Neues aus der Apistogramma

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Neues aus der Apistogramma-Szene
1.
Apistogramm spec. nov.: Der Zweipunkt-Apistogramma
Text: lngo Koslowski lD 461252)
lm Dezember des letzten Jahres konnte ich aus einer Wildfangsendung Apistogramma, die aus Manaus nach Deutschland kam, ein einzelnes Männchen einer
Apistogramma-Art heraussortieren, das große Ahnlichkeit mit einer rundschwänzigen Art aus Guayana hatte, welche bei uns als A steindachneri
oder A. ortmanni bekannt ist. Zunächst etwas zur Nomenklatur dieser rundschwänzigen Art. SCHMETTKAMP stellte sie in der fl 4914 -9 als Ä. steindachneri
vor und vermerkte, daB A. ortmanni vermutlich ein Synonym zu A. steindachneri
sei. lch schloß mich in der DCG-lnto 11/1980, S.204 dieser Meinung an. Anfang
dieses Jahres erhielt ich zwei neue Arbeiten von Sven O. KULLANDER, in denen er
die Meinung vertritt, daß A. ornatipinnls und A. wickleri Synonyme zu A. steindachnerl seien. Das hieße, daß die bei uns unter den Synonymen bekannte Art mit
zweizipfliger Schwanzflosse richtig A. steindachneri heißen müßte. Die rundschwänzige Art wäre nach KULLANDER richtig mit A. ortmannl benannt. lch hatte
an der KULLANDER'schen Auffassung insofern Zweifel, als die Originalbeschreibung von A. steindachnerl an zwei als rundschwänzig abgebildeten Exemplaren
von 70 und 75 mm Länge erfolgte, was für weibliche Exemplare, und um solche
müßte es sich ja wegen der gerundeten Schwanzflosse gehandelt haben, wenn
KULLANDER's Auffassung stimmt, eine außerordentliche Größe ist. lch habe Sven
O. KULLANDER noch einmal brieflich über den nomenklatorischen Sachverhalt
befragt, worauf ich kurz vor Fertigstellung dieses Artikel folgende Antwort erhielt:
,The types (two adult males) of A. steindachneri do not have rounded caudal fins!
The edges of the caudal fin are damaged, but there are remains of caudal streamers. On Regan's figure, the caudal fin shape is restored, but since streamers
were not expected, it was drawn as rounded.u (Die Typexemplare (zwei adulte
Männchen) von Ä. stelndachneri haben keine gerundete Schwanzflossen! Die
Ränder der Schwanzflosse sind beschädigt, aber es sind noch Reste von Schwanz-
flossenzipfeln vorhanden. Auf REGAN's Abbildung ist die Schwanzflossenform
wiederhergestellt worden, aber da keine Zipfel erwartet wurden, wurde sie rund
gezeichnet.) Nach dieser Erklärung von Herrn KULLANDER sehe ich keinen Grund
mehr an der Richtigkeit seiner Auffassung zu zweifeln und nenne im folgenden die
rundschwänzige Art A. ortmanni und die Art mit zweizipfliger Schwanzflosse A.
steindachneri. Nun aber zurück zu meinem Apistogrcmma-Männchen, das ich aus
A. pertensis und A. gibbiceps (- Schwarzbinden-A.) herausgefischt hatte. lm
ersten Augenblick hielt ich es für ein A. ortmanniMännchen. Zuhause angekommen, stellte ich jedoch einige Charakteristika fest, die bei A. ortmannl nicht oder in
anderer Form auftreten. lm folgenden möchte ich das Männchen möglichst genau
DCG-lnfo 12(B) 1981 : 141-150
Apistogramma ortmanni
Zwe i p u n kt-
A
p
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stog ram
ma
DCG-Info 12(B) 1981 . 141-150
Fotos: lngo Koslowski (D 46 1252)
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beschreiben: Der Körper ist mäßig langgestreckt und seitlich stark zusammengedrückt. Die Rückenf losse ist niedrig und besitzt keine verlängerten Membranen.
