trias besteht keine andere Prognose und es sind auch keine anderen Behandlungsmaßnahmen zu verfolgen als bei
Patienten mit der Einzeldiagnose GIST.
INFO
Im Inneren des Zellkerns befinden sich
Chromosomen, die Träger der Erbsubstanz. Jede menschliche Zelle besteht
aus 46 Chromosomen – 23 sind mütterlichen und 23 sind väterlichen Ursprungs. Die Chromosomen bestehen
aus DNA (Desoxyribonukleinsäure),
diese wiederum aus Nukleotiden (Base,
Zucker, Phosphorsäure). Nukleotidpaare bilden ein Gen.
Gene sorgen z.B. dafür, dass die Zellen
spezifische Typen von Proteinen (Eiweiße) bilden. Einige dieser Proteine
kommunizieren mit anderen Zellen oder
Genen. Zellen nutzen unter anderem Rezeptor-Proteine (mit Antennen vergleichbar), die ihnen helfen, die Nachrichten
aufzunehmen, die von anderen Proteinen
gesendet werden. Die Rezeptoren werden
nach Plänen gebaut, die das jeweilige Gen
der eigenen Zelle zur Verfügung stellt.
Das KIT-Gen z.B. beinhaltet eine Art
Bau- und Gebrauchsanweisung, die der
Zelle sagt, wie KIT-Rezeptoren hergestellt werden sollen. Beinhaltet also eine
Zelle ein geschädigtes KIT-Gen, veranlasst dieses die Zelle, defekte Proteine
(KIT-Rezeptoren) zu bauen, was letztendlich zu GIST führt.
Der Auslöser, also der Entstehungsgrund
des Gen-Defektes und damit für GIST ist
– wie übrigens bei vielen Krebsarten – bisher nicht geklärt.
Eine mögliche, zusammenfassende Definition für GIST:
Rezeptoren
Nicht-epitheliale, mesenchymale Tumoren des Gastrointestinaltraktes
(Weichgewebstumoren / Sarkome),
die weder den myogenen Tumoren,
noch den neurogenen Tumoren zuzuordnen sind. Sie entstehen aus den
„Interstitiellen Zellen von Cajal“ (oder
deren Vorläuferzellen) und zeichnen
sich durch den gemeinsamen immunhistologisch zu belegenden „Marker“
CD117 / c-KIT (>95%) aus.
Zellwand
Lysosome
Mitochondrien
Zentriole
rauhes endoplasmatisches Netz
Zellkern
DNS
Zellplasma
18
19
WICHTIG
Und das ist sehr wichtig für Sie
als Betroffener!
Es gibt keine Antworten auf die Fragen: Warum habe ausgerechnet ICH
GIST bekommen? Was war der Auslöser in meinem Leben? Was habe ich
falsch gemacht? Es gibt tatsächlich keinerlei Beweise dafür, dass bestimmte
Persönlichkeiten GIST oder allgemein
Krebs bekommen oder dieser durch
schmerzliche Lebenserfahrungen ausgelöst wird.
Selbst wenn Sie durch eine bestimmte
Lebensführung die wenigen wissenschaftlich belegten Risikofaktoren
für Krebs gefördert hätten wie z.B.
durch Rauchen: Für das weitere Leben
mit der Erkrankung GIST ist es besser,
wenn Sie sich von Vorwürfen völlig frei
machen.
2. Genetik / Biologie
c-KIT-Rezeptor
PDGF-Rezeptor
Stammzellfaktor SCF
c-KIT-Rezeptor
Außerhalb der Zelle
Zellwand
ATP
Zellwand
Innerhalb der Zelle
Signal
Protein
Zellkern
2.2. KIT- und PDGFRA-Rezeptoren
Die meisten GIST beinhalten ihre Defekte
(Mutationen, Veränderungen) im KITGen – einige wenige haben ihre Mutation
im PDGFRA-Gen, bei wiederum einigen
wenigen GIST ist keine Mutation zu
finden (Wild-Typ). KIT und PDGFRA
sind zwei Mitglieder einer größeren Protein-Familie – den Rezeptor-Tyrosin­
kinasen. Von diesen Rezeptor-Proteinen
kennt man etwa 90 im menschlichen
Körper mit unterschiedlichen Funktionen
und Aufgaben.
Das KIT-Gen beinhaltet – wie bereits im
oberen Teil beschrieben – die Informationen zum Bau der KIT-Rezeptor-Proteine, das PDGFRA-Gen den Bauplan für
die PDGFRA-Rezeptor-Proteine. GISTZellen haben Mutationen / Veränderungen in den Genen und stellen somit
defekte KIT- bzw. PDGFRA-RezeptorProteine her. Diese Abweichungen bei
KIT bzw. PDGFRA unterstützen folgende
Tumor-Vorgänge in GIST-Zellen:
nUnkontrolliertes Zellwachstum, so dass
die Tumoren größer werden.
nUnterdrückung von Signalwegen, die wichtig für den Zelltod sind, so dass GIST-Zellen nicht von alleine absterben.
nHohe Aufnahme von Zucker, so dass
konstantes Zellwachstum unterstützt
wird.
nAbwanderung von GIST-Zellen an entfernte Stellen, so dass sich neue Tumoren bilden können.
KIT-Rezeptoren und PDGFRA-Rezeptoren sind Hunderte von Proteinen (Antennen) in der äußeren Zellschicht. Ein
Teil der Rezeptoren ist außerhalb der
Zelle (extrazellulärer Bereich) und ein Teil
ist innerhalb der Zelle (intrazellulärer Bereich). Beide Bereiche sind durch die Zellmembran (Häutchen) miteinander verbunden (transmembranöser Bereich).
c-KIT-Rezeptor bildet
spontan Pärchen
Signalbildung auch ohne
Stammzellfaktor
20
In einer normal funktionierenden Zelle
mit KIT-Rezeptoren (Antennen) binden
andere Proteine, Botenstoffe genannt
„Wachstums- oder Stammzellfaktoren“
(hier SCF), an den äußeren Teil der Rezeptoren. Dadurch verbinden sich zwei
KIT-Rezeptoren (Antennen) zu einem
Pärchen. Diese Pärchenbildung aktiviert
einen im intrazellulären Bereich des Rezeptors sitzenden „Motor“, eine so genannte Tyrosinkinase, durch die verschiedene chemische Reaktionen in der Zelle
(Signalkaskade) in Gang gesetzt werden.
Werden die KIT-Rezeptoren aktiviert,
dann führt dies zu einer Signalsendung an
den Zellkern, die Zellteilung / -wachstum
verursacht und für das Überleben sorgt.
Normalerweise ist dieses Wachstumssignal
nur ein kurzer Impuls, der dann sofort
wieder ausgeschaltet wird. PDGFRA-Rezeptoren werden durch Interaktion mit
einem anderen Wachstumsfaktor PDGF
(Platelet-Derived Growth Factor) aktiviert.
In einer GIST-Zelle ist KIT in 85-90%
der Fälle mutiert (also verändert). Wenn
das KIT-Gen mutiert ist, sind die KITRezeptoren nicht perfekt zusammengesetzt worden. Mutationen des c-KIT resultieren in einer Veränderung der Funktion der KIT-Rezeptoren (Antennen).
Mutierte KIT-Rezeptoren bilden spontan
(ungeplant) Pärchen, was zu einer dauerhaften und nicht mehr kontrollierten Aktivität der Tyrosinkinase führt. Das heißt:
Auch ohne Wachstums- / Stammzellfaktoren (SCF oder PDGF) – dem normalen
Teilungssignal – stimulieren die Rezeptoren die GIST-Zellen, sich zu teilen und
damit zu überleben.
Genau diese Zielstrukturen wie KIT und
PDGFRA stellen die therapeutische Herausforderung neuer Wirkstoffe dar. Die
moderne Medizin hat hier zielgenau wirkende Medikamente entwickelt. Die Target-Therapien mit Imatinib, Sunitinib
oder Nilotinib blockieren diese Signalsendung an den Zellkern und verhindern somit das unkontrollierte Weiterwachsen der
Tumorzellen. Das heißt – um auf unser
Beispiel mit den Klingeln zurück zu kommen – die Target-Therapien zielen u.a. auf
unseren Transformator (die Tyrosinkinase)
am Rezeptor im Inneren der Zelle. Mehr
hierzu finden Sie in den Kapiteln über die
Target-Therapien mit Imatinib, Sunitinib
und Nilotinib.
BEISPIEL
Ein einfacher Vergleich: Nehmen wir
an, die gesunde Zelle sei ein Haus mit
vielen Klingelschaltern (= KIT-Rezeptoren). Immer zwei nebeneinander
liegende Klingeln KIT1 + KIT2 müssen
gleichzeitig gedrückt werden, damit es
im Inneren des Hauses klingelt. Werden beide Klingelschalter KIT1 + KIT2
mit einem Finger gleichzeitig gedrückt,
aktivieren sie eine Art Transformator
(Tyrosinkinase), der Signale an die
Klingel im Zentrum des Hauses (Zellkern) sendet. Es klingelt, die Zelle teilt
sich. Eine kurze Phase später kommt
wieder ein Impuls von außen, der das
Klingeln – die Teilung – stoppt.
Für die defekte Zelle – die GIST-Zelle
– bedeutet dies: Die Klingelschalter
KIT1 und KIT2 sind falsch konstruiert
und geben – ohne dass von außen
gedrückt wird – automatisch Impulse
an den Transformator. Dieser sendet
Signale an die Klingel im Zentrum des
Hauses: Es klingelt. Es klingelt jedoch
permanent. Das heißt: Da die Klingelschalter defekt sind und ständig
auf „ON“ stehen, kommt zu keinem
weiteren Impuls von außen, der das
Klingeln – also die Teilung – stoppt.
Die GIST-Zelle teilt sich permanent.
INFO
Membranrezeptoren:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
21
2.3. Primär-Mutationen bei GIST
Wenn ein Patient neu die Diagnose
GIST erhält, können grundsätzlich
folgende Mutationen / Veränderungen vorliegen:
nMutation im KIT-Gen – etwa in
80-85% der Fälle
nMutation im PDGFRA-Gen – etwa
5-10% der Fälle
nRest: Keine Mutation (Wild-Typ) –
etwa 10% der Fälle – oder Mutation
wurde übersehen
Man weiß heute, dass zwar verschiedene
Patienten verschiedene Mutationen / Veränderungen haben können, dass jedoch
bei einem Patienten mit Primärtumor nur
eine Mutation / Veränderung vorliegen
kann. Man nennt dies auch Primär-Mutation, also die Mutation / Veränderung, die
bei Erstdiagnose – vor jeglicher Behandlung – diagnostiziert wurde. Diese Primär-Mutationen in den KIT- oder
PDGFRA-Genen erscheinen in bestimmten (adressierbaren) Bereichen der Gene,
so genannten Hot-Spot-Regionen.
Sie erinnern sich noch an die DNA zu Beginn dieses Kapitels? Die DNA eines Gens
kann unter Umständen ziemlich lang sein
und nur einige Abschnitte – so genannte
Exons – werden benötigt, um RezeptorProteine zu bauen. Diese Hot-Spot-Regionen oder Exons sind nummeriert wie
z.B. Hausadressen an einer langen Straße.
Die Wissenschaft nutzt diese Adressierung, um genau zu beschreiben, wo die
Mutation / Veränderung im Gen bzw. im
dazugehörigen Rezeptor sitzt. Das KITGen beispielsweise ist in 21 Exons eingeteilt. Bei GIST findet man am häufigsten
die KIT-Mutationen / Veränderungen in
den Exons 9, 11, 13 und 17 im PDGFRAGen in den Exons 12, 14 und 18.
2. Genetik / Biologie
EXON
Wie schon beschrieben, gibt es GIST,
bei welchen keine Mutationen nachweisbar sind – so genannte „Wild-Typ GIST“.
Nahezu alle pädiatrischen (kindlichen)
GIST sowie GIST die mit einer anderen
Erkrankung – der „Neurofibromatose“ –
verbunden sind, haben in ihrer PrimärMutation „Wild-Typ“. Hier müssen bisher
noch unbekannte Mutationen / Veränderungen in anderen Gen-Abschnitten vorliegen, welche in diesen Fällen die Ursache für GIST sind.
KIT-Rezeptor
Ig
AML
Ig
Ig
Ig
GIST
Ig
TM
NK/T-ZellLymphome
K1
Die Hot-Spot-Regionen oder Exons
sind nummeriert wie z.B. Hausadressen an einer langen Straße.
Die Wissenschaft nutzt diese
Adressierung, um genau zu beschreiben, wo die Mutation / Veränderung im Gen bzw. im dazugehörigen Rezeptor sitzt.
K1
Mastozytosen
Mastzellleukämien
Myeloische Leukämien
Seminome/
Dysgerminome
K1
Mutationen = genetische Veränderungen bei c-KIT und PDGFR:
Mutation
Zelltypus
Lokalisation
10%
Mittel
Eher Dünndarm
Exon 11
60-70%
GI-Trakt
Exon 13
1%
Hoch
Meist spindelzellig
Gering
Exon 17
1%
Gering
GI-Trakt
KIT
Exon 9
PDGFRA
Häufigkeit in %
80 – 85%
1%
Exon 14
<1%
Exon 18
6%
Gering
Meist epitheloid
Unbekannt
oder gemischt
Nein
10%
Nicht KIT oder PDGFRA
Gering
Meist spindelzellig
22
Als Angiogenese (griech. = Gefäßentstehung) bezeichnet man das Wachstum von
kleinen Blutgefäßen (Kapillaren), überwiegend durch Sprossung aus einem vorgebildeten Kapillarsystem. Es handelt sich
um einen sehr komplexen Prozess, bei
dem die zur Bildung der Gefäßwände notwendigen Zellen u.a. durch den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial
Growth Factor) aktiviert werden.
Der Erwachsene hat grundsätzlich alle
Gefäße, die er benötigt – Ausnahmen sind
die Wundheilung und die Fötusentwicklung. Gesundes Gewebe stoppt automatisch die Bildung neuer Blutgefäße und
auch dieser Prozess wird durch Signale gestartet oder gestoppt, die Zellen untereinander austauschen.
Die Angiogenese ist bei Krebs von erheblicher biologischer und medizinischer Bedeutung. Solide Tumoren sind abhängig
von einem mitwachsenden Kapillarnetz,
das den Tumor mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Je größer der Tumor wird,
desto größer wird die Zahl der Blutgefäße,
um die Tumorzellen zu versorgen. GIST
können ständig neue Blutgefäße bilden, so
dass es durchaus zu Tumorgrößen von über
30cm Durchmesser kommen kann.
Eine Methode zur Verhinderung der Gefäßneubildung bei Tumoren heißt Antiangiogenese. Da der Tumor ohne neue Blutgefäße nicht weiter wachsen kann, versucht man nun mit Wirkstoffen in Form
von Angiogenese-Hemmern die Gefäßneubildung zu verhindern. Hierbei wird
die Signalübertragung der GIST-Zellen an
die VEGF-Rezeptoren der künftigen, die
Gefäße bildenden Zellen gestört. Diese
Strategie ist z.B. Teil des Behandlungskonzeptes mit dem Multikinase-Inhibitor
Sunitinib.
Normalerweise
eher Magen
VEGF-Rezeptor
Außerhalb
der Zelle
Zellwand
Der Wachstumsfaktor VEGF
stimuliert die Neubildung von
Blutgefäßen im und zum Tumor.
Diese versorgen ihn mit Sauerstoff
und Nährstoffen, die der Tumor
für sein eigenes Wachstum und
die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) benötigt.
GI-Trakt
5-10%
Exon 12
Wild-Typ
Ansprechen auf Imatinib
2.4. Angiogenese und Wachstumsfaktor VEGF
Diese unnormale Angiogenese der Tumoren wird durch eine Signalübermittlung
der Tumorzellen an das normale Umfeld
gefördert. Hierbei entsenden die Tumorzellen ein Eiweiß – den Wachstumsfaktor
VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), welcher das Wachstum bestimmter Zellen stimuliert, um neue Gefäße zu
bilden.
23
Innerhalb
der Zelle
3. Pathologie / Diagnostik
Diagnostik und Therapie der GIST erfordern eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen. Dies sind im Wesentlichen: Die
Gastroenterologie, die Radiologie, die Pathologie, die Chirurgie und die Onkologie.
Inzwischen betreut „Das Lebenshaus e.V.“
nahezu 600 GIST-Patienten. Darunter
gibt es sehr unterschiedliche – manchmal
abenteuerliche – Verläufe, wo, wann und
wie die Diagnose GIST gestellt wurde. Je
nach Patientensituation z.B. Notfall, auffällige Beschwerden / Symptome oder
Routineuntersuchungen kamen und kommen auch heute noch Patienten mit unterschiedlichen Medizinergruppen zuerst in
Kontakt. Oft sind dann das Wissen bzw.
Nicht-Wissen über GIST sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend
für den Verlauf von Diagnose, Therapie
und möglicherweise für die Prognose.
en meisten Krebserkrankungen D
liegt ein gleicher oder ä
hnlicher Ablauf zu Grunde:
Bildgebung
Symptome
Untersuchung
Diagnose
Therapie
Nachsorge / Kontrolle
Pathologie
Symptome im Überblick (je nach Tumorlokalisation):
Unspezifischer Schmerz (u.U. eine Art Seitenstechen), Unwohlsein im Bauchraum, Völlegefühl, Verstopfung (bis hin zum Darmverschluss), Fühlbare Masse im Bauchraum, Übelkeit
50-70%
Blutungen (evtl. mit einhergehender Anämie = Blutarmut)
Etwa 1/3 werden zufällig entdeckt, z.B.
Etwa 1/3 werden wegen kleinerer Be-
bei Routineuntersuchungen, insbesondere
bei der Magen- oder Darmspiegelung, bei
der Computertomographie oder im Rahmen von chirurgischen Eingriffen. Der
Patient hatte bislang keine Beschwerden.
Eine Resektion ist oft möglich oder kann
sogar u.U. im Rahmen der anstehenden
OP mit durchgeführt werden.
schwerden (noch nicht zu spät) im Rahmen einer CT-Untersuchung gefunden.
Eine erfolgreiche Operation kann durchaus noch gut möglich sein.
GIST in der Speiseröhre: Schluckstörungen
INFO
Diagnose, Operation, Therapie,
Progression, Nachsorge oder
klinische Studie?
INFO
Zweitmeinung :
Es ist die klare Empfehlung aller GISTPatientenorganisationen
weltweit, dass GIST – aufgrund ihrer
Seltenheit – in die Hände
GIST-erfahrener Mediziner und
Zentren gehören.
Die ersten Anzeichen bei Patienten mit
GIST hängen von der Tumorgröße und
dem Ort im Körper ab, an dem der Tumor
das erste Mal auftritt (Lokalisation). Ein
erheblicher Anteil der Tumoren wird bei
einer Notfalloperation, Routineeingriffen
oder -untersuchungen entdeckt. Da GIST
wenige Symptome hervorrufen, sind sie
häufig schon sehr groß, bevor sie entdeckt
bzw. diagnostiziert werden.
20-50%
TIPP
WICHTIG
3.1. Symptome bei GIST
Manche Patienten haben das Bedürfnis, eine zweite ärztliche Meinung
einzuholen. Das ist durchaus verständlich, gerade wenn es um schwerwiegende Entscheidungen oder Eingriffe
geht, die einschneidende Lebensveränderungen zur Folge haben. Jeder
Patient – ob gesetzlich oder privat
versichert – hat das Recht, eine Zweitmeinung einzuholen. Der direkte Weg
ist es, den behandelnden Arzt um
eine Überweisung zu bitten. Meistens
haben Onkologen, Fach- und Hausärzte dafür Verständnis und fassen
diesen Wunsch nicht als Kritik auf.
24
Sollten Sie Interesse an einer Zweitmeinung haben, nennt Ihnen „Das
Lebenshaus e.V.“ gerne verschiedene
GIST-erfahrene Mediziner, die Sie konsultieren können.
Bitte bedenken Sie: Da GIST eine
seltene, lebensbedrohende Tumorerkrankung ist, gibt es GIST-Experten
nicht immer in Ihrer unmittelbaren
Umgebung. Doch da es um Ihr Leben
und um Ihre Gesundheit geht, sollten
Entfernungen hierbei keine Rolle
spielen, um z.B. eine zweite Meinung
einzuholen, kompetente Nachsorge zu
erhalten oder an einer klinischen Studie teilzunehmen.
Grundsätzlich gibt es generell
drei wesentliche Säulen der
Diagnosefindung:
•Subjektive Wahrnehmungen des
Patienten wie z.B.
Leistungsminderung, Erschöpfung,
Appetitlosigkeit, Schweißausbrüche,
Nachtschweiß, Juckreiz, Angst
•Objektive Wahrnehmungen des
Patienten
Sichtbare Befunde
(z.B. Hautverfärbungen)
Tastbare Befunde
(z.B. Knoten und Verhärtungen)
Funktionsausfälle
(z.B. Knochenbrüche)
•Ärztliche Untersuchungsbefunde
Erhebung der Vorgeschichte
Körperliche Untersuchung
(Tastbefunde)
Laboruntersuchungen
Bildgebende Diagnostik (Röntgen,
CT, MRT, Nuklearmedizin)
Feingewebliche Untersuchung
Pathologie
INFO
Folgende Untersuchungsmethoden
könnten im klinischen Alltag in der
Phase der Diagnosestellung bei GIST
grundsätzlich eingesetzt werden:
• Sonographie = Ultraschall
• Endoskopie / Endosonographie
• Oesophago-, Gastro-,
Duodenographie
im Monokontrast (Jod-KM)
im Doppelkontrast (Barium-KM,
Hypotonie)
• CT = Computertomographie
• MRT = Kernspintomographie
• DAS = Angiographie ggf. mit
Intervention
• Szintigraphie (Skelett)
• PET = Positronen-EmissionsTomographie
• Histologische Untersuchung
• Ermittlung der Laborwerte
25
Etwa 1/3 werden sehr spät entdeckt,
wenn der Tumor oder mehrere Tumoren
schon so groß sind, dass sie deutlich gespürt
werden und Beschwerden verursachen. In
diesen Fällen liegen oft bereits inoperable
und / oder metastasierte GIST vor.
3. Pathologie / Diagnostik
3.2. Klinische und bildgebende Diagnostik
Die klinische Erstuntersuchung
sollte im Wesentlichen folgende
Fragen klären:
nLiegt GIST (c-KIT / CD117) oder eine
andere Tumorart vor?
nBei GIST: CD117-positiver oder
CD117-negativer GIST?
nZelltypus (spindelzellig, epitheloid oder
gemischt)?
nMitoserate je 50 HPF (Zellteilungsgeschwindigkeit) und damit auch Risikoklassifizierung nach Fletcher?
nMutationsstatus = Ort der Mutation
(welches Exon ist betroffen – mind.
Exon 9 und Exon 11)?
nLokalisation – also Ort des Primär­
tumors?
nDie Tumorgröße / -ausbreitung?
nMetastasierung und wenn ja, in welchem Grad?
nOperabilität / Grad der Entfernungsmöglichkeit des Tumors / der Metas­
tasen?
nWie sind die Blut-, Leber- und Nierenwerte?
nEvtl. Sonderformen des GIST –
familiär, pädiatrisch, EGIST, CarneyTriade?
Endoskopie
Da GIST mit unspezifischen Symptomen
im gesamten Gastrointestinal-Trakt vorkommen – von der Speiseröhre bis zum
Enddarm sowie im Bauchraum und im
Mesenterium – können unter Umständen
mehrere unterschiedliche diagnostische
Verfahren notwendig und sinnvoll sein.
Da GIST meist aus der Organwand verdrängend in den Bauchraum wachsen, fallen diese erst bei einer deutlichen Größe
in der konventionellen Magen-Darm-
Diagnostik auf.
Die Erstuntersuchung, um die Diagnose GIST zu stellen, umfasst
meistens folgende Punkte:
nIntensive Befragung des Patienten
nKörperliche Untersuchung
nBlutuntersuchung / Laborwerte: Blut-,
Leber- und Nierenwerte
nHistologie und immunhistochemische
Untersuchung auf c-KIT / CD117
nAbdomen-Sonographie, Endosonogra-
phie, Endoskopie
nComputertomographie (CT) oder Ma-
gnetresonanztomographie (MRT)
nIn Ausnahmefällen: PET (PositronenEmmissions-Tomographie)
nChirurgische Beurteilung
Endoskopie
Wichtig bei der Diagnose des Primärtumors. Inzwischen weiß man jedoch auch,
dass einige Tumoren endoskopisch nicht
nachweisbar sind, z.B.
ndie Tumoren, die von den äußeren
Wandschichten ausgehen, z.B. submukös unter der Schleimhaut liegen und
nicht nach innen sondern nach außen
in den Bauchraum wachsen,
noder Tumoren die im unteren Dünndarm lokalisiert sind und damit sowohl
der Magen-Darm-Spiegelung als auch
der Dickdarmspiegelung entgehen können.
Mit Hilfe der Endoskopie ist es auch möglich, Gewebeproben zu entnehmen –
also eine Biopsie durchzuführen.
CT
Die Computertomographie (Verfahren
mit Röntgenstrahlen und Kontrastmittel)
ist die am weitesten verbreitete Untersuchungsmethode bei der Diagnose, Beurteilung, Operationsplanung und Kontrolle
der GIST. Eine CT-Untersuchung des Abdomens und des Thorax ist erforderlich,
um die Verdachtsdiagnose zu klären und
um eine mögliche Metastasierung festzustellen bzw. auszuschließen. Einsatzbereiche generell sind:
nDiagnose des Primärtumors
nBeurteilung der Ausdehnung des Primärtumors
nNachweis von Metastasen
nBeurteilung des Therapieansprechens
nAusschluss eines Tumorrezidivs – Verlaufskontrolle
nVerifizierung eines Progresses
(Fortschreiten der Erkrankung)
spezielle Untersuchungsmethoden
26
CT (Computertomographie)
MRT
Die Magnetfeldresonanztomographie
(auch Kernspintomographie genannt – ein Verfahren mit Magnetfeld) stellt eine
Alternative zum CT dar.
Nachweis zahlreicher LeberMetastasen im CT
PET
Die Positronen-Emissions-Tomographie
ist ein bildgebendes Verfahren, mit welchem Stoffwechselaktivitäten im Körper
abgebildet werden, indem man die Verteilung einer schwach radioaktiv markierten
Substanz im Organismus sichtbar macht.
Krebszellen nehmen Traubenzucker (Glukose) viel rascher auf als das meiste gesunde Gewebe. Dieser Traubenzucker
wird mit einem so genannten Tracer, einer
leicht radioaktiven Substanz, gekoppelt.
Da Tumorzellen mehr markierte Glukose
aufgenommen haben als das meiste gesunde Gewebe, liefert die Untersuchung
Informationen darüber, welche Bereiche
im Körper aufgrund ihres hohen GlukoseBedarfs krankheitsverdächtig sind.
Vorteile:Keine Röntgenstrahlen, einsetzbar bei Kontrastmittel-Allergie, oft bessere
Darstellbarkeit einiger Organe
Nachteil:Kosten- und zeitintensiv, nicht
geeignet für Patienten mit Klaustrophobie
oder Metallteilen / Herzschrittmacher im
Körper, nicht standardisiert für Vergleiche
des Therapieansprechens (Messung in
Hounsfield-Units)
nBildhafte Darstellung des Thorax
nJe nach Lokalisation und Beschwerden
Endosonographie
Die Erscheinungsformen der Tumoren
und Metastasen im CT können sehr unterschiedlich sein:
Einerseits: Kleine, gut abgrenzbare Tumorläsionen, die homogen Kontrastmittel aufnehmen
Andererseits: Große, schlecht abgrenzbare Tumorläsionen, die öfters inhomogen
Kontrastmittel aufnehmen, teilweise bereits mit z.B. Nekrosestellen oder Lufteinschlüssen
Nachweis von Metastasen im PET
27
INFO
Radiologie - Medizinische Bildgebung:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
PET (Positronen-Emissions-Tomographie)
3. Pathologie / Diagnostik
3.3. Punktion (Biopsie)
Zur Diagnostik eines GIST ist die Gewebeuntersuchung unumgänglich. Diese erfolgt entweder an einem Resektat, dass
heißt an dem bereits herausoperierten Tumor oder an einer entnommenen Gewebeprobe (= Biopsie, altgriechisch
von „Leben“ und „Sehen“).
Bei einer Punktion versucht der Arzt, Tumorgewebe oder Gewebsf lüssigkeit zu gewinnen. Dieses (Gewebe oder Flüssigkeit)
wird anschließend feingeweblich (histologisch) unter dem Mikroskop auf Krebs- /
GIST-Zellen untersucht. Eine präoperative
Biopsie ist eher nicht angezeigt, wenn eine
Tumorresektion (Entfernung) einfach
durchzuführen ist.
Da GIST weich, empfindlich und sehr
stark durchblutet sind, kann eine Biopsie
ein Blutungsrisiko für den Patienten bedeuten. Weitere Risiken können ein Aufplatzen des Tumors (Ruptur) sein und damit verbunden ein Verbreiten der Tumorzellen. Das heißt: In Abhängigkeit von der
Lage des Tumors, dem Blutungsrisiko und
dem Verdachtsgrad des Arztes auf die Bösartigkeit des Tumors, wird die Strategie
zur Gewebegewinnung festgelegt. Die Biopsie per Endoskopie wird der perkutanen
Biopsie (durch die Haut) vorgezogen.
1
Bei GIST werden Punktionen /
Biopsien u. a. durchgeführt bei:
3.4. Feingewebliche Diagnostik (Pathologie)
nErstdiagnose: Das heißt, Gewebe kann
Der Begriff Pathologie findet sich bereits
um das Jahr 200 n. Chr. und stammt von
den griechischen Wörtern páthos =
Leiden(schaft) und lógos = Lehre – was
also soviel bedeutet also wie „Die Lehre
von den Leiden“.
per Punktion entnommen werden, um
festzustellen, ob überhaupt ein GIST
vorliegt.
nVerdachtsdiagnose GIST – eine neoadjuvante Imatinib-Therapie ist angedacht.
nDifferentialdiagnostischer Unsicherheit,
z.B. bei Fragestellungen wie „GIST vs.
gutartige Veränderung?“ oder „GIST
vs. andere Tumorart?“.
nU.U. zur Ermittlung des Mutationsstatus bei Progress (Fortschreiten der Erkrankung) und / oder im Rahmen von
Studien.
INFO
Biopsie:
Mehr Informationen zu diesem Thema
finden Sie im zweiten Teil dieses Ratgebers „Medizin-Wissen“.
Vorbereitung von Tumorgewebe
in der Pathologie:
Von Bild 1 (links unten) – dem Ursprungsgewebe >>> bis Bild 4 – einem hauchdünnen
Gewebeschnitt für die spätere Diagnosestellung unter dem Mikroskop.
2
28
Pathologie ist also die Lehre von den
Krankheiten – genauer von den krankhaften Veränderungen der Zellen, Gewebe
und Organe. Die Zelle zu identifizieren,
aus welcher der Krebs entstand, ist eine
Wissenschaft für sich. Die Ärzte, die diese
Arbeit machen, nennt man Pathologen.
Zu den Aufgaben des Pathologen gehören
sowohl die exakte morphologische, also
pathologische Diagnosestellung, als auch
Beiträge zur Prognosebeurteilung. Eine
korrekte Behandlung hängt von der
Krebsart ab – somit ist der Pathologe eine
Art „Lotse der Diagnostik und davon abhängig der Therapie bei GIST“.
Immunhistochemische Anfärbung
von Tumorgewebe zum Nachweis
von CD 117 (c-KIT) bei der Diagnose von GIST.
Pathologe am Mikroskop
Die Rolle des Pathologen bei GIST:
nErstdiagnose (am Operationsresektat
oder Gewebe der Biopsie):
ß Eindeutige Diagnosestellung GIST (c-
Erst seit wenigen Jahren wird die Pathologie und Behandlung von GIST besser verstanden. Da die Aussage des Pathologen
wichtig ist, sollte ein neu diagnostizierter
GIST-Patient eventuell eine Zweitmeinung eines anderen Pathologen einholen.
Es sei denn, der Pathologe ist sehr erfahren
mit GIST. Viele Pathologen können heutzutage GIST diagnostizieren, aber das
Verhalten von GIST vorauszusagen ist sehr
schwierig – hier zählt viel Erfahrung.
3
KIT / CD117)
ß Differenzierung zu anderen Tumoren
im GI-Trakt
ß Differentialdiagnose c-KIT / CD117
Anfärbung von c-KIT positivem Gewebe unter dem Mikroskop
INFO
nWährend einer Operation:
(Dort erfolgt – während der OP – eine
Schnellschnittuntersuchung zur Festlegung des erforderlichen Ausmaßes eines
chirurgischen Eingriffs)
ß Untersuchung der Resektionsränder
auf mögliche Tumorreste
ß Untersuchung der regionalen Lymphknoten
negativer GIST
ß Risikoklassifizierung nach Fletcher
(50 High Power Fields)
ß Mutationsanaylse bzw. Exon-
Bestimmung der Primär-Mutation
(mindestens Exon 11 und 9 – da therapierelevant)
4
nIm Progressfall (Fortschreiten der Erkrankung):
ß Mutationsanaylse bzw. Exon-Bestim-
mung der Sekundär-Mutation
nSonstiges:
ß Vergleich mit früher gewonnenen Ge-
webeproben (hier z.B. die Reklassifizierung von früher als Sarkom eingestuftem Tumorgewebe)
ß Untersuchung weiterer Faktoren am
paraffineingebetteten Archivmaterial
bei z.B. Eröffnung neuer Behandlungsmöglichkeiten (bspw. auch Arbeit
für Tumordatenbanken wie das GISTRegister)
29
1858 entwickelte Rudolf Virchow die
Zellularpathologie, die nun auf der
Ebene von Körperzellen pathologische
Veränderungen untersuchte.
„Jede Krankheit beruht in der Veränderung einer kleineren oder größeren
Summe zelliger Einheiten des lebenden Körpers.“
„Das viel gesuchte Wesen der Krankheit
ist die veränderte Zelle.“
3. Pathologie / Diagnostik
3.5. Gewebeprobe und KIT-Antikörper
Eine Untersuchung des Tumorgewebes ist
also essentiell für die Diagnosestellung
von Krebs und GIST. Dieses wird, wie bereits erläutert, entweder im Rahmen einer
Operation (Resektat) entnommen oder,
wie oben bereits gelesen, per Biopsie.
Die Immunhistochemie ist eine Art, die
Gewebeprobe zu untersuchen. Bei dieser
Methode trägt der Pathologe Antikörper
auf die Gewebeprobe auf. Diese Antikörper sollen mit spezifischen Proteinen auf
der Zelloberf läche reagieren. Der wichtigste Antikörper, der bei der Verdachtsdiagnose GIST aufgetragen wird, ist der so
genannte KIT-Antikörper. Wenn sich nun
dieser Antikörper mit dem spezifischen
Protein (c-KIT-Rezeptor) auf der Zelloberf läche verbindet, so entsteht ein Fleck
oder eine Farbveränderung in der Gewebeprobe. Die Gewebeprobe wird als
„Fleck-positiv“ gewertet, wenn nach Zugabe des KIT-Antikörpers das KIT-Protein präsent ist. Dies bedeutet, dass diese
Zelle c-KIT-Rezeptoren auf der Oberf läche hat.
Von einer immunhistologischen Untersuchung ausgehend, kann man GIST wie
folgt zusammenfassen:
KIT CD117
positiv
> 95%
CD34
positiv
60-70%
SMA
positiv
30-40%
Desmin
positiv
<1-2%
S-100
positiv
5%
3.6. Risikobewertung
INFO
Viele Versuche wurden unternommen,
GIST zu klassifizieren und das maligne
(bösartige) Verhalten zu studieren. Grundsätzlich sollte das Wort „benigne“ (gutartig) in Verbindung mit GIST nicht gebraucht werden, da alle GIST potenziell
maligne (bösartig) sind, d.h. alle GIST –
auch ganz kleine – können im Laufe der
Jahre zu Streuherden führen. Viele Faktoren wurden diskutiert, die zu einem erhöhten Risiko der Entwicklung von
Streuherden (Metastasen) führen können.
Die zwei am häufigsten genannten Faktoren sind Tumorgröße und die Zellteilungsaktivität.
Weichteiltumoren
(Sarkome), die in Wirklichkeit einem GIST entsprechen
könnten: Leiomyom, Leiomyosar-
Diagnose: GIST
Diagnose: Leiomyosarkom
Die folgende Tabelle wurde in einem GIST-Workshop entwickelt.
Risikogruppe Tumorgröße Anzahl Mitosen/50 HPF* Häufigkeit**
Sehr niedriges Risiko <2 cm <5 12%
Niedriges Risiko 2-5 cm <5 33%
Mittleres Risiko <5 cm 6-10 20%
5-10 cm <5
Hohes Risiko >5 cm >5 >10 cm jede Zahl
jegliche Größe Mitosen >10
23%
Quelle: Fletcher CDM et al. 2002 *high power field **Kindblom, 2003
WICHTIG
Entscheidend bei der Risikobewertung
sind also die Größe des Primärtumors und
die so genannte Mitoserate. Mitosen sind
sich gerade in Teilung befindliche Zellen
beim Wachstums- und Zellerneuerungsprozess. Die Mitoserate ist der Wert für
die Zellteilungsgeschwindigkeit und somit
auch für das Tumorwachstum. Er wird
vom Pathologen in HPF (High Power
Fields) angegeben – einer Einheit für die
Messung unter dem Mikroskop.
30
Die Risikobeurteilungen sind sicherlich
klinisch sinnvoll. Sie können darauf hindeuten, dass das Risiko eines späten
Rückfalls (Rezidiv bzw. Progress) besteht
und aus diesem Grunde die Patienten für
eine unbestimmte Zeit unbedingt regelmäßig eng kontrolliert werden müssen.
3.7. Reklassifizierungen
Sollte eine pathologische Untersuchung
der Tumorzellen vor dem Jahr 2001
durchgeführt worden sein, so ist es möglich, dass nicht auf c-KIT getestet wurde.
Diese Patienten könnten einen GIST haben, aber eine andere Diagnose, wie z.B.
ein Leiomyosarkom erhalten haben. Diagnose: Maligner peripherer
Nervenscheidentumor (MPNST)
Im Rahmen neuerer und differenzierterer
Diagnosemöglichkeiten hat man die Gewebeproben von Patienten mit Sarkomen
im Magen-Darm-Trakt noch einmal untersucht. Als Ergebnis solcher Reklassifizierungen, die von erfahrenen Pathologen
durchgeführt wurden, fand man von 100
Sarkom-Diagnosen etwa 30 als GIST einzustufende. Man geht davon aus, dass es
noch immer Patienten im deutschsprachigen Raum geben könnte, die einen
bislang nicht identifizierten GIST haben. Die neuen Diagnose- und Therapieoptionen könnten für diese Patienten bessere
Lebens- und Überlebensperspektiven
bedeuten.
pherer Nervenscheidentumor, Fibrom.
3.8. Prognose vor Imatinib-Therapie
Kein Mediziner, der sich wirklich mit
GIST auskennt, wird Ihnen bei der Diagnose GIST eine Prognose bzgl. der Lebenszeit abgeben. GIST sind nicht gleich
GIST! Die Entwicklung eines GIST ist
von verschiedenen Faktoren abhängig, wie
z.B. Ort des Primärtumors, Tumorgröße,
Zelltypus, Zellteilungsgeschwindigkeit,
Mutationsstatus (Exon), Umfang der Entfernung bei Resektion, Metastasierungsgrad, u.v.m. Daher ist es auch äußerst
schwierig, die Entwicklung eines GIST
vorauszusagen bzw. überhaupt eine Prognose abzugeben.
WICHTIG
Aus Statistiken vor der Imatinib-Therapie:
5 Jahres-Überlebensrate
Die Auszählung soll – laut GIST erfahrenen Pathologen – unbedingt mit
50 HPF (Gesichtsfeldern) erfolgen. Es
wäre grundlegend falsch, nur 10 HPF
(Gesichtsfelder) auszuzählen und das
Ergebnis einfach mal fünf zu nehmen.
kom, Leiomyoblastom, Neurofibrom,
Schwannom, Neurinom, Neurogenes
Sarkom, Granularzelltumor, Maligner
mesenchymaler Tumor, Maligner peri-
Alle Patienten
28-35%
Patienten mit R0 Resektion
ca. 42-54%
Metastasen, nicht operabel, Lokalrezidiv
< 10%
Die mittlere Überlebenszeit
R0 Resektion
66 Monate
R1/2 Resektion
22 Monate
Bei metastasierter Erkrankung
19 Monate
Bei lokalem Rezidiv = örtlichem Wiederauftreten
12 Monate
31
Sollten Sie als Patient oder Angehöriger im Rahmen von Veröffentlichungen oder Vorträgen mit
Überlebenskurven (engl. Survival)
konfrontiert werden, bedenken Sie
bitte eines: Hier handelt es sich um
historische statistische Werte vieler Patienten - NICHT um eine für SIE persönlich zutreffende Prognose. Davon eine
Prognose für die eigene Erkrankung
abzuleiten, wäre völlig falsch.
3. Pathologie / Diagnostik
32
c-KIT: Sekundär-Mutationen bei Imanitib-resistentem GIST
Beispiel 816H – Exon 11 und Exon 17:
Hier handelt es sich um eine Art Unteradressen in den jeweiligen Exons.
2
3
4
5
6
3 4
4 6
7
V654A, D816H (patient 5 this report)
D820E, N822K, N822Y Patient 39 this report)
V654A, N822K (Antonescu et al)
D816E, D820V, D820E, N822K (Wardelmann et al)
V654A, T670E, Y823D (Wardelmann et al)
V654A, D820G, (Wardelmann et al)
V654A, T670I, (Wardelmann et al)
5
2
2 2
4
V
T
ATP Bindung
33
E15/16
S D
E17
823
E14
822
E13
820
1
Die Mutationsanalyse, also Exon-Bestimmung von Sekundär-Mutationen ist möglich. Hier wird Gewebe des progredienten
Tumors oder der Metastase in einem sehr
aufwändigen und manchmal mehrere
Tage dauernden Prozess auf SekundärMutationen analysiert. Das Verfahren ist
derzeit nur im Rahmen von klinischen
Studien üblich und momentan auch noch
nicht therapierelevant. Wie Sie in Kapitel
9 (Klinische Studien) lesen können, gibt es
bisher nur ganz wenige Studien (in den
USA), deren Substanzen bestimmte
Adressen von Sekundär-Mutationen als
Zielstruktur der Therapie haben.
1
816
In englischsprachigen Veröffentlichungen findet man für Mutationsanalyse oder Exon-Bestimmung auch den
Begriff „Genotyping“. Der Genotyp
ist das Erbbild eines Organismus und
repräsentiert seine exakte genetische
Ausstattung, also den individuellen
Satz von Genen, den er im Zellkern
in sich trägt. Der Begriff Genotyp
wurde 1909 von dem dänischen Genetiker Wilhelm Johannsen geprägt.
In Bezug auf GIST geht es um die
Mutation (Veränderung) in den KITund PDGFRA-Genen bis hin zum Exon
(Genabschnitt).
Die derzeit bekannten sekundären KITMutationen bei Imatinib-Resistenz sind:
809
In Zusammenarbeit mit dem
Deutschen GIST-Register
www.gist-register.de (Porträt im Anhang) bietet „Das Lebenshaus e.V.“ an,
Ihre Krankheitsdaten im GIST-Register
erfassen zu lassen. Im Rahmen der
wissenschaftlichen Auswertung findet
eine kostenlose Exon-Bestimmung
statt. Nach Kontaktaufnahme mit dem
Lebenshaus erhalten Patienten einen
Fragebogen und eine Einwilligungserklärung, die sie ausfüllen und zurück
senden. Beides leitet „Das Lebenshaus“
dann direkt an das GIST-Register weiter.
Sie werden später – in Kapitel 7 – noch einiges über Progression und Imatinib-Resistenz lesen. Ein Grund, warum Imatinib
irgendwann unter Umständen nicht mehr
ausreichend wirkt und es zum Fortschreiten der Erkrankung (Progress) kommt,
sind neue Mutationen. In etwa 50% der
Fälle kommt es unter Therapie zu einer
„Genetischen Resistenz“ zu so genannten
Sekundär-Mutationen.
5 7
INFO
3.11. Rolle der Sekundär-Mutation
709
716
Sie erinnern sich noch an die Exons ? Diese
Hot-Spot-Regionen sind Adressen, um genau zu beschreiben, wo die Mutation /
Veränderung im Gen bzw. im dazugehörigen Rezeptor sitzt. Das KIT-Gen beispielsweise ist in 21 Exons eingeteilt. Bei
GIST findet man am häufigsten die KITMutationen / Veränderungen in den Exons
9, 11, 13 und 17 im PDGFRA-Gen in den
Exons 12, 14 und 18.
Wenn Sie gerne rückwirkend Ihre Primär-Mutation wissen möchten, wenden
Sie sich bitte direkt an den behandelnden
Arzt mit der Bitte um eine Exon-Bestimmung des Primär-Tumors. Die Klinik, die
Ihre Diagnose GIST gestellt hat, lagert
Schnitte Ihres Tumors – eingebettet in so
genannte Paraffinblöcke. Hier kann Ihr
Arzt jederzeit die Blöcke anfordern und in
einer mit GIST- und Exon-Bestimmungen
erfahrenen Pathologie die Mutationsana-
Ablauf der Mutationsanalyse
670
3.10. Ermittlung des Mutationsstatus
TIPP
Solche Untersuchungen werden in Zukunft einen größeren Stellenwert bekommen, wenn verschiedene GIST-Medikamente zur Verfügung stehen, die bei unterschiedlichen Mutationen unterschiedlich gut wirksam sind. Somit könnte man
für eine bestimmte Mutation ein genau
passendes und besonders wirksames Medikament oder eine Kombination von Medikamenten einsetzen.
lyse vornehmen lassen. Teilweise werden
die Kosten von Kassen übernommen,
GIST-Experten lassen die Analysen im
Rahmen von Forschungsetats durchführen
oder Betroffene zahlen die Analysen privat. Bei einer Analyse auf Exon 9 und 11
dürfte durchschnittlich derzeit mit etwa
200,-- EUR zu rechnen sein.
3 5 8 7
Trotz der bisher definierten histologischen
Kriterien (Vorhandensein von c-KIT /
CD-117 sowie Risiko-Klassifizierung =
Tumorgröße und Mitoserate nach Fletcher
– siehe Tabelle) bedeutet die Vorhersage
des Tumorverhaltens für Patienten mit
GIST noch eine große Herausforderung
für die Pathologen. So sucht man als eine
der wichtigen Aufgaben noch immer nach
„alternativen Markern“, die bessere prognostische Auswertungen zulassen.
Der mediz.-wiss. Beirat des Lebenshauses
versucht derzeit – mit der Expertise von
Frau PD Dr. Wardelmann und anderen
GIST-Experten – die Einrichtung einer
Abrechnungskennziffer für die Mutationsanalyse zu erreichen. Ziel ist es, dass zumindest die Bestimmung von Exon 9 und
Exon 11 standardmäßig bei der Erstdiagnose GIST durchgeführt und von den
Kassen bezahlt wird.
1
3.9. Suche nach prognostischen Markern
Es gibt GIST-Patienten, die kennen den
Ort ihrer Primär-Mutation, andere kennen ihn nicht. Die Ermittlung des Mutationsstatus in der Gewebeprobe (Exon-Bestimmung) war in der Anfangszeit der
GIST-Diagnostik eine aufwändige und
teure Laboruntersuchung. Sie wurde nur
im Rahmen von klinischen Studien und
für das GIST-Register (siehe Teil des Ratgebers Anhang) im Pathologischen
Institut des Uniklinikums Bonn (Kontakt:
Frau PD Dr. Eva Wardelmann) durchgeführt. Leider ist es derzeit noch immer so,
dass die Exon-Bestimmung nicht routinemäßig bei der Erstdiagnose GIST gemacht
wird und von den Medizinern auch nicht
über die Krankenkassen abgerechnet werden kann.
654
Entscheidend für Patienten mit GIST ist:
Die „Prognose GIST“ hat sich durch Operation, moderne Medikamente wie Imatinib oder Sunitinib, Diagnose- / Behandlungsstandards und regelmäßige Nachkontrollen enorm verbessert. Seit die erste
GIST-Patientin im März 2000 in Helsinki
mit Imatinib versuchsweise behandelt
wurde hat sich in der GIST-Forschung
und der klinischen Praxis viel getan. Lag
die durchschnittliche Überlebenszeit eines
Patienten mit metastasierter Erkrankung
vor Imatinib bei 19 Monaten (Tabelle)
gibt es heute viele Patienten, denen es seit
weit über 6 Jahren unter medikamentöser
Therapie noch immer gut geht.
C
D
D
N
Y
Aktivierungsschleife
4. Therapieoptionen
Vor den so genannten Target-Therapien
mit Imatinib und Sunitinib hatten GISTPatienten eine sehr limitierte Auswahl an
Therapiemöglichkeiten. Diese zeigten
auch nur geringen Erfolg. Metastasierte
GIST endeten fast immer tödlich. Hier
war dringend Notwendigkeit geboten, die
Patienten mit anderen Methoden zu behandeln.
4.3. Lokal ablative Therapien
4.4. Target-Therapien
Für eine lokale Therapie von z.B. bei
GIST-Metastasen in der Leber gibt es diverse Behandlungsoptionen – abhängig
von Ort, Umfang und Größe der Metastasen. Derzeit eingesetzt werden:
Die Entwicklung von Glivec® (Wirkstoff
Imatinib mesylate, Handelsname in den
USA Gleevec™, Forschungscode STI 571)
durch die Firma Novartis und die Zulassung waren nicht nur Meilensteine bei der
Leukämie- und GIST-Therapie, sondern
auch der Impuls für eine neue Generation
von Krebsmedikamenten – den TargetTherapien.
nOperation / Resektion
häufig
4.1. Strahlentherapie und
Chemotherapie
GIST sprechen auf eine Strahlentherapie
völlig unzureichend an. Daher ist eine
Strahlentherapie bei GIST mit Ausnahme
von Knochenmetastasen nicht etabliert.
