Notfälle, Symptome, Klinik Skriptum

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Propraxis Skriptum Erkrankungen und Verletzungen
Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis:...................................................................................................................... 1
Katastrophenschutz: ................................................................................................................... 2
Organisationen für den Katastrophenschutz: ......................................................................... 2
Blutung ....................................................................................................................................... 2
Der Kreislaufschock in der Notfallmedizin ............................................................................... 3
Arten des Kreislaufschockes: ................................................................................................. 3
Symtome des Schock: ............................................................................................................ 3
Hypovolämischer Schock : Hypotone Tachykardie ( niedriger RR, rascher Herzschlag). 3
Anaphylaktischer Schock................................................................................................... 4
Neurogener Schock ............................................................................................................ 4
Septisch-Toxischer Schock ................................................................................................ 4
Kardiogener Schock ........................................................................................................... 5
Pathomechanismus: Zentralisation des Kreislaufes: .............................................................. 6
Sofortmaßnahmen .................................................................................................................. 6
Schocklagerung .................................................................................................................. 6
Blut ............................................................................................................................................. 7
Blutkreislauf ............................................................................................................................... 7
Myokardinfarkt........................................................................................................................... 8
Risikofaktoren ........................................................................................................................ 8
Auslösende Faktoren .............................................................................................................. 9
Schlaganfall.............................................................................................................................. 10
Symptome............................................................................................................................. 10
Erste Hilfe: Load and Go ..................................................................................................... 10
Knochenbruch, Fraktur (lat.).................................................................................................... 11
Frakturzeichen...................................................................................................................... 11
Bildgebende Diagnose: ........................................................................................................ 11
Einteilung ............................................................................................................................. 11
Offene Fraktur .................................................................................................................. 11
Frakturtypen ..................................................................................................................... 11
Unvollständige Frakturen................................................................................................. 13
Knochenheilung ................................................................................................................... 13
Behandlung........................................................................................................................... 13
Erste Hilfe Maßnahmen: MDS: Motorik, Durchblutung Sensibilität .................................. 14
Weitere Versorgung ......................................................................................................... 14
Rippenfraktur ........................................................................................................................... 15
Risikofaktoren]..................................................................................................................... 15
Klinische Zeichen:................................................................................................................ 15
Behandlung........................................................................................................................... 15
Komplikationen.................................................................................................................... 15
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Katastrophenschutz:
Definition: Katastrophenschutz (KatS, KatSchutz) bezeichnet Maßnahmen, die getroffen
werden, um Leben, Gesundheit oder die Umwelt in einer Katastrophe zu schützen.
Dazu gehören vorbereitende Maßnahmen, wie zum Beispiel die Aufstellung entsprechender
Hilfseinrichtungen und -pläne oder das Festlegen von Standard-Einsatz-Regeln (SER) zur
schnellen Reaktion bei gleichen Lagen, die Abwehr von Schäden im Katastrophenfall und die
Beseitigung von Katastrophenschäden.
Organisationen für den Katastrophenschutz:
Öffentliche Einrichtungen
Private und kommunale Organisationen
Blutung
Definition: Eine Blutung, auch Hämorrhagie genannt, ist das Austreten von Blut aus einem
beliebigen Bereich der Blutbahn bzw. des Blutkreislaufs.
Blutungen können nach außen aus dem Körper austreten oder nach innen in den Körper
(innere Blutung) einbluten und einen Bluterguss bilden. Sie sind aus dem venösen oder
arteriellen Kreislaufteil, aus den zentralen oder peripheren Blutgefäßen (Kapillaren) des
Körperkreislaufs oder des Lungenkreislaufs möglich.
Wenn der Blutverlust in den zentralen, mittleren und auch peripheren Bereichen des
Blutkreislaufs stattfindet, kann er sehr schnell zum Schock führen. Starker Blutverlust kann
zum Tod führen, dies wird als Verbluten bezeichnet.
Sofortmaßnahmen
Blutende Wunden sind zunächst mit einer Wundauflage abzudecken. Eventuelle Fremdkörper
in der Wunde sollten abgepolstert, ihre Entfernung Fachpersonal überlassen werden. Bei
starken Blutungen, die insbesondere bei Verletzung einer Arterie (Schlagader) oder Vene
(Blutader) auftreten, kann es darüber hinaus nötig sein, einen Druckverband anzulegen.
Der Druckverband:
Das Abdrücken (außer als vorübergehende Maßnahme beim Anlegen eines Druckverbandes)
oder gar das Abbinden der betroffenen Extremität sollte nur in absoluten Ausnahmefällen
geschehen. Nach den aktuellen Richtlinien wird es auch nicht in Erste-Hilfe- Kursen gelehrt.
Beim "Abbinden" durch Laien kommt es häufig ohnehin nur zu einer Stauung des venösen
Rückflusses des Blutes von der Wunde zum Herzen, nicht aber zu einer Stauung der Arterie,
die weiteres Blut vom Herzen zur Wunde transportiert. Dadurch wird die Blutung nicht
beendet, sondern im Gegenteil sogar verstärkt.
Gegebenenfalls ist der Zeitpunkt des Abbindens möglichst zu notieren und unbedingt dem
weiterversorgenden Personal (Arzt, Rettungsdienstmitarbeiter o.ä.) mitzuteilen.
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Der Kreislaufschock in der Notfallmedizin
Definition: In der Medizin wird der Begriff Schock für ein akutes, hochdramatisches,
lebensgefährliches und u.U. komplexes Versagen des Kreislaufs verwendet.
Ursache:
Verschiedene Ursachen führen zunächst zu einem Missverhältnis zwischen dem eigentlichen
Durchblutungsbedarf der Organe und dem vorhandenen Herzzeitvolumen. Daraus entwickelt
sich eine Störung der Mikrozirkulation mit Mangel an Sauerstoff und Übersäuerung (Azidose)
der Gewebe und des Blutes.
Die Gemeinsamkeit aller Arten des Schocks und gleichzeitig die Kernproblematik ist die
kritisch verminderte Sauer- und Nährstoffversorgung (Ischämie) des Gewebes, die zu
dessen Minderfunktion und Versagen, sogar zum Absterben führen kann (ischämischer oder
anämischer Infarkt).
