GK100059 Drautal [Dra]

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Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser
Hydrogeologische Charakterisierung
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GK100059 DRAUTAL [DRA]
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EINLEITUNG
Der Einzelgrundwasserkörper Drautal, mit einer Größe von 214 km², erstreckt sich als langes schmales
Band in West-Ost Richtung von Lienz in Osttirol (Bundesland Tirol) über Spittal bis nach Villach. Die
Länge beträgt ca. 130 km, die Breite schwankt zwischen 1 und 2 km. Der Einzelgrundwasserkörper wird
im Norden von der Kristallinzone (Grundwasserkörper-Gruppe Zentralzone) und im Süden von den
Karbonaten der Gailtaler Alpen (Grundwasserkörper-Gruppe Südliche Kalkalpen) begrenzt. Nördlich von
Spittal stehen Gesteine des Tauernfensters (Penninikum) an.
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GEOLOGIE
Das Obere Drautal zwischen Oberdrauburg und Sachsenburg wird im Norden vom Kristallin der
Kreuzeckgruppe begrenzt. Dieser Gesteinskomplex setzt sich über das Goldeckmassiv im Süden Spittals
bis in den nördlichen Raum von Villach bzw. in den Bereich des Millstätter Sees fort. Es handelt sich
hierbei hauptsächlich um (Granat)-Glimmerschiefer, Quarzphyllite, Amphibolite und Gneise. In ihnen
eingeschaltet, treten immer wieder Bänder aus Kalken und Marmoren auf.
Nördlich von Spittal kommt das Tauernfenster (Zentralgneis) in Form einer weitgespannten Aufwölbung
unter den Decken der darüber liegenden Schieferhülle zum Vorschein. Der Zentralgneis wird von
paläozoischen und mesozoischen Serien (Kalkphyllite und Kalkglimmerschiefer) überlagert. Die südlichste
Einheit des Tauernfensters und somit direkte Grenze des Drautales, bildet eine tektonisch stark verschuppte
Einheit, die Matreier Zone (OBERHAUSER 1980).
Im Süden wird das Drautal vor allem von Karbonaten des Drauzugmesozoikums begrenzt. Diese Einheit
erstreckt sich von den Lienzer Dolomiten im Westen über die Gebirgsrücken des Reißkofel und Jauken bis
zur Villacher Alpe im Osten. Eine Ausnahme entlang der südlichen Grenze stellt das Goldeck dar. Es bildet
die Fortsetzung der Kreuzeckgruppe und wird aus kristallinen Gesteinsserien aufgebaut.
Das Drauzugmesozoikums wird hauptsächlich aus triadischen Karbonaten aufgebaut (Muschelkalk,
Plattenkalk, Wettersteinkalk und Hauptdolomit). Die starke tektonische Zerlegung bietet eine
hervorragende Voraussetzung für eine intensive Verkarstung. Die spiegelt sich auch in den stark
schüttenden Karstquellen am Fuße des Gebirgsstockes wieder.
Das durch die Wirkung des Gletschers stark übertiefte Drautal wurde nach dem Abschmelzen des Eises mit
Schmelzwasser aufgefüllt und relativ rasch mit Feinkornsedimenten zusedimentiert. Im Bereich der
Einmündungen der Seitenbäche, dürfte es zu Deltaschüttungen und damit zu Verzahnungen mit den
Talsedimenten gekommen sein. Erst in der letzten Phase lagerten sich gröber körnige Sand-Kiesfolgen ab.
An den Talrändern finden sich als Zeugen eiszeitlicher Staukörper Terrassenreste und Moränen.
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Abbildung 1: Geologische Karte von Kärnten (in: KRAINER 1988), Lage des Einzelgrundwasserkörpers
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GRUNDWASSERVERHÄLTNISSE
Der sedimentäre Aufbau des glazial übertieften Drautales ist gekennzeichnet durch mächtige Horizonte
feinkörniger Sedimente mit grobkörnigen Einschaltungen. Nach dem Abschmelzen des Gletschers wurde
das Tal mit Schmelzwasser gefüllt und rasch zusedimentiert. Zahlreiche Schwemmkegel von den
Talrändern her dürften maßgeblichen Anteil am Aufbau der mächtigen Talfüllungen haben. Erst darüber
konnte sich dann eine fluviatile Abfolge ablagern, wie es in den hangendsten 30 m der Fall ist.
