4R7775E NO. Jahrg., Heft 8 , August 1969 Physikalische Medizin und Rehabilitation Aus dem Inhalt Veno-Tebonin löst Venen-Probleme durch seine direkte Wirkung auf das Herz - Kreislaufsystem mit therapeutischem Schwerpunkt auf dem venösen Schenkel. Veno-Tebonin enthalt pro Dragee' Extr Ginkg bilob 3,5 mg, Heptaminol hydrochlor 100,0mg, Tnhydroxyaethylrutosid 75,0mg Packungen OP mit40u 100 Dragees Klinikpackung mit 1000 Dragees Veno-Tebonin löst Venen-Probleme Diagnostik und Therapie der Schilddrüsenerkrankung mit nuklearmedizinischen Methoden H. Weißenstein Technik und Indikation der klassischen Akupunktur J. Bischko DR WILLMAR SCHWABE Karlsruhe Inhaltsverzeichnis Programm zum 37. Kongreß . Ankündigungen II VIII Bewährte Therapeutika . . . VIII Weißenstein, Diagnostik und Therapie der Schilddrüsenerkrankung mit nuklearmedizinischen Methoden . . . . 187 Bischko, Technik und Indikation der klassischen Akupunktur . 194 Wulff/Planz, Differentialdiagnose und -therapie der Reizblase 197 Frick, Blasenleiden in der kinderärztlichen Praxis . . . . 200 Böhlau, Aerosole und Inhalationsbehandlung 202 Medizingeschichte 205 Fortschritte der gesamten Rehabilitation 207 Buchbesprechungen . . . . 211 ML Verlag GmbH. 311 Uelzen Postfach 120/140. Tel. 0581/2357 Uelzen 4R7775E Phys.Med. u.Reh. Programm 37. Kongreß des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren Anfragen wegen der Tagung an den Leiter Dr. med. Hans Haferkamp, 65 Mainz, Adam-Karrillon-Str. 13, Telefon 06131/63963 Ausstellung: Die Aussteifung pharmazeutischer Firmen, der Nahrungsund Nährmittel-Industrie und die Ausstellung medizinischer Apparate und Geräte wird auch in diesem Jahr wieder sehr umfangreich sein. Sie finden diese Ausstellung im Kurhaus und im Stadthaus. An allen Ständen erwarten führende Herren der einzelnen Firmen Ihren Besuch, die sich freuen, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Die Ausstellung ist während der Zeit der Hauptvorträge und Kurse geöffnet. Kurse für Arztfrauen und Ärztliches Hilfspersonal Diätkochkurs Frau Schmidt, Hannover Kosmetisches Praktikum Frau Boegler, Überlingen Yogakurs A. Gottmann, Sobernheim Tagungsprogramm SONNABEND, 16. SEPTEMBER 1969 Gemeinschaftstagung mit der Internationalen Geseilschaft für Elektroakupunktur e. V. 9.15 Uhr Tagesleiter: Dr. Voll, Plochingen Dr. Voll, Plochingen; zum Tagungsthema: Medikamenttestung, Beweise für ihre Richtigkeit und Probleme der Grundlagenforschung der Medikamenttestung Frau Dr. Kunst, Frankfurt: Toxoplasmose diagnostiziert durch Nosoden, bewiesen durch serologische Untersuchungen Dipl.-Ing. mach. et. el. Versari, Wolfsschlugen: Physikalische Charakteristika von Medikamenten, gemessen mit der Makonischen Universalmeßbrücke Dipl.-Ing. Dr. Werner, Stuttgart: Korreferat Dr. Kramer, Nürnberg: Einen Beitrag zur Beweisführung der Medikamenttestung Dr. Morell, Ottfingen über Olpe: Messung von Medikamenten mittels der Bioelektronik nach Prof. Vincent Dr. Jendrissek, WaJdkraiburg: Korreferat Dr. Voll, Plochingen: Schlußwort Unkostenbeiträge Die Teilnehmergebühr für den gesamten Kongreß beträgt 50,—DM Für Assistenten und Ärzte in nicht selbständiger Stellung sowie für Mitglieder des Zentralverbandes, der ihm angeschlossenen Gesellschaften und des Kneippärztebundes 30,— DM Wochenendkarten 20,- DM Tageskarten 10,—DM Aktive Übungsbehandlung 20,— DM Autogenes Training 30,— DM Interferenzstromtherapie und Lymphdrainage 40,— DM Klassische Akupunktur 100,-DM Psycho-taktile Therapie 60,— DM Saugwellen- und Staudrucktherapie 20,— DM Yogakurs 40,- DM Diätkochkurs (Frau Schmidt, Hannover) 20,-DM Kosmetisches Praktikum (Frau Boegler, Überlingen) 20,— DM Allgemeines Alle Vorträge finden im Stadthaus oder im Kurhaus statt. Die Teilnahme an dem gesamten Kongreß zählt als Ausbildungsnachweis bei der Bewerbung um die Genehmigung zur Führung der Bezeichnung „Naturheilverfahren" auf dem Arztschild. Zur Vermeidung einer Überlastung des Kongreßbüros wird gebeten, die Formalitäten nach Möglichkeit bereits am Sonnabend zu erledigen. Es wird darauf hingewiesen, daß das Betreten des Stadthauses bzw. des Kurhauses und die Teilnahme an den Sonderkursen nur gegen Vorzeigen der Tagungs- bzw. Tages- resp. Kurkarte gestattet ist. Kontrollen werden durchgeführt. Kongreßbüro: Das Kongreßbüro befindet sich immer am Tagungsort (Stadthaus oder Kurhaus). Hier erhalten die Teilnehmer ihre Tagungs- oder Kurskarten. Kurse und Sonderkurse Im Rahmen des Herbstkongresses finden folgende Kurse statt: Kurse für Ärzte: Dr. von Nathusius, Hirzenhein Aktive Übungsbehandlung (Bewegungstherapie) Prof. Kleinsorge, Autogenes Training Ludwigshafen I nte rf erenzstro mtherapie und Lymphdrainage Dr. Nemec, Rankweii Klassische Akupunktur Psycho-taktile Therapie Saugwellen- und Staudrucktherapie Yogakurs Nachmittags Gemeinschaftstagung mit der Internationalen Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie Tagungsleiter Dr. Reckeweg und Dr. Vosgerau, Baden-Baden 14.05 Uhr Dr. H.-H. Reckeweg, Baden-Baden: Enzymologie, molekulare Biologie und antihomoloxische Therapie Dr. Meyer-Langsdorff, Speyer: Zusatzbehandlung bei der Karzinomtherapie aus der Sicht des klinisch tätigen Röntgenologen Dr. Winterberg, Heidelberg-Rohrbach: Zusätzliche therapeutische Möglichkeiten beim Bronchialkarzinom aus der Sicht des Klinikers Dr. J. John, Baden-Baden: Grundlagen der Virologie Dr. H. D. Noeske, Frankfurt: Zur Therapie von Viruskrankheiten, unter besonderer Berücksichtigung grippaler und Schleimhaut-Erkrankungen Dr. H. Muggenthaler, Karlsruhe: Chirurgische Kosmetik und antihomotoxische Therapie Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren Dr. Bischko, Wien Dr. Glaser, Freudenstadt SONNTAG, 14. SEPTEMBER 1969 Obering. Wagner, Steinhofen A. Gottmann, Sobernheim e.V. Gemeinschaftstagung mit der Internationalen Ärztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke Tagesleiter: Prof. Fleischhacker, Wien 9.30 Uhr Dr. P. Dosch, Grünwald: Das therapeutische Stiefkind Schilddrüse und die Neuraltherapie Dr. J. Göbel, Maxhütte-Haidhof: Neuraltherapie in einer überfüllten Kassenpraxis (als Einleitung und Auftakt zum Rundgespräch) Dr. P. Reinhardt, Stuttgart: Kurzreferat mit Patienten-Vorstellungen über neuraitherapeutische Heilerfolge bei drei Fällen von „Anosmie" RUNDGESPRÄCH Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Thermodiagnostik 15.30 Uhr Fortsetzung des Rundgespräches MONTAG, 15. SEPTEMBER 1969 Gemeinschaftstagung mit der Gesellschaft für Thermodiagnostik e. V. Tagesleiter: Dr. Schwamm 9.00 Uhr Dr. Schwamm, Gengenbach: Einführung Prof. Dr. A. Pischinger, Wien: Histologisch-biologische Probleme der Grundregulation Doz. Dr. G. Kellner, Wien: Beiträge zur Thermodiagnostik, Das Meßobjekt Dr. habil. O. Lippross, Dortmund: Physiologie und Pathologie der Gewebstemperaturen Prof. Ch. Gros und Dr. P. Bourjat, Straßburg: Beitrag der Thermographie mit flüssigen Kristallen zur Diagnose der Mammakarzinome Dr. M. Gautherie, Straßburg: Infrarot-thermometrische Messung der mittleren Periode der Hautfemperaturschwankungen an Fingerspitzen, als Beitrag zur Diagnose der Peripheren neuro-vasomotorischen Störungen Dr. G. Notter, örebro, Schweden: Erfahrungen mit der Thermographie Symposion der Infrarot-Diagnostik Mit Demonstration Tagesleiter: Doz. Dr. G. Kellner, Dr. O. Maresch, Wien: Pros+a+a- hyper+rophie Cys+i+is Pyeli+is CEFAK-KEMPTEN 15.15 Uhr Dr. Bernett, München: Diagnostische Erfahrungen mit der Thermovision der Mamma Dr. E. Schuh, Baden bei Wien: Thermisches Relief und Regulation Dr. G. Buckle: Kapillarmikroskopie und Regulation Dr. O. Bergsmann, Gröbming, Österreich: Thermoprojektion eines inneren Prozesses in das dazugehörige Dermatom Dipl.-Phys. Dr. Mörsdorf, Sandhausen: Kombiniertes l. R. und Aktivitätscanning Dr. O. Maresch, Wien: Thermographie, Übersicht über die physikalischtechnische Seite MONTAG, 15. SEPTEMBER 1969 Gemeinschaftstagung mit der Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsvorsorge und Prävention Tagesleiter: Dr. Schauwecker, Schloß Schönborn: Blick über die Grenzen — Epidemiologie und Präventivmedizin in Ost- und West-Europa 9.15 Uhr Akadem. Oberrat Dr. H. Müller-Dietz, Berlin: Präventive Kardiologie in der Sowjetunion Die älteste Herzsalbe, aber ailen neuzeitlichen Forderungen entsprechend O.P. Tube zu 3O g Priv.-Doz. Dr. Blohmke, Heidelberg: Ergebnisse epidemiologischer Herz-Kreislaufuntersuchungen in westeuropäischen Ländern Doz. Dr. Jarolimek, Prag: Verflechtung von präventiver und kurativer Medizin in der CSSR Film Medizin in der Sowjetunion 15.30 Uhr Diabetik Tagesleiter: Prof. Kuhlmann, Essen Prof. Glatze!, Dortmund: Nährwerthemmende (nhaftsstoffe natürlicher Nahrungsmittel Prof. Kuhlmann, Essen: Magnesiummangelzustände Frau Dr. Gedek, München: Pilzerkrankungen des Magen-Darmkana!s DIENSTAG, 16. SEPTEMBER 1969 TagesJe/ter: Dr. Breidenbach, Beuren: Phytotherapieseminar MITTWOCH, 17. SEPTEMBER 1969 Allergie und Praktischer Arzt Tagesleiter: Dr. Ruppert, Köln: 9.15 Uhr OA. Dr. Günthner, Bad Reichenhall: Asthma bronchiale Dr. Rüdiger, Bad Lippspringe: Die allergische Rhinitis Dr. Alexander, De Haan/Zee, Belgien: Die Langzeitbehandlung des Bronchialasthmas beim Kinde Prof. Braun, Heidelberg: Das iatrogene Kontaktekzem 15.30 Uhr Dr. Ruppert, Köln: Allergiediagnostik und spezielle Therapie in der internistischen Praxis Dr. v. Preyss, Hamburg-Harburg: Allergiediagnostik und spezielle Therapie in der dermatologischen Praxis 9.15 Uhr Prof. Peter, Karlsruhe: Die Wfrkstabilität mehr als drei Jahre Phytotherapeutika Prof. Mertz, Freiburg: Lespedeza capitata und die Anwendung in der Medizin Prof. Mutschier, Mainz: Über neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Phytotherapie Dr. Massier, Karlsruhe: Die Phytotherapie in der Urologie Dr. Welss, Marstetten-Aitrach: Neue Präparate auf dem Gebiet der Phytotherapie DONNERSTAG, 18. SEPTEMBER 1969 Gemeinschaftstagung mit der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitation e. V. Tagesleiter: Prof. Woeber, Aachen 8 30 Uhr Prof. Woeber, Aachen: Einführung Frau Dr. phil. /. Emich, Wien: Filmvortrag: Aus dem Arbeitstag des Ohnhänders Dr. L. Schmidt, Berlin: Der Alkoholkranke und seine Rehabilitation Prof. Dr. Howard, A. Rusk, Dr. W. Schweisheimer, New York: Filmvortrag: Zur Rehabilitation Hemicororektomierter Dr. D. Kamocsay, Budapest: Der Ultraschall bei der Behandlung der Sterilität der Frau 15.15 Uhr Möglichkeiten der Therapie Dr. Dr. Enkelmann, St. Goar: Naturheilverfahren in der Chirurgie Dr. Herget, Nürnberg: Naturheilverfahren und deren therapeutische Möglichkeiten in der Großstadtpraxis Prof. Kleinsorge, Ludwigshafen: Möglichkeiten und Grenzen der Selbstentspannung afs therapeutische Methode . Priv.-Doz. Dr. Kaesmann, Göttingen: Die Kompressionsnagelung — Ein neues Verfahren zur stabilen Osteosynthese gebrochener Röhrenknochen — Prinzip-Jndikation — Ergebnisse Dr. Glaser, Freudenstadt: Orientierungsbericht über die psycho-taktife Therapie Für die streng eiweiß-arme Diät ® Diät- Teigwaren Fadennudeln Ringnudeln Eiweiß Fett KH weniger als 0,5% 0,1% 85,3% Natrium weniger als 0,02% Kalium weniger als 0,01% 100 g ~ 340 Kalorien Versuchsmuster, Indikations- und Gebrauchshinweise durch RADEMANN, Dr. E. Priemer, 6380 Bad Homburg v. d. H., Postfach 45 kus Klinik und Forschung 9.15 Uhr Prof. Schmid, Aschaffenburg: Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung mongoloider Kinder Dr. Stein, Heidelberg: Derzeitiger Stand der Therapie mit Zellen und Geweben Dr. phil. Csupor (Dipl.-Chemiker), Göppingen: Chemie und Pharmakologie der inha/tsstoffe von Piper methysticum (Kawa-Kawa) Priv.-Doz. Dr. Rosenkranz, Bochum: Neuere Erkenntnisse über die Behandlung von Herzrhythmusstörungen 5.00 Uhr Therapeutische Möglichkeiten der Allergiebehandlung Dr. Schoeler, Karlsruhe: Homöopathische Therapie der Allergie Prof. Kuhlmann, Essen: Nutritive und enterale Allergie Dr. Weiss, Marstetten-Aitrach: Phytotherapie der Allergie Dr. Kolb, Wetzlar: Die mikrobiologische Behandlung allergisch bedingter Erkrankungen Frau Dr. Schütz, Gengenbach: Psychotherapeutische Betrachtungen über den allergischen Menschen FREITAG, 19. SEPTEMBER 1969 Tagesleiter: Dr. Grandpierre, Stuttgart Für die tägliche Praxis gegen Alterserkrankungen 9.15 Uhr Dr. Walther, Pforzheim: Die Psoriasis vulgaris in ihrem verschiedenen klinischen Bild und ihrer derzeitigen Therapie Prof. Knick, Mainz: Neue orale Antidiabetika Dr. Preusser, Bad Harzburg Manuelle Therapie rheumatischer Erkrankungen Dr. Köhler, Bremen: Physikalisch-diätetische Therapie in der Orthopädie Obering. Wagner, Steinhofen: Die Saugwellen- und Staudruck-Therapie in der täglichen Praxis Rationalisierung in der ärztlichen Praxis 15.30 Uhr Dr. Kahlert, Bad Salzuflen: Gemeinschaftspraxis — Praxisgemeinschaft Automatische Datenverarbeitungsgesellschaft, Nürnberg: Der Einsatz der Datenverarbeitung in der Buchführung der ärztlichen Praxis Nachmittags Tagesleiter: Dr. Bischko, Wien Der Arzt von heute und die klassische Akupunktur 15 30 Uhr Dr. H. Schmidt, Stuttgart: Akupunktur als Konstitutionsbegriff Dr. J. Btschko, Wien: Was verstehen wir unter Meridianen der Akupunktur? Dr. H. Löffler, Frankfurt: Die Anwendung der Akupunktur in der täglichen Praxis (FaJJberichfe) GERIATRICUM-SCHWARZHAUPT Orale Procaln-Therapie durch sinnvolle KatalysatorHaematoporphyrin-Kombination bei allgemeiner Erschöpfung, Ermattung, Depression, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Altersbeschwerden, Altersdemenz, Arteriosklerose, Arthritis 1 x täglich 1 Kapsel K.H.3, mindestens 3-5 Monate. K.H.3 ist bestverträglich, ohne Nebenerscheinungen. 30 Kapsein K. H. 3 150 Kapseln K. H. 3 DM 10,40 DM 42,65 Nicht allgemein kassenübUch Bestellschein: Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K.H.3 erbeten (Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes) Phys SONNABEND, 20. SEPTEMBER 1969 Gemeinschaftstagung mit der Gesellschaft für Elektro-Neural-Diagnostik und -Therapie teuere Ergebnisse aus Forschung und Praxis Tagesteiter: Dr. Walb, Homberg 9.00 Uhr Prof. Mehlhardt, Karlsruhe: Der gemessene elektrische Hautwiderstand als diagnostisches Hilfsmittel. — Eine Einführung — Dr. Faust, Karlsruhe: Das unterschiedliche funktionelle Verhalten des elektr. Widerstandes von Haut- und Reaktionsstellen (Reaktionsstellen n. Croon) Dr. Croon, Großen Buseck: Die EN-Therapie im Vergleich zu den gebräuchlichen niederfrequenten Reizstromtherapien Dr. Teichmann, Hamburg: Übereinstimmung von Elektroneural- und Laborbefunden Dr. Höllischer, Baden-Baden: Über Oberbauch-Diagnostik mit dem Croonschen Verfahren Dr. Walb, Homberg: Elektro-Neuralbefunde beim Kreuzschmerz Dr. Brandt, Bad Homburg: Behandlung der vegetativen Dystonie Dr. Riedel, Schloß Diersfordt: Klinik der Elektro-Neural-Medizin — Anwendbarkeit und Kritik Zur Diskussion aufgefordert: Prof. Dr. Thielemann, Frankfurt SONNABEND, 20. SEPTEMBER 1969 Gemeinschaftstagung mit der Arbeitsgemeinschaft Psychotherapieseminare Tagesleiter: Dr. Graf O. Wittgenstein 9,15 Uhr Dr. med. Graf O. Wittgenstein, München: Einführung in das Thema Emanzipation: Begriffe — Tendenzen — Reaktionen Dr. W. Zander, Gauting/Münchsn: Emanzipationsprobleme der heutigen Jugend Dr. G. Wittich, Gengenbach: Emanzipation des Arztes vom magischen Denken in der Medizin Dr. A. R. Bodenheimer, Zürich: Emanzipation von der Psychologie Ankündigungen Die I. Internationale Tagung zur Erforschung herdbedingter Erkrankungen und Regulationsstörungen findet gleichzeitig mit der 20. Tagung der Deutschen Medizinischen Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung e. V. (DAH) in Baden bei Wien vom 16. bis 19. Oktober 1969 im Kongreßhaus statt. Auf Grund der bereits vorliegenden Anmeldungen aus Europa und Übersee sind wir überzeugt, eine Tagung von hohem wissenschaftlichen Charakter veranstalten zu können. Als Hauptthemen sind vorgesehen: I.Gesetzmäßigkeiten biologischer Regulationen (Grundlagen und Klinik) 2. Praevention — Balneologie — Sozialmedizin (Der Patient im Kurort) 3. Emotion — Streß — Kreislauf Anmeldungen und Anfragen sind an das Sekretariat zu richten. Bewährte Therapeutika Isoptin® 80 mg Hersteller: KNOLL AG, Chemische Fabriken, Ludwigshafen Zusammensetzung: Isoptin ist a-!sopropyl-a-/(N-methyl-Nhomoveratryl) - Y - arninopropyl/-3,4-dimethoxyphenylacetonitril. 1 Dragee enthält 80 mg des Hydrochlorids. Pharmazeutik: Isoptin führt zu einer signifikanten Steigerung der Koronardurchblutung. Worin sich Isoptin von den meisten anderen koronarwirksamen Pharmaka unterscheidet, ist, daß es nicht nur die Kranzgefäße dilatiert, sondern über einen anderen Wirkungsmechanismus gleichzeitig die Herzarbeit ökonomisiert. Isoptin besitzt darüber hinaus eine sehr starke antiarrhythmische Wirkung. Die gerade beim Herzkranken so dringend notwendige sympathische Regulationsfähigkeit des Herzens wird durch Isoptin nicht beeinträchtigt. Indikationen: Akute und chronische Koronarinsuffizienz, Angina pectoris, paroxysmale Tachykardie, Tachyarrhythmie, Extrasystolie, Vorbeugung und Nachbehandlung des Herzinfarktes, Altersherz; in Kombination mit Antihypertonika, wie z. B. Reserpin, bei Hypertonie. Dosierung: Erwachsene erhalten 1 Dragee 3mal täglich. Bei rezidivierenden Tachyarrhythmien kann Isoptin 80 mg zur Aufrechterhaltung einer normalen Kammerfrequenz auch in kürzeren Abständen (1 Dragee alle 3—4 Stunden) gegeben werden. Packungen und Preise: Originalpackung mit 20 Dragees 6,25 DM m. MwSt, Originalpackung mit 50 Dragees 14,35 DM m. MwSt. Stoyet© mite-Bronchialbalsam Hersteller: Truw-Arzneimittel Hense KG. Zusammensetzung: In 100 g Balsam sind enthalten: Oleum Thujae 0,5 g ; Oleum Macidis 0,5 g ; Oleum Pini Pumil. 1,5 g ; Oleum Terebinth. 1,5 g; Oleum Pini sibir. 8,5 g; Oleum Eucalypti 8,5 g ; Kampfer 6,0 g. Pharmazeutik: Terpene und Kampfer der ätherischen Öle regen das Atemzentrum an und wirken über den Blutkreislauf sekretlösend, desinfizierend, entzündungshemmend und spasmolytisch. Die durch sie hervorgerufene Reizung bestimmter Hautfelder (Segmenttherapie) führt zur heilsamen Mehrdurchblutung des erkrankten Organs. Indikation: Akute und chronische Katarrhe der oberen Luftwege, Bronchialkatarrhe, Bronchitis, Bronchiektasie, Pneumonie, Pleuritis. Zur kutanen Segmenttherapie. Dosierung: Ein 3—5 cm langes Salbenstück (Kinder: 2 bis 4 cm, je nach Alter) mehrmals täglich und zur Nacht auf Brust und Rücken gut verreiben. Zur Anwendung als Gesichtsdampfbad gibt man ein ca. 1—2 cm großes Salbenstück auf V2—1 Liter heißes Wasser und inhaliert, geschützt unter einem Badetuch. Packung mit 20 g. Progynova® 21 Hersteller: Schering AG Berlin. Zusammensetzung: Progynova® 21, 1 Dragee zu 2 mg östradiolvalerianat, Progynova® 21 mite, 1 Dragee zu 1 mg Östradiolvalerianat. Pharmazeutik: Für die Östrogentherapie klimakterischer Beschwerden ist Östradiol der adäquate Wirkstoff. Durch Bindung an Valeriansäure, aus der das Hormon im Organismus freigesetzt wird, gelang es, unverändertes östradiol für die orale Therapie zu nutzen. Indikation: Beschwerden der Wechseljahre wie Hitzewallungen, Neigung zu Schweißausbrüchen, Schlaflosigkeit, depressiven Verstimmungen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl usw. Dosierung: Nähere Einzelheiten siehe wissenschaftlicher Prospekt. Packung: Progynova 21, Kalenderpackung mit 21 Dragees zu 2 mg östradioivalerianat, Progynova 21 mite, Kalenderpackung mit 21 Dragees zu 1 mg östradiolvalerianat. 10 Jahrgang Heft 8 August 1969 Schriftleitung H Haferkamp Physikalische Medizin und Rehabilitation Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin Wissenschaftlicher Beirat K Albrecht (Undenheim) — H Bialonski (Bad Godesberg) — N Breidenbach (Stuttgart) — H Fleischhacker (Wien) — K Franke (Bad Lauterberg) — P Fnck (Mainz) — W Groh (Bad Durrheim) — H G Guttner (Dresden) — H Harmsen (Hamburg) - R G Heyer (Nußdorf/Inn) — M Hochrein (Ludwigshafen/Rh ) - A Hoff (Bad Wonshofen) - W Huneke (Stuttgart) - K H Kahlert (Bad Salzuflen) - K Kotschau (Schloßberg) H Kolb (Wetzlar) — H Krauss (Berlin-Buch) — W Küster (Magdeburg) - H. Lampert (Bad Homburg) — R v Leitner (Berlin) — H Mommsen (Frankfurt/M ) — W v Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) — G W Parade (Neustadt/Weinstraße) — H Paul (Linz) — A Pischinger (Wien) — H P Rusch (Frankfurt) — H Seyfarth (Rostock) — W Schauwecker (Bensheim) — E G Schenck (Aachen) — F X Schober (Munchberg) — H Schoeler (Karlsruhe) - H Storck (Endbach) - H Tiegel (Halbergmoos) — R Voll (Plochingen) - H F Voss (Heidenheim/Brenz) - H L _ - . . . .. _ Q r a f _ . . . _ . . Walb (Homburg) - R F Weiß (Marstetten-Aitrach) Wittgenstein (München) — Kh Woeber (Aachen) - W Zabel (Berchtesgaden) Aus der Nuklearmedizinischen Abteilung des Zentrallazarettes der Bundeswehr in Koblenz, Leiter Oberarzt Dr Weißenstein stein Diagnostik und Therapie der Schilddrüsenerkrankung mit nuklearmedizinischen Methoden Die Untersuchung der Schilddrüse mit Radioisotopen, vornehmlich mit Jod-131, gründet sich auf die Tatsache, daß die Schilddrüse radioaktives Jod nicht unterscheiden kann von stabilem Jod-127 Es gilt ganz allgemein, daß die chemischen Eigenschaften stabiler Atome die gleichen sind, wie diejenigen von radioaktiven Atomen Um den Radiojod-Schilddrusentest zu verstehen, sei daher kurz auf die Kinetik des stabilen, nicht strahlenden Jod-127 eingegangen Der menschliche Korper benotigt pro Tag etwa 50 Gamma Jod welches ihm mit der Nahrung und mit dem Wasser zugeführt wird Dieses Jod mit der Massenzahl 127 wird nach Aufnahme in dem Verdauungskanal resorbiert und zu etwa einem Drittel über die Blutbahn in die Schilddrüse geleitet Die Schilddrüse kann aus der Blutbahn nur das elementare Jod aufnehmen Sie hat die Fähigkeit, Jod aus der Biutbahn mit einer hohen Aviditat herauszuziehen (Jodination) Durch Einbau des aufgenommenen Jods in die Aminosäure Tyrosin und anschließende verschiedene Kuppelungsprozesse entstehen die beiden Schilddrusenhormone Tnjodthyronm (kurz genannt T-3) und Tyroxin (kurz genannt T-4) Beide Schilddrusenhormone werden an ein Eiweiß, das Thyreogiobulm, in den Schilddrusenfollikeln gespeichert Wenn Hormon benotigt wird, verlaßt das Hormon die Schilddrusenfollikel, gelangt in die Blutbahn und wird hier mit einem Transporteiweißkorper (ein Globulin) in die penpheren Zellen gebracht Die beiden Schilddrusenhormone haben die Aufgaben, den Stoffwechsel in der Zelle zu stimulieren Wirkungsvoll ist das vorher vom Globulin abgelöste Schilddrusenhormon Wird soviel Schilddrusenhormon hergestellt, daß sich der Korper in einer normalen Stoffwechsellage befindet, so spricht man von Euthyreose wird zu wenig Schilddrusenhormon hergestellt, so spricht man von Schilddrusenunterfunktion oder Hypothyreose, wird zu viel Hör mon produziert, so spricht man von Schilddrusenuberfunktion oder Hyperthyreose 187 =hab lahrg Diese 3 Funktionszustande der Schilddrüse können bei allen Großen der Schilddrüse vorkommen: Es gibt kleine, mittelgroße und übergroße Schilddrüsen, welche im Euthyreose-, Hypotnyreose- oder Hyperthyreose-Zustand sind Von