Die Große Sozialistische Oktoberrevolution

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Thema:
Die Große Sozialistische Oktoberrevolution
Eine Analyse aus marxistisch-leninistischer Perspektive
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Inhaltsverzeichnis
1. Welche Bedeutung hat die Große Sozialistische Oktoberrevolution für die Gegenwart und die
Zukunft? (Seite 3-4)
2. Hauptteil (Seite 4-84)
2.1 Die Große Sozialistische Oktoberrevolution entwickelt sich (Seite 4-28)
2.1.1 Die Lebensbedingungen des Proletariats und der Bauernschaft im Zarenreich
(Seite 4-7)
2.1.2 Richtungsentscheidungen in der SDAPR als Vorgefechte der Oktoberrevolution
(Seite 7-25)
2.1.3 Der Erste Weltkrieg und die Auswirkungen auf Russland (Seite 25-28)
2.2 Die bürgerliche Revolution endet in der sozialistischen Revolution (Seite 28-59)
2.3 Der Russische Bürgerkrieg (Seite 59-74)
2.4 Die internationale Bedeutung der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution für die
Arbeiterbewegung jener Zeit (Seite 74-84)
2.4.1 Die Novemberrevolution in Deutschland (Seite 78-84)
3. Ausblick und Fazit (Seite 84-88)
4. Anhang mit Bildern (Seite 89-101)
5. Bibliographie (Seite 102-108)
2
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1. Welche Bedeutung hat die Große
Sozialistische Oktoberrevolution für die
Gegenwart und die Zukunft?
Am 7. November 2017 wird sich die Große Sozialistische Oktoberrevolution zum 100. Mal jähren.
Zu ihrer Zeit war sie eine Sensation, da zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die
unterdrückten und ausgebeuteten Massen über ihre Herren gesiegt hatten. Zum ersten Mal hatte ein
Teil der Menschheit die Chance bekommen die eigene Zukunft frei zu gestalten, ohne Ausbeutung,
Unterdrückung und Rassismus. Zum ersten Mal wurden die Ideen von Karl Marx und Friedrich
Engels in einem Land der Erde verwirklicht, trotz aller Widerstände durch die in- und ausländische
Konterrevolution. Die Weltrevolution blieb aber vor allem wegen dem Verrat durch die
revisionistischen und opportunistischen Kräfte in der Arbeiterbewegung aus. So z.B. auch in
Deutschland. Die Sowjetunion war aber zu dieser Zeit der Beweis: Sozialismus ist möglich! Diese
Ideologie ist nicht nur eine Utopie, nein, seit Marx und Engels handelt es sich hierbei um eine
Wissenschaft. Eine Wissenschaft, die von Lenin (und später auch von Stalin) in der UdSSR in die
Praxis umgesetzt und weiterentwickelt wurde.
Das Schicksal dieser Revolution war selbstverständlich auch eng mit dem großen Lehrer und
Freund aller unterdrückten Menschen, dem Gründer der Sowjetunion, dem Revolutionsführer
Wladimir Iljitsch Lenin verflochten. Ohne sein Genie wäre die Geschichte wohl anders verlaufen.
Der Name Lenins leuchtet durch alle Zeiten, er wird unvergessen bleiben und das Proletariat wird
sich Lenins Ideen und Taten stets zum Vorbild nehmen um neue Siege zu erringen.
Seit dem Mauerfall fühlt sich die Ausbeuterklasse jedoch als Sieger des Klassenkampfes und erklärt
den Marxismus-Leninismus all zu gerne für „tot“, „veraltet“ oder er wird gar als „totalitär“
abgestempelt und mit dem Faschismus gleichgesetzt. Die revolutionäre Arbeiterbewegung befindet
sich seither in einer ideologischen Krise, womit auch die allgemeine Schwäche der revolutionären
Parteien und Organisationen zu erklären ist. Diese Krise wurde durch den Verrat der Revisionisten
(Personen, die die Lehre des Marxismus-Leninismus verfälschen, sich selber aber als Anhänger
dieser Ideologie darstellen) und Opportunisten (Personen, welche sich mit den bestehenden
Verhältnissen zufrieden geben und nicht konsequent die Ziele der Revolution verfolgen) in den
ehemals sozialistischen Staaten wie der DDR, UdSSR, VR China, Kuba und Albanien
herbeigeführt. Durch die Konterrevolution auf dem XX. Parteitag der KPdSU wurde der
Sozialismus durch den charakterlosen Verräter Nikita Chrustschow in den Ostblock-Staaten
vernichtet. Opportunisten wie Breschnew, Andropow und Tschernko taten ihr Übriges.
Gorbatschow beendet schließlich nur was Chrustschow begonnen hatte. In China wurde das große
Werk des Genossen Mao Zedong durch den Verräter Deng Xiaoping zunichte gemacht. Die
opportunistische Staatsführung der DDR folgte diesem Kurs zwar nur widerwillig, beging aber
infolge der „Reformen“ Chrustschows Fehler, die zum Untergang des ersten Arbeiter- und
Bauernstaats auf deutschem Boden führten. Als Stalin noch Staatschef in der UdSSR war wurde der
Sozialismus in der DDR zielstrebig aufgebaut und die Verfassung der DDR entstand auf eine
vorbildhafte und demokratische Weise, die ihresgleichen sucht. Nach dem Tod J. W. Stalins
begannen die „Reformen“ auch in der DDR, die aus Moskau diktiert wurden und schließlich im
Aufstand des 17. Juni 1953 ausarteten. Diese Situation wurde sicherlich auch von den USAImperialisten ausgenutzt, die diesen friedlichen Streik für ihre eigenen Zwecke missbrauchten.
Nach der Restauration des Kapitalismus in den vormals sozialistischen Staaten durch den XX.
Parteitag der KPdSU blieben noch zwei anti-revisionistische und sozialistische Staaten auf der Welt
bestehen: Enver Hoxhas Albanien und die VR China Mao Zedongs.
3
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Über Jahrzehnte waren diese Staaten und ihre Repräsentanten die Fackelträger der Großen
Sozialistischen Oktoberrevolution und des Marxismus-Leninismus. Schließlich ergriffen aber auch
dort die Revisionisten die Macht und taten es den sowjetischen Verrätern gleich. Heute ist Kuba an
dieser Schwelle angekommen, der Revisionist Raúl Castro verkauft den Sozialismus (oder was
davon übrig geblieben ist) zu höchst Preisen an die USA. Dass diese Verräter an die Macht
kommen konnten stellt einen der größten Erfolge des Imperialismus und der von ihm geförderten
Denkweise dar. Aus dieser Niederlage haben die marxistisch-leninistischen Parteien ihre Lehren
gezogen und ziehen diese auch heute noch, damit sich solch eine Katastrophe eines Tages nicht
wiederholt.
Der Imperialismus selber befindet sich aber seit langer Zeit, um genau zu sein seit dem Tag der
Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, in einer tiefen und existenziellen Krise und nähert sich
mit jedem verstrichenen Tag seinem Ende. Die Ausbeuter und Unterdrücker der Massen sollen
deshalb auch wissen:
„Wieder können die Herren die Welt regieren
Und sie tun es mit eiserner Hand
Doch sie werden auch diesen Kampf verlieren
Wenn wir unsere Stärke erst erkannt“1
Eines der größten Hindernisse für die Revolution ist heute aber die Zersplitterung der
revolutionären Bewegung. Sie ist hauptsächlich auf den Antistalinismus einiger „Linker”
zurückzuführen. Dieser Antistalinismus ist das Produkt der bürgerlichen Hetze gegen Josef Stalin.
Alle Personen, allen voran die, die vorgeben für die Rechte der Arbeiterklasse zu kämpfen und
gleichzeitg Genosse Stalin verleumden, sind in Wahrheit lediglich Agenten der Ausbeuterklasse,
die die (revolutionäre) Arbeiterbewegung zu spalten versuchen oder schlicht und einfach selber
Opfer der Indoktrination durch die Kapitalisten.
Die Arbeiter aller Länder sahen und sehen die Oktoberrevolution trotz alledem als Leitfaden für den
eigenen Kampf gegen Kapitalismus, Imperialismus, Faschismus, Krieg und Reaktion in einer
Situation, in der sich die antagonistischen Klassengegensätze zwischen Proletariern und
Kapitalisten täglich weltweit verschärfen.
Somit stellt sich also folgende Frage: Kann die Große Sozialistische Oktoberrevolution auch nach
100 Jahren noch wichtigstes Vorbild für den revolutionären Teil der Arbeiterbewegung sein? Sind
die Methoden und Handlungen der Bolschewiki und Lenins heute überhaupt noch umsetzbar? In
dieser Arbeit soll die Oktoberrevolution, ihre Gründe, die Vorgeschichte und die junge Sowjetunion
untersucht werden. Nach einer Untersuchung dieser Aspekte wird klar werden inwiefern Lenins
Interpretation des Marxismus, die sich wiederum auf seine Handlungen auswirkte, nach wie vor
aktuell ist.
1 Kampflieder.de. http://www.kampflieder.de/liedtext.php?id=1417 (Abgerufen am 06.03.2016).
4
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2. Hauptteil
2.1 Die Große Sozialistische Oktoberrevolution entwickelt sich
2.1.1 Die Lebensbedingungen des Proletariats und der Bauernschaft im
Zarenreich
Um die Große Sozialistische Oktoberrevolution besser verstehen zu können muss man die
Bedingungen verstehen, unter denen die unterdrückten Volksmassen Russlands lebten. Da wäre auf
der einen Seite das Proletariat, welches sich langsam herausbildete, da Russland noch ein halb
feudalistisches Land war und die Industrialisierung erst spät begonnen hat. Andererseits darf die
Bauernschaft nicht vergessen werden, die vielleicht für die Große Sozialistische Oktoberrevolution
wichtiger war als die sich neu konstituierende Arbeiterklasse.
Zuerst wird das Leben eines armen Bauern erläutert.
Der russische Bauer war den Kulaken und dem orthodoxen Klerus ausgeliefert. Das wiederum
bedeutete, dass der einfache Bauer einerseits extrem arm war, aber andererseits auch „dumm“
gehalten wurde und ein sehr rückständiges und unwissenschaftliches Weltbild hatte, denn eine
Mehrzahl der auf dem Land lebenden Menschen konnte weder lesen noch schreiben.2 Kirche und
Ausbeuter gingen also Hand in Hand wie eh und je, ganz nach dem alten Prinzip:“Halt du sie
dumm, ich halt sie arm.“3, wie Reinhard Mey einst in seinem Lied:“Sei wachsam“ gesungen hat.
Der Bauer wagt es also erst gar nicht sich aus seiner misslichen Lage zu erheben, weil sie ihm als
„gottgegeben“ erklärt wird. Damit sich der Bauer nicht erhebt wird er vom Klerus sofort auf das
Jenseits vertröstet, die Bibel bietet durchaus genug Steilvorlagen für solch eine Erklärung, so zum
Beispiel in Matthäus 5,3:“Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich“. Marx´
berühmter Spruch:“Sie [die Religion] ist das Opium des Volks.“4 bewahrheitet sich also in der
Realität. Ludo Martens zitiert in seinem bemerkenswerten Werk „Stalin anders betrachtet“ einen
gewissen Dr. Emile Joseph Dillon, welcher von 1877 bis 1914 in Russland lebte. Dieser sagte
folgendes über die materielle Misere der Landbevölkerung:
“Im Winter geht der russische Bauer um 6 Uhr, ja sogar 5 Uhr nachmittags schlafen, weil er sich
kein Petroleum für seine Lampe kaufen kann. Er hat kein Fleisch, keine Eier, keine Butter, keine
Milch und oft kein Kraut, und er lebt vor allem von Schwarzbrot und Kartoffeln. Lebt? Er siecht
dahin mit einer unzureichenden Menge an Nahrung.“
Dass der durchschnittliche Bauer auch rückständig im Denken war ist in folgendem Zitat von Dillon
gut zu erkennen:
„Die Landbevölkerung war mittelalterlich in ihren Institutionen, asiatisch in ihrem Trachten und
Sehnen, prähistorisch in ihren Lebensauffassungen. Die Bauern glaubten, die Japaner hätten den
Krieg in der Mandschurei gewonnen (1905), indem sie sich in Mikroben verwandelten, die in die
Stiefel der russischen Soldaten gekrochen wären, die Soldaten in die Beine gebissen und somit
ihren Tod verursacht hätten. Wenn in einem Distrikt eine Epidemie ausbrach, so brachten die
Bauern oft die Ärzte um, weil sie die ‚Quelle vergiftet und die Krankheit verbreitet’ hätten. Sie
verbrennen noch immer mit Begeisterung Hexen und graben Tote aus, um einen Geist zu
2 Martens, Ludo: Stalin anders betrachtet, Berchem 1994.
3 Mey, Reinhard: Sei wachsam. http://www.reinhard-mey.de/start/texte/alben/sei-wachsam (Abgerufen: 28.02.2016).
4 Marx, Karl: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, 5. Auflage , Paris 1844.
5
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beschwören. Untreue Ehefrauen werden vollkommen nackt ausgezogen, hinter eine Karre
gebunden und durchs Dorf geführt.“5
Dabei darf nicht vergessen werden, dass zur Zeit der Zaren von 150 Millionen Russen 100
Millionen Bauern waren. Ein Großteil der Bevölkerung befand sich also in völliger Apathie. Ein
Großteil der 100 Millionen Bauern (50-65 Millionen) besaß sogar zu wenig Land um selber davon
leben zu können, was sehr gut in den Aussagen Dillons zu erkennen ist. Auf der anderen Seite gab
es 30 000 Familien, seien es nun Kulaken oder Adlige, die genauso viel Land besaßen wie die
vielen Millionen an armen Bauern. Auch die Waldflächen und das Weideland gehörten zum
Großteil diesen 30 000 Familien, die somit auch mehr Nutztiere halten konnten als die verarmten
Kleinbauern. Der gewöhnliche Kleinbauer hatte ebenso wenig moderne Landwirtschaftsgeräte zur
Verfügung, die wenigen Exemplare, die es gab, waren auch nur auf den Feldern der
Großgrundbesitzer wiederzufinden. Hinzu kommt, dass die armen Bauern auch noch auf den
Feldern der Reichen arbeiten mussten und das im besten Fall zu einem Hungerlohn (und selbst für
diesen Lohn konnten sie sich eigentlich glücklich schätzen, denn die Leibeigenschaft im Zarenreich
wurde erst 1861 abgeschafft).
So waren die kleinen Bauern auch nach 1861 gezwungen die Ländereien der Gutsherren und
Kulaken zu pachten und zu bearbeiten. Eigene Ländereien besaßen sie nicht.6
Diese Situation wurde außerdem noch durch die eine oder andere schlechte Ernte verschärft. Es
kam zu Hungersnöten auf dem Land unter den armen Bauern, weshalb sich auch
Infektionskrankheiten schnell verbreiten. Dadurch ist auch die niedrige Lebenserwartung von 32
Jahren zu erklären.
All diese Umstände führten dazu, dass immer mehr Bauern ihre Dörfer verließen um ihr Glück in
der Stadt zu suchen. Durch die gleichzeitig einsetzende Industrialisierung entwickelte sich die
russische Arbeiterklasse. Eins hatten die Proletarier mit den Bauern aber stets gemeinsam: Sie
waren arm und wurden ausgebeutet, die Löhne waren geradezu lächerlich, sie lagen zwischen 7 und
35 Rubel pro Monat, und die Wohnung war klein, meistens handelte es sich auch einfach nur um
ein Bett. Kinderarbeit war weit verbreitet. Auch hier betrug die Lebenserwartung nur 30-35 Jahre.
Die Arbeiter verteilten sich zu jener Zeit auf die 5 großen Industriezentren Russlands. Das erste war
in Baku, dort stand die Erdölförderung im Mittelpunkt, die vor allem von ausländischen Konzernen
betrieben wurde. Die Arbeitsbedingungen waren geradezu unmenschlich. Ein Arbeiter auf den
Ölfeldern verbrachte 12-15 Stunden des Tages, 7 Tage pro Woche, auf den Ölfeldern. Gearbeitet
wurde an 360 Tagen des Jahres. Bei der Arbeit auf den Ölfeldern Bakus verletzten sich viele
Arbeiter und auch Todesfälle waren nicht selten. In der heutigen Ukraine waren die
Kohlenbergwerke, das 2. Industriezentrum. Auch hier ist eine Vormachtstellung ausländischer
Kapitalisten festzustellen. Ein Arbeiter musste dort ca. 11-14 Stunden pro Tag unter den
schwierigsten Bedingungen arbeiten. Nicht zu vergessen ist natürlich die Hauptstadt des
Riesenreiches, Moskau. Dort lag der Schwerpunkt beim Maschinenbau mit ganzen 500 000
Arbeitsplätzen. Der nächste Industriestandort war ganz in der Nähe Moskaus, es handelt sich um
Iwanowo, wo die russische Textilindustrie beheimatet war. In Sankt Petersburg aber waren die
großen Werftanlagen, der 5. und modernste Industriestandort. Dort wurde das Zarenreich
hochgerüstet, sprich: vom Gewehr bis zum Panzer, von der Granate bis zum schweren
Artilleriegeschütz wurde dort alles produziert. Es wurden jedoch auch Transportmittel wie
Lokomotiven von den 15 000 Arbeitern des Betriebs hergestellt.7
Hinzu kam außerdem eine zu tiefst chauvinistische Haltung der Zaren gegen die anderen, nichtrussischen Völker ihres Reichs (z.B. Kasachen, Turkmenen, Ukrainer, Juden etc.). Diese rechtlosen
5 Martens, Ludo: Stalin anders betrachtet, Berchem 1994
6 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953.
7 YouTube-Video, „Das russische Wunder Eine Geschichte der russischen Revolution deutsch“,
https://www.youtube.com/watch?v=6btAr0weoLc.
6
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Volksgruppen waren Schikanen und Erniedrigungen durch Beamte ausgesetzt. Der russischen
Bevölkerung sollte in diesem Kontext eine „rassische Überlegenheit“ gegen die anderen Völker des
Landes vermittelt werden um dadurch Spannungen zwischen den Völkern zu erzeugen bzw.
ethnische Konflikte zu provozieren und so ein gemeinsames Vorgehen der breiten Volksmassen
gegen die Diktatur des Zaren zu verhindern. Genosse Lenin verurteilte diese rassistischen
Machenschaften des Zaren am Beispiel des Antisemitismus wie folgt:
„Antisemitismus nennt man die Verbreitung von Feindschaft gegen die Juden. Als die verfluchte
Zarenmonarchie ihre letzten Tage durchmachte, war sie bemüht, unwissende Arbeiter und Bauern
gegen die Juden aufzuhetzen. Die Zarenpolizei veranstaltete im Bunde mit den Gutsbesitzern und
Kapitalisten Judenpogrome. Den Haß der von Not gepeinigten Arbeiter und Bauern wollten die
Gutsbesitzer und Kapitalisten auf die Juden lenken. Auch in anderen Ländern hat man nicht selten
Gelegenheit, zu sehen, daß die Kapitalisten Feindschaft gegen die Juden schüren, um den Blick des
Arbeiters zu trüben, um seine Aufmerksamkeit von dem wirklichen Feind der Werktätigen - vom
Kapital - abzulenken.
Feindschaft gegen die Juden hält sich zäh nur dort, wo die Knechtung durch die Gutsbesitzer und
Kapitalisten die Arbeiter und Bauern in stockfinsterer Unwissenheit gehalten hat. Nur völlig
unwissende, völlig verschüchterte Menschen können den gegen die Juden verbreiteten Lügen und
Verleumdungen Glauben schenken. Das sind Überreste aus den alten Zeiten der Leibeigenschaft,
als die Popen die Ketzer auf den Scheiterhaufen verbrennen ließen, als der Bauer versklavt, als das
Volk unterdrückt und stumm war. Diese alte feudalistische Unwissenheit geht zu Ende. Das Volk
wird sehend. Nicht die Juden sind die Feinde der Werktätigen. Die Feinde der Arbeiter sind die
Kapitalisten aller Länder. Unter den Juden gibt es Arbeiter, Werktätige: sie bilden die Mehrheit.
Was die Unterdrückung durch das Kapital anbelangt, sind sie unsere Brüder, im Kampf für den
Sozialismus sind sie unsere Genossen. Unter den Juden gibt es Kulaken, Ausbeuter, Kapitalisten;
wie es sie unter den Russen, wie es sie unter allen Nationen gibt. Die Kapitalisten sind bemüht,
zwischen den Arbeitern verschiedenen Glaubens, verschiedener Nation, verschiedener Rasse
Feindschaft zu säen und zu schüren. Die Nichtarbeitenden halten sich durch die Stärke und die
Macht des Kapitals. Die reichen Juden, die reichen Russen, die Reichen aller Länder unterdrücken
und unterjochen im Bunde miteinander die Arbeiter, plündern sie aus und entzweien sie. Schande
über den verfluchten Zarismus, der die Juden gequält und verfolgt hat. Schmach und Schande über
den, der Feindschaft gegen die Juden, Haß gegen andere Nationen sät. Es lebe das brüderliche
Vertrauen und das Kampfbündnis der Arbeiter aller Nationen im Kampf für den Sturz des
Kapitals.“8
In dieser hervorragenden Rede des Genossen Lenin müsste man den Begriff „Juden“ heute, in
Zeiten von AfD und PEGIDA, eigentlich nur in „Muslime“ umändern. Diese Worte des Genossen
Lenin sind von außerordentlichen Bedeutung für die Bewertung des Rassismus in der
kapitalistischen Gesellschaft. Nun aber zurück zum eigentlichen Thema:
Die nicht-russischen Teile des Reichs hatten im Prinzip den Status einer Kolonie, so war
beispielsweise die Publikation von Büchern in allen Sprachen außer Russisch verboten. Die
Unterdrückung in diesen Teilen des Riesenreiches war folglich noch größer. Russland war
außerdem größten Teils abhängig von französischem und englischem Kapital, weshalb das
Zarenreich durchaus auch als Halbkolonie eingeschätzt werden kann.9
8 Lenin, W. I.: Werke, Band 29, Berlin 1961, S. 239-240.
9 Siehe 6.
7
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2.1.2 Richtungsentscheidungen in der SDAPR als Vorgefechte
der Oktoberrevolution
„Die Partei und Lenin
sind Zwillinge, zwei
Söhne der Mutter Geschichte:
Genien.
Wir sagen:
Lenin und meinen: die Partei;
wir sagen:
die Partei und meinen: Lenin.“10
W. Majakowski
In dieser Situation der maßlosen Ausbeutung und Unterdrückung begann das Proletariat sich zu
organisieren und gegen seine Peiniger vorzugehen.
Die SDAPR hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Sie ist der Vorgänger der KPR (B) bzw. der
KPdSU (B) und wurde 1898 in Minsk gegründet. Zuvor gab es bereits mehrere
Vorläuferorganisationen, welche aber von dem zaristischen Sicherheitsapparat zerschlagen wurden.
Die bedeutendste unter ihnen war der „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“, der seine
Ursprünge vor allem in Sankt Petersburg hatte. Ableger in anderen Städten entwickelten sich mit
der Zeit, beispielsweise auch in Moskau und Kiew. Einer ihrer Mitglieder war auch Lenin, der
deswegen verhaftet wurde und deshalb nicht am 1. Parteitag der SDAPR teilnehmen konnte. Schon
damals erkannte er, dass die wichtigste Aufgabe einer revolutionären Arbeiterpartei die Herstellung
einer engen Verbindung zum Proletariat war und dass diese Partei die Arbeiter in ihrem Kampf
führen muss.
Es gelang dem repressiven Unterdrückungsapparat des russischen Monarchen allerdings nicht
diesen Kampfbund vollständig zu zerschlagen.
So macht auch ein gewisser junger Mann namens Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, von
seinen Genossen später Stalin genannt, die ersten eigenen Erfahrungen im Klassenkampf. Er
verteilte Flugblätter und organisierte Streiks im georgischen Tiflis.11
Der Vorgänger der SDAPR (=Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands), der „Kampfbund zur
Befreiung der Arbeiterklasse“, wurde von neun Personen gegründet, die sechs Organisationen
vertraten, darunter waren auch Kampfbünde aus St. Petersburg, Moskau, Jekaterinoslaw und Kiew,
aber auch der „Allgemeine jüdische Arbeiterbund“ und die Redaktion der Kiewer
„Arbeiterzeitung“. Nach der Gründung der Partei wurde natürlich auch ein Zentralkomitee (ZK)
gewählt, welches aus lediglich drei Personen bestand.
Die Gründung der Partei wurde bei den klassenbewussten Arbeitern mit großem Enthusiasmus
begrüßt und es gründeten sich schnell im gesamten Russischen Reich Gruppierungen, die sich als
Ortsgruppen der Partei verstanden, jedoch oftmals auch genauso schnell von der Polizei aufgelöst
worden sind. Die Partei unterstützte stets streikende Arbeiter im ganzen Land, verteilte Flugblätter
und war auch sonst äußerst präsent.
Währenddessen führte die SDAPR einen erbitterten Kampf gegen falsche Ansichten in den eigenen
Reihen, so zum Beispiel gegen die „Ökonomisten“, welche die Meinung vertraten, dass die Arbeiter
nur für die Erhöhung ihrer Löhne eintreten sollen. Sie erkannten nicht, dass der Kampf um einen
10 Pospelow, P.N.: W.I. Lenin Biographie, 4. Auflage, Moskau 1967.
11 Alexandrow, G.F.: Josef Wissarionowitsch Stalin Kurze Lebensbeschreibung, 2. Auflage, Moskau 1947.
8
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besseren Lohn eng verbunden war mit dem Sturz des reaktionären Systems im Russischen Reich.12
Auf Lenins, Plechanows, Axelrods und Sassulitschs Initiative wurde 1900 erstmals das Presseorgan
der Partei, „Iskra“ (=Funke), publiziert. Da eine Vervielfältigung von revolutionären Schriften in
Russland nicht möglich war schlug Lenin den Druck von „Iskra“ im Ausland vor, anschließend
sollte dann die Zeitung an geheimen Orten in Russland nachgedruckt werden. Damit war der erste
Schritt zur Konstitution der Partei getan.
Erst durch dieses Presseorgan und die Bemühungen Lenins wurden die „Ökonomisten“ wirksam
bekämpft und die Partei wurde auf einen marxistischen Kurs geführt. Die russischen Revolutionäre
wurden durch den Einfluss dieser Zeitung vereinigt, weil die „Iskra“ nicht nur ein kollektiver
Organisator, sondern auch ein kollektiver Agitator und Propagandist war, deren Linie übrigens auch
bedingungslos von J.W. Stalin verteidigt und konsequent angewandt wurde. Bis zum II. Parteitag
existierte die SDAPR dennoch de facto nur auf dem Papier, die Partei hatte weder ein Programm
noch ein Statut.13
Auch die georgischen Sozialdemokraten nahmen sich ein Vorbild an der „Iskra“ und erstellten ihre
eigene Zeitung mit dem Namen „Brdsola“(=Der Kampf), die zum ersten Mal im September 1901
erschien und bei deren Herausgabe auch Stalin eine sehr wichtige Rolle spielte.
Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einer weltweiten ökonomischen Krise in deren Folge es zu
einer Entlassung von bis zu 100 000 Arbeitern im ganzen Reich kam. Außerdem wurden die Löhne
stark gekürzt, die zuvor vom Proletariat mühsam erkämpften Rechte wurden wieder rückgängig
gemacht.14 In dieser Situation verzeichneten die revolutionären Kräfte einen verstärkten Zulauf in
den Jahren 1901-1904. Aus wirtschaftlichen wurden schon bald politische Forderungen. Losungen
wie „Nieder mit der zaristischen Selbstherrschaft!“ wurden laut. Einer der historisch bedeutendsten
Demonstrationen fand zu dieser Zeit am 22.04.1901 in Tiflis statt und wurde von Genosse Stalin
organisiert. Lenin sprach Stalin in der „Iskra“ deswegen ein Lob aus, da diese Aktion die
kaukasische Arbeiterbewegung nachhaltig prägte und den lokalen Ableger der
sozialdemokratischen Bewegung, „Messame-Dassi“ genannt, aus der Isolation heraus brachte, so
dass die Massenagitation der Organisation wirksamer wurde. Die Polizei reagierte darauf mit einer
Hausdurchsuchung im physíkalischen Observatorium, in welchem Stalin lebte. Dies zwang ihn zu
einem heldenhaften Leben in der Illegalität bis zur Februarrevolution des Jahres 1917, dennoch
wurde er immer wieder verhaftet. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran seine Aufgaben als
Revolutionär zu erfüllen, da er immer wieder aus der Haft entfloh.15
Auf diese revolutionäre Erhebung der Arbeiterklasse reagierte die Polizei mit Gewalt. Nach der
Niederschlagung dieses Aufstands wurden 800 Arbeiter zur Zwangsarbeit verurteilt. Das ereignete
sich 1901 in Petersburg.16
Im folgenden Jahr kam es zu ähnlichen Erhebungen in Batum und Rostow am Don. Im Jahre 1903
erhoben sich die Arbeiter von Baku, Tiflis, Batum (bei den Protesten in diesen kaukasischen
Städten, vor allem aber in Batum, spielte Josef Stalin eine besonders wichtige Rolle), Odessa, Kiew,
Petersburg, Moskau, Charkow und Jekaterinoslaw. Die SDAPR hat bei diesen revolutionären
Aufständen stets eine führende Rolle gespielt und die Arbeiter in ihrem Kampf geleitet.
Auf dem Land blieb die politische Aktivität der Arbeiter bei den kleinen Bauern auch nicht
unbemerkt. So kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen der unterdrückten und ausgebeuteten
Bauern nach einer Missernte und der resultierenden Hungersnot in Poltawa, Charkow und dem
12 Siehe 6.
13 Aybasti, Mustafa Kenan; Dogan, Onur; Lenin: Sosyalizmin kizil safagi (türkisch);
http://www.dailymotion.com/video/x17716f_lenin-sosyalizmin-kizil-safagi_creation; 2012.
Anmerkung: Alle Zitate wurden von mir ins Deutsche übersetzt.
14 Siehe 6.
15 Siehe 11.
16 Siehe 6.
9
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Wolgagebiet , es wurden Ländereien besetzt und Gutsherren getötet. Dieser Aufstand konnte nur
durch den Einsatz des Militärs gewaltsam beendet werden.
Die erstarkende Arbeiter- und Bauernbewegung faszinierte zu dieser Zeit vor allem auch die
Studenten. Es kam zu Streiks, welche dann aber brutal unterdrückt wurden. Anschließend wurden
die Universitäten geschlossen, viele Studenten wurden verhaftet und zum Militärdienst gezwungen.
Neben dieser offenen Gewalt des Zaren gab es auch eine „verdeckte“ Gewalt. Die Geheimpolizei
des Zaren und die „liberale“ Bourgeoisie gründeten immer wieder systemtreue Arbeiterparteien und
Organisationen, die vorgaben, dass eine Revolution überflüssig sei, weil der Zar doch sowieso
bereits auf der Seite der Arbeiter stehe. Ihr Ziel war die Spaltung der Arbeiterklasse und vor allem
die Schwächung der Revolutionäre, denn ihre Parolen waren reine Demagogie. Der Zar war alles,
aber sicherlich nicht auf der Seite der Armen. Wenn die Arbeiter tatsächlich diesem
„Polizeisozialismus“ gefolgt wären hätte die reaktionäre Monarchie wohl nie ein Ende genommen.
Die einzige wirklich revolutionäre Partei des Proletariats, die SDAPR, entlarvte aber die Lügen
dieser „Polizeisozialisten“ und verhinderte dies somit.17
Obwohl Lenin und seine Anhänger schon Fortschritte beim Kampf gegen die Opportunisten und
Revisionisten erzielt haben, waren diese Tendenzen keineswegs besiegt.
Um aus der damaligen SDAPR eine wirkliche Partei zu formen mussten vor allem die
„Ökonomisten“ aus der Partei verdrängt werden damit sie der revolutionären Situation gerecht wird,
das bedeutet die Arbeiterklasse im Kampf zu lenken und zu führen.
Die Partei war also nicht einheitlich sondern zerstritten. Ihre organisatorische
Zusammenhanglosigkeit stellte außerdem ein weiteres Problem dar. Die Revisionisten waren also
zu einer ernsten Bedrohung für die Revolution und die Partei geworden. Lenin vertrat die Meinung,
dass die Partei ihre Ziele und Aufgaben festlegen müsse bevor der II. Parteitag der SDAPR
einberufen werden kann. Diese Ziele waren für Genosse Lenin klar: Der Sturz des Zarismus ist die
wichtigste Bedingung für einen Systemwechsel, für eine sozialistische Revolution in Russland, was
im völligen Gegensatz zur Theorie der „Ökonomisten“ stand. Eben deshalb sei ein Verbleiben von
„Ökonomisten“ und Leninisten in der selben Partei unmöglich, so Lenin. In seinem Werk „Was
tun?“ formulierte er das folgendermaßen:
“Bevor man sich vereinigt und um sich zu vereinigen, muß man sich zuerst entschieden und
bestimmt voneinander abgrenzen.“18
In diesem Werk entlarvte Lenin die Fehlinterpretation des Marxismus durch die „Ökonomisten“
und zeigte außerdem, dass sie lediglich „Schrittmacher des bürgerlichen Einflusses“ in der SDAPR
sind.19 Genosse Stalin verstand die Worte des Genossen Lenin so:
„Also, um Mitglied der Partei zu sein, muss man das Programm, die Taktik und die
organisatorischen Ansichten der Partei verwirklichen; um die Ansichten der Partei zu
verwirklichen, muss man für diese Ansichten kämpfen; um für diese Ansichten zu kämpfen, muss
man in der Parteiorganisation arbeiten und gemeinsam mit der Partei arbeiten. Es ist klar, dass für
die Mitgliedschaft in der Partei der Eintritt in eine der Parteiorganisationen notwendig ist. Erst
dann, wenn wir in eine der Parteiorganisationen eintreten und somit unsere persönlichen
Interessen mit den Interessen der Partei verschmelzen, erst dann können wir Parteimitglieder und
zugleich damit auch richtige Führer der Armee der Proletarier werden.“20
Durch diese theoretische Arbeit zerschlug Lenin den opportunistischen „Ökonomismus“ endgültig
17
18
19
20
Siehe 6.
Lenin, W.I.: Was tun?, 3. Auflage, Berlin 1946, S. 53.
Siehe 6.
Stalin, J.W.: Werke, Band 1, 3. Auflage, Berlin 1950, S. 58-59.
10
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und der II. Parteitag der SDAPR in London und Brüssel konnte als Zeichen gegen jegliche Revision
marxistischer Prinzipien einberufen werden. „Was tun?“ ist durchaus ein Klassiker des MarxismusLeninismus, ergänzt wurde das Werk Lenins allerdings auch von J.W. Stalin in seiner Schrift
„Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei“.
Der wichtigste Punkt im beschlossenen Programm war die Errichtung der Diktatur des Proletariats,
der einzig wahren Demokratie, durch eine Revolution, in der die Arbeiterklasse die führende Rolle
einnehmen sollte. Gegen diese von Lenin vertretene Meinung war vor allem Plechanow. Diese
Meinungsverschiedenheit war der Vorbote der Bildung zweier Fraktionen in der SDAPR, der
menschewistischen Fraktion auf der einen und der bolschewistischen Fraktion um Lenin auf der
anderen Seite. Lenins Forderungen wurden schließlich mit 33 „Ja“- gegen 10 „Nein“-Stimmen
angenommen und ins Parteiprogramm aufgenommen, darunter auch der Beschluss, dass der Grund
und Boden nach der Revolution an die kleinen Bauern übergeben wird. Diese Programm war gültig
bis zum VIII. Parteitag (1919), da sich danach andere Aufgaben für die Partei gestellt haben.
Die nächste Differenz zwischen den Leninisten und den Opportunisten ergab sich in Folge der
Diskussion über das Parteistatut. Lenin sagte, dass man nur Mitglied der Partei sein kann wenn man
auch Mitglied in einer Parteiorganisation ist, Martow und seine Anhänger waren der Meinung, dass
dies nicht ausschlaggebend sei.
Martows Argumentation zu Folge müsste sich kein Mitglied der Parteidisziplin unterwerfen, da es
seiner Meinung nach ausreichend war Mitgliedsbeiträge zu zahlen und sich der Partei zugehörig zu
fühlen um Mitglied zu werden, was wiederum auch feindlichen und nicht-proletarischen Elementen
einen Beitritt ermöglichen würde.Lenin erkannte diese Gefahr und argumentierte gegen die falschen
Ansichten Martows. Nur wer bereit ist Parteiaufträge auszuführen und damit unter Umständen auch
ein persönliches Risiko einzugehen, sich der Parteidisziplin zu beugen und sich zu den
revolutionären Forderungen der SDAPR bekennt könne Parteimitglied werden. Im Prinzip war dies
ein Zusammenstoß zweier Denkweisen, die des kleinbürgerlichen Individualismus bei den
Anhängern Martows und die der proletarischen Disziplin, der straffen Organisation, also des
Kollektivismus bei den Leninisten.
Dennoch gelang es Lenin nicht die Mehrheit zu überzeugen und er wurde mit 22 gegen 28 Stimmen
überstimmt; Martows Ansichten wurden ins Parteistatut aufgenommen.21 Bei den Wahlen zum
Zentralkomitee und zur Redaktion der „Iskra“ konnte Lenin sich aber erneut durchsetzen.
So kam es, dass man die Anhänger Lenins fortan Bolschewiki, also „Mehrheitler“, nannte, da sie
sich bei den Wahlen durchgesetzt hatten und die Gegner Lenins, also die Opportunisten,
Menschewiki (=„Minderheitler“). Auch nach diesem Parteitag bekämpften sich beide Fraktionen
weiterhin, da die Menschewiki die Beschlüsse des Parteitags nicht akzeptierten.22
Aber die SDAPR war nun zu einer echten Partei mit Programm und Statut geworden, was einen
wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum Erstarken der revolutionären SDAPR und schließlich auch
zur Großen Sozialistischen Oktoberrevolution darstellt.
Lenin stufte diesen Parteitag auch als Geburtsstunde des Bolschewismus ein, da sich auf dem II.
Parteitag der SDAPR die bolschewistischen Grundsätze Lenins aus „Was tun?“ durchgesetzt hatten.
Um den Opportunismus der Menschewiki zu bekämpfen trat Lenin aus der gewählten Redaktion
der „Iskra“ aus und ging ins ZK der SDAPR um von dort aus den Kampf gegen die Opportunisten
fortzuführen. Die „Iskra“ fiel somit ab der 52. Ausgabe in die Hände des Menschewiks Plechanow
und wird zum opportunistischen Hetzblatt gegen Lenin und die Bolschewiki. Als Lenin erkannte,
dass die Menschewiki versuchen würden auch das ZK an sich zu reißen forderte er die
Vorbereitung des III. Parteitages der SDAPR.
Lenin versuchte durch sein Buch „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. Die Krise in unserer
Partei“ die menschewistischen Teile der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands zu
bekämpfen. Er zeigte auf wie wichtig die zentralistischen Organisationsstrukturen für eine
21 Siehe 6.
22 Siehe 10.
11
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Aktionseinheit wirklich waren und dass die Partei selber Teil des Proletariats ist, dass sich die
Minderheit der Mehrheit unterordnen muss und Disziplin in diesem Kontext unverzichtbar ist. Des
Weiteren führte er aus, dass die Partei auch die Avantgarde der Arbeiterklasse, den führenden,
klassenbewussten und kämpferischen Teil der Proletarier in sich vereinigt und nur durch die
Führung der Partei, welche eng mit den Massen verbunden ist, die Revolution von Erfolg geprägt
sein kann. Als Hauptaufgabe des nächsten Parteitags legte Lenin die Herstellung einer wirklich
revolutionären Partei, wie er es einst in der alten „Iskra“ formulierte, fest. Die bisherigen Erfolge
sah er durch die Menschewiki gefährdet, da sie die führende Rolle der Partei im Kampf negierten
um individualistischen Intellektuellen Zugeständnisse zu machen und sie somit zu einem Beitritt in
die SDAPR zu verleiten, was aber wiederum das Eindringen der kleinbürgerlichen Denkweise, des
Revisionismus und Opportunismus in die Partei zur Folge hätte.23
Die Verräter Martow, Trotzki und Axelrod gründeten indessen unterstützt von den verbliebenen
„Ökonomisten“ eine geheime, parteifeindliche Organisation, welche auch noch von Plechanow
unterstützt wurde. Sie wollten gegen den Leninismus kämpfen und ihre personellen Forderungen
durchzusetzen. Ihr Ziel war:
„die Desorganisierung der gesamten Parteiarbeit, Schadenstiftung, Sabotage auf Schritt und
Tritt“24,
so äußerte sich Lenin zu ihrem konspirativen Vorhaben als er davon erfuhr. Auch Stalin erkannte
die Fehler der Menschewiki und Revisionisten in der Partei und stellte sich auf die Seite Lenins und
der bolschewistischen Fraktion der SDAPR. Er hat die Genialität Lenins erkannt und sich
folgendermaßen dazu geäußert:
„Die Bekanntschaft mit Lenins revolutionärer Tätigkeit seit Ende der neunziger Jahre, und
besonders nach dem Jahre 1901, nach der Herausgabe der ,Iskra` hatte mich zu der Überzeugung
gebracht, daß wir in Lenin einen außergewöhnlichen Menschen besitzen. Er war damals in meinen
Augen nicht ein einfacher Führer der Partei, sondern ihr tatsächlicher Schöpfer, denn er alleine
verstand das innere Wesen und die dringenden Bedürfnisse unserer Partei. Wenn ich ihn mit den
übrigen Führern unserer Partei verglich, schien es mir immer, daß Lenin seine Kampfgefährten Plechanow, Martow, Axelrod und andere – um einen ganzen Kopf überragt, daß Lenin im
Vergleich zu ihnen nicht einfach einer der Führer, sondern ein Führer höheren Typs ist, ein
Bergadler, der keine Furcht im Kampf kennt und kühn die Partei vorwärtsführt auf den
unerforschten Wegen der russischen revolutionären Bewegung.“25
Durch den Verrat zweier Mitglieder des Zentralkomitees übernahmen die Menschewiki nun auch
noch dort die Mehrheit. Nun war die Einberufung des nächsten Parteitages unumgänglich.
Außerdem wurde nun neben der menschewistischen „Iskra“ eine bolschewistische Zeitung mit dem
Namen „Wperjod“ (=Vorwärts) herausgegeben.
Durch diese Entwicklung vertiefte sich die von den Menschewiki vorangetriebene Spaltung
zwischen beiden Gruppierungen und so stellt Kemal Okuyan, Mitglied des Zentralkomitees der
„Komünist Parti“ in der Türkei, fest:
“Die Bolschewiki und die Menschewiki sind eigentlich grundlegend verschiedene Parteien mit
unterschiedlichen Zielen. Dabei handelte es sich keineswegs um personelle Streitigkeiten, so waren
Lenin, der Führer der Bolschewiki, und Martow, der Führer der Menschewiki, gute Freunde. Aber
die Gegensätze waren augenscheinlich so groß, dass nicht einmal Freundschaften diese Konflikte
23 Siehe 10.
24 Siehe 6.
25 Stalin, J. W.: Über Lenin, Moskau 1946, S. 38.
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beilegen konnten.“26
Parallel zu diesen innerparteilichen Streitigkeiten trat eine Verschärfung der imperialistischen
Konkurrenz ein. Zu dieser Zeit ging es um eine Aufteilung Chinas unter den Großmächten. Auch
das Zarenreich wollte sich diese Gelegenheit ebenso wenig entgehen lassen wie das
expansionistische Japan. So trafen zwei imperialistische Räuber aufeinander, die die selben Ziele
hatten, nämlich die Mandschurei und Korea unter ihre Kontrolle zu bringen. Es kam unweigerlich
zu einem Krieg, dem Russisch-Japanischen Krieg. Der Krieg begann mit dem Überfall der Japaner
auf eine russische Festung im Januar 1904. Die zaristischen Armeen erlitten schwere Niederlagen,
da die Versorgung der Truppen unzulänglich war, Not und Hunger in Russland nahmen zu. Der Zar
hatte sich eigentlich eine Schwächung der Opposition und insbesondere der SDAPR durch den
Krieg und die damit einhergehend nationalistische Demagogie erhofft, es kam jedoch zum genauen
Gegenteil. Der Zarismus verlor von Tag zu Tag an Stabilität und die SDAPR gewann zunehmend
an Einfluss in der Bevölkerung.
Schließlich verlor der Zar den auf dem Rücken des Proletariats getragenen Krieg und musste im
Friedensvertrag von New Hampshire Korea sowie weitere Gebiete dem Japanischen Reich
überlassen.27
Die breiten Volksmassen waren gegen diesen Krieg gewesen, allerdings gab es sogar in der SDAPR
Verräter, die diesen Krieg unterstützten. Das waren natürlich die Menschewiki und unter ihn war
besonders Trotzki in dieser Sache sehr verbissen. Für ihn stand die „Vaterlandsverteidigung“ im
Vordergrund. Dieser opportunistische Verräter und Arbeiterfeinde bezeichnet diesen
imperialistischen Krieg doch tatsächlich als „Verteidigung des Vaterlandes“, obwohl in diesem
Krieg lediglich die Interessen des Zaren und der Ausbeuter verfolgt wurden!
Lenin und die Bolschewiki aber hielten die Niederlage der zaristischen Armeen für nützlich, da sie
richtigerweise erkannten, dass die Unzufriedenheit in der Bevölkerung dadurch zunehmen wird und
die Sache des Sozialismus somit mehr Anhänger unter den Arbeitern gewinnen würde.
Die Niederlage im Krieg, eine Wirtschaftskrise in den Jahren 1900-1903, die Ausbeutung auf dem
Lande durch die Gutsbesitzer und Kulaken, die Expropriation der Arbeiter in den Industriezentren
durch die russischen und ausländischen Kapitalisten, die Benachteiligung der ethnischen
Minderheiten im Reich und die Unterdrückung durch den zaristischen Staatsapparat befeuerten das
Proletariat und eine neue, revolutionäre Krise bahnte sich an. Das Volk hatte keine Geduld mehr.
