Endoskopisch geführte Untersuchung von Gallengängen und/oder

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der Medizinischen Klinik I
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Endoskopisch geführte Untersuchung von Gallengängen
und/oder des Bauchspeicheldrüsenganges
(endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie)
Ihre behandelnde Ärztin/ ihr behandelnder Arzt hat Sie bei uns zu einer Untersuchung der Gallengänge
und/oder der Bauchspeicheldrüse (ERCP) angemeldet. Auf den folgenden Seiten wollen wir Ihnen kurz
erläutern, wie diese Untersuchung abläuft und was Sie als Patient dabei zu beachten haben.
Untersuchungsablauf
Bei der ERCP wird ein Untersuchungsschlauch (Endoskop) über die
Speiseröhre und den Magen in den Zwölffingerdarm geführt. Damit die
Untersuchung optimal durchgeführt werden kann, müssen Sie sich auf dem
Bauch legen, wobei wir Ihnen empfehlen, dass Sie sich von uns eine
Schlafspritze geben lassen.
Unter Sicht und unter Lufteinblasung erfolgt dann die Beurteilung der so
genannten Papille. Hier münden der Gallen- und der
Bauchspeicheldrüsengang in den Zwölffingerdarm. Da wir davon ausgehen,
dass bei Ihnen eine Erkrankung dieser Gänge vorliegt, werden wir einen
feinen Katheter in sie einführen und sie nach der Gabe von Kontrastmittel röntgen. Dabei können wir
Krankheiten an diesen Gängen bzw. Organen erkennen und behandeln. Werden solche Krankheiten
gefunden, ist es meist erforderlich, den Eingang vorsichtig mit einem winzigen Messer vom Gang aus
aufzuschneiden. Dann können Steine herausgeholt oder bei einer Enge ein Röhrchen eingelegt werden. Bei gesonderter Einwilligung können Säfte oder Proben auch zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden.
Sofern die seltene Situation vorliegt, dass wir keinen Zugang zu den Gängen bekommen, aber sehr
wahrscheinlich eine Krankheit von Gallengängen oder Bauchspeicheldrüsengang vorliegt, kann es erforderlich sein, den Gang aufzuschneiden, ohne ihn vorher gefunden zu haben. Häufig kann man so
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den Gang dann doch finden. Da diese Art des Aufschneidens ohne Führung stattfindet, ist sie gefährlicher und wird nur in Ausnahmefällen angewendet.
Bei Blutungen im oberen Verdauungstrakt, z.B. nach dem Aufschneiden einer Papille, können zusätzliche Maßnahmen zur Blutstillung erforderlich werden. So können gefäßverengende Medikamente (Adrenalin) in die Schleimhaut gespritzt, Gefäße mittels Fibrinkleber zugeklebt, mit einer Hitzesonde (Beamer) verödet oder mittels eines Metallclips abgeklemmt werden.
Die Dauer der Untersuchung beträgt in der Regel 30 Minuten. Bei schwierigeren Untersuchungsbedingungen (z.B. nach Operationen) oder akuten Blutungssituationen kann sich die Untersuchungszeit verlängern.
Mögliche Komplikationen
Auch wenn Komplikationen insgesamt selten sind, muss auf die Gefahr eines Durchbruches mit ggf.
erforderlicher Notoperation, einer Blutung (sehr selten nach Aufschneiden der Papille) oder einer mögliche Bauchspeicheldrüsenentzündung hingewiesen werden. Dabei ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung nach einer ERCP die häufigste Komplikation, verläuft aber meist mild und trifft ca. jeden 20.
Patienten. In sehr seltenen Fällen kann sich daraus eine schwelende Entzündung, unter Umständen
mit der Notwendigkeit einer späteren Operation, ergeben.
Falls eine Blutung auftritt, müssten Sie eventuell erneut gespiegelt werden. Es kann auch eine Blutübertragung oder in seltenen Fällen (z.B. unstillbare Blutung oder Durchbruch) eine Operation notwendig werden.
Eine Infektion mit Krankheitserregern durch die bei der Untersuchung verwendeten Geräte ist theoretisch denkbar. Aufgrund der vollautomatischen Maschinen, die wir zur Aufbereitung der Geräte verwenden, kann eine Infektion allerdings weitgehend ausgeschlossen werden. Durch die Untersuchung besteht jedoch das Risiko, dass Bakterien aus dem Magen / Zwölffingerdarm des Patienten bei der Untersuchung in die Blutbahn, die Gallen- oder Bauchspeicheldrüsengänge oder in das umliegende Gewebe
gelangen. Besonders bei Patienten mit stark vorgeschädigten Herzklappen kann dies zu einer Infektion
der Herzklappe und / oder zu einer Blutvergiftung mit Darmbakterien führen. Wenn bei Ihnen eine Vorschädigung der Herzklappen bekannt ist, informieren Sie bitte die überweisende Ärztin/den überweisenden Arzt und die Untersucherin/den Untersucher. In einem solchen Fall haben Sie wahrscheinlich
auch bereits einen Herzpass. Dann muss vor der Untersuchung und 6 Stunden danach ein Antibiotikum
gegeben werden, dass die Infektion zuverlässig verhindert.
Unabhängig von der eigentlichen Spiegelung kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf die Beruhigungsmittel oder das Kontrastmittel kommen. Deshalb wird bei jedem Patienten vor Gabe einer Beruhigungsspritze und während der Untersuchung der Blutdruck, der Puls und die Sauerstoffversorgung im
Blut gemessen. Sofern Sie an einem grünen Star leiden (der Augeninnendruck ist dann erhöht), teilen
Sie uns dies bitte vor der Untersuchung mit.
Insgesamt ist das Komplikationsrisiko der ERCP gering, selbst wenn mit dem Endoskop behandelt wird
(z.B. Einlage eines Röhrchens). Deshalb hat sich dieses Untersuchungsverfahren weltweit als Standardverfahren bei Erkrankungen von Gallenwegen und/oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen durch-
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gesetzt. Eine statt dessen vorgenommene Operation hätte ein wesentlich höheres Risiko, z. B. wenn
man versucht, durch Operation Steine aus den Gallengängen zu entfernen. Die ERCP kann allerdings
nicht Steine aus der Gallenblase entfernen, so dass beim Gallensteinleiden meist nach Entfernung von
Steinen aus dem Gallengang durch die ERCP anschließend eine Gallenblasenentfernung durch eine
Operation empfohlen wird.
Aus rechtlichen Gründen benötigen wir Ihr Einverständnis vor der Durchführung der Untersuchung.
Datenerfassung und -auswertung
Die erhobenen Befunde werden EDV-gestützt erstellt und gespeichert. Hierbei wird strengstens auf die
Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes geachtet. Die Befunde werden im
Anschluss ausschließlich Ihrem Hausarzt oder - auf Ihren ausdrücklichen Wunsch - einer anderen Person Ihres Vertrauens zugeschickt.
Haben Sie noch Fragen?
Dann rufen Sie uns bitte unter Tel.: 0621-5501-2376 an.
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