Kropf oder Struma spricht man nur dann wenn die Schilddrüse eine sichere Vergrößerung aufweist Vereinzelt wird in der Literatur auch eine normal große Schilddrüse mit einem Knoten bereits als Struma bezeichnet Eine solche Schilddrüse wurde ich als knotig veränderte Schilddrüse betrachten und ihr nicht den Namen Kropf geben Liegt Schilddrusengewebe, nicht normal gelagert vor der Luftrohre und vor dem Schi/dfcnorpef, sondern z B im Zungengrund, so spricht man von dystopem Gewebe Sowohl die Überprüfung der Funktion der Schilddruse, als auch die Darstellung der Schilddrüse gelingt mit dem radioaktiven Jod-131 Die Überprüfung der Funktion wird auch kurz als Funktionsdiagnostik, die Darstellung mit dem Szintigraphen als Lokalisationsdiagnostik bezeichnet Der Radiojod-Schilddrusentest wird wie folgt ausgeführt. Nach Aufnahme der Krankenvorgeschichte und nach Aufnahme des Organbefundes, wobei besonders auf Lage, Große, Form und Festigkeit der Schilddruse Rucksicht genommen wird, erhalt der Patient den „Radiojodtrunk" Man benutzt dabei meist das Jod-131, geliefert von einem radiochemischen Werk, welches die Halbwertszeit von acht Tagen und die Gamma-Strahlenenergie von 360 KeV hat Sind von dem Werk z B 5 mC Jod-131 in 5 ml geliefert, so nimmt man z B , um 50 uC zu haben, aus der Ampulle den 100 Teil mit einer Spritze oder einer Pipette ab, in diesem Fall also 0,05 ml Dieses Radiojod wird in einen Becher gebracht und mit Wasser verdünnt Dieser .Probetrunk" wird dann vor dem Trinken vor dem Meßgerat gemessen. Die ermittelte Impulszahl, z B im vorliegenden Fali 100 000 Impulse/min werden gleich 100% gesetzt Nachdem der Patient nüchtern diesen Probetrunk getrunken hat, wird er sechs Stunden spater zur 1 Kontrollmessung bestellt In der gleichen Geometrie, in der vorher der Becher gemessen wurde wird nun die Schilddrüse vor den Detektor gesetzt, und die Impulszahl, welche die Schilddrüse ausstrahlt, gemessen Hat nach sechs Stunden im vorliegenden Beispiel der Patient 40 000 Impulse/min in der Schilddruse, so hat er 4 0 % der gegebenen Radioaktivität PBJ-131 bisO.2W1 Euthyreose Hypothyr*os# PBJ-131 uberO,2W1 Hyperthyraos« authyreote Struma behandelte Hyperthyreose endokriner Exophthalmus •• — Hyperthyreose "•* ™^ Hypothyrwoa© • • • • Jodaviditat Abb. 1 gespeichert. Eine weitere Messung erfolgt nach 24 Stunden, die letzte Messung nach 48 Stunden; gleichzeitig wird ihm (nach 48 Stunden) 20 ml Blut abgenommen. Die Abbildung Nr. 1 zeigt den Kurvenverlauf bei Euthyreose, bei Hypothyreose, sowie bei Hyperthyreose. Bei der Euthyreose steilen wir also, wie die Abbildung zeigt, im allgemeinen zwischen der 10. und 48. Stunde liegendes Plateau fest, mit der höchsten Speicherung von im allgemeinen 6 0 % . Bei der Unterfunktion stellten wir eine geringe Aufnahme von Radiojod und eine plateauförmige Linie zwischen der 6. und 48. Stunde fest. Bei der Überfunktion finden wir eine schnelle und hohe Aufnahme in den ersten 24 Stunden, sowie darauffolgend eine schnelle Abgabe des Radiojods. Die Blutabnahme 48 Stunden nach dem Radiojodtrunk dient dazu, die Impulszahl im Blutserum und damit den intralhyreoidalen Jodumsatz festzustellen. Wir setzen diese Impulszahl in Beziehung zu der gegebenen Radioaktivität beim Radiojodtrunk. Normalerweise finden wir, bezogen auf 1 Liter Serum nach 48 Stunden weniger als 0 , 2 % der gegebenen Aktivität wieder. Diese Aktivität von im allgemeinen weniger als 0,2% pro Liter Serum bei euthyreoten Schilddrüsen setzt sich zusammen aus Radiojod, welches im Molekül des Schilddrüsenhormones sitzt, sowie aus anorganischem Jod und aus Radiojod, welches aus Bruchstücken des Schilddrüsenhormones stammt. Von Bedeutung ist nur das an Protein gebundene Jod-131, welches im allgemeinen als identisch betrachtet wird mit dem Jod, das im Schilddrüsenhormon gebunden ist. Man bezeichnet es als PBJ-131 (Protein bound jodine). Liegt die Gesamtserumaktivität über 0,25% pro Liter Serum (in Bezug der Ausgangsaktivität), dann wird PBJ-131 durch Fällung im Serum mit Trichloressigsäure bestimmt. Bei Schilddrüsenüberfunktion wird zu viel Schilddrüsenhormon gebildet. Daher ist bei Schilddrüsenüberfunktion nicht nur die Gesamtserumaktivität nach 48 Stunden erhöht, sondern auch PBJ-131. Das charakteristische der Schilddrüsenüberfunktion im Radiojod-Test ist also hohe Radiojod-Aufnahme, schnelle Radiojod-Abgabe aus der Schilddrüse — weil das aufgenommene Jod rasch in die Aminosäuren eingebaut wird, um Schilddrüsenhormon zu bilden — anschließend schnelles Absondern des mit Jod-131 markierten Schilddrüsenhormons und Auftauchen des mit Jod131 markierten Schilddrüsenhormons im Blut. Die Hormonbestimmung im Bfut kann auch unmittelbar durchgeführt werden, ohne Verwendung von Radiojod. Man drückt dieses Ergebnis als PBJ-127 aus. Eine euthyreote Schilddrüse hat im Blutserum zwischen 4 und 8 Gamma PBJ-127 pro 100 ml Serum. Ist der Wert von 8 Gamma überschritten, muß man Schilddrüsenüberfunklion annehmen, es sei denn, daß der Patient große Mengen Jod vor- her eingenommen hat, z. B. mit Mexaform S oder als Lugofsche Lösung oder als Röntgenkontrastmittel. Hiermit komme ich auf die Störanfälligkeit des RadiojodSchilddrüsentestes: Hat der Patient, bevor der Radiojod-Schilddrüsentest ausgeführt wird, irgend ein jodhaltes Präparat, wie z. B. Mexaform S eingenommen, so ist zunächst einmal der Jodspiegel im Blut erhöht und auch PBJ-127 könnte, als in-vitroTest allein auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen. Es ergibt sich bereits aus diesem Hinweis, daß nur die Durchführung von PBJ-127 zur Feststellung der Funktionslage der Schilddrüse unzureichend ist. Das von der exogenen Jodzufuhr herrührende Jod-127 gelangt aber, wie oben ausgeführt, auf dem Blutwege zur Schilddrüse und die Schilddrüse hat jetzt, Dank der Großzufuhr an Jod-127, ein Überangebot an Jod. Ein solches Überangebot an stabilem radioinaktivem Jod-127 blockiert beim Radiojod-Schilddrüsentest nachfolgend die Aufnahme von Jod-131. Man findet also in solchen Fällen — wenn vorher Jod-127 mit Medikamenten oder aus anderen Gründen eingenommen wurde — eine mangelhafte Jod-131-Aufnahme in die Schilddrüse. Es könnte die Kurve entstehen wie bei Schifddrüsenunterfunktion. Stützt man sich afso — ohne zu wissen, daß vorher Jod-127 eingenommen wurde — allein auf den Radiojod-Schilddrüsentest ab, so wird man hier die Diagnose Schilddrüsenunterfunktion stellen. Vor dieser Fehldiagnose bewahrt einem jedoch die Ausführung der Untersuchung auf PBJ-127. Dies wird in solchen Fällen, wo exogene Jodzufuhr zur Blockade der Schilddrüsen für Jod-131 führte, deutlich erhöht sein, meist über 12 Gamma. Diese Diskrepanz muß den Arzt auf den Gedanken führen, daß vorher Jod-127-Präparate eingenommen wurden. Es ist daher, an Hand dieses Beispiels, dringend erforderlich, vor Ansetzen des Radiojod-Schiiddrüsentestes eine Vorgeschichte aufzunehmen, die besonders nach vorangegangener Medikation fahndet. Seit einigen Jahren hat sich ein Test bewährt — es handelt sich um einen in-vitro-Test — bei dem untersucht wird, wieviel spezifisches Transporteiweiß vom Schilddrüsenhormon besetzt ist. Im allgemeinen wird dieser Test als T 3 Test bezeichnet. Dabei setzt man dem Serum des Patienten im Reagenzglas radioaktives Schilddrüsenhormon zu und kann anschließend durch verschiedene Verfahren feststellen, inwieweit der Serumtransportraum ausgenutzt ist, bzw. wie weit der Serumtransportraum noch frei ist, Schilddrüsenhormon aufnehmen zu können. Ein Ergebnis des T3-Testes von z. B. 4 5 % weist auf übermäßige Ausnutzung des Transporteiweißes hin, deutet also auf Schilddrüsenüberfunktion. Ein Ergebnis von 1 8 % deutet darauf hin, daß noch relativ viel Transporteiweiß frei ist, um Schilddrüsenhormon zu transportieren; dieses Ergebnis deutet also auf Unterfunktion. Es gibt jedoch eine Reihe Medikamente, die auch den T3-Test beeinflussen. Insbesondere muß darauf hingewiesen werden, daß die Ovulationshemmer den T3-Test erniedrigen. Der T3-Test hat jedoch den Vorteil, daß er die wahre Situation wiedergibt, auch wenn exogene Jodzufuhr, z. B. durch Röntgenkontrastmittel erfolgt. Die Funktionslage der Schilddrüse kann als relativ sicher abgeklärt werden, wenn das Ergebnis der Radiojod-2-Phasen-Test-Untersuchung, das Ergebnis von PBJ-131, von PBJ-127 und vom T3-Test vorliegt. Die Funktionsdiagnostik, wie eben beschrieben, sollte jedoch nicht allein ausgeführt werden. Sie soll immer in Verbindung stehen mit der Lokafisationsdiagnostik, d. h. mit der szintigraphischen Darstellung der Schilddrüse. Im allgemeinen ist das Maximum der Radiojod-Speicherung in der 24. Stunde erreicht. Zu dieser Zeit oder, wie die Messung ergeben hat, schon vorher oder auch spater, wird der Patient auf den Szintigraphen gelegt und das Szintigramm angefertigt. Die physikalische Grundlage für die Szintigraphie ergibt sich aus der Tatsache, daß die Schilddrüse Gammastrahlen des Radiojods aussendet. Diese Gamma-Strahlen, die aus der Schilddrüse austreten, werden von einem Detektor, der über die Schilddrüse meanderförmig fährt, aufgenommen. Fährt dieser Detektor also zeilenförmig über die Schilddrüse und ist er elektronisch so geschaltet, daß mit einfallenden Strahlen gleichzeitig ein Druckpunkt oder Drucfcstrich auf einem Stück Papier auffällt, dann werden wir auf diesem Stück Papier die Wiedergabe der Schilddrüse in bildlicher Form erhalten. Theoretisch könnten wir die Abbildung der Schilddrüse auch erreichen, in dem wir einen normalen Röntgenfilm auf die Schilddrüse aufsetzen. Da jedoch die Gammastrahlung rein mengenmäßig sehr gering ist, müßte ein solcher Film viele Tage lang vor der Schilddrüse des Patienten getragen werden, was technisch unmöglich ist. Die elektronische Verstärkung, die sich an den Detektor anschließt, gibt uns jedoch die Möglichkeit, die geringe aus der Schilddrüse austretende Strahlung zu benutzen, eine bildliche Darstellung der Schilddrüse zu erlangen. Eine solche bildliche Darstellung wird Szintigramm oder Scan genannt. Der Szinligraph gibt die normale Größe der Schilddrüse wieder, bringt also eine Abbildung im Größenverhältnis 1:1.*) Wird dazu noch die Lage des Schildknorpels und des oberen Randes des Brustbeins im Szintigramm markiert, bekommt man eine absolut genaue Wiedergabe der Schilddrüse. Zunächst kann man sich über die Größe der Schilddrüse äußern. Ferner über die Lage und über die Symmetrie oder Asymmetrie; es können bereits am Halse im Bereich der Schilddrüse tastbare Knoten wiedergegeben werden. Tastbare Knoten können sich im Szintigramm als Zonen besonderer Anreicherung von Radioaktivität oder afs Zonen mit besonders wenig Radioaktivität darstellen; man spricht von heißen und von kühlen Knoten. Kühle oder kalte Knoten sind stets malignomverdächtig. Die Diagnose Malignom ist vor allem dann naheliegend, wenn außer Fall A. K., 32 Jahre. Abb. 2a euthyreote, plumpe Schilddrüse unter dem Szintigraphen. Abb. 2b die gleiche Schilddrüse unter der Anger-Kamera. Abb. 2c die gleiche Schilddrüse unter dem Kernspeicher (3-dimensional aufgenommen). 189 lehab. Jahrg. *) Ein modernes Abbildungsgerät ist die Anger-Kamera, die die Darstellung der Schilddrüse in kürzester Zeit erlaubt. Ist die AngerKamera mit einem Kernspeicher und Vielkanalgerät verbunden, kann das Organ sogar 3-dimensional dargestellt werden. Abb. 2a, b, o. einem kühlen bzw. kalten Bezirk der tastbare Knoten besonders derb ist. Eine Anhäufung von Radioaktivität, ein sogenannter heißer Bezirk, kann zustande kommen dadurch, daß an dieser Stelle mehr Schilddrüsengewebe vorhanden ist, sozusagen hier die Schilddrüse dicker ist und dadurch eine erhöhte Aktivität in diesem Bereich vorgetäuscht wird. Ein solch heißer Knoten kann jedoch auch tatsächlich die erhöhte Aktivität in einem umschriebenen Bezirk der Schilddrüse wiedergeben. Man spricht in solch einem Fall von einem toxischen kompensierten Adenom. Ist dieses toxische Adenom so stark in Tätigkeit und wirft es soviel Schilddrüsenhormon in die Peripherie, daß die registrierende Hypophyse kein thyreotropes Hormon mehr abgibt, so wird das normale Schilddrüsengewebe nicht mehr in Tätigkeit sein. Man spricht in diesem Fall von einem toxischen dekompensierten Adenom. Ein kompensiertes toxisches Adenom kann verbunden sein mit euthyreoter, jedoch auch mit hyperthyreoter Funktionslage. Ein toxisches dekompensiertes Adenom ist meist mit hyperthyreoter Funktionslage verbunden. Würden wir im Falle eines toxischen dekompensierten Adenoms lediglich den 2-Phasen-Radiojod-Test ausgeführt haben, so hätten wir die Diagnose gestellt „Schilddrüsenüberfunktion". Nach konventioneller Methode hätten wir einen Therapieversuch mit entsprechenden funktionsbremsenden Mitteln, z. B. Favistan unternommen. Auf die Dauer gesehen würde jedoch eine medikamentöse Therapie eines toxischen dekompensierten Adenoms zu keinem Erfolg führen. Ein toxisches dekompensiertes Adenom muß entweder chirurgisch oder mit Radiojod reseziert werden.*) Sehr oft finden wir bei von außen normal großer und unverdächtiger Schilddrüse im Szintigramm kühle oder heiße Knoten. Funktionsmäßig kann es sich hier in solchen Fällen um eine Euthyreose handeln. Die wahre Diagnose würde jedoch z. B. in solch einem Fall heißen: euthyreote, knotig veränderte Riesenstruma, oder euthyreote parenchymatöse Struma, oder hyperthyreote, normal große Schilddrüse. Im allgemeinen geht die Kurve der Schilcidrüsenunterfunktion (s. Abbildung 1) einher mit einer flauen Darstellung der Schilddrüse im Szintigramm, weil die Schilddrüse wenig Jod-131 aufnahm. Es kann jedoch sein, daß der auf die normale Schilddrüse gerichtete Detektor nicht alles strahlende Gewebe aufgenommen hat. Dies ist zuweilen der Fall bei der sogenannten Zungenschilddrüse. Bei der Zungenschilddrüse finden wir Schilddrüsengewebe im Zungengrund. Auch dieses Gewebe wird sich, wenn es sich normal darstellt, im Szintigramm finden lassen. Es gibt auch Fälle, wo neben der normalen Schilddrüse zusätzlich eine Zungenschilddrüse vorhanden ist. Auch eine große substernale Struma kann dem normalen Strahlenkegel des Detektors entgehen, das Bild einer Euthyreose im 2-Phasen-Test wiedergeben, jedoch erst im Szintigramm finden wir einen sogenannten großen Tauchkropf. Schließlich kann das Funktionsbild der Schilddrüsenunterfunktion zurückzuführen sein auf mangelhafte Abgabe von thyreotropem Hormon seitens der Hypophyse. Wir sprechen dann von sekundärer Schilddrüsenunterfunktion. Führt man diesem Patienten thyreotropes Schilddrüsenhormon zu, so finden wir anschließend eine normale Funktionskurve und eine gute Darstellung der Schilddrüse. Man spricht von einem Stimulationstest. Der Test wird auch ausgeführt, wenn es sich um ein toxisches dekompensiertes Adenom nach dem Szintigramm handelt. Das vorher von dem toxischen dekompensierten Adenom unterdrückte Schilddrüsengewebe wird sich nach Anregung von thyreotropem *) Es kann sich aus einem warmen Knoten gelegentlich im Zeitraum von wenigen Monaten entwickeln (Abb. 3a, b). : all O. G,, 34 Jahre. Hypothalamus . 3a a) Struma mit warmem Bezirk, euthyreot, am 30. 9. 68. Beschwerden: schiechter Schlaf, mäßige Halsumfangszunahme in den letzten Monaten. wenig Abb. 3b b) Entwicklung zu einem toxischen dekompensierten Adenom, Szintigramm vom 9. 1. 69, noch euthyreote Funktionslage. Im Hinblick auf das Alter Empfehlung der chirurgischen Resektion des toxischen dekompensierten Adenoms. Hormon gut zur Darstellung bringen lassen. Erst dann können wir nach diesem Test mit Recht und ohne Zweifel von toxischen dekompensierten Adenomen sprechen. Eine auch mit thyreotropen Hormon nicht ausreichend zur Tätigkeit führende Schilddrüse zeigt eine primäre Unterfunktion. Zuweilen besteht Zweifel darüber, ob schon Überfunktion vorliegt oder noch Euthyreose vorhanden ist. In diesem Fall lassen wir den Patienten 5 Tage hintereinander je 100 Gamma Thybon schlucken. Ist bei einem nachfolgenden zweiten Test die Aufnahme von Radiojod um mehr als 3 0 % herabgesetzt, können wir sagen, daß der sogenannte Suppressionstest bewiesen hat, daß es sich um eine Euthyreose handeft. fm affgemeinen ist hyperthyreotes Scfiifddrüsengewebe vom Reglerkreis (Abb. 4) unabhängig, so daß selbst die Zufuhr von Schilddrüsenhormon in Form von Medikamenten, das überfunktionierende Gewebe nicht bremst. Der Suppressionstest kann demnach auch dazu dienen, einen heißen oder warmen Knoten abzutrennen von einem toxischen kompensierten Adenom. Bei einem toxischen kompensierten Adenom werden wir nach Verabreichung von Schilddrüsenhormon das gesunde Gewebe beim 2. Test unterdrückt haben und nur noch den heißen Knoten im Szintigramm zur Darstellung bringen können. SchJießJfch sei an die akute, subakute Schilddrüsenentzündung (De Quervain) sowie an die chronischen Schilddrüsenentzündungen des Typs Hashimoto und des Typs Riedel gedacht. Fehlverwertung T3 T4- Abb. 4 Darstellung des Reglerkreises und die Beeinflussung des Reglerkreises von außen: Der Hypophysenvorderlappen liefert das thyreotrope Hormon. In der Jodinationsphase rafft die Schilddrüse das Jod. In der Jodisationsphase wird das Jod an Thyrosin gekoppelt. Die Schilddrüse liefert die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Das in der Biutbahn kreisende Schilddrüsenhormon beeinflußt die Tätigkeit des Hypophysenvorderlappens bezüglich der Abgabe von thyreotropem Hormon (TSH). Die Tätigkeit der Schilddrüse kann diagnostisch überwacht werden durch Untersuchung auf PBJ-127 und T3 sowie durch den 2-Phasen-Radiojod-Test mit PBJ-131. Das bei Jodfehlverwertung aus der Schilddrüse freiwerdende Jod beeinflußt nicht den Reglerkreis. Diagnostisch und therapeutisch kann die Schilddrüse beeinflußt werden durch Stimulierung mit thyreotropem Hormon (TSH) sowie durch Jod. Dabei kann Jodzufuhr sowohl zur Überfunktion als auch bei großen Gaben zur Blockade der Schilddrüse fuhren. Beim Suppressionstest wird durch medikamentös zugeführtes Schilddrüsenhormon die Abgabe von TSH aus dem Hypophysenvorderlappen vermindert. Die wichtigsten antithyreoidalen Substanzen sind: Perchlorat, Methylthiouracil, Propylthiouracil und Methylmerkaptoimidazol. Funktionen verlaufen alle Schilddrüsenentzündungen meist wie eine Schilddrüsenunterfunktion. Im befallenen Gebiet findet man im Szintigramm meist eine Minderstrichelung. Bei der subakuten De-Quervain-Schilddrüse findet man meist einen festen harten Knoten, der an Malignom denken läßt. Solche Schilddrüsen werden daher meist unter Malignomverdacht operiert, und erst der Pathologe bringt den Befund De Quervain. Auch bei der chronischen Schilddrüsenentzündung des Typs Hashimoto sowie des Typs Riedel wird vorzugsweise an Malignom gedacht, weil ein kühler Bezirk im Szintigramm festgestellt und weil tastmäßig der befallene Bezirk hart ist. Die beste Prognose hat die akute Schilddrüsenentzündung, wenn sie rechtzeitig erkannt, mit Antibiotika und zu Beginn mit Röntgenbestrahlung (Entzündungsbestrahlung) behandelt wurde. Auch bei der subakuten Thyreoiditis De Quervain kann eine Entzündungsbestrahlung angebracht erscheinen. Die meisten Schifddrüsenentzüncfungen befaffen nicht das ganze Organ, sondern nur Teile davon. Daran muß gedacht werden. Nach Ablauf einer Entzündung bleibt zuweilen ein kleiner arbeitender Parenchymrest stehen. Bis jetzt wurde nicht auf die Klinik der Schilddrüsenüberoder Unterfunktion eingegangen. Es gibt keine klinischen sicheren Zeichen, welche eine Schilddrüsenüberfunktion beweisen. Das häufigste klinische Zeichen der Schifddrüsenüberfunktion ist jedoch das Gefäßrauschen, mit dem Stethoskop hörbar über der Schilddrüse. Das tastbare Schwirren ist selten. Es muß darauf hingewiesen werden, daß auch eine ausgeheilte Schilddrüsenüberfunktion, welche sich nach der Therapie in euthyreoter Funktionslage befindet, oft das Gefäßrauschen beibehält. Jedoch zeigt das Fehlen des Gefäßrauschens über der Schilddrüse nicht, daß keine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt. Die Therapie der Schilddrüsenüberfunktion richtet sich vor allem nach dem Grad der Überfunktion, nach der Größe der Schilddrüse sowie nach dem Alter des Patienten. Eine normal große, überfunktionierende Schilddrüse eines Patienten bis zum 35. Lebensjahr wird man mit funktionsbremsenden Mitteln wie Favistan behandeln. Niemals sollte ein funktionsbremsendes Mittel allein gegeben werden, weil thyreotropes Schilddrüsenhormon von der Hypophyse dann vermehrt abgegeben wird und die Schilddrüse zur Vergrößerung anregt. Die Folge einer Favistantherapie ohne gleichzeitige Verabreichung von Schilddrüsenhormon würde also zwar eine normale Funktionslage, jedoch die Entwicklung eines Kropfes zur Folge haben. Eine überfunktionierende Struma bei einem Patienten unter 35 Jahren kann neben medikamentöser Therapie auch chirurgischer Resektion zugeführt werden. Jenseits der 35 Jahre kann man bei alten Schilddrüsenüberfunktionen an Radiojod-Resektion denken. Sie ist bei kreislaufgeschwächten Patienten die Therapie der Wahl. Das Prinzip der sogenannten Radiojod-Resektion bei Schilddrüsenüberfunktion: Die Wirkung der Radiojod-Behandlung bei der Schilddrüsenüberfunktion beruht auf der Tatsache, daß Radiojod auch Betastrahlen aussendet, welche im Gewebe einige Millimeter weit eine ionisierende und zellvernichtende Wirkung haben. Es gibt mehrere Rechenverfahren, um die Dosis von Radiojod festzulegen, die notwendig ist, um die entsprechende Schilddrüsenüberfunktion zu behandeln. Alle diese Rechenverfahren bringen jedoch kein überzeugendes Resultat. Die Erfahrung in der Behandlung mit Radiojod bei Schilddrüsenüberfunktion ist durch kein Rechenverfahren zu ersetzen. Im allgemeinen wird eine normal große, überfunktionierende Schilddrüse mit 4—6 mC Radiojod behandelt. Je größer die Schilddrüse ist, desto mehr Radiojod kann gegeben werden. Es hat sich das Verfahren der fraktionierten Radiojod-Behandlung bewährt, das heißt, daß man zunächst eine kleinere Dosis Radiojod gibt, kleiner als man zunächst glaubt die Oberfunktion behandeln zu müssen. Da die Wirkung der Radiojod-Behandlung erst nach 4—8 Wochen zum Tragen kommt, kann man nach V4-V2 Jahr ggfs. eine Nachresektion, vielleicht sogar später eine zweite oder dritte Nachresektion ausführen. 