Schließlich kam es im Dezember 1904 zu einem von bolschewistischen Komitees organisierten
Streik der Bakuer Arbeiter, welcher mit einem großen Sieg des Proletariats endete: Zum ersten Mal
erhielten alle Arbeiter der dortigen Erdölindustrie einen kollektiven Arbeitsvertrag. Dieser Erfolg
war der Auftakt einer riesigen Massenbewegung im ganzen Reich. Josef W. Stalin, dem dieser Sieg
zu verdanken war, sagte im Nachhinein folgendes dazu:
„Der Bakuer Streik diente als Signal für die ruhmvolle Januar-Februar-Aktion in ganz Rußland.“28
Ein ähnlicher Streik begann in den Putilow-Werken Petersburgs. Schnell schlossen sich auch
Arbeiter anderer Betriebe dieser Streikaktion an und bald schon weitete sich dies zu einem
Generalstreik aus. Der Zar betrachtete diese Ereignisse mit zunehmender Sorge. Allerdings hatte er
noch längst nicht all seine Trümpfe ausgespielt.
Unter den Arbeitervereinen befanden sich teilweise auch zaristische Scheinorganisationen, die den
Vorschlag machten, dass die Arbeiter am 9. Januar 1905 mit Portraits des Zaren und Kirchenfahnen
zum Winterpalais, der Residenz des Monarchen, ziehen um dort ihre Anliegen und Bitten, so zum
26 Siehe 13.
27 Japan zwingt Rivalen Russland in die Knie. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21.
Jahrhunderts, Gütersloh und München 2009, S. 44
28 Siehe 6.
13
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Beispiel die Einführung der Presse- und Meinungsfreiheit oder die Trennung von Staat und Kirche,
Nikolaus II. vorzutragen. Diese Provokateure planten allerdings bereits ein Massaker unter den
Arbeitern um ihren Protest ein für alle Mal zu schlagen. Die Bolschewiki ahnten bereits, dass dies
lediglich ein Hinterhalt des Zaren und seiner Schergen ist. Sie versuchten den Proletariern zu
erklären, dass die Freiheit nicht durch Bittschriften sondern nur durch eine Revolution zu erreichen
ist. Sie konnten die Arbeiter aber trotz aller Warnungen nicht von diesem Vorhaben abhalten. Die
Bolschewiki zogen dennoch mit den Arbeitern zum Winterpalais und zeigten so ihre Treue zur
Arbeiterklasse.
So zogen die Arbeiter also samt Frauen und Kindern, insgesamt waren es wohl ca. 140 000
Personen, am Morgen des 19. Januars unbewaffnet und mit Portraits Nikolaus II. zum Winterpalais.
Die Prophezeiungen der Bolschewiki bewahrheiten sich natürlich: Die zaristischen Truppen
eröffneten das Feuer. Die Bilanz war grausam. 1000 Arbeiter kamen zu Tode, 2000 Personen
wurden verletzt, viele wurden verhaftet. Unter den Opfern befand sich auch eine große Zahl an
Bolschewiki. Dieser Tag ging als „Petersburger Blutsonntag“ in die Geschichte ein.
Sofort begann der bolschewistische Flügel der SDAPR damit, die Proletarier über die Gründe dieses
Massakers aufzuklären.
Nun glaubte man den Bolschewiki, dass nur durch die Revolution die Freiheit erkämpft werden
kann. Die Arbeiter begannen noch am selben Tag mit der Errichtung von Barrikaden auf den
Straßen. Unterdessen verbreitete sich die Nachricht über die Schandtat des Zaren im ganzen Reich
und infolgedessen kam es zu Streiks der Arbeiterklasse in ganz Russland. Bis zum Ende des Monats
schlossen sich 440 000 Arbeiter dem Protest an und die Revolution nahm ihren Anfang.
Der Widerstand, welcher über eine lange Zeit anhalten sollte, nahm nun vermehrt einen politischen
und militanten Charakter an. Lenin befand sich währenddessen im Exil in Genf, beobachtete die
Ereignisse aber mit Spannung und analysierte sie gründlich.29 Zentren dieser Bewegung waren vor
allem Großstädte wie beispielsweise Petersburg, Moskau, Warschau, Riga und Baku. Der
fortschrittliche Teil des Proletariats riss dabei die Unentschlossenen mit, bewaffnete sich, errichtete
Barrikaden auf den Straßen und der Einfluss der Sozialdemokraten wuchs durch diese
Massenbewegung weiterhin. Der 1. Mai dieses Jahres war von besonders heftigen
Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitern und den Sicherheitskräften geprägt. Dies verstärkte
den Widerstand des Proletariats jedoch nur und allein im Mai beteiligten sich 200 000 Arbeiter an
den Massenprotesten, bei denen die Bolschewiki stets eine führende Rolle einnahmen. In IwanowoWosnessensk, Baku und Lodz traten die Arbeiter in den Generalstreik, zu weiteren gewaltsamen
Zusammenstößen zwischen der Polizei beziehungsweise dem Militär und den Streikenden kam es
im ganzen Reich. In deren Verlauf gab es besonders viele Tote und Verwundete auf der Seite der
Demonstranten.30
Diese Unruhen griffen nun auch auf die ländlichen Gebiete über, insbesondere auf Zentralrussland,
das Wolgagebiet, Transkaukasien und Georgien. Die Bauern zerstörten die Gutshöfe, Fabriken und
Landsitze der Kulaken und Großgrundbesitzer oder enteigneten sie auf eigene Faust, so verteilten
sie unter anderem das von den Kulaken gespeicherte Getreide an die Hungernden.
Die Ausbeuter sahen sich in Folge dieser Ereignisse dazu gezwungen in die Städte zu ziehen und
den Zaren um Hilfe zu bitten. Nikolaus II. schickte seine Truppen aus, die wiederum viele Bauern
töten, aber dennoch nicht in der Lage waren die Aufstände vollständig niederzuschlagen. Durch die
erstarkende Bauernbewegung nahm der Einfluss der Sozialdemokraten in den Dörfern ebenso wie
in den Städten zu. Das Zentralkomitee der SDAPR veröffentlichte einen Aufruf an die Bauern und
in den einzelnen Gouvernements des Reiches wandten sich die Ortsgruppen durch Konferenzen und
Bauernzirkel an den verarmten Teil der Landbevölkerung. Ein Ergebnis dieser Form der Agitation
waren Landarbeiterstreiks und der Beginn der Bauernkämpfe. Diese Entwicklung stellt einen
unglaublich wichtigen Schritt in der Entwicklung des Sozialismus beziehungsweise Kommunismus
29 Siehe 10.
30 Siehe 6.
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dar, weil man erkannte, dass ein Bündnis der Arbeiter- und Bauernschaft unumgänglich für den
Sieg der Revolution ist.31 Diese Erkenntinis ist auch für unsere Zeit, in welcher die kleinen Bauern
aufgrund der Konkurrenz mit den großen landwirtschaftlichen Monopolen kaum noch überleben
können, von zentraler Bedeutung für den Klassenkampf.
Auch der einfache Soldat war beeindruckt von den Erfolgen der proletarischen Bewegung und der
Bauernbewegung, zudem war das Vertrauen in die eigenen Offiziere durch die Niederlage gegen
die Japaner gesunken. Diese Faktoren führten zu einer Meuterei in der Schwarzmeerflotte, genauer
gesagt auf dem Panzerkreuzer „Potemkin“, im Juni des Jahres 1905. Die Offiziere wurden von den
Matrosen verhaftet , der Panzerkreuzer wurde nach Odessa geführt und wechselte auf die Seite der
Revolution. Die Besatzung anderer Kriegsschiffe weigerte sich auf ihre Kameraden von der
„Potemkin“ zu schießen. Allerdings befanden sich unter den Matrosen neben den Bolschewiki
besonders viele Anarchisten, Sozialrevolutionäre und Menschewiki, was schließlich zu falschen und
konterrevolutionären Entscheidungen bei den Matrosen führte, deshalb schlossen sich auch die
anderen Matrosen der „Potemkin“ ihnen nicht an und das Schiff musste sich schließlich ergeben.
Alle Matrosen kamen dann vor Gericht und wurden zum Tode oder zu Zwangsarbeit verurteilt.
Dennoch darf die Bedeutung des Panzerkreuzers „Potemkin“ nicht unterschätzt werden:
Zum ersten Mal stellte sich ein Teil der regulären russischen Armee auf die Seit der Revolution,
dadurch begriffen die Arbeiter und Bauern, aber vor allem die Soldaten selber, dass sie nicht
Feinde, sondern Teil des unterdrückten und ausgebeuteten Volkes sind.32
In dieser explosiven und für die Ausbeuterklasse höchst gefährlichen Situation stellte nun die
liberale Bourgeoisie Forderungen um die Arbeiter und Bauern zu beschwichtigen.
So stand sie dafür ein, dass die armen Bauern ein Stück Land erhielten damit diese sich mit einer
reformistischen Forderung zufrieden geben und im Gegenzug ihre revolutionären Tätigkeiten
einstellen.
Auch wenn der Zar zuerst nicht bereit war die Vorschläge der liberalen Bourgeoisie zu akzeptieren
und sie somit an der Macht teilhaben zu lassen, ließ er sich doch etwas anderes einfallen:
Zaristische Provokateure hetzten einerseits die Völker des Reiches gegen einander auf und es kam
zu Pogromen gegen Minderheiten (Juden, Armenier, Tataren etc.). Andererseits wurde die
Konstituierung einer Duma, das heißt eines Parlaments mit gewählten Abgeordneten, erlaubt. Diese
Duma sollte allerdings keine gesetzgebende Gewalt sein sondern lediglich den gemäßigten Teil der
Massen beschwichtigen und das Erstarken der Revolution verhindern. Die Bolschewiki lehnten eine
Beteiligung an diesem heuchlerischen „Scheinparlament“ konsequent ab, während die Menschewiki
sich daran beteiligen wollten.33
Die Frage, die sich die Partei stellte, war also taktischer Natur. Wie sollte der bewaffnetet Aufstand
ablaufen? Wie soll die liberale Bourgeoisie bewertet werden und gegebenenfalls in die Revolution
miteinbezogen werden? All diese Fragen waren das Ergebnis der revolutionären Situation in der
sich die Nation befand und es galt eine marxistische Antwort auf diese und weitere Fragen zu
finden. Nun war dies aber eine schwierige Angelegenheit, da sich die SDAPR de facto bereits in
zwei grundsätzlich unterschiedliche Lager aufgespalten hatte, das der Menschewiki und das der
Bolschewiki, die nur noch formell in einer Partei waren. Und wie zu erwarten war hatten beide
Parteien auch in dieser Frage keine gemeinsame Linie.
Eben diese Frage sollte auf dem nächsten, dem III. Parteitag geklärt werden, aber die Menschewiki
lehnten dies ab. Dennoch wurde dieser von den Bolschewiki einberufen und die Menschewiki
wurden auch eingeladen an ihm teilzunehmen, diese zogen es aber vor ihren eigenen Parteitag zu
veranstalten. Die Spaltung vertiefte sich also weiterhin, Lenin sagte nicht umsonst:
31 Siehe 6.
32 Siehe 6.
33 Siehe 6.
15
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“Zwei Parteitage – zwei Parteien“.34
Auf beiden Versammlungen ging es um die selbe Frage, die Ergebnisse waren allerdings beinahe
gegensätzlich. Daran erkennt man relativ gut, weshalb die Aussage des Genossen Kemal Okuyan
über die beiden Fraktionen mehr als nur zutreffend ist. Die momentane Entwicklung wird unter den
Bolschewiki dabei als bürgerlich-demokratische Revolution charakterisiert, die, selbst wenn sie
erfolgreich sein sollte nicht zur Errichtung der Diktatur des Proletariats führen wird, aber dennoch
mehr demokratische Rechte für die Bevölkerung mit sich bringt und somit das Arbeiten der Partei
in der Legalität ermöglicht und somit einen eindeutig progressiven Charakter hat.
Auch über die Bourgeoisie machen sich die Bolschewiki keine Illusionen. Sie wussten, dass das
russische Bürgertum nicht konsequent genug ist um die Zarenherrschaft abzuschaffen, so wie die
deutsche Bourgeoisie 1848 nicht konsequent genug war und somit letztlich die Revolution ihr Ziel
verfehlte. Sie wird im besten Fall lediglich für eine konstitutionelle Monarchie plädieren und den
Kapitalismus erhalten, eben deshalb darf man die Revolution nicht dem Bürgertum überlassen.
Am Ende steht die richtige und für diese Zeit bahnbrechende und neue Erkenntnis W.I. Lenins: Nur
unter der Führung des progressiven Teils der Arbeiterklasse, der verarmten Bauernschaft und ihrer
Partei, der SDAPR, kann die demokratische Revolution gelingen.
Die westeuropäischen Sozialdemokraten hatten dies zuvor ausgeschlossen, angeblich würde das
Proletariat alleine gegen die Unterdrücker dastehen und man müsse warten bis das Proletariat die
Mehrheit der Bevölkerung darstellt. Lenin aber dachte keines Falls daran, an diesem Punkt stehen
zu bleiben – das Endziel war klar: Die endgültige Befreiung der Völker des Zarenreiches vom
kapitalistischen Joch durch die sozialistische Revolution.
Hier soll erneut Lenin zu Wort kommen um Missverständnisse zu vermeiden:
„Von der demokratischen Revolution werden wir sofort, und zwar nach Maßgabe unserer Kraft,
der Kraft des klassenbewussten und organisierten Proletariats, den Übergang zur sozialistischen
Revolution beginnen. Wir sind für die ununterbrochene Revolution.Wir werden nicht auf halbem
Wege stehenbleiben.“35
Die Menschewiki aber arbeiteten eine andere Taktik aus. Man war der Meinung, dass sich das
Proletariat in dieser bürgerlichen Revolution nicht etwa mit den anderen unterdrückten Klassen
sondern mit der Bourgeoisie verbünden müsse. Die Menschewiki verdeutlichen hier noch einmal,
dass sie zutiefst opportunistisch sind, denn sie lehnen auch die Beteiligung an einer künftigen
Revolutionsregierung mit der Begründung ab, dass dies die liberale Bourgeoisie „abschrecken“
könnte. Die Menschewiki waren im Gegensatz zu den Bolschewiki der Ansicht, dass die Macht der
Ausbeuterklasse überlassen werden sollte.36
Lenin kritisierte diese Haltung der Menschewiki und berichtige sie folgendermaßen:
„Der Marxismus lehrt den Proletarier nicht, sich von der bürgerlichen Revolution fernzuhalten, auf
die Teilnahme an ihr zu verzichten, die Führung in ihr der Bourgeoisie zu überlassen, sondern im
Gegenteil, er lehrt die energische Teilnahme, den entschiedensten Kampf für einen konsequenten
proletarischen Demokratismus, für die Durchführung der Revolution bis zu Ende.“37
34
35
36
37
Siehe 6.
Siehe 6.
Siehe 6.
Lenin, W.I.: Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution, 3. Auflage, S. 46.
16
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Dieses Ziel zu erreichen war aber natürlich nicht leicht, vor allem nicht nach dem
„Oktobermanifest“ des Zaren, in welchem er dem Volk allerlei Freiheiten und sogar eine
gesetzgebende Duma versprach. Natürlich waren dies in Wirklichkeit lediglich hohle Phrasen um
die Proletarier und die revolutionären Kräfte fürs erste zu beschwichtigen und die eigenen Kräfte
zu sammeln damit die Reaktion später erbarmungslos zurückschlagen kann. Die Bolschewiki
warnten die Volksmassen stets vor dieser List des Zaren. Sogar in der Internationale lassen sich
entsprechende Formulierungen finden:
„Leeres Wort: des Armen Rechte!
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!“38
Es war also der Moment der Wahrheit gekommen. Während die Streikbewegung trotz allem
immensen Zulauf aus allen gesellschaftlichen Schichten zu verzeichnen hatte, so dass das Leben
beinahe zum Stillstand kam, musste die grundlegende Frage dieser Revolution endgültig
entschieden werden: Sollte man die Revolution wirklich der Bourgeoisie überlassen nur damit die
zaristische Reaktion dann eine gnadenlose Diktatur errichtet? Nein, die Bolschewiki und allen
voran Lenin und Stalin stellten die Frage richtig: Entweder die Revolutionäre kämpfen gegen die
Unterdrücker mit dem Gewehr in der Hand oder sie verlieren ganz gewiss.
Also beschloss man in diesem Moment das einzig Richtige, den bewaffneten Aufstand, die höchste
Form des Klassenkampfes, wie Mao Zedong sagen würde. Jede andere Entscheidung wäre
opportunistisch gewesen und würde einen Verrat an der Revolution darstellen. So begannen die
Vorbereitungen für dieses Unternehmen. Diese Zeit war ohnehin schon von revolutionärer Gewalt
geprägt, so gab es im ganzen Reich Bauernaufstände (wenn auch nur unorganisierte) und
Meutereien von Soldaten und Matrosen.
Im November 1905 kehrte schließlich auch Lenin nach Russland zurück um bei der Vorbereitung
des Aufstands den Genossen behilflich zu sein, er musste aber nach wie vor in der Illegalität leben.
Neben Lenins Verdiensten für die Revolution von 1905 darf auch die revolutionäre Arbeit des
Genossen Josef Stalin in Transkaukasien nicht vergessen werden. Er lieferte weiterhin bedeutende
theoretische Beiträge gegen die menschewistischen Ansichten und verteidigte den Beschluss einen
bewaffneten Aufstand durchzuführen.39
Einen Monat später, im Dezember des selben Jahres, kam es schließlich zu einem bedeutsamen
Ereignis, der ersten allrussischen bolschewistischen Konferenz in Tammerfors. Noch viel wichtiger
war allerdings, dass sich Lenin und Stalin dort zum ersten Mal begegneten. Bevor die Arbeit jedoch
in Angriff genommen werden konnte erhielt Lenin die Nachricht, dass die Moskauer Arbeiter von
Streiks zum bewaffneten Aufstand übergegangen sind. Zur Unterstützung der Revolution sollten
sich die Delegierten schleunigst in ihr Zuständigkeitsgebiet begeben.
Der Zar reagiert mit einer ungeahnten Brutalität und Barbarei gegen sein Volk: Er verhängt den
Kriegszustand über die Gebiete in denen Aufstände herrschten und gab zusätzlich die Order, dass
seine Truppen keine Gefangenen machen sollen. Die zuvor gebildeten Sowjets der Arbeiter, Bauern
und Soldaten wurden gewaltsam aufgelöst. Aber genau diese Haltung bekräftigte, dass das
Vorgehen der Bolschewiki und der bewaffnete Aufstand der richtige Weg waren. Am 7. (20.)
Dezember 1905 beschloss der Moskauer Sowjet den Generalstreik um dann zum Aufstand
überzugehen, dieser verbreitete sich aber leider nicht im ganzen Land sondern nur in einigen
wenigen Ballungsgebieten im Reich wodurch die Erfolgschancen geschmälert wurden. Die Zahl der
militanten Aufständischen betrug 2000, viele davon waren Bolschewiki und ihr Primärziel war es
die Moskauer Garnison einzunehmen, in der es auch Unruhen gab, die jedoch schnell
niedergeschlagen wurden. Die Revolutionäre überzogen Moskau nun mit Barrikaden, woraufhin die
38 Kampflieder.de. http://www.kampflieder.de/hymnentext.php?id=2210 (Abgerufen am 29.03.2016)
39 Siehe 6.
17
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staatliche Reaktion Artilleriegeschütze und eine große Zahl an Soldaten zum Einsatz brachte.
Erst nach neun Tagen konnten die Helden von den unmenschlich agierenden zaristischen Truppen
besiegt werden. Die Rädelsführer, die meisten waren Bolschewiki, wurden verhaftet, der Kampf
ging aber in einzelnen Stadtteilen in einer unorganisierten Form trotzdem weiter.
Nun, nach der Niederlage der Revolution, mussten die Ereignisse analysiert werden um für die
Zukunft zu lernen.
Natürlich lamentierten die Menschewiki, allen voran Plechanow, der der Meinung war, dass man
die Revolution auch mit friedlichen Mitteln erreichen kann. Er schien zu erwarten, dass der Zar und
die Kapitalistenklasse die Macht freiwillig abgeben. Dies ist nicht nur einfach naiv, sondern eben
deswegen auch opportunistisch. Lenin aber stellte ihn richtig. Er erkannte, dass die Gründe für das
Scheitern nicht darin lagen, dass man zu den Waffen gegriffen hat, nein, dies war eine richtige
Entscheidung. Der Fehler war, dass die Arbeiterklasse dies nicht überall tat. Lenin formulierte das
folgendermaßen:
„Im Gegenteil, man hätte entschlossener, energischer und offensiver zu den Waffen greifen, hätte
den Massen die Unmöglichkeit eines bloß friedlichen Streiks und die Notwendigkeit eines
furchtlosen und rücksichtslosen bewaffneten Kampfes klarmachen müssen“40
Damit war der Höhepunkt der Revolution von 1905 bereits überschritten. Der Zarismus hatte
gesiegt, die Revolution hatte eine schwere Niederlage erlitten.
Die Bauern- und Streikbewegung war jedoch nach wie vor stark und es beteiligten sich auch in den
nächsten beiden Jahren viele Werktätige an Arbeitsniederlegungen.
Als die Duma dann schließlich einberufen wurde erwies sich, dass sie ein reine Enttäuschung für
Millionen von Menschen war: Frauen durften beispielsweise nicht wählen und es existierte ein
Klassenwahlrecht, ähnlich wie im Deutschen Reich zur selben Zeit. Diese Duma war also gänzlich
antidemokratisch und die Prophezeiungen der Bolschewiki über den Charakter dieses Parlaments
bestätigten sich nur.41 Um gegen diese Maßnahmen zu protestieren beschlossen die Bolschewiki
dieses Phantom eines bürgerlichen Parlaments zu boykottieren. Dies taten sie auch um die falschen
Ansichten der Menschewiki und Sozialrevolutionäre aufzudecken, welche ernsthaft behaupteten,
dass man den Sozialismus auf dem parlamentarischen Weg erkämpfen kann.
Eine weitere wichtige Frage jener Zeit war die der Wiedervereinigung der Bolschewiki mit den
Menschewiki, die auf einem entsprechenden Parteitag geklärt werden sollte. Dieser, es war der IV.
Parteitag, fand im April des Jahrs 1906 im schwedischen Stockholm statt. Aufgrund der
Verhaftungen im Zusammenhang mit dem Dezemberaufstand von 1905 waren viele
bolschewistische Delegierte inhaftiert. Deshalb hatten die Menschewiki auf diesem Parteitag eine
knappe Mehrheit. Die vermeintliche Vereinigung blieb eine rein formelle Sache, im Prinzip blieb
eigentlich alles beim Alten. Nach den positiven Erfahrungen der Arbeitermassen mit den
Bolschewiki und Lenin waren die Menschewiki nun tatsächlich gezwungen das Leninsche Statut zu
akzeptieren, welches sie zuvor auf dem II. Parteitag abgelehnt hatten, um nicht den Zorn der
Massen auf sich zu ziehen.
Auch in der Agrarfrage waren sich die Konfliktparteien uneinig. Lenin war für die Enteignung der
Großgrundbesitzer und Kulaken um das Land den wirklichen Besitzern zu geben, der verarmten
Landbevölkerung. Die Menschewiki hingegen hatten eine kompromisslerische Haltung und wollten
die Gutsherren nicht vollständig enteignen.
Auch bei der Frage des Boykotts der Duma beziehungsweise der Bewertung der postrevolutionären
Situation gab es große Differenzen zwischen Menschewiki und Bolschewiki. Die Menschewiki
leugneten, dass das Proletariat auch in der bürgerlichen Revolution eine leitende Rolle übernehmen
muss. Die Bolschewiki versuchten die Menschewiki in dieser Frage zu korrigieren, so sagte
40 Lenin, W.I.: Ausgewählte Werke in zwei Bänden, Band I, S. 546.
41 Siehe 6.
18
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Genosse Stalin:
„Entweder Hegemonie des Proletariats oder Hegemonie der demokratischen Bourgeoisie – so steht
die Frage in der Partei, darin bestehen unsere Meinungsverschiedenheiten.“42
Trotz dieses Parteitages konnte noch immer nicht die Rede von einer Vereinigung sein. Beide
Parteien unterschieden sich nach wie vor stark voneinander, die Bolschewiki waren noch immer in
der Mehrheit. Das Zentralkomitee befand sich auch weiterhin in menschewistischer Hand, es
offenbarte aber zunehmend seine Unfähigkeit mit der schwierigen Situation umzugehen, da es eine
opportunistische Grundhaltung hatte.
Im Sommer 1906 löste die reaktionäre Regierung schließlich die I. Reichsduma auf.
Strafexpeditionen durchstreiften das ganze Reich und bestraften alle, die sich an revolutionären
Aktivitäten beteiligten oder beteiligt hatten auf die brutalste Art und Weise. Die zaristische
Reaktion wurde immer frecher, da sie begriffen hatte, dass die Revolution gescheitert war. Bald
schon sollte die II. Duma einberufen werden. Die Duma, die hätte vor der Revolution einberufen
werden sollen, konnten die Bolschewiki durch ihren Boykott verhindern, da die Revolution sich im
Aufschwung befand. Die I. Duma konnten sie durch ihren Boykott nur stark schwächen, weil sich
die Revolution da bereits im Niedergang befand.
Nun stellte sich die Frage, wie man sich gegenüber der II. Duma verhalten sollte. Lenin erkannte,
dass eine Schwächung der Duma durch einen Boykott in der jetzigen Situation, also nach der
endgültigen Niederlage der Revolution, unwahrscheinlich war. Das bedeutet aber nicht, dass die
Bolschewiki dachten, dass sie etwas durch parlamentarische Arbeit verbessern können, geschweige
denn der Sozialismus erreicht werden kann. Nein, Genosse Lenin hat sich damals eine raffiniertere
und zugleich pragmatische Taktik überlegt. Die Parlamente sollten als Plattform für Agitation und
Propaganda gebraucht werden. Ein Vorgehen, das die kommunistischen Parteien von heute auch
noch praktizieren (z.B. vor Wahlen). Durch diese Agitation in der Duma wollte Lenin die Massen
für die gerechte Sache des Sozialismus und die Revolution gewinnen. Was Lenin eigentlich
versuchte der eigenen Partei zu vermitteln war, dass man nicht nur angreifen kann, sondern sich
manchmal auch zurückziehen muss und dass man dies richtig tun muss, das heißt dabei nie das Ziel,
also die Revolution, aus den Augen zu verlieren. Deshalb beschlossen die Bolschewiki sich an den
Wahlen zur II. Duma zu beteiligen.
Im Mai des Jahres 1907 kamen in London schließlich die Abgeordneten, 105 davon Bolschewiki
und 97 davon Menschewiki, des V. Parteitages zusammen. Die SDAPR war in der Zwischenzeit zu
einer Massenpartei mit ungefähr 150 000 Mitgliedern angewachsen. Auf diesem Parteitag
unternahm Leo Trotzki den spalterischen Versuch eine 3., halb menschewistische, halb
bolschewistische, Fraktion zu etablieren, was ihm jedoch nicht gelang.43
Außerdem konnten sich die Bolschewiki aufgrund ihrer eindeutigen Mehrheit in wichtigen Punkten
durchsetzen, so wurde beispielsweise das Verhältnis zu den anderen Parteien Russlands definiert,
welche offen konterrevolutionär waren. Gegen sie sollte ein ausnahmsloser, unversöhnlicher Kampf
geführt werden, so auch gegen die „Kadettenpartei“ der liberalen Bourgeoisie. Auch den
hinterlistigen Versuch der Menschewiki einen „Arbeiter-Kongress“ zu schaffen entlarvte Lenin, da
dieser Kongress die Vereinigung von den Sozialdemokraten mit den Anarchisten und
Sozialrevolutionären vorbereiten sollte. Somit würde aus der SDAPR, der Vorhut des Proletariats,
eine ziellose, uneinige und mit Revisionisten durchsetzte Partei werden, die nicht mehr dazu in der
Lage wäre Revolutionen zu leiten.
Die Menschewiki wollten die führende Rolle der Partei in den Gewerkschaften ebenso untergraben,
aber auch dies gelang ihnen nicht. Der Opportunismus der Menschewiki hatte nach diesem Parteitag
42 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S.109.
43 Siehe 6.
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also eine überaus schwere und beinahe schon vernichtende Niederlage erlitten. Diese war aber auch
nur beinahe vernichtend, der Kampf der Bolschewiki gegen revisionistische und opportunistische
Strömungen in der Arbeiterbewegung setzte sich also fort.44
Genosse Stalin versuchte in seiner genialen Schrift „Aufzeichnungen eines Delegierten“
herauszufinden, weshalb die Bolschewiki und die Menschewiki teilweise so unterschiedliche
Positionen einnahmen:
„Offensichtlich ist die Taktik der Bolschewiki die Taktik der Proletarier der Großindustrie, die
Taktik derjenigen Gebiete, wo die Klassengegensätze besonders klar sind und der Klassenkampf
besonders scharf ist. Der Bolschewismus – das ist die Taktik der echten Proletarier. Andererseits
ist es nicht weniger offensichtlich, daß die Taktik der Menschewiki vorwiegend eine Taktik der im
Handwerk beschäftigten Arbeiter und der bäuerlichen Halbproletarier ist, eine Taktik derjenigen
Gebiete, wo die Klassengegensätze nicht ganz klar sind und der Klassenkampf verschleiert ist. Der
Menschewismus – das ist die Taktik der halb-bürgerlichen Elemente des Proletariats.“ 45
An diesen V. Parteitag schloss sich die Auflösung der II. Duma durch den Zaren an, dabei wurden
die 65 sozialdemokratischen Volksvertreter inhaftiert und nach Sibirien verbannt. Statt dessen sollte
die III. Duma einberufen werden.
Davor wurde das Klassenwahlrecht abermals verschärft um den Einzug der SDAPR ins Parlament
zu vermeiden und die Duma somit „gefügiger“ zu gestalten, also ganz im Sinne des absolutistischen
Herrschers. Dieser Staatsstreich erfolgte am 03.06.1907 und läutete eine Ära des zaristischen
Terrors und der Reaktion ein. Der berüchtigte Minister Stolypin lies die progressiven Arbeiter und
Bauern, allen voran die Bolschewiki, oftmals einfach erschießen oder sie kamen in die dunklen
Folterkeller des Geheimdienstes und erblickten dann nie wieder das Tageslicht. Lenin versteckte
sich zu dieser Zeit in Finnland und sah sich erneut gezwungen sein Land aus Gründen der
Sicherheit zu verlassen. Selbst die zuvor durch die Revolution erkämpften bürgerlichen Rechte, wie
zum Beispiel die Rede- und Pressefreiheit, wurden nun wieder aufgehoben. Damit war die
Revolution, auch die bürgerlich-demokratische, endgültig gescheitert. Lenin erkannte die Gründe
für das Scheitern. Einer und womöglich der bedeutendste war das lasche beziehungsweise nicht
bestehende Bündnis zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft, die letztere soziale Schicht setzte
sogar noch Hoffnungen auf den Zaren. Auch die meisten Soldaten waren eigentlich Bauern, so ist
das Scheitern der vielen Meutereien und die Niederwerfung der Arbeiteraufstände durch die
Soldaten auf den selben Grund zurückzuführen. Ein weiterer Grund ist die mangelnde Einheit in der
Arbeiterklasse und in ihrer revolutionären Partei, der SDAPR. Hinzu kommt außerdem die
Unterstützung durch die ausländischen Imperialisten, die um ihren Einfluss im Reich fürchteten.
Aber das war natürlich nicht alles. Die Imperialisten fürchteten natürlich auch ein Übergreifen der
Revolution auf ihre Länder. Als Grund für das Scheitern der Revolution ist auch der rechtzeitige
Friedensschluss des Zaren mit den Japanern nicht zu vergessen, der die Massen beschwichtigte.46
Dennoch sagte Lenin, und er hatte vollkommen Recht damit, folgendes:
„Ohne die ,Generalprobe von 1905 wäre der Sieg der Oktoberrevolution 1917 nicht möglich
gewesen.“47
Der Aufstand war also deswegen die richtige Entscheidung, da bedeutende Lehren aus der
Niederlage gezogen wurden und nur so war der Sieg im Roten Oktober möglich.
Weiterhin erwähnenswert sind die Ereignisse der II. Internationale (eine Konferenz der
44
45
46
47
Siehe 6.
Stalin, J.W.: Werke, Band 2, Berlin 1950, S. 43.
Siehe 6.
Siehe 10.
20
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Arbeiterparteien aller Länder), zu der Lenin als einer der Delegierten der SDAPR hinreiste. Wie
auch in der internen Diskussion der SDAPR kam es zu Diskussionen zwischen den revolutionären
und opportunistischen Kräften der Arbeiterbewegung.
Der weltweite Opportunismus in der Arbeiterbewegung war und ist eines der Hauptprobleme der
Revolution, dies war also kein ausschließlich russisches Symptom. Wie es auch nicht anders zu
erwarten war führte Lenin als Mitglied des Präsidiums dieses Kongresses gegen die
opportunistischen Tendenzen in der Internationale einen erbitterten ideologischen Kampf. Eine
wichtige Frage auf diesem Kongress war die des imperialistischen Krieges. Zur Kritik des
Resolutionsentwurfs des führenden SPD-Politikers August Bebel sagten die Genossen Rosa
Luxemburg und Lenin, dass im Fall eines solchen Krieges die Sozialdemokraten das Volk zum
Widerstand aufrufen müssen. Dies taten die Opportunisten vor dem Ersten Weltkrieg jedoch nicht
und verrieten somit das Proletariat.48
Nun aber zurück zu den weiteren Ereignissen in Russland bis zum Ersten Weltkrieg. Wie bereits
erläutert begann nun eine Phase der Verfolgung und der Angst, die sogenannte Phase der
Stolpynischen Reaktion. Diese Phase endete erst mit der bürgerlich-demokratischen
Februarrevolution des Jahres 1917, also erst nach zehn Jahren. In diesen Jahren setzten die
Bolschewiki, allen voran die Genossen Lenin und Stalin, den Kampf aber dennoch heldenhaft,
beharrlich und unermüdlich fort. Die Gefängnisse und Zuchthäuser, in denen die Häftlinge
menschenunwürdig behandelt wurden, füllten sich mit Revolutionären. So wurde allein Genosse
Stalin zwischen 1902 und 1913 sieben Mal verhaftet und sechs Mal verbannt.49
In der III. Reichsduma saßen jetzt neben den 18 Sozialdemokraten, 13 „Trudowiki“, 101
„Kadetten“, 113 „Oktobristen“ und 171 Rechte, auch „Schwarzhunderter“ genannt. Diese
Sitzverteilung darf aber angesichts des verschärften Klassenwahlrechts keineswegs täuschen. Die
letzteren beiden Gruppen unterstützten den Zaren in jeglicher Hinsicht, die „Kadetten“ waren eine
bürgerlich-demokratische Partei, die sich zunehmend auf die Seite der zaristischen Reaktion schlug
und dem Zaren sogar für die Niederschlagung der Revolution dankte, und die „Trudowiki“
schwankten zwischen der SDAPR und den „Kadetten“. Lenin versuchte stets mit den „Trudowiki“,
die die Landbevölkerung im Parlament vertraten, eine Front gegen die bürgerlichen und
zaristischen, also konterrevolutionären, Parteien zu bilden.50
Und gerade die ländliche Bevölkerung war für die Sozialdemokratie in dieser Zeit von Bedeutung,
da in den Jahren zwischen 1907 und 1909 ein neues Gesetz der ohnehin schon verarmten
Bevölkerung auch das letzte Land nahm und die Bauernbewegung nun wieder an Schwung gewann.
Diesmal verabschiedete sich die Armbauernschaft auch von dem Gedanken, dass ihnen die Duma
oder der Zar zu Hilfe kommen würde. Unter ihnen begann sich eine revolutionäre Haltung zu
verbreiten, die im Jahre 1905 noch gefehlt hatte und maßgeblich zum Scheitern der Revolution
beigetragen hatte.
In den Städten und Industriezentren hingegen vollzog sich der Vorgang der Monopolisierung, der
Konzentration des Kapitals in wenigen Händen, mit all seinen Folgen: Die Arbeiter mussten jetzt
10-12 Stunden pro Tag arbeiten und die Löhne wurden um 10-15 Prozent gesenkt. 51
Zu dieser schwierigen Zeit, in der die Hetze gegen den Marxismus bei der Bourgeoisie zur Mode
wurde und Sozialdemokraten massenhaft verhaftet wurden, verließen die meisten Intellektuellen
und kleinbürgerlichen Mitkäufer die Partei, da ihr eigener Standpunkt nicht gefestigt war und sie
lediglich aus purem Opportunismus in die Partei eingetreten waren und nun aus dem selben Grund
wieder austraten, die Zahl der Mitglieder sank rapide. Auch die Menschewiki reagierten panisch in
dieser Phase, fortan waren sie gegen ihre eignen progressiven Forderungen und manche forderten
sogar die Auflösung der Partei. Die Bolschewiki aber waren davon überzeugt, dass auf diese
48
49
50
51
Siehe 10.
Siehe 11.
Lenin, W.I.: Werke, Band 15, Berlin 1961, S. 623.
Siehe 6.
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Periode der Reaktion und Unterdrückung erneut eine revolutionäre Krise folgen würde und
versuchten sich entsprechend darauf vorzubereiten. Ihr Ziel war nach wie vor die bürgerlichdemokratische Revolution, welche dann in die sozialistische Revolution übergehen sollte. Die Frage
stellte sich aber damals anders: Wie sollte der Rückzug organisiert werden, wie sollte man in der
Illegalität arbeiten?
Dabei musste man sich trotz allem bemühen auch teilweise legal weiterzuarbeiten um die
Verbindung zu den Volksmassen nicht zu verlieren. Dies tat man unter dem Deckmantel legaler
Organisationen wie zum Beispiel der Gewerkschaften, der Duma, Krankenversicherungskassen
oder Volkshäuser, während der illegale Teil der Partei sich damit beschäftigte wie man die nächste
Revolution, den nächsten bewaffneten Aufstand gestalten müsse.52
Im Dezember des Jahres 1908 trat schließlich der V. Parteitag der SDAPR in Paris zusammen. Dort
wurden die panischen Reaktionen der Menschewiki auf die staatlichen Repressionen verurteilt und
man rief alle Parteimitglieder auf diese Tendenz zu bekämpfen. Die opportunistischen
Menschewiki, denen als führender Funktionär auch Leo Trotzki zu dieser Zeit angehörte, ließen
sich nicht von dem Beschluss der Partei beeindrucken und näherten sich immer weiter an die
bürgerlichen Kräfte und Parteien an. Sie wollten eine legale Arbeiterpartei schaffen, die sich
vollständig dem Zaren und Stolpyin unterwirft und somit die Revolution verrät. So sagte Lenin über
Trotzki folgendes aus:
„Trotzki hat sich benommen wie der niederträchtigste Karrierist und Fraktionsmacher...Schwatzt
von der Partei, benimmt sich aber schlimmer als alle übrigen Fraktionsmacher.“53
Der selbe Trotzki sollte im Jahr 1912 den antibolschewistischen „Augustblock“ gründen in dem
sich die innerparteilichen Feinde der Bolschewiki organisierten und arbeiteten. Darauf reagierte
Lenin mit der Gründung eines gemeinsamen Blocks von Bolschewiki und einer Minderheit der
Menschewiki unter der Führung Plechanows. Er selber gab stets vor weder Menschewik noch
Bolschewik zu sein und erklärte, dass sein Ziel die Versöhnung der beiden Lager war. Diese Idee
wurde als „Zentrismus“ bezeichnet. Genosse Stalin sagte folgendes zu den trotzkistischen Ideen:
„Zentrismus ist ein politischer Begriff. Seine Ideologie ist die Ideologie der Anpassung, die
Ideologie der Unterordnung der proletarischen Interessen unter die Interessen der
Kleinbourgeoisie innerhalb einer gemeinsamen Partei. Diese Ideologie ist dem Leninismus fremd
und widerwärtig.“54
Genau deswegen waren Trotzki und seine Anhänger Sinowjew, Kamenew und Rykow so
gefährlich. Obwohl sie vorgaben unabhängig zu sein, waren sie in Wahrheit doch durch und durch
Menschewiki und Opportunisten.
Ohne Lenins Einverständnis berief Trotzki ein Plenum des Zentralkomitees der
Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands ein und es wurde beschlossen, dass fortan die
„Prawda“, welche unter Trotzkis Leitung stand, die einzige von der Partei geduldete und
unterstützte Zeitung sein sollte. Die bolschewistische „Proletari“ und die menschewistische „Golos
Sozialdemokrata“ sollten sich auflösen. Wie bereits zu erwarten war, fügten sich aber nur die
Bolschewiki dem Beschluss des ZK. Stalin, der in dieser Zeit aus Baku und dem Kaukasus bereits
ein Hochburg des Bolschewismus und der revolutionären Arbeiterbewegung gemacht hatte, forderte
nun die Herausgabe einer legalen Parteizeitung und vor allem die Schaffung einer (illegalen)
Parteiführung in Russland. Um diese Fragen zu klären wurde im Jahr 1912 die Prager
52 Siehe 6.
53 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S. 171.
54 Stalin, J.W.: Probleme des Leninismus, Zweite Folge, Moskau 1934, S.77.
22
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Parteikonferenz einberufen. Die Bolschewiki hatten in der Phase der stolypinschen Reaktion
außerdem erkannt, dass der ständige Konflikt mit den opportunistischen Menschewiki ihnen schadet
und beschlossen sich den verräterischen Menschewiki zu entledigen. Im Prinzip sollte die längst
eingetretene Spaltung jetzt nur noch offiziell vollzogen werden. Dabei sollte es jedoch nicht
bleiben. Eine der Hauptaufgaben der Konferenz war es auch aus den Bolschewiki eine Partei von
neuem Typus zu machen, eine Partei ganz ohne Revisionisten, eine Partei nach dem Modell der
alten „Iskra“ und eine Partei, die die Rolle der Avantgarde des Proletariats wirklich ausfüllt und die
Arbeiterklasse zum Sieg, zur Revolution führt. Die Schaffung dieser Partei wurde durch die
theoretischen Beiträge des Genossen Lenin vorbereitet. Dazu sind folgende Werke W.I. Lenins zu
zählen: „Was tun?“, „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück“, „Zwei Taktiken der
Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution“ und „Materialismus und
Empiriokritizismus“.55
Bei diesem Versuch stießen die Bolschewiki selbstverständlich auf massiven Widerstand seitens der
Revisionisten und Menschewiki. Durch diese Parteikonferenz wurde allerdings die innere Krise der
SDAPR überwunden und es begann eine neue Phase des Aufschwungs der Revolution.56
Das auf dieser Parteikonferenz gewählte ZK war erstmals vollständig bolschewistisch. Ins ZK
gewählt wurden die Genossen Lenin, Stalin, Ordshonikidse, Swerdlow, Spandrian und viele
weitere. Die Menschewiki waren aus der Partei endgültig vertrieben worden und die Bolschewiki
wurden zu einer selbstständigen Partei, deshalb wurde dem Namen der Partei der Zusatz
„Bolschewiki“ in Klammern hinzugefügt, die Partei hieß also nun „Sozialdemokratische
Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki)“, kurz SDAPR (B). Genosse Lenin sagte folgendes zu
diesem Parteitag:
„Endlich ist gelungen, trotz der liquidatorischen Schufte, die Wiedergeburt der Partei und ihres
Zentralkomitees herbeizuführen. Ich hoffe, daß Sie sich darüber zusammen mit uns freuen
werden.“57
und weiterhin sagt Lenin:
„Unsere Sache geht vorwärts – allem zum Trotz, und die Arbeiterpartei formiert sich als
REVOLUTIONÄRE sozialdemokratische Partei gegen die liberalen Renegaten, die Liquidatoren.
Unser Tag wird kommen.“58
Auch Genosse Stalin maß diesem Parteitag große Bedeutung zu:
„Diese Konferenz hatte größte Bedeutung in der Geschichte unserer Partei, denn sie zog den
Trennungsstrich zwischen Bolschewiki und Menschewiki und vereinigte die bolschewistischen
Organisationen im ganzen Lande zur einheitlichen bolschewistischen Partei.“59
Als einzige Partei der II. Internationale war die SDAPR (B) nun frei von revisionistischen und
opportunistischen Einflüssen. Dadurch wurde sie gleichzeitig auch zur revolutionärsten
Arbeiterpartei der Welt und stellte somit ein Vorbild für die anderen Parteien der Internationale dar.
Von dieser Parteikonferenz an kann man die SDAPR (B) als Partei von neuem Typus mit
Leninschen Prinzipien ansehen. Wäre diese Konferenz also anders verlaufen hätte es die
Oktoberrevolution vermutlich nie gegeben. Somit stellt die Prager Konferenz einen entscheidenden
Wendepunkt in der Geschichte der Partei und des ganzen Landes dar.
55
56
57
58
59
Siehe 11.
Siehe 6.
Lenin, W.I.: Werke, Band 29, Berlin 1961, S. 19.
Pospelow, P.N.: W.I. Lenin Biographie, 4. Auflage, Moskau 1967, S. 254.
Stenographisches Protokoll des XV. Parteitages des KPdSU (B), S. 361-362.
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In den folgenden Jahren bestätigten sich die Vermutungen der Bolschewiki, die Trotzkisten und
Menschewiki hatten sich offensichtlich getäuscht: In den Jahren 1912-1914 hatten die Massen
wieder ein erhöhtes revolutionäres Bewusstsein und den Wunsch die Zarenherrschaft zu beenden.
Die Bolschewiki hatten sich auf diesen Aufschwung vorbereitet und der Terror der Regierung
verlor zusehends an Schrecken. Diese Stimmung unter der Bevölkerung und insbesondere unter den
Arbeitern verdeutlichte sich erneut an den Streiks, bereits im Jahr 1911 beteiligten sich wieder
100 000 Proletarier an Arbeitsniederlegungen.60
Daraufhin kam es am 4. April 1912 zu einem furchtbaren Massaker der zaristischen Unterdrücker:
500 Arbeiter im sibirischen Lena, welche lediglich einen friedlichen Streik durchführten, wurden
durch die Truppen des Zaren exekutiert. Dieses brutale Verbrechen, welches von den englischen
Kapitalisten in Auftrag gegeben wurde, die die dortigen Goldminen besaßen, verfehlte aber sein
Ziel (die Einschüchterung der Massenbewegung) und bewirkte eigentlich das genaue Gegenteil, das
Erstarken der revolutionären Bewegung in Petersburg, Moskau und anderen Städten und Gebieten
des Landes, Schätzungen zu Folge beteiligten sich 300 000 Arbeiter an den Protesten.
