Internes Marketing Leseprobe

Werbung
Leseprobe
Strunz
Internes Marketing
MARKETING
Studienbrief 2-033-0010
2. Auflage 2012
HDL
HOCHSCHULVERBUND DISTANCE LEARNING
Internes Marketing
Impressum
Verfasser:
Prof. Dr. Herbert Strunz
Professor für Betriebswirtschaftslehre und Internationale Unternehmensführung
Fakultät Wirtschaftswissenschaften
an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH)
Der Studienbrief wurde auf der Grundlage des Curriculums für das Studienfach „Marketing“ verfasst. Die
Bestätigung des Curriculums erfolgte durch den
Fachausschuss für das modulare Fernstudienangebot Betriebswirtschaftslehre,
dem folgende Mitglieder angehören:
Prof. Dr. Arnold (TH Mittelhessen), Prof. Dr. Götze (FH Stralsund), Prof. Dr. Hofmeister (FH Erfurt), Prof. Dr.
Nullmeier (em., HTW Berlin), Prof. Dr. Pumpe (Beuth HS für Technik Berlin), Rosemann M. A. (Ostfalia Hochschule), Prof. Schindler (HS Merseburg), Prof. Dr. Schmeisser (HTW Berlin), Prof. Dr. Schwill (FH Brandenburg), Prof. Dr. M. Strunz (HS Lausitz), Prof. Dr. H. Strunz (Westsächsische HS Zwickau), Prof. Dr. Tippe (TH
Wildau (FH)), Prof. Dr. C. D. Witt (em., HS Wismar).
2. Auflage 2012
ISBN 978-3-86946-144-1
Redaktionsschluss: Oktober 2012
Studienbrief 2-033-0010
© 2012 by Service-Agentur des Hochschulverbundes Distance Learning.
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das Recht der
Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung und des Nachdrucks, bleiben, auch bei nur
auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Service-Agentur des HDL reproduziert oder unter Verwendung elektronischer
Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Service-Agentur des HDL
(Hochschulverbund Distance Learning)
Leiter: Dr. Reinhard Wulfert
c/o Agentur für wissenschaftliche Weiterbildung und Wissenstransfer e. V.
Magdeburger Straße 50, 14770 Brandenburg
Tel.: 0 33 81 - 35 57 40
E-Mail:
[email protected]
Fax: 0 33 81 - 35 57 49
Internet: http://www.aww-brandenburg.de
Internes Marketing
Inhaltsverzeichnis
Impressum........................................................................................................................................................................................2
Einleitung..........................................................................................................................................................................................5
Literaturempfehlung.....................................................................................................................................................................6
1Grundlagen...................................................................................................................................................................6
1.1
Was ist internes Marketing?....................................................................................................................................................................6
1.2
Bausteine des internen Marketings.....................................................................................................................................................9
1.3
Varianten des internen Marketings.................................................................................................................................................. 12
1.4
Die Rolle der Mitarbeiter im internen Marketing........................................................................................................................ 13
2
Implementierung des internen Marketings....................................................................................................16
2.1
Planungsprozess des internen Marketings.................................................................................................................................... 16
2.2
Einführung des internen Marketings im Unternehmen........................................................................................................... 18
2.3
Programmschwerpunkte und Ziele................................................................................................................................................. 20
3
Durch Kundenbindung zum Unternehmenserfolg..................................................................................... 23
3.1
Vorteile starker Kundenbindung....................................................................................................................................................... 23
3.2
Aufbau einer langfristigen Geschäftsbeziehung........................................................................................................................ 25
4
„Best-Practice“-Instrumenten auf der Spur.................................................................................................... 28
4.1
Messung der Kundenzufriedenheit................................................................................................................................................. 28
4.2
Gestaltung der Kundenzufriedenheit............................................................................................................................................. 29
4.3Servicestrategien.................................................................................................................................................................................... 30
5Fallbeispiele................................................................................................................................................................31
5.1
Globus –„Immer auf der Seite seiner Kunden“............................................................................................................................. 31
5.2
Verwaltungsinnovation in Österreich.............................................................................................................................................34
Antworten zu den Kontrollfragen......................................................................................................................................... 39
Literaturverzeichnis.................................................................................................................................................................... 42
Sachwortverzeichnis.................................................................................................................................................................. 44
HDL
6
Internes Marketing
Literaturempfehlung
Das Gebiet des internen Marketings wurde bislang nur am Rande behandelt.