Viele Patienten, die metastasierte GIST
hatten, haben sich – in früheren Jahren –
trotz geringem Heilerfolg mehreren Chemotherapien unterzogen, da keine anderen
Alternativen in Frage kamen. Verschiedene Chemotherapien wie Doxorubicin
oder Dacarbazin, IFN Alpha oder Thalidomid zur Behandlung von noch übrig
gebliebenen Tumoren zeigten nur einen
minimalen Erfolg (Ansprechrate unter
5%). Durch die Verfügbarkeit der TargetTherapien hat sich das Bild der bislang
düsteren Prognose kategorisch gewandelt.
4.2. Operation / Resektion
Im Behandlungskonzept der GIST kommt
der chirurgischen Therapie – Operation
oder Resektion genannt – nach wie vor
eine bedeutende Rolle zu. Die so genannte
„R0 Resektion“ ist bislang nach allen
Analysen noch immer das beste prognostische Kriterium. Operable Tumoren sollten
daher immer chirurgisch entfernt werden,
wenn eine komplette Entfernung aufgrund
der Befunde möglich ist. Mehr Informationen zu den chirurgischen Therapien –
auch in Verbindung mit der Imatinib-Therapie – finden Sie im nächsten Kapitel.
nThermische Verfahren mit Hitze
oder Kälte
ß RFA = Radiofrequenzablation
häufig
ßLITT = Laserinduzierte Thermotherapie
manchmal
ßKryoablation
sehr selten
nChemoembolisation
selten
nEinspritzen von Alkohol
sehr selten
Die einzelnen Verfahren werden im
nächsten Kapitel „Chirurgische Therapie“ ausführlicher erläutert.
Bisher standen in der Krebstherapie generell folgende „klassische
Optionen“ zur Auswahl:
Einsatz der RFA, dokumentiert im CT
34
4.5. Multimodale Therapie
gewinnen, die es ihm idealerweise ermöglicht, eine normale Lebenserwartung zu
erreichen – und das unter Beibehaltung
einer entsprechend akzeptablen Lebensqualität.
In dieser „Multimodalen Therapie der
GIST“ wird auch noch einmal deutlich,
wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit von GIST-erfahrenen Pathologen, Radiologen, Gastroenterologen,
Chirurgen und Onkologen ist. Erst diese
Interaktion ermöglicht eine erfolgreiche
Diagnostik und die Durchführung eines
Behandlungsplanes, der speziell auf die
Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.
Lokale Therapien:
Operation, Bestrahlung, Ablation
Dazwischen:
Chemoembolisation
Systemische Therapien:
Chemotherapien, Biologische Therapien
Die medikamentöse Therapie mit Imatinib und Sunitinib wird noch immer –
fälschlicherweise – in die Gruppe der
Chemotherapien eingeordnet. Tatsächlich
stellt sie eine neue, eigene Therapiegruppe
dar – genannt: Target-Therapie – was soviel bedeutet wie „Zielgerichtete Krebsmedikamente“.
Man nennt das therapeutische Vorgehen
bei GIST auch „Multimodale Therapie der
GIST“. Dies bedeutet nichts anderes, als
dass man
nchirurgische Therapieoptionen,
ndie Target-Therapien mit Imatinib und
Sunitinib sowie
nmögliche Studienoptionen
bausteinweise, wechselseitig und sinnvoll
miteinander kombiniert.
Bei einer Chemotherapie (meist Injektion
oder Infusion) gibt man dem Patienten ein
Medikament (Zytostatikum = hoch toxisch = giftig) und hofft, dass es die
schnell wachsenden Tumorzellen trifft.
Gleichzeitig jedoch erreicht das Medikament auch schnell wachsende gesunde
Zellen, schwächt das Immunsystem des
Patienten und ruft teilweise schwere Nebenwirkungen hervor.
Grundsätzlich ist eine Heilung der chronischen Erkrankung GIST (bisher) nicht
möglich. Es geht also bei der therapeutischen Zielsetzung darum,
ndie Erkrankung unter Kontrolle zu halten,
nden Patienten tumorfrei zu bekommen,
nein Rezidiv – das Wiederauftreten des
GIST – zu verhindern bzw. möglichst
lange hinauszuschieben,
ndas weitere Wachstum des Tumors zu
verhindern, zu begrenzen oder zu verlangsamen,
nzu vermeiden, dass der Tumor weiter in
umliegendes Gewebe dringt oder in
andere Organe metastasiert.
Imatinib und Sunitinib und die Gruppe
der Target-Therapien sind Medikamente,
die in der Forschung entwickelt wurden,
Je nach Alter, Allgemeinzustand, Erkrankungsstadium und Befund versucht man,
für den Patienten möglichst viel Zeit zu
Was aber bedeutet das genau?
RFA-Elektrode
um spezielle Ziele in den erkrankten Tumorzellen zu treffen. Daher verursachen
sie – im Verhältnis zu Chemotherapien –
sehr viel weniger Nebenwirkungen. Weitere bekannte Wirkstoffe, die bei GIST
derzeit nur im Rahmen von Studien eingesetzt werden sind z.B. Nilotinib, Dasatinib, Sorafenib, Vatalanib, Masitinib. Man
kann alleine an der gleichen Wortendung
„nib“ erkennen, dass sie in die gleiche
Wirkstoffgruppe gehören, die der Tyrosinkinase-Inhibitoren oder MultikinaseInhibitoren.
2ADIOLO
/NCOLO
'ASTROENTEROLO
')34
0ATHOLO
0!'
0SYCHOLO
2ERY
Nachfolgend bietet der von PD Dr. Peter
Reichardt entwickelte Diagnose- und Behandlungsplan bei GIST einen guten
Überblick.
35
3URGICAL/NCOLO
0ATIENT!DVOCACY'ROUP
4. Therapieoptionen
Nachweis eines intraabdominellen Tumors,
DD GIST
Staging-Untersuchungen
Biopsie, falls erforderlich
Histologie: Eindeutige Diagnose GIST
+ Risikoklassifizierung nach Fletcher
+ Mutationsanalyse, mind. Exon 9 und 11
Metastasierter GIST:
Imatinib 400 mg/Tag
(Bei Exon 9 = 800mg)
Inoperabler GIST:
Imatinib 400 mg/Tag
(Bei Exon 9 = 800mg)
Nach Imatinib neoadjuvant
(Studie) – Ziel:
Besser operabel
Sekundär operabel:
Resektion
Stabile Erkrankung
oder Ansprechen
ImatinibUnverträglichkeit:
Sunitinib
Primär operabel:
Resektion
Fortsetzung Imatinib
(nach Basis-Dosierung)
Inkomplette Resektion:
Imatinib 400 mg/Tag
(Bei Exon 9 = 800mg)
Progrediente
Erkrankung
Lokale (fokale)
Progression
Dosissteigerung
Imatinib auf
800 mg/Tag
+ lokale Behandlung
(Chirurgie, RFA, LITT)
Systemische
Progression
Dosissteigerung
Imatinib auf
800 mg/Tag
Imatinib 600 mg/Tag +
RAD 001 (Studie)
Komplette Resektion:
Imatinib adjuvant je nach Risiko (Studie)
Auf der folgenden Seite finden Sie eine
von uns entwickelte Übersicht der empfohlenen Therapieoptionen. Sie orientiert
sich an den derzeit gültigen Guidelines /
Therapierichtlinien und Erfahrungen. Patienten sollten bitte beachten, dass die
Tabelle nicht alle Konstellationen detailliert abdecken kann und hier allgemeine
Empfehlungen gegeben werden, von denen im Einzelfall abgewichen werden
kann.
Sollten Sie Fragen zu Ihrer jeweiligen
Behandlungssituation haben,
sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt
darüber oder kontaktieren Sie
„Das Lebenshaus e.V.“.
Progrediente
Erkrankung
Progrediente
Erkrankung
Sunitinib 50mg/Tag
oder weniger
Progrediente
Erkrankung
Reichardt, Eur J Cancer 2006
(aktualisiert für „Das Lebenshaus e.V.“
Teilnahme NilotinibStudie nicht möglich:
Notprogramm
2 x 400mg/Tag
Nilotinib vs.
Best Supportive Care
(Studie)
September 2007)
36
37
4. Therapieoptionen
Übersicht: „Erkrankungsstadien und Therapieoptionen“
Therapieoptionen
OPERATION / RESEKTION / INTERVENTION
Klass. Resektion, offen
Laparoskopische OP
Kleine, submuköse GIST
sonst Beobachtung
sonst Beobachtung
Lokal begrenzter,
operabler Primärtumor < 5cm
Ziel R0
Ziel R0
Lokal begrenzter,
operabler Primärtumor > 5cm
Ziel R0
ZUGELASSENE THERAPIEN
Lokal-ablative Verfahren
Erkrankungsstadien
Imatinib
400mg
Firstline
Imatinib
800mg
First / Second
Sunitinib
50mg / zyklisch
Secondline
OPTIONEN IN DER PRAXIS
KLINISCHE STUDIEN
Sunitinib
37,5mg/Tag
durchgehend
Neoadjuvante Therapie +
evtl. OP / Resektion
KONTROLLE
Adjuvante Therapie
nach OP / Resektion
je nach Risiko bis 12 Wo. nach OP
je nach Risiko bis 12 Wo. nach OP
Inoperabler GIST - je nach Status,
Risiko, Größe und Lage
bei Exon 9
bei ImatinibUnverträglichkeit
bei Imatinib-Unverträglichkeit
bzw. 50mg zu hohe Nebenwirkungen
Metastasierter GIST einzelne Fern-Mets.
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
bei Exon 9
bei ImatinibUnverträglichkeit
bei Imatinib-Unverträglichkeit
bzw. 50mg zu hohe Nebenwirkungen
Metastasierter GIST umfangreiche Mets.
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
bei Exon 9
bei ImatinibUnverträglichkeit
bei Imatinib-Unverträglichkeit
bzw. 50mg zu hohe Nebenwirkungen
auf bis zu
800mg
bei ImatinibUnverträglichkeit
bei Imatinib-Unverträglichkeit
bzw. 50mg zu hohe Nebenwirkungen
Lokalrezidiv - nach R0
wenn kleiner 5 cm
Lokalrezidiv - unter Imatinib
wenn kleiner 5 cm
Lokaler Progress unter
400mg Imatinib
abhängig von Status, Risiko,
Größe, Lage
abhängig von Status,
Risiko, Größe, Lage
abhängig von Status,
Risiko, Größe, Lage
Lokaler Progress unter
800mg Imatinib
abhängig von Status, Risiko,
Größe, Lage
abhängig von Status,
Risiko, Größe, Lage
abhängig von Status,
Risiko, Größe, Lage
Systemischer Progress unter
400mg Imatinib
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
Systemischer Progress unter
800mg Imatinib
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
Systemischer Progress unter
Sunitinib
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
nur bei drohenden
Komplikationen
bei 50mg zu hohe Nebenwirkungen
auf bis zu
800mg
bei ImatinibUnverträglichkeit
bei 50mg zu hohe Nebenwirkungen
bei 50mg zu hohe Nebenwirkungen
Grün = Standard-Therapie
Blau = Möglich - anzudenken
Orange = Nein, nicht sinnvoll
38
39
Studien mit neuen
Substanzen
Verlaufskontrolle /
Nachsorge
4. Therapieoptionen
4.6. Target-Therapien und
Ansprechkriterien
Allgemein wird der Erfolg einer Therapie
in der Onkologie mit dem Begriff des
„Ansprechens“ bezeichnet. Also ob der
Tumor eines Patienten auf eine Therapie
anspricht und es zu einer Remission
(Rückbildung) kommt. (Remission = Begriff zur Beurteilung eines Behandlungs- / Therapieergebnisses.)
Man unterscheidet zwischen der kompletten Remission, bei der kein Tumor
mehr nachweisbar ist und der teilweisen
(partiellen) Remission, bei der ein guter
Therapieerfolg erreicht wurde, aber noch
restliche Tumoranzeichen erkennbar sind.
Ebenfalls als Erfolg ist eine Stabilisierung
der Erkrankung (stable disease) zu bezeichnen, bei der ein Voranschreiten der
Tumorerkrankung gestoppt werden
konnte.
Bei der Behandlung der GIST mussten
und müssen die Mediziner bzgl. des Ansprechens umlernen. Als Therapieerfolg
einer Target-Therapie mit Imatinib oder
Sunitinib heißt Ansprechen nicht mehr
nur Größenreduktion. So gelten bei GIST
nicht mehr allein die oben erwähnten
WHO- oder RECIST-Kriterien (vereinfachte Version der WHO-Kriterien) zur
Beurteilung des Ansprechens, sondern es
wurden von den Radiologen Choi in
Houston und Antoch in Essen neue Kriterien zur Beurteilung des Ansprechens von
GIST entwickelt.
und z.B. nach 4 Wochen unter Therapie)
kann gleich sein. Wenn sich die Dichte /
der Kontrast in HU verringert hat, ist dies
dennoch bereits als Ansprechen zu bezeichnen. Unklar ist derzeit noch, ab wie
viel Prozent Dichte-Reduktion von einem
Therapieansprechen ausgegangen werden
kann. Dies wird sicherlich in der nächsten
Zeit noch genauer definiert werden.
Diese gehen auch bei Abnahme der Tumordichte von einem Therapieansprechen
aus, selbst wenn sich die Tumorgröße im
CT nicht verringert hat. Die Tumordichte
(Kontrast) ist das wesentliche Kriterium.
Sie wird in HU (Hounsfield-Units) gemessen. Das heißt, die Größe des Tumors
zwischen zwei CTs (vor Therapiebeginn
GIST vor der Einnahme von Imatinib
INFO
In der Medizin spricht man von der Compliance (engl.) des Patienten. Damit wird
der Umstand angesprochen, dass die Behandlung vieler Krankheiten ein kooperatives Verhalten des Patienten voraussetzt.
Im medizinischen Sinn kann man Compliance also mit Therapietreue übersetzen
– besonders wichtig bei chronischen Erkrankungen wie GIST in Bezug auf die
Einnahme von Medikamenten. Dies bedeutet, dass die richtige Tablette in der
richtigen Anzahl (Dosierung) zum richtigen (vom Arzt vorgeschriebenen) Zeitpunkt eingenommen wird. Ist dies nicht
der Fall, so spricht man auch von NonCompliance. Diese kann für den Behandlungserfolg dramatische Konsequenzen
haben!
Gründe einer Non-Compliance bei
GIST können sein:
nDurch die Therapie begründet
Remission:
Begriff zur Beurteilung eines Behandlungs- / Therapieergebnisses.
Man unterscheidet zwischen der kompletten Remission, bei der kein Tumor
mehr nachweisbar ist und der teilweisen (partiellen) Remission, bei der
zwar nicht alle, aber viele Tumoranzeichen beseitigt sind.
Therapie-Ansprechen laut
WHO-Kriterien:
CR = complete remission = komplette
4.7. Target-Therapien und
Non-Compliance
Bisher in der Onkologie: Größenabnahme als Ansprechkriterium
Remission
PR = partial remission = partielle, also
teilweise Remission
SD = stable disease = Stabilisierung
der Erkrankung
PD = progressive disease = Fortschreiten der Erkrankung
40
GIST unter der Einnahme von Imatinib: Keine Veränderung der Größe,
jedoch eine Veränderung der Gewebestruktur = Abnahme der
Dichte (zystische Umwandlung)
-Unzureichende Behandlung von Nebenwirkungen
-Unwilligkeit des Patienten, die optimale Dosis zu nehmen, aufgrund starker oder stärker werdender Nebenwirkungen
-Fehlende Maßnahmen schulmedizinischer oder komplementär-therapeutischer Art, die Nebenwirkungen zu
behandeln
nPsychologisch begründet
-Vergesslichkeit (Alter, Stress, etc.), die
tägliche Dosis zu nehmen
-Verdrängung: Patient möchte durch
die Tabletten nicht an die Erkrankung
erinnert werden
-Patient fühlt sich subjektiv besser und
nimmt die Tabletten deshalb nicht,
nicht mehr oder unregelmäßig
nDurch fehlende / falsche Informationen
begründet
-Unzureichendes Wissen des Patienten
über die Erkrankung, die Therapie
und die Folgen der Nicht-Einnahme
des Medikamentes
-Mangelnde Zeit oder Unwilligkeit des
Arztes, den Patienten umfassend über
die Therapie aufzuklären
-Patient wird von einem GIST-unerfahrenen Mediziner behandelt, der
falsche oder unzureichende Informationen bzgl. der Therapie und / oder der
Dosierung gibt
-Patient ist einfach nicht in der Lage zu
lesen oder verfügt über unzureichende
Bildung / medizinisches Basiswissen
-Durch externe Beeinf lussung setzt der
Patient auf alternative Therapien,
Heilmethoden, etc. und vernachlässigt
die Therapie oder unterbricht sie sogar
eigenmächtig
Auch bei den Target-Therapien handelt es
sich um lebenslange Therapien. Das heißt,
die Therapien werden nach Anweisung
und Dosierung eines GIST-erfahrenen
Mediziners solange durchgeführt, solange
eine Wirksamkeit besteht oder auf andere
Therapieoptionen – auch im Rahmen von
Studien – umgestellt wird. Weitere Infor-
mationen über das Unterbrechen der Imatinib-Therapie und dem so genannten
„Flare-up-Phänomen“ – einem sprunghaften Wachstum des Tumors nach Therapie-Absetzen – finden Sie in Kapitel 6.
WICHTIG
Sollten Sie unter den Therapien
entsprechend ausgeprägte Nebenwirkungen haben, setzen Sie die
Medikamente nicht eigenmächtig ab,
sondern versuchen Sie, mit Ihrem behandelnden Arzt Lösungen zu finden.
Manchmal braucht es etwas Zeit und
Geduld bis man gemeinsam eine Gegenmaßnahme gefunden hat.
TIPP
Umgang mit Nebenwirkungen
(Nebenwirkungsmanagement):
BEISPIEL
Eine bestimmte Form des Diabetes
mellitus wird mit einer lebenslangen
Insulin-Therapie behandelt. Hierbei
muss der Patient eine bestimmte
Menge Insulin regelmäßig – meistens
durch Spritzen – zuführen. Bei NonCompliance, also fehlender Therapietreue, kann es zur Gefahr der Überzuckerung (Hyperglykämie) und somit
zu einem lebensbedrohlichen Zustand
kommen.
41
Für viele Nebenwirkungen gibt es
Gegenmaßnahmen bzw. Hilfen aus
den schulmedizinischen und komplementär-therapeutischen Bereichen. Es
würde den Rahmen dieses Ratgebers
sprengen, wollte man alle Maßnahmen hier aufführen.
Daher hat „Das Lebenshaus e.V.“ – gemeinsam mit GIST erfahrenen Medizinern und Apothekern – eine 12-seitige
Liste entwickelt, die regelmäßig aktualisiert und durch Patientenerfahrungen ergänzt wird. Sie können diese
Liste jederzeit gerne per Post oder als
Download unter www.lh-gist.org beim
Lebenshaus beziehen.
4. Therapieoptionen
4.8. Diskussion sonstiger
Therapien
Hyperthermie
(Griech. = Überwärmung) nennt man in
der Medizin eine Behandlung, bei der die
Temperatur des Körpergewebes künstlich
erhöht wird. Sie ist ein Teilbereich der
Thermotherapie. Es gibt Überwärmungen
des ganzen Körpers und solche von Regionen oder einzelnen Organen. Wirkungsweise: Die erhöhten Temperaturen begünstigen eine verstärkte Durchblutung
im Tumorgewebe und damit unter Umständen eine verbesserte Wirkung von
Strahlen- und Chemotherapie (ThermoSensibilisierung).
Bzgl. GIST und Hyperthermie liegen
bisher keine Erfahrungen oder Studienergebnisse vor. Wie wir wissen, sind GIST
äußerst seltene Tumoren. Sie sind noch
seltener als ihre Obergruppe, die Weichteilsarkome. In den meisten mit Hyperthermie erfahrenen Zentren beziehen sich
die Erfahrungen auf Sarkome – in Verbindung mit Strahlen- und / oder Chemotherapie. Zur Thermo-Sensibilisierung von
Imatinib oder Sunitinib liegen keinerlei
Daten vor.
Eine relative Kontraindikation für die Hyperthermie ist die vorwiegende Lokalisation der GIST im Bereich des Magens und
Dünndarms – beides Regionen, die für
die Hyperthermie schwer erreichbar sind.
Auf Grund der bisher geringen Erfahrungen / Fallzahlen, der schlechten Erreichbarkeit des Zielgewebes und des ausgezeichneten Ansprechens auf Imatinib ist
es schwierig, einen ethisch gerechtfertigten Grund für den zusätzlichen Einsatz
von Hyperthermie bei GIST zu finden.
Alternativmedizin
Alternativmedizin (auch: Alternative Medizin, synonym Komplementärmedizin) ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche Heilweisen oder diagnostische Konzepte, die eine Alternative oder
eine Ergänzung (im Sinne des Begriffs
Komplementärmedizin) zur wissenschaftlich orientierten Medizin darstellen wollen. Die in unserem Kulturkreis bekanntesten alternativen Heilsysteme sind
die Homöopathie (Naturheilkunde) und
die Akupunktur.
Grundlegende Kritik: Häufig beruhen alternativmedizinische Verfahren auf Annahmen und nicht auf Beweisen, Studien
oder Daten. Dort, wo die Methoden einer
wissenschaftlichen Überprüf barkeit zugänglich sind und überprüft wurden,
wurde ihre Wirkung widerlegt oder es
konnten keine ausreichenden Hinweise für
eine Wirksamkeit gefunden werden bzw.
sie ging nicht deutlich über einen Placeboeffekt hinaus.
WICHTIG
Selbstbewusstsein bzgl. des Managements Ihrer Erkrankung. Es liegt an Ihnen, solche „Ratgeber“ frühzeitig zu
bremsen bzw. abzublocken.
Hier geht es nicht um die generelle
Ablehnung der Alternativmedizin wie
z.B. der Naturheilkunde. Diese kann
und sollte durchaus bei der etablierten,
schulmedizinischen Krebsbehandlung
begleitend eingesetzt werden. Doch:
Naturheilkundliche Verfahren sind
nicht dazu geeignet, Krebszellen zu
zerstören. Sie sind dazu ausgerichtet,
den gesamten Organismus zu stärken
(Immunsystem), also die gesunden
Anteile im Körper zu fördern. Man
weiß heute, dass Rekonvaleszenz, Lebensqualität und allgemeines Wohlbefinden durch Naturheilkunde – neben
der eigentlichen Therapie – sehr oft
gesteigert werden. Weiterhin können durch die kombinierte Therapie
Nebenwirkungen und unerwünschte
Effekte vermindert werden. Heute
interessieren sich bereits ca. 80% der
Krebserkrankten für naturheilkundliche Verfahren, 60% wenden sie bereits in Ergänzung zur Schulmedizin an.
Misteltherapie
Die Misteltherapie ist eine umstrittene alternativmedizinische Behandlungsmethode, die von dem Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner und der Ärztin Ita Wegman entwickelt wurde. Sie ist
in Deutschland eine der bei Krebserkrankungen am häufigsten eingesetzten komplementärmedizinischen Therapien. Da
die medizinische Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist, wird sie von den meisten
Ärzten abgelehnt. Auch bzgl. GIST gibt es
keinerlei Studien, Daten oder Erfolgsberichte, die es rechtfertigen würden, die
Misteltherapie ergänzend oder sogar anstatt einer Target-Therapie einzusetzen.
Die allermeisten GIST-erfahrenen Mediziner raten daher von Experimenten ab, da
auch mögliche Interaktionen mit den Target-Therapien nicht geklärt sind. Außerhalb des deutschsprachigen Raumes ist die
Misteltherapie weitgehend unbekannt und
ungebräuchlich.
Bei der Therapie der GIST gibt es
vier grundlegende Empfehlungen
bzgl. alternativer bzw. ergänzender Medizin:
1.Jegliche Verfahren sollten nur dazu dienen, die etablierten Therapien wie die
Target-Therapien zu unterstützen –
keinesfalls zu ersetzen. Hier geht es um
Steigerung des Wohlbefindens und der
Lebensqualität, um Stärkung des Immunsystems und die Behandlung von
Nebenwirkungen.
2.Alle alternativen oder ergänzenden
Therapien, Verfahren, Maßnahmen,
etc. sollten Sie unbedingt mit Ihrem
behandelnden Arzt besprechen. Denn
diese könnten einen erheblichen Einf luss auf den Verlauf der Therapie haben. Schlimmstenfalls tritt nicht nur
42
„keine Wirkung“ auf, sondern es wird
der Behandlungserfolg sogar negativ
beeinf lusst. Eine Arzt-Patienten-Beziehung lebt vom gegenseitigen Vertrauen
– in beide Richtungen: Also, sprechen
Sie offen mit Ihrem Arzt über Ihre Gedanken, Wünsche oder Absichten.
3.Im großen Feld der Krebsbehandlungen
gibt es leider inzwischen auch viele unseriöse Angebote, die nicht auf Ihre
Gesundheit, sondern auf Ihren Geldbeutel zielen. Oft finden diese „Pseudotherapien“ vor allem bei Patienten
Gehör, bei welchen die etablierten
Therapien nicht mehr ausreichend wirken und welche manchmal „händeringend“ nach Optionen suchen. Es gibt
leider keine Erkenntnisse darüber oder
Beweise dafür, dass man GIST durch
besondere Diäten, Vitamin-Cocktails,
Meditation, Akupunktur, Esoterik oder
andere Optionen heilen oder kontrollieren kann. Sie können glauben: Wenn
es solche Erkenntnisse gäbe, wären sie
bei den GIST-Experten bekannt und
würden sicherlich auch zum Wohle der
Patienten eingesetzt werden.
4.Oft erhält man als GIST-Patient aus
dem Familien- oder Freundesumfeld
die tollsten Therapievorschläge. Da hat
der Eine dies gelesen, der Andere jenes
gehört und Großmutter schwört auf die
„Antikrebs-Therapie mit Aprikosenkernen“. Manchmal können diese – oft
nur gut gemeinten – Ratschläge geradezu fordernd werden und Sie, den Patienten, belasten – nach dem Motto:
„Wenn Du dies nicht tust, wirst Du
schon sehen, was Du davon hast!“. Sie
alleine sind der kompetente Manager
Ihrer Erkrankung – gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt. Zeigen Sie
43
5. Chirurgische Therapie
TIPP
Die Chirurgie (griech. = Handwerk) ist
das medizinische Fachgebiet, das sich mit
der Behandlung von Krankheiten und
Verletzungen durch direkte, manuelle
oder instrumentelle Einwirkung auf den
Körper des Patienten (Operation) befasst.
In der Chirurgie werden krankhafte Organe vollständig (= Ektomie, wie z.B. die
Gastrektomie = Magenentfernung) oder
teilweise (Resektion) entfernt. Blockierte
Organsysteme werden wieder durchgängig gemacht, neue Organe oder Prothesen
implantiert.
Chirurgie umfasst die Schwerpunkte Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie, Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie und – je nach
Organisationsstruktur – auch die Allgemeinchirurgie. Man findet auch Einteilung in Fachgebiete wie z.B. Herzchirurgie, Neurochirurgie, plastische Chirurgie,
onkologische Chirurgie, etc. Die Viszeralchirurgie umfasst die operative Behandlung der Bauchorgane, d.h. des gesamten
Verdauungstraktes einschließlich der Speiseröhre, des Magens, des Dünn- und
Dickdarmes, des Enddarmes, der Leber,
der Bauchspeicheldrüse und der Milz. In
den letzten Jahren setzt sich auch in der
Viszeralchirurgie immer mehr die minimal invasive Chirurgie oder laparoskopische Chirurgie durch.
INFO
Die Operations- /
Resektionsstufen:
R0: mikroskopisch tumorfreier Rand
bei gleichzeitiger Metastasenfreiheit
Bzgl. der Chirurgie von Metastasen
unter Imatinib-Behandlung ist eine
Studie EORTC 62063 in Planung. Sobald „Das Lebenshaus e.V.“: hierüber
mehr Informationen hat, werden wir
diese im Infobrief INFORM und unter
www.lh-gist.org veröffentlichen.
OP bei Magen-Karzinom
5.1. Operation / Resektion
der GIST
Im Behandlungskonzept der GIST kommt
der chirurgischen Therapie – Operation
oder Resektion genannt – nach wie vor
eine zentrale Rolle zu. Wichtig hier:
nEine Operation kann GIST nicht immer alleine heilen.
nEine komplette Resektion ist bei etwa
85% der Patienten mit Primärtumoren
möglich.
nEtwa die Hälfte der GIST sind örtlich
beschränkt und daher einer Operation
zugänglich! Doch die Möglichkeiten
der Tumorentfernung sind oft erst während einer Operation bestimmbar.
Die Operation / Resektion ist das Mittel
der Wahl bei lokalisierten oder potenziell
entfernbaren GIST. Operable Tumoren
sollten daher immer chirurgisch entfernt
werden, wenn eine komplette Entfernung
aufgrund der Befunde möglich ist. Die so
genannte „R0 Resektion“ (mit einer intakten Pseudokapsel) ist bislang – nach allen Analysen – noch immer das beste prognostische Kriterium.
R1: mikroskopisch Tumor im Randbereich des Resektats bei gleichzeitiger
Metastasenfreiheit
R2: bereits makroskopisch Tumor
im Randbereich oder nachgewiesene
Fernmetastasen
Bei GIST besteht ein sehr hohes Risiko
des Widerauftretens von Tumoren im
Bauchraum (so genanntes Rezidiv) – selbst
bei Patienten, bei denen der Tumor entfernt wurde und mikroskopisch tumorfreie Ränder zu sehen waren (R0 Resek44
tion). Mindestens 50% der Patienten erleiden erfahrungsgemäß einen Rückfall (Rezidiv) oder bekommen Metastasen nach
einer kompletten Resektion; die 5-JahresÜberlebensrate liegt bei etwa 50%. Die
chirurgische Therapie der Primärtumoren
ist abhängig von
•Größe
•Lokalisation
•Ausbreitung und Umfeld (Blutgefäße)
•Allgemeinzustand des Patienten.
Grundsätzlich wird angestrebt, nur den
Tumor selbst und nicht das ganze Organ
operativ zu entfernen! Ein ausreichender
„Sicherheitsabstand im Gesunden“ (die
Experten sprechen allgemein von 1-2 cm)
ist unbedingt einzuhalten.
Eine Operation sollte idealerweise nur
eine geringe chirurgische Morbidität (im
Sinne von Gesamtbeeinträchtigung) hervorrufen. Wenn die chirurgische Morbidität durch Reduktion der Tumorgröße verbessert werden kann, sollte eine präoperative (neoadjuvante) Behandlung mit Imatinib angedacht werden.
Auch bei Patienten, die wegen einer fortgeschrittenen Erkrankung eine ImatinibTherapie erhalten, sollte geprüft werden,
ob der GIST durch die medikamentöse
Behandlung eventuell operierbar / entfernbar geworden ist. Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem
OP bei GIST
Onkologen und dem Chirurgen ist notwendig, um die beste Möglichkeit einer
Operation (Zeitfenster) nach Ansprechen
oder stabiler Erkrankung festzustellen. Immer hierbei zu berücksichtigen:
•Genaue, sorgfältige Prüfung
•Keine kurzfristige Entscheidung, da
keine Notfall-Situation
WICHTIG
Oberstes Ziel bei der Resektion muss es
sein, den Tumor im Ganzen – also nicht
geplatzt oder in Einzelteilen – zu entfernen. GIST sind von einer Pseudokapsel umgeben – einer dünnen Haut vergleichbar, die bei der Operation nicht
platzen darf. Denn eine so genannte
Tumor-Ruptur kann die Prognose
enorm verschlechtern, da Tumorzellen frei in den Bauchraum gelangen
(Tumor-Spillage) und dort zu Streuherden (Metastasen) führen können. Bei
metastasierten Erkrankungen gibt es
immer wieder Patienten, in deren OPBerichten man nachlesen kann, dass
es während der Operation zu solchen
Rupturen gekommen ist. Auch das
Thema Biopsie (Gewebeentnahme)
hatten wir in diesem Zusammenhang
bereits in Kapitel 3 behandelt.
Sicherheitsabstand im
gesunden Gewebe
•Chancen und Risiken abwägen
•Gewebeuntersuchung nach OP – evtl.
wichtig für Zukunft…
Weitere Erfahrungswerte bzgl.
GIST und Operation:
nWichtig für alle Operationen ist eine
WICHTIG
Ein Patient, dessen metastasierte und/
oder inoperable Erkrankung durch
Imatinib unter Kontrolle gebracht
wurde oder sogar operabel geworden
ist, sollte mit einem GIST-erfahrenen
Chirurgen über eine mögliche Operation sprechen. Natürlich ist eine
Operation immer eine psychische und
physische Belastung. Doch anderseits
wissen wir – trotz aller Therapieerfolge mit Imatinib – um das Phänomen
der Resistenzbildung (Sekundär-Mutationen) unter Imatinib. Eine operable
Läsion, die herausoperiert wurde, ist
möglicherweise ein Gefahrenherd weniger, der resistent und damit eventuell untherapierbar werden könnte. Es
geht nicht um die Devise Medikament
oder Messer. Es geht um die – im letzten Kapitel erwähnte – „Multimodale
Therapie der GIST“: Durch sinnvolle
Kombination von chirurgischen und
medikamentösen Therapien möglichst
Zeit zu gewinnen
45
saubere Bildgebung per Endosonographie, CT oder MRT.
nNicht die Tumorgröße alleine bestimmt die Frage, ob auch ein kleiner
Tumor entfernt wird – sondern auch
die Zellteilungsrate. Auch kleine GIST
können durchaus ein hohes Risiko haben und sollten entfernt werden (siehe
4.6 Risikobewertung).
nLokal begrenzte, kleine submuköse
GIST können minimal-invasiv – das
heißt endoskopisch-laparoskopisch –
entfernt werden. Manchmal sind
„kleine GIST“ tückisch, bei denen nur
ein kleiner Teil sichtbar ist, der weitaus
größere Teil sich jedoch außerhalb des
Organs befindet (eine Art „Eisberg-Effekt“).
nGrößere Tumoren werden primär offen
operiert.
nBei GIST des Magens ist die Entfernungsf läche abhängig von der Primärtumorgröße. Bei kleinen Tumoren (bis
etwa 3 cm) kann eine Magenwandresektion ausreichend sein, die in Abhängigkeit von der Lokalisation des Tumors ggf. auch laparoskopisch erfolgen
kann. Größere Tumoren müssen (mit
oder ohne präoperative Imatinib-Therapie) durch entsprechende Operati-
5. Chirurgische Therapie
5.3. Nachsorge nach Operation
onen entfernt werden. Eine komplette
operative Magenentfernung ist von der
Tumorgröße abzuleiten, aber nicht aus
Prinzip gegeben.
nBei den GIST des Dünndarms ist eine
Segmententfernung des Tumor tragenden Abschnittes mit einem Sicherheitsabstand von 2 bis 5 cm ausreichend. Eine ausgedehnte Lymphknotenentfernung oder auch erweiterte
Darmentfernung ist aufgrund der geringen Häufigkeit einer lymphogenen
Metastasierung nicht erforderlich.
nDas Verfahren ist elegant, schonend
Die Langzeitüberwachung der Patienten
in kurzen Zeitabständen ist wichtig, selbst
nach erfolgreicher Entfernung des Tumors. Keinesfalls dürfen GIST-Patienten
nach erfolgreicher Operation als „geheilt“
und ohne nachfolgende regelmäßige
Überwachung entlassen werden. (Mehr
zum Thema „Nachsorge“ finden Sie in
Kapitel 11.)
5.4. Behandlung von Lebermetastasen
5.2. Minimal-invasive oder
laparoskopische Chirurgie
TIPP
Bei der Operation größerer GIST kann
manchmal eine komplette Magenentfernung notwendig sein. Essen und
Trinken können dann unter Umständen für die Betroffenen zu einem Alltagsproblem werden. In dem Ratgeber
„Essen und Trinken nach Magenentfernung“ werden alle Probleme, die
nach Gastrektomie auftreten können,
detailliert dargestellt und erklärt; es
werden Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen angeboten.
Autor: Herman J. Mestrom,
Verlag: ars bonae curae
Verlag, Sprockhövel,
ISBN: 3-930896-04-4,
111 Seiten für 15,90 Euro
Faktoren der RFA:
Minimal-invasive Chirurgie (MIC, auch
Schlüsselloch-Chirurgie genannt) bezeichnet als Oberbegriff operative Eingriffe mit kleinster Verletzung von Haut
und Weichteilen. Zu Beginn der 90er
Jahre etablierte sich die laparoskopische
Chirurgie zunächst zur operativen Entfernung der Gallenblase, später auch zur
Durchführung komplexerer Operationen
im Bauchraum.
Kleinere Schnitte und geringere Verletzungen der Weichteile beim Zugang führen meist zu weniger Schmerzen nach der
Operation und häufig auch zu einer rascheren Erholung und Mobilisation. Demgegenüber stehen evtl. Nachteile wie z.B.
ngeringere Übersichtlichkeit des Operationsfeldes,
nzumeist asymptomatische, aber doch
vorhandene größere Weichteilverletzungen,
nverlängerte Operationszeit und die verzögerte Zugriffsmöglichkeit bei einer
bedrohlichen Komplikation wie z.B.
einer starken Blutung im Operationsfeld.
46
Diese Ansicht kann jedoch kontrovers diskutiert werden. Ein erfahrener Laparoskopeur wird die Aussage treffen, dass er eine
bessere Übersicht hat und für die Operation weniger Zeit benötigt als bei einer offenen Operation.
In den ersten Jahren der GIST-Therapie
wurde die minimal-invasive Chirurgie als
Operationsverfahren bei GIST noch abgelehnt. Inzwischen ist sie akzeptiert und
wird in Abhängigkeit von Lokalisation
und Größe des Befundes auch durchgeführt.
Folgende Parameter scheinen derzeit zu gelten:
nMinimal-invasive Operation bis ca. 5
cm Tumorgröße – teilweise sind auch
Resektionen größerer Tumoren möglich. Generell wird die Tumorgröße
nicht von der Operation bestimmt,
sondern von der Öffnung, die für die
Bergung des Resektats zu Verfügung
steht.
nOperation in der so genannten NoTouch-Technik – also ohne den Tumor
anzufassen.
nOperation nur durch sehr GIST- und
Laparoskopie-erfahrene Chirurgen.
Bei GIST-Metastasen in der Leber gibt es
diverse Behandlungsoptionen – abhängig
von Ort, Umfang und Größe der Metastasen. Erste Wahl ist die Imatinib-Therapie
– das heißt Beginn einer Therapie oder
z.B. bei Progress eine mögliche Dosiserhöhung. Andere Therapieoptionen könnten (auch in Ergänzung zu Imatinib) eingesetzt werden.
Operation / Resektion
Theoretisch könnten bis zu 80% der Leber
entfernt werden, weil sich das Lebergewebe zumindest teilweise erneuern kann.
GIST-Metastasen können u.U. nicht sinnvoll durch eine Operation behandelt werden. Probleme ergeben sich beispielsweise:
1.Wenn mehrere Metastasen in verschiedenen Teilen der Leber liegen. Hier ist
oft keine Operation möglich, da man
dann zuviel Lebergewebe entfernen
müsste.
2.Wenn nach einer vorangegangenen Leberoperation erneut Metastasen auftreten.
3.Wenn manche Metastasen so ungünstig
liegen, dass eine Operation ohne Verletzung lebenswichtiger Leberanteile
nicht möglich ist.
und wenig belastend
nDie Risiken sind kalkulierbar: Die häu-
RFA (Radiofrequenzablation)
4.Wenn ein anderer Hinderungsgrund
für eine Operation vorliegt, wie der
Allgemeinzustand oder weitere schwere
Erkrankungen, z.B. Herzkrankheiten.
RFA (Radiofrequenzablation)
Bei der RFA wird eine Elektrode, die wie
eine etwas dickere Punktionsnadel aussieht, in der zu behandelnden Metastase
platziert. Das geschieht unter Sichtkontrolle im CT. Kleine Antennen, die an
der Spitze des Instruments ausgefahren
werden, geben dann Radiowellen ab (eine
Art Wechselstrom), durch die sich das Gewebe in wenigen Minuten stark auf heizt.
Die Metastase wird verkocht, gesundes
Gewebe wird nur in den Randbereichen
weggeschmolzen, um einen Sicherheitsabstand zur Tumorzone zu schaffen. Um die
Radiowellen-Sonde in die Leber zu bringen, genügt ein Stich in die Bauchdecke,
der in der Regel anschließend nicht einmal eine Hautnaht erfordert. Grundsätzlich ist nur eine lokale Betäubung nötig.
Meist kann der Patient schon am nächsten
Tag wieder nach Hause gehen.
47
figste Nebenwirkung ist leichtes Fieber,
weil das zerstörte Zellmaterial eine
Entzündungsreaktion im Körper des
Patienten hervorruft. Die Gefahr, dass
Krebszellen verschleppt werden, besteht
praktisch nicht, denn zum Abschluss
des Eingriffs wird auch der Stichkanal
erhitzt.
nDerzeit können nur Metastasen bis maximal fünf Zentimeter behandelt werden.
nSollen mehrere Metastasen eingeschmolzen werden, dürfen die einzelnen Herde nicht größer als 3,5 cm sein.
nNeben der guten lokalen Tumorkontrolle zeigte sich auch, dass die RFA mit
niedriger Morbidität und Mortalität
durchgeführt werden kann.
BEISPIEL
Bei einer Patientin wurden zwei Lebermetastasen reseziert – eine dritte, die
sehr ungünstig in der Resektionskonstellation lag, wurde thermoabladiert.
Die Patientin blieb leider ohne Imatinib-Therapie. Nach 12 Monaten wurde
ein Rezidiv in der Leber diagnostiziert
– allerdings nicht an der thermoabladierten Stelle, sondern daneben; es
handelte sich um neue Metastasen.
Dies zeigt, dass RFA als lokale Therapie
effektiv sein kann, um bestehende
Läsionen zu zerstören – jedoch nicht
ohne parallel durchgeführte medikamentöse Therapie.
5. Chirurgische Therapie
LITT (Laserinduzierte
Thermotherapie)
Bei der LITT wird Tumorgewebe in der
Leber durch Laserlicht zerstört. Hierzu
wird eine dünne Glasfaser direkt in die
Metastase vorgeschoben. Die Glasfaser leitet das Laserlicht in die Metastase und zerstört diese durch Erhitzung. Die notwendige Laserenergie und die Behandlungsdauer werden zuvor von einem Computerprogramm berechnet. In den meisten
Fällen kann die LITT ohne Operation
durchgeführt werden. Nach örtlicher Betäubung wird eine dünne Nadel durch die
Haut in die Metastase vorgeschoben. Anschließend wird die Glasfaser durch diese
Nadel eingebracht. Die Behandlung ist
nicht schmerzhaft, jedoch manchmal von
einem Druck- und Wärmegefühl begleitet. Die gesamte LITT wird in einem
MRT durchgeführt. Mit dem MRT können – ähnlich wie bei einem CT – Bilder
von der Leber gemacht werden, um den
Behandlungsablauf genau zu überwachen.
Zusammengefasst sollten für die LITT folgende Voraussetzungen gegeben sein:
nEs liegen GIST-Metastasen in der Leber
vor.
nDie Metastasen können nicht operiert
werden.
nEs sollten nicht mehr als 5 Metastasen
in der Leber vorhanden sein.
nDie Metastasen sollten nicht größer als
5 cm im Durchmesser sein.
Chemoembolisation
Darunter versteht man den Verschluss des
einen Tumor versorgenden Blutgefäßes
durch eine Mischung von Gefäß-verschließenden und zytostatischen Medikamenten. Die Metastase wird dadurch von
der Blutversorgung abgeschnitten und
kann nicht mehr weiter wachsen. Chemoembolisation wird hauptsächlich bei
GIST-Patienten mit Lebermetastasen genutzt. Sie hat im Gegenzug zur traditio-
nellen Chemotherapie mehrere Vorteile,
wie zum Beispiel:
nBlockierung des arteriellen Blutstroms
zum Tumor (oder den Tumoren)
nVermehrte Zufuhr des ChemotherapieMedikaments zum Tumor
nTumor wird länger dem Medikament
ausgesetzt
nSchnelle Ausscheidung des Medikamentes und dadurch reduzierte Toxizität (Vergiftung)
Lebertransplantation
Bzgl. Lebertransplantationen bei GIST liegen weltweit bisher nur sehr wenige Erkenntnisse vor. In den wenigen bekannten
Fällen wird zwar von erfolgreichen Transplantationen berichtet, jedoch findet man
kaum Angaben über das Langzeitüberleben der GIST-Patienten.
Grundsätzlich kann eine Lebertransplantation derzeit nicht empfohlen werden!
Betroffene Patienten sollten zudem hierbei
berücksichtigen:
nEine Transplantation ist ein schwerwiegender, umfangreicher operativer Eingriff. Sie setzt einen relativ guten gesundheitlichen Allgemeinzustand voraus. Sie sollte eigentlich nur Mittel der
letzten Wahl sein, zumal das Lebergewebe – wie bereits gelesen – regenerieren kann.
nDer Patient benötigt ein passendes
Spenderorgan und kommt so auf eine
Warteliste. Niemand kann den Eingriff
zeitlich exakt vorausplanen. Sollten
weitere Erkrankungen vorliegen, sinken die Chancen auf die schnelle Zuteilung eines Spenderorgans.
nNach dem Eingriff benötigt der Patient
zusätzliche Medikamente (z.B. Immunsupressiva), damit das Fremdorgan vom
Körper angenommen bzw. nicht abgestoßen wird.
nBei Befall der Leber hat der Primärtumor schon einmal Metastasen in die
48
Leber abgesiedelt. Es gibt keine Garantie, dass es nicht zur erneuten Metastasen-Bildung in der neu transplantierten
Leber kommt.
5.5. Neoadjuvante ImatinibTherapie + Operation
erstrecken, bis der optimale Zeitpunkt zur
Operation, das „maximale Ansprechen“,
erreicht ist.
Situationen in welchen man –
unter Umständen – neoadjuvant
behandeln würde:
nGrößere Tumoren – die inoperabel er-
Der Begriff „neoadjuvante Therapie“ (adjuvare = lat. helfen) bezeichnet eine Therapie, die vor einer Operation des Tumors
durchgeführt wird. Eine neoadjuvante
Therapie kann generell aus einer Chemotherapie, Bestrahlung, Hormontherapie
oder im Falle von GIST in der präoperativen Behandlung mit Imatinib bestehen.
Das Ziel einer neoadjuvanten Therapie
mit Imatinib ist es also, eine verbesserte
Ausgangssituation für die Operation zu
erreichen. Das heißt: Den Tumor überhaupt erst operabel zu machen oder die
Ausmaße der Operation unter Umständen
zu verringern. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Downstaging“
einer Tumorerkrankung. Die präoperative
Behandlung mit Imatinib sollte sich über
mindestens 4-6 Monate oder noch länger
BEISPIEL
Ein Patient mit einem großen GIST am
Magen wurde über einen Zeitraum
von mehreren Monaten mit Imatinib
vorbehandelt. Man sieht nach einiger
Zeit zwar eine ähnliche Größe – jedoch
hat sich das Tumorgewebe unter Imatinib zystisch umgewandelt. Der Resttumor musste nur in einem kleinen
Bereich der Magenwand reseziert werden – dass heißt, der Patient konnte
magenerhaltend operiert werden.
scheinen – die man anschließend auch
adjuvant behandeln würde.
nPatienten, bei welchen durch eine umfangreiche (extensive, verstümmelnde)
Operation möglicherweise erhebliche
postoperative Beeinträchtigungen auftreten könnten. Man versucht also
durch medikamentöse Vorbehandlung
eine Verkleinerung des Tumors bzw.
eine Gewebeumwandlung zu erreichen,
um den dann folgenden operativen
Eingriff zu minimieren.
Die bisher vorliegenden Erfahrungen /
Daten stammen meistens aus der Zeit, in
welcher eine metastasierte Erkrankung mit
Imatinib behandelt wurde und man später
eine Operation durchgeführt hat. Hier lagen keine gezielten neoadjuvanten Therapiekonzepte vor.
BEISPIEL
Ein GIST am Rektum ca. 6 cm konnte
durch eine etwa einjährige Vorbehandlung mit Imatinib auf ca. 15 x
25 mm verkleinert werden. Es gelang, den Resttumor in einem lokal
resezierenden Verfahren – mit Erhaltung der Kontinenz – zu entfernen.
Es wurde ein Ileostoma (künstlicher
Darmausgang) angelegt, um eine sichere Wundheilung zu erreichen,
welches nach ca. 3 Monaten wieder
zurück verlegt werden konnte.
Neue Daten zeigen jedoch im Vergleich, dass die R0 Resektionsquote
bei allgemein mit Imatinib vorbehandelten Patienten
ca. 75% beträgt
bei mit neoadjuvantem Konzept vorbehandelten Patienten ca. 86% beträgt
Wobei man sogar annimmt, dass bei den anderen 14% der Patienten vorher kein
sauberes Staging vorlag – d.h. sie also bereits eine peritoneale Aussaat hatten,
die initial nicht festgestellt worden war.
INFO
WICHTIG
Große GIST sind oft hypervaskularisiert, d.h. sie sind meistens sehr stark
durchblutet. Dies kann unter Umständen für den Operateur eine schwierige
Situation darstellen. Durch die Vorbehandlung mit Imatinib und damit das
Abschalten der Tumorproliferation lassen sich solche Situationen oft wesentlich einfacher, blutungsärmer – unter
Umständen auch ohne die Gabe von
Bluttransfusionen – meistern.
Übrigens: Über die Zeit verringert sich
die Tumorgröße oft nur recht langsam,
die Kontrastmittelaufnahme im CT
geht jedoch recht schnell zurück. Dies
ist z.B. eine Kontrollmethode, wenn
kein PET einsetzbar ist.
Bei Magen- und Rektum-Karzinomen
sind neoadjuvante Chemotherapien inzwischen etabliert. Die Ansprechraten
einer neoadjuvanten Imatinib-Therapie bei GIST liegen – im Vergleich dazu
– wesentlich höher.
49
Auf Grund immer weiter zunehmender
Erfahrungen und Daten sind führende
GIST-Experten überzeugt, dass eine
multiviszerale Operation eines primären GIST nicht mehr Therapie-Standard ist und eine präoperative Therapie mit Imatinib in dieser Situation
immer vorher geprüft werden sollte.
5. Chirurgische Therapie
Apollon-Studie
Zurzeit gibt es in Deutschland nur eine
neoadjuvante Imatinib-Studie, in welche
Patienten eingeschlossen werden können:
Die Apollon-Studie, eine Phase-II-Studie
zur neoadjuvanten Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem GIST.
