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Stigmatochromis pholidophorus:
Ein etwas seltener gepflegter Cichlide
Werner Hieber
Ein recht aparter Vertreter der Freiwassercichliden aus dem Malawisee ist Stigmatochromis pholidorus. Allerdings ist seine Zucht im Gegensatz zur Haltung nicht immer ganz leicht...
Auch in kleineren Zoofachgeschäften kann man
meist eine Reihe verschiedener Buntbarscharten
kaufen, andere Arten, die oft genauso schön und
interessant sind wie jene aus diesem Standardsortiment, werden jedoch zum Teil nur selten im
Handel angeboten. Dazu zählt Stigmatochromis
pholidophorus , ein Cichlide aus dem Malawisee.
Von dieser Art bekam ich im Jahr 1996 ein
Männchen und drei Weibchen. Mit diesen Tieren
versuchte ich eine Zucht aufzubauen, was mir am
Anfang auch gelang. Insgesamt gingen im Laufe
der Zeit 25 Nachzuchtiere hervor, von denen ich
etwa zehn Stück abgab. Mit den restlichen 15 Tieren versuchte ich weiter zu züchten, was aller146
dings nicht funktionierte. Die Nachzuchten
schwammen all in einem Becken, das eine Größe
von 200 x 70 x 70 Zentimeter hat. Auch von den
Alttieren erhielt ich keine Nachzuchten mehr. Der
Bestand verringerte sich nach und nach, bis ich
sieben Jahre später keine Zuchttiere mehr hatte.
Nach einem Jahre bekam ich von Sven Danhieux
eine neue Gruppe mit drei Männchen und sieben
Weibchen. Sie hatten zu dieser Zeit eine Länge
von etwa zwölf Zentimetern und waren alleine in
einem 720-Liter-Aquarium untergebracht. Das
Becken war nur mit Sand als Bodengrund und
etlichen großen Steine als Versteckmöglichkeit
eingerichtet.
DCG-Informationen 44 (6): 146-149
Gegenüber: Ein dominantes Männchen von Stigmatochromis pholidophorus
Oben: In diesem Bild ist die ansprechende Musterung der Rückenflosse besser zu erkennen.
Unten: Ein Weibchen der Art
DCG-Informationen 44 (6): 146-149
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Oben: Eine Gruppe von Stigmatochromis pholidophorus
Eines der Männchen war voll ausgefärbt und 13
Zentimeter groß. Die anderen zwei Männchen
waren nur teilweise ausgefärbt, aber genau so
groß.. Das dominante Männchen verhielt sich den
beiden anderen gegenüber sehr friedlich und jagte
eigentlich nur seine Weibchen. Bei einem der
Weibchen sind dann nach acht Wochen zu meiner
großen Überraschung neun Junge geschlüpft, da
ich in den vergangenen Jahren mit der eingangs
erwähnten anderen Gruppe weniger Erfolg gehabt
hatte. Damals hatten die Weibchen auch Eier im
Maul getragen, spuckten diese aber oft aus oder
verschluckten sie. Die ausgespuckten Eier waren
meist unbefruchtet, denn sie verpilzten in meinem
Inkubator sehr schnell. Die in der neuen Zuchtgruppe geschlüpften Jungfische setzte ich bald in
ein 100-Liter-Aufzuchtbecken, sie waren zu dieser
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Zeit drei Zentimeter groß und sehr aktiv. Ein weiteres Weibchen hatte auch schon wieder Eier im
Maul. Die Jungtiere des ersten Wurfs sind mittlerweile etwa 13 Zentimeter groß, die Männchen sind
teilweise schon ausgefärbt. Momentan ist das
ursprüngliche dominante Männchen mit den zwei
anderen Männchen noch im großen Aquarium.
