Einführung in die Homotoxikologie IAH AC Einführung in die Homotoxikologie © IAH 2007 Hinter der Therapie mit antihomotoxischen Arzneimitteln steht das wissenschaftliche Konzept der Homotoxikologie. Es wurde von dem deutschen Arzt Hans-Heinrich Reckeweg entwickelt als ein neuer Ansatz zur Behandlung von Patient und Krankheit. Die Schulmedizin kennt das Konzept des ‘Terrains eines Patienten’ nicht. Deshalb hat man oft den Eindruck, als würde der Patient ausschließlich nach seinen Symptomen behandelt. 1 Ziele • Die Grundprinzipien der Homotoxikologie • Krankheit und Gesundheit • Das Homotoxin • Der Ursprung und die Geschichte der Krankheitsevolutionstabelle • Die Dynamik einer Krankheit in der Krankheitsevolutionstabelle • Das Prinzip der Krankheitsentwicklung © IAH 2007 2 Die antihomotoxische Medizin unterscheidet sich in vielen Aspekten von der Schulmedizin. Obwohl oft dieselbe Terminologie verwendet wird, bedeuten die Begriffe doch etwas anderes. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was Krankheit und Gesundheit in der Homotoxikologie bedeuten. In der Homotoxikologie werden die Homotoxine als Krankheitsursachen angesehen. Deshalb sollten wir in der Lage sein, diese zu definieren. Genauere Informationen zu Homotoxinen finden Sie in der Vorlesung ‘IAH AC Homotoxine’. Wie wir im Einzelnen in anderen Vorlesungen sehen werden, ist die Krankheitsevolutionstabelle (KET) ein dynamisches Instrument zur Beurteilung der Entwicklung der Krankheit eines Patienten. Es handelt sich dabei um ein unentbehrliches Instrument für den antihomotoxischen Behandlungsansatz. Die Tatsache, dass sich die Krankheit des Patienten über die Zeit verändert und sich die Einordnung seiner Krankheit in der Tabelle ändert, ist extrem wichtig. Die Behandlung des Patienten und die Wahl des richtigen homotoxikologischen Arzneimittels hängt davon ab. 2 Der Begründer der Homotoxikologie: Dr. H.-H. Reckeweg © IAH 2007 Dr. Hans-Heinrich Reckeweg ist der Begründer der Homotoxikologie. Seine umfangreichen Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen machten die Homotoxikologie zu einem weltweit verbreiteten Behandlungsansatz in der Medizin. Nicht nur die Theorie, sondern auch die tagtägliche Anwendung der antihomotoxischen Arzneimittel wird heute in über 70 Ländern der Welt praktiziert. Homotoxikologen treiben die Forschung weltweit voran und sorgen dafür, dass die Homotoxikologie zu einem akzeptierten Ansatz in der modernen Medizin geworden ist. Dr. Reckewegs Überzeugung brachte viele Ärzte dazu, ihre Patienten nach einem anderen Ansatz zu behandeln. Auch heute noch, über 20 Jahre nach seinem Tod, ist die Homotoxikologie ein hoch angesehenes Konzept in der Komplementärmedizin und öffnet immer mehr Schulmedizinern die Augen. So ist es Dr. Reckeweg gelungen, seinen Traum zu realisieren: eine Brücke zwischen Schul- und Komplementärmedizin zu bauen. 3 “Ich werde einmal die Homöopathie mit der Schulmedizin verschmelzen” H.-H. Reckeweg 1905-1985 © IAH 2007 4 Die Homotoxikologie ist ein sehr gut verständliches Konzept, sowohl für Komplementärmediziner als auch für schulmedizinisch orientierte Ärzte. Auch wenn es manchmal den Anschein hat, als wären die beiden Medizinrichtungen unvereinbar, sehen wir heute, dass sich die schulmedizinisch ausgebildeten Ärzte immer mehr der antihomotoxischen Medizin öffnen. Klassische Homöopathen hingegen fühlen sich nicht mehr so streng an die klassische Einzelmittelverordnung gebunden. Verantwortlich dafür sind Fortschritte in der Molekularbiologie, die die Wirkmechanismen der antihomotoxischen Medizin deutlicher gemacht haben. Dr. Reckeweg konnte tatsächlich eine Brücke zwischen Schul- und Komplementärmedizin bauen. Dadurch hat er eine integrative Plattform geschaffen, die in der medizinischen Alltagspraxis leicht umzusetzen ist. 4 Was ist Homotoxikologie? © IAH 2007 Lassen Sie uns jetzt die Grundprinzipien der Homotoxikologie näher betrachten. Was ist die Homotoxikologie und wie unterscheidet sich ihr Ansatz zur Behandlung von Patient und Krankheit von der Schulmedizin? 5 HOMO TOXIKO Mensch Gift © IAH 2007 LOGIE Lehre 6 Der Begriff Homotoxikologie leitet sich von drei Worten ab: “homo” bedeutet Mensch, “toxiko” stammt von Toxin = Gift und “logie ” schließlich vom Griechischen ‘logos’, was Lehre bedeutet. Zusammenfassend können wir also Homotoxikologie als die Lehre vom Einfluss von Giften auf den Menschen beschreiben. 6 Die Homotoxikologie befasst sich mit dem Einfluss von Homotoxinen auf den menschlichen Organismus. Die Homotoxikologie ist eine Brücke zwischen Komplementär- und Schulmedizin. © IAH 2007 In der Homotoxikologie befassen wir uns mit der Art und Weise, wie die Anwesenheit von Homotoxinen die Zellfunktionen und damit die Funktion des gesamten menschlichen Organismus beeinflusst. Die Reaktion bzw. Starre der Abwehrmechanismen gegen das Homotoxin legt den klinischen Zustand fest, in dem sich der Patient befindet. Symptome sind ein Ausdruck der Bemühungen des Körpers, die Giftstoffe zu beseitigen. Da der Ansatz der Homotoxikologie ein klinischer bleibt, wird der Wirkmechanismus dieser Art von Medikamenten erforscht. Die Homotoxikologie ist mit der Schulmedizin eng verbunden und für interessierte schulmedizinisch ausgerichtete Ärzte nachvollziehbar, da die den antihomotoxischen Präparaten zugrunde liegenden Wirkmechanismen mit den molekularbiologischen Modellen der Schulmedizin erklärt werden können. Andererseits, und das steht im Gegensatz zu konventionellen Arzneimitteln, enthalten die meisten antihomotoxischen Präparate Mikro- oder sogar Nanodosen von Wirkstoffen und sind deshalb nicht toxisch. Kaum Nebenwirkungen und Gegenanzeigen, keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, sicher und wirksam - wegen all dieser Merkmale fällt die Homotoxikologie in den Bereich der komplementären, ‘sanften’ Medizin. So baut die Homotoxikologie die Brücke zwischen Schul- und Komplementärmedizin. Die Brücke verbindet hierbei die präzise schulmedizinische Diagnose und die sanfte, ungiftige komplementärmedizinische Behandlung. 7 Homotoxikologischer Krankheitsbegriff • Erkrankungen sind der Ausdruck biologisch sinnvoller Abwehrmechanismen gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. Ausdruck der Anstrengungen des Organismus, eine toxische Schädigung auszugleichen. © IAH 2007 8 Die Homotoxikologie versteht Krankheit als Reaktion des Körpers auf schädliche Homotoxine. Was wir als klinische Symptome der Erkrankung sehen, ist das, was sichtbar wird, nachdem das Abwehrsystem auf die Bedrohung reagiert hat. Das bedeutet, dass Krankheit nicht das Vorliegen von Symptomen an sich ist, da man diese nur als Beleg für die anhaltende Abwehraktivität ansehen sollte. Solange klinische Symptome nur als eine Bedrohung für die Lebensqualität des Patienten angesehen werden, und die ganze Behandlung auf die Beseitigung dieser Symptome ausgerichtet bleibt, werden die Ergebnisse oberflächlicher Natur sein. Tatsächlich wird die Gesundheit des Patienten auf lange Sicht mit einer Hypothek belastet. Eine biotherapeutische Behandlung berücksichtigt die ursächlichen Homotoxine und setzt durch die Stimulierung der körpereigenen Abwehr an den wirklichen Krankheitsursachen an. Biotherapie ist immer eine Regulations- und nie eine unterdrückende Therapie. 8 Homotoxikologischer Krankheitsbegriff • Erkrankungen sind der Ausdruck eines biologisch sinnvollen Abwehrmechanismus gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. Ausdruck der Anstrengungen des Organismus, eine toxische Schädigung auszugleichen. © IAH 2007 9 Ausdruck: Was wir sehen ist nicht, was wir bekommen. Die Symptome sind nur das Ergebnis einer Abwehraktivität des Organismus gegen Giftbelastungen. Wenn zum Beispiel eine Entzündung vorliegt, bedeutet eine kausale Behandlung, dass wir uns des die Entzündung auslösenden Homotoxins annehmen müssen, was sich durch eine Regulierung der Abwehrkraft erreichen lässt. Eine ausschließliche Unterdrückung der Symptome ist vergleichbar mit dem Herunterdrücken eines Eisberges unter die Wasseroberfläche in der Hoffnung, dass er nie wieder auftaucht. Sobald er nicht mehr nach unten gedrückt wird, taucht der Eisberg aber wieder auf. Dieses Phänomen erklärt das Wiederauftreten von Krankheiten in der Schulmedizin. Hier noch ein anderer Vergleich. Klinische Symptome sind nur der Ausdruck von etwas Tieferem, so wie die Worte, die jemand sagt, nur ein Ausdruck seiner Gedanken sind. Die Unterdrückung der Worte, ein Redeverbot, kann niemals die Ursache, die zum Sprechen führt, d. h. die Gedanken des Redners, verändern. Die Gedanken des Redners stellen die Ursache der gesprochenen Worte dar. Eine Behandlung der Psyche, wie sie in der Psychotherapie erfolgt, wird ganz automatisch zu anderen Ausdrücken führen. Genauso stellt sich die Unterdrückung des Fiebers bei viralen Erkrankungen kurzfristig als wirksam dar. Langfristig wird dies aber nur die Virusvermehrung steigern, da Fieber aufgrund des Wirkoptimums von Zytokinen bei diesen höheren Temperaturen eine mikrobiostatische Wirkung hat. 9 Homotoxikologischer Krankheitsbegriff • Erkrankungen sind der Ausdruck eines biologisch sinnvollen Abwehrmechanismus gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. Ausdruck der Anstrengungen des Organismus, eine toxische Schädigung auszugleichen. © IAH 2007 10 Biologisch: “Bios”bedeutet “Leben”, “logos” bedeutet “Wort”, “Lehre" oder auch “Regel". "Biologisch" bedeutet "im Einklang mit den Regeln des Lebens". Jede therapeutische Maßnahme, die dieser biologischen Tatsache zuwiderläuft, wendet sich gegen die Grundlagen des Lebens. Wenn wir eine Entzündung unterdrücken, dieser Entzündungsprozess jedoch Homotoxine und deren negativen Einflüsse auf die Gewebe beseitigen sollte, haben wir einen Reinigungsprozess gestoppt und die Auswirkungen der Vergiftung bleiben bestehen. Indem die durch einen Entzündungsprozess bewirkte Reinigung blockiert wird, ergreift man eine Maßnahme gegen das Leben, da die Homotoxine bestehen bleiben und langfristig zu einer tieferen Vergiftung führen, d. h., die Wirkungen der Homotoxine verlagern sich von der extrazellulären Matrix stärker in die Zelle hinein. 