Entsprechend spärlich ist die zur Verfügung stehende Literatur. Es kann zwar
durchaus auf verschiedene Beiträge in den einschlägigen Fachzeitschriften
zurückgegriffen werden, demgegenüber besteht ein entsprechender Mangel
an Büchern. Das nach wie vor zu erwähnende Standardwerk ist der von Bruhn
(1999) herausgegebene Sammelband „Internes Marketing – Integration der
Kunden- und Mitarbeiterorientierung“, der in zahlreichen Beiträgen von Wissenschaftlern und Praktikern nicht nur eine umfassende Darstellung der Grundlagen des internen Marketings vermittelt, sondern auch zahlreiche Beispiele aus der Wirtschaft enthält. In jüngerer Zeit wurde diese Thematik auch von
Gleitsmann (2007) unter dem Titel „Internes Marketing, Unternehmenskultur
und marktorientiertes Verhalten“ wieder aufgegriffen.
1Grundlagen
In diesem Kapitel sollen Sie kennenlernen:
Studienziele
•• Definitionen des internen Marketings,
•• Merkmale des internen Marketings,
•• Bausteine und Varianten des internen Marketings,
•• die Rolle der Mitarbeiter im internen Marketing.
1.1
Was ist internes Marketing?
Der Begriff des „internen Marketings“ ist keine Neuentwicklung oder Wortschöpfung der 1990er-Jahre und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Schon Ende der 1970er-Jahre bot der Name „Internes Marketing“ Diskussionsstoff in der
angloamerikanischen Literatur. Veröffentlichungen von George (1997), Berry
(1984) oder Grönroos (1985) waren in dieser Zeit aktuell.
George (1997, S. 91) war der Meinung, dass ein Unternehmen besser in der Lage
ist, die Bedürfnisse seiner Kunden zu befriedigen, wenn auch die Bedürfnisse
der Mitarbeiter, die in direktem Kundenkontakt stehen, befriedigt sind. Um also
die Bedürfnisse des Marktes erfüllen zu können, muss ein Unternehmen zuerst
seinen internen Markt bedienen.
Berry (1984, S. 242) betrachtet im Rahmen des internen Marketings Mitarbeiter
als interne Kunden und Arbeitsplätze als interne Produkte. Aufgabe des internen Marketings sollte es demzufolge sein, die internen Produkte so zu gestalten, dass sie die Bedürfnisse der internen Kunden befriedigen können.
Grönroos (1985, S. 42) sieht im internen Marketing eine Möglichkeit, durch die
unternehmensinterne Anwendung von Marketingmaßnahmen die Mitarbeiter
in Richtung Kundenorientierung, Marktorientierung und Verkaufsorientierung
zu beeinflussen.
HDL
Internes Marketing
7
Allen drei Darstellungen ist gemein, dass durch die interne Anwendung von
Marketinginstrumenten eine stärkere Kundenorientierung und eine bessere
Leistungserbringung gegenüber dem Endabnehmer erzielt werden sollen.
Als Bindeglied zwischen Unternehmen und Kunden agiert – insbesondere bei
Dienstleistungsunternehmen – der Mitarbeiter. Er steht in direktem Kontakt
zu Kunden, ist Anlaufstelle für ihre Fragen, Wünsche und Beschwerden und ist
derjenige, der die von der Unternehmensleitung entwickelten Konzepte verwirklichen muss. Der Weg in die Zukunft führt vom kurzfristigen, umsatzorientierten Verkaufen zum Aufbau und zur Pflege langfristiger Geschäftsbeziehungen. Gerade diese Geschäftsbeziehungen aber „leben“ vom persönlichen
Einsatz der Mitarbeiter, die für das Unternehmen tätig sind. Möglich ist dies
aber nur, wenn die Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind und Unternehmensziele und -werte verinnerlicht haben.
Bislang ging man häufig davon aus, dass auf den Kunden gerichtete Maßnahmen dem Marketing auf die Mitarbeiter gerichtete Maßnahmen der Personalpolitik zuzurechnen sind. Das interne Marketing versucht nun, beide Bereiche
zu verknüpfen.
Einer Definition von Bruhn zufolge kann das interne Marketing „als systematische Optimierung unternehmensinterner Prozesse, um durch eine konsequente und gleichzeitige Kunden- und Mitarbeiterorientierung das Marketing
als interne Denkhaltung durchzusetzen, damit die marktgerichteten Unternehmensziele effizienter erreicht werden“ (Bruhn, 1999) verstanden werden.
