Gattung - Universität Wien

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ENGMAI'LFRöSCnE
Die Frösche der Gattung
Scaphiophryne
Scaþhioþhryne
matmorota (Männchen)
im lerrarium.
Die Arten dieser tenorístisch eher unbehannten
madag as sis chen Fr o s ch gruþþ e stellen attrohtíu e
Pfleglinge dar. Díe Eingewöhnung der Tiere hann
allerding s Probleme b ereíten.
Von Matthíos Suojtha
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rata, S. madagascariensrs, S. ór¿u¡s, S. þustu'
Iosa, S. calcarafa und S. gottlebeí). Boulenger
beschrieb 1882 die Gattung anhand eines S. marmorata-Exemplares. Die in weiterer Folge
als
C aloþhrynus
madag as cariensls (Boulenger,
1882), C. calcaratus (Mocquard, 1895) und C.
óreurs (Boulenger, 189ó) beschriebenen Arten
wurden alle øtr Gattung Scaþhioþhryne ge
stellt. Der von Steindachner 1882 beschriebene Scaþhíoþhryne sþínosa stellte sich als
identisch mlt S. marmorafa heraus. Im vergangenen Jahrhundert wurden schließlich
-
noch S. þustulosa Angel & Guibé, 1945 und
erst vor gut zehn Jahren - S. gottlebei Bwse
& Böhme, 1992 entdeckt und beschrieben.
Die Gattung Scaþhíoþhryne gehört zur Familie Microhylidae (Engmaulfrösche) ; zusammen mit der Gattung Paradoxoþhgla BIomScaþhíoþhryne marmorato (Mânnchen), Porhait.
16
l/2003 .Dat¿ . 5ó. Jahrgang
mers-Schiösser & Bla¡c, 1991 bildet sie die
Unterfamilie Scaphioph4minae.
Die Tiere sind durchweg klein bis mittelgroß (rnaximal etwa 55 Millimeter KopfRumpf-L2inge; die Weibchen sind größer als
die Männchen) und meist sehr auffdllig und
schön gefdrbt und gezeichnet: Die kleine þis
3ó Millimeter Kopf-Rumpf Länge), bunte Art
S. gottlebei hat oberseits rote und grünlichgelbe Flecke, umrahmtvon einem schwarzen
Liniensystem. Scaþhioþhryne marmorata wd
Arten) sind
olivgrün mit braunen Flecken, S. þustulosa
(ebenfalls eine größere Art ) ist bräunlich mit
grün-goldenen Linien, S. breuis :und S. calca'
S. madagascaríensrs (zwei größere
S.-madagascaríensrs-Kaulquappen in besonnten Sumpfgebieten. Die S. -madagascariensis-
Kaulquappen waren nach Angaben der Autoren etwa 24 Millimeter lang.
Haltung im Terrarium
Leider bereiten viele
Scaþhioþhryne-Arten
meiner Erfahrung nach Probleme bei der Eingewöhnung; Pa¡asitosen und bakterielle Infektionen scheinen häufig aufzutreten. Alle S.
gottlebei mit Attsnahme eines Weibchens star-
ben entweder direkt bei der Lieferung oder
baid danach. Bei der Sektion fand ich ziemlich viele subkutan lebende ovale Milben mit
sind
reduzierten Extremitäten (möglicherweise
eine Hanneman¿d Art), die als kLeine (Durch-
Tagsüber leben die Frösche eingegraben in
messer ein bis anderthalb Millimeter), ora¡gefarbene Bindegewebsknötchen im Bereich
rata (zwei kleine Arten) schließiich
bräunlich gefärbt.