10 Homotoxikologischer Krankheitsbegriff • Erkrankungen sind der Ausdruck eines biologisch sinnvollen Abwehrmechanismus gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. Ausdruck der Anstrengungen des Organismus, eine toxische Schädigung auszugleichen. © IAH 2007 11 Sinnvoll: Dieses Wort ist außerordentlich wichtig im Rahmen des homotoxikologischen Krankheitsbegriffs. Es bringt zum Ausdruck, dass die Reaktion des Abwehrsystems proportional ist zur Notwendigkeit, das Ziel zu erreichen. Dies schließt alle regulativen Aspekte, auf die sich die Homotoxikologie bezieht, mit ein. Die Mobilisierung der Abwehr wird das Maß annehmen, das für das Erreichen des Ziels erforderlich ist. In den meisten Fällen besteht dies in der Beseitigung des Homotoxins und der von diesem gezeigten negativen, interaktiven Aktivität mit der Zelle und deren Umgebung, so dass die Homöostase wiederhergestellt wird. Die Regulierung des Aktivitätsausmaßes geschieht über einen komplexen Mechanismus von selbstregulierenden Systemen, die untereinander in Beziehung stehen, wobei viele verschiedene Mediatoren und Rückkopplungssysteme zum Einsatz kommen. Die meisten Reaktionen des Abwehrsystems sind sinnvoll, aber es ist auch möglich, dass unangemessene Reaktionen (nicht sinnvolle) auftreten und eigenständige Krankheiten hervorrufen. So stellen beispielsweise Autoimmunkrankheiten eine unangemessene Reaktion des Abwehrsystems dar. Das Immunsystem greift körpereigene Gewebe an, für die unter normalen Umständen eine Toleranz besteht, so dass kein Angriff erfolgt. Dasselbe gilt für allergische Reaktionen wie z. B. Heuschnupfen. Die Reaktion des Abwehrsystems steht in keinem Verhältnis zur Gefahr, die von dem Aggressor (dem Staub oder den Pollen) ausgeht, und ist deshalb nicht sinnvoll. 11 Homotoxikologischer Krankheitsbegriff • Erkrankungen sind der Ausdruck eines biologisch sinnvollen Abwehrmechanismus gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. Ausdruck der Anstrengungen des Organismus, eine toxische Schädigung auszugleichen. © IAH 2007 12 Das Abwehrsystem dient dazu, den Körper vor Giftbelastungen zu schützen. Seine Funktion beschränkt sich nicht nur auf Situationen, in denen ein Antigen in den Körper eindringt. Das Abwehrsystem sollte in ständiger Bereitschaft stehen. Im Falle einer Störung der Homöostase kann es so die angemessene Reaktion einleiten, sei sie nun immunologischer, hormoneller, enzymatischer oder sonstiger Natur. Nur durch ständige Bereitschaft und Wachsamkeit ist eine wirksame und sinnvolle Abwehr möglich. Ein Versagen des Systems führt zur Vergiftung. Die Regulationsmechanismen unterliegen einer strengen Kontrolle durch positive und negative Rückkopplungssysteme. Eine Blockierung oder Umgehung dieser Rückkopplungssysteme verhindert die Regulation und führt zu chronischen Krankheiten. 12 Homotoxikologischer Krankheitsbegriff • Erkrankungen sind der Ausdruck eines biologisch sinnvollen Abwehrmechanismus gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. Ausdruck der Anstrengungen des Organismus, eine toxische Schädigung auszugleichen. © IAH 2007 13 Wir definieren als Homotoxine ALLE Substanzen, die auf den menschlichen Organismus toxisch wirken (Homo=Mensch, Toxin=Gift). Die Toxizität kann dabei durch eine direkte biochemische Wirkung auf molekularer Ebene, eine körperliche Blockade oder sogar durch eine störende Interaktion hervorgerufen werden. So interessiert uns nicht nur das Homotoxin selbst, sondern auch, ja vielleicht sogar noch mehr, die Wirkung, die es (selbst aus der Ferne) auf die Zelle auszuüben vermag. Wir unterscheiden endogene und exogene Homotoxine. Bei den exogenen Homotoxinen handelt es sich um Substanzen, die per definitionem bereits unter gewissen Umständen für den menschlichen Organismus toxisch sind (siehe vorherige Folie). Einige sind seit langem allgemein bekannt (Nikotin, Alkohol, Drogen in vieler Hinsicht), andere sind weniger bekannt (Aromastoffe, Farbstoffe, Süßstoffe in Lebensmitteln) oder auch ganz unbekannt (Kadmium, Ausdünstungen von Klebern, Gase, Strahlung,…). Endogene Homotoxine entstehen im Körper selbst. Dabei handelt es sich dann in der Regel um Zwischen- oder Abfallprodukte von Stoffwechselprozessen (z. B. CO2). Andere endogene Homotoxine sind die Folge eines hormonellen Ungleichgewichts (z. B. Östrogen/Progesteron), der Hemmung bzw. des Mangels eines Mediators oder Zwischenprodukts (z. B. Insulin bei Diabetes mellitus, Serotonin bei Depression) oder einer zu schnellen Wiederaufnahme (z. B. der niedrige Serotoninspiegel bei Depression) bzw. des genauen Gegenteils, einer zu sehr gesteigerten, wiederholten Stimulation aufgrund eines Mediator-Überangebots (z. B. Schilddrüsenhormon bei Hyperthyreose). Entscheidend ist die störende oder blockierende Wirkung des Homotoxins auf die normale Funktion des Organsystems, die interaktive Steuerung oder das Regulationssystem (Hormonsystem, Nervensystem,…) Nähere Informationen zu Homotoxinen finden Sie in der Vorlesung ‘IAH AC-Ausleitung und Entgiftung’. 13 © IAH 2007 14 Die Krankheitsevolutionstabelle (früher als Sechs-Phasen-Tabelle bezeichnet) ist ein Instrument zur Beurteilung der Entwicklung der Krankheit eines Patienten. Der richtige Einsatz der Tabelle in der Praxis ermöglicht dem Arzt, die Schwere der Erkrankung einzuschätzen und einen wirksamen Therapieplan zu erstellen. Die Tabelle, die hier auf dem Bild zu sehen ist, war die erste, ursprüngliche Krankheitsevolutionstabelle bzw. Sechs-Phasen-Tabelle von Reckeweg, die aus dem Deutschen ins Englische übersetzt wurde (deutsche Version 1957). 14 © IAH 2007 15 Auf der horizontalen Achse in dieser Erstversion sehen wir sechs Phasen. Die Inflammationsphase (der jetzt gebräuchliche Name) heißt ‘Reaktionsphase’, weil der Körper auf das Homotoxin reagiert. Die jetzige Dedifferenzierungsphase (Umkehrung der embryologischen Differenzierung der Zellen) hieß ‘Neoplasmaphase‘ aufgrund der Gewebeneubildung in Tumoren. Interessant ist auch, dass es damals 2 Blöcke mit jeweils 3 Phasen gab, die durch einen Biologischen Schnitt getrennt wurden. Auf der linken Seite des Schnitts finden sich alle Krankheiten, bei denen die ursächlichen Homotoxine bzw. deren Wirkungen extrazellulär sind. Rechts davon ist das Vorkommen bzw. die Wirkung des Homotoxins hauptsächlich intrazellulär. Der Bezug zur extrazellulären Matrix (ECM), oder auch lebenden Matrix, um den wir jetzt in der modernen Histologie wissen, existierte in der Zeit der Entstehung dieser Tabelle (1957) noch nicht, da dieses Konzept noch nicht bekannt war (Grundregulationssystem, Pischinger, 1975). Reckeweg verwies auf die extrazelluläre Matrix, indem er die mesenchymale Ebene als eine getrennte Ebene mit einschloss (das Mesenchym sollte unter der mesodermalen Schicht sein). Die Matrix gewann aber erst in einer neuen Sechs-Phasen-Tabelle Anfang der 90-ziger Jahre an Bedeutung. Heute wissen wir, dass die lebende Matrix sich aus drei Ebenen zusammensetzt, die miteinander interagieren: die extrazelluläre, die intrazelluläre und die intranukleäre Matrix. Wir werden darauf später in dieser Vorlesung eingehen und dies noch detaillierter in der Vorlesung ‘IAH AC Lebende Matrix, Histologie und Physiologie’ erörtern. Da Dr. Reckeweg ein starkes Interesse an der Toxikologie hatte, gibt es nur einige wenige Bezugnahmen auf psychiatrische Krankheitsbilder. Auch diese unterscheidet sich völlig von der neuesten Version der Tabelle. 15 © IAH 2007 16 Auf der vertikalen Achse sehen wir die drei embryologischen Schichten: Ektoderm, Entoderm und Mesoderm. Wie schon bei der vorherigen Folie erwähnt, bezieht sich das Mesenchym auf die Vorstufe dessen, was später die extrazelluläre Matrix genannt wird. Aus rein embryologischer Sicht sollte es unter Mesoderm eingeordnet sein und nicht als eine getrennte Gewebedifferenzierung in Erscheinung treten. Die Klassifikation der Phasen und embryologischen Schichten (und der sich daraus ergebenden Gewebe) ist besonders wichtig. Reckeweg war in dieser Hinsicht eindeutig von Hering inspiriert, da sich beide auf das Heringsche Gesetz in der Homöopathie beziehen. Das Heringsche Gesetz besagt, dass Krankheiten sich im Verlauf von außen nach innen, von weniger wichtigen zu wichtigeren Organen und Geweben und von nicht zellulären zu zellulären Krankheiten entwickeln. 16 Zweite Tabelle der Homotoxikosen Gesundheit Humorale Phasen Gewebe Exkretion Inflammation Ektoderm Entoderm Mesenchym Mesoderm Interzellulär © IAH 2007 Krankheiten Matrix Phasen Deposition B I O L O G I S C H E R S C H N I T T Imprägnation Zelluläre Phasen Degeneration Dedifferenzierung Intrazellulär 17 Ende der achtziger Jahre wurden grundsätzliche Veränderungen an der bestehenden Tabelle vorgenommen. Um diese zu verstehen, müssen wir uns einige histologische Aspekte ins Gedächtnis rufen, die damals entdeckt und eingeführt wurden. Die Hauptveränderung war die Hinzunahme der Matrixphasen zum bestehenden Konzept von Reckeweg. 17 Das Terrain des Patienten • «La bactérie n’est rien, c’est le terrain qui fait tout.» • “Bakterien sind nichts, das Terrain ist alles” Claude Bernard 19. Jahrhundert © IAH 2007 18 Im 19. Jahrhundert entwickelte der französische Histologe Claude Bernard den Begriff des ‘internen Terrains’ bzw. internen Milieus. Er bezog sich dabei auf die direkte Umgebung der Zelle, sowohl in struktureller als auch in physiologischer Hinsicht. Die Lebensqualität einer Zelle steht in einem direkten Zusammenhang mit der Reinheit ihrer unmittelbaren Umgebung, weil die Zelle aus dieser ihre Nährstoffe und Energie bezieht und in diese ihre Abfallprodukte entsorgt. Selbst Louis Pasteur, der Entdecker der Mikroorganismen in der modernen Medizin, bezog sich auf Claude Bernard und erwähnte, dass eine bakterielle Infektion in einem engeren Zusammenhang mit einem veränderten internen Milieu bzw. Terrain eines Patienten stehe als mit der Anwesenheit von Bakterien oder anderen Mikroorganismen. Nicht die Bakterien sind als eigentliche Ursache einer bakteriellen Infektion anzusehen, sondern das innere Terrain eines Patienten, das zu einem die Vermehrung von Mikroorganismen fördernden Kulturmedium wird. Deswegen stellen aus seiner Sicht Antibiotika keine ursächliche Behandlung für alle Patienten (individuelles Terrain) dar. In einem sehr guten Terrain kann ein Antibiotikum eine rein symptomatische Behandlung sein, da die Gabe des Antibiotikums in diesem Fall eigentlich unnötig ist. Antibiotika hemmen direkt die Vermehrung der Bakterien. Eine kausale Behandlung wäre eine Reinigung des Terrains, die dafür sorgt, dass die Wachstumsbedingungen für Bakterien schlecht sind und deren Vermehrung durch Mangel verhindert wird. Davon würde das Abwehrsystem profitieren, da im selben Zeitraum weniger Aggressoren zu beseitigen wären, und vor allem: ein sauberes und genau richtiges Terrain beugt einem Rückfall vor. 18 Organparenchymzelle Basalmembran Abwehrzelle Grundsubstanz Elastin Fibroblast Axon Virchow Das Pischinger-System Kollagen Axon Mastzelle Kapillare Endokrinium ZNS Pischinger Biorhythmus © IAH 2007 19 Beim inneren Terrain von Claude Bernard handelt es sich um eine histologische Gegebenheit. In der modernen Histologie wird es heute als lebende Matrix (LM) bezeichnet, die sich aus verschiedenen Ebenen bzw. Komponenten zusammensetzt (extra-, intrazellulär und intranukleär). Die extrazelluläre Matrix stellt eine Übertragungszone zwischen allen regulativen Systemen und der Zelle dar. Nerven, Kapillaren, Lymphgefäße… alle enden oder beginnen in der ECM. Keine dieser Strukturen endet oder hat ihren Ursprung in der Zelle. Interaktionen zwischen den verschiedenen Systemen (Nervensystem, Blutstrombahn, Abwehrsystem, Grundstruktur…) finden in Form eines Austauschs hoch differenzierter Mediatoren statt, der über die extrazelluläre Matrix (ECM) steuernd einwirkt. Auf diese Weise steht die Zelle in einer direkten Beziehung zur extrazellulären Matrix und die Qualität von Funktion und Möglichkeiten hängt von der Reinheit der ECM und deren Übertragungsqualitäten ab. Genauere Informationen dazu finden Sie in der Vorlesung ‘IAH AC Histologie und Physiologie der Lebenden Matrix’. 