Arten des Kreislaufschockes:
Man unterscheidet fünf Hauptgruppen des Schocks, in der Praxis handelt es sich jedoch oft
um Mischformen.
Merken kann man sich die folgenden Schockformen mit dem Namen "HANS K."
- Hypovolämischer Schock
- Anaphylaktischer Schock
- Neurogener Schock
- Septisch-Toxischer Schock
- Kardiogener Schock
Symtome des Schock:
Als Leitsymptome eines Schocks gelten Tachykardie und Hypotension.
Hypovolämischer Schock : Hypotone Tachykardie ( niedriger RR, rascher
Herzschlag)
Der hypovolämische Schock, auch Volumenmangelschock, entsteht durch eine unzureichende
intravasale (in den Blutgefäßen befindliche) Blutmenge (absoluter Blutvolumenmangel). Dies
führt zu einer verminderten Füllung der Herzkammern und damit zu einer Abnahme des
Schlagvolumens. Wenn es nicht durch eine erhöhte Herzfrequenz kompensiert wird, resultiert
daraus eine Abnahme des Herzzeitvolumens.
Ursache:
Flüssigkeitsverlust: Hitzekollaps, Verbrennungen, aber auch Durchfall und Erbrechen.
Blutverlust: Hämorrhagischer Schock ausgelöst durch starke Blutungen nach Unfällen oder
anderen schweren Verletzungen.
Ein Blutverlust von 20% (ca. 1 L) wird noch gut kompensiert, während ein Blutverlust von
ca. 50% ohne Therapie fast immer tödlich ist.
Der hypovolämische Schock entsteht häufig durch Traumata, innere Blutungen
(Ösophagusvarizen, Aortenaneurysma). Die Blutungen sind also häufig nicht äußerlich
sichtbar. Der hypovolämische Schock kann auch Folge von größeren Verlusten anderer
Körperflüssigkeiten als Blut sein: Plasma- bzw. Flüssigkeitsverluste durch Verbrennungen,
Erbrechen, Durchfälle, Fistel, Peritonitis, Pankreatitis oder Ileus. Normalerweise entsteht ein
Volumenmangel (Hypovolämie) über mehrere Stunden.
Der hypovolämische Schock kann auch durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr entstehen (alte
Menschen), was zur Dehydratation mit weiter steigenden Flüssigkeitsverlusten führt.
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Auffallende Symptome sind kollabierte Halsvenen (Differentialdiagnose zum kardiogenen
Schock), Blässe, kalte und feuchte Haut, starker Durst, Unruhe, Kältezittern und Oligurie.
Anaphylaktischer Schock
Definition: Schwerste Form einer allergischen Reaktion. Die enorme Histaminfreisetzung
führt zu einer Vasodilatation (Gefäßweitstellung) mit relativem Flüssigkeitsmangel und
Blutdruck-Abfall. Das Herz-Minuten-Volumen (normal 4-6 l/min) nimmt ab, die Bronchien
verengen sich. Im Extremfall verstirbt der Patient innerhalb weniger Minuten an Herz- und
Atemstillstand.
Ursache:
Ursächlich können Medikamente wie Penicillin oder andere sogenannte Allergene sein.
Besonders Patienten mit erhöhter Allergiebereitschaft sind gefährdet (Neurodermitis,
Heuschnupfen,..).
Neurogener Schock
Definition: Schädigung des Kreislaufzentrums oder des Rückenmarks (Th1 aufwärts) mit
Symphatikusdenervation. Durch den fehlenden Einfluss des Symphatikus kommt es zu einer
Weitstellung der Blutgefäße mit relativem Volumenmangel.
Septisch-Toxischer Schock
Einleitung, Pathomechanismus: Beim septischen Schock reagiert der Organismus auf eine
generalisierte oder lokal begrenzte Infektion mit einer generalisierten Entzündungsreaktion.
Das Vorhandensein von Antigenen (z.B. Bakterien oder deren Produkte) im Blutkreislauf ist
hierbei nicht zwingend erforderlich: Auch schwere Traumata (Polytraumata, große
Operationen) allein können die Kettenreaktionen der Immun- und Gerinnungskaskade in
Gang setzen (SIRS: Systemic Inflammatory Response Syndrome; systemische
Entzündungsreaktion jeglicher Genese) und so zum klin. Vollbild der Sepsis führen.
Die Sepsis unterscheidet sich von der SIRS durch das nachgewiesene Vorhandensein von
Bakterien im Blut (Bakteriämie). Solange dieser Nachweis nicht erbracht ist, sollte man von
einer SIRS sprechen: Sepsis = SIRS + Bakteriämie.
In einer Abstufung unterscheidet man Sepsis, Severe Sepsis und Septischen Schock.
Definition: Der septische Schock ist die akute, hochdramatische, kreislaufdekompensierte
und somit lebensbedrohliche Ausprägung der Sepsis. Er ist gekennzeichnet durch Fieber oder
Hypothermie, Blutdruckabfall (arterielle Hypotonie) in Folge eine massiven
Gefäßweitstellung (Vasodilatation), Tachykardie und warme, rosige Haut. Durch die
Vasodilatation kann es zu einer Beeinträchtigung der Organversorgung (Ischämie, Infarkt)
kommen. Eine systemische Gerinnungreaktion kann zu anschliessender Blutungsneigung
führen (Verbrauchskoagulopathie).
Insbesondere gefährdet sind die Organe des Verdauungstraktes: Die aus der Unterversorgung
mit Sauerstoff (Gewebehypoxie) entstehende Gewebs - Undichtigkeit begünstigt die Streuung
("Disseminierung") von Bakterien. So kann zu einem Übertritt von Bakterien und Toxinen
(Translokation) aus dem Darm in die freie Bauchhöhle (Peritonitis)kommen, und die Situation
sich auf diese Art weiter dramatisieren.
Epidemiologie: An einem septisch-toxischen Schock sterben 30 - 60 % der erkrankten
Menschen. Hauptursachen sind Kreislaufversagen, Herzversagen und Multiorganversagen.