der lockeren Humusschicht des
Bodens;
nachts verlassen sie ihre Verstecke und begeben sich auf Beutefang. Jedoch findet (nach
meinen Terrarienbeobachtungen) die überir-
des Kehlsackes, des Ajters und der Oberschenkel in Erscheinung traten. Sie dürften
- aber nicht unmittelbar - die Todesursache
ger¡/esen sein. Ein männlicher S. gottlebethat-
Aktivität durchaus nicht täglich statt:
te in der Kehisackregion eine großflächige
Die Frösche verbringen oft einige Tage unter
der Erde, ohne zu fressen. Wenn sie sich dann
wieder an der Oberfläche zeigen, haben sie
Wunde, die möglicherweise auf die Aktivität
der Milben zrrickø¡luhren war. Mit Sicherheit lagjedoch bei allen Tieren eine bakteri
einen beträchtlichen Appetit. In der Natur
verbringen sie die meiste Zeit des Jahres
eingegraben im Boden oder sehr versteckt
in der Streuschicht; lediglich zur Regenzeit
im Sommer (entspricht unserem Winter) werden sie paarungsaktiv und zeigen sich dauernd auf der Erdoberfläche. Die Fortpflanzung findet in der Natur an kleinen Tümpeln
und Wasseransammlungen statt. Vences und
Glaw fa¡den im Januar S.-fusfulosa- und
elle Infektion vor (Pseudomonas aeruginosa?).
dische
Inwieweit die Milben als Vektoren für die
Ba-kterien in Frage kommen, lässt sich
schwer beurteilen. Es ka¡n sich auch - und
das ist die näherliegende Hypothese - um
eine sekunddre bakterielle Infektion der
milben- und transportgeschwächten Frösche
gehandelt haben.
Bei dem verbleibenden Weibchen wurden
zwar einige Milben (deutlich weniger als bei
-
tr'rösche selbstÈindigund grerig große Mengen
abgesehen von einer kleinen Hautläsion am
Futter auf. Das durchschnittliche Gewicht der
S. þustulosa stieg in diesem Zeitraum von 9,3
aú. 70,97 Gramm an (+ 17,96 Prozent). Zrr
den Mä¡nchen) entdeckt, es gab jedoch
Rücken - keine Anzeichen einer schweren
bakteriellen Infektion.
Die subkutanen Milben wurden versuchsweise mit einer auf das geringe Gewicht des
Tieres abgestimmten Menge Ivomec $Virkstoff Ivermectin) behandelt (die Standardlösung wurde mit Ringerlösung stark ver-
Zeit wiegen die Tiere im Durchschnltl
l2,l
Gramm.
'rVährend der Behandlung wurden die Frösche in einem ,,sterilen" Terrarium gehalten
(eingerichtet lediglich mit dicken Lagen
in
dem sich die
dünnt, und einige Mikroliter wurden dem
feuchten Küchenkrepps,
subkutan gespritzt). Die Therapie hatte
Erfolg: Das Weibchen erfreut sich heute
Tiere versteckten; das Küchenkrepp wurde
milbenfrei - bester Gesundheit.
Ebenfalls massive bakterielle Infektionen
zeigten die S.-pusfuiosa-Exemplare. Kaum ein
wurden mit Lysoform desinfiziert).
Tier hatte intakte Schwimmhäute und Zehen.
ben habe, gesund. Es traten nicht einmal nen-
Zrm Tell war die Haut so sta¡k bakteriell
angegriffen, dass die blutigen PhaJangen-
nenswerte Darmparasiten auf, wie eine Kot-
lier
-
knochen hen¡orstanden; die Vorderbeine
waren stark geschwollen. Zrsàtzlích trat bei
einigen Tieren eine bakterielle Augentrübung
auf. Die Frösche nahmen keine Nahrung auf
oder wa¡en so geschwächt, dass sämtliche
Beutefangversuche fehlschlugen. Versucht
(es iiegen leider kaum veterinârmedizinische
Daten vor) wurde eine Antibiotikumtherapie
mit Vibramycin (Wirkstoff Doxycyclin; wasserlöslich): eine viertel Tablette (entspre-
chend 25 Milligramm) wurde
in
täglich erneuert, und die Terrarienboxen
Im Gegensatz zn S. gottlebeí und
S. þuslu-
/osc waren a)Ie S. marmorafc, die ich erwor-
untersuchung zeigte.