19 © IAH 2007 20 Die extrazelluläre Matrix selbst besteht aus einem engmaschigen, dreidimensionalen Netz aus Proteoglykanen und Glykosaminglykanen (Mukopolysacchariden). Ein Proteoglykan weist ein Hyaluronsäuremolekül auf, an dem über Verbindungsproteine das Kernprotein befestigt ist. Horizontal sind in Form baumartiger Strukturen Querproteine angebracht, die Zuckerkomplexe (Glykosaminoglykane, z. B. Chondroitinsulphat) tragen. Genauere Informationen zu den Matrixstrukturen finden Sie auch in der Vorlesung ‘IAH AC Histologie und Physiologie der Lebenden Matrix’. 20 Zweite Tabelle der Homotoxikosen Gesundheit Humorale Phasen Gewebe Exkretion Inflammation Ektoderm Entoderm Mesenchym Mesoderm Interzellulär © IAH 2007 Krankheit Matrixphasen Deposition B I O L O G I S C H E R S C H N I T T Imprägnation Zelluläre Phasen Degeneration Dedifferenzierung Intrazellulär 21 Der Hauptgrund für die Einführung der Matrix in die Sechs-Phasen-Tabelle in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts bestand darin, dass die Homotoxikologen damals der Überzeugung waren, die Ablagerung (Deposition) der Homotoxine fände in der Matrix statt. Heute stellen wir natürlich diese Annahme in Frage. In dieser Version der Tabelle blieb auch die embryologische Klassifikation der Gewebe erhalten (wie in der Tabelle von Dr. Reckeweg), aber die Phasen wurden in 3 Blöcke mit jeweils 2 Phasen eingeteilt. Abweichend von dem ursprünglichen, die Tabelle in zwei Blöcke (humorale und zelluläre Phasen) teilenden Schnitt, wurde nun die Tabelle in 3 Blöcke gegliedert, und damit die Matrix als eine histologische Gegebenheit integriert (humorale, Matrix- und zelluläre Phasen). Um die Phasen korrekter zu benennen wurde die ‘Reaktionsphase’ zur ‘Inflammationsphase’, da die Reaktion des Abwehrsystems in der zweiten Phase eine Entzündung (Inflammation) ist. Die ‘Neoplasmaphase’ wurde aufgrund der omnipotenten Eigenschaften der dedifferenzierenden Zelle (das Gegenteil der embryologischen pluripotenten Stammzelle) zu ‘Dedifferenzierungsphase’ umbenannt. 21 Die sechs Phasen der Homotoxikosen • Exkretion: Ausscheidung von toxischen Produkten • Inflammation: Reinigung eingeleitet durch Aktivierung des Abwehrsystems • Deposition: Lagerung von toxischen Produkten im Extrazellulärraum • Imprägnation: die Hauptwirkung der Vergiftung wird intrazellulär; die Beeinträchtigung der Enzymsysteme beginnt • Degeneration: die Vergiftung zerstört die Zelle • Dedifferenzierungsphasen: die Zelle dedifferenziert zu einer undifferenzierten Zelle, Neoplasmen entstehen © IAH 2007 22 Hier sehen Sie die Hauptcharakteristika der sechs Phasen der Tabelle. Wir werden uns die Besonderheiten der einzelnen Phasen später genauer ansehen. 22 Der Biologische Schnitt kennzeichnet den Unterschied zwischen extrazellulärer und intrazellulärer Vergiftung. Aus organischer Sicht stellt der Biologische Schnitt häufig die Grenze dar, jenseits derer eine Schädigung irreversibel wird. © IAH 2007 Der Biologische Schnitt ist die imaginäre Linie, die die Depositionsphase und Imprägnationsphase in der früheren Sechs-Phasen-Tabelle von Dr. Reckeweg trennt. Dieser Schnitt verläuft somit durch die Mitte der Sechs-Phasen-Tabelle und durch die Mitte der Matrixphasen. Es handelt sich hier nicht um eine einfache Trennlinie. Sie hat Symbolwert und ihr strategischer therapeutischer Wert ist enorm. Jede den Biologischen Schnitt überschreitende Giftwirkung verursacht einen oftmals irreparablen Zellschaden. Entweder das Homotoxin selbst oder dessen Wirkung gefährdet die Zellgesundheit aufgrund des zerstörerischen Einflusses auf Zellkern und interzelluläre Strukturen. Deshalb ist der Biologische Schnitt die Trennlinie zwischen Erkrankungen mit einer guten Prognose und solchen mit ungewisser Prognose, zwischen relativer intrazellulärer Integrität und Unversehrtheit und einer intrazellulären Vergiftung bzw. eines Mangelzustands, zwischen reparabler Funktionshemmung und irreparablem Schaden. Im Großen und Ganzen kann man auch sagen, dass er die Trennlinie zwischen überwiegend akuten und überwiegend chronischen Pathologien darstellt. Wird der Biologische Schnitt überschritten, muss die Therapie mehr in die Tiefe gehen. Schließlich können die Phasen links vom Schnitt vollständig ausheilen, wenn die körpereigene Abwehr richtig angeregt und adäquate Ableitung und Entgiftung erreicht wird. Es kommt nicht nur zu einer Rückbildung der klinischen Symptome, sondern zu einer Veränderung des Terrains des Patienten, die neuen Angriffen und Vergiftungen weniger Chancen einräumt. Rechts vom Biologischen Schnitt ist die Zelle beteiligt, möglicherweise sogar geschädigt. An dieser Stelle müssen die 3 Säulen der Homotoxikologie in die Therapiestrategie einbezogen werden. Diese 3 Säulen sind: 1. Ausleitung und Entgiftung, 2. Immunmodulation und 3. Zellaktivierung und Organregulation. 23 Der Biologische Schnitt kennzeichnet den Unterschied zwischen extrazellulärer und intrazellulärer Vergiftung bzw. deren Folgen, zwischen Selbstregulation und Kompensation. Aus organischer Sicht stellt der Biologische Schnitt häufig die Grenze dar, jenseits derer eine Schädigung irreversibel wird. © IAH 2007 Rechts vom Biologischen Schnitt muss sich die Behandlung darauf konzentrieren, die intrazelluläre Dysfunktion zu beheben, die durch Vergiftungsprozesse hervorgerufen wurde, welche durch die intrazelluläre Präsenz des Homotoxins bzw. durch eine extrazelluläre Präsenz des Homotoxins mit einer intrazellulär destabilisierenden Wirkung entstanden ist (z. B. durch Stimulation der Zellatmung mittels Gabe von Katalysatoren des Zitronensäurezyklus oder durch Organunterstützung mittels Composita-Präparaten). Dazu gehört auch die ‘Reinigung’ des Interstitiums (Ausleitung) und die Kompensation von permanenten Zellschäden in Folge der fortgeschrittenen intrazellulären Vergiftung (soweit dies möglich ist). Darüber hinaus müssen oftmals immunmodulierende therapeutische Maßnahmen (z. B. entzündungsregulierende Medikamente) und ausleitende und entgiftende Maßnahmen getroffen werden (gemäß den drei Säulen der Homotoxikologie). Letztendlich versuchen wir, die Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulation wiederherzustellen. Die beiden Phasen, die an den Biologischen Schnitt auf der linken und rechten Seite der Tabelle angrenzen, zeichnen sich durch symptomfreie Latenzzeiten aus, die dafür verantwortlich sind, dass eine den Biologischen Schnitt überschreitende Entwicklung oftmals unbemerkt verläuft. Aus diesem Grund gestaltet sich die Behandlung der Depositions- und Imprägnationsphasen für den Biotherapeuten ausgesprochen schwierig, da die Symptome nicht immer den Schweregrad der Erkrankung widerspiegeln. In diesen mittleren Phasen sind die Möglichkeiten einer therapeutischen Evaluation durch den anscheinenden Mangel an Symptomen oft recht vage. Eine Behandlung ist erforderlich, obwohl der Patient keine klinischen Symptome aufweist. Dies wird vielfach von Betroffenen als völlig unnötig erachtet. Warum jemanden behandeln, der sich nicht krank fühlt? Zusätzlich zur Aktivierung des Abwehrmechanismus auf Ebene des extrazellulären Raums ist die Ausleitung ein entscheidender Faktor. Manchmal werden Entzündungsprozesse sogar bewusst angeregt, um eine rasche ‘Reinigung’ der vergifteten Gewebe zu erreichen. Eine solche Entzündung kann auch spontan als ein Aspekt des Heilungsprozesses auftreten. Wir bezeichnen dies als eine forcierte bzw. spontane ‘Entwicklung in Richtung Gesundheit’ bzw. als eine Symptomverschiebung im guten Sinne. 24 H U M O R A L E P H A S E N M A T R I X P H A S E N Z E L L U L Ä R E P H A S E N Inflammationsphase Depositionsphasen Imprägnationsphasen Degenerationsphasen Dedifferenzierungsphase Haut Schweißausbruch Akne Naevi Allergie Sklerodermie Melanom Nervensystem Konzentrationsstörungen Meningitis Zerebralsklerose Migräne Morbus Alzheimer Gliosarkom Sensorisches System Tränen, Otorrhoe Konjunktivitis, Otitis media Chalazion, Cholesteatom Iridozyklitis, Tinnitus Makula-Degeneration, Anosmie Amaurosis, Malignome Epikcondylitis Exostosen Chronische Polyarthritis Spondylose Sarkom, Chondrom Silikose, Raucherlunge Chronisch (obstruktive) Bronchitis Bronchiektasie, Emphysem Bronchialkarzinom Herzinsuffizienz Myokardinfarkt Endotheliom Chronische Gastritis, Verdauungsstörungen Atrophische Gastritis, Leberzirrhose Magenkarzinom, Kolonkarzinom Chronischer Harnwegsinfekt Schrumpfniere Karzinome Aggregationsstörung Anämie, Thrombozytopenie Leukämie Insuffizienz des Lymphsystems Fibrosierung Lymphome, Hodgkin-/NonHodgkin-Lymphom Metabolisches Syndrom Diabetes mellitus Reaktionsstarre Thyreotoxikose, Glukoseintoleranz Klimakterische Beschwerden Schilddrüsenkarzinom Autoimmunerkrankung, Immuninsuffizienz, chronische Infekte AIDS Reaktionsstarre Chronifizierung* Defizite* Entkopplung* Endogene Depression, Psychose, Angstneurose, organisches Psychosyndrom Schizophrene Defektzustände, Schwachsinn Manie, Katatonie Endokarditis, Koronare Herzerkrankung Perikarditis, Myokarditis Gastrointestinal -trakt Sodbrennen Gastroenteritis, Gastritis Hyperplastische Gastritis Urogenitalsystem Polyurie Harnwegsinfekt Harnsteine, Nierensteine Blut Retikulozytose Leukozytose, Eiterung Polyglobulie, Thrombozytose Lymphsystem Lymphödem Lymphangitis, Tonsillitis, Lymphadenitis Lymphknotenschwellung Stoffwechsel Elektrolytverschiebung Störungen des Lipidstoffwechsels Gicht, Adipositas Hormonsystem Globusgefühl Thyreoiditis Struma, Adenom Immunsystem Infektanfälligkeit Immunschwäche, akute Reaktionsschwäche Infekte Alteration* Reaktion* Fixierung* Funktionelle psychische Störung, “Nervosität“ Reaktive depressive Syndrome, hyperkinetisches Syndrom Psychosomatische Manifestation, Neurosen, Phobien, neurotische Depression Psyche S C H E R Bronchitis, akut Funktionelle Herzbeschwerden G I Husten, Auswurf Herz-KreislaufSystem L O Atemwege B I O Bewegungsorga Gelenkschmerzen ne © 2000 by Biologische Heilmittel Heel GmbH Exkretionsphasen S C H N I T T Organsystem *Phasenbezeichnungen der Psyche © IAH 2007 25 Der Körper geht auf sechs verschiedene Arten mit Homotoxinen um. Dr. H.