Angst - Staatstheater Darmstadt

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A ngst
Christian Jost
Bedenkt man das menschliche Dasein,
so ist es viel erklärungsbedürftiger,
dass der Mensch meist keine Angst hat,
als dass er manchmal Angst hat.
Kurt Schneider
Angst. 5 Pforten einer Reise
in das Innere der Angst
für gemischten Chor, Chorsolisten und Instrumentalensemble
Christian Jost
Texte von Friedrich Hölderlin und Christian Jost
in deutscher Sprache
Premiere A am 21. April 2016, 19.30 Uhr
Premiere B am 23. April 2016, 19.30 Uhr
Staatstheater Darmstadt, Großes Haus
Uraufführung: 28. Januar 2006 in den Sophiensælen Berlin
Angst spüren heißt
Mensch sein.
Egon Fabian
Die Inszenierung ist eine Weiterentwicklung der 2010 für das
Deutsche Nationaltheater Weimar entstandenen Produktion.
Siula Grande, Peru
Im Juni 1985 bestiegen Joe Simpson und Simon Yates den 6344 m hohen
Siula Grande in den peruanischen Anden über die Westwand. Beim
Abstieg stürzte Simpson und zog sich einen komplizierten Beinbruch zu –
in dieser Höhe eigentlich ein Todesurteil. Yates entschied sich zu einer
riskanten Rettungsaktion und seilte den schwer verletzten und unter unerträglichen Schmerzen leidenden Kameraden in Etappen ab. Dabei
rutschte Simpson bei schlechter Sicht jenseits der Hörweite über eine überhängende Eiskante. Frei in der Luft hängend konnte er das Seil nicht
mehr entlasten und zog Yates, dessen Schneesitz allmählich unter ihm
wegbrach, mit seinem Gewicht unaufhaltsam in die Tiefe. Im Unklaren
über die jeweilige Situation des Anderen harrten beide so über eine Stunde
im Schneesturm aus und erwarteten jede Sekunde den gemeinsamen
Absturz. Dann erinnerte sich Yates an ein Taschenmesser in seinem Rucksack
und durchtrennte, ohne lange zu überlegen, das Seil.
Simpson stürzte in eine Gletscherspalte, es gelang ihm jedoch trotz
des gebrochenen Beins in einer tagelangen Odyssee ohne Nahrung und
Wasser zum Basislager zurückzukriechen. Auch Yates überlebte. Simpson
verarbeitete seine Erlebnisse später zu dem Bestseller Touching the Void
(Sturz ins Leere), auf dessen Grundlage auch unter seiner Mitwirkung der
gleichnamige Dokumentarfilm entstand.
Diese wahre Begebenheit bildet den Ausgangspunkt für die Choroper
Angst, insbesondere der Pforten I und V. In I evoziert der Chor die äußere
Situation und inneren Stimmen des Bergsteigers, der abgeseilt wird, bis
zum Sturz über die Eiskante ins Leere. V kehrt nach drei Exkursen zu künstlerischer Verarbeitung (II), psychologischer Grundlage (III) und naturwissenschaftlicher Erklärung (IV) der menschlichen Grundemotion Angst
zu dieser Geschichte zurück: Hier reflektiert der Chor den Impuls des
oberen Bergsteigers das Seil zu durchtrennen.
Z ur G ru n dsi t ua t i o n
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Mark Schachtsiek
Zu Christian Josts Choroper Angst
Oder: Wie aus einem Erlebnis jenseits
aller Beschreibbarkeit Kunst wird
Hinzufügen kann ich nur: So schlimm sich der Leser unsere
Erlebnisse auch vorstellen mag, für mich vermittelt das Buch trotz
allem nicht, wie entsetzlich diese einsamen Tage tatsächlich waren.
Ich habe keine Worte gefunden, die diese Erfahrung grenzenloser
Verlassenheit vermitteln könnten.