191 tehab Jahrg! Weil, wie oben dargelegt, das Jod-131 neben der nur Millimeter weit dringenden Beta-Strahlung vor allem die Gammastrahlung, welche zur Diagnostik benutzt wird, aussendet, muß der sich der Radiojod-Resektion unterziehende Patient nach der Ersten Strahlenschutzverordnung für einige Tage in ein Einzelzimmer gelegt werden, zumindest so lange, bis er in der Schilddrüse nur noch 2 mC Radiojod hat. Ein toxisches dekompensiertes Adenom benötigt im allgemeinen 10—20 mC Radiojod. Neuerdings ist man auch dazu übergegangen euthyreote Strumen, vor allem bei älteren Leuten, mit Radiojod vorteilhaft zu behandeln. Man kann mit Radiojod-Behandlung der Strumen doch meist eine Halsumfangsverkleinerung um einige Zentimeter erreichen. Wichtig zu wissen ist, daß die Radiojod-Wirkung, wie dargelegt, erst einige Wochen nach Verabreichung zur Auswirkung kommt. Es gilt deshalb auch oft die Zeit zwischen der Radiojod-Gabe und dem Einsetzen der Wirkung zu überbrücken. Dazu eignet sich z. B. Reserpin oder die üblichen dämpfenden Mittel. Frühestens nach einer Woche sollte man mit Favistan beginnen, weil Favistan ja das rücklaufende Radiojod hindert, wieder in die Schilddrüse hineinzukommen. Weil die Radiojod-W/rkung so spät zum Tragen kommt, kann eine Thyreotoxikose zunächst auch nicht mit Radiojod behandelt werden. Im Vordergrund der Behandlung der Thyreotoxikose steht die starke Jodzufuhr, z. B. mit 500 mg Jod als Tagesdosis in Form von Lugoischen Tropfen peroral oder in Form von z. B. 4 ml indojodin als Injektion. Wegen der Erschöpfung der Nebennierenrinde kann zusätzlich mit 100—200 mg Cortisol in Form eines Dauertropfs behandelt werden. Zusätzlich können Breitbandantibiotika erforderlich werden. Die Gabe von Atosil und Haloperidol ist vorteilhaft. Bei starker Austrocknung ist intravenöse Flüssigkeitszufuhr notwendig. Erst wenn die Thyreotoxikose überwunden ist, kann an Radiojod-Zufuhr gedacht werden. Die Radiojod-Therapie ist aber erst dann sinnvoll, wenn die Blockade der Schilddrüse durch die vorangegangene Jodgabe aufgehoben ist. Da vorher viel Jod gegeben wurde, um die Thyreotoxikose zu beheben, kommt also eine Radiojod-Behandfung meist erst viele Wochen nach Überstehen der Thyreotoxikose in Frage. Die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion sowie die Behandlung von Strumen mit Radiojod kommt in unserer Abteilung erst in Frage bei Patienten jenseits des 35. Lebensjahres, im allgemeinen jenseits des 45. Lebensjahres. Man muß wissen, daß, gleichgültig, ob die Schilddrüsenüberfunktion mit Radiojod oder durch chirurgische Resektion behandelt wurde, nach der Therapie der Radiojod-2-Phasen-Test meist in gleicher Form verläuft wie vor der Überfunktion. Die Ursache ist darin zu sehen, daß das verbliebene Gewebe meist weiterhin in Überfunktionslage liegt. Man spricht von limitierter Überfunktion. Selbst PBJ-131 bleibt erhöht, weil der sogenannte Jodpool verkleinert ist und beschleunigt Radiojod durch das verbJiebene Schiiddrüsengewebe hindurchgeschleust wird. Auch nach erfolgreicher Behandlung mit Favistan haben wir solche Kurven wie bei Überfunktion oft weiterhin beobachtet. In solchen Fällen bewährt sich der T3-Test und PBJ-127, welche Ergebnisse bringen, die die wahre Funktionslage wiedergeben (Abb. 5). Unser Institut liegt mitten in einem endemischen Kropfgebiet: Koblenz liegt sozusagen im Mittelpunkt von Hunsrück, Eifel und Westerwald. Die häufigste Diagnose ist also bei uns Struma. Diese Struma ist meistens euthyreot. Noch häufiger als die Diagnose euthyreote Struma ist jedoch die Diagnose normaf große, euthyreote Schilddrüse. Eine solche Diagnose wird oft vom überweisenden Arzt widerwillig entgegengenommen. Er hatte eine sichere Überfunktion angenommen und ist enttäuscht, daß diese Überfunktion durch den Radiojod-Test nicht bestätigt ist, Der überweisende Arzt sollte sich jedoch mit dieser Diagnose zufrieden geben und sollte froh sein, daß die Schilddrüsenüberfunktion ausgeschlossen ist und daß er praktisch einen Patienten mit der sogenannten „vegetativen Dystonie" vor sich hat. Der Nuklearmediziner kann ihm in diesem Fall empfehlen zu behandeln wie bei „vegetativer Dystonie". Euthyreote, normal große Schilddrüse ist eine Diagnose, die dem überweisenden Arzt auch sagt, daß ein Fall K. A. I2jähriges Mädchen. Fall G. M, 40 Jahre m l , «»WA.. « » W A . .1 I I f> *, » MW'.PMttfy. Mttfy i» i ?. "•»•Vi . 'S, V i1 fs S, V 1 (?•••* ?• Hi ',»,1 t <« * »M i ii :.gih-." i» i s«; \'uf*a'U'7--^"XmmMSS^mMdrlK i t Hl . * t , ,v u•.«•:. » , l * . * > I"5S Abb. 5 Struma mit ungleichmäßiger Aktivitätsverteilung; RadiojodTest: Nach 8 Stunden 75%, nach 47 Stunden 56% gespeichert; PBJ-131 1,57'%/1. Deutliches Gefäßschwirren über dem rechten Schilddrüsenlappen. T3-Test jedoch mit 24% und PBJ-127 mit 4 Gamma normal. Vorausgegangen war eine Behandlung mit Pitufrin. Der T3-Test und PBJ127 beweisen, daß trotz des hier für Schilddrüsenüberfunktion typischen Kurvenverlaufs und trotz des erhöhten PBJ-131 zum Zeitpunkt der Untersuchung eine euthyreote Struma vorlag. evtl. bestehender Hochdruck nicht auf die Schilddrüse zurückzuführen ist; eine Diagnose, die ihm mitteilt, daß die Herzbeschwerden nicht auf die Schilddrüse zurückzuführen sind, eine Diagnose, die aussagt, daß die Schilddrüse nicht die Ursache für eine Körpergewichtsabnahme ist. Eine Diagnose, die sicher aussagt, daß die nervösen Erscheinungen des Patienten nicht auf die Schilddrüse zurückzuführen sind. In diesem Sinne ist eine solche Ausschlußdiagnose überaus wertvoll. Relativ selten ist die Diagnose Schilddrüsenunterfunktion, die zunächst zu trennen ist in primäre Unterfunktion, wenn kein Schilddrüsengewebe vorhanden ist und wenn der Stimulationstest ebenfalls keine Schilddrüsenaklivität mehr erbrachte. Hier hilft nur Substitution mit Schilddrüsenhormon, z. B. täglich 1 Tablette Novothyral. Bei der sekundären Schilddrüsenunterfunktion, bei der zu wenig thyreotropes Hormon von der Hypophyse abgegeben wird, hilft die Verabreichung von TSH nur vorübergehend. Eine sekundäre Schilddrüsenunterfunktion zwingt den Arzt dazu, eine gezielte Hypophysenuntersuchung zu veranlassen sowie schließlich auch Schilddrüsenhormon zu verabreichen. Wie oben ausgeführt, ist die Schilddrüsenunterfunktion häufig die Folge einer Schilddrüsenentzündung. Sie kann auch die Folge einer zu starken Radiojod-Resektion oder einer übermäßigen chirurgischen Resektion sein. Schließlich ist an die angeborene Schilddrüsenunterfunktion zu denken. Eine Patientin mit einer Schilddrüsenunterfunktion wird im allgemeinen ein euthyreotes Kind gebären. Die Durchführung des Radiojod-Schilddrüsentestes, insbesondere jedoch die Durchführung der Radiojod-Resektion während der Schwangerschaft ist nicht erlaubt. In diesem Fall muß man sich mit den in-vitro-Testen, dem PBJ-127 und dem T3-Test behelfen. Bei Kindern verabreicht man eine besonders kleine Dosis Radiojod, um die Funktion zu untersuchen, benutzt aber zur Darstellung der Schilddrüse im Szintigramm das dem RadioJod-131 gleichwertige Radio-Tectmetium, das den Vorteil hat, ein reiner Gamma-Strahler zu sein, der die Schilddrüse praktisch nicht schädigt. Die Szintigraphie mit Radio- Abb. 6 Normalgroße, unauffällige Schilddrüse in euthyreoter Funktionslage. Kein Knoten in der Schilddrüse tastbar; jedoch harter Lymphknoten am Hals re. Exstirpation des Knotens und histologische Untersuchung (Prof Dr. med. H. Kaiserling): Metastase eines malignen pappiiären Adenoms der Schilddrüse. Erneute Szintigraphie der Schilddrüse unter den verschiedensten Bedingungen; in keinem Szintigramm war ein kalter Knoten auffindbar. Freilegung der Schilddrüse: Über reiskorngroßer Primärtumor im rechten Schilddrüsenlappen. technetium setzt sich gegenüber der Szintigraphie mit Jod-131 aus Gründen der Strahlenbelastung mehr und mehr durch. Zur Therapie des Schilddrüsenmalignoms: In einem heißen Knoten ist außerordentlich selten Malignität nachzuweisen. Malignome befinden sich vorwiegend in kalten Zonen der Schilddrüse. Findet man einen derben, kalten Knoten, so ist der Patient möglichst schnell dem Chirurgen zuzuführen. Ihm bleibt überlassen, ob er nur den Knoten, einen Lappen oder die gesamte Schilddrüse reseziert (Abb. 6). Der Versuch einer Radiojod-Resektion eines Mafignoms der Schilddrüse ist deshalb meist ohne Zweck und ohne Sinn, weil ja der Knoten Radiojod nicht oder zu wenig speichert. Nur bei Speicherung von Radiojod, eine Tatsache, die sich aus dem Szintigramm ergibt, ist RadiojodResektion des Malignoms möglich. Es ist nicht selten, daß Metastasen eines Schilddrüsenmalignoms in Wirbelsäule, Brustbein und Knochen gefunden werden. Speichert eine solche Metastase Radiojod, dann ist der Versuch der Radiojod-Therapie der Metastase sinnvoll. Leider wird jedoch, obwohl Radiojod dann in massiven Dosen gegeben wird, obwohl auch die Metastasen im Knochensystem zum Verschwinden gebracht werden, auf die Dauer gesehen, keine Heilung erreicht. Auch die Behandlung einer Knotenstruma mit vorwiegend kühlen Knoten ist sinnlos, weil die kühlen Knoten ja Radiojod nicht aufnehmen. Auch hier bleibt nur die chirurgische Resektion übrig. Strumenträger unter 25 Jahren sollten jedoch im allgemeinen dem Chirurgen noch nicht zugeführt werden. Bei Patienten unter 25 Jahren hat sich immer noch die medikamentöse Therapie mit der Verabreichung von Schilddrüsenhormon sehr bewährt. Die Gabe von täglich V2 oder 1 ganzen Tablette Novothyral greift in den Reglerkreis oft so genügend ein, daß über die Hypophyse das Wachstum der Schilddrüse gebremst wird, ja sie sich sogar zurückbildet. Die Medikation muß mindestens V2—I Jahr durchgeführt werden. Findet man im Radiojod-2-Phasentest eine besonders hohe Jodavidität und kann man an Jodmangelstruma denken, so kann zusätzlich die Verabreichung von kleinen Mengen Jod, z. B. alle 14 Tage 10 Tropfen Lugolscher Lösung in einem Glas Wasser, vorteilhaft sein. Auch nach chirurgischer Resektion einer Struma sollte der Radiojod-Test wiederholt werden, um die Funktion des verbliebenen Gewebes festzustellen. 192 Physik 10. Jäh Insbesondere erscheint die Rezidivbehandlung mit Schilddrüsenhormon vorteilhaft zu sein. Praktisch verschreiben wir jedem Patienten, der sich einer chirurgischen Strumaresektion unterzog, für mehrere Monate Schilddrüsenhormon, um über die Hypophyse in den Regierkreis einzugreifen, um ein Rezidiv zu vermeiden. Spricht man von der Schilddrüsenfunktion, so sollte nicht vergessen werden, an die endokrine Ophthalmopathie zu denken. Ein endokriner Exophthalmus liegt dann vor, wenn PBJ-131 erhöht ist, wenn der Suppressionstest festgestellt hat, daß vom Reglerkreis unabhängig arbeitendes Gewebe in der Schilddrüse vorhanden ist. Ist der Exophthalmus mit Schilddrüsenüberfunktion verbunden, so kann man höchstwahrscheinlich in jedem Fall von endokriner Ophthalmopathie sprechen. Die fraktionierte Radiojod-Resektion erscheint zur Behandlung eines Exophthalmus vorteilhafter als die chirurgische Resektion. Nach chirurgischer Resektion ist nicht selten eine Verschlechterung des Exophthalmus zu beobachten. Ein endokriner Exophthalmus ist nicht ausgeschlossen, wenn der Radiojod-2-Phasen-Test ein normales Ergebnis erbracht hat. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Bedeutung von PBJ-131 hingewiesen: PBJ-131 ist so gut wie immer erhöht bei der Schilddrüsenüberfunktion. Es ist sehr häufig erhöht nach Radiojod- oder chirurgischer Resektion einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Struma. PBJ-131 ist aber auch oft erhöht nur beim Vorliegen einer euthyreoten Struma. In einzelnen Fällen kann man die Erhöhung des PBJ-13"! in die vorliegenden Krankheitsfälle nicht einordnen. Besteht der Exophthalmus nicht allzu lange und ist PBJ-131 erhöht, muß man einen endokrinen Exophthalmus annehmen. Ist PBJ-131 stark erniedrigt und die Serumaktivität hoch, so muß an Jodfehlverwertung gedacht werden: In diesem Fall wird zwar genügend Jod von der Schilddrüse angenommen, jedoch ist das von der Schilddrüse abgegebene jodhaltige Molekül kein vollwertiges Schilddrüsenhormon. Jodfehlverwertungen sind daher so gut wie immer mit Vergrößerung der Schilddrüse verbunden, weil die Hypophyse vermehrt thyreotropes Hormon abgibt, um die Schilddrüse selbst zur Produktion von ausreichendem Schilddrüsenhormon anzuregen. Schließlich muß noch an die seltenen Fälle gedacht werden, bei denen klinisch das absolut sichere Bild einer Schflddrüsenüberfunktion vorliegt, jedoch der Radiojod-2-Phasen-Test nicht die klassische Umsatzsteigerung in der Kurve und in PBJ-131 bringt. Hier muß daran gedacht werden, daß nicht das normale Verhältnis von T4 und T3 in der Produktion vorliegt. Normalerweise wird bedeutend mehr Thyroxin als Trijodthyronin gebildet. In seltenen Fällen jedoch wird mehr Trijodthyronin als Thyroxin von der Schilddrüse hergestellt. Dabei muß man wissen, daß Trijodthyronin etwa die 5- bis 8fache biologische Wirkung des Thyroxin hat. Wird also bedeutend mehr Trijodthyronin als Thyroxin hergestellt, so 193 tehab. Jahrg. kann der Radiojod-2-Phasen-Test normal verlaufen, aber das klassische Bild der Sch'üddrüsenüberfunktion vorliegen. In solchen Fällen kann endgültig nur die Diagnose damit gestellt werden, daß funktionsbremsende Mittel wie Favistan, lrenat, Methylthiouracil, Propylthiouracil gegeben werden, und man nach positivem Erfolg der Tablettentherapie sich schließlich dazu äußern kann, daß in diesem seltenen Fall mehr T3 als T4 produziert wurde. Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Radiojod-Schilddrüsenuntersuchung setzt sich zusammen aus der Funktionsdiagnostik und der Lokalisationsdiagnostik. Es gehört zum Radiojod-Schilddrüsentest die Untersuchung auf die Funktion mit Hilfe der Messung des Radiojods über der Schilddrüse sowie mit Hilfe der Bestimmung von PBJ131. Ferner gehört zur Radiojod-Schilddrüsenuntersuchung die Herstellung eines Szintigramms, um festzustellen, in welchen Teilen der Schilddrüse das Radiojod gespeichert wird. Aus der Funktionsdiagnostik und dem Szintigramm ergibt sich der Vorschlag der Therapie. In 80—90'% der Fälle wird man eine richtige Diagnose stellen können. Den. Prozentsatz kann man erhöhen, wenn zusätzlich PBJ-127 und der T3-Test ausgeführt werden. Mit diesen zusätzlichen Untersuchungen wird man sich dem wahren Befund auf fast 100% nähern können. Die Radiojod-Diagnostik sollte nicht bei Schwangeren ausgeführt werden. Die Radiojod-Therapie kommt im allgemeinen erst bei Patienten über 35 Jahren in Frage. Bei jeder unklaren Herzerkrankung, bei jeder Tachycardie, bei jeder psychiatrischen Erkrankung sollte an toxisches kompensiertes bzw. toxisches dekompensiertes Adenom gedacht werden. Die Diagnose euthyreote, normalgroße Schilddrüse gibt dem überweisenden Arzt den wertvollen Hinweis, daß Körpergewichtsabnahme, Herzbeschwerden, Übererregbarkeit, Kloßgefühl im Hals, starkes Schwitzen usw. nicht von der Schilddrüse herrühren. Er hat die Ursache der angegebenen Symptome anderenorts zu suchen. Die medikamentöse Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion oder -Unterfunktion sowie die chirurgische oder Radiojod-Resektion einer Schilddrüse sollte ohne Radiojod-Test nicht stattfinden. Literatur H. SCHWIEGK und F. TURBA: Künstliche radioaktive Isotope in Physiologie, Diagnostik und Therapie. Springer-Verlag (Berlin — Göttingen — Heidelberg), 1961, Seite 576—644. H. WEISSENSTEIN und E. FELLER: Die Ergebnisse des Radiojodschilddrüsentestes bei Wehrpflichtigen. Wehrmedizinische Monatsschrift, 11. Jahrgang, 1967, Heft 6, Seite 179-186. W. HORST: Klinische Radiojoddiagnostik der Schilddrüsenerkrankungen, in Strahlenbiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Krebsforschung Ergebnisse 1952—1958. Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart 1959. K. OBERDISSE und E. KLEIN. Die Krankheiten der Schilddrüse, im Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, 1967. L. HEILMEYER, G. HOFFMANN, W. KEIDERLING: Radio-Isotop© in der Endokrinologie. Erste Jahrestagung der Gesellschaft für Nuklearmedizin. Freiburg i. Br., 17.—19. Oktober 1963. F. K. Schattauerverlag, Stuttgart, 1965. Anschrift des Verf.: Dr. med. WEISSENSTEIN, 54 Koblenz, Zentrallazarett d. Bundeswehr. Erwärmungsgerät Fango-Paraffin zur Aufbereitung, Desinfektion und ständigen Bereithaltung von Packungsmassen, vornehmlich von FANGO-PARAFFIN .Burgthal'. Das Gerät ist stabil und wartungsfrei; wirtschaftlich in Anschaffung und Stromverbrauch; der funkstörungsfreie Thermostat reguliert zuverlässig die Temperatur. 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Nach diesen Vorstellungen kreist im Organismus eine Energie (Tsri), die als Summe aller Lebensvorgänge definiert wird, in genau vorgezeichneten Bahnen, — den sogenannten Meridianen oder Kings, — auf denen die Punkte der Akupunktur liegen, und die diesen Energiestrom steuern können. Diese Energie kommt in zwei Qualitäten vor, die Yang und Yin genannt werden. Als Mediziner dürfen wir statt dessen Sympaticus und Vagus sagen. Damit sind wir wieder in unserem modernen medizinischen Denken. Die Meridiane sind mittels elektrischer Hautwiderstandsmessungen von der Umgebung zu isolieren, jedoch histologisch nicht nachweisbar. Einige von ihnen entsprechen bekannten Schmerzverläufen, so z. B. der sogenannte Herzmeridian dem Ausstrahlungsschmerz der Angina pectoris, ein Teil des Blasenmeridian dem Ischiasschmerz, usw. Auch die Punkte entsprechen in Lokalisation und Indikation den wenigen, normalerweise in unserer Medizin bekannten und verwendeten Hautpunkten, so z. B. die Valleyschen Druckpunkte, der Boassche Punkt, der Virchowsche Drüsenpunkt etc. Sie unterscheiden sich ebenfalls in der elektrischen Hautwiderstandsmessung signifikant von ihrer Umgebung, sind jedoch auch histologisch als besondere Hautpunkte nachweisbar (Kellner). Sicher werden Sie entweder persönlich oder bei Ihren Patienten schon manchmal erlebt haben, daß ein Punkt auf der Haut ohne ersichtlichen Grund spontan oder bei Berührung ein anderes, manchmal sogar unangenehmes Gefühl vermittelt, als Hautzonen unmittelbar daneben. Dann hat man meist einen echten Akupunkturpunkt vor Augen. Die Haut selbst hat eine Mittlerfunktion zur Umwelt, die Subcutis stellt die Verbindung einzelner Körperpartien über den ganzen Organismus her. In ihr finden wir größere Mengen von Bindegewebe. Durch die Arbeiten Pischingers wissen wir, daß eine im Bindegewebe einige Zeit verweilende Metallnadel in der Lage ist, regulative Änderungen des Gesamtorganismus hervorzurufen, die mit geeigneten Meßmethoden dargesteift werden können. Dies ist ein Beweis für das Grundsystem der Akupunktur. Die von uns behauptete und in der täglichen Praxis immer wieder gesehene spezifische Wirkung der verschiedenen Punkte wurde von Bergsmann, Bischko und Stacher in verschiedenen Versuchen aufgezeigt. Auf andere Weise kamen auch zahlreiche andere Autoren zum selben Schluß. Wir wissen — wieder von Pischinger — daß die Regulation von drei Steuerzentren oder Polen aus vor sich geht, nämlich einem nervalen (für die rasche Reaktion verantwortlich, wie etwa beim Sekundenphänomen), dann einem neurohormonellen (etwa im Sinne der Streßbeantwortung mit phasischem Ablauf) und schließlich einem humoralen, das die protrahierte Wirkung eines Reizes hervorruft, als primitives Grundregulationssystem angesehen werden darf und, beispielsweise bei einem Stich, den Gesetzen der Wundheilung folgt (Kellner). In der Akupunktur wird nun gerade an diesen zitierten Punkten eine Metallnadel, in der klassischen Form eine Gold- oder Silbernadel, mehr oder minder tief, jedoch immer in die Subcutis reichend, eingestochen und je nachdem zwei bis zehn Minuten liegen gelassen. Die Akupunktur trägt somit Zeichen einer Hautreiztherapie (jedoch nur auf kleine, etwa 5 mm im Durchmesser große, spezifische Hautpunkte wirkend), ferner die einer Neuraltherapie (jedoch ohne Einspritzung eines Wirkstoffes, aber mit längerem Verweilen in Cutis und Subcutis), darüberhinaus bewirkt sie aber noch eine energetische Steuerung, wobei dieser Begriff hier noch neu ist. Da wir vorher die Energie als die Summe aller Lebensäußerungen definiert haben, andererseits aus der Physik wissen, daß Energie von physikalischen Größen auf chemische und umgekehrt umgewandelt werden kann, dürfen wir annehmen, daß solche Änderungen auch durch den Nadelstich sowohl physikalisch (insbesondere elektrisch) als auch chemisch (im Verlaufe der Wundheilung) hervorzurufen sind. Wir wissen weiter, daß der physikalische Reiz bei nervös-vegetativen Efferenzen im terminalen Bereich chemisch sich umwandelt und so wirkungsvoll wird. Ebensolche Vorgänge finden sicher bei der Akupunktur statt und können damit den Begriff humoral erklären, der uns auch aus der Milieutheorie her geläufig ist. Näher auf die Theorie, sowie die beweisenden Versuche, einzugehen, soll dem Kurs vorbehalten bleiben. Die reine Technik der Nadelung ist relativ einfach. Auf die Punkte, die je nach Symptomatik bzw. energetischer Ausgangslage gewählt werden — und deren Topographie und Indikation man natürlich kennen muß — sticht man Goldoder Sifbernadefn von etwa zwei bis vier Zentimeter Länge ungefähr 2 bis 8 Millimeter tief ein, je nach Hautpartie verschieden. Der Einstich ist kaum schmerzhaft, es kommt nach kurzer, individuell verschiedener Zeit zur Ausbildung eines roten Hofes um die liegende Nadel, der 2-MarkstückGröße nicht überschreiten soll. Sodann werden die Nadeln herausgezogen, was ganz leicht und ohne Widerstand möglich sein muß. Während der Nadelung spüren die Patienten ein eigenartiges, als elektrischer Schfag, Kribbeln oder Wärmegefühl beschriebenes Gefühl, das nicht selten über eine längere Strecke sich fortsetzt, die wieder dem Verlauf der sogenannten Meridiane entspricht. Die Nadeln können nach oberflächlicher Reinigung mittels Alkohol wieder verwendet werden, da es, auf Grund der oligodynamischen Wirkung der Edelmetalle, Infektionen nicht gibt. Was geschieht nun bei dieser Akupunktur und wo ist sie angezeigt? Wir wissen noch immer nicht hundertprozentig, warum diese oder jene Phänomene nach unseren Stichen auftreten, aber das weiß man auch nicht immer in der allgemeinen Medizin und sol! uns daher nicht betrüben, wichtig ist, daß sie stereotyp auftreten. Die Grenzen ihrer Anwendung müssen wir aber sehr genau stecken, am besten mittels eines Lehrspruches von de la Fuye, dem Vater der modernen, europäischen Akupunktur. Er sagt: Die Akupunktur benützt Einstiche von Gold- und Silbernadeln in genau festgelegte, spontan — oder druckempfindliche Hautpunkte zu diagnostischen und/oder therapeutischen Zwecken bei funktioneffen, reversiblen Erkrankungen oder Störungen. Das ergibt also ein breites Spektrum durch die gesamte Medizin, wobei als Vorteil noch zu bemerken wäre, daß die Akupunktur insbesondere dort wirksam ist, wo man mit üblichen Methoden kaum Resultate erzielen kann. Dies erklärt sich durch die ausschließliche Wirkung der Akupunktur auf und über das vegetative System, das wir in unserer Medizin sonst bedeutend weniger beeinflussen können. Ganz kurz könnte man ihre Grenzen auch noch folgendermaßen definieren: Sie wirkt überall dort, wo etwas gestört ist und nicht, wo etwas zerstört ist. Hier kann ich natürlich nur die Eigenschaften einzelner wichtiger Punkte bringen, aber schon dieses Wenige kann man in jeder Praxis sowohl diagnostisch als auch therapeutisch verwenden. Natürlich kann man am Anfang statt den vorschriftsmäßi.qen Nadein notfalls eine Kanüle (allerdings steril), aber auch Einspritzungen an diesen Punkten verwenden bzw. vornehmen. Die von mir angeführten Punkte werden mit der Kurzform der Meridianbezeichnung und einer Nummer angeführt Es gibt zwölf solche Meridiane, beiderseitig am Körper spieaelbildlich gleich vorhanden, auf denen eine Zahl von 9 bis 67 Punkten liegen. Diagnostisch kann man die Punkte dahingehend ausnützen, J. Bis« -\QA 10. Jai 195 , ,_ daß etwa ein besonderer Spontanschmerz oder ein inadäquater Druckschmerz als Hinweis auf eine Schädigung des dem Meridian entsprechenden Organs oder einer Funktionsgruppe gewertet werden kann Natürlich können in der Therapie mehrere Punkte kombiniert gegeben werden, ferner kann man auch die Akupunktur mit allen anderen medizinischen Methoden verbinden, mit Ausnahme der Strahlentherapie. Bevor wir zu den Kriterien und der Lokalisation einiger wesentlicher Punkte kommen, mochte ich ein kurzes Schema der Meridiane geben. 