Die Schwanzflosse ist zunächst gerundet, wird aber mit zunehmender Größe des
Tieres leicht gestutzt, jedoch nicht zweizipf lig.
Ein dunkles Körperlängsband zieht sich von der Maulspitze durchs Auge bis zur
Schwanzwurzel und endet 1 bis 1,5 Sehuppenbreiten vor einem deutlichen
Schwanzwurzelfleck, der die gesamte Vertikale der Schwanzwurzel ausfüllt. Er
kann sich beim Balzen oder Drohen auf einen kleineren runden Fleck in der Mitte
der Schwanzwurzel reduzieren. Unterhalb des Körperlängsbandes verlaufen 3 oder
4 schwarze Punktreihen. ln Höhe des vierten Rückenflossenstachels beginnt ein
rechteckiger, dunkler Fleck, der sich von der Rückenflossenbasis bis zum Körperlängsband erstreckt. Aufgrund dieses Punktes und des Punktes in der Schwanzwurzel schlage ich f ür diese Art den deutschen Namen Zweipunkt-Apistogramma
vor. Die Apistogramma-Wangenbinde ist relativ breit und kann sich beim Drohen
und Balzen, ebenso wie bei A. gibbiceps, auf einen iunden Augenfleck am unteren
Kiemendeckelrand reduzieren. Die Grundfärbung des Zweipunkt-Apistogrammaisl
graubraun. Glanzverzierungen sind kaum vorhanden. Auffallend sind die dunklen
Querbinden in der Schwanzflosse, die wir unter anderem auch von A. pertensis
kennen. Auch in den Weichstrahlen der Rücken. und Afterflosse treten einige
vertikale Punktreihen auf. Wer eine Farbabbildung der Art sehen möchte, sei auf
GOLDSTEIN's ,Cichlids of the Worldu verwiesen. Der dort als A. ambloplitoides
bezeichnete Fisch in der Abbildung auf der Seite 124 zeigt den Zweipunkt-A. in
Schreckfärbung.
Bei der Balz und beim Drohen tritt eine Färbung auf, die auch bei A. ortmanni in
schwächerer Form beobachtet werden kann. Bei vielen Äpistograrnrna-Arten treten
in bestimmten Stimmungen Querbinden auf. Auch beim Zweipunkf-A, ist dies
zumindest in der hinteren Körperhälfte der Fall. Beim Drohen und Balzen jedoch
erhellt sich der mittlere Teil jeder Querbinde, und der übrige Teil verfärbt sich
tiefrot, so daß der Eindruck einer feinen roten Querbänderung in der hinteren
Körperhälte entsteht. Diese Musterung tritt übrigens auch noch bei frisch konservierten Tieren dieser Art auf
Die Tatsache, daß ich hier auch Balz- und Drohfärbungen des ZweipunktA. beschreiben kann, habe ich dem glücklichen Umstand zu verdanken, daß in den
.
letzten Wochen weitere lmporte dieser Art zu uns gelangt sind. Dabei war bebesonders auffallend, daß der Geschlechtsdimorphismus bei dieser Art außerordentlich geringfügig ausgebildet ist, was sogar dazu führte, daß ich zunächst
irrtümlich zwei Männchen zum Laichen absetzte.
Der Zweipunkt-A. scheint am nächsten mit den beiden guayanischen Arten A.
ortmanni und A. sfelndachneri verwandt zu sein. Er weist jedoch auch eine ganze
Reihe Farbmuster anderer Mitglieder der von KULLANDER neu geschaffenen A.
regani-Gruppe, zu der auch nach KULLANDER A. ortmannigehört, auf. Er scheint
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,nto r2(B) 1eB1: 141-i50
in geographischer Nähe von A. pertinsis vorzukommen, da ich meine Tiere immer
aus A. perfensis heraussortiert habe.
Von A. pertensis unterscheidet sich der Zweipunkt.A. durch die wesenilich gedrungenere Körperform, den Fleck in der Körpermitte und eine andere Beflossung.