-H. Reckeweg ordnete die Homotoxikosen (Krankheiten) in diesen dynamischen Rahmen ein, den er die Sechs-PhasenTabelle der Homotoxikosen nannte. Im Verlauf kann sich eine Erkrankung von den Exkretionsüber die Inflammations- (früher als Reaktionsphasen bezeichnet) in die Depositionsphase entwickeln. Darauf folgt eine Entwicklung von der Imprägnations- über die Degenerations- zu den Dedifferenzierungsphasen (früher als Reaktionsphasen bezeichnet). Der Körper kann dabei einige Phasen überspringen, d. h. die Entwicklung kann stattfinden, ohne dass Symptome aus diesen Phasen in Erscheinung treten. Das System der Sechs-Phasen-Tabelle ermöglicht es uns nicht nur, den Schweregrad einer Erkrankung (Grad der Vergiftung und der Reaktion des Körpers auf diese Vergiftung) zu erfassen, sondern auch therapeutische Vorhersagen (Prognosen) zu treffen. Die Sechs-Phasen-Tabelle bietet dem Behandler eine klare Einordnung der Erkrankung und ermöglicht es ihm, jede Änderung der Symptome richtig zu interpretieren. Zusätzlich zu ihrem Wert als Beurteilungs- oder Bestimmungsinstrument für den Therapeuten ist sie auch von grundlegender Bedeutung für die Ermittlung der antihomotoxischen Präparate (die meisten Produkte beziehen sich direkt auf einen bestimmten Zustand des Organismus), die die Stimulierung einer günstigen Entwicklung in der schnellstmöglichen Zeit ermöglichen. Die besagten sechs Phasen werden drei Gruppen zu je zwei Phasen zugeordnet (die humoralen, Matrix- und zellulären Phasen), die in der Mitte der Matrixphasen vom Biologischen Schnitt geteilt werden. Wird der Biologische Schnitt überschritten, weist das darauf hin, dass die Homotoxine oder deren Wirkungen eine Entwicklung von extrazellulär nach intrazellulär durchmachen, oder anders ausgedrückt, dass die Homotoxine, die ursprünglich außerhalb der Zelle waren, sich in die Zelle hinein bewegen bzw. das Homotoxin als Substanz sich außerhalb der Zelle befindet, seine Giftwirkung sich aber hauptsächlich in der Zelle abspielt. 25 H U M O R A L E P H A S E N M A T R I X P H A S E N Z E L L U L Ä R E P H A S E N Inflammationsphase Depositionsphasen Imprägnationsphasen Degenerationsphasen Dedifferenzierungsphase Haut Schweißausbruch Akne Naevi Allergie Sklerodermie Melanom Nervensystem Konzentrationsstörungen Meningitis Zerebralsklerose Migräne Morbus Alzheimer Gliosarkom Sensorisches System Tränen, Otorrhoe Konjunktivitis, Otitis media Chalazion, Cholesteatom Iridozyklitis, Tinnitus Makula-Degeneration, Anosmie Amaurosis, Malignome Epikcondylitis Exostosen Chronische Polyarthritis Spondylose Sarkom, Chondrom Silikose, Raucherlunge Chronisch (obstruktive) Bronchitis Bronchiektasie, Emphysem Bronchialkarzinom Herzinsuffizienz Myokardinfarkt Endotheliom Chronische Gastritis, Verdauungsstörungen Atrophische Gastritis, Leberzirrhose Magenkarzinom, Kolonkarzinom Chronischer Harnwegsinfekt Schrumpfniere Karzinome Aggregationsstörung Anämie, Thrombozytopenie Leukämie Insuffizienz des Lymphsystems Fibrosierung Lymphome, Hodgkin-/NonHodgkin-Lymphom Metabolisches Syndrom Diabetes mellitus Reaktionsstarre Thyreotoxikose, Glukoseintoleranz Klimakterische Beschwerden Schilddrüsenkarzinom Autoimmunerkrankung, Immuninsuffizienz, chronische Infekte AIDS Reaktionsstarre Chronifizierung* Defizite* Entkopplung* Endogene Depression, Psychose, Angstneurose, organisches Psychosyndrom Schizophrene Defektzustände, Schwachsinn Manie, Katatonie Endokarditis, Koronare Herzerkrankung Perikarditis, Myokarditis Gastrointestinal -trakt Sodbrennen Gastroenteritis, Gastritis Hyperplastische Gastritis Urogenitalsystem Polyurie Harnwegsinfekt Harnsteine, Nierensteine Blut Retikulozytose Leukozytose, Eiterung Polyglobulie, Thrombozytose Lymphsystem Lymphödem Lymphangitis, Tonsillitis, Lymphadenitis Lymphknotenschwellung Stoffwechsel Elektrolytverschiebung Störungen des Lipidstoffwechsels Gicht, Adipositas Hormonsystem Globusgefühl Thyreoiditis Struma, Adenom Immunsystem Infektanfälligkeit Immunschwäche, akute Reaktionsschwäche Infekte Alteration* Reaktion* Fixierung* Funktionelle psychische Störung, “Nervosität“ Reaktive depressive Syndrome, hyperkinetisches Syndrom Psychosomatische Manifestation, Neurosen, Phobien, neurotische Depression Psyche S C H E R Bronchitis, akut Funktionelle Herzbeschwerden G I Husten, Auswurf Herz-KreislaufSystem L O Atemwege B I O Bewegungsorga Gelenkschmerzen ne © 2000 by Biologische Heilmittel Heel GmbH Exkretionsphasen S C H N I T T Organsystem *Phasenbezeichnungen der Psyche © IAH 2007 26 Die humoralen Phasen sind die Exkretions- und die Inflammationsphase ein. In beiden Phasen versucht der Körper immer wieder, spontan zu entgiften. Die intrazellulären Strukturen bleiben immer intakt. Auch wenn viele Zellen im Rahmen des Entzündungsprozesses verloren gehen können werden diese wieder durch intakte, gesunde Zellen ersetzt. Es zeigt sich hier eine spontane Tendenz zur Besserung. Das bedeutet, dass wenn eine weitere Vergiftung verhindert und der Patient in eine Situation gebracht wird, die der Ausleitung dienlich ist (z. B. Ruhe!), sich die Krankheit vollständig zurückbildet, falls keine mechanischen Hindernisse (z. B. blockierte Nebenhöhlen bei Sinusitis) bestehen. Die Prognose für Erkrankungen in den humoralen Phasen ist im Allgemeinen gut und der Genesungsprozess kann durch die Behandlung mit antihomotoxischen Präparaten deutlich beschleunigt werden, wobei nur ein vernachlässigbares Nebenwirkungsrisiko besteht. 26 H U M O R A L E P H A S E N M A T R I X P H A S E N Z E L L U L Ä R E P H A S E N Inflammationsphase Depositionsphasen Imprägnationsphasen Degenerationsphasen Dedifferenzierungsphase Haut Schweißausbruch Akne Naevi Allergie Sklerodermie Melanom Nervensystem Konzentrationsstörungen Meningitis Zerebralsklerose Migräne Morbus Alzheimer Gliosarkom Sensorisches System Tränen, Otorrhoe Konjunktivitis, Otitis media Chalazion, Cholesteatom Iridozyklitis, Tinnitus Makula-Degeneration, Anosmie Amaurosis, Malignome Epikcondylitis Exostosen Chronische Polyarthritis Spondylose Sarkom, Chondrom Silikose, Raucherlunge Chronisch (obstruktive) Bronchitis Bronchiektasie, Emphysem Bronchialkarzinom Herzinsuffizienz Myokardinfarkt Endotheliom Chronische Gastritis, Verdauungsstörungen Atrophische Gastritis, Leberzirrhose Magenkarzinom, Kolonkarzinom Chronischer Harnwegsinfekt Schrumpfniere Karzinome Aggregationsstörung Anämie, Thrombozytopenie Leukämie Insuffizienz des Lymphsystems Fibrosierung Lymphome, Hodgkin-/NonHodgkin-Lymphom Metabolisches Syndrom Diabetes mellitus Reaktionsstarre Thyreotoxikose, Glukoseintoleranz Klimakterische Beschwerden Schilddrüsenkarzinom Autoimmunerkrankung, Immuninsuffizienz, chronische Infekte AIDS Reaktionsstarre Chronifizierung* Defizite* Entkopplung* Endogene Depression, Psychose, Angstneurose, organisches Psychosyndrom Schizophrene Defektzustände, Schwachsinn Manie, Katatonie Endokarditis, Koronare Herzerkrankung Perikarditis, Myokarditis Gastrointestinal -trakt Sodbrennen Gastroenteritis, Gastritis Hyperplastische Gastritis Urogenitalsystem Polyurie Harnwegsinfekt Harnsteine, Nierensteine Blut Retikulozytose Leukozytose, Eiterung Polyglobulie, Thrombozytose Lymphsystem Lymphödem Lymphangitis, Tonsillitis, Lymphadenitis Lymphknotenschwellung Stoffwechsel Elektrolytverschiebung Störungen des Lipidstoffwechsels Gicht, Adipositas Hormonsystem Globusgefühl Thyreoiditis Struma, Adenom Immunsystem Infektanfälligkeit Immunschwäche, akute Reaktionsschwäche Infekte Alteration* Reaktion* Fixierung* Funktionelle psychische Störung, “Nervosität“ Reaktive depressive Syndrome, hyperkinetisches Syndrom Psychosomatische Manifestation, Neurosen, Phobien, neurotische Depression Psyche S C H E R Bronchitis, akut Funktionelle Herzbeschwerden G I Husten, Auswurf Herz-KreislaufSystem L O Atemwege B I O Bewegungsorga Gelenkschmerzen ne © 2000 by Biologische Heilmittel Heel GmbH Exkretionsphasen S C H N I T T Organsystem *Phasenbezeichnungen der Psyche © IAH 2007 27 Die Matrixphasen umfassen die Depositions- und die Imprägnationsphasen. Die Krankheiten in diesen Phasen spielen sich auf der Ebene der Grundsubstanz ab, die auch als BasisBioregulationssystem (BBRS) oder als Pischinger-Raum bzw. Grundregulationssystem nach Pischinger bezeichnet wird. Bei all diesen Begriffen handelt es sich um Synonyme. Den Matrixphasen kommt in der Anamnese des Patienten eine entscheidende Bedeutung zu, da in diesen Phasen der eigentliche Schritt von der extrazellulären zur intrazellulären Homotoxinpräsenz bzw. -wirkung erfolgt. Ein gut funktionierendes, d. h. nicht vergiftetes Systems der Grundregulation ist für den Schutz des Körpers vor chronisch degenerativen Krankheiten von grundlegender Bedeutung. Die zellulären Phasen umfassen die Degenerations- und Neoplasma- bzw. Dedifferenzierungsphasen. Diese finden sich auf der anderen Seite des Biologischen Schnitts. Dies wiederum bedeutet, dass eine Vergiftung nicht nur zwischen den Zellen stattgefunden hat, sondern auch in den Zellen, oder dass eine extrazelluläre Vergiftung intrazelluläre Wirkungen zeigt. Langsam aber sicher werden die Zellfunktionen blockiert, bis hin zum Punkt der Zellzerstörung. Die Selbstregulierungsmechanismen versagen, und der Körper versucht zu kompensieren. Zellbeseitigung durch Apoptose und/oder durch die Aktivität der LGL (large granular lymphocytes): natürliche Killerzellen (NK-Zellen) und zytotoxische Zellen (cT-cells) ist unzureichend. (CD3+ T-LGL and CD3- CD16+natural killer (NK)-LGL Zellen) Die Kondensation bzw. Deposition von Homotoxinen in der Zelle machen das Hauptprinzip der zellulären Phasen aus. Wie bereits erwähnt, kann es sich dabei um das intrazelluläre Vorliegen eines Homotoxins oder das Vorhandensein eines extrazellulären Homotoxins, das einen intrazellulären Effekt hat, handeln. Bereits die Störung einer normalen Passage der Mediatoren zur Zelle kann zu einer intrazellulären Dysfunktion führen. Die Vergiftung der Zellumgebung und eine blockierte Zelloxygenierung können ebenfalls zum Zelltod bzw. zur Dysfunktion von Zellen führen. Die intrazellulären Strukturen können irreversibel geschädigt werden. Es gibt eine spontane Tendenz zur Verschlimmerung der Symptome (ohne