Studienleiter ist Prof. Dr. Thomas Licht
(Oberstaufen) – die Durchführung erfolgt
in diversen GIST-erfahrenen Zentren, u.a.
in Berlin, Bad Saarow, Hamburg, Bonn,
Köln, Wiesbaden, Mannheim, Tübingen
und München.
Patienten erhalten für 4-6 Monate Imatinib, um den Tumor zu verkleinern. Je
nach Ansprechen und Verlauf (und nach
Möglichkeit) werden die Patienten dann
operiert. Nach der Behandlung in der Studie werden die Patienten in festgelegten
Zeitabständen kontrolliert.
TIPP
Wenn Sie mehr über diese Studien erfahren möchten bzw. die Adresse eines
der Studienzentren wünschen, kontaktieren Sie einfach
„Das Lebenshaus e.V.“.
5.6. Operation + adjuvante
Imatinib-Therapie
Adjuvant bedeutet hier: Die Wirkung einer Therapie zusätzlich unterstützend.
Hierbei handelt es sich um eine Art „vorsorgliche Therapie“ – nach kompletter Tumorentfernung als Vorbeugung (Prophylaxe) vor einem möglichen Rezidiv.
Eine adjuvante Behandlung ist am ehesten
bei Hoch-Risiko-Patienten angezeigt, bei
denen das Rezidiv-Risiko – trotz erfolgreicher Operation – hoch ist. Die adjuvante Therapie zielt darauf ab, möglicherweise vorhandene, noch nicht sichtbare
Metastasen zu behandeln und somit die
Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs zu senken. Zurzeit laufen in Europa zwei große
klinische Studien, die hoffentlich bald zu
diesen Fragen eindeutige Antworten geben können.
Erste Ergebnisse einer adjuvanten
Studie aus den USA wurden auf
dem diesjährigen Kongress der
Amerikanischen Krebsgesellschaft
(ASCO) vorgestellt:
Adjuvante Therapie nach vollständiger Entfernung des Tumors
Studie ACOSOGZ9001 (Phase III)
(Ronald DeMatteo, USA)
708 GIST-Patienten mit vollständig entfernten Tumoren > 3 cm bekamen in dieser randomisierten Doppelblindstudie für
ein Jahr entweder 400mg Imatinib pro
Tag oder ein Placebo. Bei Wiederauftreten
des GIST konnten die Patienten sofort von
Placebo in die Imatinib-Gruppe wechseln,
bzw. die Dosis von 400mg auf 800mg erhöhen. Primärer Endpunkt der Studie war
das rezidivfreie Überleben, sekundärer
Endpunkt war das Gesamtüberleben. In
der Studie wurde das deutlich längere rezidivfreie Überleben unter Imatinib im
Vergleich zur Einnahme eines Placebos
50
Skandinavisch-deutsche Studie
(Phase III):
gezeigt. Bei den Subgruppenanalysen
zeigte sich, dass bei Tumoren von 3-6 cm
kein signifikanter Unterschied zwischen
Imatinib und Placebo gefunden wurde.
6-10 cm große Tumoren und insbesondere
Tumoren ≥ 10 cm wiesen jeweils deutliche
Unterschiede bei der Behandlung mit
Imatinib vs. Placebo auf. Die Vorteile dieser adjuvanten Imatinib-Therapie sind eindeutig. Bei vielen GIST-Patienten mit
vollständig resezierten Tumoren kann
durch eine adjuvante Therapie mit Imatinib das rezidivfreie Überleben verbessert
werden.
Studie vergleicht die postoperative Behandlung mit Imatinib über entweder 12 oder 36 Monate
Europäische EORTC-Studie
(Phase III):
Studie vergleicht reine Nachkontrolle
und postoperative Behandlung mit
Imatinib über 24 Monate
Fazit: Hochrisiko-Patienten (mit Tumor ≥ 6 cm) profitieren am deutlichsten von einer
adjuvanten Behandlung mit einem verlängerten,
rückfallfreien Überleben. Imatinib wurde von
der Mehrzahl der Patienten gut vertragen. Nach
einem Jahr adjuvanter Behandlung ist erwartungsgemäß noch kein Unterschied im Gesamtüberleben feststellbar.
WICHTIG
Leider gibt es noch immer neu diagnostizierte Patienten,
• die ihre Risiko-Klassifizierung nicht
kennen – also möglicherweise Hochrisiko-Patienten sind.
• die von den behandelten Chirurgen
nicht auf eine adjuvante ImatinibTherapie im Rahmen von Studien
aufmerksam gemacht wurden oder
werden.
Bzgl. der laufenden Studien spielt hier
der Zeitaspekt eine große Rolle, da
Patienten in die beiden derzeit laufenden Studien nur innerhalb von 12
Wochen nach Operationsdatum eingeschlossen werden können.
51
6. Imatinib-Therapie
Die erste Einsatz von Imatinib in der Indikation GIST erfolgte bei einer 50-jährigen
Patientin mit einem metastasierten GIST,
bei der konventionelle Maßnahmen wie
Chemotherapie, Thalidomid und Interferon ohne Erfolg geblieben waren. Im
März 2000 wurde die Therapie mit Imatinib mit einer Initialdosis von 400mg/Tag
begonnen und bereits nach kurzer Zeit
zeigte sich eine eindrucksvolle Rückbildung der Lebermetastasen. Verlaufsuntersuchungen bis Februar 2001 betätigten das
nahezu vollständige Verschwinden aller
Metastasen unter fortgesetzter Therapie.
In mehreren Studien in Europa, Australien
und den USA wurde die außerordentliche
Wirksamkeit bei relativ geringen Nebenwirkungen bestätigt und aufgrund der berichteten Datenlage erfolgte am 31. Mai
2002 die europaweite Zulassung von Imatinib für die Behandlung inoperabler oder
metastasierter GIST.
Imatinib ist ein rational entwickeltes, oral
(als Tablette) applizierbares Phenylaminopyrimidin-Derivat, dessen Wirkmechanismus darin besteht, die ATP-Bindung
(oder auch Energieaufnahme) der KITRezeptor-Tyrosinkinase kompetitiv zu
blockieren. Das heißt: Das Imatinib-Molekül wurde so „konstruiert“, dass es anstelle von ATP genau in die Bindungstasche der Tyrosinkinase passt und diese dadurch blockiert. Die permanente Zellteilung wird dadurch gestoppt, dass die
Tyrosinkinase keine Energie mehr in
Form von ATP bekommt, um die Teilungsbotschaften zu senden.
Computersimulation: Zielgenaue
Bindung von Imatinib (hier grün)
im c-KIT-Rezeptor
6.1. Wirkungsweise
Zelläußeres
Zelläußeres
ATP
Imanitib
P
P
P
Zellteilung
Gesunde Zelle: Mit Hilfe von ATP
(= Energie) kommt es zur Auslösung
einer Signalkaskade (Zellteilung).
52
Was genau bedeutet das bzw. wie
wirkt Imatinib – einfach erklärt?
Sie erinnern sich noch an unser Beispiel
mit dem Haus, den Klingelschaltern KIT1
+ KIT2, dem Transformator und der
Klingel im Haus? Imatinib – auch Tyrosinkinase-Inhibitor (-Hemmer) genannt –
verhindert die Signalweiterleitung im Inneren der Zelle. Das heißt – um bei un-
BEISPIEL
Tyrokinase-Inhibitoren (-Hemmer)
Rezeptor-Tyrosinkinasen (Proteine) dienen der Übermittlung von Signalen von
außerhalb einer Zelle nach innen. Die Signalübertragung erfolgt durch die Bindung eines Wachstumsfaktors an den außerhalb der Zelle liegenden Teil des Rezeptorproteins (eine Art Antenne). Diese
Bindung führt zu einer Verknüpfung mit
einem zweiten Rezeptor, wodurch es innerhalb der Zelle (mit Hilfe von ATP =
Energie) zur Auslösung einer Signalkaskade kommt. Diese ist bedeutsam für die
Regulation von Zellwachstum, Differenzierung und Zelltod einer gesunden Zelle.
Bei einer GIST-Zelle – durch bestimmte
Gendefekte (Mutationen) verursacht – ist
die Signalkaskade ohne Wachstumsfaktor
dauerhaft aktiviert und wird auf natürlichem Weg auch nicht mehr gestoppt: Die
Folge: Es kommt zu einer permanenten
Zellteilung und somit zur Wucherung der
Tumorzellen.
Imatinib und die Gruppe der innovativen
Target-Therapien sind also Medikamente,
die in der Forschung entwickelt worden
sind, um spezielle Ziele in den erkrankten
Tumorzellen zu treffen.
Zellteilung
GIST-Zelle: Das Molekül Imatinib blockiert kompetitiv die ATP-Bindestelle.
Ohne ATP (= Energie) keine Auslösung
einer Signalkaskade (Zellteilung).
Nehmen wir an, diese ATP-Moleküle
seien Schlüssel und die Bindungsstellen an unseren Transformatoren
Schlösser. Es kommt immer wieder
ein ATP-Energieschlüssel, geht in das
Schloss und dreht sich herum. Es wird
Energie für das Zellwachstum bereitgestellt und der ATP-Energieschlüssel
verschwindet wieder aus dem Schloss.
Das Molekül von Imatinib ist so gestaltet, dass es genau in das Schloss
passt. Der „falsche Schlüssel“ (in Form
von Imatinib) kommt und besetzt das
Schloss am Transformator in welches
der Energieschlüssel andocken möchte.
Das Imatinib-Molekül jedoch sitzt im
Schloss, blockiert es, bleibt stecken.
Es findet keine Energielieferung statt
und das weitere Zell- / Tumorwachstum wird gehemmt. Keine Energie in
Form von ATP – keine Signalweiterleitung vom Transformator an die Klingel
im Inneren des Hauses. Sind genügend
Imatinib-Schlüssel vorhanden (Mindestdosis) dann haben die Energieschlüssel keine Chance.
serem Beispiel mit den Klingeln zu bleiben – die Imatinib-Therapie zielt auf die
Energiezufuhr unseres Transformators
(Tyrosinkinase) am Rezeptor im Inneren
der Zelle. Das Molekül ATP liefert Energie für viele Vorgänge im Körper.
6.2. Dosierung
Imatinib wird in der üblichen Dosierung
von 400mg bis 800mg/Tag überwiegend
gut vertragen. Die Behandlung mit Imatinib mit mindestens 400mg/Tag sollte
nach zweifelsfreier Diagnosestellung
•eines inoperablen Tumors und / oder
•bei Nachweis von Metastasen
unmittelbar begonnen werden und ohne
Pause durchgeführt werden.
Das Medikament wird bei einer Mindestdosis von 400mg/Tag einmal täglich, bei
einer Dosis von 800mg zweimal täglich (2 x 400mg/Tag) mit einem großen Glas
Wasser eingenommen. Manche Patienten
vertragen Imatinib besser bei morgendlicher, andere besser bei abendlicher Einnahme. Der genaue Einnahmezeitpunkt
morgens oder abends spielt keine Rolle,
nur sollte man die Einnahmezeit nicht
ständig wechseln. Sollten Patienten mal
eine Dosis vergessen haben, sollte am folgenden Tag nicht die doppelte Dosis eingenommen werden.
6.3. Ansprechen und Wirksamkeit
Im Reagenzglas hatte Imatinib zunächst
folgende Wirkungen auf die GIST-Zellen:
•Hemmung der Tumorzellteilung
•Einleitung des programmierten Zelltods (Apoptose) der Tumorzellen
53
Imatinib als erste Target-Therapie
bei GIST erreichte laut Phase-IIStudie:
•Tumorverkleinerung > 50% bei mehr
als der Hälfte der Patienten (50-60%)
•Tumorstillstand bei einem Viertel bis
einem Drittel der Patienten
•Unwirksamkeit bei (nur) jedem 6. bis
10. Patienten
Die Ergebnisse der großen PhaseIII-Studien bestätigen die Ergebnisse:
•Vollständige Tumorrückbildung (CR)
ca. 3-6%
•Mindestens 50%ige Tumorgrößenabnahme (PR)
ca. 45-48%
•Tumorstillstand (NC/SD)
ca. 26-32%
•Größenzunahme > 25% (PD)
ca. 9-26%
Aufgrund der hervorragenden Datenlage
erfolgte am 31. Mai 2002 außergewöhnlich schnell die europaweite Zulassung von
Imatinib/Glivec® für die Behandlung inoperabler oder metastasierter GIST in einer
Dosierung von 400mg/Tag.
Wie bereits in Kapitel 4 beschrieben: Die
Größenbestimmung durch CT als Grundlage der Beurteilung des Ansprechens auf
die Therapie ist oft irreführend, da eine
zystische Umwandlung oder intratumorale
Blutung Größenkonstanz dokumentiert,
der Tumorstoffwechsel jedoch vollständig
zum Erliegen gekommen ist. Betrachtet
man sich beide Aufnahmen (vor und unter
Therapie), sieht man unter Umständen
keine Größenveränderung, wohl aber eine
Veränderung der Dichte durch die Veränderung der Gewebestruktur. Daher
kommt bei der CT-Beurteilung von
GIST-Aufnahmen auch der Messung und
Bewertung der Dichte (in HU =
Hounsfield-Units gemessen) eine besondere Bedeutung zu. (siehe Kapitel 4.6)
6. Imatinib-Therapie
Wirksamkeit: Imatinib
•kann bei Patienten mit c-KIT oder
PDGFR-Veränderungen wirksam sein
•ist am wirksamsten bei GIST mit
c-KIT Exon-11- oder Exon-9-Mutation
•kann auch bei Patienten ohne c-KITMutation wirksam sein durch Hemmung des Tumorwachstums, allerdings
nicht durch Tumorverkleinerung.
•führt zur größtmöglichen Tumorverkleinerung nach üblicherweise 3-4
Monaten – manchmal aber auch erst
nach einem Jahr.
PET (Positronen-Emissions-Tomographie) wird als bildgebendes
Untersuchungsverfahren eingesetzt, um die Stoffwechselaktivität des Tumors (also die „Tumorlebensaktivität“) zu messen. Je
aktiver der Tumor ist, desto mehr
Nährstoffe (hier spezielle Glukoseform) werden verbraucht. Dies
führt zur Freisetzung von energiereichen Teilchen (Positronen).
Diese Teilchen schwärzen den Film
(linke 4 Bilder vor Behandlungsbeginn).
6.4. Abhängigkeit des
Ansprechens
Auf dem ASCO 2005 wurde ein Update
der Ergebnisse der Mutationsanalyse an
332 GIST von Patienten präsentiert, die in
der amerikanischen Phase-III-Studie (400
vs. 800mg Imatinib pro Tag) behandelt
worden waren. 324 der untersuchten Tumoren waren KIT+ (positiv). Davon waren in 86% KIT-Mutationen nachweisbar.
Wie bereits in Voruntersuchungen gezeigt, bestätigte diese große Serie die Abhängigkeit des Ansprechens auf Imatinib
vom Mutationstyp. So lag die Ansprechrate bei Nachweis einer Exon-11-Mutation, der mit Abstand häufigsten KIT-Mutation, bei 67%,während Patienten mit
Je dunkler, desto aktiver ist der
Tumor. Imatinib kann innerhalb
von wenigen Tagen bis Wochen
den Tumor in seiner Teilungs- und
Vermehrungsaktivität blockieren.
Im PET kann dies durch die Abnahme oder ein völliges Verschwinden der Filmschwärzung
nachgewiesen werden (4 rechts).
Die Schwärzung im Blasenbereich
ist auch bei Gesunden zu sehen,
da hier der PET-„Farbstoff“ ausgeschieden wird.
54
Tumoren, die eine Exon-9-Mutation aufwiesen, nur in 40% auf die Therapie ansprachen. Ebenfalls 40% betrug die Ansprechrate bei Tumoren, bei denen keine
KIT-Mutation nachweisbar war (Wildtyp). Diese hochsignifikanten Unterschiede übertrugen sich auch auf die Zeit
bis zum Therapieversagen. Diese betrug
bei Exon-11-Mutationen 576 Tage, gegenüber 308 bzw. 251 Tagen bei Exon-9-Mutationen oder Wildtyp-KIT.
6.5. Ansprechen von KIT-negativen GIST
In der gleichen Präsentation wurden von
den 332 untersuchten Tumoren 8 als KIT(negativ) vorgestellt. Interessanterweise
waren bei 7 dieser 8 GIST Mutationen durch Mutationsanalyse - nachweisbar.
Diese fanden sich in vier Fällen im KIT,
bei 3 Fällen im PDGFRA (platelet derived
growth factor receptor alpha – eine dem
KIT verwandte Rezeptor-Tyrosinkinase
(Antenne)). Die progressionsfreie Überlebenszeit unterschied sich nicht von der,
die bei entsprechenden Mutationen bei
KIT+ (positiven) GIST erreicht wird. Dies
bestätigt die Existenz einer kleinen Subgruppe KIT- (negativer) GIST, die ggf.
mittels Mutationsanalyse nachzuweisen
sind, was um so wichtiger ist, als die Behandlung mit Imatinib den selben therapeutischen Nutzen wie bei KIT+ (positiven) Tumoren bringt.
Überleben:
Überleben von Patienten mit metastasiertem GIST vor Imatinib: Zweijahresrate: 26%
6.6. Prognose
Während die durchschnittliche Überlebenszeit eines Patienten mit metastasierter
Erkrankung vor Imatinib bei 19 Monaten
(Tabelle – Kapitel 3.8.) lag, gibt es heute
viele Patienten, denen es seit weit über 6
Jahren unter medikamentöser Therapie
noch immer gut geht.
Die Imatinib-Therapie
•bewirkt, dass ca. 3- bis 4-mal so viele
Patienten nach 2 Jahren überleben wie
in der Zeit vor Imatinib
•erzielt eine ca. 3- bis 4-fach höhere
Überlebenschance, verglichen mit den
Ergebnissen, die mit klassischer Chemotherapie erreicht wurden
•ist am wirksamsten bei GIST mit c-KIT Exon-11- oder Exon-9-Mutation. Der positive Effekt (= Tumorverkleinerung oder Tumorstillstand) von
Imatinib dauert bei Patienten mit
Exon-11 oder Exon-9-Mutation am
längsten.
WICHTIG
Wichtig – bei allen Erfolgsmeldungen und Hoffnungen bzgl.
Imatinib:
1. Das Medikament kann GIST-Patienten
nach derzeitigem Kenntnisstand nicht
heilen. Das Hauptziel der Therapie ist
also, die Größe des Tumors zu verkleinern bzw. ein Fortschreiten der Erkrankung so lange wie möglich zu verhindern. Zitat eines GIST-Patienten aus
dem Lebenshaus: „Glivec® kann den
GIST-Tiger nicht töten, aber es kann
dafür sorgen, dass er möglichst lange
brav hinter Gittern bleibt.“
2. Einige dem Lebenshaus bekannte Patienten sind bisher weit über 6 Jahre stabil unter Imatinib. Bei anderen reagieren die Tumoren weniger gut auf Imatinib oder es kommt nach einer gewissen Zeit zum Progress, also zum
Fortschreiten der Erkrankung. Initial
sind nur 10 bis 20% der GIST resistent
gegen Imatinib. Nach 2-3 Jahren können sich aber bei 65% der zuerst mit
Imatinib erfolgreich behandelten Patienten teilweise oder völlige Resistenzen bilden.
3. Es ist immer wieder wichtig, sich in ErSollten Sie als Patient oder Angehörige
im Rahmen von Veröffentlichungen
oder Vorträgen mit Überlebenskurven
(engl. Survival) konfrontiert werden
– bedenken Sie eines: Hier handelt es
sich um historische statistische Werte
vieler Patienten, NICHT um eine für
SIE persönlich zutreffende Prognose.
Davon eine Prognose für die eigene
Erkrankung abzuleiten, wäre völlig
falsch.
innerung zu rufen, dass jeder Mensch
unterschiedlich ist und GIST nicht
gleich GIST sind. Daher sprechen Patienten sehr unterschiedlich auf die Therapie an. Dies hängt – wie oben bereits
beschrieben – von vielen verschiedenen
Faktoren ab.
Das bewiesene Überleben mit metastasiertem GIST durch Imatinib: Zweijahresrate:
72-76%
55
6.7. Dosisdiskussion bei Imatinib
Bezüglich „Höhe der Einstiegsdosis
400mg oder 800mg“ liegen zwei unterschiedliche Studien vor – eine aus USA
und eine aus Europa. Die große Frage ist:
Wie sieht die Zeit bis zum Fortschreiten
der Erkrankung (time to progression) in
Abhängigkeit von der Imatinib-Dosierung
aus und wie sehen die Unterschiede im
Gesamtüberleben aus?
Also vereinfacht: wie dosiert man von Beginn an möglichst wirkungsvoll?
1. Steigt man mit 400mg/Tag ein und erhöht bei Progress auf 800mg/Tag oder
2. steigt man gleich mit 800mg/Tag ein,
um einen Progress möglicht lange nach
hinten zu schieben?
Neue Studie – ASCO 2007: Dosierungsvergleich 400mg vs. 800mg
In einer Meta-Analyse (Zusammenfassung
der beiden großen Studien aus USA und
Europa) wurde die Gabe von 400mg mit
der Gabe von 800mg Imatinib pro Tag zur
Behandlung von inoperablem oder metastasiertem GIST verglichen. Der Zahlenvergleich der beiden Studien EORTC
62005 und SWOG S0033, in die 1640 Patienten eingeschlossen waren, zeigte, dass
beim durchschnittlichen Gesamtüberleben
keine der beiden Dosierungen – 400mg
vs. 800mg Imatinib – einen Vorteil gegenüber der anderen hatte. Beim durchschnittlichen, progressionsfreien Überleben zeigte sich jedoch ein deutlicher Vorteil von 800mg gegenüber 400mg. Die Patienten wurden im Schnitt 45 Monate lang
beobachtet. Patienten mit einer Exon-9Mutation haben unter der 800mg/Tag
Imatinib-Dosierung deutlich später einen
Rückfall als die Vergleichsgruppe mit
400mg. Es gab jedoch keinen Unterschied
im Gesamtüberleben.
6. Imatinib-Therapie
Fazit: Die vorliegende Meta-Analyse der beiden Studien liefert einen eindeutigen Beweis
dafür, dass der progressionsfreie Überlebensvorteil in der Hochdosistherapie mit 800mg vom
Mutationsstatus abhängt. Exon-9-Patienten
profitieren am meisten. Für bekannte Exon-9Patienten wurde daher auf dem ASCO die
800mg-Dosierung empfohlen, die nun auch in
den NCCN-Guidelines und in den Europäischen Guidelines verankert werden soll.
6.8. Nebenwirkungen unter
Imatinib
Nachfolgend werden die am häufigsten
beobachteten Nebenwirkungen unter der
Imatinib-Therapie aufgeführt. Nebenwirkungen werden im Arzneimittelgesetz
(AMG) als „beim bestimmungsgemäßen
Gebrauch auftretende, unerwünschte Arzneimittelwirkungen“ definiert. Das heißt:
wird ein Medikament so eingenommen,
wie es vom Hersteller vorgeschrieben wird
(siehe Beipackzettel in der Medikamentenpackung), so können unerwünschte
Symptome auftreten. Übrigens: Es gibt
kein Medikament, das keine Nebenwirkungen hat.
In klinischen Studien haben viele Patienten unter einer Imatinib-Therapie wenig oder zumindest erträgliche Nebenwirkungen erfahren. Das ist dokumentiert:
Die meisten Patienten (92%) hatten so wenig Nebenwirkungen, dass die Therapie
beibehalten werden konnte.
Der „geistige Vater“ von Imatinib
Dr. med. Brian Druker – Director of
the Leukemia Center at Oregon
Health Sciences University (OHSU)
Computersimulation: Imanitib
Wirkung durch Blockade der Bindundstasche
Die häufigsten, meist gering (Grad 1-2
nach NCIC) ausgeprägten Nebenwirkungen bestanden in
nÖdemen (Wassereinlagerungen)
nÜbelkeit
nMuskelkrämpfen
nDurchfall
nHautausschlag
nFatigue (Müdigkeit)
nBlutungen
nAnämie
nGewichtsverlust
nEmpfindlichkeit bei Sonne
Zusätzlich gab es einige wenige Patienten,
die Veränderungen in den Leber- oder
Nierenwerten zeigten. Der behandelnde
Arzt wird / muss regelmäßig die Blutwerte kontrollieren, um den Status festzustellen. Im Folgenden werden die wichtigsten Nebenwirkungen aufgezeigt. Bisher liegen bzgl. der Nebenwirkungen Er56
fahrungen von etwa 6 Jahren vor – es gibt
aufgrund der „Jugend“ von Imatinib noch
keine Langzeitstudien. Es wird jedoch sehr
häufig von Patienten berichtet, dass sich
die meisten Nebenwirkungen nach wochen- bzw. monatelanger Einnahme von
Imatinib verringern oder sogar ganz verschwinden.
Die Nebenwirkungen der ImatinibTherapie im Einzelnen:
Ödeme = Wassereinlagerungen
Ödeme können an unterschiedlichen Stellen im Körper auftreten und daher verschiedene Symptome hervorrufen wie
nSchwellungen unter den Augen
nGeschwollene Unterschenkel
nZunahme des Leibesumfanges
nAtemnot
nGewichtszunahme
Übelkeit
Die Übelkeit tritt häufig kurz nach der
Imatinib-Einnahme auf. Sie kann einhergehen mit Brechreiz und Appetitmangel.
Muskelkrämpfe oder Muskelzittern
Die Beschwerden treten häufig nachts auf
– meist schubweise.
Durchfall
Durchfälle treten schubweise auf. Vorsicht! Bei andauerndem Durchfall besteht
die Gefahr, dass Imatinib vermehrt mit
ausgeschieden wird. Bitte umgehend den
Arzt konsultieren.
Hautausschlag; juckende Haut
Der Hautausschlag kann an einzelnen
Körperarealen auftreten und lässt sehr
häufig mit fortschreitender Therapiedauer
nach. Er ist für den Patienten unangenehm, da er häufig mit starkem Juckreiz
einhergeht.
Fatigue (Müdigkeit)
Fatigue bedeutet übersetzt Müdigkeit und
Erschöpfung und tritt bei Patienten häufig
1-2 Stunden nach der Imatinib-Einnahme
ein. Es gibt aber noch diverse andere Ursachen für Fatigue, z.B.
nAnämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
nUnterzuckerung (tritt bei Patienten auf,
die an Appetitlosigkeit leiden und zu
wenig essen)
nDepressionen, Traurigkeit verursacht
durch die Erkrankung
nSchlafstörungen
keit von Nahrungsmitteln z.B. nach Magen-Darm-Operationen. Der Gewichtsverlust kann einhergehen mit Schwäche
und einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen.
Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
Eine Anämie kann sich durch Haut- und
Schleimhautblässe, allgemeine Müdigkeit
und Schwäche, Konzentrationsschwäche,
Leistungsabfall, Kopfschmerzen, Übelkeit,
niedriger Blutdruck, beschleunigtes Herzklopfen, Schwindelgefühl oder Atemnot
äußern. Sie kann auch Zeichen einer inneren Blutung sein. Letztendlich kann sie
nur durch eine Laboruntersuchung diagnostiziert werden.
Gewichtsverlust
Der Verlust von Körpergewicht tritt häufig nach schweren Operationen durch eine
Schwächung des Körpers auf, durch Appetitlosigkeit oder durch die Unverträglich-
Alle GIST-Experten sind sich einig: Auf
keinen Fall sollte man die Imatinib-Therapie absetzen, solange der Patient sie verträgt und davon profitiert.
Empfindlichkeit bei Sonne
Viele Imatinib-Patienten erleben unter der
Therapie eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Sonneneinstrahlung. Hier sollten
sie sich durch entsprechende Kleidung
oder höhere Lichtschutzfaktoren bei Sonnencreme von Anfang an schützen.
Blutungen
Blutungen sind schwer zu erkennen und
vom Patienten zu deuten. Zeichen
könnten sein:
nSchwarzer Stuhlgang
nAnschwellen des Bauches
nAkute oder krampfartige Schmerzen in
Wellen kommend
nAkute Blässe im Gesicht
nSchmerzen oder druckempfindlicher
Bauch
nFehlende Darmtätigkeit
nÜbelkeit, Erbrechen
Wichtig! Bei dem leisesten Verdacht einer
Blutung suchen Sie unverzüglich Ihren
Arzt auf. Hier spielt Zeit eine große Rolle.
6.9. Imatinib nicht absetzen!
TIPP
Umgang mit Nebenwirkungen
(Nebenwirkungsmanagement):
Für viele Nebenwirkungen gibt es
Gegenmaßnahmen bzw. Hilfen aus
den schulmedizinischen und komplementär-therapeutischen Bereichen. Es
würde den Rahmen dieses Ratgebers
sprengen, wollte man alle Maßnahmen hier aufführen.
Daher hat „Das Lebenshaus e.V.“ – gemeinsam mit GIST erfahrenen Medizinern und Apothekern – eine 12-seitige
Liste entwickelt, die regelmäßig aktualisiert und durch Patientenerfahrungen ergänzt wird. Sie können diese
Liste jederzeit gerne per Post oder
Download unter www.lh-gist.org beim
Lebenshaus beziehen.
57
1. Bei gutem Ansprechen –
weiter behandeln
Bei gutem Ansprechen sollte Imatinib
nicht abgesetzt werden, wie eine Französische Studie (BFR14) ergab. Darin wurde
die Hypothese überprüft, dass ein zeitweises Absetzen des Medikaments die
Entwicklung von Resistenzen verhindern
könnte. In der Studie wurden 48 Patienten, deren GIST mit 400mg Imatinib
pro Tag nach 12 Monaten gut kontrolliert
wurde (komplette / partielle Remission
oder zumindest Krankheitsstabilisierung),
in zwei Gruppen randomisiert (Zuteilung
nach dem Zufallsprinzip): Bei 25 Patienten wurde Imatinib abgesetzt, bis es zu
einer Progression kam, während die übrigen 23 Patienten weiter behandelt wurden. Nach sechs Monaten war bereits bei
der Hälfte der Patienten, bei denen die
Behandlung unterbrochen worden war,
der Tumor wieder gewachsen. In der kontinuierlich mit Imatinib weiterbehandelten
Gruppe war dies zunächst bei keinem Patienten der Fall. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde die Studie beendet und Imatinib bei allen Patienten, die pausiert hatten,
wieder angesetzt.
Fazit 1: Die Unterbrechung der ImatinibTherapie nach einem Jahr Therapie zieht ein
hohes Rückfallrisiko nach sich. Dies ist unabhängig vom Ansprechtyp. Daher kann eine
Therapieunterbrechung keinesfalls empfohlen
werden.
Fazit 2: Obwohl deutlich mehr GIST-Patienten im Versuchsarm einen Rückfall erlitten,
als Patienten, welche die Imatinib-Gabe nicht
unterbrachen, hat das Unterbrechen der Thera-
6. Imatinib-Therapie
pie bis zur Progression auf das Gesamtüberleben
keinen ungünstigen Einfluss. Das Unterbrechen
der Therapie könnte damit eine Möglichkeit für
GIST-Patienten darstellen, die Imatinib nicht
vertragen, da die Tumoren in der Studie bei
Wiederauftreten der Krankheit in 86% der
Fälle schnell unter Kontrolle gebracht werden
konnten.
2. Bei Resistenz (Progress)
nicht absetzen
Gelegentlich schreiten GIST nach anfänglichem Ansprechen auf die Therapie mit
Imatinib wieder fort, weil sie anscheinend
resistent gegen den Wirkstoff werden.
Eine Untersuchung legt nahe, dass auch in
solchen Fällen das Medikament auf keinen
Fall abgesetzt werden sollte. In einer Untersuchung bei 11 Patienten wurde die
Entwicklung der Progression mit Hilfe des
PET verfolgt. Bei 9 Patienten zeigte sich
nach Absetzen von Imatinib ein erneutes
„Auff lackern“ („f lare-up“) der Stoffwechselaktivität in vielen oder sogar allen Tumoranteilen und Metastasen, was vor Therapieende trotz Progression nicht zu beobachten war. Auch GIST, die unter Imatinib weiter wachsen, enthalten anscheinend
noch viele Tumorzellen, die weiterhin auf
das Medikament reagieren. Diese Tumoranteile lassen sich durch Fortsetzen der
Behandlung offenbar immer noch unter
Kontrolle halten.
3. Neue Studie vom ASCO 2007
bestätigt: Imatinib nicht absetzen!
Therapieunterbrechung nach 3
Jahren?
4. Bei Operation / Resektion:
Nicht zu lange absetzen
ABSETZEN VON IMATINIB
also nur bei:
nExtremen, nicht akzeptablen und /
Bei einigen Patienten, die bereits vor einer
Operation / Resektion Imatinib bekommen hatten, wurde das Medikament rund
um die Operation teilweise bis zu vier
Wochen lang abgesetzt. GIST-Experten
empfehlen diesen Patienten die Einnahme
bis unmittelbar vor der Operation und
eine Wiedereinnahme bereits 3-5 Tage
nach der Operation.
oder durch geeignete Therapiemaßnahmen nicht behandelbaren Nebenwirkungen (Ausnahmen)
nKurzzeitig rund um Operationen / Resektionen
nIm Rahmen von klinischen Studien
mit neuen Substanzen, z.B. bei Progress
nIn Einzelfällen, wenn die Situation des
Patienten es unbedingt erfordert
5. Bei erhöhten Leberwerten:
Nicht unbedingt absetzen
WICHTIG: Nur nach Rücksprache / Anweisung Ihres Arztes!
Holen Sie im Zweifelsfall eine Zweitmeinung ein!
Der Wirkstoff Imatinib wird, wie übrigens die meisten Medikamente, durch Leber-Enzyme umgewandelt, das heißt dem
Organismus zugänglich gemacht. Es ist
daher wichtig, die Leber regelmäßig zu
überwachen. Durch die Anordnung „die
Leberwerte innerhalb von Bluttests mit
abzunehmen“, will der Onkologe sicher
gehen, dass das Medikament die Leber
nicht schädigt. Bei einem sehr kleinen
Prozentsatz der Patienten sind veränderte
Leberwerte vorgekommen. Hier kam es
zur Erhöhung oder Verringerung der Leber-Enzyme wie GPT, GOT, Bilirubin
oder Albumin. Glücklicherweise ist dies
selten.
Wichtig: Veränderte Leberwerte bedingen
jedoch nicht unbedingt ein Absetzen von
Imatinib. Die bisherige Erfahrung zeigt,
dass man nur in ganz seltenen Fällen die
Dosis verringern oder Imatinib sogar absetzen muss. Sollten veränderte Leberwerte bei Ihnen vorliegen, wird Ihr Onkologe dem genauer nachgehen.
Fazit: Ein Unterbrechen der Imatinib-Therapie bringt für die Patienten auch nach 3 Jahren
Therapie ein äußerst hohes Rückfallrisiko mit
sich. Eine Therapieunterbrechung kann außerhalb von klinischen Studien auch nach 3 Jahren
nicht empfohlen werden.
6.10. Wechselwirkungen
(Interaktionen)
Wirkstoffe wie Imatinib und Sunitinib
werden in der Leber durch bestimmte Enzymsysteme (Isoenzym CYP3A4 der Cytochrom P450 Familie) abgebaut und sind
Inhibitoren (Hemmer) anderer Enzymsysteme. Das heißt, dass es bei Imatinib oder
Sunitinib mit anderen Wirkstoffen / Substanzen (Gruppen) zu Wechselwirkungen
– so genannten Interaktionen – kommen
kann. Dabei kann sowohl der Wirkspiegel
des GIST-Medikaments, als auch der
Wirkspiegel des Begleitmedikaments erhöht oder verringert werden.
Sollten Sie bereits Medikamente gegen andere (z.B. frühere) Erkrankungen bekommen, wäre bei Neubeginn einer Imatiniboder Sunitinib-Therapie zu prüfen, inwieweit sich die Substanzen vertragen oder
man gegebenenfalls Medikamente für die
frühere Erkrankung wechseln sollte.
Wirkstoffe, die den Plasmaspiegel
von Imatinib erhöhen können:
Substanzen, welche die Aktivität des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A4 hem58
men (Inhibitoren). z.B. Ketoconazol, Itraconazol, Fluconazol, Erythromycin, Clarithromycin, Cimetidin, Cyclosporin,
Verapamil, Diltiazem, Omeprazol (in geringem Ausmaß), sowie Grapefruit, Sternfrucht und deren Säfte können den Metabolismus von Imatinib vermindern und
die Konzentrationen von Imatinib erhöhen.
Wirkstoffe, die den Plasmaspiegel
von Imatinib vermindern können:
Substanzen, welche die Cytochrom-CYP3A4-Aktivität anregen (Induktoren), können den Abbau von Imatinib erhöhen und
die Plasmakonzentrationen von Imatinib
vermindern. Ko-Medikationen, die
CYP3A4 induzieren, z.B. Dexamethason,
Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin,
Phenobarbital, Progesteron und Johanniskraut-Präparate können die ImatinibKonzentration signifikant vermindern.
WICHTIG
Bitte besprechen Sie grundsätzlich bei
neuen Medikamenten (Begleit- / KoMedikation, Behandlung von Nebenwirkungen, Medikamente bei anderen
Erkrankungen, Notfallmedikation
etc.) mit Ihrem Arzt, inwieweit diese
zusammen mit Imatinib oder Sunitinib
genommen werden können. Dies gilt
übrigens auch für Behandlungen bei
Ärzten anderer Fachrichtungen wie
z.B. Zahnärzten. Falls die Gabe von
Medikamenten (z.B. Schmerzmitteln)
erwogen wird, informieren Sie den
jeweiligen Arzt darüber,
•dass Sie GIST-Patient/in sind
•Imatinib oder Sunitinib einnehmen
und
•es zu Wechselwirkungen / Interaktionen kommen kann.
Dadurch kann möglicherweise das Risiko
eines Therapieversagens erhöht werden.
Die gleichzeitige Anwendung von starken
CYP3A4-Induktoren und Imatinib sollte
vermieden werden.
Kann die Kombination von CYP3A4-Induktoren mit Imatinib oder Sunitinib
nicht vermieden werden, kann es nach
Rücksprache mit Ihrem behandelnden
Arzt nötig sein, unter sorgfältiger Kontrolle der Verträglichkeit die Dosis des
GIST-Medikaments zu erhöhen.
TIPP
Umgang mit Wechselwirkungen (Interaktionen):
Auch hier hält „Das Lebenshaus“ eine
Liste in Kopienform für Sie bereit,
die Sie jederzeit gerne per Post oder
Download unter www.lh-gist.org bei
der Patientengemeinschaft beziehen
können.
Wirkstoffe, deren Plasmaspiegel
durch Imatinib verändert werden
können:
Imatinib hemmt selbst verschiedene Cytochrome und kann dadurch die Spiegel einiger Medikamente beeinf lussen, z.B. Cumarinderivate, Kalziumkanalblocker (Dihydro-pyrimidine), Paracetamol, Statine
Cyclosporin, Pimozid, Carbamazepin, Digitoxin, Triazolbenzodiazepine, Wafarin.
•Da Warfarin durch CYP3A4 metabolisiert wird, sollten Patienten, die eine
Antikoagulation benötigen, niedermolekulares oder Standardheparin erhalten. Der Einsatz von Warfarin ist nur
bei strenger Indikationsstellung und
sorgfältigster Überwachung vertretbar.
•In vitro (im Reagenzglas) inhibiert
Imatinib die O-Glukuronidierung von
Paracetamol. Daher ist Vorsicht geboten, wenn Imatinib und Paracetamol
gleichzeitig gegeben werden, besonders bei hohen Dosen von Paracetamol.
6.11. Progression unter Imatinib
Informationen hierzu finden Sie im nächsten Kapitel.
59
PATIENTEN
-PASS
Ich bin GIS
T-Patient/i
n!
Titel, Vor-/N
Geburtsda
Blutgruppe
TIPP
achname:
tum:
:
Informatio
nen
zu Diagno
se, Therap
ie, Nachsorg
und für den
e
medizinische
n Notfall.
GIST-Patientenpass:
Hilfestellung beim Thema Wechsel­­­wirkungen kann Ihnen auch der
GIST-Patientenpass bieten: Diesen
können Sie kostenlos beim Lebenshaus
beziehen, einfach ausfüllen und immer
und überall dabei haben. Darin finden
Sie eine Kurzliste der Substanzen die
mit Imatinib und / oder Sunitinib
interagieren könnten. Im Bedarfsfall
zeigen Sie den Pass dem jeweiligen
behandelnden Arzt.
6. Imatinib-Therapie
6.12. Zeugung oder Schwangerschaft
ten Dosis auch die Abbauprodukte den
Körper verlassen haben und Man(n) „Imatinib-frei“ zeugen könnte.
Zeugung: Weltweit gibt es inzwischen
einige Dutzend „Glivec®-Kinder“, die von
Männern unter Therapie gezeugt wurden
– und gesund sind. Hier sind bisher auch
keine Fälle aus den einschlägigen Foren
bekannt, in welchen Kinder mit Beeinträchtigungen geboren worden wären.
Grundsätzlich ist es bei Männern wohl so,
dass – wenn eine negative Auswirkung auf
Spermien existiert – es überhaupt nicht
zur Empfängnis kommt, oder anders
herum: Eine Befruchtung tritt meistens
nur mit qualitativ normalen Spermien ein.
WICHTIG
Die Folgen eines Absetzens von Imatinib sind (auch in verschiedenen
klinischen Studien) dokumentiert und
somit bleibt es eine ganz persönliche
Risiko-Entscheidung, die ein Paar mit
Kinderwunsch zu treffen hat.
Schwangerschaft : Anders ist es bei
Frauen, bei denen die c-KIT-Hemmung
die Teilung der (Stamm-)Zellen des Fötus
beeinträchtigen kann. Hier wird dringend
von einer Schwangerschaft bei Frauen unter Imatinib-Therapie abgeraten, da angenommen werden muss, dass schwere Schädigungen auftreten können.
STI 571
6.13. Monitoring – Verlaufskontrolle
Wirkstoff:
Imatinib-mesylate
Produktname:
Glivec®, in USA = Gleevec™
Patientenüberwachung bei GIST und bei
den medikamentösen Therapien ist unerlässlich. Hier finden Sie weitere Informationen in Kapitel 11.
Hersteller:
Novartis
Zulassung:
DEU: November 2001 (CML)
DEU: Juni 2002 (GIST)
In mehr als 80 Ländern weltweit
Zulassung GIST:
Metastasierte, inoperable GIST
Zukunft GIST:
- Neoadjuvante Imatinib-Therapie
- Adjuvante Imatinib-Therapie
- Kombinationstherapien mit anderen Substanzen bei Progress
Gruppe:
Target-Therapien
Darreichung:
Oral (als Tablette) – Dauertherapie = 100 und 400mg Tabletten
Standarddosierung:
400mg/Tag
Sonstige Dosierungen:
- 800mg/Tag bei Exon 9
- Dosis-Eskalation bei Progress
Art:
Tyrosinkinase-Inhibitor = Signaltransduktionshemmer
Hemmung:
KIT, PDGFR und Bcr-Abl
WICHTIG
Eine weitere (theoretische) Option wäre
das Absetzen von Imatinib zur Zeugung.
Imatinib hat eine Halbwertszeit von 18
Stunden, d.h. nach 18 Stunden sinkt der
Plasmaspiegel des Medikaments auf die
Hälfte – daher die tägliche Gabe. Nach 7
Tagen sind etwa 81% der eingenommenen
Dosis ausgeschieden, d.h. dann sind nur
noch 19% im Körper als Abbauprodukte
unterwegs. Somit könnte man annehmen,
dass spätestens zwei Wochen nach der letz-
WICHTIG
Das Thema Familienplanung erfordert
eine äußerst verantwortungsbewußte
Abwägung, in die insbesondere auch
die Prognose des Patienten einbezogen werden muss!
60
Zahlen, Daten, Fakten zu Imatinib/Glivec® :
Forschungscode:
Tierversuche haben gezeigt, dass Imatinib
nicht klastogen, mutagen, genotoxisch
wirkt, und dass die Spermienmobilität
normal ist. Es ist also keine mutagene bzw.
genverändernde Wirkung von Imatinib
auf die Stammzellen bekannt.
Dies kann natürlich auf keinen Fall als
medizinische Empfehlung, Empfehlung der Autoren oder repräsentative
Quote gesehen werden – kann aber
möglicherweise individuell den Ausschlag geben, das Risiko einzugehen.
INFO
INFO
Informationen zu Imatinib:
Novartis Infoservice
Roonstraße 25
D-90429 Nürnberg
Service-Telefon (6 Cent/Anruf)
und Fax – wochentags
von 8.00 bis 18.00 Uhr:
Tel.: +49 (1802) 23 23 00
Fax: +49 (911) 27 31 21 60
61
7. Progressive Erkrankung
7.1. Verifizierung eines Progresses
Wachstum von Tumorgewebe:
Target-Therapie:
Ein Verbund vieler aktiver
GIST-Zellen…
Alle Tumorzellen sind durch die
Imatinib-Therapie kontrolliert.
Wie Sie gelesen haben, konnten bisher mit
Imatinib sehr gute Ergebnisse in der Therapie von inoperablen und metastasierten
GIST erzielt werden. Etliche Patienten
profitieren inzwischen weit über 6 Jahre
von der Imatinib-Therapie. Bei anderen
reagieren die Tumoren weniger gut auf
Imatinib oder es kommt nach einer gewissen Zeit zum Progress (Rezidiv) – also
zum Fortschreiten der Erkrankung.
nInitial sind nur 10 bis 20% der GIST
resistent gegen Imatinib.
nNach 2-3 Jahren können sich aber bei
bis zu 65% der zuerst mit Imatinib erfolgreich behandelten Patienten teilweise oder völlige Resistenzen bilden.
Wie geht man vor bei der Verifizierung
eines Progresses und welches sind die
wichtigsten Fragen, die zu stellen sind?
CT
43 HU
30 HU
1. Ist überhaupt eine
Progression im klaren Sinne
bestätigt?
BEISPIEL
PET
Imatinib-Resistenz:
Lokaler (fokaler) Progress:
Eine Tumorzelle ist wieder aktiv!
Zu wenig Imatinib?
Sekundär-Mutation?
Der Tumor wächst an einer Stelle
weiter…
Erste Maßnahme bei Verdacht auf eine
Progression der Erkrankung unter Imatinib ist die genaue Untersuchung (Verifizierung) des Progresses:
Vor Beginn der Therapie
mit Imatinib
Handelt es sich wirklich um
einen Progress?
Lokaler (fokaler) Progress:
Therapieoption?
Dosissteigerung auf
800mg/Tag Imatinib
und z.B. lokal-ablative Maßnahme
wie z.B. Resektion, RFA, LITT
Phänomen der „Pseudo-Progression“ nach 2 Monaten unter Imanitib: Klares Therapieansprechen –
keine Progression!
Systemischer (multifokaler)
Progress:
Therapieoption?
Dosissteigerung auf
800mg/Tag Imatinib
Wechsel auf Sunitinib-Therapie
Klinische Studien
Imatinib-Resistenz: Fortschreitende Erkrankung (Progress)
62
63
Ein großer Tumor im CT, der unter
Imatinib scheinbar größer wird. Vergleicht man die beiden - zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemachten
- Aufnahmen, ohne zu wissen, auf was
man achten muss und ohne die Dichte
im CT zu messen, sieht das Gewebe
lediglich dunkler aus und man könnte
ein Wachstum – ein Fortschreiten der
Erkrankung – mutmaßen. In Wirklichkeit handelt es sich um eine klassische
zystische Umwandlung des Tumorgewebes unter Imatinib, die durchaus
mit einer Größenzunahme ablaufen
kann – parallel mit einer ausgeprägten
Dichte-Abnahme.
Dieses Phänomen der „Pseudo-Progression“ wurde in den ersten Jahren der Imatinib-Therapie relativ oft fehlgedeutet.
Doch mit dem zunehmenden Wissen unter Radiologen und Onkologen bzgl. der
(im Kapitel 4.6 beschriebenen) von Choi
und Antoch entwickelten Kriterien sind
diese Fehldiagnosen glücklicherweise
rückläufig. Parallel zum CT zeigt hier die
Bildgebung im FDG-PET, dass keine Progression vorliegt. Diese PET-Kontrolle
braucht man in der Regel nicht, wenn
man die Dichte der Tumoren (gemessen in
HU = Hounsfield-Units) auf den CT-Bildern vergleicht.
7. Progressive Erkrankung
An diesem Beispiel wird deutlich, wie
wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die jeweilige Expertise in den
einzelnen Fachgebieten ist. Wäre z.B. der
Radiologe mit GIST unerfahren, würde er
vielleicht die Diagnose Progress stellen.
Wenn nun der Onkologe ebenfalls GISTunerfahren wäre oder sich lediglich auf
den schriftlichen Bericht des Radiologen
verlassen würde ohne sich die Bilder selbst
noch einmal zu betrachten und auf die
Dichte zu achten, wäre die Diagnose Progress schnell gestellt: Mit all ihren Konsequenzen für den weiteren Behandlungsverlauf des Patienten!
Diagnose 1: Malignes Melanom
2.Stimmt die histologische Diagnose GIST überhaupt?
BEISPIEL
Vergleicht man die zwei Aufnahmen
links von Tumorgewebe unter dem
Mikroskop, so sieht man, dass alle Zelltypen spindelzellig sind. Die Fachleute
erkennen, dass beide Tumoren CD117
positiv sind. Doch diese histologischen
Befunde sind keine GIST! Bild 1 ist
ein malignes Melanom und Bild 2 ein
pleomorphes Sarkom. Da Imatinib bei
beiden Erkrankungen nicht wirkt, ist
klar, dass Patienten mit den „PseudoDiagnosen“ GIST unter Imatinib progredient sein müssen.
Durch die zunehmende Aktualität und
Bedeutung des Themas GIST werden in
letzter Zeit immer häufiger GIST-Diagnosen gestellt, die keine GIST sind – so z.B.
in der fehlerhaften Abgrenzung zu Melanomen, Sarkomen und Desmoiden. Auch
hier wird wiederum deutlich, wie wichtig
die Interaktion der Fachgebiete ist. Nur
wenn der GIST-erfahrene Pathologe die
eindeutige Diagnose GIST stellt, können
nachfolgende Fachärzte wie Onkologen
oder Chirurgen entsprechend therapeutisch handeln.