Definition
Ausgehend von dieser Definition stellen sich die Merkmale des internen Marketings wie folgt dar:
XX Systematische Planungs- und Entscheidungsprozesse: Internes Marketing muss an Ziele, Strategien und Maßnahmen gekoppelt werden. Es ist als
Managementprozess zu verstehen, der im Unternehmen verankert werden
muss.
XX Gleichzeitige Kunden- und Mitarbeiterorientierung: Internes Marketing
versucht, Kunden- und Mitarbeiterorientierung zu verbinden. Alle unternehmensinternen Prozesse sollten aufeinander abgestimmt und Interdependenzen berücksichtigt werden.
XX Interne Denkhaltung: Internes Marketing sieht Marketing als Denkhaltung,
als Philosophie, und nicht nur als unternehmerische Funktion. Internes Marketing muss nach innen und außen „gelebt“ werden.
Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden bilden eine Art „Dreieck“, dessen Kern
eine kombinierte Mitarbeiter- und Kundenorientierung1 darstellt (s. Bild 1.1):
XX Externes Marketing: Die Beziehung zwischen einem Unternehmen und
seinen Kunden wird durch den Einsatz der klassischen, externen Marketinginstrumente geprägt.
1
Vergleiche hierzu auch die Anwendung dieses Vorgehens auf die beiden Fallbeispiele in
Kapitel 5!
HDL
8
Internes Marketing
XX Internes Marketing: Die Beziehung zwischen einem Unternehmen und
seinen Mitarbeitern soll durch den Einsatz der Instrumente des internen
Marketings geformt werden. Dazu gehören all jene Maßnahmen, die zur
Gewinnung, Weiterbildung, Motivation der Mitarbeiter und deren Identifikation mit dem Unternehmen beitragen. In diesem Zusammenhang wird
auch von den Mitarbeitern als internen Kunden gesprochen. Als interne
Kunden bezeichnet man Kollegen, nachfolgende Betriebseinheiten und bestimmte Abteilungen, die Informationen bzw. eine Leistung anfordern.
XX Interaktives Marketing: Die Beziehung vom Mitarbeiter zum (externen)
Kunden verlangt die individuelle Einstellung der Mitarbeiter auf die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden. In dieser Beziehung zeigt sich, ob die Mitarbeiter in der Lage sind, einen Kunden geschickt und entgegenkommend
und im Interesse der Unternehmensziele zu behandeln.
Markt
Situation
ieru
es M
ar k
e tin
re K
g
un
den
ori
e nt
lb a
ern
itte
Ext
e, m
Ext
ern
g
un g
e tin
ti e r
ar k
rien
eno
un d
re K
Unternehmen
sM
lb a
Mitarbeiterorientierung
tive
itte
Kundenorientierung
r ak
nm
Inte
e, u
Konkurrenz
ern
Ext
ng
Kunde
Internes Marketing
Mitarbeiter
Interne Kundenorientierung und
Mitarbeiterorientierung
Unternehmensumfeld
Bild 1.1
Definition
HDL
Beziehungsdreieck: Kunden- und Mitarbeiterorientierung als Grundprinzip
des internen Marketings (Quelle: vgl. Kotler/Bliemel, 2001, und Meffert/Bruhn,
2012)
Kunde im Sinne des Marketings ist jeder, der eine Leistung von einer vorgelagerten Stelle bezieht und somit auch dementsprechende Ansprüche an
Qualität und Kosten der Leistung sowie an den Zeitpunkt der Leistungserfüllung stellt.
Internes Marketing
Beim Kunden besteht vorrangig der Wunsch, dass die von ihm gestellten Ansprüche durch das Unternehmen in höchstem Maße erfüllt werden. Bei entsprechender Nicht- bzw. Schlechterfüllung der Leistung steht für den Kunden
die Wahl frei, sich bei der Konkurrenz den notwendigen Komfort der Leistung
bieten zu lassen bzw. das erfüllen zu lassen, was ihm das vorherige Unternehmen nicht in vollem Maße bieten konnte.
Die Qualität der gegenüber internen Kunden erbrachten (Dienst-)Leistungen
bestimmt weitgehend die (Dienst-)Leistungsqualität für die externen Kunden
mit. Um einen reibungslosen Ablauf der Geschäftsbeziehung zu gewährleisten,
sollten die internen Austauschbeziehungen, z. B. Material- und Informationsfluss, ohne Probleme funktionieren.