Behandlung verschlechtert sich der Zustand des Patienten – zum Beispiel ein Arthrose-Patient, der sich nicht mehr bewegt und keine therapeutische Unterstützung erhält), und die Prognose ist im Allgemeinen schlecht. Selbst im Falle einer vollständigen Ausleitung der Homotoxine (soweit dies möglich ist) bleibt der Patient latent krank. Der intrazelluläre Schaden besteht weiter, auch wenn ein Patient möglicherweise symptomfrei ist. 27 H U M O R A L E P H A S E N M A T R I X P H A S E N Z E L L U L Ä R E P H A S E N Inflammationsphase Depositionsphasen Imprägnationsphasen Degenerationsphasen Dedifferenzierungsphase Haut Schweißausbruch Akne Naevi Allergie Sklerodermie Melanom Nervensystem Konzentrationsstörungen Meningitis Zerebralsklerose Migräne Morbus Alzheimer Gliosarkom Sensorisches System Tränen, Otorrhoe Konjunktivitis, Otitis media Chalazion, Cholesteatom Iridozyklitis, Tinnitus Makula-Degeneration, Anosmie Amaurosis, Malignome Epikcondylitis Exostosen Chronische Polyarthritis Spondylose Sarkom, Chondrom Silikose, Raucherlunge Chronisch (obstruktive) Bronchitis Bronchiektasie, Emphysem Bronchialkarzinom Herzinsuffizienz Myokardinfarkt Endotheliom Chronische Gastritis, Verdauungsstörungen Atrophische Gastritis, Leberzirrhose Magenkarzinom, Kolonkarzinom Chronischer Harnwegsinfekt Schrumpfniere Karzinome Aggregationsstörung Anämie, Thrombozytopenie Leukämie Insuffizienz des Lymphsystems Fibrosierung Lymphome, Hodgkin-/NonHodgkin-Lymphom Metabolisches Syndrom Diabetes mellitus Reaktionsstarre Thyreotoxikose, Glukoseintoleranz Klimakterische Beschwerden Schilddrüsenkarzinom Autoimmunerkrankung, Immuninsuffizienz, chronische Infekte AIDS Reaktionsstarre Chronifizierung* Defizite* Entkopplung* Endogene Depression, Psychose, Angstneurose, organisches Psychosyndrom Schizophrene Defektzustände, Schwachsinn Manie, Katatonie Endokarditis, Koronare Herzerkrankung Perikarditis, Myokarditis Gastrointestinal -trakt Sodbrennen Gastroenteritis, Gastritis Hyperplastische Gastritis Urogenitalsystem Polyurie Harnwegsinfekt Harnsteine, Nierensteine Blut Retikulozytose Leukozytose, Eiterung Polyglobulie, Thrombozytose Lymphsystem Lymphödem Lymphangitis, Tonsillitis, Lymphadenitis Lymphknotenschwellung Stoffwechsel Elektrolytverschiebung Störungen des Lipidstoffwechsels Gicht, Adipositas Hormonsystem Globusgefühl Thyreoiditis Struma, Adenom Immunsystem Infektanfälligkeit Immunschwäche, akute Reaktionsschwäche Infekte Alteration* Reaktion* Fixierung* Funktionelle psychische Störung, “Nervosität“ Reaktive depressive Syndrome, hyperkinetisches Syndrom Psychosomatische Manifestation, Neurosen, Phobien, neurotische Depression Psyche S C H E R Bronchitis, akut Funktionelle Herzbeschwerden G I Husten, Auswurf Herz-KreislaufSystem L O Atemwege B I O Bewegungsorga Gelenkschmerzen ne © 2000 by Biologische Heilmittel Heel GmbH Exkretionsphasen S C H N I T T Organsystem *Phasenbezeichnungen der Psyche © IAH 2007 28 Aus homotoxikologischer Sicht können die Symptome eines Patienten völlig beseitigt werden, aber er/sie kann oftmals nicht vollständig geheilt werden. Intrazellulärer Schaden und Zelltod sind irreversibel, die Narbenbildung nach einer Schädigung wird für immer bestehen bleiben. Darüber hinaus wird jede nennenswerte Vergiftung in dem betroffenen Gebiet oder Organ zum beschleunigten Auftreten einer neuen progressiven zellulären Phase führen. Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ein Arthrosepatient immer ein Arthrosepatient auf zellulärer Ebene bleiben wird, selbst wenn er/sie symptomfrei wird, eine bessere Beweglichkeit zeigt, etc. Wir können seinen Zustand eindrucksvoll verbessern, trotzdem werden auf zellulärer Ebene die Zeichen der Degeneration bestehen bleiben. Wenn man die psychischen Störungen beiseite lässt, bietet diese Tabelle eine überraschend einfache homotoxikologische Klassifikation der Krankheiten. Die neue Tabelle differenziert hinsichtlich der verschiedenen Organe und Organsysteme. Sie enthält auch die psychischen Erkrankungen, die zum ersten Mal vom italienischen Internisten und Homotoxikologen Dr. Ivo Bianchi einbezogen wurden. Die Tabelle stellt mehrere Beispiele von Homotoxikosen pro ‘Quadrant’ zur Verfügung. Wollte man all die vielen tausend Krankheiten in dieser Schriftgröße in der Tabelle unterbringen, hätte man am Ende wahrscheinlich eine Sechs-Phasen-Tabelle von der Größe eines Tennisplatzes. Die Tabelle soll bei Schlussfolgerungen helfen, nicht aber eine Enzyklopädie ersetzen. Erkrankungen können mithilfe von Analogien richtig in der Tabelle eingeordnet werden. Die Tabelle enthält keine Symptome, da dasselbe Symptom bei verschiedenen Krankheiten auftreten kann. So kann Schmerz beispielsweise im Rahmen einer Inflammationsphase (z. B. bei Arthritis), Depositionsphase (z. B. Steinbildung), Imprägnationsphase (z. B. Angina pectoris), Degenerationsphase (z. B. Arthrose) oder Dedifferenzierungsphase (z. B. Darmkrebs) auftreten. 28 H U M O R A L E P H A S E N M A T R I X P H A S E N Z E L L U L Ä R E P H A S E N Inflammationsphase Depositionsphasen Imprägnationsphasen Degenerationsphasen Dedifferenzierungsphase Haut Schweißausbruch Akne Naevi Allergie Sklerodermie Melanom Nervensystem Konzentrationsstörungen Meningitis Zerebralsklerose Migräne Morbus Alzheimer Gliosarkom Sensorisches System Tränen, Otorrhoe Konjunktivitis, Otitis media Chalazion, Cholesteatom Iridozyklitis, Tinnitus Makula-Degeneration, Anosmie Amaurosis, Malignome Epikcondylitis Exostosen Chronische Polyarthritis Spondylose Sarkom, Chondrom Silikose, Raucherlunge Chronisch (obstruktive) Bronchitis Bronchiektasie, Emphysem Bronchialkarzinom Herzinsuffizienz Myokardinfarkt Endotheliom Chronische Gastritis, Verdauungsstörungen Atrophische Gastritis, Leberzirrhose Magenkarzinom, Kolonkarzinom Chronischer Harnwegsinfekt Schrumpfniere Karzinome Aggregationsstörung Anämie, Thrombozytopenie Leukämie Insuffizienz des Lymphsystems Fibrosierung Lymphome, Hodgkin-/NonHodgkin-Lymphom Metabolisches Syndrom Diabetes mellitus Reaktionsstarre Thyreotoxikose, Glukoseintoleranz Klimakterische Beschwerden Schilddrüsenkarzinom Autoimmunerkrankung, Immuninsuffizienz, chronische Infekte AIDS Reaktionsstarre Chronifizierung* Defizite* Entkopplung* Endogene Depression, Psychose, Angstneurose, organisches Psychosyndrom Schizophrene Defektzustände, Schwachsinn Manie, Katatonie Endokarditis, Koronare Herzerkrankung Perikarditis, Myokarditis Gastrointestinal -trakt Sodbrennen Gastroenteritis, Gastritis Hyperplastische Gastritis Urogenitalsystem Polyurie Harnwegsinfekt Harnsteine, Nierensteine Blut Retikulozytose Leukozytose, Eiterung Polyglobulie, Thrombozytose Lymphsystem Lymphödem Lymphangitis, Tonsillitis, Lymphadenitis Lymphknotenschwellung Stoffwechsel Elektrolytverschiebung Störungen des Lipidstoffwechsels Gicht, Adipositas Hormonsystem Globusgefühl Thyreoiditis Struma, Adenom Immunsystem Infektanfälligkeit Immunschwäche, akute Reaktionsschwäche Infekte Alteration* Reaktion* Fixierung* Funktionelle psychische Störung, “Nervosität“ Reaktive depressive Syndrome, hyperkinetisches Syndrom Psychosomatische Manifestation, Neurosen, Phobien, neurotische Depression Psyche S C H E R Bronchitis, akut Funktionelle Herzbeschwerden G I Husten, Auswurf Herz-KreislaufSystem L O Atemwege B I O Bewegungsorga Gelenkschmerzen ne © 2000 by Biologische Heilmittel Heel GmbH Exkretionsphasen S C H N I T T Organsystem *Phasenbezeichnungen der Psyche © IAH 2007 29 Die Beschreibung des Systems der Grundregulation durch Prof. Alfred Pischinger hat die Bedeutung des extrazellulären Raums deutlich gemacht. Deshalb wurde er in die Sechs-Phasen-Tabelle integriert. Da die Ablagerung bzw. Deposition und die Imprägnation von Giften oder deren Fernwirkungen auf die Zelle mit der Lokalisation der (in der ECM vorhandenen) Homotoxine zu tun hat, wurden beide Phasen als Matrixphasen bezeichnet. Eine Regulationsstörung in der Matrix hat einen direkten Effekt auf die intrazelluläre und intranukleäre Matrix. Wenn die Reparaturmechanismen die Wirkung der Gifte in der Matrix nicht länger kompensieren können, folgen Krankheiten auf einer zellulären Ebene. Deswegen werden Krankheiten, die nur die regulatorischen Enzyme in ihrer Funktion beeinträchtigen und zu Ablagerungen in der extrazellulären Matrix führen, die Depositionsphasen bzw. Imprägnationsphasen genannt. So wurden 3 Blöcke mit jeweils 2 Phasen geschaffen, im Gegensatz zu den 2 Blöcken mit jeweils 3 Phasen der Original-Sechs-Phasen-Tabelle von Dr. Reckeweg. Genauere Informationen zur ECM finden Sie in der Vorlesung IAH AC Histologie und Physiologie der Matrix. 29 Krankheitsevolutionstabelle KET 2007 © IAH 2007 30 In der Version der Sechs-Phasen-Tabelle aus den neunziger Jahren wurden die verschiedenen Gewebe nicht nach ihrem embryologischen Ursprung benannt. Die Benennung der Gewebe erfolgte entsprechend der in der modernen Medizin verwendeten Nomenklatur. Dieses Herangehen führte dazu, dass die Bedeutung des embryologischen Ursprungs der Gewebe verloren ging. Es bestand ein dringender Bedarf, die Präzision des embryologischen Ursprungs und die moderne Gewebeterminologie, wie sie in der täglichen Praxis verwendet wird, zu verbinden. Deshalb arbeiteten 2006 Homotoxikologie-Experten an der Zusammenstellung dieser neuen Sechs-Phasen-Tabelle, die jetzt die Krankheitsevolutionstabelle bzw. kurz KET genannt wird. Im Vergleich zu früheren Tabellen finden sich sehr viele Veränderungen. Auch die in der Tabelle angeführten Beispiele für Erkrankungen wurden aktualisiert. Die gegenwärtige Tabelle enthält bzw. klassifiziert die Gewebe wieder nach ihrem embryologischen Ursprung und schafft einen Bezug zu den logischsten Vikariationen in derselben embryologischen Schicht (Keimblatt). Das Prinzip der sechs Phasen bleibt dasselbe, auch wenn eine Farbmarkierung hinzugefügt wurde, um von Weiß nach Schwarz die Reinheit eines ausscheidenden Organismus und die düstere Prognose von Zelltod und Dedifferenzierung zu symbolisieren. Im Gegensatz zur ursprünglichen Tabelle von Dr. Reckeweg wird das Mesenchym unter Mesoderm eingeordnet, da es dort seinen embryologischen Ursprung hat. Dieses Vorgehen ist aus histologischer Sicht einfach richtig. Wie bei dem homöopathischen Herangehen an den Patienten und in der Materia medica üblich steht ‘Geist bzw. Gemüt’ in der Tabelle an oberster Stelle und nicht länger ganz unten. 