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Therapie: Die Behandlung des septischen Schocks basiert auf einer chirurgischen
Herdsanierung und einer effektiven Antibiotikatherapie. Wesentlich ist ebenso die
Kreislaufunterstützung durch aggressive Volumengabe, ggf. Transfusion von Blutprodukten
und Gabe kreislaufunterstützender Medikamente (in erster Linie Katecholamine).
Kardiogener Schock
Definition: Beim Kardiogenen Schock, auch "Herzschock" genannt, ist das Herz nicht mehr
in der Lage, das benötigte Herzzeitvolumen zu fördern.
Ursache:
Z.B. nach Herzinfarkt, Angina Pectoris, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder
Hypertensiver Krise.
Kardiale Ursachen des kardiogenen Schocks können am Herz selbst (intrakardial), aber auch
außerhalb des Herzens liegen (extrakardial). Intrakardiale Ursachen können den Herzmuskel
(Myokard) betreffen, wie z. B. ein Myokardinfarkt, eine Myokarditis oder eine
Kardiomyopathie, oder den Klappenapparat (akute Mitral- oder Aortenklappeninsuffizienz,
akute Endokarditis, Papillarmuskelabriss). Weitere Ursachen könnten ein Trauma oder eine
Aortendissektion darstellen.
Extrakardiale Ursachen sind zum Beispiel eine Herzbeuteltamponade mit Behinderung der
diastolischen Füllung der Herzkammer, eine Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) oder
ein tumorbedingter Erguss in den Herzbeutel (Perikardkarzinose). Andere extrakardiale
Erkrankungen, die zu einem kardiogenen Schock führen können, sind z. B. eine
Lungenembolie oder ein Vorhofmyxom.
Pathomechanismus: Er tritt als Folge eines Pumpversagens des Herzens auf. Diese
Schockart ist eine Ausnahme. In diesem Falle darf unter keinen Umständen eine
Volumenzufuhr durch Infusion oder eine Selbsttransfusion durch Hochlagern der Beine
durchgeführt werden, da es sonst infolge zusätzlicher Überforderung des Herzens zu einem
Herz-Kreislauf-Stillstand kommen kann. Die sonst übliche Schocklagerung (s.u.) ist in dieser
Situation kontraindiziert; der Oberkörper des Patienten sollte hier vielmehr hochgelagert
werden.
Symptome
Aufgrund der unterschiedlichen Ursachen eines Schocks sind auch seine Symptome variabel.
Sie müssen nicht immer vollständig ausgeprägt sein und einige treten nur bei bestimmten
Schockformen auf.
Typische Symptome sind
o kalter Schweiß
o Angstzustände
o blasse oder bläuliche Hautfarbe (Zyanose)
o verlängerte Rekapillarisierungszeit (Nagelbettprobe)
o Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit
o Teilnahmslosigkeit, Unruhe, Verwirrtheit
o schneller Puls (Tachykardie), beispielsweise beim Erwachsenen über 100
Schläge pro Minute. Gleichzeitig ist der Puls schwach und kaum tastbar
o Versiegen der Harnproduktion (Oligurie bis Anurie)
o beim Erwachsenen ist der schock-definierende mittlere Blutdruck (systolischer
Blutdruck + 2 x diastolischer Blutdruck)/3) < 60 mmHg.
o hoher Schockindex
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Diagnose:
Inspektion, Palpation, Perkussion: Der Betroffene klagt über Atembeschwerden (Dyspnoe).
Durch eine rasche klinische Untersuchung mit Blutdruckmessung und Auskultation von Herz
und Lunge wird zunächst die Verdachtsdiagnose überprüft. Infolge des Linksherzversagens
kommt es zu feuchten Rasselgeräuschen über den basalen Lungenabschnitten.
Technische Diagnose:
EKG: Ein möglichst frühzeitiges 12-Kanal-EKG ist zur Erkennung eines Herzinfarktes als
häufigster Ursache des kardiogenen Schocks nötig.
Thorax-Rö: Im Thorax-Röntgen ist meist eine Lungenstauung erkennbar.
Herzultraschall, USKG: Die Echokardiographie gibt oft Aufschluss über die
zugrundeliegende Krankheit (Herzbeuteltamponade, Klappenfunktion, Ventrikelfunktion).
Herzkatehter, Coronarangiographie: In einzelnen Fällen ist eine invasive Diagnostik
mittels Rechtsherzkatheteruntersuchung angezeigt.
Pathomechanismus: Zentralisation des Kreislaufes:
Durch die Zentralisation des Kreislaufs werden nur noch die lebenswichtigen Organe, wie
Gehirn, Herz und Lunge, versorgt (Makrozirkulation). Die Durchblutung der Kapillargefäße
der übrigen Organe (Mikrozirkulation) kann dabei zum Erliegen kommen, dies geschieht
bereits ab einem Blutverlust von ca. 1 Liter (zum Vergleich: Der menschliche Körper hat 5 - 6
Liter Blut, je nach Konstitution). Wird ein Schock über einen längeren Zeitraum nicht
behandelt, kommt es dadurch zu einem irreversiblen Schock und es besteht die Gefahr eines
Nierenversagens und eines tödlich verlaufenden Multiorganversagens. Es kommt zu einer
Übersäuerung des Blutes (Azidose), zudem sammeln sich in Blut und Gewebe Giftstoffe an.
Mit der Zeit werden auch die Gefäße nach und nach durchlässiger, so dass die Giftstoffe noch
in andere Körperregionen transportiert werden.
Sofortmaßnahmen
Schocklagerung
Die Sofortmaßnahmen beim Auffinden eines Patienten mit Schock dienen dazu, dessen
Kreislauf solange aufrecht zu erhalten, bis eine medikamentöse Therapie oder ein Ausgleich
des ursprünglichen Blutverlustes, zum Beispiel durch In- oder Transfusionen, möglich ist.
