Probelektion

Werbung
Sport & Fitnessmanager
(Laudius gepr.)
Lernheft 7A
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Inhaltsverzeichnis:
1.
Die vier Instrumente des Marketings .....................................................
4
2.
Die Produktpolitik ...................................................................................
6
2.1
Der marketingorientierte Produktbegriff ................................................
7
2.2
Produktarten ..........................................................................................
9
2.3
Das Produktprogramm ..........................................................................
10
2.4
Die Ermittlung der Marktadäquanz von Produkten und
Produktprogrammen ..............................................................................
11
2.5
Die Wirtschaftlichkeitsanalyse ...............................................................
13
2.5.1
Die Qualitätspolitik und ihre Subinstrumente ........................................
15
2.5.2
Die Produktlinien- bzw. Sortimentspolitik ..............................................
20
2.5.3
Die Kundendienstpolitik .........................................................................
22
2.6
Marktausweitung im Rahmen der Produktpolitik ...................................
23
2.7
Grundlagen für die Planung des Produktprogramms ............................
24
2.8
Maßnahmen der Produktpolitik..............................................................
27
2.8.1
Die Produktinnovation ...........................................................................
27
2.8.2
Die Produktvariation ..............................................................................
28
2.8.3
Die Produktdifferenzierung ....................................................................
28
2.8.4
Die Produktdiversifikation ......................................................................
29
2.8.5
Die Produkteliminierung ........................................................................
29
Wissensfragen zu Kapitel 2: ..................................................................
29
Übungsaufgaben zu Kapitel 2: .............................................................
30
© Copyright Laudius GmbH
DE-1104-00-00
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
2
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
3
Lernheft 7A
Die Preispolitik .......................................................................................
33
Wissensfragen zu Kapitel 3: .................................................................
41
4
Die Kommunikationspolitik ....................................................................
45
4.1
Die Wahrnehmung .................................................................................
46
4.1.1
Der Begriff der Wahrnehmung...............................................................
46
4.1.2
Subjektive und selektive Wahrnehmung ...............................................
46
4.2
Die Werbung ..........................................................................................
48
4.2.1
Grundsätze von Werbemaßnahmen .....................................................
49
4.2.2
Unternehmen und Produkte als Objekte von Marketing-Maßnahmen ..
50
4.2.3
Individual- und Kollektivwerbung als Basisstrategien ...........................
53
4.2.4
Die Planung von Werbekampagnen ......................................................
53
4.2.4.1
Werbemittel und Werbeträger ...............................................................
53
4.2.4.2
Der Ablauf einer Werbeplanung ............................................................
54
4.2.4.3
Die Werbebudgetplanung ......................................................................
57
4.2.4.4 Gestaltung und Durchführung der Werbung ...............................................
57
4.2.4.5 Kontrolle der Werbemaßnahmen ................................................................
60
4.3
Öffentlichkeitsarbeit ...............................................................................
61
4.4
Sponsoring.............................................................................................
62
4.5
Verkaufsförderung .................................................................................
62
Wissensfragen zu Kapitel 4: ..................................................................
63
Übungsaufgaben zu Kapitel 4: .............................................................
64
5
Die Distributionspolitik ...........................................................................
68
5.1
Absatzwege ...........................................................................................
69
5.1.1
Direkter Absatz über unternehmenseigene Absatzorgane ...................
70
5.1.2
Direkter Absatz über unternehmensexterne Absatzorgane ..................
72
5.1.3
Die Wahl zwischen Handlungsreisendem und Handelsvertreter ..........
73
5.1.3.1
Der kritische Umsatz .............................................................................
74
5.1.4
Indirekter Absatz ....................................................................................
75
5.1.5
Die Wahl zwischen direktem und indirektem Absatz.............................
76
Wissensfragen zu Kapitel 5: ..................................................................
77
Übungsaufgaben zu Kapitel 5: .............................................................
77
Lösungen ..............................................................................................
80
3
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Einleitung zum 7. Studienmonat
Im zweiten Lehrmodul zum Thema Marketing in Sport- und Fitnessbetrieben werden
Ihnen im Lehrbrief A vertiefende Kenntnisse zum Marketing-Mix vermittelt. Zunächst
erfahren Sie Einzelheiten zum Thema Produktpolitik. Produkte und Dienstleistungen
sind das, womit Sport- und Fitnessbetriebe am Markt handeln und worauf sich alle
weiteren Marketinginstrumente beziehen. Entscheidend für den Kauf eines Produktes
ist jedoch auch der Preis. Gerade in Fitnessstudios ist das Produktprogramm (Kurse,
Ausstattung) zwischen einzelnen Anbietern sehr ähnlich, so dass häufig der Preis zum
entscheidenden Faktor für die Steigerung des Absatzes wird.
Die Kommunikationspolitik ist ein Instrument, das neben der Preispolitik am
flexibelsten eingesetzt werden kann, um Unternehmensziele zu erreichen. Sie umfasst
nicht nur Werbung, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring und
Verkaufsförderung. Die Distributionspolitik ist im Vergleich zur Preis- oder
Kommunikationspolitik ein weniger flexibel einsetzbares Instrument und in Teilen auf
bestimmte Zweige der Sport- und Fitnessbranche beschränkt. Es ist trotzdem
wesentlich, dass der im Sport- und Fitnessmanagement Tätige für
betriebswirtschaftliche Fragen einen Überblick zu den Möglichkeiten der
Distributionspolitik hat.
Im Lehrbrief B geht es darum, Ihr Marketingwissen durch ein theoretisches
Fundament zu unterfüttern, damit Sie Phänomene des Marketingalltags reflektieren
und besser einschätzen können. Gerade für Unternehmen der Sport- und
Fitnessbranche ist ein Bewusstsein für die Bedeutung der Kundenzufriedenheit, der
Markenbildung oder den Modellen des Konsumentenverhaltens wesentlich. Weiterhin
werden auf einer modellhaften Ebene Techniken des Verkaufsgespräches vorgestellt.
Diese sind nicht nur nützlich für den Verkauf von Waren, sondern auch für die Akquise
von Neu-Mitgliedern in Fitnessstudios.
1.
Die vier Instrumente des Marketings
Folgende Lernziele sollen Sie in diesem Kapitel erreichen:
–
Einen Überblick über die vier Instrumente des Marketing-Mix erhalten!
–
Einen Einblick erhalten, was bei der Kombination des Marketing-Mix zu beachten
ist.
Einem Sport- und Fitnessunternehmen stehen, wie jedem anderen Unternehmen
auch, vier Marketinginstrumente zum Erreichen seiner Marketingziele zur Verfügung.
Die Produkt-, die Preis-, die Kommunikations- und die Distributionspolitik. Diese vier
Instrumente werden jeweils in Kombination eingesetzt, was als Marketing-Mix
bezeichnet wird. Die einzelnen Marketinginstrumente müssen dabei so eingesetzt,
kombiniert und aufeinander abgestimmt werden, dass ein größtmöglicher
Marketingerfolg erzielt wird. Der Absatz eines Produktes oder die Steigerung der
Mitgliederzahl eines Fitnessstudios kann beispielsweise durch verstärkte Werbung
(Kommunikationspolitik) erhöht werden. Diese kann kombiniert sein mit einer
Preissenkung (Preispolitik), mit einem Relaunch (Erneuerung) des Produktes oder der
Erweiterung der Serviceleistungen bei einer Fitnessstudiomitgliedschaft
(Produktpolitik) und / oder einer Erweiterung der Absatzwege, beispielsweise dem
Verkauf eines Produktes über das Internet (Distributionspolitik).
4
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Die vier Instrumente des Marketings sind folgende:
–
–
–
–
Produktpolitik
•
Produktgestaltung, -qualität
•
Name, Marke, Schutzrechte
•
Design, Verpackung etc.
Preispolitik
•
Preisgestaltung
•
Rabattgewährung
•
Boniprogramme
•
allg. Lieferungs- und Zahlungsbedingungen etc.
Kommunikationspolitik
•
Werbung
•
Öffentlichkeitsarbeit
•
Sponsoring etc.
Distributionspolitik
•
Standortwahl
•
Logistik
•
Absatzwege etc.
Die vier Instrumente des Marketings bestehen aus der Produktpolitik, Preispolitik,
Kommunikationspolitik und Distributionspolitik.
Nachdem das Unternehmen eine Marketingstrategie festgelegt hat, die sich an den
Unternehmenszielen ausrichtet und mit diesen in Einklang steht, wird diese mit Hilfe
der Marketinginstrumente umgesetzt. Es wird ein Maßnahmenplan erstellt, in dem die
Kombination der einzelnen Instrumente (Marketing-Mix) festgelegt ist. Der MarketingMix ist demnach die taktische Umsetzung der Marketingstrategie. Dabei müssen
die einzelnen Maßnahmen natürlich so miteinander kombiniert werden, dass die
damit verfolgten Ziele im Einklang stehen. Soll beispielsweise der Absatz eines
Produktes durch vermehrte Werbung erhöht werden, ist es eher kontraproduktiv,
gleichzeitig den Preis zu erhöhen. Eine vorübergehende Preissenkung würde in
diesem Falle eher zum Ziel führen.
Marketing-Mix: Kombination der marketingpolitischen Instrumente im Hinblick auf
eine bestimmte Zielsetzung
5
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Wissensfragen zu Kapitel 1:
1.
Nennen Sie die vier Instrumente des Marketing-Mix und nennen Sie beispielhaft,
welche Subinstrumente darunter fallen.
2.
Was ist bei Festlegung des Marketing-Mix zu beachten?

Ich kann die gegenwärtige Entwicklung der Sport- und Fitnessbranche darstellen.
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Lernzielevaluation

