Presseinformation Wir brauchen eine neue Kommunikationskultur

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Presseinformation
Wien, 26. September 2012
Wir brauchen eine neue Kommunikationskultur
IFWK diskutierte die „Smartphonisierung“ unseres Denkens bzw. unserer Gesellschaft
E-Mails beantworten bis spät in die Nacht hinein. Jederzeit ein Lexikon zur Hand haben, in
dem man fast jede Information findet. Moderne Gadgets wie das Smartphone eröffnen zwar
einerseits neue Kommunikationsformen, fördern damit aber andererseits gesellschaftliche
und gesundheitliche Probleme und neue Abhängigkeiten zu Tage. Dieser sogenannten
„Smartphonisierung“ unserer Gesellschaft hat sich das Internationale Forum für
Wirtschaftskommunikation (IFWK) angenommen und hochrangig diskutiert: Unter der
Moderation der langjährigen ORF-Wirtschaftsredakteurin und Trainerin Eva Pfisterer
einigten sich die Medienpädagogin und Medientheoretikerin Univ. Ass. Eva Horvatic vom
Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien, Univ.Prof. Rainer M. Köppl,
Medienwissenschaftler am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der
Universität Wien, Anitra Eggler, Digital-Therapeutin und Kommunikationsexpertin, Software
AG-Österreich-Chef Walter Weihs und IFWK-Präsident Rudolf J. Melzer darauf, dass der
Computer das menschliche Gedächtnis nachhaltig beeinflusst hat und eine neue Kultur
sowohl in der privaten als auch in der Unternehmenskommunikation Einzug halten müsste.
„Unternehmer sollten zum Beispiel auch Verantwortung für jenen E-Müll übernehmen, der in
ihrer Firma produziert wird“, spielte Anitra Eggler im Rahmen des ersten IFWK-Forums nach
der Sommerpause in den Räumen der Software AG Österreich auf Auswüchse in der E-MailKommunikation an. Nächtlichen Mails mit dürftigen Inhalt, aber dafür unzähligen „CCAdressaten“ sei Einhalt zu gebieten und auf die richtige Auswahl des
Kommunikationsmediums verstärkt zu achten: „Bei einem Notfall sollte man den Notarzt oder
die Feuerwehr eben nicht per E-Mail anfordern, sondern schlichtweg anrufen.“
Zauberlehrling 2.0
Rainer M. Köppl: „Die Medien, die wir nicht mehr kontrollieren können, erscheinen der
Medienkritik seit jeher als „Ausgeburt der Hölle“, wie Goethes Zauberlehrling entsetzt ausruft,
als er einen Besen in einen störrischen Knecht verwandelt hat, der ohne Unterlass Wasser
anschleppt, bis das ganze Haus zu „ersaufen“ droht. Der Zauberlehrling hat den
Zauberspruch (Passwort) vergessen, zerhackt in seiner Verzweiflung den Besen und
potenziert damit das Problem.“ - Bei Goethe gibt es jedoch noch den „alten Meister“, das
ÜBER-ICH, das den Geisterbesen in die Schranken weist, aber wie ist – abgesehen von
radikal-fundamentalistischen Konzepten – ein Meister vorstellbar, der uns vor dem Internet
in Schutz nehmen könnte? Wir können heute nicht mehr den Stecker ziehen, zu viele
positive Elemente sind damit verbunden.
Wieder Herr im eigenen Haus werden
Obwohl wir durch unser medienkritisches ÜBER-ICH – von Sokrates bis Manfred Spitzer –
wissen, dass es für uns als Individuen und als Gesellschaft nicht gut sein kann, Tag und
Nacht vor dem Computer zu hocken, zieht „ES“ uns doch immer wieder vor die Bildschirme,
wo uns scheinbar nichts anderes überbleibt als den Willen des ES per Mausklick
umzusetzen. Die Grundlage für die semiotische Kränkung liegt offenbar in unserem
Triebsystem, daher müssen wir auch dort den Schlüssel zur Befreiung suchen, Kräfte, die es
uns ermöglichen könnten, uns aus der Macht der Medien zu befreien und Herren im eigenen
Haus zu werden.