30 Ektodermal © IAH 2007 31 Als Erstes fällt auf, dass die Einteilung in humoral, Matrix und zellulär ganz oben in der Tabelle verschwunden ist. Der Grund dafür liegt darin, dass sehr deutlich gemacht werden soll, dass sich diese Tabelle nicht auf die topografische Lokalisation des Homotoxins im Körper, sondern nur auf den Ort seiner Hauptwirkung und die Reaktion des Körpers auf diese Giftwirkung bezieht. Da die meisten Phasen ebenso wie die Ebenen der lebenden Matrix fließend ineinander übergehen, könnte jede Bezugnahme auf eine topografische Lokalisation des Homotoxins selbst zu falschen Schlüssen führen, da eine Erkrankung infolge der Wirkung eines Homotoxins auftreten kann, selbst wenn sich das Homotoxin weit entfernt von dem Ort seiner Wirkung befindet. Die Hauptgewebe, die sich aus dem Ektoderm ableiten, sind Haut, obere Atemwege, Nervensystem, Auge und autonomes Nervensystem. Krankheiten, die mit den genannten Geweben in Beziehung stehen, finden sich in diesem Teil der Krankheitsevolutionstabelle. 31 Endodermal © IAH 2007 32 Zu den entodermalen Geweben gehören der untere Respirationstrakt, der Magen-Darm-Trakt und der Urogenitaltrakt (nicht aber die Nieren). Abgesehen von diesen Geweben finden wir hier auch die exokrinen Gewebe (Sexual-, Verdauungs- und Atmungssystem) und das endokrine System mit seinen Drüsen. Krankheiten, die mit den genannten Geweben in Beziehung stehen, finden sich in diesem Teil der Krankheitsevolutionstabelle. 32 Mesodermal © IAH 2007 33 Der größte Teil der Tabelle wird von den tieferen Geweben eingenommen. Wie bereits erwähnt, und dies steht im Gegensatz zur Einteilung von Dr. Reckeweg, gehört das Mesenchym (ein alter Name für Bindegewebe) zum Mesoderm. Die Gewebe, die ihren Ursprung im Mesoderm haben, sind Bindegewebe, Knochengewebe, Blut, Herz-Kreislauf-System, Lymphsystem, Gelenke (intraartikuläre Strukturen), Nieren, seröses Gewebe, Keimgewebe (beider Geschlechter) und Muskeln. Krankheiten, die mit den genannten Geweben in Beziehung stehen, finden sich in diesem Teil der Krankheitsevolutionstabelle. 33 Kr an kh eit se v © IAH 2007 ol u tio n 34 Dr. H.-H. Reckeweg war in klassischer Homöopathie ausgebildet. Eines der Grundpfeiler dieser Richtung der Medizin ist das Heringsche Gesetz. Dies besagt, dass eine Erkrankung, die sich in Richtung Wiedergewinnung der Gesundheit entwickelt, von Innen nach Außen, von lebenswichtigen zu weniger lebenswichtigen Organen und vom Stamm zu den Extremitäten (zentrifugal) verläuft. Eine Erkrankung, die unterdrückt wird oder bei der eine Chronifizierung eintritt, hat die Tendenz, sich in Richtung tiefer gelegene (Organ-)Gewebe (zentripetal) zu entwickeln. Dr. Reckeweg nahm dieses Gesetz, diese Idee, in seine Homotoxikologie auf, wie sie in seiner Sechs-Phasen-Tabelle festgelegt ist. Er nannte diese Verschiebung der Symptome ‘Vikariation’. Heute ist der Begriff Vikariation aufgrund seines etymologischen Ursprungs verlassen worden. Die frühere Terminologie ‘progressive Vikariation’ wird heute mit ‘Evolution in Richtung Krankheit’ bezeichnet. Krankheitsevolution nennt das Phänomen beim Namen: eine Bewegung des Schwerpunkts der Vergiftung von links nach rechts und von oben nach unten in der Tabelle. 34 Kr an kh eit se v © IAH 2007 ol u tio n 35 Krankheitsevolution Die Entwicklung einer Erkrankung von einer Phase der linken Seite zu einer Phase der rechten Seite der Krankheitsevolutionstabelle wird Krankheitsevolution genannt. Für den Patienten bedeutet dies eine Verschlechterung der Situation, da die Homotoxine zu einer Depositionsphase hin tendieren, möglicherweise von extrazellulär nach intrazellulär, und nicht abgebaut und ausgeschieden werden. Hier soll wieder betont werden, dass nicht die topografische Lokalisation des Homotoxins entscheidend ist, sondern die von dem Gift ausgeübte Wirkung. Bei einer Entwicklung in Richtung Krankheit bewegen sich die Auswirkungen der Vergiftung von links nach rechts und von oben nach unten. Die Entwicklung in Richtung Krankheit induziert chronische Zustände. Oftmals ist eine unterdrückende Behandlung Grund dieser Entwicklung. Wird ein akutes Krankheitsbild unterdrückend behandelt, können die Homotoxine kondensieren oder sich in die extrazelluläre Matrix einbinden. Nach einiger Zeit können die Gifte die interaktiven Regulationsprozesse auf der Ebene der ECM stören, in Zellen eindringen bzw. die Zellfunktion von außen stören und die Zell-Matrix- und Zell-Zell-Kommunikation beeinträchtigen, was zur Entwicklung von zellulärer Krankheit und sogar Gentoxizität mit Krebsauslösung führen kann. Wenn beispielsweise ein Ekzem unterdrückt wird (z. B. durch lokale Anwendung von Kortison) werden die Homotoxine, die das Ekzem verursacht haben – das Ekzem ist die biologisch wirksame Abwehr gegen Homotoxine, die auf der Ebene der Haut ausgedrückt wird –, vom Körper in einen alternativen Ausscheidungskanal bewegt. Die Ausscheidung kann dann über das Basis-Bioregulationssystem (BBRS), den Blutkreislauf oder das Lymphsystem erfolgen. Werden diese Homotoxine in den Bronchialzellen mit der Absicht abgelagert, sie über den Respirationstrakt zu beseitigen, beeinträchtigen sie das Atmungssystem und können beispielsweise ein Asthma bronchiale verursachen. Die Krankheitsevolution kann sich über Jahrzehnte hinziehen. Das bedeutet, dass Jahre offenbarer Gesundheit zwischen zwei Krankheitsphasen liegen können. Das liegt daran, dass die Depositionsphasen fast immer unbemerkt bleiben. Viele augenscheinlich harmlose Erkrankungen wie Grippe, virale Kinderkrankheiten, Herpes labialis usw. sind aus homotoxikologischer Sicht schwerwiegender als offenbar schwere, mit akuter Entzündung einhergehende Erkrankungen in der Schulmedizin, wie Arthritis, Nephritis oder eine eitrige Blasenentzündung. Die erste Gruppe ist schließlich viraler Natur und überwindet als solche umgehend die Zellwand, wodurch eine intrazelluläre Vergiftung entsteht, die mit einem sehr realen Risiko eines irreparablen Zellschadens einhergeht. Zur zweiten Gruppe gehören alle Phasen der Entzündung, die mit Schmerzen einhergehen und gravierender erscheinen können, bei denen aber die Vergiftung zwischen den Zellen angesiedelt ist. Ein Schaden der intrazellulären Strukturen ist nicht zu erwarten, solange keine Komplikationen auftreten. 35 Kr an kh eit se v © IAH 2007 ol u tio n 36 Der oben angeführte Vergleich zeigt ganz klar, dass eine andere Geisteshaltung erforderlich ist, wenn das Ergebnis eine richtige homotoxikologische Bewertung des Schweregrads der Erkrankung sein soll. Es reicht nicht aus, wenn wir uns einfach auf die subjektiven Beschwerden des Patienten konzentrieren. Wir müssen auch seine/ihre Position in der Krankheitsevolutionstabelle bestimmen und, wichtiger noch, das Ausmaß der möglichen Bewegung der Erkrankung nach rechts oder links auf der Tabelle abschätzen. Die Unterdrückung biologisch sinnvoller Abwehrmechanismen des Körpers, wie z. B. Fieber bei viralen Infektionen, kann nur dann akzeptiert werden, wenn die Situation wirklich zu entgleiten droht. Mit Symptomunterdrückung sollte niemals auf das Auftreten der ersten Beschwerden reagiert werden. Dieser therapeutische Ansatz ist unter keinen Umständen als Prävention zu empfehlen. Die Möglichkeit des Auftretens einer bakteriellen Superinfektion als Komplikation einer viralen Rhinitis rechtfertigt nur in ganz seltenen Fällen die Gabe eines Breitspektrum-Antibiotikums. Trotzdem verschreiben viele Hausärzte ein Antibiotikum ganz selbstverständlich in einer solchen Situation. Aus Sicht der Homotoxikologie ist das eine Katastrophe! Wenn wir Behandlungen, die Symptome unterdrücken (Antibiotika, Kortikosteroide, fiebersenkende Präparate usw.) für lebensbedrohliche Situationen vorbehalten, werden sie uns im Bedarfsfall gute Dienste leisten. Sind solche Medikamente aber bereits häufig bei einem Patienten eingesetzt worden, stellt man fest, dass sie ihre Wirksamkeit beim Eintreten einer schwerwiegenden Störung bereits verloren haben. Man ist dann gezwungen, die (toxische) Dosis beträchtlich zu erhöhen. 36 Ge su nd © IAH 2007 he its ev ol u tio n 37 Krankheiten, die sich von rechts nach links auf der Krankheitsevolutionstabelle bewegen, werden Gesundheitsevolution genannt. In der älteren Terminologie entspricht dies der ‘regressiven Vikariation’. Diese Terminologie wurde verlassen, da die etymologische Wurzel in keiner Weise Aufschluss darüber gibt, was im Köper vorgeht. Entwicklungen in Richtung Gesundheit treten in einem ‘sich erholenden’ Körper auf und haben nur einen einzigen Zweck: Ausscheidung. Bei dem oben angeführten Asthma-Patienten, der nach einiger Zeit keine weiteren Anfälle mehr hat, aber ein Ekzem entwickelt, ist eine Gesundheitsevolution im Gange. Die Homotoxine wandern von den tieferen Geweben an die Oberfläche. Der Homotoxikologe wird versuchen, das Ekzem biotherapeutisch zu behandeln. Dadurch sollen die Abwehrmechanismen auf lokaler Ebene in der ECM stimuliert und die Homotoxine unschädlich gemacht und ausgeschieden werden. Eine Gesundheitsevolution ist für den Patienten nicht in jedem Fall angenehmer als das bestehende Krankheitsbild. Eine Arthritis ist schmerzhafter als eine Arthrose, ein Ekzem ist sichtbar, während Asthma nicht immer offensichtlich ist, ein Durchfall nach chronischer Verstopfung kann ein Segen aus Sicht der Homotoxikologie sein, dem Patienten aber das Leben zur Hölle machen. Deshalb ist es ganz entscheidend wichtig, den Patienten in angemessener Weise zu unterstützen, ihn zu motivieren und ihm zu erklären, warum die Reaktions- und die Eliminationsphasen so wichtig sind. Symptome, die im Rahmen einer Gesundheitsevolution auftreten, dürfen aus den genannten Gründen auf keinen Fall unterdrückend behandelt werden. Wir müssen die körpereigenen Mechanismen biotherapeutisch unterstützen und dürfen nicht versuchen, sie zu kontrollieren. Bei einem solchen Versuch könnte es passieren, dass wir gegen die sinnvollen Abwehrmechanismen des Körpers arbeiten, und genau das muss unter allen Umständen vermieden werden. 37 Wie werden Krankheiten in die Krankheitsevolutionstabelle eingeordnet? Entscheidungsbaum © IAH 2007 In diesem Teil der Vorlesung wollen wir uns die typischen Merkmale der einzelnen Phasen genauer ansehen. Zum Schluss wird ein Entscheidungsbaum vorgestellt, mit dessen Hilfe man durch einfache Fragen die richtige Phase der vorliegenden Erkrankung bestimmen kann. Da die antihomotoxische Therapie von der Phase abhängt, in der sich der Patient befindet, ist die richtige Einordnung der Erkrankung durch den Therapeuten zwingend notwendig. 