Besonders hervorzuheben ist hier das Beseitigen der Ursachen, zum Beispiel durch Stillen
von Blutungen. In den meisten Fällen empfiehlt sich die Schocklagerung
(Autotransfusionslage), bei der die Beine des Patienten durch Hochhalten und/oder
Unterlegen von geeigneten Materialien rund 20 bis 30 Grad höher gelagert werden als der
restliche Körper. Dadurch wird das in den Beinen befindliche Blut (ca. 0,7 Liter) dem
zentralen Kreislauf, also v.a. den lebenswichtigen Organen Gehirn, Herz, Niere, Leber, Lunge
zur Verfügung gestellt.
Ausnahme:
Bei einem kardiogenen Schock ist die Schocklagerung und Volumengabe kontraindiziert, da
nicht fehlendes Blut bzw. Volumen das Problem ist, sondern eine Pumpschwäche des
Herzens, welches durch diese Maßnahmen nur noch höher belastet würde. Beim kardiogenen
Schock sollte der Oberkörper aufrecht gelagert werden.
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Bei Erkrankung/Verletzung im Brust- oder Bauchbereich wird die Schocklagerung
ebenfalls nicht durchgeführt, da hier das Risiko einer Verschlimmerung der ursprünglichen
Verletzung den Nutzen überwiegt. Gleiches gilt für Verletzungen/Erkrankungen an Kopf,
Wirbelsäule, Becken, Bauch und Beinen.
Ebensowenig wird die Schocklagerung bei einer Unterkühlung angewandt, damit kälteres
Blut aus den Beinen nicht zurück in den Körperstamm fließt.
Zusammenfassend ist von der Schocklagerung abzusehen
o -bei kardiogenem Schock, um das Herz nicht noch zusätzlich zu belasten,
o -bei Verletzungen, deren Blutung durch Schocklagerung verschlimmert würde,
o -bei Hypothermie, um den Körperstamm nicht mit kaltem Blut zu belasten,
o -bei Hängetrauma aus analogen Gründen wie beim kardiogenen Schock.
Nach meist vertretener Meinung soll der Patient beim Hängetrauma ca.
30 Minuten nicht hingelegt, sondern hingesetzt (Kauerstellung) werden.
Das Hängetrauma tritt nach längerem (einige Minuten)
bewegungslosem aufrechtem Sitzen oder Hängen in Klettergurten o.ä.
auf. Das in den Beinen versackte Blut (eventuell mit Schadstoffen
angereichert) strömt sonst zu schnell zum Herz zurück und das kann
nicht die plötzlich erforderliche Pumpleistung aufbringen, was zu
Herzversagen führt.
Wichtig ist auch die Erhaltung der Körperwärme, die durch die Erweiterung der
Blutgefäße reduziert wird. (Bis zu 3 Grad Celsius)
Blut
Von links nach rechts: rotes Blutkörperchen, Thrombozyt, weißes Blutkörperchen
Blutkreislauf
Das Blut (lat. sanguis, altgriech. αἷμα, haima) ist eine Körperflüssigkeit, die mit
Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems die Funktionalität der verschiedenen
Körpergewebe über vielfältige Transport- und Verknüpfungsfunktionen sicherstellt. Blut wird
als „flüssiges Gewebe“, gelegentlich auch als „flüssiges Organ“
bezeichnet. Das Fachgebiet der Medizin, das sich mit dem Blut
befasst, ist die Hämatologie.
Blut besteht aus speziellen Zellen sowie dem Blutplasma, in
dem diese Zellen schwimmen. Es wird vornehmlich durch
mechanische Tätigkeit des Herzmuskels in einem
Kreislaufsystem durch die Blutgefäße des Körpers gepumpt.
Unterstützend wirken Venenklappen in Kombination mit
Muskelarbeit. Dabei werden die Gefäße, die vom Herzen
wegführen, als Arterien und jene, die zurück zum Herzen
führen, als Venen bezeichnet.
Das Gefäßsystem des erwachsenen menschlichen Körpers
enthält etwa 70 bis 80 ml Blut pro kg Körpergewicht, dies
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entspricht ca. 5 bis 6 l Blut. Männer besitzen in der Regel etwa 1 l Blut mehr als Frauen, was
vor allem auf Größen- und Gewichtsunterschiede zurückzuführen ist.
Aufgrund der Gemeinsamkeiten in der Funktion ist Blut bei allen Wirbeltieren ähnlich.
Myokardinfarkt
Bild:
Myokardinfarkt (2) der Vorderwandspitze nach Verschluss (1)
des vorderen absteigenden Astes der linken Kranzarterie
(LCA). Schematische Darstellung.
Definition: Der Herzinfarkt oder Myokardinfarkt ist
eine akute und lebensbedrohliche Erkrankung des
Herzens.
Pathomechanismus: Es handelt sich um Absterben
oder Gewebsuntergang (Infarkt) von Teilen des
Herzmuskels
(Myokard)
auf
Grund
einer
Durchblutungsstörung (Ischämie), die in der Regel
länger als 20 Minuten besteht.
Symptome:
Leitsymptom des Herzinfarktes ist ein plötzlich
auftretender, mehr als 20 Minuten anhaltender und
meist starker Schmerz im Brustbereich, der in die
Schultern, Arme, Unterkiefer und Oberbauch
ausstrahlen kann. Er wird oft von Schweißausbrüchen, Übelkeit und evtl. Erbrechen begleitet.
Allerdings treten bei etwa 25 % aller Herzinfarkte nur geringe oder keine Beschwerden auf.
Differentialdiagnose Angina pectoris:
Im Gegensatz zum Angina-Pectoris-Anfall kommt es beim Herzinfarkt immer zum
kompletten Gewebsuntergang eines Teils des Herzmuskels, in den meisten Fällen durch
Blutgerinnsel in einer arteriosklerotisch veränderten Engstelle eines Herzkranzgefäßes.
In der Akutphase eines Herzinfarktes treten häufig gefährliche Herzrhythmusstörungen auf.
Auch kleinere Infarkte führen nicht selten über Kammerflimmern zum Sekundenherztod, etwa
30 % aller Todesfälle beim Herzinfarkt ereignen sich vor jeder Laienhilfe oder medizinischen
Therapie.