Speziell die Austauschbeziehungen
–– unter den Mitarbeitern,
–– zwischen den einzelnen Abteilungen
–– sowie zwischen Mitarbeitern und den verschiedenen Hierarchieebenen
stellen eine wichtige Voraussetzung dafür dar, dass neu gewonnene Kunden
effizient zufriedengestellt und gehalten werden.
1.2
Bausteine des internen Marketings
Es können folgende drei Ansatzpunkte des internen Marketings unterschieden werden:
als Maxime
als Methode
Nur zufriedene Mitarbeiter können die
Kunden zufriedenstellen
Der externe Marketingmix wird auf die
interne Zielgruppe angewandt
Internes
Marketing
als Gestaltung von Austauschbeziehungen
Der externe Marketingmix wird auf die
interne Zielgruppe angewandt
Bild 1.2
Ansatzpunkte des internen Marketings (Quelle: nach Meffert/Bruhn, 2012)
XX Internes Marketing als Maxime: Bestandteil dieser Aussage ist die Annahme, dass nur zufriedene Mitarbeiter die Kunden zufriedenstellen können.
HDL
9
10
Internes Marketing
XX Internes Marketing als Methode: Inhalt dieser Sichtweise ist die Anwendung des externen Marketingmix auf die Zielgruppe des internen Kunden,
d. h. auf die Mitarbeiter.
XX Internes Marketing als Gestaltung von Austauschbeziehungen: Das Marketingmanagement strebt dabei ein Gleichgewicht aus Kunden- und Mitarbeiterorientierung an.
Davon ausgehend können vier Bausteine (Themenkomplexe) des internen
Marketings identifiziert werden, die aus folgender Abbildung ersichtlich sind:
Gewinnung und Bindung zufriedener Kunden
Internes Marketing
Vermarktung interner Dienstleistungen
Verkauf von Arbeitsplätzen an Mitarbeiter
Interne Absicherung des externen Marketings
Internes Marketingverständnis
Gewinnung und Erhaltung hochmotivierter, kundenorientierter Mitarbeiter
Bild 1.3
Bausteine des internen Marketings (Quelle: Meffert/Bruhn, 2012)
Am Beispiel eines Reisebüros sollen diese vier Bausteine näher erläutert werden:
1. Vermarktung interner Dienstleistungen
Was bietet das Unternehmen den Mitarbeitern?
–– abwechslungsreiche Arbeit,
–– Lohn,
–– Ermäßigung für eigene Urlaubsreisen,
–– Dienstreisen in Urlaubsgebiete.
Was will der Mitarbeiter?
–– angemessenes Gehalt,
–– abwechslungsreiche Tätigkeit,
–– Aufstiegschancen,
–– angenehme Arbeitsatmosphäre.
2. „Verkauf“ von Arbeitsplätzen an Mitarbeiter (vgl. Bild 1.4)
HDL
Internes Marketing
Gestaltung der Arbeitsplätze nach dem klassischen Marketingmix:
marktgerechte
Gestaltung
der Arbeitsplätze
Was bekommt der
Mitarbeiter bei anderen
Unternehmen
Mund-zu-Mund-Propaganda
Kommunikationspolitik
Produktpolitik
Prestige
Markenpolitik
Wie ist das Arbeitsklima?
Wie wird das Arbeitsklima
von den Mitarbeitern
eingeschätzt?
„Verkauf“ von Arbeitsplätzen an Mitarbeiter
angemessener Lohn für gute Arbeit
Wie erreicht die Leistung
den Mitarbeiter?
umfassende
Schulungsmaßnahmen
gezielte Suche nach geeigneten Mitarbeitern
(z. B. Messen, Tourismusstudiengänge)
Preispolitik
Provision bei Abschluss
für Buchungen
Bild 1.4
Distributionspolitik
Rabatte für eigene
Urlaubsreisen
Wo wird der Mitarbeiter
auf die Stelle
aufmerksam
Wie können Mitarbeiter
im Unternehmen
gehalten werden?