Genosse Stalin kommentierte die Ereignisse von damals folgendermaßen:
„Die Schüsse an der Lena haben das Eis des Schweigens gebrochen, und – der Strom der
Volksbewegung ist in Gang gekommen! …
Alles, was es Böses und Unheilvolles im gegenwärtigen Regime gab, alles, woran das vielgeprüfte
Rußland dahinkrankte -all das hat sich in der einen Tatsache, in den Ereignissen an der Lena
zusammengeballt. Das ist der Grund, warum gerade die Schüsse an der Lena zum Signal für Streiks
und Demonstrationen wurden.“61
Die Revolution schritt unaufhaltsam voran, so beteiligten sich 400 000 Arbeiter an den Streiks zum
1. Mai unter Führung der bolschewistischen Partei. Mit der Forderung nach der Enteignung der
Kulaken sollten nicht nur die Arbeiter, sondern auch die einfachen Bauern für die Sache der
Revolution gewonnen werden. Die opportunistischen und verräterischen Kräfte, also die
Liquidatoren und Trotzkisten, fielen der Revolution in dieser Situation jedoch regelrecht in den
Rücken. Statt den Streiks wollten sie den Arbeitern nämlich eine Petition vorlegen, in welcher diese
besser Löhne und demokratische Rechte forderten, um diese dann der Duma vorzulegen in dem
geradezu lächerlichen Glauben, dass das Parlament etwas für die Arbeiter tun würde. Dieser
Versuch scheiterte aber kläglich. Während die Bolschewiki hunderttausende Arbeiter mobilisierten,
konnten die Opportunisten gerade mal 1300 Unterschriften sammeln.62
Lenin befand sich in dieser Zeit noch immer im Exil, er musste Russland nach der Revolution von
1905 verlassen. Dennoch unterstützte er die Revolution aus der Ferne, gab wichtige Ratschläge und
schrieb flammende Artikel.63 Am 5. Mai des Jahres 1912 erschien auf Weisung des Genossen Lenin
und auf Initiative von Genosse Stalin zum ersten Mal das revolutionäre Presseorgan „Prawda“
(=Wahrheit), was der Revolution weiteren Aufschwung verlieh und unter den Arbeitern mit
Enthusiasmus begrüßt wurde. Trotz mehrerer Verbote, Geldstrafen und Konfiskationen von
gedruckten Exemplaren konnte die „Prawda“ nicht zerschlagen werden. Die „Prawda“ zog damals
vier Fünftel der Arbeiter auf die Seite der bolschewistischen Partei, die Menschewiki waren eine
unbedeutende Gruppe unter den Werktätigen geworden, die vor allem Beziehungen zur liberalen
Bourgeoisie pflegte.
Genosse Stalin empfand die Herausgabe der „Prawda“ sogar als entscheidenden Wendepunkt:
60 Siehe 6.
61 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S. 184.
62 Siehe 6.
63 Siehe 10.
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„Die ,Prawda` im Jahre 1912 – das war die Fundamentlegung für den Sieg des Bolschewismus im
Jahre 1917.“64
Im selben Jahr streikten bereits 725 000-1 000 000 Arbeiter im Russischen Reich, im darauf
folgenden Jahr sollten es sogar 861 000-1 272 000 Proleten gewesen sein und in der ersten Hälfte
des Jahres 1914 waren es bereits ungefähr 1 500 000 Streikende.65 Man kann also durchaus von
einer ähnlichen Situation wie im Jahr 1905 sprechen, denn die Bauern beteiligten sich nun wieder in
großem Maße an den revolutionären Aktionen gegen die Kulaken und Großgrundbesitzer. Auch in
der Armee und der Flotte kam es erneut zu Aufständen. In den Gewerkschaften hatten die
Bolschewiki eine ebenso erdrückende Mehrheit im Vergleich zu den Menschewiki.
Auch die ethnischen Minderheiten gewannen die Bolschewiki für sich, da Lenin und Stalin am
Recht der Selbstbestimmung der Nationen festhielten, während diese Frage im menschewistischen
Programm überhaupt nicht auftauchte. Unter diesen Umständen löste sich auch der
antibolschewistische und trotzkistische „Augustblock“ auf. All diese Entwicklungen waren und sind
der Beweis für die Überlegenheit des Bolschewismus (bzw. des Kommunismus) über den
Menschewismus (bzw. die moderne Sozialdemokratie).66
Im gleichen Jahr fanden auch die Wahlen zur IV. Duma statt. Diese waren für die Bolschewiki sehr
wichtig, da sie dank ihrer Stellung in den Parlamenten erfolgreich Massenagitation betreiben
konnten und somit die Revolution vorantrieben. Die bolschewistische Fraktion unterstand direkt
dem ZK und erzielte weiterhin große agitatorische Erfolge, obwohl ihre Gesetzesvorschläge von
den Rechten abgelehnt wurden. Auch diese Abgeordneten verknüpften die legale mit der illegalen
Parteiarbeit meisterhaft, so wie es eigentlich die gesamte SDAPR (B) tat.67
Unterdessen nahmen immer mehr Arbeiter an Streiks teil: Am 22. Januar streikten 250 000
Proletarier in Russland, am 1. Mai streikten über eine halbe Millionen Menschen. Bis Juli 1914
streikten im ganzen Reich insgesamt 1 425 000 Werktätige. Im Mai kam es zu einem Generalstreik
der Erdölarbeiter in Baku, als es zu ähnlichen Kundgebungen in den Petersburger Putilow-Werken
kam schlug die Polizei diese mit Gewalt nieder, daraufhin streikten bis zum 24. Juli 1914 200 000
Arbeiter in Petersburg aus Protest gegen diese Maßnahme. In manchen Städten begannen die
Arbeiter nun bereits damit Barrikaden zu errichten. Die allgemeine Situation spitze sich weiter zu,
die „Prawda“ wurde verboten und die Regierung rief teilweise den Ausnahmezustand aus.68
2.1.3 Der Erste Weltkrieg und die Auswirkungen auf Russland
In dieser aufgeheizten Situation geschah etwas Unerwartetes: am 28. Juni 1914 verübten serbische
Nationalisten ein Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und
seine Frau, was schließlich zu einer Kettenreaktion und dem Ausbruch des imperialistischen Ersten
Weltkriegs führte.69 Vielleicht war dieses Attentat unerwartet gekommen, der Krieg aber wurde von
den Bolschewiki sehr wohl erwartet, weil sie wussten, dass Raubkriege dieser Art typisch und
überlebenswichtig sind für den Kapitalismus, vor allem in seiner letzten, der imperialistischen
Periode. Die Welt war damals nämlich bereits unter den Kapitalisten aufgeteilt, zu dieser Zeit
strebten jedoch auch neu-imperialistische Länder wie Deutschland auf und wollten ihren „Platz an
der Sonne“ einnehmen, sprich: Die Kolonien sollten neu aufgeteilt werden, denn Kolonien
bedeuteten neue Märkte, neue Sklaven und neue Rohstoffquellen, also mehr Profit. Und
64
65
66
67
68
69
Alexandrow, G.F.: Josef Wissarionowitsch Stalin Kurze Lebensbeschreibung, 2. Auflage, Moskau 1947. S. 53.
Siehe 6.
Siehe 6.
Siehe 6.
Siehe 6.
Attentat von Sarajevo gibt das Kriegssignal. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21.
Jahrhunderts, Gütersloh und München 2009, S. 103.
25
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selbstverständlich war keiner der etablierten imperialistischen Mächte gewillt die eigenen Kolonien
aufzugeben. Die einzige logische Konsequenz konnte nur ein Krieg sein.70
Nicht um sonst wurde das Verhalten im Kriegsfall bei der II. Internationale von den Genossen
Lenin und Rosa Luxemburg zur Sprache gebracht. Die sozialdemokratischen Parteien Europas
waren allerdings eine Mischung von Opportunisten,Revisionisten und Marxisten (siehe SPD) und
verrieten das Proletariat meistens, nur wenige trauten sich gegen den imperialistischen Krieg zu
kämpfen, so zum Beispiel Genosse Karl Liebknecht. Diese Parteien sollten sich erst nach dem
Weltkrieg in einen revisionistischen und einen marxistischen Flügel aufspalten, bei der SDAPR war
dies schon zuvor geschehen.
Genosse Liebknecht charakterisierte diesen Krieg in seiner Begründung für die Ablehnung der
Kriegskredite im Reichstag folgendermaßen:
„[...] Dieser Krieg, den keines der beteiligten Völker selbst gewollt hat, ist nicht für die Wohlfahrt
des deutschen oder eines anderen Volkes entbrannt. Es handelt sich um einen imperialistischen
Krieg, einen Krieg um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarktes, um die politische
Beherrschung wichtiger Siedlungsgebiete für das Industrie- und Bankkapital. Es handelt sich vom
Gesichtspunkt des Wettrüstens um einen von der deutschen und österreichischen Kriegspartei
gemeinsam im Dunkel des Halbabsolutismus und der Geheimdiplomatie hervorgerufenen
Präventivkrieg.
Es handelt sich um ein bonapartistischesUnternehmen zur Demoralisierung und Zertrümmerung
der anschwellenden Arbeiterbewegung.“71
Diese Entwicklung veränderte auf einen Schlag alles. Das Deutsche Reich erklärte Russland und
seinen Verbündeten Frankreich und England den Krieg. Dieser Kriege führte zur Unterdrückung
der Revolution, in gewisser Weise rettete dieser Weltenbrand also den Zaren vorerst. Er führte auch
dazu, dass sich die Proletarier aller Länder gegenseitig ermordeten statt gegen ihren Klassenfeind,
die Kapitalisten, zu kämpfen. Dies stellte einen Bankrott der II. Internationale dar, die wie gesagt
nicht fähig war dieses Massaker zu verhindern, sondern lieber mit der jeweiligen nationalen
Bourgeoisie kooperierte und schließlich zerbrach, da die Mehrheit der Mitgliedsparteien auf
nationalistische Parolen reinfiel. Die Bourgeoisie inszenierte sich nämlich besonders gerne als
„Opfer“ der Feinde und rief zur „Verteidigung des Vaterlandes“ auf, die wahren Motive des
Krieges wurden verschleiert, so rissen die Imperialisten mit Hilfe der Opportunisten in der
Arbeiterbewegung die Welt in die Apokalypse. Die Opportunisten verfielen in eine
sozialchauvinistische Haltung indem sie auf dem Burgfrieden mit der Bourgeoisie beharrten und
nicht den Klassenkampf propagierten, sondern den Krieg gegen die Völker anderer Länder.72
In der Duma waren die Bolschewiki die Einzigen, die gegen den Krieg waren, alle anderen, die
Menschewiki mit eingeschlossen, waren für den Krieg und die angebliche
„Vaterlandsverteidigung“. Die Mehrheit der Arbeiter begriff spätestens im Schützengraben, dass
dieser Krieg für sie nur Tod und Leiden bedeuten konnte und dass die Bolschewiki recht hatten. Die
Bolschewiki waren aber auch keineswegs Anhänger der bürgerlichen Ideologie des Pazifismus, der
sich auf fromme Friedenswünsche begrenzt und unbedingte Gewaltlosigkeit fordert. „Krieg und
Krieg, das ist zweierlei“ sagte Ernst Thälmann 1923 während den Kämpfen in Hamburg und er
hatte Recht. Für die Revolution ist Gewalt unabdingbar, ohne Gewalt wird es kein Ende der Gewalt,
kein Ende der imperialistischen Kriege geben. Zu welchem Zweck man die Gewalt anwendet, ob
70 Siehe 6.
71 Liebknecht, Karl: Ablehnung der Kriegskredite durch Karl Liebknecht. In: Marx-Engels-Lenin-StalinInstitut beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.): Zur Geschichte der
Kommunistischen Partei Deutschlands. Eine Auswahl von Materialien und Dokumenten aus den Jahren 19141946, 2. Auflage, Berlin 1955, S. 10.
72 Siehe 6.
26
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sie einen revolutionären oder reaktionären Charakter hat, allein dies ist wichtig.
Zu dieser Zeit wurde Lenin verhaftet und musste schließlich erneut ins Exil in die Schweiz.73
Dort verfasste er die Schrift „Der Krieg und die russische Sozialdemokratie“, in welcher Genosse
Lenin den wahren Charakter des imperialistischen Krieges erkannte und den Arbeitern zu erläutern
versuchte. Dort schrieb er folgendes:
„Territoriale Eroberungen und Unterjochung fremder Nationen, Ruinierung der konkurrierenden
Nationen, Plünderung ihrer Reichtümer, Ablenkung der Aufmerksamkeit der werktätigen Massen
von den inneren politischen Krisen in Rußland, Deutschland, England und anderen Ländern,
Entzweiung und nationalistische Verdummung der Arbeiter und Vernichtung ihrer Vorhut, um die
revolutionäre Bewegung des Proletariats zu schwächen – das ist der einzige wirkliche Inhalt und
Sinn, die wahre Bedeutung des gegenwärtigen Krieges“74
Nachdem die SDAPR (B) den Krieg nicht verhindern konnte war das erklärte Ziel der Übergang
des Krieges in den Bürgerkrieg, also die Revolution der Arbeiter, Bauern und Soldaten.
Die Niederlage des Zarismus im imperialistischen Krieg war für sie nicht von Bedeutung, denn es
handelte sich um eine Niederlage der Bourgeoisie, also des Klassenfeindes und sie schwächte
diesen, somit war eine Revolution viel wahrscheinlicher. Eine ähnliche Entwicklung wurde auch in
den anderen am Krieg beteiligten Staaten erwartet. Dieses Manifest wurde dann in Russland
verbreitet und gewann mit foranschreitender Zeit zunehmend an Wirkung.
Doch nicht nur die Massen, auch der linke Flügel der sozialdemokratischen Parteien Europas
begann langsam aber sicher ab den Jahren 1915 und 1916 den Charakter des Krieges wirklich zu
erkennen und sich den Bolschewiki anzuschließen. Lenin plante bereits damals mit den
internationalistischen Linken den Aufbau einer anti-opportunistischen, kommunistischen III.
Internationale.
In diesen schwierigen Tagen sagte Lenin folgendes und behielt tatsächlich Recht:
„Wir dürfen uns nicht durch die jetzige Kirchhofruhe in Europa täuschen lassen. Europa ist
schwanger mit der Revolution.“75
Die Bolschewiki verstärkten weiterhin die Massenagitation in den (Rüstungs-)Betrieben und unter
den kriegsmüden Soldaten und Matrosen an der Front, die Revolutionäre lehrten die Massen, dass
nur die Revolution den Krieg beenden und die drängenden sozialen Fragen in Stadt und Land lösen
kann, dass der wahre Feind die Weltbourgeoisie ist, dass aber der Arbeiter aus Deutschland und
Österreich den Klassengenossen und Freund des russischen Proletariats darstellt:
„Niemals in der Weltgeschichte gab es eine dringendere, eine höhere, eine erhabenere Aufgabe,
deren Erfüllung unser Gemeinsames Werk sein soll. Kein Opfer ist zu groß, keine Last zu schwer,
um dieses Ziel: den Frieden unter den Völkern, zu erreichen.
Arbeiter und Arbeiterinnen! Mütter und Väter! Witwen und Waisen! Verwundete und Verkrüppelte!
Euch allen, die ihr vom Krieg und durch den Krieg leidet, rufen wir zu:
Über die Grenzen, über die rauchenden Schlachtfelder, über die zerstörten Städte und Dörfer
hinweg PROLETARIER ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH!“ 76
Die Situation der Bevölkerung in den Nationen, welche sich am Kriegsgeschehen beteiligten,
73
74
75
76
Siehe 10.
Lenin, W.I.: Werke, Band 21, Berlin 1961, S.13.
Pospelow, P.N.: W.I. Lenin Biographie, 4. Auflage, Moskau 1967, S. 311.
Pospelow, P.N.: W.I. Lenin Biographie, 4. Auflage, Moskau 1967, S. 356.
27
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verschärfte sich zunehmend, so auch in Russland. Millionen Menschen hungerten in dieser Zeit
(nach Petersburg und Moskau wurden kaum noch Lebensmittel geliefert) und waren somit
besonders anfällig für Seuchen wie die Spanische Grippe, die damals für den Tod von mehr
Menschen verantwortlich war als der Krieg. An der Front, im Westen wie im Osten, kam es auch
zum Massensterben durch die Kampfhandlungen, die russische Armee wurde in fast jeder Schlacht
von den kaiserlichen Truppen Deutschlands und den österreichisch-ungarischen Verbänden besiegt.
Die Volksmassen in ganz Europa wurden also zunehmend unzufriedener und unruhiger. In
Russland war ein gewisser Mönch und Hochstapler namens Rasputin inzwischen zu einem der
mächtigsten und einflussreichsten Männer der Reiches geworden. Er hatte Zar und Zarin in der
Hand; die Offiziere, Generäle und sogar die Zarin selber kooperierten mit den Deutschen. Diese
Umstände brachten sogar die imperialistische Bourgeoisie Russlands in Aufruhr gegen den Zaren.
Schließlich konnte sie sich wegen der Unfähigkeit des Systems nicht bereichern und verfehlte ihre
Kriegsziele andere Nationen zu unterjochen und auszubeuten.
Unter diesen Umständen wurde Rasputin ermordet und es wurden Pläne gemacht, nach denen
Nikolaus II. gestürzt und durch einen anderen Monarchen ersetzt werden sollte. Damit wollte die
Bourgeoisie das Volk beruhigen und eine Revolution seitens der unterdrückten Klassen verhindern
und gleichzeitig die Macht erobern um den Krieg weiterführen zu können.
Dabei wurden sie auch von den Regierungen Englands und Frankreichs unterstützt, denn sie hatten
ein Interesse daran ihren Kriegspartner Russland nicht durch eine Revolution „von unten“ zu
verlieren.77
Das hungernde Volk sollte der Bourgeoisie und ihrer „Palastrevolution“ jedoch zuvorkommen...
2.2 Die bürgerliche Revolution endet in der sozialistischen
Revolution
Der Januar des Jahres 1917 war geprägt von Streiks und Demonstrationen der Arbeiter in den
Großstädten des Reiches. Die Polizei trieb diese Kundgebungen mit Gewalt auseinander, das Rad
der Geschichte sollte sich jedoch nicht mehr zurückdrehen lassen. Die Menschewiki taten ebenso
ihr bestes die Arbeiter der Bourgeoisie unterzuordnen, dies gelang jedoch auch nicht, die
Bolschewiki und ihre Agitation schienen ihr Ziel erreicht zu haben. Spätestens ab Anfang März
wurden die meisten Großbetriebe bestreikt, es kam zu weiteren Massendemonstrationen der
Proletarier mit der Forderungen nach Frieden, Brot und dem Sturz der Diktatur des Zaren.78
Am 11. März 1917 begannen die ersten Versuche einen bewaffneten Aufstand durchzuführen
indem die Arbeiter die Polizei entwaffneten und sich eben diese Waffen aneigneten. Dieser Versuch
scheiterte jedoch und endete vorerst in einem Massaker. Die Revolution in ihrem Lauf konnte
dieses Verbrechen aber auch nicht anhalten. Noch am selben Tag wurde die Losung Karl
Liebknechts: „Der Feind steht im eigenen Land! Dreht um das Gewehr, Soldaten!“ von den
Soldaten der 4. Kompanie des Reservebataillons der russischen Streitkräfte in die Tat umgesetzt.
Die revolutionären Soldaten eröffneten das Feuer auf die zaristische Polizei, welche gegen die
Arbeiter vorging. Diese Aufstände wurden vom Zentralkomitee der SDAPR (B) und Genosse
Molotow (späterer Außenminister der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken), der damals
Mitglied im ZK war, begrüßt. Das erklärte Ziel war in dieser Situation der Sturz des Zarismus und
die Errichtung einer provisorischen Regierung.
Am darauffolgenden Tag, dem 12. März 1917, liefen die ersten Teile der regulären Armee auf die
Seite der Revolution über nachdem sie sich geweigert hatten auf die Arbeiter zu schießen. Innerhalb
77 Siehe 6.
78 Siehe 6.
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eines Tages folgten 60 000 weitere Soldaten diesem Vorbild.79 Auch Genosse Stalin kehrte noch am
selben Tag nach Petrograd zurück und übernahm dort auf Anordnung des Zentralkomitees eine sehr
wichtige Aufgabe, nämlich die Leitung der „Prawda“. Außerdem leitete er dort gemeinsam mit
Molotow das ZK.80 Die Revolutionäre gingen nun dazu über die zaristischen Beamten und Minister
zu verhaften, während sie die politischen Gefangenen aus der Haft befreiten. Die Revolution
verbreitete sich nun im ganzen Land. Im Unterschied zur Revolution von 1905 standen die Soldaten
nun auf der Seite der Revolution, was zu ihrem Sieg beitrug.
Die bürgerlich-demokratische Februarrevolution (beziehungsweise Märzrevolution) hatte den Sieg
davon getragen. Die Herrschaft des Zaren und die jahrhundertelange Dynastie der Romanows
wurde gestürzt und die Menschen hatten nun demokratische Rechte. Dieser Sieg ist damit zu
erklären, dass das Proletariat die führende Rolle bei der Revolution übernommen hat. Nun hätten
sich die Bolschewiki damit zufrieden geben können. Sie hätten in der bürgerlichen Demokratie auf
Wahlerfolge spekulieren können. Aber sie hielten fest an ihrer Taktik des Übergangs von der
bürgerlichen in die proletarische Revolution. Sie blieben der Revolution treu und waren nicht
opportunistisch, obwohl die Partei jetzt legalisiert wurde und sie diesen Weg hätten gehen können.
Hier kommt der unbedingte Wille zur Revolution ins Spiel, den die Bolschewiki, allen voran aber
Lenin und Stalin, hatten. Kemal Okuyan erklärt das folgendermaßen:
„Die Bolschewiki hatten eine neue Regierung vor sich, die Freiheiten versprach, Demokratie
versprach, aber sie hatte einen bourgeoisen Charakter, die Menschewiki waren auch an ihr
beteiligt. Eine Tatsache war jedoch nicht zu leugnen: Eine Revolution stand im Raum, die den
Revolutionären zu Kopf steigen konnte, sie hatten schließlich Jahre lang die Unterdrückung durch
die Polizei, die Folter, die Illegalität miterlebt. Sie hätten sich in dieser Situation entspannen
können, weil sie doch von nun an unter besseren Bedingungen arbeiten konnten. Aber Lenin lehnte
dies ab. Er hat gesagt, dass die Februar- beziehungsweise Märzrevolution unzureichend ist. Er hat
nicht gesagt, sie ist unzureichend aber dennoch akzeptabel, nein, er hat sie zurückgewiesen. Er hat
auch nicht gesagt, dass man sich an den Prozessen beteiligen soll, er ist entschieden gegen sie
aufgetreten. Dies ist ein außergewöhnlicher Wille, eine außergewöhnliche Entschlossenheit. Ohne
Lenin wären die Bolschewiki nicht zu dieser Haltung gekommen. Die Entscheidung sich nicht an
der provisorischen Regierung zu beteiligen kam ja auch auf diese Weise zustande.“81
Nun entstanden überall im Reich Sowjets (=Räte) der Arbeiter und Soldaten, in denen die Macht
von den Werktätigen ausging. Das erste Ziel der Räte war die Wiederherstellung des Friedens. Die
Bolschewiki kämpften damals auf der Straße, während die Menschewiki und Sozialrevolutionäre
versuchten die Sowjets für sich zu vereinnahmen. Dass dies in manchen Städten gelang ist auch auf
die Abwesenheit Lenins zurückzuführen.
Außerdem bildeten die Sozialrevolutionäre und Menschewiki gemeinsam mit den alten
Monarchisten und Reaktionären eine gemeinsame provisorische Regierung mit dem Fürsten von
Lwow, einem alten Vertrauten von Nikolaus II., an der Spitze. Weiterhin an der Regierung beteiligt
waren der Kadett Miljukow, Gutschkow von den Oktobristen, Kerenski als Vertreter der
Sozialrevolutionäre und andere Büttel des Kapitals. Die einzige Forderung der Opportunisten war
die Einberufung einer konstituierenden Versammlung. Im Gegenzug versprachen sie der
bourgeoisen Regierung, an der ja auch sie beteiligt waren, unbedingten Gehorsam in Fragen von
Krieg und Frieden sowie der Frage nach den Eigentumsverhältnissen. Außerdem wurde vereinbart,
dass die Menschewiki und Sozialrevolutionäre, die an der Spitze der Sowjets standen, in den Räten
die Akzeptanz der provisorischen Regierung durchsetzten. Dies ist ein eindeutiger Beweis dafür,
dass die Opportunisten eine Partei sind, die nicht die Interessen des Proletariats, sondern des
79 Siehe 6.
80 Siehe 11.
81 Siehe 13.
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Bürgertums verfolgt.82
Noch leisteten die Sowjets keinen Widerstand gegen den Verrat der Menschewiki und
Sozialrevolutionäre, da sie unter ihrem Einfluss standen und die ganze Tragweite des Verrats noch
nicht erkannt hatten, schließlich hatten die meisten Delegierten noch keine Erfahrung im Regieren.
Außerdem waren dort auch viele Menschen vertreten, die vor dem Krieg im Kleinbürgertum
beheimatet waren und somit noch nicht die proletarische Denkweise hatten. Dabei ist das
Wahlsystem, welches von Kerenski durchgesetzt wurde, auch erwähnenswert, denn diesem System
zu Folge entsandte jeder Betrieb, unabhängig von seiner Größe, einen Deputierten in den jeweiligen
Sowjet. Dies führte dazu, dass viele kleinbürgerliche Personen aus winzigen Betrieben als Vertreter
in die Sowjets kamen und die großen Industriebetriebe mit klassenbewussten Arbeitern aber ebenso
nur einen Delegierten in den Sowjet entsandten.83 Dennoch blieben die Sowjets ein Machtfaktor und
stellten die Diktatur des Proletariats dar. Genosse Stalin sagte damals folgendes:
„Diese Sowjets zu festigen, sie überall ins Leben zu rufen, sie untereinander zu verbinden, mit dem
zentralen Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten, als Organ der revolutionären Macht des
Volkes, an der Spitze-in dieser Richtung müssen die revolutionären Sozialdemokraten arbeiten.“84
Demgegenüber stand die bürgerliche provisorische Regierung, es entstand also eine seltsame
Konstellation, eine Doppelherrschaft. Unter dieser Doppelherrschaft versteht man eine Mischung
aus der Diktatur des Proletariats und der Diktatur der Monopole, Großgrundbesitzer und der
Bourgeoisie. Dass dies nicht so bleiben konnte war auch klar, alles würde früher oder später auf
einen Machtkampf hinauslaufen.85
Deswegen begannen die Bolschewiki erneut mit Agitation und Überzeugungsarbeit unter den
Arbeitern in den Betrieben um sie über den wahren Charakter der Menschewiki und
Sozialrevolutionäre zu informieren. Auch die „Prawda“ unter der Führung des Genossen Stalin
spielte eine große Rolle dabei die Massen darüber aufzuklären, dass nur die Sowjets in der Lage
sind die gegenwärtigen Probleme Russlands zu bewältigen, das heißt Frieden zu schaffen, den
verarmten Bauern Land zu geben und die Not der Arbeiter zu lindern.
Die Täuschungsversuche der provisorischen Regierung nahmen nun interessante Ausmaße an. So
wurden die Soldaten sogar dazu aufgerufen ihre Waffen erneut abzugeben und sich wieder den alten
zaristischen Offizieren unterzuordnen. Es gab auch Verhandlungen mit den Romanows über die
Einsetzung des Bruders von Nikolaus II. als Zaren, was die Arbeiter vehement ablehnten. Die
Bolschewiki aber wussten, dass die Bewaffnung der Arbeiter und Soldaten eine zentrale Rolle
spielen und deshalb wurden bereits nach kurzer Zeit Arbeitermilizen gegründet, die die
Konterrevolution in ihre Grenzen weisen sollten. Sie kontrollierten die Schlüsselstellen in den
Städten und gründeten eine Ernährungskommission um das Hungerproblem zu lösen. Selbst in
dieser Situation, in der die Arbeiterklasse die Macht in der Hand hatte, entschieden sich die
Menschewiki und die Sozialrevolutionäre dafür lieber mit der Bourgeoisie als mit dem Proletariat
zusammen zu arbeiten. Die bolschewistischen Deputierten in den Sowjets lehnten indessen den
Vorschlag der Opportunisten ab die bürgerliche Regierung anzuerkennen, sie forderten die
Errichtung einer revolutionären provisorischen Regierung. Die Mehrheit der kleinbürgerlichen
Deputierten nahm aber den Vorschlag der Opportunisten an.86
Allmählich dämmerte den Proletariern aber, dass diese Regierung gegen den Frieden ist, weil nach
wie vor die Kapitalisten die Macht hatten und ihre verbrecherischen Ziele durchsetzen wollten.
Auch Land würde die Regierung den kleinen Bauern nie geben, da dies bedeuten würde, dass die
82 Trukan, G.A.: Erstes Teil – Auf dem Weg zur sozialistischen Revolution. In: Sobolew, P.N. / Gimpelson, J.G. /
Trukan, G. A. (Hrsg.): Illustrierte Geschichte der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, Berlin 1972, S. 17-121.
83 Siehe 82.
84 Stalin, J.W.: Werke, Band 3, Berlin 1951, S. 2.
85 Siehe 6.
86 Siehe 82.
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Großgrundbesitzer Land abgeben müssten und diese Regierung vertrat ausschließlich die Interessen
dieser Ausbeuter. Genauso wenig konnte diese Regierung das Hungerproblem lösen, da man den
Kulaken, Spekulanten und Großhändlern Getreide wegnehmen müsste um es den Volksmassen zu
geben und einige Regierungsmitglieder würden damit gegen ihre eigenen kapitalistischen Interessen
verstoßen.87
Genosse Lenin erklärte diese Zusammenhänge den Arbeitern in seinen „Briefen aus der Ferne“:
„Die Regierung der Oktobristen und Kadetten, der Gutschkow und Miljukow, kann, selbst wenn sie
das aufrichtig wollte (an die Aufrichtigkeit von Gutschkow und Lwow können nur Kinder glauben),
dem Volk weder Frieden noch Brot, noch Freiheit geben.
Frieden kann sie nicht geben, weil sie eine Regierung des Krieges ist, eine Regierung der
Fortsetzung des imperialistischen Gemetzels, eine Regierung des Raubes, die Armenien, Galizien
und die Türkei ausplündern, Konstantinopel an sich reißen, Polen, Kurland, Litauen usw.
wiedererobern will.
Diese Regierung ist durch das englisch-französische imperialistische Kapital an Händen und
Füßen gebunden. Das russische Kapital ist eine Filiale der internationalen „Firma", die mit
Hunderten Milliarden Rubel operiert und „England und Frankreich" heißt. Brot kann sie nicht
geben, weil sie eine bürgerliche Regierung ist. Im besten Fall wird sie dem Volk, nach dem Vorbild
Deutschlands, einen „genial organisierten Hunger" bringen. Das Volk aber wird sich mit Hunger
nicht abfinden wollen.
Das Volk wird erfahren und sicher bald erfahren, daß Brot vorhanden ist und beschafft werden
kann, aber nur durch Maßnahmen, die nicht haltmachen vor der Heiligkeit des Kapitals und des
Grundbesitzes. Freiheit kann sie nicht geben, weil sie eine Regierung der Gutsbesitzer und
Kapitalisten ist, die Angst vor dem Volk hat und bereits begonnen hat, mit der Dynastie Romanow
Übereinkommen zu treffen.“88
Lenin behielt Recht: Auch diese Regierung fing an Demonstrationen der Arbeiter gegen die oben
genannten Fehlentwicklungen gewaltsam niederzuschlagen, aber die Massen ließen sich nicht
einschüchtern. Die von ihnen erkämpften demokratischen Rechte wollten sie sich nicht wieder
nehmen lassen.
Nachdem die Partei wieder in der Legalität arbeiten konnte, offenbarten sich
Meinungsverschiedenheiten. Die Rechten, wie beispielsweise Kamenew, verteidigten den
imperialistischen Krieg und die Taktik der Menschewiki, während Genosse Stalin sie dafür scharf
kritisierte und sagte, dass der Krieg, obwohl er zu diesem Zeitpunkt von einer bürgerlichen statt
einer absolutistisch-monarchistischen Regierung geführt wurde, dennoch den selben Charakter wie
zuvor hatte, er blieb ein imperialistischer Raubkrieg und war nicht etwa eine
„Verteidigungsmaßnahme“. Der Kampf für den Frieden blieb also weiterhin Bestandteil der
bolschewistischen Politik.89
Aber selbst ein hervorragender Genosse wie Stalin konnte zu dieser Zeit die Rolle Lenins nicht
ausfüllen. Er selber wartete ungeduldig auf die Gelegenheit einzureisen, was allerdings durch die
bürgerlichen Unterdrücker erschwert wurde. Aus der Ferne richtete er folgende Worte an die
Arbeiter und forderte sie zum Sturz der bürgerlichen Regierung auf:
„Arbeiter! Ihr habt im Bürgerkrieg gegen den Zarismus Wunder an proletarischem Heldentum, an
Volksheldentum vollbracht. Ihr müßt Wunder an Organisation des Proletariats und des gesamten
87 Siehe 6.
88 Lenin, W.I.: Werke, Band 23, Berlin 1964, S.320-321.
89 Siehe 11.
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Volkes vollbringen, um euren Sieg in der zweiten Etappe der Revolution vorzubereiten.“ 90
Schließlich trat die von den fortschrittlichen Proletariern lang ersehnte Ankunft Lenins in Russland
am 3. April des Jahres 1917 ein. Begrüßt wurde Genosse Lenin von einer Arbeiterdelegation unter
der Führung des Genossen Stalin. Lenins Rückkehr nach Russland gelang aber nur, weil die
deutsche Regierung, die imperialistisch und ebenso monarchistisch war wie die des Zaren, dies
genehmigte. Seither ranken sich die wildesten antikommunistischen Verschwörungstheorien in den
bürgerlichen Medien um diese Erlaubnis. Von der ZEIT wird Lenin sogar als „deutscher Agent“
bezeichnet. Angeblich wurde er vom deutschen Kaiser damit beauftragt eine Revolution in
Russland durchzuführen um dann Russland einen Frieden mir schlechten Bedingungen
aufzuzwingen.91 Aber Lenin war ein vorausschauendes Genie und konnte bereits erahnen, dass man
solch einen Versuch der Verleumdung unternehmen würde. Aus diesem Grund setze er gemeinsam
mit anderen Sozialdemokraten eine Erklärung auf, die seine Handlungen rechtfertigte. In dieser
Erklärung, welche von Genossen verschiedener Nationalitäten unterzeichnet wurde, heißt es:
„Wir, die unterzeichneten Internationalisten Frankreichs, der Schweiz, Polens und Deutschlands
sind der Meinung, daß unsere russischen Gesinnungsgenossen nicht nur das Recht, sondern die
Pflicht haben, die ihnen gebotene Gelegenheit zur Durchreise nach Rußland zu benutzen.“92
Damit unterstrichen diese Genossen die Dringlichkeit der Situation und die Anwesenheit Lenins
war dabei entscheidend. Falls eine Vereinbarung dieser Art wirklich getroffen worden wäre hätten
die anderen Genossen dem wohl kaum zugestimmt.
Es ist auch anzuzweifeln ob der deutsche Kaiser wirklich eine Revolution unterstützt hätte, die
seinem eigenen Volk zum Vorbild wurde und letztlich zu seinem eigenen Fall führte. Natürlich
kamen auch Vorwürfe von russischen Nationalisten, Lenin würde mit dem „Feind“ paktieren.
Erstens war es kein Pakt, sondern eine Durchreiseerlaubnis. Und zweitens zog Lenin natürlich das
imperialistische Russland nicht dem imperialistischen Deutschland vor, warum auch? Das wäre
vom Standpunkt des proletarischen Internationalismus nicht zu vertreten. Lenin wollte die
Revolution vorantreiben und ob eine seiner Handlungen dem imperialistischen Russland nutzte oder
nicht war unwichtig.93 Lenin handelte vollkommen richtig und tat das Beste für den Sozialismus.
Der Bourgeoisie ist dies natürlich zuwider. So entstehen antikommunistische Lügen, Verzerrungen
der Wahrheit und Verleumdungen nur um den Sozialismus in den Augen der Arbeiter zu
diskreditieren, wie dies an diesem Beispiel aufgezeigt wurde. Noch größer sind diese Lügen im
Zusammenhang mit den großen Namen von Genossen wie Josef Stalin oder Mao Zedong, da sie
den sozialistischen Kurs konsequent verfolgten. Aber dieses Thema verdient eine eigene GFS.
Nun aber zurück zu den Ereignissen nach der Ankunft von Genosse Lenin in Petersburg. Lenin
überblickte die Situation augenblicklich und stellte dementsprechend auch die sogenannten
„Aprilthesen“ auf.94 Allein diese schnelle Reaktion ist ein Beweis für das politische Genie des
Genossen Lenin. Ohne sein Geschick wäre der Sturz des Kapitalismus in Russland zu diesem
Zeitpunkt unmöglich gewesen, da er nach dem Sturz des Zarismus die Ziele der Partei der
allgemeinen Situation anpasste. Konkret bedeutete das den Übergang von der bürgerlichdemokratischen Revolution zur proletarisch-sozialistischen Revolution vorzubereiten. Dabei
spielten natürlich auch die Erfahrungen der gescheiterten Revolution von 1905 eine große Rolle,
obwohl die Grundkonzeption nach wie vor gleich blieb. Lenin begriff nämlich, dass sich unter der
einfachen Losung vom Übergang von der bürgerlichen zur sozialistischen Revolution nicht jeder
90 Lenin, W.I.: Werke, Band 23, Berlin 1964, S. 321.
91 Lenin deutscher Agent, http://www.zeit.de/1956/16/lenin-deutscher-agent/komplettansicht (Abgerufen am
06.04.2016)
92 Pospelow, P.N.: W.I. Lenin Biographie, 4. Auflage, Moskau 1967, S. 374.
93 Siehe 10.
94 Siehe 6.
32
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etwas vorstellen konnte. Also formulierte er Ziele der proletarischen Partei wie beispielsweise die
Enteignung der Großgrundbesitzer, die Verstaatlichung von Konzernen und Banken sowie die
Errichtung der Diktatur des Proletariats in Form der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten,
was eine wichtige Erweiterung des Marxismus darstellte, da man zuvor davon ausgegangen war,
dass auch im Sozialismus die Macht von Parlamenten im bürgerlichen Sinne ausgeht.95 Tatsächlich
gelang es der Partei die Massen durch dieses Programm stärker an sich zu binden als zuvor, da diese
Thesen die wichtigsten Forderungen der Arbeiterklasse und der verarmten und mittleren
Bauernschaft zum Ausdruck brachten.96 97
Diesen Forderungen standen eigentlich alle Parteien, auch die Sozialrevolutionäre und
Menschewiki, gegenüber. Diese vertraten nämlich die Ansicht, dass zuerst der bürgerliche Staat für
lange Zeit aufrechterhalten werden muss um nach einer langen, unbestimmten Zeit den Sozialismus
zu errichten. Hierbei handelt es sich also ganz offensichtlich um eine der vulgärsten Formen des
Opportunismus.98
Aber eben diese Opportunisten und Verräter hatten zu dieser Zeit auch noch die Mehrheit der
Sowjets unter ihrer Kontrolle. Aufgrund ihrer Haltung waren sie jedoch nicht dazu fähig auch nur
eines der Probleme des Landes zu lösen, weil sie dem Charakter nach auch bourgeoise Parteien
waren, die nicht die Arbeiterklasse sondern die Kapitalisten und ihre Interessen verteidigten. Für die
Volksmassen bedeutete das, dass es mit dem Brudermord an den Arbeitern anderer Länder
weiterging, dass sie weiterhin hungern mussten und unterdrückt wurden, dass ihre Kinder nach wie
vor keine Perspektive hatten. Deshalb wussten die Bolschewiki ganz genau, dass die Arbeiter gegen
diese Verräter in den Sowjets vorgehen werden würden sobald sie sie durchschaut haben.
So stellten die Genossen Lenin und Stalin die Frage richtig als sie folgende Losung an die
Parteikader in den Sowjets ausgaben:
„Aufklärung der Massen darüber, daß die Sowjets der Arbeiterdeputierten die einzig mögliche
Form der revolutionären Regierung sind, und daß daher unsere Aufgabe, solange sich diese
Regierung von der Bourgeoisie beeinflussen läßt, nur in geduldiger, systematischer, beharrlicher,
besonders den praktischen Bedürfnissen der Massen angepaßter Aufklärung über die Fehler ihrer
Taktiken bestehen kann. Solange wir in der Minderheit sind, leisten wir die Arbeit der Kritik und
Klarstellung der Fehler, wobei wir gleichzeitig die Notwendigkeit des Übergangs der Gesamten
Staatsmacht an die Sowjets der Arbeiterdeputierten propagieren...“99
Die Bolschewiki waren also gegen die provisorische Regierung der Kapitalisten, sie hatten zu der
Zeit aber noch nicht die Mehrheit der Sowjets geschweige denn der Bevölkerung hinter sich. Um
diese Zustimmung zu gewinnen sollten die Massen über die wahren Ziele der provisorischen
Regierung und der Revisionisten aufgeklärt werden, die zwar revolutionär in Worten aber
konterrevolutionär in Taten waren, um dann im richtigen Zeitpunkt die Volksmassen für die
sozialistische Revolution mobilisieren zu können, da es ja bekanntlich „keine Revolution ohne oder
gegen die Massen“100 geben kann, wie im Parteiprogramm der MLPD (Marxistisch-Leninistische
Partei Deutschlands) richtigerweise festgehalten wird. Eine weitere Forderungen des Genossen
Lenin in seinen Thesen war zum Beispiel die Umbenennung der Partei. Der Begriff
„Sozialdemokratie“ sollte aus dem Namen der bolschewistischen Partei verschwinden, da er in
Verbindung mit den opportunistischen Parteien der II. Internationale gebracht wurde und es war ein
95 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947.
96 Siehe 6.
97 Siehe 95.
98 Siehe 10.
99 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S. 232.
100Zentralkomitee der MLPD: Programm der MLPD, Kapitel H, Essen 2000, S. 91.
33
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erklärtes Ziel der Bolschewiki sich von ihnen eindeutig abzugrenzen. Statt dessen sollte die SDAPR
(B) in „Kommunistische Partei (Russlands)“ umbenannt werden. Und da die Spaltung in
Sozialdemokraten und Kommunisten nach dem Ersten Weltkrieg nicht nur auf Russland begrenzt
war, sondern auch auf andere Länder wie Deutschland übergriff konkretisierten sich die Pläne
Lenins zur Gründung einer III., einer Kommunistischen Internationale.101
Natürlich hatten diese Thesen einen wütenden Aufschrei der Menschewiki, Sozialrevolutionäre und
der Rechten in der Partei wie Kamenew. Pjatakow und Rykow zur Folge. Plechanow spottete sogar
über Lenin und unterstellte ihm eine „Fieberphantasie“. Genosse Stalin verteidigte die Leninschen
Thesen konsequent gegen diese Opportunisten.102
Die offen konterrevolutionären Kräfte forderten sogar das Lynchen von Lenin, was ein eindeutiger
Beweis für die revolutionäre Botschaft war, welche von den Kapitalisten so sehr gefürchtet wurde,
dass sie an einen Mord an Genosse Lenin dachten.103
Aber die Aprilthesen wurden dennoch von der Mehrheit der Bolschewiki schließlich befürwortet
und zur Richtlinie für das weitere Vorgehen der Partei. Indessen versicherte ein Minister der
provisorischen Regierung den Verbündeten Russlands, dass das Volk den Krieg bis zum Ende
weiterführen werde, obwohl das Volk unter den Kriegszuständen litt, Millionen Söhne und Väter
bereits gefallen waren und die Volksmassen den Frieden befürworteten. Die Regierung offenbarte
nun ihren volksfeindlichen Charakter - nicht die Interessen des Volkes sondern allein die der
russischen und internationalen Monopole waren Richtschnur für die Entscheidungen dieser
Regierung. Von einer „Demokratie“ konnte beim besten Willen nicht die Rede sein, weil der Wille
der Mehrheit des Volkes zu Gunsten der Monopole und Imperialisten missachtet wurde. Lenin sagte
nicht umsonst:
„Die Demokratie kommt am stärksten in der Grundfrage Krieg und Frieden zum Ausdruck“104.
Die proletarischen Massen waren empört über diesen Verrat der Regierung, in die sie ja zuvor große
Hoffnungen gesetzt hatten.