Ein Beispiel dafür liefert die Bohrung OD II/3, zwischen Fellbach und Oberallach, welche eine Endteufe
von 200 m erreichte, das Grundgebirge aber nicht anbohrte. Die Bohrung weist einen, durch die
Verzahnung der Deltaschüttungen mit den Talsedimenten, sehr inhomogenen Aufbau der Talfüllung auf.
Es wechseln mehrmals grobkörnige, gut durchlässige Schichten mit sandig-schluffigen Lagen. Wirklich
nutzbare Grundwasservorkommen sind aber auf die oberen 50 – 60 m beschränkt.
Seismische und gravimetrische Untersuchungen ergaben im Gebiet zwischen Oberdrauburg und
Greifenburg Tiefen des Grundgebirges bis max. 700 m (BRÜCKL 2001). Der Felsuntergrund sinkt
westlich von Oberdrauburg am tiefsten auf ca. –100 m N.N. ab (Abb.2). Man nimmt an, dass das
Grundgebirge hauptsächlich von kristallinen Gesteinen der Zentralzone aufgebaut wird, die neben den
Feinkornsedimenten gleichzeitig den Stauer darstellen.
Im Bereich des Villacher Beckens wurden ebenfalls seismische und gravimetrische Untersuchungen
durchgeführt und ergaben maximale Tiefen des Beckenuntergrundes von 500 m (MEURERS ET AL 1992).
Eine zweite Untersuchung ergab, unter Berücksichtigung einer älteren Sedimentationsphase, sogar Tiefen
von 1000 m (SCHMÖLLER 1991).
Nördlich von Villach befindet sich mit dem Brunnen Urlaken eine größere Wasserversorgung, der Brunnen
selbst endet aber bei 42 m unter GOK. Das Bohrprofil zeigt in den ersten 40 m einen ähnlich Aufbau des
Sedimentkörpers wie im restlichen Drautal. Auch hier werden die grundwasserführenden Schichten durch
Feinsand- bzw. Schluff-Lagen unterbrochen. Die nutzbare Grundwassermenge im Brunnenfeld Urlaken
liegt bei 150 l/s.
Die Werte für die Durchlässigkeit bewegen sich im Allgemeinen zwischen 1x10-2 und 1x10-4 m/s. Die
Grundwasseranreicherung des Drautales erfolgt über unterschiedliche Mechanismen. Dort wo das Drautal
von verkarsteten Gesteinen begrenzt wird, dürfte eine Anreicherung unterirdisch über diese Karstwässer
erfolgen (Bereich Lienzer Dolomiten, Südrand des Oberen Drautales). Sonst erfolgt die Anreicherung
überwiegend durch versickerndes Niederschlagswasser.
Die Mächtigkeiten der Grundwasserkörper liegen zwischen 10 und max. 50 m, im Mittel um die 20 m. Die
Qualität des Grundwassers ist durchwegs gut, da intensiv betriebene Landwirtschaft und große
Industriegebiete fehlen.
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Abbildung 2: Geophysikalische Untersuchungen zur Hydrogeologie des Oberen Drautales; Oberkante des
Felsuntergrundes zwischen Oberdrauburg und Greifenburg (aus: BRÜCKL 2001)
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LITERATUR
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– Bericht, Wien.
INGENIEURGEM. LÄSSER-FEIZLMAYR 1990: Wasserversorgungsanlage, Pumpwerk Urlaken. –
Bericht, Villach.
INGERLE, K. 1978: Wasserversorgung Villach, Errichtung eines Großvertikalfilterbrunnens in Landskron
und Auswertung des Pumpversuches. – Bericht, Innsbruck.
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Untersuchungen im Villacher Becken. – Bericht, Wien.
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KRAINER, K. 1988: Ein geologischer Streifzug durch Kärnten. Carinthia II 178/98: 141-170, Klagenfurt.
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POLTNIG, W., PROBST, G. & REISS, F. 1990: Modellstudie Grundwasserhaushalt westlich
Sachsenburg/Oberes Drautal 3.Teil (KA-24c/F-88). – Bericht, Graz.
SCHMID, Ch. 1990: Bericht über die geophysikalischen Bohrlochmessungen im Oberen Drautal. –
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SCHMÖLLER, R. 1991: Geophysikalische Erkundung der tektonischen Verhältnisse des Baus des
westlichen Villacher Beckens als Basis für die Suche nach Tiefengrundwasser (KA-36/F-89). – Bericht,
Leoben.
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Drautal 2.Teil (KA-24c/F-88). – Bericht, Leoben.
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