1 Herz (H) (besonders psychisch wirksam) 2 Dünndarm (DuD) (schleimhautwirksam und spasmolytisch) 3 Blase (Bl) (Ausscheidungsmeridian) 4 Niere (N) (Dissimilation und Kreislauf NNi) 5 Kreislauf-Sexualität (KS) (dem Namen entsprechend verwendbar) 6 Dreifacher Erwarmer (3E) (ein rem funktioneller Meridian, der die Atmungs-, Verdauungs- und Urogenitalfunktion gemeinsam verkörpert) 7 Gallenblase (Qb) (psychisch und antispasmodisch verwendet) 8 Leber (Le) (Meridian der Assimilation) 9 Lunge (Lu) (Atmungsfunktion und Stauungen) 10 Dickdarm (DiD) (Schleimhaut und Ausscheidung) 11 Magen (M) (Verdauung, psychisch und Kreislauf) 12 Milz-Pankreas (MP) (Bindegewebe) Damit haben wir die Meridiane abgeschlossen, es folgen noch 2 sogenannte Gefäße oder Mo auf denen auch zahlreiche Punkte liegen, die jedoch mit dem oben beschriebenen kontinuierlichen Energiefluß nichts zu tun haben 13 Konzeptionsgefaß (KG) (es entspricht der ventralen (Jenn-Mo) Medianen und ist somatisch wirksam) 14 Gouverneurgefaß (GG) (es entspricht der dorsalen (Tou-Mo) Medianen zieht über alle Dornfortsatzspitzen und ist mehr psychisch wirksam Aber nun zu den eigentlichen Punkten Im Gesicht finden wir im Foramen supraorbitale den Punkt Blase 2 Er ist wichtig bei Sinusitis, Rhimtis vasomotona und Stirnkopfschmerzen Er wird gerne kombiniert, zur besseren Wirkung, mit PdM (Point de merveille), der auf der Mitte der Nasenwurzel gelegen ist und praktisch gleiche Indikationen hat Für die blumigen Namen bin ich nicht verantwortlich, man sollte sich aber nicht daran stoßen Alle Punkte auf Mittellinien sind nur einfach vorhanden Dickdarm 20 liegt am oberen Ende der Nasolabialfalte, naturlich wieder beiderseits Er ist ebenfalls ein Hauptpunkt der Rhimtis vasomotona und kann ebenfalls zu den vorgenannten hinzugefugt werden Er gibt sofort freie Nasenatmung, auch nur bei Druck mit dem Fingernagel Auch bei Anosmie wird man diesen Punkt einsetzen. Gallenblase 3 liegt etwa V2 Querfinger oberhalb der Mitte des Jochbeins Auch er wirkt bei allen Rhimtisformen unterstutzend, seine Hauptwirkung ist jedoch bei Kopfschmerzen und Regelstörungen gegeben Auch bei Schwindel und Meniere wird er stets verwendet Bei den Regelstörungen kombinieren wir ihn gerne mit GG 16, Bl 31 und MP 6 (siehe diese) Vielleicht darf ich an seinem Beis |e P ' kurz einmal die rein diagnostische Verwendung eines Akupunkturpunktes aufzeigen Ist also dieser Punkt spon- *6n3D Jahrg tan- oder druckschmerzhaft wissen wir daß etwa be- stehende Kopfschmerzen eine hormonelle Komponente (bei Frauen) haben oder mit Schwindel einhergehen Finden wir nun bei einer Frau auch die Punkte GG 16 und Bl 31 stark druckempfindlich, können wir den Schwindel streichen und uns ganz auf eine hormonelle Ursache festlegen. Sind sie n'cht empfindlich, so überprüft man die Schwindelpunkte etwa KG 6 ist dieser auch sehr irritiert, wird man eine Schwindelbehandlung beginnen Ist er nicht empfindlich, untersucht man Bl 2 und DiD 20, die Punkte der Rhimtis und Sinusitis Sind diese schmerzhaft, so haben wir eine Sinusitis oder Rhimtis als Ursache der Cephalea vor uns und können diese nun behandeln, wobei es freisteht, welcher Heilmethode man sich bedient Aus dem bisher Gesagten ergibt sich also für den Praktiker insbesondere am Land, eine sehr schnelle und zuverlässige Methode der Orientierung, die ihm einen sofortigen zielstrebigen Einsatz jedweder Therapie bietet Sinngemäß gilt dieses Beispiel natürlich auch für alle weiteren angeführten Indikationen der Punkte Doch nun zum Hinterkopf Blase 10 er liegt am unteren Rand des Occiputs, zwei Querfinger lateral der Medianen an den distal weisenden Spitzen des Knochens Er ist ein Hauptpunkt der Cephaleen und wirkt auf den Vagus, wahrend Gallenblase 20 gleiche Indikationen hat, aber auf den Sympathicus wirkt Er liegt knapp dorsal des Mastoids, ebenfalls am unteren Occipitalrand Alle Punkte der Cephalea können auch bei Migräne gegeben werden Auch hier wieder klare Unterschiede bei gleichen Anzeigen Gouverneur 19 er liegt am Schnittpunkt von Lambda- und Pfeilnaht in der dorsalen Medianen, ist daher nicht beiderseits vorhanden. Ebenfalls ein Kopfschmerzpunkt, jedoch auch sehr stark psychisch wirksam Gemeinsam mit KG 15 gegeben, entfalten die Punkte eine dem Bellergal entsprechende Wirkung Gouverneur 16. er liegt am Unterrand des Occiputs in der dorsalen Medianen Es handelt sich um einen auf die Hypophyse wirkenden Punkt, der bei hormorellen Störungen (Regelstörungen, Impotenz etc ) große Bedeutung hat, aber auch bei Kopfschmerzen sehr wirksam ist Begeben wir uns weiter abwärts, finden wir im Bereiche von Hals und Nacken ebenfalls sehr wertvolle Punkte Besonders hervorheben mochte ich Gouverneur 13 er liegt auf der Spitze des Dornfortsatzes von C 7 Seine Hauptindikation ist das Cervicalsyndrom sowie die Migra'ne cervicale Aber auch beim Torticollis, Paresen der oberen Extremitäten und allen Algien derselben, sollte er stets hinzugefugt werden Die Franzosen nennen ihn auch „die Spinne", weil man von ihm aus, wie eine solche, Verbindungen zu Bl 10, Gb 20, GG 16 und 19, 3E 15, DiD 15, M 12 und DuD 9 herstellen kann Dies ist besonders in der chinesischen Massage wichtig, die ebenfalls die Akupunkturpunkte benutzt, sowie die Meridiane, und eine verfeinerte Bindegewebsmassage darstellt Dreifacher Erwarmer 15 liegt am oberen Trapeziusrand in Schultermitle Er ist der Hauptpunkt für alle Erkrankungen, die durch Feuchtigkeit und Wetter ausgelost, bzw verschlimmert werden. Er wird also in allen solchen Fallen, einerlei um welche Grundkrankheit es sich handelt, hinzugefugt werden und dient auch nur diagnostisch zur Feststellung der Wetterfuhligkeit, die ja, als subjektive Angabe des Patienten sonst nicht überprüft werden kann An der ventralen Seite mochte ich nur 2 Punkte zitieren, das sind Magen 72 am cranialen Clavicularand, zwischen den Ansätzen des Sternocleidomastoideus, also entsprechend der Virchowschen Druse Als Indikationen zeigt er Aufstoßen, Erbrechen, Gastritis Hyperaciditat etc Konzeption 21 er liegt in der Mitte und am hinteren Rand der Incisura jugulans wirkt bei Sodbrennen, Übersäuerung und Gastritis, auch bei übermäßigem Alkoholgenuß Kann jederzeit durch Massage mit dem Fingernagel im Bedarfsfall selbst überprüft werden. Nun wollen wir die Punkte am Thorax besprechen. Ventral finden wir besonders Konzeption 12: in der ventralen Medianen, knapp oberhalb der Streckenmitte Umbilicus-Xyphoidspitze. Wesentlicher Magenpunkt bei Gastritis, UIcera, Dyspepsien etc., meist zusammen mit BJ 21. Konzeption 15: unmittelbar unter der Schwertfortsatzspitze, wieder in der ventralen Medianen gelegen. Er hat eine sehr breite psychische oder besser noch psychosomatische Wirkung, insbesondere kombiniert mit GG 19. Ähnlich breite Wirkung finden wir bei dem Punkt Konzeption 17: in der Medianen über dem Sternum, in Höhe des 4. ICR gelegen. Dieser Punkt wirkt auf alle Störungen im Thoraxraum, also sowohl auf Asthma bronchiale und spastische Bronchitis als auch auf den Römheldschen Symptomenkomplex und die Angine pectorale fausse. Wenn Sie die bisher genannten Punkte vergleichen, finden Sie auch für die rein diagnostische Verwendung des Gedankenguts der Akupunktur wieder reiche Möglichkeiten. Insbesondere die Neuraltherapeuten können diese Gedanken sehr gut in ihre Methode einbauen. Dorsal am Thorax finden wir vor allem Blase 11: er liegt zwischen den Querfortsätzen von Thorakale 1 und 2 eEwa zwei Querfinger lateral der dorsalen Medianen. Er ist besonders indiziert bei allen Erkrankun gen der Wirbelsäule sowie auch des gesamten Skeletts und weist bei kleineren Kindern bei Druckschmerzhaftigkeit und blauen SMeren auf die Gefahr einer Skoliosebildung hin. Blase 17: er liegt wie Bl 11, aber zwischen Thorakale 7 und 8. Er ist der Hauptpunkt für die Motilität des Zwerchfells, wirkt daher gut bei Römheld, Asthma und Bronchitis, aber auch bei Aerogastrie und ähnlichen Störungen. Ferner wird er auch bei Blutgerinnungsstörungen häufig mit Erfolg gegeben. Blase 21: auch er liegt in gleicher Position, aber zwischen Thorakale 12 und Lumbale 1. Wird auch der Meisterpunkt des Magens genannt, woraus sich seine Indikationen erge-, ben: Gastritis, Enteritis, insuffiziente Verdauung, Milcherbrechen der Kinder, Hyperemesis gravidarum. Blase 39: er liegt am inneren Scapularand, in Höhe der 4. Rippe. Um ihn aufzusuchen, muß der Patient einen Katzenbuckel machen, da der Punkt sonst von der Scapula verdeckt ist. Es ist unser Hauptpunkt für alle Bluterkrankungen, insbesondere Anämien, und man sieht nach seiner Reizung rasche Zunahme der Erythrocyten. Eine Reihe wichtiger Punkte finden wir auch im Bauchbereich, ventral z. B. Konzeption 6: er liegt in der ventralen Medianen, etwa 2 Querfinger unterhalb des Nabels. Er ist ein allgemein roborierender Punkt, wird auch „Meer der Energie" genannt. So verwenden wir ihn in der Rekonvaleszenz, bei Impotenz, aber auch beim Schwindel, insbesondere dann, wenn dieser beim Blick nach oben auftritt. Hier ist die Wirkung eine augenblickliche und hält auch an. Gallenblase 26: liegt auf dem höchsten Punkt des Darmbeinkammes. Es ist ein Hauptpunkt für die Behandlung von Ischias und Lumbago, wird aber auch bei Störungen des inneren Genitales, seltener bei Verdauungsstörungen gegeben. Auch bei Rheuma und Spondylarthrosis wird man sich seiner mit Gewinn bedienen. Magen 25: er liegt auf der Mitte einer Linie vom Nabe! zum oberen Darmbeinkamm. Er ist einer der Hauptpunkte in der Behandlung der Colitis, Meteorismen und Dyspepsien. Blase 31: liegt im medialen Anteil des ersten Sakralloches in dessen Mitte. Es ist der Hauptpunkt für Ischias, aber auch ein stark hormoneil wirkender Punkt, wir nennen ihn auch den „Meisterpunkt der Menopause", obgleich er natürlich auch Regelstörungen etc. bei jüngeren Frauen zu beeinflussen in der Lage ist. Gouverneur 4: auf der Dornfortsatzspitze von Lumbale 3 in der dorsalen Medianen gelegen, ist ein wichtiger Punkt für alle körperlichen und seelischen Erschöpfungszustände, aber auch für Anämien und Impotenz, da besonders bei der Ejaculatio praecox. Sehr viele Punkte, insbesondere alle für die Steuerung des Energiestromes benötigten, finden sich auf den Extremitäten. Auch hier kann ich nur einige wenige hervorheben und will auf deren streng akupunkturistische Eigenschaften, wie Tonisierungspunkt (zur Verstärkung der Energie) oder Sedativpunkt (zur Dämpfung), die ersteren meist in Gold, die letzteren in Silber gestochen, sowie auf andere Steuerungsqualitäten nicht eingehen. Wollen wir mit der oberen Extremität beginnen und als ersten Punkt Dickdarm 4: besprechen. Er liegt dorsal auf der Hand im Winkel zwischen Metacarpale 1. und 2. Er ist einer unserer wichtigsten Punkte, die eine Wirkung auf alle Schleimhäute haben. Man kann ihn bei der Therapie der Gastritis ebenso einsetzen wie bei der Colitis, bei Rhinitis (vasomotoria) wie bei Sinusitis. Er hat auch eine, ganz allgemein den Stoffwechsel harmonisierende, Wirksamkeit. Daher verwenden wir ihn auch in der Therapie der Hautkrankheiten, wie z. B. Akne. Dickdarm 10: er liegt zirka 3 Querfinger unterhalb der Ellbogenfurche am dorso-lateralen Anteil des Unterarms über der Streckmuskulatur. Ist er spontan druckschmerzhaft, weist das auf eine spastische Obstipation hin. Wir verwenden ihn sowohl dagegen, als auch bei Paresen und Algien der oberen Extremitäten, ähnlich wie Dickdarm 15: der unser Hauptpunkt für alle Paresen ist. Er liegt am lateralen Schulterrand unter dem Akromeon. Dündarm 9: hat eine ganz spezielle Indikation. Wir verwenden ihn bei Schmerzen oder Spasmen des Armes, wobei der Arm nicht nach hinten bewegt werden kann. Diese häufige Beschwerde verschwindet daraufhin meist augenblicklich. Er wird selten bei einer Behandlung einer Omarthritis oder eines Schulter-Armsyndroms fehlen. Wir finden ihn 2 Querfinger oberhalb des dorsalen Endes der AcnseJfalte, bei herabhängendem Oberarm. Dreifacher Erwärmer 4: dieser Punkt ist diagnostisch sehr interessant. Er liegt am Dorsum manus über dem Geienksspalt von Metacarpale 4 und dem Os hamatum. Er ist unser Hauptpunkt für rein vasculäre Kopfschmerzen und kann durch einfachen Druck mit dem Fingernagel sofort den Schmerz sistieren, wenn auch nur kurzzeitig. Schließlich wenden wir uns noch der unteren Extremität zu, beginnend bei Blase 54: er liegt in der Mitte der Poplitea. Es handelt sich um einen wesentlichen Punkt zur Behandlung aller Hautleiden, aber auch von Paresen und Algien (Ischias) der unteren Extremität. Blase 58: er liegt in der Mitte des lateralen Bauches des Musculus gastrognemius und ist unser Spezialpunkt für alle spastischen Beschwerden der Beine, auch der Claudicatio intermittens. Blase 60: ist einer der universellsten Punkte der Akupunktur. Er wirkt praktisch gegen alle Schmerzen, egal wo sie sich manifestieren. Seine Lage ist der laterale Oberrand des Fersenbeins, in der Mitte der Strecke Achillessehne— äußerer Knöchel. Magen 36: er liegt 2 Querfinger unterhalb des Fibulaköpfchens und einen halben Querfinger lateral der vorderen Tibiakante. Er hat eine sehr breite, harmonisierende Allgemeinwirkung, so bei Erschöpfung, Hyper- und Hypotonie etc. Seine Hauptwirkungen charakterisieren seine Namen: „göttlicher Gleichmut", der auch wirklich damit erzielt werden kann und „Drei Dörfer", die man dann weit gehen kann, ohne müde zu werden oder Schmerzen zu haben. Der Appendixpunkt tragt keine Nummer, liegt etwa einen Querfinger tiefer auf dem Musculus tibialis antenor und ist diagnostisch beweisend für das Vorliegen einer Appendicitis Die Chinesen vermeiden damit auch die Operation Gallenblase 34 ist der Hauptpunkt der Muskulatur Er wird bei allen Spasmen, Paresen und Algien stets gegeben Wir finden ihn in dem Grubchen vor und unterhalb des Fibulakopfchens Leber 3 liegt dorsal im Winkel zwischen Metatarsale 1 und 2 Er ist einer unserer Hauptspasmenpunkte und wirkt diesbezüglich überall hin Milz-Pankreas 4 ist der Hauptpunkt gegen alle Diarrhöen Er ist am inneren Fußrand zu suchen, über dem Gelenk Metatarsale 1- Cuneiforme 1 Milz-Pankreas 5 ist der Hauptpunkt zur Behebung der bindegewebigen Schwache Er wird auch beim Varizenschmerz mit sofortiger Wirkung gegeben Wir finden ihn in dem Grubchen, das sich im Winkel der Sehne des M tibialis antenor und dem Os naviculare zeigt Milz-Pankreas 6 er heißt auch der „Herr des Blutes" Wir verwenden ihn bei allen Durchblutungsstörungen der Beine ebenso wie bei Erkrankungen des kleinen Beckens z B Regelstörungen, oder auch Colitiden Diese sehr bescheidene Auswahl aus etwa 700 Punkten gestattet eine, wenn auch beschrankte, personliche Überprüfung des soeben Gesagten Wenn man auch nicht geneigt ist, die Akupunktur selbst ausüben zu wollen so erweisen sich Kenntnisse in ihr doch als nützlich einerseits aus diagnostischen Gründen andererseits um gegebenenfalls einen bisher therapieresistenten Fall einem erfahrenen Kollegen zur Akupunktur zu überweisen Von den vielen Kollegen die sich bisher etwas eingehender, als das hier möglich war, mit der Materie beschäftigt haben, hat das noch keiner bedauert nicht zuletzt deshalb weil diese Methode das ml nocere absolut erfüllt Anschrift des Verfassers Tivolig 65 Dr Johannes BISCHKO A 1120 Wien, Aus der Urologischen Universitätsklinik Mainz (Direktor Professor Dr Hohenfellner) D. Wulff C. Planz 197 u Rehab 10 Jahrg Differentialdiagnose und -therapie der Reizblase Unter der sogenannten Reizblase versteht man einen wohldefimerten Symptomenkomplex ohne nachweisbares pathologisch-anatomisches Substrat Auf die Symptomatologie ist in seinem voraufgegangenen Vortrag Herr Professor Weber eingegangen Mißempfindungen oder Schmerzen verschiedenen Charakters und unterschiedlicher Starke in der Blasengegend, suprasymphysar, am Damm oder Genitale mit Ausstrahlung in die iliacale und lumbosacrale Region, häufiger bis standiger Harndrang mit Pollakisune ohne Polyune, verstärkte Schmerzempfindung in Blase und Harnrohre wahrend der Miktion, negativer Sedimentbefund, besonders aber fehlender Nachweis pathogener Keime, treten aber auch bei anderen, zum Teil ernsthaften und sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen auf Die differentialdiagnostische Abgrenzung des eigentlichen Krankheitsbildes der Reizblase von der symptomatischen Reizblase ist deshalb von nicht zu unterschätzender Bedeutung Zum Beispiel kann die gesamte, geschilderte Symptomatologie der Reizblase im Anfangsstadium des Btasencarcinoms und des Prostatacarcinoms beobachtet werden Für die Abgrenzung des Krankheitsbildes gegen das Symptom Reizblase ist die Anamnese wichtig Durch sie laßt sich zum Beispiel oft schon klaren, ob es sich um eine reine Pollakisune auf Grund einer Blasenerkrankung oder um eine Polyune auf Grund einer endokrinen oder nephrogenen Erkrankung handelt Häufig kristallisieren sich hier auch schon die Falle heraus, die einer psychiatrischen oder psychologischen Behandlung zugeführt werden müssen Der nächste Schritt bei der Untersuchung jedes Reizblasenpatienten ist die Urin- und Serumuntersuchung Bei der Urinuntersuchung mochten wir noch einmal auf den Wert der Kammerzahlung (10) zur Bestimmung der Leukozytenzahl hinweisen Die Kammerzahlung ist wesentlich einfacher als die Anfertigung eines Sedimentes und erlaubt eine genauere Aussage über Schweregrad und Verlauf einer Nieren- und Blasenerkrankung Von besonderem Wert ist beim Manne zur Differenzierung der Prostatitis von der Prostatopathie die Untersuchung des Urins in drei getrennten Portionen, wobei die letzte Portion nach Prostatamassage gewonnen wird In die Routine der Blutuntersuchung gehört die Bestimmung der harnpflichtigen Substanzen, der Serumetektrolyte und im Verdachtsfalle des Blutzuckers Wenn sich bis jetzt noch kein eindeutiger Befund z B das Vorliegen eines Diabetes mellitus, er- geben hat, schließt sich die Rontgenuntersuchung in Form eines Urogramms und evtl eines Urethrogramms an Der letzte und wichtigste Schritt in der Differentialdiagnose der Reizblase ist die Cystoskopie Nur durch direkte Betrachtung der Blasenschleimhaut lassen sich lokale Veränderungen als Ursache der Reizblasensymptomatik aufdecken Im Einzelfall sind dann auf Grund der bei diesen Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse noch weitere SpezialUntersuchungen erforderlich Dieser genaue Untersuchungsgang ist eine absolute Voraussetzung zur Abgrenzung des eigentlichen Krankheitsbildes Reizblase von der symptomatischei Reizblase, die ihre Ursache in den im folgenden aufgeführten Erkrankungen haben kann Differentialdiagnose der symptomatischen Reizblase ' I Psycho-sexuelle Störungen Endokrine Störungen III Cardio-vasculare Störungen IV Renale Erkrankungen V Erkrankungen des Harnleiters VI Prozesse im kleinen Becken VII Erkrankungen des weiblichen Genitale VIII Erkrankungen des männlichen Genitale IX Erkrankungen der Blase I Etwa 10% der Reizblasen beruhen ursächlich auf psychischen Störungen Wie vom Vorredner schon dargelegt wurde, geschieht hier die Einwirkung auf die Nieren und die Blase über das vegetative Nervensystem, Hypophyse und Nebennierenrinde Es kommt zu Störungen der Nierenfunktion mit Zunahme der produzierten Unnmenge und vermehrter Ausscheidung gewisser Harnbestandteile, z B der Phosphate und zur Störung der neuromuskularen Mechanismen der Blase Vorwiegend handelt es sich bei den Patienten um jüngere Frauen Als typisch für dieses psychogene Reizblasensyndrom können angesehen werden (11) 1 Groteske Beschwerden und Schmerzen ungewöhnlichen Charakters 2 Fehlen jeder organischen Erkrankungen, oder die vorliegende Erkrankung erklart nicht die Beschwerden 3 Der Beginn der Beschwerden fallt mit einer psychischen Knsensituation zusammen 4. Bei allen Patienten lassen sich psycho-sexuelle Schwierigkeiten aufdecken. 5. Bei lokaler oder chirurgischer Behandlung kommt es häufig zur Verschlimmerung. In leichter Ausprägung und schnell vorübergehend sind solche Erscheinungen jedem aus eigener Erfahrung bekannt: z. B. Pollakisurie im Examen, Unfähigkeit zum Wasserlassen in öffentlichen Bedürfnisanstalten. Von Guyon (zitiert nach 11) stammt der Ausspruch, daß die Blase keine anatomische, sondern nur eine physiologische Kapazität hat, die von ihrer Reaktion auf die Füllung abhängt. So findet man bei dieser nervösen Blase immer wieder, daß bei der cystoskopischen Untersuchung eine Füllung von 300 ml ohne weiteres möglich ist, während sonst schon bei 100 ml ein unwiderstehlicher Harndrang ausgelöst wird. Bei der entzündlichen Cystitis entspricht die Füllungskapazität der Urinmenge, die einen Harndrang auslöst (11). Aber auch diese nervöse Blase kann letzten Endes zu einer irreversiblen Schrumpfblase führen (1). Vor der Behandlung ist auch hier die gründliche Durchuntersuchung, die auch die Cystoskopie einschließt, erforderlich. Dabei sollte keine Rücksicht darauf genommen werden, daß diese Frauen oft schon eine erhebliche Anzahl von Cystoskopien hinter sich haben. Nach Ausschluß aller organischen Veränderungen, wobei die typischen Zeichen der Reizblase einschließlich von Blasenhalsexkreszenzen gefunden werden können, ist hier neben der symptomatischen Behandlung eine psychotherapeutische Einwirkung lohnend. Die Erfolge sind doch in einer Anzahl von Fällen gut und anhaltend (2). II. Störungen der endokrinen Regulation des Flüssigkeitsund Elektrolythaushalts einschließlich der neurovegetativen Dysregulation können zu vermehrter Urinproduktion führen, die durch häufiges und vermehrtes Wasserlassen einen Reizzustand der Blase bedingt. Diagnose und Therapie dieser Krankheitsbilder gehören in das Fachgebiet der Inneren Medizin, wir möchten sie hier nur kurz und der Vollständigkeit halber erwähnen. 1. Erkrankungen des Hypophysenzwischenhirnsystems, z. B. der Diabetes insipidus. 2. Erkrankungen der Nebennfere, z. ß. das Conn-Syndrom oder Salzverlustsyndrom als Folge verschiedener Nebennierenrindenerkrankungen, die mit einer zeitweisen Polyurie und Pollakisurie einhergehen können (5). Beim Conn-Syndrom ist eine vorzugsweise nachts auftretende Harnflut mit Urinmengen bis zu 7 Litern charakteristisch, was auch als Pseudodiabetes insipidus bezeichnet wird. Hier ergibt sich schon anamnestisch ein wesentlicher Unterschied zur eigentlichen Reizblase, deren Beschwerden vorzugsweise tagsüber bestehen, bei meist ungestörter Nachtruhe. Zu dieser Harnflut kommt es auf Grund der vermehrten Aldosteronausscheidung durch den Nebennierentumor, die eine typische Elektrolytverschiebung bewfrkt (5). Auch beim Tumor des Nebennierenmarks, dem Phaechromozytom, stellt sich beim Abklingen des typischen Anfalls eine Polyurie mit Schweißausbruch ein, während der eigentliche Anfall durchaus als vegetative Krise imponieren kann (5). 