A. steindachnerl hat im Gegensatz zum Zweipunkt-A. eine zweizipflige Schwanzflosse im männlichen Geschlecht, und der Körperfleck ist wesentlich kleiner und
mehr oder minder in das Körperlängsband integriert. Bei A. ortmanni der eine
gleichmäßig gerundete Schwanzflosse besitzt, ragt der Körperfleck, zwar aus dem
Körperlängsband nach oben heraus, reicht aber weder bis zur Rückenflossenbasis,
noch hat er die Größe und Form des Körperflecks des Zweipunkt-Apistogramma.
Außerdem sind die deutlichen Querbinden in der Schwanzflosse des Zweipunkt-A.
bei ihm schwächer ausgebildet und beschränken sich auf den mittleren Teil der
Schwanzflosse. ln der bereits mehrfach erwähnten Arbeit von KULLANDER beschreibt er 12 neue Arten, von denen eine sehr nahe an den Zweipunkt-Apistogramma herankommt. (Die Arbeit wird an anderer Stelle in der DCG-lnfo noch
ausführlich rezensiert.) Es handelt sich dabei um A. regani, der in Körperform und
Färbung große Ahnlichkeit mit dem Zweipunkt-A. aufweist. KULLANDER erwähnt
jedoch bei A. regani keinen Körperfleck. Zunächst nahm ich an, daß dieses Merkmal bei konservierten Tieren verschwinden könnte, was sich jedoch als unrichtig
erwies. Vor mir konservierte Tiere wiesen nach einer Woche den Körperfleck noch
deutlicher auf als lebende Exemplare. Dies und die Tatsache, daß ich bei Herrn
SCHMETTKAMP eine Aufnahme eines lebenden A. reganigesehen habe, der sich
von meinen Tieren doch in einigen Punkten unterschied und auch keinen Körperf leck aufwies, lassen mich zu dem Schluß kommen, daß es sich beim Zweipunkt-A.
um eine neue Art handeln muß. Die von mir konservierten Tiere sind zur Nachuntersuchung an Herrn KULLANDER gegangen, der mir kurzvor der Fertigstellung
meines Artikels seine Untersuchungsergebnisse mitteilte. Es handelt sich eindeutig um eine bisher nicht beschriebene Art, von der KULLANDER Wildfangtiere
vorliegen, so daß eine Beschreibung dieser Art in näherer Zukunft möglich sein
wird. lch möchte mich an dieser Stelle einmal recht herzlich bei Herrn KULLANDER
für die Hilfe, die er mir bei meinen Bemühungen um die Arten der Gattung Apistog ram m a gewährt, bedanken.
Eine erfolgreiche Zucht des Zweipunkf-A. kann ich leider noch nicht melden. Ein
Pärchen laichte bereits zweimal bei mir ab, und die Eier schienen sich auch bei
Wasserwerten von pH 6,5 und GH 5 ' zu entwickeln, doch verspürte das Weibchen
jeweils am zweiten Tag nach dem Ablaichen einen großen Appetit auf die
abgelegten Eier, was ja bei den ersten Bruten von Apistogramma-Arten oft der Fall
ist. Da jedoch genügend Material der neuen Art zur Verfügung steht und die Art in
Bezug auf die Wasserqualität keine allzu hohen Ansprüche zu stellen scheint, sehe
ich eigentlich recht gute Chancen für die Verbreitung des Zweipunkt-A. in den
Becken der A p i stog ra mma-Freu nde.
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2. Apistogramma spec. nov.: Der
Blutkehl.Apistogramma
Text:Werner Schmettkamp (D 53 0433)
lm Herbst 1980 konnte ich aus einer Sendung von Wildfängen des A. iniridae
mehrere Tiere heraussortieren, die sich auf den ersten Blick nur im männlichen
Geschlecht durch die zweizipfelige Schwanzflosse von der runden bei A. iniridae
unterschieden. ln Aggressionsstimmung wird jedoch der Kehlbereich blutrot,
weshalb ich diese Arl Blutkehl-A. nenne. Vermutlich stammt diese neue Art aus
dem Einzugsgebiet des Bio Orinoco und gehört zweifellos zur A. pertensis-Gruppe.