Ich kann die Instrumente des Marketing-Mix nennen!
trifft nicht zu

trifft eher zu
trifft zu
Ich kann beschreiben, was bei der Kombination des Marketing-Mix zu beachten
ist!
trifft nicht zu
2.
trifft eher nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Die Produktpolitik
Folgende Lernziele sollen Sie in diesem Kapitel erreichen:
–
Das Wesen der Produktpolitik erläutern können!
–
Den marktorientierten Produktbegriff erläutern können!
–
Verschiedene Unterscheidungen von Produktarten erklären können.
–
Die drei Dimensionen eines Produktprogramms erläutern können.
–
Die Ermittlung der Marktadäquanz von Produkten erklären können.
–
Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchführen können.
–
Die Qualitätspolitik und ihre Subinstrumente erklären können.
–
Produktpolitische Entscheidungen innerhalb der Sortimentspolitik nennen
können.
–
Maßnahmen der Kundendienstpolitik nennen können.
–
Verschiedene Formen der Marktausweitung erklären können.
–
Die Lebenszyklusanalyse und das BCG-Portfolio erläutern können.
–
Die Maßnahmen der Produktpolitik erklären können.
6
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Die Produktpolitik, auch Produktprogramm- oder Sortimentspolitik genannt, befasst
sich mit den Produkten bzw. dem Produktprogramm eines Unternehmens und dessen
Veränderungen. Im Falle eines Fitnessstudios beispielsweise geht es hierbei natürlich
nicht nur um Produkte im materiellen Sinne, sondern auch um Dienstleistungen.
Die Produkte eines Unternehmens sollen so gestaltet sein, dass sie dem Kunden
Problemlösungen anbieten. Sie sollen ihm den größtmöglichen Nutzen bieten und
sein Leben verschönern. Um dies zu erreichen, muss das Unternehmen im Vorfeld
Marktforschung betreiben. Auf dieser Informationsgrundlage können die Produkte des
Unternehmens gestaltet werden. Die Gestaltung der Produkte umfasst dabei nicht nur
das Produkt selbst, sondern auch die dazu gehörigen Dienstleistungen, wie
beispielsweise Kundenservice. Der Produktbegriff soll im Folgenden genauer
beleuchtet werden.
2.1
Der marketingorientierte Produktbegriff
Ein Produkt ist nicht nur ein Gegenstand, mit dem etwas gemacht wird oder der zu
etwas benötigt wird. (Bsp.: Ski werden zum Skifahren verwendet). Es besteht vielmehr
aus einem Bündel von Eigenschaften, die der Anbieter so kombinieren sollte, dass die
Bedürfnisse der Kunden durch den Gebrauch oder Verbrauch dieses Produktes
befriedigt werden können.
Das Produkt als technische Leistung ist die Summe der sog. physikalischen,
chemischen und technischen (pct-) Eigenschaften. Das Produkt als absatzwirtschaftliche Leistung ist die Summe der von den Konsumenten wahrgenommenen
und mit bestimmten Nutzenerwartungen verknüpften Leistungsmerkmalen. Die
absatzwirtschaftlich orientierte Definition des Produktbegriffs umfasst die pctEigenschaften, die von den Konsumenten wahrgenommen werden und aus deren
Sicht einen bestimmten Nutzen stiften. Güter werden heutzutage nicht mehr aufgrund
ihrer pct-Eigenschaften gekauft, da Produkte der gleichen Kategorie diese
Eigenschaften grundsätzlich sowieso haben (z. B.mit allen Skiern ist man in der Lage,
einen Abhang herunter zu kommen). Viel wichtiger sind heute die zusätzlichen
Serviceleistungen in Verbindung mit dem Produkt und vor allem der Erbauungs- und
Geltungsnutzen des Konsumenten bezogen auf das Markenimage, wodurch er sich
selbst aufwertet.
Der Produktnutzen setzt sich folgendermaßen zusammen:
Grundnutzen + Zusatznutzen (Serviceleistungen) + Erbauungs- und
Geltungsnutzen
= Produktnutzen
Beispiel:
Tina kauft Ski von der Marke Speedo. Natürlich will sie in erster Linie damit
Ski fahren. Aber warum kauft sie sich nicht die 300,-€ billigeren Ski der
Marke NoName? Weil Speedo eine regelmäßige Wartung der Ski anbietet
und zudem eine lebenslange Garantie gibt (Zusatznutzen). Außerdem gilt
die Marke als besonders chic und wird auch von den Profis verwendet
(Erbauungs- und Geltungsnutzen).
7
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Gudrun kauft den teuren Pullover von Polo Sport Ralph Lauren nicht, weil
sie in erster Linie ein Kleidungsstück sucht, das sie wärmt. Sie kauft den
Pulli allein aus Prestigegründen, damit ihr Umfeld vermutet, sie habe so viel
Geld, sich teure Kleidungsstücke problemlos leisten zu können (Erbauungsund Geltungsnutzen).
Reflexionsaufgabe:
Notieren Sie verschiedene Produkte, die Sie kennen und überlegen Sie sich, wie
sich deren Produktnutzen zusammensetzt.
Wichtig ist, dass der Konsument den zugesagten Produktnutzen erlebt, der so
wichtige Faktoren wie die Gebrauchsfähigkeit, die Sicherheit, die Haltbarkeit, die
Wertbeständigkeit und einiges andere mehr umfasst. Im Laufe der Jahre wurden die
Produkte ständig weiterentwickelt. Der Konsument benutzt fast ausschließlich nur
noch fertige Produkte, die keiner weiteren Bearbeitung bedürfen. In den letzten Jahren
ist ein zunehmender Trend zur Ästhetisierung von Produkten erkennbar. Qualitätssteigerungen sind heute mit einem wesentlich höheren Preis verbunden, Qualitätsminderungen machen auch gehobene Produkte einer breiteren Schicht zugänglich
(da die Produktionskosten gemindert werden und damit ein günstigerer Preis gemacht
werden kann). Dabei ist darauf zu achten, dass eine zu starke Qualitätsminderung
nicht die Freude am Produkt verdirbt (ein Ausgleich zwischen niedrigeren
Produktionskosten und einer ansprechenden Qualität ist dabei herzustellen). Produkte
werden im neuen Jahrhundert immer selbstverständlicher auf ihre Recycling-Fähigkeit
bzw. auf ihre Umweltverträglichkeit hin produziert (z. B.Produkte müssen recyclebar
sein).
Der Nutzen eines Produktes für den Konsumenten ist aber vom Preis abhängig, den
der Konsument für eine bestimmte Leistung aufgewendet hat. Je günstiger er diese im
Vergleich zu anderen Alternativen erworben hat, desto größer ist sein Nutzenempfinden. Der Konsument handelt dabei nach dem Rationalprinzip, er strebt also
nach einer Maximierung der sog. Zweck-Mittel-Relation. Ein Unternehmen weiß, dass
sich sein Produkt auf einem freien Markt bewegt. Es ist das Ziel eines jeden
Unternehmens, für das eigene Produktprogramm einen möglichst hohen Marktanteil
zu erkämpfen. Durch die Bestimmung des Marktanteils lässt sich feststellen, wie stark
die Position gegenüber anderen Unternehmen auf dem jeweiligen Markt ist. Die
zeitliche Veränderung des Marktanteils gibt Hinweise auf die Entwicklung der
Marktstellung im jeweiligen Markt(segment).
Die Leistung eines Unternehmens muss sich an den Wünschen der Konsumenten
ausrichten, d.h. an den Wünschen des Marktes. Dies wird bezeichnet als Marktadäquanz (siehe Kap. 2.4). Dabei ist jedoch wichtig, dass die Konsumenten die für
sie wichtigen Eigenschaften auch wahrnehmen. An diesem Punkt schließt die
Produktpolitik an die Kommunikationspolitik an, denn die Werbebotschaften müssen
diese Eigenschaften so kommunizieren, dass die Kunden sie wahrnehmen. Das
Image schon vorhandener Produkte der gleichen Markenfamilie wird hier häufig dazu
genutzt, einen Imagetransfer auf das neu beworbene Produkt zu erreichen. Die
Wahrnehmung der Problemlösefähigkeit eines Produktes wird vom Konsumenten
durch seine Einstellung, Erfahrung und sein individuelles Wertesystem beeinflusst.
Reflexionsaufgabe:
Überlegen Sie sich verschiedene Produktarten oder Produkte und denken Sie
darüber nach, welche Nutzenerwartungen Sie an die jeweiligen Produkte haben.
8
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
2.2
Lernheft 7A
Produktarten
Unter Produkten versteht man nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Güter,
wie beispielsweise Dienstleistungen. Denn auch diese können dem Konsumenten
einen Nutzen stiften. Vor allem im Sportbereich werden vielfach immaterielle Güter
gehandelt. Während Sportbekleidung, -ausrüstung und –zubehör zu den materiellen
Gütern gehören, sind beispielsweise die Vermittlung von Sportreisen,
Wellnessbehandlungen oder Sportkurse immaterielle Güter.
Auch Kombinationen von materiellen und immateriellen Gütern sind möglich. Dabei
wird teilweise auch zwischen der sog. Haupt- und der Nebenleistung unterschieden.
So verkauft ein Sportgerätehersteller z. B.nicht nur die Geräte an sich, sondern kann
auch eine kostenlose Wartung anbieten, die dem Konsumenten zusätzlichen Nutzen
stiftet. Diese ergänzende Leistung kann teilweise sogar die eigentliche Hauptleistung
in ihrer Wichtigkeit übersteigen. Bietet beispielsweise der größte Konkurrent des
besagten Sportgeräteherstellers ein gleichwertiges Gerät an, jedoch keine
zusätzlichen immateriellen Leistungen, wird sich der Kunde für diejenige Alternative
entscheiden, die ihm zusätzlichen Nutzen durch die angebotene Dienstleistung stiftet.
Auf dem Markt unterscheidet man materielle und immaterielle Güter, oft auch eine
Kombination beider zur Nutzenstiftung beim Kunden.
Güter können jedoch auch nach ihrem Ausmaß der sog. Verwendungsreife
unterschieden werden. Hierbei handelt es sich um
1.
Roh- oder Urstoffe (sie werden aus der Natur gewonnen, z. B.Erdöl),
2.
Halbfertigerzeugnisse (sie wurden bereits bearbeitet, müssen jedoch noch
weiter verarbeitet werden, z. B.Kunststoff)
3.
Fertigerzeugnisse (sie können direkt ge- oder verbraucht werden, z. B.ein
Cardio-Gerät.
Auch nach dem Individualisierungsgrad können Produkte unterschieden werden.
Dabei unterscheidet man zwischen Massenprodukten und Individualgütern. Erstere
sind für einen breiten, anonymen Markt gefertigt, z. B.Sportschuhe, Jogginganzüge
oder Fahrräder. Letztere werden nach einem Auftrag und den speziellen Wünschen
des Käufers erstellt (z. B.ein spezielles Cardio-Geräte, das auf eine Behinderung des
Sportlers zugeschnitten wurde). Werden Produkte genau auf die Wünsche des
Kunden abgestimmt, bezeichnet man dies auch als Customizing.
Güter können jedoch auch nach dem Beschaffungsaufwand unterschieden werden.
Es geht darum, wie der Kaufentscheidungsprozess beim Konsumenten vonstatten
geht. Den extensiven Kaufentscheidungen geht ein längerer Entscheidungs- und
Abwägungsprozess voraus, habituelle Kaufentscheidungen sind sozusagen bereits
automatisiert und impulsive Kaufentscheidungen sind situationsabhängig und
spontan. Bzgl. des Beschaffungsaufwandes kann man jedoch auch zwischen
convenience goods, shopping goods und specialty goods unterscheiden.
9
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Sandra Müller will sich ein hochwertiges Rennrad kaufen. Ein Jahr lang
studiert sie Fachzeitschriften, geht in Fahrradgeschäfte und informiert sich
im Internet. Es dauert lange, bis sie etwas gefunden hat, das ihren
Ansprüchen und ihrem Geldbeutel genügt. → extensive Kaufentscheidung.
Wenn Sandra Müller in ihr Fitnessstudio geht, nimmt sie automatisch immer
das gleiche Fitnessgetränk, TrimmFit mit Himbeergeschmack. Es werden
auch noch viele andere Sorten und Geschmacksrichtungen angeboten, aber
Sandra hat sich an den Geschmack gewöhnt, außerdem ist TrimmFit
günstig und sie hat auch keine Lust, an der Theke die anderen Angebote zu
studieren. → habituelle Kaufentscheidung.
Beim letzten Fitnessstudiobesuch fiel Sandra Müllers Blick auf einen neu
aufgestellten Sonderständer mit Sporthosen von Venice Beach, die das
Studio gerade zum einmaligen Sonderpreis an seine Mitglieder verkauft.
Eine enge schwarze Trainingshose hat ihr so gut gefallen, dass sie diese
einfach mitgenommen hat, obwohl sie eigentlich schon zehn Sporthosen zu
Hause hat. → impulsive Kaufentscheidung.
Reflexionsaufgabe:
Reflektieren Sie Ihre letzten Einkäufe. Welche Arten von Kaufentscheidungen
haben Sie dabei getroffen?
Güter lassen sich jedoch auch in convenience goods, shopping goods und specialty
goods unterscheiden. Bei convenience goods handelt es sich um Waren des
täglichen Bedarfs und diese werden mit geringem Aufwand gekauft, z. B.Lebensmittel
des täglichen Bedarfs, Kosmetika des täglichen Bedarfs. Ist ein bestimmtes Produkt
nicht verfügbar, weicht der Konsument auf die nächst beste, ihm bekannte Alternative
aus und unternimmt keine zusätzlichen Anstrengungen, nach einem Ersatzprodukt zu
suchen.
Dem Kauf von shopping goods geht ein längerer Entscheidungsprozess voraus
(z. B. Running Schuhe), wobei Preis und Qualität sorgfältig abgewogen werden.
Auch dem Kauf der specialty goods geht ein längerer Entscheidungsprozess voraus,
da auch hier bestimmte Vorstellungen seitens des Käufers gegeben sind und die
Produkte nur in größeren Abständen gekauft werden (z. B.hochwertiges Rennrad).
2.3
Das Produktprogramm
Der Begriff „Produktpolitik“ bezieht sich auf ein Produkt (eine Leistung) eines
Unternehmens. Der Begriff „Produktprogrammpolitik“ oder „Programmpolitik“
bezeichnet alle Leistungen eines Unternehmens und deren Verflechtungen und
Synergieeffekte untereinander. In der Industrie spricht man von
Produktionsprogramm, im Handel von Sortiment.
10
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Ein Produktprogramm setzt sich aus drei Dimensionen zusammen:
–
Die programmpolitische Grundorientierung bezieht sich auf die
Gemeinsamkeiten, die alle Leistungen eines Unternehmens haben, z. B.gleiches
Image, gleiche Kundensegmente, gleiche Vermarktungsstrategien etc.
–
Die Programmbreite bezieht sich auf die Anzahl der verschiedenen
Produktlinien eines Unternehmens, z. B.die Marke „Sport Foods“ hat eine
Produktlinie für Sportgetränke, eine für Nahrungsergänzungsmittel und eine für
mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Fertiggerichte.
–
Die Programmtiefe bezieht sich auf die Anzahl der Varianten innerhalb einer
Produktlinie, z. B.die Produktlinie für Sportgetränke von „Sport Foods“ enthält
Mineralgetränke, Eiweißshakes und Gesundheits-Teesorten, etc.
2.4
Die Ermittlung der Marktadäquanz von
Produkten und Produktprogrammen
Konkretisiert sich ein Bedürfnis beim Konsumenten, so läuft dieser psychische
Vorgang im Verborgenen ab. Rückt jedoch der Kauf näher, so wird der Vorgang
zunehmend reflexiv. Zuerst ist wichtig, wie sehr ein Produkt den Bedürfnissen des
Konsumenten gerecht wird.
Der Konsument entwickelt einen Bedarf nach einem Produkt durch verschiedene
Reize und Stimuli, denen er ausgesetzt ist. Verschiedene Produkte werden registriert
und nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip bewertet. Ein Bedarf entsteht, wenn ein
Bedürfnis mit Kaufkraft seitens des Konsumenten ausgestattet ist, er also genügend
Geld besitzt, sich das Produkt zu kaufen. Wird dieser Bedarf konkretisiert, entsteht
eine Nachfrage, also eine Kaufabsicht beim Konsumenten.
Beispiel:
Sandra hat das Bedürfnis nach Sport, sie würde eigentlich gerne in einem
Fitnessstudio trainieren. Doch die Studentin hat kaum Geld, deshalb
konkretisiert sich dieser Wunsch auch nicht in einem Bedarf, dem sie
nachgeht. Sie joggt stattdessen jeden Sonntag morgen im Wald. Jessi hat
ebenfalls das Bedürfnis, Sport zu treiben. Sie verdient gut und hat daher
konkreten Bedarf nach einer Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Sie zeigt ihre
Nachfrage, indem sie sich verschiedene Studios ansieht, weil sie in eines
eintreten will.
Ein Produkt sollte beim Konsumenten möglichst emotionale Empfindungen auslösen.
Man spricht dabei von der Anmutungsleistung des Produkts. Außenreize werden
dadurch erstmals wahrgenommen, wobei hier kognitive Aspekte der Wahrnehmung
noch fehlen.
Mit der Hilfe eines Tachistokops können diese Außenstimuli gemessen werden. Dabei
wird das wahrzunehmende Objekt nur äußerst kurze Zeit präsentiert, dies kann
zwischen Bruchteilen von Sekunden bis zu mehreren Sekunden variieren. Wird das
Objekt nur sehr kurz gezeigt, kann es noch nicht rational verarbeitet werden. Dabei
entstehen undeutliche Emotionen bzw. Assoziationen. Diese beeinflussen die darauf
folgende kognitive Verarbeitung.
11
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Emotionale Wirkungen können auf unterschiedliche Weisen gemessen werden:
–
Auf motorischer Ebene ist es möglich, von den ablaufenden körperlichen
Veränderungen auf die Veränderungen im Innenleben zu schließen. Wie sieht die
Reaktion auf ein neues Produkt aus, welches im Einzelhandel präsentiert wird?
–
Auf physiologischer Ebene wird beobachtet, wie sich der elektrische
Widerstand der Haut verändert, wie sich die Farbe der Haut verändert, wie sich
Signale im Zentralnervensystem verändern. Damit und mit weiteren
Möglichkeiten kann die Stärke der inneren Erregung geprüft werden. Die Qualität
der Erregung muss jedoch erfragt werden.
–
Auf der verbalen Ebene werden Kunden über die Empfindungen beim
Betrachten der Produkte befragt. Verbale Äußerungen sind durch rationale Akte
geprägt. Durch Befragungen mit einem Raster von Einschätzungen kann
bewertet werden, wie die Anmutung in ihrer Ganzheitlichkeit aussieht. Auch eine
räumliche Darstellung macht es möglich, dass ähnliche Objekte nahe beieinander
liegen, unähnliche hingegen weit auseinander. Man bedient sich dabei der
mehrdimensionalen Skalierung.
Da Produkte wirkliche Gegenstände verkörpern, ist es für das Marketing nicht
angemessen, von einer objektiven Produktqualität zu sprechen. Das Produkt ist
tatsächlich ein Konstrukt aus dem Produktkern, den technisch-stofflichen
Bestandteilen, der Produktform, dem Design, der Verpackung, der Produktfunktion,
der Zuverlässigkeit, der Wirtschaftlichkeit u. ä. Die einzelnen Bestandteile werden
miteinander verbunden, sodass es zu einem Ganzen wird. Für den Konsumenten ist
also neben der Qualität des Produktes auch die individuelle Zweckeignung
kaufrelevant.
Je höher der Konsument die Qualität und die Zweckeignung des Produktes
bewertet, umso wahrscheinlicher ist es, dass er das Produkt kauft.
Um zu erfahren, wie sehr ein Produkt den Vorstellungen des Konsumenten
entgegenkommt, bieten sich zwei Verfahren an:
1.
Durch Befragung kann die durch den Konsumenten eingeschätzte
Produktqualität erfahrbar gemacht werden. Durch einfache Ratings wird das
Meinungsbild abgefragt. Das bedeutet jedoch, dass die befragten Konsumenten
wissen, wovon sie reden. Sie müssen fähig sein, ihre Ansichten zu einem
Gesamturteil zu formen.
2.
Es ist auch möglich, die Ausgangsfragestellung zu zergliedern und einzelne
Attribute zur Auswahl anzubieten. Es wird dabei vorweggenommen, dass
einzelne Bestandteile des Produktes und deren Eigenschaften vom
Konsumenten wahrgenommen und bewertet werden.
Werden Produkte in ihre Bestandteile oder in Eigenschaften unterteilt, so lassen sich
damit kognitive Prozesse freilegen. Dieser Vorgang stützt sich auf die Multiattributivmodelle. Einzelne Attribute werden reflektiert und verarbeitet. Es entsteht der Eindruck
als Ergebnis einer kognitiven Verarbeitung. Um die einzelnen Eindrücke zu einem
Ganzen zusammenzufügen, gibt es unterschiedliche Wege.
Entsteht ein nachteiliger Eindruck, wird er durch den positiven Eindruck nicht wieder
ausgeglichen, sofern die Eindrücke nicht kompensatorisch verknüpft werden.
12
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Hat ein Running-Anzug mit sehr guter Qualität ein Loch, so wirkt das Loch
stärker auf den Konsumenten als die besondere Stoffqualität. Entsteht ein
schlechter Eindruck, so kann er durch den Gesamteindruck nicht
kompensiert werden.
Anders verhält es sich, wenn die Eindrücke kompensatorisch verknüpft werden.
Beispiel:
Hat eine Massage nur durchschnittliche Qualität, wird dies durch ein
besonderes Ambiente und eine entspannende Umgebung wieder
ausgeglichen. Denn durch Entspannungsmusik, gedämpftes Licht und Ruhe
konzentriert sich der Behandelte weniger auf die Massage allein, als auf den
erholsamen Gesamteindruck.
Die linear-kompensatorische Regel besagt, dass das Gesamturteil durch die
Sachinformation und deren subjektive Beurteilung jedes einzelnen Konsumenten
entsteht.
Beispiel:
Mineralwasser in PET-Flaschen aus den französischen Alpen findet
Benedikt cool und sportlich. Der Gesamteindruck ist gut. Chantal meint, dies
sei zu teuer – sie trinkt deshalb das Wasser aus dem Wasserhahn, da sie
weiß, dass dieses Wasser pH-neutral ist und ansonsten keine schädlichen
Zusätze hat, sondern ein Trinkwasser von guter Qualität ist.
Ein Gesamturteil entsteht, wenn man die einzelnen Bewertungen durch die
Verbindung von Sachinformation und Beurteilung miteinander verknüpft und
summiert. Dies nennt man auch kompositionelles Verfahren.
So gibt es nicht nur eindimensionale Messverfahren, sondern ebenso
mehrdimensionale Messverfahren, die zum Teil sehr anschaulich (Schaubilder), zum
Teil mathematisch sind. Auch Präferenzen können abgebildet werden in einem
Idealvektor-Modell oder einem Idealpunkt-Modell, auf jedoch erst später in Verbindung
mit der eigentlichen Produktpositionierung als Instrument der Produktpolitik
eingegangen wird.
2.5
Die Wirtschaftlichkeitsanalyse
Will ein Unternehmen feststellen, ob die Einführung eines neuen Produktes
wirtschaftlich sinnvoll ist, kann es eine sog. Wirtschaftlichkeitsanalyse durchführen.
Sie stellt fest, ob nach Abzug aller Kosten ein positiver Überschuss verbleibt. Durch
sog. Umsatzstruktur- oder Konzentrationsanalysen soll das Produkt aufgrund von
Größen wie Produktionskosten, Vertriebskosten, zu erwartende Erlöse,
voraussichtlich erzielbare Marktanteile, Marktrisiken etc. beurteilt werden. Diese
Größen können durch Informationen, die in vorherigen Phasen gesammelt wurden, in
Prognosen umgewandelt werden.
Da die Entscheidung über die Schaffung und Einführung eines neuen Produktes mit
hohen Ausgaben verbunden ist und über längere Zeit finanzielle Mittel bindet, kann
13
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
sie auch als Investitionsentscheidung gesehen werden. Zur Beurteilung der
Wirtschaftlichkeit bzw. der Rentabilität eines Produktes bieten sich daher Methoden
der Investitionsrechnung an. Im folgenden wird beispielhaft die Break-Even-Analyse
vorgestellt.
Die Break-Even-Analyse gibt Antwort auf die Frage, ab welcher "kritischen"
Absatzmenge alle bisher entstandenen Kosten des Neuprodukts durch entsprechende
Umsätze abgedeckt sind. Bei dieser kritischen Menge, der Break-Even-Menge hat
besteht weder Gewinn noch Verlust.
Hinweis:
Die Break-Even-Analyse wird auch im Lehrmodul Kosten- und Leistungsrechnung
behandelt!
Der Break-Even-Punkt ist die abgesetzte Menge eines Produktes, bei dem es
weder Gewinn erzielt noch Verlust macht.
Break-Even-Analyse:
Gewinn = Erlös – Kosten=0
G = E(x) – K(x) = p∗x – (F + v∗x)=0
Da am Break-Even-Punkt der Gewinn 0 ist folgt:
p∗x = F + v∗x
Daraus ergibt sich die Break-Even-Menge als:
xkrit. = F / (p-v)
wobei: x krit. = Break-Even-Menge
p = Marktpreis pro Mengeneinheit
F = alle bisher entstandenen Fixkosten (incl. Entwicklungskosten)
v = variable Kosten zur Herstellung einer Mengeneinheit von x
Wenn die Break-Even-Menge unter der geplanten Verkaufsmenge liegt, dann wird der
Entwicklungsprozess des Produktes weiterverfolgt. Liegt die Break-Even-Menge über
der geplanten Verkaufsmenge, dann wird das Produkt aus dem Programm genommen
oder es werden Veränderungen vorgenommen.
Beispiel:
Der Hersteller für Sportlernahrung, die Sport & Fit GmbH plant die
Einführung eines neuen Eiweißriegels. Aufgrund umfangreicher Analysen
ergeben sich bezüglich der Neuproduktplanung des Riegels folgende
geschätzte Planwerte.
Kosten für Produktentwicklung und die Einführungskampagne: F=20.000
Euro
Marktpreis pro Einheit: p=1,20 Euro,
variable Kosten pro Stück: v=0,80 Euro,
geplante Absatzmenge: x=80.000 Stück
Die Break-Even-Menge errechnet sich dann wie folgt:
xkrit.=20.000 / (1,20 – 0,80)=50.000
14
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Da die geplante Absatzmenge mit 80.000 Stück deutlich über der BreakEven-Menge von 50.000 Stück liegt, sollte die Entwicklung des Produktes
weiterverfolgt werden. Ab Erreichen dieser Menge kann ein Gewinn erzielt
werden.
Vorteil:
der Break-Even-Analyse:
–
Einfache Anwendbarkeit.
Nachteile: der Break-Even-Analyse:
2.5.1
–
Die Analyse ist statisch, die Zeit wird nicht einbezogen.
–
Verzinsungseffekte werden außer Acht gelassen.
–
Preisen und variablen Kosten wird unterstellt, dass sie sicher und
konstant sind. Eine Unterteilung der Kosten in fixe und variable
Kosten ist schwierig.
–
Risiken werden außer Acht gelassen.
–
Die Wirkung von Marketingmaßnahmen wird nicht berücksichtigt.
Die Qualitätspolitik und ihre Subinstrumente
Die Qualitätspolitik kann in zwei Dimensionen aufgeteilt werden, wobei die
Ausrichtung der Komponenten nicht nur auf die Ware selbst und ihre physische
Struktur, sondern auch auf die Verpackung erfolgt, was im Zuge der zunehmenden
Sensibilisierung für ökologische Fragen im Marketing immer bedeutender wird.
a.
Die Gestaltung
Der wichtigste Gegenstand der physischen Komponente eines Produktes ist
dessen Gestaltung und die Gestaltung seiner Verpackung als Festlegung seiner
Eigenschaften. Dabei muss zunächst der Produktkern nach Materialart und –
beschaffenheit festgelegt werden, danach erst erfolgt die Gestaltung der
imagebildenden Faktoren.
Man unterscheidet die
–
Gestaltung der physikalisch-technischen Merkmale wie Größe, Gewicht, Form,
Farbe, Material, Zweckmäßigkeit u. ä.
–
Gestaltung der Dauerhaftigkeit, bzw. der Lebensdauer eines Produktes, d.h. das
Vorprogrammieren von Einschnitten in der Lebensdauer.
Beispiele:
Die besonders haltbaren Materialien des Fahrradherstellers Bike KG weisen
für eine bestimmte Kundenschicht die gewünschten Qualitätsmerkmale auf,
die sie zum Kauf animieren.
Gerade an der bewussten Steuerung der Lebensdauer, insbesondere bei einer
bewussten Verkürzung der Lebensdauer, gibt es Ansatzpunkte zu Kritik, die zu einem
ökologieorientierten Marketing geführt hat. Hier werden dann Ressourcen-, Energieund Ökobilanzen zu Rate gezogen. Besonderes Augenmerk wird im Hinblick auf
Ressourcennutzung und –wiederverwendbarkeit (Recycling) gelegt. Dabei kommt es
jedoch oft zu einem Interessen bzw. Zielkonflikt: Um Ressourcen einsparen zu
können, benötigt man bei der Wiederverwertung einen hohen Energiebedarf, der in
15
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
der Ökobilanz zum Widerspruch führt und negativ bewertet wird. Dies schmälert dann
den positiven Effekt der Ressourcenentlastung erheblich.
b.
Die Standardisierung
Eine weitere wichtige Frage innerhalb der Produktpolitik ist, ob man sich durch
eine individuelle Form der Produktkonzeption profilieren möchte, oder ob man
sich den bestehenden Markttrends anpasst. Man bietet Produkte standardisiert
an, um so dem Kunden die Sicherung einer fortbestehenden Qualität zu
gewährleisten, d.h. ein Unternehmen stellt für den gesamten Markt das gleiche
Produkt in der gleichen Qualität her.
Im Zuge der Qualitätssicherung unterscheidet man außerdem folgende
Instrumente:
–
Normen: Heutzutage sind fast alle Produkte in irgendeiner Form genormt.
Diesbezüglich gelten überall in Deutschland bestimmte DIN-Normen (Deutsches
Institut für Normung).
–
Gütezeichen spielen in der Konsumgüterindustrie eine wichtige Rolle. Sie dienen
in erster Linie als Schlüsselinformationen zur Orientierung, um den Konsumenten
bei seiner Entscheidungsfindung bei der Produktwahl zu entlasten. Gerade bei
den schon erwähnten extensiven Entscheidungen stützt sich ein Konsument
gerne auf Informationen und Empfehlungen von neutralen Stellen, wie z. B.die
"Stiftung Warentest" oder auch auf andere private Testinstitute. ADAC- und TÜVSiegeln wird z. B.ein hoher Qualitätswert beigemessen oder auch den Qualitätsund Sicherheitszeichen des VDE. Ein weiteres aktuelles Selektionskriterium ist
der "Grüne Punkt", der zu einem ökologischen Gütesiegel geworden ist.
–
Produzentenhaftung: Der Hersteller der Waren wird dadurch für Konstruktions-,
Entwicklungs- und Fabrikationsfehler verantwortlich gemacht.
c.
Die Produktgestaltung / das Design
Im Rahmen der psychischen Komponente hat sich das Design zu einem immer
wichtiger werdenden Subinstrument der Produktpolitik entwickelt. Es gibt zu viele
gleichwertige Produkte im Sinne ihrer Funktionalität, als dass ein Unternehmen
diesen wichtigen Punkt vernachlässigen könnte. Gutes Design muss aber immer
auch funktionell sein, während die Funktionalität nicht unbedingt auch gut designt
sein muss. Das Design wird zunehmend zum Wettbewerbsinstrument, um sich
von Konkurrenten positiv abzuheben. Gerade beim Handelsmarketing wird z.
B.das Ladenlayout zum Positionierungs- und Wiedererkennungsfaktor und auch
zum Markenzeichen.
Beispiele:
Das moderne, nach Feng Shui-Richtlinien eingerichtete Fitnesscenter
„Buddha Fit“ nutzt sein Einrichtungslayout als unverwechselbares
Markenzeichen und zielt damit auf eine hohe Anmutungsqualität ab. Das
Einrichtungsdesign ist für viele Konsumenten ein Grund für die
Entscheidung zur Mitgliedschaft. Das Ambiente, das ausgleichend auf die
Trainierenden wirkt, lockt eher an als ein spartanisch eingerichtetes „BilligFitnessstudio“.
Zum Design eines Produktes gehört jedoch in erster Linie auch die Gestaltung der
Verpackung.
16
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Wird die Verpackung eines Produktes und damit das Produktäußere variiert, liegt der
erste Zweck darin, dass das Produkt besser verkauft werden soll. Der zweite Zweck
liegt darin, dass das Produkt vor Beschädigung geschützt werden soll. Die
Verpackung wird auch dazu verwendet, Informationen an den Verbraucher
weiterzugeben.
Bei der Packungsgestaltung werden die folgenden Kriterien mitberücksichtigt:
–
Der Nutzen des Produktes wird auf der Verpackung deutlich kommuniziert.
–
Den Verwendungs- und Verbrauchsgewohnheiten der Käufer muss die
Verpackung entgegenkommen. Die Menge muss den Bedürfnissen des
Konsumenten angepasst werden, ebenso die Möglichkeit, die Verpackung zu
öffnen etc.
–
Welcher Anwendungsbereich mit dem Produkt gegeben ist, sollte klar aus der
Verpackung hervorgehen.
–
Die Packung sollte dem Erzeugnis entsprechen. Es darf auf der Verpackung nicht
zuviel oder zuwenig versprochen werden. So muss z. B.ein hochwertiges
Erzeugnis auch angemessen verpackt werden.
–
Die Packung soll der heutigen Zeit entsprechen.
–
Die Verpackung soll Sympathie erzeugen.
Die Verpackung eines Produktes dient dem Zwecke des Verkaufs, der
Kundeninformation und zum Schutz des Produktes.
Die Packung des Erzeugnisses wird dabei oft dem Zielkonsumenten angepasst. Ein
Sport-Duschgel hat das Ziel, die Werte und Einstellungen von Sportlern
anzusprechen. Auch müssen zum Beispiel Getränkegebinde handlich und
transportierbar sein. Der Träger soll weiterverwendet werden können. Durch
gesetzliche Regelungen sind Verpackungen so zu gestalten, dass es keine
Mogelverpackungen gibt, die möglicherweise einen falschen Eindruck suggerieren.
d.
Die Markierung
Die Markenpolitik (sie wird nochmals in Kapitel 6 in Lehrheft B dieses Moduls
aufgegriffen) ist ein wichtiges, zentrales Element der Produktpolitik. Mit ihrer Hilfe
kann ein bestimmtes Produkt aus der Anonymität des Marktes herausgehoben
werden und gegenüber anderen Produkten differenziert werden. Dem Produkt wird
sozusagen ein eigenes, individuelles Image verliehen. Ein Unternehmen hat bei der
Produkteinführung also die Wahl, eine Marke zu verwenden oder anonym zu bleiben.
Beispiele:
Bis Anfang der 80er Jahre wurden Produkte der Textil- und Sportartikelbranche meist anonym verkauft, bis sich dann die Markenstrategien
entwickelten. Heute sind Marken wie Esprit, Fila, Nike, Adidas usw. aus der
Branche nicht mehr wegzudenken. Oft werden in größeren Bekleidungsgeschäften sog. Shop in Shop Systeme eingerichtet, bei denen einzelne
Verkaufsbereiche nach Marken gestaltet sind. Im Sportsektor wurde
insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ein Markenbewusstsein
geschaffen. Hier findet schon beim Produktkauf eine Vorselektion
hinsichtlich der Marke statt. Ähnliche Konzepte gibt es auch in der
Automobilbranche, z. B.Mercedes, BMW usw. Bekannte Marken aus
anderen Branchen sind: SONY, PIONEER in der Unterhaltungselektronik
oder Persil und Ariel bei Waschmitteln usw.
17
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Der Markenartikel ist dabei eine zentrale Erfindung des Marketings. Gerade auf
Märkten mit Unsicherheiten und unvollkommener Information signalisieren
Markenprodukte dem Konsumenten Sicherheit und Vertrauen. Der Kunde kann sich
auch ohne eingehende Qualitätsprüfung auf ein Markenprodukt verlassen. Durch die
Verwendung einer Marke soll die ganze Marketing-Kultur eines Unternehmens
gebündelt und seine Unternehmensphilosophie ausgedrückt werden. Dies beim
Kunden rüberzubringen ist die Aufgabe eines Produktmanagers.
Der Aufbau einer Marke kann nur gelingen, wenn ein Produkt "markiert" ist.
Markierung schafft durch die Vergabe eines Markennamens und einer besonderen
Gestaltung die Voraussetzung, das Produkt aus der Anonymität des Marktes
herauszuheben. Dabei muss die Markierung so erfolgen, dass das Produkt
–
eindeutig als Markenartikel identifiziert werden kann,
–
sich aus der Masse der anderen Produkte heraushebt,