Risikofaktoren
Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkte sind Alter, Nikotinkonsum, Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit), Bluthochdruck, eine erbliche Veranlagung sowie vor allem
Lipidstoffwechselstörungen (Fettstoffwechselstörungen) und hier insbesondere erhöhtes
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Gesamtcholesterin (vor allem tierische Fette), erhöhtes VLDL (Very Low Density
Lipoprotein), erhöhtes LDL (Low Density Lipoprotein), erhöhtes IDL (Intermediate Density
Lipoprotein), niedriges HDL (High Density Lipoprotein) und erhöhte Triglyceride.
Auslösende Faktoren
Auslösende Faktoren für einen Infarkt können plötzliche Belastungen und Stress-Situationen
mit starken Blutdruckschwankungen sein, 40 % aller Infarkte ereignen sich in den frühen
Morgenstunden (zwischen 6 und 10 Uhr). Die meisten Infarkte treten montags auf,
erstaunlicherweise auch bei Rentnern nach dem 60. Lebensjahr.
Krankheitsbild; Symptome [Bearbeiten]
Schmerzempfindung:
rot: häufig und stark;
rosa: selten oder ausstrahlend
Symptome:
Die meisten Patienten klagen über Brustschmerzen unterschiedlicher Stärke und Qualität.
Typisch ist ein starkes Druckgefühl hinter dem Brustbein (retrosternal) oder Engegefühl im
ganzen Brustkorb (als ob „jemand auf einem sitzen würde“). Auch stechende oder reißende
Schmerzen werden beschrieben. Die Schmerzen können in die Arme (häufiger links), den
Hals, die Schulter, den Oberbauch oder den Rücken ausstrahlen. Oft wird von einem
„Vernichtungsschmerz“ gesprochen, der mit Atemnot, Übelkeit und Angstgefühl
(„Todesangst“) einher geht.
Im Gegensatz zum Angina-pectoris-Anfall bessern sich diese Beschwerden nicht durch
Anwendung von Nitroglycerin.
Manche Herzinfarkte verursachen keine, nur geringe oder untypische Symptome und werden
erst nachträglich diagnostiziert, meist anlässlich einer EKG-Untersuchung.
Klinische Zeichen
Die Befunde der körperlichen Untersuchung sind variabel, sie reichen vom Normalbefund
eines unbeeinträchtigten Patienten bis hin zum bewusstlosen Patienten mit einem HerzKreislauf-Stillstand. Eindeutige klinische Zeichen des Herzinfarktes gibt es zwar nicht,
typisch aber ist der Gesamteindruck eines schmerzgeplagten Patienten mit Blässe,
ängstlich wirkendem Gesichtsausdruck, Erbrechen und Schweißneigung.
Andere Befunde weisen bereits auf eingetretene Komplikationen hin:
Pulsunregelmäßigkeiten auf die beim Infarkt häufigen Extrasystolen,
Pulsbeschleunigung, beim Abhören (Auskultation) neben den zwei normalen ein dritter
Herzton und Rasselgeräusche über der Lunge sowie Halsvenenstauung auf eine
Pumpschwäche des Herzens (Herzinsuffizienz),
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Herzgeräusche auf eine Mitralklappeninsuffizienz, eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
oder eine Ventrikelruptur (Herzkammerriss) und
Kollaps,
Bewusstlosigkeit
und
Herz-Kreislaufstillstand
auf
schwerwiegende
Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardien oder Asystolien.
Schlaganfall
Definition: Als Schlaganfall (auch Zerebraler Insult, apoplektischer Insult oder Gehirnschlag,
in der medizinischen Umgangssprache häufig verkürzend auch Apoplex oder Insult), wird
eine plötzlich oder innerhalb kurzer Zeit auftretende Erkrankung des Gehirns bezeichnet, die
zu einem anhaltenden Ausfall von Funktionen des Zentralen Nervensystems führt und durch
kritische Störungen der Blutversorgung des Gehirns verursacht wird.
Begriffe
Die Terminologie des Schlaganfalls wird nicht einheitlich benutzt. Gleichbedeutend zum
Begriff Schlaganfall sind auch die angloamerikanischen Termini Stroke und Cerebrovascular
accident (CVA). Diese Bezeichnungen werden häufig als Oberbegriff für unterschiedliche
neurologische Krankheitsbilder benutzt, deren wichtigste Gemeinsamkeit plötzliche
Symptome nach einer auf das Gehirn begrenzten Durchblutungsstörung sind, wobei der
Funktionsverlust definitionsgemäß nicht auf primäre Störungen der Erregbarkeit von
Nervenzellen zurückzuführen sein darf (konvulsive Störung, siehe Epilepsie).
Schlaganfallformen: o Minderdurchblutung (Ischämie)
o Blutung
Grob unterscheiden lassen sich die plötzlich auftretende Minderdurchblutung (Ischämie) und
die akute Blutung. Die Unterscheidung zwischen Minderdurchblutung und Blutung ist erst
durch
bildgebende
Verfahren
wie
die
Computertomographie
(CT)
oder
Magnetresonanztomographie (MRT) sicher möglich. Die Verdachtsdiagnose einer
Subarachnoidalblutung kann auch durch Nachweis von Blutbestandteilen im
Nervenwasser(Liquor) bei der Lumbalpunktion bestätigt werden.
Transitorische ischämische Attacke (TIA):
Kürzer als 24 Stunden andauernde Minderdurchblutungen ohne sichtbare Folgen werden als
Transitorische ischämische Attacke (TIA) bezeichnet.
(Prolongiertes) reversibles ischämisches neurologisches Defizit (RIND/PRIND)
Der Begriff (Prolongiertes) reversibles ischämisches neurologisches Defizit (RIND/PRIND)
für länger als 24 Stunden, aber kürzer als drei Wochen anhaltende Befunde soll nach den
aktuellen Leitlinien nicht mehr angewendet werden [3].
Symptome
Als Zeichen eines Schlaganfalles können verschiedene Symptome auftreten:
o Plötzliche Lähmung oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein, insbesondere auf
einer Körperhälfte.
o Plötzliche Verwirrung, Sprach- oder Verständnisstörung.
o Plötzliche Sehstörung auf einem oder beiden Augen
o Plötzliche Gangstörung, Schwindel, Gleichgewichts- oder Koordinationsstörung.
o Plötzliche starke Kopfschmerzen ohne bekannte Ursache.