Einmal gesundet, stellen die Frösche der
Gattung Scaþhíoþhryne problemlose Terra-
rienpfleglinge da¡. Sie fressen bereitwillig
kleine bis mittelgroße Heimchen und Grillen, kleine Wachsmottenraupen, Fliegen und
Mehlwürmer. Tagsüber verstecken sie sich
unter Rindenstücken und ähnlichen Einrich-
Matthias Svojtka,
studiert im zehnten
23,
Se-
mester Zoologie, Paläon-
tologie und Botanik
der Universität
an
Wien.
Seit etwa acht Jahren
er sich mit
Terraristik; im Mittelbeschäftigt
punkt seines Interesses
stehen Froschlurche und
große Insekten.
tungsgegenständen oder graben sich ein.
Nachts zeigen sie dann oberirdische Akti
vität; in der natürlichen Ruhezeit (in unserem
Ringer-
Sommer) jedoch kommen die wildgefangenen
Standardlösung aufgelöst und die Lösung
den Fröschen in die Bauchhöhle injiziert.
Die verhdltnibmäßig radikale Therapie war
durchaus angebracht, da die Tiere vermutlich
Tiere nur sehr selten an die Oberfläche. UnterUmständenmuss man als Pflegeralle zwei
die ersten Tage nach der Lieferung nicht über-
bis dreiWochen nachgraben, um zu sehen, ob
alLes in Ordnung ist. Ausgegraben nehmen die
ziemlich abgemagerten Tiere da¡n relativviel
lebt hätten.
Die Augentrübung wurde mit Terramycin-
Nahrung zu sich und verbergen sich wieder
im Substrat. Vermutlich fressen die Frösche
salbe (Wirkstoffe Oxytetracyclin und Poly
nyxin-B-Sulfat) behandelt. In den folgenden
Wochen mussten die Tiere zwangsgefüttert
werden. Verabreicht wurden mit Vitaminen
(unter anderem Ascorbinsäure) und Mineralstoffen versetzte Heimchen und kleine
in der Natur
Wachsmottenraupen. Bereits acht Tage nach
Behandlungsbeginn war die Augentrübung
vergangen, und nach 19 Tagen nahmen die
Der Autor
auch trVürmer, Asseln und
dergleichen; sonst wd¡e eine halbjährige
Ruheperiode aus ernährungsphysiolo gischen
Gründen wohl kaum denkbar.
Línks: Scaþhioþhryne pustulosa (Weibchen).
lJnten: Scoþhioþhryne gottlebei fWeibchen);
beachte die verheilte Hautläsion am Rücken.
Fotos: M. Svojtka
Im Winter unternahm ich mit dret S. marmorata einen Zuchtversuch, der jedoch insgesamt fehlschiug. Die beiden Männchen (sie
sind kleiner und haben eine dunkle Kehlschallblase) begannen zwar bereits etwa
eine Stunde nach Einschalten des künstlichen Regens, intensiv zu rufen (ein rollendes
,,drüü drüü', das unterschiedlich lange gehalten wird, nie jedoch länger ais ungefähr
anderthalb Sekunden); das Weibchen war
aber offensichtlich nicht
paarungsbereit,
denn es verbrachte die ganze Zeit desinteressiert eingegraben im Erdteil des Aqua-
terrariums.
Bei einer'Wiederholung des Zuchtversuchs
im Juni waren die Männchen nicht einmal mfbereit. Offensichtlich unterliegen die Tiere
auch noch in Gefangenscha-ft ihrer natürlichen Jahresrhythmik.
Alles in allem sind die Frösche der Gattung
Scaþhioþhryne dankbare und interessa¡te
Terrarienpfleglinge. Die Eingewöhnung be-
reitel zvtar bei einigen Arten offensichtlich
ziemliche Schwierigkeiten, die sich jedoch
mit einiger Mühe und einem kieinen Medikamentena¡senal durchaus bewältigen lassen.
Auch die Nachzucht scheint nicht unmöglich
zu sein; mar muss wohl nur etwas Geduld
aufwenden und auf den nächsten Winter
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warten.
5ó. ]ahrgang
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