–
und leicht wieder erkannt wird.
Markenpolitische Entscheidungen:
Ein charakteristisches Markenbild, geprägt durch Form, Farbe, Verpackung, Name
und Produktpräsentation hebt das eigene Produkt aus der Vielzahl der Konkurrenzprodukte hervor. Dass Markenartikel jedoch nicht nur hochpreisige, qualitativ
hochwertige Produkte mit hohem Marktanteil und hohem Bekanntheitsgrad sein
müssen, zeigen die Anbieter von Handelsmarken oder No-Name-Produkten. Deshalb
folgt man heute meistens einer weiter gefassten Markenartikeldefinition, welche v. a.
das Gleichbleiben von Qualität, Preis, Produktäußerem und Produktnamen, Zusatzleistungen, und Werbung in den Vordergrund stellt, wenn von einem Markenprodukt
die Rede ist.
Im Bereich der Produktmarkierung kann der Anbieter nun verschiedene markenpolitische Alternativen anwenden. So kann z. B.ein Herstellername, ein Handelsname
oder eine No-Name-Strategie eingesetzt werden.
Die Wahl des Markennamens stellt das wichtigste Mittel der Markierung dar. Durch
einen prägnanten Markennamen können die Konsumenten ein Produkt leicht
identifizieren. Markennamen können in semantisch besetzte Namen und Kunstnamen
unterschieden werden.
Durch die Wahl eines semantisch besetzten Namens sollen bestimmte Eigenschaften,
z. B.von einem Tier, auf das Produkt übertragen und damit positive Assoziationen
erreicht werden. Beispielsweise assoziiert man mit "Jaguar": kraftvoll, elegant, schnell.
Allerdings besteht auch die Gefahr negativer Assoziationen wie z. B.die der bösen
Raubkatze.
Kunstnamen sollen auf phonetischer Ebene, also durch ihren Wohlklang,
Assoziationen wecken. Beispiele für solche in den Ohren der Verbraucher
wohlklingenden Namen sind "Fila" oder "Iceberg".
Unternehmen können ihren Markennamen oder auch Bildzeichen ihrer Artikel rechtlich
absichern, was ihre Bedeutung noch unterstreicht. Die Eintragung beim Patentamt
bietet dann Schutz vor Konkurrenten aus der eigenen Branche, verhindert aber auch
den Missbrauch durch Anbieter anderer Branchen.
18
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Was den Markenträger betrifft können bei der Markenbildung ebenfalls verschiedene
Strategien verfolgt werden. Ein Mehrproduktunternehmen kann z. B.eine Einzel- bzw.
Produktmarkenstrategie verfolgen. In diesem Fall bezieht sich der Markenname nur
auf ein einzelnes Produkt, ohne dass eine Verbindung zum Hersteller offensichtlich
wird.
Beispiel:
Der Hersteller Bruckner AG führt verschiedene Einzelmarken wie z. B.das
Sport-Shampoo Sport & Splash, Kühlgele der Marke „Freeze“ oder das
Duschgel der Marke „Sportiv“.
Viele Hersteller bilden aber auch sog. Markenfamilien. Mitglieder bzw. Komponenten
dieser Markenfamilie weisen dabei - wie im bürgerlichen Leben auch – einen
identischen Namensbestandteil auf.
Beispiel:
Die Firma Beiersdorf verfolgt mit den Marken Nivea und Tesa eine solche
Strategie.
Stimmt der Name der Markenfamilie mit dem Firmennamen überein, spricht man von
einer Firmenmarke bzw. Unternehmensmarke.
Beispiel:
VW Golf, VW Polo, Opel Corsa etc.
Bei der Einmarkenpolitik bearbeitet ein Unternehmen den Markt mit nur einer Marke.
Manche Unternehmen bieten auf demselben Markt neben der Hauptmarke eine oder
mehrere Zweitmarken an, häufig auch als sog. Billigmarken. Mit einer solchen
Mehrmarkenpolitik lassen sich zusätzliche Absatzwege und Regalflächen erschließen
bzw. verschiedene Marktsegmente gezielt bearbeiten.
Beispiel:
Produkte, die z. B.die Discounter Lidl oder Aldi vertreiben sind meistens
leicht abgewandelte Produkte, die als Markenartikel in anderen Geschäften
verkauft werden. Andere Beispiele sind z. B.die Eigenmarke Aro von Metro
oder Balea und Alverde von dm-Markt.
Als Strategien im Rahmen der Markenpolitik sollten Sie sich die Einzel- bzw.
Produktmarkenstrategie, die Strategie der Markenfamilien, der Firmenmarke, die
Einmarken- und die Mehrmarkenpolitik merken.
Durch den Aufbau einer Marke können entscheidende Wettbewerbsvorteile im Sinne
einer Unterscheidbarkeit gegenüber der Konkurrenz erzielt werden. Marken stellen
Eintrittsbarrieren für Nachahmer oder Newcomer dar, da ihre Etablierung mit viel Zeit,
Geld und Erfolgsunsicherheiten verbunden ist. Die Investitionen in den Aufbau einer
Marke zahlen sich, wenn überhaupt, meist erst langfristig aus. Über die Marke lassen
sich auch meistens Attribute wie Qualitäts- oder Kostenführerschaft identifizieren.
Durch erfolgreiche Marken wird der Hersteller unabhängiger und kann gegenüber dem
Handel bessere Konditionen durchsetzen. Ein Händler, der eine gängige Marke nicht
im Sortiment führt, riskiert nämlich Kunden zu verlieren.
19
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Die Markenpolitik beschränkt sich nicht nur auf die Produktpolitik, sondern setzt auf
die Kombination verschiedener Instrumente. Im Folgenden sind einige Aspekte
erläutert, die zum Aufbau von Markenwissen beim Konsumenten beitragen:
–
Sicherung des Qualitätsniveaus (Produktpolitik):
Beim Aufbau einer Marke sind die möglichen Gebrauchs- und
Verbrauchserfahrungen der Kunden zu berücksichtigen. Die Kunden müssen
positive Erfahrungen mit dem Produkt und seiner Qualität machen, um Vertrauen
zu gewinnen. Als Markenprodukte werden nämlich nur Produkte angesehen und
akzeptiert, die sich durch hohe und vor allem gleich bleibende Qualität
auszeichnen. Markenpolitik heißt daher auch Qualitätspolitik.
–
Kommunikationspolitik:
Der Aufbau einer Marke ist auch immer mit Aktivitäten der Kommunikationspolitik
(Werbung, Verkaufsförderung, persönlicher Verkauf) verbunden, die dazu dienen,
den Konsumenten die Überlegenheit des Produktes glaubhaft zu machen und
dadurch Markenwissen aufzubauen.
–
Preis- und Distributionspolitik:
Der Preis eines Produktes kann als Indikator der Qualität angesehen werden. Ein
hoher Preis signalisiert dem Konsumenten eine hohe Qualität. Die
Preisforderungen müssen jedoch mit dem Qualitätsversprechen übereinstimmen,
ansonsten wird der Hersteller langfristig gesehen kein Erfolg haben. Die
Distributionspolitik kann vor allem durch den Einsatz von vertrauenswürdigen
Absatzmittlern, wie etwa dem Fachhandel, die jeweiligen Qualitätsinformationen
vermitteln.
–
Beobachtungen des Konsumenten am Markt:
Markenwissen kann auch dadurch entstehen, dass Konsumenten den Erfolg
eines Produktes bei anderen beobachten oder durch Kommunikation, d.h. hier
Gespräche erfahren. Wenn z. B.viele Leute Ski der Marke Snow fahren, dann gilt
das für potentielle Nachfrager als Indikator für die Güte des Produktes. Der
Markterfolg steht hier also als Indikator für die Produktqualität.
2.5.2
Die Produktlinien- bzw. Sortimentspolitik
Die Produktlinienpolitik ist die Gesamtheit des produzierten Programms incl. dem
Zukauf von Produkten zur Vervollständigung der Produktpalette. Ziel ist das
vollständige Sortimentsangebot. Die Produktlinienpolitik im Herstellerbereich
entspricht also analog der Sortimentspolitik im Handel.
Beispiel:
Im Produktionsgütersektor der Investitionsgüterbranche kaufen Unternehmen oft andere Produkte von Lieferanten hinzu, um gemäß dem Prinzip
"alles aus einer Hand" als Vollsortimentsanbieter auftreten zu können. Hier
kommt es oft vor, dass 70% Eigenproduktion vorliegt und der Rest
Zukaufartikel sind, um keine anderen Anbieter an den Kunden heran zu
lassen (Dieses Phänomen bezeichnet man dann auch als Aufbau einer
Markteintrittsbarriere!).
20
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Sortimentspolitische Entscheidungen:
Bei der Planung von Umfang und Struktur des Angebotsprogramms hat das
Unternehmen vielfältige sortimentspolitische Entscheidungen zu treffen:
–
Soll das Produktionsprogramm eventuell durch Zukäufe ergänzt werden, um
Kosten der Eigenproduktion zu sparen (Make-or-buy-Entscheidung)?
–
Wie breit/schmal soll das Sortiment sein? Die Sortimentsbreite wird dadurch
bestimmt, wie viele unterschiedliche Artikel einer Branche geführt werden sollen.
Ist das Angebot umfassend, spricht man von einem breiten Sortiment.
Beispiel:
Im Sporteinzelhandel verfügen große Sporthäuser wie beispielsweise
„Engelhorn Sports“ in Mannheim über ein sehr breites Sortiment. Von
Kleidung über Ski bis hin zu Tennisschlägern ist alles vorrätig.
–
Wie tief/flach soll das Sortiment sein? Werden in einem Sortiment innerhalb eines
Warenkreises jeweils eine größere Anzahl an Artikeln und Sorten geführt, kann
das Sortiment als tief definiert werden
Beispiel:
Fachgeschäfte, Spezialgeschäfte: Ein Spezialgeschäft für Sportschuhe führt
nur Sportschuhe, also ein sehr schmales Sortiment, das jedoch andererseits
sehr tief ist, da man hier Sportschuhe aller Art findet.
–
Auch das Sortiment der o. g. Warenhäuser ist zum Teil recht tief, d.h. man findet
hier eine bestimmte Produktart in den verschiedensten Ausführungen.
Beispiel:
Sportsocken in verschiedenen Farben, Stärken, Preisen, Qualitäten usw.
–
Ist das Angebot innerhalb der einzelnen Warenbereiche nur begrenzt, spricht
man von einem flachen Sortiment.
Beispiele:
ländliche Warenhäuser, Tankstellensortimente.
Wenn ein Anbieter sein bisheriges Sortiment verkleinern möchte, so kann er dies
sowohl in der Breite als auch in der Tiefe tun. Das Sortiment eines Unternehmens
kann im Rahmen der Gattungsspezialisierung durch Auslistung von Produktgattungen
oder Märkten in seiner Breite eingeengt werden. In der Tiefe kann das Sortiment
durch eine Produktstandardisierung verkleinert werden, indem man die Typenvielfalt
verringert und Produkte gleicher Produkteigenschaften aus dem Sortiment nimmt.
Oder man nimmt eine Produktspezialisierung auf einzelne Produktkategorien vor, um
das Sortiment in der Tiefe zu verkleinern.
Will ein Anbieter sein bisheriges Sortiment erweitern, so kann er die Sortimentstiefe
mit einer Produktdifferenzierung vergrößern, indem ähnliche Produkte in das
Sortiment aufgenommen werden. Die Sortimentsbreite kann durch eine Diversifikation
zwecks Risikostreuung vergrößert werden.
Schließlich kann natürlich auch ein Auswechseln bestimmter Sortimentsbestandteile eine Produktvariation vorgenommen werden.
21
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Von besonderer Bedeutung bei der Sortimentsplanung ist die Ausnutzung bestimmter
Verbundeffekte, d.h. dass die einzelnen Produkte als Bestandteile des Sortiments in
Beziehung zueinander stehen.
Bei einem Bedarfsverbund stehen die Produkte in einer komplementären Beziehung
zueinander, d.h. die Produkte können miteinander verwendet werden.
Beispiel:
Komplementäre Produkte sind Ski und Skischuhe und Ski-Anzug und SkiHandschuhe.
–
Die Produkte können jedoch auch in einer substitutiven Beziehung zueinander
stehen, d.h. sie können sich gegenseitig ausschließen und ersetzt werden.
Substitutive Produkte sind dabei gleichbedeutend mit alternativen
Kaufentscheidungen.
Beispiel:
Fingerhandschuhe zum Skifahren und Fäustlinge zu Skifahren.
–
Werden in einer Kaufsituation mehrere Produkte im gleichen Geschäft, erworben,
so handelt es sich um einen Kaufverbund. Dieser Verbundeffekt tritt
insbesondere oft in der Investitionsgüterbranche auf. Hier werden dann
Maschinen, Ersatz- oder Erweiterungsteile bei der gleichen Firma im
Kaufverbund erworben.
Beispiel:
Drogerieartikel; Büroeinrichtung oder größere Anlage in der Investitionsgüterbranche, Sportschuhe und Socken im Sportgeschäft.
–
Bei der Verfolgung einer Produktfamilien- oder Markenfamilienpolitik können
Verbundwirkungen sehr nützlich sein, da dann Informations- und
Erfahrungstransfers zwischen den einzelnen Produkten bzw. Marken des
Anbieters vorgenommen werden können. Hierbei handelt es sich dann um einen
Informationsverbund.
Beispiel:
Kaufen Sie z. B.seit Jahren Sportgetränke der Marke Sport & Fit, übertragen
Sie die Erfahrungen auch auf ein neues Produkt im Sport & Fit-Sortiment,
beispielsweise einen neu eingeführten Fruchtsaft.
2.5.3
Die Kundendienstpolitik
Die Kundendienstpolitik dient dazu, das betriebliche Leistungsprogramm zu ergänzen,
indem Serviceleistungen als Zusatzleistungen zum Produkt angeboten werden. Bei
dem Begriff Kundendienst handelt es sich jedoch nicht um eigentliche Dienstleistungen im Sinne eines eigenständigen Produktes, sondern nur um Leistungen, die
im Zusammenhang mit dem Kauf einer Ware erbracht werden. Außerdem sind
Kundendienstleistungen von Garantieleistungen zu unterscheiden, auf die der Kunde
aufgrund einer gesetzlichen oder vertraglichen Vereinbarung ja einen Anspruch hat.
Diese werden jedoch nicht im Rahmen der Kundendienstpolitik, sondern als
Instrument der Qualitätspolitik eingesetzt.
22
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Man unterscheidet verschiedene Formen von Kundendienstleistungen:
–
Der "Pre-Sales"-Service beinhaltet kaufmännische Kundendienstleistungen wie
Beratung, Information, Bereitstellung von Informationsbroschüren, Verkauf auf
Probe mit Bereitstellung der Ware oder eines Warenmusters oder auch die
Bereitstellung von Parkplätzen.
Beispiel:
Tom will in ein Fitnessstudio eintreten. Er erhält eine umfassende Beratung
durch den leitenden Trainer, darf die Trainingsgeräte bei einem Probetraining ausprobieren und auch an Fitnesskursen teilnehmen. Auch die
Sauna kann er testen.
–
Der "After-Sales"-Service wird dem Kunden, wie der Name schon sagt, nach dem
Kauf der Ware angeboten. Es handelt sich dabei v.a. um technische
Kundendienstleistungen wie Installation, Gebrauchsschulungen, Wartung,
Reparatur, Ersatzteilversorgung oder die vorübergehende Überlassung von
Ersatzgeräten.
Beispiel:
Sandy zieht es vor, zu Hause anstatt im Fitnessstudio zu trainieren. Deshalb
bestellt sie sich ein Cardio-Geräte sowie einen Fitnessturm bei der Firma
„Fit KG“, dem führenden Hersteller von Sportgeräten. Die Geräte werden zu
einem Wunschtermin geliefert, von den Fachleuten aufgebaut und Sandy
erhält auch noch eine Einführung. Bei technischen Mängeln und Trainingsfragen kann sie eine Hotline anrufen. Sandy fühlt sich deshalb gut
aufgehoben bei der Fit KG.
Kaufmännische Kundendienstleistungen im Nach-Kauf-Bereich können z. B.die
Stornierung des Kaufes oder die Rücknahme der Waren sein.
2.6
Marktausweitung im Rahmen der
Produktpolitik
Für ein neues oder verändertes Produkt muss zunächst ein Markt erschlossen
werden. Danach gilt es, diesen auszuweiten. Die Marktausweitung kann auf vier
Arten geschehen:
–
Mit bestehenden Produkten einen höheren Marktanteil erzielen.
Dies kann z. B.durch eine Erhöhung der Verbraucherintensität geschehen
(Bsp.: Ein Fitnessriegel wurde früher einzeln verpackt verkauft, dass Unternehmen verkauft ihn nun nur noch im Doppelpack). Eine andere Möglichkeit ist
die Verkürzung der Haltbarkeitsdauer des Produktes (built-in-obsolescence), um
so die Nutzungszeit zu verkürzen und schneller einen Ersatzbedarf zu schaffen
(Bsp.: Technische Geräte wie Computer oder Cardiogeräte etc. gehen
heutzutage schneller kaputt als früher). Außerdem kann versucht werden, die
eigene Wettbewerbskraft im Vergleich zu den Mitbewerbern zu erhöhen.
23
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
–
Lernheft 7A
Durch geringfügige Änderungen rund um das Produkt einen höheren
Marktanteil erzielen.
Der Marktanteil eines Produktes kann auch allein durch die Veränderung des
Produktdesigns erhöht werden, oder aber durch eine Veränderung des
Produktnamens, des Marketings, des Produktes selbst oder durch die
Ausweitung des Verkaufs durch den Export.
–
Durch Änderung des Produktprogramms einen höheren Marktanteil
erzielen.
Das Unternehmen kann auch das komplette Angebotsprogramm umgestalten,
d.h. Diversifikation betreiben. Praktischerweise können hier bereits bestehende
Vertriebskanäle etc. genutzt werden. Es können jedoch auch Probleme entstehen
(siehe Kap. 2.3.5), Bsp.: Das Fitnessstudio Be Fit bietet neben seinem
Sportprogramm auch Magnetschmuck zum Verkauf an.
–
Durch neue Produkte einen neuen Markt erschließen.
Durch neue Produkte werden immer auch neue Märke erschlossen. Agiert das
Unternehmen dabei international, hat es noch mehr Chancen, seinen Marktanteil
zu erhöhen.
2.7
Grundlagen für die Planung des
Produktprogramms
Um das Produktprogramms eines Unternehmens gestalten zu können, müssen die
darin enthaltenen Produkte zunächst genau eingeschätzt werden. Die Verantwortlichen müssen berücksichtigen, wie sich der Absatz der einzelnen Produkte
entwickelt und entwickelt hat, um sinnvolle Veränderungen vorzunehmen. Es wäre
z. B.nicht ratsam, ein absatzschwaches Produkt noch weiter auszubauen,
wohingegen der Verkaufsschlager des Unternehmens sicherlich noch mehr
Marktpotential erreichen kann. Um ein Produkt einzeln und im Verhältnis zum
restlichen Produktprogramm einschätzen zu können, bieten sich die ProduktLebenszyklus-Analyse und das BCG-Portfolio an.
Die Produktlebenszyklusanalyse
Bei dem Produktlebenszyklus werden Umsatz und Gewinn eines Produktes ab Beginn
seiner Markteinführung bis zur Marktsättigung beobachtet. Ziel ist es, der Überalterung des Produktprogramms vorzubeugen. Der Produktlebenszyklus enthält
folgende Phasen:
1.
Einführung
Das neue Produkt muss bei potentiellen Käufern erst noch bekannt gemacht
werden. Die Kosten für Forschung und erste Werbemaßnahmen können durch
den leicht steigenden Umsatz noch nicht gedeckt werden.
2.
Wachstum
Der Umsatz des Produktes steigt überproportional und es sind Gewinne zu
verzeichnen. Die Werbung hat sich bereits bezahlt gemacht, denn das Produkt
hat nun eine gewisse Bekanntheit und es kommt zu Wiederholungskäufen. War
das Unternehmen der erste Anbieter eines Produktes auf dem Markt
24
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
(First Mover), so ist in dieser Phase meist mit Konkurrenzprodukten zu rechnen,
die z. B.in veränderter Qualität oder verändertem Preis auf den Markt kommen
und Kunden weglocken.
3.
Reife
Der Umsatz nimmt nur wenig zu. Der Wettbewerb mit Konkurrenz-produkten wird
immer stärker, so dass die Gewinne zurückgehen. Gegen Ende der Reifephase
wird der Umsatz langsam rückläufig.
4.
Sättigung und Degeneration
Da Umsatz und Gewinn nun stark abnehmen, muss entschieden werden, ob das
Produkt vom Markt genommen wird, oder anhand verschiedener Maßnahmen der
Produkt- (-programm)gestaltung der Lebenszyklus verlängert wird.
Da der Produktlebenszyklus nur auf allgemeinen Erfahrungswerten beruht und nicht
auf den Marktanteil des Unternehmens eingeht, sollte er nicht als alleiniges
Planungsinstrument dienen.
Umsatz
Gewinn
Umsatz
Gewinn
Zeit
Einführung
Wachstum
Reifezeit
Sättigung
Rückgang
Beispiel:
Der Eiweißshakeproduzent Mühlberg KG hat einen neuen Shake mit Latte
Macchiato-Geschmack entwickelt. Absatzwirtschaftlich stellen sich
verschiedene Fragen in den einzelnen Lebenszyklusphasen. Die Forschung
hat bereits einiges an Geldmitteln verschlungen. Nun stellt sich die Frage,
ob die Einführungswerbung nur national, oder auch auf internationalem
Markt erfolgen soll. Während der Wachstumsphase fragt sich Marketingchef
Bergmann, ob das Produktprogramm nun durch Eiweißshakes mit ChiliGeschmack erweitert werden soll, da nun auch der Konkurrenzanbieter
Latte Macchiato-Shakes anbietet. Nach und nach kommen immer mehr
Konkurrenzprodukte auf den Markt und Bergmann überlegt, das in der
Reifephase befindliche Produkt zu verbessern und die Verpackung einem
Relaunch zu unterziehen, sie also etwas zu verändern und der aktuellen
Mode anzupassen. Der Markt neigt sich zusehends einer Sättigung, die
Latte Macchiato-Shakes von Billiganbietern haben den Markt überschwemmt und immer mehr Kunden abwandern lassen. Bergmann bleibt
nun, das Produkt noch einmal zu bearbeiten, oder es vom Markt zu nehmen.
25
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Das BCG-Portfolio
Im Unterschied zur isolierten Betrachtungsweise des Produktlebenszyklus beinhaltet
das BCG (Boston Consulting Group)-Portfolio die Wettbewerbssituation des gesamten
Produktprogramms, und zwar den Marktanteil der Produkte und das Marktwachstum.
Dies ist wichtig im Hinblick darauf, dass der Umsatz eines Unternehmens nicht nur
von einem Produkt abhängt und zahlreiche Verbindungen in Form von Synergieeffekten zwischen den Produkten bestehen und dass die gesamte Marktsituation
betrachtet werden muss, in die die Produkte eingebettet sind. Das Portfolio besteht
aus einer 4-Felder-Matrix, welche die jeweiligen Produktgruppen anhand der Größen
Marktanteil und Marktwachstum einordnet, was als Grundlage für strategische
Marketingentscheidungen dienen kann.
hoch
Question Marks
Stars
Poor dogs
Cash Cows
Marktwachstum
niedrig
niedrig
hoch
rel. Marktanteil
Bei Produkten, die als „Question marks“ bezeichnet werden, handelt es sich um
Produkte mit einem niedrigen Marktanteil, die jedoch ein hohes Marktwachstum
aufweisen. Es sind Produkte in der Einführungsphase, weshalb sie noch hohe
finanzielle Aufwendungen für sich beanspruchen. Mögliche Verfahrensweisen: Den
Marktanteil steigern, also investieren, oder das Produkt vom Markt nehmen, also
eliminieren.
Sog. „Stars“ sind Produkte in der Wachstumsphase, die einen hohen Marktanteil und
ein starkes Marktwachstum besitzen. Die Gewinne lassen sich noch weiter steigern,
indem der Marktanteil erhöht wird. Eine andere Möglichkeit ist es, den Marktanteil zu
halten.
Als „Cash cows“ werden diejenigen Produkte bezeichnet, die von der Wachstums- in
die Reifephase übergehen. Sie haben zwar einen hohen Marktanteil, jedoch nur noch
ein geringes Marktwachstum. Die Gewinne der „Cash Cows“ können in Produkte
investiert werden, die sich noch im Wachstum befinden. Es empfiehlt sich daher, den
Marktanteil zu halten.
Produkte, die sich bereits in der Reifephase befinden, werden „Poor dogs“ genannt.
Ihr Marktwachstum, sowie Marktanteil ist niedrig. Da sie kaum gewinne erwirtschaften,
sollten sie vom Markt genommen, also eliminiert werden.
Reflexionsaufgabe:
Überlegen Sie sich zu jedem der vier Portfoliofelder verschiedene Produkte, die Sie
anhand deren Marktwachstum und deren relativem Marktanteil einordnen können.
26
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
2.8
Lernheft 7A
Maßnahmen der Produktpolitik
Das Produktprogramm eines Unternehmens kann durch folgende Maßnahmen
verändert werden: Produktinnovation, Produktvariation, Produktdifferenzierung,
Produktdiversifikation.
Die Produktpolitik umfasst grundsätzlich fünf Maßnahmen:
–
Produktinnovation (Entwicklung neuer Produkte)
–
Produktvariation (Veränderung bestehender Produkte)
–
Produktdifferenzierung (Erweiterung des Produktprogramms auf horizontaler
Ebene)
–
Produktdiversifikation (Erweiterung des Produktprogramms auf vertikaler
Ebene)
–
Produkteliminierung (ein Produkt wird vom Markt genommen).
2.8.1
Die Produktinnovation
Die Produktinnovation bedeutet die Einführung völlig neuer Produkte im
Unternehmen. Dabei kann es sich um Produkte handeln, die nur für das Unternehmen
neu sind, oder auch um Produkte, die völlig neu auf den Markt kommen und noch von
keinem anderen Unternehmen angeboten wurden.
Im Allgemeinen sind die Unternehmen zu immer schneller aufeinanderfolgenden
Innovationen gezwungen, da die Produkt-lebenszyklen immer kürzer werden und der
Markt gesättigt ist. Dies und die Tatsache, das die Forschung- und Entwicklung immer
aufwändiger wird, hat für das Unternehmen hohe Kosten zur Folge.
Produktinnovationen sind meist die Folge veränderter Kundenwünsche, starker
Wettbewerber, technischer Neuheiten oder das sich Produkte eines Unternehmens in
der Degenerationsphase befinden.
Beispiel:
Der Sportgeräteproduzent SportsWorld verzeichnet hohe Gewinneinbußen,
da Billigmarken den Markt überschwemmen. Die Geschäftsführung hat sich
daher entschlossen, von Seiten der F&E-Abteilung (Forschungs- und
Entwicklungsabteilung) ein Rückentrainingsgeräte entwickeln zu lassen, das
auch im medizinischen Bereich angewendet werden kann und in kürzester
Zeit enormen Muskelzuwachs verspricht. Durch diese Innovation verspricht
sich die Geschäftsführung hohe Gewinne, da die Geräte nicht nur von
Fitnessstudios, sondern auch von Physiotherapeuten gekauft werden
würden..
27
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
2.8.2
Lernheft 7A
Die Produktvariation
Im Falle einer Produktvariation verändert das Unternehmen entweder die Qualität des
Produktes und/oder dessen Produktäußeres. Durch diese Maßnahmen kann der
Produktlebenszyklus verlängert werden. Das Produkt soll für den Kunden attraktiver
werden, die Wachstums- und Sättigungsphase wird verlängert.
Soll die Produktqualität verändert werden, kann das Unternehmen diese verbessern
oder verschlechtern. Im ersten Fall erhöht sich der Produktnutzen für den Kunden.
Im zweiten Fall sinken die Produktionskosten für das Unternehmen, was einen
verminderten Verkaufspreis zur Folge hat (auch im Vergleich zu Konkurrenzprodukten) und somit den Umsatz steigern soll.
Wird das Produktäußere verändert, so kann dies auf verschiedene Weisen erfolgen.
So kann die Form und die Farbe des Produktes gängigen Modeerscheinungen
angepasst werden. Desweiteren kann das Produktmaterial verändert werden. Hier
sind ebenfalls Modeerscheinungen, jedoch ist auch die Umweltverantwortung im
Sinne der Wiederverwertung von Materialien gefordert.
Beispiel:
Der Fahrradhersteller NatureBike hatte bislang nur Fahrräder in gedeckten
Farben im Programm. Da nun aber Neonfarben sehr modern sind und von
den Kunden in erster Linie knallige Fahrräder gesucht werden, hat sich der
Produktmanager entschlossen, die bzgl. der Absatzzahlen rückläufige
Young-Mountain-Bike-Linie nun in Neontönen und ultraleichtem Material
anzubieten, um deren Absatz zu erhöhen.
2.8.3
Die Produktdifferenzierung
Führt das Unternehmen eine Produktdifferenzierung durch, wird ein bereits am Markt
eingeführtes Produkt in verschiedene Varianten aufgespaltet, die den
unterschiedlichen Kundenansprüchen genügen.
Beispiel:
Der Sportgelhersteller SportHarmony bietet eine ganze Serie von 5
verschiedenen Körpergels an, die alle auf die Ansprüche der verschiedenen
Hauttypen eingehen sollen. So gibt es beispielsweise Cremegel für trockene
Haut, Eucalyptusgel für extra beanspruchte Körperpartien, leichtes Gel für
fettige Haut und extra kühlendes und männlich riechendes Gel für
Männerhaut etc.
28
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
2.8.4
Lernheft 7A
Die Produktdiversifikation
Das Unternehmen betreibt Produktdiversifikation, wenn es Produkte aus bisher
unternehmensfremden Produktbereichen in sein Sortiment mit aufnimmt, um mehrere
Standbeine zu haben. Es gibt drei verschiedene Arten der Diversifikation:
–
Horizontale Diversifikation: Das neue Produkt steht in Zusammenhang mit dem
bisherigen Produktprogramm des Unternehmens und befindet sich auf der
gleichen Wirtschaftsstufe. Bsp.: Eine Brauerei bietet nun auch Fitnessgetränke
und Wein in ihrem Sortiment an.
–
Vertikale Diversifikation: Es treten Produkte aus der vor- oder nachgelagerten
Wirtschaftsstufe zum bisherigen Produktprogramm hinzu. Bsp.1: Ein
Fahrradhersteller lässt sich die Gummireifen nun nicht mehr von Zulieferern
liefern, sonder stellt diese selbst her, wodurch er aus der Abhängigkeit von
seinem Lieferanten heraustritt.
Beispiel 2:
Ein Winzer verkauft nun nicht mehr nur Wein, sondern stellt aus diesem
auch Gelee und Pralinen her und verkauft diese Produkte.
–
Laterale Diversifikation: Hier stehen die neuen Produkte in keinerlei
Zusammenhang mit dem bisherigen Produktprogramm. Bsp.: Der
Fahrradhersteller erwirbt eine Schokoladenfabrik und verkauft nun auch
Süßigkeiten.
2.8.5
Die Produkteliminierung
Ist ein Produkt den Ansprüchen des Marktes nicht mehr gewachsen, sollte es aus
dem Produktprogramm genommen, also eliminiert werden. Mögliche Gründe sind:
geringer Absatz, Engpässe in der Produktion, Änderung gesetzlicher Vorschriften,
technisches Veralten.
Beispiel:
Ein Seifenhersteller nimmt seine Seifenstücke vom Markt, da der Trend
eindeutig zu Flüssigseifen geht. Eine desinfizierende Flüssigseife muss er
jedoch ebenfalls eliminieren, da die darin enthaltene chemische Substanz
gesetzlich verboten wurde.
Wissensfragen zu Kapitel 2:
1.
Was versteht man unter Produktpolitik?
2.
Nennen Sie die Möglichkeiten, wie ein Unternehmen eine Marktausweitung
erreichen kann!
3.
Erläutern Sie, wie sich der Produktnutzen zusammensetzt und nennen Sie ein
Beispiel.
4.
Nennen Sie die Phasen der Produktlebenszyklusanalyse und erläutern Sie,
warum er zur Planung des Produktprogramms nicht ausreicht.
29
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
5.
Erläutern Sie die 4 Felder des BCG-Portfolios und nennen Sie jeweilige
Strategieempfehlungen.
6.
Welche produktpolitischen Möglichkeiten hat ein Unternehmen, um sein
Produktprogramm zu verändern? Erläutern Sie diese und geben Sie Beispiele.
7.
Nach welchen Gesichtspunkten können Produkte unterschieden werden?
Nennen Sie diese und geben Sie Beispiele!
8.
Aus welchen Dimensionen setzt sich ein Produktprogramm zusammen?
9.
Durch welches Verfahren kann gemessen werden, ob die Einführung eines
neuen Produktes sinnvoll ist?
Nennen Sie und erläutern Sie kurz das Verfahren und nennen Sie auch Vor- und
Nachteile.
10. Aus welchen Subinstrumenten besteht die Produktpolitik?
11. Aus welchen zwei Dimensionen besteht die Qualitätspolititk?
12. Welche Instrumente unterscheidet man innerhalb der Qualitätssicherung?
13. Zu was dient die Verpackung eines Produktes?
14. Wie muss die Markierung eines Produktes erfolgen?
15. Welche Strategien sind im Rahmen der Markenpolitik von Bedeutung.
16. Welche sortimentspolitischen Entscheidungen sind im Rahmen der Planung des
Angebotsprogramms zu fällen?
17. Zu welchem Zweck dient die Kundendienstpolitik.
18. Nennen Sie verschiedene Formen der Kundendienstleistungen.
Übungsaufgaben zu Kapitel 2:
1.
Beurteilen Sie, um welche Maßnahmen der Produktpolitik es sich in den
folgenden Fällen handelt.
a.
Der Fahrradhersteller Müssmann KG nimmt das Modell Pedalo vom Markt,
weil der Absatz in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist.
b.
Die Müssmann KG bietet ein Kinderfahrrad an. Das Modell soll nun
umkonzipiert werden und es sollen Modellvarianten für Jungs und für
Mädchen angeboten werden.
c.
Da die Marke Müssmann auf dem Fahrradmarkt einen sehr guten Ruf hat,
bietet die KG nun auch Fitnessgetränke an, die den Namen MüssmannMineraldrink erhalten.
d.
Das Fahrradmodell BuyBike soll nun außer in rot und schwarz auch in blau
und gelb produziert werden.
e.
Das Modell Springtime soll in der Qualität verbessert werden. Das neue
Modell wiegt weniger und hat eine bessere Bereifung.
30
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
f.
Nach langer Forschungsarbeit der F&E-Abteilung bringt die Müssmann KG
nun ein Fahrrad auf den Markt, das eine besondere Konstruktion aufweist,
die ein besonders leichtes Treten bei Steigungen ermöglicht. Weit und breit
gibt es kein vergleichbares Konkurrenzprodukt.
g.
Die Müssmann KG bietet nun auch Dreiräder für Kleinkinder an.
2.
Die Gesund & Fit OHG bietet seit 20 Jahren einen Müsliriegel an, der bisher
guten Absatz gefunden hat. Doch mittlerweile sind enorm viele Konkurrenzprodukte auf dem Markt, so dass der Müsliriegel der Gesund & Fit OHG immer
mehr an Marktanteil verliert. Was könnte die Gesund & Fit OHG produktpolitisch
tun, um den Absatz des Müsliriegels, den es in den Geschmacksrichtungen
Schoko, Frucht und Nuss gibt, anzukurbeln?
3.
Die Maschinenöl KG strebt eine laterale Diversifikation an und möchte nun auch
Fitnessgetränke anbieten. Glauben Sie, die Maschinenöl KG wird damit Erfolg
haben?
4.
Erstellen Sie die Produktlebenszyklus-Kurve für den Sportschuh Trimm der Firma
Sportiva. Der Trimm weist in den Jahren 2004 – 2010 folgende Umsätze und
Umsatzänderungen auf:
Umsatz
(Mio EURO)
Umsatzänderung
(Mio EURO)
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
10
20
32
46
40
36
29
-
+10
+12
+14
-6
-4
-7
Kennzeichnen Sie im Diagramm auch in etwa die einzelnen Phasen!
5.
a.
Ordnen Sie den Produkten folgender Unternehmen die Begriffe der PortfolioMatrix zu und erläutern Sie diese kurz anhand der konkreten Beispiele:
Markt
Relativer Marktanteil
Unternehmen A
L-Carnitin-Fitnessgetränk
3,0
Unternehmen B
Fitnessbikes
10,0
Unternehmen C
Sportschuhe mit Computerchip
0,1
b.
Positionieren Sie die o. g. Produkte in der Portfolio-Matrix (Vier-FelderMatrix). Schätzen Sie dabei die Höhe des zu erwartenden Marktwachstums
nach heutigen Verhältnissen selbst ein!
c.
Als Mitarbeiter der Abteilung Marketingplanung eines Herstellers von
Sportschuhen sind Sie für die Durchführung von Portfolio-Analysen
zuständig. Bei der Entwicklung eines Marktwachstums-MarktanteilsPortfolios hat sich herausgestellt, dass sich das strategische Geschäftsfeld
"Sportschuhe mit Computerchip" Ihres Unternehmens wie oben auch im
Fragezeichen-Sektor befindet. Welche Normstrategien empfehlen Sie der
Geschäftsleitung. Konkretisieren Sie dabei bitte Ihre Antwort!
31
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Lernzielevaluation