Erste Hilfe: Load and Go
Patienten mit einem Schlaganfall (oder dem Verdacht auf selbigen) sollten ohne zeitliche
Verzögerung ärztlicher Behandlung zugeführt werden, denn in einer Vielzahl von Fällen gilt
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es, mittels intravenöser Gabe von speziellen Medikamenten (Thrombolyse) ein eventuell
vorhandenes Blutgerinnsel aufzulösen und das Gehirn vor einem dauerhaften Schaden zu
bewahren.
Knochenbruch, Fraktur (lat.)
Definition: Ein Knochenbruch, fachsprachlich Fraktur, ist eine Verletzung des Skeletts.
Bei der Heilung wächst der Knochen wieder zusammen. Dabei muss darauf geachtet werden,
dass sich die beiden Teile in richtiger Stellung zueinander befinden. Eine Ruhigstellung
erfolgt konservativ, das heißt mit Hilfe eines Gipsverbandes oder einer Schiene, oder operativ
als Osteosynthese etwa mit Hilfe eines Marknagels oder einer Verplattung.
Werden die Knochenenden nicht ruhiggestellt, kann die Heilung ausbleiben, und es kommt
zur Pseudarthrose, einem sogenannten Falschgelenk.
Frakturzeichen
Unsichere Frakturzeichen sind:
o Schmerz
o Schwellung
o ein Bluterguss (Hämatom)
o eingeschränkte Beweglichkeit.
Sichere Frakturzeichen sind
o aus der Wunde ragende Fragmente
o Achsenfehlstellungen (z. B. Fuß zeigt in die falsche Richtung)
o abnorme Beweglichkeit
o Knirschen der Bruchstelle (sog. Krepitation).
Bildgebende Diagnose:
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Fraktur wird in der Regel eine Röntgenuntersuchung
notwendig. Dabei kann der Arzt auch die vorliegende Verletzung der Weichteile untersuchen
(z. B. Kompartmentsyndrom).
Einteilung
Offene Fraktur
Ein offener Bruch liegt vor, wenn Teile des Knochens aus der Haut heraustreten. Das kann, je
nach Schweregrad der Verletzung, bis zur traumatischem Amputation, (d. h.
verletzungsbedingtem Gliedmaßenverlust) reichen. Offene Frakturen werden in die folgenden
Schweregrade eingeteilt.
o Grad I: Durchtrennung der Haut mit fehlender oder geringer Quetschung
o Grad II: Durchtrennung der Haut mit einer umschriebenen Haut- und
Weichteilquetschung
o Grad III: Hautdurchtrennung mit ausgedehnter Weichteilzerstörung sowie Gefäßund Nervenschäden
o Grad IV: Amputationsverletzung, bei der weniger als ein Viertel des Umfangs des
Weichteilmantels (Haut) erhalten ist; die wesentlichen Gefäß- und
Nervenstrukturen sind durchtrennt
Frakturtypen
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Man
unterscheidet
nach
den
verschiedenen
Unfallmechanismen
bei
vollständigen
Frakturen
(unvollständige Aufzählung):
Abrissfraktur: Oft ist die Verbindung zwischen dem
Bandapparat und dem Knochen stabiler als der Knochen
selber. Der Bandansatz reißt dann zusammen mit einem Stück
Knochen von der Unterlage ab.
Abscherfraktur: Durch tangential einwirkende Kräfte wird
ein Stück des Knochens abgespalten. Das kommt im
gelenknahen Bereich vor.
Berstungsfraktur: Wird die axiale Belastbarkeit eines Wirbelkörpers beim jüngeren
Menschen überschritten, zerplatzt oder „birst“ der Wirbelkörper in mehrere Stücke. Das kann
dann häufig das Rückenmark schädigen und zu einer Querschnittssymptomatik führen.
Biegungsfraktur: Meist kommt es zum Aussprengen eines Biegungskeiles aus dem
Knochenschaft. Als sogenannter Messerer-Keil kann dieser Hinweise auf die Richtung der
Gewalteinwirkung geben und besitzt daher rechtsmedizinische Relevanz.
Defektfraktur: Der Unfall bewirkt, dass ein Teil der Spongiosa zusammen gequetscht wird.
Wird bei der operativen Knochenbruchbehandlung versucht, die Bruchstücke wieder
zusammenzusetzen, fehlt ein Teil.
Etagenfraktur: Mehrere über- bzw. nebeneinander liegende Knochenbrüche.
Kompressionsfraktur: An der Wirbelsäule wird die axiale Belastbarkeit eines Wirbelkörpers
überschritten, der vorwiegend spongiöse Knochen sackt in sich zusammen. Das sieht man oft
bei älteren Menschen.
Refraktur: Ist ein Knochenbruch noch nicht vollständig verheilt, kann er auch ohne schwere
Gewalteinwirkung wieder brechen. Die Bruchheilung wird dann deutlich schlechter
vonstatten gehen.
Stressfraktur (= Ermüdungsfraktur): Ungewohnte Anstrengungen ermüden nicht nur die
Muskulatur, sondern können auch am Knochen eine Materialermüdung bewirken. Ohne
wesentliche Gewalteinwirkung zerbricht dann ein Knochen, zum Beispiel nach einem
längeren, ungewohnten Marsch ein oder mehrere Mittelfußknochen, die „Schipperfraktur“,
bei der Dornfortsätze der Brustwirbelsäule abbrechen, ist auch hier einzuordnen.
Torsionsfraktur: Häufig beim Skilaufen. Die Bruchenden sind spiralig geformt.
Trümmerfraktur: Die Bruchenden sind nicht glatt, sondern in einzelne Stücken zerbröckelt.