Der Körper ist gestreckt, seitlich mäßig zusammengedrückt und mittelhoch. Kräftig
ausgebildet ist das Lateralband, welches in die Schwanzflosse hineinragt. Unterhalb des Lateralbandes kann in bestimmten Stimmungen in der hinteren Körperhälfte eine A. iniridae-ähnliche schwarze Zone aus vertikalen Strichen auftreten.
Junge Weibchen von A. iniridae und dem Blutkehl-Apistogramma sind kaum
voneinander zu unterscheiden. Adulte Weibchen des Blutkehl-Apistogrumma
bekommen eine ansatzweise zweizipfelige Schwanzflosse und sind dann von den
rundschwänzigen A, iniridae-Weibchen abgrenzbar. Eine Unterscheldung von
Weibchen des Rotkeil-Apistogramma ist noch schwieriger, da auch diese
Weibchen die zweizipfelige Form der Schwanzflosse haben. ln Brutstimmung
werden die Weibchen des Rotkeil-Apistogramma aber rot-orange und sind erst jetzt
von den gelb bleibenden Weibchen des Blutkehl-Apistogramma zu differenzieren.
Bl
utkeh
I -A
pi stog ra m m a
DCG-lnfo 12(B) 1981 : 141-150
Foto: W. Schmettkamp (D 53 0433)
Die Männchen des 8/utkehl-Apistogramma zeichnen sich durch ein enormes
Flossenwerk aus: Die weit über die Stacheln hinaus wachsenden Membranen der
Rückenflosse sind
- wie auch bei A. iniridae, beim r9otkeil und Sege/l/ossenApistogramma
auf der ganzen Länge zusammengewachsen. Die mächtige
-
Schwanzflosse wird extrem zweizipfelig und ist im lnnenteil genetzt, was allerdings
individu'ell unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann und mit zunehmendem Alter
mehr und mehr verblaßt. Die Afterflosse ist relativ klein, jedoch schön violett gefärbt. Wie bei allen Arten dieses Formenkreises haben die Bauchflossen fadenartige Verlängerungen. ln Erregung wird neben dem Kehlbereich auch die kräftige
Bauchnaht blutrot. Den Anus umschließt ein kurzes Querband, das seitlich als
Analfleck sichtbar ist.
Männchen können nahezu 10 Zentimeter Gesamtlänge, Weibchen immerhin bis zu
sieben erreichen.
Der Blutkehl-Apistogramma reiht sich in die Kette der schwieriger zu haltenden
und zu züchtenden Arten der A. pertensls-Gruppe ein. Weiches (dGH um 3), saures
(pH um 5,5) und warmes (um 28 'C) Wasser sind unabdingbare Vorausaussetzungen für eine dauerhafte Haltung. Obwohl die Männchen noch eher monogam sind,
beanspruchen sie doch ein recht großes Revier. Da sie untereinander ausgesprochen unverträglich sind und auch laichunwillige Weibchen ständig attackieren, ist ein Aquarium von 80 Zentimeter Kantenlänge für ein Pärchen mindestens
anzubieten. Für das Weibchen sind reichlich Versteckplätze in Steinaufbauten und
Wurzelwerk zu schaffen.
Die Zucht scheint außerordentlich schwierig zu sein und extreme Wasserwerte als
Voraussetzung zu fordern. Bei dGH um 1 und pH von 5,5 wurde zwar noch abgelaicht, die Gelege entwickeln sich iedoch nicht
3.
