Neolomprologus brevis,,Kopompo"

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Auffölliges Brutverholten von
Neolomprologus brevis,,Kopompo"
Fronk Ringelmonn
Anfang dieses Jahres erhielt ich zwei Männchen und drei Weibchen von Neolamprologus brettis ,,Kapampa" (Kongo). Die Tiere
wurden gleichzeitig mit mehreren Gehäusen
der Weinbergschnecke in ein Aquarium mit
der Grundfläche von 65 X 35 Zentimetern
gesetzt. Nach ungefähr drei Tagen besetzten
zwei Exemplare gemeinsam ein Schneckenhaus; die übrigen Tiere wurden im gesamten
Aquarium auch dann nicht mehr geduldet,
wenn sie in den anderen Schneckenschalen
Zuflucht suchten.
Die ausgestoßenen drei Tiere wurden in ein
Becken mit den Bodenmaßen 50 X 35 Zentimeter umgesetzt. Auch in dieser neuen
Umgebung dauerte es nur wenige Tage, bis
zwei N. breyis ein gemeinsames Schneckenhaus bezogen. Das überzählige Weibchen
entfernte'ich.
Im Quarantänebecken (im folgenden als
Becken A bezeichnet) blieben die überzähligen Schneckenhäuser mit einem N.-brevisPärchen zurück. Nach etwa zwei Wochen
bemerkte ich. daß sich die beiden Tiere wieder getrennt hatten und jedes für sich ein
Schneckenhaus besetzt hielt.
Dem zweiten Paar im Aquarium B stand nur
ein einziges Schneckenhaus zur Verfügung,
das auch gemeinsam und konfliktfrei bewohnt wurde. Ende März 1999 bemerkte ich
in diesem Becken Nachwuchs. Da mein
Platzangebot leider begrenzt ist, wollte ich
das Pärchen aus Becken A nun wieder abgeben. Zl meinem Erstaunen befanden sich
aber auch in diesem Aquarium Jungfische,
obwohl die Tiere nicht in einem gemeinsamen Schneckengehäuse lebten. Die Jungen,
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die bereits etwa fünf Millimeter Gesamtlänge maßen, verschwanden bei der geringsten Störung ausnahmslos im Schneckenhaus des Weibchens, und niemals konnte ich
beobachten. daß das Gehäuse des Vaters aufgesucht wurde.
Das Verhalten dieser Jungtiere fiel mir besonders auf, da ich bei allen anderen N.-bre-
vls-Varianten, die ich bisher im Aquarium
gehalten hatte, feststellte, daß die Jungen
ausgesprochene Nestflüchter sind, die in
einer Größe von wenigen Millimetern das
gemeinsame Schneckenhaus der Eltern verlassen. Sie werden zwar im Umkreis der
Schneckenschale gegen Feinde verteidigt,
jedoch im Gehäuse selbst nicht mehr geduldet. Um meine jungen ,,Kapampa"-Tiere vor
möglichen Nachstellungen ihrer Eltern zu
schützen, setzte ich das Paar in ein weiteres
Aquarium. Am nächsten Tag beobachtete
ich beide Tiere in einem
gemeinsamen
Schneckenhaus. Auf dem Sand lagen jedoch
getötete Larven einer neuen Brut. Die Jungen des ersten Wurfes durften dagegen trotz
eines neuen Geleges in das Gehäuse der
Mutter einschwimmen!
Dieses Verhalten widersprach allen meinen
bisherigen Beobachtungen, denn ich betrachtete es als arlgemäß, daß bei verspätetem Ausschwärmen die Jungen getötet werden. Konings berichtete zwar über eine N.brevis-Yaiante aus Karilani (Tanzania), die
wegen des Fehlens großer Schneckenhäuser
getrennt in zwei kleineren lebt; er machte
jedoch keine Angaben über deren Brutverhalten.
Die Brutpflege meiner,,Kapampa"-Exemplare verläuft demnach ähnlich wie bei
Lamprologus ocellatus, dessen Jungfische
sich ebenfalls schon bei der geringsten StöDCG-lnformolionen 30 (I2l: 230-233
rung in den elterlichen Schneckenhäusern
verstecken.
Während der nächsten Tage beruhigte sich
das Paar und bezog wieder getrennte
Schneckenhäuser. Am 9. April laichte das
Weibchen im Gehäuse des Männchens ab.