Pathologische Fraktur:
Als pathologische Fraktur bezeichnet man Knochenbrüche, die durch krankhafte
Veränderungen des Knochens zustande gekommen sind (auch: Spontanfraktur). In der
Vorgeschichte sind keine Unfallereignisse zu finden, die den Bruch erklären könnten. Im
Wesentlichen lassen sich zwei Ursachen grob unterscheiden: Entweder ist die
Knochensubstanz durch eine Erkrankung allgemein verändert (Beispiel Osteoporose) oder
eine Metastase oder ein anderer Knochentumor hat den Knochen in seiner Struktur
geschwächt, so dass es plötzlich (spontan; ohne besondere schwerwiegende Belastung) zur
Fraktur kommt. Der Knochen (z. B. Wirbelkörper) fällt in sich zusammen. Bei hochdosierter
PPI-Therapie erhöht sich das Risiko für Hüftfrakturen auf das Doppelte. [1]
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Unvollständige Frakturen
Biegungsfraktur
Torusfraktur (= Wulstfraktur)
Grünholzfraktur
Während bei Erwachsenen durch die starke Mineraleinlagerung vor allem vollständige
Brüche zu beobachten sind, treten bei Kindern auch unvollständige Brüche auf. Bekanntestes
Beispiel ist die Grünholzfraktur, bei der nur die Kortikalis (Rindenschicht) verletzt wird,
während die Knochenhaut (Periost) intakt bleibt. Der Knochen knickt wie ein frischer Ast,
ohne tatsächlich zu zerbrechen. Der Grünholzbruch bereitet an zwei Stellen Schwierigkeiten:
Einerseits fehlt das normalerweise auftretende Hämatom, wodurch so ein Bruch oft nicht
wahrgenommen wird, und andererseits kann die Form des Knochens dadurch dauerhaft
verändert werden, das hat spätere Störungen der Gelenkfunktion zur Folge. Es kommt recht
häufig vor, dass Erwachsene über belastungsabhängige Schmerzen an einem Handgelenk
klagen. Die nähere Diagnostik zeigt dann einen Zustand nach dem typischen Bruch der
Speiche mit resultierender Fehlstellung der sogenannten Tragplatte. Auch auf näheres
Befragen hin kann dann keine Verletzung angegeben werden.
Weitere Beispiele sind die Wulstfraktur, bei der die Spongiosa (Knochenbälkchen im Inneren
des Knochens) eingestaucht wird und der Biegungsbruch, bei dem der gesamte Knochen sich
verbiegt. Diese Verletzungsmechanismen setzen eine relativ zähe, wenig spröde
Knochensubstanz voraus, wie sie nur bei jungen bzw. sehr jungen Leuten vorkommt.
Knochenheilung
Wird ein Knochen verletzt, tritt aus der Bruchfläche Blut aus. Das kann recht viel sein, bei
einem Oberarmkopf gut ein Liter, an einem Schenkelhals gehen auch bis zu zwei Litern Blut
verloren. Das Blut gerinnt, eine bindegewebsartige Narbe bildet sich, in die zunächst
ungerichtet Knochenzellen einsprießen. Allmählich bildet sich eine Art Manschette aus
Bindegewebe und Knochenmaterial, dem Kallus. Die Bruchzone wird damit überbrückt, die
Verbindung zwischen den Bruchenden wird allmählich wieder stabil.
Dieser Ablauf muss natürlich auf jeden Fall ungestört und regelrecht vonstatten gehen. Wird
der betroffene Arm, das betroffene Bein nicht korrekt ruhiggestellt, hört die Bruchzone nicht
auf zu wackeln. Es kann sich ein Falschgelenk, eine Pseudarthrose bilden. Der Zug der
Muskulatur kann die Bruchenden verschieben, dadurch kann sich das Bein oder der Arm
verkürzen, die Richtung der Fragmente zueinander kann abweichen, es resultieren
Fehlstellungen oder Achsabweichungen. Vor allem die benachbarten Gelenke werden dann
später in ihrer Funktion gestört und arthrosegefährdet. Zusammenfassend wird das eine
Defektheilung genannt. Ohne Komplikationen wachsen gesunde Knochen innerhalb von rund
sechs Wochen wieder zusammen.
Behandlung
Der Körper ist imstande, Knochenbrüche selbstständig auszuheilen, jedoch muss bei
instabilen Frakturen medizinisch interveniert werden. Dies erfolgt nach dem Grundsatz:
Reposition, Retention, Rehabilitation.
Reposition: Hier werden die Fragmente der Fraktur - meist unter Betäubung oder Narkose wieder in die richtige Position gebracht, so dass eine funktionsgerechte Stellung erreicht wird.
Der Reposition muss die Retention folgen.
Retention: Ruhigstellung und Fixierung der Fragmente. Wie das zu machen ist, muss jeweils
unter genauer Betrachtung der Verletzung, aber auch des betroffenen Patienten entschieden
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werden. Die bekannteste Methode der Ruhigstellung ist der Gipsverband. Angelegt wird
dieser meist bei unkomplizierten Brüchen. Der Nachteil dieser Methode ist der lange
Funktionsverlust der geschädigten Extremität, was zu Muskel- und Knochenrückbildung
(Atrophie) bei langer Schonzeit führt. Um dies zu verhindern und möglichst frühzeitig wieder
mit der Rehabilitation beginnen zu können, entscheidet man sich für die Osteosynthese
(Operation). Der Vorteil dieser Methode liegt in der exakteren Wiederherstellung der
Anatomie und der besseren Fixierung der Fragmente durch Nägel oder Platten. Für ältere
Patienten ist dies meist die einzige Möglichkeit, ihre vorherige Selbstständigkeit nicht auf
lange Zeit oder vielleicht für immer zu verlieren. Nachteil der Operation ist die nie ganz
ungefährliche Narkose und das immer bei offenen Operationen vorhandene Infektionsrisiko.
Bei jeder Verletzung der unteren Extremitäten besteht ein Thromboserisiko, ob hier nun
operativ oder konservativ behandelt wurde.
Rehabilitation: Wiederherstellung der Beweglichkeit und der Funktion. Überwacht wird das
von einem Therapeuten, der durch spezielle Gymnastik dafür sorgt, dass sich die Muskulatur
wieder aufbaut.