Apistogramma spec. nov. : Der Breitbinden-Apistogramma
Text: lngo Koslowski (D46 1252)
Vor einem dreiviertel Jahr machte ich bei Herrn Dietmar WITTE erste Bekanntschaft
mit einer herrlichen Apistogramma-Art, die durch ihre langausgezogenen Rückenflossenstrahlmembranen im männlichen Geschlecht auffiel Recherchen von Herrn
SCHMETTKAMP und mir ergaben, daß die Art mit einer Spezies identisch ist, die
FAHRIG im Jahre 1971 in der Tl als A. klausewitzi abbildete. Wenn man jedoch
weiß, daß KULLANDER A. klausewitz ebenso wie A. kleei als Synomym zu Ä.
bitaeniata ansieht, und daß unser Aquarien-,KLEElu mit diesem A. bitaeniata
identisch ist, fällt es nicht schwer festzustellen, daß die als A. klausewitzi bezeichnete Art falsch identifiziert war. Es handelt sich vielmehr um eine bisher
unbeschriebene Apistogramma-Art, für die ich wegen der auffallend breiten
Wangenbinde, insbesondere bei männlichen Tieren, den Namen üeitbinden'A.
vorschlagen möchte. Der erfreuliche Umstand, daß mir Herr WITTE bei meinem
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12(B) 1981: 141-1so
letzten Besuch einige seiner Wildtangtlere sowie einige Jungtiere seiner Erstnach-
zuchten überließ, ermöglicht es mir, die neue Art im nachfolgenden genau
zu
beschreiben:
Der Körper des Breitbinden-A. ist relativ langgestreckt und recht hochrÜckig. Die
Rückenflossenmembranen sind ab dem 3. oder 4. Stachel etwa gleich stark
verlängert. Bei adulten Männchen sind sie oft mehr als doppelt so lang wie die
stacheln selbst. Diese verlängerung fast aller Membranen unterscheidet den
Breitbinden-A. bereits von allen anderen ,lndianerschöpfen., 5s1 denen nur Strahl
3 bis maximal 7
verlängert sind. Die schwanzflosse der neuen Art ist bei
männlichen Tieren zweizipf lig ausgezogen. Weibliche Tiere besitzen eine gestutzte
Schwanzflosse.
Das Körperlängsband verläuft von der Schnauzenspitze durch das Auge bis in die
Schwanzwurzel hinein. Ein Schwanzwurzelfleck fehlt. Ein Lateralfleck sowie ein
weiterer davor liegender Fleck sind oft intensiver gefärbt als das Übrige Band.
Unterhalb des Körperlängsbandes verlaufen zwei bis drei Punktreihen. ln der
hinteren Körperhälfte tritt unter dem Längsband ein Schachbrettmuster ähnlich
dem bei A. iniridae und dem Blutkehl-Apistogramma auf. Die wangenbinde ist
auffallend breit und intensiv schwarz gefärbt. Der Körpergrund ist braunorange lm
Bereich der Kiemendeckel treten einige rote Verzierungen auf. Besonders farben'
prächtig sind bei dieser Art die Flossen ausgefärbt. Die Afterflosse erscheint
intensiv orange. Die Schwanzflosse ist auffallend zweigeteilt Der obere Lappen ist
transparent mit einigen vertikalen Punktreihen, im unteren Lappen findet die
Orangefärbung der Afterflosse ihre Fortsetzung. Diese eigenartige Ausfärbung der
Schwanzflosse, die auch bei weiblichen Tieren in schwächerer Form auftritt, ist ein
weiteres Artcharakteristikum des Breitbinden- Api stogram m a'
Wie aus der Beschreibung bereits hervorgeht, handelt es sich beim Breitbinden-A'
um eine ausgesprochen attraktive Neuheit. Bei mir haben die Wildfangtiere bereits
mehrfach abgelaicht, und das Gelege entwickelte sich bei einem pH-wert von
5 und 5.dGH. Die ersten Larven sind vor nunmehr drei Tagen geschlüpft, so daß
die Aussichten f ür die Verbreitung dieser Art, die sicherlich bald zu einem Favoriten der Apistogramma-Freunde avancieren wird, wieder etwas gestlegen sind.