3. In diese Gruppe gehört auch die von uns in seltenen Fällen beobachtete Reizblase nach Einnahme von oralen Antikonzeptiva. Als Ursache wird eine direkte hormoneile Beeinflussung der Blase und der Blasenschleimhaut diskutiert. Dies ist um so verständlicher, wenn man die embryologische Entwicklung aus einer gemeinsamen Anlage berücksichtigt Beim Absetzen des Medikamentes muß man den gewünschten therapeutischen Effekt gegen die unerwünschten Nebenwirkungen abgrenzen. Die Reizblase nach der Menopause im Zusammenhang mit einer allgemeinen Atrophie des inneren und äußeren weiblichen Genitale kann unter Hor- monsubstitution abklingen. Bewährt haben sich hier die Kombinationspräparate weiblicher und männlicher Hormone. Bekannt sind auch pollakisurische Beschwerden wählend der Menses, die weiter keiner Behandlung bedürfen. 4. Auch die unbewußte Polydipsie veranlaßt die Patienten, wegen der resultierenden Pollakisurie den Arzt aufzusuchen (11). Hier bestehen die Beschwerden wie bei der echten Reizblase tagsüber, charakteristisch ist aber das niedrige spezifische Gewicht des Urins. Dasselbe Phänomen kann bei der beliebten Obstdiät zur Abmagerung auftreten. 5. Eine Sonderform der neurovegetativen Dysregulation, das sogenannte Effort- oder DaCosta-Syndrom, führt zu anfallsweise auftretender Harnflut mit gehäuften Miktionen (5). III. Kardiovasculäre Erkrankungen manifestieren sich häufig mit dem Erslsymptom der Nykturie, das von den Patienten meist als Blasenstörung angesehen wird. Die typische Symptomatologie mit der Nykturie im Gegensatz zu den tagsüber bestehenden Beschwerden der eigentlichen Reizblase führt hier im Zusammenhang mit dem weiteren klinischen Befund von selbst zur Diagnose und Therapie. IV. Auch renale Erkrankungen gehen häufig mit einer Reizblasensymptomatik einher. So kann sich z. B. hinter einer Polyurie der Restzustand einer entzündlichen Nierenerkrankung verbergen, der sonst keine klinische Symptomatik aufweist, d. h. keine Blutdrucksteigerung und einen negativen Sedimentbefund, und nur zur vermehrten Flüssigkeitsausscheidung führt. Dasselbe gilt für die Endzustände entzündlicher Erkrankungen, allerdings ist hier neben der Polyurie meist ein Sedimentbefund nachweisbar. Die angeborene polycystische Nierendegeneration nimmt sogar in der Regel diesen Verlauf, wenn nicht vorher als Komplikation eine renale Blutung oder ein renaler Hypertonus aufgetreten sind. Auch Steinerkrankungen der Niere können in seltenen Fällen als einziges Symptom einen verstärkten Harndrang und eine gehäufte Blasenentleerung auslösen. V. Erkrankungen des Harnleiters: Geradezu pathognomonisch ist der Reizblasenzustand für die prävesicalen Harnleiterkonkremente. Der prävesicale Harnleiterstein kann bei einer lang zurückliegenden Kolik, die beim Patienten bereits in Vergessenheit geraten ist, in diese Lage gewandert sein. Er liegt dann in einer divertikelartigen Ausstülpung der Harnleiterwand, ohne ein Abflußhindernis darzustellen. Er unterhält aber eine typische Reizblasensymptomatik. Die Differentialdiagnose ist sehr schwierig, da jede andere Symptomatik fehlen kann: der Harnbefund kann völlig negativ sein, ein Infekt liegt meist nicht vor, und die Beschwerden können sich über einen Zeitraum von vielen Monaten erstrecken. Der Nachweis gelingt röntgenologisch. Die ursächliche Therapie besteht in der Entfernung des Steins. Im Kindesalter muß auch ein vesico-ureteraler oder vesicouretero-renaler Reflux ausgeschlossen werden. Der auslösende Mechanismus für die Entstehung der Reizblase ist hier der unter Umständen sehr erhebliche Pendelurin, der bei der Miktion in Harnleiter und Nierenbecken gepreßt wird und erst nach Abschluß der Miktion wieder in die Blase gelangt. Die Ureterocele ist bei genügender Größe durch den ausgelösten Fremdkörperreiz genauso wie der Harnleiterstein mit der typischen Reizblasensymptomatik verbunden. Auch der ein- oder doppelseitige Megaureter mit prävesicaler Harnleiterstenose kann durch die Raumforderung im kleinen Becken und die Verdrängung der Blase sowie ebenfalls durch Harnleiterentleerung im Anschluß an die Mik- tion zur typischen Symptomatik mit Mißempfindung in der Blasengegend und am Damm, ständigem Harndrang und Pollakisurie führen. In diesen Fällen besteht aber in der Regel ein zusätzlicher, zumindest zeitweise und rezidivierend auftretender Harninfekt. Dadurch wird die Diagnose erleichtert, da ja jeder rezidivierende Harninfekt ohne Rücksicht auf die sonstige Symptomatik zur Röntgenuntersuchung führt. Die Therapie kann natürlich nur eine operative sein und führt immer zum vollständigen Abklingen der Beschwerden. Am Rande erwähnt seien auch noch die ek- oder dystopen Harnleitermündungen. Die Diagnose kann sehr schwer sein, da der ektope Harnleiter meist zu einem nur ganz gering funktionsfähigen Nierenanteil gehört. Da diese Mißbildung nicht nur sehr unangenehme subjektive Beschwerden unterhält, sondern auch neben dem ständigen Harnträufeln bei Mündung außerhalb der Blase einen chronischen Infekt und als Spätkomplikation einen nephrogenen Hypertonus auslösen kann, muß bei dem geringsten Verdacht der röntgenologische Nachweis durch das Infusionsurogramm versucht werden. Mit abnehmender Nierenfunktion kann die Harnmenge so gering sein, daß nur ein vaginaler Fluor oder eine milde Inkontinenz vorgetäuscht werden, besonders bei geringen Trinkmengen. Der Verdacht auf eine extrasphinktäre Harnleitermündung ergibt sich immer dann, wenn neben einer normalen bzw. im Sinne einer Reizblase gestörten Miktion ein ständiges Harnträufeln besteht. Durch den Reiz des austretenden Urins in der Dammgegend wird nicht nur eine Pollakisurie mit ständigem Harndrang unterhalten, in einem unserer Fälle bestand sogar eine erhebliche, mehrfach nachgewiesen© Restharnbildung mit Balkenblase jonne anatomisches Abflußhindernis. Die Beschwerden verschwanden nach operativer Entfernung des befallenen, schwer geschädigten Nierenanteils und des dazugehörigen Harnleiters schlagartig, einschließlich der Restharnbildung (3). VI. Erkrankungen außerhalb der Blase im kleinen Becken sind ebenfalls oft Ursache eines Reizzustandes der Blase. Vom Darm ausgehend kommt hfer die Appendici'tis und Divertlkulitis des Sigmas in Frage. Die Appendix kann enge, topographische Beziehungen zur Blase haben. Die Diagnose einer solchen Appendicitis ist aber sehr schwierig, da bis kurz vor der Perforation außer den typischen Reizblasenbeschwerden kein weiterer pathologischer Befund, insbesondere kein cystoskopischer, erhoben werden kann. Im Verdachtsfalle muß die Diagnose operativ gestellt werden. Der Nachweis der Divertikulitis des Sigmas gelingt meist röntgenologisch. Wenn ein konservativer Behandlungsversuch nicht zum Ziel führt, bzw. in schweren Fällen, ist die Behandlung eine chirurgische. Wird die Diagnose nicht oder zu spät gestellt, kann es sowohl von der Appendicitis als auch von der Divertikulitis her zur Perforation in die Blase kommen. Vor dem Durchbruch kann jahrelang eine Reizblasensymptomatik bestehen. Der erfolgte Durchbruch kann cystoskopisch leicht erkannt werden, dem Patienten fällt als charakteristisches Symptom der Abgang von Luft und evtl. von Stuhl durch die Harnrönre auf. Die operative Therapie ist bei frühzeitiger Diagnose einfacher als nach erfolgter Perforation, wo sie einen großen und für den Patienten sehr belastenden Eingriff darstellt. Seltener ist die Mitbeteiligung der Blase bei Carcinomen des Darmes, bevor Symptome von Seiten des Darmes auftreten. Aber auch daran sollte man denken. So hatten wir vor kurzem eine 45jährige Patientin mit einem Sigmacarcinom, die wegen seit längerer Zeit bestehender Blasenbeschwerden im Sinne einer Reizblase zu uns kam. Das Carcinom konnte nur noch palliativ und unter Mitnahme der linken Niere entfernt werden. Beschwerden von Seiten des Darmes hatten nie bestanden. In den Endstadien des inoperablen Darmcarcinoms ist die Mitbeteiligung der Blase fast die Regel. VII. Der wohl größte Anteil der symptomatischen Reizblase der Frau entfällt auf die Mitbeteiligung der Blase bei gutoder bösartigen Erkrankungen des inneren weiblichen Genitale und beim Descencus uteri mit Cystocele. Die Anamnese führt meist schon auf den richtigen Weg: neben den Blasenbeschwerden werden Unregelmäßigkeiten der Periode, Blutungen und Fluor angegeben. Eine gründliche gynäkologische Untersuchung ist dann erforderlich. Die seltene Blasenendometriose ist charakterisiert durch das periodische Auftreten der Beschwerden und die meist gleichzeitig bestehende Blutung aus der Blase während der Menstruation. Eine unangenehme Komplikation ist auch die Perforation von eitrigen Adnexentzündungen, einschließlich der tuberkulösen und von gutartigen Adnexcysten, insbesondere der Dermoidcysten, in die Blase (8). VIII. Gleichermaßen unangenehm für Patient und Arzt ist die Reizblase des Mannes als Symptom einer Entzündung von Prostata und Samenblasen. Die Therapie entspricht der der Reizblase, wie sie vom Vorredner schon dargestellt wurde. Zusätzlich empfiehlt sich der Einsatz von Antibiotika, besonders wenn es gelingt, bakteriologisch den Erregernachweis zu führen. Bei negativem Erregernachweis, bei der sogenannten Prostatopathie, ist der Einsatz von Antibiotika sinnlos. Die Mitbeteiligung der Blase bei der akuten oder chronischen Epididymitis stellt wegen des auffälligen Lokalbefundes keine differentialdiagnostischen Schwierigkeiten. IX. Erkrankungen der Blase als Ursache der Reizblasensymptomatik stellen häufig differentialdiagnostische Probleme, obwohl sie eigentlich das Naheliegendste sind. Eine akute Cystitis läßt sich ohne weiteres aus Anamnese und Sedimentbefund diagnostizieren, aber schon die nicht seltene interstitielle Cystitis hat oft einen negativen Sedimentbefund, ebenso wie die Reizerscheinungen nach abgeklungener hämorrhagischer Cystitis. Auch die tuberkulöse Cystitis kann ohne Sedimentbefund verlaufen. Ein unspezifischer Erregernachweis gelingt in der Regel nicht, erst die spezifischen Kulturen und Tierversuche decken das Vorliegen einer tuberkulösen Erkrankung auf. Das Ulcus Simplex oder Hunnersche Ulcus (6), das meist mit der interstitiellen Cystitis in Zusammenhang gebracht wird, kann auf Grund der überaus heftigen Schmerzen, die vom Patienten angegeben werden, schon vermutet werden. Während die Diagnose der interstitiellen Cystitis sehr schwierig ist: der Harnbefund ist meist negativ, cystoskopisch kann nur ein uncharakteristischer Befund erhoben werden, da die Veränderungen intramural vor sich gehen und Schleimhautveränderungen erst sehr spät auftreten (9), ist die Diagnose des Hunnerschen Ulcus cystoskopisch leicht. Die Behandlung kann konservativ durch Instillationen, in hartnäckigen Fällen chirurgisch durch transurethrale Elektroresektion oder Blasenteilresektion erfolgen. Mit der chirurgischen Intervention sollte man nicht zu lange warten, da eine maligne Umwandlung bekannt ist. Die Strahlencystitis kann dann diagnostische Schwierigkeiten machen, wenn sie nach einer langen Latenzzeit, die bis zu zwei Jahrzehnte betragen kann, auftritt. Charakteristisch ist hier aber auch die gestörte Nachtruhe durch den ständigen Harndrang im Gegensatz zu der eigentlichen Reizblase. Bei der interstitiellen Cystitis, die sich an die akute hämorrhagische Cystitis nach Endoxan® anschließen kann, lassen sich teilweise sehr gute Erfolge mit der kombinierten Gabe von Antibiotika und Corticosteroiden erzielen. Im Kindesalter ist auch immer an einen durch die Urethra oder in die Vagina versehentlich eingedrungenen oder zu masfurbatorischen Zwecken eingeführten Fremdkörper, der oft auch noch nach sofortiger Entfernung die Ursache erheblicher, lang anhallender Reizblasenbeschwerden sein kann, zu denken. Bei Männern im entsprechenden Alter ist die Prostatahypertrophie oder das Prostata-Carcinom die häufigste Ursache der Blasenreizzustände. Ursächlich spielen hier der im Blasenhals sitzende Tumor, die Restharnbildung und der oft vorhandene Infekt eine Rolle. Die Diagnose wird nach rektaler Untersuchung, Cystoskopie und evtl. Entnahme einer Probeexcision gestellt. Wir halten in diesen Fällen die Frühoperation, solange der Patient noch operabel ist, für angezeigt. Die Behandlung mit Gestagenen bringt zwar eine subjektive Besserung, aber keineswegs eine objektive, d. h. das Adenom verkleinert sich nicht. Das gleiche gilt für das Präparat Spasmo-Urgenin®: Trotz lang anhaltender subjektiver Besserung bleibt das Adenom unbeeinflußt. Bei der Urinuntersuchung muß auch an die in den letzten Jahren sehr häufig gewordene Trichomonaden-Infektion gedacht werden. Sie ist Ursache typischer Reizblasenbeschwerden. Der Nachweis,gelingt leicht unter dem Mikroskop im frischgelassenen, noch warmen Urin. Die Behandlung mit Clont® oder Flagyl® ist immer erfolgreich und führt zur raschen Symptomfreiheit. Auch die Billharziose der Blase muß man heute als Ursache von Blasenbeschwerden in Betracht ziehen, besonders wenn die Anamnese einen Aufenthalt in einem infektionsgefährdeten Gebiet ergibt. Im Frühstadium ist die Diagnose auf Grund der Hämaturie einfach. Im Spätstadium bestehen typische Reizblasenbeschwerden. Dann muß der Nachweis serologisch vorgenommen werden, oft gelingt er aber auch röntgenologisch, wenn Kalkeinlagerungen in der Blasenwand vorhanden sind. Nicht so ganz selten sind Blasentumoren, die monosymptomatisch nur eine Reizblase verursachen, ohne Hämaturie oder röntgenologische Faßbarkeit (4). Als Beispiel dafür können wir den Fall eines unserer Patienten anführen, der zur Übernahme einer Stellung in den Tropen mehrfach komplett ohne Erhebung eines pathologischen Befundes durchuntersucht worden war. Eine mehrmalige Urinuntersuchung und eine Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege waren unauffällig gewesen. Wegen der leichten, seit einigen Wochen bestehenden Reizblasensymptomatik wurde er aber doch zu uns zur Cystokopie geschickt. Dabei fand sich dann ein etwa kirschgroßes, papillär wachsendes, histologisch durch die Entnahme einer PE gesichertes Blasen-Carcinom. Zusammenfassung Bei jedem Patienten mit den Symptomen einer Reizblase sind sorgfältige differentialdiagnostische Erwägungen und Untersuchungen erforderlich, selbst wenn die Schilderung der Beschwerden eine sichere Lokalisation auf die Blase zuläßt, und eine MitbeteiUgung von Nachbarorganen ausgeschlossen ist. Die gesamte urologische Diagnostik, einschließlich der Röntgenuntersuchung, kompletter Urinuntersuchungen und unspezifischen und spezifischen Harnkulturen und Tierversuchen, muß hier neben der in jedem Fall durchzuführenden sorgfältigen Urethrocystoskopie eingesetzt werden. Erst nach Ausschluß aller anderen organischen Erkrankungen und bei Nachweis der typischen vegetativen Zeichen und Blasenveränderungen darf man sich mit der Diagnose Reizblase zufriedengeben. Literatur 1. ALKAN, L.: Anatomische Organkrankheiten aus seelischer Ursache. Hippokrates Verlag, Stuttgart (1930) 2. AVERBACK, A., and D. R. SMITH: Psychosomatic problems in urology. Caiif. Med. 76, 23-26 (1952) 3. HANSCHKE, H. J., und H. D. WULFF: Darstellung ektoper Harnleiter durch das Infusionsurogramm. Geb. Frhk. 27, 623—626 (1967) 4. HANSCHKE, H. J., und H. D. WULFF: Diagnostik des Blasencarcinoms. Fortschr. Med. 86, 387—391 (1968) 5. HEGGLIN, R.: Differentialdiagnose innerer Krankheiten. Thieme Verlag, Stuttgart, 9. Aufl. (1963) 6. HUNNEFS, G. L.: A rare type of bladder ulcer. J. A. M. A. 70, 203 (1918) 7. LATZKO, W.: Gynäkologische Urologie. !n Handbuch der Urologie, Springer-Verlag, Berlin, Bd. V (1928) 8. MARTIUS, H.: Lehrbuch der Gynäkologie. Thieme Verlag, Stuttgart, 6. Aufl. (1960) 9. O'CONNOR, V. J.: Interstitial cystitis. In Handbuch der Urologie. Springer-Verlag, Berlin — Göttingen — Heidelberg, Bd. IX (1959) 10. SARRE, H.: Nierenkrankheiten. Thieme Verlag, Stuttgart, 3. Aufl. (1967) 11. SMITH, D. R., and A. AUERBACK: Functional diseases. In Handbuch der Urologie. Springer-Verlag, Berlin — Göttingen — Heidelberß, Bd. XII (1960) Anschrift d. Verf.: Dr. med. H. D. WULFF u. Dr. C. PLANZ, 65 Mainz, Langenbeckstraße 1. Blasenleiden in der kinderärztlichen Praxis Eine kinderärztliche Praxis hat andere Arbeitsbedingungen als eine Klinik oder eine Krankenhausabteilung. Sie hat ein anderes Krankengut und andere Behandlungswege, wenn diese auch an der Klinik orientiert sind. Das Heifungsbemühen steht im Vordergrund. Aus der Fülle der Literatur über Enuresis möchte ich nur weniges nennen. Einmal hat mein Lehrer Uffenheimer in der Schweiz im Jahre 1937 ein Buch über die Bettnässerkrankheit im Kindesalter herausgegeben. Er betont in der Einleitung, daß die praktische Seite soweit geklärt ist, daß über die Entstehung und Behandlung das Wesentliche und Tragende gesagt werden kann. Dann möchte ich das Buch von Diete! aus dem Jahre 1929 erwähnen. Er glaubte, durch epidurale Einspritzungen in den Sakralkanal die große Therapie gefunden zu haben; also ein heroisches Verfahren, das schon allein dadurch eine Reihe von positiven Resultaten in sich barg. Etwa um das Jahr 1949 wurde über eine mildere Methode berichtet, bei der PlazentaSerol-Einreibungen in der Kreuzbeingegend vorgenommen wurden, und es wurde eine große Zahl von Erfolgen angegeben. Ich hatte damals von der Herstellerfirma (Merz u. Co., Frankfurt/M.) zur Nachprüfung der Ergebnisse Leer-Serol zur Verfügung gestellt bekommen und hatte abwechselnd je ein Kind mit Plazenta-Serol und ein Kind mit Leer-Serol behandelt. Ein signifikanter Unterschied hat sich nicht ergeben, womit wahrscheinlich war, daß lediglich die suggestive Wirkung der Einreibung für die Erfolge verantwortlich war. In dieser Form habe ich auch die Einreibungen beibehalten im Sinne einer suggestiven Mithilfe in der Behandlung. Es erhebt sich nun die Frage, welche Kindertypen wegen ihres Einnässens zu uns kommen, wobei bei uns der Ausdruck „Einnässen" nicht gebraucht wird, sondern aus psychologischen Gründen von Blasenleiden gesprochen wird. Abgesehen von einer kleinen Zahl geistig rückständiger und stumpfer Kinder, bei denen die Erfolgsaussichten von vornherein ungünstiger erscheinen, besteht der Hauptanteil aus reizbaren und dystonischen Kindern, gekennzeichnet durch ein positives Fazialisphänomen, Zappeligkeit, Appetitlosigkeit, Neigung zum Farbwechsel, Schlafstörungen, Schweißneigung, Kopfschmerzen und Leibschmerzen. Ebenso, wie sich auch Kinder darunter finden, die stottern („Zappeln mit der Sprache"), so finden sich auch solche, die einnässen („Zappeln mit der Blase"). Die häufigen Schlafstörungen verdienen besondere Beachtung, weil von manchen Autoren der Enuretiker mit dem Tiefschläfer gleichgesetzt wird. Das ist aber sicher nicht richtig, und in meinem Krankengut sind sehr viel mehr Kinder, bei denen ein unruhiger und oberflächlicher Schlaf festzustellen ist. Die Erhebung einer genauen Vorgeschichte ist sehr wich- tig, aus der sich ergibt, ob etwa ein Kind noch nie trocken war, oder ob es später wieder angefangen hat, einzunässen. Dann ist wichtig, nach der Ursache des Wiedereinnässens zu forschen. Es kann ein Angsterlebnis sein, es kann in etwa aber auch die Geburt und die Pflege eines Geschwisterchens sein. Hier erscheint naheliegend, daß der unterbewußte Versuch gemacht wird, die Aufmerksamkeit der Mutter wieder verstärkt auf sich selbst zu lenken, zumal der häufige Windelwechsel ein nicht unerheblicher Teil der Beschäftigung der Mutter mit dem kleinen Brüderchen oder Schwesterchen ist. Bevor man ein einnässendes Kind in Behandlung nimmt, ist eine Frage besonders wichtig, nämlich die, ob nicht eine organische Erkrankung der Harnwege ursächlich in Betracht kommt. Es ist erstaunlich, wie relativ häufig besonders bei Mädchen eine offenbar verschleppte Pyurie die Ursache des Einnässens darstellt. Bei einer Reihe von Kindern führt die darauf gerichtete Behandlung in wenigen Tagen zum Trockenwerden. Man darf sich aber mit dieser Feststellung nicht begnügen, da sich besonders bei dauernässenden Kindern auch pyelographisch Fehlbildungen feststellen lassen. Jedenfalls muß eine genaue urologische Diagnostik verlangt werden, um nichts zu übersehen. Langzeitbehandlung notwendig. Hier muß noch eine weitere bedeutungsvolle Tatsache auf einem anderen Sektor erwähnt werden. Das sind positive EEG-Befunde, vor allem bei hartnäckig nässenden Kindern. Ein Teil dieser Kinder weist echte Krampfpotentiale auf. Die Behandlung mit Krampfmitteln führt jedoch nicht überdurchschnittlich zur Heilung einer Enuresis. Richter fand pathologische bzw. auffällige EEG-Befunde bei 39 von 70 Kindern, urologische Veränderungen bei 40 Kindern unter einem Gesamtkrankengut von 112 Kindern. Nun zu meiner eigenen Behandlung, die durch ein Gespräch mit der Mutter in Anwesenheit des Kindes beginnt. Es wird angeordnet: 1. Flüssigkeitseinschränkung ab 16 Uhr, die nur für eine begrenzte Zahl von Tagen gefordert wird. 2. Abends Trockenkost. 3. Ein spannungsausgleichendes Medikament. Mir ist handgerecht das Pan-Sedon, es kann aber auch irgend ein anderes, gegen die Dystonie wirksames Mittel gewählt werden, wobei allerdings Phytotherapeutika eine zu schwache Wirksamkeit entfalten, aber in der Nachbehandlung verwendet werden können. 4. Das Kind wird zweimal wöchentlich über dem Kreuzbein mit einer kleinen Menge Plazenta-Sero! unter suggestiven Begleitworten eingerieben. 