Ich kann das Wesen der Produktpolitik erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann die Qualitätspolititk und ihre Subinstrumente erklären!
trifft nicht zu

trifft zu
Ich kann eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchführen!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann die Ermittlung der Marktadäquanz von Produkten erklären!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
Ich kann die drei Dimensionen eines Produktprogramms erläutern.
trifft nicht zu

trifft zu
Ich kann verschiedene Unterscheidungen von Produktarten erklären!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann den marktorientierten Produktbegriff erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann produktpolitische Entscheidungen innerhalb der Sortimentspolitik
nennen!
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
32
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)

Ich kann Maßnahmen der Kundendienstpolitik nennen!
trifft nicht zu

trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann die Maßnahmen der Produktpolitik erklären!
trifft nicht zu
3
trifft eher zu
Ich kann die Lebenszyklusanalyse und das BCG-Portfolio erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
Ich kann verschiedene Formen der Marktausweitung erklären!
trifft nicht zu

Lernheft 7A
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Die Preispolitik
Folgende Lernziele sollen Sie in diesem Kapitel erreichen:
–
Das Wesen der Preispolitik beschreiben können!
–
Den Einfluss des Nachfragerverhalten auf die Preispolitik erklären können!
–
Die drei Möglichkeiten zur Festlegung der Verkaufspreise erläutern können!
–
Weitere Komponenten bei der Preisfestsetzung nennen können!
–
Die verschiedenen Arten der Preisdifferenzierung erläutern können.
–
Das Wesen von Preisuntergrenzen nennen können.
–
Verschieden Rabattarten und weitere Komponenten der Konditionenpolitik
nennen können.
Das wichtigste Ziel eines Unternehmens ist die Gewinnmaximierung. Und genau um
dieses Ziel zu erreichen, mit dem weitere Unterziele wie Absatzerhöhung oder
Marktanteilserhöhung gekoppelt sind, ist die Preispolitik im Unternehmen äußerst
wichtig und nimmt somit eine Schlüsselrolle ein. Durch das Mittel der Preisgestaltung
versucht sie, diese Ziele zu erreichen.
Die Preispolitik eines Unternehmens bestimmt die festen Preise (Listenpreise) für die
einzelnen Produkte (oder Fitnessstudio-Mitgliedsbeiträge) sowie die verschiedenen
Konditionen, also die Preisnachlässe (z. B.Rabatte) und Liefer- und Zahlungsbedingungen (z. B.kostenfreie Zustellung oder Zahlungsziele). Auf jeden Fall müssen die
Kosten des Produktes gedeckt sein und es sollte ein möglichst hoher Gewinn erzielt
werden.
33
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Anhand der Preisgestaltung sollen neue Käufer gewonnen werden, bzw. schon
vorhandene Kunden sollen mehr kaufen. Ein Unternehmer kann seine Preise jedoch
nicht willkürlich festlegen. Sein Gestaltungsspielraum ist zum einen durch die Kosten,
die auf ein Produkt entfallen eingeschränkt und zum anderen durch die Einstandspreise der Handelswaren und die Marktsituation. Ist das Unternehmen einer starken
Konkurrenz ausgesetzt, hat es nur einen geringen preispolitischen Spielraum.
Vielmehr bestimmt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Marktpreis. Hat
das Unternehmen nur wenig Konkurrenz, bzw. handelt es sich sogar um einen
Monopolisten, dann kann die Preispolitik voll als absatzpolitisches Instrument
eingesetzt werden. Trotzdem hängt auch hier die Absatzmenge von der Höhe des
Preises ab.
Ein Unternehmen kann jedoch nur dann aktiv Preispolitik betreiben, wenn es auf
einem unvollkommenen Markt agiert. Besteht ein vollkommener Markt (viele Anbieter
stehen vielen Nachfragern gegenüber, es herrscht also ein beidseitiges Polypol; die
angebotenen Produkte unterscheiden sich nicht; es gibt keine persönlichen,
sachlichen, räumlichen oder zeitlichen Präferenzen und es herrscht völlige Markttransparenz, die Nachfrager wissen also über alle Preise, Anbieter und Produkte
Bescheid), ist dies nicht möglich. Das Unternehmen müsste sich am Marktpreis
orientieren, um überhaupt etwas verkaufen zu können. In der Realität gibt es diese
Situation jedoch fast nie.
3.1
Das Nachfragerverhalten als Einflussfaktor auf
die Preispolitik
Zur Festlegung der „richtigen“ Preise eines Unternehmens ist es für dieses wichtig,
mögliche Reaktionen der Nachfrager auf preispolitische Maßnahmen vorherzusehen.
Je nachdem wie wichtig der Bedarf nach einem bestimmten Gut ist, bzw. inwieweit
Ersatzgüter zur Verfügung stehen, wird es seitens der Nachfrager unterschiedliche
mengenmäßige Reaktionen auf Preiserhöhungen oder –senkungen geben, wobei die
Nachfrage oft infolge einer Preiserhöhung sinkt und infolge einer Preissenkung steigt.
Die Änderung der Nachfragemenge im Anschluss an eine Preisänderung nennt man
Preiselastizität der Nachfrage.
Preiselastizität
der
Nachfrage
=
prozentuale Änderung der Nachfragemenge
-----------------------------------------------------------prozentuale Preisänderung für das Gut
Unelastische Nachfrage: Die Preiselastizität der Nachfrage ist kleiner 1, d.h. die
prozentuale Preisänderung ist größer als die darauffolgende prozentuale Änderung
der Nachfragemenge. Steigt z. B.der Benzinpreis, werden Autobesitzer trotzdem
weiterhin Benzin tanken.
Elastische Nachfrage: Die prozentuale Preisänderung ist hier kleiner als die
prozentuale Änderung der Nachfragemenge, d.h. die Preiselastizität der Nachfrage ist
größer 1. Steigt beispielsweise der Beitrag für Fitnessstudios, so werden
wahrscheinlich viele Leute eher in die günstigeren Sportvereine eintreten.
Reflexionsaufgabe:
Überlegen Sie sich beispielhaft Produkte oder Dienstleistungen aus dem
Sportsektor, bei denen eine elastische, bzw. unelastische Nachfrage herrscht.
34
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Preissenkung bei elastischer Nachfrage:
Vor der Preissenkung kostet ein Gut 10 €, die Nachfrage beträgt 100 Einheiten.
Der Preis wird auf 9 € gesenkt (Preisänderung von 10%), die Nachfrage erhöht
sich um 30 Einheiten (Nachfrageanstieg um 30%).
Preiselastizität = 30 / 10 = 3
Preiserhöhung bei unelastischer Nachfrage:
Vor der Preiserhöhung kostet ein Gut 10 €, die Nachfrage beträgt 100 Einheiten.
Der Preis wird auf 12 € erhöht (Preisänderung von 30%), die Nachfrage sinkt um
5 Einheiten (Nachfragerückgang um 5%).
Preiselastizität = 5 / 30 = 0,16
Damit sich eine Preissenkung in der Nachfragemenge niederschlägt, ist eine
elastische Nachfrage vonnöten. Dabei gilt:
Je elastischer die Nachfrage, desto größer die Wirkung einer Preissenkung
Damit sich eine Preiserhöhung in der Nachfragemenge niederschlägt, ist eine
unelastische Nachfrage vonnöten. Dabei gilt:
Je unelastischer die Nachfrage, desto größer die Wirkung der Preiserhöhung
3.2
Festlegung der Verkaufspreise
Die Verkaufspreise für die einzelnen Produkte eines Unternehmens können auf
verschiedene Arten festgelegt werden. Die Preise können sich orientieren an:
–
den Kosten des Produktes/der Dienstleistungen,
–
den Preisen des Wettbewerbers,
–
der Zahlungsbereitschaft der Kunden.
1.
Die kostenorientierte Preispolitik
Wird ein Produkt hergestellt, entstehen Kosten, z. B.durch die zugekauften
Materialien für die Herstellung, die Löhne und Gehälter, die Verwaltung etc. Bei
der kostenorientierten Preispolitik wird auf der Basis dieser Kosten der Preis für
ein Produkt festgelegt. Man addiert die Einzel- und Gemeinkosten für ein Produkt
und zusätzlich einen Gewinnaufschlag. Einzelkosten sind Kosten, die
ausschließlich für das eine Produkt anfallen (z. B.x m² Gummimatte für ein
Trampolin), Gemeinkosten sind Kosten, die auch andere Produkte betreffen
(z. B.Lohnkosten für einen Arbeiter, der an einer Maschine Sportgeräte herstellt).
Diese Gemeinkosten werden dann auf die einzelnen Produkte verteilt.
35
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Materialeinzelkosten
+ Materialgemeinkosten
= Materialkosten
+ Lohneinzelkosten
+ Lohngemeinkosten
= Herstellkosten
+ Vertriebsgemeinkosten
+ Verwaltungsgemeinkosten
= Selbstkosten (Kosten für ein Produkt)
+ Gewinnaufschlag
= Verkaufspreis
Diesem vorläufigen Verkaufspreis wird dann noch eventuell eine Vertreterprovision
zugerechnet, bzw. es werden noch Rabatte oder Skonti abgezogen.
Beispiel:
Bei der Friedberg OHG benötigt man für die Herstellung eines Fahrrades
Carbon im Wert von 150,00 €. Der Monteur hat einen Stundenlohn von
35,00 € brutto. Er benötigt je Fahrrad eine Stunde. Die anteiligen Kosten der
Maschinen und der zusätzlichen Materialien betragen 60,00 €. Der
Möbelhersteller kalkuliert mit einem Gewinnzuschlag von 20 %.
Das Fahrrad kostet somit:
2.
Carbon
+ Arbeitslohn
+ Maschinen usw.
150,00 €
53,00 €
60,00 €
= Kosten (gesamt)
+ Gewinnzuschlag (20 %)
= Produktpreis
263,00 €
52,60 €
315,60 €
Die wettbewerbsorientierte Preispolitik
Bei der wettbewerbsorientierten Preispolitik richtet sich das Unternehmen nicht
nach den tatsächlichen Kosten für ein Produkt, sondern nach den Preisen der
Konkurrenz oder dem Durchschnittspreis der Branche. Diese Preispolitik
empfiehlt sich dann, wenn die Kosten für ein Produkt nur schwer bestimmbar sind
oder wenn eine große Konkurrenz in einer Branche besteht.
Beispiel:
Das Fitnessstudio Be Fit erhöht seine Mitgliedsbeiträge, da der durchschnittliche branchenübliche Beitrag (also die Preise/Mitgliedsbeiträge der
Konkurrenten) ebenfalls gestiegen ist. Die Kosten für Be Fit bleiben dabei
gleich, das Unternehmen macht also einen höheren Gewinn pro Mitglied.
36
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
3.
Lernheft 7A
Die nachfrageorientierte Preispolitik
Die nachfrageorientierte Preispolitik richtet sich danach, wie viel die Nachfrager
zu zahlen bereit sind. Beispielsweise können Fahrräder im Sommer teurer
verkauft werden als im Winter. Im Winter ist der Wunsch nach einem Fahrrad
eher selten, die Kunden würden also nicht so viel Geld dafür ausgeben.
Beispiel:
Im Sommer ist die Bereitschaft, in ein Fitnessstudio einzutreten, eher gering,
da sich die Menschen lieber im Freien aufhalten, als im geschlossenen
Fitnessstudio zu trainieren. Das Studio BE FIT bietet deshalb besonders
günstige Konditionen für Neumitglieder an, die im Sommer eintreten. Sie
erhalten die Zehnerkarte günstiger, bzw. zahlen für die ersten 4 Monate
einen 20% geringeren Preis als Neumitglieder, die zum Winter hin eintreten..
3.3
Weitere Komponenten der Preisfestsetzung
Natürlich müssen sich die Preise eines Unternehmens auch nach dessen grundsätzlicher Preisstrategie richten. Das Unternehmen muss sich also im Vorfeld schon
überlegen, ob es eine Niedrigpreisstrategie verfolgen und niedrige Preise verlangen
will (beispielsweise die Sportstudio-Kette Mc Fit), oder ob es eine Hochpreisstrategie
verfolgen und hohe Preise verlangen möchte (beispielsweise ein exklusives
Sportstudio mit Saunalandschaft und hochwertigen Geräten). Das Unternehmen
bekommt so einen bestimmten Kundenstamm, der sich an den Preisen orientiert.
Kurzfristig kann der Umsatz auch durch sog. Lockvogelpreise angekurbelt werden.
Dazu senkt das Unternehmen den Preis eines Markenproduktes und hebt diese
Preissenkung gleichzeitig besonders hervor. Somit werden zu den Stammkunden
auch neue Kunden angelockt, die dann eventuell auch andere als die beworbenen
Waren kaufen.
Häufig werden auch psychologisch wirksame Preise für den Verkauf der Produkte
gewählt. So erscheint der Preis von 29,99,- € dem Kunden wesentlich günstiger als
der Preis von 30,00,- €. Auch werden Waren häufig als reduziert angeboten und sind
an einer gesonderten Stelle im Verkaufsraum platziert. Der Kunde freut sich, ein
Schnäppchen zu machen und kauft eventuell etwas, was er normalerweise nicht
gebraucht hätte. Rot geschriebene oder anderweitig auffällig gestaltete Preise werden
von den Konsumenten in der Regel als besonders günstig eingestuft.
Beispiel:
Bernd Meier geht zum Sportausstatter Mode & Aktiv, um sich einen
Trainingsanzug zu kaufen. Auf einem nahe der Eingangstür aufgebauten
Sondertisch stehen Sportschuhe, die mit einem roten Preisetikett
gekennzeichnet sind. Der Preis von 149,99,- € ist durchgestrichen und
handschriftlich ist ein neuer Preis von 49,99,- € daneben geschrieben.
Der Geschäftsführer hat sie besonders günstig vom Markenhersteller
Shoe & Sport erworben. Darüber steht geschrieben: „Auslaufmodelle zum
Schnäppchenpreis“. Meier sieht ein Paar Runningschuhe in seiner Größe.
Obwohl er gerade keine neuen braucht, probiert er sie an und kauft sie. Er
denkt sich, „so günstig bekomme ich die nie wieder und nächstes Jahr wollte
ich mir sowieso neue kaufen“. Die Strategie des Sportausstatters hat also
Früchte getragen.
37
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
3.4
Lernheft 7A
Die Preisdifferenzierung
Preisdifferenzierung heißt, ein Unternehmen setzt gleiche Produkte zu unterschiedlichen Preisen ab, um einen größeren Abnehmerkreis zu erreichen. Hierbei ist es
jedoch wichtig, dass die so entstehenden Teilmärkte für ein Produkt so getrennt sind,
das Käufer aus dem Hochpreismarkt nicht auf den Niedrigpreismarkt überwechseln.
–
Räumliche Preisdifferenzierung: Produkte werden auf verschiedenen
regionalen Märkten zu unterschiedlichen Preisen angeboten, z. B. Einführungspreise in neuen Verkaufsstellen; niedrigere Preise für Sportkleidung in Factory
Outlets im Vergleich zu Sportgeschäften in der Innenstadt.
–
Zeitliche Preisdifferenzierung: Produkte werden zu verschiedenen Zeiten zu
unterschiedlichen Preisen angeboten, z. B.höhere Preise für Ski in der
Hauptsaison; niedrigere Preise für Fahrräder im Winter.
–
Persönliche Preisdifferenzierung: Produkte werden an verschiedene
Personengruppen zu verschiedenen Preisen verkauft, z. B.günstigere
Fitnessstudiobeiträge für Schüler und Studenten.
–
Mengenmäßige Preisdifferenzierung: Bei größerem Abnehmervolumen werden
Produkte zu niedrigeren Preisen verkauft, z. B.Setpreise; Zehnerkarten bei
Fitnessstudios.
Die Vorteile der Preisdifferenzierung sind vor allem im Hinblick auf diejenigen
Käufergruppen zu sehen, die bereit sind, einen höheren Preis für ein bestimmtes Gut
zu bezahlen. Denn bei einheitlichen Preisen bezieht die Käufergruppe, die auch mehr
für ein Gut zahlen würde, eine sog. Konsumentenrente. Bei einer Preisdifferenzierung hin zu höheren Preisen kann der Anbieter diese Konsumentenrente für sich
abschöpfen. Andererseits kann er durch niedrigere Preise auch die Käufergruppe
bedienen, die das Produkt nicht für den höheren Preis gekauft hätte.
Reflexionsaufgabe:
Welche Arten der Preisdifferenzierung kennen Sie aus Ihrem Alltag?
38
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
3.5
Lernheft 7A
Preisuntergrenzen
Um den Preis für ein Gut festzulegen, orientiert sich ein Unternehmen in erster Linie
an dessen Kosten. Grundsätzlich müssen fixe und variable Kosten gedeckt sein und
zusätzlich ein Gewinn erzielt werden. Kurzfristig kann es jedoch auch sein, dass
Waren zu einem Preis verkauft werden, bei dem es gerade zu einer Kostendeckung
kommt (= Preisuntergrenze). Bei Handelsbetrieben wären dies die Einkaufspreise, bei
Industriebetrieben mindestens die Produktionskosten (d.h. die variablen Kosten).
Beispiel:
Ein Sporthotel hat in der Saison 90% seiner Zimmer ausgebucht. Die
restlichen 10% verkauft es zum Saisonbeginn zur Preisuntergrenze, da das
Hotel ohnehin mit Personal versorgt sein muss und so zumindest die Kosten
für die jeweiligen Zimmer gedeckt sind. Auch Kurzentschlossene, die nicht
bereit wären, den vollen Zimmerpreis zu zahlen, können so das Hotel in
Anspruch nehmen.
Mit dem Verkauf von Produkten zu Preisuntergrenzen muss jedoch sehr behutsam
umgegangen werden und dies sollte nur in Grenzfällen geschehen, da sonst die
Käuferschicht, die ein Gut zum „normalen“ Preis kauft, verprellt wird und die
Nachfrager nur noch darauf bedacht sind, lediglich die Preisuntergrenze zu zahlen.
Ein Unternehmen könnte seinen Markt so selbst kaputt machen.
Reflexionsaufgabe:
In welchen Fällen haben Sie schon Produkte zu deren Preisuntergrenzen
erworben?
3.6
Gestaltung der Konditionen
Unter Konditionen versteht man die vom Unternehmen vereinbarten Liefer- und
Zahlungsbedingungen. Durch diese ist es möglich, dass verschiedene Kunden
verschiedene Preise für das gleiche Produkt zahlen. Die Konditionen können den
Listenpreis eines Produktes verringern, beispielsweise durch einen Rabatt, Skonto
oder die Verringerung der Lieferkosten.
Die Zahlungsbedingungen legen die Zahlungsweise fest, d.h. ob per Überweisung,
per Kreditkarte, per Nachnahme, bar usw. gezahlt wird. Weiterhin ist in den
Zahlungsbedingungen die Gewährung von Rabatten, Boni oder Skonti festgelegt.
Rabatte sind ein Instrument der Preispolitik, durch das ein höherer Absatz erzielt
werden kann. Beim Rabatt handelt es sich um einen Preisnachlass bzgl. der
Listenpreise eines Unternehmens, der besondere Bedeutung im Verhältnis Produzent
– Absatzmittler hat, aber auch im Handel vorzufinden ist. Folgende Rabattarten
stehen dem Unternehmen zur Verfügung:
–
Mengenrabatt: Er richtet sich nach der Absatzmenge und steigt normalerweise
mit dieser. Während auf Produzentenseite durch die hohe Absatzmenge
Kostenersparnisse durch Produktions- und Dispositionsvorteile entstehen,
übernimmt der Abnehmer größere Risiken (z. B.Lagerhaltung, Absatz), für die er
so einen preislichen Ausgleich erhält.
39
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Bei einem Sportgetränkehersteller bekommen Fitnessstudios beim Kauf von
100 Dosen Getränkepulver 5% Rabatt.
–
Funktions- oder Stufenrabatt: Preisempfehlungen sind hierbei auf den Waren
gekennzeichnet oder dem Konsumenten über die Preisliste bekannt. Dieser
Rabatt (bezogen auf Handlungskosten und Gewinn) wird dabei dem Handel
gewährt.
Beispiel:
–
Auf einer Packung Eiweißriegel ist die „Unverbindliche Preisempfehlung“ von
2,99 € aufgedruckt.
–
Einführungsrabatt: Neueingeführte Produkte werden hierbei zu einem
günstigeren Preis verkauft, so dass der Handel bereit ist, Anstrengungen und
Kosten beim Verkauf neuer Waren zu übernehmen. Oft handelt es sich hierbei
nicht um einen Bar-, sondern einen Naturalrabatt, bei dem beispielsweise mehr
Produkte geliefert als bezahlt werden.
Beispiel:
Ein Fitnessstudio soll einen neuen Fitnessriegel mit Guavengeschmack ins
Sortiment nehmen. Er bekommt pro bezahlten 100 Riegeln 10 Stück
zusätzlich geliefert. Dies macht er sich zunutze und bietet eine Probieraktion
an, um den Absatz anzukurbeln.
–
Treuerabatt: Ziel ist es hierbei, einen Abnehmer dazu zu bewegen,
ausschließlich bei einem Produzenten zu kaufen. Konkurrenten sollen somit
ausgeschaltet werden.
Beispiel:
Damit das Fitnessstudio Be Fit, langjähriger Kunde des Sportgetränkefabrikanten „Sportgold“, nicht zu dem neu in den Markt eingetretenen
Konkurrenten „Sportglück“ wechselt, bekommt es auf jede Rechnung
7% Rabatt.
–
Saisonrabatt: Der saisonbedingte Absatz bestimmter Waren soll so auch
außerhalb der Saison angekurbelt werden.
Beispiel:
Sportler bekommen beim Fitnessstudio Be Fit im Sommer 15 % Rabatt auf
die Tageskarte.
–
Personalrabatt: Die Mitarbeiter bekommen die Produkte ihres Unternehmens
günstiger, solange sie zum persönlichen Gebrauch bestimmt sind.
Beispiel:
Die Putzfrau eines Fitnessstudios bekommt 50% Rabatt auf den
monatlichen Mitgliedsbeitrag.
–
Skonto: Es handelt sich um eine Sonderform des Rabattes, der bei Barzahlung
oder bei Zahlung innerhalb einer bestimmten Frist gewährt wird. In Deutschland
beträgt er 3%.
Beispiel:
Im Anschluss an eine Lieferrechnung steht geschrieben: „Bei Bezahlung
innerhalb von 10 Tagen erhalten Sie 3% Skonto“.
40
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
–
Lernheft 7A
Bonus: Der Bonus wird normalerweise am Ende eines Jahres gewährt und
richtet sich nach der Verkaufsmenge.
Beispiel:
Ein langjähriger Kunde der Firma „SportAktiv“ bekommt am Ende des
Jahres 5% von seinem gesamten Jahresumsatz gutgeschrieben, da er sein
Einkaufsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 30 % gesteigert hat.
Die Lieferbedingungen können ebenfalls als Kaufanreiz dienen, wenn der Kunde
durch sie einen besonderen Vorteil erhält. Der Produzent kann den Kunden bei
Lieferzeiten, Umtauschmöglichkeiten oder der Berechnung von Lieferung und
Verpackung entgegenkommen. Produkte können beispielsweise frei Haus, also
kostenfrei geliefert werden.
Beispiel:
Der Sportgeräteproduzent Activ AG bietet seinen Großkunden an, die
Sportgeräte kostenlos anzuliefern. Dadurch sollen die Kunden bei der Activ
AG und nicht bei dem Konkurrenten Speed AG kaufen, der saftige
Lieferkosten berechnet.
Wissensfragen zu Kapitel 3:
1.
Erläutern Sie den Handlungsspielraum eines Unternehmens bei der Preispolitik.
In welcher Situation wären preispolitische Maßnahmen sinnlos?
2.
Wonach können sich die Preise eines Unternehmens orientieren?
3.
a.
Was versteht man unter der Preiselastizität der Nachfrage und welche zwei
Ausprägungen gibt es?
b.
Was gilt bzgl. des Zusammenhangs zwischen der Preiselastizität der
Nachfrage und einer Preiserhöhung, bzw. –senkung?
c.
Berechnen Sie die Preiselastizität bei einer Preissenkung bei elastischer
Nachfrage: Vor der Preissenkung kostet ein Gut 20 €, die Nachfrage beträgt
100 Einheiten. Der Preis wird auf 18 € gesenkt, die Nachfrage erhöht sich
um 20 Einheiten.
4.
Was bedeutet Preisdifferenzierung und welche Arten der Preisdifferenzierung gibt
es?
5.
Was versteht man unter Preisuntergrenzen und welches ist das Problem bei dem
Verkauf von Produkten zu Preisuntergrenzen?
6.
Erläutern Sie die verschiedenen Rabattarten.
7.
An welchen Gesichtspunkten können sich Verkaufspreise orientieren?
41
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Übungsaufgaben zu Kapitel 3:
1.
2.
Der Sportschuhhersteller Sportfit verkauft einen Running-Schuh für 80,00 € das
Paar. Im Jahr 2009 wird der Schuh 700.000 Mal verkauft. Um den Umsatz noch
weiter anzukurbeln, senkt Sportfit den Preis auf 70,00 €, die Nachfrage erhöht
sich daraufhin auf 900.000 Stück für das Jahr 2010.
a.
Wie hoch ist die Preiselastizität des Running-Schuhs?
b.
Handelt es sich um eine elastische oder eine unelastische Nachfrage?
Um welche Arten der Preisdifferenzierung handelt es sich in den folgenden
Fällen?
a.
Der Sportbekleidungshersteller Trigema verkauft seine Produkte nicht nur in
Fachgeschäften, sondern auch in sog. Testgeschäften.
b.
Die Mitarbeiter eines Autoherstellers erhalten alle Modelle 15 Prozent
günstiger.
c.
Das Hotel Alpenblick bietet seine Suiten während der Woche zu
Sonderkonditionen an, da sie hauptsächlich am Wochenende gebucht
werden und unter der Woche oft leer stehen.
d.
Tina Müller kauft ihre Lieblingskekse immer in der Großpackung, denn die ist
im Vergleich günstiger als die kleine Packung.
e.
Bert Frühauf fährt oft mit dem Bus und kauft sich deshalb immer ein
Fahrkartenheft mit 10 Fahrscheinen. Dabei spart er 2,00,-€.
f.
Der Tierpark kostet im Winter 1,00,-€ weniger Eintritt als im Sommer.
3.
Der Skiproduzent Alpin Aktiv GmbH ist im Schwarzwald ansässig und beliefert
Sportgeschäfte im ganzen Bundesgebiet. Wegen der starken Konkurrenz ist der
Absatz im letzten Jahr jedoch etwas zurück gegangen. Besonders in den
Sommermonaten ist der Absatz sehr gering. Geschäftsführer Markus Walz
überlegt, wie der Absatz etwas angekurbelt werden kann; dies will er unter
anderem mit Hilfe einer Preisdifferenzierung erreichen.
Welche Möglichkeiten hat Walz Ihrer Meinung nach?
4.
Der Sportgetränkeproduzent GermanThurst hat bisher nur an Fitnessstudios
geliefert. Nun bietet er seine Getränke auch in Sportgeschäften an, natürlich in
besonders hochwertigen Verpackungen und zu einem entsprechend höheren
Preis. Welchen Vorteil hat GermanThurst dadurch?
5.
Das Sportschuhgeschäft Nobel Schuh hat sehr teure Schuhe im Sortiment. Zum
Ende jeder Saison setzt Nobel Schuh die Preise der Schuhe radikal runter, um
Platz für die neue Ware zu schaffen. Dabei werden die Schuhe oft gerade nur
noch zur jeweiligen Preisuntergrenze verkauft. Nobel Schuh wird so immer alle
Schuhe los, doch nach einigen Jahren merkt die Geschäftsführerin, dass die
Gewinne immer weiter sinken, weil die Kundschaft nur noch auf die Reduzierung
der Preise wartet und dann zuschlägt. Was hat die Geschäftsführerin falsch
gemacht?
42
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
6.
7.
Lernheft 7A
Um welche Rabattarten handelt es sich in den folgenden Fällen?
a.
Auf den Fitnessriegeln der Marke Schlind ist eine unverbindliche
Preisempfehlung von 2,00€ aufgedruckt.
b.
Die Supermarktkette Gutpreis setzt riesige Mengen an Fitnessprodukten der
Firma Schlind ab. Daher bekommt sie am Ende jeden Jahres 5 % des
getätigten Umsatzes gut geschrieben.
c.
Der Sportgetränkeproduzent Durstmann will den Absatz des vor einigen
Jahren eingeführten Eiweißshakes ankurbeln. Deshalb bietet Durstmann
dem Einzelhandel jeweils fünf kostenlose extra Dosen Shake pro 50
abgenommenen Dosen.
d.
Der Getränkehändler hat ein Schild aufgestellt: „Bei Abnahme von 4 Kisten
Sportlimonade heute 5 % Rabatt!“
e.
Das Wellnesscenter bietet den Kunden im Sommer 20 % Rabatt auf den
Saunaeintritt.
f.
Sigrun Müller arbeitet in einem Fitnessstudio. Sie kann sich dort ihre
Getränke und Eiweißriegel mit einem Rabatt von 30 % kaufen.
g.
Der Obstbauer Hermann Schroeder beliefert die hiesige Saftfabrik mit
Äpfeln. Wegen den niedrigen Preisen im Ausland hat sich der
Geschäftsführer der Saftfabrik schon überlegt, die Äpfel zu importieren.
Schroeder befürchtet, dadurch Absatzprobleme zu bekommen und wirkt
dem schon frühzeitig entgegen, indem er der Saftfabrik auf jede Rechnung
10 % Rabatt einräumt. Außerdem gewährt er nochmals 2 % Nachlass bei
Bezahlung der Rechnung innerhalb von 10 Tagen.
Errechnen Sie anhand der folgenden Informationen den Verkaufspreis:
Beim Fahrradproduzenten Radprofi AG verursacht die Herstellung eines
Rennrades folgende Kosten:
Rahmen
150,00,- €
Räder
100,00,- €
Lenker
30,00,- €
Sonst. Zubehör
110,00,- €
Arbeitslohn
130,00,- €
Allg. Kosten
(Verwaltung etc.)
50,00,- €
Gewinnzuschlag
20 %
Wie hoch ist der Verkaufspreis des Rennrades ohne Mwst., wie hoch mit Mwst.?
43
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Lernzielevaluation