Der Breitbinden-A. erscheint in Bezug auf seine systemaiische stellung ausgesprochen interessant. Er vereinigt Merkmale der höher entwickelten Mitglieder der
A. pertensls-Gruppe (2.8. Rotkeil- odet Blutkehl-Apistogramma) und der lndianerschöpfe (2.8. A. bitaeniata) und scheint daher eine Übergangsform zwischen
beiden Gruppen darzustellen. wÜrde man dem Blutkehl-A. die verwachsenen
Rückenf lossenmembranen einkerben, käme er dem Breitbinden-A. sehr nahe. Über
das Verbreitungsgebiet der neuen Art kann niohts sicheres gesagt werden. Sie kam
von .Bogota zu uns und weist mit dem Auftreten eines zweiten Körperflecks ein
Merkmal auf , das alle Arten aus dem Rio Negro-Einzugsgebiet aufweisen. Daher ist
DCG-lnfo 12(B) 1981 : 141-150
eine Verbreitung im kolumbanischen Einzugsgebiet des Rio Negro sehr wahrschein lich.
4. Apistogramma spec. nov.: Der Doppelband.Apistogramma
Text:Werner Schmettkamp (D 53 0433)
Zwischen wildfängen des Roten Neon entdeckte ich diese Rarität. KULLANDER
schrieb mir, daß ihm diese Art bekannt sei und sie aus dem Rio Negro-system
stamme. Die systematische stellung ist noch nicht ganz klar. Merkmal e der A.
pettinsis- und auch der A. agassizii-Gruppe sind vorhanden.
Artcharakteristisch und Grund f ür die wahl des deutschen Gebrauchsnamens ist
die Ausbildung des Körperlängsbandes. Es wird in der Mitte durch einen hellbraunen streifen, der etwa eine schuppenbreite ausmacht, aufgetrennt. Dadurch
entsteht der Eindruck eines Doppelbandes. Der Körper ist langgestreckt und hat
einen ovalen Querschnitt. Neben dem Doppelband ist die Ausbildung derwangen.
binde ein artcharakteristisches Merkmal: sie verbreiterl sich am Kiemendeckelrand zu einem kräftigen, schwarzen Fleck, der auf den Kehlbereich zwischen den
Kiemendeckeln übergreift. Die Rückenflosse ist niedrig und hat gestutzte Membranen, die nur wenig über die stacheln hinausragen. Das Ende ist zipfelig und
erreicht bei Männchen den Hinterrand der runden bis leicht lanzettförmigen
Do p pe I ba n d- Ap
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stog
ra m m a
DCG-lnfo 12(8) 1981 : 141-150
Foto:W. Schmettkamp (D 53 0433)
Schwanzflosse, welche netzartig gepunktet ist. Die Bauchflossen sind stark
verlängert.
Die Körpergrundfarbe ist ein helles Braun, das zum Rücken hin kräftiger wird. Farbakzente sind in der rot-grün gezeichneten Rückenflosse gesetzt.
Das mir bisher einzig vorgelegene Exemplar war ein Männchen mit einer Totallänge von 40 Millimetern. Es schien erwachsen zu sein, so daß diese Art zu den
kleineren Vertretern der Gattung Apistogramma gehört.
Da bisher nur ein einziges Tier gehalten wurde, können keine unbedingt gesicher_
ten Angaben gemacht werden. Es hat sich aber herausgestellt, daß weicheres
(dGH um 6) und leicht saures wasser (pH um 6,s) bei remperaturen von 26 . bis 2g
"c das allgemeine wohlbef inden deuilich steigerte. Die Art scheint sehr schwimmfreudig und temperamentvoll zu sein. lmmerhin vermochte sich das Männchen
gegen einen stattlichen Nannacara anomala-Mann und ein weibchen durchzusetzen.
Bei der Fütterung gab es keine probleme. schon nach kurzer Eingewöhnungszeit
wurde Ersatzf utter willig angenommen.