Die Bolschewiki mobilisierten einige Tage nachdem dies bekannt geworden war die Volksmassen
zu einer Demonstration gegen den imperialistischen Raubkrieg durch massive Agitation und
Propaganda in den Betrieben und Kasernen.105 Das Ergebnis waren Demonstrationen mit einer
Beteiligung von bis zu 100 000 Personen Anfang Mai 1917. Diese Massenbewegung war ein Dorn
im Fleisch der bourgeoisen Regierung und erzreaktionäre Generäle wie Kornilow erteilten sogar
den Befehl die Demonstration mit Waffengewalt aufzulösen und ein Massaker unter den Arbeitern
anzurichten. Dieser Befehl wurde von den revolutionären Soldaten jedoch nicht ausgeführt.106 In
dieser Situation forderten ultralinke Abweichler den augenblicklichen Sturz der Regierung, dies
entsprach aber nicht der Linie der Partei und wurde deshalb abgelehnt. Die Phase der
Überzeugungsarbeit in den Sowjets, unter den Arbeitern, Bauern und Soldaten war nämlich noch
nicht abgeschlossen und die Revolution hatte noch keine wirkliche Massenbasis. Dieses übereilte
Vorgehen hätte also zur Niederlage der sozialistischen Revolution geführt und wurde nach den
Erfahrungen des Jahres 1905 zurecht abgelehnt.107
Diese Proteste stellten den Anfang vom Ende der provisorischen Regierung dar. Fortan wurde der
verarmten Bevölkerung langsam aber stetig klar, dass diese Regierung nicht ihre Interessen vertritt
und die einzige wirklich sozialistische und proletarische Partei, die Bolschewiki, erhielten
allmählich immer mehr Zulauf von den Proletariern, aber auch das Kleinbürgertum erkannte
101 Siehe 95.
102 Siehe 11.
103 Siehe 95.
104 Siehe 10.
105 Siehe 82.
106 Siehe 6.
107 Siehe 82.
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zunehmend den volksfeindlichen Charakter der provisorischen Regierung und löste sich von der
Bourgeoisie los.108 109 Unter diesem Druck traten schließlich die verantwortlichen Minister
Miljukow und Gutschkow zurück. Sie wurden durch Menschewiki und Sozialrevolutionäre wie
Zereteli und Kerenski ersetzt, es blieb jedoch bei einem ausschließlich personellen Wechsel, die
politische Linie wurde von diesen als Arbeitervertreter getarnten Bütteln des Monopolkapitals
natürlich nicht verändert. Mit dieser Regierungsbeteiligung wechselten die Menschewiki und
Sozialrevolutionäre endgültig in das Lager der Konterrevolution über.110
Im Anbetracht all dieser Ereignisse trat die Aprilkonferenz der Bolschewiki am 24.04.1917
zusammen. Lenin wiederholte dort seine Aprilthesen und gab schließlich die Losung aus: „Alle
Macht den Sowjets!“.111
Damit verdeutlichte Lenin, dass Schluss sein musste mit der Doppelherrschaft und alle Macht von
den Sowjets, also vom Proletariat, ausgehen soll. Den Ausbeutern sollte die Macht entzogen
werden, dazu mussten aber zuerst die Massen über den konterrevolutionären Charakter der
provisorischen Regierung informiert werden und deshalb letztlich zu dem Schluss kommen, dass
auch die mit der Bourgeoisie paktierenden Menschewiki und Sozialrevolutionäre, welche damals
noch die Mehrheit in den Sowjets hatten, Verräter sind und bekämpft werden müssen. So planten
die Bolschewiki die Mehrheit in den Sowjets für sich zu gewinnen und schließlich die Diktatur des
Proletariats zu errichten.
Aber es gab auch in der bolschewistischen Partei anti-leninistische Subjekte wie Kamenew,
Pjatakow, Bucharin und Rykow, die die menschewistischen Thesen verteidigten und die
opportunistische Behauptung aufstellten, dass Russland noch nicht reif wäre für den Sozialismus
und deswegen die volksfeindliche Regierung unterstützt werden müsse.112
Entsprechend den Thesen Lenins wurde auch die Agrarfrage thematisiert, die Partei setzte sich
dafür ein, dass das Land der Großgrundbesitzer den wahren Besitzer, den kleinen und mittleren
Bauern, überlassen wird. Auch Genosse Stalin trug einen großen Teil zum Erfolg dieser Konferenz
durch seinen Aufsatz zur nationalen Frage bei.113
Dabei vertrat Genosse Stalin die Meinung, dass jede Nation das Recht auf Selbstbestimmung hat,
gleichberechtigt ist und sich auch für unabhängig erklären kann (er spielte dabei auf die Nationen
innerhalb Russlands an). Bei dem Befreiungskampf der unterdrückten Völker stellten sich die
Bolschewiki auch ganz klar auf die Seite der unfreien Völker des Reichs. Die selben Verräter, die
die Ansicht vertraten, dass Russland noch nicht bereit für die sozialistische Revolution sei, lehnten
auch das Selbstbestimmungsrecht der Völker ab und vertraten eine sozialchauvinistische Haltung.
Genosse Stalin war außerdem in allen anderen Fragen der selben Meinung wie Genosse Lenin und
verteidigte seine revolutionären Thesen konsequent gegen alle revisionistischen Anfeindungen der
Opportunisten.114 Infolge der Bemühungen Lenins und der Unterstützung durch Stalin wurden die
Thesen der Genossen Lenin und Stalin von der Mehrheit der Bolschewiki angenommen und die
Partei steuerte nun auf die sozialistische Revolution zu, da sie wegen ihrer Thesen in der Agrar- und
der nationalen Frage die kleinen Bauern und die ethnischen Minderheiten endgültig für sich
gewonnen hatte. Ein weiteres Ergebnis dieser Konferenz war die Konstituierung des ersten
Politischen Büros des Zentralkomitees (=Politbüro) in der Geschichte der SDAPR (B). Mitglieder
des Politbüros waren neben den Genossen Lenin und Stalin aber auch charakterlose Verräter wie
108 Siehe 6.
109 Siehe 82.
110 Siehe 6.
111 Siehe 6.
112 Siehe 95.
113 Siehe 6.
114 Siehe 11.
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Kamenew, Trotzki, Krestinski, Bubnow und Sokolnikow.115 116
Entsprechend den Beschlüssen der Aprilkonferenz begannen die Bolschewiki nun eine massive
Welle der Agitation und der Propaganda unter der Bevölkerung und den Sowjets zu entfachen. Das
Ziel war die Isolierung der Menschewiki und Sozialrevolutionäre und die Schaffung eines
revolutionären Bewusstseins bei den Volksmassen. Außer in den Sowjets fuhren die Bolschwiki
auch in den Gewerkschaften, Betriebsräten und Kasernen diese Linie. Bei den Neuwahlen der
Sowjets eroberten die Bolschewiki nun in einigen Städten die Mehrheit von den Opportunisten.
Im Juni 1917 kam schließlich der I. Allrussische Sowjetkongress zusammen, bei dem die
Menschewiki und Sozialrevolutionäre noch eindeutig mehr Delegierte hatte. Die bolschewistische
Minderheit aber hielt an ihrer Taktik der geduldigen Überzeugungsarbeit auch auf dem
Sowjetkongress fest und deckte beharrlich den wahren Charakter des imperialistischen Krieges und
den Verrat durch die Opportunisten auf. Sie sagten offen, dass nur die Sowjetmacht die Probleme
Russlands zu lösen vermag und die herrschende Klasse nur am Maximalprofit und somit an der
Ausbeutung von Arbeitern und Bauern interessiert ist.117
Zur selben Zeit kam es zu einer überdimensionalen bolschewistischen Demonstration in Petersburg
mit ungefähr 400 000-500 000 Teilnehmern und Forderungen wie „Nieder mit dem Krieg!“ oder
„Alle Macht den Sowjets!“. Zuvor hatten die Menschewiki und Sozialrevolutionäre vergeblich
versucht diese Kundgebung zu konterrevolutionären und anti-bolschewistischen Zwecken zu
missbrauchen, dieser Versuch scheiterte aber dank der Aufklärung des Genossen Stalin in der
„Prawda“ über die Absichten dieser Verräter.118
Die Regierung stand jetzt mit dem Rücken zur Wand, die eigene Bevölkerung wandte sich
zunehmend gegen den Raubkrieg, der noch immer auf Befehl Englands und Frankreichs geführt
wurde. Da entschloss sich die Bourgeoisie zu einem riskanten taktischen Manöver um die Lage an
der Front, vor allem aber die innenpolitische Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die
provisorische Regierung wollte nämlich eine Großoffensive veranlassen und war sich dabei
ziemlich sicher, dass diese scheitern würde. In diesem Fall sollte die Schuld für die Niederlage den
Bolschewiki zugeschoben werden, angeblich würden sie die Kampfmoral der Soldaten zersetzen.
Bei dem unwahrscheinlichen Fall eines Sieges hatte die Regierung vor die Gunst der Stunde zu
nutzen um sich den Sowjets und den Bolschewiki zu entledigen. Die Truppen waren also lediglich
Schachfiguren in einem menschenverachtenden Spiel der blutrünstigen Ausbeuterklasse.
Die Offensive jedoch scheiterte kläglich, ganz so wie es alle erwartet hatten.119
Der Befehl zur erneuten Offensive überzugehen und die Niederlage lösten einen Sturm der
Empörung aus. Schließlich machen nationalistische Parolen und Krieg nicht satt, im Gegenteil, sie
verschlimmern das Leid. So heißt es im Text des „Einheitsfrontliedes“ von Bertolt Brecht:
„Und weil der Mensch ein Mensch ist,
drum braucht er auch noch Kleider und Schuh'.
Es macht ihn ein Geschwätz nicht warm
und auch kein Trommeln dazu.“120
Jetzt hatten auch die letzten begriffen, dass diese Regierung, die doch Frieden und Brot versprochen
hatte, eine volksfeindliche Regierung ist und die Menschewiki und Sozialrevolutionäre, welche
damals noch mehrheitlich die Sowjets kontrollierten, ebenso wie die bürgerlichen Parteien Büttel
des Kapitals sind.
115 Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion: https://de.wikipedia.org/wiki/Politb
%C3%BCro_der_Kommunistischen_Partei_der_Sowjetunion (abgerufen am 16.04.2016).
116 Siehe 11.
117 Siehe 6.
118 Siehe 82.
119 Siehe 6.
120 Einheitsfrontlied, http://www.erinnerungsort.de/einheitsfrontlied-_112.html (Abgerufen am 17.04.2016).
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In Petersburg kam es in diesem Zusammenhang zu einer großen Demonstration der Arbeiter, die
den Sturz der bürgerlichen Regierung und die Errichtung einer Sowjetregierung forderten. Die Wut
der Arbeiter ging sogar soweit, dass sie einen bewaffneten Aufstand beginnen wollten. Die
Bolschewiki waren sich aber im Klaren, dass die revolutionäre Situation noch nicht herangereift
war und ein Aufstand zu dieser Zeit zur Niederlage der Revolution geführt hätte. Also verliehen sie
dem Protest an diesem 17. Juli einen friedlichen Charakter und marschierten gemeinsam mit
hunderttausenden Proletariern zum Petrograder Sowjet sowie zum Allrussischen
Zentralexekutivkomitee um dort zu fordern, dass die Sowjets endlich die Initiative übernehmen,
sprich die Macht ergreifen und Frieden schaffen indem sie endgültig mit der Bourgeoisie brechen.121
Die reaktionäre Regierung, der auch Menschewiki und Sozialrevolutionäre angehörten, richtete aber
trotz des friedlichen Charakters der Demonstration ein Massaker an indem sie anordnete in die
Menge zu schießen. Damit stellte sie ein weiteres Mal ihr antidemokratisches Wesen unter
Beweis.122 Nach diesem Verbrechen folgten zahlreiche weitere Vergehen, die auf die Reaktion
zurückzuführen sind: Die Redaktion der durch die Regierung verbotenen „Prawda“ wurde
angegriffen und verwüstet, Personen, die diese Zeitung verkauften wurden auf offener Straße
erschossen.
Hinzu kam, dass die Roten Garden entwaffnet wurden und die revolutionären Soldaten Petrograds
Himmelsfahrtkommandos an der Front zugeteilt wurden. Zudem wurden viele Revolutionäre
verhaftet, auch Lenin drohte dieses Schicksal. Andere Funktionäre der bolschewistischen Partei
waren zu der Zeit bereits verhaftet worden. Die Anklagepunkte waren fingiert (Spionage für das
Deutsche Reich, also Hochverrat) und ein reines Lügengebilde der reaktionären Generäle und
Kapitalisten. Ziel der Reaktion war es Lenin und die bolschewistische Partei auszuschalten um
damit die Arbeiterklasse ihrer Avantgarde, ihrer revolutionären Partei zu berauben. Aber der
russische Dichter Nikolai Alexejewitsch Nekrassow (1821-1878)123, der sich durch seine
gesellschaftskritischen Werke zur Zarenzeit ausgezeichnet hatte, sagte zu seiner Zeit nicht umsonst:
„Nicht in des sanften Lobs Tribut,
Im wilden Haßgeheul der Wut
Erlauschen wir des Beifalls Stimme!“124
Der Hass der Bourgeoisie auf die Bolschewiki bewies also nur, dass die bolschewistische Linie
wirklich revolutionär war und deshalb von den Ausbeutern gefürchtet und unterdrückt wurde.
Mit dieser Tat waren die Menschewiki und Sozialrevolutionäre nun vollständig in das Lager der
Konterrevolution, des Imperialismus und des Verrats am Proletariat abgesunken. Allen voran
standen skrupellose Machtpolitiker und Verräter wie Zereteli und Kerenski, die unverhüllt die
Interessen der Konterrevolution teilweise intensiver verfolgten als die Bourgeoisie selber das tat.125
Aber Kurt Tucholsky schrieb nicht umsonst in seinem Gedicht „Der schlimmste Feind“:
„Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat,
das sind nicht die Soldaten;
es ist auch nicht der Rat der Stadt,
nicht Bergherrn, nicht Prälaten.
Sein schlimmster Feind steht schlau und klein
121 Siehe 6.
122 Siehe 82.
123 Nikolai Alexejewitsch Nekrassow, https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolai_Alexejewitsch_Nekrassow (Abgerufen
am
17.04.2016).
124 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 232.
125 Siehe 6.
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in seinen eignen Reihn.
Wer etwas diskutieren kann,
wer einmal Marx gelesen,
der hält sich schon für einen Mann
und für ein höheres Wesen.
Der ragt um einen Daumen klein
aus seinen eignen Reihn.
Der weiß nichts mehr von Klassenkampf
und nichts von Revolutionen;
der hat vor Streiken allen Dampf
und Furcht vor blauen Bohnen.
Der will nur in den Reichstag hinein
aus seinen eignen Reihn.
Klopft dem noch ein Regierungsrat
auf die Schulter: „Na, mein Lieber ...“,
dann vergißt er das ganze Proletariat –
das ist das schlimmste Kaliber.
Kein Gutsbesitzer ist so gemein
wie der aus den eignen Reihn.
Paßt Obacht!
Da steht euer Feind,
der euch hundertmal verraten!
Den Bonzen loben gern vereint
Nationale und Demokraten.
Freiheit? Erlösung? Gute Nacht.
Ihr seid um die Frucht eures Leidens gebracht.
Das macht: Ihr konntet euch nicht befrein
von dem Feind aus den eignen Reihn.“126
Nun waren die von den Menschewiki und Sozialrevolutionären kontrollierten Sowjets endgültig
zum Anhängsel der provisorischen Regierung geworden und stellten praktisch nicht mehr ein Organ
der Diktatur des Proletariats dar. Somit war die Doppelherrschaft von Proletariat und Bourgeoisie,
also von Sowjets und provisorischer Regierung, de facto beendet, weil das mehrheitlich
opportunistische Zentralexekutivkomitee der Sowjets es zuvor abgelehnt hatte die Macht zu
übernehmen und eben dadurch signalisiert hatte, dass es sich der provisorischen Regierung zu
unterwerfen bereit ist.127 Die Bolschewiki nahmen angesichts der objektiv bestehenden Tatsachen
die Losung „Alle Macht den Sowjets!“ für diesen Augenblick zurück. Lenin machte aber
gleichzeitig auch deutlich, dass das nicht bedeutet, dass man auch das Grundprinzip der Gründung
von Sowjets verwerfen soll.128
An dieser Stelle soll Lenin wieder selber zu Worte kommen:
„Die Führer der Sowjets und der Parteien der Sozialrevolutionäre und Menschewiki, an ihrer
Spitze Zereteli und Tschernow, haben die Sache der Revolution endgültig verraten, haben sie den
126 Der schlimmste Feind, http://www.textlog.de/tucholsky-schlimmste-feind.html (Abgerufen am 17.04.2016).
127 Siehe 6.
128 Siehe 95.
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Konterrevolutionären ausgeliefert und sich und ihre Parteien sowie die Sowjets zum Feigenblatt
der Konterrevolution gemacht. Diese Tatsache wird dadurch bewiesen, daß die Sozialrevolutionäre
und Menschewiki die Bolschewiki preisgegeben haben und stillschweigend die Demolierung ihrer
Zeitungsredaktionen guthießen, ohne auch nur den Mut zu finden, dem Volke direkt und offen zu
sagen, was sie da tun und warum sie es tun. Sie legalisierten die Entwaffnung der Arbeiter und der
revolutionären Regimenter und beraubten sich dadurch jeder realen Macht. Sie sind zu hohlen
Schwätzern geworden, die der Reaktion helfen, die Aufmerksamkeit des Volkes so lange zu
„fesseln", bis die Reaktion ihre letzten Vorbereitungen getroffen hat, um die Sowjets
auseinanderjagen zu können. Ohne diesen vollständigen und endgültigen Bankrott der Parteien der
Sozialrevolutionäre und Menschewiki, der jetzigen Mehrheit der Sowjets, erkannt zu haben, ohne
erkannt zu haben, daß ihr „Direktorium" und die sonstige Maskerade bloße Fiktion sind, kann man
die ganze jetzige politische Lage überhaupt nicht verstehen.
Alle Hoffnungen auf eine friedliche Entwicklung der russischen Revolution sind endgültig
geschwunden.
Die objektive Lage ist so: entweder voller Sieg der Militärdiktatur oder Sieg des bewaffneten
Aufstands der Arbeiter, was nur möglich ist, wenn dieser Aufstand mit einer machtvollen Erhebung
der Massen gegen die Regierung und gegen die Bourgeoisie zusammenfällt, hervorgerufen durch
die wirtschaftliche Zerrüttung und die Verlängerung des Krieges. Die Losung „Alle Macht den
Sowjets!" war die Losung der friedlichen Entwicklung der Revolution, die möglich war im April, im
Mai und im Juni, bis zum 5.-9. Juli, d. h. bis zum Übergang der tatsächlichen Macht an die
Militärdiktatur. Jetzt ist diese Losung bereits falsch, denn sie zieht nicht in Betracht, daß sich
dieser Übergang der Macht vollzogen hat und daß die Sozialrevolutionäre und Menschewiki die
Revolution in der Tat glatt verraten haben. Weder Abenteuer noch Revolten, weder vereinzelter
Widerstand noch aussichtslose Versuche, sich einzeln der Reaktion zur Wehr zu setzen, können der
Sache dienen, sondern nur das klare Erkennen der Lage, die Ausdauer und Standhaftigkeit der
Avantgarde der Arbeiter, die Vorbereitung der Kräfte zum bewaffneten Aufstand, für dessen Sieg
jetzt außerordentlich schwierige Bedingungen bestehen, der aber dennoch bei Zusammentreffen der
hier erwähnten Tatsachen und Strömungen möglich ist. Keinerlei konstitutionelle und
republikanische Illusionen, keine Illusionen mehr über einen friedlichen Weg, keinerlei zersplitterte
Aktionen, sich jetzt nicht von Schwarzhundertern und Kosaken provozieren lassen, sondern die
Kräfte sammeln, sie umorganisieren und beharrlich vorbereiten zum bewaffneten Aufstand, wenn
der Verlauf der Krise die Möglichkeit bietet, ihn bei wirklicher Massenbeteiligung, mit
Unterstützung des ganzen Volkes durchzuführen.“129
So bewertete Genosse Lenin die Situation und den Verrat der Menschewiki und Sozialrevolutionäre
an der Revolution. Zu den Sowjets an sich sagt er aber auch folgendes:
„Sowjets können und müssen in dieser neuen Revolution in Erscheinung treten, aber nicht die
jetzigen Sowjets, nicht Organe des Paktierens mit der Bourgeoisie, sondern Organe des
revolutionären Kampfes gegen die Bourgeoisie. Daß wir auch dann für den Aufbau des ganzen
Staates nach dem Typ der Sowjets eintreten werden, das stimmt.
Das ist nicht eine Frage der Sowjets schlechthin, sondern eine Frage des Kampfes gegen die
gegenwärtige Konterrevolution und gegen den Verrat der gegenwärtigen Sowjets.“130
Das alles bedeutete auch, dass die friedliche Phase der Revolution beendet war, da die Taktik der
friedlichen Überzeugung der Mehrheit in den Sowjets offensichtlich gescheitert war und die
Revolutionäre sich jetzt bewaffnen mussten um die Macht gewaltsam zu erkämpfen.131
129 Lenin, W.I.: Werke, Band 25, Berlin 1960, S. 175-176.
130 Lenin, W.I.: Werke, Band 25, Berlin 1960, S. 188.
131 Siehe 95.
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Deshalb tauchte die bolschewistische Partei und die führenden Köpfe wieder in die Illegalität ab.
Aus dieser Zeit stammt auch das einzige Bild von Lenin ohne seinen Bart, der ihn ja
charakterisierte.132 In dieser Zeit übernahm deshalb der Genosse Stalin die Leitung des
Zentralkomitees und des Zentralorgans der Partei. Außerdem verteidigte er Lenin gegen
charakterlose Verräter und Feiglinge wie Kamenew, Rykow und Leo Trotzki, die Lenin dazu
aufforderten sich der Staatsmacht zu ergeben. Die Bourgeoisie wollte ihn in einem Schauprozess
mit fingierten Anschuldigungen beseitigen um die Revolution zu schwächen. Die herrschende
Klasse strebte dabei also keineswegs einen fairen Prozess an.133
Unterdessen war die SDAPR (B) in das Kreuzfeuer der bürgerlichen Presse geraten, in der eine
beispiellose Hetz- und Verleumdungsaktion gegen die Partei betrieben wurde. Dies und der Angriff
auf die Bolschewiki durch die Opportunisten und das Bürgertum führten aber nicht zu einer
Isolation der Partei unter den Massen. Die Feinde der SDAPR (B) erzielten eine gegensätzliche
Wirkung; Arbeiter, die zuvor eine menschewistische oder sozialrevolutionäre Gesinnung hatten
verließen ihre frühere Partei und unterstützten fortan die Bolschewiki.134
In dieser Situation trat der VI. Parteitag der SDAPR (B) zusammen, der in Genosse Lenins
Abstinenz von den Genossen Stalin, Molotow, Ordshonikidse und Swerdlow geleitet wurde.135 Josef
Stalin erstatte auf diesem Parteitag den Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees. In diesem
Bericht sagte Genosse Stalin, dass die Revolution trotz allen Bemühungen der Bourgeoisie
unaufhaltsam ist und dass die zweite russische Revolution einen sozialistischen Charakter haben
wird. Auf diesem Parteitag wurde die Losung „Alle Macht den Sowjets!“ durch einen konkreten
Plan zum bewaffneten Aufstand der Arbeiterklasse und der Armbauernschaft abgelöst.136 Stalin
hatte in dieser Frage exakt die selben Vorstellungen wie Lenin, was auch noch einmal durch das
Zitat auf den vorherigen zwei Seite bestätigt wird. An die Stelle der alten Opportunisten in der
Partei, also der Menschewiki, traten in dieser Zeit die neuen Opportunisten, die Trotzkisten. Sie
hielten den Aufbau des Sozialismus in einem rückständigen Land wie Russland für unmöglich und
waren folglich auch gegen die sozialistische Revolution und den bewaffneten Aufstand im
Besonderen. Die Trotzkisten waren außerdem der Meinung, dass die Errichtung der Diktatur des
Proletariats in nur einem Land der Erde unmöglich ist und verfochten daher die ultraopportunistische These, dass man auf die Weltrevolution warten müsse. Trotzki war überhaupt
gegen die Diktatur des Proletariats und für eine bürgerliche Republik. Seine wirren, antimarxistisch-anti-leninistischen Ideen konnte er aber nicht einmal ansatzweise auf dem VI. Parteitag
durchsetzen, die SDAPR (B) blieb eine revolutionäre Partei.137 Genosse Stalin sollte seinen
schädlichen und revisionistischen Einfluss auf die Partei auch nachdem Tod Lenins in Grenzen
halten und somit großen Schaden von der jungen Sowjetunion abwenden.
Auch ein neues Parteistatut wurde ausgearbeitet. Darin wurde festgelegt, dass die bolschewistische
Partei nach den Prinzipien des demokratischen Zentralismus aufgebaut ist. Das bedeutet ganz
konkret folgendes:
1. Alle führenden Parteifunktionäre werden von der Parteibasis gewählt.
2. Die Parteifunktionäre müssen in Rechenschaftsberichten ihre Handlungen und
Entscheidungen gegenüber der Parteibasis rechtfertigen.
3. Im Rahmen der Parteidisziplin muss sich die Minderheit der Mehrheit unterordnen.
4. Beschlüsse der gewählten Parteiführung sind für alle Parteimitglieder verbindlich.138
132 Siehe 81.
133 Siehe 11.
134 Siehe 6.
135 Siehe 82.
136 Siehe 95.
137 Siehe 95.
138 Siehe 6.
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Genosse Lenin, der sich während des Parteitags in Finnland versteckt hielt, hatte aber trotz alledem
weiterhin enge Kontakte zum Zentralkomitee.Er arbeitete in dieser Zeit außerdem bereits an der
konkreten Idee des sozialistischen Staates mit all seinen Aufgaben und Herausforderung. Das
Ergebnis dieser Arbeit war die klassische Schrift „Staat und Revolution“. In diesem Werk griff er
auf die Staatslehre von Marx und Engels zurück, ergänzte diese aber auch um die wertvollen
Erfahrungen der Bolschewiki aus den Jahren 1905-1917. Dabei sagte er, dass die Diktatur des
Proletariats Demokratie für die breiten Volksmassen und insbesondere für die Arbeiterklasse
bedeutet, nicht aber für die Reaktionäre und die Kapitalistenklasse, sie müssen unterdrückt werden
um die Konterrevolution zu verhindern, so Lenin. Es darf in diesem Kontext nicht unerwähnt
bleiben, dass keine Klassengesellschaft vollständig demokratisch sein kann.
Die demokratischste aller Klassengesellschaften ist aber der Sozialismus, da er die Demokratie für
alle Ausgebeuteten und nicht nur für eine kleine Oligarchie von Abgeordneten, die fast
ausschließlich die Interessen der Monopole vertreten, darstellt.139 Lenin drückte es folgendermaßen
aus:
„Nach bürgerlichen Begriffen kann dann von Stärke gesprochen werden, wenn die Massen den
Befehlen der imperialistischen Regierungen gehorchen und blindlings zur Schlachtbank gehen. Die
Bourgeoisie hält nur dann einen Staat für stark, wenn er mit der ganzen Macht des
Regierungsapparates die Massen dorthin zu dirigieren vermag, wohin es die bürgerlichen
Machthaber wollen. Unser Begriff von Stärke ist ein anderer. Nach unseren Begriffen ist es die
Bewußtheit der Massen, die den Staat stark macht. Er ist dann stark, wenn die Massen alles wissen,
über alles urteilen können und alles bewußt tun.“140
Diese Frage offenbart sich am besten in den Sowjets, in denen die Massen jeden Tag am
demokratischen Prozess beteiligt sind, und in den bürgerlichen Parlamenten, die ein Mal in vier
Jahren gewählt werden, in der restlichen Zeit besitzen die Massen aber kein direktes
Mitspracherecht. Lenin schrieb auch, dass dieser neue sozialistische Staat nicht aus dem
bürgerlichen hervorgehen kann, der alte Staat muss durch eine Revolution gewaltsam beseitigt
werden um dann den neuen Staat aufbauen zu können. Dass alle anderen Ansichten schlicht und
einfach falsch sind hat Salvador Allende in Chile bewiesen. Sein Versuch einen sozialistischen
Staat aufzubauen ohne den kapitalistischen Staat beseitigt zu haben endete in einem blutigen
Militärputsch und dem Ende einer hoffnungsvollen Entwicklung in diesem Land und der ganzen
Region. Das beweist eindeutig, dass der Marxismus-Leninismus unbesiegbar ist, wenn er nur richtig
angewandt wird.
Nun aber zurück in das Jahr 1917. Die Doppelherrschaft wurde wie gesagt durch die Unfähigkeit zu
handeln und den Opportunismus der menschewistisch-sozialrevolutionären Führung der Sowjets
zugunsten der Ausbeuterklasse beendet. Nun wollte der reaktionärste Teil der Bourgeoisie die
Sowjets ein für allemal aus der Welt schaffen und eine offene Militärdiktatur errichten. General
Kornilow war der einflussreichste Konterrevolutionär in der Armee und war für zahlreiche
Exekutionen revolutionärer Truppenteile an der Front verantwortlich. Nun wollte er diese Methoden
auch im Hinterland durchsetzen und gegen die Zivilbevölkerung richten.
In diesen Tagen versammelte sich auch die durch die provisorische Regierung einberufene
sogenannte „Staatsberatung“. Die große Mehrheit dieser Ratgeber waren Kapitalisten,
Großgrundbesitzer, Kulaken, reaktionäre Militärs sowie Menschewiki und Sozialrevolutionäre. Als
Verräter wie Kerenski und Konterrevolutionäre wie Kornilow bekräftigten, dass sie die Revolution
mit aller Entschlossenheit niederschlagen wollten und die Absicht besaßen die Sowjets aufzulösen
wurde ihnen Unterstützung vom imperialistischen Ausland und den Monopolen Russlands
139 Siehe 95.
140 Lenin, W. I.: Werke, Band 26, Berlin 1961, S. 246.
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zugesagt. Es wurden dort also konkrete Pläne zur Niederschlagung der Revolution ausgearbeitet.141
Gegen diese konspirativen und klandestinen Entscheidungsfindungen organisierte die SDAPR (B)
Streiks in allen Teilen des Landes.142
Um diesen Putsch vorzubereiten wurde der Terror gegen die Bolschewiki durch den mittlerweile
zum Ministerpräsidenten der provisorischen Regierung aufgestiegenen Kerenski verstärkt und
General Kornilow zog Soldaten zusammen, die den Staatsstreich durchführen sollten. Beide
koordinierten ihr Handeln also gemeinsam.143 Genosse Lenin erkannte die bedrohliche Situation und
warnte die Massen vor der Militärdiktatur, die Kerenski zusammen mit Kornilow errichten wollte.
Die Wachsamkeit der Massen wurde durch diese Warnung Lenins erhöht.
Die Regierung Kerenskis, die eine Enthüllung ihrer Machenschaften befürchtete, bekam nun
deshalb Angst vor dem Zorn der Volksmassen.
Der Putsch hatte schließlich am 25. August 1917 begonnen.144 Aus dem bereits genannten Grund
distanzierte sich Kerenski doch noch rechtzeitig von dem Staatsstreich. Als das 3. Kavalleriekorps
der russischen Armee auf Petrograd vorrückte um die Macht zu erobern forderte das Zentralkomitee
unter der Führung von Genosse Stalin die revolutionären Arbeiter und Soldaten zum bewaffneten
Widerstand auf.145 In dieser Zeit wuchs die Zahl der Rotgardisten schnell an, die revolutionären
Soldaten und die bewaffneten Arbeiter hoben Schützengräben vor der Stadt aus und bereiteten sich
auf ihre Verteidigung vor. Einzelne Soldaten betrieben Agitation unter den Truppen Kornilows
während sie sich auf die Stadt zubewegten, wodurch einige überzeugt wurden und sich weigerten
auf das eigene Volk zu schießen. Aber der Widerstand formierte sich auch in anderen Städten,
überall wo Gefahr drohte wurden Revolutionskomitees geschaffen. Da die Massen nun
eindrucksvoll bewiesen hatten, dass sie den Bolschewiki vertrauten und ihnen im Kampf folgen
würden war auch die provisorische Regierung auf die Kommunisten angewiesen, da die
bolschewistische Partei die einzige Kraft war, welche damals in der Lage war die Massen zu
mobilisieren und die Errungenschaften der bürgerlichen Revolution zu schützen.146 Der Kampf
gegen Kornilow bedeutete aber nicht, dass die Regierung eine Schonfrist erhielt. Die Bolschewiki
deckten erfolgreich auf, dass die Menschewiki und Sozialrevolutionäre an der Vorbereitung des
Putsches beteiligt waren. Dank der Organisation des Kampfes durch die Bolschewiki und dem
heldenhaften Kampf der Revolutionäre und Roten Garden wurde die Restauration des Zarismus
durch Kornilow und seine Verbündeten im In- und Ausland verhindert. Kornilow und seine
Offiziere wurden zwar verhaftet, aber Kerenski sollte sie schon bald begnadigen.147 Diese
Erfahrungen stärkten das Klassenbewusstsein der Arbeiter und Bauern in Russland. Außerdem
erkannten sie, dass man der provisorischen Regierung nicht vertrauen kann, sie war schließlich
selber in den Putsch verwickelt. Eine einbrechende Wirtschaftsleistung sowie die Inflation machten
den Menschen in diesen schwierigen Tagen zusätzlich zu schaffen.148 Außerdem war nun für alle
deutlich zu erkennen, dass die Konterrevolution das Rad der Geschichte in Russland nicht mehr
zurück drehen kann, die proletarische Revolution unter der Führung der Bolschewiki war nicht
mehr aufzuhalten. Somit trat die Revolution in ihre entscheidende Phase, weil die Massen, auch das
zuvor schwankende Kleinbürgertum, nun ein revolutionäres Bewusstsein entwickelt hatten und die
reformistischen Parteien ablehnten.
Dieses revolutionäre Bewusstsein und das Misstrauen in die Regierung sorgten für eine Beteiligung
der Massen in den Sowjets, die sich von den Menschewiki und Sozialrevolutionären loslösten und
141 Siehe 6.
142 Siehe 6.
143 Siehe 6.
144 Siehe 95.
145 Siehe 6.
146 Siehe 82.
147 Siehe 6.
148 Siehe 82.
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somit wieder zu revolutionären Räten wurden, welche sich letztendlich den Bolschewiki
anschlossen. Spätestens in den Neuwahlen zu den Sowjets wurden die Opportunisten zugunsten der
Bolschewiki durch das Proletariat abgestraft. Die Sowjets in Petrograd und Moskau wurden sogar
beinahe vollständig bolschewisiert.149 150 Da die Sowjets nun wieder zu revolutionären Organen der
Diktatur des Proletariats geworden waren gaben die Bolschewiki erneut die Losung „Alle Macht
den Sowjets!“ aus.
Aber nicht nur in den Städten, auch auf dem Land wuchs der Einfluss der Partei schnell an. Nach
den armen Bauern schloss sich auch die Masse der mittleren Bauern den Bolschewiki an, da sie zu
der Überzeugung gekommen waren, dass nur die SDAPR (B) die Probleme der Landbevölkerung
lösen konnte. Die revolutionären Bauern besetzten nun die Ländereien der Großgrundbesitzer und
waren dabei durch nichts mehr aufzuhalten.151
Das rasche heranreifen der sozialistischen Revolution offenbarte das Scheitern des Opportunismus
und stürzte die betreffenden Parteien, also die Menschewiki und Sozialrevolutionäre, in eine tiefe
Krise, in deren Folge sich ein „linker“ Flügel herausbildete, der zwar vorgab Sympathien für die
Bolschewiki zu haben, in Wahrheit die Arbeiter aber nur blenden und zu den opportunistischen
Parteien zurückführen wollte um die Revolution doch noch zu verhindern.152 Zu diesem Zweck
wurde ein Vorparlament (Provisorischer Rat der Republik) in Kooperation mit der russischen
Bourgeoisie eingesetzt. Damit wollte man die Massen beschwichtigen und ein weiteres erstarken
der revolutionären Bewegung verhindern. Dieser Versuch scheiterte allerdings kläglich und erntet
lediglich Spott und Hohn in der Arbeiterklasse, weil er von den klassenbewussten Proletariern
sofort durchschaut wurde.153
Die Bolschewiki beschlossen das Parlament zu boykottieren, Widerstand kam lediglich von
Kamenew und Sinowjew, die aber infolge der Prinzipien des demokratischen Zentralismus nach
einem Mehrheitsbeschluss zum Austritt aus dem Parlament gezwungen wurden.
Als Antwort auf die Gründung dieses bürgerlichen Parlaments planten die Bolschewiki die
Einberufung des II. Sowjetkongresses um auch im Zentralexekutivkomitee der Sowjets die
Mehrheit von den Menschewiki und Sozialrevolutionären zu erobern.154
Lenin erkannte aber, dass die Frage des bewaffneten Aufstandes gegen die provisorische Regierung
in diesen Tagen viel bedeutender war. Im September des Jahres 1917 war die Arbeiterklasse bereit
loszuschlagen und das kapitalistische System zu stürzen. Dieses Thema wird von Lenin schnell auf
die Tagesordnung des Zentralkomitees gesetzt. Lenin selbst sagte in seiner Schrift „Die
Bolschewiki müssen die Macht ergreifen“ folgendes dazu:
„Nachdem die Bolschewiki in den Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten beider
Hauptstädte die Mehrheit erhalten haben, können und müssen sie die Staatsmacht in ihre Hände
nehmen. Sie können das, denn die aktive Mehrheit der revolutionären Elemente des Volkes beider
Hauptstädte genügt, um die Massen mitzureißen, den Widerstand des Gegners zu brechen, ihn zu
zerschlagen, die Macht zu erobern und zu behaupten. Denn indem sie unverzüglich einen
demokratischen Frieden anbieten, unverzüglich den Bauern den Boden geben, die von Kerenski
böse zugerichteten und zerschlagenen demokratischen Einrichtungen und Freiheiten
wiederherstellen, werden die Bolschewiki eine Regierung bilden, die niemand stürzen kann. Die
Mehrheit des Volkes ist für uns. […] Die Demokratische Beratung vertritt nicht die Mehrheit des
revolutionären Volkes, sondern nur die paktiererischen kleinbürgerlichen Spitzen. [...] Die
Demokratische Beratung betrügt die Bauern, gibt ihnen weder Frieden noch Land. Einzig und
allein die bolschewistische Regierung wird die Bauern zufriedenstellen.
149 Siehe 95.
150 Siehe 6.
151 Siehe 6.
152 Siehe 6.
153 Siehe 6.
154 Siehe 6.
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Warum müssen die Bolschewiki gerade jetzt die Macht ergreifen? Weil unsere Chancen durch die
bevorstehende Preisgabe Petrograds hundertfach schlechter werden. Die Preisgabe Petrograds
aber können wir mit einer Armee, an deren Spitze Kerenski und Co. stehen, nicht verhindern. Auch
die Konstituierende Versammlung dürfen wir nicht „abwarten", denn eben durch die Preisgabe
Petrograds können Kerenski und Co. die Konstituierende Versammlung jederzeit vereiteln. Nur
unsere Partei kann, nachdem sie die Macht ergriffen hat, die Einberufung der Konstituierenden
Versammlung sicherstellen, sie wird, nachdem sie die Macht ergriffen hat, die anderen Parteien
der Verschleppung der Konstituierenden Versammlung anklagen und diese Beschuldigung
beweisen. […]
Es geht nicht um den „Tag" des Aufstands, nicht um den „Augenblick" des Aufstands im engeren
Sinne. Das wird lediglich die gemeinsame Stimme derjenigen entscheiden, die mit den Arbeitern
und Soldaten, mit den Massen in Fühlung stehen. Es geht darum, daß unsere Partei jetzt auf der
Demokratischen Beratung faktisch ihren eigenen Parteitag abhält, und dieser Parteitag muß (ob er
will oder nicht, er muß es) das Schicksal der Revolution entscheiden.
Es geht darum, der Partei die Aufgabe klarzumachen: Auf die Tagesordnung ist der bewaffnete
Aufstand in Petrograd und Moskau (samt Gebiet), die Eroberung der Macht, der Sturz der
Regierung zu setzen. Man muß überlegen, wie man hierfür agitieren kann, ohne sich in der Presse
in dieser Form auszudrücken. Man muß sich der Marxschen Worte über den Aufstand: „Der
Aufstand ist eine Kunst" usw. erinnern und sie durchdenken.
Es wäre naiv, eine „formelle" Mehrheit der Bolschewiki abzuwarten: keine Revolution wartet
darauf. Auch Kerenski und Co. warten nicht, sondern bereiten die Kapitulation Petrograds vor.
Gerade die erbärmlichen Schwankungen der „Demokratischen Beratung" müssen und werden die
Geduld der Arbeiter Petrograds und Moskaus zum Reißen bringen! Die Geschichte wird es uns
nicht verzeihen, wenn wir jetzt nicht die Macht ergreifen. Wir haben keinen Apparat? Der Apparat
ist da: die Sowjets und die demokratischen Organisationen. […] Wenn wir mit einem Schlag die
Macht sowohl in Moskau als auch in Petrograd ergreifen (es ist nicht wichtig, wer beginnt;
vielleicht kann sogar Moskau beginnen), werden wir unbedingt und zweifellos siegen.“155
Lenins Nervosität und Ungeduld ist hier eindeutig herauszulesen, er lehnt es ab auf den II.
Sowjetkongress zu warten so wie es der Verräter Trotzki fordert. Er weiß, dass die Massen
Sehnsüchte haben, sie wollen endlich Frieden, Freiheit und Brot. Aber Lenin weiß auch, dass die
Geduld und der revolutionäre Elan der Massen nicht unendlich ist und will deshalb sofort
handeln.156 Zudem bestand auch jederzeit die Gefahr, dass Kerenski sich wieder mit den
reaktionärsten Teilen der Armee Russland, dem imperialistischen Deutschland und der Bourgeoisie
verbündet um einen weiteren Versuch zu unternehmen eine Militärdiktatur zu errichten (oder
wenigstens die Revolution zu liquidieren) und die ersten eindeutigen Zeichen dafür waren bereits zu
erkennen. Die Partei befolgte Lenins Rat und begann sich für den Aufstand zu rüsten.157 In seinen
weiteren Schriften aus dieser Zeit begann Lenin konkrete Pläne zu erstellen wie genau der Aufstand
durchgeführt werden muss, also welche Knotenpunkte in den Hauptstädten besetzt werden müssen
und wie die Roten Garden und revolutionären Soldaten sinnvoll eingesetzt werden könnten. Damit
stellte Genosse Lenin auch seine Fähigkeiten als militärischer Kommandant unter Beweis. Dabei
erarbeitete er fünf Hauptregeln, die für den revolutionären Aufstand allgemein gültig sind:
„1. Nie mit dem Aufstand spielen, hat man ihn aber einmal begonnen, so muß man genau wissen,
daß man bis zu Ende geben muß.
2. Am entscheidenden Ort und im entscheidenden Augenblick muß ein großes Übergewicht an
Kräften konzentriert werden, denn sonst wird der Feind, der besser ausgebildet und organisiert
155 Lenin, W.I.: Werke, Band 26, Berlin 1961, S. 1-3.
156 Siehe 13.
157 Siehe 6.
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ist, die Aufständischen vernichten.
3. Sobald der Aufstand begonnen hat, gilt es, mit der größten Entschiedenheit zu handeln und
unter allen Umständen und unbedingt die Offensive zu ergreifen. „Die Defensive ist der Tod
der bewaffneten Erhebung."
4. Man muß bestrebt sein, den Feind zu überraschen und den Augenblick abzupassen, wo seine
Truppen zerstreut sind.
5. Es gilt, täglich (handelt es sich um eine Stadt, so können wir sagen stündlich) wenn auch kleine
Erfolge zu erreichen und dadurch um jeden Preis das „moralische Übergewicht"
festzuhalten.
Marx hat die Lehren aus allen Revolutionen, was den bewaffneten Aufstand betrifft, mit den Worten
„Dantons, des größten bisher bekannten Meisters revolutionärer Taktik", so zusammengefaßt:
„Kühnheit, Kühnheit, abermals Kühnheit!“158
Diese Regeln wandte er folgendermaßen auf die konkrete Situation im Oktober 1917 in Russland
an:
„Auf Rußland und auf den Oktober 1917 angewandt, heißt das: gleichzeitige, möglichst
überraschende und schnelle Offensive auf Petrograd, unbedingt sowohl von außen wie von innen,
sowohl aus den Arbeitervierteln wie aus Finnland, aus Reval und aus Kronstadt, Offensive der
gesamten Flotte und Konzentrierung eines ungeheuren Kräfteübergewichts gegenüber unserer
15000- bis 20 000köpfigen (vielleicht auch stärkeren) „Bürgerwehr" (Offiziersschüler), unseren
„Vendee-Truppen" (ein Teil der Kosaken) usw. Unsere drei Hauptkräfte: die Flotte, die Arbeiter
und die Truppenteile, sind so zu kombinieren, daß unbedingt besetzt und um den Preis noch so
großer Verluste behauptet werden: a) das Telefonamt, b) das Telegrafenamt, c) die Bahnhöfe und
vor allem d) die Brücken. Aus den entschlossensten Elementen (unseren ;,Stoßtrupps" und der
Arbeiterjugend und ebenso den besten Matrosen) sind kleine Abteilungen zu bilden, die die
wichtigsten Punkte besetzen und überall, bei allen wichtigen Operationen eingesetzt werden, wie
zum Beispiel: Petrograd umzingeln und abschneiden, es durch einen kombinierten Angriff der
Flotte, der Arbeiter und der Truppen einnehmen - das ist eine Aufgabe, die "Kunst und dreifache
Kühnheit erfordert. Aus den besten Arbeitern sind mit Gewehren und Handgranaten bewaffnete
Abteilungen zu bilden, um die „Zentren" des Feindes (Offiziersschulen, Telegrafen-, Telefonamt
und so weiter) anzugreifen und zu umzingeln, und die Losung dieser Abteilungen muß sein: Auch
wenn wir alle zugrunde gehen, der Feind kommt nicht durch. Wir wollen hoffen, daß, wenn die
Aktion beschlossen wird, die Führer mit Erfolg das große Vermächtnis von Danton und Marx
befolgen werden. Der Erfolg der russischen sowohl wie der Weltrevolution hängt von zwei, drei
Tagen des Kampfes ab.“159
Als Genosse Lenin am 20. Oktober aus Finnland zurückkehrte traf er sich mit Genosse Stalin und
beide ergänzten ihre jeweiligen Pläne für den Aufstand nach den Leninschen Grundsätzen.160 Drei
Tage später, also am 23. Oktober 1917, wurde der endgültige Plan zum Aufstand auf einer
historischen Sitzung des Zentralkomitees der SDAPR (B) beschlossen.161 Der Wortlaut dieses
historischen Beschlusses lautete wie folgt:
„Das Zentralkomitee stellt fest, daß sowohl die internationale Lage der russischen Revolution (der
Aufstand in der deutschen Flotte als höchster Ausdruck des Heranreifens der sozialistischen
158 Lenin, W.I.: Werke, Band 26, Berlin 1961, S. 167.
159 Lenin, W.I.: Werke, Band 26, Berlin 1961, S. 167-168.
160 Siehe 95.
161 Siehe 6.
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Weltrevolution in ganz Europa, ferner die Drohung des Friedens zwischen den Imperialisten, die
Revolution in Rußland zu erdrosseln) als auch die militärische Lage (der nicht zu bezweifelnde
Entschluß der russischen Bourgeoisie und Kerenskis und Konsorten, Petrograd den Deutschen
auszuliefern) und die Eroberung der Mehrheit in den Sowjets durch die proletarische Partei –
daß alles dies im Zusammenhang mit dem Bauernaufstand und mit der Tatsache, daß sich das
Vertrauen des Volkes unserer Partei zugewandt hat (Wahlen in Moskau), und endlich die
offenkundige Vorbereitung eines zweiten Kornilowputsches (Abtransport von Truppen aus
Petrograd, Zusammenziehung von Kosaken bei Petrograd, Umzingelung von Minsk durch Kosaken
usw.)-daß all dies den bewaffneten Aufstand auf die Tagesordnung setzt.