Ich kann das Wesen der Preispolitik beschreiben.
trifft nicht zu

trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann das Wesen von Preisuntergrenzen nennen!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann die verschiedenen Arten der Preisdifferenzierung erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
Ich kann weitere Komponenten der Preisfestsetzung nennen.
trifft nicht zu

trifft zu
Ich kann die drei Möglichkeiten zur Festlegung der Verkaufspreise erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann den Einfluss des Nachfragerverhaltens auf die Preispolitik erklären!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann verschiedene Rabattarten und weitere Komponenten der
Konditionenpolitik nennen!
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
44
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4
Lernheft 7A
Die Kommunikationspolitik
Folgende Lernziele sollen Sie in diesem Kapitel erreichen:
–
Die vier Instrumente der Kommunikationspolitik erläutern können!
–
Die zwei Formen der Kommunikation nennen können!
–
Den Begriff Wahrnehmung erläutern können!
–
Die vier Formen der Absatzwerbung nennen können!
–
Die drei Grundsätze von Werbemaßnahmen nennen können.
–
Die verschiedenen Varianten der Produktwerbung nennen können.
–
Formen der Individual- und Kollektivwerbung nennen können.
–
Die Begriffe Werbemittel und Werbeträger erläutern können.
–
Denn Ablauf einer Werbeplanung darstellen können.
–
Die Möglichkeiten der Werbebudgetplanung erläutern können.
–
Die Gestaltung, Durchführung und Kontrolle einer Werbemaßnahme darstellen
können.
–
Das Ziel und die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit nennen können.
–
Das Wesen des Sponsoring erläutern können.
–
Die Formen der Verkaufsförderung nennen können.
Um sich und seine Produkte auf dem Markt bekannt zu machen, muss ein Unternehmen Kommunikationspolitik betreiben. Wichtig ist hierbei zum einen, dass das
Unternehmen ein positives Image erhält. Zum anderen sollen die Konsumenten eine
positive Einstellung zu dessen Produkten, bzw. Dienstleistungen bekommen.
Folgende vier Instrumente zählen zur Kommunikationspolitik: Werbung,
Öffentlichkeitsarbeit, Verkaufsförderung und Sponsoring.
Kommunikationspolitik
Werbung
Öffentlichkeitsarbeit
Sponsoring
Verkaufsförderung
Durch die vier genannten Instrumente der Kommunikationspolitik (Werbung,
Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring und Verkaufsförderung) soll dem Konsumenten das
überlegene Leistungsangebot eines Unternehmens bzw. die Überlegenheit eines
Produktes vermittelt und glaubhaft gemacht werden. Dies nennt man Leistungsbegründung. Durch die Kommunikationspolitik sollen also Informationen über das
Unternehmen oder die Produkte möglichst wirkungsvoll dargestellt werden.
Hierbei können zwei Formen der Kommunikation unterschieden werden:
Die persönliche Kommunikation ist ein zwei- oder mehrseitiger direkter Austausch
zwischen Personen, ohne dass irgendwelche Medien dazwischen geschaltet werden.
45
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Persönlicher Verkauf.
Beispiel:
Lena wird im Einkaufszentrum von einer Promoterin angesprochen, die für
ein erstklassiges Kühlgel für Sportler wirbt. Sie reibt Lenas Handgelenk
damit ein und Lena spürt sofort den versprochenen Cooling-Effekt. Die
Studentin ist von dem Ergebnis so beeindruckt, dass sie gleich eine Tube
mitnimmt, die sie auch noch zum Sonder-Einführungspreis erhält.
Die Massenkommunikation hingegen wendet sich an ein breites Publikum, wobei die
Kommunikation hier meist einseitig ist und die Aussagen über Massenmedien wie
Rundfunk und Fernsehen vermittelt werden.
Beispiel:
Tim sieht im Fernsehen Werbung für einen Online-Versand für Sportkleidung. Er interessiert sich dafür und geht am gleichen Abend noch ins
Netz, um auf der Seite zu stöbern..
Heutzutage verschwimmen jedoch teilweise die Grenzen zwischen persönlicher
Kommunikation und Massenkommunikation. Der Grund dafür ist, dass es bei den
Massenmedien immer mehr Möglichkeiten zur Interaktion gibt, z. B.im Internet.
4.1
Die Wahrnehmung
4.1.1
Der Begriff der Wahrnehmung
Die Wahrnehmung ist ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Kommunikationspolitik.
Wahrnehmen heißt, bestimmte Vorgänge, Beziehungen und Gegenstände in
bestimmter Weise zu riechen, zu tasten, zu hören, zu sehen, zu schmecken und zu
empfinden und diese subjektiven Erfahrungen zu interpretieren und in einen
sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Wahrnehmung ist daher ein Prozess
sukzessiver gedanklicher Informationsverarbeitung. Im Rahmen der Informationsverarbeitung des Individuums werden innere Signale und aufgenommene Umweltreize
entschlüsselt und mit anderen Informationen zu einem inneren Bild der Umwelt und
der eigenen Person verarbeitet.
4.1.2
Subjektive und selektive Wahrnehmung
Jeder Mensch konstruiert sich seine aktive Informationsaufnahme und -verarbeitung
selbst und damit auch seine eigene, subjektiv wahrgenommene Welt. Damit wir nicht
an der Fülle der uns umgebenden Informationen ersticken, selektieren wir automatisch aus der auf uns einwirkenden Masse an Informationen und Reizen einen
kleinen Teil heraus. Was von uns aufgenommen wird, hängt von den reaktiv und
kognitiv gesteuerten Formen der Informationsaufnahme ab. Für das Marketing
bedeutet das, dass die Leistung und die Informationen, die es verbreiten will, von der
Umwelt auch wahrgenommen werden muss. Die Umweltreize werden vom Individuum
46
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
zueinander in Beziehung gesetzt und verglichen und somit bewertet. Der
Wahrnehmungsvorgang ist dabei mit anderen Vorgängen wie zum Beispiel dem
Denken verknüpft.
Die Selektivität der Wahrnehmung wird, wie die Intensität, durch die aktivierenden
Prozesse bestimmt. Dabei ist die Aufmerksamkeit ein wichtiger Bestandteil der
Wahrnehmung. Sobald eine Aufmerksamkeit erreicht ist, wird die Aufnahme für diesen
Reiz aktiviert und die Aufnahmeaktivität eines anderen Reizes automatisch gehemmt.
Aber nicht nur das Aktivierungspotential der Reize ist für die selektive Wahrnehmung
und Aufmerksamkeit entscheidend, sondern auch die Richtung und die Qualität der
von den Reizen angesprochenen Antriebskräfte. Hierbei ziehen Reize, die keine
Gefühle oder Bedürfnisse des Individuums ansprechen, weniger Aufmerksamkeit auf
sich, als Reize, die den Bedürfnissen des Individuums entsprechen. Erstere werden
teilweise sogar gemieden.
Zum messen der Wahrnehmung können Tests durchgeführt werden, die den ersten
spontanen Eindruck bei flüchtiger Wahrnehmung sowie das Verständnis und die
Beurteilung bei genauerer Wahrnehmung messen. Dazu werden die Testpersonen
nach ihren subjektiven Wahrnehmungseindrücken befragt. Eine wesentliche Rolle
spielt dabei die Arbeit mit dem elektrischen Tachistokop, welches die Darbietung
systematisch variiert und zeitlich begrenzt.
Diese Tests mit kurzen Darbietungszeiten sind wichtig, da sich zum einen die
Wahrnehmung von Produkten und Werbemitteln in wenigen Sekunden abspielt. Zum
anderen können diagnostische Werte und das Zustandekommen der Wahrnehmung
festgestellt werden.
Selektive Wahrnehmung bedeutet, dass nur diejenigen Reize wahrgenommen
werden, die unsere Aufmerksamkeit anregen. Doch auch wenn ein in abgeschwächter
Weise registrierter Reiz nicht im ersten Moment unsere volle Aufmerksamkeit in
Anspruch nimmt, so wird er manchmal doch zu einem späteren Zeitpunkt ins
Gedächtnis zurückgerufen. Die Erinnerung an die Darstellung tritt dann allerdings in
verschleierter, bruchstückartiger Form auf. Durch unterschwellig dargebotene Reize
können Gefühle und Bedürfnisse beeinflusst werden (z. B.die Lust auf Schokolade zu
aktivieren), nicht jedoch das Kaufverhalten hinsichtlich bestimmter Marken oder
Produkte (z. B. Kauf von Milka Schokolade).
Reflexionsaufgabe:
Machen Sie sich klar, wann Sie das letzte Mal bewusst Werbung wahrgenommen
haben und was dies in Ihnen ausgelöst hat, bzw. zu welchem Verhalten (Kauf) es
geführt hat!
47
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4.2
Lernheft 7A
Die Werbung
Oft wird die Absatzwerbung fälschlicherweise mit Marketing im Allgemeinen
gleichgesetzt, obwohl es sich hier nur um einen kleinen Teil des Marketings handelt.
Durch Werbung sollen Konsumenten auf ein Produkt aufmerksam werden, um es
letztendlich zu kaufen. Absatzwerbung kann in vier Ausprägungen untergliedert
werden:
Absatzwerbung
Einführungswerbung
soll neue Produkte
bekannt machen
Expansionswerbung
soll Marktanteil
eingeführter
Produkte erhöhen
Erhaltungswerbung
soll Marktanteil
vorhandener
Produkte erhalten
Erinnerungswerbung
soll Absatz
stabilisieren
Soll die Wirksamkeit der Werbewirkung betrachtet werden, so stützt man sich seit
Jahren auf die sog. AIDA-Formel. Sie besagt, dass Werbung wirksam wird, wenn sie
folgende Stufen auf Seiten des Konsumenten durchläuft:
A ttention
(Weckung von Aufmerksamkeit)
I nterest
(Weckung von Interesse)
D esire
(Auslösung des Kaufwunsches)
A ction
(Erzeugung der Kaufhandlung)
Beispiel:
Der Fitnessgeräte-Produzent „Trimm dich“ geht bzgl. des Durchlaufens der
einzelnen Stufen der AIDA-Formel folgendermaßen vor:
Aufmerksamkeit wird dadurch geweckt, indem anhand der neuen
Werbeanzeigen von „Trimm dich“ darauf hingewiesen wird, dass mit dem
neuentwickelten Bauchtrainer bereits nach einer Woche der fünffache
Trainingseffekt im Gegensatz zu gewöhnlichen Bauchtrainern erreicht
werden kann. Das Interesse der Kunden wird dadurch geweckt, dass in
Kaufhäusern Geräte zum Testen aufgebaut sind, die von professionellen
Fitnesstrainern betreut werden. Der Kaufwunsch soll dadurch ausgelöst
werden, dass dem Kunden bei sofortigem Kauf ein persönlicher Fitnessplan
zusammengestellt wird. Letztendlich soll die Kaufhandlung dadurch
ausgelöst werden, dass bei dieser Einführungsaktion zusätzlich 15 % Rabatt
gewährt werden.
Es erweist sich jedoch als problematisch anzunehmen, dass die Stufen der AIDAFormel immer nacheinander durchlaufen werden müssen, damit eine Kaufhandlung
zustande kommt. In der Realität gibt es häufig Abweichungen. Weiterhin ist
anzumerken, dass die einzelnen Stufen auch nicht immer gleich schnell durchlaufen
werden. Die Schnelligkeit des Durchlaufens der Stufen ist abhängig von der Art der
Produkte. Bei einem Hauskauf dauert dieser Vorgang natürlich viel länger als beim
Kauf einer neuen Jacke, da hier die Investition sehr viel höher ist.
Es ist außerdem schwierig, den Erfolg einer Werbemaßnahme zu messen, da der
Kauf eines bestimmten Produktes nicht unbedingt durch diese ausgelöst werden
muss, denn auch andere Faktoren, wie z. B.Empfehlungen durch Bekannte oder ein
48
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
kurzfristiger Impuls können zum Kauf eines Produktes führen. Außerdem sind Käufe
meist zeitlich verzögert zur Werbemaßnahme, so dass sie zeitlich oft nicht genau
eingeordnet werden können. Aufgrund dieser Tatsachen misst ein Unternehmen den
Erfolg der Werbung nicht unbedingt an den tatsächlichen Umsätzen, sondern an der
Wirkung bei den Konsumenten. Es werden also keine ökonomischen Größen
zugrunde gelegt, weshalb hier von einer außerökonomischen Erfolgskontrolle
gesprochen wird. Diese kann beispielsweise durch eine Fragebogenaktion erfolgen.
Gemessen werden z. B.der Aufmerksamkeitsgrad, der Interesseweckungsgrad, der
Bedürfnisweckungsgrad oder der Kaufauslösungsgrad einer Werbemaßnahme. Es
können daraus Informationen für zukünftige Werbemaßnahmen gewonnen werden.
4.2.1
Grundsätze von Werbemaßnahmen
Damit eine Werbemaßnahme erfolgreich und legal ist, sind drei Grundsätze zu
beachten: die Wirtschaftlichkeit, Wahrheit und Klarheit.
Wirtschaftlichkeit: Sind die Werbekosten höher als der Umsatzzuwachs eines
Produktes, so ist die Werbemaßnahme unwirtschaftlich und sollte ersetzt werden. Die
Werbewirtschaftlichkeit lässt sich errechnen nach folgender Formel:
Werbewirtschaftlichkeit =
Absoluter Marktanteil =
Umsatzzuwachs (EUR)
-----------------------------------Werbekosten (EUR)
Umsatz * 100
---------------------------------------Gesamtumsatz des Marktes
Beispiel:
Der Fitness-Food-Hersteller Health GmbH verzeichnet mit der neuen Sportund-Schlank-Tütensuppen-Serie einen Umsatzzuwachs von 4 Millionen
Euro im Jahr. Auf dem Gesamtmarkt für Tütensuppen beträgt der jährliche
Umsatz 20 Millionen Euro (Marktvolumen). Die Health GmbH hat also einen
absoluten Marktanteil von 20%. Für Werbemaßnahmen werden
100.000 Euro ausgegeben. Nach Ende der Werbeperiode wird ein Umsatz
von 6 Millionen Euro verzeichnet. Der Umsatz des Gesamtmarktes stieg auf
21 Millionen Euro.
Werbewirtschaftlichkeit =
2 Mio €
---------------------0,1 Mio €
= 20
absoluter Marktanteil =
6 Mio € * 100
---------------------21 Mio €
= 28,57%
Fazit:
Die Werbemaßnahmen können als erfolgreich angesehen werden, denn zum einen
kann die Health GmbH eine hohe Werbewirtschaftlichkeit verzeichnen, zum anderen
hat sie ihren Marktanteil um über 8% gesteigert.
Wahrheit: Zum Schutz von Verbrauchern und Mitbewerbern hat der Gesetzgeber das
Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) erlassen. Eine Werbung darf nur
wahrheitsgemäße Angaben enthalten und es darf auch keine Werbung betrieben
49
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
werden, die gegen die guten Sitten verstößt oder die irreführende Angaben bzgl. der
Produkteigenschaften enthält. Weiterhin ist eine vergleichende Werbung verboten.
Klarheit: Heutzutage sind Konsumenten zahlreichen (Werbe-)botschaften ausgesetzt,
weshalb sich bei zu vielen Informationen ein sog. information overload einstellen
kann. Dies bedeutet, dass der Konsument aufgrund der zu hohen Informationsfülle
nicht mehr imstande ist, Informationen aufzunehmen. Daher ist es wichtig, die
Werbebotschaft knapp und klar zu gestalten. Nur so kann sie sich auf Dauer
einprägen.
4.2.2
Unternehmen und Produkte als Objekte von
Marketing-Maßnahmen
Unternehmen können nicht nur für bestimmte Produkte werben (Produktwerbung),
sondern auch für sich selbst als Ganzes (Firmenwerbung). Bei der Produktwerbung
wird der Verwendungszweck des beworbenen Produktes betont, bei der Firmenwerbung wird auf das Besondere des kompletten Unternehmens verwiesen,
beispielsweise auf seine Größe, seine Unternehmenskultur, sein Umweltengagement
usw. Damit soll gleichzeitig das Vertrauen in die Produkte des Unternehmens
gesteigert werden. Oft verfolgen große Unternehmen über Jahre hinweg den gleichen
Werbestil. Damit soll der gute Eindruck, der von diesem Unternehmen gewonnen
wurde, im Marketing verfestigt werden. Bald wird diese Firmenwerbung zur Corporate
Identity. Der firmenspezifische Werbestil mit seinem einheitlichen Design, der
besonderen Schrift, der einheitlichen Farbgebung, der einheitlichen Sprachregelung
wird damit zu einem Bestandteil der Unternehmensphilosophie.
Hinsichtlich der Produktwerbung sind in inhaltlich-gestalterischer Hinsicht mindestens
sieben Varianten zu unterscheiden:
1.
Die Sympathiewerbung vermittelt eher positive Gefühle als Informationen über
das Produkt, beispielsweise Wohlbefinden, Wunschträume etc. Es werden
schöne Landschaften eingesetzt, Gesichter kleiner Kinder, niedliche Tiere, auch
Pflanzen und andere Sympathieträger (sympathische Prominente etc.). Die
Informationen über das Produkt sind eher gering. Mit diesen positiven Emotionen
wird eine positive Einstellung gefördert, die dann bei impulsiv geprägten oder bei
ambivalenten Kaufentscheidungen den Ausschlag gibt.
Beispiel:
Eine Familie fährt in einem geräumigen Van durch verschiedenste Landschaften. Hinten sitzen glückliche Kinder und ein Hund. Sie sehen aus dem
Fenster und verfolgen mit ihrem Blick einen roten Ballon, der über die mit
Weichzeichner dargestellten Felder und Wiesen hinweg fliegt.
2.
Auch bei der Leitbildwerbung wird sich der Imagetransfer zunutze gemacht.
Eine gehobene Konsumkultur wird beispielsweise durch das Zeigen von
Prachtbauten, Casinos, Hotelanlagen, Segelyachten, Golfanlagen usw.
präsentiert. Dieses gezeigte gehobene Umfeld steigert jedoch nicht automatisch
die Verkaufszahlen, da es durchaus nicht das Ideal aller ist und für sehr viele als
unerreichbar gilt.
Beispiel:
Eine Gruppe gut gelaunter Mittdreißiger in edler Kleidung unterhält sich
während dem Golfen auf einem wunderbar saftig-grünen Golfplatz. Alle
lachen und trinken das beworbene In-Sportgetränk.
50
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
3.
Lernheft 7A
Wird auf die Qualität des Produktes verwiesen, so bedient man sich gerne der
Testimonialwerbung. So erklärt beispielsweise Autobesitzer Tom, dass er mit
seinem Mercedes B-Klasse schon mehr als 200.000 km zurückgelegt hat und
noch kaum zur Reparatur musste. Dabei spricht man auch von der Slice of LifeTechnik. Zufriedene Konsumenten werden gerne dargestellt, nachdem sie das
Produkt „erlebt“ haben. So erzählt die junge Mutter, es gäbe für ihre Kinder nichts
gesünderes, als morgens um 10 Uhr Knoppers zu essen. Nicht selten sind auch
sympathische Prominente in dieser Konsumentenfunktion, in der Hoffnung, dass
sich viele Konsumenten mit diesen Prominenten identifizieren und dann das
Produkt nachfragen (z. B.Nutella bei der Fußballnationalmannschaft). Doch
gerade bei der Darstellung von „Otto Normalverbraucher“ ist die Identifikation in
der Regel um einiges höher und die Nachfrage wird tendenziell eher gesteigert.
Die Leitbildwerbung wird nicht selten kombiniert mit einer Testimonial-Werbung.
Ist ein Schauspieler nicht der Action-Held, der aus fliegenden Flugzeugen
unversehrt abspringt, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen, so
vermittelt er Glaubwürdigkeit, was sich auf die Produktwerbung überträgt.
Beispiel:
Im Werbespot wird eine Mutter vermeintlich zufällig in der Fußgängerzone
angesprochen, warum sie denn gerade Milchschnitte gekauft habe. Sie
erklärt, dass dies ja keine Süßigkeit sei sondern ihren Kindern und deren
Freunden eine extra Portion Milch liefere und deshalb so gesund sei.
4.
Bei der vergleichenden Werbung wird das eigene Produkt mit dem ähnlichen
Produkt der Konkurrenz verglichen. Es wird zum Beispiel das Angebot der FastFood-Kette A mit dem Angebot der Fast-Food-Kette B verglichen und dabei das
eigene Angebot besonders hervorgehoben. Diese Form der Werbung ist dann
erlaubt, wenn zum einen ein hinreichender Anlass gegeben ist und die
Wettbewerbsfähigkeit nicht beschnitten ist. Befürworter dieser Werbeform
versprechen sich davon eine Steigerung des Informationsgehaltes und eine
Erhöhung der Markttransparenz. Ein direkter Leistungsvergleich wirke sich auf
die Produktpolitik positiv aus. Diese Form der Werbung sei verbraucherfreundlicher als manch andere Werbeform.
Die Gegner dieser Werbeform führen jedoch an, dass die Konsumenten
verunsichert würden, da die Informationen zum Teil widersprüchlich seien.
Außerdem würde die Konkurrenz und schließlich die Zunft der Unternehmer
geschädigt, da herabwürdigende Aussagen gemacht werden. In den USA wird
diese Form der Werbung regelmäßig praktiziert, ca. ein Drittel der Werbung
verwendet die vergleichende Werbung. Auch wurde nicht festgestellt, dass der
Mittelstand bei den Vergleichen mit der Konkurrenz leidet. Andererseits führte der
beschleunigte Wettbewerb zu Produktverbesserungen. Bei kritischen
Konsumenten kann diese Art von Werbung jedoch zu einem Bumerang-Effekt
führen. Besonders Verbraucher, welche die Konkurrenzprodukte bevorzugen,
werden sich durch solch eine Werbung nicht von ihrem Vorhaben abbringen
lassen und eventuell in ihrem Kaufwunsch noch bestärkt. Kommunikationsrisiken
müssen deshalb einkalkuliert werden. Es nützt meistens nichts, wenn die
Konkurrenz völlig schlecht gemacht wird und das eigene Produkt total hoch
gelobt wird. Die Glaubwürdigkeit und das Ansehen des Unternehmens leiden
unter dieser Art von Werbung. Werden jedoch beispielsweise Warentesturteile
als Referenz angeführt, so wird daraus die Qualität der Produkte ersichtlich und
auch die Stellung im Vergleich zur Konkurrenz. Warentestberichte gelten als
seriös und objektiv und haben eine höhere Glaubwürdigkeit als die Statements
von Freunden, Nachbarn oder Behörden.
51
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Zwei junge Männer unterhalten sich über Fitnessstudios. Der eine erklärt,
dass seine Studiokette besser sei als die des anderen, weil es dort bessere
Geräte, besseres Trainingspersonal und eine bessere Saunalandschaft
gäbe und es dazu noch insgesamt billiger sei.
5.
Nicht ganz problemlos ist die Schleichwerbung und die redaktionell gestaltete
Werbung. Schleichwerbung bezeichnet die unentgeltliche Nutzung eines
Massenmediums für werbliche Absichten (verdeckte Werbung, die dann im
Fernsehen bei einer Berichterstattung oder beispielsweise in einer Daily Soap
von der Kamera erfasst wird). Diese versteckte Werbung findet sich auch in der
redaktionell gestalteten Werbung. Sie soll jeden Verdacht auf Kommerz nehmen,
da sie eingebettet ist in das redaktionelle Umfeld. In beiden Fällen soll die
Effizienz der Werbemaßnahme erhöht werden. Bei der Schleichwerbung möchte
man für das Produkt werben, ohne Kosten zu haben. Ist eine mehrseitige
Werbeanzeige in Aufmachung und Layout an das Layout der Zeitung angepasst,
so ist das Ziel, den Konsumenten zu täuschen, damit die Wirkung dafür umso
größer ist.
Beispiele:
In einer Daily Soap tragen die WG-Bewohner alle die gleiche Sportmarke.
In einer kostenlosen Stadtzeitung ist ein Artikel über ein Fitnessstudio der
Innenstadt zu finden, der dieses sehr positiv darstellt. Erst bei genauerem
Hinsehen merkt der Leser, dass rechts oben der kleine Hinweis „Anzeige“
abgedruckt ist.
6.
Die unterschwellige Werbeform ist eine Form, die nicht als solche erkannt
werden will. Dabei ist jedoch der Nutzeneffekt dieser Werbeform fraglich. So wird
beispielsweise ein Spot/Bild von Coca Cola für den Bruchteil einer Sekunde in
einem Film eingeblendet, so dass der Konsument dies nicht bewusst
wahrnehmen kann. Sein Unterbewusstsein soll jedoch auf das Produkt
aufmerksam werden.
Beispiel:
Während eines Spielfilms wird immer wieder für Sekundenbruchteile ein
Produkt eingeblendet, was bewusst und mit bloßem Auge jedoch nicht
wahrnehmbar ist.
7.
Bei der Unikatkampagne ist jeder Werbespot oder jede Anzeige ein Unikat,
wodurch die Aufmerksamkeit der Zuschauer erhöht wird. Der Spot der jeweiligen
Firma bzw. des jeweiligen Produktes tritt stets in einem neuen Gewand auf, was
schon das Interesse weckt für den nächsten Spot.
Beispiel:
In den 80er Jahren gab es Zeitschriftenwerbung für Jägermeister. Jedes Mal
war eine andere Persona abgebildet, die erklärte, warum sie Jägermeister
trinke.
Reflexionsaufgabe:
Gehen Sie im Geiste verschiedene, Ihnen bekannte Fernseh-, Plakat- oder
Zeitschriftenwerbungen durch und überlegen Sie, um welche Art von Werbung es
sich dabei in inhaltlich-gestalterischer Hinsicht handelt!
52
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4.2.3
Lernheft 7A
Individual- und Kollektivwerbung als
Basisstrategien
Wirbt ein Unternehmen allein für seine eigenen Produkte, so handelt es sich um
Individualplanung. Es kann jedoch auch Fälle geben, in denen sich Kollektivwerbung
anbietet. Diese spart natürlich auch Kosten. Dabei werben zwei oder mehre Unternehmen zusammen für ihre Produkte. Es bietet sich manchmal an, eine Form der
Kollektivwerbung zu nutzen, vor allem, wenn es sich um homogene Güter handelt.
Bei einer Gemeinschaftswerbung beispielsweise werden die kooperierenden
Unternehmen nicht namentlich genannt.
Beispiel:
Werbung für Backprodukte von der Deutschen Bäckerinnung oder Werbung
für Milch vom deutschen Landwirtschaftsverband.
Bei einer Sammelwerbung hingegen treten die Beteiligten im Werbemittel auf.
Beispiel:
Prospekt eines Fremdenverkehrsvereins mit Übernachtungsmöglichkeiten
der Region.
Bei der Huckepackwerbung wird für zwei verschiedene Produkte Werbung betrieben
(zwei oder mehr). Ein Produkt läuft bei der Werbekampagne sozusagen mit. Jedoch
ist darauf zu achten, dass zwischen beiden eine Beziehung besteht. Auch die
Zielgruppen sollten übereinstimmen.
Beispiel:
In einem Prospekt wird für eine Hotelübernachtung gemeinsam mit dem
Besuch einer kulturellen Veranstaltung geworben.
Bei der Verbundwerbung werben zwei Anbieter aus verschiedenen Branchen
zusammen.
Beispiel:
In einer Werbung für das Entkalkungsmittel Calgon wird gleichzeitig für
Waschmaschinen von Miele geworben.
Ein Kaffeemaschinenhersteller wirbt gleichzeitig für eine bestimmte
Kaffeesorte.
4.2.4
Die Planung von Werbekampagnen
4.2.4.1
Werbemittel und Werbeträger
Vor dem Start einer Werbemaßnahme muss diese zunächst geplant werden. Die
Werbebotschaft kann grundsätzlich durch verschiedene Werbemittel und
Werbeträger dem Konsumenten nähergebracht werden. Werbemittel stellen die
Werbebotschaft dar. Sie können durch Texte, Bilder, Farben, Musik etc. gestaltet sein.
Wichtig ist dabei, die Werbebotschaft dem Konsumenten nahezubringen. Sie ist der
53
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Kern der Werbeaussage und soll den Nutzen des Produktes für den Konsumenten
darstellen.
Werbemittel lassen sich unterteilen in:
–
visuelle Werbemittel, z. B.Plakate, Anzeigen
–
akustische Werbemittel, z. B.Rundfunkwerbung
–
audiovisuelle Werbemittel, z. B.Fernsehwerbung
–
sonstige, z. B.Produktproben, Werbegeschenke
Das Werbemittel ist die Gestaltungsform der Werbung und dient der Übermittlung
der Werbebotschaft an den Konsumenten.
Beispiel:
Das Fitnessstudio LadyFit wirbt mit dem Slogan „LadyFit – das Studio wo
Sie Frau sein dürfen“. Der Slogan wird anhand einer Plakataktion
transportiert, aber auch in einer Radiowerbung und durch eine Printanzeige.
Werbeträger sind die Medien, durch die die Werbemittel und Werbebotschaften zu
den Zielgruppen gelangen. Durch sie treten die Werbemittel mit den Konsumenten in
Kontakt. Für visuelle Werbemittel können dies sein: Zeitschriften, Zeitungen,
Plakatwände etc., für akustische Werbemittel: Radio, Vorträge, etc., für audiovisuelle
Werbemittel: TV, Kino, etc. und für sonstige Werbemittel: Werbeverpackungen, etc.
Beispiel:
Der Slogan „LadyFit – das Studio wo Sie Frau sein dürfen“ wird anhand der
Werbeträger Radio, Zeitung und Plakatwand zur Zielgruppe transportiert.
4.2.4.2
Der Ablauf einer Werbeplanung
Damit Werbung wirksam ist, muss sie im Vorfeld genau geplant werden. Initiator einer
Werbung kann entweder ein Unternehmen sein, es wirbt dabei nur für seine eigenen
Produkte (Allein-, bzw. Individualwerbung), oder eine Kooperation mehrerer
Unternehmen (Kooperationswerbung). Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der
Gemeinschafts- und der Sammelwerbung. Bei ersterer werben die Unternehmen
für gleiche Produkte, ohne ihre Namen im Einzelnen zu nennen. Bei letzterer werden
die Namen genannt. Werbung beeinflusst den Absatz und den Ruf der Produkte und
des Unternehmens. Zur Planung der Werbung muss das Unternehmen auf die
Marktforschung zurückgreifen.
Die Werbeplanung legt fest
–
welche Ziele mit der Werbung erreicht werden sollen
–
welche Arten von Werbung daraufhin durchgeführt werden
–
welche Werbemittel und Werbeträger eingesetzt werden
–
wie viel Geld für die Werbung ausgegeben werden kann
–
wie häufig die Werbung geschaltet werden soll
–
wo die Werbung geschaltet werden soll, um eine bestimmte Zielgruppe zu
erreichen.
54
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Abfolge der Werbeplanung und –kontrolle
Aufstellen der Marketingziele
z. B. Umsatzsteigerung, Erreichen eines bestimmten Marktanteils etc.
Aufstellen der Werbeziele
z. B. Imageveränderung, Erhöhung des Bekannheitsgrades etc.
Festlegung des Werbeetats
Wie soll der Werbeetat festgelegt werden und wie soll er verteilt werden?
Entwicklung der Werbebotschaft
Was will die Werbung beim Kunden aussagen, was soll sie bewirken?
Festlegung der Werbemittel
z. B. Fernsehspots, Anzeigen etc.
Gestaltung der Werbemittel
z. B. mit Hilfe von Farben, Musik, Personen etc.
Überprüfung der Wirksamkeit der Werbemittel
z. B. durch Befragung von Testpersonen
Auswahl der Werbeträger
Welche Medien sind für die Zielgruppe am besten geeignet, z. B.Fachzeitschriften,
Fernsehen im Vorabendprogramm etc.
Festlegung des Werbegebietes
Soll regional oder überregional oder sogar weltweit geworben werden?
Streuplanung - Festlegung der Werbeperiode
In welchem Zeitraum und wie oft soll geworben werden?
Durchführung der Werbung
z. B. durch Werbeagentur oder unternehmensintern
Erfolgskontrolle der Werbung
Beispiel:
Wurde durch die Werbung der geplante Umsatz erreicht? Wurde der
Bekanntheitsgrad des Produktes gesteigert? Etc.
Bei der Werbeplanung muss zunächst festgelegt werden, welche Ziele mit der
Werbung verfolgt werden sollen. Es gibt ökonomische Ziele, z. B.ein bestimmter
Werbegewinn, und außerökonomische Ziele, z. B.die Bekanntmachung von Produkten
oder die Abhebung von der Konkurrenz. Die Werbezielplanung wird auch von der
Produktart und der Lebenszyklusphase des Produktes mitbestimmt. So wird in der
Einführungsphase natürlich mehr Werbung betrieben als in späteren Phasen des
Produktlebenszyklus. Auch wählt man andere Werbemedien je nach Erklärungsbedürftigkeit des Produktes. Ein Plakat beispielsweise wird vom Konsumenten nur
kurz gesehen. Mehr Informationen könnten in Fernsehwerbung oder
55
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Zeitschriftenanzeigen verpackt werden. Die Ziele müssen in regelmäßigen Abständen
bzgl. der Zielgruppe und der Werbeinhalte überprüft werden.
Beispiel:
Bernd Lehmann ist bei dem Möbelhersteller Baumann KG für das Marketing
verantwortlich und soll eine Werbekampagne für die Einführung eines neu
entwickelten Schreibtischstuhls entwickeln. Der Stuhl ist eine Innovation,
denn er passt sich perfekt jedem Körper an und hat noch zusätzlich eine
eingebaute Rückenmassagefunktion. Außerdem ist die Rückenlehne
beheizbar, was ebenfalls bei Rückenbeschwerden dienlich ist. Die
Geschäftsleitung glaubt, damit den großen Coup zu landen. Immerhin sind
alle Chefs darauf bedacht, gesunde Mitarbeiter zu haben, um die Fehlzeiten
zu verringern. Und Rückenschmerzen nehmen bekanntlich enorm zu,
besonders bei Menschen, die am Schreibtisch arbeiten. Die Geschäftsleitung verfolgt mit der Einführungskampagne folgende Ziele: Sie will schnell
einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen und eine Umsatzsteigerung von
30% erzielen. Dies scheint realistisch, erwartet man doch große Abnahmemengen durch Firmen für ganze Bürohäuser!
Wie viel Geld für die Werbung eingesetzt werden soll (Werbeetat), kann aufgrund
verschiedener Methoden festgelegt werden. Dies ist genau zu planen, denn dem
Unternehmen stehen nur begrenzte Geldmittel zur Verfügung. Das sog. Werbebudget
kann sich zum einen nach dem Umsatz des Unternehmens richten. Dies bedeutet,
dass für Werbung mehr Geld zur Verfügung steht, wenn das Unternehmen hohe
Umsätze erzielt.
Zum anderen kann das Werbebudget als der Betrag festgelegt werden, der nach
Abzug sonstiger Marketing-Ausgaben vom gesamten Marketing-Etat übrig bleibt.
Weiterhin kann das Unternehmen die Ausgaben der Konkurrenz mit den eigenen
vergleichen und danach sein eigenes Werbebudget festlegen. Oft stehen dabei jedoch
nur ungenügende Informationen über die Werbeausgaben der Konkurrenz zur
Verfügung.
Man muss jedoch folgendes beachten: Wird die Werbung am Umsatz ausgerichtet, so
heißt das, dass umso mehr geworben wird, je mehr Umsatz gemacht wird. Viel
sinnvoller ist es aber, in solchen Zeiten verstärkt zu werben, in denen der Umsatz
gering ist. Nur so kann man diesen ankurbeln.
Beispiel:
Lehmann steht in ständigem Kontakt mit der Rechnungswesenabteilung.
Ihm wird zunächst ein Budget von 90.000€ bewilligt. Dieser Betrag kann im
Laufe der Zeit noch nach oben oder unten angepasst werden, je nach dem,
wie gut die Kampagne läuft und wie erfolgreich sie ist.
56
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4.2.4.3
Lernheft 7A
Die Werbebudgetplanung
Im Rahmen der Budgetplanung der Unternehmung wird auch das zur Verfügung
stehende Werbebudget festgelegt. Dies kann aufgrund verschiedener Methoden
geschehen. So können die Werbeausgaben z. B.durch nicht-analytische Methoden
mit heuristischem Charakter geplant werden.
a.
Die Prozent-vom-Umsatz-Methode
Das Werbebudget wird am Umsatz der Unternehmung gemessen und prozentual
festgelegt. Die Werbung folgt somit dem Zyklus eines Produktes, d.h. es wird
mehr Werbung in der Einführungsphase und im Boom betrieben als in der
Rezession.
b.
Die All-you-can-afford-Methode
Das Werbebudget wird als der Betrag festgelegt, der nach Abzug aller sonstigen,
notwendigen Marketing-Ausgaben vom gesamten Etat der absatzpolitischen
Instrumente verbleibt. Diese Methode lässt sich jedoch nicht mit einer
kontinuierlichen, mittelfristigen Zielplanung vereinbaren, da sich die Daten mit
Ermittlung des Unternehmenserfolges jährlich ändern können.
c.
Die Wettbewerbs-Vergleichs-Methode
Bei Anwendung dieser Methode vergleicht das Unternehmen die Ausgaben der
Konkurrenz mit den eigenen und legt dann sein eigenes als angemessen
erachtetes Werbebudget fest. Mangelhaft ist dabei die unzureichende
Informationsbasis bzgl. der Konkurrenzdaten bzw. der hohe
Informationsaufwand.
Die o. g. Methoden können zwar die Planung erheblich vereinfachen und
beschleunigen, allerdings gehen sie nur ungenügend auf die ökonomischen Ziele
eines Unternehmens ein.
Demzufolge verwendet man in der Werbebudgetplanung eher analytische
Methoden, indem man z. B.Werbewirkungsfunktionen heranzieht. Diese können
bspw. linear oder exponentiell verlaufen und ein Sättigungsniveau der Werbeanstrengungen berücksichtigen. Im Folgenden werden jedoch nur einige besonders
häufig diskutierte Modelle herangezogen.
4.2.4.4 Gestaltung und Durchführung der Werbung
Um die Werbung gestalten zu können, muss man sich zunächst über den Inhalt der
Werbebotschaft im Klaren sein. Was soll die Werbung ausdrücken? Was will man
dem Konsumenten vermitteln? Wie kann dies mit Bildern, Farben, Wörtern oder
eventuell auch Tönen und Gerüchen ausgedrückt werden? Die Werbebotschaft soll
dem Kunden den Nutzen des Produktes aufzeigen und dessen Besonderheiten
hervorheben.
Beispiel:
Der Slogan Loréal – weil ich es mir wert bin findet sich in allen
Werbekampagnen der Firma Loréal wieder. Er stellt heraus, dass die
Benutzerin von Loréal sich selbst mag und daher nur exklusive Kosmetik
benutzt. Loréal leistet also etwas Besonderes für die Verwenderin. Sie ist
57
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
sich selbst soviel wert, dass sie nur diese hochwertigen Produkte benutzt.
Dadurch, dass dieser Slogan immer wieder benutzt wird, hat er etwas
Vertrautes für den Konsumenten. Loréal macht sich also auch die Tatsache
zu Nutze, dass man sich gerne mit Dingen umgibt, die einem vertraut sind.
Reflexionsaufgabe:
Welche Slogans fallen Ihnen auf Anhieb ein? Überlegen Sie, warum diese Ihnen im
Gedächtnis haften geblieben sind!
Beispiel:
Lehmann möchte mit der Werbebotschaft ausdrücken, wie einzigartig der
neue Bürostuhl ist und welche enormen Vorteile er für das Wohlbefinden
und die Gesundheit birgt. Er hat sich bereits Gedanken über einen Slogan
gemacht, der den Nutzen des Bürostuhls (er trägt den Namen Baumann
Ergonom) für den Kunden ausdrücken soll. Baumann Ergonom – und Sie
können Ihre Schmerzen vergessen!
Werbemittel sollen den Inhalt der Werbebotschaft wiedergeben. Sie können
grundsätzlich alle fünf Sinne des Menschen ansprechen. Im Vordergrund steht jedoch
besonders das hören und Sehen. Fühlen, Riechen, Schmecken kommen eher
seltener vor, bleiben aber länger im Gedächtnis haften (z. B.bei Produktproben im
Supermarkt oder Parfümproben in Zeitschriften). Dies verursacht zwar hohe Kosten,
ist jedoch gerade bei Produkteinführungen ein gutes Mittel, um auf sich aufmerksam
zu machen.
Wie können Werbemittel nun die Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Anhand von
Studien wurde festgestellt, dass sich z. B.durch angenehme Musik die Aufenthaltsdauer im Kaufhaus verlängert. Oder der Leser einer Anzeige kann durch eine kreative
Textanordnung animiert werden. Auch die Satzlänge eines Werbetextes ist wichtig. Je
kürzer er ist, desto verständlicher und einprägsamer ist er.
Der Slogan hat im Durchschnitt nur sechs Wörter. Er prägt sich so im Gedächtnis des
Konsumenten besser ein. Grundsätzlich sollte in die Werbemittel nicht zu viel
Information gepackt werden. Der Konsument würde wahrscheinlich abschalten und
die Werbung würde ihren Zweck verfehlen. Durch einfache Symbole oder Abbildungen kann eine schnellere Informationsaufnahme gewährleistet werden. So können
aussagekräftige Symbole, wie beispielsweise die drei Streifen von Adidas oder der
Poloreiter von Ralph Lauren viele Worte ersetzen.
Die Aufmerksamkeit kann auch durch Erotik oder Humor gesteigert werden, allerdings
ist dies natürlich auch von der Produktart abhängig. In Bezug auf den Erinnerungseffekt ist eine farbige Anzeige grundsätzlich einer in schwarz-weiß vorzuziehen.
Grundsätzlich ist natürlich immer die AIDA-Formel zu beachten, denn die Werbebotschaft soll Aufmerksamkeit erzeugen, Interesse wecken, einen Kaufwunsch auslösen
und als Handlung den Kauf zur Folge haben. Nach der Gestaltung der Werbemittel
können diese bezüglich ihrer Wirksamkeit durch Marktforschung getestet werden,
beispielsweise in Form von Befragungen oder Beobachtungen von Testpersonen, die
der Zielgruppe entsprechen.
Sind die Werbemittel, beispielsweise Printanzeigen oder TV-Spots, gestaltet, sind
geeignete Werbeträger (Zeitschriften, Fernsehen, Kino, Werbebriefe, Internet
Zeitungen etc.) auszuwählen. Für jedes Produkt ist das Medium auszuwählen,
welches die Zielgruppe am besten erreicht. So wird ein Kosmetikhersteller
58
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
wahrscheinlich am besten in Frauenzeitschriften werben, ein Eisproduzent im Kino
oder Fernsehen, ein Computerunternehmen in Computerzeitschriften etc. Es ist
jedoch darauf zu achten, dass das Image des Werbemittels auch mit dem Image des
Produktes übereinstimmt.
Beispiel:
Der Wellnessartikelhersteller Beauté wirbt für sein neues Hot-StoneMassageset mit Printanzeigen in den Frauenzeitschriften Glamour, Jolie,
Freundin, Petra etc.
Das Fitnessstudio Be Fit wirbt mit einer Großanzeige in der regionalen
Presse.
Werbemittel und Werbeträger sollten immer mit dem Image des Produktes
übereinstimmen!
Maßgeblich für das Schalten einer Anzeige ist natürlich auch deren Preis. Um
verschiedene Medien vergleichen zu können, sind jedoch nicht allein die
Anzeigenpreise maßgebend. Auch die Auflagenzahl muss in die Berechnung mit
einfließen. Hat beispielsweise eine Zeitschrift mit einem niedrigen Anzeigenpreis eine
sehr geringe Auflage, kann sie im Vergleich schlechter abschneiden als eine
Zeitschrift mit einem hohen Anzeigenpreis, die eine viel höhere Auflage besitzt. Je
höher die Auflage, desto mehr Menschen und damit potentielle Kunden können mit
der Anzeige erreicht werden und desto erfolgversprechender ist die Werbung.
Die verschiedenen Medien lassen sich mit dem sog. Tausenderpreis vergleichen. Er
berücksichtigt die Anzeigenkosten und die Auflagenhöhe zeigt die Kosten, die
aufgewendet werden müssen, um 1.000 Zielpersonen zu erreichen.
Tausenderpreis = (Preis je Schaltung / Auflage) * 1000
Beispiel:
Das Fitnessstudio Be Fit möchte neue Mitglieder werben und deshalb eine
Anzeigenkampagne in der örtlichen Presse starten. Zwei Zeitungen stehen
zur Auswahl: Der Blechinger Bote, der eine Auflagenhöhe von 130.000
aufweist und bei dem eine Großanzeige 1.000,-€ kostet und das Wandinger
Tageblatt, mit einer Auflagenhöhe von 140.000 und einem Anzeigenpreis
von 1.300,-€.
Der Geschäftsführer vergleicht die beiden Alternativen anhand des
Tausenderpreises.
Tausenderpreis für den Blechinger Boten = (1.000 / 130.000) * 1.000 = 7,69 €
Tausenderpreis für das Wandinger Tageblatt = (1.300 / 140.000) * 1000 = 9,29 €
Der Preis, mit dem 1.000 potentielle Kunden erreicht werden können, ist
beim Blechinger Boten geringer, daher entscheidet sich der Geschäftsführer
für die Großanzeige beim Blechinger Boten.
Sind alle Planungsschritte festgelegt, so wird ein Werbeplan aufgestellt. Dieser gibt
einen Überblick darüber, wann in welchem Medium geworben wird.
59
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Werbeplan des Sportschuhherstellers Speedstar für das zweite Viertel des
laufenden Geschäftsjahres:
Werbeobjekt
Medien
Kosten/
Einheit
Gesamtes
Sortiment
Zeitschrift
Vital
½-seitig
Neues
Laufschuhmodell
Sport Bild
¼-seitig
Bekanntheitsgrad
der Marke
Zeitschrift
Sport & Fit
Anzahl
Anzeigenschaltungen
(April bis Juni)
1
Gesamtkosten
2.000,-€
2.000 €
3
9.000,-€
2
3.600,-€
3.000 €
1/2-seitig
1.800 €
14.600,-€
Gesamt
4.2.4.5 Kontrolle der Werbemaßnahmen
Damit das Unternehmen weiß, wie gut die geschaltete Werbung die gesetzten Ziele
erreicht hat und erreichen kann, muss es regelmäßig den Erfolg der Werbung
kontrollieren. Eine regelmäßige Kontrolle, ob das für die Werbemaßnahmen
investierte Geld ausreicht und ob es sinnvoll eingesetzt wurde, gehört natürlich dazu.
Die Erfolgskontrolle ist jedoch nicht das Ende des Prozesses der Werbeplanung. Die
durch sie gewonnenen Informationen fließen wieder in die Planung mit ein, wodurch
ein Kreislauf entsteht. So können Werbekampagnen immer wieder angepasst werden
und erfolgreich sein.
Die Werbung kann auf zwei Arten kontrolliert werden. Entweder man misst den nichtwirtschaftlichen oder den wirtschaftlichen Werbeerfolg. Dabei werden die Plan-Größen
mit den Ist-Größen verglichen.
Zur Werbeerfolgskontrolle wird entweder der wirtschaftliche oder der nichtwirtschaftliche Werbeerfolg gemessen.
–
Nicht-wirtschaftliche Erfolgskontrolle:
Es wird überprüft, wie die Werbung bei den Umworbenen ankommt, wie bekannt
sie ist, welches Image sie hat, ob die Kunden dadurch beabsichtigen zu kaufen
etc. Diese nicht–wirtschaftliche Werbeerfolgskontrolle kann z. B.durch
Befragungen erfolgen.
–
Wirtschaftliche Erfolgskontrolle:
Gemessen wird z. B.der Gewinn, der Umsatz, der Marktanteil oder die Wiederkaufsrate, die mithilfe der Werbung erreicht wurde.
60
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4.3
Lernheft 7A
Öffentlichkeitsarbeit
Die Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) ist es, durch gezielte
Kommunikation ein positives Firmenimage in der Öffentlichkeit zu schaffen und die
Akzeptanz des Unternehmens zu erhöhen.
Public Relations lässt sich in externe PR und in interne PR aufgliedern. Erstere wirkt
auf verschiedene gesellschaftliche Gruppen, bzw. Teilöffentlichkeiten außerhalb des
Unternehmens ein, z. B.Kunden, Politiker, Aktionäre oder Anwohner. Die interne PR
hat die Teilöffentlichkeiten der Mitarbeiter, früherer Mitarbeiter und teilweise auch
Familienangehörige von Unternehmensangehörigen als Zielgruppe. Diese
unterschiedlichen Zielgruppen der externen, bzw. internen Unternehmensumwelt
bedürfen wegen ihres unterschiedlichen Informationsbedarfs nun auch unterschiedlicher Medien zur Kommunikation. So bedient sich die externe PR
beispielsweise Pressemitteilungen, Business-TV oder Kunden- und Aktionärszeitschriften, während die interne PR etwa das schwarze Brett, das Intranet oder die
Mitarbeiterzeitung zu ihrem Handwerkszeug zählt.
Die PR strebt dabei nach einer im Sinne des Unternehmens positiven Einstellungsund Verhaltensbeeinflussung beim Adressaten. Durch Öffentlichkeitsarbeit soll das
Unternehmen ein bestimmtes Image erhalten.
Instrumente der PR:
–
Herstellung guter Kontakte zu Presse, Rundfunk und Fernsehen,
–
Abhaltung von Pressekonferenzen,
–
Organisation von Vorträgen,
–
attraktiv gestaltete Geschäftsberichte,
–
Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen in der Gemeinde,
–
Errichtung von Stiftungen, Förderung wissenschaftlicher Vorhaben, oder
–
Durchführung von Betriebsbesichtigungen und ähnlichen Veranstaltungen für
die Öffentlichkeit (z. B.Tag der offenen Tür).
Während die Werbung eines Unternehmens Produkte empfiehlt, wendet sich die
PR- und Pressearbeit stets an die gesamte Öffentlichkeit, um dort als Unternehmen
Vertrauen, Bekanntheit und Akzeptanz zu wecken.
Beispiel:
Das Fitnessstudio Be Fit organisiert regelmäßig einen Tag der offenen Tür,
um Interessenten die Möglichkeit zu geben, sich die Trainingsmöglichkeiten,
die Kurse und die Räumlichkeiten anzusehen. Der angestellte Sport- und
Fitnessmanager hält auch regelmäßig Vorträge auf Gesundheitsmessen.
Weiterhin unterstützt das Studio die örtliche Stiftung zur Unterstützung von
Waisenkindern auf aller Welt.
Reflexionsaufgabe:
Inwiefern sind Sie bewusst mit Öffentlichkeitsarbeit ihn Berührung gekommen?
61
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4.4
Lernheft 7A
Sponsoring
Beim Sponsoring fördert das Unternehmen bestimmte Personen und/oder
Organisationen mit Sach- und Geldmitteln. Im Gegenzug dazu wird der Name des
Unternehmens in Verbindung mit den Gesponserten genannt oder z. B.auf Kleidung
o.ähnl. gedruckt. Besonders die Bereiche Sport und Kultur werden durch Sponsoring
abgedeckt. Wichtig ist hierbei, dass ein Imagetransfer vom Gesponserten zum
Sponsor stattfindet. Daher passiert es oft, dass Sponsoren in Folge von NegativSchlagzeilen bzgl. der Gesponserten abspringen, da sonst das neue negative Image
durch die Öffentlichkeit auf sie übertragen werden könnte.
Beispiel:
Der Tennisprofi Hans Schläger feiert große Erfolge und genießt ein positives
Bild in der Öffentlichkeit. Er wird durch den Sportbekleidungshersteller
Fit & Trimm gesponsert. Plötzlich wird jedoch bekannt, dass Schläger seine
hochschwangere Frau betrügt, Drogen verkauft und einen Reporter
verprügelt hat. Die Presse ist voll von Negativberichten. Deshalb kündigt Fit
& Trimm seinen Vertrag mit Schläger, weil das Unternehmen vermeiden
möchte, dass das negative Image auch auf die Produkte des Unternehmens
übergeht.
Reflexionsaufgabe:
Welche Beispiele fallen Ihnen für Sponsoring ein?
4.5
Verkaufsförderung
Bei der Verkaufsförderung (Sales Promotion) geht es darum, den Absatz von
Produkten direkt vor Ort zu erhöhen. Hierbei lassen sich drei Arten der Verkaufsförderung unterscheiden: die Außendienstpromotion, die Händlerpromotion und die
Verbraucherpromotion.
Bei der Außendienstpromotion sollen für die Außendienstmitarbeitern zum einen
Anreize geschaffen werden, die Produkte in erhöhtem Maße zu verkaufen, wie
z. B.durch den Erhalt von Incentive-Reisen oder Prämien. Zum anderen sollen ihre
Verkaufsfähigkeiten durch fachliche Weiterbildung oder der Gewährung von
umfassenden Verkaufsunterlagen (wie Muster, Laptop, etc.) gesteigert werden.
Die Händlerpromotion soll den Verkauf von Produkten an die Endabnehmer fördern.
Mittel hierzu sind Schulungen des Verkaufspersonals, Anregungen zur Produktplatzierung oder die Vergabe von Display-Material zur Warenpräsentation
(wie Ständer, Bodenaufkleber, etc.).
Bei der Verbraucherpromotion wird der Kunde z. B.durch Sampling-Aktionen
(z. B.das Verteilen von Kühlgelproben oder das Anbieten von Eiweißshakes in kleinen
Bechern direkt im Verkaufsraum) oder Preisausschreiben direkt auf das Produkt
aufmerksam gemacht.
62
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Das Unternehmen Seidig KG, Hersteller von Duschgels, will seinen Absatz
der neuen Sport-Serie pushen. Dazu setzt er für seine Außendienstmitarbeiter, die die Produkte den Einzelhändlern vorstellen sollen, spezielle
Verkaufsschulungen an und schreibt eine Reise in die Türkei als Prämie für
denjenigen Mitarbeiter aus, der im kommenden Jahr den höchsten Umsatz
macht. Außerdem werden für den Einzelhandel spezielle Ständer aus Karton
bereitgestellt, die mit dem Slogan des neuen Sport-Duschgels bedruckt sind.
Zudem werden in Einkaufsmärkten Warenproben an die Kunden verteilt, so
dass diese sich selbst ein Bild von der kühlenden Frische machen können.
Reflexionsaufgabe:
Überlegen Sie, mit welchen Arten der Verkaufsförderung Sie in der letzten Zeit in
Berührung gekommen sind.
Haben Sie in deren Folge die Produkte gekauft?
Warum waren die Verkaufsförderungsmaßnahmen wirksam?
Wissensfragen zu Kapitel 4:
1.
Wieso betreibt ein Unternehmen Kommunikationspolitik und welche Instrumente
beinhaltet diese?
2.
Wie kann gemessen werden, wie gut eine bestimmte Werbung wahrgenommen
wird?
3.
Welche Arten von Werbung gibt es?
4.
Was versteht man unter der AIDA-Formel? Warum ist diese Art der Messung des
Werbeerfolgs umstritten?
5.
Welchen Grundsätzen muss eine erfolgreiche Werbekampagne entsprechen?
6.
Welche Formen der Produktwerbung gibt es in inhaltlich-gestalterischer Hinsicht?
Nennen Sie diese kurz.
7.
Welche Formen der Kollektivwerbung kennen Sie?
8.
Was sind Werbemittel, was sind Werbeträger? Nennen Sie Beispiele!
9.
Wie ist die Abfolge von Werbeplanung und Werbekontrolle?
10. Welche nicht-analytischen Methoden gibt es im Rahmen der
Werbebudgetplanung?
11. Erläutern Sie die Begriffe Werbemittel, Werbeträger und Slogan.
12. Was ist bei der Auswahl von Werbemitteln und Werbeträgern zu beachten?
13. Was unterscheidet die wirtschaftliche von der nicht-wirtschaftlichen
Erfolgskontrolle?
14. Was versteht man unter Public Relations? Erläutern Sie die Begriffe interne und
externe PR.
63
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
15. Erläutern Sie den Begriff Sponsoring.
16. Was versteht man unter Sales Promotion und welche drei Ausprägungen gibt es?
Übungsaufgaben zu Kapitel 4:
1.
2.
Sie sind im Marketing des Sportschuhherstellers LaufActiv KG. Der neue
ultraleichte Runningschuh Speedrunner, der ein neuartiges Gelfußbett enthält
und sich jeder Fußform optimal anpasst, soll neu auf dem Markt eingeführt
werden.
a.
Um welche Art der Werbung handelt es sich dabei?
b.
Wie können Sie im Sinne der AIDA-Formel vorgehen, um eine möglichst
hohe Werbewirksamkeitswirkung zu erzielen? Erläutern Sie dies beispielhaft
und benennen Sie die einzelnen Stufen der AIDA-Formel.
c.
Der Marketingchef der LaufActiv KG will nach der erfolgreichen Einführung
des Laufschuhs dessen Werbewirtschaftlichkeit berechnen. Der
Umsatzzuwachs beträgt 950.000,-€ pro Jahr, die Werbemaßnahmen
verschlingen jährlich 90.000,-€.
Wie hoch ist die Werbewirtschaftlichkeit?
d.
Während der Umsatz des gesamten Laufschuhmarktes am Ende der
diesjährigen Werbeperiode bei 9 Mio € liegt, kann die LaufActiv KG einen
Umsatz von 1,2 Mio € verzeichnen. Bisher hatte die LaufActiv KG einen
Marktanteil von 10 %. Wie hoch ist nun der Marktanteil der LaufActiv KG?
e.
Ein neuer Praktikant in der Marketingabteilung will sich besonders hervortun
und schlägt dem Marketingchef vor, damit zu werben, dass der Schuh
jeglichen Schmutz abweist, obwohl dies in der Realität natürlich nicht der
Fall ist. Den Umsatz würde es aber auf jeden Fall ankurbeln, meint der
Praktikant. Ein weiterer seiner grandiosen Einfälle ist in einer Printanzeige
zu behaupten, dass der Speedrunner wesentlich besser sei als der
Laufschuh TimmFit des größten Konkurrenten Blike. Wird der Marketingchef
auf den Vorschlag eingehen?
f.
Der Praktikant gibt nicht auf und schlägt vor, alle Eigenschaften des
Speedrunner in der Printanzeige aufzulisten, um die Konsumenten von
dessen Qualität zu überzeugen. Wird der Marketingchef auf diesen
Vorschlag eingehen?
Um welche Arten von Werbung handelt es sich im folgenden, in inhaltlichgestalterischer Hinsicht:
a.
In einem Werbespot sieht man eine Gruppe gebräunter, lachender Yuppies,
die auf ihrer Yacht sitzen und einen gut gekühlten alkoholfreien Sekt trinken.
Die Personen tragen edle Kleidung und scheinen keinerlei Sorgen zu haben.
b.
Ein Mann hält in einem TV-Spot zwei Flaschen alkoholfreies Bier in der
Hand. Er nippt an beiden, man sieht die Etiketten. Dann lobt er das Bier, für
welches er wirbt und sagt, dass dies das einzige Alkoholfreie sei, das
wirklich auch wie Bier schmecke.
64
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
c.
Ein Mobilfunkanbieter wirbt mit einer Werbeanzeige, auf der nicht nur
Produktinformationen zu finden sind. In erster Linie rückt das Foto von
einem putzigen Kleinkind in den Vordergrund, das ein Handy in der Hand
hält und so tut, als würde es telefonieren. Man sieht zwei Zähnchen
hervorblitzen, es lächelt. Darunter steht: „Birmer Funk – von Anfang an!“.
d.
Der Autobauer „Speedwagon“ will eine neue Kampagne lancieren, die
ziemlich viel kostet. Alle zwei Wochen kommt ein neues Plakat an
Plakatwände, auf dem ein anderer Prominenter ist, der für das neue
Automodell wirbt und erläutert, warum gerade er mit diesem Modell fährt und
so zufrieden ist.
e.
Die Tennisspielerin Hilde Sommer wirbt für eine neue, besonders leicht
schmeckende Schokolade. So soll die Schokolade ein möglichst sportliches
Image bekommen.
f.
Im Weinheimer Tageblatt findet der Leser einen scheinbaren Artikel über
das Restaurant Seeblick, in dem dessen Küche, die Freundlichkeit der
Bedienung und die Räumlichkeiten gelobt werden. Erst bei genauerem
Hinsehen merkt der aufmerksame Leser, dass rechts oben über dem Artikel
der Hinweis „Anzeige“ steht.
3.
Sie sollen eine neue Werbekampagne für die neuartigen Wellness-Teesorten der
Firma Teemann entwickeln. Überlegen Sie sich einen Werbespot und eine
Anzeige, jeweils im Hinblick auf die inhaltlich-gestalterische Komponente.
4.
Was raten Sie einem Ski-Produzenten, der ganzjährig Werbung betreiben will,
weil er glaubt, so bleiben sein Produkte besser im Gedächtnis der Konsumenten?
5.
In einer Kleinstadt gibt es mehrere Sportvereine, die jedoch streng darauf achten
müssen, ihr Werbebudget nicht zu überdehnen. Zu welcher Art von Werbung
würden Sie Ihnen raten?
6.
Ein Zahnbürstenhersteller will eine TV-Werbekampagne lancieren, was natürlich
ziemlich teuer ist. Wie könnte er diese Werbeausgaben deutlich senken? Und
was ist zu beachten?
7.
Das Fitnessstudio Lady Fit hat neu in Weidental eröffnet und möchte Mitglieder
werben. Die Geschäftsführerin Ute Neubauer schlägt eine Anzeigenkampagne in
der örtlichen Presse vor.
Folgende Medien stehen zur Auswahl:
Das Weidentaler Neue Blatt: Auflagenhöhe 120.000, Kosten für eine
Großanzeige: 900,-€.
Die Rhein-Zeitung: Auflagenhöhe von 130.000, Kosten für eine Großanzeige:
1.050,-€.
Ute Neubauer will die beiden Alternativen anhand des Tausenderpreises
vergleichen. Zu welchem Ergebnis kommt sie?
65
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
8.
9.
Lernheft 7A
Besonders der deutsche Biermarkt betreibt sehr starkes Sponsoring,
insbesondere Sportsponsoring. Beispielsweise werden die Fußball-Weltmeisterschaft und die Fußball-Bundesliga sowie Sportsendungen im Fernsehen
gesponsert. Aber auch Eishockey, der Skisport, Motorsport, Volleyball oder
Basketball werden gesponsert.
a.
Welche Hauptziele verfolgen die Brauereien mit einem intensiven
Sponsoring-Engagement.
b.
Welche Gründe sind für wachsende Sponsoring-Aktivitäten
ausschlaggebend? Warum sponsern Brauereien gerade den Fußball so
stark?
c.
Weshalb kann Sponsoring nur als ergänzendes Kommunikationsinstrument
eingesetzt werden?
Welche Art der Kommunikationspolitik wird in den folgenden Beispielen
angesprochen?
a.
Die Firma Bilka, ein Schokoladenhersteller, wirbt für ihre Produkte, indem sie
einem bekannten Skispringer Skianzug, Trainingsanzug und Accessoires zur
Verfügung stellt, die mit werbenden Aufdrucken versehen sind. Außerdem
erhält der Skispringer zusätzlich noch eine beträchtliche Geldsumme.
b.
Das Fitnessstudio Fit & Aktiv wirbt in der Innenstadt und den angrenzenden
Orten mit einer Plakataktion, um Neumitglieder zu akquirieren.
c.
Ein Promotionteam des Fitnessstudios verteilt in der Innenstadt und in der
Fußgängerzone einer größeren Stadt Gutscheine für ein kostenloses
Probetraining.
Lernzielevaluation