5. Das Kind erhält einen Taschenkalender, in den es jeden Morgen ein rotes Kreuz einzeichnet, zum Zeichen, daß es trocken geblieben ist. Wenn es naß war, erfolgt keine Eintragung, denn „es kann nichts dafür". Wenn zwischen APISERUM DE B E L V E F E R Es stehen folgende Präparate zur Verfügung: APISERUM Trinkampullen BI-APISERUM Trinkampullen Haemo-GERAL, pro injectione Haemo-GERAL, lingual dragees Bitte schreiben Sie um Literatur und Proben: zwei Einreibungen mehrere rote Kreuze auftauchen, gibt es eine Belohnung. Sehr weit entfernt wohnende Mütter werden nur einmal wöchentlich bestellt. Oft besteht gerade bei ihnen der Wunsch, die Einreibungen selbst vorzunehmen, aber das führt zu Mißerfolgen, weii damit die Einwirkung der Persönlichkeit des Arztes oder der Helferin entfällt. Auch die Reise zum Arzt und die Umgebungsänderung haben ihre suggestive Kraft. Es ist einleuchtend, daß gerade von der Art des Umgehens mit dem Kind im Sinn einer kleinen Psychotherapie viel abhängt. Es handelt sich bei der Behandlung eben um ein körperlich-seelisches Problem. Bleibt der Behandlungserfolg aus, so hat es keinen Sinn, die Therapie ad infinitum fortzusetzen. Nach einer Behandlungspause von einigen Wochen sind erfahrungsgemäß etliche von den Kindern nachträglich trocken geworden. Es empfiehlt sich bei den nicht deutlich beeinflußten Kindern einen Wechsel des Heilmittels vorzunehmen, und die Einreibungen nach etwa 4—6 Wochen wieder aufzunehmen. So gehe ich manchmal auch auf ein Mittel der Phenothiazinreihe über, wobei sich das Decentan mehr bewährt hat als das Atosii. Hier muß noch erwähnt werden, daß sich in letzter Zeit insbesondere das Tofranil als eines der wirksamsten Mittel zur Beseitigung der Blasenschwäche erwiesen hat. Ich habe damit nur geringe Erfahrung bei älteren Kindern, da mir die Anwendung eines ausgeprägten Psychopharmakons zur Behandlung der Enuresis beim Kind bedenklich erscheint. Nach der beschriebenen Behandlung sind in der letzten Zeit von 53 Kindern 34 trocken geworden, und zwar 23 innerhalb von 2 Monaten, der Rest im Laufe eines Jahres. Diese relativ kleine Zahl ist natürlich nicht beweisend, überschreitet aber die Durchschnittszahlen vergleichbarer Literatur. Nach erzieltem Erfolg ist es notwendig, bei den Kindern, die trocken geblieben sind, nach Verzicht auf die Einreibungen die medikamentöse Therapie der Dystonie noch einige Zeit kurmäßig fortzusetzen, um den Dauererfolg zu sichern. Meine Ausführungen sollten Ihnen einen Überblick über das Vorgehen in einer kinderärztiichen Praxis vermitteln. Sie wollen nicht repräsentativ sein und wollen nicht aufgefaßt werden, als ob hier überlegene Erfolge demonstriert werden sollten, es sollte nur eine Methode gezeigt werden, mit der bei dem vorliegenden körperlich-seelisch bedingten Symptombild ein guter Erfolg zu erzielen ist. Es gibt sicher andere Wege, und der optimale scheint mir noch nicht gefunden. Vorläufig erscheint der Arzt wichtiger als das Medikament. Anschrift d. Verf.: Prof. Dr. med. FRICK, 65 Mainz, Auf der Steig 6. das naturreine BienensekretFermentsystem Gelee Royale ohne Zugabe fremder Stoffe, standardisiert und stabilisiert im natürlichen Artmilieu. Kliniker und Praktiker verwenden APISERUM erfolgreich bei Stoffwechselstörungen — Leistungsabfall ihrer Patienten — zur Hebung des Allgemeinbefindens in der Rekonvaleszenz. APISERUM das Mittel der Wahl in der Geriatrie, die Hilfe des Arztes in der Rehabilitation. Für Kinder: APiSERUM-spezial, Trinkampullen, bei Entwicklungsstörungen. Llndau-Bodenseej G. LEIN BERG ER & CO., 8 2 6 6 LAUFEN-MAYERHOFEN/OBB.(früher Aus Praxis und Forschung Aus dem Taunus-Sanatorium Bad Soden, Chefarzt Prof. Dr. med. habil. V. Böhlau Aerosole und Inhalationsbehandlung Das Aerosol ist exakt naturwissenschaftlich betrachtet ein Zweistoffsystem, bei dem in einer Gasphase flüssige oder feste Substanzen in feinster Verteilung schweben. Nach dieser Definition ist klar, daß z. B. die uns umgebende Luft ein Aerosol ist, denn in ihr schweben feinste Staubpartikelchen, Nebeltröpfchen usw. Auch der Tabakrauch ist ein Aerosol. Für die Medizin interessieren uns natürlich andere Aerosole, die entweder diagnostisch oder therapeutisch eingesetzt werden können. Unter diesen medizinischen Aerosolen finden wir sowohl natürliche wie auch künstliche Aerosole. Die natürlichen Aerosole und ihre Wirkungen sind z. T. seit Jahrhunderten bekannt, wenn man nur an die Inhalation von Meerwasser, die Erstellung von Salinen in Solebädern u. ä. denkt. In den letzten Jahren ist für uns jedoch in der Medizin die Benutzung von sogenannten künstlichen Aerosolen immer wichtiger geworden. Wenn auch schon seit Jahrhunderten bekannt ist, daß durch Einatmen von Heilmitteln bestimmte therapeutische Erfolge erzielt werden können und schon seit mehr als hundert Jahren die Inhalationstherapie als schulmäßig anerkannte Heilmethode angewandt wird, wurden jedoch erst 1920 von dem damaligen Göttinger Pharmakologen Heubner die Grundlagen dieser Therapieform erforscht. Er hat damals mit seinen Untersuchungen über die Eindringungsfähigkeit inhalierter Medikamente in die tieferen Luftwege und über ihre Resorption auch die Grundlagen für die heulige Aerosoltherapie geschaffen. Den eigentlichen Anstoß für deren Einführung in die Praxis geben jedoch erst die Erfolge einer amerikanischen Forschergruppe unter Führung von Abramson im Jahre 1945 mit der Anwendung neuer antibiotischer Mittel auf dem Inhalationswege. In Deutschland begannen Kühne und Martini in Reichenhall 1948 als erste mit der Anwendung dieser Therapie. Von apparativer Seite bzw. physikalischer Seite her haben sich in Deutschland vor allem Nuckel, Dirnagl, Findeisen und Bisa, von klinischer Seite u. a. Stieve und Bopp befaßt. Dirnagl hat auch ausführliche Untersuchungen über die Beziehung zwischen Tröpfchengröße und Niederschlagsort in den Atemwegen durchgeführt. Nach diesen Untersuchungen sollte die Teilchengröße zur Behandlung der tieferen Luftwege zwischen V2 und 5 (x zur Behandlung der oberen Luftwege mindestens 10 bis 20 u betragen. Teilchen von einer Größe unter V2 p, werden im allgemeinen wieder exhaliert. In der folgenden Abbildung (Abb. 1) haben wir Ihnen wichtige Aerosole zur Anwendung zusammengestellt und zwar aufgeteilt in die Gebiete: Diagnostik und Therapie. Neben den schon seit langem bekannten pharmakodynamischen Aerosolen wie z. B. A/udrrn und Acetylcholin für Provokationsteste, gewinnen die Antigenaerosoie zur Feststellung der Aktualität einer Allergie, eine zunehmende Bedeutung. Auf Abbildung 2 haben wir Ihnen den Verlauf eines solchen Alfergenakfuafitätstesfes dargestellt, bei dem wir die Aktualität der Allergie nach Inhalation eines Antigens mit der Bodyplethysmographie geprüft haben. Diese Prüfung erfolgt natürlich erst nach dem vollständig durchgeführten großen Allergentest, bei dem sich, wie z. B. in diesem Fall, eine Allergie gegen Hausstaub nachweisen ließ. Eine zukünftige Bedeutung haben sicher noch die nuclearmedizinischen Aerosole. Zur Therapie eignen sich die Heilquellen und das Ivfeerwasser. Als Vorinhalation verwendet man Broncholytika, zur Dauerbehandlung moderne Sekretolytika, Sekretomoto- Wichtige Aerosole zur medizinischen Anwendung Pharmakodynamische Aerosole (Aludrin, Acetytcholin) Antigen/Aerosole Nuklearmedizinische Aerosole Heilquellen Meerwasser Broncholytika Sekretolytika und Sekretomoton ka Detergentien Antiphlogistika Antibiotika Fungizide Vitamine Kortikosteroide Abb. 1 Taunus -Sanat ori um Allergentest-Abt, Allergie-Aktualitätstest mit Resistance Bodyptethysmographie ts~ 14- AliergenKontroll- Aerosol Aerosol tHausstaub) \ X I to~ 1 62~ teer 16 20 . 30 HD.«? 26J. 4b sb ' eb ' n.Böhlau Abb. 2 rika und Detergentien. Die Forschung der letzten Zeit zielt auch daraufhin, neue Antiphlogistika für die Aerosolanwendung zu erproben. Die Antibiotikabehandlung mit Aerosolen spielt heute eine untergeordnete Rolle. Oberflächenantibiotika kann man jedoch in geeigneten Fällen anwenden. Besonders schleimhautfreundlich sind Vitaminpräparate und Kortikosteroide. Zur Behandlung der Pilzinfektionen, die vielleicht in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen, ist die Behandlung mit fungiziden Aerosolen bisher die wesentlichste Möglichkeit. Da in der Kürze der Zeit ein vollständiger Überblick über die Aerosolbehandlung nicht möglich ist, will ich Ihnen im Folgenden an Hand eigener Untersuchungen, die wir angestellt haben, um die Wirksamkeit der Aerosole objektiv zu testen, einige Beispiele geben. Zur Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit und zur Objektivierung von therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen habe ich auf Anregung meines Lehrers Max Bürger vor Jahren eine vollautomatische, sofort sichtbar registrierende Gasstoffwechselapparatur entwickelt, die nach einem indirekten Mengenmeßprinzip arbeitet und den Sauerstoffverbrauch mit einem paramagnetischen Verfahren bestimmt. Auf Abbildung 3 sehen wir die Sauerstoffverbrauchskurve in Ruhe, während des Steigeversuches und in der Erholung vor und nach Applikation von Aludrin-Aerosolen. Der Erholungsquotient, der sich aus Sauerstoffverbrauch während der Arbeitsphase und dem Sauerstoffmehrverbrauch während der Erholungsphase errechnet, ist hier von 2,76 auf 3,18 gestiegen (Abb. 3). Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit nach Aiudnn-Aerosol PF,d", 49J Erholungsquotient EQ nach 3,18 Energotest Sauerstoff verbrauch (mf/min) -^ Sauerstoffverbrauch und Puls bei Aerosolmhalatjon Puls Abb. 4 Sauerstoffpuls vor und nach Meerwassennhalcrtion {automatisch registriert mit Polyenergotest} vor Meerwasser nach Meerwasser 02-Puls Ruhe Belastung Erholung Betastung Ruhe Erholung r"\ S 2 - i i i Abb. 3 Um einen spezielleren diagnostischen Einblick, insbesondere auch in die Funktion des cardiopulmonalen Systems zu erhalten, ist es zweckmäßig, neben dem Sauerstoffverbrauch das Verhalten weiterer meßbarer Größen unter Arbeitsbelastung zu prüfen. Unser Gerät Polyenergotest registriert sofort sichtbar und vollautomatisch mit einem 12-fach-Punktdrucker Sauerstoffverbrauch, Atemminutenvolumen, Sauerstoffsättigung, Pulszahl, Blutdruck und unter Verwendung eines eingebauten Computers ohne jegliche Berechnung der so wichtigen Quotienten, wie Wirkungsgrad, Sauerstoffpuls, Atemäquivalent und respiratorischer Quotient. Auf Abbildung 4 haben wir in Originalkurven des SauerstoffVerbrauchs und des Pulses bei Inhalationen mit verschiedenen Aerosolen aufgezeichnet. Ich möchte hier nur auf den Unterschied der sympathikotonen Wirkung von Aludrin und Isolevin und der vagotonen Wirkung von Sole-Aerosolen hinweisen. Abbildung 5 zeigt in automatischer Quotientenschreibung den Sauerstoffpuls vor und nach Meerwasserinhatation bei 2 Patienten. Es ist deutlich zu erkennen, daß nach Meerwasseraerosolen der Sauerstoffpuls während der Belastung und in der anschließenden Erholungsphase ansteigt. Die Wirkung der Kortikosteroid-Aerosole, die in den letzten Jahren eine zunehmende Rolle spielen, haben wir einmal mit der Ganzkörperplethysmographie geprüft. In Abbildung 6 ist die Wirkung einer zweimaligen KortikosteroidAerosolapplikation auf die Höhe des Resistenzwertes in Säulen dargestellt. Der günstigste therapeutische Effekt konnte hier deutlich objektiviert werden. Auch der Wirkungsgrad, der erstmals von meinem Lehrer Max Bürger in die medizinische Diagnostik eingeführt wurde, und der damit den Grad der Restitution nach konsumierten Krankheiten objektivierte, ist in der Technik eine anerkannte Größe zur Beurteilung einer Leistung. Auf Abbildung 7 haben wir Ihnen den Wirkungsgrad vor und nach Anwendung eines Kortikosteroid-Aerosols dargestellt und zwar bei einer 64jährigen Patientin, bei der die Altersnorm 23,7 % betrug. Der Anstieg von 22,1 % auf 24,7 % verdeutlicht die Besserung der Arbeitsökonomie. Wie Dirnagl und Stieve bereits nachgewiesen haben, ist für den Erfolg der Inhalation zuletzt die Atemtechnik des Patienten von großer Bedeutung. In gleicher Richtung spricht der Hinweis Aeplis in seiner Monographie, der eine günstige Beeinflussung der Therapie durch eine Kombination von Aerosol und atemgymnastischer Therapie erzielen konnte. In gleichem Sinne ist die Kombination der Aerosoltherapie mit assistierter Beatmung (Brrd-Respirator) zu verstehen. \ N / / \ \ [f / ^ 6 - \ \ 1 \ » ff \ \ \ 11 \ \ \ - _ ' n n - OW,9,36J ~"*N SA,d;52J Abb. 5 esis :ancE OO-i 9,0- Wirkung von ^ort i kosterosdaero^cnen auf die Ganzkorper-Ptethysmographie 8,53 8,0- F"H,o",43J Kortikosteroidaerosol 7,0- / 6,0- 6,32 / 5,56 5,0- / / 4,0- ' 3,0- \ ' / / / / \ '. . / 4,57 3,63 //// • /y/) / /* , 2,01.0 y//y / // < //, Leerwert noch20mm nachih nach2h , ff nach24h Abb. 6 Wirkungsgrad vor und nach Inhalation von Kortikosteroidaerosolen 9 _ 100 x geleistete Arbeit i mkg ~ 427x Arbeitsenergieverb.i K 0,234 x mkg Kat WkgVo 25- 24.7 TE,9,64J. AN 23,7% 2423 22.1 2221 20 vor Abb. 7 nach Von Amerika ausgehend hat die intermittierende Überdruckbeatrnung heute nicht nur in der Notfalltherapie, sondern auch bei der Behandlung der chronischen Bronchitis und ihrer Folgeerkrankungen eine zunehmende Bedeutung erlangt. !n Abbildung 8 haben wir in die Wirkung der Birdbeatmung auf die Sauerstoffsättigung bei einem Patienten dargestellt. Wie aus dem oben Gesagten bereits erkenntiich, ist zur Aerosolerzeugung ein Gerat notwendig, das die Möglichkeit bietet, je nach Bedarf Nebeldosis, Nebelmenge und Teilchengroße optimal einzustellen. Als Beispiel zeige ich Ihnen auf Abbildung 9 ein früher von mir entwickeltes Ge- Wirkung der Bi'rd-Beatmung auf die Sauerstaffsathqung Pat GL,48J (^-Sättigung 100%9 0°/o- 80%- Pu 90 80 rät zur Einzelinhalatlon von Aerosolen, das außerdem die Möglichkeit der Sauerstoffzufuhr bietet. In unseren Geräten haben wir als erste an Stelle sonst üblicher Metalidusen, Kunststoffdüsen verwendet, die eine unipolare elektrische Aufladung des Aerosols und damit eine weitgehende Stabilisierung erzielen. Die heute von der Industrie angebotenen Inhalationsgeräte (Aerosolgeräte) haben technisch einen so hohen Stand, daß sie wartungsfrei und zuverlässig in der Arztpraxis im Dauerbetrieb eingesetzt werden können. Bei uns hat sich in unserer pysikalisch-therapeutischen Abteilung nachstehendes Inhalationsgerät (Pars-Aerosol-Standard) bewährt. Bei besonders chronischen Fallen, in denen sich die Krankheit schon im fortgeschrittenen Stadium befindet, ist es selbstverständlich notwendig, eine Dauerlangzeittherapie durchzuführen. Wir haben recht gute Erfahrungen bei intelligenten Patienten gemacht, mit einem Gerät, das der Patient selbst zu Hause anwenden kann. Das Gerat Pari-Privat (Abbildung 10) ist für die Aerosol-Inhalation 2—3ma! täglich zu Hause sehr gut geeignet.*) In den letzten Jahren haben sich in der Therapie die Sprühdosen-Inhalationsgeräte immer weiter verbreitet. Nachdem anfänglich nur Broncholytika bzw. Bronchodilatatoren in Sprühdosen verabreicht wurden, gibt es jetzt Kortikosteroide, Mucolytika usw. Ihr Vorteil liegt in der leichten Anwendbarkeit, auch unterwegs, der meist sofortigen Wirkung und der im Verhältnis zur oralen Applikation sicher erheblich niedrigeren Dosierung. Zur Behandlung von Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, die bisher therapeutisch zumindest von inhalativer Seite sehr schwer anzugehen waren, wird in letzter Zeit, besonders von französischer Seite die Verwendung von Vibrationsaerosolen empfohlen. Dabei werden Aerosole mit einer 70 60 0 10 15 20 25 30mm Abb. 8 Ei nzei-Aerosotgerat (nach Bählau und Rabenalt) • • ! Einstellschraube Heizung Abb. 10 Verfahren zum Messen der bei der Aerosoltherapie inkorporierte Menge eines Medikaments Einstellbare Sauerstoff / zufuhr Druckluftzufuhr Abb. 9 PreUwand — Kunststoffduse — Medikamentenbehalter Abb. 11 Schwingung von 100 Hz verwendet, die eine bessere Eindringungsfähigkeit in die schwer zugänglichen Nasennebenhöhlen haben sollen. Wir selbst können über größere Erfahrungen mit diesen Geräten noch nicht berichten. Nach Untersuchungen von Dirnagl ist im großen und ganzen bei Stichproben die Dosierungsgenauigkeit bei den Sprühdoseninhaiationsgeräten erfüllt. Für bestimmte Anwendungsgebiete stellt die Inhalation aus der Sprühdose sicher einen wesentlichen Fortschritt dar. Nach den Untersuchungen von Dirnagl kann ein Vergleich nur mit dem herkömmlichen Handinhalator vorgenommen werden und dieser Vergleich spricht in jedem Fall ausschließlich zugunsten der Sprühdose. Ein großer Nachteil der Aerosolinhalationstherapie einschließlich der Therapie mit den sogenannten SprühdosenDosieraerosolen ist zweifellos die Unmöglichkeit einer exakten Dosierung-. Nach Untersuchungen von Dirnagl hängt die therapeutisch zur Geltung kommende Dosis nicht allein von der Medikamentenmenge ab, die den Inhalator in dem gewünschten Dispersionsgrad verläßt, es liegen auf der Seite des Patienten oft vielerlei variable Faktoren, die Atemtechnik, Zustand der Atemwege usw. vor, die die Menge, den Ablagerungsort, den Resorptionsverlauf der Medizingeschichte Friedrich Theodor Frerichs, dem großen friesischen Mediziner, zum 150. Geburtstag. Friedrich Theodor Frerichs kam am 24. März 1819 in der friesischen Stadt Aurich zur Welt. Sein medizinisches Studium, das er sehr breit durchführte, absolvierte er an der Universität Göttingen, im Jahre 1841 promovierte er sich gleichfalls in Göttingen. Bald danach begab sich Frerichs in seine Geburtsstadt Aurich zurück und ließ sich dort als Arzt nieder. Nach kurzer Zeit schloß er dann seine Praxis, ging an die Universität Göttingen zurück, habilitierte sich nach einiger Zeit und wurde dann Extraordinarius. Außerdem unternahm Frerichs in dieser Periode eine Reihe wissenschaftlicher Ausbildungsreisen. 1849 erhielt Friedrich Theodor Frerichs die Berufung als Direktor der inneren Klinik nach Kiel. Zwei Jahre später, 1851, berief man ihn, gleichfalls als Direktor der inneren Klinik, nach Breslau. Frerichs Breslauer Zeit begründete sein internationales Ansehen als anerkannter Mediziner. Viele überholte Verfahrensweisen reformierte Frerichs in Breslau. Besonders produktiv erwies er sich in der pathologischen Anatomie, wobei er nahezu 700 Sektionen selbst durchführte. Durch Frerichs gelangte die Breslauer Klinik zu einem hohen Aufschwung und zu internationaler Anerkennung. So konnte Friedrich Theodor Frerichs Berufung als Nachfolger des berühmten Schönlein im Jahre 1859 nach Berlin nicht überraschend sein. Frerichs erfüllte das in ihn gesetzte Vertrauen glänzend, denn anläßlich seines fünfundzwanzigsten Jubiläums als Kliniker im Jahre 1884 lagen auf vielen verschiedenen Gebieten, vornehmlich der inneren Medizin, eine große Anzahl hervorragender Arbeiten von ihm vor. Damals hatte sich Friedrich Theodor Frerichs einen weit über Deutschlands Grenzen reichenden Ruf als Diagnostiker und als Lehrer erworben. Besonders erstaunlich und hochachtbar an ihm war, daß er sich selbst streng an die naturwissenschaftliche Methode in der Medizin hielt, in der Therapie jedoch auch die Empirie der alten Ärzte gelten ließ. Friedrich Theodor Frerichs wurde anläßlich seines fünfundzwanzigsten Jubiläums als Berliner Professor und dirigierender Arzt der Charite geadelt und mit vielen anderen Auszeichnungen geehrt. Bereits ein Jahr später, am 14. März 1885, verstarb er in Berlin an Opiumselbstvergiftung. Außer seinen mannigfaltigen Funktionen in der Charite war Frerichs lange Jahre hindurch Mitglied der preußischen wissenschaftlichen Deputation für das Me- zur Wirkung kommenden Substanz beeinflussen können. Die Angaben über resorbierte Medikamentenmengen schwanken in der Literatur zwischen 30 und 95 Prozent. Ich darf Sie daher kurz auf ein von mir angegebenes Verfahren zum Messen bei der Aerosoltherapie inkorporierten Menge eines Medikamentes hinweisen (Abbildung 11). Bei unserem Dosimeter wi.rd dem Aerosolstrom nach dem Injektorprinzip pro Zeiteinheit eine minimale Menge eines indifferenten Stoffes beigefügt. Die Ausatmungsluft wird über ein Ventil, eine Flüssigkeit oder einen Filter geleitet, die als Reagentien mit ihm eine meßbare, in ihrer Größe von der Menge des Medikamentes abhängige kolorimetrisch nachweisbare Zustandsänderung ergeben. Mit einer einstellbaren Galvanometerskala läßt sich genau die inkorporierte Dosis ablesen. Es wird also angezeigt, wann bei einer Inhafation die notwendige Dosis erreicht ist. Gefahrvolle Unter- und Überdosierungen können dadurch vermieden werden. Der Anwendungsbereich der Aerosolinhalationstherapie ließe sich damit erweitern. *) Wir danken der Herstellerfirma der Geräte für die freundliche Zurverfügungstellung der Abbildungen. Anschrift d. Verf.: Prof. Dr. med. BÖHLAU, 6232 Bad Soden, Rossertstraße 11. dizinalwesen und hatte außerdem das Amt eines vortragenden Rates im Kultusministerium inne. Ein hier kurzer und bewußt unvollständiger Überblick der wissenschaftlichen Schriften Frerichs zeigt seine enorme Vielseitigkeit und seine Vertrautheit mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Medizin seiner Zeit: „Untersuchungen über Galle in physiologischer und pathologischer Beziehung", Göttingen 1845, „Comrrtentatio de natura miasmatis palustris", als Habilitationsschrift, 1846 in Göttingen, „Über Gallert- und Colloidgeschwülste", Göttingen 1847, „Über das Maß des Stoffwechsels sowie die Verwendung der stickstoffhaltigen und stickstoffreien Nahrungsstoffe", in Müllers Archiv, 1849, „Die Brightsche Nierenkrankheit und deren Behandlung", Braunschweig 1851, „K/inik der Leberkrankheiten", Braunschweig 1858, „Über den Diabetes", Berlin 1884. Bereits zu Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit in seiner Geburtsstadt Aurich im Jahre 1842 galt Friedrich Theodor Frerichs als guter Augenarzt. Bedeutsam war auch seine Mitarbeit an Rudolf Wagners großem Handbuch der Physiologie für das er selbst die Beiträge „Synoviä und „Tränensekretion" sowie die klassische Abhandlung „Verdauung" schrieb, die seinen Namen innerhalb der Gelehrtenwelt bekannt machten. Besonders hervorzuheben ist auch seine intensive und sehr erfolgreiche Dozententätigkeit. Als Direktor der medizinischen Poliklinik war er sehr bemüht, die Medizinstudenten allseitig auszubilden. Bereits in seiner produktiven Breslauer Zeit begann er 1858 seine später weltberühmte „Klinik der Leberkrankheiten". In Breslau entdeckte Frerichs auch das Vorkommen von Leucin und Tyrosin im Harn bei akuter gelber Leberatrophie, der anatomischen Veränderung bei der Lebercirrhose und der Malaria pernicisa sowie der Pigmentablagerung im Blute bei Melanämie. Nachdem Frerichs den ehrenvollen Ruf als Nachfolger des großen Schönlein an die berühmte Berliner Charite zu gehen, 1859 angenommen hatte, vollendete er bald darauf im Jahre 1861 in Berlin den zweiten Band seines großen Werkes „Klinik der Leberkrankheiten". Mit seinem letzten bedeutenden Werk „Über den Diabetes", fertiggestellt 1884, ein Jahr vor seinem Tode in Berlin, hat er nochmals seinen weltweiten Ruf eines gründlichen und erfolgreichen Klinikers unter Beweis gestellt; denn dieses Werk fußt nicht nur auf 400 in seiner Privatpraxis sowie in der Klinik selbst studierten Fällen, sondern es enthält auch eine für die damalige Zeit hervorragende, auf 55 Obduktionen gestützte pathologisch-anatomische Beschreibung dieser noch heute gefährlichen Krankheit. Als Beispiele der intensiven Arbeit Frerichs zur Förderung der jungen Ärzte sei hier abschließend gesagt, daß unter anderen der später berühmte kanadische Arzt William Osler (1849—1919) in seiner Berliner Klinik lernte. Weiterhin berief Friedrich Theodor Frerichs den jungen hochbegabten Arzt Paul Ehrlich (1854—1915) als Assistent an seine Berliner Klinik und gab ihm die Möglichkeit, seine Methode zum Studium des Blutes zu entwickeln. Karl Vierordt, dem hervorragenden Physiologen zum Gedenken. Am 1. Juli 1818 wurde Karl Vierordt in Lahr in Baden geboren. Seit dem Jahre 1836, mit 18 Jahren, studierte Vierordt in Heidelberg unter Tiedemann, Gmelin und Bischoff, von 1838—39 in Göttingen unter Langenbeck und Wöhler und schließlich wieder in Heidelberg unter Nagele und Chelius Medizin, hörte in Berlin Schönlein und Müller, bestand 1840 das Staatsexamen, promovierte 1841 in Heideiberg und ließ sich in Karlsruhe als prak. Arzt nieder. 1843 zum Oberchirurg des Großherzog!. Inf.