3.Besteht Gefahr für den
Patienten – muss man unmittelbar handeln?
Diagnose 2: Pleomorphes Sarkom
Hat der Patient überhaupt Symptome bzw.
Beschwerden? Häufig sind die größten
Probleme bei der Diagnose Progress Panik
und überstürztes Handeln. Teilweise werden notfallmäßige Operationen durchge64
führt oder Imatinib wird schon abgesetzt
in Vorbereitung auf irgendeine neue Therapie oder Studie, die da eventuell
kommen könnte. Wichtig ist es aus Sicht
des behandelnden Arztes, die gesamte klinische Konstellation sauber aufzu­
arbeiten und die möglichen Therapieoptionen – auch durch interdisziplinäre und
klinikübergreifende Zusammenarbeit – zu prüfen.
nung dieses einen Herdes geht nicht mit
der Verbesserung der Prognose einher.
Dies ist also einer der Gründe, warum
man eine Dosiserhöhung der systemischen
Therapie mit Imatinib vornimmt und eine
lokale Therapie durchführt.
Patienten mit GIST, die in den beiden
großen Vergleichsstudien (siehe Kapitel
6.7.) unter 400mg Imatinib pro Tag progredient waren, erhielten die doppelte
Dosis von 800mg/Tag. Bei etwa jedem
dritten Patienten (29-39%) sprach der Tumor – meist mit einer Stabilisierung –
wieder darauf an. Bis zu 20% aller Patienten, die unter 400mg/Tag progredient
waren, haben über zwei Jahre von der Dosis-Eskalation profitiert.
7.2. Behandlungsalgorithmus
bei Progress
Sollte also die Diagnose Progress radiologisch, histologisch und klinisch bestätigt
sein, gibt es zwei Progressionsformen mit
weiteren Behandlungsschritten:
A. Lokale Progression = Fortschreiten der Erkrankung an einzelnen
Stellen
Hier nimmt man zunächst eine Dosiserhöhung der systemischen Therapie mit Imatinib vor und erwägt eine lokale Therapie
wie z.B. Resektion, RFA (Radiofrequenzablation), LITT (Laserinduzierte
Thermotherapie) oder andere.
B. Systemische Progression = Fortschreiten der Erkrankung insgesamt
Fokale Progression:
Läsion in einer Läsion
BEISPIEL
Bewusst in dieser Reihenfolge: Dosiserhöhung + lokale Therapie. Auch wenn dies
in der Praxis sehr gerne umgekehrt kommuniziert wird.
Läsion in einer Läsion: Man sieht oben
eine lokale (fokale) Progression unter
Imatinib-Therapie. Diese besteht aus
einer zystisch umgewandelten ehemaligen soliden Metastase, in der jetzt
neu eine sekundär resistent gewordene Läsion heranwächst.
Es gibt weltweit derzeit keinerlei Daten,
die zeigen, dass lediglich lokale Maßnahmen in diesem Erkrankungsstadium –
langfristig – einen Überlebensvorteil bringen. Die Reaktion, bei einem lokalen Problem auch lokal aktiv zu werden und zu
erwarten, dass damit das Problem gelöst
sei, ist nachvollziehbar, wird jedoch von
der Datenlage nicht bestätigt.
Das heißt: Eine Zelle ist unter ImatinibTherapie resistent geworden. In diesen
Fällen handelt es sich meistens um Zweitoder Sekundär-Mutationen. Die erste =
Primär-Mutation bleibt bestehen, eine
zweite = Sekundär-Mutation kommt
hinzu.
Diese sekundär-resistent gewordene Zelle
teilt sich und aus ihr wächst dieser sekundäre Tumorknoten heran. Wir haben es
hier in der Ursprungsläsion noch immer
mit Imatinib-empfindlichem Tumorgewebe zu tun z.B. mit einer Exon-11-Mutation. Doch diese Zellen haben zusätzlich
zu ihrer Primär-Mutation beispielsweise
eine Exon-17-Sekundär-Mutation entwickelt. Dieser neue Herd ist damit Imatinib-resistent – also unempfindlich.
Man kann diese fokale Läsion mit Hilfe
lokaler Maßnahmen wie Resektion oder
RFA entfernen – das Problem aber bleibt:
Bei Patienten, die in fokaler Progression
lokal behandelt werden, beträgt die Zeit
bis zur nächsten Progression etwa 5-8
Monate. Das heißt: Wenn man eine lokale
Progression nur lokal behandelt, kann
man – statistisch gesehen – darauf warten,
dass es im nächsten halben Jahr zu einer
weiteren Progression kommt. Die Entfer65
Systemische Progression heißt nichts anderes, als dass eine große Anzahl fokaler
Progressionen (multifokal) vorliegt. Das
heißt: Ein gleichzeitiges Fortschreiten der
Erkrankung an mehreren Stellen. Der zugrunde liegende molekularbiologische
Mechanismus ist – wie derzeit vermutet –
nicht anders als bei der lokalen (fokalen)
Progression.
In diesem Fall empfiehlt der derzeitige –
zulassungsbasierte – Behandlungsalgorithmus zunächst eine Dosiserhöhung der
Imatinib-Therapie auf 800mg/Tag.
Weitere Optionen bei systemischer
Progression sind:
nWechsel auf die Therapie mit Sunitinib
(Sutent ®) (Kapitel 8)
nEinschluss des Patienten in eine klinische Studie mit neuen Substanzen
oder Therapiekonzepten (Kapitel 9)
7. Progressive Erkrankung
7.3. Resistenz-Mechanismen
bei Progress
Inzwischen kennt man einige ImatinibResistenz-Mechanismen bei Progression.
Die beiden wichtigsten sind:
A.Die pharmakokinetische „Schein-Resistenz“
B.Die genetische Resistenz (SekundärMutationen)
A. Die pharmakokinetische
„Schein-Resistenz“
Nach mehreren Jahren Erfahrung mit der
Imatinib-Therapie hat man festgestellt,
dass die Nebenwirkungen der Therapie
mit der Zeit nachlassen können. Die Intensität verringert sich – der Körper gewöhnt sich an das Medikament. Dies ist
einerseits für die Patienten erfreulich, anderseits stellt sich schnell die Frage, wie es
mit der Wirkung aussieht: Lässt diese mit
der Zeit eventuell auch nach? Dies scheint
tatsächlich manchmal der Fall zu sein!
Es konnte in Untersuchungen gezeigt
werden, dass die Imatinib-Clearance, also
einfach ausgedrückt die „Entsorgung des
Medikamentes aus der Blutbahn“, mit der
Zeit zunimmt. Noch einfacher beschrieben: Die kontinuierliche Einnahme von
400mg/Tag Imatinib bedeutet bei Patienten am Tag 7 eine höhere WirkstoffKonzentration im Blut als am Tag 365.
Die Beibehaltung der Dosis führt zu
einem kontinuierlich abnehmenden Blutspiegel. Das würde erklären,
•warum die Nebenwirkungen mit der
Zeit nachlassen,
•dass möglicherweise zu wenig Wirkstoff im Blut ist, um die gewünschte
Wirksamkeit zu erreichen,
•warum ein Teil der Patienten mit der
Zeit progredient wird bzw. im Umkehrschluss auf eine Dosis-Eskalation
anspricht.
Wenn der Patient keine ausreichende
Wirkstoffmenge im Blutspiegel hat, wird
der Tumor wieder wachsen. Nicht weil
die Tumorzellen resistent gegen Imatinib
sind, sondern weil einfach nicht genügend
Wirkstoff für alle Tumorzellen bzw. zur
Blockierung aller Rezeptoren zur Verfügung steht. Dies ist also eigentlich keine
echte Resistenz – sondern eher eine pharmakokinetische „Schein-Resistenz“: Eine
Verminderung der Wirksubstanz durch
verstärkte Clearance – also eine nachlassende Wirksamkeit der Therapie durch zu
wenig Medikament.
B. Die genetische Resistenz
Ein Grund, warum Imatinib irgendwann
unter Umständen nicht mehr ausreichend
wirkt und es zum Progress kommt, sind
neue Mutationen. Hier kann es unter
Therapie zur „genetischen Resistenz“, zu
so genannten Sekundär-Mutationen kommen. Bisher sind hier zwei wesentliche
Resistenz-Mechanismen bekannt:
Mögliche Adressen von SekundärMutationen im KIT-Rezeptor
Einfache Lösung: Erhöhung der
Dosis auf bis zu 800mg/Tag
Hier kann man vermuten, dass dies einen
Teil der Ergebnisse der Dosis-Eskalationsstudie ausmacht. Ein weiterer Teil dürften
hier die Patienten mit Exon-9-Mutationen
sein, die aus nach wie vor unbekannten
Gründen eine initial höhere Imatinib-Dosis von 800mg/Tag, also eine höhere Blutspiegel-Konzentration, benötigen. Diese
Exon-9-Patienten sind von Anfang an mit
einer zu geringen Dosis behandelt worden
und profitieren nun – nach der Dosiserhöhung – von der richtigen Dosis.
Auf Grund mangelnder Daten gibt es derzeit keine systematische, chronologische
Empfehlung zur Dosis-Eskalation – also
fixe Zeiträume vor dem Eintreten einer
Progression – nach denen man die Dosis
automatisch erhöhen sollte. Und auch die
Blutspiegelmessung ist in diesem Zusammenhang keine Standard-Diagnostik, die
man verlässlich und routinemäßig durchführen könnte.
66
37% Target-Resistenz durch
Neumutationen (25%) oder
Amplifikation (12%)
Die Wissenschaf ler nennen das Schloss
„KIT-Bindungstasche“ (binding-pocket)
in welche das Imatinib-Molekül plötzlich
nicht mehr hineinpasst. Man müsste also
das Wirkstoff-Molekül so verändern, dass
es wieder in die KIT-Bindungstasche
passt. Leider kennt man inzwischen mehrere verschiedene Sekundär-Mutationen –
also mehrere veränderte KIT-Bindungstaschen. Und so kann man sich leicht vorstellen, dass es schwer ist, einen Wirkstoff
zu entwickeln, der gleichzeitig in alle
neuen und verschiedenartigen KIT-Bindungstaschen passen kann.
13% Target-Modulation mit
Aktivierung anderer Kinase(n)
Das heißt: Obwohl KIT / PDGFR weiterhin blockiert sind, kommt es zu einem
Weiterwachsen der Tumorzellen. Scheinbar finden und aktivieren diese Tumorzellen „Umleitungswege“.
Bisher weitere wichtige Erkenntnisse:
Es gibt zunehmend Daten, die darauf hinweisen, dass, auch wenn eine Progression
unter einem KIT-Inhibitor wie Imatinib
auftritt, die weitere KIT-Aktivierung ein
sehr wichtiger Faktor der Erkrankung ist.
Das heißt: Würde man KIT als Target in
der GIST-Therapie nicht mehr ansprechen, würde es in den allermeisten Fällen
zu einem rasanten Progress, also schnellem
Fortschreiten der Erkrankung kommen.
Daher muss der Therapie-Ansatz bei Progression sein, KIT weiterhin ausreichend
zu blockieren und neue Substanzen zu geben, die auf andere Targets zielen.
BEISPIEL
irksamkeit von Sunitinib / Imatinib bei KIT-Mutationen W
im „Reagenzglas“
WICHTIG
Mutationen Sie stehen vor einer Dosiserhöhung auf
800mg/Tag? Sie hatten bereits unter
400mg/Tag Imatinib erhebliche Nebenwirkungen? Sprechen Sie mit Ihrem
behandelnden Arzt: Es ist durchaus
möglich und sinnvoll, die Dosis nicht
sofort auf 800mg/Tag zu eskalieren,
sondern schrittweise z.B. in HunderterSchritten (schleichend) zu erhöhen.
Exon(s) Lokalisation der Sekundär-Mutation V560D
11
-
V560D + V654A
11 + 13
V560D + T670I
ca. IC50 (nM)*
Imatinib
<50 ~100
ATP Bindungstasche
<100
5000
11 + 14
ATP Bindungstasche
<50
10000
V560D + D816H
11 + 17
Aktivierungsschleife
1000
5000
V560D + N822K
11 + 17
Aktivierungsschleife
>1000
~1000
V560D + Y823D
11 + 17
Aktivierungsschleife
>1000
>1000
Sunitinib * = erforderliche Menge Wirkstoff
Heinrich MC et al. J Clin Oncol 2006
Des Weiteren ist wichtig, dass SekundärMutationen nicht nur als einzelne Mutationen auftreten. Das heißt, dass Tumoren –
unter fortschreitender Erkrankung –
durchaus mehrere unterschiedliche Sekundär-Mutationen bilden können. Und
bisher ist auch nicht geklärt, wie viele Sekundär-Mutationen eigentlich vorkommen können, da es methodisch sehr
schwierig ist, die Mutationen darzustellen,
die in einer sehr niedrigen Konzentration
auftreten.
67
Erinnern Sie sich noch an unser Beispiel
mit Schloss und Schlüssel aus Kapitel
6.1.? Hier hatten wir ja angenommen,
dass der zum Energieschlüssel (ATP)
konkurrierende „falsche Schlüssel“
(Imatinib) das Schloss am Transformator (Tyrosinkinase) blockiert und
somit die Energielieferung für ein weiteres Tumorwachstum hemmt. Leider
kommt es nun nach einiger Zeit unter
Imatinib zu einer Form der Resistenz,
bei welcher sich das Schloss am Transformator (Tyrosinkinase) verändert.
Folge: Die Imatinib-Schlüssel passen
nicht mehr in das Schloss – der Tranformator erhält wieder Energie und das
Wachstum der GIST-Zellen geht weiter.
8. Sunitinib-Therapie
Trotz der guten Wirksamkeit der ImatinibTherapie bei GIST, sind – wie in Kapitel 6
beschrieben – Progressionen (= Fortschreiten der Erkrankung) bei einem Teil der
Patienten zu beobachten. Für diese Betroffenen steht seit Juli 2006 eine zugelassene
Zweitlinien-Therapie zur Verfügung: Sunitinib (Sutent ®) – für viele ein zweiter
wichtiger Meilenstein der Hoffnung auf
ihrem Weg im Kampf gegen GIST.
Bereits in den 90er Jahren konnte der
Krebsforscher Dr. Axel Ullrich mit Kollegen am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried nachweisen, dass Tumorgewebe im Wachstum gehemmt und
reduziert wird, wenn man die Bildung
von Blutgefäßen hemmt, die die Tumorzellen mit Sauerstoff versorgen. Eine entscheidende Rolle hierbei spielen Wachstumsfaktoren, die durch Bindung an spezifische Tyrosinkinase-Rezeptoren an der
Oberf läche der Blutgefäßzellen eine intrazelluläre Signalkaskade in Gang bringen.
Diese führt zur Angiogenese (Gefäßentstehung) und fördert dadurch das Tumorwachstum. Auf dieser Erkenntnis auf bauend, entwickelten Axel Ullrich und Josef
Schlessinger über mehrere Jahre den multifunktionalen Tyrosinkinase-Hemmer
Sunitinib (heutiger Handelsname Sutent ®,
Hersteller Pfizer, früherer Studiencode SU
11248; NB: SU steht übrigens für Schlessinger und Ullrich). Aufgrund positiver
Studienergebnisse erfolgte im Juli 2006 –
nach der Zulassung durch die FDA im Januar 2006 – die europäische Zulassung in
den Indikationen GIST und Nierenzellkarzinom.
8.1. Zulassung
Sunitinib ist zugelassen für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen
und / oder metastasierten GIST nach Versagen oder Unverträglichkeit einer Erstlinientherapie mit Imatinib.
INFO
Pro Jahr erkranken in Deutschland
etwa 13.000 Menschen an einem Nierenzellkarzinom. Die Tendenz ist steigend. Sunitinib wurde hier zunächst
zur Behandlung von Patienten mit
fortgeschrittenen und / oder metastasierten Nierenzellkarzinomen nach
Versagen einer Erstlinientherapie mit
Interferon- α oder Interleukin-2 zugelassen. Inzwischen zeigte Sunitinib in
einer Vergleichsstudie mit Interferon-α
bei metastasiertem Nierenzellkarzinom ein längeres progressionsfreies
Überleben und erhielt im Frühjahr
2007 auch die Firstline-Zulassung beim
fortgeschrittenen und / oder metastasierten Nierenzellkarzinom.
8.2. Wirkmechanismus
Bei dem in Hartkapseln verfügbaren Multikinase-Hemmer Sunitinib handelt es sich
um ein kleines Molekül, das mehrere Signalwege gleichzeitig blockiert, die sowohl
für das Tumorzellwachstum als auch für
die Tumorangiogenese (Gefäßentstehung)
entscheidend sind. Sunitinib hemmt durch
kompetitive Blockade der ATP-Bindungstelle spezifisch die Tyrosinkinasen der
PDGF (platelet-derived growth factor)Rezeptoren- a und -ß, der VEGF (vascular
endothelial growth factor)-Rezeptoren 1,
2 und 3, des c-KIT-Rezeptors, des
FLT(fetal liver tyrosine kinase)-Rezeptors
3, des CSF1 (colony stimulating factor)Rezeptors und des RET (rearranged during transfection)-Rezeptors. Durch die
Fähigkeit, mehrere Rezeptor-Tyrosinkinasen spezifisch zu hemmen, weist Sunitinib
sowohl eine direkte als auch eine indirekte
Antitumoraktivität auf.
68
8.3. Dosierung
8.4. Ansprechen
Die empfohlene Dosis von Sunitinib – auf
Basis der Studien – beträgt 50mg einmal
täglich für 4 aufeinander folgende Wochen,
gefolgt von einer zweiwöchigen Therapiepause (4/2-Schema), so dass ein kompletter
Behandlungszyklus 6 Wochen umfasst.
In der klinischen Praxis wird Sunitinib jedoch inzwischen immer öfter durchgehend
in einer Dosierung von 37,5mg – oder
manchmal sogar weniger – verabreicht. Ob
dies ebenso wirksam, aber eventuell besser
verträglich ist, wird noch im Jahr 2007
Gegenstand neuer klinischer Studien sein.
In einer Phase-I/II-Studie wurden 97
GIST-Betroffene mit Sunitinib behandelt.
Es zeigte sich eine Ansprechrate von 8%
und eine Krankheitsstabilisierung über
mindestens 6 Monate bei weiteren 37%.
Die mediane Zeit bis zur Progression lag
bei 7,9 Monaten und das mediane Gesamtüberleben bei 19,8 Monaten.
Auf bauend auf diese Ergebnisse wurde
eine internationale Phase-III-Studie
durchgeführt, bei der eine Randomisation
zwischen Sunitinib und Placebo erfolgte.
312 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, die nach der ersten geplanten
Zwischenanalyse aufgrund der signifikanten Überlegenheit von Sunitinib vorzeitig geschlossen wurde.
Die Sunitinib-Behandlung erzeugte ein
partielles (teilweises) Ansprechen bei 14
Patienten (6.8%) und eine stabile Erkrankung (22 Wochen oder mehr) bei 36 Patienten (17.4%). Im Vergleich dazu wurde
unter Placebo kein partielles Ansprechen
erreicht und eine stabile Erkrankung bei
nur 2 Patienten (1.9%).
In der Imatinib-intoleranten Gruppe erreichten 4 von 9 Patienten – randomisiert
(per Zufall ausgewählt) hin zur SunitinibBehandlung – ein partielles Ansprechen;
in nur einem Fall kam es zum Fortschreiten der Erkrankung. Im Unterschied dazu
hatten 3 von 4 Patienten in der PlaceboGruppe eine progressive Erkrankung. Ein
teilweises Ansprechen wurde nicht beobachtet.
8.5. Nebenwirkungen
Insgesamt sind Nebenwirkungen der
Schweregrade 1-2 unter der Behandlung
mit Sunitinib häufig, sie erreichen aber
selten den Schweregrad 3-4. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen, die jeweils bei über 50% der Patienten auftreten, sind Fatigue (Müdigkeit), Durchfall,
Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen. Die meisten dieser und anderer Nebenwirkungen sind Betroffenen bereits von der Therapie mit Imatinib bekannt.
Bei Patienten mit Imatinib-resistentem
GIST stand Sunitinib in Zusammenhang
mit einer deutlichen Verbesserung der medianen Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung (27.3 vs. 6.4 Wochen) und
einem deutlich höheren Gesamtüberleben.
Scan 0:
Vor Therapiebeginn
Zyklus 1, Tag 0
Scan 1:
mit SU 11248
Zyklus 1, Tag 7
Scan 2:
ohne SU 11248
Zyklus 1, letzter Tag
der Therapiepause
69
Scan 3:
mit SU 11248
Zyklus 2
8. Sunitinib-Therapie
Neue Nebenwirkungen im klini­
schen Alltag unter Sunitinib sind:
Nebenwirkungen der Sunitinib-Therapie
(Aus der Phase-II-Studie)
Grad Jeder Grad Schwere 3&4
Patientenzahl n = 83 n
%
n
%
Müdigkeit / Fatigue
63 74% 7
8%
Durchfall
56 68% 3
4%
Übelkeit
45 54% 3
4%
Hautverfärbungen
33 40% 0
0%
Veränderung der Lipase-Werte
25 30% Hautrötung, Hautauschlag
25 30%
0
0%
Stomatitis = Entzündung der Mundschleimhaut
21 25% 1
1%
Hypertension = Erhöhter Blutdruck
18 22% 9
11%
11 13%
Anämie = Verminderung der Konzentration des Blutfarbstoffes und / oder der Anzahl der roten Blutkörperchen
17 21% 4 5%
Hand-Fuß-Syndrom = Erythematöse Hautveränderungen
an den Handinnenflächen und an den Fußsohlen
12 15% 4 5%
Schilddrüsenunterfunktion
9
11% 0
0%
Neutropenie = Abfall der weißen Blutkörperchen und damit Mangel an Abwehrzellen im Blut
7
8% 4 5%
Gesunkender LVEF = „Left ventricular ejection fraction”
Wert bei der Echokardiograpie
6
7% 2 2%
BEISPIEL
Ein Patient, 65 Jahre, progressive Erkrankung hatte zu Beginn der Sunitinib-Therapie einen Blutdruck von 200mmHg in der Spitze. Durch Einnahme von 4 verschiedenen Medikamenten täglich liegt der Durchschnittswert inzwischen bei etwa 150.
Dennoch versucht man derzeit –
durch Wechsel und Neukombinationen
– den Blutdruck weiter in Richtung
130mmHg „zu drücken“…
70
•Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt
bei etwa einem Drittel der Patienten
auf. Diese ist häufig behandlungsbedürftig, was durch eine Schilddrüsenhormonsubstitution in Tablettenform
sehr einfach möglich ist. Da eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion
lebensgefährlich werden kann, ist hier
eine sorgfältige Überwachung erforderlich!
•In bis zu 40% der Fälle kommt es zu
Entzündungen der Schleimhäute.
•Eine besonders problematische Nebenwirkung ist das Hand-Fuß-Syndrom,
das bei etwa 20% der Patienten eintritt.
•Therapiebedingter Bluthochdruck, der
in bis zu 20% der Fälle vorkommt,
kann gelegentlich Schweregrad 3 erreichen.
Bei der Behandlung des Bluthochdrucks
sollte man therapeutisch sinnvoll und angepasst vorgehen. Die Einstellung des
Blutdrucks unter Therapie muss patientenindividuell erfolgen – hier gibt es keine
standardisierten Empfehlungen für be-
WICHTIG
Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt
bei etwa einem Drittel der Patienten
auf. Diese ist häufig behandlungsbedürftig, was durch eine Schilddrüsenhormonsubstitution in Tablettenform
sehr einfach möglich ist. Da eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion
lebensgefährlich werden kann, ist hier
eine sorgfältige Überwachung erforderlich!
stimmte Substanzen oder Therapieklassen.
Und auch für die Zielwerte gibt es keine
klaren Richtlinien.
Wie beschrieben: Der Bluthochdruck ist
therapiebedingt und es ist zu erwarten,
dass der Blutdruck sich nach Beendigung
einer Sunitinib-Therapie wieder normalisiert. Daher ist es sicher richtig und wichtig, den Blutdruck medikamentös zu behandeln. Teilweise jedoch sieht man Behandlungssituationen (unser Beispiel), in
welchen – z.B. in Zusammenarbeit mit
Kardiologen – versucht wird, den Blutdruck durch Kombination mehrerer Präparate auf „Traumwerte“ zu drücken. Dies
ist sicherlich nicht zielführend und unter
Umständen für manche Patienten sehr
schwierig. Denn neben der teilweise belastenden Diagnose GIST beobachten manche Betroffene nun täglich mehrmals verängstigt ihre Blutdruckwerte.
TIPP
Umgang mit Nebenwirkungen
(Nebenwirkungsmanagement):
Für viele Nebenwirkungen gibt es
Gegenmaßnahmen bzw. Hilfen aus
den schulmedizinischen und komplementär-therapeutischen Bereichen. Es
würde den Rahmen dieses Ratgebers
sprengen, wollte man alle Maßnahmen hier aufführen.
Daher hat „Das Lebenshaus e.V.“ – gemeinsam mit GIST erfahrenen Medizinern und Apothekern – eine 12-seitige
Liste entwickelt, die regelmäßig aktualisiert und durch Patientenerfahrungen ergänzt wird. Sie können diese
Liste jederzeit gerne per Post oder als
Download unter www.lh-gist.org beim
Lebenshaus beziehen.
8.6. Wechselwirkungen
8.7. Therapieprinzipien
Wie Sie bereits bei der Imatinib-Therapie
gelesen haben, erfolgt auch die Metabolisierung von Sunitinib in der Leber. Daher
kann der Plasmaspiegel von Sunitinib
durch zahlreiche, häufig verwendete Substanzen beeinf lusst – also erhöht oder vermindert – werden.
nFür die Therapie operabler GIST stellt
Wirkstoffe, die den Plasmaspiegel
von Sunitinib erhöhen können:
Unter anderem folgende CYP3A4-Inhibitoren können die Plasmakonzentration von
Sunitinib erhöhen: Ketoconazol, Ritonavir, Itraconazol, Erythromycin, Clarithromycin, sowie Grapefruit, Sternfrucht und
deren Säfte.
Wirkstoffe, die den Plasmaspiegel
von Sunitinib vermindern können:
Dexamethason, Phenytoin, Carbamazepin,
Rifampicin, Phenobarbital oder Johanniskraut-Präparate.
Da Sunitinib die wichtigsten CYP-Enzyme nicht anregt und nur minimal
hemmt, hat es keinen Einf luss auf die
Plasmaspiegel anderer vom CYP3A4Stoffwechsel abhängiger Substanzen.
die Operation – mit dem Ziel der Tumorfreiheit – nach wie vor den „GoldStandard“ dar.
nBei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten GIST stellt die Behandlung
mit Imatinib in einer Dosierung von
400mg/Tag die Therapie der ersten
Wahl (Firstline) dar. Der Einsatz von
neoadjuvanten und adjuvanten systemischen Therapien mit Imatinib ist
derzeit Gegenstand klinischer Studien.
nIm Falle einer Progression wird zwischen lokalem und systemischem Progress unterschieden. Eine Dosiserhöhung auf 800mg Imatinib/Tag ist in
beiden Fällen – laut bisheriger Studienlage – indiziert.
nDavon profitieren laut Studien etwa
1/3 der Patienten.
nSunitinib ist – laut Studienbasis – die
Therapie der Wahl bei einer Progression unter 800mg Imatinib oder bei
Imatinib-Unverträglichkeit.
PATIENTEN
-PA
SS
Ich bin GIST
-Patient/in
!
Titel, Vor- /Nac
hnam
Geburtsdatum
TIPP
e:
:
Blutgruppe:
Information
en
zu Diagnose
, Therapie,
Nachsorge
und für den
medizinische
n Not fall.
GIST-Patientenpass:
TIPP
Umgang mit Wechselwirkungen (Interaktionen):
Auch hier hält „Das Lebenshaus“ eine
Liste in Kopienform für Sie bereit, die
Sie jederzeit gerne per Post oder als
Download unter www.lh-gist.org bei
der Patientengemeinschaft beziehen
können.
71
Hilfestellung beim Thema Wechselwirkungen kann Ihnen auch der GIST-Patientenpass bieten: Diesen können Sie
kostenlos beim Lebenshaus beziehen,
einfach ausfüllen und immer und überall dabei haben. Darin finden Sie eine
Kurzliste der Substanzen, die mit Imatinib und / oder Sunitinib interagieren
könnten. Im Bedarfsfall zeigen Sie den
Pass dem jeweiligen behandelnden
Arzt.
8. Sunitinib-Therapie
8.8. Studien vom ASCO 2007
Sunitinib bei Imatinib-resistenten
GIST-Patienten
Ziel dieser von PD Dr. Peter Reichardt
vorgestellten Studie war, Patienten einen
Zugang zu Sunitinib zu verschaffen, die
für laufende klinische Studien aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kamen, und weitere Daten in Bezug auf die
Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie
mit Sunitinib zu gewinnen. Die Patienten
bekommen seit dem 1. März 2006 50mg/
Tag in einem 6-Wochenzyklus. Damit folgen sie dem derzeit zugelassenen 6-Wochen-Schema.
An dieser offenen, multizentrischen Studie
nahmen 1012 GIST-Patienten an 96 Zentren in 33 Ländern teil, die Imatinib nicht
mehr vertrugen oder deren GIST nicht
mehr ausreichend ansprach. Bei 52% der
Patienten musste auf Grund von Unverträglichkeiten die Therapie mit Sunitinib
unterbrochen werden. Eine Dosisreduktion war bei 33% erforderlich. Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren
•Fatigue (8%),
•Abdominalschmerz (9%),
•Hand-Fuß-Syndrom (8%),
•aber auch Durchfall, Übelkeit, Austrocknung und Schwindel.
Fazit 1: Das Nebenwirkungsprofil ist bei Sunitinib stärker ausgeprägt als bei Imatinib. Mehr
als die Hälfte der Patienten dieser Studie mussten die Therapie unterbrechen, davon ca. 80%
auf Grund der Nebenwirkungen.
Fazit 2: In dieser laufenden Studie, die an ei-
Vergleich zweier DosierungsSchemata
In dieser multizentrischen Phase-II-Studie
wurde bei 61 Patienten die durchgehende,
tägliche Gabe von 1 x 37,5mg Sunitinib
verglichen mit dem derzeit zugelassenen
6-Wochen-Schema, d.h. die vierwöchige
Gabe von 50mg Sunitinib pro Tag mit einer jeweiligen Pause von zwei Wochen.
Jeweils die Hälfte der Patienten nahm das
Medikament morgens zu sich, die andere
abends. Primärer Endpunkt der Studie war
der klinische Nutzen für die Patienten.
Durchschnittlich lebten die Patienten der
„durchgängigen“ Studiengruppe 34 Wochen ohne Rückfall, im Vergleich zu 25
Wochen im derzeit zugelassenen, „unterbrochenen“ Dosisschema. Während der
Studie wurde bei 25% der Teilnehmer auf
Grund von Nebenwirkungen eine Dosisreduktion auf 25mg/Tag vorgenommen,
bei 53% eine Therapieunterbrechung. Die
Nebenwirkungen der durchgängigen
Gabe waren mit denen des zugelassenen
Therapieschemas vergleichbar.
8.9. Ausblick
Allgemein: Aufgrund seiner Multifunktionalität erscheint der Einsatz von Sunitinib auch bei anderen Krebserkrankungen
aussichtsreich. So laufen derzeit klinische
Studien zu anderen Tumorentitäten wie
z.B. Brustkrebs, neuroendokrinen Tumoren (NET) und nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom. Weitere Indikationen befinden sich in klinischer Prüfung, so unter
anderem maligne Tumoren des Gastrointestinaltrakts, der Blase, des Gebärmutterhalses, der Eierstöcke, der Prostata, des
Hodens sowie Kopf-Hals-Tumoren und
Melanome.
Bei GIST: Eine neue weltweite Secondline-Studie mit Sunitinib, geplant für
Ende 2007, wird die Gabe von 37,5mg/
Tag Sunitinib durchgehend – bereits bei
einem Progress unter 400mg/Tag Imatinib – untersuchen.
Fazit: Sunitinib wird von GIST-Patienten,
die gegen Imatinib Resistenzen oder eine Unverträglichkeit entwickelt haben, im Allgemeinen gut toleriert. Die kontinuierliche, tägliche
Sunitinib-Gabe von 37,5mg/Tag ist in Bezug
auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen vergleichbar mit dem zugelassenen Dosierungsschema, das bei 50mg/Tag jeweils nach 4 Wochen 2 Wochen Pause vorsieht. Es erscheint unerheblich, ob Sunitinib morgens oder abends
eingenommen wird. Auf Grund der hohen Therapieunterbrechungsraten sollte Sunitinib immer
erst nach optimierter Imatinib-Therapie gegeben
werden.
Der „geistige Vater“ von Sunitinib:
Dr. Axel Ulrich – bei der Preisverleihung „Deutsche Krebshilfe Preis
2005“ durch die Präsidentin der DKH
Frau Prof. Dr. Dagmar Schipanski
INFO
Zahlen, Daten, Fakten zu Sunitinib / Sutent® :
Forschungscode:
SU 11248
Wirkstoff:
Sunitinib-malate
Produktname:
Sutent ®
Hersteller:
Pfizer
Zulassung:
Juli 2006 (GIST und RCC) als Zweitlinientherapie,
Frühjahr 2007 als Erstlinientherapie für beide Krebsarten
Zulassung für:
- Fortgeschrittene Erkrankungen
* GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
* Nierenzellkarzinom (RCC = Renal Cell Carcinoma)
- Firstline-Zulassung beim fortgeschrittenen und / oder metastasierten Nierenzellkarzinom.
Zukunft GIST:
- Studie: Einsatz bei Progress - bereits unter 400mg/Tag Imatinib
Gruppe:
Target-Therapien
Darreichung:
Oral (als Kapsel) – Zyklustherapie – 6 Wochen
(4 Wochen Therapie – 2 Wochen Pause)
= 12,5mg, 25mg und 50mg Hartgelatine-Kapseln
Standarddosierung:
50mg/Tag für 4 Wochen (Zulassung)
Sonstige Dosierungen:
37,5mg/Tag durchgehend (Klinische Praxis)
Art:
Tyrosinkinase-Inhibitor – Multitarget = Signaltransduktionshemmer
Hemmung:
KIT, PDGFR, VEGF, FLT, RET, CSF
ner großen, nicht selektionierten Gruppe von
Imatinib-resistenten GIST-Patienten durchgeführt wird, zeigt Sunitinib eine gute klinische
Wirksamkeit und annehmbare Verträglichkeit,
die mit früheren Studien in hohem Maße übereinstimmt.
72
73
9. Klinische Studien – neue Substanzen
Wenn Patienten nicht länger auf die Standardtherapien mit Imatinib und Sunitinib
ansprechen, kann es irgendwann wichtig
werden, an einer klinischen Studie teilzunehmen. Oder es werden Betroffenen Studien angeboten, die in Verbindung mit
Operation / Resektion durchgeführt werden – also neoadjuvante oder adjuvante
Studien. Auch denkbar wären Studien mit
neuen Substanzen oder Dosisprofilen, die
in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung im Vergleich zu den etablierten Therapien getestet werden sollen. Ganz egal,
welche Studie Ihnen angeboten wird oder
welche Studienteilnahme Sie erwägen –
Sie sollten immer folgende Informationen
haben:
•Basisinformationen über das Thema
„Klinische Studien“ allgemein
•Informationen darüber, welche GISTStudien wo und mit welcher Zielsetzung laufen
•Die Einschluss- und Ausschlusskriterien der jeweiligen Studie
•Mögliche Alternativen / Optionen zu
der geplanten Studie
•Aktueller Stand der Informationen
über Ihre Erkrankung: Historie, Kopien der Befunde / Berichte, aktuelle
Bildgebung CT-/PET-Scans und –
falls vorhanden – Ihren Mutationsstatus (Exon-Bestimmung)
•Mögliche Belastungen (gesundheitlich,
psychisch, organisatorisch, finanziell,
etc.), die möglicherweise auf Sie zukommen könnten (Wichtig vor allem
bei Studienteilnahmen im Ausland!)
•Ausreichend Antworten der Studienleiter oder Durchführenden auf Ihre
persönlichen Fragen
9.1. Basis: Klinische Studien
Jährlich finden in Deutschland, Österreich
und der Schweiz mehrere Hundert klinische Studien mit einigen Tausend Patienten für viele Indikationen statt. Klinische Studien sind kontrollierte wissenschaftliche Testprogramme. Sie sollen helfen, die Wirksamkeit und die Effektivität
neuer Substanzen – also möglicher neuer
Medikamente – festzustellen. Alle erfolgreichen Therapien sind letztlich das direkte Ergebnis klinischer Studien wie z.B.
auch Imatinib. Leider führt die Annahme,
Studien seien „Experimente“ noch immer
dazu, dass z.B. in den USA nur 5% aller
Krebspatienten im Rahmen von Studien
behandelt werden. Weiterhin nehmen Patienten oft nicht an klinischen Studien
teil, weil sie
•Zielsetzung und Konzept der Studie
nicht verstehen,
•die Details der angebotenen Studie
nicht verstehen,
•die Informationen nicht schnell und
ihrer Situation gemäß erhalten.
Sehr oft haben neue Substanzen bereits
gezeigt, dass sie besser sind als bestehende
Therapien. Sie werden dann weiter getestet, um zu sehen, um wie viel besser sie
sind als etablierte Therapien. Klinische
Studien können u.U. für Krebspatienten
eine Frage des Überlebens sein. Dem werden etliche Leser dieses Patientenratgebers
speziell für Imatinib zustimmen. Viel versprechende Substanzen und Therapien gegen Krebs werden derzeit im deutschsprachigen Raum in klinischen Studien untersucht. Die Zulassung von Imatinib für
CML und GIST führte zur Entwicklung
von immer mehr zielgerichteten Krebstherapien (Target-Therapien). Diese bekämpfen zielgenau nur die Tumorzellen und
nicht auch gesunde Zellen wie z.B. bei
den klassischen Chemotherapien. Neue,
moderne Krebstherapien zeigen mehr
Wirksamkeit und Effektivität und weniger
74
negative Beeinf lussung des Gesamtzustandes des Patienten wie z.B. extreme Nebenwirkungen.
9.2. Fünf Phasen auf dem
Weg zur Therapie
Bevor ein Medikament dem Menschen
helfen kann, hat es bereits einen langen
Weg hinter sich gebracht: im Durchschnitt
ca. 10 Jahre in Forschung & Entwicklung.
Und bevor eine Substanz dem Menschen
verschrieben und in Apotheken verkauft
werden darf, müssen sehr strenge Phasen
in der Forschung durchlaufen werden.
Präklinische Studien:
Im Labor – also „vor (= prä) der ersten
klinischen Phase“ – werden physikalische
und chemische Eigenschaften der Substanz
getestet. Hierbei ist es wichtig heraus zu
finden, wie diese Substanz den Stoffwechsel beeinf lussen kann und welche Nebenwirkungen möglich sind. Es schafft statistisch nur eine von 7.000 im Labor getesteten Substanzen überhaupt in die nächste
Phase. Zur präklinischen Phase gehören
ebenso alle Tierversuche, deren Ethik in
vielen Gesellschaftsschichten stark angezweifelt wird. Eines muss hierbei klar sein:
Nur auf diese Weise kann man herausfinden, ob die Substanz im lebenden Orga-
nismus Nebenwirkungen verursacht,
krebsfördernd ist, andere toxische (giftige)
Reaktionen hervorruft oder auf das ungeborene Leben einen Einf luss haben kann.
Sehen all diese Daten Erfolg versprechend
aus, geht es in die nächste Phase.
Phase I:
Hat es die eine von 7.000 Substanzen geschafft, den „Hochsicherheitstrakt“ der
präklinischen Studien tatsächlich zu überwinden, wird sie häufig einer sehr kleinen
Anzahl gesunder freiwilliger Probanden
verabreicht. Große Ausnahme: Wirkstoffe
zur Behandlung besonders schwerwiegender Erkrankungen wie eben Krebs.
Typischerweise werden deshalb bei diesen
schweren Erkrankungen solche Patienten
in die Phase-I-Studien eingeschlossen, die
von den zugelassenen Therapien nicht
(mehr) profitieren können und für die der
neue Wirkstoff eventuell eine Chance sein
kann. In dieser ersten Phase der Forschung
gilt es heraus zu finden, wie das Medikament im menschlichen Körper reagiert,
welche Wege es geht, wie es verstoffwechselt und vertragen wird. Patienten wie
Probanden werden engmaschig medizinisch überwacht, z.B. durch äußerst regelmäßige Blut- und Urinkontrollen. Untersucht und getestet wird in der ersten klinischen Phase insbesondere auch, in welchen Mengen das Medikament verabreicht
werden kann (Dosisfindung).
Phase III:
Die Phase III soll die Wirksamkeit des Medikamentes belegen. In jeder Phase der Stu­
dien steht das Thema Sicherheit an oberster
Stelle. An einer größeren Gruppe von Patienten wird in statistisch aussagekräftiger
Form untersucht, welchen therapeutischen
Nutzen ein neues Arzneimittel bietet.
Wenn für das untersuchte Krankheitsbild
schon eine bewährte Therapie­form existiert, wird der neue Wirkstoff im Vergleich
dazu getestet und bewertet. Meist sind
mehrere Kliniken oder Arztpraxen, je nach
Indikation, in verschiedenen Ländern an
einer Phase-III-Studie beteiligt.
Zulassung:
Alle Daten der Substanz, die in den ersten
4 Testphasen erhoben wurden, werden
ausgewertet, auf bereitet und an die für das
entsprechende Land zuständige Gesundheitsbehörde (z.B. FDA, EMEA oder
BfArM) eingereicht. Daran liegt es auch,
dass Medikamente in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten in
den Handel kommen. Experten entscheiden nun darüber, ob das Medikament für
Patienten zugelassen wird oder nicht.
Phase IV:
Nach einer erfolgten Zulassung können
weiterhin Daten erhoben werden, um die
langfristige Wirksamkeit und Verträglichkeit zu dokumentieren.
Phase II:
Wenn die Resultate aus der Phase I die
Verträglichkeit eines Arzneimittels noch
weiter bestätigen, kann die Phase II klinischer Entwicklungen beginnen. Jetzt
geht es darum, die therapeutische Wirksamkeit zu erforschen und ein optimales
Dosierungsschema zu entwickeln. Eine
umfassende Studie der Phase II kann bis
zu 150 Patienten einschließen.
9.3. Internet-Recherchen zum
Thema Studien
Englisch ist die Sprache der globalen Forschung, der Wissenschaft und der Medizin. Dies gilt natürlich auch für GIST. Daher sind die meisten Studienausschreibungen, Studienergebnisse und Publikationen in Englisch. Hinzu kommt, dass
viele Seiten / Angebote im Internet (vor
allem die der Firmen) nur für Ärzte (z.B.
mit Doc-Check) zugänglich sind.
A. Folgende Kriterien,
Kürzel und Codes sollte man
kennen
Substanz oder Medikament:
Die frühen Studienphasen erfolgen meist
mit einer Forschungsbezeichnung für die
spätere Substanz:
Beispiel: STI 571
In weiteren Phasen erhält die Substanz
eine Wirkstoff bezeichung:
Beispiel: Imatinib
In späteren Phasen finden Studien –
teilweise für die Zulassung oder Studien
nach Zulassung – mit dem Medikamenten- bzw. Handelsnamen statt (Marke).
Beispiel: Glivec®, in den USA
Gleevec™
Hersteller / Pharmazeutischer
Unternehmer: Novartis
Weitere Beispiele
Code:
Wirkstoff:
Name:
Hersteller:
SU 11248
Sunitinib
Sutent ®
Pfizer
BAY 43-9006
Sorafenib
Nexavar ®
Bayer
BMS 354825
Dasatinib
Sprycel®
Bristol-Myers-Squibb
AMN 107
Nilotinib
Tasigna®
Novartis
RAD 001
Everolimus
Certican Novartis
75
®
9. Klinische Studien – neue Substanzen
B. Jede Studie hat eine
Nummer, den Studiencode
Beispiel:
C. Wichtige Behörden für die
Zulassung von Arzneimitteln
und Arzneimittelsicherheit
USA: FDA
C RAD 001C 2454
= Progress-Studie RAD 001 + Imatinib
SSG XVIII (GIST)
= Skandinavisch-deutsche adjuvante Imatinib-Studie
EORTC 62024
= Europäische adjuvante Imatinib-Studie
Studienergebnisse werden oft als Abstract
oder Poster auf Krebskongressen (ASCO,
ASCO-GI, ESMO, DGHO etc.) präsentiert und / oder in wichtigen Fachzeitschriften veröffentlicht. Die Bezeichnungen lauten dann z.B. wie folgt:
Titel:
“Indication and results of surgery
following imatinib treatment of locally advanced or metastatic GI
stromal tumors (GIST)”
Sub-category: Gastrointestinal Stromal
www.fda.gov
Food and Drug Administration (FDA)
Europa: EMEA
www.emea.europa.eu
European Medicines Agency (EMEA)
Deutschland: BfArM
www.bfarm.de
Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM)
Für die Schweiz: www.swissmedic.ch
Für Österreich: www.ages.at
Meeting: 2006 ASCO Annual Meeting
Abstract No: 9500
Citation: Journal of Clinical Oncology,
2006 ASCO Annual Meeting Proceedings
Part I. Vol 24, No. 18S ( June 20 Supplement), 2006: 9500
Author(s): P. Hohenberger, C. Langer, S.
Pistorius, I. Iesalnieks, E. Wardelmann, P.
Reichardt, Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Onkologie (cao-V)
www.lh-gist.org oder
www.gastrointestinale-stromatumoren.com
www.gistsupport.org
www.liferaftgroup.org
www.asco.org
www.esmo.org
www.annonc.oxfordjournals.org
9.4. Mögliche Nutzen einer
Teilnahme
nIhre persönliche Gesundheitssituation
D. Suche nach Studien und
Studienergebnissen
Klinische Studien in deutscher
Sprache:
Fragen Sie Ihren GIST-Experten oder
„Das Lebenshaus e.V.“
Unter www.lh-gist.org,
www.gastrointestinale-stromatumoren.com
oder im Lebenshaus-Infobrief INFORM
Tumors
Category: Sarcoma
Studienergebnisse
(abstracts, posters, articles):
Klinische Studien in englischer
Sprache:
www.clinicaltrials.gov
www.cancer.gov/clinicaltrials
www.eortc.be/protoc/listsites.asp
www.gistsupport.org
www.liferaftgroup.org
www.clinicalstudies.info.nih.gov
www.controlled-trials.com
www.centerwatch.com
www.cancerhelp.org.uk/trials/trials
76
wird von führenden GIST-Medizinern
(GIST-erfahrenen Zentren) unterstützt.
nSie übernehmen eine aktive Rolle bzgl.
Ihrer Erkrankung.
nSie könnten einer der ersten Patienten
sein, die von einer neuen Therapie profitieren.
nSie werden sehr eng überwacht und untersucht.
nSie leisten einen wertvollen Beitrag für
die Krebs- / GIST-Forschung.
9.5. Mögliche Risiken einer
Teilnahme
nMit der neuen Substanz könnten bisher
unbekannte Nebenwirkungen oder Risiken auftreten.
nErgebnisse und Nebenwirkungen
könnten schlechter sein als bei bisher
etablierten Therapien.
nDie klinische Studie könnte etlichen
Patienten helfen – Ihnen jedoch nicht.
In diesem Falle sollten Sie vorher klären, welche Optionen Sie nach dem
Scheitern der Studie haben. Können Sie
durch Einschluss in diese Studie (nach
einem möglichen Scheitern) an einer
anderen Studie teilnehmen?
nGrundsätzlich werden die Studien- /
Forschungskosten von dem Unternehmen getragen, das die Studie in Auftrag
gibt. Evtl. zusätzlich anfallende Kosten
der Studie könnten von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Kosten für Studien im Ausland z.B. werden
von den meisten deutschen Krankenkassen nicht übernommen.
9.6. Möglicher Ausschluss
einer Teilnahme
nDie in der Studie vorgesehene Patien-
tenzahl ist erreicht – die Studie ist bereits oder wird geschlossen.
nIhr allgemeiner Gesundheitszustand
lässt eine Teilnahme nicht zu. Dies
kann beispielsweise auch bei einer eingeschränkten Leber- oder Nierenfunktion der Fall sein.
nDas Protokoll – also die Studienkriterien – lassen eine Teilnahme nicht zu.
Beispiel: Vorbehandlung mit anderen
Substanzen oder Vorbehandlung mit
einem anderen Dosierschema.
nIhr Gesundheitszustand (u.U. auch Tumorwachstum) verschlechtert sich während der Studie so extrem, dass ein Abbruch notwendig ist.
nDas Risiko, dass sich Ihr Gesundheitszustand (u.U. auch Tumorwachstum) in
einer Placebo-Studie (kein Wirkstoff )
extrem verschlechtern würde, lässt eine
Teilnahme nicht zu.
nAndere Erkrankungen schließen u.U.
eine Teilnahme an der Studie aus.
INFO
Fachausdrücke in klinischen Studien:
Kontrollgruppe:
Die Gruppe der Patienten, welche die
etablierte oder Standard-Therapie
erhält.
Doppelblinde Studie:
Weder Prüfarzt noch Patient wissen,
ob der an der Studie teilnehmende
Patient die zu testende Substanz oder
die Standard-Therapie oder ein Placebo erhält.
Einfachblinde Studie:
Der Prüfarzt weiß es…
Offene Studie:
Beide wissen es…
Studienprotokoll:
Strikte wissenschaftliche Richtlinien
für die Studie. Sie wurden vom Unternehmen und den Prüfärzten (u.U.
unter Mitwirkung der Patientenorganisation) entwickelt und von den
jeweiligen Ethikkommissionen und Behörden genehmigt. Diese Richtlinien
beinhalten u.a.:
•Was genau ist das Ziel der Studie?
•Wie viele Patienten können an der
Studie teilnehmen?
•Was sind Einschluss- und Ausschlusskriterien?
•Welche Substanzen werden wie bzw.
im Vergleich zu was getestet?
•Welche Untersuchungen werden
wann und wie durchgeführt?
•Welche Informationen werden gesammelt?
•Was passiert nach Abschluss der
Studie? Kann das Medikament wann,
wie, wo weiter genommen werden?
•u.v.m.
77
Randomisierung:
Zufallsverfahren. Zufällige Auswahl,
welcher Patient die neue Substanz /
Therapie und welcher die StandardTherapie oder sogar Placebo erhält.