Ich kann die vier Instrumente der Kommunikationspolitik erläutern!
trifft nicht zu

trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann den Begriff Wahrnehmung erklären!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann die zwei Formen der Kommunikation nennen!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
trifft eher nicht zu
Ich kann die vier Formen der Absatzwerbung nennen.
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
66
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)

Ich kann die drei Grundsätze von Werbemaßnahmen nennen!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann das Ziel und die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit nennen!
trifft nicht zu

trifft zu
Ich kann die Gestaltung, Durchführung und Kontrolle einer Werbemaßnahme
darstellen!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann die Möglichkeiten der Werbebudgetplanung erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
Ich kann den Ablauf einer Werbeplanung darstellen!
trifft nicht zu

trifft zu
Ich kann die Begriff Werbemittel und Werbeträger erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann die Formen der Individual- und Kollektivwerbung nennen!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
Ich kann die verschiedenen Varianten der Produktwerbung nennen!
trifft nicht zu

Lernheft 7A
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann das Wesen des Sponsoring erläutern!
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
67
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)

Ich kann die die Formen der Verkaufsförderung nennen!
trifft nicht zu
5
Lernheft 7A
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
Die Distributionspolitik
Folgende Lernziele sollen Sie in diesem Kapitel erreichen:
–
Den Begriff Distributionspolitik erläutern können!
–
Die Entscheidungsbereiche der Distributionspolitik nennen können!
–
Die verschiedenen Absatzwege und ihre Möglichkeiten erläutern können!
–
Eine Auswahl zwischen Handlungsreisendem und Handelsvertreter vornehmen
können!
–
Den kritischen Umsatz berechnen können.
–
Eine Wahl zwischen direktem und indirektem Absatz vornehmen können.
Die Distributionspolitik soll sicherstellen, dass die Produkte eines Unternehmens
pünktlich und im richtigen Zustand zum Konsumenten gelangen. Dabei müssen
folgende Fragen geklärt werden:
–
Auf welchen Wegen gelangen die Produkte vom Unternehmen zu den
Verbrauchern?
–
Mit welchen Absatzmittlern (z. B.Supermärkte, Einzelhändler etc.) geschieht
dies?
–
Durch welche Transportwege und Lagervorgänge können die Produkte pünktlich
und kostengünstig zu den Kunden gelangen?
Die Entscheidungen betreffen im Wesentlichen die folgenden vier Bereiche:
Absatzwege/Absatzkanäle, Absatzmethoden, Absatzorganisation und physische
Distribution.
–
Absatzwege/Absatzkanäle: Sie können direkt (ohne Zwischenhandel) gestaltet
sein, oder aber indirekt, d.h. es werden Groß-, bzw. Einzelhändler
zwischengeschaltet.
Die Sport AG verkauft ihre Produkte direkt an die Kunden über die eigene
Webpage. Die Runner AG liefert ihre Produkte an Sportgeschäfte und
Discounter, welche diese dann an die Kunden weiterverkaufen.
–
Absatzmethoden: Hier werden Kundenkontakte sowie Kauffunktionen geregelt.
Es wird also festgelegt, ob die Produkte z. B.in eigenen Verkaufsräumen
angeboten werden sollen, ob Katalogverkauf angeboten wird, wie und wie oft
Kundenbesuche durch Handlungsreisende stattfinden sollen, etc.
–
Absatzorganisation: Hierbei werden die Konzepte, welche die Absatzwege und
–kanäle sowie die Absatzmethoden betreffen, umgesetzt. Dabei ist die Kundenund Sortimentsstruktur zu beachten. Gerade im Hinblick auf Handelsunternehmen bestehen hier zahlreiche unterschiedliche Betriebsformen
(z. B. Discounter, Fachgeschäft, etc.).
68
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Die Runner AG hat unterschiedliche Pflegeserien im Sortiment. Eine
Billigserie, die in Discountern verkauft wird und mehrere höherpreisige
Serien, die im Einzelhandel angeboten werden.
–
Physische Distribution (Marketing-Logistik): Dieser Bereich regelt die
Güterzustellung, usw.
Beispiel:
Um ihre Produkte auszuliefern, hat die Pflege AG eine Spedition beauftragt,
die per LKW die Waren an die Handelsunternehmen ausliefern.
Absatzketten
Direkter Absatz
P
r
o
d
u
z
e
n
t
Einzelhandel
Großhandel
Einzelhandel
K
o
n
s
u
m
e
n
t
Indirekter Absatz
5.1
Absatzwege
Bei den Absatzwegen unterscheidet man zwischen dem direkten Absatzweg und
dem indirekten Absatzweg, bei dem der Handel und Absatzhelfer dazwischen
geschaltet sind. Beim direkten Absatzweg verkauft der Produzent direkt an den
Verbraucher, und zwar beispielsweise über Reisende, Verkaufsniederlassungen oder
eine Verkaufsabteilung (unternehmenseigene Distributionsorgane), oder aber er
bedient sich Absatzhelfern (z. B.Makler, Handelsvertreter). Hierbei entsteht ein enger
Kontakt zum Konsumenten, das Unternehmen hat also einen hohen Einfluss und eine
ständige Kontrolle auf den Absatz seiner Produkte. Außerdem entfallen Handelsspannen für Handelsbetriebe und Absatzhelfer. Besonders im Bereich der
Investitionsgüterindustrie mit ihren technisierten und komplizierten Produkten wird
vom Unternehmen geschultes Personal eingesetzt. Ebenfalls wird bei Banken und v.a.
Versicherungen der direkte Absatz oft eingesetzt.
69
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Einsatzbereiche der direkten Absatzwege:
Ein Sportgetränkeproduzent liefert direkt an die Endverbraucher. Ein
Maschinenhersteller liefert direkt an Fertigungsbetriebe.
Bei Tupperware veranstalten vom Produzenten geschulte Verkaufsberaterinnen Vorführabende in Privathaushalten und erhalten dort direkt die
Bestellungen.
Ein Sportbekleidungsfabrikant bietet an bestimmten Wochentagen
Werksverkäufe für Privatkunden an.
5.1.1
Direkter Absatz über unternehmenseigene
Absatzorgane
1.
Geschäftsleitung: Die Distribution über die Geschäftsleitung geschieht vor allem
im Falle von wertvollen Investitionsgütern. Jedoch ist es auch bei kleinen
Unternehmen üblich, dass die Geschäftsleitung selbst Aufträge einholt, da der
Kundenstamm hier meist überschaubar ist.
2.
Reisende: Das Unternehmen stellt den Reisenden (Außendienstmitarbeiter) fest
an. Er bekommt Gehalt und Spesen gezahlt, oft erhält er als Leistungsanreiz
auch eine Provision. Da er Handlungsgehilfe ist, unterliegt er dem gesetzlichen
Wettbewerbsverbot. Ohne Einwilligung darf er somit keine Geschäfte auf eigene
oder fremde Rechnung im Handelszweig seines Prinzipals abschließen. D.h., er
darf z. B.in Gebieten, in denen er beispielsweise Kaffee seiner Firma verkauft,
nicht noch Kaffee anderer Produzenten verkaufen. Der Reisende kann
unterschiedliche Vollmachten besitzen.
Reisender mit Vermittlungsvollmacht: Zwischen dem Reisenden und dem
Industriebetrieb wird ein Arbeitsvertrag geschlossen. Der Vermittlungsreisende
erhält u.a. die Vollmacht zur Vermittlung von Kaufverträgen. Dies berechtigt ihn,
Kundenbestellungen entgegenzunehmen. Diese leitet er an seinen Prizipal
weiter. Um auch Zahlungen entgegennehmen zu können, benötigt er eine
Inkassovollmacht.
Reisender mit Abschlussvollmacht: Der Abschlussreisende hat das Recht,
Kaufverträge mit den Kunden zu schließen, die Vertragspartner sind jedoch der
Industriebetrieb und der Kunde, d.h. der Reisende schließt den Vertrag in
fremdem Namen und auf fremde Rechnung ab.
Beispiel:
Der Reisende des Herstellers von Fußpflegebedarf „Lauf gut“, Walter Weiler,
hat Abschlussvollmacht. Er besucht Fußpflegesalons und schließt dort zur
Produktbestellung gleich Kaufverträge ab. Da er halb Deutschland bereist,
muss er teilweise auch übernachten, was natürlich von seinem Arbeitgeber
erstattet wird.
3.
Verkaufsniederlassungen: Sie gehören oft zu großen Unternehmen, damit
diese ihre Kunden trotzallem kundennah beraten können. Aus rechtlicher, sowie
wirtschaftlicher Sicht, ist eine Verkaufsniederlassung Teil des Unternehmens.
70
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Ein Pharmaunternehmen hat im ganzen Bundesgebiet Verkaufsniederlassungen, um Ärzte durch geschultes Personal zu den Medikamenten
beraten zu können.
4.
Franchising: Hierbei schließen der Franchisegeber und der Franchisenehmer
(beides rechtlich selbständige Unternehmen) einen Franchisevertrag ab, durch
den dem Franchisenehmer der Vertrieb der Produkte des Franchisegebers
übertragen werden. Der Franchisegeber verfügt zumeist über einen großen
Bekanntheitsgrad, z. B.Mc Donalds. Das Symbol oder die Marke wird dabei
ebenfalls vom Franchisenehmer verwendet, der als rechtlich selbstständiges
Unternehmen in eigenem Namen und auf eigene Rechnung tätig ist, obwohl er
auch an Weisungs- und Kontrollrechte seitens des Franchisegebers gebunden
ist. Auf der Grundlage des Franchisevertrages werden vom Franchisegeber
außerdem beschaffungs- und absatzpolitische, wie auch strategische und
organisatorische Entscheidungen getroffen. Er unterstützt auch in der
Sortimentsplanung, der Betriebsorganisation, der Beschaffung, der Werbung und
der Verkaufsförderung. Der Franchisenehmer profitiert vor allem vom Wert und
dem Bekanntheitsgrad der Marke.
5.
Vertragshändler: Der Vertragshändler verkauft die Produkte eines Herstellers
nach dessen Marketingvorgaben. Er ist ein rechtlich selbstständiges Unternehmen und schließt einen Vertrag mit dem Hersteller. Oft bietet er außer dem
Verkauf der Produkte noch Kundendienst und Reparaturen an. Häufig findet sich
diese Art des Direktabsatzes im Automobilbereich.
6.
Call Center: Hierbei handelt es sich um telefonische Service-Zentralen, deren
Mitarbeiter Käufe anbahnen und auch abschließen können. Sie rufen Kunden an
und offerieren diese Produkte zum Verkauf. Oder aber sie machen die Kunden
auf bestimmte Produkte aufmerksam und vereinbaren dann einen Termin für den
Besuch eines Außendienstmitarbeiters. Beispiele für typische Bereiche, die mit
Call Centern ausgestattet sind: Finanzdienstleistungen/Versicherungen,
Telekommunikation, Energieversorgung.
7.
Kataloge: Sie können den Verkaufsraum eines Unternehmens ersetzen oder
ergänzen. Diese Verkaufsform findet man z. B.bei Kosmetikfirmen wie Yves
Rocher oder bei Bekleidungsherstellern. Auch Hersteller von Büroartikeln oder
Investitionsgütern verkaufen oft über Kataloge.
8.
E-Commerce: Beim Electronic Commerce (elektronischer Handel) erfolgt der
Absatz über das Internet oder über Online-Dienste (z. B.AOL). Die Kunden
bestellen per PC und bekommen die Ware dann nach Hause geliefert.
Bsp.: Bücherbestellung über Amazon.de
71
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
5.1.2
Lernheft 7A
Direkter Absatz über unternehmensexterne
Absatzorgane
Unternehmensexterne Absatzorgane schließen für die Unternehmen, von denen sie
beauftragt wurden, Kaufverträge ab oder vermitteln diese. Sie sind rechtlich
selbstständig, handlen also in eigenem Namen.
1.
Handelsvertreter: Er ist selbstständiger Gewerbetreibender (Kaufmann) und
vermittelt für einen anderen Unternehmer Geschäfte (Vermittlungsvertreter), oder
schließt sie in dessen Namen ab (Abschlussvertreter). Die Aufgaben sind die
gleichen wie beim Reisenden, jedoch ist jener ein Angestellter des Unternehmens, also ein unternehmensinternes Absatzorgan, während der Handelsvertreter ein unternehmensexternes Absatzorgan ist, d.h. sie haben eine
unterschiedliche Rechtsstellung.
HGB § 84
(1) Handelsvertreter ist, wer als selbständiger Gewerbetreibender ständig damit
betraut ist, für einen anderen Unternehmer […] Geschäfte zu vermitteln oder in
dessen Namen abzuschließen.
2.
Kommissionär: Laut § 383 HGB ist jemand Kommissionär, wenn er es
gewerbsmäßig übernimmt, Waren oder Wertpapiere für Rechnung eines anderen
(des Kommittenten) ein eigenem Namen zu kaufen oder zu verkaufen. Der
Kommissionär muss den Weisungen des Auftraggebers Folge leisten
(§ 385 HGB) und das übernommene Geschäft mit der Sorgfalt eines ordentlichen
Kaufmanns ausführen (§ 384 HGB). Es gibt Waren- und Wertpapierkommissionäre sowie Ein- und Verkaufskommissionäre. Für die
Distributionspolitik eines Unternehmens sind jedoch nur die Verkaufskommissionäre im Sinne von Absatzhelfern von Bedeutung.
Wird ein Kommissionsvertrag abgeschlossen, so liefert der Kommittent die Ware
an den Kommissionär. Der Kommittent ist erst dann nicht mehr Eigentümer der
Ware, wenn diese verkauft wurde und somit der Kunde Eigentümer der Ware
geworden ist. Der Kommissionär hat auch das Recht, die Ware des
Kommittenten selbst zu kaufen (Selbsteintrittsrecht, § 400 HGB).Der
Kommissionär (er besitzt Abschlussvollmacht) handelt in eigenem Namen und für
fremde Rechnung. Hat er die Kommission ausgeführt, so muss er dem
Kommittenten dies anzeigen (Anzeigepflicht, § 384 (2) HGB) und Geldbetrag
minus Provision und Ersatz der Aufwendungen (§ 396 HGB) überweisen. Falls
der Kommissionär auf der Grundlage des Kommissionsvertrages die Haftung für
den Zahlungseingang übernimmt, bekommt er dafür eine Delkredereprovision.
Beispiel:
Ein Sportbekleidungshersteller, der sich neu auf dem deutschen Markt
etabliert hat, stellt großen Kaufhäusern seine neue Kollektion als
Kommissionsware zur Verfügung. Verkauft er Kleidungsstücke dieser
Kollektion, erhält dafür eine Provision. Das Kaufhaus, das hierbei als
Verkaufskommissionär fungiert, hat dabei kein Risiko. Nicht verkaufte Ware
nimmt der Hersteller (Kommittent) zurück.
72
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
3.
Lernheft 7A
Handelsmakler: Laut § 93 (1) HGB ist derjenige ein Handelsmakler, wer es als
selbstständiger Kaufmann gewerbsmäßig übernimmt, Verträge zu vermitteln,
ohne in einem ständigen Vertragsverhältnis zu seinem Auftraggeber zu stehen.
Der Handelsmakler ist in fremdem Namen und für fremde Rechnung tätig.
(Handelsmakler dürfen nicht mit Zivilmaklern (§ 652 BGB), z. B. Immobilienmaklern, verwechselt werden! Diese vermitteln keine Handelsgeschäfte!).
Der Handelsmakler erhält einen Maklerlohn (Courtage), der zu gleichen Teilen
vom Käufer und vom Verkäufer zu entrichten ist. Falls nichts gesondert vereinbart
wurde, so gilt der ortsübliche Satz. Beispiele: Versicherungsmakler vermitteln
Versicherungen, Warenmakler vermitteln Verträge zwischen An- und Verkauf von
Waren, Frachtenmakler vermitteln Frachtverträge zwischen Versender und
Frachtführer.
4.
Marktveranstaltungen: Dabei handelt es sich z. B.um Messen (Internationale
Möbelmesse, CEBIT, etc.), Auktionen oder Ausstellungen (IAA, Internationale
Bootsausstellung, etc.), die dem Waren- und Informationsaustausch dienen.
5.1.3
Die Wahl zwischen Handlungsreisendem und
Handelsvertreter
Beim Direktvertrieb muss sich das Unternehmen überlegen, ob der Reisende oder der
Handelsvertreter vorteilhafter eingesetzt werden kann. Insbesondere müssen dabei
die Kosten verglichen werden. Der Reisende erhält ein fixes Gehalt plus einer
Umsatzprovision, während der Handelsvertreter nur eine Umsatzprovision erhält, die
aber deutlich höher als die des Reisenden ist.
Vorteile eines Handlungsreisenden für das Unternehmen:
–
Er steht ausschließlich dem Unternehmen zur Verfügung (im Vergleich zum
Handelsvertreter)
–
Er erhält bei guter Geschäftslage niedrigere Provisionszahlungen als der
Handelsvertreter
–
Er besitzt eine gewisse Treue zum Unternehmen
Nachteile eines Handlungsreisenden für das Unternehmen:
–
Bei Absatzrückgängen werden die Gehälter der Reisenden weiter bezahlt
Vorteile eines Handelsvertreters für das Unternehmen:
–
Bei einem Umsatzrückgang muss kein Gehalt gezahlt werden
Nachteile eines Handelsvertreters für das Unternehmen:
–
Handelsvertreter vertreten meist mehrere Unternehmen und können unter
Umständen in Interessenkonflikte geraten
73
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Die Sportgeräte OHG überlegt, ob sie im Direktvertrieb von Sportgeräten
einen Reisenden oder einen Handelsvertreter einsetzen soll. Folgende
Daten werden zum Vergleich benötigt:
Festgehalt des Handlungsreisenden:
Umsatzprovision des Handlungsreisenden:
Umsatzprovision des Handelsvertreters:
3.000,00 €
2%
8%
Ob ein Handlungsreisender oder ein Handelsvertreter eingesetzt wird, hängt vom
erwarteten Umsatz ab.
Erwarteter Umsatz je Monat:
Vergütung des …
…Reisenden
10.000,00 €
Gehalt:
3.000,00 €
50.000,00 €
80.000,00 €
…Handelsvertreters
Umsatz-
Umsatzprovision:
provision:
800,00 €
200,00 €
Gesamt: 3.200,00 €
Gesamt 800,00 €
Gehalt:
Umsatzprovision:
Umsatzprovision:
3.000,00 €
1.000,00 €
4.000,00 €
Gesamt: 4.000,00 €
Gesamt: 4.000,00 €
Gehalt:
Umsatz-
Umsatzprovision:
provision:
3.000,00 €
1.600,00 €
Gesamt: 4.600,00 €
6.400,00 €
Gesamt: 6.400,00 €
Die Sportgeräte OHG erwartet einen Umsatz von 80.000,00 € pro Monat
durch eine zusätzliche Arbeitskraft im Direktvertrieb. Aus diesem Grund
entscheidet sich die Sportgeräte OHG für den Reisenden, da dieser hier
kostengünstiger ist.
5.1.3.1
Der kritische Umsatz
Der kritische Umsatz bezeichnet den Umsatz, bei dem die Vergütung des Reisenden
gleich der Vergütung des Handelsvertreters ist.
Kritischer Umsatz = Die Vergütung Reisender entspricht der Vergütung
Handelsvertreter.
Liegt der Umsatz darüber, so ist der Reisende günstiger, liegt der Umsatz darunter, so
ist der Handelsvertreter günstiger.
74
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Fortsetzung des Beispiels:
Bei der Sportgeräte OHG erhält der Reisende ein Festgehalt von 3.000,00 €,
seine Umsatzprovision beträgt 2 %. Die Umsatzprovision des
Handelsvertreters beträgt 8 %. Ist der Umsatz gering, so ist der
Handelsvertreter günstiger als der Reisende, da er kein Festgehalt bezieht.
Die Frage ist nun, ab welchem Gehalt der Reisende günstiger ist.
Dies wird mit einer linearen Gleichung gelöst:
U = kritischer Umsatz
3.000,00 + U * 2/100 = U * 8/100
 3.000,00 = U * 6/100
| - U * 2/100
| * 100/6 (Kehrwert des Bruches)
 3.000,00 * 100/6 = U
50.000,00 = U
Bei einem Umsatz von 50.000,00 € ist der Reisende günstiger als der
Handelsvertreter.
5.1.4
Indirekter Absatz
Beim indirekten Absatz gelangt die Ware über den Handel zum Endabnehmer.
Vorteile des indirekten Absatzes sind:
–
Es ist für den Hersteller kostengünstiger, wenn er die weit verstreuten
Endabnehmer nicht selbst beliefern muss.
–
Der Handel besitzt bereits ein Marketingkonzept.
–
Die Anzahl der Kontakte zu den Endabnehmern wird verringert.
–
Erst im Sortimentsverbund des Handels lassen sich die Waren verkaufen.
Beispiel:
Winzer verkaufen ihren Wein nicht selbst an Endabnehmer, sonder liefern
ihn an den Großhandel, der mit entsprechendem Marketing den
Weinverkauf an die Endabnehmer übernimmt.
Dem Handel kommen beim indirekten Absatz wichtige Funktionen zu. Er ermöglicht
es, dass die Endverbraucher die Produkte in ihrer Umgebung besorgen können
(Raumüberbrückung).
Beispiel:
In einem Fitnessstudio in Hamburg wird Sportbekleidung eines
Sportbekleidungsherstellers aus Bayern angeboten.
Weiterhin kann die Zeit, die zwischen Produktion und Verwendung eines Produktes
liegt, durch die Lagerhaltung im Handel überbrückt werden (Zeitüberbrückung).
Beispiel:
Ein Gemüsegroßhändler kauft frisch geerntete Äpfel, lagert sie ein und
verkauft sie je nach Bedarf an verschiedene Einzelhändler.
Das Sortiment des Handels wird außerdem nach den Bedürfnissen der Kunden
zusammengestellt (Sortimentsbildung).
75
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Das Fitnessstudio BE Fit bietet seinen Mitgliedern neben den
Sportmöglichkeiten auch Sportschuhe, Sportbekleidung und Diätprodukte
an, um eine komplette Versorgung mit Sport und Fitness zu ermöglichen.
Das Verkaufspersonal des Handels berät die Kunden (Kundenberatung), z. B. bzgl.
der Funktionen von technischen Geräten.
Weiterhin werden oft Serviceleistungen, wie kostenlose Reparaturen oder Kundendienst angeboten, um die Ware an den Endverbraucher verkaufen zu können
(Kundendienst).
Beispiel:
Ein Sportgerätehändler bietet an, Reparaturen kostenlos und vor Ort
durchzuführen.
Der Handel gewährt oft Zahlungsziele, was zur Kundengewinnung beiträgt
(Kreditfunktion).
Beispiel:
Ratenkauf bei großen Sportgeräten.
Welcher Absatzweg der richtige für die Produkte eines Industriebetriebes ist, hängt
auch von den Vertriebskosten sowie den Eigenschaften des Produktes ab. Handelt es
sich um teure Investitionsgüter, wie beispielsweise große Maschinen, werden diese oft
erst nach Bedarf und genau nach den Wünschen der Kunden hergestellt. Eine direkte
Kontaktaufnahme mit dem Hersteller und eine Beratung sind hier meist vonnöten,
wodurch der indirekte Absatzweg weniger geeignet ist. Handelt es sich um Konsumgüter, so werden diese auf direktem und auch auf indirektem Absatzweg vertrieben.
5.1.5
Die Wahl zwischen direktem und indirektem
Absatz
Die Auswahlentscheidung für direkten oder indirekten Absatz basiert auf dem
Verhältnis der Umsatzveränderung zur Kostenänderung je gewählter Vertriebsart. Zur
Wahl des geeigneten Absatzweges können dann folgende Aussagen getroffen
werden:
–
Je direkter die Verbindung zwischen Hersteller und Kunde, desto teurer ist der
Absatzweg in der Regel für den Hersteller.
–
Der direkte Vertrieb lohnt sich immer dann, wenn die zusätzlichen
Vertriebskosten kleiner sind, als die Handelsspanne.
–
Je direkter der Absatzweg, desto größer sind die Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten des Herstellers.
–
Der Austausch von Informationen zwischen Kunde und Hersteller ist umso
leichter, je direkter der Absatzweg ist.
76
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Typische Gegebenheiten, die zu direktem oder indirektem Absatz/Vertrieb führen,
sind:
Gründe für den Direktvertrieb
Gründe für indirekten Vertrieb
–
Erklärungsbedürftige Produkte
–
–
Transportempfindliche Produkte
Standardisierte, serviceunabhängige, nicht
erklärungsbedürftige Produkte
–
Produkte, die nicht oder nur schlecht zu
lagern sind
–
Der Kunde erwartet eine Einbindung der
Produkte in bestimmte Sortimente
–
Produkte, die in großen zeitlichen
Abständen gekauft werden
–
Kostenaspekte des Herstellers zum
Aufbau eines Absatzsystems
–
Kleiner Abnehmerkreis
–
Hohe Anzahl von Kunden
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Tendenz zum direkten Vertrieb steigt,
je komplexer und erklärungsbedürftiger ein Produkt ist. Im Investitionsgüterbereich
findet man daher die direkte Vertriebsform relativ häufig. Bei standardisierten,
servicefreien und wenig erklärungsbedürftigen Produkten geht hingegen die Tendenz
zur Zwischenschaltung eines unternehmensfremden Handelsunternehmens.
Wissensfragen zu Kapitel 5:
1.
Welche Aufgabe hat die Distributionspolitik und welche Entscheidungsbereiche
umfasst sie?
2.
Was sind die Unterschiede zwischen direktem und indirektem Absatzweg?
3.
Welche Arten des direkten Absatzes über unternehmenseigene Absatzorgane
gibt es?
4.
Welche Arten des direkten Absatzes über unternehmensexterne Absatzorgane
gibt es?
5.
Was versteht man unter dem indirekten Absatz und welche wichtigen Funktionen
kommen dabei dem Handel zu?
6.
Welche Gründe sprechen für den direkten, welche für den indirekten Vertrieb?
Übungsaufgaben zu Kapitel 5:
1.
Fallstudie
Der Sportartikelhersteller Aktiv AG hat eine neue Geschäftssparte für sich
entdeckt und im vergangenen Jahr einen ergonomischen Bürostuhl, den
„Wellness-Sport-Stuhl“, mit besonders wirbelsäulenschonender Rückenlehne und
Massagefunktion entwickelt. Außerdem soll der Stuhl das Sitzen auf einem
großen Pezzi-Ball nachahmen. Durch die ständige ausgleichende Bewegung des
Körpers werden die Muskeln ständig aktiviert, was ebenfalls kaum Rückenbeschwerden vorbeugen soll. Um beim Absatz des Wellness-Sport-Stuhl ein
optimales Ergebnis zu erzielen, soll im Rahmen der Distributionspolitik die Wahl
des Absatzhelfers überprüft werden.
Bisher wurden alle Artikel auf direktem Absatzweg durch Reisende der Aktiv AG
an Sportgeschäfte oder direkt an Fitnessstudios verkauft. Man war der Meinung,
77
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
dass der Reisende als Angestellter des Unternehmens aufgrund seiner
Weisungsgebundenheit und festen, geregelten Arbeitszeiten die höchsten
Leistungen erbringt.
In einer Konferenz der Unternehmensleitung äußert der Marketingleiter jedoch
die Meinung, dass ein Handelsvertreter mit mehr Motivation für den Absatz der
Produkte sorgen würde, da seine Vergütung komplett vom Umsatz abhängig ist.
Außerdem würde ein Handelsvertreter, der in der Regel gleichzeitig für mehrere
Unternehmen arbeitet und im Gegensatz zu Reisenden normalerweise im
Absatzgebiet ansässig ist, besonders gute Branchenkenntnisse und engeren
Kontakt zur Kundschaft besitzen. Zumal soll nun eine neue Kundenschicht
erschlossen werden, das der Wellness-Sport-Stuhl an Büroausstatter und weiter
Handelsunternehmen verkauft werden soll.
Der Einkaufschef widerspricht jedoch. Seiner Erfahrung nach, die er täglich mit
Handelsvertretern macht, bedienen diese am liebsten Großkunden; kleine
Abnehmer werden wegen der geringen Provisionserwartung vernachlässigt.
Die Unternehmensleitung der Aktiv AG muss sich nun entscheiden, da die
beschäftigten Reisenden schon so ausgelastet sind, dass sie das neue Produkt
nicht zusätzlich vertreten können. Es ist also entweder ein weiterer Reisender
einzustellen oder ein qualifizierter Handelsvertreter zu suchen.
a. Stellen Sie zunächst noch einmal die Vor- und Nachteile des Reisenden und
des Handelsvertreters gegenüber.
b
Führen Sie nun mit den folgenden Informationen einen Kostenvergleich
zwischen Handelsvertreter und Reisendem durch. Die monatlichen Kosten
der beiden Absatzhelfer sehen wie folgt aus:
Reisender: 2.500,00 € Festgehalt , 2 % Umsatzprovision
Vertreter:
6 % Umsatzprovision
b1. Welcher Absatzhelfer wäre kostenmäßig günstiger bei einem geschätzten
monatlichen Absatz von 400 Stück des Wellness-Sport-Stuhls zum
Verkaufspreis von 200,00 €?
b2. Bei welchem Umsatz sind die Kosten bei beiden Absatzhelfern gleich hoch,
entsprechen also dem kritischen Umsatz?
c.
Wie wäre die Situation, wenn der Handelsvertreter zu seiner wirtschaftlichen
Absicherung zusätzlich eine monatliche fixe Spesenvergütung in Höhe von
500,00 € pro Monat fordern würde?
d. Was ändert sich, wenn der Handelsvertreter plötzlich eine höhere
Umsatzprovision verlangt?
78
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
2.
Lernheft 7A
Ermitteln Sie in den folgenden Fällen jeweils den kritischen Umsatz mit einer
linearen Gleichung.
Reisender
Handelsvertreter
Fixum, Provision
Provision
3.000,00 € , 5 %
8%
2.500,00 €, 5 %
9%
6.000,00 €, 2 %
10 %
kritischer Umsatz
Lernzielevaluation

