Wirtschaftlich wichtige Bodenschädlinge im Kartoffelanbau

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Hintergrundinfo
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Wirtschaftlich wichtige Bodenschädlinge im Kartoffelanbau
Einige Arten der Bodenfauna können je nach Art und Stärke der Besiedlung Ertrags- und/oder
Qualitätsverluste an Kartoffeln hervorrufen. Von wirtschaftlicher Relevanz sind dabei insbesondere
Nematoden sowie zunehmend auch Drahtwürmer, die Larven verschiedener Schnellkäfer-Arten.
Nematoden
Die Nematoda (Fadenwürmer) sind der artenreichste Stamm des Tierreiches. In Kartoffeln treten als
Schädlinge zystenbildende und freilebende Arten auf.
Kartoffelzystennematoden wie der Goldene Kartoffelnematode (Globodera rostochiensis) und der
Weiße Kartoffelnematode (Globodera pallida) gelten weltweit als gefährliche Schaderreger im
Kartoffelanbau. Die Fadenwürmer saugen an den Wurzeln der Kartoffeln. Bei hohem Besatz kann
dies massive Ertragseinbrüche zur Folge haben.
Nach der Einschleppung wird Streubefall zunächst nicht erkannt. Erste sichtbare Symptome sind
nesterweise auftretende Wuchsdepressionen, die sich mitunter in Bearbeitungsrichtung ausdehnen.
Die Schadbilder können mit Trockenschäden verwechselt werden. Knollenwachstum und Ertrag
können beeinträchtigt werden, auch wenn keine oberirdischen Symptome sichtbar sind.
Die „namengebenden“ Zysten entstehen aus Weibchen, in denen nach der Befruchtung Eier gebildet
werden. Die Weibchen sterben ab und umgeben die Eier mit eine stabilen, schützenden Hülle (Zyste).
In dieser können Eier und Larven über einen langen Zeitraum im Boden überdauern.
Bekämpfungsmöglichkeiten
Die Kontrolle der Nematoden erfolgt am effektivsten über Vorbeugemaßnahmen. Dazu zählen
insbesondere die Verhinderung der Einschleppung durch allgemeine Hygiene-Maßnahmen, die
Verwendung von anerkanntem Pflanzgut, eine weite Fruchtfolge sowie die Vermeidung und ggf.
konsequente Bekämpfung von Kartoffeldurchwuchs sowie der Anbau nematodenresistenter
Kartoffelsorten.
Sorten mit Resistenz gegen die verschiedenen Pathotypen von Globodera rostochiensis sind für alle
Verwertungsrichtungen breit verfügbar. Infolge der komplexeren Vererbung ist die Resistenzzüchtung bei Globodera pallida dagegen deutlich schwieriger. Hier finden sich Resistenzen gegen die
wichtigen Pathotypen vorrangig im Stärkesortiment, im Speisesortiment finden wir bislang nur
wenige resistente Sorten. Erschwerend kommt hinzu, dass in Nordwestdeutschland vor kurzem auf
einigen Flächen ein bisher nicht bekannter Pathotyp von Globodera pallida entdeckt wurde. Dieser
kann mit den zur Verfügung stehenden Resistenzen nicht kontrolliert werden. Solche Flächen sind für
den Kartoffelanbau gesperrt.
Auf Befallsflächen hat der Kartoffelanbau im Rahmen der Verordnung zur Bekämpfung von Kartoffelzystennematoden zu erfolgen. Pflanzkartoffeln dürfen nicht produziert werden. Der Anbau von
Konsumkartoffeln ist möglich, wenn Sorten mit Resistenz gegen die auf der Fläche festgestellten
Pathotypen angebaut werden.
Weitere Hinweise finden Sie im UNIKA-Merkblatt „Kartoffelzystennematoden eine Gefahr“
(www.unika-ev.de). Die Liste resistenter Kartoffelsorten veröffentlicht das Julius-Kühn-Institut jähr-
lich in einer Bekanntmachung im Bundesanzeiger. Die jeweils aktuelle Bekanntmachung kann bei den
zuständigen Landesbehörden sowie der UNIKA-Geschäftsstelle erfragt werden.
Nest mit Nematodenbefall
Nematodenzysten an Kartoffelwurzel
Freilebende Nematoden haben in Kartoffeln als Saugschädlinge bisher eine untergeordnete Bedeutung. Die Schadbilder zum Habitus der Kartoffelpflanzen sind denen der Zystennematoden sehr
ähnlich. Es gibt aber Hinweise, dass Schäden durch polyphage Arten (mehrere bis viele Wirtspflanzen) wie Ditylenchus dipsaci und insbesondere Pratylenchus penetrans offenbar zunehmen.