Therapie- / Behandlungsgruppe:
Die Gruppe, welche die neue Substanz
innerhalb der Studie erhält.
BSC = Best Supportive Care:
Eng.: beste unterstützende
Betreuung / Behandlung. Bedeutet
meistens, dass der Studienteilnehmer
zunächst – innerhalb der Studie – mit
der für ihn am besten geeigneten Therapiestrategie weiterbehandelt wird.
Kommt es zu einem Fortschreiten der
Erkrankung, kann der Patient durch
ein so genanntes „cross over“ in den
Studienarm mit dem Testmedikament
wechseln.
9. Klinische Studien – neue Substanzen
INFO
Fachausdrücke in Abgrenzung zu klinischen Studien:
Off-Label-Use:
eng.: Nutzung ohne Kennzeichnung.
Darunter versteht man die Verschreibung eines zugelassenen Medikamentes außerhalb des in der Zulassung
genehmigten Gebrauchs, beispielsweise hinsichtlich der Erkrankung, der
Dosierung oder der Behandlungsdauer.
Auf Deutsch würde man sagen: Zulassungsüberschreitender Einsatz oder
zulassungsüberschreitende Anwendung eines Arzneimittels.
Orphan drug:
eng.: Waise, wurde 1983 erstmals für
Arzneimittel verwendet, die für die
Behandlung seltener Krankheiten eingesetzt werden – „Arzneimittel für seltene Leiden“. Wird einem Pharmahersteller der Orphan-Drug-Status für ein
Präparat erteilt, bedeutet dies für das
Unternehmen zehnjährige Exklusivrechte ab Marktzulassung des neuen
Medikaments sowie die Befreiung von
Gebühren und eine beschleunigte Bearbeitung des Zulassungsantrages.
9.7. Studien unter Einsatz von
Placebos
Ein Placebo (lat.; ich werde gefallen) im
engeren Sinne ist eine Tablette, welche
keinen pharmazeutischen Wirkstoff enthält und somit per Definition auch nicht
durch einen solchen Stoff eine pharmazeutische Wirkung verursachen kann. So ist
die Wirkung eines solchen „Scheinmedikaments“ auch keine pharmakodynamische, sondern – wenn überhaupt – eine
rein psychische.
INFO
Compassionate Use Program:
eng.: Anwendung aus Mitgefühl
Eine Art „Notprogramm“ / Einsatz
eines
• (noch) nicht zugelassenen,
• möglicherweise wirksamen,
• dringend benötigten Arzneimittels
an einzelnen Patienten.
Es handelt sich um eine vorzeitig geduldete Anwendung im Rahmen eines
Sonderprogramms aus humanitären
Erwägungen.
Medizinrechtlich: Unter Compassionate Use wird die Anwendung eines
möglicherweise wirksamen, jedoch
noch nicht zugelassenen Arzneimittels
im Einzelfall bei Patienten in lebensbedrohlichen Situationen oder mit
schwerwiegenden, nicht oder nicht
mehr anderweitig therapierbaren Erkrankungen im Rahmen der ärztlichen
Behandlungspflicht und Therapiefreiheit verstanden.
Durch placebokontrollierte, doppelblinde,
randomisierte Studien wird die pharmazeutische Wirksamkeit von Medikamenten genau untersucht. Ein Teil der Patienten erhält das zu testende Medikament,
während die Kontrollgruppe ein optisch
identisches Placebo erhält. Bei GIST-Studien untersucht man somit nicht die
Wirksamkeit des Medikamentes gegenüber der etablierten Therapie, sondern im
Vergleich zu der Situation, in welcher der
Patient kein Medikament erhalten würde.
78
Placebos werden nicht in Phase-I- oder
-II-Studien eingesetzt und relativ selten
bei Krebs in Phase-III-Studien. Das wichtigste bei placebokontrollierten Studien
für GIST-Patienten ist es, herauszufinden
ob ein Wechsel („cross over“) vom Placebo-Arm der Studie hin zum WirkstoffArm möglich ist, sobald die Erkrankung
fortschreitet.
Der Einsatz von Placebo in klinischen
Krebsstudien generell ist umstritten,
ethisch fragwürdig und kann unter Umständen den Erfolg einer Studie, genügend
teilnehmende Patienten zu finden, negativ
beeinf lussen. Erfahrene GIST-Experten
raten allerdings nicht grundsätzlich von
GIST-Studien mit Placebo ab, sondern informieren Patienten gründlich über alles
Notwendige und erörtern das Für und
Wider für die potenziellen Teilnehmer.
9.8. Sollten Sie an einer Studie teilnehmen, ist wichtig zu wissen
Laut der ICH-GCP Richtlinien, (International Conference of Harmonization –
Good Clinical Practice), ein ethischer und
wissenschaftlicher Qualitätsstandard für
das Design und die Durchführung von
klinischen Studien, ist
neine genaue Auf klärung über Risiken
und Nutzen der Studienteilnahme ein
Muss sowie
nIhre Unterschrift auf einer Einverständniserklärung erforderlich sowie
nes Ihr Recht, jederzeit ohne Nennung
von Gründen aus der Studie ausscheiden zu dürfen.
Einverständniserklärung
Der Patient muss ein schriftliches Dokument erhalten, welches alle möglichen Nebenwirkungen, die Risiken, Hinweise in
Bezug auf die Zeit im Krankenhaus, die
Untersuchungen u.v.m. – sowie den erwarteten Nutzen enthält. Patient und Studienarzt müssen dieses Dokument – vor
Einschluss in die Studie – unterzeichnen.
Explizit enthalten sein muss u. a. auch:
•Teilnahme des Patienten ist freiwillig
•Nichtteilnahme sowie späterer Austritt
hat keine negativen Auswirkungen auf
die weitere Behandlung
•Diskretion und Datenschutz werden
garantiert
Zusätzliche Einwilligungen werden für
die Tumor- oder Blutproben eingeholt.
Vom Test zur Arznei
Jahrelang prüfen Forscher neue
Wirk­stoffe im Labor und am Menschen
Forschungslabors /
Tierversuche
Auf der Suche nach einem neuen
Wirkstoff werden im Labor tausende
Substanzen hergestellt.
Am Versuchstier wird die am
meisten versprechende Substanz u.a
auf Nebenwirkungen getestet.
Studien am Menschen
(Phase I)
Der Wirkstoff wird an gesunden,
freiwilligen Probanden eingesetzt
(Ausnahme Krebsmedikamente).
WICHTIG
Führende GIST-Experten und etliche
GIST-Patientenorganisationen weltweit fordern schon länger von den
Pharmaunternehmen, den Zulassungsbehörden und den Ethik-Kommissionen: „Gestalten Sie Studieninformationen und Einwilligungserklärungen
so verständlich und kompakt, dass
Patienten sie in angemessener Zeit
lesen und vor allem verstehen können.“ Nicht selten werden bei solchen
Studien Informationen an Betroffene
verteilt, die 20 Seiten Text, bestehend
aus „Juristen- und Mediziner-Sprache“
beinhalten.
Studien am Menschen
(Phase II)
Die Wirksamkeit und die optimale
Dosierung der Arznei werden an
Patienten ermittelt.
Studien am Menschen
(Phase III)
Nebenwirkungen und
Wirksamkeit werden an vielen
Patienten dokumentiert.
Zulassung
Die Testphasen dauern mehrere Jahre.
Allein die Zulassungsprozedur dauert
u.U. über ein Jahr.
Anwendung bei Kindern
Von der Arznei profitieren Kinder
meist erst, wenn Erwachsene damit
einige Jahre behandelt wurden.
79
9. Klinische Studien – neue Substanzen
9.9. Substanzen mit Wirksamkeit bei GIST?
Übersicht: Substanzen mit Wirksamkeit bei GIST?
Forschungs-Code
Wirkstoff
Handelsname
Hersteller
Therapie-Phase
STI 571
Imatinib Mesylate
Glivec/Gleevec
Novartis
First-/Secondline
SU 11248
Sunitinib Malate
Sutent
Pfizer
Secondline
Firstline
ZUGELASSEN:
LAUFENDE / KOMMENDE STUDIEN IN EUROPA:
BMS 354825
Dasatinib
Sprycel
Bristol-Myers Squibb
AB1010
Masitinib
n.n.
ABScience
Firstline
RAD 001
Everolimus
Certican
Novartis
Secondline
AMN 107
Nilotinib
Tasigna
Novartis
Thirdline
AMN 107
Nilotinib
Tasigna
Novartis
Firstline
PTK 787/ZK 222548
Vatalanib
n.n.
Novartis/Schering
Secondline
STUDIEN IN EUROPA (HISTORIE):
AMG 706
n.n.
n.n.
Amgen
Secondline
PKC 412
Midostaurin
n.n.
Novartis
Secondline
STUDIEN IN USA BZW. FÜR EUROPA NICHT GEKLÄRT
BAY 43-9006
Sorafenib Tosylate
Nexavar
Bayer
MLN 518
Auch MLN0518 - vorher: CT53518
n.n.
Millennium Pharma
AZD 2171
n.n.
n.n.
Astra Zeneca
OSI 930
n.n.
n.n.
OSI Pharma
MP 470
n.n.
n.n.
SuperGen
XL 820
n.n.
n.n.
Exelixis
CCI-779
Temsirolimus (Rapamycin-Derivat)
n.n.
Wyeth-Ayerst-Labs
AP 23573
n.n.
n.n.
Ariad Pharma
IPI-504
n.n.
n.n.
Infinity Pharma
17 DMAG / 17 AAG
17-allylamino, 17-demethoxygeldanamycin
n.n.
InvivoGen
CNF1010
n.n.
n.n.
Conforma/Biogen
CNF2024
n.n.
n.n.
Conforma/Biogen
SNX-5422
n.n.
n.n.
Serenex
KRX-0401
Perifosine
n.n.
Keryx Biopharm.
Genasense
Oblimersen Sodium
n.n.
Genta Inc.
n.n.
Bevacizumab
Avastin
Genentech
BEZ235
n.n.
n.n.
Novartis
SF1126
n.n.
n.n.
Semafore
80
Die derzeit wichtigste Forschungsrichtung
bei GIST ist die Entwicklung neuer Therapieoptionen bei Progress – also bei Imatinib-Resistenz. Indem man versucht,
Mutationen und Resistenzmechanismen
bei GIST besser zu verstehen, kommt man
derzeit und künftig zur Entwicklung
neuer Moleküle bzw. Wirkstoffe – also zu
neuen Zieltherapien.
Welche Forschungsansätze gibt es, wie
könnten also neue Substanzen oder Kombinationstherapien wirken, wenn
Imatinib nicht mehr ausreicht? Man benötigt Monotherapien oder Kombinationstherapien, die
•KIT, PDGFR und andere Rezep‑
toren / Kinasen weiterhin blockieren,
•die auch auf verschiedene neue Adressen der Sekundär-Mutationen abzielen,
•die möglicherweise einen störenden
Einf luss auf die Signalkaskade hin zum
Kern der GIST-Zelle nehmen,
•oder neue, bisher nicht gekannte Konzepte oder Targets verfolgen.
Eine künftige Vision der GIST-Therapie
könnte also sein, unterschiedliche Medikamente zur Verfügung zu haben, die je
nach Mutationsstatus des Patienten (Primär- und Sekundär-Mutationen) sowie
weiteren Parametern in Kombination oder
alleine eingesetzt werden.
Weltweit gibt es derzeit ca. 30 klinische
Studien mit weit über 20 Substanzen für
künftig mögliche GIST-Therapien. Überwiegend handelt es sich um Phase-I- oder
-II-Studien, meist Progress-Studien, die in
den USA laufen und für GIST-Patienten
und / oder Betroffene mit Sarkomen oder
soliden Tumoren angeboten werden. Betrachtet man die Strategien, die hinter den
einzelnen Substanzen stehen, kann man
folgende Klassen erkennen:
A.Tyrosinkinase-Inhibitoren, bei welchen
das ursprüngliche Imatinib-Molekül
modifiziert wurde. Beispiel: Nilotinib
/ AMN 107 / Tasigna®
B.Multikinase-Inhibitoren, die auf mehrere Zielstrukturen ausgerichtet sind –
meist KIT, PDGFR, VEGF und andere
Kinasen. Teilweise werden hier bereits
weitere Ziele definiert wie z.B. Adressen von Sekundär-Mutationen, welche
gehemmt werden sollen oder Ziele in
der Signalkaskade zum Zellkern, die
dadurch unterdrückt werden sollen.
Beispiele: AMG 706, Dasatinib /
Spycel®
C.mTOR-Inhibitoren. (In Kombination
mit Imatinib.). Klasse von Substanzen,
welche die Vermehrung von Tumorzellen durch Hemmung der durch
mTOR-vermittelten Signaltransduktionswege (Signalkaskade) unterbindet.
Beispiel: RAD 001 / Everolimus /
Certican®
D.HSP90-Inhibitoren. Chaperon-Proteine sind wichtige Proteine, die in die
Gruppe der Heat-shock-Proteine fallen.
Heat-shock deshalb, weil man festgestellt hat, dass Zellen, die man unter
Hitzestress setzt, verstärkt diese Proteine exprimieren. Neben dieser Stressreaktion sind sie auch an vielen anderen
wichtigen physiologischen Prozessen
beteiligt wie z.B. Protein-Faltung, Protein-Transport oder Elimination von
Proteinen.
. Eines dieser vielen Heat-shock-Proteine ist in der Onkologie zunehmend
von Interesse – das HSP90-Protein.
Man hat gezeigt, dass wenn man
HSP90 inhibiert, man zahlreiche Tyrosinkinasen herunterregulieren kann.
Die Rationale zum Einsatz bei GIST
kommt aus der Mastozytose, einer gutartigen Hauterkrankung. Ähnlich wie
bei GIST liegen bei den Mastzellen ak81
tivierende Mutationen von KIT vor.
Neben den primär aktivierenden Mutationen wie z.B. in Exon 11, tritt bei der
Mastozytose die sekundär aktivierende
Mutation in Exon 17 auf. Wie Sie bereits gelesen haben, ist Exon 17 eine der
kritischen Sekundär-Mutationen, die
selbst auf hohe Konzentrationen von
Imatinib oder Sunitinib nicht ansprechen. Durch Zugabe eines HSP90-Inhibitors konnte in ersten Versuchen gezeigt werden, dass innerhalb von 24
Stunden genau diese hochgradig sekundäre KIT-Mutation komplett inhibiert
werden konnte. Die HSP90-Inhibitoren könnten in nächster Zeit auch
Gegenstand klinischer Studien in Europa und im deutschsprachigen Raum
werden.
E.Sonstige Konzepte, Wirkstoffe, Moleküle mit welchen man versucht, neue
Wege zu gehen oder die in Kombination mit bisherigen Wirkstoffen getestet
werden.
Da ein Großteil dieser Studien für europäische Patienten kaum zugänglich ist und
auch wenige der Substanzen in naher Zukunft nach Europa kommen werden, beschränken wir uns hier auf die Darstellung
der für Europa relevanten Substanzen und
Studien.
TIPP
Studien und Substanzen
in den USA:
Detaillierte Information (in Englisch)
über die klinischen Studien und neue
Substanzen in den USA, erhalten Interessierte bei unseren Kollegen von der
Life Raft Group www.liferaftgroup.org
und GSI – GIST Support International
www.gistsupport.org
9. Klinische Studien – neue Substanzen
9.10. Firstline-Studien
Dies sind Studien mit alternativen (oder
modifizierten) Wirkstoffen oder neuen
Behandlungskonzepten in der Erstbehandlung von GIST-Patienten. Diese Substanzen werden vor der Gabe von Imatinib
oder im Vergleich zu Imatinib getestet.
Dasatinib
(Sprycel® / BMS 354825)
Im Frühjahr 2008 soll eine Studie unter
der Leitung von Prof. Serge Leyvraz
(Lausanne) in Verbindung mit wenigen
französischen und eventuell deutschen
Zentren anlaufen, die Dasatinib neudiagnostizierten Patienten mit GIST anbietet. Derzeit sind noch keine Studiendetails
veröffentlicht – „Das Lebenshaus e.V.“
wird frühzeitig über diese Studie informieren.
Masitinib (AB 1010)
Dasatinib ist ein potentieller MultikinaseInhibitor der Firma Bristol-Myers Squibb,
der als Zielstrukturen ABL, SRC, KIT,
PDGFR und andere Tyrosinkinasen blockiert. Die Substanz wurde erfolgreich bei
Imatinib-resistenten Patienten mit Leukämie eingesetzt. Seit Juni 2006 hat das Medikament in den USA die Zulassung für
die Behandlung von Betroffenen mit
CML und ALL, die eine Imatinib-Resistenz oder -Unverträglichkeit entwickelt
haben. Bei GIST sind bisher nur sehr wenige Patienten mit Dasatinib behandelt
worden – Ergebnisse liegen nicht vor.
Diese auf dem diesjährigen ASCO vorgestellte Phase-II-Studie aus Frankreich untersuchte den Einsatz der Substanz „Masitinib mesylate“ als Firstline-Therapie an
21 Patienten. Die Gruppe wurde bis dato
durchschnittlich 7,6 Monate beobachtet.
Masitinib mesylate ist ein Tyrosinkinasehemmer, der in vitro (im Labor), eine höhere Wirksamkeit vor allem gegen den
Wild-Typ c-KIT Rezeptor zeigte als Imatinib. MM hemmt ebenfalls die Rezeptoren PDGF und FGFR3. Eine Phase-IStudie hatte die Sicherheit und Verträglichkeit bei Patienten mit verschiedenen
Tumorarten gezeigt. Diese Hinweise führ-
ten zu der multizentrischen Phase-II-Studie: 26 GIST-Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem GIST, die nicht
mit Imatinib behandelt wurden, nehmen
seit Oktober 2006 7,5mg Masitinib/kg/
Tag. Vorläufige Ergebnisse liegen derzeit
von 21 der 26 Patienten vor. Nach durchschnittlich 9 Monaten zeigten 52,4% ein
Teil-Ansprechen auf die Therapie, 38%
waren stabil, 9,5% hatten einen Rückfall.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren
Kraftlosigkeit, Wassereinlagerungen, Muskelkrämpfe, Schwindel, Bauchschmerzen,
Ausschläge, Durchfall und Übelkeit.
Fazit: Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen
die hohe Wirksamkeit von Masitinib in
der Firstline-Therapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem GIST. Eine Beurteilung des Stellenwertes dieser Therapie ist bei fehlendem Vergleich mit Imatinib derzeit jedoch noch nicht möglich.
Die Nebenwirkungsrate scheint höher als
bei Imatinib. Für weitere Studien sollte
der Mutationsstatus der GIST-Patienten
berücksichtigt werden.
9.11. Secondline-Studien
Dies sind Studien mit geänderten Dosierungen, alternativen (oder modifizierten)
Wirkstoffen, neuen Behandlungskonzepten nach Progression unter Imatinib.
Diese Substanzen werden in Kombination
mit Imatinib oder als Monotherapie vor
oder nach Dosiserhöhung von Imatinib
getestet.
Sunitinib (Sutent®)
Derzeit noch ungeklärt ist der Einsatz von
Sunitinib bereits bei Patienten, die unter
400mg Imatinib pro Tag progredient sind.
Nach den bisherigen Studien und Zulassungsparametern sollte hier ja zunächst
eine Erhöhung auf bis zu 800mg/Tag erfolgen.
Ende 2007 wird eine weltweite ProgressStudie mit Sunitinib angeboten, bei welcher Patienten eingeschlossen werden
können, die unter 400mg Imatinib pro
Tag progredient sind. Die Therapie wird
mit der kontinuierlichen Gabe von 37,5mg
Sunitinib im Vergleich zu einer Dosis-Eskalation von Imatinib auf 800mg/Tag
durchgeführt.
Derzeit sind zu dieser Studie noch keine
weiteren Details veröffentlicht. „Das Lebenshaus e.V.“ wird rechtzeitig über diese
klinische Prüfung informieren.
RAD 001 (Everolimus, Certican®)
RAD 001 (mTOR-Inhibitor) ist ein Rapamycin-Derivat, welches bereits in einigen europäischen Ländern in der Transplantationsmedizin zugelassen ist. (Rapamycin, angeblich bereits vor über 30 Jahren in einem Bodenbakterium der Oster
-Inseln gefunden, abgeleitet von „Rapa
Nui“ in der dortigen Muttersprache).
Es wird in der Transplantationsmedizin
gegen die Abstoßung von transplantierten
Organen eingesetzt und ist bei der Behandlung von Nieren- und Herztransplantationspatienten zugelassen.
Der mTOR-Weg ist für die Abfrage des
Nährstatus der Zellen wichtig. Außerdem
scheint das Blockieren von mTOR auch
Teile des Immunsystems zu unterdrücken
und in die Vermehrungsprozesse von Körperzellen einzugreifen.
NH2
In wissenschaftlichen Experimenten
konnte gezeigt werden, dass RAD 001 die
Vermehrung von Körperzellen durch
Hemmung der durch mTOR-vermittelten
Signaltransduktionswege unterbindet. Bei
einer Tumorerkrankung haben Körperzellen die Wachstumskontrolle teilweise oder
vollständig verloren und vermehren sich
unkontrolliert. Tierversuche ergaben, dass
RAD 001 dieses Wachstum der Tumorzellen hemmt. Zusätzlich haben klinische
Studien mit Patienten mit Tumorerkrankungen gezeigt, dass die Wirksamkeit von
zurzeit verwendeten Krebsmedikamenten
durch RAD 001 erhöht werden kann.
Derzeit sind mindestens drei mTor-Inhibitoren in der Entwicklung bzw. in klinischen Studien: RAD 001 von Novartis,
CCI-779 von Wyeth und AP23573 von
Ariad.
Die Ergebnisse einer ersten internationalen Phase-I/II-Studie bei GIST-Patienten
zeigten bei 6 von 18 Patienten ein erkrankungsfreies Überleben von mehr als 4
Monaten einschließlich zweier Patienten
mit partieller Remission. Alle Patienten
waren vor Einleitung der Kombinationstherapie progredient. Die ersten Ergebnisse zeigten auch, dass die Kombination
RAD 001 + Imatinib offenbar weniger
für Patienten mit Exon-9-Mutationen,
sondern eher für Patienten mit Exon-11Mutationen geeignet ist.
550-560
P Box, ATP Bindungsstelle
G596, G598, G601
ADP Bindungsstelle
K623
C-helix, Imanitib Kontaktpunkt
E640
Imanitib Kontaktpunkt
T670, C673
ADP Bindungsstelle
E671, C673
Imanitib Kontaktpunkt
D810
810-812
DFG motif
V654A
T670I, T670E
S709F
D816G, D816E
D820E, D820Y, D820E
N822K
Y823D
COOH
82
83
9. Klinische Studien – neue Substanzen
Secondline-Studie mit RAD 001 bei
Progress unter 400mg Imatinib
(CRAD001C2454)
Titel:
Eine multizentrische, einarmige,
zweistufige Phase-II-Studie von
RAD 001 mit Imatinib bei Imatinib-resistenten Patienten mit fortgeschrittenem GIST.
Studiendesign und Therapiedauer
•Einschlusskriterium: Progress unter
400mg Imatinib pro Tag
•Multizentrische, nicht-randomisierte,
einarmige, zweistufige Phase-II-Studie.
•Maximal 53 Patienten können eingeschlossen werden.
•Die Studienphase dauert 4 Monate, an
die sich eine Nachbeobachtungszeit
von 8 Monaten anschließt.
Primäres Studienziel
•Beurteilung der Wirksamkeit von
RAD 001 plus Imatinib nach 4 Monaten Behandlung. Wirksamkeit wird als
progressionsfreies Überleben (PFS)
von 4 Monaten definiert.
Behandlung
•1 x 2,5mg RAD 001 und 1 x 600mg
Imatinib/Tag. Bei RAD 001 handelt
es sich – wie bei Imatinib – um ein
oral verfügbares Medikament.
Studienleitung
•PD Dr. Peter Reichardt, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, HELIOS
Klinikum Bad Saarow und HELIOS
Klinikum Berlin-Buch
•Durchführung: diverse Studienzentren
9.12. Thirdline-Studien
Dies sind Studien mit alternativen (oder
modifizierten) Wirkstoffen oder neuen
Behandlungskonzepten nach weiterer Progression unter Imatinib und Sunitinib. Diese Substanzen werden als Monotherapie
im Vergleich zu „Best Supportive Care“
getestet.
Weiterhin könnten hier auch Fourth- oder
Fifthline-Studien folgen.
Nilotinib (AMN 107 / Tasigna®)
Bzgl. dieser Substanz, einem Tyrosinkinase-Inhibitor der zweiten Generation
(man nennt sie inoffiziell auch Tochter
von Imatinib) hat man bisher viel Positives
bei der Behandlung von Imatinib-resistenten CML-Patienten (Chronische Myeloische Leukämie) gehört.
Nilotinib hemmt die Tyrosinkinase-Aktivitäten von PDGFRA und KIT. Die bisher vorliegenden Daten (Labor) von
GIST-Zelllinien mit verschiedenen KITMutationen zeigen, dass Nilotinib eine
größere wachstumshemmende Aktivität
gegenüber Imatinib-empfindlichen und
-resistenten Formen von KIT besitzt als
Imatinib selbst. Zum Zeitpunkt einer Progression werden häufig immer noch Teile
des Tumors durch Imatinib kontrolliert.
Hier könnte Nilotinib eine vorteilhafte
Therapie für Patienten bieten, bei denen
sich Resistenzen gegenüber Imatinib gebildet haben und die daher ein vermindertes Ansprechen zeigen. Wie bereits vor einigen Jahren bei Glivec®, hat die US-Arzneimittelbehörde FDA Tasigna® zur „orphan drug“ erklärt!
Für progrediente GIST-Patienten in
Deutschland gab es eine Phase-I-Studie
mit Nilotinib in Berlin. Erste positive Ergebnisse waren auf dem ASCO 2006 in
Form einer Poster-Diskussion von PD Dr.
84
Peter Reichardt vorgestellt worden.
Von 18 Patienten, die Nilotinib in Monotherapie erhielten, erreichte ein Patient
eine partielle Remission, die ca. 6 Monate
anhielt. 13 weitere Patienten (72%) hatten
eine Stabilisierung ihrer Erkrankung, die
mehr als 4 Monate andauerte; 4 von ihnen
erreichten eine Stabilisierung von mehr als
6 Monaten. Insgesamt wurde also bei 14
Patienten (78%) eine Krankheitskontrolle
erreicht.
Weltweite Nilotinib-Thirdline-Studie (CAMN107A2201)
Eine randomisierte, multizentrische openlabel Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit von Nilotinib (AMN 107) gegenüber
unterstützender Begleittherapie mit oder
ohne Tyrosinkinase-Inhibitor (Entscheidung durch den Prüfarzt) bei erwachsenen
Patienten mit Imatinib- und Sunitinib-resistenten GIST.
Die bereits länger erwartete Studie ist im
Spät-Sommer 2007 weltweit angelaufen.
Nilotinib wird in dieser Studie als Monotherapie gegeben – also nicht in Kombination mit Imatinib. Die Studienplätze im
deutschsprachigen Raum sind Teil einer
internationalen Zulassungsstudie in 14
Ländern, an ca. 60 Zentren und mit insgesamt etwa 280 Patienten.
Wie bei jeder klinischen Studie definiert
das bereits im Vorfeld festgelegte Studienprotokoll Ein- und Ausschlusskriterien,
die über eine Teilnahmemöglichkeit entscheiden. Ein Zulassungskriterium für die
Studie ist beispielsweise, dass nur Patienten teilnehmen können, die vorher mit
den Substanzen Imatinib UND Sunitinib
behandelt worden sind. Leider nicht teilnehmen können Betroffene, die vorher
bereits Nilotinib oder andere Substanzen
erhalten haben.
Die Nilotinib-Thirdline-Studie ist 2- bzw.
3-armig aufgebaut (Grafik). Zu Beginn
werden die Patienten randomisiert (R =
Zufallsauswahl per Computer), um entweder an einem Studienarm mit Nilotinib
(400mg BID = 2 mal am Tag) oder am
Studienarm „Best Supportive Care“ teilzunehmen. „Best Supportive Care“ bedeutet, dass der Studienteilnehmer zunächst mit Imatinib oder mit Sunitinib
weiter behandelt wird. Kommt es zu
einem Fortschreiten der Erkrankung,
kann der Patient durch einen so genannten
„cross over“ in den Studienarm mit Nilotinib wechseln. Generell werden alle Studienteilnehmer in den ersten zwei Monaten alle zwei Wochen und danach einmal
im Monat in den jeweiligen Studienzentren untersucht.
Folgende Regelungen sind bzgl.
der Vorbehandlungen mit Imatinib
und Sunitinib wichtig:
•Wichtiges Einschlusskriterium: Radiologische bestätigte Progression (RECIST-Kriterien) der Krankheit unter
Therapie mit Imatinib bei einer Dosierung von 400mg täglich und einer radiologisch bestätigten Progression
(RECIST-Kriterien) der Krankheit
unter Therapie mit Sunitinib, die mit
50mg/Tag gestartet wurde (auch bei
später reduzierter Dosis). Das heißt:
Patienten, die mit weniger als 50mg/
Tag ihre Sunitinib-Therapie begonnen
haben (z.B. 37,5mg/Tag oder noch
weniger) können an dieser Studie nicht
teilnehmen.
•Patienten, die (per Zufallsverfahren) in
den Studienarm „Best Supportive
Care“ gelost werden, müssen nicht unbedingt mit dem zuletzt genommenen
Medikament weiterbehandelt werden.
Das bedeutetet z.B.: Jemand, der zuletzt Sunitinib bekommen hat, kann
dies beibehalten oder mit Studienbeginn auf Imatinib wechseln. Das liegt
in der Entscheidung des Prüfarztes.
•Die Studiendosierung darf das irgendwann einmal genommene Maximum
nicht überschreiten. Das bedeutet in
der Praxis: Patienten, die in ihrer Erkrankungshistorie 400 oder 600mg/
Tag als höchste Imatinib-Dosis hatten,
können in „Best Supportive Care“
nicht plötzlich mit 800mg behandelt
werden, sondern – je nach Vorbehandlung – eben nur mit ihrem bisherigen
Maximum.
Studienleitung
•PD Dr. Peter Reichardt, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, HELIOS
Klinikum Bad Saarow und HELIOS
Klinikum Berlin-Buch
•Durchführung: diverse Studienzentren
Imatinib (gelb) in der Bindungs-
tasche von BCR-ABL
Genaueres Einpassen in die Bindungstasche: Durch Veränderung
des Moleküls Imatinib wurde der
neue Wirkstoff Nilotinib entwickelt
85
Um Patienten, welche die Einschlusskriterien nicht erfüllen bzw. leider Ausschlusskriterien aufweisen, trotzdem eine Therapieoption bieten zu können, gibt es ein
„Notprogramm“ (compassionate use, siehe
Kapitel 9.6.) mit Nilotinib. Dies wird vor
allem für Betroffene relevant, die mit anderen Substanzen vorbehandelt sind oder
Sunitinib in einer geringeren Startdosis als
50mg/Tag hatten.
9. Klinische Studien – neue Substanzen
10. Pädiatrischer (Kindlicher) GIST
9.13. Sonstige Studien
Übersicht Pädiatrischer (Kindlicher)
GIST:
Studien und Anwendungsbeobachtungen (AWB):
-Häufiger bei Frauen / Mädchen als bei
Männern / Jungen
-Beginnt meistens im Magen
-Kann sich durch mehrere Primärtumoren am Magen zeigen (nicht Metastasen) – oft auch als multifokal beschrieben
-Metastasiert häufiger in Lymphknoten
als GIST bei Erwachsenen
-Wächst langsamer, weniger aggressiv
-Tumorzellen haben eher eine epitheloide Form
-Die Ansprechrate auf Imatinib scheint
insgesamt eher niedriger als bei GIST
unter Erwachsenen
-Typischerweise keine KIT- oder
PDGFRA-Mutationen, daher WildTyp (vor allem bei Mädchen)
Meist mit den bereits zugelassenen Wirkstoffen Imatinib und Sunitinib; Zielsetzung ist es hier, mehr Daten und Informationen über Nebenwirkungen, Verträglichkeit, Compliance (Therapietreue), Dosierung oder andere Fragestellungen zu
erhalten.
Sunitinib (Sutent®) + Imatinib
(Glivec®)
Am ”Vanderbilt Ingram Cancer Center”,
Nashville, Tennessee / USA startet in diesem Sommer erstmalig eine Studie, die
Imatinib und Sunitinib kombiniert. Es
handelt sich um eine Phase-I/II-Studie
mit max. 15 Patienten, welche die Kombinationssicherheit der beiden zugelassenen
Therapien prüfen soll. Die Frage ist, ob
eine Kombination der Substanzen, die
beide auf KIT zielen, synergistisch wirken
kann bzw. ob sich die beiden Medikamente gegenseitig ergänzen? Das heißt:
Könnte eine Kombination den Zeitpunkt
einer Imatinib-Resistenz hinausschieben,
damit man die Imatinib-Dosis nicht erhöhen oder auf Sunitinib wechseln muss?
Wie Sie bereits gelesen haben, liegt der
Altersdurchschnitt der GIST-Patienten bei
etwa 60 Jahren. Es gibt jedoch auch Fälle
von GIST in jüngeren Jahren – bis hin zu
GIST im Kindesalter.
Mit etwa 15 Fällen je 1 Mio. Einwohner
ist GIST eine sehr seltene Krebsart. Dementsprechend ist GIST bei jüngeren Patienten noch sehr viel seltener. Man schätzt
derzeit, dass max. etwa 1-2% aller GIST
„Pädiatrische GIST“ sind. Das hieße für
Deutschland, Österreich und die Schweiz
zusammen etwa 15-30 neue Patienten pro
Jahr.
Neoadjuvante und adjuvante Studien:
Studien mit medikamentösen Therapien
vor und / oder nach Operation / Resektion. Diese Studien haben wir in Kapitel
5.5. bereits vorgestellt.
Pädiatrischer GIST wird derzeit meist als
Subtyp des Erwachsenen-GIST beschrieben. Es gibt allerdings auch andere Experten, die mutmaßen, dass Pädiatrischer
GIST eine eigenständige Erkrankung ist.
Grundsätzlich wird Kindlicher GIST seit
2004 (CTOS) definiert als GIST bei Betroffenen unter 18 Jahren.
Es gibt einige wesentliche Abweichungen
bzw. Unterschiede von Pädiatrischem
GIST zu GIST bei Erwachsenen. Die Erkrankung tritt häufiger bei Mädchen als
bei Jungen auf – meist im Alter zwischen
6 und 18 Jahren. Es wurden allerdings
auch Fälle von jüngeren Patienten beschrieben. Die nachfolgende Tabelle fasst
die wesentlichen bisherigen Erkenntnisse
zusammen:
Symptome
Die häufigsten, übereinstimmenden
Symptome bei Kindlichem GIST sind:
- Anämie – oft auch als EisenmangelAnämie beschrieben
- Blutungen z.B. als Blut im Stuhlgang
- Schmerzen im Bauchraum und Völlegefühl
INFO
Eine rückwirkende Untersuchung von
350 GIST am “Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC)” in New
York/USA stellte 5 Fälle unter 18 Jahren (1.4%) und 10 Fälle (2.9%) bei jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre) fest.
86
Wie bei Erwachsenen sind die GIST bei
jungen Patienten vor dem Jahr 2000 auch
als andere Sarkome wie z.B. Leiomyosarkom, Leiomyom, Leiomyoblastom oder
GANT diagnostiziert worden. Da wir inzwischen mehr über die Biologie der
GIST wissen, könnten auch diese ursprünglichen Diagnosen in Wirklichkeit
heute Pädiatrische GIST sein.
87
Verlauf
Kindliche GIST wachsen langsamer, weniger aggressiv als GIST bei Erwachsenen.
Sie treten mit einem oder mehreren Tumorherden überwiegend im Magen auf.
10. Pädiatrischer (Kindlicher) GIST
Ein Tumor, der reseziert wurde, kann
wieder auftreten – entweder nahe der
Ausgangsstelle (Lokalrezidiv) oder an entfernteren Stellen wie z.B. der Leber. Ein
Lokalrezidiv an der Ursprungsstelle kann
wiederum aus einem einzelnen oder aus
mehreren Tumorherden bestehen – bei
Rezidiven an entfernteren Stellen handelt
es sich meistens um Metastasen. Die Risikoklassifizierung für GIST bei Erwachsenen ist klar definiert worden – Tabelle
nach Fletcher (2002): Sie richtet sich nach
der Tumorgröße des Primärtumors und
der Mitoserate (Zellteilungsgeschwindigkeit). Erste Untersuchungen scheinen zu
zeigen, dass die Fletcher-Tabelle als Risikoklassifizierung bei kindlichem GIST
nicht ausreichen könnte.
Behandlung
Die Behandlung Kindlicher GIST unterscheidet sich derzeit kaum von der klassischen GIST-Behandlung. Auch hier ist
die Operation das Mittel der ersten Wahl,
um einen jungen Patienten mit Primärtumor zu behandeln. Das Ziel ist auch hier,
den Tumor als Ganzes zu entnehmen und
klare, tumorfreie Operationsränder zu bekommen (R0 Resektion). Art und Umfang der Operation sind natürlich abhängig vom Ort und der Größe des Tumors.
Pädiatrische GIST wachsen langsamer, das
heißt weniger aggressiv. Dennoch kommt
es in den meisten Fällen zu Rückfällen /
Rezidiven. Hier kann es unter Umständen
sinnvoll sein, mit einem GIST-erfahrenen,
interdisziplinären Team (Chirurg und
Onkologe) über das optimale – evtl. spätere – Zeitfenster einer Operation nachzudenken.
Der Wirkstoff Imatinib ist die Basistherapie bei metastasiertem und / oder inoperablem GIST. Obwohl die Ergebnisse in
der Behandlung von Pädiatrischen GIST
11. Nachsorge / Laborwerte
mit Imatinib limitiert sind, scheint es so
zu sein, dass Imatinib bei Kindern und Jugendlichen weniger wirksam ist. Das liegt
daran, dass die meisten Pädiatrischen
GIST keine Mutationen in c-KIT bzw.
PDGFRA aufweisen, also Wild-Typ sind.
c-KIT bzw. PDGFRA-Mutationen sind
jedoch die Zielstrukturen einer Therapie
mit Imatinib.
Memorial Sloan-Kettering Cancer
Center, New York, NY / USA
Neue Wirkstoffe wie Sunitinib wurden
zwar bei einigen jungen GIST-Patienten
eingesetzt, jedoch ist es hier noch zu früh,
um eindeutig festzustellen, wie wirksam
diese Therapie ist oder welche Nebenwirkungen sie bei Kindern verursacht. Eine
große Schwierigkeit in der Erforschung
neuer Medikamente für den Einsatz bei
Kindern ist, dass fast alle klinischen GISTStudien mit neuen Substanzen Patienten
unter 18 Jahren ausschließen.
www.txccc.org
Alberto Pappo, M.D.,
Kinder-Onkologe
Jed Nuchtern, M.D.,
Kinder-Chirurg
Expertise
Da „Kindlicher GIST“ so selten ist, ist es
sehr schwierig – auch für GIST-Experten
– auf diesem Gebiet speziell Expertise aufzubauen. Im gesamten deutschsprachigen
Raum gibt es nach unserer Erfahrung keinen GIST-Experten oder Kinder-Onkologen, der sich speziell mit Pädiatrischen
GIST beschäftigt oder dort einen Schwerpunkt seiner Expertise aufgebaut hat.
Die Freunde unserer Schwestergesellschaft
„The Life Raft Group“ (LRG) beschäftigen sich intensiv mit dem Thema „GIST
bei Kindern“. Die LRG hat hier über 60
Fälle – auch international – identifiziert.
Im Rahmen eines von Novartis unterstützten GIST-Forschungsprojektes versucht die LRG hier mehr Wissen über Diagnose, Therapie und Monitoring bei
Kindlichen GIST in Zusammenarbeit mit
zwei führenden Kliniken in den USA zu
erarbeiten.
88
www.mskcc.org
Michael LaQauglia, M.D.,
Kinder-Chirurg
Cristina Antonescu, M.D.,
Pathologe
Texas Children‘s Hospital,
Houston, TX / USA
TIPP
11.1. Bedeutung der Nach­
sorge / Verlaufskontrolle
Ziele einer regelmäßigen Nachsorge / Verlaufskontrolle sind
11.2. Nachsorgeintervalle
und -methoden
Patientenüberwachung bei GIST generell
und bei den medikamentösen Therapien
ist unerlässlich. Die aktuellen NCCNGuidelines / Therapierichtlinien erläutern
hierzu:
nJeder Patient mit einem lokalisierten
oder potenziell entfernbarem GIST
nJeder Patient, dessen GIST komplett
entfernt wurde
nJeder Patient mit einem fortgeschrittenen oder metastasierten GIST
sollte alle 3 bis 6 Monate eine
sorgfältige Untersuchung inkl. eines
Abdominal-CTs erhalten.
Frühzeitiges Erkennen
•eines lokalen Rezidives
•von Metastasen (Leber, Peritoneum)
•von Veränderungen = Fortschreiten
der Erkrankung (Progress)
Evaluierung der Therapie bzgl.
•Wirksamkeit, Ansprechen (nicht nur
Größe, sondern Dichte = HU-Einheiten)
•Möglicher Nebenwirkungen (Grad der
Nebenwirkungen)
•Verhalten der roten und weißen Blutkörperchen
•Leber- und Nierenfunktion
Eine gute Nachsorge / Verlaufskontrolle
ist interdisziplinär, das heißt erfolgt in der
Zusammenarbeit der verschiedenen Fachgruppen.
Die Nachsorgeintervalle richten sich nach
den Risikogruppen der Fletcher-Tabelle.
Die Untersuchungsmethoden richten sich
auch nach der Lokalisation des Primärtumors und der Metastasierung (Leber,
Bauchraum).
Generell: Anamnese, Laborwerte, Klinische Untersuchung
Je nach Primärtumor:
Eltern betroffener Kinder im deutschsprachigen Raum empfiehlt „Das Lebenshaus e.V.“ die Kontaktaufnahme
zu GIST-Experten wie PD Dr. Peter
Reichardt mit Verbindungen in die
internationale GIST-Experten- und Forschungsszene. Auch wenn bisher speziell zu Kindlichem GIST im nationalen
Raum wenige Erfahrungen vorliegen,
kann hier durch internationale Verbindungen eine Art „Virtuelles Kompetenzzentrum“ genutzt werden.
Magen bei lokaler Resektion: CT-Abdomen, Gastroskopie, Endosonographie
Magen bei Gastrektomie:
CT-Abdomen
Dünndarm:
CT-Abdomen
Kolon / Dickdarm:
CT-Abdomen, Koloskopie
Rektum / Enddarm: CT-Abdomen, MRT, Rektoskopie, Endosonographie
WICHTIG
Gerne stellen GIST-Patientenorganisationen wie „Das Lebenshaus e.V.“ jederzeit auch den persönlichen Kontakt
zur Life Raft Group her. Sollten Sie als
Eltern betroffener Kinder gute Englisch-Kenntnisse haben, finden Sie weitere Informationen zu Pädiatrischem
GIST im Internet – unter: www.liferaft-
Dies gilt also auch für Patienten, deren
GIST erfolgreich entfernt wurde und
die eigentlich tumorfrei sind. Immer
wieder erleben wir Fälle, in welchen
Patienten – nach erfolgreichem Entfernen des Tumors – als „geheilt“ und
ohne nachfolgende regelmäßige
Überwachung entlassen wurden. Mindestens 50% dieser Patienten haben
erfahrungsgemäß einen Rückfall (Rezi-
group.org oder www.gistsupport.org
Weiterhin haben Sie die Möglichkeit,
sich über das englischsprachige Mailsystem der Life Raft Group in einer
speziellen Interessengruppe auszutauschen.
div) oder bekommen Metastasen nach
einer kompletten Resektion. Daher ist
die Langzeitüberwachung der Patienten in kurzen Zeitabständen extrem
wichtig, auch nach erfolgreichem Entfernen des Tumors.
Die Nachsorgeintervalle richten sich nach den Risikogruppen der Fletcher-Tabelle:
Jahr 1-2
Jahr 3-5
Ab Jahr 6
very low
sehr niedrig
jährlich
jährlich
jährlich
low
niedrig
alle 6 Mon.
alle 6 Mon.
jährlich
intermediate mittel
alle 3 Mon.
alle 6 Mon.
jährlich
high risk
alle 3 Mon.
alle 6 Mon.
jährlich
hoch
89
11. Nachsorge / Laborwerte
nGastroskopie oder Koloskopie sollten
erstmals spätestens nach 6 Monaten erfolgen. Weitere Intervalle danach 6oder 12-monatlich – das entscheidet der
behandelnde Arzt.
nCT: Im Falle von Kontraindikation
oder Kontrastmittelallergie kann stattdessen im Einzelfall ein MRT indiziert
sein.
nPET bzw. PET-CT ist kein Routine-
verfahren, sondern wird nur in speziellen Einzelfällen eingesetzt
INFO
Etwa 10% der GIST-Patienten weisen
entweder in der Vorgeschichte oder
im weiteren Verlauf einen Zweittumor
auf. Aus diesem Grund empfehlen einige GIST-Experten – unabhängig vom
Rezidivrisiko des GIST – eine jährliche
Röntgenkontrolle des Thorax.
11.3. Nachsorge / Verlaufkontrolle Target-Therapien
immer der gleiche Mediziner die Folgeuntersuchungen durchführt.
Ansprechen
CT-Scan
Wie bereits mehrfach erläutert, ist das Kriterium Größenbestimmung für den Erfolg
einer Target-Therapie nicht ausschlaggebend – wohl aber eine Veränderung der
Dichte durch die Veränderung der Gewebestruktur. Daher kommt bei der CT-Beurteilung von GIST-Aufnahmen der Messung und Bewertung der Dichte (in so genannten HU = Hounsfield-Units gemessen) eine besondere Bedeutung zu.
Für Patienten mit einer metastasierten
GIST-Erkrankung werden Kontrollen alle
3 Monate empfohlen. Patienten mit GIST,
bei denen der Tumor operativ entfernt
wurde und keine Metastasierung vorliegt,
sollten dem empfohlenen Überwachungsplan des Onkologen bzw. der Risiko-Tabelle nach Fletcher folgen.
Blutuntersuchung / Laborwerte
sind sensible, schnelle und vertrauenswürdige Indikatoren, um das Ansprechen auf
die Imatinib-Therapie zu testen. Es ist davon auszugehen, dass ein positiver Therapieeffekt schon nach 24 bis 48 Stunden
dokumentiert werden kann.
Bei Patienten im frühen Therapiestadium
werden ca. alle 6 Wochen die Blutwerte
bestimmt. Leber- und Nierenfunktion sollen auch regelmäßig geprüft werden. Die
Häufigkeit der durchzuführenden Tests
sollte in der Anfangsphase der Therapie
engmaschig sein. Werden zusätzlich Medikamente eingenommen, ist die Blutentnahme vor allem dann sinnvoll, wenn die
Medikamente auf Leber oder Niere wirken könnten.
Erfahrene GIST-Mediziner wissen,
welche Nachsorgeintervalle und -methoden individuell notwendig und
sinnvoll sind. Die persönliche Meinung
der beiden Autoren: Lieber eine regelmäßige, intensivere Nachsorge / Verlaufskontrolle, als etwas zu übersehen
Die Bestimmung der Imatinib-Konzentration im Blut – der so genannte Plasmaspiegel – ist derzeit nicht Bestandteil der routinemäßigen Blutuntersuchung (sie findet
üblicherweise nur in Studien statt.)
Diese Spezial-Untersuchung kann derzeit
nur von wenigen Labors durchgeführt
werden und wird von den Kassen nicht
bezahlt. Über die Bedeutung des Plasmaspiegels haben Sie bereits in Kapitel 7 einiges gelesen.
oder möglicherweise viel zu spät zu
entdecken.
Sonographie / Ultraschall
WICHTIG
Ist bei GIST grundsätzlich möglich, sollte
aber nur von einem sehr Ultraschall- und
GIST-erfahrenen Mediziner durchgeführt
werden. Weiterhin wäre es wichtig, dass
90
Transferase (Enzym)
Bilirubin: gelbbrauner Gallenfarbstoff,
Abbauprodukt v.a. des Hämoglobin, färbt
den Stuhl dunkel,
AP: Alkalische Phosphate (Enzym)
Krea / Kreatinin: Stark basisches Stoffwechselprodukt, das über die Niere ausgeschieden wird
TSH: Thyroidea-stimulierendes Hormon
(Schilddrüse)
Nachfolgend finden Sie bei GIST sowie
den Target-Therapien relevante Laborwerte. Die Tabelle zeigt:
•Kurzform / Name des Wertes
•Was wird gemessen?
•Wie ist der Normalwert?
•Was bedeutet das? Welche therapeutischen Konsequenzen / Interventionen hat dies?
•Was sollten Sie bzw. Ihr Arzt tun?
Hb / Hämoglobin: Roter Blutfarbstoff
und Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen
Ery / Erythrozyten: Rote Blutkörperchen
Leukos / Leukozyten: Weiße Blutkörperchen
Thrombos / Thrombozyten: Blutplättchen
GPT / ALAT: Glutamat-PyruvatTransaminase (Enzym)
Die Normalwerte können sich von
Labor zu Labor unterscheiden. Bitte
fragen Sie dazu Ihren Arzt. Die kritischen Werte sind nur ein ungefährer
Anhaltspunkt. Ob ein Wert für Sie kritisch ist und was man tun kann, sollten
Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Die Tabelle kann nur ein Anhaltspunkt sein.
Bevor Sie irgendwelche Maßnahmen
ergreifen, sollten Sie unbedingt mit
Ihrem Arzt sprechen, er kennt Sie und
weiß, was in Ihrem Falle nötig ist.
Übersicht: Wichtige Laborwerte für GIST-Patienten
PET-Scans
11.4. Laborwerte
WICHTIG
GOT / ASAT: Glutamat-Oxalacetat-
Wie heißt der
Laborwert?
Wo ist der Wert
messbar?
Was wird
gemessen?
Was ist normal?
Was bedeutet das?
Was sollten Sie
oder Ihr Arzt tun?