Sex vor Rapid Wien
Aber wozu nutzen wir das „Internet“ das wir eben nicht mehr abschalten können? Rainer
Köppl hat sich auf die Suche gemacht mit folgenden Ergebnissen: „Thomas Bernhard“ liegt
vor „Elfriede Jelinek“ aber beide haben gemeinsam keine Chance gegen das „Wiener
Schnitzel“. Aber selbst das Schnitzel unterliegt klar der „Rapid Wien“. Aber alle gemeinsam
unterliegen sie selbst wenn sie sich verbünden dem „Sex“.
Sprache - das wichtigste Medium
„Medien verändern Raum und Zeit“, konstatierte die Medienpädagogin und
Medientheoretikerin Eva Horvatic: „Alle modernen Gedächtnistheorien gehen auf jene von
Maurice Halbwachs zurück, der vor rund 80 Jahren eine Gedächtnistheorie mit der zentralen
These entwickelte, das menschliche Gedächtnis habe neben einer neuronalen auch eine
soziale Basis. Für Halbwachs entsteht das Kollektive im Menschen nicht als biologische
Einschreibung durch Vererbung, sondern durch Kommunikation: Der Mensch ist ein Wesen,
das mit anderen Individuen in einem sozialen Kontext eingebunden lebt. Nur im Umgang mit
anderen entwickelt sich sein Gedächtnis. Hierbei kommt der Sprache als dem wichtigsten
Medium für das Erinnern zentrale Bedeutung zu. Durch Kommunikation in der Gruppe
werden Erinnerungen lebendig. Der Mensch nimmt gleichsam teil am sogenannten
kollektiven Gedächtnis. So lernen Kleinkinder über die Austauschprozesse in der Gruppe,
dass es Vergangenheit, ein Jetzt und Zukunft gibt.
Betrachtet man nun den Einfluss des Computers und des Internet auf das menschliche
Gedächtnis, stellt man fest, dass wohl kaum eine andere technologische Innovation mit
diesen beiden Technologien hinsichtlich der Auswirkungen auf das menschliche Gedächtnis
vergleichbar ist. Diese beiden neuen Leitmedien verändern die gesamte menschliche
Wahrnehmung und unser Denken. Dass sich dies nicht nur oberflächlich vollzieht, sondern
sogar Veränderungen im Substrat menschlicher Körper nach sich zieht, ist nur ein Faktor,
der diese Medien in besonderer Hinsicht charakterisiert.
Spannend, technologische Gegenwart aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten
Es geht nicht mehr bloß um den Transport von Information, es kommt zu einer
Transformation. Der Einfluss, den IT auf unser kommunikatives und kulturelles Gedächtnis
hat, unsere kulturelle Identität, unsere Wissensbestände, werden in einem Maß verändert,
welches sich nicht absehen oder auch nur im Geringsten voraussagen lässt.“ (Horvatic)
Für den Gründer des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation, Rudolf J.
Melzer, hat dieser Abend allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im besten Sinne "zu denken
gegeben". „Die angeregte Diskussion zeigte, wie spannend, aber auch vergnüglich es sein
kann, die technologische Gegenwart aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.“
(Melzer)
Kurzinformation zum IFWK
Das „Internationale Forum für Wirtschaftskommunikation” (IFWK) versteht sich als unabhängige
Wissens- und Dialogplattform für Opinionleader und Querdenker aus Wirtschaft, Wissenschaft und
Medien. Das Forum wurde im Herbst 2009 durch Rudolf J. Melzer gemeinsam mit Vertretern der
Wirtschaft, Wissenschaft und der Medien ins Leben gerufen. Zu den Zielen gehört es unter anderem,
in komprimierter Form neue Denkansätze und Hintergrundinformationen zu wirtschaftsrelevanten
Themen und deren Kommunikation zu vermitteln.
Pressekontakt:
Melzer PR Group, Tel.: +43-(0)1-526 89 08-0, Mail to: [email protected], www.melzer-pr.com
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