38 • Die Krankheitsevolutionstabelle ist eine dynamische homotoxikologische Klassifikation der Krankheiten. Die sechs Phasen beziehen sich auf die Art, wie der Organismus in den verschiedenen Geweben mit den vorhandenen Homotoxinen umgeht. © IAH 2007 39 Die Hauptmerkmal der Krankheitsevolutionstabelle ist, dass sie den dynamischen Aspekt einer Erkrankung berücksichtigt. Dasselbe Homotoxin kann im Verlauf der Zeit Krankheiten in verschiedenen Phasen hervorrufen. Um unseren Patienten heute beurteilen zu können, müssen wir die Entwicklung der Krankheit in der Vergangenheit (die Vorgeschichte des Patienten) und die Entwicklung der Krankheit, die möglicherweise folgen wird, betrachten (prophylaktischer Ansatz). Dabei bestimmt die Reaktion des Körpers auf die Anwesenheit der Homotoxine die Phase, in der sich die Erkrankung des Patienten befindet. Also ist nicht das Homotoxin an sich, sondern die Art, wie der Körper damit umgeht, der Hauptparameter. 39 Exkretionsphasen • Der Organismus befindet sich in einem Stadium der überschießenden Exkretion, ohne Mobilisierung der Abwehr. • Abgesehen von der gesteigerten Exkretion liegen keine anderen Krankheitszeichen vor. © IAH 2007 40 Die Exkretionsphasen umfassen alle übermäßigen (endokrinen) Ausschüttungen und übermäßigen Ausscheidungen bzw. Absonderungen, die bei einem Patienten in dessen unterschiedlichen Organen und Geweben auftreten. Da diese Sekretionen und Exkretionen im Vergleich zur Norm in der Bevölkerung gesteigert sind, sollten sie als erstes Krankheitsstadium angesehen werden. Natürlich stellt die Anwesenheit von Homotoxinen eine verborgene Gefahr dar, so dass eine Elimination und Entgiftung nötig ist, aber unter normalen Bedingungen beseitigen die entgiftenden Organe und Ausscheidungssysteme diese Gifte ohne Auftreten von klinischen Symptomen. Zwar tritt bei normaler Lebensführung immer eine Belastung im Sinne einer Vergiftung auf, aber der Körper kann damit umgehen, ohne dass Zeichen einer Abwehrreaktion manifest werden. Die Ausleitung von Toxinen erfolgt also über einen normalen, gesteigerten Exkretionsprozess, und der Patient hat keine anderen Beschwerden. 40 Inflammationsphasen • Mobilisierung der Abwehr • Der Entzündungsprozess ist eine Reinigung der ECM • -itis © IAH 2007 41 Sobald eine Akkumulation von Homotoxinen auf der Ebene der ECM eingetreten ist, wird die Abwehr mobilisiert, um dem Vergiftungszustand entgegen zu wirken. Eine lokale Manifestation der Abwehr wird als ‘Inflammation’ (Entzündung) bezeichnet. Deshalb befindet sich bei akuten Entzündungen der Patient in einer Inflammationsphase. Alle akuten Entzündungen werden dieser Phase zugeordnet. Dabei ist es wichtig, dass wir diese Entzündung als einen Versuch des Körpers begreifen, die Gifte zu beseitigen. Phagozytose kann deshalb als erster Schritt der Entgiftung aufgefasst werden. Alle charakteristischen Zeichen einer Entzündung können vorhanden sein: Schwellung, Rötung, Schmerz, Temperaturanstieg und Verlust des betroffenen Gewebes. Die Entzündung sollte als eine ‘Turbo-Reinigung’ der Matrix betrachtet werden. Die Zelle ist nicht beteiligt, obwohl Entzündungsprozesse die Zelle schädigen können (z. B. freie Radikale, die von „frustrierten“ Neutrophilen abgegeben werden). 41 Depositionsphasen • Homotoxine werden in der ECM gespeichert • Keine schweren klinischen Symptome, wenig Beschwerden • Hohes Risiko einer Störung der Zellfunktion und Vergiftung langfristig durch Speicherung in der Nähe der Zelle © IAH 2007 42 Wenn die Entzündungswege blockiert sind oder die Menge der Homotoxine nicht mehr bewältigt werden kann, wird der Organismus einen Prozess der (temporären) Speicherung oder Deposition der Homotoxine wählen. Zunächst wird dies auf der Ebene der ECM geschehen. Die Homotoxine sind im wahrsten Sinn des Wortes in ein dreidimensionales Netz aus Proteoglykanen eingebunden. Folglich tritt eine ziemlich gefährliche Situation ein, da wenig klinische Symptome in den Depositionsphasen vorliegen und der Patient (anfänglich) sehr wenige Beschwerden äußert, aber gleichzeitig die Speicherung der Giftlast die lebende Zelle bedroht und deren adäquate Funktion gefährdet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Homotoxine in die Zelle eindringen (Imprägnation) oder von außerhalb der Zelle die Zellfunktion stören, wobei viele Einwirkungen auf die Zellfunktionen auftreten können. 42 Imprägnationsphasen • Die Homotoxine dringen in die Zelle ein oder bleiben extrazellulär, haben aber intrazelluläre Giftwirkungen • Die Erkrankungen treten oft anfallsweise mit langen Latenzphasen auf • Akut lebensbedrohliche Zustände können auftreten © IAH 2007 43 Wenn die Homotoxine von der ECM aus in die Zelle eindringen (Imprägnation) oder intrazelluläre Wirkungen hervorrufen, treten Krankheiten der Imprägnationsphasen auf. Zelle um Zelle wird mehr oder weniger in ihren Stoffwechselprozessen intrazellulär blockiert. Was wir dann sehen, ist eine weniger adäquate Zellfunktion, und die Reaktionen des Organismus auf die Homotoxine sind oftmals nicht mehr sinnvoll/angemessen. Oftmals beobachten wir lange Latenzphasen, wohingegen eine minimale Belastung durch ein spezifisches Homotoxin zu einer Überreaktion der körpereigenen Abwehr (Asthma, Heuschnupfen, Migräne, Magengeschwür,…) führen kann. Imprägnationsphasen können in sehr kurzer Zeit erreicht werden. Dies hängt von den Eigenschaften der Homotoxine ab. Die meisten Viren versuchen, in eine Wirtszelle einzudringen, um sich dann dort zu vermehren. Dies geschieht schnell. Obwohl der Organismus versucht, eine spezifische Abwehr (Ig) aufzubauen und die infizierten Zellen zu beseitigen (T-Zell-Aktivität und durch NK-Zellen induzierte Elimination), handelt es sich bei der akuten Situation um eine Imprägnationsphase aufgrund der intrazellulären Anwesenheit des Homotoxins. Selbst wenn im weiteren Verlauf eine vollständige Wiederherstellung des Gewebes erfolgt und die verloren gegangenen Zellen ersetzt werden, bleibt das virale Krankheitsbild einer Imprägnationsphase in dem Zeitraum des Vorhandenseins des Virus, da der Virus in das genetische Material der Zelle integriert wird. Bei post-viralen Syndromen kann diese Situation über lange Zeit, sogar über Jahre, bestehen bleiben. 43 Degenerationsphasen • Die Zelle stirbt durch Vergiftung • Degenerative Erkrankungen • -osen • Gewebeverlust und -verhärtung © IAH 2007 44 Die intrazelluläre Vergiftung durch die Homotoxine oder deren intrazellulärer Vergiftungseffekt ist so massiv, dass die Zelle abstirbt. Die Progression der Vergiftung verursacht einen Funktionsverlust der betroffenen Zelle, der letztlich zu deren Untergang führt. Langfristig beobachten wir einen Gewebeverlust und eine eingeschränkte Funktion des gesamten betroffenen Gewebes. Per definitionem gehören die chronisch-degenerativen Krankheiten zu den Degenerationsphasen. Die meisten dieser Krankheitsbilder sind irreversibel. 44 Dedifferenzierungsphasen • Unkontrolliertes Zellwachstum • Omnipotenz der neuen Zellen (Rückfall zur Ursprungsform vor der Differenzierung) • Krebs, Tumoren • Verlust der Gewebefunktionen © IAH 2007 45 In die Dedifferenzierungsphasen fallen alle Erkrankungen, in denen Zellproliferation (Gewebewachstum) das Hauptmerkmal ist. Die Zellen verlieren ihre Spezifität und dedifferenzieren zu omnipotenten Zellen (umgekehrte embryologische Spezifität), die sich mühelos im Körper ausbreiten können (Metastasen). Alle bösartigen Tumoren, also Formen von Krebs, fallen in diese Kategorie. 45 © IAH 2007 46 In den folgenden Folien werden wir auf einige Fragen eingehen, um die Zuordnung der Erkrankung eines Patienten in der Krankheitsevolutionstabelle zu erleichtern. Der Entscheidungsbaum ist nicht immer schlüssig, aber in den meisten Fällen wird er eine große Hilfe sein. Ausgehend von den klinischen Angaben können die Fragen beantwortet werden, und die Zuordnung zur richtigen Phase kann erfolgen. Wie wir in anderen Vorlesungen noch sehen werden, hat die Zuordnung der Erkrankung eines Patienten in der Tabelle Auswirkungen auf den Schweregrad der Erkrankung und den Therapieplan, der für die Behandlung des aktuellen Zustands erstellt werden muss. 46 Entscheidungsbaum Merkmale Phaseneigenschaften © IAH 2007 Therapie 47 Als Erstes müssen wir uns die vom Patienten gezeigten Symptome anschauen, diese dann mit den charakteristischen Merkmalen der Phasen der Krankheitsevolutionstabelle vergleichen und schließlich daraus Schlüsse hinsichtlich der Struktur unserer Therapie ziehen. Da nicht mit allen Phasen in dieser Art verfahren wird, wird dieser Entscheidungsbaum erstellt. 47 Chromosomaler Schaden, atypische Zellen, manifeste Malignität Malignität vorhanden Prä-Malignität vorhanden Nein Gewebedestruktion Degeneration vorhanden Nein Enzymschaden, funktioneller Schaden Exazerbationen mit Phasen der Normalität © IAH 2007 Funktionelle Störung auf Gewebeniveau Ja: Behandlung PPG, MPG; CPG, ORPG Ja: Behandlung PPG, MPG; CPG, ORPG Ja: Behandlung PPG, MPG; CPG, ORPG 48 In dem Entscheidungsbaum beginnen wir mit dem ungünstigsten Fall und arbeiten uns dann zum günstigsten Fall vor. Zunächst prüfen wir aus einer rein schulmedizinischen Perspektive, ob eine maligne oder prämaligne Veränderung vorliegt. Auf Zellebene heißt das, dass ein chromosomaler Schaden vorliegt oder atypische bzw. eindeutig maligne Zellen vorkommen können. Wenn dies der Fall ist, befinden wir uns in der Dedifferenzierungsphase und die Behandlung umfasst alle drei Säulen der Homotoxikologie, d. h. 1. Ausleitung und Entgiftung, 2. Immunomodulation und 3. Zellaktivierung und Organregulation. Diese drei Säulen enthalten Medikamente der Gruppen der pflanzlichen Präparate (plant preparation groups, PPG), der mineralischen Präparate (mineral preparation groups, MPG), der Katalysatorpräparate (catalysts preparation groups, CPG) und der Organpräparate (organ preparation groups, ORPG). Wenn keine bösartige Veränderungen vorliegen, gehen wir den Baum zur nächsten Phase hinunter und prüfen, ob degenerative Veränderungen vorliegen. Klinisch werden wir das Bild der Gewebezerstörung vorfinden. Wenn das der Fall ist, befinden wir uns in der Degenerationsphase und wieder ist ein auf den drei Säulen basierender Ansatz erforderlich, da neben der Behandlung der ECM das Abwehrsystem seine Regulationsfähigkeiten zurückgewinnen muss, und die Zellaktivierung und Organregulation Zellschäden kompensieren sollte. Wenn auch keine degenerativen Veränderungen vorliegen, suchen wir nach einer funktionellen Störung auf Gewebeebene. Möglicherweise entdecken wir einen Enzymschaden, einen funktionellen Schaden, Exazerbationen mit Phasen der Normalität. Wenn dies der Fall ist, befindet sich der Patient in der Imprägnationsphase, und die drei Säulen der homotoxikologischen Behandlung sollten sich im Therapieprotokoll finden. 