Hb/Hämoglobin
Vollblut
roter Blutfarbstoff
>14 g/dl
Anämie oder Blutarmut,
kann durch den GIST oder
die Therapie bedingt sein
Eine Blutübertragung (Transfusion) kann überlegt werden
Ery/Erythrozyten
Vollblut
rote Blutkörperchen
4,5-6 Tpt/l
Anämie oder Blutarmut,
kann durch den GIST oder
die Therapie bedingt sein
Eine Blutübertragung (Transfusion) kann überlegt werden
Leukos/Leukozyten
Vollblut
weiße Blutkörperchen 4-10 Gpt/l
Leukopenie, die Abwehrkräfte sind geschwächt,
kann durch die Therapie bedingt sein
Den Wert sorgfältig überwachen, auf Infektzeichen, z.B.
Fieber achten
Thrombos/
Thrombozyten
Vollblut
Blutplättchen
140-400 Gptl/l
Thrombopenie, die Blutungs- Auf Blutungszeichen achten
neigung kann erhöht sein,
kann durch die Therapie bedingt sein
GPT/ALAT
Im Blutserum
Leberwert
<50 U/l
GOT/ASAT
Im Blutserum
Leberwert
<50 U/l
Bilirubin
Im Blutserum
Leberwert
<18 μmol
AP
Im Blutserum
Leberwert
<130 U/l
Funktionseinschränkung der Ko-Medikation sorgfältig
Leber, kann durch die Thera- überprüfen
pie, durch zusätzliche Medikamente (Ko-Medikation)
oder durch Lebermetastasen bedingt sein
Krea/Kreatinin
Im Blutserum
24-Std.-Urin
Nierenwert
<120 μmol
Funktionseinschränkung der
Niere, kann durch Imatinib
bedingt sein
TSH
Im Blutserum
Schilddrüsenwert
0,27-4,2 mU/l
Hypothyreose oder Schilddrüsenunterfunktion, kann
durch Sunitinib bedingt sein
91
Die Einnahme von Schilddrüsenhormonen sollte überlegt
werden
12. GIST-Lexikon
Abdomen: Bauch, abdominal: den
Angiogenese: (griech. = Gefäßentste-
Blutbild: Laborbefund als Ergebnis einer
Bauch betreffend.
hung) Neubildung von Blut- und Lymphgefäßen z.B. in einem wachsenden Tumor.
Blutabnahme: z.B. Messung des Blutfarbstoffgehaltes (Hämoglobin), Zählung der
roten und weißen Blutkörperchen und Ermittlung des Verhältnisses der weißen
Blutkörperchen zueinander, sowie der
Blutplättchen.
Abstract: (eng.) Schriftliche Zusammenfassung einer medizinischen Präsentation
wichtiger Studienergebnisse z.B. auf dem
ASCO-Meeting.
Anus Praeter: Künstlicher Darmausgang
in der Bauchwand.
Apoptose: Zelltod bzw. genetisch proAdditiv: Zusätzlich, mit etwas anderem
ein Ganzes bildend.
grammierter „Selbstmord“ = Absterben
der Zelle.
Adenokarzinom: Bezeichnet einen Applikation / applizieren: Verabrei-
bösartigen (malignen) Tumor, der aus
Drüsengewebe hervorgegangen ist.
chung eines Medikamentes oral (Tablette,
Saft, Pulver), rektal (Zäpfchen), parenteral
(Injektion, Infusion) oder über die Haut
(Salbe, Umschlag, Wirkpf laster). Bei Injektionen unterscheidet man: intravenös
(in die Vene), intramuskulär (in den Muskel), intrakutan (in die Haut), subkutan (in
das Unterhautfettgewebe), intraperitoneal
(in die Bauchhöhle).
Adjuvant: Die Wirkung einer Therapie
zusätzlich unterstützend. z.B. eine Art
„vorsorgliche Therapie“ wie bei den adjuvanten Imatinib-Studien nach kompletter
Tumorentfernung – als Prophylaxe vor
möglichem Rezidiv.
AIO: Arbeitsgemeinschaft Internistische
ASCO: (eng.) American Society of Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
Clinical Oncology: Amerikanische Gesellschaft der Onkologen (ASCO-
Meeting – bedeutender Jahreskongress).
Akut: Plötzlich auftretend, schnell verlaufend.
Aszites: Ansammlung von Flüssigkeit im
Bauchraum.
Ambulant: Ohne Krankenhaus­
aufenthalt.
ATP: Adenosintriphosphat. Wird bei fast
AMN 107: Forschungs-/ Studienbe-
allen energiebedürftigen Prozessen im
Körper benötigt.
zeichnung einer neuen Substanz der Firma Novartis – Wirkstoff Nilotinib – Handelsname Tasigna® - gehört zur Gruppe der
Tyrosinkinase-Inhibitoren.
Benigne: Gutartig. Das Gegenteil = maligne = bösartig.
BfArM: Bundesinstitut für Arzneimittel
Anämie: Blutarmut. Entsteht durch einen Mangel an roten Blutkörperchen oder
an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
durch zum Beispiel massiven Blutverlust
(etwa wenn ein GIST nach innen blutet).
Anamnese: Krankheitsgeschichte – umgangssprachlich auch Befunderhebung
durch Befragung des Patienten.
und Medizinprodukte: Behörde, die in
Deutschland über die Zulassung (aber
auch das Verbot) von Medikamenten entscheidet.
Biopsie: Medizinische Untersuchung.
Gewebeentnahme zur histologischen Abklärung der Art eines Tumors (u.a. der
Feststellung ob ein Tumor gutartig oder
bösartig ist).
92
BMS 354825: Forschungs- / Studienbezeichnung einer neuen Substanz der Firma
Bristol-Myers-Squibb-Wirkstoff Dasatinib
- Handelsname Sprycel® - gehört zur
Gruppe der Tyrosinkinase-Inhibitoren.
Cajal-Zellen: Kleine Zellen, die um die Nervenzell-Aggregate herum in der
äußeren Wand des Verdauungstraktes angeordnet sind. Sie sind eine Art Schrittmacher-Zellen (Pacemaker-Cells) für die
Magen-Darm-Trakt-Zellen. Cajal-Zellen
exprimieren das KIT-Gen und sind wahr­
schein­lich die Ausgangszellen für die Entstehung von GIST.
Chemotherapie: Die Behandlung von bösartigen Tumoren mit chemischen
Substanzen (Zytostatika), welche die Vermehrung der Krebszellen hemmen und
zu deren Absterben führen. Bei Chemotherapie handelt es sich um eine systemische Behandlung, d.h. sie wird im gesamten Körper wirksam. Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie können
die Lebensqualität der Betroffenen in erheblichem Maße beeinträchtigen. Der Begriff Chemotherapie wurde im Jahr
1906 von Paul Ehrlich geprägt. Er entwickelte das erste echte Chemotherapeutikum gegen Syphilis.
CHOI-(oder ANTOCH-)Kriterien:
Kriterien, um ein Ansprechen auf die Target-Therapien bei GIST festzustellen.
Als Therapieerfolg heißt Ansprechen nicht
mehr Größenreduktion nach den WHOoder RECIST-Kriterien. Man geht von
einem Therapieansprechen aus – selbst
wenn sich die Tumorgröße im CT nicht
reduziert hat: Wesentliches Kriterium hier
ist eine Abnahme der Tumordichte (Kontrast) – gemessen in HU (HounsfieldUnits).
DGHO: Deutsche Gesellschaft für Hä-
Embolisation: Chemo-Embolisation:
matologie und Onkologie (Schweiz =
SGH, SGMO, Österreich = ÖGHO). Jedes Jahr mit einer großen gemeinsamen
Tagung der drei Landesverbände.
Einspritzen gefäß-verschließender Sub–
stanzen in Blutgefäße zur Unterbrechung
der Blutversorgung von Tumoren.
Chronisch: Über einen langen Zeitraum
bestehend und anhaltend. Die Mehrheit
der Krebserkrankungen gehört zu den
„Chronischen Erkrankungen“.
EMEA: (eng.) European Agency for the
Diagnose: Krankheitserkennung. Diagnostik = Untersuchungen die zur Feststellung der Krankheit führen. Differentialdiagnose = Abgrenzungsdiagnose.
Colon: Dickdarm; Coloskopie = Darmspiegelung.
Diuretikum: Harntreibendes Medika-
Compliance: Therapietreue. Bereit-
ment, das durch Wirkung in den Nieren
die Wasserausscheidung (den Harnf luss)
steigert.
schaft des Patienten, bei diagnostischen
und therapeutischen Maßnahmen mitzuarbeiten oder eine verordnete Therapie
auch einzuhalten. Das Gegenteil = NonCompliance.
Evaluation of Medicinal Products. Europäische Zulassungsbehörde für medizinische
Produkte. Eine EMEA-Zulassung bedeutet
z.B. dass ein Medikament in mehreren
Ländern gleichzeitig zugelassen wird.
Endogen: Im Körper, im Köperinneren
entstehend, von innen kommend. Gegenteil = Exogen. Außerhalb entstehend, von
außen in den Organismus eindringend.
DNA: Desoxyribonukleinsäure. Das
menschliche Erbgut, das im Zellkern einer
jeden Zelle gelagert wird.
c-KIT oder KIT-Rezeptor: Auch
Doppelblind-Studie: Weder Prüfarzt
CD117 genannt. Neben der Morphologie
und Lokalisation des Tumors stellt die positive c-KIT-Färbung des Tumorgewebes
das wichtigste Indiz für das Vorliegen
eines GIST dar. (Wird vom Pathologen
anhand der Gewebeprobe ermittelt.) Entspricht einer Typ-III-Rezeptor-Tyrosinkinase. Die dauerhafte Aktivierung dieser
Tyrosinkinase ist als direkte Ursache für
die Entstehung von GIST anzusehen.
noch Patient wissen, ob der an der Studie
teilnehmende Patient die zu testende
Substanz ( oder Vergleichspräparat das Placebo) erhält.
Einfachblinde Studie: Der Prüfarzt weiß
es… Offene Studie: Beide wissen es…
Compassionate Use Program: Eine
Art „Notprogramm“ / Studie eines Phar­
maunternehmens, um eine neue – dringend benötigte Substanz für Patienten –
vor deren Zulassung – bereit zu stellen.
Endoskopie: Gartenschlauchartiges Instrument (mit Lichtquelle) zur Untersuchung (man spricht auch von Spiegelung)
von Organen wie z.B. Magen und Darm.
EORTC: (eng.) European Organization
for Research and Treatment of Cancer.
Beispiel: EORTC-Studie = Hinweis, dass es sich um eine europäische Studie
handelt.
Dosierung: Festlegung der Wirkstoff-
Epidemiologie: (griech. epi = auf, de-
menge pro Zeiteinheit – also Woche, Tag,
Stunde – etc.
Duodenum: Zwölffingerdarm.
mos = Volk, logos = Lehre) Wissenschaftliche Disziplin, die sich u a. mit der Verbreitung und dem Verlauf von Krankheiten befasst.
ECPC: (eng.) European Cancer Patient
ESMO: (eng.) European Society for Medical Oncology: Europäische Gesellschaft
der Onkologen.
Krebserkrankung und ihrer Folgen. Man spricht auch von verschiedenen Coping-Strategien zur Bewältigung.
(Hilfe: Psychoonkologie)
Coalition: Verbund von weit über Hundert Patientenorganisationen. Vertritt die
Interessen der europäischen Krebspatienten gegenüber den europäischen Gesundheitsbehörden und der Politik. Ermöglicht und fördert den praktischen Erfahrungsaustausch der europäischen Patientenorganisationen.
CT Computertomographie: Bildge-
Ektomie: (griech. = Herausschneiden)
bendes (röntgen-diagnostisches) Verfahren, bei dem der menschliche Körper
Schicht für Schicht durchstrahlt wird.
Bezeichnet in der Chirurgie die Entfernung eines Organs. Beispiel: Komplette
Magenentfernung = Gastrektomie.
Coping: Psychische Bewältigung einer
93
Ethik-Kommission: Gremium aus Medizinern, Theologen, Juristen, Statistikern, Pf legekräften und Laien, das z.B. an
einer Klinik, an der eine Studie durchgeführt werden soll, über die Annahme der
Studie entscheidet.
Exon: Genauer betrachtet spielt bei GIST
der Ort der Mutation im c-KIT-Rezeptor
eine Rolle. Der Rezeptor ist in numme-
12. GIST-Lexikon
rierte Abschnitte eingeteilt – die so genannten Exons. Am häufigsten findet man
bei GIST Mutationen in den Exons 11
oder 9, seltener in den Exons 13 oder 17.
den Informationsf luss in die Zelle und
stoppt somit das unkontrollierte Zellwachstum bei GIST.
Grading: (eng. to grade = einteilen, in
Familiärer GIST: Vererbter GIST.
Kann nur über genetischen Defekt in den
Keimzellen (Keimbahnmutationen) erfolgen. Bisher weltweit ( Japan und Frankreich) nur wenige Fälle beschrieben.
eine Rangfolge ordnen) Differenzierungsgrad bösartiger Tumoren; die Beurteilung
der Aggressivität einer Geschwulst (v.a. in
histologischer und zytologischer Hinsicht)
erfolgt nach Differenzierungsgraden (G1
bis G4).
Fatigue: Besonders quälende Müdigkeit.
Kommt entweder durch die Krebserkrankung selbst oder als Nebenwirkung (und
Folge) einer Therapie.
FDA: (eng.) Food and Drug Administration: Amerikanische Gesundheitsbehörde
= Zulassungsbehörde für medizinische
Produkte in den USA.
Hand-Fuß-Syndrom: Schmerzhafte
Rötungen (Erytheme) und Schwellungen
an Handf lächen und Fußsohlen. Abhängig
vom Ausmass dieser Hautläsion ist der betroffene Patient leicht bis sehr schwer in
seinem täglichen Leben beeinträchtigt.
HPF: (eng.) High Power Fields = hoch
aufgelöste Felder. Durch eine Vergrößerungseinstellung am Mikroskop sieht der
Pathologe einen Bildausschnitt (Gesichtsfeld) des zu untersuchenden Präparates.
Durch normierte Einstellungen und diese
Maßeinheit werden Ergebnisse so erfassund vergleichbar.
Fällen. Institutionalisiert in Kliniken z.B.
in so genannte wöchentlichen Tumorboards oder Comprehensive Cancer Centers.
Intestinal: Zum Darm gehörend.
Kurativ: (lat. curare = heilen) Therapeu-
Mesenterium: Gekröse - eine Verdop-
tische Maßnahmen, die auf die Heilung
einer Erkrankung ausgerichtet sind.
pelung des Bauchfells (Peritoneums), die
von der hinteren Bauchwand ausgeht.
Laparaskopie: Endoskopische Untersu-
Mitosen: Sich gerade teilende Zellen im
chung der Bauchhöhle (operative Öffnung
= Laparotomie).
hüllt.
Ligand: Bindendes Molekül.
Wachstums- und Zellerneuerungsprozess.
Der Mitose-Index ist der Wert für die
Zellteilungsgeschwindigkeit und somit
auch für das Tumorwachstum.
der Körperbereiche auf 42° bis 44° erwärmt werden um Tumorzellen mit Hitze
zu bekämpfen.
Invasiv: Bei Krebs spricht man von
Lokalrezidiv: Wiederauftreten der
Monitoring: (eng.) Überwachung. Per-
einem invasiven Tumor, wenn dieser in
das umgebende Gewebe hineinwuchert.
Krankheit am gleichen Ort.
HU: (eng.) Hounsfield: Maßeinheit bei
Irreversibel: (Nicht umkehrbar.) Irre-
CT-Untersuchungen zur Bestimmung der
Dichte von Tumorgewebe.
versible Schäden bezeichnen physische
oder psychische Defizite, die nicht durch
körpereigene Reparaturmechanismen oder
medizinische Intervention umgekehrt
werden können.
durchzieht, ähnlich dem Blutkreislauf, den
ganzen Körper und ist wichtig für die körpereigene Abwehr. Lymphknoten befinden sich überall im Körper und dienen
dazu, Krankheitserreger, Fremdstoffe oder
Krebszellen unschädlich zu machen.
manente Nachsorge / Verlaufskontrolle
von Tumorpatienten. Sollte bei GIST ( je
nach Risikoklasse) idealerweise alle drei
Monate erfolgen - mindestens mit Gespräch, Laborwerten, Ultraschall und CT
oder MRT. Auch bei Operation / Resektion des GIST (ohne medikamentöse)
Therapie sollte das Monitoring zeitnah erfolgen – aufgrund der Möglichkeit eines
Rezidives oder der Metastasenbildung.
Kardio…: Das Herz betreffend.
Lymphozyten: Zellulärer Bestandteil
Karzinom: Krebs. Bösartige (maligne)
des Blutes, der zu den sog. „weißen Blutkörperchen“ (Leukozyten) gehört.
stoff von Glivec®.
epitheliale Geschwulst (Deckgewebegeschwulst).
Maligne: Bösartig. Gegenteil = benigne
Immunsystem: (lat. immunis = frei,
Kernspintomographie: Auch Magnet-
verschont, unberührt) Funktionstüchtiges
und vielschichtiges Abwehrsystem von Lebewesen, das Gefahren durch Krankheitserreger, körperfremde Stoffe oder auch
entartete körpereigene Zellen abwenden
und bekämpfen soll. Es neutralisiert körperfremde Substanzen und vernichtet Zellen, die es als fehlerhaft erkennt. Das Immunsystem als Begriff bezeichnet das Zusammenspiel eines komplexen Netzwerkes, an dem mehrere Organe,
Zelltypen und chemische Moleküle beteiligt sind.
Resonanz-Tomographie (MRT) genannt.
Ein bildgebendes Untersuchungsverfahren
zur Darstellung der inneren Organe und
Gewebe mit Hilfe von Magnetfeldern und
Radiowellen.
= gutartig. Bösartige Tumoren respektieren – im Gegensatz zu gutartigen – nicht
die natürlichen Gewebegrenzen, sondern
wachsen entweder infiltrierend und / oder
zerstörend in andere Gewebe ein und
können Absiedelungen (Metastasen) in anderen Körperregionen / Organen bilden.
Kinasen: Enzyme, die als Überträger /
Metabolisieren: (griech. = metabolis-
Botenstoffe dienen.
mós = Stoffwechsel) Aufnahme, Transport
und chemische Umwandlung von Stoffen
in einem Organismus sowie die Abgabe
von Stoffwechselendprodukten an die
Umgebung.
Intraperitoneal: Vom Bauchfell um-
Hyperthermie: Wärmebehandlung, bei
Lymphknoten: Das Lymphsystem
Ileum: Letzter Teil des Dünndarms.
Hämoglobin: Roter Blutfarbstoff.
Ileus: Darmverschluss = lebensbedroh-
Gastro…: Den Magen betreffend…
Hepato…: Die Leber betreffend.
Gastritis: Entzündung der Magen-
Heterogen: Aus verschiedenen Bestand-
schleimhaut.
teilen.
Imatinib: Chemische Substanz = Wirk-
Gastrointestinal: Betrifft den Verdau-
Histologie: Feingewebliche Untersu-
ungstrakt: Mund, Speiseröhre, Magen,
Dünndarm und Dickdarm.
Gastrektomie: Entfernung des Magens.
chung. Wissenschaft und Lehre vom Feinbau (und der Funktion) der Körpergewebe. Histopathologie: Lehre von der
krankhaften Veränderung der Gewebe.
Gastroskopie: Magenspiegelung – siehe
Homodimer: Paarbildung der Antennen
auch Endoskop.
(Teil der Rezeptor-Tyrosinkinase) auf der
Zelloberf läche, die durch den Stammzellfaktor (SCF) verbunden werden.
Glivec® : Handelsname des Wirkstoffs
Imatinib (in den USA Gleevec™) der
Firma Novartis. Orale Medikation (Firstline-Therapie) bei inoperablem und / oder
metastasiertem GIST. Neue Generation
von Krebsmedikamenten (gehört zur
neuen Gruppe der Target-Therapien –
nicht zur Gruppe der klassischen Chemotherapien.) so genannter TyrosinkinaseInhibitor oder Signaltransduktionshemmer: Unterbricht durch Blockade an
einem bestimmten Teil der Tyrosinkinase
liche Unterbrechung der Darmpassage
durch Verengung oder Verlegung.
Hormone: Körpereigene Informations–
übermittler, die in Drüsenzellen bestimmter Organsysteme gebildet und anschließend ins Blut abgegeben werden. Dann
gelangen sie zu Zellen mit speziellen „Andockstellen“ (Rezeptoren), wo ihre Nachricht gelesen werden kann. Von der Hormonausschüttung bis zu ihrer Wirkung
können einige Sekunden (z.B. Adrenalin)
bis Stunden vergehen.
94
Interdisziplinär: Zusammenarbeit von Medizinern unterschiedlicher Fachrichtungen (Chirurg, Gastroenterologe,
Hämato- / Onkologe, Urologe, Pathologe, Radiologe, Psychoonkologe, etc.) bei
manchen Tumoren bzw. in bestimmten
Morbidität: Statistische Häufigkeit einer
Erkrankung von 1000 oder 10 000 beobachteten Personen in einem bestimmten
Zeitraum.
MRT / MRI: Magnetresonanztomo–
graphie/ Magnetresonanzimaging, Kernspinresonanztomographie: Bildgebendes
Verfahren.
Multimorbid: An mehreren Erkrankungen leidend.
Kolonkarzinom: Darmkrebs. Zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland, die meist aus Drüsenzellen des
Darmes entsteht. Zunächst entwickeln sie
gutartige Polypen, die im Laufe der Zeit
entarten. Etwa ¼ dieser Tumoren entstehen im Enddarm (Rektumkarzinom).
Kolorektalkarzinom: Überbegriff für
Darmkrebs.
Metastasen: Absiedelungen (Tochterzellen) eines Tumors, die sich in anderen Köperregionen wie Bauchraum oder in anderen Organen ansiedeln. Bei GIST findet
man am häufigsten Metastasen in der Leber und im Bauchfell (Peritoneum).
95
Multizentrische Studie: Eine Studie –
ein Prüfplan – der mehrere Studienorte
und mehrere Prüfärzte umfasst.
Mutationen: Veränderungen des genetischen Erbgutes, spontan oder hervorgerufen durch z.B. äußere Einf lüsse (Strahlung, Vergiftung, etc.) auf molekularer
Ebene. Mutationen können zu Änderungen oder Verlust der Funktionen von
Genen führen und damit das Verhalten
von Zellen beeinf lussen.
12. GIST-Lexikon
Nebenwirkungen: Side effects (eng.):
Unerwünschte Begleiteffekte einer Medikamenteneinnahme. Resultieren z.T. daher, dass andere Zellen als die Tumorzellen (mit gleichen oder ähnlichen Wirkmechanismen) ebenfalls durch das Medikament beeinf lusst werden.
Path. Physiologie = Veränderung von Organfunktionen
Facharzt = Pathologe.
Pathogenese: Entstehung, Entwicklung
präoperative Maßnahme. Bei GIST angewendet – vor der Tumorentfernung –wie
bei der neoadjuvanten Imatinib-Studie
APOLLON, um den Tumor zu verkleinern und damit die (leichtere) Entfernung
des Tumors zu ermöglichen.
Reversibel: Umkehrbar, heilbar. Schä-
STI 571: Forschungs- / Studienbezeich-
Tumorlokalisation: = Ort bzw. Entste-
kung – der Tumor des Patienten oder der
Verlauf ist progredient. Progress kann lokal / fokal (also örtlich) oder systemisch /
multifokal (ganzheitlich) auftreten.
den oder Beeinträchtigungen, die ohne
bleibende Zeichen abheilen.
nung des Medikamentes Glivec® in der
frühen Entwicklungsphase.
hung eines Tumors.
Rezeptor: Ein für bestimmte Reize
SU 11248: Forschungs- / Studienbe-
empfindliches Zielmolekül einer Zelle
und im weiteren Sinne eine auf spezifische
Einf lüsse reagierende „Signaleinrichtung“
innerhalb eines Organs oder Organsystems. Eine Art Anlegestelle (Antenne) an
der Zelloberf läche, an der Botenstoffe
oder Hormone andocken und dann nach
erfolgreichem Kontakt in der Zelle ein
spezielles Signal auslösen.
zeichnung des Medikamentes Sutent ® in
der frühen Entwicklungsphase.
einer Krankheit.
RAD 001: Studiencode für ein MedikaPädiatrie: Kinderheilkunde. Bei GIST:
Neoadjuvant: Therapieunterstützende,
Progression: Fortschreiten der Erkran-
Pediatric GIST (eng.). Bei GIST-Patienten
liegt das mittlere Alter bei ca. 60 Jahren.
Es gibt allerdings auch Fälle von GIST im
Kindesalter.
ment von Novartis. Bereits im Einsatz als
Immunsuppressivum = Everolimus
(Wirkstoff ), Certican® (Handelname).
Wird derzeit bei GIST - in Studien - als
Kombinationstherapie mit Imatinib bei
Progress eingesetzt.
PDGFR A + B: (eng.) Platelet Derived
Growth Factor Receptor Alpha und Beta.
Randomisierung: Zuteilung von Pati-
Nilotinib: Chemische Substanz = Wirk-
Perforation: Eröffnung einer geschlos-
stoff von Tasigna®.
Ödem: Wasseransammlung im Gewebe.
senen Körperhöhle, entweder spontan
(durch Nekrose, Entzündung) oder traumatisch.
enten in einer Studie auf verschiedene
Therapieverfahren nach dem Zufallsprinzip.
Omentum: (lat. = Netz) In der Medizin
Peritoneum: Bauchfell. Schleimhaut,
bzw. Anatomie werden zwei Gebilde in
der Bauchhöhle so bezeichnet. Das Omentum majus (großes Netz) und das Omentum minus (kleines Netz).
die alle Bauchorgane umschließt und die
Bauchhöhle auskleidet.
Onkologie: Lehre von den Geschwülsten, Tumoren: Teilgebiet der inneren Medizin, das sich, oft interdisziplinär, mit der
Erforschung (Ursachen, Entstehung etc.),
Behandlung und Therapie von Tumorkrankheiten befasst. Facharzt = Onkologe
.
Orale Therapie: Medikamente zum
Reklassifizierung: Erneute (u.U. Jahre
phie: Bildgebungsverfahren, mit der die
Stoffwechselaktivität von Tumorgewebe
nachgewiesen werden kann. Wird bei
GIST primär eingesetzt zum Wirksamkeitsnachweis und beim Monitoring einer
Therapie, aber auch zur Lokalisation und
zur Beurteilung der Ausbreitung des Tumors.
später erfolgende) Untersuchung von Tumorgewebe mit der Perspektive zu einer
anderen Diagnose zu gelangen. Bsp.
GIST-Reklassifikation. In Skandinavien
und Deutschland: Ca. 30% von 100 reklassifizierten Sarkomen waren GIST.
Placebo: Scheinmedikament (harmloses
Pathologie: Lehre von den Krankheiten,
dem ein Medikament / Wirkstoff im Körper / Blut vorhanden ist.
ten Krebsarten kann es vorkommen, dass
nach der Erstbehandlung des Krebses im
Laufe der Zeit ein Rückfall = Rezidiv
auftritt. Das Rezidiv kann am Ort des
Ersttumors entstehen (Lokalrezidiv) oder
als Absiedelungen in anderen Organen =
Metastasen oder Tochtergeschwülste.
Sutent ® : Handelsname einer 2006 zugelassenen Substanz der Firma Pfizer – Wirkstoff Sunitinib - Forschungscode SU
11248. – gehört zur Gruppe der Multikinase-Inhibitoren (Target-Therapien).
Wird bei Imatinib-Unverträglichkeit sowie Imatinib-Resistenzen – also beim
Fortschreiten der Erkrankung eingesetzt.
Ziele (Targets) sind – neben KIT und
PDGF – auch VEGF-Rezeptoren, FLT,
CSF und RET.
(z.B. supportive Therapien).
Weichteiltumor. GIST gehören zur
Gruppe der Sarkome.
Tasigna® : Handelsname einer neuen
Screening: (eng. = Durchsiebung, Ras-
Solide Tumoren: Tumoren aus festen
Primärtumor: Ausgangsgeschwulst /
stoff von Sutent ®.
Sarkom: Bösartiger Bindegewebs- /
Mastdarm ausgehend, auf den Mastdarm
bezogen.
rung oder sogar vorübergehendes Verschwinden der Symptome der Krebserkrankung, jedoch ohne Erreichung einer
Heilung.
Sunitinib: Chemische Substanz = Wirk-
Supportiv: Unterstützend, begleitend
Rektum: Mastdarm. Rektal = vom
Remission: Vorübergehende ReduziePlasmaspiegel: Konzentrationswert, in
Rezidiv: Insbesondere bei spät entdeck-
terung) Systematisches Testverfahren, das
eingesetzt wird, um innerhalb eines definierten Prüf bereichs – dieser besteht meist
aus einer großen Anzahl von Proben oder
Personen (Patienten) – bestimmte Eigenschaften der Prüfobjekte zu identifizieren.
Pulver - kein Wirkstoff ).
tiv), z.B. Schmerzlinderung. Bereich der
Medizin: Palliativ-Medizin.
d.h. die Erforschung der Gesetzmäßigkeiten krankhaften Geschehens.
Path. Anatomie = Gewebe- / Organ-
Veränderungen
Path. Histologie = Feingewebliche Veränderungen
tion Criteria in Solid Tumors) Etablierte
Kriterien zur Einschätzung des Therapieerfolgs, um Befunde aus der Messung der
Tumorgröße im Verlauf mittels bildgebener Verfahren interpretieren zu können.
PET: Positronen-Emissions-Tomogra-
Schlucken (Tabletten, Säfte etc.).
Palliativ: Lindernd, nicht heilend (kura-
RECIST-Kriterien: (Response Evalua-
Tumormarker: Eiweißstoffe oder an-
Substanz der Firma Novartis – Wirkstoff
Nilotinib – Forschungscode AMN 107 gehört zur Gruppe der Tyrosinkinase-Inhibitoren. Die Zulassung bei CML (Chronische Myeloische Leukämie) wird in einigen Wochen erwartet; bei GIST ist gerade eine neue, weltweite Studie zum
Einsatz von Nilotinib in der ThirdlineTherapie angelaufen.
Geweben (im Gegensatz zu bösartigen Erkrankungen des Blutbildenden System,
wie z.B. Leukämien).
Therapie: Heilbehandlung. Eine Erkran-
Stammzellfaktor: Botenstoff.
Toxizität: Giftigkeit, Gifthaltigkeit einer
kung ist therapierefraktär, wenn sie auf die
Therapie nicht anspricht.
Substanz.
Stationär: Im Krankenhaus / auf Stati-
-tumor.
Resektion: Tumorentfernung.
Präparat: Gewebeprobe, die zur Unter-
Resistenz: Unempfindlichkeit (gegen–
suchung an den Pathologen gegeben wird.
über einem Wirkstoff ).
onsaufenthalt bezogen.
Tumor: Jede umschriebene Geschwulst
(sowohl gutartig als auch bösartig) 96
97
dere biologische Substanzen im Blut oder
anderen Körperf lüssigkeiten, deren erhöhte Konzentration auf einen Tumor
oder das Rezidiv eines solchen hindeuten
können. Alle Tumormarker werden entweder von den entarteten Zellen selbst gebildet oder vom gesunden Gewebe als Reaktion auf das Wachstum des Tumors.
Tyrosinkinasen: Enzyme bzw. Biokatalysatoren, die wie Antennen an der Außenseite der Zellmembran sitzen und wie
Schalter fungieren: Sie werden durch Botenstoffe aktiviert und leiten ihrerseits Signale in den Zellkern weiter (Signaltransduktion).
Wechselwirkungen: Auch Interaktivität. Gegenseitige Beeinf lussung von Medikamenten in ihrer Wirkung. So kann
der Plasmaspiegel eines Medikamentes
durch die Interaktivität erhöht oder gesenkt werden oder ein Medikament den
Spiegel anderer Medikamente erhöhen
oder senken.
Wild type: (eng.) = wilder Typus. GIST
ohne feststellbare Veränderung an einem
Exon.
Zytostatika: Die in der Behandlung von
Krebserkrankungen eingesetzten Chemotherapeutika hemmen die Vermehrung der
Tumorzellen. Sie werden deshalb Zytostatika (griech. kytos = Zelle; statikos = zum
Stehen bringend) genannt. In Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Angriffspunkt
bzw. Wirkmechanismus werden Zytostatika in verschiedene Gruppen unterteilt.
Die Bad Nauheimer Erklärung
Eine internationale Erklärung, um den
Zugang zu adäquater Behandlung und
Unterstützung von Patienten mit GIST zu
fördern - wo immer Sie weltweit leben.
Veröffentlicht von der weltweiten GISTGemeinschaft am 1. Juli 2007.
Entwickelt, zugestimmt und unterzeichnet
von den Vertretern der weltweit aktiven
GIST-Patienten-Organisationen, während
einer internationalen Konferenz vom 29.
Juni bis 1. Juli 2007 in Bad Nauheim /
Deutschland.
Global
GIST-Network
„The Bad Nauheim
Declaration“
Zweck und Zielsetzung
Die Erklärung
1.Die weltweiten Organisationen, die Patienten mit GIST unterstützen, sind alle
besorgt
- über die unterschiedliche Behandlung
von Patienten und
- wie Gesundheitssysteme mancher Länder oft den Zugang zu neuen Behandlungen hinauszögern.
Die unterzeichnenden GIST PatientenOrganisationen fordern gemeinsam alle
auf, die für die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Gastrointestinalen
Stromatumoren (GIST) verantwortlich
sind:
Erläuterungen zum
Hintergrund
1.Bei Gastrointestinalen Stromatumoren
(GIST) handelt es sich um eine seltene
Krebserkrankung des mesenchymalen
Bindegewebes des Magens, des Gastrointestinal-Traktes und zugehöriger Organe. Die Neukrankungsrate liegt bei
circa 12 bis 15 Fällen pro 1 Mio. Einwohner – GIST gilt daher als seltene
Krebserkrankung. Sie machen weniger
als ein halbes Prozent aller diagnostizierten Krebserkrankungen aus.
2.In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde die Behandlung von GIST
durch die Einführung der Tyrosinkinase-Inhibitoren revolutioniert. Vor der
Einführung hatte ein Patient mit der
Diagnose „Fortgeschrittener GIST“
eine Lebenserwartung von weniger als
2 Jahren. Mit den Tyrosinkinase-Inhibitoren (z.B. Imatinib in der FirstlineTherapie) hat sich die Prognose für Patienten bedeutend verbessert. Mehr als
85% der Patienten sprechen auf diese
Medikamente an und profitieren davon
viele Jahre.
tienten gleichbehandelt werden sollten,
ungeachtet ihrer Rasse, der Nationalität, des Glaubens, das Alters, des Geschlechts oder des wirtschaftlichen
Status.
3.Dieses Dokument ist eine „KonsensErklärung“ der weltweiten GIST-Patienten-Organisationen, die sich in Bad
Nauheim / Deutschland am Sonntag,
dem 1. Juli 2007, versammelt haben. Es
legt eine Reihe von Basisstandards fest,
welche wir bei Ärzten, anderen medizinischen Versorgern, Krankenhausverwaltungen und Geldgebern des Gesundheitswesens (wie z.B. Krankenkassen) einfordern, um sie zum Nutzen
der zu betreuenden Patienten anzuwenden und darauf aufzubauen.
4.Die weltweiten GIST Patienten-Organisationen werden die Durchführung
dieser Erklärung überwachen und diejenigen Gesundheitssysteme veröffentlichen, welche deren Einhaltung in der
Praxis befolgen.
zeitig genaue und rechtzeitige Informationen erhalten, die für sie in jeder
Phase ihres Behandlungsverlaufes wichtig sind.
6.Sorgen Sie für Zugang zu psycholo1.Stellen Sie sicher, dass Patienten schnell
2.Wir sind davon überzeugt, dass alle Pa-
5.Stellen Sie sicher, dass Patienten recht-
und richtig diagnostiziert werden.
gischer Unterstützung und Behandlung.
2.Sorgen Sie dafür, dass Informationen
7. Übernehmen Sie international akzep-
und Quellen bereit stehen, die Patienten den Zugang zu einer Zweitmeinung bei einem Experten ermöglichen.
3.Gewährleisten Sie, dass GIST-Betroffene von erfahrenen Medizinern multidisziplinärer Teams behandelt und versorgt werden, welche die Standards
eines Expertenzentrums bei seltenen
Erkrankungen erfüllen (siehe Kommentar). Alle Mitglieder dieser Teams
sollten Spezialistenwissen, permanente
Erfahrung bei der Behandlung von
GIST haben und sich an einem nationalen und / oder internationalen Netzwerk mit anderen Expertenzentren beteiligen.
4.Bieten Sie Zugang zu erfahrener Pathologie und Mutationsanalyse an, die den
Ärzten und Patienten die Informationen geben können, die sie brauchen,
um eine sachkundige Entscheidung
treffen zu können.
tierte Behandlungsleitlinien / Guidelines (z.B. NCCN, ESMO) (siehe 8 unten) und stellen Sie sicher, dass benötige
Ressourcen zur Verfügung stehen, um
diese den Patienten und den Ärzten bereit zu stellen.
8.Behandeln Sie Patienten entsprechend
international akzeptierter Behandlungsleitlinien / Guidelines (z.B.
NCCN, ESMO) (siehe Kommentar)
und veröffentlichter Ergebnisse wissenschaftlicher und klinischer Forschungen.
9.Überprüfen und verfolgen Sie die Kostenübernahme von Behandlungen, damit kein Patient dadurch leiden muss,
dass ihm Behandlung vorenthalten oder
eine vom Experten verordnete Behandlung gestoppt wird.
10.Stellen Sie sicher, dass alle Patienten
Zugang zu klinischen Studien haben –
ungeachtet ihrer Rasse, der Nationalität, des Glaubens, das Alters, des Geschlechts oder des wirtschaftlichen
Status.
Kommentar zu 3:
Kommentar zu 8:
Ein Beispiel für Standards “Centre of Excellence”
wird von der Europäischen Union gegeben – in
ihrem Report: “Networks of Reference for Rare
Diseases”.
Derzeit gültige Behandlungsleitlinen / Guidelines
bei GIST sind:
Link: www.ec.europa.eu/health/ph_threats/non_
com/rare_8_en.htm#1
- NCCN-Guidelines (National Comprehensive Can-
Unterzeichnet in Bad Nauheim,
Deutschland, 1. Juli 2007
98
99
- ESMO-Guidelines – März 2004 (Lugano) werden
voraussichtlich im Oktober 2007 aktualisiert
cer Network) – Februar 2007
Inhalt
1. Krebserkrankungen
1.1. Wie Krebs entsteht
TEIL B – Hintergrund-Wissen
1. Krebserkrankungen
2. Krankheitsbewältigung
3. Medizin- und Körperwissen
Seite 101
Seite 104
Seite 107
Die Zellen des menschlichen Körpers teilen sich normalerweise nur dann, wenn sie
von den benachbarten Zellen dazu aufgefordert werden. Eine Zellteilung (Mitose)
wird von speziellen, zellregulierenden Genen organisiert. Dabei wird die gesamte
Erbinformation an beide Tochterzellen
weitergegeben. Das Erbmaterial wird jedoch ständig durch innere und äußere
Einf lüsse beeinf lusst. Ist die Erbinformation beschädigt, wird ein Reparaturmechanismus alarmiert, der aus einer Vielzahl von Eiweißen besteht. Sie sorgen normalerweise dafür, dass der Schaden behoben wird. Geschieht dies nicht, werden
die fehlerhaften Informationen mit dem
Teilungsprozess weitergegeben. Sie folgen
nun ihrem eigenen, nicht mehr zu kontrollierenden Vermehrungsprogramm.
Diese „entarteten“ Zellen teilen sich viel
schneller als gesunde Zellen. Es entsteht
eine Geschwulst – ein Tumor. Gutartige
(benigne) Tumoren beschädigen bei einem
eventuellen Wachstum die benachbarten
Zellen nicht und können meist ohne Folgen entfernt werden. Die entarteten Zellen bösartiger (maligner) Tumoren dringen in das benachbarte Gewebe ein und
zerstören es. Diese bösartigen Tumoren
besitzen außerdem die Fähigkeit, sich im
ganzen Körper auszubreiten. Sie können
über den Blut- und Lymphstrom in andere
Organe gelangen. Dort siedeln sie sich an
und bilden Tochtergeschwülste (so genannte Metastasen).
1.2. Was Krebs gefährlich
macht
1. Eigenständige Vermehrung: Benötigen
normale Zellen ein Signal aus der Umgebung, um sich zu teilen, vervielfältigen sich Krebszellen vollkommen
selbstständig.
100
2. Unauf haltsames Wuchern: Krebszellen
ignorieren Stoppsignale aus der Umgebung, etwa aus angrenzendem Gewebe,
das vom Tumor eingeengt wird.
ihrer Entstehung führen könnte, noch
nicht gefunden werden. Die Wissenschaftler haben allerdings Risikofaktoren entschlüsselt, die eine Krebsentstehung fördern können.
3. Ausgeschaltete Selbstzerstörung: Viele
Fehler im Erbgut einer Zelle aktivieren
normalerweise ihr „Selbstzerstörungsprogramm“ (Apoptose). Bei Krebszellen hingegen ist dieser Prozess außer
Kraft gesetzt.
4. Ewiges Leben: Krebszellen sind unsterblich, sie teilen sich unzählige Male
– im Gegensatz zu gesunden Zellen
(etwa 50 bis 70 Teilungen).
5. Trickreiche Lockrufe: Geschwülste
brauchen besonders viele Nährstoffe,
weil sich ihre Zellen schneller vermehren als die des normalen Gewebes. Deshalb senden sie Botenstoffe aus, die Gefäße heranlocken.
6. Unheilvoller Auszug: Über die Blutgefäße kann der Tumor Zellen in andere
Körperteile schicken. Dort bilden sie
Tochtergeschwülste = Metastasen. Diese letzte Fähigkeit kann lebensbedrohlich werden.
1.3. Wodurch Krebs entstehen kann
Heute sind über 200 Krebsarten bekannt.
Bisher ist aber nur ein Bruchteil der komplizierten Vorgänge der Krebsentstehung
wissenschaftlich erforscht. Oft spielen
mehrere Einf lüsse außerhalb und innerhalb des Körpers eine Rolle. Diese sind
nur im Einzelfall nachvollziehbar und
auch nicht beliebig zu wiederholen. So erkrankt nicht jeder Mensch, der einer
krebserregenden Substanz ausgesetzt ist
oder eine erbliche Veranlagung hat, auch
an Krebs. Bei vielen Krebserkrankungen
konnte zudem ein Einf lussfaktor, der zu
101
Erbfaktoren
Einige Krebsarten treten familiär gehäuft
auf, vor allem Prostatakrebs, Darmkrebs
und Brustkrebs. Grundsätzlich kann jedoch für die weitaus meisten Krebsarten
eine genetische Prädisposition (Veranlagung) bestehen. Dickdarmkrebs kommt z.B. bei Familien, deren Angehörige zur
Bildung von Dickdarmpolypen neigen,
häufiger vor. Bestimmte Krebsarten sind
z.B. durch fehlende Gene, ausgeschaltete
Gene oder vertauschte Genabschnitte charakterisiert.
Rauchen
Bei etwa einem Drittel aller Krebs-Todesfälle – so Schätzungen – war Rauchen die
Ursache. Zigarettengifte lösen nicht nur
Lungenkrebs aus, sondern auch andere
Tumoren, etwa im Rachen, in der Speiseröhre, in Niere, Blase oder Bauchspeicheldrüse. Wer mehr als ein Päckchen Zigaretten pro Tag raucht, hat im Vergleich zu
Nichtrauchern ein 10- bis 20-fach erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu sterben.
Wer das Rauchen aufgibt, senkt das Risiko für eine Krebserkrankung wieder –
allerdings nicht schlagartig: 10 bis 15 Jahre
dauert es bis ein Ex-Raucher kein erhöhtes Lungenkrebsrisiko mehr hat.
Ernährung
Eine weitere Ursache (besonders in den
westlichen Industriestaaten) ist die Ernährung. Viel Alkohol, tierische Fette,
Fleisch, wenig Obst und Gemüse: Ein
Drittel der Krebserkrankungen geht
scheinbar auf das „Schlemmer-Konto“.
Wer täglich 400 Gramm Gemüse und 300
1. Krebserkrankungen
Gramm Obst isst, so das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg
(DKFZ), der halbiert sein Risiko, an bestimmten Tumoren zu erkranken. Für einige Substanzen, die wir mit der Nahrung
aufnehmen, ist ein direkter Einf luss auf
die Krebsentstehung nachgewiesen. So
spielen z.B. Nitrosamine eine wesentliche
Rolle bei der Bildung von Krebsgeschwülsten im Magen. Sie entstehen im
Körper, wenn mit der Nahrung Nitrat
oder Nitrit aufgenommen werden. Die
stärksten krebserregenden Substanzen in
Lebensmitteln sind die Af latoxine, Giftstoffe des Schimmelpilzes. Sie können
zum Beispiel auf verschimmeltem Brot, in
Käse oder Marmelade und Nüssen vorkommen.
ment Selen und sekundäre Pf lanzenschutzstoffe. Diese können offenbar das
Erbgut der Zellen vor schädlichen Veränderungen schützen.
Freie Radikale
Zwischen 5 und 15% der Krebserkrankungen weltweit werden durch Infektionen mit Viren und anderen Erregern (z.B. bestimmten Schimmelpilzen) ausgelöst. So können z.B. Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren Leberkrebs verursachen –
das Bakterium Helicobacter pylori Magenkrebs. Das Bakterium schädigt die Magenschleimhaut und erzeugt Substanzen,
die das Zellwachstum fördern.
Viele krebsfördernde Subtanzen (Karzinogene) nehmen wir mit der Nahrung zu
uns. Sie bilden in der Zelle reaktive Sauerstoffverbindungen, so genannte freie Radikale. Freie Radikale entstehen bei der
Atmung eines jeden Organismus.
Bis zu einem gewissen Grad sind freie Radikale dem Menschen sogar nützlich: sie
wehren Mikroorganismen ab und vernichten Fremdsubstanzen. Doch die meisten
Menschen haben mehr freie Radikale in
ihrem Körper, als gesund ist (Überangebot, hervorgerufen durch äußere Faktoren
wie z.B. Ernährung, Rauchen, Umweltgifte). Die überschüssigen freien Radikale
zerstören wichtige Zellbausteine und können die Erbsubstanz der Zelle verändern.
Auf diese Weise begünstigen sie die Bildung von Krebszellen. Doch der Organismus ist den freien Radikalen nicht schutzlos ausgeliefert. Mit den so genannten Radikalfängern (Antioxidantien) werden sie
im Zaum gehalten und unschädlich gemacht. Genau nach diesen Radikalfängern
suchen die Forscher. Die wichtigsten der
heute schon bekannten Radikalfänger sind
die Vitamine C, E und A, das Spurenele-
Bewegung / Körpergewicht
Andere Risikofaktoren sind Bewegungsmangel und starkes Übergewicht. Bei
Menschen, die körperlich aktiv sind, halbiert sich das Risiko für Darmkrebs. Das
DKFZ rät deshalb: regelmäßig Sport treiben und das Gewicht im Normalbereich
halten. Der so genannte Body Mass Index
[BMI] sollte zwischen 19 und 25 liegen
(Formel – siehe Infobox).
Infektionen – Viren und Bakterien
Strahlung
Ionisierende Strahlung kann ebenfalls eine
Ursache für Krebserkrankungen sein.
Strahlung bewirkt DNA-Veränderungen
wie z.B. Chromosomenabbrüche und die
Übertragung (Austausch) abgespaltener
Chromosomenstücke auf andere Chromosomen. Strahlung ist ein Auslöser der
Krebsbildung – sie ruft Veränderungen
hervor, die erst nach einigen Jahren zu
Krebs führen können. Diese Verzögerung
ermöglicht weiteren Faktoren, zu diesem
Prozess beizutragen.
Chemische Faktoren
Einige Chemikalien wirken krebsauslösend. Dabei kann eine einmalige Einwirkung ausreichend sein, doch die Krebserkrankung tritt erst nach einer langen Zeit
zutage, nachdem ein weiterer krebsfördernder Faktor hinzugekommen ist. Wie
bereits erwähnt, enthält Tabakrauch viele
chemische Krebsauslöser und -förderer.
Ebenfalls Lungenkrebs auslösen kann das
Edelgas Radon, das als radioaktives Zerfallsprodukt des Urans in Böden und Baumaterialien vorkommt. Eine weitere
Gruppe stark krebserzeugender Substanzen sind die so genannten polyzyklischen
aromatischen Kohlenwasserstoffe. Sie entstehen immer dann, wenn organisches
Material unvollständig verbrennt. Das ist
zum Beispiel beim Rauchen, aber auch
beim Heizen eines Ofens, beim Autofahren oder beim starken Erhitzen (Anbrennen) von Lebensmitteln der Fall.
Die BMI-Formel:
Beispiel 1: Gewicht = 90kg
Größe = 1,90m
BMI = Körpergewicht in kg
Körpergröße2 in m
Formel:
90kg / 1,90m2
= BMI von 24,93
Beispiel 2: Ziel-BMI = 25
Größe = 1,68m
Formel:
1,68m2 * 25
= Ziel-Gewicht 70,56kg
Prozentualer Anteil ausgewählter Krebserkrankungen in Deutschland 2002
Männer
Frauen
n = 218.250
n = 206.000
Prostata
22,3
26,8
16,3
17,4
14,9
6,1
8,6
5,5
Magen
5,1
4,8
Nieren
4,7
4,0
Magen
Mundhöhle und Rachen
3,6
3,7
M. Melanom der Haut
Bauchspeicheldrüse
2,8
3,5
Harnblase*
M. Melanom der Haut
2,8
3,2
Bauchspeicheldrüse
Non-Hodgkin Lymphome
2,7
3,2
Gebärmutterhals
Leukämien
2,5
3,1
Nieren
Hoden
2,0
3,0
Non-Hodgkin Lymphome
Speiseröhre
1,7
2,3
Darm
Lunge
Immunsystem
Harnblase*
Das Immunsystem erkennt offenbar einige, aber keineswegs alle Formen bösartiger Zellen und regt im Fall einer Immunreaktion zum Zweck der Zerstörung
von Krebszellen die Bildung von Fresszellen an. Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung von Krebs kann eine Krankheit
oder andere Schädigung sein, die zu einer
Beeinträchtigung des Immunsystems
führt. Eine Störung des Immunsystems
kann beispielsweise infolge von AIDS,
vererbten Immunschwächekrankheiten
oder der Verabreichung so genannter Immunsuppressiva (das Immunsystem schwächender Mittel) auftreten.