Sehr wichtig sind hingegen freilebende Nematoden der Gattungen Trichodorus und Paratrichodurus
als Überträger (Vektoren) von Viren. Bei ihrer Saugtätigkeit an den Kartoffelwurzeln können sie das
Tabak-Rattle-Virus übertragen, welches sie zuvor beim Saugen an anderen Wirtspflanzen des Virus
(Unkräuter, Ausfallgetreide, etc.) aufgenommen haben. Das Tabak-Rattle-Virus ist der Erreger der
sogenannten Stängelbunt- und Pfropfenkrankheit bzw. der virösen Eisenfleckigkeit. Die Infektion
kann zu diffus im Knollenfleisch verteilten Nekrosen sowie zu tief in das Knollenfleisch verlaufenden
Ring-Nekrosen führen, bis hin zur Pfropfenbildung. Dies bedeutet einen erheblichen Qualitätsmangel
bei Speisekartoffeln, der je nach Schwere die Vermarktung einschränkt oder gar unmöglich macht.
Tabak-Rattle-Virus: Eisenfleckigkeit und Ringnekrose (Pfropfen)
Bekämpfungsmöglichkeiten
Die Kontrolle der freilebenden Nematoden ist sehr schwierig. Über die Fruchtfolgen kann diesen
polyphagen Arten kaum entgegengewirkt werden.
Durch den Anbau von Sorten mit geringerer Neigung zur Eisenfleckigkeit kann das Problem vermindert werden. Ferner gilt es Maßnahmen zur Unterbrechung des Übertragungs-Zyklus zu ergreifen.
Vor der Kartoffel sollten daher in keinem Falle die Zwischenfrüchte Phacelia oder Gelbsenf angebaut
werden. In diesen Arten kann sich das Virus vermehren. Ölrettich ist hingegen kein Wirt. Man
erreicht allerdings nur dann gute Ergebnisse, wenn neben dem Ölrettich keine anderen Wirtspflanzen wie Unkräuter und Ausfallgetreide wachsen. Die Entwicklung des Ölrettich sollte durch gute
Stoppelbearbeitung und angepasste Nähstoffversorgung unterstützt werden.
Drahtwurm
Schäden an Kartoffelknollen durch Fraß von Drahtwürmern, den Larven verschiedener Schnellkäferarten, werden zunehmend beobachtet. Im Wesentlichen sind dies Arten der Gattung Agriotes. Die
Zusammensetzung des Artenspektrums ist regional unterschiedlich. Dies gilt auch für die Schadensmeldungen. Besonders starke Qualitätsbeeinträchtigungen werden aus Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz berichtet. Ein eindeutiger Zusammenhang zu den gefunden Arten konnte bisher nicht
nachgewiesen werden.
Die Ursachen für die Zunahme der Schäden sind vielschichtig. Zulassungsbedingt ist es derzeit kaum
möglich, den Drahtwurm mit Insektiziden nachhaltig zu kontrollieren. Ferner haben sich die Bewirtschaftungssysteme verändert. Aus betriebswirtschaftlichen oder umweltpolitischen Gründen
(Erosionsschutz, Dauerbegrünung etc.) gibt es deutlich länger ausgeprägte Phasen der Bodenruhe.
Diese begünstigen die Entwicklung der Drahtwurmpopulationen.
Bekämpfungsmöglichkeiten
Die Drahtwurm-Kontrolle gestaltet sich sehr schwierig. Aktuell ist kein Insektizid regulär zur Bekämpfung des Drahtwurms zugelassen. Einzelne Präparate stehen der Praxis auf Basis von Notfallgenehmigungen nach Artikel 53 zur Saison zur Verfügung.
Im Rahmen der Fruchtfolge sollten die Drahtwürmer in ihrer Entwicklung „gestört“ werden, beispielsweise durch eine zusätzliche Bodenbearbeitung, wenn sich empfindlichen Stadien in den oberen
Bodenschichten aufhalten. Dies ist allerdings nur beschränkt umsetzbar, da in diesen Zeiträumen
meist eine Kulturpflanze wächst.
Kartoffelknollen werden von Drahtwürmern gerne aufgrund der feuchten und kühlen Bedingungen
aufgesucht. Dies geschieht zunehmend nach der Sikkation, wenn infolge fehlender Beschattung die
Temperaturen im Boden ansteigen. Daher sollte die Ernte möglichst zeitnah nach Erreichung der
Schalenfestigkeit durchgeführt werden.
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