Ich kann den Begriff Distributionspolitik erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
trifft eher zu
trifft zu
Ich kann den kritischen Umsatz berechnen!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
Ich kann eine Auswahl zwischen Handlungsreisendem und Handelsvertreter
vornehmen.
trifft nicht zu

trifft zu
Ich kann die verschiedenen Absatzwege und ihre Möglichkeiten erläutern!
trifft nicht zu

trifft eher zu
Ich kann die Entscheidungsbereiche der Distributionspolitik nennen!
trifft nicht zu

trifft eher nicht zu
trifft eher nicht zu
Ich kann eine Wahl zwischen direktem und indirektem Absatz vornehmen!
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft zu
79
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Lösungen
Lösungen zu den Wissensfragen zu Kapitel 1:
1.
2.
Zu den vier Instrumenten des Marketings gehört:
•
Produktpolitik (Produktgestaltung, -qualität; Name, Marke, Schutzrechte;
Design, Verpackung etc)
•
Preispolitik (Preisgestaltung, Rabattgewährung, Boniprogramme, allg.
Lieferungs- und Zahlungsbedingungen etc.)
•
Kommunikationspolitik (Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring etc.)
•
Distributionspolitik (Standortwahl, Logistik, Absatzwege etc.)
Die einzelnen Marketinginstrumente müssen so eingesetzt und aufeinander
abgestimmt werden, dass ein größtmöglicher Marketingerfolg erzielt wird und
dass sie die Zielerreichung nicht gegenseitig hemmen.
Lösungen zu den Wissensfragen zu Kapitel 2
1.
Bei der Produktpolitik geht es um Veränderungen im Produktprogramm eines
Unternehmens, um dessen Marktposition zu verbessern. Es lassen sich fünf
Maßnahmen der Produktpolitik unterscheiden: Produktinnovation (Entwicklung
neuer Produkte), Produktvariation (Veränderung bereits bestehender Produkte),
Produktdifferenzierung (Erweiterung des Produktprogramms auf horizontaler
Ebene), Produktdiversifikation (Erweiterung des Produktprogramms auf vertikaler
Ebene), Produkteliminierung (ein Produkt wird vom Markt genommen).
2.
Folgende Möglichkeiten der Marktausweitung lassen sich unterscheiden:
3.
•
Mit geschaffenen Produkten einen höheren Marktanteil erreichen (Erhöhung
der Verbrauchsintensität, Verkürzung der Haltbarkeitsdauer eines Produktes
(built-in-obsolescence), Stärkung der eigenen Wettbewerbskraft.
•
Geringfügige Veränderungen wie verändertes Produktdesign, verändertes
Marketing, anderer Produktname, geringfügige Änderungen am Produkt
selbst oder Export des Produktes.
•
Umgestaltung des Angebotsprogramms (und somit Imageänderung)
•
Erschließung neuer Märkte mit neuen Produkten.
Der Produktnutzen setzt sich zusammen aus Grundnutzen + Zusatznutzen
(Serviceleistungen) + Erbauungs- und Geltungsnutzen.
Ein Porsche z. B.hat den Grundnutzen, uns von einem Ort zum anderen zu
bringen. Als Zusatznutzen bietet der Hersteller eine Reihe von Serviceleistungen
an, wie beispielsweise kostenlose Reparaturen innerhalb der Garantiezeit oder
die Mitgliedschaft im Porsche-Club. Der Erbauungs- und Geltungsnutzen besteht
darin, sich von den anderen Autofahrern abzugrenzen, indem man ein teures
Auto fährt und so einen hohen sozialen Status zeigt.
80
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
4.
Lernheft 7A
Die Phasen des Produktlebenszyklus: 1. Forschung und Entwicklung: Es
entstehen bisher nur Kosten für die Produktentwicklung. Das Produkt steht noch
vor seiner Markteinführung. 2. Einführung: Das neue Produkt muss bei
potentiellen Käufern erst noch bekannt gemacht werden. Die Kosten für
Forschung und erste Werbemaßnahmen können durch den leicht steigenden
Umsatz noch nicht gedeckt werden. 3. Wachstum: Der Umsatz des Produktes
steigt überproportional und es sind Gewinne zu verzeichnen. Die Werbung hat
sich bereits bezahlt gemacht, denn das Produkt hat nun eine gewisse
Bekanntheit und es kommt zu Wiederholungskäufen. War das Unternehmen der
erste Anbieter eines Produktes auf dem Markt (First Mover), so ist in dieser
Phase meist mit Konkurrenzprodukten zu rechnen, die z. B.in veränderter
Qualität oder verändertem Preis auf den Markt kommen und Kunden weglocken.
4. Reife: Der Umsatz nimmt nun nur noch in geringem Maße zu. Der Wettbewerb
mit Konkurrenzprodukten wird immer stärker, so dass die Gewinne zurückgehen.
Gegen Ende der Reifephase wird der Umsatz langsam rückläufig. 5. Sättigung
und Degeneration: Da Umsatz und Gewinn nun stark abnehmen, muss
entschieden werden, ob das Produkt vom Markt genommen wird, oder anhand
verschiedener Maßnahmen der Produktprogrammgestaltung der Lebenszyklus
verlängert wird.
Da der Produktlebenszyklus nur auf allgemeinen Erfahrungswerten beruht und
nicht auf den Marktanteil des Unternehmens eingeht, sollte er nicht als alleiniges
Planungsinstrument für Veränderungen im Produktprogramm dienen.
5.
„Question marks“ haben einen geringen Marktanteil und ein hohes Marktwachstum. Es sind Produkte in der Einführungsphase, weshalb sie noch hohe
finanzielle Aufwendungen für sich beanspruchen. Mögliche Verfahrensweisen:
Den Marktanteil steigern, also investieren, oder das Produkt vom Markt nehmen,
also eliminieren.
Die „Stars“ befinden sich in der Wachstumsphase, sie besitzen einen hohen
Marktanteil und ein starkes Marktwachstum. Die Gewinne lassen sich noch weiter
steigern, indem der Marktanteil erhöht wird. Eine andere Möglichkeit ist es, den
Marktanteil zu halten.
„Cash cows“ gehen von der Wachstums- in die Reifephase über. Sie haben zwar
einen hohen Marktanteil, jedoch nur noch ein geringes Marktwachstum. Die
Gewinne der „Cash Cows“ können in Produkte investiert werden, die sich noch
im Wachstum befinden. Es empfiehlt sich daher, den Marktanteil zu halten.
„Poor dogs“ befinden sich in der Reifephase. Ihr Marktwachstum, sowie
Marktanteil ist niedrig. Da sie kaum gewinne erwirtschaften, sollten sie vom Markt
genommen werden.
6.
Produktinnovation: Sie bedeutet die Einführung völlig neuer Produkte eines
Unternehmens. Dabei kann es sich um Produkte handeln, die nur für das
Unternehmen neu sind, oder auch um Produkte, die völlig neu auf den Markt
kommen und noch von keinem anderen Unternehmen angeboten wurden. Bsp.:
Ein Getränkehersteller bietet einen Saft an, der fettverbrennend wirkt und schlank
macht.
Produktvariation: Veränderung der Qualität oder des Produktäußeren eines
bereits bestehenden Produktes eines Unternehmens, um dessen Lebenszyklus
zu verlängern. Bsp.: Ein Sportschuhfabrikant produziert nun Schuhe mit
Gelfederung anstatt mit Gummifederung. Ein Schokoladenfabrikant produziert
nun Schokolade in dreieckiger Form anstatt der gewöhnlichen rechteckigen
Form, weil diese sportlicher wirken soll.
81
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Produktdifferenzierung: Ein bereits am Markt eingeführtes Produkt wird in
verschiedenen Varianten für unterschiedliche Kundenansprüche angeboten.
Bsp.: Nivea bietet Cremes und Lotionen für unterschiedliche Hauttypen an.
Produktdiversifikation: Ein Unternehmen nimmt Produkte aus bisher
unternehmensfremden Produktbereichen in sein Sortiment auf. Horizontale
Diversifikation: Das neue Produkt steht in Zusammenhang und befindet sich auf
der selben Wirtschaftsstufe mit dem bisherigen Produktprogramm des
Unternehmens. Bsp.: Eine Brotfabrik produziert nun auch Kuchen. Vertikale
Diversifikation: Es treten Produkte aus der vor- oder nachgelagerten
Wirtschaftsstufe zum bisherigen Produktprogramm hinzu. Bsp.: Ein Autobauer
stellt nun auch Sitzbezüge selbst her und braucht dazu keine Zulieferer mehr.
Laterale Diversifikation: Hier stehen die neuen Produkte in keinerlei
Zusammenhang mit dem bisherigen Produktprogramm. Bsp.: Ein
Sportschuhfabrikant tritt nun auch in die Getränkebranche ein.
Produkteliminierung: Ist ein Produkt den Ansprüchen des Marktes nicht mehr
gewachsen, so muss es aus dem Produktprogramm genommen (eliminiert)
werden. Gründe: geringer Absatz, Engpässe in der Produktion, Änderung
gesetzlicher Vorschriften, technisches Veralten. Bsp.: Ein Sportgerätefabrikant
stellt nur noch im Cardiobereich nur noch Crosstrainer her, weil Stepper nicht
mehr nachgefragt werden.
7.
Produkte können zum einen materielle Güter und zum anderen immaterielle
Güter sein, z. B.Dienstleistungen. Auch Kombinationen von materiellen und
immateriellen Gütern sind möglich, hier kann z.T. zwischen der Haupt- und der
Nebenleistung unterschieden werden (z. B.Waschmaschine als materielles Gut
als Hauptleistung und kostenloser Wartungsservice als immaterielles Gut als
Nebenleistung).
Produkte können auch nach ihrem Ausmaß der Verwendungsreife unterschieden
werden. Hierbei handelt es sich zum einen um Roh- oder Urstoffe (aus der Natur
gewonnen, z. B.Erdöl), Halbfertigerzeugnisse (bereits bearbeitet, bedürfen noch
der Weiterverarbeitung, z. B.Kunststoff), Fertigerzeugnisse (können direkt geoder verbraucht werden, z. B.ein Föhn).
Produkte können auch nach dem Individualisierungsgrad unterschieden werden.
Man unterscheidet zwischen Massenprodukten und Individualgütern. Erstere sind
für einen breiten, anonymen Markt gefertigt, z. B.Autos, Kleidung oder Fahrräder.
Letztere werden nach einem Auftrag und den speziellen Wünschen des Käufers
erstellt (z. B.ein spezielles Auto, das auf eine Behinderung des Fahrers
zugeschnitten wurde oder Spezialmaschinen). Werden Produkte genau auf die
Wünsche des Kunden abgestimmt, bezeichnet man dies auch als Customizing.
Güter lassen sich auch nach dem Beschaffungsaufwand unterscheiden. Den
extensiven Kaufentscheidungen geht ein längerer Entscheidungs- und
Abwägungsprozess voraus (z. B.Hauskauf), habituelle Kaufentscheidungen sind
bereits automatisiert (z. B.Kauf der immer gleichen Schokoladenmarke) und
impulsive Kaufentscheidungen sind situationsabhängig und spontan (z. B.Kauf
von Kaugummis, weil sie direkt an der Kasse platziert sind).
Bzgl. des Beschaffungsaufwandes kann man jedoch auch zwischen convenience
goods, shopping goods und specialty goods unterscheiden. Bei convenience
goods handelt es sich um Waren des täglichen Bedarfs und diese werden mit
geringem Aufwand gekauft, z. B.Lebensmittel des täglichen Bedarfs, Kosmetika
des täglichen Bedarfs. Dem Kauf von shopping goods geht ein längerer
Entscheidungsprozess voraus (z. B.teure Kleidung), wobei Preis und Qualität
sorgfältig abgewogen werden.
82
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Auch dem Kauf der specialty goods geht ein längerer Entscheidungsprozess
voraus, da auch hier bestimmte Vorstellungen seitens des Käufers gegeben sind
und die Produkte nur in größeren Abständen gekauft werden (z. B.Auto, Haus).
8.
Ein Produktprogramm setzt sich aus drei Dimensionen zusammen, der
programmpolitischen Grundorientierung (Gemeinsamkeiten, die alle Leistungen
eines Unternehmens haben, z. B.gleiches Image, gleiche Kundensegmente,
gleiche Vermarktungsstrategien etc.), der Programmbreite (Anzahl der
verschiedenen Produktlinien eines Unternehmens, z. B. bei Dove die Körperpflegelinie und Haarpflegelinie), der Programmtiefe (Anzahl der Varianten
innerhalb einer Produktlinie, z. B.Dove-Haarpflegelinie mit Shampoo für normales
Haar, Shampoo für fettiges Haar, Haarkur, Haarspülung, etc.).
9.
Um festzustellen, ob die Einführung eines neuen Produktes wirtschaftlich sinnvoll
ist, kann eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchgeführt werden. Sie stellt fest, ob
nach Abzug aller Kosten ein positiver Überschuss verbleibt. Durch sog. Umsatzstruktur- oder Konzentrationsanalysen soll das Produkt aufgrund von Größen wie
Produktionskosten, Vertriebskosten, zu erwartende Erlöse, voraussichtlich
erzielbare Marktanteile, Marktrisiken etc. beurteilt werden. Diese Größen können
durch Informationen, die in vorherigen Phasen gesammelt wurden, in Prognosen
umgewandelt werden.
Die Break-Even-Analyse gibt Antwort auf die Frage, ab welcher "kritischen"
Absatzmenge alle bisher entstandenen Kosten des Neuprodukts durch
entsprechende Umsätze abgedeckt sind. Bei dieser kritischen Menge, der BreakEven-Menge hat besteht weder Gewinn noch Verlust. Liegt die Break-EvenMenge unter der geplanten Verkaufsmenge, dann wird der Entwicklungsprozess
des Produktes weiterverfolgt. Liegt die Break-Even-Menge über der geplanten
Verkaufsmenge, dann wird das Produkt aus dem Programm genommen oder es
werden Veränderungen vorgenommen.
Die Break-Even-Analyse ist einfach anzuwenden, bezieht jedoch nicht den
Zeitfaktor in die Analyse mit ein und lässt Verzinsungseffekte außer Acht.
Nachteilig ist ebenfalls, dass Preisen und variablen Kosten unterstellt wird, dass
sie sicher und konstant sind. Weiterhin ist eine Unterteilung der Kosten in fixe
und variable Kosten schwierig. Zudem werden Risiken und die Wirkung von
Marketingmaßnahmen nicht berücksichtigt.
10. Die Produktpolitik besteht aus den Subinstrumenten Qualitätspolitik, Produktlinien- bzw. Sortimentspolitik, Mengenpolitik und Kundendienstpolitik.
11. Die Qualitätspolitik kann in die Dimensionen Gestaltung (Gestaltung der
physikalisch-technischen Merkmale und Gestaltung der Lebensdauer des
Produktes) und Standardisierung (gleichbleibende Qualität) eingeteilt werden.
12. In der Qualitätssicherung unterscheidet man die Instrumente:
Normen, Gütezeichen, Produzentenhaftung
13. Die Produktverpackung dient dem Verkauf, der Kundeninformation sowie dem
Schutz des Produktes.
14. Die Markierung des Produktes muss so erfolgen, dass dieses eindeutig als
Markenartikel identifiziert werden kann, sich aus der Masse der anderen
Produkte heraushebt und leicht wieder erkannt wird.
15. Im Rahmen der Markenpolitik sind die Einzel- bzw. Produktmarkenstrategie, die
Strategie der Markenfamilien, die Firmenmarke sowie die Einmarken- und
Mehrmarkenpolitik von Bedeutung.
83
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
16. Bei der Planung des Angebotsprogramms hat das Unternehmen verschiedene
sortimentspolitische Entscheidungen zu treffen:
•
Ergänzung des Produktionsprogramms durch Zukäufe, um Kosten der
Eigenproduktion zu sparen (Make-or-buy-Entscheidung)?
•
Wie breit/schmal soll das Sortiment sein?
•
Wie tief/flach soll das Sortiment sein?
17. Die Kundendienstpolitik dient dazu, das betriebliche Leistungsprogramm zu
ergänzen, indem Serviceleistungen als Zusatzleistungen zum Produkt angeboten
werden.
18. Formen von Kundendienstleistungen sind:
•
"Pre-Sales"-Service (kaufmännische Kundendienstleistungen wie Beratung,
Information, Bereitstellung von Informationsbroschüren, Verkauf auf Probe
mit Bereitstellung der Ware oder eines Warenmusters oder auch die
Bereitstellung von Parkplätzen)
•
"After-Sales"-Service (Service im Anschluss an den Kauf - technische
Kundendienstleistungen wie Installation, Gebrauchsschulungen, Wartung,
Reparatur, Ersatzteilversorgung oder die vorübergehende Überlassung von
Ersatzgeräten)
•
Kaufmännische Kundendienstleistungen im Nach-Kauf-Bereich
(z. B. die Stornierung des Kaufes oder die Rücknahme der Waren).
Lösungen zu den Übungsaufgaben zu Kapitel 2:
1.
2.
a.
Produkteliminierung
b.
Produktdifferenzierung
c.
Laterale Produktdiversifikation
d.
Produktvariation
e.
Produktvariation
f.
Produktinnovation
g.
Laterale Produktdiversifikation
Lösungsvorschlag:
Die Gesund & Fit OHG könnte eine Produktvariation durchführen und die
Verpackung des Müsliriegels modernisieren oder noch bessere Zutaten
verwenden. Sie könnte auch eine Produktdifferenzierung anstreben und den
Müsliriegel in verschiedene aktuelle Geschmackssorten aufspalten, die von den
Kunden gewünscht werden, beispielsweise Latte Macchiato, Kirsch-Joghurt,
Vanille-Himbeere oder Karamell.
3.
Wahrscheinlich hat die Maschinenöl KG keinen Erfolg mit der Produktion und
dem Verkauf von Fitnessgetränken. Der Konsument wird einem MaschinenölProduzenten nie zutrauen, auch gute Fitnessgetränke anzubieten, bzw. er wird
sich wahrscheinlich sogar ekeln, weil er an Maschinenöl denkt, wenn er die
84
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Getränke probiert. Ein Unternehmen sollte sich also genau überlegen, in welche
Produktsparten es vordringen will und ob diese mit dem Image des
Unternehmens und der Erwartungen der Kunden in Einklang stehen.
4.
Produktlebenszyklus von Trimm:
Umsatz
(Mio EURO)
Reife
50
Sättigung
Wachstum
Rückgang
40
30
Einführung
20
10
0
a.
2006
2007
2008
2009
2010
L-Carnitin-Fitnessgetränk ist ein umsatzstarkes, erfolgreiches Produkt in
der Wachstums- und Reifephase. Dies äußert sich durch einen relativ hohen
Marktanteil, niedriges Wachstum und im Erwirtschaften von Gewinnen.
Daher kann man das Fitnessgetränk dem Cash-Kühe-Sektor zuordnen.
Das Fitnessbike gehört zur Gruppe der besonders erfolgreichen Produkte,
die starkes Marktwachstumspotential aufweisen. Fitnessbikes
erwirtschaften hohe finanzielle Mittel, die jedoch zur Finanzierung des
Wachstums im Markt noch gebraucht werden. Das Fitnessbike gehört somit
zu den Stars. Sportschuhe mit Computerchip kann man zur Gruppe der
Fragezeichen-Produkte einordnen, da deren Entwicklung auf dem Markt erst
beginnt, der Marktanteil noch sehr gering ist und der Finanzbedarf zur
weiteren Entwicklung noch hoch ist.
b.
Positionierung
Hoch
" Fitnessbike "
Sportschuhe mit
Computerchip"
Marktwachstu
m
5.
Zeit
2005
Lösungsvorschlag
"FRAGEZEICHEN"
„STERNE“
"CASH KÜHE"
"ARME
HUNDE"
L-CarnitinFitnessgetränk r
Niedrig
Niedrig
Hoch
relativer Marktanteil
85
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
c.
Lernheft 7A
Das strategische Geschäftsfeld "Sportschuhe mit Computerchip" befindet
sich im Fragezeichen-Sektor, d.h. es ist durch ein positives Marktwachstum
gekennzeichnet und erwirtschaftet noch nicht genügend, um sämtliche
Kosten zu decken. Als allgemeine Normstrategie würde man erst einmal
"Investieren" ansetzen. Dabei sollten sich diese Investitionen auf
Maßnahmen beziehen, die auf eine Umsatzsteigerung abzielen. Hierzu
zählen die Werbung, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, Qualitätsverbesserungen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen usw. Die alternative
Strategie im Fragezeichen-Sektor lautet Produktelimination, was bei
Sportschuhen mit Computerchip aber aufgrund des starken Marktwachstums
hier wohl nicht zu erwägen ist.
Lösungen zu den Wissensfragen zu Kapitel 3:
1.
Durch die Preisgestaltung sollen neue Käufer gewonnen werden und vorhandene
Kunden sollen mehr kaufen. Begrenzt wird der Gestaltungsspielraum eines
Unternehmens jedoch zum einen durch die Kosten, die auf ein Produkt entfallen
und zum anderen durch die Einstandspreise der Handelswaren und die
Marktsituation. Ist das Unternehmen einer starken Konkurrenz ausgesetzt, hat es
nur einen geringen preispolitischen Spielraum. Vielmehr bestimmt das Verhältnis
von Angebot und Nachfrage den Marktpreis. Hat das Unternehmen nur wenig
Konkurrenz, bzw. handelt es sich sogar um einen Monopolisten, dann kann die
Preispolitik voll als absatzpolitisches Instrument eingesetzt werden. Trotzdem
hängt auch hier die Absatzmenge von der Höhe des Preises ab.
Eine betriebliche Preispolitik ist jedoch nur bei einem unvollkommenen
Wettbewerb möglich, nicht wenn auf dem Markt ein vollkommener Wettbewerb
besteht. Dieser ist dann gegeben, wenn: sich viele Anbieter und viele Nachfrager
(polypolistische Marktform) gegenüberstehen, die angebotenen Produkte
unterscheiden sich nicht, es gibt keine persönlichen, sachlichen, räumlichen oder
zeitlichen Präferenzen und es herrscht völlige Markttransparenz (die Nachfrager
wissen über alle Preise, Anbieter und Produkte Bescheid).
2.
Die Preise können sich orientieren an den Kosten des Produktes, den Preisen
des Wettbewerbers, der Zahlungsbereitschaft der Kunden.
3. a. Die Preiselastizität der Nachfrage ist die Änderung der Nachfragemenge im
Anschluss an eine Preisänderung. Sie wird folgendermaßen berechnet:
Preiselastizität
der
Nachfrage
prozentuale Änderung der Nachfragemenge
= ------------------------------------------------------------------------prozentuale Preisänderung für das Gut
Es gibt zwei Ausprägungen:
Bei unelastischer Nachfrage ist die Preiselastizität der Nachfrage kleiner 1, d.h. die
prozentuale Preisänderung ist größer als die darauffolgende prozentuale Änderung
der Nachfragemenge.
Bei elastischer Nachfrage ist die prozentuale Preisänderung kleiner als die
prozentuale Änderung der Nachfragemenge, d.h. die Preiselastizität der Nachfrage ist
größer 1.
86
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
b.
Je elastischer die Nachfrage, desto größer die Wirkung einer Preissenkung. Je
unelastischer die Nachfrage, desto größer die Wirkung der Preiserhöhung.
c.
Prozentuale Preisänderung: 10%
Prozentuale Nachfrageänderung: 20%
Preiselastizität = 20 / 10 = 2
4.
5.
Preisdifferenzierung heißt, ein Unternehmen setzt gleiche Produkte zu
unterschiedlichen Preisen ab, um einen größeren Abnehmerkreis zu erreichen.
•
Räumliche Preisdifferenzierung: Produkte werden auf verschiedenen
regionalen Märkten zu unterschiedlichen Preisen angeboten, z.
B.Einführungspreise in neuen Verkaufsstellen; niedrigere Preise für Kleidung
in Factory Outlets im Vergleich zu Boutiquen.
•
Zeitliche Preisdifferenzierung: Produkte werden zu verschiedenen Zeiten
zu unterschiedlichen Preisen angeboten, z. B.höhere Preise für
Pauschalreisen in der Hauptsaison; niedrigere Preise für Cabrios im Winter.
•
Persönliche Preisdifferenzierung: Produkte werden an verschiedene
Personengruppen zu verschiedenen Preisen verkauft, z. B.Personalrabatte,
niedrigere Strompreise für Betriebe im Vergleich zu Privathaushalten.
•
Mengenmäßige Preisdifferenzierung: Bei größerem Abnehmervolumen
werden Produkte zu niedrigeren Preisen verkauft, z. B.Setpreise;
Mehrfahrscheine bei Bussen und Bahnen.
Um den Preis für ein Gut festzulegen, orientiert sich ein Unternehmen in erster
Linie an dessen Kosten. Grundsätzlich müssen fixe und variable Kosten gedeckt
sein und zusätzlich ein Gewinn erzielt werden. Kurzfristig kann es jedoch auch
sein, dass Waren zu einem Preis verkauft werden, bei dem es gerade zu einer
Kostendeckung kommt (= Preisuntergrenze). Bei Handelsbetrieben wären dies
die Einkaufspreise, bei Industriebetrieben mindestens die Produktionskosten
(d.h. die variablen Kosten).
Mit dem Verkauf von Produkten zu Preisuntergrenzen muss jedoch sehr
vorsichtig umgegangen werden und dies sollte nur in Grenzfällen geschehen, da
sonst die Käuferschicht, die ein Gut zum „normalen“ Preis kauft, verprellt wird
und die Nachfrager nur noch darauf bedacht sind, lediglich die Preisuntergrenze
zu zahlen. Ein Unternehmen könnte seinen Markt so selbst kaputt machen.
6.
Beim Rabatt handelt es sich um einen Preisnachlass bzgl. der Listenpreise eines
Unternehmens, der besondere Bedeutung im Verhältnis Produzent – Absatzmittler hat, aber auch im Handel vorzufinden ist. Folgende Rabattarten stehen
dem Unternehmen zur Verfügung:
•
Mengenrabatt: Er richtet sich nach der Absatzmenge und steigt
normalerweise mit dieser. Während auf Produzentenseite durch die hohe
Absatzmenge Kostenersparnisse durch Produktions- und Dispositionsvorteile entstehen, übernimmt der Abnehmer größere Risiken
(z. B. Lagerhaltung, Absatz), für die er so einen preislichen Ausgleich erhält.
87
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Bei einem Mehlhersteller bekommen Bäckereien beim Kauf von 100 Tonnen
Mehl 5% Rabatt.
•
Funktions- oder Stufenrabatt: Preisempfehlungen sind hierbei auf den
Waren gekennzeichnet oder dem Konsumenten über die Preisliste bekannt.
Dieser Rabatt (bezogen auf Handlungskosten und Gewinn) wird dabei dem
Handel gewährt.
•
Auf einer Tafel Schokolade ist die „Unverbindliche Preisempfehlung“ von
99 Cent aufgedruckt.
•
Einführungsrabatt: Neueingeführte Produkte werden hierbei zu einem
günstigeren Preis verkauft, so dass der Handel bereit ist, Anstrengungen
und Kosten beim Verkauf neuer Waren zu übernehmen. Oft handelt es sich
hierbei nicht um einen Bar-, sondern einen Naturalrabatt, bei dem
beispielsweise mehr Produkte geliefert als bezahlt werden.
Beispiel:
Ein Supermarkt soll eine neue Schokolade mit Himbeergeschmack ins
Sortiment nehmen. Er bekommt pro bezahlten 100 Tafeln 10 Stück
zusätzlich geliefert. Dies macht er sich zunutze und bietet eine Probieraktion
an, um den Absatz anzukurbeln.
•
Treuerabatt: Ziel ist es hierbei, einen Abnehmer dazu zu bewegen,
ausschließlich bei einem Produzenten zu kaufen. Konkurrenten sollen somit
ausgeschaltet werden.
Beispiel:
Damit die Bäckerei Müller, langjähriger Kunde des Mehlfabrikanten
„Weißgold“, nicht zu dem neu in den Markt eingetretenen Konkurrenten
„Mehlglück“ wechselt, bekommt sie auf jede Rechnung 7% Rabatt.
•
Saisonrabatt: Der saisonbedingte Absatz bestimmter Waren soll so auch
außerhalb der Saison angekurbelt werden.
Beispiel:
Ein Supermarkt bekommt im Sommer Rabatt auf Gewürzkuchen.
•
Skonto: Es handelt sich um eine Sonderform des Rabattes, der bei
Barzahlung oder bei Zahlung innerhalb einer bestimmten Frist gewährt wird.
In Deutschland beträgt er 3%.
Beispiel:
Im Anschluss an eine Lieferrechnung steht geschrieben: „Bei Bezahlung
innerhalb von 10 Tagen erhalten Sie 3% Skonto“.
•
Bonus: Der Bonus wird normalerweise am Ende eines Jahres gewährt und
richtet sich nach der Verkaufsmenge.
88
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Ein langjähriger Kunde der Firma „Babyglück“ bekommt am Ende des
Jahres 5% von seinem gesamten Jahresumsatz gutgeschrieben, da er sein
Einkaufsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 30 % gesteigert hat.
•
Personalrabatt: Die Mitarbeiter bekommen die Produkte ihres
Unternehmens günstiger, solange sie zum persönlichen Gebrauch bestimmt
sind.
Beispiel:
Die Verkäuferin eines Schuhladens bekommt 20% Rabatt auf alle Schuhe,
die sie für sich selbst kauft.
7.
Die Preise für ein Produkt können sich orientieren an den Kosten eines
Produktes, an den Preisen des Wettbewerbers und an der Zahlungsbereitschaft
der Kunden.
Lösungen zu den Übungsaufgaben zu Kapitel 3:
1.
Preis vor Preiserhöhung: 80,00 €
Preis nach Preiserhöhung: 70,00 €
(Preissenkung um 12,5 %)
Nachfrage vor Preiserhöhung: 700.000
Nachfrage nach Preiserhöhung: 900.000
(Nachfrageanstieg um 28,6%)
Preiselasitzität = 28,6 / 12,5 = 2,29
a.
Die Preiselastizität beträgt 2,29
b.
Es handelt sich um eine elastische Nachfrage, da die Preiselastizität größer
als 1 ist.
a.
Räumliche Preisdifferenzierung
b.
Persönliche Preisdifferenzierung
c.
Zeitliche Preisdifferenzierung
d.
Mengenmäßige Preisdifferenzierung
e.
Mengenmäßige Preisdifferenzierung
f.
Zeitliche Preisdifferenzierung
2.
3.
Lösungsvorschlag
Walz kann beispielsweise eine räumliche Preisdifferenzierung betreiben, indem
er die Ski in einem Werksverkauf zu günstigeren Preisen als im Einzelhandel
anbietet. Auch ein Onlinevertrieb zu günstigeren Preisen könnte eventuell
eingerichtet werden. Zeitliche Preisdifferenzierung ist ebenfalls möglich, nämlich
um den Skiverkauf antizyklisch, also besonders im Frühling und Sommer
anzukurbeln. Gehen die Preise außerhalb der Saison runter, kann das
Verkaufsminus in diesen Zeiten eventuell aufgefangen werden.
89
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Walz plant außerdem, den Mitarbeitern einen besonderen Rabatt einzuräumen
und die Ski für sie und ihre Verwandten zu einem um 20% geminderten Preis
anzubieten (persönliche Preisdifferenzierung). Eine weitere Möglichkeit, den
Absatz anzukurbeln, besteht darin, den Einzelhandelsgeschäften einen Nachlass
einzuräumen, wenn sie eine bestimmte Menge an Ski abnehmen. Bei dieser
mengenmäßigen Preisdifferenzierung könnte Walz beispielsweise anbieten, dass
ab einer Abnahmemenge von 50 Paar Ski der Stückpreis um 10 % sinkt.
4.
Indem der Sportgetränkeproduzent die Getränke nun auch zu höheren Preisen
anbietet, kann er die sog. Konsumentenrente abschöpfen, also die Summe, die
eine bestimmte Käufergruppe bereit ist, mehr für die Getränke zu bezahlen.
5.
Es ist zwar besser, die Schuhe zur Preisuntergrenze zu verkaufen, als sie gar
nicht zu verkaufen. Wird dies jedoch zu exzessiv betrieben, verliert das
Unternehmen die Käuferschicht, die die Schuhe zu den normalen Preisen kaufen
würde, weil diese weiß, dass die Schuhe bald sowieso reduziert werden. Mit dem
Verkauf von Produkten zu Preisuntergrenzen muss also sehr vorsichtig
umgegangen werden.
6.
a.
Funktions- oder Stufenrabatt
b.
Bonus
c.
Einführungsrabatt
d.
Mengenrabatt
e.
Saisonrabatt
g.
Personalrabatt
h.
Treuerabatt, Skonto
7.
Materialkosten
390,00,- €
Lohnkosten