Das Zentralkomitee stellt somit fest, daß der bewaffnete Aufstand unumgänglich und völlig
herangereift ist, und fordert alle Parteiorganisationen auf, sich hiervon leiten zu lassen und von
diesem Gesichtspunkt aus alle praktischen Fragen zu behandeln und zu entscheiden
(Sowjetkongreß des Nordgebiets, Abtransport von Truppen aus Petrograd, die Aktion der
Moskauer und der Minsker usw.).“162
Wie es nicht anders zu erwarten war stellten sich die üblichen Verdächtigen auch gegen diesen
Beschluss des ZK. Sinowjew und Kamenew wollten wie die Menschewiki eine bürgerliche
Republik errichten und waren außerdem davon überzeugt, dass das Proletariat in Russland zu
schwach war um die Revolution durchzusetzen. Trotzki hingegen war viel klüger als seine
Gesinnungsgenossen Kamenew und Sinowjew. Er beantragte, dass der Aufstand nicht vor dem II.
Sowjetkongress durchgeführt wird. Dies hätte zum sicheren Untergang der Revolution geführt, da
die Bourgeoisie sich ihrerseits ja schon zum Gegenschlag bereit gemacht hatte. Zum Glück konnte
sich keiner dieser Verräter durchsetzen, so dass das ZK zur Vorbereitung des Aufstandes
Bevollmächtigte in alle Gebiete des Landes sandte.163 Diese Bevollmächtigten benachrichtigten
wiederum die jeweiligen Ortsgruppen der Partei. Um den Aufstand besser koordinieren zu können
wurde in Petrograd das Revolutionäre Militärkomitee gegründet. Mitglieder des Komitees waren
neben Genosse Stalin auch die Genossen Dzierzynski, Bubonow, Swerdlow und Urizki. 164
Aber die Konterrevolution sah auch nicht tatenlos zu. Es wurden „Offiziersbünde“ gegründet und
Stoßbataillone formiert, die die Revolution niederschlagen sollten.165
Auch die durch Kerenski geplante Preisgabe Petrograds an das imperialistische Deutschland
scheiterte an dem Widerstand der revolutionären Truppenverbände. Die Regierung hatte gehofft,
dass die Deutschen die Situation in Petrograd wieder unter Kontrolle bekommen könnten.
Anscheinend hatten sie ihre „Vaterlandsliebe“ in ihrer anti-kommunistischen Hysterie völlig
vergessen.
Am 29. Oktober 1917 wurde Genosse Stalin vom Zentralkomitee mit der Leitung des
Parteizentrums beauftragt. Dieses Parteizentrum setzte sich aus den führenden Köpfen des
Revolutionären Militärkomitees und des Petrograder Sowjets zusammen und war verantwortlich für
die Leitung des Aufstandes.166 167
Auf dieser Sitzungen opponierten die Opportunisten Kamenew und Sinowjew noch immer gegen
den bewaffneten Aufstand. Genosse Stalin kritisierte ihre opportunistische Einstellung zurecht:
„Was Kamenew und Sinowjew vorschlagen, führt objektiv dazu, dass es der Konterrevolution
ermöglicht wird, sich vorzubereiten und zu organisieren. Wir würden endlos zurückweichen und die
Revolution verlieren. Weshalb sollten wir uns nicht die Möglichkeit sichern, den Tag des Aufstands
162 Lenin, W.I./Stalin, J.W.: Das Jahr 1917, Berlin 1949, S. 651-652.
163 Siehe 82.
164 Siehe 82.
165 Siehe 6.
166 Siehe 11.
167 Siehe 6.
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und die Bedingungen selbst zu wählen, um der Konterrevolution keine Gelegenheit zu geben, sich
zu organisieren?“168
Als sie auf keinerlei Zustimmung trafen gingen sie sogar so weit, dass sie in der Presse offen gegen
den Aufstand und die Partei auftraten. Diese Verräter enthüllten in einer menschewistischen
Zeitung also frühzeitig den geheimen Plan zum Aufstand. Damit wusste der Feind praktisch alles
über den gründlich geplanten Aufstand der Bolschewiki. Genosse Lenin war über diesen Verrat
selbstverständlich empört und ging sogar soweit, dass er ihren Ausschluss aus der SDAPR (B)
forderte.169 Nun konnte sich die Bourgeoisie gut auf den Aufstand vorbereiten und verstärkte die
Präsenz von Soldaten in Petrograd und Moskau. Die provisorische Regierung plante sogar die
Verhaftung des gesamten Zentralkomitees. Aber alle Bemühungen der konterrevolutionären
Regierungen sollten ins Leere laufen. Am 3. November 1917, vier Tage vor der Großen
Sozialistischen Oktoberrevolution, dem größten Ereignis in der Geschichte der Menschheit,
entsandte das Revolutionäre Militärkomitee Kommissare in alle revolutionären Truppenteile, die
Betriebe und in die Roten Garden.
Die Arbeiter einiger Fabriken erhielten wichtige Aufgaben für den Aufstand, so auch die
Besatzungen der Panzerkreuzer „Aurora“ und „Sarja Swobody“ (=„Morgenröte der Freiheit“).
Da Trotzkis Freunde Sinowjew und Kamenew dem Feind noch nicht alles mitgeteilt hatten setzten
sie noch einmal eins drauf: Sie verrieten öffentlich an welchem Tag der Aufstand stattfinden sollte.
Um wenigstens noch einen geringen Überraschungseffekt zu erzielen wurde der Beginn des
Aufstands um einen Tag vorverlegt. Einen Tag vor dem Ende der provisorischen Regierung, am 6.
November 1917, verbot Kerenski das Zentralorgan der Bolschewiki aus purer Verzweiflung. Zu
diesem Zweck entsandte er Panzerautos zur Redaktion und der Druckei von „Rabotschi Putj“
(=„Weg des Arbeiters“). Genosse Stalin erahnte diesen Schachzug von Kerenski und hatte bereits
entsprechende Maßnahmen veranlasst. Schließlich wurden die Panzerwägen von revolutionären
Soldaten und Rotgardisten zum Rückzug gezwungen. „Rabotschi Putj“ erschien also dennoch und
forderte die Massen zum Sturz der provisorischen Regierung auf. Das Smolny-Institut, der Sitz des
Zentralkomitees der SDAPR (B) in Petrograd, wurde ebenso auf Anweisung Stalins zusätzlich
gesichert. An diesem 6. November begab auch Lenin sich in das Smolny-Institut um den Aufstand
von dort aus zu leiten.
Lenin verdeutlichte an diesem Abend in einem Brief an die Mitglieder des ZK noch einmal wie
wichtig es ist jetzt entschlossen zu handeln und nicht abzuwarten:
„Genossen! Ich schreibe diese Zeilen am 24. abends. Die Lage ist über alle Maßen kritisch. Es ist
sonnenklar, daß jetzt eine Verzögerung des Aufstands schon wahrhaftig den Tod bedeutet. Unter
Aufbietung aller Kräfte bemühe ich mich, die Genossen zu überzeugen, daß jetzt alles an einem
Haar hängt, daß auf der Tagesordnung Fragen stehen, die nicht durch Konferenzen, nicht durch
Kongresse (selbst nicht durch Sowjetkongresse) entschieden werden, sondern ausschließlich durch
die Völker, durch die Masse, durch den Kampf der bewaffneten Massen.
Der Ansturm der Bourgeoisie, der Kornilowleute, die Entfernung Werchowskis zeigt, daß nicht
gewartet werden darf. Man muß um jeden Preis heute abend, heute nacht die Regierung verhaften,
nachdem man die Offiziersschüler entwaffnet hat (sie besiegt hat, wenn sie Widerstand leisten) usw.
Man darf nicht warten!! Man kann alles verlieren!!
Die Bedeutung der sofortigen Machtübernahme: Schutz des Volkes (nicht des Kongresses, sondern
des Volkes, in erster Linie der Armee und der Bauern) vor der Kornilowschen Regierung, die
Werchowski verjagt und eine zweite Kornilowsche Verschwörung eingefädelt hat. Wer soll die
168 Stalin, J.W.: Werke, Band 3, Berlin 1951, S. 359.
169 Siehe 6.
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Macht übernehmen?
Das ist jetzt nicht wichtig: Mag sie das Revolutionäre Militärkomitee übernehmen „oder eine
andere Körperschaft", die erklärt, daß sie die Macht nur den wahren Vertretern der Interessen des
Volkes, der Interessen der Armee (sofortiges Friedensangebot), der Interessen der Bauern (vom
Boden muß sofort Besitz ergriffen, das Privateigentum aufgehoben werden), der Interessen der
Hungernden übergeben wird.
Es ist notwendig, daß alle Bezirke, alle Regimenter, alle Kräfte sofort mobilisiert werden und
unverzüglich zum Revolutionären Militärkomitee, zum ZK der Bolschewiki Delegationen entsenden
mit der dringenden Forderung: Auf keinen Fall darf die Macht bis zum 15. in den Händen
Kerenskis und Co. belassen werden, unter keinen Umständen; die Sache ist unbedingt heute abend
oder heute nacht zu entscheiden.
Eine Verzögerung wird die Geschichte den Revolutionären nicht verzeihen, die heute siegen können
(und heute bestimmt siegen werden), während sie morgen Gefahr laufen, vieles, ja alles zu
verlieren. Wenn wir heute die Macht ergreifen, so ergreifen wir sie nicht gegen die Sowjets,
sondern für sie. Die Machtergreifung ist Sache des Aufstands; ihr politisches Ziel wird nach der
Machtergreifung klarwerden.
Es wäre verderblich oder ein rein formales Herangehen, wollten wir die unsichere Abstimmung am
25. Oktober abwarten, das Volk hat das Recht und die Pflicht, solche Fragen nicht durch
Abstimmungen, sondern durch Gewalt zu entscheiden; das Volk hat das Recht und die Pflicht,
in kritischen Augenblicken der Revolution seinen Vertretern, selbst seinen besten Vertretern, die
Richtung zu weisen und nicht auf sie zu warten. Das hat die Geschichte aller Revolutionen
bewiesen, und maßlos wäre das Verbrechen der Revolutionäre, wenn sie den Augenblick
vorübergehen ließen, obwohl sie wissen, daß die Rettung der Revolution, das Friedensangebot, die
Rettung Petrograds, die Rettung vor dem Hunger, die Übergabe des Grund und Bodens an die
Bauern von ihnen abhängen.
Die Regierung wankt. Man muß ihr den Rest geben, koste es, was es wolle!
Eine Verzögerung der Aktion bedeutet den Tod.“170
Die Roten Garden und revolutionären Soldaten wurden in das Stadtzentrum Petrograds entsandt und
umzingelten den Regierungssitz der provisorischen Regierung, das Winterpalais. Am Abend des 6.
November 1917 eroberten die Roten Garden die Schlüsselpunkte Petrograds, also die Bahnhöfe, das
Postamt, das Telegraphenamt, die Ministerien und die Staatsbank. Auch das Vorparlament wurde
aufgelöst. Um 22.45 Uhr wurde dann der II. Allrussiche Sowjetkongress schließlich eröffnet, dazu
aber später mehr. Am eigentlichen Tag der Revolution, dem 7. November 1917, kontrollierten die
Bolschewiki dann auch die letzten Brücken in der Stadt. Das bedeutete, dass sie bereits am Morgen
des 7. November die Macht in der Hauptstadt Russlands hatten. Zur Aufklärung der Bevölkerung
des ganzen Landes erschien um zehn Uhr morgens die historische Erklärung des Revolutionären
Militärkomitees mit dem Titel „An die Bürger Russlands“:
„Die Provisorische Regierung ist gestürzt. Die Staatsmacht ist in die Hände des Organs des
Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldaten-" deputierten, des Revolutionären Militärkomitees,
übergegangen, das an der Spitze des Petrograder Proletariats und der Petrograder Garnison steht.
Die Sache, für die das Volk gekämpft hat: das sofortige Angebot eines demokratischen Friedens,
die Aufhebung des Eigentums der Gutsbesitzer am Grund und Boden, die Arbeiterkontrolle über die
Produktion, die Bildung einer Sowjetregierung — sie ist gesichert.
Es lebe die Revolution der Arbeiter, Soldaten und Bauern!“171
170 Lenin, W.I.: Werke, Band 26, Berlin 1961, S. 223-224.
171 Lenin, W. I.: Werke, Band 26, Berlin 1961, S. 227.
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Die Regierung im Winterpalais forderte Hilfe von den Frontsoldaten an, die Bolschewiki konnten
ihr eintreffen in Petrograd aber verhindern. Das zuvor belagerte Winterpalais wurde auf Signal der
„Aurora“ am Abend des 7. November beschossen und eingenommen, Kerenski und die Minister der
Regierung wurden am Morgen des 8. November 1917 verhaftet.172
Zum ersten Mal nach der Pariser Kommune hatte das Proletariat in einem Teil der Erde die Macht
erobert und diesmal sollte es sie auch behalten. Ein wahrhafter Wendepunkt in der Geschichte, ein
Teil der Menschheit lebte von diesem Tag an in Freiheit. Seit diesem Tag befindet sich das
imperialistische Weltsystem in einer dauernden Krise und rückt mit jedem Tag seinem Ende näher.
Im Text vom „Oktobersong“ wir dieser Sachverhalt so beschrieben:
„Da hab'n die Proleten Schluss gesagt
und die Bauern: es ist soweit.
Und hab'n den Kerenski davongejagt
und die Vergangenheit.“173
Die Arbeiter, die revolutionären Truppenteile und die Roten Garden hatten bewiesen, dass sie durch
ihre Kampferfahrung gestählt worden waren und die Parteiführung um Lenin und Stalin hatte
bewiesen, dass sie ein fähiger Anführer des Proletariats war.174
Nun aber zum II. Allrussischen Sowjetkongress, der bereits in der Nacht des 6. Novembers
zusammengetreten war. Dieser Kongress verlief ganz nach den Vorstellungen der Bolschewiki, bei
den Wahlen zum Zentralexekutivkomitee der Sowjets erhielten sie eine überragende Mehrheit. Die
wenigen Delegierten der opportunistischen Parteien verzichteten nach diesem Ereignis auf die
weitere Teilnahme am Kongress und beschlossen sich auf die Seite der Bourgeoisie zu stellen.175
Nur der „linke“ Flügel der Sozialrevolutionäre, der vorgab die Interessen einer großen Zahl von
kleinen und mittleren Bauern zu verfolgen, erklärte sich auf dem Kongress bereit mit den
Bolschewiki zu verhandeln. Einige wurden sogar zu Volkskommissaren der Sowjetregierung
ernannt, diese Funktion verloren sie jedoch später wieder als die Bolschewiki Gesetzte zu Gunsten
der Armbauernschaft erließen und somit die Interessen der sozialrevolutionären Klientel, also der
Kulaken, verletzten und die Sozialrevolutionäre deshalb zu antisowjetischen Maßnahmen griffen.176
Durch diese Entwicklung waren die Sowjets nun endgültig zu revolutionären Instanzen der Diktatur
des Proletariats geworden, die es diesmal entschieden ablehnten erneut zum Anhängsel einer
bürgerlichen Regierung zu werden.177 Die Räte der Arbeiter-, Bauern- und Soldatendeputierten
waren durch die Revolution zu einer machtvollen Institution aufgestiegen.
Aber was war die Sowjetmacht ihrem Wesen nach eigentlich? Genosse Lenin beantwortete diese
Frage so:
„Was heißt Sowjetmacht? Worin besteht das Wesen dieser neuen Staatsmacht, die man in den
meisten Ländern noch nicht begreifen will oder begreifen kann? Ihr Wesen, das die Arbeiter eines
jeden Landes in immer steigendem Maße anzieht, besteht darin, daß der Staat, der früher auf die
eine oder die andere Art von den Reichen oder den Kapitalisten geleitet wurde, jetzt zum erstenmal,
172 „Aurora“ bläst zum Sturm. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21. Jahrhunderts, Gütersloh
und München 2009, S. 125.
173 Kampflieder.de. http://www.kampflieder.de/liedtext.php?id=1417 (Abgerufen am 20.04.2016)
174 Ulbricht, Walter (Vorsitzender des Autorenkollektivs): Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in acht
Bänden,
Band 3, Berlin 1966.
175 Siehe 6.
176 Pantschenko, T. W.: Zweiter Teil – Der Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Die Errichtung der
Sowjetmacht im Lande. In: Sobolew, P.N. / Gimpelson, J.G. / Trukan, G. A. (Hrsg.): Illustrierte Geschichte der
Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, Berlin 1972, S. 17-121.
177 Siehe 174.
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und zwar in großem Maßstab, gerade von den Klassen geleitet wird, die der Kapitalismus
unterdrückte. Selbst in der demokratischsten, selbst in der freiesten Republik wird der Staat,
solange die Herrschaft des Kapitals bestehen bleibt, solange Grund und Boden Privateigentum
bleiben, immer von einer kleinen Minderheit geleitet, die zu neun Zehnteln aus Kapitalisten oder
Reichen besteht. Zum erstenmal in der Welt ist die Staatsmacht bei uns in Rußland so organisiert,
daß nur die Arbeiter, nur die werktätigen Bauern, unter Ausschluß der Ausbeuter,
Massenorganisationen bilden, die Sowjets, und diesen Sowjets ist die gesamte Staatsmacht
übertragen. Das ist der Grund, weshalb das Wort „Sowjet" jetzt überall in der Welt, wie die
Vertreter der Bourgeoisie in allen Ländern Rußland auch immer verleumden mögen, von den
Arbeitern, von allen Werktätigen nicht nur verstanden wird, sondern bei ihnen populär ist, ihnen
teuer ist. Und das ist der Grund, weshalb die Sowjetmacht, wie die Anhänger des Kommunismus in
den einzelnen Ländern auch immer verfolgt werden mögen, weshalb die Sowjetmacht
unvermeidlich, unausbleiblich und in nicht ferner Zukunft in der ganzen Welt siegen wird. Wir
wissen sehr gut, daß es bei der Organisierung der Sowjetmacht bei uns noch viele Mängel gibt. Die
Sowjetmacht ist kein wundertätiger Talisman. Sie kann nicht mit einem Schlage die Mißstände der
Vergangenheit, das Analphabetentum, die kulturelle Rückständigkeit, die Folgen des barbarischen
Krieges, das Erbe des räuberischen Kapitalismus beseitigen. Dafür gibt sie aber die Möglichkeit,
zum Sozialismus überzugehen. Sie gibt denen, die unterdrückt wurden, die Möglichkeit, sich
aufzurichten und die ganze Leitung des Staates, die ganze Leitung der Wirtschaft, die ganze Leitung
der Produktion mehr und mehr in die eigenen Hände zu nehmen. Die Sowjetmacht ist der von den
Massen der Werktätigen gefundene - und daher richtige und daher siegbringende - Weg zum
Sozialismus.“178
Der erste Beschluss der Sowjets war das Dekret über den Frieden vom 8. November 1917. In
diesem Dekret wurden alle kriegsführenden Nationen zur Abschließung eines
Waffenstillstandsvertrages aufgefordert um Friedensverhandlungen zu ermöglichen. Dabei wurde
diese Aufforderung in erster Linie an die Arbeiter der entsprechenden Länder gerichtet. Wörtlich
hieß es in diesem Dekret.179
„die Sache des Friedens und zugleich damit die Sache der Befreiung der werktätigen und
ausgebeuteten Volksmassen von jeder Sklaverei und jeder Ausbeutung erfolgreich zu Ende zu
führen.“180
Der Sowjetkongress setzte auch unmittelbar nach der Revolution eine der Hauptforderungen der
Massen durch, nämlich die der Übergabe der Ländereien an ihre wirklichen Besitzer, die kleinen
und mittleren Bauern, es handelte sich dabei landesweite wohl um eine Fläche von 165 000 000
Hektar. Damit war auch die Zeit der Pachtzahlungen an die Ausbeuter für die Armbauernschaft
beendet. Die Enteignung der Kulaken und Großgrundbesitzer (dazu gehörten auch Institutionen wie
zum Beispiel die orthodoxe Kirche, die stets eine wichtige Stütze des Zarismus war) sollte ohne
Entschädigung vollzogen werden. Der Privatbesitz an Grund und Boden wurde für alle Zeit
aufgehoben, folglich gehörten auch alle Bodenschätze den Volksmassen und nicht mehr nur
einzelnen Privatpersonen.181
Dieser historische II. Sowjetkongress endete schließlich mit der Wahl der ersten Sowjetregierung.
Diese setzte sich aus Volkskommissaren mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen zusammen,
welche alle samt Bolschewiki waren. Genosse Stalin wurde zum Volkskommissar für
178 Lenin, W. I.: Werke, Band 29, Berlin 1961, S. 236-237.
179 Siehe 6.
180 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S. 261.
181 Siehe 6.
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Angelegenheiten der Nationalitäten des Landes gewählt (dieses Amt behielt er bis 1923)182,
während Genosse Lenin den Posten des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare erhielt.183
Die außerordentliche Bedeutung der Funktion von Genosse Lenin muss vielleicht nicht erörtert
werden, aber es lohnt sich hier noch einmal die Rolle des Genossen Stalin besonders
hervorzuheben. Wie bereits auf den ersten Seiten erwähnt wurde wurden alle nicht-russischen
Nationen im Zarenreich unterdrückt und Angehörige ethnischer Minderheiten wurden oftmals wie
Menschen zweiter Klasse behandelt. Als Volkskommissar für Nationalitätenfragen war es die
Aufgabe Stalins für die Gleichberechtigung der Völker und Minderheiten des Landes zu sorgen. In
den folgenden Jahren war Genosse Stalin unter anderem damit beschäftigt dieses Ziel in jeder der
autonomen Sowjetrepubliken der späteren UdSSR durchzusetzen.
Einer der größten Errungenschaften der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution war also fast
ausschließlich auf eine persönliche Leistung des Genossen Stalin zurückzuführen.184
Durch die Rückkehr der jeweiligen Delegierten des Kongresses in ihre Heimatorte verbreitete sich
schnell die frohe Kunde, dass die Revolution in der Hauptstadt geglückt war. Bis Januar-Februar
1918 hatte sich die Revolution so auf das ganze Staatsgebiet ausgedehnt, was dem vorläufigen Sieg
der Revolution gleichkam.
Die Revolution hatte gesiegt, weil sich Arbeiter, Bauern und Soldaten verbündet haben und unter
der Führung der SDAPR (B) und Lenins ihre Aktionen koordinierten.185
Aber die Eroberungen der Macht verlief nicht überall so glimpflich wie in Petrograd, so dauerten
die Straßenkämpfe in Moskau beispielsweise einige Tage, endeten aber mit dem Sieg des
Proletariats, welcher jedoch blutig erkämpft wurde. 1000 revolutionäre Helden starben infolge der
bewaffneten Auseinandersetzungen in Moskau. Die Gewinnung der zweiten Hauptstadt war ein
weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum fortwährenden Sieg der Arbeiterklasse in Russland.186
Selbst in Petrograd organisierten reaktionäre Militärs und Politiker immer wieder antibolschewistische Putschversuche, die allerdings von den Volksmassen unter der Führung W. I.
Lenins entschlossen niedergeschlagen wurden. Der Führer des Aufstandes, General Krasnow,
wurde freigelassen, da er versprochen hatte seine antisowjetischen Bestrebungen einzustellen. Dies
erwies sich im Nachhinein als schwerer Fehler, dazu aber später mehr. Dem Auftraggeber Kerenski
hingegen gelang es als Frau verkleidet ins Ausland zu fliehen.187
In diesen Tagen meldeten sich auch Opportunisten und Verräter wie Kamenew, Sinowjew, Rykow
und ihresgleichen wieder zu Wort. Sie forderten trotz des durch die Revolution mühsam erkämpften
Sturzes der Menschewiki und Sozialrevolutionäre, der „Krankenpfleger am Bett des Kapitalismus“,
ihre erneute Beteiligung an der Regierung. Das Zentralkomitee lehnte diesen Vorschlag aber
entschieden als „Verrat an der Losung der Sowjetmacht“ ab188, an vorderster Front bei der
Auseinandersetzung mit diesen Personen stand neben Genosse Lenin natürlich auch wie immer J.
W. Stalin.189 Daraufhin verließen diese charakterlosen Feiglinge das ZK und gaben ihren jeweiligen
Posten als Volkskommissare auf.190
Die Bourgeoisie feierte nach dieser Krise schon den angeblich herannahenden Untergang der
Bolschewiki. Sie vergaßen aber, dass die Diktatur des Proletariats und die Partei der Massen ihnen
auf allen Ebenen überlegen waren und von solch einer Nichtigkeit nicht einmal annähernd ins
182 Siehe 11.
183 Siehe 95.
184 Siehe 11.
185 Siehe 6.
186 Siehe 82.
187 Siehe 6.
188 Siehe 6.
189 Siehe 11.
190 Siehe 95.
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Schwanken gebracht werden konnte. Schon bald war diese Geschichte vergessen und die Partei
widmete sich wieder wichtigeren Angelegenheiten. Die dringlichste Aufgabe war die alten
Strukturen zu zerschlagen und auf den Trümmern der kapitalistischen Ordnung den Sowjetstaat und
den Sozialismus zu errichten. In dieser Situation bedeutete das, dass ein Kampf gegen die Kirche,
die konterrevolutionäre Presse und die weitere Stützen der alten Ordnung geführt werden musste.
Aber die größte und wichtigste aller Herausforderungen war die Beendigung des imperialistischen
Krieges. All diese Kernthemen der sozialistischen Revolution wurden in wenigen Monaten nach der
Eroberung der Macht im Lande angepackt.
Die alten Ministerien wurden durch sowjetische Verwaltungsorgane und Volkskommissariate
ersetzt, es entstanden auch neue Aufgabenbereiche, die ihre eigenen Volkskommissare erhielten. So
wurde zur Verwaltung und dem weiteren Aufbau der Industrie der Oberste Rat der
Volkswirtschaften gegründet, dem W. P. Nogin vorstand.191 192 Außerdem war natürlich auch die
Gefahr eines Putschversuches oder anderer aus dem In- beziehungsweise Ausland koordinierter
konterrevolutionärer Aktionen nicht ausgeschlossen. Davon ging auch Genosse Lenin aus:
„Man soll nicht glauben, daß es nicht noch zu einem Verteidigungskrieg kommen könnte, den man
uns aufzwingen kann.“193
Aus diesem Grund wurde die Allrussische Außerordentliche Kommission, allgemein als Tscheka
bekannt, geschaffen. Mit Felix Dzierzynski an der Spitze wurden so konterrevolutionären
Bestrebungen zum Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht unterdrückt.194 Außerdem wurde ein
Dekret über die Gründung einer Roten Armee und Flotte erlassen.
Die konstituierende Versammlung wurde als Überbleibsel des bürgerlichen Staates aufgelöst, da sie
durch die Sowjetmacht überflüssig geworden war. Weitere Maßnahmen der Sowjetregierung waren
die Abschaffung der Stände, die Aufhebung der staatlichen Diskriminierung gegen nationale und /
oder konfessionelle Minderheiten, die Säkularisierung des russischen Staates, also die Trennung
von Kirche und Staat. Dadurch verlor die orthodoxe Kirche enorm an Einfluss, unter anderem auch
auf das zuvor von ihr dominierte Bildungssystem. Weitere Dekrete der Regierung betrafen die
Gleichberechtigung der Frau und der Nationen im Land. Somit wurden den verbliebenen feudalen
Strukturen die Existenzgrundlage vollständig entzogen, was einen großen Fortschritt für Russland
bedeutete.195
Von einer „Bürokratisierung“ konnte keinesfalls die Rede sein. Die Beschlüsse der Sowjets wurden
im Gegenteil mit dem größten Enthusiasmus von den Massen umgesetzt. Lenin selber sagte damals:
„Der Sozialismus wird nicht durch Gesetze von oben geschaffen. Seinem Geist ist der amtlichbürokratische Automatismus fremd; der lebendige, schöpferische Sozialismus ist das Werk der
Volksmassen selbst.“196
Dabei blieb es aber nicht. Durch die Verstaatlichung von Banken, Eisenbahnen, des Außenhandel,
der Handelsflotte und der gesamten Großindustrie wurden die Grundlagen für den sozialistischen
Aufbau des Landes gelegt. Jegliche Auslandsanleihen wurden annulliert, dies zog den Zorn der
englischen, französischen und amerikanischen Bourgeoisie auf Sowjetrussland. Fortan standen die
Betriebe aber unter der Kontrolle der Arbeiter und nicht mehr der Bourgeoisie Russlands oder
anderer Länder. Das bedeutete zugleich auch, dass der Arbeiter in Russland frei war, er arbeitete
191 Siehe 6.
192 Lenin, W.I.: Werke, Band 26, Berlin 1961.
193 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 257.
194 Siehe 6.
195 Siehe 6.
196 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 259.
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nun für sich, seine Zukunft und sein sozialistisches Vaterland und nicht mehr nur um zu überleben.
Die Demokratisierung der Wirtschaft war ein großer und bis heute unerreichter Schritt in der
Geschichte der Menschheit. Diese revolutionäre Politik entfachte die Wut der Bourgeoisie
woraufhin es zu Terror- und Sabotageakten der Konterrevolution gegen viele hochrangige Kader
der Partei und insbesondere gegen Genosse Lenin kam, so zum Beispiel am 14. Januar 1918, Lenin
blieb dabei aber zum Glück unverletzt.197
Nun musste der Frieden mit Deutschland und Österreich wiederhergestellt werden um die
Sowjetmacht weiter zu festigen und eine der wichtigsten Forderungen der Massen zu erfüllen. Dies
tat der Rat der Volkskommissare gegen den Willen der Entente-Mächte England und Frankreich, da
in Russland aber das Proletariat herrschte war ihre Bewertung des Handelns der Regierung nicht
mehr entscheidend.198 In dieser Zeit stieg Genosse Stalin endgültig zum ersten und wichtigsten
Berater Lenins auf. Seine Ideen und Taten prägten den jungen Sowjetstaat maßgebend und er war
nahezu an allen bedeutenden Entscheidungen beteiligt.
So war Stalin vom Zentralkomitee damit beauftragt worden mit den anderen revolutionären Parteien
der Erde in Kontakt zu treten, die internationalen Beziehungen der bolschewistischen Partei
weiterzuentwickeln und schließlich die Gründung der Kommunistischen Internationale
vorzubereiten.199
So begannen die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk zwischen dem Deutschen Kaiserreich
und der Sowjetregierung am 3. Dezember 1917 in einer äußerst schwierigen Lage für
Sowjetrussland. Die zaristische Armee hatte sich fast vollständig aufgelöst und die Rote Armee war
erst am Entstehen. An eine Weiterführung des Krieges war also nicht zu denken. Bereits zwei Tage
später wurde ein Waffenstillstand beschlossen.200 Schnell wurde klar, dass der deutsche
Imperialismus im Zuge der Friedensverhandlungen große Forderungen aufstellen wird. Die
Sowjetmacht war aber bereit diese Forderungen zu erfüllen um den Frieden zu sichern. Die
Konterrevolutionäre, also ein breites Spektrum, welches von den angeblichen „Arbeiterparteien“
(Menschewiki und Sozialrevolutionäre) bis zu den Weißgardisten reichte, planten in dieser Zeit
einen deutschen Angriff zu provozieren um so die Diktatur des Proletariats, die noch keine
bewaffneten Organe hatte, zu stürzen. Dabei fanden diese Provokateure und Volksfeinde selbst
Verbündete in der bolschewistischen Partei. Zu diesen Verrätern zählten neben Trotzki auch
Bucharin, Radek und Pjatakow, die eine parteifeindliche Gruppe bildeten und sich aus
demagogischen Motiven als „linke Opposition“ bezeichneten. In Wahrheit verfolgten sie nur die
Interessen der Bourgeoisie, schließlich wollten sie den Krieg gegen den Willen des Proletariats und
der Armbauernschaft fortführen. Durch ihre Forderung nach der Weiterführung des Krieges
brachten sie die Errungenschaften der Revolution in ernste Gefahr, weil sie zeitweise eine knappe
Mehrheit im Zentralkomitee der SDAPR (B) hatten.
Trotz der andauernden Warnungen der Genossen Lenin, Stalin und Swerdlow wurden die
Verhandlungen am 10.02.1918 ergebnislos abgebrochen. Trotzki, der als Volkskommissar für
äußere Angelegenheiten die Verhandlungen führte, widersetzte sich den Direktiven der Partei und
akzeptierte die Bedingungen für den Frieden nicht. Damit drohte dem jungen Sowjetstaat bereits
das Ende. Trotzki und Bucharin versicherten dem Zentralkomitee, dass die Deutschen keinesfalls
zur Offensive übergehen würden und keine Gefahr bestünde. Genau acht Tage später sollte sich
zeigen, dass sie Unrecht hatten.201 In dieser Situation trat das ZK zusammen und Lenin forderte,
dass die Verhandlungen mit den Deutschen sofort wieder aufgenommen werden, da die kaiserlichen
197 Siehe 95.
198 Siehe 6.
199 Siehe 11.
200 Siehe 6.
201 Siehe 95.
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Truppen ungehindert vorrücken konnten. Selbst in diesem Augenblick vermochte Trotzki lediglich
Parolen von sich zu geben und lehnte Verhandlungen mit dem Kaiserreich ab, obwohl die Truppen
Wilhelms II. nicht mehr weit von Petrograd entfernt waren. Dennoch setzten sich Lenin, Swerdlow
und Stalin letztlich gegen die Hochverräter Bucharin und Trotzki durch. Auf die Anfrage nach der
Wiederaufnahme der Verhandlungen seitens der Sowjetregierung reagierten die Deutschen
verzögert um sich eine bessere Ausgangslage zu sichern. Die Taktik des Rückzugs darf auf gar
keinen Fall als Kapitulation vor dem Imperialismus bewertet werden. Lenin hatte die Partei nach
der gescheiterten Revolution von 1905 den geordneten Rückzug gelehrt um die eigenen Kräfte
wieder zu sammeln und dann zurückzuschlagen. Eben die selbe Taktik wandte er auch hier an.202
Die Handlungen Lenins und Stalins waren dabei aber stets von der Liebe zum sozialistischen
Vaterland, vom wahren Sowjetpatriotismus, gelenkt.203 So schrieb Lenin (einen Tag vor der
Antwort der Deutschen, also am 21. Februar) im Namen des Rats der Volkskommissare einen
Aufruf mit dem Titel „Das sozialistische Vaterland ist in Gefahr“, in dem er verlautbarte:
„Um das erschöpfte, geplagte Land vor neuen Kriegsprüfungen zu retten, brachten wir ein
gewaltiges Opfer und erklärten den Deutschen unsere Bereitschaft, ihre Friedensbedingungen zu
unterzeichnen. 12 unserer Parlamentäre sind am 20. (7.) Februar abends aus Reshiza nach Dwinsk
abgefahren, und bis jetzt ist keine Antwort da.
Die deutsche Regierung zögert augenscheinlich die Beantwortung hinaus. Sie will offenkundig
keinen Frieden. In Durchführung des Auftrags der Kapitalisten aller Länder will der deutsche
Militarismus die russischen und ukrainischen Arbeiter und Bauern erdrosseln, den Boden den
Gutsbesitzern, die Fabriken und "Werke den Bankiers und die Macht der Monarchie zurückgeben.
Die deutschen Generale wollen ihre „Ordnung" in Petrograd und Kiew einführen. Die
Sozialistische Republik der Sowjets befindet sich in größter Gefahr. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sich
das Proletariat Deutschlands erhebt und siegt, ist die rückhaltlose Verteidigung der Republik der
Sowjets gegen die Heerhaufen des bürgerlich-imperialistischen Deutschlands heilige Pflicht der
Arbeiter und Bauern Rußlands. Der Rat der Volkskommissare ordnet an: 1. Alle Kräfte und Mittel
des Landes werden restlos in den Dienst der revolutionären Verteidigung gestellt. 2. Es wird allen
Sowjets und revolutionären Organisationen zur Pflicht gemacht, jede Stellung bis zum letzten
Blutstropfen zu verteidigen. 3. Die Organisationen der Eisenbahner und die mit ihnen verbundenen
Sowjets sind verpflichtet, mit allen Kräften zu verhindern, daß der Feind sich des Apparats der
Eisenbahnen bedient; bei einem Rückzug sind die Strecken zu zerstören, die Eisenbahnbauten zu
sprengen und zu verbrennen; das gesamte rollende Material — Waggons und Lokomotiven — ist
unverzüglich nach Osten, ins Innere des Landes, zu leiten. 4. Alle Getreide- und überhaupt alle
Lebensmittelvorräte sowie alle wertvollen Güter, die in die Hände des Feindes zu fallen drohen,
müssen unbedingt vernichtet werden; die Aufsicht darüber wird den örtlichen Sowjets unter
persönlicher Verantwortung ihrer Vorsitzenden übertragen. 5. Die Arbeiter und Bauern von
Petrograd und Kiew sowie allen Städten, Gemeinden, Flecken und Dörfern im Bereich der neuen
Front müssen Bataillone aufstellen, die unter Führung militärischer Fachleute Schützengräben
ausheben. 6. In diese Bataillone müssen alle arbeitsfähigen Angehörigen der bürgerlichen Klasse,
Männer und Trauen, unter Aufsicht von Rotgardisten eingereiht werden, wer sich widersetzt, ist zu
erschießen. 7. Alle Druckschriften, die der Sache der revolutionären Verteidigung entgegenwirken
und in denen für die deutsche Bourgeoisie Partei ergriffen wird, sowie diejenigen, in denen
versucht wird, die Invasion der imperialistischen Heerhaufen zum Sturze der Sowjetmacht
auszunutzen, werden verboten; die arbeitsfähigen Redakteure dieser Druckschriften und ihre
Mitarbeiter werden zur Aushebung von Schützengräben und zu anderen Verteidigungsarbeiten
mobilisiert. 8. feindliche Agenten, Spekulanten, Plünderer, Rowdys, konterrevolutionäre Agitatoren
und deutsche Spione sind am Tatort zu erschießen.
202 Siehe 6.
203 Siehe 95.
54
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Das sozialistische Vaterland ist in Gefahr! Es lebe das sozialistische Vaterland! Es lebe die
internationale sozialistische Revolution!“204
Diese Maßnahmen mögen hart erscheinen, aber zur Verteidigung des Vaterlands und des
Sozialismus waren sie unbedingt notwendig. Hätte Lenin anders reagierte wäre Russland erobert
worden und die deutschen Imperialisten hätten aus dem Land womöglich eine Kolonie gemacht.
Aber es kam anders. Die Rote Armee entstand in diesen Tagen. Revolutionäre Arbeiter, Bauern und
Soldaten wurden zur bewaffneten Streitmacht des Sozialismus und schlugen die Deutschen am 23.
Februar 1917 zurück. Dieser Tag wurde zum Geburtstag der Roten Armee der Arbeiter und Bauern,
der ersten sozialistischen Streitmacht der Welt.205
Mit diesem Dekret brachte Lenin nicht nur die Deutschen zum Halten, er versetzte auch den
ausländischen Agenten, den Konterrevolutionären, den Sozialrevolutionären, den Menschewiki, der
Bourgeoisie und den Trotzkisten einen schweren Schlag.
Nach der militärischen Niederlage erklärten sich die kaiserlichen Truppen nun doch noch bereit an
den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die deutschen Imperialisten gaben der russischen
Regierung aber nur einen Tag Zeit um zu entscheiden. Das Zentralkomitee versammelte sich also in
höchster Eile. Lenin plädierte für die Annahme der Bedingungen der Obersten Heeresleitung
Deutschlands.206 Genosse Stalin und Genosse Swerdlow unterstützten Lenin in dieser Frage
bedingungslos, J.W. Stalin sagte während der Sitzung des Zentralkomitees zurecht:
„Entweder eine Atempause oder Untergang der Revolution – einen anderen Ausweg gibt es
nicht.“207
Am Ende setzte sich die Leninsche Forderung nach einem Friedensschluss durch. Aufgrund der
besseren Ausgangslage konnte der deutsche Imperialismus nun noch härtere Forderungen stellen,
aber es gab wie bereits gesagt keine andere Wahl für die Sowjets als die Annahme der Bedingungen
für die Wiederherstellung des Friedens. Lenin warf Trotzki deswegen zurecht vor:
„in Wirklichkeit den deutschen Imperialisten geholfen und das Wachstum und die Entwicklung der
Revolution in Deutschland behindert [zu] haben.“208
Dank Trotzki riss der deutsche Imperialismus Lettland, Estland, Polen und die Ukraine an sich, das
waren ca. 27 % des wirtschaftlich nutzbaren Landes der Nation.209 Diese Gebiete litten unter den
Besatzern. Genosse Lenin sagte dazu:
„Die deutschen Räuber haben in ihren militärischen Repressalien den Rekord an Bestialität
geschlagen“210
Doch dabei beließen es die „linken Kommunisten“ nicht. Die Moskauer Ortsgruppe, die von
Bucharin geleitet wurde, unternahm den Versuch die Partei zu destabilisieren, indem sie dem ZK
das Misstrauen aussprach. Sie vertuschten dabei auch nicht, dass ihr Endziel die Spaltung der Partei
war. Den Zusammenbruch der Sowjetmacht nahmen sie damit billigend in Kauf.211
204 Lenin, W. I.: Werke, Band 27, Berlin 1960, S. 15-16.
205 Siehe 6.
206 Siehe 95.
207 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 268.
208 Lenin, W.I.: Ausgewählte Werke in zwei Bänden , Band II, S. 325.
209 Verlustreicher Friede für Russland. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21. Jahrhunderts,
Gütersloh und München 2009, S. 131.
210 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 277-278.
211 Siehe 6.
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Zu dieser Zeit konnten weder Lenin noch Stalin dieses Verhalten wirklich verstehen. Aber durch
die Säuberungen, die Genosse Stalin zum Schutze der Sowjetmacht vor konterrevolutionären
Kräften anordnete, welche teilweise führende Rollen in Staat und Partei innehatten (siehe Bucharin,
Sinowjew oder Kamenew), trat in den 1930er Jahren die Wahrheit ans Licht: Diese Personen, die
bereits vor der Revolution oft genug Verrat an der Sache des Proletariats begangen hatten, wurden
schließlich im Verfahren gegen die Rechten und Trotzkisten entlarvt. Es stellte sich heraus, dass die
„linken Kommunisten“ unter Trotzkis Führung ein Bündnis mit den „linken“ Sozialrevolutionären
eingegangen waren um den Friedensschluss von Brest-Litowsk zu vereiteln. Anschließend sollten
die Genossen Lenin, Stalin und Swerdlow verhaftet und hingerichtet werden. Die kleine Gruppe um
Bucharin und Trotzki wollte sich so an die Macht putschen. In diesem Zusammenhang kann man
nur wieder auf das Gedicht „Der schlimmste Feind“ von Tucholsky verweisen. Dieser Plan wurde
jedoch wie bereits erwähnt von der Partei der Bolschewiki vereitelt, die große Mehrheit stand
hinter den ehrlichen Kommunisten.212
Um diese bedrohliche Tendenz in der Partei einzudämmen und die wichtigen Fragen der Gegenwart
zu klären versammelte sich der außerordentliche VII. Parteitag der SDAPR (B) am 6. März 1918.
Dieser Parteitag wurde durch den Rechenschaftsbericht Lenins zu den Friedensverhandlung mit
Deutschland eröffnet. Der Parteitag stellte sich hinter Genosse Lenin und verurteilte die
verräterischen und volksfeindlichen Handlungen der Trotzkisten und Bucharinleute.213
Lenin verwies auch auf die Gefahr der Konterrevolution und Intervention seitens der
imperialistischen Staaten. Folglich war eine der wichtigsten Aufgaben die Bewaffnung der
revolutionären Arbeiter und Bauern (auch der Frauen) und der weitere Ausbau der Roten Armee.
Des Weiteren wurde die Umbenennung der Partei sowie Änderungen im Parteiprogramm erörtert.
Ergebnis dieser Diskussion war die Änderung des Namens der Partei von SDAPR (B)
(Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands [Bolschewiki]) in Kommunistische Partei Russlands
(Bolschewiki), kurz KPR (B). Der vorherige Name war nicht mehr mit den Zielen der Bolschewiki
vereinbar, da die Sozialdemokratie sich als opportunistische Weltanschauung erwiesen hatte, was
wiederum zur Abspaltung der Kommunisten von den Sozialdemokraten im Weltmaßstab führte.214
Was das neue Programm angeht wurde der von Lenin ausgearbeitete Entwurf von den Delegierten
des Parteitags bestätigt. Für die Abfassung des Programms wurde eine Kommission gewählt, der
unter anderem auch Lenin und Stalin angehörten.215 216 217
Nach dem Schrecken, den die Bolschewiki durch das Heranrücken der Deutschen auf Petrograd
erlebt hatten, beschlossen sie die Hauptstadt nach Moskau zu verlegen. Ein von den
Sozialrevolutionären organisierter Anschlag auf einen Zug, in dem sich das nach Moskau reisende
ZK befand, wurde nur durch die Wachsamkeit des Petrograder Proletariats und die Tscheka
verhindert.218
Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon die Grundsteine für den Aufbau des Sozialismus in
Sowjetrussland gelegt worden. Die Expropriateure waren selber expropriiert worden, der
bürgerliche Staatsapparat wurde zerschlagen, der Frieden wurde wiederhergestellt und
Putschversuche der Konterrevolutionäre wurden vereitelt. Dies war aber erst der Anfang einer viel
größeren Sache. Auf den Trümmern des Ausbeuterstaates sollte jetzt der neue, der sozialistische
Staat aufgebaut werden. Dazu sollte die Atempause ausgenutzt werden. Man begann mit dem
Aufbau der Sowjetvolkswirtschaft.219 Dabei wurden erste praktische Erfahrungen gemacht und
Lehren gezogen, die für die kommunistische Weltbewegung von heute ungemein wichtig sind. Eine
212 Siehe 6.
213 Siehe 95.
214 Siehe 95.
215 Siehe 6.
216 Siehe 11.
217 Siehe 95.
218 Siehe 95.
219 Siehe 6.
56
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besondere Gefahr stellte dabei das nach Profit strebende Kleinbürgertum dar, welches sich den
staatlichen Planungen nicht unterordnen wollte und die Not der einfachen Bevölkerung ausnutzte
um sich zu bereichern.