Joe Simpson
Den Ausgangspunkt von Christian Josts Choroper Angst bildet ein reales,
kaum nachvollziehbares Erlebnis: Joe Simpsons Sturz ins Leere und
die qualvollen Tage, die auf ihn folgten – Tage äußerster Einsamkeit, ohne
Wasser, ohne Nahrung mit einem gebrochenen Bein irgendwo mitten
in den Anden. Bei aller Faszination für die schonungslose Offenheit, mit
der Simpson in seinem Buch seine Todesangst, die allmähliche Selbstaufgabe und den Beginn des Sterbens nachzeichnet, bleibt seine persönliche
Erfahrung in ihrer existenziellen Bedeutung für den Leser doch unerreichbar. Erfahrung und Erzählung treten schon für ihn selbst auseinander:
„Ich habe die Geschichte so oft erzählt, dass sie unwirklich geworden ist.“
Dieser Befund entspricht den Erkenntnissen der Hirnforschung:
Angstbesetzte Situationen werden im Gehirn auf andere Weise verarbeitet
als normale Erinnerungen. Es kommt zur Trennung zwischen expliziten
Erinnerungen und den traumatischen Erfahrungen, die unmittelbar in der
Amygdala, jenem Teil des Gehirns, der u.a. für Flucht- und Verteidigungsbereitschaft zuständig ist, verarbeitet und gespeichert werden, oft als Bild,
Geruch, Klang oder körperliche Empfindung. Ein aktiver Zugriff auf
diese Informationen ist nicht möglich, trotzdem können sie traumatisierte
Menschen während so genannter Flashbacks unvermittelt heimsuchen.
Auch für Simpson wurde die zurückliegende Angsterfahrung plötzlich
wieder Realität und Gegenwart, als er für den Dokumentarfilm Touching
the Void (Sturz ins Leere) an den Ort des Geschehens zurückkehrte. Erst
dadurch erkannte er, dass er sie in ihrer konkreten Beschaffenheit längst
vergessen hatte.
Wenn aber schon derjenige, der die Angst erlebt, in dessen Körper sie
sich eingeschrieben hat, keinen Zugriff auf sie hat, sie nicht verarbeiten,
geschweige denn verbalisieren oder einen anderen Ausdruck für sie finden
kann, wie soll sie dann zum Zentrum einer Oper eines anderen werden
können? Christian Jost wählt den Weg der Recherche, nicht der Präsentation der Emotion selbst und macht sich dabei statt des Erlebnisses unser
kollektives kulturelles, psychologisches und neurobiologisches Wissen um
die Angst künstlerisch zu Eigen. Er reduziert die Geschichte auf eine
prägnante Situation, die er aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, und
verzichtet vollständig auf Protagonisten, die mit den Bergsteigern assoziiert werden könnten. Stattdessen vertraut er das Evozieren und Diskutieren
ihrer Emotionen dem Kollektiv des Chores an. Seine Metapher für diesen
Weg ist die „Reise“, eine allmähliche Annäherung in fünf einzelnen, deutlich
voneinander geschiedenen Zugängen, die er „Pforten“ nennt. So umkreist
der Chor das Thema Angst, ohne dass diese jemals existenzielle Bedeutung
für ihn selbst gewinnt. Ihr eigentlicher Kern bleibt unerreichbar und
verborgen.
Die erste Pforte „Fallen“ hat die Funktion einer Exposition. Aus der
Stille heraus wird allmählich die Situation der beiden Bergsteiger entwickelt,
die auf Simpsons Beinbruch beim Abstieg vom Siula Grande folgte: den
(in Zur Grundsituation bereits beschriebenen) Rettungsversuch durch Simon
Yates. Zunächst wird der Prozess des etappenweisen Abseilens nachvollzogen und von Simpsons Schmerzen berichtet, wenn die Steigeisen am Stiefel
seines verletzten Beines im Schnee hängen bleiben. Schließlich folgen
auf die Erkenntnis, dass der Hang steiler wird und sich das Tempo zunehmend erhöht, der scheiternde Versuch mithilfe der Eispickel zum Halten
zu kommen, der Sturz über die Kante, der Fall ins Seil und schließlich der
Beginn des hilflosen Wartens auf den endgültigen Absturz oder einen
langsamen Tod durch Erfrieren.
Die Stimmen des Chores nehmen dabei wechselnde Haltungen zum
Geschehen ein, mal scheinen sie Simpson direkt zuzurufen, mal beschreiben
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sie die Situation von außen, mal berichten sie aus seiner Perspektive. Satzfetzen im Präsens stehen neben Satzfetzen in Vergangenheitsformen.