130,00,- €
Verwaltungskosten
50,00,- €
Gesamtkosten
570,00,- €
Gewinn
114,00,- €
Preis
684,00,- €
+ Mst. 19%
129,96,- €
Bruttopreis
813,96,- €
90
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Lösungen zu den Wissensfragen zu Kapitel 4:
1.
Ein Unternehmen muss Kommunikationspolitik betreiben, um sich und seine
Produkte auf dem Markt bekannt zu machen und dabei ein positives Image
aufzubauen oder zu erhalten. Auch sollen die Konsumenten eine positive
Einstellung zu den Produkten, bzw. Dienstleistungen des Unternehmens
bekommen. Folgende vier Instrumente zählen zur Kommunikationspolitik:
Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Verkaufsförderung und Sponsoring.
2.
Zum messen der Wahrnehmung von Werbung kann ein Tachistokop eingesetzt
werden. Es können damit Tests durchgeführt werden, die den ersten spontanen
Eindruck bei flüchtiger Wahrnehmung sowie das Verständnis und die Beurteilung
bei genauerer Wahrnehmung messen. Dazu werden die Testpersonen nach
ihren subjektiven Wahrnehmungseindrücken befragt. Das elektrische
Tachistoskop dient dabei der systematischen Variation der Darbietung und der
zeitlichen Begrenzung.
Diese Tests mit kurzen Darbietungszeiten der zu beurteilenden Werbung sind
wichtig, da sich zum einen die Wahrnehmung von Produkten und Werbemitteln in
wenigen Sekunden abspielt. Zum anderen können diagnostische Werte und das
Zustandekommen der Wahrnehmung festgestellt werden.
3.
Einführungswerbung (Bekanntmachung neuer Produkte), Expansionswerbung
(soll Marktanteil eingeführter Produkte ausweiten), Erhaltungswerbung (soll
Marktanteil von Produkten stabilisieren), Erinnerungswerbung (soll bestimmte
Produkte dem Kunden wieder ins Gedächtnis rufen).
4.
Durch die AIDA-Formel soll die Wirksamkeit der Werbewirkung betrachtet
werden. Sie besagt, dass Werbung wirksam wird, wenn sie folgende Stufen auf
Seiten des Konsumenten durchläuft: Attention (Weckung von Aufmerksamkeit),
Interest (Weckung von Interesse), Desire (Auslösung des Kaufwunsches), Action
(Erzeugung der Kaufhandlung).
Problematisch ist die Annahme, dass die Stufen immer nacheinander durchlaufen
werden müssen, damit eine Kaufhandlung zustande kommt. Häufig zeigen sich
häufig Abweichungen. Auch werden die Stufen nicht immer gleich schnell
durchlaufen.
Der Kauf eines bestimmten Produktes wird außerdem nicht unbedingt durch die
Werbung ausgelöst, auch andere Faktoren, wie Empfehlungen, können zum Kauf
führen. Käufe sind oft zeitlich verzögert zur Werbemaßnahme, so dass sie zeitlich
oft nicht genau eingeordnet werden können. Der Werbeerfolgsmessung werden
also nicht unbedingt ökonomische Größen zugrunde gelegt, sondern v.a. die
Einstellungsänderung der Kunden, weshalb man hier von außerökonomischer
Erfolgskontrolle spricht. Diese kann beispielsweise durch eine Fragebogenaktion
erfolgen.
5.
Drei Grundsätze sind zu beachten, damit eine Werbemaßnahme erfolgreich und
legal ist:
Wirtschaftlichkeit: Sind die Werbekosten höher als der Umsatz eines Produktes,
so ist die Werbemaßnahme unwirtschaftlich und sollte ersetzt werden.
Wahrheit: Hier gilt das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG). So darf
keine Werbung betrieben werden, die gegen die guten Sitten verstößt oder die
irreführende Angaben bzgl. der Produkteigenschaften enthält. Weiterhin ist eine
vergleichende Werbung verboten.
91
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Klarheit: Da der Konsument heute zahlreichen (Werbe-)botschaften ausgesetzt
ist, ist es wichtig, die Werbebotschaft knapp und klar zu gestalten.
6.
Hinsichtlich der Produktwerbung sind in inhaltlich-gestalterischer Hinsicht
mindestens sieben Varianten zu unterscheiden:
Die Sympathiewerbung vermittelt eher positive Gefühle als Informationen über
das Produkt, beispielsweise Wohlbefinden, Wunschträume etc. Die Leitbildwerbung macht sich den Imagetransfer zunutze gemacht. Die Testimonialwerbung will auf die Qualität der Produkte verweisen und bedient sich Personen,
die aus der Realität gegriffen zu sein scheinen und ihre scheinbaren Erfahrungen
darlegen. Die vergleichende Werbung vergleicht das eigene Produkt mit dem der
Konkurrenz. Die Schleichwerbung und die redaktionell gestaltete Werbung sollen
Kosten sparen und den Verdacht auf Kommerz nehmen. Die unterschwellige
Werbung soll nicht als Werbung erkannt werden, so wird z. B. ein Bild für den
Bruchteil einer Sekunde in einen Film eingeblendet. Bei der Unikatkampagne ist
jeder Werbespot oder jede Anzeige ein Unikat.
7.
Manchmal bietet sich an, eine Form der Kollektivwerbung zu nutzen, vor allem,
wenn es sich um homogene Güter handelt.
Bei einer Gemeinschaftswerbung werden die kooperierenden Unternehmen nicht
namentlich genannt. Bei einer Sammelwerbung hingegen treten die Beteiligten im
Werbemittel auf. Bei der Huckepackwerbung wird für mindestens zwei
verschiedene Produkte Werbung betrieben. Ein Produkt läuft bei der
Werbekampagne sozusagen mit. Bei der Verbundwerbung werben zwei Anbieter
aus verschiedenen Branchen zusammen.
8.
Werbemittel stellen die Werbebotschaft dar. Sie lassen sich unterteilen in:
visuelle Werbemittel, z. B. Plakate, Anzeigen, akustische Werbemittel,
z. B. Rundfunkwerbung, audiovisuelle Werbemittel, z. B. Fernsehwerbung,
sonstige, z. B. Produktproben, Werbegeschenke.
Werbeträger sind die Medien, durch die die Werbemittel und Werbebotschaften
zu den Zielgruppen gelangen. Für visuelle Werbemittel können dies sein:
Zeitschriften, Zeitungen, Plakatwände etc., für akustische Werbemittel: Radio,
Vorträge, etc., für audiovisuelle Werbemittel: TV, Kino, etc. und für sonstige
Werbemittel: Werbeverpackungen, etc.
9.
Abfolge der Werbeplanung und –kontrolle
Aufstellen der Marketingziele z. B. Umsatzsteigerung, Erreichen eines
bestimmten Marktanteils etc., Aufstellen der Werbeziele z. B. Imageveränderung,
Erhöhung des Bekannheitsgrades etc., Festlegung des Werbeetats Wie soll der
Werbeetat festgelegt werden und wie soll er verteilt werden?, Entwicklung der
Werbebotschaft Was will die Werbung beim Kunden aussagen, was soll sie
bewirken?, Festlegung der Werbemittel z. B .Fernsehspots, Anzeigen etc.,
Gestaltung der Werbemittel z. B. mit Hilfe von Farben, Musik, Personen etc.,
Überprüfung der Wirksamkeit der Werbemittel z. B. durch Befragung von
Testpersonen, Auswahl der Werbeträger Welche Medien sind für die Zielgruppe
am besten geeignet, z. B. Fachzeitschriften, Fernsehen im Vorabendprogramm
etc., Festlegung des Werbegebietes Soll regional oder überregional oder sogar
weltweit geworben werden?, Streuplanung - Festlegung der Werbeperiode, In
welchem Zeitraum und wie oft soll geworben werden?, Durchführung der
Werbung z. B. durch Werbeagentur oder unternehmensintern, Erfolgskontrolle
der Werbung
92
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Beispiel:
Wurde durch die Werbung der geplante Umsatz erreicht? Wurde der
Bekanntheitsgrad des Produktes gesteigert? Etc.
10. Prozent-vom-Umsatz-Methode: Das Werbebudget wird am Umsatz der
Unternehmung gemessen und prozentual festgelegt. Die Werbung folgt somit
dem Zyklus eines Produktes.
All-you-can-afford-Methode: Das Werbebudget wird als der Betrag festgelegt, der
nach Abzug aller sonstigen, notwendigen Marketing-Ausgaben vom gesamten
Etat der absatzpolitischen Instrumente verbleibt.
Wettbewerbs-Vergleichs-Methode: Das Unternehmen vergleicht die Ausgaben
der Konkurrenz mit den eigenen und legt dann sein eigenes als angemessen
erachtetes Werbebudget fest.
11. Werbemittel und Werbeträger sollten immer mit dem Image des Produktes
übereinstimmen.
12. Werbemittel sollen den Inhalt der Werbebotschaft wiedergeben. Sie können
grundsätzlich alle fünf Sinne des Menschen ansprechen. Bsp.: Printanzeigen,
TV-Spots, Produktproben etc.
Werbeträger dienen der Darstellung des Werbemittels, beispielsweise
Zeitschriften, Fernsehen, Werbebriefe etc.)
Der Slogan soll im Gedächtnis des Konsumenten haften bleiben und eine
Information über das Produkt oder ein damit zusammenhängendes Gefühl
vermitteln.
13. Bei der nicht-wirtschaftlichen Erfolgskontrolle wird überprüft, wie die Werbung bei
den Umworbenen ankommt, wie bekannt sie ist, welches Image sie hat, ob die
Kunden dadurch beabsichtigen zu kaufen etc. Diese nicht–wirtschaftliche
Werbeerfolgskontrolle kann z. B. durch Befragungen erfolgen. Bei der
wirtschaftlichen Erfolgskontrolle wird z. B. der Gewinn, der Umsatz, der
Marktanteil oder die Wiederkaufsrate, die mithilfe der Werbung erreicht wurde
gemessen.
14. Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) will durch Kommunikation Akzeptanz und
ein positives Firmenimage für ein Unternehmen in der Öffentlichkeit erreichen
Public Relations lässt sich nun in erster Linie in externe PR und in zweiter Linie in
interne PR aufgliedern. Erstere wirkt auf verschiedene gesellschaftliche Gruppen,
bzw. Teilöffentlichkeiten außerhalb des Unternehmens ein, z. B. Kunden,
Politiker, Aktionäre oder Anwohner. Die interne PR hat die Teilöffentlichkeiten der
Mitarbeiter, früherer Mitarbeiter und teilweise auch Familienangehörige von
Unternehmensangehörigen als Zielgruppe. Diese unterschiedlichen Zielgruppen
bedürfen wegen ihres unterschiedlichen Informationsbedarfs auch unterschiedlicher Medien zur Kommunikation. So bedient sich die externe PR
beispielsweise Pressemitteilungen, interne PR beispielsweise der
Mitarbeiterzeitung.
15. Beim Sponsoring fördert das Unternehmen bestimmte Personen und/oder
Organisationen mit Sach- und Geldmitteln. Im Gegenzug dazu wird der Name
des Unternehmens in Verbindung mit den Gesponserten genannt oder z. B. auf
leidung o.ähnl. gedruckt. Wichtig ist, dass ein Imagetransfer vom Gesponserten
zum Sponsor stattfindet.
93
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
16. Bei der Verkaufsförderung (Sales Promotion) geht es darum, den Absatz von
Produkten direkt vor Ort zu erhöhen. Hierbei lassen sich drei Arten der Verkaufsförderung unterscheiden: Bei der Außendienstpromotion sollen für die
Außendienstmitarbeiter Anreize geschaffen werden, die Produkte in erhöhtem
Maße zu verkaufen. Auch sollen ihre Verkaufsfähigkeiten durch fachliche
Weiterbildung oder der Gewährung von umfassenden Verkaufsunterlagen
(z. B. Muster) gesteigert werden.
Die Händlerpromotion soll den Verkauf von Produkten an die Endabnehmer
fördern. Mittel hierzu sind Schulungen des Verkaufspersonals oder Anregungen
zur Produktplazierung. Bei der Verbraucherpromotion wird der Kunde z. B. durch
Sampling-Aktionen direkt auf das Produkt aufmerksam gemacht.
Lösungen zu den Übungsaufgaben zu Kapitel 4:
1.
a.
Es handelt sich bei der Werbung um eine Einführungswerbung, weil der
Schuh neu auf den Markt gebracht wird.
b.
Bei der Werbung für den Speedrunner kann Aufmerksamkeit dadurch
geweckt werden, indem die Werbeanzeige eine bunt gezeichnetes Bild vom
Innenleben des Schuhs im Querschnitt enthält und darauf hinweist, dass
dieser neuentwickelte Runningschuh der leichteste sowie erste und einzige
auf dem Markt ist, der sich jeder Fußform problemlos anpasst und auch
Menschen mit starken Fußproblemen das Joggen ermöglicht.
Das Interesse der Kunden wird dadurch geweckt, dass sie den Schuh in
Sportgeschäften anprobieren und auf speziellen, vom Hersteller zur
Verfügung gestellten Laufbändern und Parcours ausprobieren können.
Der Kaufwunsch soll dadurch ausgelöst werden, dass dem Kunden bei
sofortigem Kauf ein modernes Lauf-T-shirt dazu geschenkt wird. Letztendlich
soll die Kaufhandlung dadurch ausgelöst werden, dass bei dieser
Einführungsaktion zusätzlich 10 % Rabatt gewährt werden.
c.
Werbewirtschaftlichkeit =
950.000 €
----------------------- = 10,55
90.000 €
Die Werbewirtschaftlichkeit beträgt 10,55, ist also durchaus zufriedenstellend. Der Umsatzzuwachs ist höher ist als die Werbeausgaben und somit
hat sich die Werbung für den Speedrunner gelohnt.
d.
1,2 Mio * 100
absoluter Marktanteil
= -------------------- = 13,33 %
9 Mio
Der Marktanteil beträt jetzt 13,33 %, ist also um 3,33 % gestiegen, was auf
jeden Fall einen Erfolg für das Unternehmen bedeutet.
94
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
e.
Der Marketingchef wird natürlich nicht auf den Vorschlag eingehen, da
dieses Werbeversprechen nicht der Wahrheit entsprechen und somit
irreführende Angaben bzgl. der Produkteigenschaften enthalten würde, was
vom Gesetzgeber verboten ist. Auch vergleichende Werbung ist verboten,
daher wird der Marketingchef auch auf den zweiten Vorschlag des
Praktikanten nicht eingehen.
f.
Der Marketingchef wird auf diesen Vorschlag nicht eingehen, da zu viele
Informationen in der Printanzeige keinen Nutzen bringen. Es stellt sich
höchstens ein information overload ein, d.h. die Konsumenten können die
Fülle der Informationen gar nicht verarbeiten. Es ist viel zielführender, nur
ein bis zwei wichtige und einzigartige Produktinformationen herauszupicken
und diese in der Anzeige darzustellen.
a.
Leitbildwerbung
b.
Vergleichende Werbung
c.
Sympathiewerbung
d.
Unikatwerbung gepaart mit Testimonialwerbung
e.
Testimonialwerbung
f.
Redaktionell gestaltete Werbung
2.
3.
individuelle Lösungsmöglichkeiten
4.
Ganzjährig zu werben, wäre für den Ski-Produzenten nicht ideal, da er ein
saisonales Produkt produziert und vertreibt. Er sollte kurz vor Saisonbeginn
massiert werben und während der ganzen Wintersaison Werbung betreiben.
Danach (z. B.in den Sommermonaten) kann er sein Werbebudget wieder
schonen, da es sowieso kaum Möglichkeiten zum Skifahren gibt.
5.
Die Sportvereine könnten Sammelwerbung betreiben, beispielsweise in einer
gemeinschaftlichen Broschüre, welche die einzelnen Vereine kurz portraitiert.
Diese Broschüre könnte dann in den Geschäften der Stadt ausgelegt werden.
Durch die Sammelwerbung können die Werbeausgaben der einzelnen Vereine
verringert werden.
6.
Der Zahnbürstenhersteller könnte beispielsweise einen Werbespot drehen, bei
dem nicht nur die Zahnbürste im Vordergrund steht, sondern bei dem auch
gleichzeitig für Zahncreme einer bestimmten Marke geworben wird. Dabei
handelt es sich um Verbundwerbung. Wichtig ist, dass eine Beziehung zwischen
den beiden Produkten besteht und dass das Image der beiden Produkte
übereinstimmt. Die Kosten für den Werbespot würden beide Hersteller
gemeinsam tragen und somit würden sich diese für den Einzelnen deutlich
verringern.
7.
Tausenderpreis für das Weidentaler Neue Blatt
= (900 / 120.000) * 1.000 = 7,5 €
Tausenderpreis für die Rhein-Zeitung = (1.050 / 130.000) * 1000
= 8,08 €
95
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Der Preis, mit dem 1.000 potentielle Kunden erreicht werden können, ist bei dem
Weidentaler Neuen Blatt geringer, daher entscheidet sich Ute Neubauer für die
Anzeige im Weidentaler Neuen Blatt.
8.
a.
Die wichtigsten Sponsoringziele der Brauereien sind die Förderung des
Bekanntheitsgrades der einzelnen Biermarken und ein Imagetransfer vom
Sponsoring-Objekt auf die Marke oder das sponsernde Unternehmen.
b.
Gründe für das wachsende Sponsoring deutscher Brauereien sind
vielschichtig. Im Sportsponsoring wird z. B. Bandenwerbung oder
Trikotwerbung eingesetzt, was wesentlich billiger ist als die klassische
TV-Werbung. Auch ist die Reichweite bei Stadionbesuchern, Fußball-LiveÜbertragungen und Sportberichterstattung im Allgemeinen bei mehreren
Fernsehanstalten erheblich größer. Man erreicht somit nicht nur Fernsehzuschauer, sondern gleich mehrere Gruppen gleichzeitig, hat zudem durch
Sendungen in mehreren Programmen einen Multiplikatoreffekt, ohne jedes
Mal wieder dafür zahlen zu müssen. Neben diesen quantitativen Gründen
gibt es auch noch qualitative Ursachen für ein wachsendes SponsoringEngagement. Durch diese Art der Kommunikation können z. B. der
Werbefrust und die Umgehung durch Zapping während der Werbepausen
bei klassischer Werbung umgangen werden. Der Fußball wird so stark
gesponsert, weil man den Konsumenten hier in seiner Freizeit erreicht.
Sponsoring erreicht hier einen Transfer von dem speziellen Sport zugeschriebenen Eigenschaften wir dynamisch, fair, sportlich usw. auf das
Produkt des Unternehmens. Dieses muss jedoch die Auswahl der
Sponsoring-Partner sorgfältig treffen, um nicht durch schlechte Schlagzeilen
unerwünschte Wirkungen zu erzielen und damit in Verbindung gebracht zu
werden (z. B. durch Doping-Affairen usw.). Männer sind Hauptzielgruppe der
Brauereien und auch gleichzeitig Hauptinteressenten beim SponsoringObjekt Fußball. Einer Studie zufolge sind z. B. ¾ der Fußball-verrückten
Personen Männer und Bier ist sowohl im Konsum als auch beim Kauf
hauptsächlich Männersache. Außerdem ist Fußball die beliebteste
TV-Sportart bei den Deutschen.
c.
Die Begrenztheit der Sponsoringbotschaft macht den Einsatz auch anderer
Kommunikationsinstrumente erforderlich. Durch das Sponsoring ist meist nur
das Logo des Unternehmens und des Produktes kommunizierbar. Um neben
der Bekanntheit auch noch andere Fähigkeiten des Produktes vermitteln zu
können, sollte das Sponsoring daher in den Kommunikationsmix
eingebunden werden.
a.
Sponsoring,
b.
Werbung,
c.
Verkaufsförderung
4.
96
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Lösungen zu den Wissensfragen zu Kapitel 5:
1.
Die Distributionspolitik gewährleistet, dass die Produkte pünktlich und im richtigen
Zustand vom Produzenten zum Konsumenten gelangen. Die Entscheidungen
betreffen im Wesentlichen 4 Bereiche:
Absatzwege/Absatzkanäle: Sie können direkt (ohne Zwischenhandel) gestaltet
sein, oder aber indirekt, d.h. es werden Groß-, bzw. Einzelhändler
zwischengeschaltet.
Absatzmethoden: Hier werden Kundenkontakte sowie Kauffunktionen geregelt.
Es wird also festgelegt, ob die Produkte z. B.in eigenen Verkaufsräumen
angeboten werden sollen, ob Katalogverkauf angeboten wird, wie und wie oft
Kundenbesuche durch Handlungsreisende stattfinden sollen, etc..
Absatzorganisation: Hierbei werden die Konzepte, die die Absatzwege und
-kanäle sowie die Absatzmethoden betreffen, umgesetzt. Dabei ist die Kundenund Sortimentsstruktur zu beachten. Gerade im Hinblick auf Handelsunternehmen bestehen hier zahlreiche unterschiedliche Betriebsformen
(z. B. Discounter, Fachgeschäft, etc.).
Physische Distribution (Marketing-Logistik): Dieser Bereich regelt die
Güterzustellung, usw.
2.
Beim direkten Absatzweg verkauft der Produzent direkt an den Verbraucher, und
zwar beispielsweise über Reisende, Verkaufsniederlassungen oder eine
Verkaufsabteilung (unternehmenseigene Distributionsorgane), oder aber er
bedient sich Absatzhelfern (z. B. Handelsvertreter). Hierbei entsteht ein enger
Kontakt zum Konsumenten, das Unternehmen hat also einen hohen Einfluss und
eine ständige Kontrolle auf den Absatz seiner Produkte. Außerdem entfallen
Handelsspannen für Handelsbetriebe und Absatzhelfer.
3.
Direkter Absatz über unternehmenseigene Absatzorgane:
Geschäftsleitung: V.a. bei wertvollen Investitionsgütern oder kleinen
Unternehmen.
Reisende: Er ist fest beim Unternehmen angestellt und bekommt Gehalt und
Spesen gezahlt, oft erhält er als Leistungsanreiz auch eine Provision. Da er
Handlungsgehilfe ist, unterliegt er dem gesetzlichen Wettbewerbsverbot.
Verkaufsniederlassungen: Sie gehören oft zu großen Unternehmen, damit
diese ihre Kunden trotz allem kundennah beraten können. Aus rechtlicher, sowie
wirtschaftlicher Sicht, ist eine Verkaufsniederlassung Teil des Unternehmens.
Franchising: Hierbei schließen der Franchisegeber und der Franchisenehmer
einen Franchisevertrag ab, durch den dem Franchisenehmer der Vertrieb der
Produkte des Franchisegebers übertragen werden. Der Franchisegeber verfügt
zumeist über einen großen Bekanntheitsgrad, auch das Symbol oder die Marke
wird dabei vom Franchisenehmer verwendet, der als rechtlich selbstständiges
Unternehmen in eigenem Namen und auf eigene Rechnung tätig ist, obwohl er
auch an Weisungs- und Kontrollrechte seitens des Franchisegebers gebunden
ist. Auf der Grundlage des Franchisevertrages werden vom Franchisegeber
außerdem beschaffungs- und absatzpolitische, wie auch strategische und
organisatorische Entscheidungen getroffen. Er unterstützt auch in der Sortimentsplanung, der Betriebsorganisation, der Beschaffung, der Werbung und der
Verkaufsförderung. Der Franchisenehmer profitiert vor allem vom Wert und dem
Bekanntheitsgrad der Marke.
97
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
Vertragshändler: Der Vertragshändler verkauft die Produkte eines Herstellers
nach dessen Marketingvorgaben. Er ist ein rechtlich selbstständiges Unternehmen und schließt einen Vertrag mit dem Hersteller. Oft bietet er außer dem
Verkauf der Produkte noch Kundendienst und Reparaturen an. Häufig findet sich
diese Art des Direktabsatzes im Automobilbereich.
Call Center: Hierbei handelt es sich um telefonische Service-Zentralen, deren
Mitarbeiter Käufe anbahnen und auch abschließen können. Sie rufen Kunden an
und offerieren diese Produkte zum Verkauf. Oder aber sie machen die Kunden
auf bestimmte Produkte aufmerksam und vereinbaren dann einen Termin für den
Besuch eines Außendienstmitarbeiters. Beispiele für typische Bereiche, die mit
Call Centern ausgestattet sind: Finanzdienstleistungen/Versicherungen,
Telekommunikation, Energieversorgung.
Kataloge können den Verkaufsraum eines Unternehmens ersetzen oder
ergänzen, z. B.bei Kosmetikfirmen, Bekleidungsherstellern, Hersteller von
Büroartikeln oder Investitionsgütern.
E-Commerce: Beim Electronic Commerce (elektronischer Handel) erfolgt der
Absatz über das Internet oder über Online-Dienste (z. B.AOL). Die Kunden
bestellen per PC und bekommen die Ware dann nach Hause geliefert.
Bsp.: Bücherbestellung über Amazon.de
4.
Direkter Absatz über unternehmensexterne Absatzorgane
Unternehmensexterne Absatzorgane schließen für die Unternehmen, von denen
sie beauftragt wurden, Kaufverträge ab oder vermitteln diese. Sie sind rechtlich
selbstständig, handeln also in eigenem Namen.
Handelsvertreter: Er ist selbstständiger Gewerbetreibender vermittelt für einen
anderen Unternehmer Geschäfte (Vermittlungsvertreter), oder schließt sie in
dessen Namen ab (Abschlussvertreter). Die Aufgaben sind die gleichen wie beim
Reisenden, jedoch ist dieser ein unternehmensinternes Absatzorgan, während
der Handelsvertreter ein unternehmensexternes Absatzorgan ist, d.h. sie haben
unterschiedliche Rechtsstellung.
Kommissionär: Laut § 383 HGB ist jemand Kommissionär, wenn er es gewerbsmäßig übernimmt, Waren oder Wertpapiere für Rechnung eines anderen
(des Kommittenten) ein eigenem Namen zu kaufen oder zu verkaufen. Der
Kommissionär muss den Weisungen des Auftraggebers Folge leisten
(§ 385 HGB) und das übernommene Geschäft mit der Sorgfalt eines ordentlichen
Kaufmanns ausführen (§ 384 HGB). Es gibt Waren- und
Wertpapierkommissionäre sowie Ein- und Verkaufskommissionäre.
Wird ein Kommissionsvertrag abgeschlossen, so liefert der Kommittent die Ware
an den Kommissionär. Der Kommittent ist erst dann nicht mehr Eigentümer der
Ware, wenn diese verkauft wurde und somit der Kunde Eigentümer der Ware
geworden ist. Der Kommissionär hat auch das Recht, die Ware des
Kommittenten selbst zu kaufen (Selbsteintrittsrecht, § 400 HGB).Der
Kommissionär (er besitzt Abschlussvollmacht) handelt in eigenem Namen und für
fremde Rechnung. Hat er die Kommission ausgeführt, so muss er dem
Kommittenten dies anzeigen (Anzeigepflicht, § 384 (2) HGB) und Geldbetrag
minus Provision und Ersatz der Aufwendungen (§ 396 HGB) überweisen. Falls
der Kommissionär auf der Grundlage des Kommissionsvertrages die Haftung für
den Zahlungseingang übernimmt, bekommt er dafür eine Delkredereprovision.
Handelsmakler: Laut § 93 (1) HGB ist derjenige ein Handelsmakler, wer es als
selbstständiger Kaufmann gewerbsmäßig übernimmt, Verträge zu vermitteln,
ohne in einem ständigen Vertragsverhältnis zu seinem Auftraggeber zu stehen.
Der Handelsmakler ist in fremdem Namen und für fremde Rechnung tätig. Er
98
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
Lernheft 7A
erhält einen Maklerlohn (Courtage), der zu gleichen Teilen vom Käufer und vom
Verkäufer zu entrichten ist. Falls nichts gesondert vereinbart wurde, so gilt der
ortsübliche Satz. Beispiele: Versicherungsmakler vermitteln Versicherungen,
Warenmakler vermitteln Verträge zwischen An- und Verkauf von Waren,
Frachtenmakler vermitteln Frachtverträge zwischen Versender und Frachtführer.
Marktveranstaltungen: Dabei handelt es sich z. B.um Messen (Internationale
Möbelmesse, CEBIT, etc.), Auktionen oder Ausstellungen (IAA, Internationale
Bootsausstellung, etc.), die dem Waren- und Informationsaustausch dienen.
5.
Beim indirekten Absatz gelangt die Ware über den Handel zum Endabnehmer.
Vorteile des indirekten Absatzes sind:
•
Es ist für den Hersteller kostengünstiger, wenn er die weit verstreuten
Endabnehmer nicht selbst beliefern muss.
•
Der Handel besitzt bereits ein Marketingkonzept.
•
Die Anzahl der Kontakte zu den Endabnehmern wird verringert.
•
Erst im Sortimentsverbund des Handels lassen sich die Waren verkaufen.
Dem Handel kommen beim indirekten Absatz wichtige Funktionen zu. Er
ermöglicht es, das die Endverbraucher die Produkte in ihrer Umgebung besorgen
können (Raumüberbrückung). Bsp.: In einem Supermarkt in Hamburg werden
Shampoos eines Seifenherstellers aus Bayern angeboten.
Weiterhin kann die Zeit, die zwischen Produktion und Verwendung eines
Produktes liegt, durch die Lagerhaltung im Handel überbrückt werden
(Zeitüberbrückung). Bsp.: Ein Gemüsegroßhändler kauft frisch geerntete Äpfel,
lagert sie ein und verkauft sie je nach Bedarf an verschiedene Einzelhändler.
Das Sortiment des Handels wird außerdem nach den Bedürfnissen der Kunden
zusammengestellt (Sortimentsbildung). Bsp.: Der Einzelhändler „Möbel Maier“
bietet seinen Kunden neben Möbeln auch Wohnaccessoires, Teppiche und
Tapeten an, um eine komplette Wohnungsausstattung zu ermöglichen.
Das Verkaufspersonal des Handels berät die Kunden (Kundenberatung),
z. B. bzgl. der Funktionen von technischen Geräten.
Weiterhin werden oft Serviceleistungen, wie kostenlose Reparaturen oder
Kundendienst angeboten, um die Ware an den Endverbraucher verkaufen zu
können (Kundendienst).
Beispiel:
Ein Elektrogeschäft bietet an, Reparaturen an technischen Geräten
kostenlos und vor Ort durchzuführen.
Der Handel gewährt oft Zahlungsziele, was zur Kundengewinnung beiträgt
(Kreditfunktion). Bsp.: Finanzierung von PKWs oder Ratenkauf bei
Elektrogeräten.
Welcher Absatzweg der richtige für die Produkte eines Industriebetriebes ist,
hängt auch von den Vertriebskosten sowie den Eigenschaften des Produktes ab.
Handelt es sich um teure Investitionsgüter, wie beispielsweise große Maschinen,
werden diese oft erst nach Bedarf und genau nach den Wünschen der Kunden
hergestellt. Eine direkte Kontaktaufnahme mit dem Hersteller und eine Beratung
sind hier meist vonnöten, wodurch der indirekte Absatzweg weniger geeignet ist.
Handelt es sich um Konsumgüter, so werden diese auf direktem und auch auf
indirektem Absatzweg vertrieben.
99
Sport- und Fitnessbetriebe vermarkten (Teil II)
5.
Lernheft 7A
Gründe für den Direktvertrieb: Erklärungsbedürftige Produkte, transportempfindliche Produkte, Produkte, die nicht oder nur schlecht zu lagern sind,
Produkte, die in großen zeitlichen Abständen gekauft werden, kleiner
Abnehmerkreis.
Gründe für indirekten Vertrieb: Standardisierte, serviceunabhängige, nicht
erklärungsbedürftige Produkte, der Kunde erwartet eine Einbindung der Produkte
in bestimmte Sortimente, Kostenaspekte des Herstellers zum Aufbau eines
Absatzsystems, hohe Anzahl von Kunden.
Lösungen zu den Übungsaufgaben zu Kapitel 5:
1.
a.
Handlungsreisender: Vorteile: Treue zum Unternehmen, geringere
Provisionszahlungen. Nachteile: erhält Festgehalt.
Handelsvertreter: Vorteile: erhält kein Gehalt, sondern nur Provision und hat
geringer Provisionszahlungen. Nachteile: vertritt mehrere Unternehmen,
eventuell Interessenkonflikt.
b1. Umsatz = 200,-€/St. * 400 St. = 80.000,-€
Handlungsreisender = 2.500,-€ + 80.000,-€ * 2 : 100 = 4.100,- €
Handelsvertreter = 80.000,-€ * 6 : 100 = 4.800,-€
b 2. 2.500,-€ * U * 2 : 100 = U * 6 : 100
 U = 62.500,- €
c.
2.500,- € * U * 2 : 100 = U * & : 100 + 500
 U = 50.000,- €
d.
Der kritische Umsatz ist schneller erreicht.
a.
3.000,- € + U * 0,05 = U * 0,08
2.
 U = 100.000,- €
b.
2.500,- € + U * 0,05 = U * 0,09
 U = 62.500,- €
c.
6.000,- € + U * 0,02 = U * 0,10
 U = 75.000,- €
100
Herunterladen