Um ein schnelles Wirtschaftswachstum zu sichern unterstrich Lenin damals die Notwendigkeit des
sozialistischen Wettbewerbs in den Betrieben der Sowjetrepublik. Für den sozialistischen
Wettbewerb war die Bezahlung der Arbeiter nach Leistung (Stücklohn) elementar. Weitere
Eckpfeiler des sozialistischen Wettbewerbs sind:
„neben erzieherischen Maßnahmen des Überzeugens auch Methoden des Zwangs gegenüber
denjenigen anzuwenden, die vom Staate soviel als möglich erraffen wollen, die faulenzen und sich
mit Spekulationen beschäftigen.“220
Die kapitalistische Arbeitshetze war den Sowjetmenschen allerdings fremd. Sie arbeiteten für ihren
Staat nach ihren Fähigkeiten und darüber hinaus, dies alles aber auf freiwilliger Basis. Die
„Subbotniks“ entstanden. Früher war die Arbeit mit Qualen und Risiken verbunden gewesen, nach
der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution aber arbeiteten die Proletarier aus eigenem Antrieb,
weil sie wussten, dass jede verrichtete Arbeit eine bessere Zukunft für sie und ihre Kinder
bedeutete, eine Zukunft in Freiheit und ohne Ausbeutung, Rassenhass oder Faschismus.221
Gegen diese von Lenin begründete Wirtschaftspolitik erhoben die von den Sozialrevolutionären und
Menschewiki unterstützten „linken Kommunisten“ erneut Prostest. Sie vertraten nach wie vor die
trotzkistische These, dass der Aufbau des Sozialismus in Russland unmöglich sei.
Das war zu diesem Zeitpunkt mehr als nur offener Verrat, das war konterrevolutionäre Propaganda
mit dem Ziel die Entschlossenheit der Arbeiter beim Aufbau des Sozialismus zugunsten der
Kapitalisten, Kulaken und Spekulanten zu mindern.222
Zur selben Zeit verschärfte sich auch der Klassenkampf auf dem Lande zwischen der
Armbauernschaft und den Kulaken, die sich die von den armen Bauern besetzten Ländereien wieder
mit Gewalt zurückholen wollten. Die einfachen Bauern benötigten in dieser Situation dringend die
Hilfe des Proletariats. Die Kulaken, die die Landwirtschaft trotz allem noch dominierten, stellten
nämlich auch für die Stadtbevölkerung eine Gefahr dar, weil sie sich weigerten das Getreide an den
Staat zu verkaufen oder dies nur zu sehr hohen Preisen taten. Deshalb drohte eine Hungersnot in
den Städten, was wiederum dem weiteren Aufbau der Industrie während dieser Atempause im
Wege stand. Das Ziel der Kulaken war die alten Verhältnisse wiederherzustellen, deshalb
versuchten sie die Sowjetregierung zu erpressen und die Beschreitung des sozialistischen Weges zu
erschweren.223
Vor einem ähnlichen Problem sollte auch Genosse Stalin Ende der 1920er Jahre stehen, folgerichtig
beschritt die Partei damals den Weg der Kollektivierung.224 Dazu aber später mehr.
Das Ganze wurde schon bald zur überlebenswichtigen Frage für die Arbeiter- und Bauernmacht.
Um die Kulaken zu schlagen entsandte die Sowjetregierung tatsächlich Arbeiter in die ländlichen
Regionen des Landes. Lenin richtete folgenden Appell an sie:
„Zweifel sind hier unmöglich. Die Kulaken sind wütende Feinde der Sowjetmacht. Entweder
werden die Kulaken unendlich viele Arbeiter hinschlachten, oder die Arbeiter werden die Aufstände
der Minderheit des Volkes, der kulakischen Räuber, gegen die Macht der Werktätigen
220 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S. 275.
221 YouTube-Video, „Das russische Wunder Eine Geschichte der russischen Revolution deutsch“,
https://www.youtube.com/watch?v=6btAr0weoLc (Abgerufen: 24.04.2016)
222 Siehe 5.
223 Siehe 6.
224 Siehe 5.
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erbarmungslos niederschlagen. Einen Mittelweg kann es hier nicht geben, Frieden kann es hier
nicht geben: den Kulaken kann man, und das sogar sehr leicht, mit dem Gutsbesitzer, dem Zaren
und dem Popen aussöhnen, selbst wenn sie sich einmal überworfen haben, aber mit der
Arbeiterklasse niemals. Deshalb nennen wir den Kampf gegen die Kulaken den letzten,
entscheidenden Kampf. Das bedeutet nicht, daß es nicht noch mehrfach zu Kulakenaufständen
kommen kann oder daß der ausländische Kapitalismus nicht noch mehrfach Feldzüge gegen die
Sowjetmacht unternehmen kann. Das Wort „letzter" Kampf bedeutet, daß sich gegen uns die letzte
und zahlreichste Ausbeuterklasse unseres Landes erhoben hat. Die Kulaken sind die
bestialischsten, rohesten und brutalsten Ausbeuter, die in der Geschichte anderer Länder mehr als
einmal die Gutsbesitzer, Zaren, Pfaffen und Kapitalisten wieder an die Macht gebracht haben.
Kulaken gibt es mehr als Gutsbesitzer und Kapitalisten. Aber dennoch sind die Kulaken nur eine
Minderheit im Volk. […]
Diese Blutsauger haben sich im Krieg an der Not des Volkes bereichert, sie haben Tausende und
Hunderttausende Rubel zusammengerafft, indem sie die Preise für Getreide und andere Produkte
hinaufschraubten. Diese Spinnen haben sich auf Kosten der durch den Krieg ruinierten Bauern, auf
Kosten der hungernden Arbeiter gemästet. Diese Blutegel haben sich mit dem Blut der Werktätigen
vollgesaugt und wurden um so reicher, je mehr der Arbeiter in den Städten und Fabriken gehungert
hat. Diese Vampire haben Gutsbesitzerländereien zusammengerafft, sie raffen immer mehr
zusammen und zwingen die armen Bauern immer und immer wieder in die Schuldknechtschaft.
Schonungsloser Krieg diesen Kulaken! Tod den Kulaken! Haß und Verachtung den Parteien, die
sie verteidigen: den rechten Sozialrevolutionären, den Menschewiki und den heutigen linken
Sozialrevolutionären! Mit eiserner Faust müssen die Arbeiter die Aufstände der Kulaken
niederschlagen, die sich mit ausländischen Kapitalisten gegen die Werktätigen ihres Landes
verbünden. Die Kulaken machen es sich zunutze, daß die Dorfarmut unwissend und verstreut ist,
daß sie isoliert voneinander lebt.
Sie hetzen den armen Bauern gegen die Arbeiter auf, manchmal bestechen sie ihn dadurch, daß sie
ihn beim Schwarzhandel mit Getreide einen Hunderter „verdienen" lassen (und zugleich plündern
sie diese Armen um viele Tausende aus). Die Kulaken wollen den Mittelbauern für sich gewinnen,
und manchmal gelingt ihnen das auch. Doch für die Arbeiterklasse besteht keineswegs die
Notwendigkeit, sich mit dem Mittelbauern zu überwerfen. Mit dem Kulaken kann sich die
Arbeiterklasse nicht aussöhnen, mit dem Mittelbauern aber kann sie Verständigung suchen und
sucht sie auch. Die Arbeiterregierung, d. h. die bolschewistische Regierung, hat das durch Taten
und nicht durch bloße Worte bewiesen. Wir haben es dadurch bewiesen, daß wir das Gesetz über
die „Sozialisierung des Grund und Bodens" angenommen haben und es streng durchführen ; dieses
Gesetz enthält viele Zugeständnisse an die Interessen und Auffassungen des Mittelbauern. Wir
haben es dadurch bewiesen, daß wir (dieser Tage) die Getreidepreise verdreifachten , denn wir
sind durchaus der Meinung, daß das Einkommen des Mittelbauern häufig nicht den jetzigen
Preisen der Industrieprodukte entspricht und erhöht werden muß. Jeder klassenbewußte Arbeiter
wird das dem Mittelbauern erklären und ihm geduldig und beharrlich immer wieder beweisen, daß
der Sozialismus für den Mittelbauern unendlich vorteilhafter ist als die Macht der Zaren, der
Gutsbesitzer und Kapitalisten. Die Arbeitermacht hat dem Mittelbauern niemals Unrecht getan und
wird ihm auch nie Unrecht tun. Die Macht der Zaren, der Gutsbesitzer, Kapitalisten und Kulaken
hingegen hat dem Mittelbauern nicht nur stets Unrecht getan, sondern ihn in allen Ländern, ohne
jede Ausnahme, auch in Rußland, gewürgt, ausgeplündert und ruiniert. Engstes Bündnis und
völlige Verschmelzung mit der Dorfarmut; Zugeständnisse an den Mittelbauern und Verständigung
mit ihm; schonungslose Niederhaltung der Kulaken, dieser Blutsauger und Vampire, dieser
Ausplünderer des Volkes, dieser Spekulanten, die sich an der Hungersnot bereichern - das ist das
Programm des klassenbewußten Arbeiters, Das ist die Politik der Arbeiterklasse“ 225
225 Lenin, W. I.: Werke, Band 28, Berlin 1959, S. 42-44.
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Wie Lenin richtig feststellte, war die Mittelbauernschaft der wichtigste Verbündete der
Armbauernschaft und des Proletariats auf dem Land in dieser Schicksalsstunde des Sowjetlandes.
Dadurch, dass die Sowjetmacht sich auf ihre Seite stellte, wurden die armen und mittleren Bauern
für die Sache des Sozialismus gewonnen und verteidigten sie fortan entschlossen gegen jegliche
Angriffe. Ein bedeutender Teil der Roten Armee setzte sich beispielsweise später aus eben diesen
Bauern zusammen.226
Wie Lenin in seinem oben stehenden Zitat bereits schrieb, verteidigten die opportunistischen
„Arbeiterparteien“ das Kulakentum. Sie hatten nicht verstanden, dass der Kampf um das tägliche
Brot in Wahrheit der Kampf um den Sozialismus war.227 Das Ergebnis des Kampfes um Brot und
gegen die Kulaken war die Schaffung des „Komitees der Dorfarmut“. Dieses Komitee unterstützte
einerseits die armen und mittleren Bauern in ihrem Kampf gegen die feudalen Strukturen und das
Kulakentum, andererseits organisierte es die gerechte Verteilung von Lebensmitteln in den Städten
und der Roten Armee.228
Genosse Stalin hatte dabei eine sehr wichtige Aufgabe übernommen. Als Volkskommissar für
Nationalitätenfragen befand er sich zu dieser Zeit in Zarizyn, also im getreidereichen Südosten des
Landes. Er veranlasste, dass ganze Züge mit Fleisch, Fisch und Getreide beladen werden um den
hungernden Petrograder und Moskauer Arbeitern zu Hilfe zu kommen.229 230
Am 4. Juli 1918 wurde der V. Sowjetkongress eröffnet, der zur offenen Auseinandersetzung
zwischen den „linken“ Sozialrevolutionären und den Bolschewiki wurde.
Die Sozialrevolutionäre verteidigten dabei die Kulaken, während die Bolschewiki für die Interessen
der Armbauernschaft eintraten.231 Ein weiteres Thema dieses Kongresses war die Annahme der
Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR), der ersten
Sowjetverfassung, bei deren Erarbeitung vor allem Lenin, Stalin und Swerdlow eine führende Rolle
eingenommen hatten.232
Als die Sozialrevolutionäre merkten, dass sie sich nicht durchsetzen konnten, führten sie einen
Putschversuch in Moskau und anderen Teilen des Landes durch, welcher allerdings ohne größere
Probleme von den Roten Garden und den Bolschewiki in kurzer Zeit niedergeschlagen wurde.233
Die zuvor bereits erwähnten Prozesse gegen die Rechten und Trotzkisten in der Sowjetunion im
Jahre 1928 ergaben auch, dass Bucharin und Trotzki von diesem Putschversuch wussten und ihn
billigend in Kauf nahmen, wenn nicht sogar aktiv unterstützten.234
Unterdessen ermordete ein trotzkistischer Provokateur den deutschen Botschafter um einen neuen
Krieg mit Deutschland zu provozieren. Aber durch die diplomatischen Bemühungen der
Sowjetregierung wurde dieser Plan verhindert.235
Im Zeitraum zwischen Mai und Juni des Jahres 1917 zeichnete sich auch immer deutlicher ab, dass
sich die Intervention der imperialistischen Staaten anbahnte und die Atempause zu Ende ging. Und
das in einer Situation, in der der Klassenkampf in Russland mit aller Härte geführt wurde.236
Der Sowjetmacht standen also schwierige Tage bevor.
226 Siehe 95.
227 Siehe 95.
228 Siehe 6.
229 Siehe 95.
230 Siehe 5.
231 Siehe 95.
232 Siehe 95.
233 Siehe 6.
234 Siehe 6.
235 Siehe 13.
236 Siehe 95.
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2.3 Der Russische Bürgerkrieg
Die Entente-Mächte hatten mit dem Zaren beziehungsweise mit der provisorischen Regierung einen
wichtigen Verbündeten in diesem Krieg verloren. Deutschland musste schließlich nur noch an der
Westfront den Kampf fortführen. Dies brachte zusätzliche Belastungen für die englischen,
französischen und amerikanischen Imperialisten mit sich. Außerdem fürchteten sie, dass sich ihre
eigenen Völker ein Vorbild an der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution nehmen könnten.
Deshalb beschlossen sie, sich mit den russischen Konterrevolutionären (gemeint ist ein breites
Spektrum, dazu gehörten unter anderem die durch die sozialistische Revolution gestürzten Klassen,
also die Gutsbesitzer und Kapitalisten, die bürgerlichen Parteien, also die Kadetten, die
Menschewiki, die Sozialrevolutionäre, die Anarchisten und die Monarchisten, weißgardistische
Generäle, u.v.m.) zu verbünden und gemeinsam mit ihnen die Sowjetmacht zu stürzen, die Diktatur
der Bourgeoisie wiederherzustellen und dann erneut gegen das Deutsche Reich ins Feld zu
ziehen.237 Nachdem die Ausbeuter, welche davon ausgegangen waren, dass die Sowjetmacht nicht
fähig wäre zu überleben, weil sie angeblich eine reine Utopie zu verwirklichen versuchte, einsehen
mussten, dass die Diktatur des Proletariats sich durchsetzen würde und bereits große Erfolge erzielt
hatte, beschlossen sie aktiv zu werden und die Revolution gewaltsam niederzuschlagen. Das
wiederum bedeutete, dass die Bourgeoisie nicht mehr abwarten konnte bis sich die Sowjetmacht
vollständig gefestigt hat, sie sammelten nun ihre Kräfte. Die militärischen Kader der Reaktion
scharten nun Kulaken, die Bourgeoisie, aber auch einfache Wehrpflichtige um sich. Daraus ging
die sogenannte „Weiße Armee“ hervor.238
Neben dieser konterrevolutionären Armee, die sich aus Russen zusammensetzte und unbegrenzte
Reserven hatte, da sie vom imperialistischen Ausland finanziert wurde, bahnte sich die schon
erwähnte Intervention der Armeen der imperialistischen Staaten an. Aufgrund des andauernden
Krieges gegen Deutschland waren aber große Truppenkontingente dieser Staaten an andere Orte
gebunden. Deshalb waren auch sie auf die „Weiße Armee“ angewiesen. So entstand in der ersten
Hälfte des Jahres 1918 eine konterrevolutionäre Achse. In dieser Situation gab die Sowjetregierung
die Parole
„Das sozialistische Vaterland ist in Gefahr!“
aus. Für die nach Freiheit strebenden Völker des Sowjetlandes begann der vaterländische Krieg
gegen die inländischen Konterrevolutionäre und ausländischen Imperialisten, die Atempause war
nun endgültig vorbei.239 240
Zuerst überfielen die Armeen der imperialistischen Staaten USA, Großbritannien, Frankreich,
Italien, Osmanisches Reich, Griechenland, Rumänien, Japan und sechs weitere die RSFSR ohne
Kriegserklärung.241 242 Die Briten, Amerikaner und Franzosen landeten in Nordrussland und setzten
dort mit Hilfe der weißgardistischen Verbände eine konterrevolutionäre Regierung ein, die sich
somit von der Zentralregierung in Moskau loslöste.243
237 Siehe 13.
238 Siehe 6.
239 Siehe 11.
240 Siehe 6.
241 Trukan, G.A / Perwuchina, K. M.: Dritter Teil – Der Aufbau des Sowjetstaates. Die revolutionären
Umgestaltungen im Lande. In: Sobolew, P.N. / Gimpelson, J.G. / Trukan, G. A. (Hrsg.): Illustrierte Geschichte der
Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, Berlin 1972, S. 257-386.
242 KIDeutschland, „Die Wahrheit über den Hitler-Stalin Pakt - Hat Stalin den Sozialismus verraten?“,
https://www.youtube.com/watch?v=p0zAdS4Ll7g, 2015.
243 Siehe 6.
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Die Japaner hingegen führten ihre Aktionen im Osten des Landes durch. Sie besetzten Wladiwostok
und annektierten das Küstengebiet, dort versuchten auch die USA sich zu behaupten. Dabei lösten
sie die Sowjets auf und übergaben die Macht in den nicht-annektierten Gebieten der „Weißen
Armee“.244
Die Operationsbasis der „Weißen Armee“ lag allerdings weiter westlich im Nordkaukasus. Von
dort aus befehligte der erzreaktionäre General Kornilow ( der bereits zuvor Putschversuche
unternommen hatte) gemeinsam mit seinen Kollegen Denikin und Koltschak die
konterrevolutionäre Armee, alle drei waren zuvor Generäle des Zaren gewesen.245
Obwohl das Deutsche Reich Frieden mit der RSFSR geschlossen hatte, wollten auch die Deutschen
um mehr Einfluss in Russland kämpfen. Intervenieren konnten sie zwar wegen des Friedens von
Brest-Litowsk nicht, aber sie unterstützten die weißgardistischen Generäle Krasnow und
Mamontow, welche wiederum die Donkosaken für ihre niederträchtigen Ziele
instrumentalisierten.246
An der mittleren Wolga und in Sibirien organisierten die britischen und französischen Imperialisten
eine Meuterei des tschechoslowakischen Korps, welches sich eigentlich auf der Heimreise befand,
dabei handelte es sich um österreichisch-ungarische Kriegsgefangene der zaristischen Armee.
Gleichzeitig griffen im selben Gebiet die „Weißen“ an, die sich in Sibirien vor allem aus
Sozialrevolutionären und Kulaken zusammensetzten.247 In diesem Gebiet wurden zwei weitere
konterrevolutionäre Regierungen ausgerufen.248
Deutschland und Österreich-Ungarn marschierten zwar nicht in Sowjetrussland ein, aber in die
durch den Frieden von Brest-Litowsk zu ihrem Marionetten-Staat gewordene Ukraine.
Kaiser Wilhelm II. betrieb ebenso eine antisowjetische Politik wie die anderen Imperialisten mit
dem Unterschied, dass er Russland „lediglich“ isolierte und die Revolution in der Ukraine
gewaltsam niedergeschlagen ließ. Die deutschen Imperialisten plünderten das Land mit der
Genehmigung der Ukrainischen Rada, einer weißgardistischen Regierung, rücksichtslos aus. An der
Invasion beteiligte sich Deutschland aber auch indirekt durch einen weiteren verbündeten Staat, der
ebenso imperialistische Absichten in Transkaukasien und der Krim verfolgte: das Osmanische
Reich war ein Verbündeter Deutschlands und nahm am Krieg teil um sich Gebiete, die zuvor von
den Zaren erobert worden waren, wieder zurückzuholen. Mit Hilfe menschewistischer und
sozialrevolutionärer Verräter konnten die türkischen Truppen mit ihren deutschen Offizieren auch
dort bis Baku vorrücken.249 Baku war eine von den Imperialisten wegen ihres Erdölvorkommens
zutiefst begehrte Stadt, deshalb wollten sich die Imperialisten des Vereinigten Königreichs diese
Stadt auch nicht entgehen lassen. Sie boten der Roten Armee „Hilfe“ gegen die Osmanen bzw.
Deutschen an, doch die Bolschewiki erkannten die wahren Absichten der Briten und lehnten dieses
hinterhältige Angebot ab. Sie kämpften gegen beide Armeen, mussten sich aber vorerst
zurückziehen, weil auch die „Weißen“ die Bestrebungen der Imperialisten unterstützten. Schließlich
rückten sie Engländer in Baku ein und lösten die Sowjets in der Stadt auf.250
Die Briten intervenierten auch in Turkestan und brachten dort ebenso Leid über die
Zivilbevölkerung wie anderswo.251
Die noch unerfahrene Rote Armee konnte sich am Anfang des Konflikts an keiner Front behaupten.
Überall traten die Rotarmisten den Rückzug an. Als Folge dessen war das Einflussgebiet der
Sowjetmacht nur noch im europäischen Teil Russlands, ¾ des Landes waren besetzt oder in der
244 Siehe 6.
245 Weiße Armee. https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Armee (Abgerufen: 25.04.2016).
246 Siehe 6.
247 Siehe 11.
248 Siehe 6.
249 Siehe 241.
250 Siehe 241.
251 Siehe 241.
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Hand der „Weißen“.252 In den besetzten Gebieten (Ukraine, Weißrussland etc.) begannen die
revolutionären Partisanen mit dem Kampf gegen die Besatzer.253
Da die Kornkammern des Landes an die Besatzer und Konterrevolutionäre gefallen waren, litt die
Bevölkerung in den von der Sowjetmacht kontrollierten Gebieten an Hunger. Dies war Teil der
menschenverachtenden Taktik der Imperialisten und Konterrevolutionäre. Sie wollten durch das
Aushungern der Sowjetmenschen die Kampfmoral senken und sie zum Aufgeben bewegen.
An dieser Stelle soll ein weiteres Beispiel für die Geschichtsfälschung durch Nikita Chrustschow
und die westlichen „Historiker“ angeführt werden. Der Hunger, der damals durch die Imperialisten
in Russland verursacht wurde, löste unsägliches Leid aus. Fotografien aus dieser Zeit wurden aber
von den Nazis und später von Chrustschow missbraucht um den „Holodomor“ zu beweisen, der
angeblich von Stalin Ende der 1920er beziehungsweise Anfang der 1930er herbeigeführt wurde und
unzählige Tote zur Folge hatte. Die Wahrheit sieht anders aus. Durch die Neue Ökonomische
Politik war auf dem Lande Ende der 1920er Jahre eine neue Ausbeuterklasse entstanden, diese
Kulaken beuteten die armen Bauern rücksichtslos aus.254 In diesem neuen Klassenkampf stellte sich
die kommunistische Partei unter Stalin und die Sowjetmacht selbstverständlich auf die Seite der
Unterdrückten. Um die Kulaken zu bekämpfen wurde die Kollektivierung und die Enteignung der
Großgrundbesitzer vorangetrieben.255 Die ukrainischen Kulaken leisteten deshalb Widerstand,
indem sie Nutztiere töten und die Ernteerträge vernichteten, beziehungsweise zurückhielten. Damit
wollten sie von der Regierung der UdSSR Zugeständnisse erpressen und den Sozialismus in der
Sowjetunion vernichten.256 Ihre Verbrechen führten zu einem großen Nahrungsmittelmangel und
somit auch zum Tod von etlichen Sowjetbürgern. Die Antikommunisten von heute versuchen die
Verbrechen der Ausbeuterklasse Stalin zuzuschreiben um ihn und den Sozialismus zu
diskreditieren. Die Restauration des Kapitalismus in der UdSSR im Jahre 1956 nötigte Chrustschow
dazu den „Stalinismus“ zu verteufeln um seine Abkehr von den revolutionären Idealen und Zielen
des Marxismus-Leninismus zu rechtfertigen.257 Deswegen griff er die Propagandalügen von
Goebbels auf und verwendete sie für die Durchsetzung seiner niederträchtigen Ziele. Das machte
die Lüge im westlichen Ausland natürlich auf einmal salonfähig und so wurde sie zur „historischen
Wahrheit“ erklärt. Hier wurde offensichtlich das Zitat des NS-Propagandaministers „Man muss
eine Lüge nur oft genug wiederholen, und sie wird zur Wahrheit“258 von den Propagandisten der
Bourgeoisie berücksichtigt und das mit sehr großem Erfolg.259 Genosse Ludo Martens schildert die
Wahrheit in seinem Buch „Stalin anders betrachtet“:
„Gewiss, in den Jahren 1932-1933 hungerte man in der Ukraine. Aber hauptsächlich, weil die
ukrainische Extremrechte einen unerbittlichen Kampf auf Leben und Tod gegen den Sozialismus
und die Kollektivierung der Landwirtschaft führte. Bereits in den 30er Jahren hat diese äußerste
Rechte, verbunden mit der Hitlergefolgschaft, das Thema der „bewusst hervorgerufenen
Hungersnot zur Beseitigung des ukrainischen Volkes“ gründlichst ausgenutzt. Nach dem 2.
Weltkrieg jedoch hat sie diese Propaganda auf das Ziel „ausgerichtet“, die von den Nazis
begangenen Verbrechen zu decken und die Kräfte des Westens gegen den Kommunismus zu
mobilisieren. Hatte sich doch Anfang der 50er Jahre die Wahrheit über die Vernichtung des Lebens
von 6 Millionen Juden in das Weltgewissen geprägt. Die Extremrechte aller Länder brauchte also
252 Siehe 95.
253 Siehe 241.
254 Siehe 5.
255 Siehe 5.
256 Siehe 5.
257 Siehe 5.
258 Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels: „Man muss eine Lüge nur oft genug wiederholen, und sie wird zur
Wahrheit“, http://kommunisten-online.de/nazi-propagandaminister-joseph-goebbels-man-muss-eine-luge-nur-oftgenug-wiederholen-und-sie-wird-zur-wahrheit/ (Abgerufen: 26.04.2016)
259 Siehe 5.
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eine höhere Todesopferzahl, „hervorgerufen vom kommunistischen Terror“. Und 1953, dem Jahr
des triumphierenden McCarthysmus, erlebte man wie die Anzahl der in der Ukraine - 20 Jahre
vorher - verstorbenen Menschen sprunghaft in die Höhe ging. Da die Juden bewusst, sogar
wissenschaftlicherweise umgebracht worden waren, musste auch die „Ausrottung“ des
ukrainischen Volkes die Form eines kaltblütig begangenen Völkermords erhalten. Und so erfand
die Extremrechte, die mit Überzeugung den Holocaust der Juden leugnet, den ukrainischen
Holocaust! Die Hungerperiode 1932-1933 in der Ukraine hatte vier Ursachen. Vor allem entstand
sie infolge des von den Kulaken und reaktionären Elementen ausgelösten wahrhaften Bürgerkriegs
gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft. Frederick Schuman bereiste die Ukraine während
dieser Zeit als Tourist. Als späterer Professor am Williams College veröffentlichte er 1957 ein
Buch über die Sowjetunion. Er spricht darin von der Hungersnot. „Die Opposition (der Kulaken)
kam zunächst in Form von Abschlachtungen der Viehbestände und Pferde zum Ausdruck. Die Tiere
sollten nicht kollektiviert werden. Das Ergebnis war ein harter Schlag für die sowjetische
Landwirtschaft, weil die meisten Kühe und Pferde den Kulaken gehörten. Zwischen 1928 und 1933
ging die Anzahl des Pferdebestandes von nahezu 30 Millionen auf weniger als 15 Millionen zurück;
von 70 Millionen Stück Rindern, davon 31 Mill. Kühe, fiel man auf 38 Millionen, davon 20 Mill.
Kühe. Bei Schafen und Ziegen verminderte sich der Bestand von 147 auf 50 Millionen und bei
Hausschweinen von 20 auf 12 Millionen. Die sowjetische Landwirtschaft hatte sich 1941 noch nicht
von diesen schrecklichen Verlusten erholt. (...) Manche (Kulaken) haben Funktionäre ermordet,
Gemeineigentum angezündet, ja sogar ihre eigene Ernte und Saatgut verbrannt. Eine größere
Anzahl noch hat sich geweigert zu säen und zu ernten, vielleicht in der Überzeugung, dass die
Behörden ihnen Zugeständnisse machen und jedenfalls die Ernährung sichern würden. Und daraus
folgte dann die ‚Hungersnot’ der Jahre 1932-1933. (...) Traurige Berichte, meistens fiktiv,
erschienen in der Nazipresse Deutschlands sowie in den USA in Hearst-Blättern. (...) Die
‚Hungersnot’ war in ihren späteren Phasen nicht das Ergebnis eines Nahrungsmitteldefizits trotz
der bedeutend geminderten Saaten und Ernten, die wiederum Folgen von Sonderrequisitionen im
Frühjahr 1932 angesichts eines befürchteten Krieges mit Japan waren. Die meisten Opfer waren
Kulaken, die sich weigerten, ihre Felder zu bestellen oder die ihre Ernte vernichtet hatten.“ Es ist
interessant festzustellen, dass dieser Augenzeugenbericht von einem Artikel bestätigt wird, den
Isaak Mazepa, Chef der ukrainischen nationalistischen Bewegung und 1918 Ministerpräsident
Petljuras, 1934 veröffentlichte. Mazepa brüstet sich darin, dass es der Rechten in der Ukraine
gelungen sei, die Arbeiten in der Landwirtschaft auf großer Ebene zu sabotieren. „Zunächst kam es
zu Unruhen in den Kolchosen, und übrigens wurden die kommunistischen Funktionäre und ihre
Helfer getötet. Später jedoch entwickelte man ein System des passiven Widerstands mit dem Ziel,
systematisch die Feldbestellungs- und Erntepläne der Bolschewiki zu durchkreuzen. Überall
leisteten die Bauern passiven Widerstand, aber in der Ukraine nahm er den Charakter eines
nationalen Kampfes an. Die Opposition der ukrainischen Bevölkerung hat den Ablieferungsplan für
1931 zunichte gemacht ebenfalls den Plan des Jahres 1932. Die Katastrophe von 1932 war der
härteste Schlag, den die sowjetische Ukraine seit den Hungerjahren 1921-1922 einstecken musste.
Die geplanten Saatzeiten scheiterten sowohl im Herbst als auch im Frühjahr. Ganze Flächen
blieben brach liegen. Außerdem wurden im vorhergehenden Jahr in manchen Gegenden, vor allem
im Süden, die Ernten nicht voll eingebracht. 20, 40, sogar 50% wurden auf dem Halm gelassen,
überhaupt nicht eingefahren, oder beim Dreschen zerstört.“ Die zweite Hungersnotursache war die
Trockenheit, die über weite Teile der Ukraine 1930, 1931 und 1932 hereingebrochen war. James E.
Mace von der Harvard Universität meint, es handele sich um eine vom Sowjetregime erfundene
Fabel. Jedoch einer der hauptsächlichen nationalistischen Historiker, Michail Chruschewskij,
bestätigt in seiner Geschichte der Ukraine in bezug auf das Jahr 1932: „Dieses erneute Dürrejahr
trat gleichzeitig mit den chaotischen Zuständen in der Landwirtschaft ein.“ Professor Nicholas
Rjasnowskij, der am Russischen Forschungszentrum von Harvard lehrte, schrieb darüber, dass in
den Jahren 1931 und 1932 Trockenheit herrschte. Und Professor Michael Florinsky, während des
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Bürgerkriegs antibolschewistischer Kämpfer, bemerkte: „Ernsthafte Dürrezeiten der Jahre 1930
und 1931 haben besonders in der Ukraine die Lage der Landwirtschaft erschwert und einer
Hungersnot nahe kommende Bedingungen geschaffen“ Drittens wirkte eine in der Ukraine und
Nordkaukasien wütende Typhusepidemie erschwerend ein. Hans Blumenfeld, ein bekannter
kanadischer Architekt, weilte während der Hungerperiode in der Ukraine in der Stadt Majajewka.
Er schrieb: „Zweifelsohne hat der Hunger viel Opfer gefordert. Ich verfüge über keine Grundlage,
ihre Anzahl ermitteln zu können. (...) Wahrscheinlich wurden die meisten Todesfälle des Jahres von
der Typhusepidemie, dem Nervenfieber und der Ruhr hervorgerufen. In Majajewka waren vom
Wasser übertragene Krankheiten häufig. Ich habe ganz knapp einen Nervenfieberanfall überlebt.“
Horsley Gantt, der Mann mit seiner erfundenen absurden Schätzung von 15 Millionen Hungertoten
- 60% einer ukrainischen Bevölkerung von 25 Millionen im Jahre 1932 - gibt aber trotzdem zu,
dass „der Höhepunkt einer Typhusepidemie mit dem Höhepunkt der Hungersnot zeitlich
zusammenfällt. (...) Es ist unmöglich, die meisten Todesopfer fordernde Ursache von der anderen
zu trennen.“ Schließlich ist die vierte Ursache in dem Durcheinander zu suchen, das unvermeidbar
infolge der Umgestaltung der Landwirtschaft entstanden war und der so tief greifenden
Umwälzungen aller ökonomischen und sozialen Beziehungen: Mangelnde Erfahrung,
Improvisation und verworrene Anordnungen, fehlende Vorbereitung, linksradikales Verhalten der
ärmsten Bevölkerungsschichten und gewisser Funktionäre. Die Hungertotenziffer von 1 bis 2
Millionen ist bedeutend. Diese menschlichen Verluste beruhen weitgehendst auf der hartnäckigen
Opposition der Ausbeuterklasse, sowie der Umorganisation und Modernisierung der
Landwirtschaft auf einer sozialistischen Basis. Die Bourgeoisie setzt aber diese Toten auf das
Konto Stalins und des Sozialismus. Die Anzahl von 1 bis 2 Millionen Toten muss auch mit den 9
Millionen Hungertoten der Jahre 1920-1921 verglichen werden, einer Hungersnot, die
hauptsächlich durch die militärische Intervention von acht imperialistischen Mächten und deren
Unterstützung bewaffneter reaktionärer Gruppen verursacht wurde. Die Hungersnot ging nicht
über die Vorerntezeit des Jahres 1933 hinaus. Außerordentliche Maßnahmen wurden von der
Sowjetregierung ergriffen, die eine erfolgreiche Ernte des Jahres 1933 sicherten. Im Frühjahr
wurden 35 Mill. kg Saatgut, Nahrungsmittel und Viehfutter in die Ukraine geschickt. Organisation
und Leitung der Kolchosen wurden verbessert, mehrere tausend Traktoren, gekoppelte
Nutzfahrzeuge und LKW wurden zusätzlich geliefert. Hans Blumenfeld resümierte in seinen
Memoiren, was er während der Hungerszeit in der Ukraine erlebt hatte. „Ein Zusammentreffen
mehrerer Faktoren (war die Ursache). Zunächst hat der heiße und trockene Sommer 1932, den ich
nördlich von Wjatka erlebte, in den halbausgetrockneten Regionen des Südens die Ernten zunichte
gemacht. Dann hat der Kampf um die Kollektivierung die Landwirtschaft desorganisiert. Die
Kollektivierung war kein Verfahren, das auf Befehl und nach bürokratischen Regeln durchgeführt
wurde. Sie bestand vielmehr in Aktionen verarmter, von der Partei ermutigter Bauern. Die arme
Landbevölkerung ging zwar begeistert an die Enteignung der ‚Kulaken’, zeigte sich aber weniger
bereit, eine kooperative Wirtschaft zu organisieren. 1930 hatte die Partei schon Kader
ausgeschickt, um den eingetretenen Ausschreitungen entgegenzuwirken und diese zu korrigieren.
(...) Nachdem die Partei 1930 mit Vorsicht zuwege gegangen war, löste sie 1932 eine neue
Offensive aus. Folge war, dass die Kulakenwirtschaft in diesem Jahr aufhörte zu produzieren, die
neue Kollektivwirtschaft jedoch noch keinen vollen Ertrag zeigte. Mit einer unangepassten
Agrarproduktion deckte man zuerst die Bedürfnisse der städtischen Industrie und der bewaffneten
Kräfte. Da die Zukunft der gesamten Nation, einschließlich der Bauern, von diesen Kräften abhing,
konnte man wohl kaum anders verfahren. (...) 1933 fiel ausreichend Regen. Die Partei schickte ihre
besten Kader aus zum Helfen bei der organisatorischen Arbeit in den Kolchosen. Sie waren
erfolgreich. Nach der Ernte 1933 verbesserte sich die Lage radikal und mit einer überraschenden
Geschwindigkeit. Ich hatte das Gefühl, als ob wir einen sehr schweren Karren einen steilen Berg
hinaufgeschoben hätten, ohne zu wissen, ob es uns gelingen könnte; im Herbst 1933 aber hatten
wir den Gipfel überschritten und seitdem konnten wir in beschleunigtem Tempo weiter
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vorankommen.“ Hans Blumenfeld hebt hervor, dass die Hungersnot sowohl die russischen
Regionen an der Unteren Wolga, Nordkaukasien als auch die Ukraine heimgesucht habe. „Dies
widerlegt die ‚Tatsache’ eines antiukrainischen Völkermords als Parallele zum von Hitler verübten
antisemitischen Holocaust. Für alle diejenigen, die um den hoffnungslosen Mangel an
Arbeitskräften in der damaligen Sowjetunion Bescheid wussten, ist es wohl eine absurde Idee, dass
ihre Staatsmänner bewusst diese spärliche Ressource reduziert hätten.“260
Die Verbreitung von Lügen über Genosse Stalin zeigt aber eigentlich nur, dass die Bourgeoisie vor
ihm und seinem theoretischen und praktischen Werk große Furcht hat.
Nun aber zurück zur Lage während des Bürgerkriegs.
Um den Hunger zu bekämpfen, organisierte die Sowjetregierung die Verteilung von
Nahrungsmitteln planmäßig, dazu wurde sogar ein eigenes Volkskommissariat gegründet.261 Die
Petrograder und Moskauer Arbeiter erhielten nur ein Achtel Pfund Brot pro zwei Tage und das war
auch nicht immer der Fall. Die Hauptquellen für Rohstoffe und Brennstoffe, die sich die
Imperialisten längst angeeignet hatten, waren sehr wichtig für die Industrie der RSFSR. Da es nun
auch an ihnen mangelte, konnte nicht mehr in den Betrieben produziert werden. Der allgemeine
Zustand, in dem sich der erste sozialistische Staat der Welt damals befand, war also katastrophal.
Lenin rief das Proletariat dazu auf den Klassenkampf, welcher auf dem Dorf geführt wurde, weiter
zu unterstützen, da auch die Kulaken viele Nahrungsmittel zurückhielten und so die Hungerkrise
absichtlich weiter verschärften.262
In dieser schwierigen Situation wurde Genosse Stalin in den Süden des von den Bolschewiki
kontrollierten Gebietes entsandt, da dort die größten Quellen für Nahrungsmittel waren.
Er war für die sinnvolle Verteilung der Lebensmittel verantwortlich und bewies damit bereits
damals, dass er fähig war auch die kompliziertesten Aufgaben zu lösen.263
Dass die Sowjetmacht trotz alledem nicht zusammenbrach, ist ein Zeichen für die Kraft, die von
den großen Ideen des Marxismus-Leninismus ausgeht und ein Beweis für die Entschlossenheit des
Proletariats und der Armbauernschaft unter der Führung der Partei, den Sieg zu erringen.264
Dieser vaterländische Krieg des Sowjetvolkes war zu einer Überlebensfrage geworden. Die
Arbeiterklasse hatte damals genau zwei Optionen: Freiheit oder Tod. Aus diesem Grund war der
Aufbau und die Versorgung der Roten Armee von aller größter Bedeutung. „Alles für die Front!“
war die Losung dieser Tage. Genosse Lenin unternahm dabei übermenschliche Anstrengungen um
die Massen von dieser Losung zu überzeugen und sie auf den heldenhaften Kampf vorzubereiten,
den die Massen später führen sollten.265
Die Sowjetarmee aber hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur Niederlagen erlitten. Die Rote Armee, wie
sie alle kennen, eine Armee der Revolution, die sich aus Arbeitern und Bauern zusammensetzte,
entstand erst in diesem Kampf. Bei ihrer Umformung von einer Freiwilligenarmee in eine reguläre
und disziplinierte Armee übernahmen die Genossen Lenin, Stalin, Frunse und Woroschilow die
wichtigsten Aufgaben. Ergebnis dieser Änderungen war eine relativ rasche Entwicklung zu einer
mächtigen Armee mit einer Stärke von 3 000 000 Mann, darunter die Hälfte der Mitglieder der KPR
(B) und des kommunistischen Jugendverbands Komsomol. Diese Männer und Frauen fehlten dann
aber in der Industrie beziehungsweise der Landwirtschaft. Um diesen Mangel auszugleichen, wurde
die Bourgeoisie im Gebiet der Sowjetmacht zum Arbeitseinsatz verpflichtet. Es galt die Losung:
260 Martens, Ludo: Stalin anders betrachtet, Berchem 1994, S. 129-133.
261 Siehe 95.
262 Siehe 95.
263 Siehe 11.
264 Siehe 6.
265 Siehe 95.
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„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“.266 Für die Versorgung der Roten Armee war der von
Genosse Lenin gegründete Rat der Arbeiter- und Bauernverteidigung verantwortlich. Sie waren für
die Durchführung des von der Sowjetregierung eingeführten „Kriegskommunismus“
verantwortlich. Inhalte dieser Politik waren beispielsweise die Kontrolle über alle Industriezweige
und das Getreidehandelsmonopol des Staates. So konnte die Versorgung der Bevölkerung und der
Armee in Stadt und Land mit Lebensmitteln effektiv organisiert werden. Auch wenn diese
vorübergehenden Maßnahmen dem Leser hart erscheinen könnten, muss dennoch gesagt werden,
sie waren nicht nur erforderlich, sondern überlebenswichtig für den Sowjetstaat.267 268
Bei all den großen Siegen im vaterländischen Befreiungskrieg war einer dieser vier großen Lehrer
und Anführer des Proletariats Oberbefehlshaber. So zum Beispiel in Zarizyn, welches später in
Stalingrad umbenannt werden sollte und das im Süden der RSFSR liegt. In dieser Stadt befand sich
Genosse Stalin um die Verteilung der Lebensmittel zu organisieren. Wäre die Stadt von der
„Weißen Armee“ erobert worden, hätte die Sowjetrepublik auch die letzten Getreideressourcen und
Erdölvorkommen an den Feind verloren. Dies hätte dem jungen Sowjetstaat einen tödlichen Schlag
versetzt, außerdem wäre der Weg nach Moskau frei gewesen. Aber es ist Stalins eisernem Willen
und Scharfblick zu verdanken, dass dies nicht gelang.269 Die „Weißen“ mussten sich vorerst hinter
den Don zurückziehen.270
Zur selben Zeit wurden die Truppen des weißgardistischen Generals Denikin im Nordkaukasus
effektiv bekämpft. Im fernen Osten führten die prosowjetischen Partisanen einen erfolgreichen
Kampf gegen die Japaner und Amerikaner. General Kornilow starb sogar im Kampf gegen die Rote
Armee.
Die tschechoslowakischen Meuterer und die unter anderem von den Menschewiki und
Sozialrevolutionären unterstütze Armee der Konterrevolution erlitt empfindliche Niederlagen und
wurde hinter den Ural zurückgedrängt.271
Als Lenin in diesen Tagen eine Rede in einem Moskauer Betrieb hielt, wurde ein terroristisches
Attentat auf ihn verübt. Dafür verantwortlich war die Sozialrevolutionärin und Anarchistin Fanny
Kaplan. Genosse Lenin überlebte dieses hinterhältige Attentat schwer verletzt und konnte nur durch
die Bemühungen der besten Ärzte Russlands gerettet werden. Richtig erholen würde sich Genosse
Lenin aber nie wieder von diesem Mordanschlag.272
Die Moskauer Prozesse erwiesen im Nachhinein, dass auch die Hochverräter Trotzki und Bucharin
gemeinsam mit den Sozialrevolutionären an diesem Mordanschlag beteiligt waren.
Die revolutionäre Regierung konnte den Terror der „Weißen“ gegen die Bevölkerung und die Kader
der Partei nicht mehr dulden. Die Arbeiter aller Länder waren nachdem Attentat auf ihren großen
Freund und Lehrer Lenin derartig erzürnt, dass die Rote Armee beschloss, ihrerseits auf Terror mit
Terror gegen die Konterrevolution zu antworten, dazu haben die Betriebe im Rahmen der
Sowjetdemokratie zahlreiche Resolutionen und Erklärungen verabschiedet. Schließlich fasste das
Allrussische Zentralexekutivkomitee der RSFSR am 2. September 1918 aufgrund des Berichtes von
Genosse Swerdlow den entsprechenden Beschluss.273 Von nun an gab es kein Pardon mehr,
schließlich hatten die „Weißen“ auch nicht davor zurückgeschreckt Moskau und Petrograd
auszuhungern. Das Ergebnis war die wirksame Bekämpfung konterrevolutionärer Organisationen
und ihrer Verschwörungen in den von der Roten Armee befreiten Gebieten durch die Tscheka unter
266 Siehe 6.
267 Siehe 95.
268 Siehe 6.
269 Siehe 11.
270 Siehe 6.
271 Siehe 6.
272 Siehe 13.
273 Siehe 95.
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der Führung von Genosse Dzierzynski.274
Im Rahmen des Roten Terrors war auch die Exekution der Zarenfamilie zum notwendigen Übel
geworden.275
Die Einheiten der Roten Armee schickten Genosse Lenin ein Telegramm, in dem sie ihm mitteilten,
dass sie seinen Heimatort befreit hatten. Dies war ein Versuch positiv auf Lenins Heilung
einzuwirken. In dieser Botschaft hieß es wörtlich:
„Teurer Iljitsch! Die Einnahme Deiner Heimatstadt Simbirsk ist die Antwort auf eine Deiner
Wunden, für die zweite versprechen wir Samara.“276
Drei Wochen später wurde auch Samara, ein Ort, an welchem Lenin lange Zeit gelebt hatte,
befreit.277
Als es Wladimir Iljitsch Lenin besser ging, antwortete er auf diesen Brief. Das Proletariat atmete
auf als es erfuhr, dass es Lenin bereits besser ging. Nach zwei Wochen verließ er das Krankenhaus
wieder.278
Die Zuneigung des Volkes äußerte sich in zahlreichen Briefen und Blutspenden für Genosse Lenin.