Erste Hilfe Maßnahmen: MDS: Motorik, Durchblutung Sensibilität
Der Knochenbruch wird durch den Ersthelfer weder eingerenkt noch gerichtet. Der
Verunglückte ist so wenig wie möglich zu bewegen oder zu transportieren. Man lagert ihn
ruhig und fixiert wenn nötig zum Beispiel mit Dreiecktüchern aus dem Verbandkasten oder
zusammengerollten Decken die Bruchstelle. Dabei auf die aktuelle Position des Verletzen
Rücksicht nehmen - er wird von sich aus eine Schonhaltung einnehmen - hierbei gilt es den
Patienten dabei zu unterstützen und zu entlasten. Die Lagerung sollte sicher und ausreichend
geschützt vor Unterkühlung oder Überhitzung sein. Da bei der Fraktur großer Knochen oder
mehrerer Knochen sowie eventueller Weichteilschäden oder innerer Verletzungen die Gefahr
eines Schocks besteht, sollte der Verletzte nicht alleine gelassen werden. Bei der Lagerung ist
darauf zu achten, dass im Falle eines Schocks genügend Platz für entsprechende Maßnahmen
besteht.
Durch offene Brüche verursachte blutende Wunden werden wie andere Blutungen auch
versorgt (Wundauflage aber KEIN Druckverband!). Hervorstehende Knochenteile sind dabei
gegebenenfalls wie Fremdkörper zu behandeln, das heißt schonend und steril abdecken.
Bei (Verdacht auf) einen Knochenbruch sollte der Betroffene stets ärztlich untersucht werden.
Weitere Versorgung
Nach der ruhigen Lagerung wird mit den weiteren Maßnahmen zur Versorgung des Patienten
fortgefahren, wichtig ist dabei
Überwachung auf Schock,
Kontrolle der Vitalparameter (Atmung, Puls) in regelmäßigen Abständen,
Versorgung von blutenden Wunden
Erhaltung der Körperwärme (siehe Unterkühlung), zum Beispiel mit Hilfe einer
Rettungsdecke oder Kleidungsstücken.
DMS-Kontrolle (Durchblutung, Motorik, Sensorik)
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Rippenfraktur
Definition: Ein Rippenbruch oder eine Rippenfraktur ist eine Verletzung einer oder mehrerer
Rippen mit teilweisem oder kompletten Bruch (Fraktur) der Knochenstruktur. Sind mehrere
benachbarte Rippen der gleichen Seite betroffen, spricht man von einer Rippenserienfraktur.
Auch der knorpelige Teil der Rippen kann brechen, dies ist jedoch weitaus seltener und
schwerer nachweisbar.
Rippenfrakturen sind häufig. Wegen ihrer meist guten Abheilung ist der Verlauf der
Verletzung häufig unkompliziert. Allerdings muss ein Patient mit Rippenfraktur oft mehrere
Tage krankgeschrieben werden, somit ist das Krankheitsbild gesundheitsökonomisch von
nicht unerheblicher Bedeutung.
Risikofaktoren]
Einer Rippenfraktur geht meist eine erhebliche Gewalteinwirkung voraus. Meistens sind
Rippenfrakturen Folge einer Verletzung. Tritt eine Rippenfraktur spontan oder bei einem
inadäquaten Trauma auf, muss man an eine Grunderkrankung wie Osteoporose oder
Knochenmetastasen denken.
Risikofaktoren für eine Rippenfraktur sind:
o Bestimmte Sportarten
o Altersschwäche
o Misshandlungen
o Knochenmetastasen
o Osteoporose
o Starker Husten
o Diagnose
Klinische Zeichen:
Die Diagnose einer Rippenfraktur ist oft schon vom Tastbefund her möglich. Der starke
Schmerz und ein knirschendes Geräusch (Krepitation) bei Bewegung sind wegweisend.
Häufig lässt sich der Verdacht in Röntgenaufnahmen des Thorax in mehreren Ebenen
nachweisen. Auch der Ultraschall oder das CT kann eine Rippenfraktur aufzeigen.
Die Abgrenzung einer Rippenfraktur von einer Rippenprellung ist nicht immer ganz einfach.
Die Behandlung ist aber praktisch dieselbe, so dass die Unterscheidung medizinisch weniger
relevant ist.
Zum Ausschluss weiterer Verletzungen kann ein Ultraschall des Bauchraumes, der Pleura und
des Herzens nötig sein.
Behandlung
Die Behandlung erfolgt in der Regel konservativ. Der Patienten erhält eine Aufklärung über
die Erkrankung und wird auf einen etwa zwei- bis dreiwöchigen Krankheitsverlauf
aufmerksam gemacht. Die Schmerzen können mit Schmerzmitteln behandelt werden. Eine
Ruhigstellung durch einen Gips oder eine Verplattung sind nicht üblich. Bei Komplikationen
wie starker Luftnot muss der Patient erneut geröntgt werden, um ein Kollabieren der Lunge
(Pneumothorax) oder einen Bluterguss (Hämatothorax) auszuschließen.
Komplikationen
Im Allgemeinen heilen Rippenbrüche gut ab. Manchmal kommt es im Rahmen der
Rippenfraktur zu einem Pneumothorax, einer Lungenkontusion oder einer Einblutung in die
Lunge oder den Brustkorb. Gefürchtet ist eine Verletzung der Milz durch eine Einspießung
der Rippen oder eine eigenständige Milzruptur. Insofern sind bei einer Symptomatik unter
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dem linken Rippenbogen eine stationäre Aufnahme oder gründliche, auch wiederholte
Untersuchungen sinnvoll.
Schmerzbedingt kann es zu einer verminderten Atembewegung und dadurch zu einer
verminderten Belüftung der Lunge kommen. Dadurch kann sich eine Lungenentzündung
entwickeln.
Bei ausgedehnten Rippenserienfrakturen kann ein instabiler Brustkorb mit paradoxer Atmung
resultieren.
Ein Hautemphysem, eine Ansammlung von Luft unter der Haut, die beim Tasten ein Knistern
verursacht, ist harmlos, deutet aber auf einen Pneumothorax oder eine Verletzung anderer
lufthaltiger Organe hin.
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