Kehlkopf
3
2
Schilddrüse 3
2
Morbus Hodgkin 3
Krebspersönlichkeit
Um 1960 wurde von Forschern die These
aufgestellt, dass Menschen, die ihre negativen Gefühle und Aggressionen unterdrücken, besonders häufig an Krebs erkran-
102
ken – sie hätten eine „Krebs-Persönlichkeit“. Viele Betroffene empfanden das als
Vorwurf, sie hätten aufgrund ihres Charakters eine „Mitschuld“ an ihrer Erkrankung. Inzwischen allerdings ist die KrebsPersönlichkeit von den Wissenschaftlern
als Mythos entlarvt und eindeutig widerlegt worden. Ihr Fazit: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Art der Persönlichkeit und dem Auftreten von Krebs.
Brustdrüse
Darm
Lunge
Gebärmutterkörper
Eierstöcke
Leukämien
Schilddrüse
Mundhöhle und Rachen
2 Speiseröhre
2 Morbus Hodgkin
2 Kehlkopf
25
20
15
10
5
0
5
* Einschließlich bösartiger Neubildungen in situ und Neubildungen unsicheren Verhaltens
103
10
15
20
25
Angaben in %
Quelle: Robert Koch Institut
2. Krankheitsbewältigung
Die folgenden „Tu das“ und Tu das nicht“
sollen Ihnen Hilfen bei der Bewältigung
Ihrer Krebserkrankung geben. Es sind
keine Regeln, sondern zusammengestellte
Erfahrungen aus der Arbeit mit Krebspatienten. Sie sollen die grundsätzliche Einstellung des „Positiven Denkens“ unterstützen, aber auch helfen, mit einigen Haltungen umzugehen, die noch immer in
der Bevölkerung zum Thema Krebs bestehen.
•NICHT an das Vorurteil oder die
„Volksmeinung“ glauben, dass Krebs
unweigerlich ein Todesurteil ist: Es
gibt inzwischen Millionen von Überlebenden mit Krebs und die Wissenschaft lernt täglich dazu.
•NICHT sich selbst dafür verurteilen,
dass Sie Krebs bekommen haben. Es
gibt keinerlei wissenschaftliche Beweise dafür, dass bestimmte Persönlichkeiten Krebs bekommen oder dieser durch emotionale Erlebnisse oder
schmerzliche Lebenserfahrungen ausgelöst wird. Selbst wenn Sie durch eine
bestimmte Lebensführung die Risikofaktoren für Krebs gefördert hätten,
wie z.B. durch Rauchen oder andere
Gewohnheiten: Für das weitere Leben
mit Ihrer Erkrankung hat es keinerlei
Vorteile, sich Vorwürfe zu machen
oder sich selbst zu verurteilen.
•Setzen Sie bei Krebs zunächst auf die
Lösungswege, die Ihnen schon immer
gut geholfen haben, mit Problemen
und Krisen fertig zu werden. Wenn Sie
jemand sind, der gerne über seine Probleme redet – vertrauen Sie sich Menschen an, mit denen Sie offen über
Ihre Erkrankung reden können. Sollten Sie jemand sein, der eher nicht so
gerne redet: Vielleicht empfinden Sie
Entspannung, Meditation, Ihren Glauben oder andere nützliche Wege als
hilfreich. Das Geheimnis ist eigentlich
gar keines: Nutzen Sie das, was Ihnen
schon immer gut geholfen hat. Und
falls es nicht hilft: Suchen Sie nach anderen Maßnahmen, Mitteln, Wegen,
die Ihnen helfen.
und seien Sie darauf vorbereitet: Oft
ist es besser, auf mögliche Probleme
vorbereitet zu sein, als erst darauf zu
reagieren, wenn sie auftreten.
•NICHT Ihre Ängste, Ihren Ärger
oder Ihre Symptome (physisch oder
psychisch) vor dem Menschen verbergen, der Ihnen am nächsten steht und
der Sie durch die Behandlung begleitet
(= Angehöriger / Begleiter). Bitten Sie
diese Person, Sie bei den Arzt- und
Behandlungsbesuchen zu begleiten.
Forschungen haben gezeigt, dass Patienten Informationen oft nicht, eingeschränkt oder falsch verstehen, wenn
sie ängstlich sind. Eine zweite Person
kann Ihnen helfen, das Besprochene
abzugleichen und zu bewerten.
•Werden Sie mit Krebs „Tag für Tag“
fertig. Diese Art und Weise, sich mit
der Erkrankung zu beschäftigen, ist für
viele Patienten erträglicher. Außerdem
ermöglicht es Ihnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und – frei
nach der Devise „Carpe diem!“
(Nutze den Tag!) – das Beste aus Ihrem Tag heraus zu holen.
•Eine positive Einstellung – als Teil der
Bewältigungsstrategie – ist wichtig. Jedoch verurteilen Sie sich nicht selber
dafür, wenn Sie nicht ständig eine positive Haltung bewahren können –
speziell in den Zeiten, in welchen Sie
sich nicht so gut fühlen. Tiefphasen
kommen, das ist normal – ganz egal
wie gut Ihre Strategie der Bewältigung
ist. Es gibt keine Beweise dafür, dass
solche Phasen negative Auswirkungen
auf Ihre Gesundheit oder sogar das Tumorwachstum haben. Sollten solche
Tiefphasen stärker oder häufiger vorkommen – suchen Sie Hilfe z.B. bei
geschulten Psychoonkologen.
•NICHT in der Stille und im Verborgenen leiden. Versuchen Sie nicht, Ihre
Krankheit völlig alleine zu bewältigen.
Sie finden Hilfe beispielsweise in Ihrer
Familie, bei Ihren Freunden, in Ihrer
Kirchengemeinde, bei Ihrem behandelnden Arzt, bei Psychoonkologen
oder in Patientengruppen. Nehmen Sie
regelmäßig z.B. an solchen Gruppen
teil, wenn Sie Ihnen nutzen und gut
tun. Verlassen Sie Gruppen, in denen
die Mitglieder sich ständig nur selbst
bemitleiden und Sie sich persönlich
nur schlechter fühlen.
104
•NICHT in Verlegenheit sein, die
Hilfe von professionellen Fachkräften
zu suchen. Psychoonkologen können
Ihnen u.U. sehr gut helfen, mit Ängsten, Depressionen und Tiefphasen umzugehen. Z.B. Schlafstörungen, Essstörungen, die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, andere Störungen oder das
Gefühl, die Kontrolle zu verlieren
können erste Anzeichen sein. Methoden und Wege wie Entspannung, Meditation, Glauben, Tanz, Sport, Musik,
Kunst u.v.m. können Ihnen helfen,
Kontrolle über Ihre Ängste oder das
Gefühl des „Umkippens“ zu erhalten.
•Finden Sie einen behandelnden Arzt,
dem Sie vertrauen. Jemanden,
- der Erfahrung speziell mit Ihrer Erkrankung hat,
- der Sie alle Ihre Fragen stellen lässt
und verständliche Antworten gibt,
- der Sie nicht als „Patientenakte“ behandelt, sondern als Mensch respektiert. Bestehen Sie darauf, Partner im
Behandlungsverhältnis „Arzt-Patient“
zu sein. Fragen Sie, welche Nebenwirkungen während der Behandlung oder
in klinischen Studien zu erwarten sind
•Viele Patienten finden im Glauben
Hilfe oder entdecken für sich die Religion neu. Wenn Sie sich nicht zum
Religiösen oder Spirituellen hingezogen führen – vielleicht finden Sie in
der Philosophie oder in anderen,
neuen Wegen wertvolle Hilfen? Diese
Gedanken und Erfahrungen können
Sie trösten und sogar helfen, eine neue
Bedeutung in der Erfahrung Ihrer Erkrankung zu sehen. Es gibt viele Patienten, die in Ihrer Erkrankung einen
Sinn gefunden haben, ihr bisheriges
Leben komplett geändert haben und so
heute – trotz Krebs – glücklicher leben
als zuvor.
•NICHT Ihre reguläre Therapie in
Begeisterung für alternative oder komplementäre Therapien aufgeben. In
diesem unübersichtlichen Bereich werden viele (teilweise völlig überteuerte)
Angebote gemacht – bis hin zu
falschen Heilversprechen, die meist nur
Einem nutzen: Dem, der sie verkauft!
Nur ein Beispiel: Der in die Schlagzeilen geratene Dr. Matthias Rath, der
für viel Geld mit seinen Vitamin-
Cocktails Krebspatienten von ihren
Therapien abbringt. Es investiert viel
Geld in Werbung und Marketing, statt
in wissenschaftliche Arbeit. Insgesamt
geht es hier nicht um die Frage
„Schulmedizin oder Naturheilverfahren bzw. komplementäre Therapien?“.
Letztere haben inzwischen auch in der
Krebsbehandlung – begleitend – ihren
Stellenwert, z.B. in der Stärkung des
Immunsystems oder bei der Behandlung von Nebenwirkungen der Krebstherapien.
Sinnvoll sind hierbei alternative Behandlungen, die Sie natürlich selbst nicht schädigen und die in Verbindung mit Ihrer regelmäßigen Therapie sicher eingesetzt
werden können. WICHTIG: Besprechen
Sie alternative oder komplementäre Therapien, die Sie einsetzen oder einsetzen
möchten, mit Ihrem behandelnden Arzt.
Es gibt bestimmte Therapieformen, die bei
bestimmten medikamentösen Therapien,
Chemo- oder Strahlentherapien nicht eingesetzt werden dürfen. Besprechen Sie
Nutzen und Risiken alternativer oder ergänzender Behandlungen mit jemandem,
dem Sie vertauen. Evtl. mit jemandem,
der als Nicht-Betroffener objektiver entschieden kann, als Sie, der sich in der Erkrankungssituation befindet.
Es kann unter Umständen enorm hilfreich
sein, ein persönliches Tagebuch z.B. in
einem Behandlungsordner (Ihre Unterlagen) während Ihrer Erkrankung zu führen. Termine / Daten von Arztbesuchen,
Behandlungen, Studien, Laborwerte, Untersuchungsberichte, pathologische / radiologische Berichte, Symptome, Ihr generelles Befinden, Ihre Lebenshaus-Unterlagen. Informationen sind wichtig in der
Krebsbehandlung und keiner kann das –
vor allem im Zusammenspiel mit verschiedenen Ärzten – besser als Sie.
105
INFO
Psychoonkologie umschreibt eine
(noch) relativ neue interdisziplinäre
Form der Psychotherapie bzw. klinischen Psychologie, welche sich
mit den psychischen und sozialen,
einschließlich sozialrechtlichen Bedingungen, Folgen und Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung
befasst. Psychoonkologie umfasst
einerseits die Tätigkeit des praktischen
Psychoonkologen, etwa im klinischen
oder ambulanten Setting, ferner
aber auch die Wissenschaftsdisziplin.
Im praktischen Betreuungs- oder
Therapiekontext obliegt es dem Psychoonkologen, den Patienten bei der
Krankheitsbewältigung mittels unterschiedlicher Techniken zu unterstützen
(z.B. Krisenintervention, ressourcenorientierte Intervention, imaginative
Verfahren). Hierbei ist – wenn möglich
– immer auch das persönliche soziale Umfeld der betroffenen Person
zu integrieren. Psychoonkologische
Versorgung sollte in allen Phasen der
Erkrankung sichergestellt sein, also
während der Akutbehandlung, der
Rehabilitation und ggf. auch während
des Sterbeprozesses.
Es ist wichtig, in der ärztlichen Tätigkeit psychoonkologische Faktoren
mit einzubeziehen, so etwa bei der
Diagnose-Mitteilung wie auch bei der
Beantwortung oder dem Umgang mit
der Frage nach Prognose, Verlauf und
vorhersehbarem Leiden und Schmerzen. Psychoonkologisch geschult sollte
also nicht nur der / die betreffende
klinische PsychologIn / PsychotherapeutIn sein, sondern auch sämtliches
ärztliches Personal, Pfleger etc.
2. Krankheitsbewältigung
3. Medizin- und Körperwissen
INFO
TIPP
Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft
für Psychoonkologie – dapo – wurde
1983 gegründet. In ihr haben sich alle
Berufsgruppen zusammengeschlossen,
die in der medizinischen und psychosozialen Betreuung von Krebskranken
und ihren Angehörigen oder in der
psychoonkologischen Forschung tätig
sind: Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Pflegekräfte,
Physiotherapeuten, Kreativtherapeuten, Theologen / Seelsorger und
verwandte Berufsgruppen. Als bundesweite Vereinigung will die dapo
den Austausch zwischen den einzelnen
Berufsgruppen intensivieren, Erfahrungen aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern bündeln sowie deren wissenschaftliche Bearbeitung anregen
und unterstützen.
Tanja Diamantidis:
Den Krebs bewältigen und
einfach wieder leben
Wie Sie die Angst zurücklassen und
Ihre Lebensziele wiederfinden
TRIAS Verlag Stuttgart,
ISBN 3-8304-3226-7
ca. 17,95 Euro
Manchmal möchte man etwas mehr wissen, etwas besser verstehen, mehr Hintergrund zu bestimmten Sachverhalten haben. Die nachfolgenden Texte dienen zur
Vertiefung einiger ausgewählter Themen.
Sie sind hauptsächlich für die Leser gedacht, die keine zusätzliche Medizin-Literatur zu Hause haben oder keinen Internet-Zugang besitzen, mit dessen Hilfe
man eben mal einen Begriff „googeln“
(nachschlagen) kann. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – Irrtümer und Änderungen sind
möglich.
Auf bau: Der Verdauungstrakt kann in einen Kopf- und einen Rumpfteil unterteilt
werden. Neben dem eigentlichen MagenDarm-Trakt gehören zum Verdauungssystem noch die Mundhöhle, wo vorwiegend
die mechanische Zerkleinerung der Nahrung erfolgt, Speicheldrüsen, Pharynx und
die Speiseröhre, die dem Weitertransport
in den Magen dient. Die Zuordnung der
Speiseröhre zum Magen-Darm-Trakt ist
umstritten.
3.1. Verdauungstrakt
oder als Verdauungsapparat (lat.: Apparatus digestorius) werden die Organe zusammengefasst, die der Aufnahme, Zerkleinerung und dem Weitertransport der
Nahrung dienen, um diese letztlich zu
verdauen und die darin enthaltenen Nährstoffe für den Körper verwertbar zu machen. Synonyme sind Magen-Darm-Trakt,
Gastrointestinaltrakt (griech. gaster Magen; lat. intestinum Darm), Canalis alimentarius, Systema digestivum.
Funktion: Im Verdauungstrakt findet der
eigentliche enzymatische Aufschluss der
Nahrung, die Resorption von Nahrungsstoffen und Wasser sowie die Ausscheidung unverdaulicher oder nicht verwertbarer Nahrungsbestandteile statt. Neben
Enzymen sind auch verschiedene Bakterien an der Verdauung beteiligt, die man
unter dem Begriff Darmf lora zusammenfasst.
TIPP
Unter www.dapo-ev.de finden Sie
Adressen von Psychotherapeuten,
Ärzten, Sozialarbeitern und -pädagogen, Seelsorgern, Supervisoren und
Angehörigen anderer Berufsgruppen,
die in der dapo mitwirken. Detailinformationen zu den einzelnen Personen
erhält man durch ein Popup-Fenster,
wenn man auf den jeweiligen Namen
klickt. Darüber hinaus sind auch die
dapo-Regionalgruppen, der Vorstand
und die Geschäftsstelle der dapo
gerne bei der Suche nach Therapeuten
Die großen Verdauungsdrüsen, die Leber
mit Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse produzieren Verdauungssäfte, die
die Nahrung in ihre Bestandteile aufspalten. Der untere Teil des Verdauungstraktes
dient hauptsächlich der Resorption von
Wasser und der Ausscheidung der unverdaulichen Nahrungsbestandteile.
und Beratern in Ihrer Nähe behilflich.
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e.V. (dapo)
Kardinal-von-Galen-Ring 10,
D-48149 Münster
Telefon: 0700 - 20 00 66 66,
Mail: [email protected]
106
Dünndarm (Leerdarm bzw. Jejunum;
Krummdarm bzw. Ileum)
Ort der Absorption, der nun in Peptide aufgespaltenen Eiweiße, der Fette, Kohlenhydrate,
Vitamine und Wasser
Dickdarm (mit Blinddarm und Wurmfortsatz, aufsteigendem, quer verlaufendem
und absteigendem Grimmdarm (Colon)
und Mastdarm)
Speicherort für den Kot, um den Stuhlgang in
Intervallen zu erlauben, ebenso Ort der Resorption von Wasser und Elektrolyten.
After
Dient der Ausscheidung des Kots.
3.2. Wandschichten
Kopfteil
Mundwerkzeuge und Mundhöhle (Lippen, Zähne, Zunge)
Dient der Nahrungsaufnahme und der Zerkleinerung.
Speicheldrüsen
Produzieren Speichel.
Pharynx (Rachen)
Ist der Übergang vom Mund zur Speiseröhre.
Die Wand des Verdauungstraktes besteht
in allen Abschnitten grundsätzlich aus vier
Geweben, die in Schichten übereinander
liegen. In den verschiedenen Abschnitten
des Magen-Darm-Traktes unterscheidet
sich der Auf bau je nach Funktion etwas.
Rumpfteil
Die Schichten von innen nach außen:
Mukosa (Schleimhaut): Sie bildet die
innere Wandschicht des Magen-Darm-Traktes.
Speiseröhre
Dient dem Transport der Nahrung vom Mund
zum Magen.
Magen
Wandelt die Nahrung in Nahrungsbrei um und
reichert sie mit Magensaft an.
Zwölffingerdarm (Duodenum)
Der Gallengang mündet hier, mit ihm werden
dem Nahrungsbrei Pankreassaft, der der Eiweiß- und Fettverdauung und die Galle, die der
Fettverdauung dient, beigemengt.
107
Submukosa: Sie bildet eine recht schmale
Bindegewebsschicht zwischen Mukosa und
Muskularis.
Muskularis: Diese besteht im Mund, Pharynx und dem oberen Teil des Ösophagus und
ist quergestreift. Sie unterliegt unserer Willkür
und kann z.B. beim Schlucken angespannt
werden. Im übrigen Teil des Verdauungskanals
3. Medizin- und Körperwissen
überwiegt die glatte Muskulatur, die durch den
Parasympathikus gesteuert wird. Sie ist auch
verantwortlich für die Peristaltik des Darms und
ist sowohl ring förmig als auch längs angeordnet,
damit sich der Verdauungskanal sowohl längs
als auch quer zusammenziehen kann.
Membran ändern. Metabotrope Rezeptoren haben keine Poren, sondern aktivieren bei Bindung ihres Liganden eine intrazelluläre Signalkaskade.
3.4. Leber
Tunica serosa (auch Peritoneum
viscerale): Bildet die äußerste Gewebsschicht
des Magen-Darm-Trakts. Sie sondert Flüssigkeiten ab und ermöglicht somit das Übereinandergleiten mit anderen Organen. Die Serosa
kommt allerdings nur bei Organen vor, die im
Peritoneum liegen. In den anderen Bereichen
des Körpers wird die Verbindung einzelner Organe durch lockeres Bindegewebe (Adventitia)
realisiert.
3.3. Membranrezeptoren
Die menschliche Leber ist die größte
Drüse des Körpers und wiegt bei einem
Erwachsenen ca. 1,5 kg. Sie hat eine rotbraune Farbe, die vor allem durch die
Menge an Gefäßen zustande kommt. Vereinfacht kann man die Leber als die „Entgiftungsfabrik“ des Körpers bezeichnen.
Sie erfüllt im Organismus mehrere Aufgaben:
Rezeptoren (eine Art Antennen) befinden
sich an der Oberf läche von Zellen und bestehen aus Proteinen. Sie besitzen eine bestimmte Passform für kleine Moleküle, die
sog. Liganden, oder Teile größerer Moleküle, die nach dem fit-in-Prinzip (Schlüssel-Schloss-Prinzip) an die Rezeptorstruktur andocken. Sie dienen der Zelladhäsion
und / oder der Signalübertragung (z.B.
von Zelle zu Zelle) oder dem Import von
Substanzen in die Zelle. Nach ihrer
grundsätzlichen Wirkungsweise werden
Rezeptoren in der Zellmembran in ionotrope und metabotrope Rezeptoren unterteilt. Ionotrope Rezeptoren sind Ionenkanäle, die sich bei Bindung des Liganden
öffnen und dadurch die Leitfähigkeit der
Sie
• filtert und reinigt das Blut
• produziert Gallensaft
• produziert Harnstoff, der als Stoffwechselendprodukt über die Nieren
ausgeschieden wird
• bildet Fibrinogen, das für die Blutgerinnung benötigt wird
• speichert Glycogen, das ist ein Polysaccharid (Vielfachzucker), das als Speicherform der Kohlenhydrate dient und
bei einem Energiebedarf des Körpers
zu Glucose abgebaut werden kann.
• trägt zum Stoffwechsel bei
• speichert Vitamine
• produziert schützende und antitoxische
Substanzen.
108
Die Leber befindet sich im rechten Oberbauch unter der rechten Zwerchfellkuppel.
Sie teilt sich in vier Lappen: den rechten,
den linken, den vorderen oder quadratischen und den hinteren oder geschwänzten Lappen. Insgesamt besteht sie aus 50 000 bis 100 000 Funktionseinheiten,
den so genannten Leberläppchen. Es sind
kleinste, zylindrische Strukturen aus Lebergewebe, die um eine zentrale Vene angeordnet sind. Sie bestehen aus zahlreichen Leberzellen (Hepatozyten), die das
Blut filtern und den Gallensaft herstellen.
Die Leber produziert Galle in verdünnter
Form. Die Gallenblase konzentriert und
speichert die Galle. Anschließend gibt sie
die Galle in den Zwölffingerdarm ab, wo
sie zur Verdauung benötigt wird. Die Gallenblase selbst ist von blaugrüner Färbung,
etwa sieben bis acht Zentimeter lang und
befindet sich auf der Unterseite der Leber.
Jedesmal, wenn im Zwölffingerdarm
Nahrung ankommt, schüttet die Gallenblase den Gallensaft in den Gallenblasengang aus. Von dort f ließt er über den Gallengang ab und gelangt über die Vaterpapille in den Zwölffingerdarm. Im weiteren
Verlauf spaltet der Gallensaft Fette auf, die
dann über die Darmwand resorbiert werden und in den Blutkreislauf gelangen.
3.5. Biopsie (Punktion)
Je nach Dicke der verwendeten Nadel
werden hierbei einzelne Zellen (Feinnadelbiopsie) oder auch ein größerer Gewebezylinder abgezogen. Punktiert werden
ganz allgemein Organe wie Leber, Niere,
Milz, Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse,
Bauchhöhle und der Raum hinter der
Bauchhöhle (das so genannte Retroperitoneum).
Bei der Durchführung der Punktion wird
zunächst durch den Arzt die genaue Lage
des Organs im Körper durch eine Ultra-
schalluntersuchung (Sonographie) und gegebenenfalls durch eine ergänzende Röntgenuntersuchung bestimmt. In Abhängigkeit von dieser Lokalisation wird vom Rücken (z.B. bei der Nierenpunktion), von
der Seite (wie z.B. bei der Leberpunktion)
oder von vorne aus (z.B. bei der Magenpunktion oder Bauchspeicheldrüsenpunktion) punktiert. Zuerst wird die Haut desinfiziert. Es folgt die örtliche Betäubung
der Haut und empfindlicher Organteile.
Nach ausreichender Einwirkzeit wird eine
dünne Punktionsnadel unter sonographischer Kontrolle gezielt in das Organ
vorgeschoben. Dann wird im nächsten
Schritt der Punktionsnadel eine Spritze
aufgesetzt, mit der ein Unterdruck erzeugt
und ein kleines Gewebestück (Biopsie)
oder Gewebsf lüssigkeit zur feingeweblichen Untersuchung entnommen wird. In
einigen Fällen gelingt es nicht sofort, das
Gewebestück (Gewebszylinder) zu gewinnen. Auch können körperliche Besonderheiten die Organpunktion verhindern, so
dass der Arzt die Punktion gegebenenfalls
an anderer Stelle wiederholen und unter
Umständen mithilfe eines anderen Verfahrens, zum Beispiel computertomographiegestützt, punktieren muss. Die Gewebeund Flüssigkeitsentnahme ist in der Regel
schmerzfrei, nur die Punktion kann als
unangenehm oder schmerzhaft empfunden
werden. Bei der Leberpunktion können u.
U. manchmal Schmerzen entstehen – mit
Ausstrahlung in die rechte Schulter (Folge
einer Zwerchfellreizung). Bei Bedarf werden Schmerz- und / oder Beruhigungsmittel verabreicht.
3.6. Metastasen
Als Metastase (griechisch meta = weg und
stáse = die Stelle, der Ort - also etwa die
Übersiedelung an einen anderen Ort) wird
die Absiedlung eines bösartigen Tumors
oder eines Infektionsherdes bezeichnet.
gene Immunsystem zu wehren, andernorts
das Gefäß zu verlassen, und sich schließlich zu vermehren, wird als Invasivität bezeichnet. Sie ist eine aktive Leistung maligner Krebszellen, und zwar abhängig von
den jeweiligen genetischen Besonderheiten des individuellen Tumors. Nur
etwa 0,01% aller im Blut zirkulierenden
Krebszellen schafft es, eine metastatische
Kolonie zu bilden. Die biochemischen
Vorgänge, die bestimmte Zellen zur Metastasierung befähigen und andere nicht,
sind Gegenstand intensiver Forschung.
Die lateinische Bezeichnung ist Filia (dt.:
die Tochter, Pl.: Filiae) und bedeutet „die
Tochtergeschwulst“. Metastasen im engeren Sinne bezeichnen also Absiedlungen
eines Tumors in entferntem Gewebe.
Die Fähigkeit, Metastasen zu bilden, verschlechtert in vielen Fällen die Prognose.
Insbesondere bei bösartigen Tumoren
kann der Nachweis von Metastasen bedeuten, dass das Krebsleiden nicht mehr heilbar ist. Die tatsächlichen Heilungschancen
hängen jedoch auch von der Art und Lokalisation des Tumors ab. Metastasen entstehen, indem sich Krebszellen vom ursprünglichen Tumor ablösen, mit dem
Blut oder mit der Lymphe wandern, und
sich in anderen Körperteilen wieder ansiedeln und vermehren. Je nach dem Ausbreitungsweg heißen sie hämatogene
(Blut) oder lymphogene (Lymphe) Metastasen. Voraussetzung für die Metastasierung ist, dass der Krebs invasiv wächst, d.h. in die angrenzenden Strukturen hinein mit Durchbruch in Blut- oder Lymphgefäße. Gutartige Tumoren metastasieren
definitionsgemäß nie.
Die Fähigkeit, körpereigene Sperren wie
die Basalmembran oder die Blut-HirnSchranke zu durchdringen, ein Blut- oder
Lymphgefäß aktiv aufzusuchen, in das
Gefäß einzudringen, sich während der
Wanderung im Blut gegen das körperei109
Der erste Zielort für Metastasen liegt in
der Regel stromabwärts, also für Tumoren
der Körperwand und Extremitäten in der
Lunge und im Gehirn, für Tumoren des
Darmes in der Leber (denn das vom Darm
kommende Blut f ließt zunächst in die Leber und dann erst zum Herzen zurück).
Die Lymphgefäße führen zu Lymphknoten, die meist in räumlicher Nähe zum
Tumor liegen, für den Brustkrebs z.B. in
der Achselhöhle. Es ist aber durchaus
möglich, dass der erste Zielort übersprungen wird. Manche Tumorarten metastasieren in ganz spezifische Organe,
etwa Lungenkrebs in die Nebennieren,
offenbar infolge von Oberf lächeneigenschaften der Krebszellen. Dieser Zielmechanismus ist noch nicht völlig verstanden.
Nach heutigem Wissensstand sind metastasierende Krebszellen im Gegensatz zu
anderen Zellen dazu in der Lage, umgebende Blutgefäße zum Aussprossen zu
veranlassen (Angiogenese). Nur darum
kann die neue Metastase mit Blut versorgt
werden. Tumoren ohne Angiogenesis
werden nicht größer als 0,3mm.
Man unterscheidet gemäß der TNM-Klassifikation lokale, regionäre und Fernmetastasen. Je nach Lokalisation und histologischem Typ metastasieren maligne Tumoren in unterschiedlichem Maße lymphogen und hämatogen. Auch die
3. Medizin- und Körperwissen
Lokalisation von Fernmetastasen ist in
großem Maße abhängig von Histologie
und Lokalisation des Primärtumors.
Kardiotokographie ist es z.B. Standardverfahren bei Schwangerschaften.
Fast nie von Metastasen betroffen sind
Herz, Milz und Nieren. Dies ist umso verwunderlicher, da diese Organe einen hohen Blutdurchf luss haben. Warum diese
Organe seltener befallen werden, ist noch
nicht sicher abgeklärt. Ebenfalls sehr selten
sind Metastasen in anderen Organen wie
Bauchspeicheldrüse, Magen, Darm (außer
durch lokales Wachstum), Schilddrüse,
Thymus und Nebenniere.
3.7. Radiologie / Medizinische
Bildgebung
Die Radiologie ist das Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Anwendung von
Strahlen zu diagnostischen, therapeutischen und wissenschaftlichen Zwecken
befasst. Traditionell werden in der Radiologie Röntgenstrahlen verwendet. Darüber hinaus kommen andere ionisierende
Strahlen, wie Gammastrahlung oder Elektronen zum Einsatz. Da ein wesentlicher
Einsatzzweck die Bildgebung ist, werden
allgemein bildgebende Verfahren wie die
Sonographie und die Magnetresonanztomographie zur Radiologie gerechnet. Die
Radiologie gliedert sich in die Gebiete
Diagnostische Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin.
3.8. Ultraschalluntersuchung
= Sonographie
Sonographie ist die Anwendung von Ultraschall zur Untersuchung von organischem Gewebe in der Medizin und Veterinärmedizin. Ein Sonogramm ist ein
Bild, das mit Hilfe der Sonographie erstellt ist. Die Sonographie ist das am häufigsten angewendete bildgebende Verfahren in der Medizin überhaupt. Neben der
gegenüber dem in der Medizin gleichfalls
häufig verwendeten Röntgen liegt in der
Unschädlichkeit der zum Einsatz kommenden Schallwellen. Auch sensible Gewebe wie bei Ungeborenen werden nicht
beschädigt.
Gut zu untersuchen:
Alles Flüssige und von außen Zugängliche
Schilddrüse, viele Gefäße, Herz, Leber,
Gallenblase, Nieren, Milz, Harnblase,
Rippenfell, Gebärmutter mit ihrem Inhalt
Schlecht zu untersuchen:
Alles Lufthaltige
Die Sonographie beruht auf dem Echoprinzip. Die Ultraschallwellen werden mit
in den Ultraschallsonden in Reihen angeordneten Kristallen durch den piezoelektrischen Effekt erzeugt. Zur Erstellung
eines Bildes ist die Schallausbreitung an
f lüssigkeitshaltiges Gewebe gebunden.
Um den Impedanzunterschied zwischen
Schallkopf und Gewebeoberf läche zu minimieren, wird die Ultraschallsonde mittels eines stark wasserhaltigen Gels angekoppelt. Ein gerichteter Ultraschallstrahl
wird ausgesendet und von den aufeinander
folgenden Schichten des beschallten Objektes mehr oder weniger stark ref lektiert
(Echogenität). Aus der Laufzeit des ref lektierten Signals kann die Tiefe der ref lektierenden Struktur rekonstruiert werden.
Die Intensität der Ref lexion wird vom
Ultraschallgerät als Grauwert dargestellt.
Somit stellen sich Strukturen geringer
Echogenität als schwarze, Strukturen starker Echogenität als weiße Bildpunkte dar.
Gering echogen sind vor allem Flüssigkeiten wie Harnblaseninhalt und Blut.
Eine hohe Echogenität besitzen Knochen,
Gase und sonstige stark Schall ref lektierende Materialien. Die Echogenität der zu
untersuchenden Körpergewebe liegt normalerweise zwischen beiden Extremen.
Ein wesentlicher Vorteil der Sonographie
110
Lungen, Luftröhre, der normale Darm,
der normale Magen, alles Knochenharte,
das Innere von Knochen, stark verkalkte
Gefäße, Gehirn
3.9. Computertomographie =
CT
Untersuchungsobjekt geschickt werden,
werden von mehreren Detektoren gleichzeitig aufgezeichnet. Der Vergleich zwischen gemessener und ausgesendeter
Strahlenintensität gibt Aufschluss über die
Abschwächung durch das untersuchte Gewebe. Die Daten werden mittels eines mathematischen Verfahrens im Computer zu
einem Volumendatensatz zusammengefügt, aus dem man Schnittbilder und 3DAnsichten in beliebigen Ebenen rekonstruieren kann. Zur Untersuchung eines
Organs wird in der Praxis meist eine Serie
von Schnittebenen angefertigt. Die Dichte
in der CT wird in Grauwerten dargestellt
und auf der Hounsfield-Skala (HU) angegeben. Luft hat auf dieser Skala einen Absorptionswert von -1000, Wasser von 0
und Metall (z.B. Implantate) von +1000.
Knochengewebe liegt typischerweise bei
400 Hounsfield-Einheiten. Ein Nachteil
der Computertomographie ist die Strahlenexposition. Das damit verbundene Risiko muss bei der Indikationsstellung berücksichtigt werden. Die hohe Aussagekraft der CT rechtfertigt jedoch oft die
Durchführung.
3.10. Magnetresonanztomographie = MRT (oder MRI)
Die Computertomographie (von griechisch tómos Schnitt, gráphein schreiben;
Abkürzung CT) ist die rechnergestützte
Auswertung einer Vielzahl aus verschiedenen Richtungen aufgenommener Röntgenaufnahmen eines Objektes zur Erzeugung eines dreidimensionalen Bildes. Die
Computertomographie wird vorwiegend
in der Medizin, aber auch in anderen
Fachgebieten angewendet (z.B. CT von
Bäumen, Mumien, in der Materialprüfung). Die Röntgenstrahlen, die durch das
Magnetresonanztomographie (MRT) ist
ein Verfahren zur bildlichen Darstellung
von Strukturen im Inneren des Körpers.
(Tomographie von griechisch tómos
Schnitt, gráphein schreiben). Synonyme
Begriffe sind Kernspintomographie oder
Kernspin (umgangssprachlich) sowie MRI
(engl., magnetic resonance imaging).
fMRT ist die Abkürzung für die funktionelle Magnetresonanztomographie. Mit
der MRT kann man Schnittbilder des
menschlichen (oder tierischen) Körpers
erzeugen, die oft eine hervorragende Beurteilung der Organe und vieler Organveränderungen erlauben. Die MRT beruht auf dem Prinzip der Messung der
kernmagnetischen Resonanz (NMR).
Durch das Anlegen eines starken Magnetfeldes orientieren sich die Spins von
Atomkernen (hauptsächlich von Wasserstoff-Atomkernen) im untersuchten Material. Zwischen den beiden nun möglichen
Zuständen besteht eine geringe Energiedifferenz. Bei Einstrahlung eines elektromagnetischen Pulses (im Radiowellenbereich) mit passender Frequenz entsteht
eine Resonanz, die gemessen werden
kann.
Vorteile der Magnetresonanztomographie
Der Vorteil der MRT ist die gegenüber
anderen bildgebenden Verfahren in der diagnostischen Radiologie oft bessere Darstellbarkeit vieler Organe. Sie resultiert aus
der Verschiedenheit der Signalintensität,
die von unterschiedlichen Weichteilgeweben ausgeht. Dabei kommt das Verfahren
ohne potenziell schädliche ionisierende
Strahlung aus. Manche Organe werden
erst durch die MRT-Untersuchung darstellbar (z.B. Hirnstamm).
Nachteile der Magnetresonanztomographie
Der Hauptnachteil der MRT sind die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten.
Metall am oder im Körper ist eine relative
(Granatsplitter, Endoprothesen) oder absolute (Herzschrittmacher) Kontraindikation
für die MRT. Schnell bewegliche Organe
lassen sich nur mit eingeschränkter Qualität darstellen: z.B. Lunge und Herz, oder
erfordern eine aufwändige Synchronisation der Bewegung (Herz). Die Untersuchung ist im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren zeitintensiv.
Vergleich CT zu MRT / MRI
CT und MRT können sich je nach Anwendung ersetzen oder ergänzen. Computertomographien zeigen Knochenschäden
besonders deutlich, während die MRT gut
zwischen unterschiedlichen Weichgewe111
ben abgrenzt. Ein Vorteil der CT liegt in
der schnelleren Durchführung (wenige
Minuten für ein Ganzkörper-CT gegenüber etwa 10 bis 45 Minuten für die MRT),
wobei während der CT-Untersuchung
auch therapeutische Maßnahmen durchgeführt werden können, was im MRT-Gerät
wegen der starken Magnetfelder problematisch sein kann. Dies und die Schnelligkeit sind die Gründe, warum in dringenden Fällen überwiegend die CT bevorzugt wird.
3.11. Positronen-EmissionsTomographie = PET
PET ist ein bildgebendes Verfahren, mit
dem – ohne eine Operation vornehmen zu
müssen – das Innere des Organismus dargestellt werden kann. Mit diesem Verfahren können Stoffwechselabläufe verfolgt
werden, was man sich besonders auch in
der Krebsmedizin zunutze macht. Krebs­
herde zeichnen sich wegen ihres schnellen
Wachstums durch einen hohen Energiebedarf aus. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker (Glukose) viel rascher als das
meiste gesunde Gewebe auf. Diesen Umstand nutzen Radiologen bei der Untersuchung, indem sie in die Blutbahn des Patienten eine chemisch veränderte Form von
Glukose spritzen. Dieser Traubenzucker
wird mit einem so genannten Tracer (vom
Englischen „to trace“ = ausfindig machen)
gekoppelt, einer leicht radioaktiven Substanz, bei deren Zerfall die als Positronen
3. Medizin- und Körperwissen
bezeichneten Elementarteilchen entstehen.
Diesen Vorgang kann man in einem speziellen Untersuchungsgerät, einem Tomographen, sichtbar machen. Da Tumorzellen mehr markierte Glukose aufgenommen haben als das meiste gesunde Gewebe, liefert die Untersuchung
Informationen, welche Bereiche im Körper aufgrund ihres hohen Glukose-Bedarfs
krankheitsverdächtig sind und wie schnell
der Stoffwechsel in ihnen arbeitet. Eine
Krebsdiagnose an sich kann allein aus einer PET-Untersuchung jedoch selten gestellt werden. Auch entzündetes Gewebe
reichert unter Umständen mehr Tracer an
als gesunde Zellen. In der Onkologie
kommt vor allem 18-Fluor (18F) zum Einsatz, das an Traubenzucker gekoppelt wird
und so vor allem von den schnellwachsenden Tumoren aufgenommen werden
kann. Auch andere Substanzen sind möglich, zum Beispiel kleine Eiweiße, die
ebenfalls bei vielen Stoffwechselvorgängen
eine Rolle spielen, oder sogar Krebsmedikamente, deren Weg in den Tumor dann
verfolgt werden kann. Viele dieser Sub­
stanzen werden aber derzeit meist nur im
Rahmen von Studien eingesetzt. Etwa
eine Stunde vor der eigentlichen Untersuchung spritzen Nuklearmediziner die
Marker- bzw. Tracer-Substanz dem Patienten über eine Armvene in die Blutbahn.
Die Wartezeit dient dazu, dem Tracer die
Möglichkeit zu geben, sich zu verteilen
und im Zielgewebe anzureichern. Ähnlich
wie bei anderen Untersuchungsmethoden
wird der Patient dann auf einer Liege gebettet, um die herum sich der Detektorring in einem geringen Abstand entlang
bewegt. Nach der rechnergestützten Auswertung erhalten die Mediziner ein oder
meist mehrere Bilder, die die Stoffwechselabläufe nach verschiedenen Zeitabständen dokumentieren. In der Regel ist keine
stationäre Aufnahme erforderlich. Zwar
geht die PET nie ohne radioaktives Material vonstatten, aber die verwendeten Isotope sind nur schwache Strahler: Nach
wenigen Stunden sind sie bereits zum
Großteil zerfallen, so dass keine lang andauernde Strahlenbelastung besteht. Weil
der zu diagnostizierende Krebsherd die
Marker-Substanz ohne weiteres Zutun
stark anreichert, kommen die Nuklearmediziner zudem mit geringsten Mengen an
Radioaktivität aus, die fast ausschließlich
im Tumorgewebe landet.
Nicht nur in der Diagnose von Krebs, sondern auch für die Bewertung der Therapie
spielt die PET ein zunehmend wichtige
Rolle: Weil eine Krebsbehandlung, zum
Beispiel eine Chemotherapie, oft mit starken Nebenwirkungen einher geht, liegt
den Onkologen daran, früh das Ansprechen auf die Therapie zu beurteilen –
möglichst sogar noch, bevor der Erfolg am
Schrumpfen des Krebsherdes im Röntgenbild oder CT sichtbar wird. Deshalb wird
im Rahmen von Studien auch die Kopplung der Tracer an Krebsmedikamente getestet: So soll sichtbar gemacht werden, ob
sie bei einem Patienten überhaupt vom
Tumor aufgenommen werden können.
Doch nicht jede Tumorerkrankung bedarf
zur Diagnosestellung der aufwändigen Positronen-Emissions-Tomographie; meistens sind andere bildgebende Verfahren
sinnvoller, wie ein Röntgenbild, eine
Computertomographie oder eine Kernspintomographie, um einen Krebsherd zu
lokalisieren und seine Beschaffenheit besser einschätzen zu können. Die Untersuchung von Tumormarkern, gegebenenfalls
eine Biopsie oder molekularbiologische
Diagnoseverfahren machen das Bild vollständig. Eine PET wird diese Verfahren
nie ersetzen, sondern ergänzen und bei
besonderen Fragestellungen neue Erkenntnisse liefern. Zudem läuft die Forschung
über dieses bildgebende Verfahren noch
auf Hochtouren. Bei vielen Anwendungsmöglichkeiten wird noch im Rahmen von
Studien geklärt, welche Vorteile sie den
Patienten bringen, bevor sie zum Standard
in der Krebsdiagnostik werden.
112
Kosten: Ende Februar 2002 hat der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen
eine Übernahme der Kosten für eine ambulante PET durch die gesetzlichen Krankenkassen abgelehnt. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass sich PET
noch im Stadium der Forschung befände
und nur vereinzelte Untersuchungen über
die technische Qualität und diagnostische
Treffsicherheit, die einen konkreten Nutzen für Behandlungsentscheidungen hätten, vorlägen. Eine Aufnahme der PET in
die ambulante Regelversorgung wurde
deshalb nicht empfohlen. Somit ist die
PET derzeit keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Der Ablehnung der
Kostenübernahme von PET durch die gesetzlichen Krankenkassen stehen viele Experten kritisch gegenüber. Die Deutsche
Krebsgesellschaft z.B. weist darauf hin,
dass die Untersuchungsmethode mit PET
gerade im Bereich der Krebsforschung an
mehreren tausend Patienten gut dokumentiert und die Bedeutung der Therapieüberwachung belegt sei.
TIPP
PET / PET-CT-Standorte:
Die DGN – die Deutsche Gesellschaft
für Nuklearmedizin e.V. – bietet unter
www.nuklearmedizin.de eine Suchfunktion für PET / PET-CT-Standorte
in Deutschland. In einer Suchmaske
können Sie schnell und bequem nach
Krankenhausabteilungen / Praxen in
Ihrer Nähe suchen, die PET (PositronenEmissions-Tomographie) durchführen.
Für Österreich findet man entsprechende Adressen aufgelistet unter
www.ogn.at.
113
Inhalt
Das Lebenshaus e.V.
TEIL C – Portraits
1. Das Lebenshaus e.V.
2. GIST-Selbsthilfegruppe Schweiz
3. Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat
4. The Global GIST-Network
5. GIST-Register und GOLD reGISTry
6. Novartis Oncology
7. Pfizer Patienten-Dialog
Zum guten Schluss …
Seite 115
Seite 118
Seite 119
Seite 121
Seite 123
Seite 125
Seite 126
Seite 128
Danksagung
Disclaimer
Seite 130
Seite 131
„Das Lebenshaus e.V.“ ist seit 24. Juni
2003 die Gemeinschaft für Patienten mit
der Krebserkrankung GIST (Gastrointestinale Stromatumoren) und deren Begleiter
(Angehörige). Der Verein ist als Non-Profit Selbsthilfeorganisation mit einer stetig
steigenden Zahl regionaler Selbsthilfegruppen in Deutschland, der Schweiz und
Österreich tätig. In professioneller Kooperation mit erfahrenen medizinischen
GIST-Experten, der forschenden Pharmaindustrie und anderen GIST-Patientenorganisationen weltweit informiert und betreut Das Lebenshaus bereits 530 GISTBetroffene.
Hauptaufgaben
des Lebenshauses sind
nbei Betroffenen und ihren Familien
PROLOG
„Liebe Freunde im Lebenshaus!
Für mich war das GIST-Forum nicht
nur eine Zeit, in der ich wieder eine
ganze Menge Zuversicht tanken konnte
und mich geborgen gefühlt habe. Das
war keine normale Patientenveranstaltung. Es waren Stunden voller Freundschaft, Aufrichtigkeit und Nähe. Ich bin
gestärkt! Vor allem auch dadurch, dass
meine Lebensgeschichte, die seit drei
Jahren den Titel „GIST“ trägt, nun
nicht mehr dem Zufall überlassen wird.
Wenn es für mich neue Optionen gibt,
114
dann werde ich sie erfahren. Das gibt
mir eine große innere Ruhe. Seit ich im
Lebenshaus bin, habe ich nicht mehr so
viel Angst. Ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Ich habe den direkten Draht
zu den besten Ärzten. Ich spüre wieder,
dass außerhalb meiner Rolle als GISTPatientin, die ich mir nicht ausgesucht
habe, noch sehr viel drin ist und dass
ich sehr wohl selbst bestimmen kann,
wie mein Leben weiter geht. Das macht
mich stark!“
(Gisela M. – GIST-Patientin)
115
• Hilfe bieten zur Selbsthilfe
• Durch Info + Training: Kompetente,
selbstbestimmte Patienten
• Solidarität: Niemand ist allein mit dieser seltenen Krebserkrankung
• Awareness GIST + Das LH: Betroffene sollen uns erreichen können
durch
• Informationsvermittlung – aktuell,
qualitativ und verständlich
• Möglichkeiten zum TREFFEN –
AUSTAUSCHEN – LEBEN
• Unterstützungsangebote, Kooperation,
Interessenvertretung
• Zugang und Informationen über klinische Studien schaffen
• Moderne, integrierte Kommunikation
(Öffentlichkeitsarbeit)
Das Lebenshaus e.V.
nbei Medizinern
• Behandlungsqualität / -standards / optionen sichern / weiter verbessern
helfen
• Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit bei GIST
• Unterstützung bei Verbesserung der
Wissens über GIST sowie Informationsaustausch – auch über Grenzen
hinweg
• Awareness GIST + Das LH: Mediziner
sollen uns erreichen können
Durch die Seltenheit der Erkrankung bedingt, ist das Wissen über GIST bei vielen
Medizinern noch immer begrenzt.
•Nicht selten wird ein Patient therapiert, bis er in die Obhut eines GISTerfahrenen Arztes gelangt.
•Auch bzgl. des Fortschreitens der Erkrankung (Progress) bestehen teilweise
noch Informationsdefizite bei den
Ärzten.
Die derzeitigen Aktivitäten des Lebenshauses lassen sich in vier große Bereiche
gliedern – ausgehend vom einzelnen Patienten bis hin zu weltweiten Maßnahmen
(Auszug):
INDIVIDUELL
•Persönliche und telefonische Betreuung von Patienten und Angehörigen
•LH-Mailsystem für Mitglieder (derzeit
ca. 90 Teilnehmer)
REGIONAL
GIST-Wissen, neue Diagnose, Zweitmeinung, Therapieoptionen, Nebenwirkungsmanagement, neue klinische Studien und
vieles mehr: In seiner täglichen Arbeit hat
der Verein bereits viel erreicht: Etlichen
Betroffenen konnte durch Auf klärung,
Unterstützung oder z.B. der Vermittlung
eines GIST-erfahrenen Mediziners oder
Studienplätzen konkret geholfen werden.
Doch die „Macher“ des Lebenshauses wissen auch: Es gibt noch viel zu tun für die
GIST-Betroffenen im deutschsprachigen
Raum. Vorstand, Mitarbeiter, regionale
Patientenkontakte, engagierte Patienten
und Nicht-Patienten, medizinische GISTExperten und Pharma-Vertreter setzen
sich weiterhin gemeinsam engagiert dafür
ein, dass GIST-Betroffene in allen Phasen
der Erkrankung Zuwendung und Hilfe
erfahren und trotz GIST ein lebenswertes
Leben führen können.
•Kontrolluntersuchungen werden nach
Operationen oder während der medika-mentösen Therapie nur unzureichend durchgeführt. So entlässt man
Patienten nach der Operation als „geheilt“ oder verordnet das notwendige
CT in Phasen bis zu 12 Monaten – obwohl eine 3-monatige Kontrolle angezeigt wäre.
Dies sind nur drei Beispiele vieler Themen, mit denen GIST-Betroffene konfrontiert werden und die mit Hilfe des
Vereines gelöst werden.
Das Lebenshaus gründet – gemeinsam mit
GIST-erfahrenen Medizinern – regionale
GIST-Selbsthilfegruppen. In einer solchen
Gruppe haben GIST-Patienten und ihre
Familien die Möglichkeit, sich besonders
auch in der Region mit anderen Betroffenen zu treffen, sich auszutauschen und
sich regelmäßig über den neuesten Stand
der Medizin und anderer krankheitsrelevanter Themen wie z.B. Psychoonkologie
zu informieren, ganz nach unserer Devise:
„Denn niemand ist allein mit GIST…“. Patientenkontakte koordinieren die Gruppen
vor Ort und stellen ein wichtiges „Bindeglied“ zwischen den regionalen Gruppen
und der Vereinszentrale des Lebenshauses
(Mitarbeiter und Vorstand) dar.