Gestaltung der Arbeitsplätze in einem Reisebüro nach dem klassischen Marketingmix
3. Interne Absicherung des externen Marketings
–– Maßnahmen zur Anpassung des Verhaltens der Mitarbeiter an das externe Marketing,
–– Kommunikation und Verdeutlichung der Marketingstrategie,
–– Nutzung des Erfahrungsschatzes im Umgang mit den Kunden,
–– Einbindung der Mitarbeiter in Entwicklung des Marketingkonzeptes,
4. Internes Marketingverständnis
–– Stolz der Mitarbeiter auf eigenes Unternehmen fördern,
–– Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiter fördern.
Bei der Vermarktung interner Dienstleistungen an den (internen) Kunden ist zu
beachten, dass die Kundenbedürfnisse klar definiert und kommuniziert werHDL
11
12
Internes Marketing
den. Letztendlich ist im vierten Schritt die unternehmensweite Verankerung
des Marketinggedankens unabdingbar.
Zusammenfassung
Ziel dieser Bausteine des internen Marketings ist die Sicherstellung und der
Ausbau der Mitarbeiterzufriedenheit, was zum einen das Engagement und die
Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter stärkt und damit zu einer geringeren
Fluktuationsrate des Mitarbeiterstammes führt. Die Überbringung der Dienstleistungsqualität an den Kunden steigt, wodurch sich eine Verbesserung der
Kundenzufriedenheit einstellt.
1.3
Varianten des internen Marketings
Stauss (2001) unterscheidet nach den Adressaten zwei Varianten des internen
Marketings (vgl. Bild 1.5):
Varianten des internen Marketings
Personalorientiertes internes Marketing
Bild 1.5
Subsystemorientiertes
internes Marketing
Varianten des internen Marketings
XX Personalorientiertes internes Marketing:
Beim personalorientierten internen Marketing werden das einzelne Unternehmen als System und die Mitarbeiter als Systemelemente verstanden, die
es zu beeinflussen gilt. Ziel dabei ist es, ein an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden orientiertes Verhalten der Mitarbeiter zu erreichen. Die
Mitarbeiter sollen zu kundengerechtem Verhalten motiviert werden und
eine spezielle Dienstleistungsmentalität entwickeln.
Je intensiver die Austauschbeziehung zwischen Mitarbeiter und Kunden
ist, umso wichtiger wird das personalorientierte interne Marketing für das
Unternehmen. So ist z. B. der persönliche Kontakt eines Verkäufers zum
Kunden in einem Lebensmitteldiscounter wesentlich geringer als in einem
Computerfachgeschäft, wo jeder einzelne Kunde eine individuelle Beratung wünscht.
XX Subsystemorientiertes internes Marketing:
Beim subsystemorientierten internen Marketing ist das zu beeinflussende System ein dezentral agierendes Unternehmen, wie z. B. ein FranchiseUnternehmen oder eine Handelskooperation. Dabei versucht die zentrale
Unternehmensleitung, die ihr nachgeordneten Systeme (wie Filialen oder
Franchise-Nehmer) gezielt in Richtung eines bestimmten absatzstrategischen Verhaltens zu beeinflussen.
HDL
Internes Marketing
B 1.1
Ein Beispiel für das subsystemorientierte Marketing ist die bekannte Fast-Food-Kette McDonald‘s: Das Franchise-System schreibt die
Außen- und Innenausstattung, die verwendeten Küchengeräte,
die Zusammenstellung des angebotenen Essens sowie die Art und
Weise des Umgangs mit den Kunden während des Kontaktes genau vor. In jedem Outlet ist die Arbeitskleidung einheitlich. Auch ist
man bestrebt, die Öffnungszeiten zu standardisieren.
Beispiel
Schließlich können die beiden vorgestellten Varianten auch kombiniert werden (dritte Variante des internen Marketings).
1.4
13
Die Rolle der Mitarbeiter
im internen Marketing
Die Mitarbeiter eines Unternehmens spielen bei der Umsetzung des Konzepts
des internen Marketings eine tragende Rolle. Sie sind es, die auf den Kunden
eingehen und ihm mit Service und Beratung zur Seite stehen sollen. Der Erfolg
eines Unternehmens hängt folglich in großem Maße davon ab, wie die Mitarbeiter im direkten Kundenkontakt agieren. Aus Sicht des Kunden kann es
z. B. unabhängig von der Qualität einer Leistung von entscheidender Bedeutung sein,
–– wie ein Mitarbeiter eines Unternehmens auf seine Wünsche und Bedürfnisse eingeht,
–– wie freundlich und zuvorkommend Kunden behandelt werden,
–– wie leicht Mitarbeiter des Unternehmens zu erreichen sind,
–– wie flexibel und kulant man sich im Unternehmen zeigt oder
–– ob Terminzusagen eingehalten werden.