Alle drei haben ein einheitliches grün-blaues Farbkleid und vertragen sich gut. Sie balzen die Weibchen an, auch ohne dass es untereinander Streitigkeiten gibt. Ich kenne dieses friedliche Verhalten
sonst nur von Sciaenochromis fryeri, die von
Jugend an zusammen gehalten wurden und sich
dann später auch nicht bekämpften. Streitigkeiten
habe ich nur bei voll ausgewachsenen Männchen
gesehen. In diesem Fall versteckten sich die nicht
dominanten Männchen hinter Steinen.
DCG-Informationen 44 (6): 150-152
Ansonsten ist S. pholidophorus im Allgemeinen
pflegeleicht und eher ruhig. Es ist ein Maulbrüter
im weiblichen Geschlecht. Das Weibchen sollte
man während der Brutzeit am besten allein in
einem separaten, nicht zu kleinem Becken unterbringen. Die Brutdauer beträgt etwa 21 Tage. Falls
das Weibchen die Eier ausspucken sollte und der
Zuchterfolg so in Frage steht, kann man die Eier
auch aufsammeln und versuchen, sie in einem
Inkubator zum Schlüpfen zu bringen.
S. pholidophorus ist ein Räuber, der sich im See
von kleinen Fischen ernährt. Im Aquarium zählt
er zu den Allesfressern und kann mit gefrosteten
Artemien, kleinem Krill und Muschelfleisch
gefüttert werden. Als Trockenfutter eignet sich
Granulat, Sticks und Flockenfutter. Jungfische
bevorzugen frisch geschlüpfte Artemia, gefrostete
Cyclops und Bosmiden sowie auch kleingeriebenes Trockenfutter (Staubfutter).
Im See lebt er in einer Tiefe von 10 – 20 Meter
über gemischten Untergründen (Fels und Sand).
Als Fangort wird Chilumba an der Nordwestküste von Malawi angegeben, aber er dürfte vermutlich seeweit verbreitet sein. Die Art wurde selten eingeführt
Als Erstbesatz rate ich zu einem Männchen und
mehreren Weibchen. Ältere ausgewachsene
Männchen können untereinander streitsüchtig
werden. Männchen sind während der Laichzeit
revierbildend.
Das Aquarium sollte mindestens ein Volumen
von 600 Litern haben und mit Steinen, die Versteckmöglichkeiten bieten, eingerichtet sein. Sie
dienen als Rückzugsgebiet für Weibchen und
Jungfische. Als Bodengrund ist Sand mit einer
Körnung von 1 mm angebracht. Diesen Sand
kauen die Tiere durch, um an die darin befindlichen Futterreste zu kommen. Der Einsatz eines
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Innenströmungsfilters (Powerhead) ist ratsam.
Zur Vergesellschaftung eignen sich andere, nicht
zu lebhafte beziehungsweise weniger aggressive
NonMbuna-Arten. Bei regelmäßiger Fütterung
kann man auch etwas kleinere Fische einsetzen.
Pflanzen müssen nicht unbedingt im Becken
vorhanden sein. Falls man jedoch Wert auf Grün
legt, sind Anubien, Vallisnerien, Cryptocorynen
und Javafarn geeignet
Dominante Männchen zeigen einen grün- bis
bläulichen Schimmer auf der Haut, der sich während der Balz noch wesentlich verstärkt. Wegen
seines gestreckten Körper und des hakenförmigen
Stirnprofils wurde er den Torpedocichliden zu
geordnet.
Fazit
Ein etwas seltener gepflegter Cichlide, der seine
Liebhaber sucht. Durch seine Torpedoform sehr
flink und schnell im Aquarium. Für Anfänger
weniger geeignet.
Fotos: Werner Hieber
Werner Hieber betreibt die
Aquaristik seit 1971. Er pflegt
seit 1992 in einer großen
Aquarienanlage, die im Keller
steht, nur Malawisee-Cichliden. Dabei liegt der Schwerpunkt bei den
NonMbunas. Er besucht viele Seminare und
Ausstellungen, um sein Wissen über diese
Artengruppe zu erweitern. Durch sein Amt als
Obmann der DCG und Veranstalter vieler Fischund Pflanzenbörsen in seiner Region hat er viel
Kontakt zu anderen Aquarianer.
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