116
•Unterstützung von 17 bestehenden
und Gründung weiterer regionaler
GIST-Selbsthilfegruppen (D, AUT,
CH)
•Betreuung / Ausbildung der regionalen Leiter = Patientenkontakte
•In 2006: Sieben regionale Patiententage – regionale GIST-Foren
•Präsenz auf regionalen Patiententagen
und GIST-Fortbildungen
•Identifikation von weiteren Patienten
und Medizinern mit GIST-Erfahrung
NATIONAL
•Jährliche GIST-Informationstage für
Betroffene und ihre Familien
•GIST-Symposium (zertifizierte Ärztefortbildung) für GIST-interessierte
Mediziner aller Fachbereiche
•Ein LH-Magazin pro Jahr – Auf lage
6.000 Exemplare
•Mehrere GIST-Infobriefe INFORM
jährlich an Betroffene und Ärzte
•Internet-Auftritt www.lh-gist.org
•Ab Herbst 2007: Monatliches Experten-Telefon (mit Vorträgen und Fragemöglichkeiten)
•Info-Material:
* Weltweit 1. GIST-Patientenratgeber
* GIST-Patientenpass
* Das GIST-Mutmacherbuch (Patientenberichte)
* Leaf let Adressen Mediziner mit GISTErfahrung
* Leaf lets für Ärzte der einzelnen Fachgruppen (konzentriertes GIST-Wissen)
•Identifizierung von REHA-Kliniken
mit GIST-Erfahrung
•Unterstützung von klinischen Studien
im deutschsprachigen Raum
•Zusammenarbeit mit dem deutschen
GIST-Register www.gist-register.de
•Mediz.-wiss. Beirat aus führenden
GIST-Medizinern und Betroffenen
•Präsenz des LH auf verschiedenen
Krebs-Kongressen
•Presse- / Medienarbeit
INTERNATIONAL
•Mitglied bei ECPC
(European Cancer Patient Coalition)
www.ecpc-online.org
•Seit Juni 2005: Auf bau des „Global
GIST-Network“ (www.globalgist.net)
•Partner im EU-geförderten Projekt /
Netzwerk „RARECARE“
•Beantragte Partnerschaft im EU-geförderten Projekt / Netzwerk
„CONTICANET“
EPILOG
„Das Lebenshaus e.V.“ bedankt
sich an dieser Stelle ganz herzlich
für die hervorragende Zusammenarbeit mit vielen GIST-erfahrenen
Medizinern, Pharmavertretern,
GIST-Patientenorganisationen
weltweit und anderen Kooperationspartnern des Gesundheitssystems. So unterstützen viele GISTerfahrene Mediziner in
Deutschland, Österreich und der
Schweiz unsere Arbeit. In einer
bisher kaum gekannten, intensiven
Kooperation, engagieren sie sich
zum einen direkt in vielen Projekten der GIST-Patientengemeinschaft. Zum anderen sorgen sie z.B. durch klinische Studien oder
die Verbreitung ihres Wissens dafür,
dass die Behandlungsqualität bei
GIST täglich immer noch besser
wird. Das gibt vielen GIST-Betroffenen Hoffung und weitere
Perspektiven. Dafür im Namen
aller GIST-Patienten und ihrer Familien:Vielen Dank!
„Denn niemand
ist allein mit GIST…“
117
Status:
Gemeinnütziger Verein, gegründet am 24.
Juni 2003 (14 Gründungsmitglieder), eingetragen unter VR 1152 im Vereinsregister des Amtsgerichts Friedberg / Hessen
Finanzierung:
Durch Mitgliedschaft (30,- Euro pro Jahr),
Privat- und Firmenspenden (abzugsfähig),
Sponsoring der Firmen Novartis, Pfizer,
Bayer sowie Benefizaktivitäten.
Spendenkonto:
Dresdner Bank Bad Nauheim
BLZ: 513 800 40 – Konto: 1 305 207 00
Betreute GIST-Patienten:
Ca. 530 GIST-Betroffene
(Stand September 2007)
Organe:
Vorstand (vier GIST-Betroffene, ehrenamtlich)
Mitgliederversammlung (einmal pro Jahr)
Vereinssprecher
Betreuer/in der regionalen Selbsthilfegruppen
Patientenkontakte (Ltr. der reg. SHG)
Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat
Kontakt:
Das Lebenshaus e.V.
Gemeinschaft zur Unterstützung von Betroffenen mit GIST in Deutschland,
Österreich und der Schweiz
Frankfurter Strasse 16,
D-61203 Reichelsheim
Tel.: +49 700-4884-0700,
Fax: +49 6035-189616
Mobil: +49 171-4700919
[email protected],
www.lh-gist.org
GIST-Selbsthilfegruppe Schweiz
Dr. Ulrich Schnorf (67) begrüßt die Betroffenen zum nationalen Treffen der
GIST-Selbsthilfegruppe Schweiz im Restaurant Au Premier im Züricher Bahnhof.
Wieder haben etliche GIST-Patienten und
ihre Begleiter den Weg zum jährlichen
Schweizer GIST-Patiententreffen gefunden. Aktuelle Informationen über die Erkrankung, Vorträge namhafter GIST-Experten, der Austausch untereinander und
andere Themen für ein „Leben mit GIST“
stehen auf dem Programm der Veranstaltung.
Medizinisch-wissenschaft­licher Beirat
Internetrecherchen, dem Wirkstoff Imatinib und einer überaus positiven Einstellung zur Erkrankung geht es ihm heute
gut. Der Apotheker und ehemalige Unternehmer aus Zug war schon immer ein aktiver, engagierter Mensch im Privat- wie
im Berufsleben. Bei seinen Recherchen
über die Erkrankung GIST erkannte er
sehr schnell, dass es in der Schweiz kaum
Informationen, wenig ausgewiesene Experten und keine organisierte Patienten­
unterstützung gab. Grund genug für Ulrich Schnorf, eine Schweizer Selbsthilfegruppe zu gründen und einen Teil seiner
Lebenszeit in den Auf bau zu investieren.
Als Ländervertreter der „Life Raft Group“
– einer Selbsthilfegruppe in den USA –
und Mitbegründer der deutschsprachigen
GIST-Patientenorganisation „Das Lebenshaus“ nutzt er deren Angebote, den außerordentlich wertvollen Erfahrungsaustausch
und die jeweils neuesten Informationen
der GIST-Behandlung auch für die
Schweizer GIST-Betroffenen. Mit der
Selbsthilfegruppe verfolgt Ulrich Schnorf
drei wesentliche Ziele:
1. Möglichst viele Betroffene zu errei„Genaue Kenntnisse über die Erkrankung,
Therapieoptionen, Chancen und Risiken,
Austausch mit anderen Patienten, neue
klinische Studien: Dies und vieles mehr
dient als Orientierungshilfe und unterstützt GIST-Patienten dabei, Entscheidungen bewusster und damit besser zu
treffen“, so Ulrich Schnorf. Dr. Schnorf
weiß aus eigener Erfahrung, worüber er
spricht. Es selber ist GIST-Patient – und
das seit 14 Jahren. Im Zusammenhang mit
einer anderen Operation wurde bei ihm
bereits 1993 ein erster, wie es damals hieß,
harmloser Tumor entdeckt. Danach
vergingen 8 Jahre bis er die richtige Diagnose „GIST“ bekam. In den Jahren 2000
/ 2001 wurde er wegen GIST-Metastasen
dreimal hintereinander an der Leber operiert. Dank der ausgezeichneten Arbeit
zweier erfahrener Chirurgen, weltweiter
chen, um sie spüren zu lassen, dass kein
GIST-Patient mit dieser Erkrankung
allein ist.
2. Aktuelle, verständliche und richtige Informationen für Betroffene: Denn als
aufgeklärter Patient nimmt das Gefühl
„des Ausgeliefertseins“ ab und schafft
Raum für Initiative und eine aktive
Bewältigung der Erkrankung.
3. Informationen für behandelnde Ärzte.
Denn das Wissen um diese seltene
Krebserkrankung ist noch zu gering, es
gibt wenige ausgewiesene Experten
und noch immer passieren Fehler in
Diagnose, Therapie und Monitoring
der GIST.
So hat Ulrich Schnorf mit der GISTSelbsthilfegruppe Schweiz, seinen betroffenen Mitpatienten und den engen Ver118
Am 23. September 2005 wurde in Bad
Soden bei Frankfurt der weltweit erste
medizinisch-wissenschaftliche Beirat einer
GIST-Patientenorganisation gegründet.
Derzeit besteht der Lebenshaus-Beirat aus
11 führenden GIST-Fachleuten unterschiedlicher Fachrichtungen und 3 Patientenvertretern.
bindungen zum Lebenshaus und der Life
Raft Group schon so einiges in folgenden
Bereichen unternommen:
•Betroffene erreichen, Mitglieder finden
•Betroffene informieren und den Austausch fördern
•Betroffene beraten und unterstützen
•Ärzte unterstützen
Durch die enge Einbindung der GISTSelbsthilfegruppe Schweiz in „Das Lebenshaus“ haben Betroffene in der
Schweiz uneingeschränkten Zugang zu allen Informations- und Serviceangeboten
des Lebenshauses. Ein deutschsprachiges
Mailsystem, Internet, der regelmäßige Infobrief INFORM, der vorliegende GISTPatientenratgeber oder eine psychoonkologische Hotline sind nur einige der Angebote, die der Information und dem Austausch dienen. Vor wenigen Monaten hat
nun auch – durch seine Initiative – der
Auf bau regionaler Selbsthilfegruppen in
der Schweiz begonnen und erste positive
Treffen der Gruppen fanden bereits statt.
Unsere Beiratsmitglieder kommen aus
Deutschland, aus der Schweiz und aus
Österreich; sie arbeiten jeweils für vier
Jahre ausnahmslos ehrenamtlich. PD Dr.
Peter Reichardt aus Bad Saarow / Berlin,
ein auch international anerkannter GISTExperte, hatte 2005 den Vorsitz übernommen: „Ich habe diese Idee sofort und mit
voller Überzeugung unterstützt. Zum einen brauchen wir aufgeklärte Patienten –
hier geht es um aktuelle, richtige und verständliche Information. Zum anderen
wollen wir gemeinsam die Behandlungsqualität bei GIST sichern und weiter verbessern. Hierzu benötigen wir noch stärker die interdisziplinäre Zusammenarbeit
aller Fachgruppen, den Austausch und die
gemeinsame Initiative, etwas verändern zu
wollen.“
Hauptaufgabe der Expertenrunde ist die
fachliche Unterstützung des LebenshausTeams und somit der gesamten GIST-Patientengemeinschaft bei medizinisch-wissenschaftlich relevanten Fragen, Aufgaben,
Problemstellungen und Projekten. Der
Beirat trifft sich persönlich ein bis zweimal pro Jahr – die weitere Kommunikation verläuft per Telefon und E-Mail. Aufgaben und Projekte, die der Beirat gesamt
oder einzelne Mitglieder wahrnehmen,
sind sehr unterschiedlich: So treten unsere
GIST-Experten als Referenten, Informationsquellen, Autoren, Interessenvertreter,
Studienleiter und Begutachter bestimmter
Informationen auf.
* Viel positive Resonanz erhielt Das LH
auf das 1. GIST-Symposium am
2. Februar 2007 in Düsseldorf. Sieben
GIST-Experten des Beirates traten als
Referenten auf. Etwa 70 Mediziner
nahmen die Gelegenheit wahr, sich
zum Thema GIST fortzubilden. Auch
für 2008 sind weitere GIST-Symposien
geplant.
Informationen und Kontakt:
GIST-Selbsthilfegruppe Schweiz
Patientenkontakt: Dr. Ulrich Schnorf
Sterenweg 7, CH-6300 Zug
Tel.: +41 (41) 7108058
Fax: +41 (41) 7108078
Mail: [email protected]
www.gastrointestinale-stromatumoren.
com
www.lh-gist.org
www.liferaftgroup.org
1. GIST - Symposium: Teil des Auditoriums – 70 Teilnehmer
119
* Derzeit entwickeln einige Beiratsmitglieder Inhalte für Flyer, die den einzelnen Ärztegruppen das jeweils
Wichtigste zum Thema GIST kommunizieren sollen.
* Thema Mutationsanalyse: Hier gibt es
Bemühungen des Beirates, die ExonAnalyse an Tumorgewebe – wenigstens der Exons 11 und 9 – als Standard
zu etablieren und über die Kassen abrechenbar zu machen.
Übrigens: Jedes Lebenshaus-Mitglied hat
die Möglichkeit, sich über Das Lebenshaus-Team wichtige Fragen rund um die
Erkrankung GIST individuell beantworten zu lassen. Hier empfehlen wir GISTBetroffenen, ihre persönlichen Anfragen
zunächst an den Vereinssprecher Markus
Wartenberg (Telefon 0700-4884-0700)
oder [email protected] zu
richten. Oft lassen sich viele Fragen bereits
vorab klären. Spezifische Fragen können
dann im Einzelfall vorbereitet, sachgemäß
den GIST-Experten gestellt und die Antworten nicht nur dem Fragesteller, sondern ggf. der gesamten GIST-Patientengemeinschaft zugänglich gemacht werden.
Medizinisch-wissenschaft­licher Beirat
The Global GIST-Network
Crossing Borders To
Unite Against GIST!
Vorstand, Betroffene und LH-Mitarbeiter
sind allen Beiratsmitgliedern rund um den
Vorsitzenden PD Dr. Peter Reichardt für
ihren freiwilligen, engagierten Einsatz
sehr dankbar.
Global
GIST-Network
Von Beginn an pf legten „Das Lebenshaus“
und die „Life Raft Group“ (www.liferaftgroup.org, New Jersey / USA) eine enge
und freundschaftliche Kooperation. Aus
dieser Zusammenarbeit entstand im Frühjahr 2005 die Idee, ein globales Netzwerk
zu etablieren. Die Vertreter der bisher
weltweit bestehenden GIST-Organisationen gründeten am 19. Juni 2005 in Dublin das „Global GIST-Network“
(www.globalgist.net). Dies bildet künftig
die globale Dachorganisation aller GISTPatientengruppen mit zwei wesentlichen
Aufgaben:
•Unterstützung von Patientenvertretern
beim Auf bau neuer Patientenorganisationen in neuen Ländern. Hier möchten bereits bestehende Organisationen
wie „Das Lebenshaus e.V.“ oder die
„Life Raft Group“ gerne ihre Erfahrungen weitergeben.
•Der weltweite, zeitnahe, verlässliche
und verständliche Austausch von medizinischem Wissen und Informationen vor allem im Bereich der klinischen Studien.
Von links nach rechts
und von oben nach unten:
PD Dr. Gerald Antoch
Dr. Sebastian Bauer
Prof. Dr. Peter Hohenberger
Univ.-Doz. Dr. Thomas Kühr
Stefanie Peyk (Patientin)
PD Dr. Claus Langer
Dr. Marcus Schlemmer
Dr. Michael Montemurro
PD Dr. Peter Reichardt
(Vorsitzender des Beirates)
PD Dr. Eva Wardelmann
PD Dr. Gernot Seipelt
Prof. Dr. Hans-Jochen Schütte
Dr. Ulrich Schnorf (Patient)
Markus Wartenberg
(Patienten-Fürsprecher)
GIST-Patientenorganisationen
weltweit:
Belgium
Contactgroep GIST – Belgium
Kris Heymann
[email protected]
Das Global GIST-Network – online
Canada
120
Sie finden den Internet-Auftritt des
Global GIST-Network unter:
www.globalgist.net
Life Raft Group Canada
David Josephy
[email protected]
Kontakt:
Switzerland
[email protected]
Das Lebenshaus e.V.
Ulrich Schnorf
[email protected]
121
Germany, Austria
Das Lebenshaus e.V.
Markus Wartenberg
[email protected]
France
A.F.P.G. Ensemble contre le GIST
Estelle Lecointe
[email protected]
Great Britain
GIST Support UK
Judith Robinson
[email protected]
The Global GIST-Network
GIST-Register und GOLD-reGISTry
Great Britain
Sarcoma UK
Roger Wilson
roger@df lair.demon.co.uk
Das Deutsche GIST Register ist eine
Hungary
medizinische Datenbank. Dort werden
Patientendaten bundesweit online anonymisiert erfasst und ausgewertet. GISTBetroffene, ihre Ärzte und „Das Lebenshaus e.V.“ helfen durch Kooperation mit
dem Register, das Wissen über GIST zu
verbessern und die Heilungschancen zu
erhöhen.
CML es GIST betegek egyesulete
Tunde Kazda
[email protected]
Israel
Israel GIST Group
Benjamin Shtang
[email protected]
Ireland
Carol + Roy Jones
[email protected]
USA
Italy
Associazione Intaliana GIST – A.I.G.
Anna Costato
[email protected]
Life Raft Group USA
Norman Scherzer
[email protected]
USA
The Netherlands
Contactgroep GIST – Nederland
Carolien Verhoogt
[email protected]
Norway
Life Raft Group Norway
Jan-Einar Moe
[email protected]
GSI GIST-Support International
Marina Symcox
[email protected]
Auf der Seite www.globalgist.net finden
Sie unter„Country & Language“ weitere
Länder mit einzelnen Patientenvertretern.
Poland
GIST-Patient Ass. Poland
Stan Kulisz
[email protected]
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST)
sind wie kaum eine andere Tumorart in
den Mittelpunkt onkologischen Interesses
getreten. Dies liegt maßgeblich daran, dass
mit der Entdeckung der Tyrosinkinase-Inhibitoren in jüngster Zeit systemisch wirksame Therapien bei GIST entwickelt werden konnten, deren Ergebnisse beeindruckend sind. Um über diese Erkrankung
mehr Informationen sammeln zu können
und immer bessere Behandlungserfolge zu
erzielen, wurde auf Initiative namhafter
Fachärzte das Deutsche GIST-Register gegründet: eine medizinische Datenbank, in
der Angaben zum Verlauf der Erkrankung, der Therapie sowie der Tumorbeschaffenheit und -größe erfasst und ausgewertet werden. Die korrekte Diagnose
und optimale Therapie von Patienten mit
GIST stellen eine interdisziplinäre Herausforderung dar:
•für den Gastroenterologen im Rahmen
der Diagnostik
•für den Chirurgen, der den Tumor
operativ entfernt
•für den Pathologen, der die Diagnose
sichert
•für den Onkologen, der den Patienten
medikamentös behandelt
Romania
Romania GIST-Network
Ene Simona
[email protected]
Uruguay
Mit der Registrierung der Krankheitsdaten im Deutschen GIST Register helfen
GIST-Patienten und deren Ärzte, die Forschung im Kampf gegen GIST voranzutreiben. Je mehr Informationen in der Datenbank erfasst werden, desto umfangreicher der Erkenntnisschatz und desto
größer der Nutzen für die Betroffenen.
Die Teilnahme ist für Patienten, Ärzte
oder die Krankenversicherungen mit keinerlei Kosten verbunden, der Datenschutz
nach den gesetzlichen Bestimmungen gesichert.
Interessierte GIST-Patienten haben zwei
Möglichkeiten, ihre Krankheitsdaten in
das Register eintragen zu lassen:
A.Die Daten werden durch den behandelnden Arzt in verschlüsselter Form
online an das Deutsche GIST Register
übermittelt.
Fabrizio Martilotta
[email protected]
122
123
B.Nach Kontaktaufnahme zum Lebenshaus erhalten Patienten einen Fragebogen, den sie ausfüllen und zurück senden. Diesen leitet „Das Lebenshaus“
dann direkt an das GIST-Register weiter. So konnten innerhalb der letzten
zwei Jahre über 150 Fragebögen durch
„Das Lebenshaus“ an das Register gegeben werden.
Weitere Informationen finden Betroffene
oder behandelnde Ärzte unter www.gistregister.de oder der Hotline 05162 – 9815
6000. Sollten Sie teilnehmen wollen oder
weitere Fragen haben, können Sie sich
auch einfach an „Das Lebenshaus“ wenden. Die Entscheidung zur Teilnahme am
Deutschen GIST-Register ist eine Entscheidung für den Fortschritt in Forschung
und Therapie der GIST.
GIST-Register und GOLD-reGISTry
Bei der GOLD reGISTry handelt es
sich um eine Registerstudie zum Sammeln
von Informationen. Ihr Zweck ist es festzustellen, wie verschiedene Ärzte auf der
ganzen Welt Patienten mit fortgeschrittenem GIST behandeln. An der Studie nehmen ca. 1000 Patienten teil. Etwa 200
Ärzte in 25 Ländern in Europa, Latein­
amerika und Asien geben Daten über ihre
GIST-Patienten in die GOLD reGISTry
ein. Über ein gemeinsames Forum können
sich GIST-Ärzte in aller Welt über die aktuellen Behandlungskonzepte zu GIST
austauschen. Auf diesem Wege können
immer mehr Erkenntnisse über GIST gesammelt werden. Diese globale Registerstudie steht unter der wissenschaftlichen
Leitung der GIST-Experten Prof. J. Y.
Blay / Frankreich, Prof. P. Casali / Italien
und PD Dr. P. Reichardt / Deutschland.
Teilnehmen können Patienten mit fortgeschrittenem GIST bis zu 15 Monaten nach
Diagnosestellung.
Novartis Oncology
Folgende Zentren in Deutschland
sind derzeit an der Studie beteiligt
Deutschland
(alphabetisch nach Städten):
Novartis Oncology ist die zweitstärkste
Geschäftseinheit innerhalb der Novartis
Pharma. Dieser Bereich hat sich zu einem
der führenden Onkologie-Spezialisten in
Deutschland entwickelt. Das derzeitige
Portfolio umfasst u.a. innovative Präparate
zur Therapie von GIST, verschiedenen
Formen der Leukämie, Brustkrebs, Knochenmetastasen und Eisenüberladung.
Darüber hinaus führt Novartis Oncology
ein umfangreiches klinisches Programm
durch.
PD Dr. Peter Reichardt,
Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg
HELIOS Klinikum Bad Saarow und
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Dr. Jan Stöhlmacher,
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Onkologie, Universitätsklinikum TU
Dresden
Prof. Dr. Giuliano Ramadori,
Zentrum Innere Medizin,
Abtlg. Gastroenterologie,
Universitätsklinikum Göttingen
Klinik und Poliklinik Innere Medizin II,
Universitätsklinikum Jena
Das Ziel von Novartis Oncology ist, durch
die Entwicklung innovativer Lösungen für
bislang nicht oder nur unzureichend behandelbare Erkrankungen in der Zukunft
die Lebensqualität der Patienten weiter zu
verbessern. Ebenfalls fördert Novartis Oncology den Dialog mit Arzt und Patient.
Prof. Dr. Clemens-Martin Wendtner,
Präparat (Wirkstoff) und Therapiebereich:
Klinik I für Innere Medizin,
Klinikum der Universität zu Köln
Glivec® (Imatinib)
Dr. Lars-Olof Mügge,
PD Dr. Marcus Wiedmann,
Medizinische Klinik und Poliklinik II,
Universitätsklinikum Leipzig
PD Dr. Jörg Fahlke,
Chirurgische Onkologie,
Universitätsklinikum Magdeburg
Prof. Dr. Peter Hohenberger,
Sektion Spezielle Chirurgische Onkologie
und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Mannheim
Dr. Viktor Grünwald,
Hämatologie, Hämostaseologie und
Onkologie, Medizinische Hochschule
Hannover
124
• GIST (Gastrointestinale Stromatumoren): Bei GIST hat sich Imatinib als
Therapie der Wahl etabliert. In etwa
90% der Fälle weisen GIST-Patienten
eine Mutation am c-Kit-Rezeptor auf,
die zu einer dauerhaften Tyrosinkinaseaktivität und somit zum Tumorwachstum führt. Die zielgerichtete
Hemmung von c-Kit durch Imatinib
hat zum Durchbruch in der GISTTherapie geführt: Das Gesamtüberleben der Patienten mit fortgeschrittenen GIST konnte durch Imatinib auf
nahezu 5 Jahre verlängert werden.
2002 wurde der Wirkstoff für die Behandlung von metastasierten und /
oder inoperablen gastrointestinalen
Stromatumoren (GIST) zugelassen.
• CML (Chronische Myeloische Leukämie): Für Patienten mit PhiladelphiaChromosom positiver CML ist Imati-
nib der Goldstandard in der Therapie.
• Ph+ ALL (Philadelphia-Chromosom
positive Akute Lymphatische Leukämie)
• Weitere seltene Tumorerkrankungen
Femara® (Letrozol)
Hormonrezepto-positiver Brustkrebs bei
Frauen nach den Wechseljahren in frühem
Stadium direkt nach der Operation, im
Anschluss an eine fünfjährige Anti-Östrogen-Therapie und in fortgeschrittenem
oder metastasiertem Stadium.
Zometa® (Zoledronat)
Zometa schützt vor Skelettkomplikationen
wie z.B. Knochenbrüchen bei Krebspatienten mit Knochenmetastasen infolge von
Tumorerkrankungen wie Prostatakrebs,
Brustkrebs, Multiples Myelom, Lungenkrebs und Nierenkrebs.
Exjade® (Deferasirox)
Einmal täglich oral einzunehmender Eisenchelator für Patienten, die infolge häufiger Bluttransfusionen bspw. bedingt
durch myelodysplastische Syndrome
(MDS), Thalassämie oder Sichelzellenanämie an transfusionsbedingter Eisenüberladung leiden.
Therapie des Mammakarzinoms, aber
auch bei der Behandlung einer Vielzahl
weiterer solider und hämatologischer Tumoren eingesetzt.
Österreich
Die Novartis Pharma GmbH mit Sitz in
Wien-Liesing gehört zu den führenden
pharmazeutischen Unternehmen in Österreich. Die Schwerpunkte liegen in folgenden, in Business Units (BU) geführten
Bereichen:
nAllgemeinmedizin
nReife Produkte
nKrebsheilkunde
nAugenheilmittel
nTransplantation & Immunologie
Cardioxane® (Dexrazoxan)
Mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für den Vertrieb von Arzneimitteln, für medizinische Information und
klinische Forschung. Die medizinische
Abteilung von Novartis Pharma in Österreich arbeitet im Rahmen der klinischen
Entwicklung bei der Betreuung von internationalen Studien mit. Sie ist in Österreich damit auch ein wichtiger Partner für
lokale Studiengruppen. Der Geschäftsbereich Onkologie bietet eine breite Palette
an innovativen Therapien und praktischen
Lösungen, die das Leben von Krebspatienten positiv beeinf lussen.
Cardioxane reduziert signifikant die Anthrazyklin-induzierte Kardiotoxizität. Anthrazykline werden vor allem in der
Präparate, Wirkstoffe und Therapiegebiete
– siehe Novartis Oncology Deutschland.
Sandostatin® LAR® (Octreotid)
Bei hormonbildenden Tumoren des Magen-Darm-Traktes und Akromegalie (ein
gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse,
der vermehrt und unkontrolliert Wachstumshormone ausschüttet).
125
Pfizer Patienten-Dialog
Pfizer arbeitet für und mit
Patienten zusammen.
peration ist der gegenseitige respektvolle
Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen einerseits und dem gesammelten Erfahrungswissen seitens der Patienten
andererseits. Beide Partner wahren ihre
inhaltliche, organisatorische und finanzielle Unabhängigkeit. Die Unterschiede
zwischen den Zielen und Mitteln von
Profit- und Non-Profit-Organisationen
werden respektiert. Pfizer legt großen
Wert darauf, dass sich beide Kooperationspartner in ihren Wertvorstellungen gegenseitig anerkennen; dazu gehört auch, dass
die individuellen Kooperationsrichtlinien
der Patientenorganisationen eingehalten
werden.
Pfizer möchte, dass Sie schnell gesund
werden bzw. leichter mit Ihrer Erkrankung leben können. Dazu gehören auch
Arzneimittel und umfassende Informationen. Dafür setzt sich das Team „Patient
Relations“ bei Pfizer zusammen mit Patientenorganisationen ein.
7 Leitsätze der Patientenarbeit von
Pfizer
1. Menschen für Menschen:
Bei Pfizer erforschen, entwickeln und
produzieren weltweit 100000 Mitarbeiter,
in Deutschland mehr als 5000 Mitarbeiter,
wertvolle Arzneimittel für Menschen, die
auf diese Therapie angewiesen sind. Allein
in Deutschland wurden im vergangenen
Jahr rund 9 Mio. Patienten mit PfizerMedikamenten behandelt. Diesen Menschen ist Pfizer verpf lichtet. Pfizer ist in
vielen wichtigen Therapiegebieten engagiert, wie z.B. Alzheimer, Cholesterin,
Depressionen, Diabetes, Epilepsie, Erkrankungen der Atemwege, Glaukom, HerzKreislauf-Erkrankungen, Infektionen,
Krebs, Migräne, Parkinson, Rheuma,
Schmerz, Thrombose, urologische Erkrankungen und Wachstumsstörungen.
Unsere Arzneimittel sind mit enormer
wissenschaftlicher Leistung erforscht und
nach höchsten Qualitäts- und Sicherheitsansprüchen hergestellt. Pfizer setzt sich
dafür ein, dass diese Arzneimittel den
Ärzten in der medizinischen Therapie zur
Verfügung stehen und die Patienten davon
profitieren.
2. Arzneimittel sind ein Beitrag:
Pfizer ist sich bewusst, dass erkrankte
Menschen neben Arzneimitteln eine Vielzahl von menschlichen, medizinischen,
therapeutischen, sozialen, rechtlichen und
finanziellen Unterstützungen brauchen.
Den Beitrag zum Heilungsprozess und zur
gleich wertvollen Erfahrungen von Patientenorganisationen und Pfizer profitieren. Sponsoring ist nicht Zweck, sondern
ein mögliches partielles Mittel der Zusammenarbeit. Im Fokus der Zusammenarbeit
steht das Ziel von Pfizer und den Patientenorganisationen, Wissen für Patienten
einzusetzen.
Quelle: Buch „Was Sie selbst für Ihr Recht als Patient
tun können“ von Pfizer Deutschland GmbH – Patient
Relations, 1. Auf lage März 2007
6. Konkreter Nutzen für Patienten:
Verbesserung der Lebensqualität der Menschen, den Pfizer leisten kann, ist die Erforschung, Produktion, Vermarktung und
Wissensvermittlung über innovative Arzneimittel. Damit sind Arzneimittel zwar
nicht alles, was erkrankte Menschen brauchen, aber unsere innovativen Arzneimittel sind ein wichtiger – für viele überlebenswichtiger – Beitrag.
3. Gemeinsame Verantwortung:
Dass Arzneimittel einen wertvollen Beitrag zum Heilungsprozess und zur Verbesserung der Lebensqualität leisten können,
hängt von mehreren Faktoren ab: von der
kontinuierlichen Erforschung von Arzneimitteln nach neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnissen, von dem gezielten Einsatz
der Arzneimittel in der medizinischen
Therapie und von der richtigen Anwendung der Arzneimittel durch den Patienten. Deshalb legt Pfizer großen Wert
auf den fachlichen Dialog mit Wissenschaftlern, Ärzten, Patienten und ihren
Angehörigen, Apothekern, Pf legekräften,
Kostenträgern und allen anderen Beteiligten im Gesundheitswesen. Gemeinsame
Verantwortung heißt für Pfizer gemein126
samer intensiver Informationsaustausch
mit allen Beteiligten, damit alle vom Nutzen innovativer Arzneimittel profitieren
können.
4. Pfizer im Dialog:
Pfizer bietet seine Dialogbereitschaft neben den Ärzten, Apothekern und therapeutisch / pf legerisch tätigen Fachberufen
allen interessierten Patientenorganisationen und Angehörigenverbänden an. Dabei unterliegen Art und Umfang der Informationsleistung durch Pfizer den gesetzlichen Bestimmungen. Pfizer öffnet
sich dem Dialog und hält den kontinuierlichen Informationsaustausch über die gegenseitigen Erwartungen und Zielvorstellungen mit seinen Kooperationspartnern
für eine grundlegende Voraussetzung für
eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
5. Unabhängigkeit und Respekt:
Kooperationen von Patientenorganisationen und Pfizer entstehen auf freiwilliger
Basis zum Nutzen der Patienten. Die Projekte dienen der Auf klärung und Information von Patienten. Grundlage jeder Koo-
Kooperationen von Patientenorganisationen und Pfizer basieren auf dem Ziel,
Patienten und ihren Angehörigen konkret
zu nutzen. Um dieses gemeinsame Ziel zu
erreichen, werden Kooperationsprojekte
nach Zweck, Form, Inhalt und Dauer definiert. An der konkreten nachvollziehbaren Verbesserung der Informations- und
Versorgungssituation soll der Erfolg der
Kooperationen für Patientenorganisationen und Pfizer gemessen werden. Alle
Formen der Zusammenarbeit müssen
transparent sein. Pfizer legt großen Wert
auf eine offene und respektvolle Zusammenarbeit, im Vordergrund steht immer
der Nutzen für Patienten.
7. Wissen für Patienten einsetzen:
Respekt und Nutzen für Patienten werden
am besten in der inhaltlichen Zusammenarbeit von Patientenorganisationen und
Pfizer erreicht. Pfizer erkennt das große
Erfahrungswissen von Patientenorganisationen an und ist bereit, den Patientenorganisationen im Rahmen der gesetzlichen
Regelungen auch sein Wissen als forschender Arzneimittelhersteller anzubieten. Patienten können vor allem von der
Zusammenführung, Diskussion und Weiterentwicklung der verschiedenen, aber
TIPP
INFO
Deutscher Patienten-Recht-Preis 2007
Erstmals hat der medizinische Fachverlag pmi den Deutschen PatientenRecht-Preis verliehen.
Als Preisträgerin haben die Herausgeber und Beiräte der Fachzeitschrift
„Patienten Rechte“ Christina Claußen,
Director Patient Relations bei Pfizer in
Karlsruhe, gewählt.
In der Laudatio zur Begründung heißt
es: Frau Claußen ist seit vielen Jahren
in der Patientenarbeit aktiv, insbesondere widmet sie sich der Verbesserung
der Patientenrechte.
Seit fünf Jahren veranstaltet Frau
Claußen zweimal im Jahr den
Pfizer Patienten-Dialog, der dem
Austausch von Meinungen und
Informationen
zwischen Vertretern von Patientenorganisationen, der pharmazeutischen Industrie und der Politik
dient.“
WICHTIG
„Was Sie selbst für Ihr Recht als
Patient tun können – und wer Ihnen
dabei helfen kann“
Ein Buch von Pfizer – Patient Relations,
1. Auflage März 2007 - zu beziehen
bei:
Pfizer Deutschland GmbH
Patient Relations
Pfizerstraße 1
D-76139 Karlsruhe
[email protected]
www.pfizer.de
127
Das Lebenshaus-Team hat bereits an
mehreren sehr guten Veranstaltungen
des „Pfizer Patienten-Dialogs“ teilgenommen und schätzt die Arbeit des
Teams rund um Frau Christina Claußen.
Im Vordergrund stehen nie die Marke
Pfizer oder Produkte, sondern immer
die neutrale Information, die Bedürfnisse und das Wohl der Patienten.
Dafür vom Verein Das Lebenshaus:
Ganz herzlichen Dank!
Zum guten Schluss…
Adressen und Links im
Überblick, die weiter helfen
können…
Deutsche Krebshilfe e.V.
Buschstraße 32
D-53113 Bonn
Tel.: 0228 / 7 29 90-0
Fax: 0228 / 7 29 90-11
E-Mail: [email protected]
www.krebshilfe.de
Umfangreiche Informationen, Hinweise
und Anregungen zu verschiedenen Themen rund um die Krebskrankheiten erhalten Betroffene, Begleiter (Angehörige)
und Interessierte in den zahlreichen Broschüren und Ratgebern der Deutschen
Krebshilfe.
Sie können z.B. Die „blauen Ratgeber“
kostenlos downloaden, d.h. Sie gehen im
Internet auf die Seite www.krebshilfe.de
und speichern die jeweilige Broschüre als
pdf-Datei auf Ihrer Festplatte – oder kostenlos bestellen d.h. einfach anfordern bei
Deutsche Krebshilfe e.V.
Der Krebsinformationsdienst KID
im Deutschen Krebsforschungszentrum
(DKFZ) Heidelberg ist ein Angebot für
jeden, der Fragen zum Thema Krebs hat.
KID informiert kostenlos, neutral und
vertraulich. Wenn Sie Informationen
brauchen, die Sie auf den Internet-Seiten
nicht gefunden haben – die Krebsinformation hat die Nummer:
Tel. 0800 / 420 30 40
Dort beantwortet man Ihre Fragen am Telefon täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr.
Aus dem deutschen Festnetz ist Ihr Anruf
kostenlos.
E-Mail: [email protected]
www.krebsinformationsdienst.de
Deutsche Arbeitsgemeinschaft
für Psychosoziale Onkologie e.V.
(dapo)
Geschäftsstelle
Kardinal-von-Galen-Ring 10
D-48149 Münster
Tel.: 0700 / 20 00 66 66
Fax: 0251 / 83 56 889
E-Mail: [email protected]
www.dapo-ev.de
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Steinlestraße 6
D-60596 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 63 00 96-0
Fax: 069 / 63 00 96-66
E-Mail: [email protected]
www.krebsgesellschaft.de
Auf dieser Internet-Seite finden Sie Adressen von Psychotherapeuten, Ärzten, Sozialarbeitern und -pädagogen, Seelsorgern,
Supervisoren und Angehörigen anderer
Berufsgruppen, die in dapo mitwirken.
Die Ländergesellschaften der Deutschen
Krebsgesellschaft haben ein Netz von psychosozialen Beratungsstellen in ganz
Deutschland aufgebaut. Sollten Sie Fragen
haben oder die Hilfe der Krebsgesellschaften in Anspruch nehmen wollen, so
können Sie sich auch an eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe wenden.
ACHSE e.V.
Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen e.V.
c/o DRK-Kliniken Westend
Spandauer Damm 130
D-14050 Berlin
Tel.: 030 / 30 20 15 85
Service-Telefon: 0180 / 5 22473-5
E-Mail: [email protected]
www.achse-online.de
128
BAG Selbsthilfe
Bundesarbeitsgemeinschaft
SELBSTHILFE e.V.
Kirchfeldstraße 149
D-40215 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 31 006-0
Fax: 0211 / 31 006-48
E-Mail: [email protected]
www.bag-selbsthilfe.de
NAKOS
Nationale Kontakt- und
Informationsstelle zur Anregung
und Unterstützung von Selbsthilfegruppen
DLH – Deutsche Leukämie- und
Lymphom-Hilfe e.V.
Leukämien, Anämien, MDS, Lymphome,
Morbus Hodgkin, Plasmozytom, Multiples Myelom, andere System- und
Bluterkrankungen
Thomas-Mann-Straße 40
D-53111 Bonn
Tel.: 0228 / 33 889 200
Fax: 0228 / 33 889 222
E-Mail: [email protected]
www.leukaemie-hilfe.de
Bundesverband Prostatakrebs
Selbsthilfe e.V.
logie und orthomolekularen Medizin. Sie
hat diverse Bücher veröffentlicht und ist
verantwortliche Redakteurin der Deutschen Zeitschrift für Onkologie. Sollte
Frau Dr. Weiß nicht anwesend sein, so
können auch die anderen beratenden
Ärzte Auskunft geben.
Krebsliga Schweiz
Effingerstraße 40
Postfach 8219
CH-3001 Bern
Tel.: 031 / 389 91 00
Fax: 031 / 389 91 60
E-Mail: [email protected]
www.swisscancer.ch
Wilmersdorfer Straße 39
D-10627 Berlin
Tel.: 030 / 31 01 89 60
Fax: 030 / 31 01 89 70
E-Mail: [email protected]
www.nakos.de
Alte Straße 4
D- 30989 Gehrden
Tel.: 05108/926646
Fax: 05108/926647
E-Mail: [email protected]
www.prostatakrebs-bps.de
Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.
Gesellschaft für biologische Krebsabwehr e.V.
Österreichische Krebshilfe
Dachverband
www.biokrebs.de
Beratungsstelle Stuttgart
Nellinger Straße 53
D-70619 Stuttgart
Tel.: 0711 / 31 01 903
Fax: 0711 / 31 01 904
Wolfengasse 4
A-1010 Wien
Tel.: 01 / 796 64 50
Fax: 01 / 796 64 50-9
E-Mail: [email protected]
www.krebshilfe.net
„Haus der Krebs-Selbsthilfe“
Thomas-Mann-Straße 40
D-53111 Bonn
Tel.: 0228 / 33 889 400
Fax: 0228 / 33 889 401
E-Mail: [email protected]
www.frauenselbsthilfe.de
Deutsche ILCO e.V.
Selbsthilfeorganisation für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs (Karzinomen)
Thomas-Mann-Straße 40
D-53111 Bonn
Tel.: 0228 / 33 889 450
Fax: 0228 / 33 889 475
E-Mail: [email protected]
www.ilco.de
Krebstelefon: 0800 / 11 88 11
Montag bis Freitag, 10.00 – 18.00 Uhr
Anrufe sind kostenlos!
E-Mail: [email protected]
Beratungsstelle Heidelberg
Hauptstraße 44
D-69117 Heidelberg
Tel.: 06221 / 13 80 20
Fax: 06221 / 13 80 220
Frau Dr. Weiß, eine der beratenden Ärztinnen der Gf BK, ist die Ansprechpartnerin für GIST-Patienten des Lebenshauses.
Sie ist mit dem Krankheitsbild GIST und
den Therapien bestens vertraut und ist
eine kompetente Beraterin, wenn es um
das Management von Nebenwirkungen
geht. Frau Dr. Weiß fachlicher Schwerpunkt liegt in der komplementären Onko129
Danksagung
Vorstand und Autoren
danken im Namen des Vereines
und aller GIST-Betroffenen
den Firmen
für die finanzielle Unterstützung
dieses Projektes.
130
Richtlinien für
Kooperationsprojekte
Disclaimer
Quellen
„Das Lebenshaus e.V.“ ist ein gemeinnütziger Non-Profit Verein – ohne Einf lussnahme Dritter. Das heißt: Alle Kooperationsprojekte z.B. mit Pharmaunternehmen
werden vom Verein konzipiert, ausgearbeitet, eingehend geprüft, verhandelt und
ohne Einf lussnahme der Unternehmen
durchgeführt.
nDer Verein „Das Lebenshaus e.V.“ hat
sich eigene „Richtlinien für Finanzierungsvereinbarungen mit kommerziellen Unternehmen“ gegeben. Diese
sind klar, offen, jederzeit einsehbar und
werden täglich gelebt.
nIm Fokus stehen immer die Interessen
und Bedürfnisse der GIST-Patientengemeinschaft in punkto Information,
Austausch, Behandlungsqualität und
die Unterstützung von GIST-Betroffenen oder GIST-erfahrenen Medizinern.
nAlle Informations-, Kommunikationsund Weiterbildungsmaßnahmen haben
keinerlei Umsatz- oder Absatzbezug.
nZu jeder Zeit eines Projektes ist der
Datenschutz gewährleistet. Das heißt:
Es erfolgt keinerlei Weitergabe von Patientenadressen / -daten ohne deren
ausdrückliche Zustimmung. Sonstige
Patienteninformationen (z.B. bei Erhebungen, Befragungen, Versorgungsanalysen etc.) werden nur in Form von zusammenfassenden Statistiken oder anonymisierten Ergebnisprofilen weitergeben oder veröffentlicht.
Sämtliche Rechte vorbehalten – insbesondere Vervielfältigung, Veröffentlichung
(auch auszugsweise), Verbreitung, Übersetzung – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Patientenorganisation „Das
Lebenshaus e.V.“
Das vorliegende Buch entstand mit Hilfe
sehr unterschiedlicher Quellen. Unser
Dank gilt besonders den nachfolgenden
Personen und Organisationen, die uns
durch Gespräche, Veröffentlichungen,
Präsentationen, Fotomaterial und Abbildungsvorlagen direkt oder indirekt unterstützt haben:
Dieser Patientenratgeber ist ein Informationsangebot auf Spendenbasis des Vereines
„Das Lebenshaus e.V.“ – der Gemeinschaft
zur Unterstützung von Betroffenen mit
GIST. Er dient der umfassenden Information von GIST-Patienten und deren Begleitern (Angehörige). Die beiden Autoren
verfolgen mit der Veröffentlichung keine
kommerziellen Ziele.
Die Informationen in diesem Patientenratgeber dürfen auf keinen Fall als Ersatz für
die individuelle Beratung oder Behandlung durch onkologisch ausgebildete Fachärzte angesehen werden. Der Inhalt kann
und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen durchzuführen.
Der Einfachheit halber wurde im Text immer die männliche Form verwendet. Es ist
selbstverständlich, dass die weibliche Form
gleichberechtigt ist.
Wir haben versucht, den Patientenratgeber
mit größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen dennoch sind Irrtümer und Änderungen
nicht auszuschließen. Das ist menschlich!
Hierfür übernehmen Verein, Autoren und
Gestalter keine Haftung.
Sollten Sie Irrtümer und Änderungen finden, bitte machen Sie die Autoren unmittelbar darauf aufmerksam
([email protected]).
Vielen Dank!
Wikipedia www.wikipedia.org/wiki/Hauptseite
Wikipedia ist ein Projekt zum Auf bau einer Enzyklopädie aus freien Inhalten in allen Sprachen der Welt. Jeder kann mit seinem Wissen beitragen. Seit Mai 2001 entstanden so weit über 600.000 Artikel in
deutscher Sprache. Gute Autorinnen und
Autoren sind stets willkommen.
PD Dr. med. Gerald Antoch,
Universitätsklinikum Essen
Dr. med. Sebastian Bauer,
Universitätsklinikum Essen
Prof. Dr. med. Christoph-Thomas
Germer,
Klinikum Nürnberg Nord
Prof. Dr. med. Peter Hohenberger,
Chirurgische Univ.-Klinik Mannheim
Dr. med. Daniel Pink,
HELIOS Klinikum Bad Saarow
Dr. med. Annette Reichardt,
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Dr. med. Markus Schlemmer,
Klinikum der Universität MünchenGroßhadern
Prof. Dr. med. Hans-Jochen Schütte,
Marien-Hospital Düsseldorf
PD Dr. med. Eva Wardelmann,
Universitätsklinikum Bonn
GSI – GIST Support International –
Marina Symcox (www.gistsupport.org)
The Life Raft Group – Norman Scherzer
und Jerry Call (www.liferaftgroup.org)
131
Danke auch an Herbert Thum
vom Team
Viskon Kommunikation & Design
www.viskon.de,
[email protected]
für Grafikdesign, Satz und Illustration
dieses Patientenratgebers.
GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
sind Weichgewebstumoren (Sarkome) im
Magen-Darm-Trakt, die erst seit wenigen
Jahren diagnostiziert werden können. Die
jährliche Neuerkrankungsrate liegt bei ca.
1500 bis 1800 Patienten im deutschsprachigen Raum. Das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt zwischen 55 und
65 Jahren. Die meisten GIST entstehen im
Magen und Dünndarm. Etwa die Hälfte
der Patienten mit Neudiagnose weisen bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) auf,
meist in der Leber und / oder im Bauchraum. Die durchgeführten Gewebeuntersuchungen bei GIST erlauben eine Abgrenzung zu anderen Sarkomen, wenn
eine Positivität für CD117 (c-KIT) vorliegt. Vor der Therapieentscheidung muss
das genaue Stadium der Erkrankung ermittelt werden, um interdisziplinär (im
Spezialisten-Team) die beste Therapie für
den Patienten festzulegen. Operable Tumoren sollten chirurgisch entfernt werden.
Bei Inoperabilität oder Metastasierung ist
die orale Therapie (Tabletten) mit Glivec®
(Wirkstoff Imatinib-mesylate) 400mg/Tag
(= Mindestdosis) heute Standard. Die Behandlung mit diesem Tyrosinkinase-Inhibitor ist eine ganz gezielte Therapie und
gehört zu den modernen Krebsmedikamenten, den Target-Therapien. Die Fragen der neoadjuvanten und adjuvanten
Therapie mit Imatinib (Therapie vor oder
nach einer Operation) werden derzeit im
Rahmen klinischer Studien geklärt. Für
Patienten mit Imatinib-Unverträglichkeit
oder fortschreitender Erkrankung (Progress) steht inzwischen mit Sutent ® (Wirkstoff Sunitinib-malate) eine weitere zuge­
lassene orale Target-Therapie zur Verfügung.
www.lh-gist.org oder
[email protected]
Markus Wartenberg (44) ist seit Juni
2003 Vereinssprecher und Manager der
Patientenorganisation „Das Lebenshaus e.V.“. Berufen vom Vorstand des Lebenshauses, konzipiert, organisiert und realisiert er zusammen mit einem Team von
GIST-Betroffenen, Mitarbeitern und erfahrenen GIST-Medizinern alle Maßnahmen und Aktivitäten des gemeinnützigen
Vereins. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte er ein Studium für Marketing und Kommunikation
in Frankfurt. Er arbeitete in verschiedenen
Kommunikations- und PR-Agenturen
bundesweit als Berater und Kreativ-Direktor für nationale und internationale Marken. 1993 gründete er seine eigene Agentur „consens“ mit dem Schwerpunkt Medizin- und Gesundheitskommunikation.
Nach zehn Jahren verließ er 2003 die
Agentur und ist heute als freier Berater,
Konzeptioner und Texter für Gesundheits- und Patientenkommunikation tätig.
[email protected]
Bei Vertrieb über den Buchhandel VK-Preis: 25,00 Euro - als Spende
an den gemeinnützigen Verein
„Das Lebenshaus e.V.“
ISBN 978-3-9811916-0-8
PD Dr. med. Peter Reichardt (49)
gilt weltweit als einer der führenden
GIST-Experten und ist Mitautor der amerikanischen und europäischen GISTGuidelines. Er absolvierte seine Ausbildung in Innerer Medizin und Hämatologie / Onkologie in Heidelberg sowie am
M.D. Anderson Cancer Center in Houston, Texas. Er war jahrelang Oberarzt an
der Charité in Berlin und ist heute Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am HELIOS Klinikum Bad Saarow bei Berlin, sowie
Leiter des Sarkomzentrums Berlin-
Brandenburg.
Dr. Reichardt ist Mitglied nationaler und
internationaler Organisationen wie z.B.
ASCO, ESMO, EORTC, Deutsche
Krebsgesellschaft, AIO, DGHO u.a. Er ist
Sprecher des deutschen GIST-Registers,
Vorsitzender des medizinisch-wissenschaftlichen Beirates des Lebenshauses und Leiter zahlreicher klinischer Studien
zu GIST.
[email protected]
Herunterladen