48 Gewebe aggregiert in krankhaftem aber gutartigem Wachstum oder Substanzen sind in Deposition aggregiert Deposition vorhanden Ja: Behandlung PPG, MPG NEIN Entzündungsprozess ein einmaliger Prozess Akute Entzündung vorhanden Ja: Behandlung PPG, MPG NEIN Gesteigerte Sekretion eines normalen, physiologischen Prozesses aufgrund eines Homotoxins Gesteigerte Absonderung von Flüssigkeiten, Neurotransmittern Ja: Behandlung PPG, MPG © IAH 2007 49 Wenn kein Enzym- oder Gewebeschaden vorliegt, prüfen wir, ob eine Ablagerung bzw. Deposition zu finden ist. Klinisch finden wir möglicherweise Gewebe, die in krankhaftem aber gutartigem Wachstum aggregiert sind, oder Substanzen, die in einer Ablagerung bzw. Deposition aggregiert sind. Wenn dies der Fall ist, befindet sich der Patient in der Depositionsphase und muss mit den ersten zwei Säulen (Ausleitung und Entgiftung auf der einen Seite und Immunmodulation auf der andern Seite) behandelt werden. Es werden keine Organ- oder Katalysatorpräparate verwendet. Wenn keine Ablagerung vorhanden ist, prüfen wir, ob eine akute Entzündung vorliegt. Einen Entzündungsprozess sollten wir klinisch feststellen können. Wenn dies der Fall ist, befindet sich der Patient in der Inflammationsphase. Auch in einem solchen Fall werden die ersten zwei Säulen der homotoxikologischen Behandlung benötigt. Wenn keine Entzündung vorliegt, wir aber eine gesteigerte Ausschüttung bzw. Absonderung von Flüssigkeiten, Neurotransmittern oder anderen körpereigenen Substanzen beobachten, befindet sich der Patient in einer Exkretionsphase. In einem solchen Fall ist oftmals die erste Säule der homotoxikologischen Behandlung ausreichend (Ausleitung sollte ausreichen als Unterstützung des Patienten). In einigen Fällen könnte auch Immunmodulation von Interesse sein, um den Prozess der Reinigung zu beschleunigen und Rückfälle zu vermeiden. 49 Die drei Säulen der Homotoxikologie: ZEITRAHMEN DER BEHANDLUNG ENTGIFTUNG IMMUNMODULATION © IAH 2007 ZELLAKTIVIERUNG UND ORGANREGULATION 50 Ist man erst einmal rechts von dem Regulations-/Kompensations-Schnitt der Krankheitsevolutionstabelle angekommen, muss man sich bewusst sein, dass eine einfache Ausleitung, selbst in Kombination mit einer immunmodulierenden Therapie, aufgrund des zellulären Charakters der Erkrankung nicht ausreichen wird. Rechts vom Regulations-/Kompensations-Schnitt (Biologischen Schnitt) bedeutet: die Zelle ist intrazellulär beteiligt. Damit die Zelle (und das Gewebe, und deshalb auch das Organ) keinen weiteren Schaden nimmt, ist eine zusätzliche Zellaktivierung und Organregulation notwendig. In der antihomotoxischen Medizin wird eine Organunterstützung mithilfe von Komplexmitteln vorgenommen. Die Zellunterstützung erfolgt meistens durch die Anwendung von Katalysatoren (einzeln oder als Bestandteil von CompositaPräparaten). 50 Homotoxikologische Grundfragen (1) • Welche klinische Diagnose liegt aktuell vor? • Wo würde ich diese Diagnose in der Krankheitsevolutionstabelle einordnen? • Welche klinischen Angaben kann ich aus der Anamnese gewinnen? • Steht die aktuelle Diagnose eventuell mit einer oder mehreren Angaben zur Vorgeschichte in Verbindung? © IAH 2007 51 Die Fragen auf den nächsten Folien sollen uns bei der Erstellung eines therapeutischen Ansatzes helfen. Am Anfang stehen die Anamnese und die aktuelle Einordnung der Krankheit des Patienten sowie die früheren Entwicklungen in der Krankheitsevolutionstabelle. Die logische Abfolge der Fragen muss zur richtigen Wahl der Art antihomotoxischer Medikamente führen, die dann ins endgültige Therapieprotokoll aufgenommen werden sollten. 51 Homotoxikologische Grundfragen (2) • Falls Beziehungen bestehen, was für eine Art Krankheits- oder Gesundheitsentwicklung läuft in diesem Patienten ab? • Was sind die therapeutischen Konsequenzen aus dieser Entwicklung? • Wie werden diese in den Behandlungsplan der aktuellen Erkrankung einbezogen? © IAH 2007 52 52 Homotoxikologische Grundfragen (3) • Welche Medikamente müssen berücksichtigt werden? • Ausleitende Medikamente • Entzündungsregulierende Medikamente • Zellunterstützung • Unterstützung der Organfunktion • Lebensqualität • Symptomatik • Wie sieht der endgültige Behandlungsplan aus? © IAH 2007 53 53 Historischer Überblick © IAH 2007 54 Hans-Heinrich Reckeweg • geboren am 9. Mai 1905 in Herford • 1924-1930 Medizinstudium in Würzburg, Berlin, Münster und dann erneut in Berlin • 1930 Promotion zum Doktor der Medizin mit einer Arbeit zur diätetischen Therapie des Magenulkus • 1930-1932 Assistenzarzt in Völklingen und Harburg © IAH 2007 55 Hans-Heinrich Reckeweg wurde 1905 in Herford/Westfalen als erstes von fünf Kindern geboren. Er war ein aufgewecktes und vielseitig interessiertes Kind. Ihm hatte es die Musik (Klavier) angetan, und dieses Interesse blieb ihm auch im Erwachsenenalter erhalten. Sein virtuoses Klavierspiel begeisterte oft seine Zuhörer. Später begann er in seiner Freizeit zu malen. Sein Vater, HeinrichFriedrich Reckeweg, war Lehrer, praktizierte aber später als Homöopath. Sehr zur Freude seines Vaters entschied sich Hans-Heinrich zum Medizinstudium, das er in Würzburg begann und nach Zeiten in Berlin und Münster schließlich in Berlin abschloss. Schon während seiner Studienzeit war er sehr an Toxikologie und Naturheilverfahren interessiert. Ganz besonders verhalfen ihm die Seminare von Prof. August Bier zu dem Entschluss, sein Leben der sanften Medizin zu widmen. In diesen Jahren vertiefte er sich sehr in das Studium der Homöopathie. Seine ersten praktischen Erfahrungen als Arzt sammelte er während seiner zweijährigen Assistenzarztzeit in Völklingen und Hamburg-Harburg. 55 Hans-Heinrich Reckeweg • 1. Mai 1935: Eröffnung seiner ersten Praxis in Berlin als Arzt mit Erlaubnis zum Herstellen und Abgeben von Arzneimitteln • 1936: Gründung der Firma Heel (Herba est ex luce) • 26 eigene Produkte: Heel’s Tropfen • 1948-1949: Entwicklung der Theorie der Homotoxine © IAH 2007 56 Nach den zwei Assistenzarztjahren eröffnete er 1935 seine eigene Praxis. Wie es in dieser Zeit üblich war, hatte er auch eine Erlaubnis zum Herstellen und Abgeben von Arzneimitteln. Da er seine eigenen homöopathischen Rezepturen verwendete, brauchte er ein Labor, um diese Präparate zur Verfügung zu haben. Deshalb gründete er 1936 Heel. Der Name ist eine Abkürzung von Herba Est Ex Luce, was als Sinnbild dafür stehen sollte, dass die Pflanze ihre Heilkraft aus dem Licht der Sonne schöpft. Zunächst schuf er 26 Produkte, die er ‘Heel’s Tropfen’ nannte. Später wurde die Produktpalette stark erweitert, bis sie die Vielfalt, die wir heute kennen, annahm. In den Jahren 1948 und 1949 nahm die Theorie der Homotoxine als Krankheitsursache Gestalt an. Bereits frühere Artikel und Vorlesungen über die Grundprinzipien der Homotoxikologie existierten, bevor 1955 sein grundlegendes Werk zur Homotoxikologie, “Homotoxine und Homotoxikosen – Grundlagen einer Synthese der Medizin” erschien. 56 Hans-Heinrich Reckeweg • 1945-1955 Praxis in Triberg • 1952 Veröffentlichung in der Münchener Medizinische Wochenschrift • „Homotoxine und die Möglichkeiten zur Behandlung der Homotoxikosen” • 1955 “Homotoxine und Homotoxikosen – Grundlagen einer Synthese der Medizin” © IAH 2007 57 Dr. Reckeweg war ein hervorragender Dozent, der viele seiner Zuhörer dazu bewegen konnte, den von ihm eingeschlagenen Weg einer ganzheitlichen sanften Medizin zu folgen. Nach Jahren der Praxis und vielen Vorlesungen und Artikeln veröffentlichte er schließlich 1955 seinen integrativen Ansatz in einem Buch. Bis heute inspiriert sein grundlegendes Werk viele Studenten, indem es ihnen zu einem tieferen Verständnis der Homotoxikologie verhilft. 57 Hans-Heinrich Reckeweg • 1955 Umzug nach Baden-Baden • 1961 Gründung der Internationalen Gesellschaft für Homotoxikologie e.V. • 1962 “Homotoxin-Journal” • Gründung der Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin e.V. • 1972 Beginn der Zeitschrift “Biologische Medizin” © IAH 2007 58 Nach dem Umzug nach Baden-Baden war die Ausweitung der Heel-Präparate ein Fakt. An dem neuen Standort wuchsen die Anlagen schnell. 1961 gründete Dr. Reckeweg die Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie, um die Praktizierenden der Homotoxikologie zunächst in Deutschland, später auch international, als Gruppe zusammenzubringen. Das Homotoxinjournal diente als Instrument der Information von Praktizierenden über neue Erkenntnisse im Bereich der Homotoxikologie, erfolgreiche Behandlungspläne, Kongresse etc. Im Jahr 1972 wurde das Homotoxinjournal eingestellt und durch die medizinische Fachzeitschrift ‘Biologische Medizin’ ersetzt. 58 Hans-Heinrich Reckeweg • 1976 “Homotoxikologie, Ganzheitsschau einer Synthese der Medizin” • 1978 “Krebsprobleme” • 1977 und 1981 Homeopathia Antihomotoxica • 1978 Verkauf der Firma Heel an Quandt • 1978 Übersiedlung in die USA © IAH 2007 59 In den folgenden Jahren war Dr. Reckeweg sehr produktiv und veröffentlichte Bücher zu verschiedenen homotoxikologischen Themen. Er gab sogar eine Materia medica und ein Repertorium, das sich ganz auf die in seinen Rezepturen verwendeten Mitteln konzentrierte, heraus. 1978 verkaufte Dr. Reckeweg das Familienunternehmen an die Delton AG mit Hauptaktionär Stefan Quandt. Die großen Investitionen in die Produktionsanlagen ermöglichten in den folgenden Jahren, dass Heel-Präparate für Patienten in über 70 Ländern der Welt erhältlich sind. Dr. Reckeweg siedelte mit seiner Familie in die USA um, wo er in Albuquerque im Bundesstaat New Mexico eine neue Firma, die BHI (Biological Homeopathic Industries), gründete, um die Vereinigten Staaten mit der Homotoxikologie zu erobern. Er schuf eine Palette von 52 neuen Arzneimitteln, die sogenannten BHIPräparate. Heute ist dieses Unternehmen auch eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Ergo-Pharm, ein pharmazeutischer Zweig der Beteiligungsgesellschaft ‘Delton’, die Stefan Quandt gehört. BHI wurde umbenannt und heißt heute Heel Inc. 59 Hans-Heinrich Reckeweg • 1978 Gründung der BHI, Entwicklung von 52 neu entwickelten homöopathischen Arzneimitteln • 13. Juni 1985: verstorben im BircherBenner Hospital, Zürich © IAH 2007 60 Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts erlitt Dr. Reckeweg einen Schlaganfall, von dem er sich nie mehr ganz erholte. Er übertrug das amerikanische Unternehmen seiner Tochter Monika Doerper-Reckeweg und deren Ehemann Dr. Friedrich Doerper. Im Alter von 80 Jahren starb Dr. Hans-Heinrich Reckeweg in Zürich. In der Zwischenzeit ist das von ihm gegründete Unternehmen im Bereich der Komplementärmedizin weltweit auf Platz 2 vorgerückt. Die Homotoxikologie ist heute ein medizinisches Konzept, das von vielen tausend Allgemeinmedizinern und Spezialisten aus aller Welt studiert und befolgt wird. Jedes zweite homöopathische Komplexmittel, das auf der Welt angewendet wird, ist ein HeelPräparat. 60