Während der folgenden drei Tage bewachte
das Weibchen allein das Gelege; danach trat
ein besonders interessantes Verhalten auf.
indem das Männchen wiederholt das Weibchen anschwamm und es vom Brutgehäuse
zu vertreiben versuchte. Nach einigen Versuchen ohne nennenswerten Widerstand
übernahm das Männchen die Brutpflege,
und das Weibchen kehrte zu seinem ursprünglichen Gehäuse zurück.
Nach einigen Stunden kam es wiederum zu
einem Wechsel; das Weibchen vertrieb nun
das Männchen und übernahm erneut das
Gehäuse mit der Brut. Mit zunehmender
Brutdauer wurden die Intervalle immer län-
ger und dauerten schließlich bis zu
24
Stunden. Bei der Fütterung schwamm stets
nur ein Tier zum Fressen, während das andere oberhalb des Schneckenhauses wartete.
Die frei schwimmenden Jungen werden nun
von der Mutter aliein bewacht. während das
Männchen damit beschäftigt ist, das Revier
zu verteidigen.
Nun warte ich auf das dritte Gelege, das sollte sich das ,,Wechsellaichen" fortsetzen
- wieder im Schneckenhaus des Weibchens
abgesetzt werden müßte (Gelege eins im
Weibchen-, Gelege zwei im MännchenGehäuse). Möglicherweise liegt dem auffälligen Brutverhalten meiner Tiere eine Weiterentwicklung beziehungsweise Anpassung
an örlliche Gegebenheiten zugrunde. Wenn
die Jungtiere bis zu einem gewissen Alter
Schutz in einer der elterlichen Schnecken
g-enießen, haben sie zweifellos größere
Uberlebenschancen. Die Brutfrequenz der
Eltern würde bei der Benutzung von abwechselnd zwei Schneckenhäusern im Vergleich mit Tieren, die ein gemeinsames
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Schneckenhaus benutzen und die Jungen
nach dem Ausschwimmen aus der Schnecke
nicht mehr tolerieren, nicht verändert.
Merkwürdig ist nur, daß das Paar in Becken
B sich wie
andere N. brevis verhält. Zur
Kontrolle wurden auch in dieses Aquarium
mehrere Schneckenhäuser eingebracht, die
jedoch von den Alttieren vollständig igno-
riert wurden. Sobald die
Jungen frei
schwimmen, werden sie aus dem Schnekkenhaus vertrieben. Auch dieses Paar hat
jetzt die zweite Brut; ihre Anzahl ist demnach bei beiden Paaren bisher identisch und
auch zeitgleich. Trotz Rücksprache mit anderen Aquarianern und Biologen ist das beschriebene Verhalten bisher nicht schlüssig
zu begründen. Melleicht ergeben zukünftige
Bruten dieses Paares doch noch Anhaltspunkte zur Erklärung dieses ungewöhnlichen Verhaltens.
Anmerkung der Redaktion (H. H. Büscher): Das
Tolerieren von Jungfischen im elterlichen NeothaumaGehäuse bis mehr als eine Woche nach dem ersten
Ausschwimmen ist nach meinen Beobachtungen an der
Kapampa-Variante von N. breyis nicht ungewöhnlich.
Die Eltem laichen unter Umständen auch bereits wieder.
obwohl Jungfische noch im Schneckenhaus anwesend
sind.
Seite 232 oben: Chorokleristisch für die
Kopompo-Vorionte von Neolomprologus brevis
ist der in beiden Geschlechlern vorhondene
submorginole weiße Soum in der
Schwonzflosse
Seite 232 unten: Obwohl Neolomprologus
brevis gewöhnlich einzeln liegende Gehöuse
von Neothoumo spp. bewohnt kommt die Art
ousnohmsweise ouch ouf solchen Schneckenfeldern vor
Seite 233 oben: Bei den Populotionen nördlich
von Mobo und südlich von Moliro isl nur im
oberen Teil der Schwonzflosse der Mönnchen
ein Soum vorhonden; die Aufnohme slommt
vom Cope Chipimbi in Sombio
Seite 233 unten: Konkurrenz anreier Weibchen
um dos Neolhoumo-Gehöuse eines Männchens
im Aquorium
Fotos: Büscher
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