Dass die Arbeiter, die zuvor Analphabeten gewesen waren, überhaupt zu schreiben gelernt hatten
war bereits ein Ausdruck der hervorragenden Kulturpolitik der KPR (B). Genosse Kemal Okuyan
äußerte sich folgendermaßen dazu:
„Zuerst musste man das Bildungsproblem von Millionen von Menschen lösen. Das reicht aber
nicht, wer hungert, der liest nicht. Also musste man auch das Hungerproblem dämpfen. Die
russische Wirtschaft musste auf die Beine kommen, dazu mussten bei der Bildung der
Arbeiterklasse bedeutende Abstriche gemacht werden. Wenn man beispielsweise die Arbeitszeit
nach der Revolution auf einmal auf acht Stunden absenkt (ich sage das jetzt über Russland) kann
man die Wirtschaft nicht wiederaufbauen. Um die Wirtschaft wieder aufzurichten musste die
Arbeiterklasse eine lange Zeit aufopferungsvoll arbeiten. Ein lang arbeitender Proletarier liest
nicht, geht nicht ins Kino,lernt das Theater, die Oper, das Ballett nicht kennen. Das ist eine Frage
des Zeitaufwandes. Sie [die Bolschewiki] standen also widersprüchlichen Aufgaben entgegen.
Wenn wir die Sache also unter diesen Gesichtspunkten betrachten bin ich der Meinung, dass die
postrevolutionäre Kulturpolitik, die Politik der Bolschewiki, die Gesellschaft von Grund auf zu
verändern, außergewöhnlich gut ist. Da gibt es auch Kritik, sie sei ungenügend gewesen und so
weiter, das sind alles Märchen. Einerseits muss man versuchen das Land wiederaufzubauen, die
Produktion zu erhöhen; die Arbeiterklasse wird nach wie vor unter schwierigen arbeiten müssen,
sie müssen mit einem Brot pro Tag Jahre lang zurechtkommen, andererseits musste man politische
Projekte starten um die Bildung der Arbeiterklasse zu erhöhen. Das haben sie [die Bolschewiki]
geschafft.“279
Diese Bildungspolitik, die während der Atempause begann, wurde auch im Verlauf des
vaterländischen Krieges trotz aller Widrigkeiten fortgeführt.
Währenddessen veränderte sich die internationale Lage zunehmend. Durch den Eintritt der USA in
den Ersten Weltkrieg waren die Achsenmächte geschwächt worden. An der Westfront warfen die
274 Siehe 241.
275 Bolschewiki löschen Romanows aus. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21. Jahrhunderts,
Gütersloh und München 2009, S. 133.
276 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 291.
277 Siehe 95.
278 Siehe 95.
279 Siehe 13.
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Deutschen ihre letzten Reserven ins Gefecht, ein Sieg war zu dieser Zeit aber bereits in weite Ferne
gerückt. Das deutsche Volk und die Völker Österreich-Ungarns hungerten und waren kriegsmüde.
Die Arbeiter dieser Staaten schauten deswegen voller Bewunderung nach Russland. Dort wurde die
Diktatur des Proletariats errichtet. Es bahnte sich eine revolutionäre Erhebung der Völker an.280
Dazu aber später mehr.
Neben dieser positiven Entwicklung in Europa war aber auch eine Entlastung und infolgedessen
eine Stärkung der imperialistischen Siegermächte zu verzeichnen, was sich wiederum direkt auf
Sowjetrussland auswirkte. All diese Tatsachen erforderten einen neuen Parteitag der KPR (B).
Vor dem Parteitag soll nun aber noch der weitere Verlauf des Konflikts in Russland geschildert
werden. Die Revolution in Deutschland ermöglichte es der Sowjetmacht die Ukraine wieder zu
befreien und den Brester Gewaltfrieden zu annullieren.281 Zur Unterstützung der dortigen Partisanen
wurde Genosse Stalin in die Ukraine abkommandiert. Gemeinsam mit Genosse Woroschilow
bekämpfte J. W. Stalin die deutschen Imperialisten und die reaktionäre Marionettenregierung der
Ukraine. Die Rote Armee rückte an diesem Frontabschnitt bis Charkow und Minsk vor.282 Die
Gründung der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik am 1. Januar 1919, der zweiten
Sowjetrepublik überhaupt, ist vor allem Genosse Josef Stalin zu verdanken.283
Während Stalins Verdienste in der Zeit des Bürgerkriegs entscheidend waren, hatten Sinowjew,
Kamenew und Bucharin überhaupt nichts auf dem militärischen Gebiet vorzuweisen. Trotzkis Rolle
wird von den bürgerlichen Historikern maßlos überbewertet. Stalin bleibt dafür nahezu unerwähnt.
Dies ist einmal mehr Ausdruck der gezielten Diskreditierung Stalins.284
Nun aber zum VIII. Parteitag der KPR (B). Dieser Parteitag wurde mit einer äußerst traurigen
Angelegenheit eröffnet.
Genosse Swerdlow war einen Tag vor Beginn des Parteitages verstorben und Lenin hielt eine Rede
zum Andenken an diesen großen Revolutionär.285 286
Auf diesem Parteitag wurde das neue Parteiprogramm der Kommunistischen Partei Russlands
angenommen. Wichtige Bestandteile dieses neuen Programms waren eine tiefgründige Analyse des
Kapitalismus in seinem letzten, dem imperialistischen Stadium und ein Vergleich der bürgerlichdemokratischen Staatsordnung und des Sowjetsystems. Außerdem wurden konkrete Etappenziele
zum Aufbau des Sozialismus formuliert.287
Besondere Bedeutung für diesen Parteitag hatte die Frage der Beziehungen zur Mittelbauernschaft,
welche zur vorherrschenden Klasse auf dem Land durch das Dekret über den Grund und Boden
geworden war. Diese Klasse, die zwischen Proletariat und Bourgeoisie stand, war von zentraler
Bedeutung für das Schicksal der Sowjetmacht, da die Partei, die diese Klasse auf ihre Seite zieht,
den Sieg mit großer Wahrscheinlichkeit davon tragen würde. Der Konterrevolution war es
beispielsweise im ersten Halbjahr 1918 im Wolgagebiet gelungen die Macht zu erobern, weil sie
eben diese soziale Schicht für sich gewonnen hatte. Die Stimmung unter den mittleren Bauern fing
nun langsam an zu kippen. Sie stellten sich immer mehr auf die Seite der Bolschewiki, auf die Seite
des Proletariats, weil sie verstanden hatten, dass sie bei einem Sieg der Konterrevolution wieder von
den Kulaken unterdrückt werden würden. Durch den Kurs dieses Parteitages wurde diese Tendenz
noch einmal verstärkt, auch wenn dies keiner endgültigen Entscheidung zu Gunsten der
Arbeiterklasse gleichkam. Dieser Erfolg war der geduldigen Überzeugungsarbeit der Bolschewiki
280 Siehe 6.
281 Siehe 95.
282 Siehe 11.
283 Siehe 11.
284 Siehe 5.
285 Jakow Michailowitsch Swerdlow, https://de.wikipedia.org/wiki/Jakow_Michailowitsch_Swerdlow (Abgerufen:
27.04.2016).
286 Siehe 6.
287 Siehe 6.
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zu verdanken.288
Einer der wichtigsten Fragen der damaligen Zeit war auch der weitere Aufbau der Roten Armee,
schließlich würde das Gelingen beziehungsweise das Scheitern des Aufbaus einer wehrfähigen
Streitmacht das Schicksal der Revolution besiegeln. Aus der Diskussion um diese Frage ging eine
neue oppositionelle Gruppe hervor, die sogenannte „militärische Opposition“. Einerseits waren das
„linke Kommunisten“, die durch die vergangenen Ereignisse praktisch keine Gefahr mehr für die
Partei darstellten, andererseits waren da aber auch ehrliche Parteimitglieder, welche lediglich
unzufrieden mit der Führung der Roten Armee waren. Diese wurde damals von L. Trotzki
(Volkskommissar der Verteidigung) geleitet. Mit ihrer Abneigung gegen Trotzki waren sie im
Recht, da dieser sich als Volkskommissar arrogant und anmaßend gegen die bolschewistischen
Kader verhalten hatte. Trotzki ging sogar soweit, dass er kurz davor stand kommunistische
Offiziere, die ihm zuwider waren, erschießen zu lassen. Dieser Machtmissbrauch wurde jedoch vom
Zentralkomitee der KPR (B) erfolgreich verhindert.
In diesen Punkten hatte die „militärische Opposition“ recht. Warum stellten sich Lenin und Stalin
also dennoch gegen sie?
Ganz einfach: Die „militärische Opposition“ lehnte den Aufbau einer richtigen Armee ab. Sie waren
also gegen die Disziplin in den Streitkräften und gegen die notwendige Hilfe von alten zaristischen
Offizieren beim Aufbau der Armee. Eine „Armee“ nach den Vorstellungen der Opposition hätte
zum Sieg der Konterrevolution geführt. So ist die Ablehnung dieser Ideen durch die Genossen
Lenin und Stalin zu erklären. Letzterer sagte folgendes dazu:
„Entweder bringen wir es fertig eine streng disziplinierte wirkliche Arbeiter- und Bauernarmee,
vorwiegend aus Bauern bestehend, zu schaffen und behaupten die Republik, oder wir gehen
zugrunde.“289
Gleichzeitig wurde aber auch Trotzki zurecht abgestraft. Die Delegierten des Parteitages
beschlossen die Verstärkung der Rolle von kommunistischen Funktionären und Offizieren in der
Roten Armee. Durch diese Reform in der Armee wurde die Bindung zur Partei verstärkt und die
Schlagfertigkeit der Roten Armee erhöht.290
Weitere wichtige Themen waren der Aufbau der Sowjets und der Partei sowie der Einfluss der
Partei in den Sowjets. Der opportunistischen Gruppe, die die führende Rolle der Partei in den Räten
nicht anerkannte, wurde eine entschiedene Abfuhr erteilt. Gleichzeitig wurde auch festgestellt, dass
durch die steigenden Mitgliederzahlen auch immer mehr bürgerliche Elemente in die Partei
eingedrungen waren. Das erzeugte die Notwendigkeit einer Säuberung (gemeint ist der Ausschluss
von bürgerlichen Karrieristen) in den eigenen Reihen der KPR (B).291
Während des Parteitages gingen die Kampfhandlungen aber unvermindert weiter. Das Ende des
Ersten Weltkriegs hatte unter anderem zur Folge, dass die Entente-Staaten ihre Kräfte nun
vollständig auf die RSFSR konzentrieren konnten.292
So besetzten die britischen und französischen Imperialisten Transkaukasien und die Ukraine,
obwohl sie erst vor Kurzem von den deutschen Okkupanten durch die Rote Armee befreit worden
war.293 Die Bestialität der Besetzer nahm auch zu. Mit Hilfe der Sozialrevolutionäre wurden
beispielsweise 26 Bakuer Bolschewiki hingerichtet.294
Diese Brutalität äußerte sich nun auch durch die totale Blockade gegen das Sowjetland. Das
288 Siehe 6.
289 Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B): Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (Bolschewiki), 16. Auflage, Berlin 1953, S. 294.
290 Siehe 6.
291 Siehe 6.
292 Siehe 95.
293 Siehe 95.
294 Siehe 6.
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verschlimmerte die Hungerkrise.295 Militärisch gesehen befand sich Sowjetrussland in einer
prekären Lage. Die Konterrevolution koordinierte in diesen Tagen nämlich einen Angriff zur
endgültigen Vernichtung der von allen Seiten umzingelten Sowjetmacht. Im Osten standen die
Männer Koltschaks, im Süden die des Generals Denikin und von Nordwesten her marschierte
General Judenitsch auf Petrograd zu.296
Ende 1918 beziehungsweise im Frühjahr 1919 war das Sowjetland erneut mit einer großen Gefahr
konfrontiert. Die sich an der Ostfront befindenden Truppen des weißgardistischen Generals
Koltschak, der gleichzeitig Oberbefehlshaber aller Armeen der Konterrevolution war,297 drohten
sich mit den britischen Imperialisten zu vereinigen. Sie waren von Omsk bis auf das Wolgagebiet
vorgerückt. Solch eine Vereinigung hätte eine schwere Gefährdung Moskaus zur Folge gehabt.
Deshalb beauftragte Genosse Lenin die Genossen Stalin und Dzierzynski damit dies zu verhindern,
indem sie die Stellung bei Perm hielten. Er stellte ihnen die besten und entschlossensten Truppen
zur Verfügung. Diesen beiden Helden und den Soldaten der Roten Armee war zu verdanken, dass
diese Gefahr abgewandt wurde. Bei Zarizyn führte Stalin im April 1919 abermals einen
vernichtenden Schlag gegen die Konterrevolution, er verhinderte durch seine hervorragenden
Fähigkeiten als militärischer Kommandeur die Vereinigung von drei weißgardistischen Armeen in
diesem Gebiet. Dieser große Sieg der Arbeiter- und Bauernstreitmacht leitete den Rückzug der
„Weißen“ an der ganzen Ostfront ein, bis schließlich auch der Ural und Sibirien von der Roten
Armee befreit wurden.298 299 300
Einige Monate später, also im Sommer 1919, drohte der RSFSR erneut Gefahr, diesmal jedoch aus
dem Nordosten. Die Armee des Generals Judenitsch sollte gemeinsam mit britischen, estnischen
und finnischen Einheiten einen Angriff auf Petrograd starten um die Aufmerksamkeit der
Bolschewiki von der Ostfront abzulenken.
Durch den heldenhaften Einsatz der entschlossensten Kommunisten unter der Führung von Genosse
Stalin konnten Judenitschs Soldaten kurz vor Petrograd aufgehalten werden. Die demoralisierten
Reste seiner Armee zogen sich nach Estland zurück. Wieder einmal hatte Josef Wissarionowitsch
Stalin die Sowjetmacht vor einer großen Niederlage bewahrt.301 302 303 304
Durch diesen misslungenen Befreiungsschlag für Koltschak durch Judenitsch wurde Koltschaks
Schicksal besiegelt. Ende 1919 war seine Armee bezwungen, die Rote Armee hatte gemeinsam mit
den sowjetischen Partisanen an der Ostfront gesiegt. Dieser Durchbruch wurde auch durch die
Absetzung des hadernden Trotzki seitens des Zentralkomitees der KPR (B) als Kommandant der
Ostfront ermöglicht.305 Koltschak selber wurde gefangengenommen und von einem
Revolutionskomitee zum Tode verurteilt.306
Die Entente-Truppen, welche mit den Bolschewiki in Kontakt gekommen waren, meuterten nun
gegen ihre Vorgesetzten, da sie selber eine Sympathie zur revolutionären Ideologie des MarxismusLeninismus bekommen hatten. Die Interventionisten mussten sich deshalb sogar aus Odsessa und
der Krim zurückziehen.
Die Konterrevolution gab sich aber noch lange nicht geschlagen. Da Koltschak tot war setzten sie
nun ihre Hoffnungen auf General Denikin, der in dem von ihnen zuvor geräumten Bereich (KubanGebiet) operierte. Von den Entente-Staaten erhielt er die modernsten Waffen und die entsprechende
295 Siehe 6.
296 Siehe 95.
297 Siehe 95.
298 Siehe 11.
299 Siehe 6.
300 Siehe 241.
301 Siehe 11.
302 Siehe 6.
303 Siehe 95.
304 Siehe 241.
305 Siehe 95.
306 Siehe 6.
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Munition, seine materiellen Ressourcen waren daher, im Gegensatz zu denen der Sowjetmacht,
praktisch unbegrenzt.307
Dieser neue Sachverhalt machte die Südfront zur Hauptfront.308
Die Denikin-Armee konnte aufgrund ihrer überlegenen Waffentechnik und der militärischen
Unfähigkeit Trotzkis im Spätsommer 1919 wichtige Geländegewinne im Süden verzeichnen. Die
„Weißen“ rückten sogar bis auf Tula vor und waren damit nur noch circa 180 km von Moskau
entfernt. Die Revolution war nie zuvor im Verlauf dieses Krieges in so große Gefahr geraten. Die
Imperialisten und russischen Konterrevolutionäre fühlten sich zu diesem Zeitpunkt bereits als
Sieger.309 In dieser kritischen Lage mobilisierte Genosse Lenin die Massen erneut mit dem Ruf:
„Alle zum Kampf gegen Denikin!“310
Lenin aber glaubte trotz allen Widrigkeiten an den Sieg der Roten Armee, weil sie von der Mehrheit
des Volkes unterstützt wurde und sich aus den Reihen des Proletariats und der Armbauernschaft
rekrutierte, sie trug also den revolutionären Geist in sich. Die besten, die entschlossensten Arbeiter,
Bauern und Parteimitglieder gingen an die Front. Das Sowjetvolk vollbrachte vom Sozialismus
beseelt in dieser Zeit unvorstellbare Heldentaten um die Heimat und den Sozialismus vor den
Imperialisten zu retten. Diese Truppen der Roten Armee wurden von den Genossen Stalin,
Budjonny, Woroschilow und Ordshonikidse kommandiert und schließlich zum Sieg über den Feind
geführt. Der Verräter Trotzki wurde des Kommandos auch an der Südfront enthoben.311
Statt des von Trotzki vorgeschlagenen sinnlosen Manövers wurde der von Lenin befürwortete
Stalinsche Plan vom Zentralkomitee gebilligt.
Die Hauptstoßrichtung der Roten Armee und der mit den Bolschewiki sympathisierenden lokalen
Bevölkerung in diesem Gebiet war diesem Plan zufolge Kursk-Charkow-Lugansk. Das Ziel war die
Aufspaltung der konterrevolutionären Verbände in zwei Teile. Denikin wurde im Oktober 1919
zuerst bei Orel und dann bei Woronesh von der Roten Armee geschlagen. Der Beitrag der Roten
Kavallerie unter Genosse Budjonny zum Sieg kann dabei auch nicht genug betont werden.
Nachdem dies gelang, war auch Denikins Armee zerschlagen und die Ukraine sowie der
Nordkaukasus befreit worden. Durch diesen klugen Plan wurde nicht nur die Arbeiterklasse dieser
Regionen befreit, in diesem Gebiet gab es auch ein hervorragendes Eisenbahnnetz, welches den
Transport von Gütern und Menschen für die Sowjetmacht erleichterte. Außerdem ist die Ostukraine
ein Kohlengebiet, durch die Befreiung dieses Teils der späteren UdSSR wurden auch die von der
Industrie dringend benötigten Brennmaterialien erobert. In dieser Situation schaltete sich wieder
Judenitsch ein. Sein Versuch Petrograd zu erobern scheiterte aber dank des Widerstandes der
Arbeiter und Soldaten Petrograds abermals. Judenitsch musste sich nach diesem misslungenen
Befreiungsschlag wieder nach Estland zurückziehen.312 313 314 315
Mit diesem Sieg begann Anfang 1920 eine neue Atempause für die Arbeiter- und Bauernmacht.
In dieser Zeit wuchs auch die Wut der europäischen Arbeiter auf ihre imperialistischen Machthaber
wegen der Intervention in Sowjetrussland. Durch die internationale Solidarität des Proletariats
wurde die Blockade aufgehoben. Dies ist ein guter Beweis für die Macht, die von der Solidarität der
307 Siehe 6.
308 Siehe 95.
309 Siehe 95.
310 Sowjetisches Autorenkollektiv: Wladimir Iljitsch Lenin – Ein kurzer Abriss seines Lebens und Wirkens, Moskau
1947, S. 307.
311 Siehe 95.
312 Siehe 11.
313 Siehe 94.
314 Siehe 241.
315 Siehe 6.
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Arbeiter ausgeht. Durch das Ende dieser Blockade konnten wieder Lebensmittel aus dem Ausland
importiert werden, so wurde die Sowjetmacht des Hungerproblems rasch wieder Herr. Da die
Arbeiter nun nicht mehr hungern mussten, konnte der Aufbau der Wirtschaft während dieser
Atempause wieder in Abgriff genommen werden.316
Aber die Imperialisten waren nach wie vor auf russischem Boden, im Fernen Osten, in
Transkaukasien und in der Krim. Hinzu kam sogar eine neue Gefahr. Das reaktionäre Piłsudski
Regime träumte von einem „Großpolnischen Reich“ und bereitete sich aus diesem Grund auf eine
Intervention in Sowjetrussland vor.317 318
Ende März 1920 wurde schließlich der IX. Parteitag der KPR (B) eröffnet. Dieser Parteitag
beschäftigte sich in erster Linie mit der Erstellung eines einheitlichen Wirtschaftsplans zum Aufbau
der Wirtschaft und des Verkehrswesens in der RSFSR. In diesem Zusammenhang wurde auch der
geniale Elektrifizierungsplan (GOELRO) für Russland von Genosse Lenin erstellt. Der
Elektrifizierung des Landes kam eine zentrale Bedeutung zu, da nur durch sie die Modernisierung
der Industrie und des gesamten Landes möglich war. Genosse Lenin sagte nicht umsonst:
„Solange wir in einem kleinbäuerlichen Lande leben, besteht für den Kapitalismus in Rußland eine
festere ökonomische Basis als für den Kommunismus. Das darf man nicht vergessen. Jeder, der das
Leben auf dem Lande aufmerksam beobachtet und es mit dem Leben in der Stadt verglichen hat,
weiß, daß wir den Kapitalismus nicht mit der Wurzel ausgerottet und dem inneren Feind das
Fundament, den Boden nicht entzogen haben. Dieser Feind behauptet sich dank dem Kleinbetrieb,
und um ihm den Boden zu entziehen, gibt es nur ein Mittel: die Wirtschaft des Landes, auch die
Landwirtschaft, auf eine neue technische Grundlage, auf die technische Grundlage der modernen
Großproduktion, zu stellen. Eine solche Grundlage bildet nur die Elektrizität.
Kommunismus — das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes.“319
Genosse Stalin hat diesen Plan bis 1935 zu 233 Prozent umgesetzt.320
Nun aber zurück zu den Kampfhandlungen im Rahmen des russischen Bürgerkrieges. Mit jedem
weiteren Tag befreite die Rote Armee immer mehr Gebiete in Russland von den imperialistischen
Okkupanten und der weißgardistischen Armee, mit jedem weiteren Tag rückte der Sozialismus dem
Sieg näher. Die Bourgeoisie hatte allerdings noch lange nicht all ihre Trümpfe ausgespielt und war
nicht bereit Russland dem Proletariat zu überlassen.321
Deswegen entwickelten die alten Eliten einen neuen Plan um die Sowjetmacht in die Knie zu
zwingen. Einerseits träumte die polnische reaktionäre Regierung von einem „Großpolen“ und fiel
deshalb in der RSFSR ein. Andererseits sammelte der konterrevolutionäre General Wrangel in der
Krim die Überreste der Denikinarmee um wieder gegen die Sowjetrepublik ins Feld zu ziehen und
die Ukraine sowie das Donezbecken gewaltsam an sich zu reißen. Piłsudskis Armee wollte bis
Odessa vorrücken um anschließend Wrangel beim Sturz der Sowjetmacht zu unterstützen. Bei
ihrem Plan wurden Piłsudski und Wrangel von den Entente-Staaten unterstützt.322
Die Atempause endete für die Sowjetmacht schließlich im April 1920. Die polnischen Truppen
besetzten Kiew und Wrangels Offensive im Donezbecken begann.323
Um dem entgegenzuwirken wurde Genosse Josef Stalin im Mai 1920 das Kommando über die
Südwestfront vom Zentralkomitee übergeben. Unter seiner Führung leitete die Rote Armee eine
Großoffensive am ganzen Frontabschnitt ein. Diese Offensive hatte schließlich die Befreiung Kiews
316 Siehe 6.
317 Siehe 6.
318 Siehe 242.
319 Lenin, W. I.: Werke, Band 31, Berlin 1964, S. 513.
320 Siehe 5.
321 Siehe 6.
322 Siehe 6.
323 Siehe 6.
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und Lwows zur Folge. Die Rote Armee rückte anschließend weiter vor bis Lemberg, befreite
Weißrussland erneut, eroberte die gesamte Ukraine und stand schon bald vor den Toren der
polnischen Hauptstadt. Aufgrund der Unfähigkeit und des Verrats Trotzkis und seiner Clique
misslang die Eroberung Warschaus aber zur Freude der Kapitalisten.
Der polnischen Armee gelang es schließlich die Rote Armee wieder zurückzuwerfen, aber ihnen
fehlte die nötige Kraft um ein „Großpolen“ zu errichten, deswegen zogen sie es vor Frieden mit
Sowjetrussland zu schließen. Schließlich wurde der Frieden von Riga am 20. Oktober 1920 von
beiden Seiten unterzeichnet.324 325 326
In diesem Vertrag riss das imperialistische Polen aber auch eigentlich sowjetische Gebiete wie zum
Beispiel Teile Weißrusslands und Galiziens an sich. In seinem Wahn vergaß Piłsudski, dass sich
die Bevölkerung dieser Gebiete nicht polnisch fühlte und zu Sowjetrussland gehörte. Doch somit
war er seinem Traum von einem „Großpolen“ schon näher gekommen.327
Auch dieser Sachverhalt wird von der Bourgeoisie im Kontext des Nicht-Angriffs-Pakts zwischen
der UdSSR und dem Deutschen Reich am Vorabend des Zweiten Weltkriegs missachtet um Stalin
und die sozialistische Sowjetunion zu diskreditieren. Während die Hitler-Faschisten Polen
überfielen, rückte die Sowjetarmee nämlich in Ostpolen ein. So wird Stalin von den bürgerlichen
Historikern ein angeblicher Bruch des Völkerrechts und eine unrechtmäßige Annexion
vorgeworfen, ganz im Stile eines Adolf Hitler. In Wahrheit stellte er so nur die völkerrechtlich
anerkannte Grenze der UdSSR von 1919 wieder her, die durch den Vertrag von Riga verletzt
worden war. Von einem „Sowjetimperialismus“ kann hier also keines Wegs die Rede sein. Ein
weiterer positiver Effekt des Vorrückens der Roten Armee im Jahre 1939 war die Bewahrung der
Bevölkerung dieser Gebiete vor der Hitler-Barbarei für die nächsten zwei Jahre. Die Faschisten
standen auch nicht an der gewünschten Linie in Weißrussland, sondern hunderte Kilometer weiter
westlich. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die UdSSR erst einen Nicht-Angriffs-Pakt
mit Hitlerdeutschland schloss, nachdem die westlichen Staaten ein antifaschistisches Bündnis mit
der Sowjetunion gegen Hitler abgelehnt hatten und ihrerseits Verträge mit Deutschland abschlossen,
so auch Polen, das immer noch von Piłsudski diktatorisch regiert wurde. Mit diesem Vertrag
gewann die Sowjetunion Zeit und Gelände, das ermöglichte ihr den späteren Sieg im Großen
Vaterländischen Krieg und war ein kluger Schachzug von Genosse Stalin. Wer also den Abschluss
dieses Vertrages als Verbrechen einstuft hat entweder mangelnde Kenntnisse oder ärgert sich in
Wirklichkeit über den Tod Hitlers und die Niederlage des Faschismus, denn nur dank dieses
Abkommens war der Sieg der Roten Armee überhaupt möglich.328
Nun aber zurück zu den Ereignissen im Bürgerkrieg:
Nachdem Polen aus dem Konflikt ausgeschieden war, entschloss sich die RSFSR die Armee
Wrangels, welche in der Zwischenzeit von den Entente-Staaten mit den modernsten Waffen
aufgerüstet worden war, auszuschalten. Seine Armee bedrohte die Kohlegebiete, die für das
Überleben der Sowjetmacht von existenzieller Bedeutung waren. Die Rote Armee unter der
Führung von Stalin, welche zu diesem Zeitpunkt bereits von den vielen Gefechten an allen Fronten
ermüdet war, schlug Wrangel und die anarchistischen Truppen, die die weißgardistische Armee
unterstützten, aber trotz ihrer waffentechnischen Unterlegenheit bis auf die Krim zurück.
Im November 1920 wurde letztendlich auch die Krim von den Konterrevolutionären und
Imperialisten befreit.
Nun fielen die letzten Bastionen der Konterrevolution in kurzer Abfolge nacheinander. Ende des
Jahres 1920 wurden Georgien, Armenien und Aserbaidschan befreit.
Die japanischen Imperialisten konnten zwar erst 1922 vollständig von der Roten Armee und den
Partisanen aus dem Sowjetland verjagt werden, aber die anderen imperialistischen Staaten waren
324 Siehe 11.
325 Siehe 6.
326 Siehe 242.
327 Siehe 6.
328 Siehe 242.
73
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spätestens 1920 besiegt worden. Weitere Versuche von Imperialisten zu intervenieren scheiterten.329
Da das Sowjetland nun vollständig befreit worden war trat die Gründung einer Union der
Sowjetrepubliken auf die Tagesordnung. Durch die Vereinigung der Völker in einer solchen Union
würde sich die Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes und der weitere Aufbau des
Sozialismus leichter gestalten. So wurde im Dezember 1922 auf dem I. Unionskongress der Sowjets
der erste sozialistische Staat der Erde auf Vorschlag Lenins und Stalins gegründet, die Union der
Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) entstand. Dieser Union traten die Russische, die
Transkaukasische, die Ukrainische, die Bjelorussische, (etwas später) die Usbekische, die
Turkmenische und die Tadschikische Sozialistische Sowjetrepublik freiwillig bei, alle
Unionsrepubliken hatten das Recht auf eigenen Wunsch auszutreten.330
Die UdSSR, der erste sozialistische Staat der Menschheitsgeschichte, hatte einen hervorragenden
Sieg gegen die „Weißen“ und die ausländischen Imperialisten errungen. Die Behauptung der
Freiheit, Unabhängigkeit und des Sozialismus waren dem heroischen Kampf der Roten Armee, der
Sowjetvölker und der sowjetischen Partisanen zu verdanken. Wie konnte jedoch eine Armee, die im
Vergleich zu denen der Interventionisten und „Weißen“ so viel schlechter ausgerüstet war und an
mehreren Fronten kämpfen musste, dennoch siegen? Die Antwort gibt Genosse Mao Zedong:
„Die Armee muß mit dem Volk zu einem Ganzen verschmelzen, so daß sie vom Volk als seine
eigene Armee angesehen wird. Eine solche Armee wird unbesiegbar sein ...“331
Und eben dies war in Russland der Fall gewesen.
Dieser historische Sieg der Sowjetmacht wäre aber ohne das militärische und politische
Führungstalent von leitenden Genossen, allen voran von Lenin und Stalin, ebenso unmöglich
gewesen.332 333
Nun begann der Aufbau des Sozialismus in diesem zerstörten Land, dazu aber später mehr.
2.4 Die internationale Bedeutung der Großen Sozialistischen
Oktoberrevolution für die Arbeiterbewegung jener Zeit
Es gibt kein Ereignis, welches von ähnlicher historischer Bedeutung wie die Große Sozialistische
Oktoberrevolution ist. Dieser Sieg des russischen Proletariats markiert den Anfang vom Ende des
Kapitalismus, da dieses Ereignis die weltweite Alleinherrschaft des Monopolkapitalismus beendete.
Seit dem Ersten Weltkrieg ist der Kapitalismus in einer dauerhaften Krise, die Krise, sei es nun die
wirtschaftliche, politische etc., ist praktisch chronisch geworden und untrennbar mit dem Namen
des Kapitalismus verbunden, das macht sich besonders in diesen Tagen bemerkbar. Die allgemeine
Krise des Systems hat zwei alternative Enden. Entweder der Kapitalismus hinterlässt einen
unbewohnbaren Planeten und unzählige Leichen, oder er wird gestürzt bevor er vollständig in der
Barbarei versinkt. Die einzige Alternative zum herrschenden System ist der Sozialismus.
Zu dieser Erkenntnis kommen heute weltweit immer mehr Menschen. Nach den Erfahrungen des
imperialistischen Weltkrieges waren sich aber auch viele Arbeiter der damaligen Zeit dessen
bewusst. Die Proletarier anderer Länder erlebten in dieser Lage die Revolution in Russland. Die
Sowjetunion war der Beweis dafür, dass eine Gesellschaft ohne Ausbeutung des Menschen durch
den Menschen sehr wohl möglich ist und eine Alternative zum menschenverachtenden
Kapitalismus bietet.
329 Siehe 6.
330 Siehe 6.
331 Tsetung, Mao: Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung, 4.Auflage, Peking 1968, S. 182.
332 Siehe 12.
333 Siehe 6.
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Deshalb begannen die Arbeiter anderer Nationen sich am Vorbild Sowjetrusslands und der
Bolschewiki zu orientieren. Sie unternahmen nun ihrerseits Versuche den Kapitalismus zu stürzen
und die Diktatur des Proletariats in ihrer Heimat zu errichten. Lenin sagte dazu folgendes:
„Der Bolschewismus ist zur weltumspannenden Theorie und Taktik des internationalen Proletariats
geworden! […] Der Bolschewismus hat es zustande gebracht, daß vor den Augen der ganzen Welt
eine regelrechte sozialistische Revolution abrollte, daß es unter den Sozialisten in der Frage, ob für
oder gegen die Bolschewiki, faktisch zu einer Spaltung kommt. Der Bolschewismus hat es zustande
gebracht, daß das Programm für die Schaffung eines proletarischen Staates aufgestellt wird. Den
Arbeitern, die nicht wußten, wie die Dinge in Rußland liegen, da sie nur die von Lügen und
Verleumdungen strotzenden bürgerlichen Zeitungen zu Gesicht bekamen, begann ein Licht
aufzugehen, als sie sahen, daß die proletarische Regierung über ihre Konterrevolutionäre einen
Sieg nach dem anderen erringt, als sie sahen, daß es außer unserer Taktik, außer der
revolutionären Handlungsweise unserer Arbeiterregierung keinen anderen Ausweg aus diesem
Krieg gibt. […] Niemals waren wir der Weltrevolution so nahe, niemals war es so augenscheinlich,
daß das russische Proletariat seine Macht unter Beweis gestellt hat, und es ist klar, daß uns
Millionen und aber Millionen Proletarier in der ganzen Welt folgen werden.“334
Lenins Aussagen bestätigten sich. Weltweit spalteten sich die Arbeiterparteien in einen
opportunistisch-sozialdemokratischen Flügel und einen revolutionär-kommunistischen Flügel.
Diese Trennung erfolgte zwar viel später als in Russland, das Bestehen von leninistischen Parteien
war aber von größter Bedeutung für die Entwicklung der Revolution in den jeweiligen Ländern und
ein großer Schritt nach vorne. Diese Entwicklung ermöglichte nun auch die von Lenin lang ersehnte
Gründung der III., der Kommunistischen Internationale (Komintern).335 Der I. Kongress der
Komintern begann am 2. März 1919 in Moskau unter Lenins Führung.
Wichtigstes Thema des ersten Kongresses war die Frage der Sowjetdemokratie als Instrument der
Diktatur des Proletariats.336 Genosse Lenin kommentierte dieses große Ereignis folgendermaßen:
„Die Gründung der III., der Kommunistischen Internationale in Moskau am 2. März 1919 war die
Festlegung dessen, was nicht nur die russischen proletarischen Massen, die Massen von ganz
Rußland, sondern auch die deutschen, österreichischen, ungarischen, .finnischen, schweizerischen,
mit einem Wort, die internationalen proletarischen Massen errungen haben. Und eben darum ist
die Gründung der III., der Kommunistischen Internationale ein Werk von Dauer. […]
Keine Bestialitäten der imperialistischen Bourgeoisie, keine Verfolgungen und Ermordungen von
Bolschewiki können den Massen diese Errungenschaft entreißen. Je mehr die „demokratische"
Bourgeoisie wütet, desto fester werden diese Errungenschaften im Herzen der proletarischen
Massen haften, in ihrer Mentalität, ihrem Bewußtsein, in ihrer heldenhaften Kampfbereitschaft.
[…]
Die neue Bewegung schreitet voran zur Diktatur des Proletariats, sie schreitet voran, trotz aller
Schwankungen, trotz schwerer Niederlagen, […] - sie schreitet voran zur Sowjetmacht mit der alles
von seinem Wege hinwegfegenden Kraft des Stromes von Millionen und aber Millionen
Proletariern.
[…]
Die Gründung der III., der Kommunistischen Internationale bedeutet die Vorstufe für die
334 Lenin, W. I.: Werke, Band 28, Berlin 1970, S. 107.
335 Siehe 241.
336 Siehe 6.
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internationale Republik der Sowjets, für den Sieg des Kommunismus in der ganzen Welt.“337
Die erste von der Oktoberrevolution inspirierte Revolution war die finnische Revolution. Nachdem
die Sowjetregierung Finnland die Unabhängigkeit gewährt hatte, entstand dort eine sozialistische
Republik. Durch den Verrat der rechten Sozialdemokraten, die Intervention Deutschlands und den
konterrevolutionären Aktionen der finnischen Bourgeoisie wurde diese Revolution jedoch
niedergeschlagen.338
Auch in Polen und Litauen, einem Land mit einer reaktionären Regierung, die Krieg gegen
Sowjetrussland führte, bekundete die Sozialdemokratische und die Sozialistische Partei ihre
Solidarität mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Diese Parteien organisierten
Massenstreiks und nahmen den Kampf gegen die deutschen Okkupanten auf. Die
Arbeiterbewegung wurde mit jedem Tag stärker, es entstanden sogar Sowjets in Polen. Auch die
Armbauernschaft erhob sich gegen die Großgrundbesitzer. In dieser Situation wurde die
Kommunistische Partei Polens gegründet, die aus einer Vereinigung der Sozialdemokratischen und
Sozialistischen Partei Polens hervorgegangen war. Der Partei und dem Proletariat Polens gelang es
jedoch nicht die Macht vollständig zu erobern wie in Russland und die Revolution scheiterte
schließlich.339
Die bedeutendsten revolutionären Erhebungen fanden jedoch in Deutschland und ÖsterreichUngarn statt.340
In Österreich-Ungarn, diesem riesigen Vielvölkerstaat, der als einer der Verlierer aus dem Ersten
Weltkrieg hervorging, brodelte es schon seit längerem. Die Völker der Balkanstaaten, die von den
österreichischen Herren wie Sklaven behandelt wurden, die Arbeiter, die Bauern und die Soldaten
sehnten sich nach Frieden. Die Balkanvölker hatten auch das Ziel endlich aus diesem
Völkergefängnis namens Österreich-Ungarn auszubrechen. In dieser Situation war die Große
Sozialistische Oktoberrevolution ein Leuchtfeuer der Freiheit und des Friedens für die
Unterdrückten des Reichs.
Im Januar 1918 kam es schließlich zu Streiks, an denen sich mehr als 700 000 Menschen
beteiligten.341 Es wurden sogar Räte nach sowjetischem Vorbild gegründet, aber reformistische
Kräfte rissen die Führung an sich. Sie verhinderten, dass die Räte eine revolutionäre Rolle spielten.
Ein Aufstand von revolutionären Matrosen wurde niedergeschlagen.
Während Österreich-Ungarn die Waffen endgültig im November 1918 streckte, gründete sich eben
in diesen Tagen die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ). Aus dem Ende der Monarchie ging
eine bürgerliche Republik hervor; die Tschechoslowakei. Ungarn und Jugoslawien wurden zu
unabhängigen Staaten. Der neugegründeten KPÖ mangelte es noch an der nötigen Kampferfahrung
und der Massenbasis um den Übergang von der bürgerlichen Revolution, die zum Sturz der
Habsburger Monarchie geführt hatte, in die sozialistische Revolution zu verwirklichen. So und
durch den Verrat der rechten Sozialdemokraten ist die Niederlage der sozialistischen Revolution in
Österreich zu erklären.342
Auch das ungarische Proletariat entschloss sich den Kampf gegen den Kapitalismus aufzunehmen.
Im November 1917 bekundeten 100 000 Menschen in Budapest ihre Solidarität mit den
Werktätigen Russlands und ihrer Revolution.343 Auch dort setzten zu Beginn des Jahres 1918
Massenstreiks ein, die ein sofortiges Ende des Krieges forderten. Am 1. Mai kam es sogar zu einem
337 Lenin, W. I.: Werke, Band 28, Berlin 1959, S. 491-493.
338 Siehe 241.
339 Siehe 241.
340 Siehe 241.
341 Siehe 241.
342 Siehe 241.
343 Siehe 241.
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Generalstreik.344
Schließlich konstituierten sich im ganzen Land Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte, die jedoch
vorerst unter dem Einfluss der Reformisten standen. Im Oktober 1918 wurde schließlich die
Monarchie in Ungarn gestürzt, die bürgerlich-demokratische Revolution hatte gesiegt. Am
20.11.1918 wurde die Kommunistische Partei Ungarns (KPU) gegründet. Im März 1919 wurde in
Ungarn die bürgerliche Regierung gestürzt und eine Räterepublik nach russischem Vorbild etabliert,
Vorsitzender der Räte war der Kommunist Béla Kun. Da die Sozialdemokraten Ungarns nicht fähig
waren die Führung der Räte zu übernehmen, taten die Kommunisten dies. Später vereinigten sich
Kommunisten und Sozialdemokraten zu einer Einheitspartei, es entstand die Sozialistische Partei
Ungarns. Diese Vereinigung, die zwar unter kommunistischen Idealen und Forderungen
stattgefunden hatte, brachte aber auch ein gravierendes Problem mit sich: Die Partei hatte nun kein
einheitliches ideologisches Fundament mehr. Rechtsopportunisten und Zweifler erwiesen sich
immer wieder als parteifeindliche Elemente und konnten nicht vollständig aus der Partei entfernt
werden.345
Die Räterepublik, die freundschaftliche Beziehungen zu Sowjetrussland unterhielt, stützte sich
dennoch auf breite Zustimmung in der Bevölkerung.346
Die ungarische Räterepublik wurde im Zeichen des proletarischen Internationalismus von
Kommunisten und Arbeitern aus zahlreichen Nationen in Wort und Tat verteidigt und unterstützt.347
Die revolutionäre Regierung begann bereits nach kurzer Zeit damit ihre Ziele zu verwirklichen.
Dazu gehörten unter anderem die Entwaffnung der Bourgeoisie, die Schaffung einer Roten Armee
und einer Volksmiliz, die Verstaatlichung von Banken, Industrie, Grundbesitz und des
Großhandels, die Verbesserung der Lebensumstände des werktätigen Volkes etc..348
Die vollständige Durchführung dieses Programms scheiterte, weil die rumänischen und
tschechoslowakischen Truppen mit Unterstützung der amerikanischen, britischen und französischen
Imperialisten in Ungarn einfielen. Nach anfänglichen Misserfolgen verzeichnete die Rote Armee
Ungarns und die Internationalen Brigaden große Erfolge gegen die Interventionisten und die
ungarischen Reaktionäre. Sie drangen sogar bis in die Slowakei vor, dies hatte die Ausrufung der
slowakischen Räterepublik zur Folge. Daraufhin drohten die Westmächte der Räterepublik mit der
Intervention, deshalb zog sich die Rote Armee Ungarns wieder aus der Slowakei zurück.
Unterdessen führte der Verrat der rechten Sozialdemokraten zum Sturz der Räteregierung in
Ungarn. Die ungarische Konterrevolution witterte ihre Chance und ergriff die Macht, während die
rumänischen Truppen in Budapest einrückten. Es wurde eine blutige Militärdiktatur errichtet
( ungefähr 5000 Revolutionäre wurden ermordet, bis zu 40000 Menschen wurden verhaftet), die
Räterepublik in Ungarn, einer der hoffnungsvollsten Versuche nach der Oktoberrevolution die
Diktatur des Proletariats in einem weiteren Land zu errichten, zerfiel also nach 133 Tagen.349
Bulgarien war ein weiteres mit Deutschland verbündetes Land auf dem Balkan, welches unter den
Kriegsfolgen litt. Der Aufstand von revolutionären Soldaten unter der Führung des Kommunisten
Georgi Dimitrow, der später für seine geniale Analyse des Faschismus bekannt werden sollte,
scheiterte. Der Aufstand konnte nur durch deutsche Truppen niedergeschlagen werden.350
Auch die Arbeiter Britanniens und Frankreichs solidarisierten sich mit Sowjetrussland indem sie auf
die Intervention der Armeen ihrer Länder mit Massenstreiks und Protesten reagierten.351
Ein weiteres Land, das einen revolutionären Aufschwung wegen der Oktoberrevolution erlebte war
344 Siehe 241.
345 Hortzschansky, Günther (Leiter des Autorenkollektivs beim Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED):
Illustrierte Geschichte der deutschen Novemberrevolution 1918/1919, Berlin 1978.
346 Siehe 345.
347 Siehe 345.
348 Siehe 345.
349 Siehe 345.
350 Siehe 241.
351 Siehe 241.
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Italien. Das italienische Proletariat kämpfte für die Verwirklichung des Sozialismus in ihrem Land
und den Abzug der italienischen Truppen aus der RSFSR.352
Das Proletariat Spaniens, der Niederlande, Belgiens, Dänemarks, Norwegens und der Schweiz
begann den revolutionären Kampf aufzunehmen und dem Beispiel ihrer russischen Brüder zu
folgen.353
Marx und Engels hatten einst im „Manifest der Kommunistischen Partei“ geschrieben:
„Ein Gespenst geht um in Europa – Das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten
Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet […].“354
Eben dies war auch in der Zeit nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution der Fall in
Europa gewesen.