Kundenzufriedenheit muss in allen Funktionen und Hierarchieebenen des
Unternehmens verankert werden. Dabei sind Überzeugungskraft und Vorbildwirkung des Top-Managements gefordert, um dieses Denken im Unternehmen voranzutreiben und zu unterstützen. Zur Durchsetzung unterscheidet
man zwischen „Anweisungsmaßnahmen“ und „Motivationsmaßnahmen“
(vgl. Müller/Riesenbeck, 1991, S. 78):
XX Anweisungsmaßnahmen:
Diese üben auf die Mitarbeiter Druck aus, damit sie selbst aktiv zur Kundenzufriedenheit beitragen. Als Anreiz kommen flexibel gestaltete Gehaltssysteme infrage, die jenen Mitarbeiter belohnen, der die vorgegebenen Ziele
zur vollsten Zufriedenheit erfüllt hat.
Beispiel: Die Hotelkette „Holiday Inn“ bemisst beispielsweise die variablen
Gehaltsanteile der Angestellten und des Top-Managements danach, ob bei
Erhebungen der Kundenzufriedenheit die vorgegebenen Quoten erreicht
werden. Andere Unternehmen legen Gehaltszu- oder -abschläge nach den
Anteilen an loyalen Kunden, Markenwechslern und Neukunden zueinan-
HDL
14
Internes Marketing
der fest. Bei einem entsprechend hohen Anteil an Neukunden wäre dann
durchaus eine Gehaltserhöhung möglich.
XX Motivationsmaßnahmen:
Diese verfolgen das Ziel, den Mitarbeitern Kenntnisse und Fähigkeiten zu
vermitteln, die einer erfolgreichen Kundenbetreuung im weiteren Verlauf
zugutekommen. Verwirklicht wird dies durch entsprechende Schulungsund Trainingsprogramme und entsprechende Anreizsysteme, z. B. die Auszeichnung zum „Mitarbeiter des Monats“.
Beispiel: Panasonic bietet beispielsweise seinen besten Fachverkäufern ein
staatlich anerkanntes, von einem neutralen Lehrinstitut durchgeführtes
Fernstudium an.
Unabhängig von den im einzelnen getroffenen Maßnahmen ist generell sicherzustellen, dass Mitarbeiter mit direkten Kundenkontakten ausreichend Spielraum haben, um kompetent, schnell und wirkungsvoll auf Kundenanliegen,
z. B. Beschwerden reagieren zu können.
Mit den traditionell vertikalen Strukturen der Unternehmen sind diese Anforderungen und Erwartungen kaum zu erfüllen. Der Weg zur horizontalen Ausrichtung der Organisation erfordert zunächst eine Entbürokratisierung der
Unternehmen. Folgende Schritte sind auf dem Weg zur horizontalen Organisation zu gehen (vgl. Kricsfalussy, 1996, S. 248):
–– Abbau von Hierarchie-Stufen,
–– Einführung von Teamarbeit,
–– Delegation von Entscheidungsbefugnissen und Verantwortung auf die Mitarbeiter so weit wie möglich,
–– Abbau von Kontrollinstanzen zugunsten der Integration von Selbstkontrolle in Teams oder der Verlagerung der Kontrollfunktion auf die einzelnen Mitarbeiter,
–– Etablierung von Projekt-Teams.
Merksatz
Die Einführung dieser Maßnahmen fördert die Kommunikation zwischen
den Mitarbeitern und verbessert den Informationsfluss. Durch die Konzentration auf die horizontale Organisation wird seitens des Unternehmens die
größtmögliche Markt- und Kundennähe erreicht.
Eine wichtige Voraussetzung für die Verankerung und Umsetzung der Kundenorientierung im Unternehmen ist, dass Mitarbeiter selbst zufrieden im Unternehmen bzw. mit dem Unternehmen sind. Nach Müller (1999, S. 345 ff.) resultiert Mitarbeiterzufriedenheit (vgl. auch Bild 1.6)
–– einerseits aus der Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen und dem
Arbeitsumfeld an sich,
–– andererseits aus der Zufriedenheit als interner Kunde (Mitarbeiter als interner Dienstleistungsempfänger) sowie
HDL
Internes Marketing
15
–– aus der Zufriedenheit als externer Kunde (Mitarbeiter als Kunde des eigenen Unternehmens).
