Was steckt hinter Sodbrennen?

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Die gastroösophagale Refluxkrankheit (Sodbrennen) betrifft in
den westlichen Industrienationen bis zu 10 Prozent der Bevölkerung.
Unser Autor Dr. Dr. Peter Schlüter, Reilingen beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.
Ist die Refluxkrankheit (Refluxöso­
phagitis) immer mit einer Infektion mit
H. pylori verbunden?
kohol, scharfe Gewürze, Tabakrauch,
Pfefferminze, aber auch Medikamente.
H. pylori wird folglich nur für eine erhöhte Produktion der MagenAls Refluxösophagitis wird die
säure verantwortlich gemacht.
gastroösophageale RefluxkrankSymptomatisch für die Reheit (Sodbrennen) bezeichnet.
fluxösophagitis sind die vorLetztere ist mit sichtbaren Verwiegend nachts auftretenden
änderungen der Schleimhaut
Beschwerden nach üppigen
des Ösophagus verbunden, die
Mahlzeiten, Kuchen oder süendoskopisch und histologisch
Dr. Dr. Peter Schlüter
ßen Speisen. Auch beim Bünachweisbar sind. Die RefluxArzt für Allgemeinmedizin und Naturcken oder Heben von Lasten,
ösophagitis ist auf vier Ursaheilverfahren, E-Mail:
bei Tabak- und Alkoholkonchen zurückzuführen:
[email protected]
sum kommt es zum sauren
Überproduktion der MagenAufstoßen von Magensaft.
säure: Dabei ist der Ausstoß an
Magensäure so groß, dass die Peristaltik
der Speiseröhre diesen nicht mehr beWann sollte eine Eradikations­
wältigen kann.
therapie durchgeführt werden?
Störung der Peristaltik: In diesem FalWeist die Symptomatik auf eine Überle ist die Peristaltik der Speiseröhre beproduktion von Magensäure hin, solleinträchtigt. Damit kann bereits der
te nach einer Infektion mit H. pylori genormale Ausstoß an Magensäure nicht
sucht werden. Der Nachweis kann auf
mehr richtig zurückgeführt werden.
verschiedene Art und Weise erfolgen.
Funktionsstörung des ÖsophagussZum Einen lassen sich im Blut Antikörphinkter: Hierbei handelt es sich häufig per gegen den Erreger nachweisen. Zum
um eine Cardiainsuffizienz. Oft steht
Anderen gibt es den Urease-Atemtest.
die Erkrankung auch in Verbindung mit Hier bekommt der Patient eine Harneiner axialen Hiatushernie: Fast alle Pastofflösung zu trinken, die ein spezitienten mit Refluxösophagitis haben ei- ell markiertes Kohlenstoffatom enthält.
ne solche Hernie, aber nur 10 % aller PaIst der Keim Helicobacter pylori vortienten mit einer axialen Hernie zeigen
handen, so spaltet er den Harnstoff in
Symptome der Refluxösophagitis.
Ammoniak und Kohlendioxid, das den
Schadstoffe, die den Reflux fördern.
markierten Kohlenstoff trägt. Dieser
Dazu zählen beispielsweise Kaffee, Allässt sich in der Atemluft des ProbanDer Hausarzt 04/2014
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Sprechstunde
Was steckt hinter
Sodbrennen?
Hausarzt Medizin
den sicher und zuverlässig nachweisen.
Ein weiterer Test ist im Rahmen der Gastroskopie möglich. Dazu werden winzige Gewebeproben entnommen und auf
das Vorhandensein des Keimes getestet.
Weiterhin lassen sich die Bakterien in der
Gewebeprobe gezielt züchten um diese
nachzuweisen. Ist der Nachweis des Helicobacter pylori gesichert, wird eine entsprechende Eradikationstherapie durchgeführt. Diese Therapie erfolgt mittels
Kombination von zwei unterschiedlichen
Antibiotika und säurehemmenden Mitteln.
In diesem Therapieschema werden vor allem Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpen-inhibitoren, PPI) verwendet. Protonenpumpenhemmer können
die Bakterien selbst nicht abtöten, aber sie
verbessern ganz erheblich die Wirksamkeit der zur Eradikation eingesetzten Antibiotika. Der Einsatz von zwei Antibiotika
hat sich als notwendig erwiesen, da antibiotische Monotherapien keinen ausreichenden Erfolg zeigten.
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Worin unterscheiden sich die
Therapieschemata?
Inzwischen haben sich verschiedene Therapieschemata entwickelt (siehe Kasten).