Selbst die Arbeiterklasse der USA gründete in einigen Städten des Landes Arbeiter-, Bauern- und
Soldatenräte nach sowjetischem Vorbild und solidarisierte sich mit der russischen Sowjetrepublik
gegen die Intervention.355 Genosse Lenin kommentierte dies so:
„In Amerika, im stärksten und jüngsten kapitalistischen Land, bringen die Arbeitermassen den
Sowjets außerordentliche Sympathie entgegen.“356
Durch die Oktoberrevolution verstärkte sich auch der Klassenkampf beziehungsweise der
antiimperialistische Befreiungskampf der Völker in Lateinamerika, Japan, Indien, China, Korea,
Indonesien, Türkei, Ägypten, Syrien, Persien und vieler weiterer asiatischer und afrikanischer
Länder, die sich begannen von dem Joch des Kapitalismus, Imperialismus und Kolonialismus zu
befreien. Überall wurden kommunistische Parteien gegründet. Die Weltrevolution und die
Arbeiterbewegung hatten dank der Revolution in Russland einen bisher beispiellosen Aufschwung
erreicht. Die Lehren und Erfahrungen der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution sind bis heute
von außerordentlicher Bedeutung für die Marxisten-Leninisten und Revolutionäre der ganzen
Welt.357
Dazu aber später mehr.
Im nächsten Kapitel wird es um den Einfluss der Oktoberrevolution auf die deutsche
Novemberrevolution gehen.
2.4.1 Die Novemberrevolution in Deutschland
Auch in Deutschland hatten vier Jahre Krieg ihre Spuren hinterlassen. Die Arbeiterklasse litt unter
Hunger und Seuchen, während an den Fronten Millionen Väter, Söhne, Ehemänner und Brüder für
die niederträchtigen Interessen der deutschen Monopolkapitalisten zur Schlachtbank geführt worden
waren und nachwievor auf die grausamste Weise zu Tode kamen. Die Dekadenz der Herrschenden
stand im Widerspruch zur Lebensrealität der Volksmassen.358 Kriegsgegner und Internationalisten
wie Genosse Karl Liebknecht und die Genossin Rosa Luxemburg wurden wegen ihres Protests
352 Siehe 241.
353 Siehe 241.
354 Marx, Karl / Engels, Friedrich: Werke, Band 4, Berlin 1959, S. 461.
355 Siehe 241.
356 Lenin, W. I.: Werke, Band 28, Berlin 1959, S. 492.
357 Siehe 241.
358 Thälmann, Ernst: 9. November 1918 – Geburtsstunde der deutschen Revolution. In: Marx-Engels-Lenin-StalinInstitut beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.): Zur Geschichte der
Kommunistischen Partei Deutschlands. Eine Auswahl von Materialien und Dokumenten aus den Jahren 19141946, 2. Auflage, Berlin 1955, S. 7-9.
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gegen den räuberischen Krieg verhaftet.359
Deutschland war de facto zur Militärdiktatur geworden, die Arbeiterklasse wurde ihrer Rechte
beraubt. Genosse Lenin schätzte die Lage in Deutschland folgendermaßen ein:
„Und was ist der Staat? Das ist die Organisation der herrschenden Klasse, in Deutschland z. B. die
der Junker und Kapitalisten. Deshalb ist das, was die deutschen Plechanow (Scheidemann, Lensch
u. a.) „Kriegssozialismus" nennen, in Wirklichkeit staatsmonopolistischer Kriegskapitalismus oder,
einfacher und klarer ausgedrückt, ein Militärzuchthaus für die Arbeiter, ein militärischer Schutz für
die Profite der Kapitalisten.“360
Genosse Liebknecht organisierte am 1. Mai 1916 eine Demonstration auf dem Potsdamer Platz in
Berlin gegen den Krieg, die mit 2,5 Jahren Zuchthaus bestraft wurde.361 Er sagte:
„Ich bin als Sozialist grundsätzlicher Gegner wie dieses Krieges so des bestehenden Militärsystems
und habe den Kampf gegen den Militarismus stets als eine besonders bedeutsame Aufgabe, als eine
Lebensfrage für die Arbeiterklasse aller Länder nach Kräften unterstützt.“362
All diese Faktoren führten dazu, dass eine revolutionäre Situation entstanden ist. Der linke Flügel
der SPD, der empört war über den Verrat der rechtsopportunistischen Mehrheit in der eigenen
Partei, die das Proletariat im Interesse der Monopolkapitalisten widerstandslos in den Krieg geführt
hatte, spaltete sich ab und gründete die sogenannte Spartakusgruppe. Die wichtigsten Mitglieder
waren Genossen wie Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring und Clara Zetkin.363
Außerdem entstand die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), die ebenso
gegen diesen imperialistischen Krieg war, jedoch im Gegensatz zum Spartakusbund nicht völlig frei
von bürgerlichen Pazifisten und Reformisten war, die bis in die Führungsgremien der Partei
aufstiegen. Die Mehrheit der Mitglieder waren allerdings klassenbewusste Proletarier.364
Diese revolutionäre Stimmung in der Bevölkerung und der Armee äußerte sich bereits im Jahr 1917
durch Massenstreiks im gesamten Reich und eine Erhebung in der deutschen Kriegsflotte.
Dabei nahmen sich die Arbeiter und Soldaten stets das revolutionäre Russland zum Vorbild.365
Die deutschen Revolutionäre und der fortschrittliche Teil des Proletariats nahm die Botschaft, dass
die Bolschewiki in Russland die Macht übernommen hatten mit Freude entgegen und verstärkte
seine Anstrengungen es ihnen gleichzutun. Aus dem Streben des russischen Volkes nach Frieden
zogen dann die deutschen Imperialisten, die an der Westfront in einer äußerst misslichen
militärischen Lage waren, ihren Nutzen und raubten dem Sowjetland große Gebiete im Frieden von
Brest-Litowsk. Aber die Proletarier Deutschlands protestierten und organisierten Massenstreiks
gegen diesen imperialistischen Raubfrieden und die Fortführung des Krieges im Westen, die in
bürgerkriegsähnliche Zustände ausarteten und mit der Ermordung zahlreicher Arbeiter durch die
Polizei in Berlin am 30. und 31. Januar 1918 endeten.366 Es wäre möglich gewesen den Krieg schon
zu diesem Zeitpunkt durch den Massenstreik zu beenden, aber dies wurde durch die rechten
Sozialdemokraten (z.B. Philipp Scheidemann) in den leitenden Streikorganen verhindert.367
Dennoch stellte der Januarstreik einen Wendepunkt dar und signalisierte den Herrschenden, dass
ihre Zeit abläuft. Gleichzeitig erkannte das Proletariat und seine Avantgarde, der Spartakusbund,
359 Siehe 345.
360 Lenin, W. I.: Werke, Band 25, Berlin 1960, S. 368.
361 Pieck, Wilhelm: Reden und Aufsätze, Band III, Berlin 1954.
362 Pieck, Wilhelm: Reden und Aufsätze, Band III, Berlin 1954, S. 182-183.
363 Siehe 345.
364 Siehe 345.
365 Siehe 345.
366 Siehe 345.
367 Siehe 345.
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dass auch in Deutschland der bewaffnete Kampf die Voraussetzung für den Sieg der Revolution
ist.368
An der Front verbrüderten sich Deutsche und Russen. Der Kontakt mit den Sowjetsoldaten und der
Frieden in Russland sorgten auch dafür, dass sich im deutschen Heer der Wille nach Frieden
verstärkte. Als diese Soldaten an die Westfront verlegt wurden breitete auch dort sich der Geist der
Revolution aus. Die Soldaten, die ohnehin genug vom Morden hatten, gaben den sinnlosen Kampf
schließlich auf als die in allen Angelegenheiten überlegenen Entente-Mächte eine Großoffensive
begannen.369 370 Mit der Niederlage im Krieg bahnte sich die Revolution an. Die rechten
Sozialdemokraten (zum Beispiel Ebert und Scheidemann) bemühten sich unterdessen um
„Schadensbegrenzung“, sie wollten in Zusammenarbeit mit den alten Eliten die Diktatur des
Proletariats auf jeden Fall verhindern, da diese Revisionisten insgeheim selber die Interessen der
Bourgeoisie vertraten. Zu diesem Zweck wurde später der Groener-Ebert Pakt abgeschlossen. Um
die Arbeiter durch soziale Zugeständnisse vom Kampf abzuhalten kam später auch noch die
Kooperation von Stinnes und Legien hinzu.371
Als Vertreter der alten Ordnung wollten die rechten Sozialdemokraten die sozialistische Revolution
verhindern und eine bürgerliche Republik errichten.372
Die Spartakusgruppe lehnte dies ab, da die bürgerliche Republik nach wie vor die Diktatur der
Bourgeoisie bedeutet und sie für die Arbeiter- und Bauernmacht eintraten. Der Parlamentarismus ist
eine reine Lüge, weil alle vertretenen Parteien, auch die des heutigen Bundestags, zwar vorgeben
unterschiedliche weltanschauliche Positionen zu vertreten, in Wahrheit aber alle ein und der selben
Klasse, der Bourgeoisie, dienen und die Volksmassen durch die hohlen Propagandaphrasen
„Demokratie“ und „Pluralismus“ täuschen.373 Alle Parteien, die nicht den revolutionären Sturz des
Kapitalismus erkämpfen wollen und nur „soziale Zugeständnisse“ zum Zweck der Erhaltung des
„sozialen Friedens“ fordern sind Steigbügelhalter der Diktatur der Monopolkapitalisten, da sie sich
auf wirtschaftliche Forderungen beschränken und nicht die Machtübernahme der Arbeiterklasse
anstreben.374 Die Verschleierung dieser Diktatur ist aber eine wahre Kunst, die die Bourgeoisie
inzwischen perfekt beherrscht. Dabei spielen zum Beispiel die von den Kapitalisten kontrollierten
Medien eine große Rolle, welche eine bestimmte Denkweise bei den Massen erzeugen und
andererseits auch zur Verdummung des Volkes beitragen.375
Der bürgerliche Staat ist wohl die perfektionierte und zugleich komplizierteste
Ausbeutungsmaschinerie in der Geschichte der Menschheit, da er vorgibt demokratisch zu sein, in
Wahrheit aber eine Oligarchie der Superreichen ist. Hinzu kommt der Antikommunismus, der die
Massen davon überzeugen soll, dass der Sozialismus keine Alternative ist. Sobald die Massen aber
zu revolutionären Tätigkeiten übergehen greift die Bourgeoisie zu den Methoden der offenen
Diktatur und zeigt ihr wahres Gesicht. Sie geht zum Faschismus oder zur Militärdiktatur über.376
Deswegen muss das Proletariat sich bewaffnen um die Reaktion in diesem Augenblick
niederzuschlagen. Was passiert wenn die Volksmassen dies versäumen kann man an vielen
Beispielen sehen, so zum Beispiel der Militärputsch in Chile 1973 oder der in der Türkei im Jahre
1980. In beiden Ländern hatte die Revolution einen Aufschwung erlebt und in Chile war sogar ein
Marxist gewählt worden, in diesem Moment hat die Bourgeoisie jedoch Angst bekommen und
grausame Militärdiktaturen in beiden Ländern errichtet. So ist auch die Machtergreifung Hitlers zu
368 Siehe 345.
369 Siehe 6.
370 Siehe 345.
371 Siehe 345.
372 Siehe 345.
373 Hoxha, Enver: Die proletarische Demokratie ist die echte Demokratie, Tirana 1978.
374 Siehe 373.
375 Siehe 373.
376 Dimitroff, Georgi: Arbeiterklasse gegen Faschismus. Die Offensive des Faschismus und die Aufgabe der
Kommunistischen Internationale im Kampfe für die Einheit der Arbeiterklasse gegen Faschismus, 2. Auflage,
München 1973.
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erklären, die Ausbeuterklasse verhalf ihm aus Angst vor der revolutionären KPD zur Macht.377
Auch dieses Thema verdient eigentlich eine eigene GFS.
Nun aber zurück zur deutschen Novemberrevolution.
Liebknecht lehnte die bürgerliche Republik also aus gutem Grund ab, da ihr Klassencharakter der
selbe ist wie der der Monarchie.
Als der Krieg schon längst entschieden war, wollten die Admiräle der deutschen Flotte doch noch in
den Krieg ziehen um ihre „Ehre zu retten“. Die Matrosen lehnten dies jedoch ab, sie wollten nicht
in den letzten Kriegstagen Opfer eines sinnlosen Manövers der Generalität werden. Die Revolution
begann unter den Matrosen in Kiel und breitete sich schnell im ganzen Land aus. Kaiser Wilhelm II.
muss abdanken. In ganz Deutschland bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte nach sowjetischem
Vorbild.378 Die bürgerlich-demokratische Revolution war geglückt.379
Die Räte waren nun zu wichtigen Machtorganen geworden. Wer aber kontrollierte diese? Die
revolutionären Kräfte und die Rechtsopportunisten der SPD versuchten jeweils die Delegierten für
sich zu gewinnen. Die erste republikanische Regierung wurde indessen am 10. November 1918
berufen und setzte sich aus drei gemäßigten USPD- und drei SPD-Mitgliedern zusammen.380
Das Zusammengehen dieser beiden Parteien verblendete das Proletariat, so dass Teile der
Arbeiterklasse in die von dem Sozialdemokraten Ebert geleiteten Regierung Hoffnung setzten.381
Diese Regierung, die aus Bütteln der Bourgeoisie bestand, hatte das Ziel die Diktatur des
Proletariats zu verhindern und sie waren zu allem bereit um dieses Ziel durchzusetzen.
Die Spartakusgruppe hingegen strebte eben das an, was die Ebert-Regierung verhindern wollte: Die
Errichtung einer sozialistischen Republik in Deutschland nach dem Vorbild der RSFSR.382
Aufgrund dieser antagonistischen Differenzen war eine gemeinsame Regierungsbildung unmöglich
geworden.383 Der Spartakusbund wandte sich direkt gegen diese Reformisten, konnte sich aber bei
der Vollversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte nicht durchsetzten. Stattdessen fielen die
Delegierten auf die leeren Phrasen der rechten Sozialdemokraten herein, die (obwohl sie es
vorgaben zu tun) nichts an der bestehenden Gesellschaftsordnung in Deutschland verändert hatten
oder ein solches Vorhaben planten. Es war nach wie vor die alte Ausbeuterklasse an der Macht.384
Schließlich entbrannte der endgültige Kampf um die Zukunft der deutschen Nation.
Während die bürgerlichen Kräfte, die Konterrevolution und die rechten Sozialdemokraten für das
Trugbild einer parlamentarischen Republik eintraten, kämpfte der Spartakusbund um Liebknecht
und Luxemburg für ein Sowjetdeutschland.385 In dieser Situation marschierten konterrevolutionäre
Truppen in Berlin ein und besetzten die Hauptstadt um die revolutionären Arbeit und Soldaten zu
entwaffnen. Eines der Ziele von den Urhebern dieses Planes, also von Groener und Hindenburg,
war auch eine offene Militärdiktatur zu errichten, da durch die Tätigkeit des revolutionären Teils
des Proletariats und dessen Vorhut, des Spartakusbundes, der Sturz des Kapitalismus bereits im
Rahmen des Möglichen war.386 Ihr Plan scheiterte jedoch, obwohl gleichzeitig in der bürgerlichen
Presse alle möglichen Versuche unternommen wurden die Spartakisten zu verleumden. Als
Konsequenz konstituierten sich nun auf Wunsch der Ebert-Regierung konterrevolutionäre
377 Siehe 376.
378 Revolution in Deutschland – Kaiser dankt ab. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21
Jahrhunderts, Gütersloh und München 2009, S. 133.
379 Siehe 6.
380 Siehe 378.
381 Siehe 345.
382 Siehe 345.
383 Siehe 345.
384 Siehe 345.
385 Siehe 345.
386 Siehe 345.
81
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Freikorps. Gleichzeitig wurden die Arbeiter aufgefordert ihre eigenen Gewehre abzugeben.387
Da der Spartakusbund organisatorisch gesehen jedoch zur USPD gehörte konnte er auf dem I.
Reichsrätekongress keinen Einfluss gewinnen und die Räte fielen in die Hände der SPD und des
rechten Flügels der USPD.388 So konnte die SPD auf dem Kongress auch ihre reaktionäre Forderung
nach Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 durchsetzten.389 Dies bedeutete einen Sieg
für die Konterrevolution, der den weitverbreiteten opportunistischen Ansichten in der
Arbeiterklasse zu verdanken war. Nun wollte die Reaktion die revolutionären Kräfte noch vor den
Wahlen vollständig niederschlagen.390 Durch einen Putschversuch des Militärs in der
Weihnachtszeit des Jahres 1918, der offensichtlich von den rechten SPD-Führern unterstützt wurde,
zerbrach die SPD-USPD Koalition.391 Die Spartakusgruppe hatte nun erkannt, dass sie sich
endgültig von der USPD loslösen musste, da es sich bei ihr nicht um eine marxistisch-leninistische
Kampfpartei des Proletariats handelte. So wurde am 31. Dezember 1918 beziehungsweise am 1.
Januar 1919 die „Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund)” unter der Führung von
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegründet.392 Das neue Jahr begann mit der Absetzung des
Polizeipräsidenten Eichhorn, der von den revolutionären Arbeitern und Soldaten gewählt worden
war. In dieser Situation besetzten die Volksmassen das „Vorwärts“-Gebäude (Zentralorgan der
SPD) sowie weitere bürgerliche Zeitungsverlage aus Protest gegen die Verleumdung der Revolution
durch die konterrevolutionäre Presse.393 Die KPD beschloss nun die Arbeiter bei ihrem Kampf zu
unterstützen und plante für den folgenden Tag (6. Januar 1919) den bewaffneten Sturz der EbertScheidemann Regierung und einen Generalstreik. Als Reaktion darauf übernahm nun der
Sozialdemokrat Noske die Führung der konterrevolutionären Truppenteile in Berlin. Auch in
anderen Großstädten kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Revolutionären
und den weißgardistischen Freikorps.394 Nach einigen Tagen, am 12.Januar 1919, gewannen die
faschistischen Freikorps die Oberhand.395 Der „weiße“ Terror forderte zahlreiche Opfer unter den
kommunistischen Arbeitern und führte zu unzähligen Verhaftungen. Die Revolution hatte eine
schwere Niederlage erlitten.396 Doch die Genossin Rosa Luxemburg schrieb in ihrem letzten Artikel
mit dem Titel „Die Ordnung herrscht in Berlin“ am 14. Januar 1919 für die „Rote Fahne“, das
Zentralorgan der KPD, zurecht:
„“Ordnung herrscht in Berlin!“ Ihr stumpfen Schergen! Eure “Ordnung” ist auf Sand gebaut. Die
Revolution wird sich morgen schon „rasselnd wieder in die Höh' richten“ und zu eurem Schrecken
mit Posaunenklang verkünden:
Ich war, ich bin, ich werde sein!“397
Diese Aussage trifft natürlich auch heute noch zu. Es ist eine historische Gewissheit, dass die
sozialistische Revolution trotz aller Rückschläge eines Tages auf der ganzen Welt siegen wird.
Genosse Liebknecht schrieb am Tag seiner Ermordung, dem 15. Januar 1919, seinen letzten Artikel
mit dem Titel „Trotz alledem!“ in der „Roten Fahne“:
Generalsturm auf Spartakus!
387 Siehe 345.
388 Siehe 345.
389 Siehe 345.
390 Siehe 345.
391 Siehe 345.
392 Siehe 345.
393 Siehe 345.
394 Siehe 345.
395 Spartakusaufstand scheitert. In: Wienecke-Janz, Detlef (Hrsg.): Die Chronik des 20. und 21
Jahrhunderts, Gütersloh und München 2009, S. 138.
396 Siehe 345.
397 Luxemburg, Rosa: Ausgewählte Reden und Schriften, Band II, Berlin 1951, S. 714.
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„Nieder mit den Spartakisten!“ heult es durch die Gassen.
„Packt sie, peitscht sie, stecht sie, schießt sie, spießt sie, trampelt sie nieder, reißt sie in Fetzen!“
Greuel werden verübt, die jene belgischen Greuel deutscher Truppen in den Schatten stellen.
„Spartakus niedergerungen!“jubiliert es von „Post“ bis “Vorwärts“.
»Spartakus niedergerungen!« Und die Säbel, Revolver und Karabiner der wiederhergestellten
altgermanischen Polizei und die Entwaffnung der revolutionären Arbeiter werden seine Niederlage
besiegeln.
„Spartakus niedergerungen!“ Unter den Bajonetten des Oberst Reinhardt, unter den
Maschinengewehren und Kanonen des Generals Lüttwitz sollen die Wahlen zur
Nationalversammlung vollzogen werden - ein Plebiszit für Napoleon-Ebert.
„Spartakus niedergerungen !“ Jawohl! Geschlagen wurden die revolutionären Arbeiter Berlins!
Jawohl! Niedergemetzelt an die hundert ihrer Besten! Jawohl! In Kerker geworfen viele Hunderte
ihrer Getreuesten!
Jawohl ! Sie wurden geschlagen. Denn sie wurden verlassen von den Matrosen, von den Soldaten,
von den Sicherheitsmannschaften, von der Volkswehr, auf deren Hilfe sie fest gebaut hatten. Und
ihre Kraft wurde gelähmt durch Unentschlossenheit und Schwäche ihrer Leitung. Und die
ungeheure gegenrevolutionäre Schlammflut aus den zurückgebliebenen Volksteilen und den
besitzenden Klassen ersäufte sie.
Jawohl, sie wurden geschlagen. Und es war historisches Gebot, daß sie geschlagen wurden. Denn
die Zeit war noch nicht reif. Und dennoch - der Kampf war unvermeidlich. Denn das
Polizeipräsidium, dieses Palladium der Revolution, den Eugen Ernst und Hirsch kampflos
preisgeben, wäre ehrlose Niederlage gewesen. Der Kampf war dem Proletariat aufgezwungen von
der Ebert-Bande; und elementar brauste er aus den Berliner Massen hervor - über alle Zweifel und
Bedenken hinweg.
Jawohl! Die revolutionären Arbeiter Berlins wurden geschlagen! Und die Ebert-ScheidemannNoske haben gesiegt. Sie haben gesiegt, denn die Generalität, die Bürokratie, die Junker von Schlot
und Kraut, die Pfaffen und die Geldsäcke und alles, was engbrüstig, beschränkt, rückständig ist,
stand bei ihnen. Und siegte für sie mit Kartätschen, Gasbomben und Minenwerfern.
Aber es gibt Niederlagen, die Siege sind; und Siege, verhängnisvoller als Niederlagen.
Die Besiegten der blutigen Januarwoche, sie haben ruhmvoll bestanden; sie haben um Großes
gestritten, ums edelste Ziel der leidenden Menschheit, um geistige und materielle Erlösung der
darbenden Massen; sie haben um Heiliges Blut vergossen, das so geheiligt wurde. Und aus jedem
Tropfen dieses Bluts, dieser Drachensaat für die Sieger von heute, werden den Gefallenen Rächer
erstehen, aus jeder zerfetzten Fiber neue Kämpfer der hohen Sache, die ewig ist und unvergänglich
wie das Firmament. Die Geschlagenen von heute werden die Sieger von morgen sein. Denn die
Niederlage ist ihre Lehre. Noch entbehrt ja das deutsche Proletariat der revolutionären
Überlieferung und Erfahrung. Und nicht anders als in tastenden Versuchen, in jugendhaften
Irrtümern, in schmerzlichen Rückschlägen und Mißerfolgen kann es die praktische Schulung
gewinnen, die den künftigen Erfolg gewährleistet.
Für die lebendigen Urkräfte der sozialen Revolution, deren unaufhaltsames Wachstum das
Naturgesetz der Gesellschaftsentwicklung ist, bedeutet Niederlage Aufpeitschung. Und über
Niederlage und Niederlage führt ihr Weg zum Siege.
Die Sieger aber von heute ? Für eine ruchlose Sache verrichteten sie ihre ruchlose Blutarbeit. Für
die Mächte der Vergangenheit, für die Todfeinde des Proletariats.
Und sie sind schon heute unterlegen! Denn sie sind schon heute die Gefangenen derer, die sie als
ihre Werkzeuge zu gebrauchen dachten und deren Werkzeuge sie seit je waren.
Noch geben sie der Firma den Namen. Aber nur eine kurze Galgenfrist bleibt ihnen.
Schon stehen sie am Pranger der Geschichte. Nie waren solche Judasse in der Welt wie sie, die
nicht nur ihr Heiligstes verrieten, sondern auch mit eigenen Händen ans Kreuz schlagen. Wie die
offizielle deutsche Sozialdemokratie im August 1914 tiefer sank als jede andere, so bietet sie jetzt,
83
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beim Morgengrauen der sozialen Revolution, das abscheuerregendste Bild.
Die französische Bourgeoisie mußte die Junischlächter von 1848 und die Maischlächter von l871
aus ihren eigenen Reihen nehmen. Die deutsche Bourgeoisie braucht sich nicht selbst zu bemühen„Sozialdemokraten“ vollführen das schmutzig-verächtliche, das blutig-feige Werk; ihr Cavaignac,
ihr Gallifet heißt Noske, der „deutsche Arbeiter“.
Glockengeläute rief zur Schlächterei, Musik und Tücherschwenken, Siegesjubel der vom
„bolschewistischen Schrecken“ geretteten Kapitalisten feiert die rettende Soldateska. Noch raucht
das Pulver, noch schwelt der Brand des Arbeitermordes, noch liegen die getöteten, noch stöhnen
die verwundeten Proletarier, da halten sie Parade über die Mördertruppen, aufgebläht im
Siegerstolze, die Ebert, Scheideman und Noske.
Drachensaat ! Schon wendet sich das Proletariat der Welt schaudernd von ihnen. die es wagen,
ihre vom Blut der deutschen Arbeiter dampfenden Hände der Internationale entgegenzustrecken!
Mit Abscheu und Verachtung werden sie sogar von denen zurückgestoßen, die im Toben des
Weltkrieges selbst die Pflichten des Sozialismus preisgegeben hatten. Beschmutzt, ausgestoßen aus
den Reihen der anständigen Menschheit, hinausgepeitscht aus der Internationale, gehaßt und
verflucht von jedem revolutionären Proletarier, so stehen sie vor der Welt.
Und ganz Deutschland ist durch sie in Schande gestürzt. Bruderverräter regieren das deutsche
Volk, Brudermörder. „Schreibtafel her, ich muß es schreiben.“
Oh, ihre Herrlichkeit kann nicht lange währen; eine Galgenfrist, und sie werden gerichtet sein.
Feuerbrände schleudern ihre Thesen in Millionen Herzen, Feuerbrände der Empörung.
Die Revolution des Proletariats, die sie im Blute zu ersäufen dachten, sie wird sich über sie
erheben, riesengroß. Ihr erstes Wort wird sein: Nieder mit den Arbeitermördern EbertScheidemann-Noske!
Die Geschlagenen von heute, sie haben gelernt. Sie sind geheilt vom Wahne, ihr Heil in der Hilfe
verworrener Truppenmassen finden zu können; geheilt vom Wahne, sich auf Führer verlassen zu
können, die sich kraftlos und unfähig erwiesen; geheilt vom Glauben an die unabhängige
Sozialdemokratie, die sie schnöde im Stich ließ. Nur auf sich selbst gestellt, werden sie ihre
künftigen Schlachten schlagen, ihre künftigen Siege erfechten. Und das Wort, daß die Befreiung der
Arbeiterklasse nur das eigene Werk der Arbeiterklasse selbst sein kann, es hat durch die bittere
Lehre dieser Woche eine neue, tiefere Bedeutung für sie gewonnen.
Und auch jene irregeleiteten Soldaten werden bald genug erkennen, welches Spiel mit ihnen
getrieben wird, wenn sie die Knute des wiederhergestellten Militarismus von neuem über sich
fühlen; auch sie werden erwachen aus dem Rausch, der sie heute umfängt.
„Spartakus niedergerungen!“ O gemach! Wir sind nicht geflohen, wir sind nicht geschlagen. Und
wenn sie uns in Bande werfen - wir sind da, und wir bleiben da ! Und der Sieg wird unser sein.
Denn Spartakus - das heißt: Feuer und Geist, das heißt: Seele und Herz, das heißt Wille und Tat
der Revolution des Proletariats. Und Spartakus - das heißt alle Not und Glückssehnsucht, alle
Kampfentschlossenheit des klassenbewußten Proletariats. Denn Spartakus, das heißt Sozialismus
und Weltrevolution.
Noch ist der Golgathaweg der deutschen Arbeiterklasse nicht beendet - aber der Tag der Erlösung
naht. Der Tag des Gerichts für die Ebert-Scheidemann-Noske und für die kapitalistischen
Machthaber, die sich noch heute hinter ihnen verstecken. Himmelhoch schlagen die Wogen der
Ereignisse - wir sind es gewohnt, vom Gipfel in die Tiefe geschleudert zu werden. Aber unser Schiff
zieht seinen geraden Kurs fest und stolz dahin bis zum Ziel.
Und ob wir dann noch leben werden, wenn es erreicht wird - leben wird unser Programm; es wird
die Welt der erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alledem!
Unter dem Dröhnen des herangrollenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs werden die noch
schlafenden Scharen der Proletarier erwachen wie von den Posaunen des Jüngsten Gerichts, und
die Leichen der hingemordeten Kämpfer werden auferstehen und Rechenschaft heischen von den
Fluchbeladenen. Heute noch das unterirdische Grollen des Vulkans - morgen wird er ausbrechen
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und sie alle in glühender Asche und Lavaströmen begraben.“398
Am besagten Tag, dem 15. Januar, wurden die Genossin Luxemburg, Genosse Liebknecht und
Genosse Wilhelm Pieck in Berlin verhaftet. Luxemburg und Liebknecht wurden sogar von den
Freikorps erschossen.399
Dieses Verbrechen, das Noske und die sozialdemokratische Regierung zu verantworten haben, ist
nach wie vor unvergessen und zeigt den volksfeindlichen und reaktionären Charakter der rechten
Sozialdemokratie, die die Revolution und das Proletariat verraten hat. Die von Rosa Luxemburg
und Karl Liebknecht gegründete KPD sollte jedoch trotz alledem weiterbestehen und unter der
Führung von Genosse Ernst Thälmann bis 1933 zur stärksten kommunistischen Partei außerhalb der
UdSSR werden.400
3. Ausblick und Fazit
Nachdem die Vorgeschichte und der Verlauf der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, die
Ereignisse des Russischen Bürgerkriegs und die internationale Bedeutung der Revolution
geschildert wurden, soll jetzt noch ein kurzer Ausblick auf die weitere Entwicklung der
sozialistischen Sowjetunion kommen. Die Wirtschaft der Sowjetunion lag nach den vielen Jahren
des Krieges in Trümmern. Die ohnehin schon rückständigen und in geringem Maße vorhandenen
großen Industriebetriebe waren zerstört. Die Bauernschaft war ebenso in einer äußerst schwierigen
Situation.401 402 Ein sofortiger Übergang zur sozialistischen Ökonomie war kaum möglich. Deshalb
führte die bolschewistische Regierung die „Neue Ökönomische Politik“ (NÖP) ein. Es wurden
marktwirtschaftlich Elemente eingeführt um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Grundlagen für
den späteren Aufbau des Sozialismus zu schaffen.
Dabei entstand in Stadt und Land eine neue Ausbeuterklasse.403 Genosse Lenin erkrankte in dieser
Zeit schwer und starb infolge seiner Krankheit am 21. Januar 1924.404 Nun übernahm Genosse
Stalin die Führung von Staat und Partei. Er führte das Werk Genosse Lenins weiter und baute den
Sozialismus in der UdSSR auf. Die NÖP wurde auf dem XV. Parteitag der KPR (B) beendet. Das
Sowjetvolk liquidierte unter seiner Führung die Bourgeoisie und die Großgrundbesitzer. Auf dem
Land führte er die Kollektivierung durch, in den Städten die Industrialisierung. Aus einem
rückständigen Agrarland wurde unter seiner Führung eine sozialistische Industrienation ohne
Ausbeutung und Unterdrückung des werktätigen Volkes.405 Durch den Ausbau der Industrie wurde
der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg des Sowjetlandes erst ermöglicht, ohne Panzer,
Flugzeuge und moderne Waffen wäre die Befreiung vom Faschismus wohl kaum möglich gewesen.
Durch seinen Kampf gegen den Bürokratismus verhinderte er, dass die Parteikader den Bezug zu
den Massen verloren.406
Durch die Große Säuberung wurden konterrevolutionäre und subversive Elemente in Staat und
Partei beseitigt. Auch in dieser Frage übertreiben die bürgerlichen Antikommunisten maßlos um
Stalin zu diskreditieren. Nicht alle Personen, die sich als Konterrevolutionäre, Verräter oder
398 Liebknecht, Karl: Ausgewählte Reden, Briefe und Aufsätze; Berlin 1952, S. 526-530.
399 Luxemburg, Rosa: Ausgewählte Reden und Schriften, Band II, Berlin 1951.
400 Kommunistische Internationale, https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Internationale (Abgerufen am
07.05.2016).
401 Siehe 7.
402 Siehe 6.
403 Siehe 6.
404 Siehe 95.
405 Siehe 5.
406 Siehe 5.
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ausländische Agenten erwiesen haben wurden exekutiert.407
In jedem Land, welches von Hitlerdeutschland während des Zweiten Weltkrieges überfallen wurde,
gab es Verräter und Kollaborateure, die eine wichtige Rolle bei der Niederlage und Unterwerfung
ihres Landes gespielt haben, das beste Beispiel dafür ist Vichy-Frankreich. Der Großen Säuberung
ist es zu verdanken, dass dies in der Sowjetunion nicht der Fall war.408 Solche Subjekte gab es
nämlich durchaus auch in der UdSSR. Einerseits waren da die ehemaligen Weißgardisten, die sich
irgendwie durchgeschlagen hatten und nun Schlüsselpositionen in Partei, Armee und Staat
einnahmen. Andererseits waren da die Trotzkisten und die rechte Opposition um Bucharin. Dass sie
eine Gefahr für den Sowjetstaat darstellten, hat Trotzki selbst bewiesen als er mitten im Zweiten
Weltkrieg aus dem Exil zum Sturz der KPR (B) aufrief. Der Sturz der Regierung hätte den Nazis
einen Einmarsch in die UdSSR und somit die Versklavung und Vernichtung der Völker der
Sowjetunion stark erleichtert.409 410 Hier kann man eindeutig erkennen, dass die Opposition in
Wahrheit aus ausländischen Agenten und Konterrevolutionären bestand. Diese Verräter wurden
während der Großen Säuberung zur Rechenschaft gezogen. Verräter wie Bucharin, Pjatakow,
Sinowjew und Kamenew hatten sich ohnehin bereits zuvor bei zahlreichen Gelegenheiten als
Antimarxisten und Antileninisten erwiesen. Wer also die Große Säuberung verurteilt, verurteilt
auch den Sieg der Roten Armee und des Sowjetvolkes im Großen Vaterländischen Krieg der
UdSSR. Auch dieser Sieg ist ein Verdienst Josef Stalins. Durch sein militärisches Genie, welches er
bereits im Bürgerkrieg gezeigt hatte, entschied die Rote Armee und das heroische Sowjetvolk unter
großen Opfern diesen Krieg für sich.411 Dies ermöglichte die Gründung von sozialistischen
Volksdemokratien in Osteuropa. Die Sowjetunion unterstütze auch die chinesische Revolution und
den antiimperialistischen Kampf des koreanischen Volkes gegen die USA. Der Tod Josef Stalins
am 5. März 1953 löste eine unbeschreibliche Trauer bei allen Revolutionären, allen fortschrittlichen
Menschen, allen klassenbewussten Arbeitern und allen Unterdrückten der Welt hervor. Bertolt
Brecht schrieb dazu:
„Den Unterdrückten von fünf Erdteilen, denen, die sich schon befreit haben, und allen, die für den
Weltfrieden kämpfen, muss der Herzschlag gestockt haben, als sie hörten, Stalin ist tot. Er war die
Verkörperung ihrer Hoffnung. Aber die geistigen und materiellen Waffen, die er herstellte, sind da,
und da ist die Lehre, neue herzustellen.”412
Unglücklicherweise ergriff ein Antikommunist und Konterrevolutionär wie Chrustschow nach
Stalins Tod die Macht. Er begann mit der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion und
verleumdete Stalin. Gegen diesen Revisionisten stellte sich Genosse Mao Zedong in China und
Genosse Enver Hoxha in Albanien. Mao Zedong hat einmal etwas sehr wichtiges über diese
Entwicklung gesagt:
„Ich meine, da sind zwei ‚Schwerter’: Das eine ist Lenin, das andere Stalin. Das Schwert Stalin
haben die Russen jetzt aus der Hand gelegt.
[…]
Diese Schwert wurde nicht verliehen, es wurde aus dem Fenster geworfen. Wir in China haben es
nicht weggeworfen.
[...]
Und das Schwert Lenin, ist es nicht ebenfalls von einigen sowjetischen Führern beiseite gelegt
worden? Ich meine, das ist in beträchtlichem Maße geschehen. Hat die Oktoberrevolution noch
407 Siehe 5.
408 Martens, Ludo: Die UdSSR und die samtene Konterrevolution, Berchem 1993.
409 Siehe 5.
410 Siehe 408.
411 Siehe 5.
412 Zitate über Stalin, http://www.linke-buecher.de/texte/linke-klassiker/stalin/Zitate-ueber-Stalin---von--stalinwerke.de.html (Abgerufen am 07.05.2016).
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Gültigkeit? Kann sie weiterhin als Vorbild für alle Länder dienen? Im Bericht von Chruschtschow
auf dem XX. Parteitag der KPdSU heißt es, daß es möglich sei, die politische Macht auf dem
parlamentarischen Weg zu ergreifen. Das würde bedeuten, es sei nicht länger notwendig, daß alle
Länder von der Oktoberrevolution lernen. Ist dieses Tor einmal geöffnet, dann hat man den
Leninismus im Grunde schon über Bord geworfen.“413
Infolge der revisionistischen Entartung der KPdSU ist der Sozialismus in Osteuropa zugrunde
gegangen. Die Restauration des Kapitalismus in der Volksrepublik China muss hingegen noch
genauer erforscht werden, da dies trotz der Großen Proletarischen Kulturrevolution gelang, die sich
in diesem Jahr zum 50. Mal jähren wird. Das gilt auch für die Restauration des Kapitalismus im
sozialistischen Albanien.
Dieses Zitat Mao Zedongs ist eine gute Überleitung. Denn nun soll die Frage vom Anfang noch
einmal aufgegriffen werden. Welche Bedeutung hat die Große Sozialistische Oktoberrevolution für
die Gegenwart und die Zukunft? 1917 und 2016 – es sind nun fast 100 Jahre vergangen. Doch nach
wie vor hat die Bourgeoisie die Macht. In dieser Zeitspanne haben sich ihre Herrschaftsformen
verändert, mal griff die Bourgeoisie zu einer offenen Diktatur, mal tarnte sie die Ausbeutung in
Form einer parlamentarischen „Demokratie“. Die Arbeiter werden also noch immer unterdrückt und
ausgebeutet, sie sind noch immer unfrei. Die Krise des Kapitalismus verschärft sich dabei immer
mehr, die imperialistischen Kriege, die von diesem System verursacht werden, bringen heute
Millionen Menschen dazu ihre Heimat zu verlassen. Ein neuer Weltkrieg zwischen den
imperialistischen Supermächten Russland und USA ist heute näher als je zuvor seit 1991, die
Umweltzerstörung nimmt bedrohliche Ausmaße an. Mit jedem Tag wir deutlicher, dass eine
Reform des Kapitalismus nicht möglich ist (das hat zuletzt SYRIZA bewiesen), dass er in sein
finales Stadium eingetreten ist und wir schon bald vor die Frage gestellt werden: Freiheit oder Tod?
Barbarei oder Sozialismus? Weltkrieg oder Weltrevolution?
Das kann aber immer noch nicht die Frage in der Einleitung beantworten. Schließlich kann diese
Revolution auch anders aussehen. Wer sagt, dass sie von einer Partei geleitet werden muss? Wer
sagt, dass man Gewalt anwenden muss um die Revolution zu verteidigen?
Ganz einfach, unsere historischen Erfahrungen sagen uns all das.
Man muss sich nur einmal die Novemberrevolution anschauen um zu verstehen warum eine
revolutionäre Kampfpartei so wichtig ist. Die Novemberrevolution scheiterte, da es noch keine
erfahrene und im Kampf gestählte Partei gab, die die Arbeiter in ihrem Kampf leiten konnte.
Außerdem war sie noch nicht vollständig frei von opportunistischen Elementen. All diese Kriterien
hatte die bolschewistische Partei schon erfüllt. Sie hatte ihre Erfahrungen in der Revolution von
1905 gemacht und sich lange vor dem Jahr 1917 von den Menschewiki getrennt. Der
Spartakusbund und die USPD trennten sich hingegen erst 1916 von der chauvinistischen SPD.414
Dabei schlossen sich dieser Gruppe auch viele Personen an, die lediglich den Frieden wollten,
ansonsten aber bürgerliche Ansichten vertraten. Diese bürgerlichen Pazifisten lehnen die Diktatur
des Proletariats ab und sind gegen eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft. Der Weg zum
Sieg des Sozialismus führt also über die Entstehung einer revolutionären Kaderpartei.
Und die Gewaltfrage? Auch sie ist eindeutig zu beantworten. Das beste Beispiel lieferte uns leider
Chile. Durch den Verzicht auf revolutionäre Gewalt und reformistische Ansichten besiegelte
Salvador Allende sein eigenes Schicksal. Und wenn man an Russland denkt leuchtet dies einem
auch ein. Sowjetrussland hätte den Bürgerkrieg und die imperialistische Intervention wohl kaum
überstanden, wenn es auf die Bildung einer Roten Armee verzichtet hätte. Es gibt zahlreiche
Versuche in der Geschichte einen anderen Weg zum Sozialismus einzuschlagen als den
revolutionären, als den der Bolschewiki. Sie alle sind gescheitert oder sie haben die
Eigentumsverhältnisse nicht angetastet. Der einzige Weg, der zum Sozialismus führt, ist der Lenins
413 Tsetung, Mao: Ausgewählte Werke, Band V, Peking 1977, S. 384-385.
414 Siehe 395.
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und Stalins. Die lange Tradition und die Erfahrung der Arbeiterbewegung lehrt uns das. Die
Revisionisten haben versucht das Werk der Klassiker des Marxismus-Leninismus in ihrem Sinne zu
verfälschen, aber wenn die Arbeiterklasse wieder zu erhöhtem Bewusstsein kommt und erkennt,
dass nur die Ideologie von Marx, Engels, Lenin und Stalin sie zum Sieg führt, wird sie nichts und
niemand mehr aufhalten können. Marx und Engels haben im „Manifest der Kommunistischen
Partei“ zurecht folgendes konstatiert:
„Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären
es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller
bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen
Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine
Welt zu gewinnen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“415
Angesichts der sich verschärfenden und die Existenz der Menschheit bedrohenden Krise des
Kapitalismus müssen heute alle Kommunisten ihre Arbeit unter den Massen verstärken, damit diese
so schnell wie möglich zu diesem revolutionären Bewusstsein kommen und das Banner des
Marxismus-Leninismus wieder in die Höhe heben.
415 Marx, Karl / Engels, Friedrich: Werke, Band 4, Berlin 1959, S. 493.
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4. Anhang mit Bildern
Bild 1: Arbeiter auf den Ölfeldern Bakus zur Zeit des Zaren. Die Technik war rückständig, die
Arbeit war lebensgefährlich.
Bild 2: Die Armbauernschaft musste noch immer pflügen wie im 14. Jahrhundert. Moderne Geräte
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Bild 3: Der junge Stalin liest in der Leninschen „Iskra“.
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Bild 4: Während das Volk unter Hunger und Ausbeutung litt lebte die Zarenfamilie in Dekadenz.
Hier ist Zar Nikolaus II. mit seiner Frau zu sehen.
Bild 5: Friedlich protestierende Arbeiter werden am „Petersburger Blutsonntag“ von zaristischen
Truppen niedergeschossen.
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Bild 6: Genosse Lenin bei der Prager Parteikonferenz. Hier wurde die Spaltung zwischen
Menschewiki und Bolschewiki endgültig vollzogen. Ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur
Schaffung einer Partei von neuem Typus.
Bild 7: Ermordete Arbeiter in Lena. Die Streikenden wurden von den zaristischen Truppen im Jahre
1912 massakriert.
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Bild 8: Das Attentat von Sarajevo führte zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs und veränderte somit
die Welt.
Bild 9: Die Allianzen im Ersten Weltkrieg.
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Bild 10: Der imperialistische Weltkrieg forderte unzählige Opfer an den Fronten.
Bild 11: Durch die bürgerliche Revolution im Jahre 1917 wurde der Zar gestürzt.
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Bild 12: Der Petersburger Sowjet im Februar / März 1917.
Bild 13: Lenins Ankunft in Petersburg wird von den Arbeitern gefeiert.
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Bild 14: Genosse Lenin spricht zu den Massen. Im Hintergrund sind die Genossen Stalin und
Swerdlow.
Bild 15: Das Winterpalais, der Sitz der provisorischen Regierung, wird erstürmt. Damit beginnt eine
neue Ära in der Menschheitsgeschichte.
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Bild 16: Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk. Die grün gefärbten Gebiete wurden wegen des
Verrats von Trotzki an die deutschen Imperialisten verloren.
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Bild 17: Interventionistische US-Truppen stolzieren durch Wladiwostok.
Bild 18: Der Frontverlauf während des Bürgerkriegs.
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Bild 19: Den Genossen Lenin und Stalin ist es zu verdanken, dass die Sowjetmacht den Bürgerkrieg
für sich entschieden hat.
Bild 20: Die Flagge des ersten sozialistischen Staates der Welt, der Union der Sozialistischen
Sowjetrepubliken.
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Bild 21: Die Grenzen der neu gegründeten UdSSR im Jahr 1922.
Bild 22: Revolutionäre Arbeiter und Soldaten während der Revolution in Deutschland.
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Bild 23: Rosa Luxemburg (rechts) und Karl Liebknecht (links) waren die Führer der
Novemberrevolution in Deutschland. Sie wurden von faschistischen Freikorps ermordet.
Bild 24: Genosse Liebknecht spricht zu den Massen.
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Bilderquellen:
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