-Reg. ernannt, hatte er jetzt Zeit, sich mit wiss. Arbeiten zu beschäftigen. Seine Forschungen über die Physiologie der Atmung machten seinen Namen in der wissenschaftlichen Welt so bekannt, daß er 1849 einen Ruf als Extraordinarius für theor. Medizin nach Tübingen erhielt. Er las über allgemeine Pathologie und Therapie und Geschichte der Medizin. Nach dem Abgang Arnolds, der Anatomie und Physiologie gemeinsam gelehrt hatte, wurden beide Disziplinen getrennt, und Vierordt erhielt die Physiologie als Hauptkolleg und wurde 1855 zum ordentlichen Professor und Direktor des physiol. Institutes ernannt. 1864—65 bekleidete er das Amt des Rektors der Universität, bei dessen Abgabe er die denkwürdige Rede „Über die Einheit der Wissenschaften" hielt. 1868 bezog er das hauptsächlich durch seine Bemühungen neugegründete physiologische Institut und feierte 1874 sein fünfundzwanzigjähriges Dozentenjubiläum. An asthmatischen Beschwerden in Folge von Herzhypertrophie erkrankt, trat er im Juli 1884 von seinem Amte zurück und starb am 22. November desselben Jahres. Vierordts Verdienste um die Umgestaltung und Förderung der Physiologie sind sehr bedeutend. Außer den schon erwähnten Arbeiten über die Physiologie der Atmung sind in erster Linie seine Untersuchungen über die Zahl der Blutkörperchen zu nennen, die er 1852 begann und in verschiedenen, im „Archiv für physiol. Heilkunde" (Jahrg. 11) publizierten Aufsätzen, niederlegte, wie er überhaupt die Hämatologie durch wichtige Untersuchungen bereicherte. Durch seine Monographie „Die Lehre vom Arterienpuls in gesunden und kranken Zuständen" (Braunschweig 1855) wurde er zum Begründer der modernen Sphygmographie und schrieb die ebenfalls bemerkenswerte Arbeit „Die Erscheinungen und Gesetze der Sfromgeschwsndigkeiten des Blutes nach Versuchen" (Frankfurt 1858), worin dieses vor Vierordt etwas stiefmütterlich behandelte Kapitel der Physiologie durch Aufstellung einer Reihe wichtiger Gesetze sehr wesentlich gefördert wurde. Außer den genannten Veröffentlichungen sind als größere Arbeiten noch zu nennen die 1869 begonnenen Untersuchungen über die Entwicklung des Raumsinnes der Haut, ferner die Untersuchungen über Spektrophotometrie, die in drei größeren Monographien niedergelegt wurden: „Die Anwendung des Spectralapparates zur Photometrie der Absorptiorrsspecrren und quantitat ehem. Analyse" (Tübingen 1873), „Die Anwendung des Spectralapparates zur Messung und Vergleich der Stärke des farbigen Lichtes" (Tübingen 1871) und „Die quantitat. Spectralanalyse in ihrer Anwendung auf Physiologie, Chemie und Technologie" (Tübingen 1876). Schließlich sind noch zu erwähnen sein „Grundriß der Physiologie" (Frankfurt, später Tübingen 1860/61, 5. Auflage 1877) und die Bearbeitung der „Physiologie des Kindesaiters" in Gerhardts Handbuch der Kinderkrankheiten, 1877, 1. Bd., S. 51-224. Die letzten Arbeiten von Vierordt hatten das Gebiet der Akustik zum Thema und wurden erst in der nach seinem Tode erschienenden Monographie veröffentlicht „Die Schallund Tonstärke und das Schalleitungsvermögen der Körper" (Tübingen 1885). S. VOGEL, Göftingen-Geismar Sorgen um die Medizin Gedanken eines Arztes zur gesetzlichen Krankenversicherung Von Dr. med. PAUL MÖSSINGER Mit einem Vorwort von Staatssekretära. D. Dr. WILHELM CLAVSSEN 107 Seiten, kart. DM 10,— Die Stellung des Kranken und des Arztes in der gegenwärtigen und sich für die Zukunft abzeichnenden Situation der Sozialversicherung hat der Verfasser in seiner neuen Broschüre zum Gegenstand seiner kritischen Betrachtungen gemacht. Das Büchlein, das durch das Urteil namhafter Persönlichkeiten bereits vor seinem Erscheinen Anerkennung gefunden hat, bemüht sich, Mißstände und Konsequenzen eines Systems aufzuzeigen, demgegenüber sich der (Kassen-)Arzt nicht gleichgültig verhalten kann und darf. Mit dem Inhalt des kleinen Werkes kann er sich das Rüstzeug zur eigenen Unterrichtung erwerben, vor allem aber zur Diskussion in den öffentlichen Gremien, zu deren Teilnahme er aufgerufen ist. KARL F. HAUG VERLAG • 6900 HEIDELBERG 1 • POSTFACH 843 10. Jahrgang Heft 8 August 1969 Physikalische Medizin und Rehabilitation Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin Aus der REHABILITATION Internationale Zeitschrift für Physikalische Medizin und Rehabilitation mit Zentralblatt Organ der Deutschen Geseilschaft für Rehabilitation e. V. Schriftleitung: Prof. Dr. Kh. Woeber, 51 Aachen Fortschritte der gesamten Rehabilitation 1/69 \\ui Allgemeines Koller, S,: Subjektivität und Objektivität von Behandlungsergebnissen in Physikalischer Medizin, Bäder- und Klimaheilkunde (zur Statist, u. kasuistischen Methodik). Inst. f. med. Statistik u. Dokument, d. Univ. Mainz. Arch. phys. Therap. 20, 249 (1968). Zur Vermeidung von Subjektivität ist die Objektivierung von Therapieergebnissen durch Vergleich physiologischer Größen an homogen strukturierten, in gleicher Weise behandelten Patientengruppen erforderlich. Gesamturteile sind dennoch schlecht möglich. Da trotzdem subjektive Faktoren, z. B. bei der Beurteilung von Kurven, nicht ausgeschlossen sind, ist der Blindversuch und die Beteiligung mehrerer Untersucher anzustreben. Die Objektivierung subjektiver Patientenurteile ist ebenfalls im Blindversuch möglich, am besten stets doppelt blind. Grenzen sind dem Blindvergleich, z. B. zwischen Bäder- und Arzneibehandlung, gesetzt. Mangels entsprechender Vergleichsgruppen im Kurort (es sei denn mit ,,Plazebo"bädern) sind die Untersuchungen bei ehemaligen Kurpatienten und vergleichbaren anders behandelten Patienten in der Heimat wichtig. Doch ist die Wirksamkeit der einzelnen Kurkomponenten auch damit nicht erkennbar. J. C. CORDES (Bad Lausick) Pirlet, K.: Die objektive Beurteilung von Behandlungsergebnissen in der Physikalischen Therapie — statistische und kasuistische Möglichkeiten. Inst. u. klin. Abt. f. Phys.-Diät. Ther. d. Univ. Frankfurt/Main. Arch. phys. Therap. 20, 271 (1968). Der Autor kommt nach Erörterung prinzipieller Fragen zu dem Schluß, daß die kombinierte kasuistisch-statistische Erfolgsbeurteilung physikalisch-diätetischer Behandlungsregimes (nicht einzelner Behandlungsmaßnahmen) bei chronisch progressiven Erkrankungen am aussichtsreichsten ist. Dazu gehören krankheitsspezifische Laborwerte („harte Kriterien" nach K o l l e r ) . Da die schweren Krankheitsformen einen unaufhaltsamen Verlauf nehmen, wäre eine Vergleichsgruppe eigentlich nicht nötig. Nach Schilderung von zwei positiven Beispielen schwerer chronischer Polyarthritis mit völliger Remission des klinischen Bildes und Normalisierung der BSG durch physikalisch-diätetische Therapie schlägt der Verfasser vor, an zwei ver- aßjisujßuE] ' B u n ^ i J8upS!ui|>| jej -aupjoeßjsqn jajun uaA|}>ie[|0>) uejeqLpjsiß medikamentöser, andererseits mit physikalisch-diätetischer Behandlung anzustellen. J. C. CORDES (Bad Lausick) Pirlet, K.: Haut und Physikalische Medizin - Problemstellung aus der Sicht des physikalischen und balneologischen Therapeuten. Inst. u. klin. Abt. f. Physik.-Diät. Ther. d. Univ. Frankfurt/Main. Arch. phys. Ther. 20, 311 (1968). Fast alle physikalischen Maßnahmen setzen „naturgemäß" am Hautorgan mit seinem Gefäßsystem und Schweißdrüsenapparat an. Aber weder die durch physikalische Therapie hervorgerufenen Funktionsänderungen dieser Systeme noch die Wirkwege der Reize, noch Begriffe wie unspezifische Reiztherapie erklären den Therapieeffekt. Ebensowenig kann man die Resorption von Stoffen, die obendrein meist nur geringe Menge ausmachen, zur Deutung von Therapiewirkungen heranziehen, zumal die „rein" physikalischen Reize derartige Stoffe nicht aufweisen. Interessant ist die Feststellung, daß die Haut als Spiegel der Gesundheit gelten kann. Gesunde Haut soll von der Muskelfaszie abhebbar und verschieblich sein, sie soll sich durchrollen lassen, indurationsfrei in allen Schichten und druckschmerzfrei sein. Die normale Haut ist für Stoffe aufnähme- und ausscheidungsfähig, sogar für hochmolekulare Stoffe. Dieser Vorgang kann durch Wässerung und Quellung der Haut, durch Seifung und Entfettung, durch mechanische Irritation wie Massage und Bürstung und durch die Provokation entzündlicher Prozesse gefördert werden. Wir können also durch Bädermaßnahmen u. a. die Ausscheidung von Metaboliten im Sinne der Entlastung des Körpers erreichen, wenn wir die Hautbarriere durch fntensfvierung der Stoffwechselprozesse abbauen. J. C. CORDES (Bad Lausick) Bacigalupo, G., Giezelt, F. und H. Gummel: Über einige Probleme der präklinischen Krebsbekämpfung. Inst. f. Krebsforschung d. Deutsch. Akad. d. Wiss. Berlin, RobertRössle-Klin., u. Geschwulstklin. d. Charite, Berlin. Dtsch. Gesundh.-Wesen 22, 673 (1967). Verf. setzen sich mit der Aufklärung der Bevölkerung zur Früherkennung des Krebses auseinander und geben dazu gezielte Hinweise. Sehr bedeutungsvoll sind die Ausführungen über die Krebsverhütung, wobei besonders auf die Beseitigung von Präkanzerosen eingegangen wird und wobei auch auf die Gefahren des Rauchens und karzinogener Industrieabgase eingegangen wird. Die sehr instruktiven Ausführungen der Autoren müssen im Original nachgelesen werden. H. SIELER (Leipzig) Nuckel, H.: Fortschritte auf dem Gebiete der Aerosoltherapie. Inst. f. Med. Aerosolforschung, Bad Lippspringe. Arch. physik. Therap. 19, 141 (1967). Verf. berichtet über verschiedene für die Aerosoltherapie geeignete Apparate, was im einzelnen im Original nachgelesen werden muß. Bewährt hat sich die Auswurfprovokation durch gewärmtes salzhaltiges Aerosol, wodurch Auswurf aus tiefen Luftwegen gewonnen werden kann, der zur bakteriologischen und cytologischen Diagnostik geeignet ist. Die Elektroaerosoltherapie unter Anwendung von Sole ist imstande, beim Bronchitis-Emphysem-Syndrom merkliche Besserung,zu erzielen. Bei Erzeugung von Aerosolen mit dem Sprühdosenprinzip unter Verwendung eines Treibmittels können spezifische Therapeutika in die Lunge versprüht werden und somit eine lokale oder nach Resorption sogar allgemeine Wirkung entfalten. H. SIELER (Leipzig) Mittmann, W.: Dispensairebetreuung der allergischen und chronisch-entzündlichen Erkrankungen der Atemwege im Rahmen der Hauptpoliklinik der Bezirkskrankenhäuser. Med. Klinik des Bezirkskrankenhauses Potsdam. Dtsch. Gesundheitswes. 24, 211 (1969). In der Inneren Abt. der Hauptpoliklinik Potsdam besteht ein Dispensaire für Asthmatiker, dessen Bedeutung in der Konzentration und Rationalisierung der Diagnostik und Therapie und Rehabilitation besteht. Die gezielte Physiotherapie mit Thoraxmassagen, Atemgymnastik und Kuren in Solebädern hat sich hervorragend bewährt. Im Dispensaire kann auf Grund der großen Zahl der Pat. eine statistische Auswertung hinsichtlich Ursachenforschung, Epidemiologie, sozialer Faktoren, Umwelteinflüsse, klimatischer Bedingtheit des Asthma erfolgen. Sehr wertvoll ist auch der Umstand, daß im Dispensaire Behandlungsverfahren hinsichtlich ihres Effektes in großem Rahmen ausgetestet werden können. H. SIELER (Leipzig) Kleine, F.-D.: Die Hepatitis-Umgebungsuntersuchungen als Bestandteil des Leberdispensaires Med Klinik der Medizinischen Akademie Magdeburg Ztschr arztl Fortbildg 62, 1237 (1968) Dte routinemäßige Untersuchung der Kontaktpersonen ist eine wertvolle Maßnahme der Prophylaxe im Rahmen des Dispensaires für Hepatitiskranke Gefährdeten Personen wird prophylaktisch y-Globuhn appliziert H SIELER (Leipzig) Rehabilitation Ebert, H.: Zur Rehabilitation von Rheumatikern und Herz- und Kreislaufkranken Rheumatol -kardiol Klin i Stadt Klin Berlin-Buch Zschr f d ges Hygiene 487, 14 (1968) Durch Konrentration der Rehabilitation von Rheumatikern und Herz-Kreislauf-Kranken auf vorerst wenige Einrichtungen sollen Erfahrungen gesammelt werden, die für weitere Institutionen nutzbar gemacht werden sollen H SIELER (Leipzig) Sarner, P.: Fürsorge und Rehabilitation in der Psychiatrie Bezirkskr f Neurol u Psych Haldensleben Die Heilberufe 159, 20 (1968) Eine wesentliche Arbeitsmethode der Rehabilitation in der Psychiatrie ist die offene psychiatrische Fürsorge Für diese Tätigkeit werden ausgebildete Fursorgekraffe eingesetzt, die als soziale Bindeglieder zwischen Pat und Gesellschaft fungieren Die Fursorgekrafte sind bei Durchfuhrung der Arbeitstherapie außerhalb der Kliniken beteiligt Chronisch Kranke sollten so weitgehend wie möglich in den Arbeitsprozeß im Sinne der Soziotherapie zum Zwecke der Rehabilitation einbezogen werden wozu Sonderarbeitsvertrage abgeschlossen werden sollen die der Arzt als dritter Verantwortlicher gegenzeichnet Die Arbeit ist ein wichtiges Heilprinzip in der Psychiatrie Prävention Breuntmg, M. und F. W. Hilker: Säuglingssterblichkeit — Ansatzpunkt pranataler Prophylaxe — Das Zwill.ngsfruhgeborene Gynakol Abt Krankenhaus Potsdam, I Kinderkl d Stadt Klin Berlin-Buch Ztschr Arztl Fortbildg 61, 298 (1967) 59,38% des untersuchten Krankengutes (291 Zwillinge) und 6 59% der Emlmge sind Frühgeborene In dem Beobachtungsgut der Frühgeborenen sind 17 9% Zwillinge Die Zwilhngshaufigkeit steigt mit der Zahl der Geburten signifikant an, wobei das Gebaralter der Mutter ohne Einfluß ist Die Zwillingsschwangerschaft ist häufiger mit Komplikationen verhaftet Wenn die Graviden mit sicher erkannter Zwillingsschwangerschaft ab 7 Schwangerschaftsmonat Bettruhe einhalten können kann die Fruhgeburtenrate gesenkt werden H SIELER (Leipzig) Werner, E.: Prophylaxe der Herz-KreislaufErkrankungen und ihre Organisation Bezirksstelle f Tuberkulose u Lungenkr Leipzig Dtsch Ges-Wes 21,2199(1966) In Industriestaaten sind Herzkreislaufkrankheiten zum wichtigsten sozialmedizinischen Problem geworden Verf hat die bewahrte Organisation des Volksrontgenkatasters der DDR mit der Erfassung kardiovasKularer Erkrankungen kombiniert Erfaßt wurden 40100 Personen, bei denen die Anamnese erhoben wurde Vitalkapazitat und RR wurden festgestellt EKG wurden angefertigt Bei 26% der Probanden konnte ein Hochdruck bei 17 5% ein pathologisches EKG festgestellt werden Die Ergebnisse der Reihenuntersuchung konnten mit den im Schirmbild erfaßten pathologischen Herzveranderungen in Beziehung gesetzt werden Rontgenologisch faßbare Herzdilatationen sind demnach ein sicherer Ausdruck einer Herzkreislaufaffektror? Verf gibt zusätzlich zu den festgestellten Befunden Hinweise zur Organisation der Bekämpfung der Herz-KreislaufKrankheiten die im Original nachzulesen H S!ELER (Leipzig) Schwarz, H.: Psychohygiemsche Aufgaben im Alter Dtsch Ges-Wes 22, 2342 (1967) Genatnsche Psycbohygiene wird als Präventivmaßnahme zur Verhütung psychischer Krisen betrieben, die durch Verlust des Arbeitsplatzes, Vereinsamung Lebensangst, Todesfurcht bedingt sind Ermutigung ist eine Grundforderung damit der Rentner das Bewußtsein erhalt ein verdienstvoller Mitbürger zu sein H SIELER (Leipzig) Presber, W : Sport und Rehabilitation Ztschr f d ges Hygiene u Grenzgebiete 13,452 (1967) Verf legt in einem allgemeinen Überblick die Bedeutung des Sports für die Rehabili tation dar wobei auf die Formen sportlicher Übungen mit geschadigten Menschen auf Sporttherapie Korpererziehung für geschadigte Kinder und Jugendliche sowie auf Versehrtensport eingegangen wird H SIELER (Leipzig) Sind H SIELER (Leipzig) toider Arthritis geben gewisse Anhaltspunkte für solche Verfahrensweise An zwei Beispielen wird die Normalisierungstendenz als nicht zwangsläufig mit bestimmten Prüfverfahren verbunden gezeigt Zusammen mit dem medizinkundigen Mathematiker könne man mit neuen Methoden, z B der multiplen Regression, der multifaktonellen Diskriminanzanalyse und der Faktorenanalyse, Kurerfolge wissenschaftlich einwandfrei ermitteln allerdings nicht ohne elektronische Rechenanlagen Wenngleich in anderen Disziplinen kaum geringere Lucken im Erfolgsnachweis der Therapie bestehen, braucht die Balneotherapie besonders strenge Maßstabe J C CORDES (Bad Lausick) Hille, H.: Methodologische Erfahrungen bei vergleichenden balneologischen und klimaphysiologischen Untersuchungen Inst f Balneologie u Klimaphysiologie Freiburg Arch physik Therap 20,281 (1968) Das Thema Effektnachweis ist in der Balneotherapie keineswegs neu Über die zahlreichen Ergebnisberichte zu akuten Wirkungen hinaus ist die fortlaufende Untersuchung die Langzeitbeobachtung des Patienten noch wichtiger Es fehlt jedoch meist die unbedingt notwendige Vergleichsgruppe Hille wählte dafür zwei Gruppen gesunder Studenten von ihnen verbrachte eine sechs Wochen lang bei 1000 m Hohe in einem Schwarzwaidsanatorium, die andere im gewohnten Klima der Rheineben? In Voruntersuchungen wurden die individuellen Normwerte bestimmter physiologischer Großen ermittelt, deren Verlauf deutliche Unterschiede aufweist, die zusammen mit erfahrenen und gut ausgerüsteten Statistikern nachweisbar waren Ein anderes Beispiel bieten Untersuchungen an zwei Gruppen von Kurpatienten von denen eine Schwefelbaderkuren erhielt, die andere keine Therapie So ließ sich ein spezifischer Effekt der Schwefelbader vor allem an thermoregulatonschen Großen erkennen Pessimismus hinsichtlich der Beweisbarkeit balneotherapeutischer Wirkungen sei nicht am Platze J C CORDES (Bad Lausick) Balneo-Therapie Dirnagl, K. u. H. Drexel: Die objektive Beurteilung von Behandlungsergebnissen in der Bader- und Klimatherapie (Methodische Möglichkeiten und method Schwierigkeiten bei Statist Vorgehen) Inst f Med Balneologie u Khmatologie, Umv München Arch physik Therap 20, 253 (1968) Beschreibung eines durchaus realisierbaren ldeaiplanes für Vergleichsuntersuchungen — ein Vorgehen das Martini nicht für aussichtsreich hielt Die Möglichkeit Arbeitsunfahigkeitszeiten in bestimmten Zeiträumen vor und nach Heilkuren zu vergleichen (Wagner, Wannenwetsch) begrüßen die Verfasser, meinen aber daß man mehrjährige medizinische Vergleiche nicht umgehen könne Die Untersuchungen von Short, Bauer und Reynolds über 17 Jahre an etwa 300 Patienten mit rheuma- Ott, V. R.: Neuere Erfahrungen mit der CO2-Baderbehandlung bei Herz-Kreislaufstorungen (Podiumsgespräch) Arch physik Therapie 18, 231 (1966) Diskutiert wurde die Indikationsstellung der CO2-Bader bei Hypertonie Hypotonie Myocardmfarkt und vegetativen Regulationsstorungen Die Diskussion ergab folgendes Durch CO2-Bader sind organische Herzleiden direkt nicht zu beeinflussen aber vegetative Regulationen werden normalisiert Durch CO2-Bader ergibt sich aber eine indirekte Herzkreislaufwirkung durch Einflußnahme auf die Funktion der peripheren Strombahn der Haut Dieser Effekt kann durch Modifikation der (^-Konzentration im Bad und durch Veränderung der Applikationsflache (Teilbader Vollbader) variiert werden Aber alle Effekte der CO2Bader lassen sich auch durch andere physiatnsche Maßnahmen erreichen Wegen der individuellen Reaktionsweise der Pat kann die CO2-Anwendung in kein starres Schema gezwangt werden Bei latenter Kontraktionsschwache des Herzens und bei manifester Insuffizienz sind CC>2-Bader kontraindiziert, da diese Erscheinungen dadurch verstärkt werden können und zum Lungenodem fuhren können Bei diesen Symptomen sind Glykoside angezeigt Im Rahmen der Krankenhausbehandlung verliert die CO2-Therapie immer mehr an Bedeutung, zumal hier stets dekompensierte Herzkreislaufkranke anfallen, für die die Anwendung von CO2 nicht geeignet ist, CO2 ist bei langer dauernder Ruhekompensation angebracht Aber statt dessen kann auch die besser dosierbare und überschaubare Bettgymnastik durchgeführt werden Bei arteriellen Verschlußkrankheiten ist die Anwendung von CO2 wissenschaftlich nicht untermauert Eine CCVBadekur ist eine Maßnahme der Rehabilitation nach Krankenhausaufenthalt eines Pat Bei Infarktpat dient CO2 zur Regulation des Vegetativums Sicher ist die Frist von 6 Monaten nach dem Infarkt bis zur Aufnahme der CC>2-Therapie in manchen Fallen zu lang Hier soll eine individuelle Entscheidung gemäß der Belastbarkeit des jeweiligen Pat gefallt werden, zumal die Belastung des Organismus durch den Alltag großer ist als durch eine Badekur Allerdings müssen Krisen wahrend einer CO2-Kur bei Infarktpat als gefährlich angesehen werden Eine CC>2-Badekur kann zur Hebung des Befindens und der Leistungsfähigkeit dienen Zwischenfalle wahrend einer CO2-Badekur treten nur bei Nichtbeacntung der Kontraindikationen auf Die Anzeigesteflung zu einer CCh-Badekur muß bereits bei Einweisung eines Pat in einen Kurort beachtet werden An den wissenschaftlich begründeten Indikationen der CO2-Therapie sollte festgehalten werden H SIELER (Leipzig) Klimato-Therapie Klinker, L. u. H. Zenker: Unterschiede in den bioklimatischen Wirkfaktoren an der Ostseekuste und im Mittelgebirge in Abhängigkeit von der Jahreszeit Forschungsinstit f Bioklimatologie Berlin-Buch, Außenstellen Bad Berka u Heiligendamm Arch physik Therap 20, 211 (1968) Nach Schilderung des Begriffes klimatischer Reiz" als Mischung aus schonenden und reizenden Faktoren wird zunächst der jahreszeitliche Verlauf der Unterschiede in den wichtigsten klimatologischen Elementen zwischen Mittelgebirge und Ostseekuste und dann der jahreszeitliche Verlauf der bioklimatischen Wirkfaktoren im Mittelgebirge und an der Ostsee und seine Bedeutung für den menschlichen Organismus behandelt Der Aufsatz ist für die ärztliche Praxis, speziell für sachgerechte Indikationsstellung zur Kur, für die Urlaubsplanung und für die Beratung bei Auswahl von Jahreszeit und Urlaubsort sehr zu empfehlen J C CORDES (Bad Lausick) Höck, K.: Bericht über die Hochseeklimakur 1965 — Psychologische Aspekte der Klimakurreise — Dtsch Gesundh -Wes 22, 1023 (1967) Wahrend der Klimakurreise waren zwei psychotherapeutisch ausgebildete Arzte und zwei Psychologen tatig, die die psychotherapeutische Beratung der Klinik- und Schiffsleitung, die Psychodiagnostik und Psychotherapie bei den Pat durchführten Bei 80% der 150 Asthmakranken bzw 300 Ekzempatienten wurden psychogene Überlagerungen bzw neurotische Strukturen gefunden In den auslosenden Konfliktsituationen pravalieren berufliche und familare Situationen Die durchgeführten Untersuchungen ergaben z T völlig neue Aspekte Die Mitarbeit von Psychotherapeuten im Rahmen der Klimakurreise hat sich bewahrt H SIELER (Leipzig) Elektro-Therapie Ysnogorodki, V. G.: Die Impulsstrome niederer Frequenz und die Perspektiven ihrer Anwendung für die Präventive der Verschlimmerung der Schmerzen bei radikularem Syndrom Zentral-wissenschaftl Forschungs-lnst f Kurortologie u Physiother Moskau Arch f physik Therapie 123, 20 (1968) Niederfrequente Impulsstrome haben sich zur Schmerzlinderung und zur Durchblutungsforderung beim radikularen Syndrom bewahrt H SIELER (Leipzig) Rusch, D. und R. Blanco: Erwarmungs- effekte der Dezimeterwellen in Abhängigkeit von der Phantom-Form Klin u Inst f Physik Med u Balneol d Univ Gießen, Bad Nauheim Arch f physikal Therapie 19, 187 (1967) Die Langsverteilung der Temperaturerhöhung nach Dezimeterwellenbestrahlung entspricht bei einem gewölbten Phantom der des üblichen kubischen Standardphantoms Die Verteilung der Temperaturerhöhung senkrecht zur Bestrahlungsrichtung ist für das gewölbte Phantom aus dem Erwarmungsprofil des Standardphantoms abzuleiten, wenn die in Fett- und Muskelgewebe unterschiedliche Absorption für Dezimeterwellen in Rucksicht gezogen wird H SIELER (Leipzig) Ultraschall Steinhoff, R., Beckmann, K.