Zufriedenheit
im traditionellen Sinne
–– anspruchsvolle, abwechslungsreiche Tätigkeit
–– Arbeitszeit
–– Entlohnung
–– Anreizsysteme
–– Aufstiegsmöglichkeiten
–– Arbeitsplatzsicherheit
–– Anerkennung
–– Arbeitsumfeld
–– soziales Gefüge
Zufriedenheit
als interner Kunde
Zufriedenheit
als externer Kunde
–– Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit der Abteilungen bzw. Bereiche untereinander
–– Zufriedenheit mit der Qualität der intern bereitgestellten Leistungen
–– Zufriedenheit mit sachlicher
und sozialer Kompetenz der
anderen Mitarbeiter
–– Zufriedenheit mit den
organisationalen Abläufen
im Unternehmen
–– Zufriedenheit mit dem Angebot bzw. den Dienstleistungen des Unternehmens
als externe Kunde und nicht
als Mitarbeiter
–– Zufriedenheit mit Beratung,
Betreuung, Freundlichkeit,
Höflichkeit, Schnelligkeit,
Kulanz, Zuverlässigkeit
Bild 1.6
Komponenten der Mitarbeiterzufriedenheit
B 1.2
Hannelore Schneider, verheiratet und Mutter zweier schulpflichtiger Kinder, arbeitet als Werbeleiterin eines Warenhauses im Stadtzentrum von Grünstadt. Im Rahmen ihrer Tätigkeit ist sie auf zahlreiche Informationen anderer Abteilungen des Unternehmens, z. B.
Preisvergleich, Kostenrechnung, Reklamationswesen, angewiesen.
Ihre Zufriedenheit im Unternehmen könnte – entsprechend obiger Definition – aus folgenden Faktoren resultieren (siehe dazu Bild
1.7):
Zufriedenheit
im traditionellen Sinne
Zufriedenheit
als interner Kunde
Zufriedenheit
als externer Kunde
–– anspruchsvolle,
abwechslungsreiche
Tätigkeit
–– Gleitzeit
–– angemessene Entlohnung
–– Mitarbeiterrabatt beim
Einkauf im Warenhaus
–– angenehmes Arbeitsumfeld
–– nette Kollegen in der
Werbeabteilung
–– Zufriedenheit mit der
Kooperation der Abteilungen untereinander
–– Zufriedenheit mit der
Qualität und Schnelligkeit der Leistungen, die
sie aus anderen Abteilungen des Unternehmens anfordert
–– Zufriedenheit mit dem
Angebot und dem
Preisgefüge des Warenhauses (nicht als Werbeleiterin, sondern als
Ehefrau und Mutter)
–– Zufriedenheit mit den
über das eigentliche
Warenangebot hinausgehenden Serviceleistungen des Warenhauses
–– Zufriedenheit mit
Beratung, Freundlichkeit, Schnelligkeit usw.
Bild 1.7
Zusammenfassung
Beispiel
Komponenten der Mitarbeiterzufriedenheit am Beispiel der
Werbeleiterin eines Warenhauses
HDL
16
Internes Marketing
Kontrollfragen
K 1.1
Was verstehen Sie unter internem Marketing?
K 1.2
Erläutern Sie ausgehend davon die Merkmale des internen Marketings!
K 1.3
Erläutern Sie die Interdependenzen zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und Kunden!
K 1.4
Was sind die vier Bausteine des internen Marketings?
K 1.5
Erläutern Sie die Begriffe „personalorientiertes internes Marketing“
und „subsystemorientiertes internes Marketing“!
K 1.6
Woraus resultiert Mitarbeiterzufriedenheit im Sinne des internen
Marketings?
2Implementierung
des internen Marketings
In diesem Kapitel sollen Sie kennenlernen:
Studienziele
•• Planungsprozess im internen Marketing,
•• Programmschwerpunkte im internen Marketing,
•• Schritte bei der Implementierung des internen Marketings im Unternehmen,
•• mögliche Barrieren bei der Implementierung.
2.1
Planungsprozess des internen Marketings
Die laut Definition (vgl. Abschnitt 1.1) angestrebte Optimierung interner und
externer Prozesse kann nur durch eine systematische Planung erreicht werden.
Der Planungsprozess läuft dabei üblicherweise in folgenden Schritten ab (vgl.
Bild 2.1):
HDL
Herunterladen