5.
Apistogramm spec. : Der Glanzbinden.Apistogramma
Text:Werner Schmettkamp (D 53 0433)
Zwischen wildfängen von A. pertensis und A. gibbiceps, die bei unserem Mitglied
MANz in witten-stockum eingetroffen waren, befand sich dieser wunderbare
Apistogramma. Die grün-blau irisierenden Glanzbinden ober- und unterhalb des
Längsbandes waren für mich bei der wahl des deutschen Gebrauchsnamens
maßgebend. Es spricht einiges dafür, daß der Glanzbinden-Apistogramma mit A.
sweg/esi MEINKEN, 1961 identisch ist. Der Körper ist ziemlich gestreckt und hat
einen ovalen bis kastenförmigen Querschnitt. Das Lateralband ist kräftig ausgebildet und verläuft in der schwanzflosse. lnnerhalb des Lateralbandes hebt sich
etwa in der Körpermitte ein Lateralfleck hervor. Auf der unteren Körperpartie ist
zumeist eine schwarze zone sichtbar, die sich aus drei oder vier schwarzen punktreihen zusammensetzt. Das wangenband knickt
- ähnlich wie bei A. agassizii im unteren Drittel nach vorne ab. Eine schwarzzeichnung
der ersten Bückenflossenmembramen fehlt, was auch bei A. agasszll vorkommen kann. Die Rückenf losse ist fast eine Kopie der von A. agassizii, allerdings am Ende nicht so weit
ausgezipfelt. Die schwanzflosse der Männchen ist zweizipfelig und ziemlich stark
gepunktet. Klein und wenig auffallend ist die Afterflosse. Hingegen weisen die
Bauchflossen starke Verlängerungen auf.
Zwei gut voneinander abgrenzbare Farbvarianten bei den Männchen sind feststellbar:
weiße variante: Die Verlängerungen der Bauchflossen leuchten porzellanweiß. Die
Punktung in der Schwanzf losse ist weiß bis wässrig-blau.
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DCG-Info 12(B) 1981 : 141.150
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G
lanzb i nden-Api stogram ma beim Frontaldrohen
Foto: W. Schmettkamp (D 53 0433)
Orangene Variante: Die Verlängerungen der Bauchf lossen, die Afterflosse und die
Ober- sowie Unterkante der Schwanzf losse sind wunderbar orange gefärbt.
Zum Glück erwies sich der so zierlich aussehende Glanzbinden-Apistogrammabei
der Pflege recht robust. Wasserwerte von 10'dGH bei neutraler Reaktion um 25'C
reichten zum Wohlbefinden aus. Auch beim Futter gibt es keine Schwierigkeiten.
Der Revieranspruch eines Männchens scheint relativ klein zu sein, denn immerhin
gelang die Vergesellschaftung von zehn Männchen in einem 2-Meter-Becken ohne
Schwierigkeiten. An den Reviergrenzen konnten herrliche Kampfrituale beobachtet
werden:
- Beim Lateraldrohen werden alle Flossen bis fast zum Zerreißen gespannt und
tiefrot ausgefärbt. Mit kräftigen Schwanzflossenschlägen werden dann Wasser-
schwälle dem Gegner entgegengeschlagen, die ihn oft einige Zentimeter wegschleudern und von der Stärke des Austeilenden überzeugen sollen.
Reicht das Lateraldrohen zur Befriedung nicht aus, geht es in Frontaldrohen
-
über. Die Kontrahenten stehen sich dabei mit weit aufgerissenem Maul und sförmig gekrümmtem Körper gegenüber. Plötzlich schnellen sie aufeinanderzu und
verbeißen sich für Bruchteile von Sekunden ineinander. Danach ist dann zumeist
ür einige Zeit wieder Ruhe.
Leider besitze ich nur Männchen. lngo KOSLOWSKI hat aber Weibchen. Vielleicht
gelingt ihm die Zucht dieses so attraktiven Zwergbuntbarsches.
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