In europäischen Empfehlungen wird die
Erstlinientherapie in Abhängigkeit der
regionalen Clarithromycinresistenz gewählt. In Regionen mit einer niedrigen
Clarithromycinresistenz (<20%) wird die
Protonenpumpenhemmer-(PPI)-Standardtripeltherapie als Erstlinienbehandlung empfohlen. In Regionen mit einer höheren Clarithromycinresistenz ist
die Bismut-basierte Quadrupeltherapie
als Erstlinientherapie empfohlen. Diese Empfehlung ergibt sich aus einer multizentrischen europäischen Studie. In
dieser konnte gezeigt werden, dass die
bismutbasierte Quadrupeltherapie im
Vergleich zur PPI-Standard-Tripeltherapie einen positiven therapeutischen Effekt aufweist.
Gemäß den Maastricht-Leitlinien der European Helicobacter pylori Study Group
Der Hausarzt 04/2014
Therapieschemata
ERSTLinienTherapie
Triple-Therapie: Grundsätzlich werden in der Triple-Therapie zwei Antibiotika mit
einem Protonenpumpeninhibitor kombiniert. Es werden die „French triple“ und
die „Italien triple“ unterschieden. Dabei werden in ersterem Pantoprazol und Clarithromacin mit Amoxicillin kombiniert, in letzterem wird statt des Amoxicillin,
Metronidazol kombiniert. Beide Therapien werden über sieben Tage durchgeführt.
Sequenztherapie: Tag 1 – 5: PPI (2 × Standarddosis/Tag) + Amoxicillin (2 × 1 g/Tag)
Tag 6 – 10: PPI (2 × Standarddosis/Tag) + Clarithromycin (2 × 500 g/Tag) + Metronidazol (2 × 500 mg/Tag)
Vierfachtherapie: PPI (2 × Standarddosis/Tag) + Amoxicillin (2 × 1 g/Tag) +
Clarithromycin (2 × 250-500 mg/Tag) + Metronidazol (2 × 400-500 mg/Tag)
für 7 Tage
Zweitlinientherapie
Duale Hochdosistherapie: PPI (3 × 40 mg Omeprazol/Tag) + Amoxicillin
(3 × 1 g/Tag) – für 14 Tage
Levofloxacin-basierte 3-fach-Therapie: PPI (2 × 40 mg Esomeprazol/Tag) +
Amoxicillin (2 × 1 g/Tag) [bei Penicillinallergie: Rifabutin 2 × 150 mg/Tag] +
Levofloxacin, 1 × 500 mg/Tag – für 10 Tage
Quadrupeltherapie: Diese Form kommt bei Versagen der Triple-Therapien zum
Einsatz. Sie wird aber auch als Erstlinientherapie in Regionen mit hoher Clarithromycinresistenz empfohlen. Kombiniert werden ein Protonenpumpenhemmer, Tetracyclin, Metronidazol und ein Bismutsalz. Bei 10-tägiger Anwendung
liegt der Erfolg bei 95 %.
Tag 1 – 14: PPI (2 × 1 Standarddosis/Tag) + Tag 4 – 14: Wismutsalz (4 × 120 mg/
Tag) + Tetrazyklin (4 × 500 mg/Tag) + Metronidazol (3 × 400 mg/Tag)
Moxifloxacin-basiert, 3-fach: PPI (2 × 20 mg Esomeprazol/Tag) + Amoxicilin
(2 × 1 g/Tag) + Moxifloxacin (1 × 400 mg/Tag) – für 7 – 14 Tage [Der Erfolg liegt
bei 78 – 95 %]
(EHPSG) ist die Eradikation von H. pylori
indiziert bei:
▪▪ Symptomatischer Helicobacter-pylori-Gastritis
▪▪ Atrophischer Helicobacter-pylori-Gastritis, Riesenfaltengastritis
▪▪ gastroduodenale Ulkuskrankheit mit
Helicobacter-pylori-Nachweis
▪▪ positiver Familienanamnese eines Magenkarzinoms
▪▪ nach Magenteilresektion
▪▪ MALT-Lymphom (Maltom)
▪▪ nach Resektion eines Magenfrühkarzinoms
▪▪ vor Dauertherapie mit NSAR (Ulkusprophylaxe)
Quellen:
1. Zeitschrift für Gastroenterologie
1996;34:392-401
2. Dtsch. med. Wochenschr 2004;
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3. Fischbach et al, S3 Leitlinien Helicobakter pylori... Z.Gastroenterol
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4. Malfertheiner P, Bazzoli F, Delchier
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Mégraud F; Pylera Study Group.Helicobacter pylori eradication with a
capsule containing bismuth subcitrate
potassium, metronidazole, and tetracycline given with omeprazole versus
clarithromycin-based triple therapy:
a randomised, open-label, non-inferiority, phase 3 trial.Lancet. 2011 Mar
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