-H., Magnus, S. u. G. Pardemann: Über die Nutzung des Ultraschall-Doppler-Effektes zur Herzaktionsuberwachung in der Geburtshilfe Gynakol -Geburtshilfl Abt des Krankenhauses der Volkspolizei Berlin u Inst f Med Physik u Biophysik Dtsch Gesundh Wes 23, 2138 (1968) Bei der Überwachung der Herzaktion des Foeten wahrend der Geburt eignet sich der Ultraschall mit impulsfreier Ruckstrahltechnik Das Prinzip besteht darin, daß an dem kindlichen Herzen ein Teil der abgestrahlten Ultraschallenergie reflektiert wird Die reflektierte Welle zeigt infolge des Doppler-Effektes eine veränderte Frequenz Die reflektierte Welle wird über einen Empfangswandler zu einem Verstarker geleitet, wo der Differenzbetrag zwischen abgestrahlter und aufgenommener Schallfrequenz gebildet und verstärkt wird Die Frequenz liegt im Tonbereich und kann direkt gehört werden Zu dieser Diagnostik verwenden Verff eine kontinuierliche Ultraschallwelle von 2 MHz Die zugefuhrte Schallintensität liegt bei 2—8 W/cm2 H SIELER (Leipzig) Grossmann, H , von Ardenne, M. u. R. Whllner: Ultraschalldiagnostik-Gerate für die klinisch erprobten Routineverfahren Forschungsinst Manfred von Ardenne, Dresden-Weißer-Hirsch Dtsch Gesundh -Wes 23, 2418 (1968) Die Ultraschalldiagnostik ist eine ungefährliche Such- und Erganzungsmethode Das A-Bild leitet sich vom Impuls-Echoverfahren ab, wobei der Schallstrahl als horizontale Zeitlinie und die Reflexionsflache als vertikale Zacken in Form des Echogramms dargestelät sind Das A-Bild hat sich in der Diagnostik des Kopfraumes der Weichteile, des Herzens und der Augenbereiche bewahrt Das B-Bild liefert die Darstellung zusammenhangender Schnittbilder, wobei die Korperoberflache abgetastet werden muß Der Aufbau des Ultraschalldiagnostikgerates ist im Prinzip folgender Generatoreinheit rur UltraschallImpulse Empfangereinheit mit Elektronenoszillographen und Stromversorgungstelle Verschiedene Hilfseinrichtungen wie Verstarker Nivellierungseinnchtung für Steuerung der Verstärkung sind für die Feinheit und Zuverlässigkeit der Diagnostik unerläßlich Ultraschall-Frequenzen und Impulsbreite müssen auf verschiedene Werte unter Berücksichtigung einer differenzierten Diagnostik einstellbar sein Eine variable Zeitskala Maßstabzeichner, Echohohenanalysation sind weitere wertvolle Hilfsmittel Bei der Echoenzephalographie kommt das Mitteldnienecho zur Auswertung, wobei zwei Schallkopfe beidseitig angelegt und simultan betrieben werden In der Weichteildiagnostik müssen verschiedene Ultraschallfrequenzen anwendbar sein Für die Ultraschallechokardiografie ist eine Hilfsschaltung für Schirmbildwiedergabe bzw für Auswertung über einen EKG-Schreiber erforderlich Für die Ultraschallechoopthalmologie sind Frequenzen bis zu 12 MHz notwendig Bei der Ultraschalldiagnostik werden Schallkopfe mit und ohne Fokusierung verwendet Für die Registrierung der A-Bilder ist eine automatische Kamera mit Elektromotorenaufzug und fernbedienbarem Magnetausloser angebracht Bei der Impuls-Echo-B-Bildmethode wird der Ultraschallstrahl doppelt fokusiert, wodurch eine hohe Auflosung gewährleistet ist H SIELER (Leipzig) Kostformen lassen sich zudem genau nur stationär durchfuhren Körfgen, Dr. med., Dr. med. Zimmermann: Die Badertherapie ist gemäß vorhegenden Buches eine mikroenergetisch" wirkende Hautkrankheiten und ihre biologische Be Therapie der „Urfunktion" Was mit diesen handiung 250 S, Kunstdruckpapier, 57 Vokabeln gemeint ist, entzieht sich der Abb, Ln 125 DM Haug Verlag HeidelKenntnis des Referenten Entschieden muß berg die Aussage zurückgewiesen werden, die Zu einem Buch über Außenseitermethoden Balneotherapie habe in der Dermatologie der Medizin ist vom Standpunkt derSchulan Bedeutung verloren Gerade seit der medizin aus viel zu sagen Referent äußert Nachkriegszeit hat die dermatologische sich aber nur kurz darüber Im übrigen Balneotherapie eine entscheidende Beleweist er auf eine Arbeit Stuhmers hin, der bung erfahren sich mit den Beziehungen der DermatoloIm Abschnitt über die Balneotherapie ist gie zur Homootherapie bzw Naturheilein peinlicher Druckfehler (?) vorhanden kunde befaßt hat (Hautarzt 8, 103, 1957) Es gibt eine Morat-Dastresche Regel aber Auf einem wesentlichen Raum des Werkes ein Autor namens „Gastn" (Morat-Gastn werden elementare Ausfuhrungen über sehe Regel ) ist unbekannt (Überhaupt Anatomie und Physiologie der Haut usw sind manche Eigennamen verdruckt) die in jedem einschlagigen Lehrbuch zu Im Abschnitt über die Balneotherapie wird finden sind, gebracht Diese Darlegungen die feuchte Behandlung von nässenden können in einem Buch über Therapie wegDermatosen mit Kamillentee empfohlen fallen Diese bewahrt sich aber nur selten Unter Ein besonderer Mangel des Buches ist das der Anwendung von Kamillentee treten fast fehlende Sachverzeichnis stets Exacerbationen von nässenden DerIm Vorwort des Werkes wird gesagt, daß matosen auf dem Leser vieles seltsam oder mysteriös In den Ausfuhrungen über umstimmende anmuten mag Mit solchen Tendenzen beTherapie wird von , Heilfieber" gesprochen gibt man sich auf das Niveau eines MeDas Ziel einer umstimmenden Behanddizinmannes einer primitiven Kulturstufe, lung ist die Aktivierung der Abwehrkraffe der sein Nichtwissen durch mystifizierende Das bei manchen Methoden der UmstimGesten überdeckt Der Juckreiz tritt nach den Autoren des mungstherapie auftretende Fieber ist geBuches auf, damit durch die Kratzerosiowissermaßen ein , Nebenprodukt , das den nen „schlechte Safte' Abfluß fanden Diese Organismus belastet Keinesfalls kann man Betrachtungsweise ist abwegig Der Juckvon einem , Heilfieber" spiechen reiz ist kein primäres sondern stets ein Der Phytotherapie wird im vorliegenden sekundäres Symptom (Welche , schlechten Werk ein größerer Raum gewidmet Aber Safte' sollen eigentlich z B beim Altersauch hier sind gewichtige Einwände zu pruntus bzw beim Pruntus sine materia machen Die Phytotherapie ist auf Grund abfließen?) verschiedener Provenienz der Pflanzen, auf Die Autoren stellen der üblichen externen Grund des Verlustes an Wirkstoffen bei Dermatotherapie die sogenannte biologideren Lagerung nicht zu standardisieren sche Heilweise und die sogenannte GanzIn dem entsprechenden Abschnitt sind heitsbehandlung gegenüber Die Schuleinige Aussagen anzutreffen, die von haarmedizin beseitige nur Symptome, beeinsträubender Falschheit sind So heißt es flusse aber nicht den Gesamtorganismus das ätherische Öl der Kamille werde auch Wenn aber der üblichen Dermatotherapie Azulen genannt Dem Verantwortlichen dieder Vorwurf der mangelnden , Ganzheits- ses Abschnittes sei aber gesagt daß Azubehandlung' gemacht wird, so ist die Holene chemische Korper bestimmter Konfimootherapie eine symptomatische Heilguration sind weise per excellence, da hierbei die HeilJohanniskraut, dessen Inhaltsstoff Hyperimittel ausschließlich nach Symptomen auscin lichtsensibilisierend wirkt, wird zur Begewählt werden handlung von Photodermatosen empfohlen Bei Besprechung der Diätetik wird fälschOffenbar weiß der Autor über das Wesen licherweise gesagt, daß durch den Zubeder Photodermatosen nicht Bescheid reitungsprozeß die Nahrung wertlos wurde Ein Fehler von einzigartiger Absurdität ist Durch die Aufbereitung der Nahrung werdie Aussage daß die Pflanze Ephedra vulden jedoch schlecht schmeckende Stoffe gans als Efeu ( = Hedera helix) zu bezeichbeseitigt die Nahrung wird dadurch vielnen sei Möglicherweise hat der Verfasser fach erst genießbar den Gleichklang der Anfangssilben zum Die von den Verfassern empfohlene RohAnlaß seiner naiven Übersetzung genomkost kann nur eine zeitweilige Form der men Ernährung sein Auf die Dauer ist sie unBei Beweisführung der Wirksamkeit der zuträglich zumal in ihrem Gefolge häufig Homootherapie wird auf die Fermentder Romheldsche Symptomenkomplex aufsysteme des Organismus Bezug genomtritt Der Mensch ist kein Wiederkäuer' men, die wie homootherapeutisch verwenEine erforderliche Zufuhr von Vitaminen dete Substanzen in Konzentrationen bis bzw Mineralien ist heute ohne Beigabe 10i 2 wirksam waren Dieser Vergleich unerwünschten Ballastes mit stabilisierten hinkt gewaltig Bei den Fermenten handelt und standardisierten Vitamin- bzw Minees sich um körpereigene Stoffe, die zum ralstoffpraparaten viel einfacher und geGroßteil nur im lebenden Organismus nauer möglich als mit Rohkcst Strenge Buchbesprechung wirksam sind Die Substanzen der Homootherapie sind aber Fremdstoffe Eine Heilweise, die sich so hochwirksamer Gifte Wie Aconit, Arsen, Belladonnaalkaloide, Chrom, Quecksilber usw bedient, kann nicht mehr als „biologisch" bezeichnet werden Die Gedankenfuhrung der Homootherapie muß jedem naturwissenschaftlich denkenden Arzt unverstandlich bleiben, wenn Substanzen wie Kalzium oder Kochsalz — dieses unter der hochtonenden Bezeichnung , Natrium munaticum" - möglicherweise in Hochpotenzen dem Organismus zugeführt werden, wahrend gleichzeitig mit der Nahrung von diesen Stoffen bis zu mehreren Gramm taglich aufgenommen werden Die im vorliegenden Werk erwähnte Nosodenlehre und Eigenharnbehandlung sind als völlig abwegig nur mit der mittelalterlichen Dreckapotheke zu vergleichen Ein chronisches Ulcus der Haut sei das Korperventil für krankhafte Stoffwechselprodukte (Fontanelle) Daher wird bei Dermatosen die Schropfung oder die Verletzung der Epidermis mittels Vesikation bzw Baunscheidtismus bzw mittels Ulceration empfohlen, damit schädliche Stoffe ausgeschwemmt werden Die vorgeschlagenen therapeutischen Maßnahmen sind aber lediglich eine lokale Reiztherapie Die Methoden des Baunscheidtismus und der kunstlichen Ulceration sind überdies wegen der Gefahr der Supennfektion sehr fragwürdig Bekanntlich treten um die Zeit der Menstruation bei Frauen häufig bestimmte Hautkrankheiten auf Die Autoren beziehen dies auf die Blutung und wollen durch deren Anregung eine bestehende Hautkrankheit beseitigen Diese Ansicht ist irrig Nicht die Blutung ist hierbei das wesentliche Der phasenartige hormonale Wechsel und die jeweilige Situation des vegetativen Nervensystems und des Endoknniums sind von Bedeutung Die Ausfuhrungen über die Akupunktur und über das therapeutische Verbrennen von Kugelchen über der Haut haben beim Referenten ein mitleidiges Kopfschutteln hervorgerufen, zu mehr war er nach der anstrengenden Lektüre des Buches nicht mehr fähig Referent hat auf Grund der Diktion des Buches den Eindruck gewonnen, daß die Verfasser als Vertreter der sogenannten biologischen Heilmethoden in ihrer Therapie nur von Erfolg gesegnet sind Wer aber um die Schwierigkeiten der Behandlung hautkranker Patienten weiß, kann über diese Art der Aussage nur ungläubig lachein Es sei ein Vorschlag gemacht Man gebe den Autoren Gelegenheit, in einer dermatologischen Ambulanz ihre therapeutischen Ansichten unter Zeugenschaft allopathischer Dermatologen zu beweisen „Hie Rhodus, hie salta'" Überdies ist der Preis des Buches trotz der guten Ausstattung unverhältnismäßig hoch Wer kann das bezahlen, wer hat soviel Geld? H SIELER (Leipzig) Buchbesprechungen Die Zeitschrift D. Liechti-von Brasch: Das Hausbuch der werdenden Mutter: Gesunde Schwangerschaft — Glückliche Geburt. 13., völlig neu bearbeitete, illustrierte Aufl., 288 Seiten, 14,80 DM. Bei Eintritt einer Schwangerschaft beginnt die werdende Mutter schon früh, sich für das wunderbare Geschehen in ihrem Körper zu interessieren. Sie sucht nach geeigneter Literatur und findet es schwer, aus dem großen Angebot das Richtige zu wählen. „Gesunde Schwangerschaft — Glückliche Geburt" erschien erstmals 1942 als bescheidenes Büchlein und liegt heute als äußerst wertvolles Hausbuch der werdenden Mutter in dreizehnter Auflage vor. Diese Neubearbeitung wurde mit der größten Sorgfalt gestaltet und durch die fachärztliche Mitarbeit des Geburtshelfers Dr. med. Jürg Bretscher von der UniversitätsFrauenklinik Zürich bereichert. Dr. Bretscher hat unter anderem auch die sehr interessanten Tabellen auf den Seiten 30 bis 33 über die Entwicklung des Embryos beigetragen. Die Verbindung von spezieller geburtshilflicher mit allgemein gesundheitlicher Betreuung der werdenden Mutter wurde dadurch besonders eindrücklich gestaltet. „Es ist eines der überzeugendsten Bücher seiner Gattung, für das es auf dem internationalen Büchermarkt nicht seinesgleichen gibt." (Dr. med. Waming, Frankfurt) Eine Frau, die ein Kind wünscht oder erwartet, findet darin schlechthin alles, was sie sucht und braucht. Die Kapitel bearbeiten folgende Themen: An den Ehemann — Erlebnis, Sinn und Verlauf der Schwangerschaft — Diagnose und Geburtstermin — Geistige und körperliche Schulung — Beschwerden — Ärztliche Kontrolle — Verhütung von Fehl- und Frühgeburten — Ernährung der Schwangeren im allgemeinen, bei Beschwerden und in speziellen Phasen — Wasseranwendungen — Hygiene — Kleidung — Fruchtbarkeit — Geburtenregelung. Der praktische Teil bringt reichhaltige Speisezettel und viele erprobte neuzeitliche Rezepte. Da das körperliche Training ein Sondergebiet in der Geburtsvorbereitung darstellt und tägliche Übung erfordert, wurde ihm als Ergänzung zum Hauptbuch ein gesondert erschienener Übungsband gewidmet. Friedrich Fetz, Pavle Opavsky: Biomechanik des Turnens. 264 Seiten, 378 Zeichnungen, Format 17 x 24,5 cm, LinsonEinband 38 DM. Limpert-Verlag, Frankfurt/Main. Etwa 140 Turnelemente aus dem Männer- und Frauenturnen (Reck, Barren, Ringe, Seitpferd, Boden, Langpferd, Schwebekante) werden in Reihenbildern dargelegt und hinsichtlich der wichtigsten Muskeleinsätze beschrieben. Hierzu werden ausgezeichnete Bilder gegeben, die außer für den Sportlehrer und Leibeserzieher auch für den Arzt in der Physikalischen Medizin von außerordentlichem Wert sind. Die Biomechanik der Leibesübungen bietet wesentliche Punkte, die sich auf die Leibeserziehung im Sinne der Rekonditionierung in qualitativ freilich stark herabgesetzter Belastung gedanklich und zur Erfahrungsvermehrung übertragen lassen. Freilich wären einige Hinweise auf die Biologie der Leibesübungen, wie sie Professor Dr. J. Nöcker gibt, und auch ganz sicher mindest ein gedanklicher Hin- Unruhezustände • banale Infekte VIBURCOl Kinderzäpfchen ohne Therapieschäden Der Kurund Badearzt vermittelt alles Wissenswerte aus den Gebieten der Balneologie, der physikalischen Medizin und der Klimatologie. Sie gibt Kurzinformationen über den neuesten Stand der Wissenschaft. „Der Kur- und Badearzt" wendet sich an alle praktischen Ärzte und Fachärzte, die an baineologischen Fragen interessiert sind. „Der Kur- und Badearzt" erscheint als Organ des Verbandes Deutscher Badeärzte e. V. und ist zum vierteljährlichen Bezugspreis von DM 9,75 zuzüglich Mehrwertsteuer erhältlich. Probeexemplare können beim Verlag Gerhard Witzstrock 757 Baden-Baden Postfach 509 angefordert werden. weis auf den Altmeister der Leibeserziehung, Professor Dr. phil. Altrock (Leipzig und Frankfurt), der das Wort Leibeserziehung herausgestellt hat, recht gut gewesen, denn Turnen ist ein recht wesentlicher Teil der Leibeserziehung. Sonst sind ausführliche Literaturangaben aufgeführt, wodurch das Buch wie durch seine vorzugliche übersichtliche Darstellung und Bebilderung hohen wissenschaftlichen Wert erhält. Ärzte der physikalischen Medizin in der Orthopädie, in Sanatorien und Kurorten, Krankengymnasten (innen), auch das Massagepersonal und Übungsleiter im Rehabilitationsbereich sollten das Buch gedanklich richtig für ihren Bereich interpretieren. Die Übergänge des Tuns zwischen Sportlehrern und Physiotherapeuten (Ärzte und ihr genanntes Personal) sind fließend. Auch der Unfaliarzt, vor allem der Sportarzt sollte das Buch als Wissensgrundlage studieren. Aufmachung und Druck sind, wie immer beim Verlag Limpert, tadellos. Große Verbreitung ist wünschenswert. v NATHUSIUS Kurverlaufs- und Kurerfolgsbeurteilung Dokumentation des II. Wissenschaftlichen Symposions der Arztlichen Gesellschaft für Physiotherapie. Zusammengestellt und wissenschaftlich überarbeitet: Dr. med W. Teichmann, Chefarzt der Kurklinik für innere Krankheiten der LVA Schwaben, Bad Wörishofen. Format: 17 x 24 cm, 300 Seiten, zahlr. Abb., 10,— DM. Herausgeber: Archiv- und Forschungsstelle der Arztlichen Gesellschaft für Physiotherapie, Bad Wörishofen. Erschienen im Sanitas-Verlag, Bad Wörishofen, Oktober 1968 Die gut ausgestattete und reichlich bebilderte Schrift bringt die Referate, die auf dem II. Symposion über Kurverlaufsund Kurerfolgsbeurteilung im Frühjahr 1968 in Bad Wörishofen unter Vorsitz von Prof. Dr. med. J. Halhuber, Höhenried und Prof. Dr. med. W. Müller-Limmroth, München, statt- Ärztegesellschaft im Zentralverband Internationale Gesellschaft für Efektroakupunktur e V. Anschrift Dr med. R. Voll, Plochingen, Richard-Wagner-Straße 5. Deutsche Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und -Therapie e. V. Anschrift' Dr. med. Ludwig Walb, Homberg/Oberhessen. Arbeitsgemeinschaft für Elektrotherapie. Anschrift: Dr. med. Gierlich, Rheinhausen Rhld , Berta-Krupp-Krankenhaus. Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Fruhheilbehandlung Anschrift: OMDirektor Dr. med W Groh, Bad Durrheim, Sanatorium Hirschhalde Arbeitsgemeinschaft für hamatogene Oxydations-Therapie. Anschrift: Dr. med. Joachim Brand, Bad Homburg v d. H , Auf der Steinkaut 21-23 Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e V. Anschrift' Dr. F. Ooerper, Baden-Baden, Bertholcfstraße 7 Arbeitsgemeinschaft für Massage Anschrift: Dr. med. Gierlich, Rheinhausen Rhld , Berta-Krupp-Krankenhaus Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie Anschrift: Dr. med Koib, Wetzlar, Montz-Hensoldt-Straße 24 Internationale Arztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V Anschrift: Dr. med H F Voß, Heidenheim a d Brenz, Fnedrichstr 10 Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie Anschrift: Zur Zeit: Dr. med. H. Haferkamp, Mainz, Adam-KarrillonStraße 13. Gesellschaft für prä- und postoperative Tumortherapie e V Vorsitzender: Dr. Kahlert, Bad Salzuflen Anschrift' Dr. K. Albrecht, 6509 Undenheim bei Mainz Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-Seminare Anschrift- Dr med Graf Wittgenstein, München 23, Koniginstraße 101 Gesellschaft für Thermodiagnostik e V Anschrift Dr med Ernst Schwamm, Gengenbach, Amselberg 21. Herausgeber: Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V Schriftleitung' Dr med. H. Haferkamp, 65 Mainz, Adam-Karilion-Straße 13, Tel. 63963 Mitteilungen der Schriftleitung: Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beitragen), Referate, redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an Herrn Dr. Haferkamp erbeten Originalien und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert. Die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vor Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen Mit Annahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut an anderer Stelle veröffentlicht werden Es wird gebeten, die Bebliderung der Beitrage im üblichen Rahmen gefunden hat. Das I. Symposion war in Salzburg 1963 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. med. H. Schaefer, Heidelberg, veranstaltet worden. Die Heilverfahren — über 700 000 in einem Jahr — sind in den letzten Jahren, zu einem Teil berechtigt, heftiger Kritik ausgesetzt gewesen. Um so wichtiger sind Dokumentationen über Kurverlaufs- und Kurerfolgsbeurteilung durch Messungen, Statistik, Ausführungen über psychologische, soziologische und sozialmedizinische Probleme sowie Ausfuhrungen zum Thema der Erfolge gesundheitserzieherischer Bemühungen in Heilverfahren. Dem Herausgeber ist das schnelle Erscheinen dieser umfangreichen und heterogenen Dokumentation zu danken, den Tagungsfertern die straffe und aus der Sicht der Physiologie und der praeventiven Cardiologie besonders kri tische Verhandlungsfuhrung. Für den Kliniker, den Badearzt, den Sozialmedtziner, für Heilbäder und Versicherungsträger enthält die Dokumentation eine Fülle wertvoller Anregungen. Auf die Ausfuhrungen von Holldack, Stüwe und Wannenwetsch und die anschließenden Diskussionen sei der am Problem der Kurerfolgsbeurteilung Interessierte besonders hingewiesen Dr SCHAUWECKER F. Lauersen dargestellte Soldatenernährung, seit langen Jahrzehnten wirklich angewandte und, wie man dem Aufsatz anmerkt, fortlaufend neu überdachte Ernährungswissenschaft Die gekürzte und vielleicht deshalb etwas substanzlos wirkende Wiedergabe einer Diskussion über moderne Ernährung im Berufsleben schließt das kleine Buch ab. Es sei hervorgehoben, daß es sich wegen seiner zahlreichen bildlichen Darstellungen ausgezeichnet für Unterrichtszwecke eignet und allen Leuten empfohlen werden kann, die sich mit Gemeinschaftsverpflegung befassen, einschließlich derer, die sie aufnehmen. E. G. SCHENK, Aachen zu halten, da sonst die Mehrkosten berechnet bzw. bei der Honorierung in Abzug gebracht werden mußten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen. Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist Arbeiten unter der Rubrik „Erfahrungen aus der Praxis" stellen nicht unbedingt die Meinung der Schnftleitung dar Die Nennung von Markenbezeichnungen läßt keinerlei Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt Sonderdrucke: Von Originalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Sonderdrucke kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrucklich vermerkt werden Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt für diese eine Berechnung Nachdruck: Alle Rechte auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit gnauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Onginalarbeiten der schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische Vervielfältigungen gilt das Rahmenabkommen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels mit dem BDI vom 14. 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite) Verlag: Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH 311 Uelzen, Ringstraße 4. Anzeigen: Fritz Tauber, 311 Uelzen, Ringstraße 4 Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr. 9 Erscheinungsweise: Einmal im Monat Bezugsbedingungen: Der Bezugspreis beträgt jährlich 36,— DM einschl 5,5 % USt.; im Ausland zuzuglich Versand, für Mitglieder des Zentralverbandes und anderer mit ihm zusammenarbeitenden Verbände 24,— DM Für Studenten und Arzte in nicht vollbezahlter Stellung jährlich 18,— DM. Einzelhefte werden zum Preis von je 3,80 DM abgegeben Abonnementsgebuhren sind nach Rechnungserhait fällig und zahlbar netto Kasse Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz oder Ruckerstattung eingezahlter Bezugsgebuhren. Die Zeitschrift wird so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt, die spätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlung bzw Postanstalt des Verlages sein muß Auslandspreise: USA $ 9 , - , Großbritannien £ 3 5 0 , Schweiz sfr 39,00; Frankreich nF 42,50, Schweden skr 44,50, Italien Lire 5670,— , Österreich öS 235,— Zahlungen: Auf das Postscheckkonto Hamburg 239216; Vereinsbank Hamburg 14/04110, Dresdner Bank,_ Zweigstelle Epepndorf, Konto Nr. 37101 Gerichtsstand Uelzen. Druck: C Beckers Buchdruckerei, 311 Uelzen, Ringstraße 4, Telefon 0581/23 57, Telex 091326 Diese Ausgabe umfaßt 40 Seiten und Umschlag.