So changiert Pforte I zwischen einer Livereportage und dem Botenbericht
eines antiken Tragödienchores, der ein nicht darstellbares grausames
Geschehen der Vergangenheit für die Gemeinschaft zurück in die Gegenwart holt. Zugleich fungiert der vielstimmige Satz als dramatisches Mittel
die Gedankenvielfalt einer typischen Stresssituation erfahrbar zu machen.
Es waren widerstreitende Stimmen in seinem Kopf, befehlende und tröstende, die Simpson überleben ließen. Diese Erfahrung zeichnet Jost nach.
Dann folgt ein vollständiger Bruch mit der bisherigen dramatischen
Situation: Wie aus einer anderen Welt herüberklingend setzt betörend
schöner Gesang von sechs Frauenstimmen a capella ein. Dies ist die zweite
Pforte „Hölderlin“, der die berühmte Ode An die Parzen von Friedrich
Hölderlin zugrunde liegt: Ein Dichter versucht selbstbewusst mit den römischen Schicksalsgöttinnen über die ihm für seine künstlerische Vollendung
verbleibende Lebenszeit zu verhandeln. Natürlich gibt es hier eine motivische
Verknüpfung über das Seil, an dem Simpson hängt: Die Parzen spinnen,
messen und durchtrennen den Schicksalsfaden und bestimmen damit die
Lebensdauer eines jeden Menschen. Wichtiger ist jedoch, dass in diesem
Exkurs eine erste Möglichkeit sichtbar wird, die Urerfahrung des Menschen
Angst zu bewältigen: Ihr eine Form und einen Adressaten zu geben, sie
in Kunst zu verwandeln und damit das menschliche Dasein erträglich zu
machen. Der Ode liegt auf inhaltlicher wie formaler Ebene die Vorstellung
einer Erlösung durch Kunst als einzig gültigem Lebenszweck zugrunde; die
kunstvolle musikalische Gestaltung, die an Madrigale des 15. Jahrhunderts
erinnert, korrespondiert eng mit dem Hölderlinschen Pathos und bedient
sich zur detaillierten Textausdeutung musikalischer Floskeln der Renaissance.
Ein mehr an Formbewusstsein ist kaum denkbar. Zusätzlich entrückt
Jost die Emotion, indem er die Todesangst des lyrischen Ichs stellvertretend
oder wie ein Echo durch die Parzen selbst ausdrücken lässt.
Eine Identifikation mit der beschriebenen traumatischen Situation erlaubt
zum ersten Mal Pforte III „Kalt“: Der instrumentale Beginn im 3/4-Takt
erinnert an ein auf dem Klavier gespieltes deformiertes Wiegenlied, dann
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wird textlich das Motiv eines allein gelassenen Kindes, das sich vor der
Dunkelheit des Kellers fürchtet, mit Anspielungen auf die traumatische
Erfahrung geboren zu werden und einzelnen Satzfetzen verknüpft, die auf
die Situation Simpsons in der Gletscherspalte – zugleich eine Metapher
für den weiblichen Schoß – bezogen werden können. So scheinen albtraumartig montiert Grundannahmen der Psychoanalyse auf, die seit Sigmund
Freud und Otto Rank alle menschliche Angst auf das Geburtstrauma und
die schmerzvolle Erkenntnis des Säuglings, dass er und die Mutter getrennte
Wesen sind, zurückführt. Auch Simpson trieb ein Gefühl der Verlassenheit dazu, immer weiter in Richtung Basislager zu kriechen: „Ich kroch nicht,
weil ich daran glaubte zu überleben. Ich glaube, ich wollte einfach jemanden bei mir haben, während ich starb.“ Diese Idee überführt Jost in einen
Bereich, der jedem Zuhörer Teilhabe ermöglicht, und lässt die Pforte in
die vielstimmige Beschwörung „Lass mich nie mehr allein!“ münden, eine
gebetsmühlenartige Wiederholung im Pianissimo, die er selbst als „Verinnerlichung“ beschreibt. Jede einzelne Stimme im Chor, die diesen Satz flüstert, scheint sich mit ihm zu identifizieren. Im Rahmen der individuellen
Annäherung wird die Angst allerdings zugleich auf ein erträgliches Maß
reduziert. Ein ambivalenter Vorgang: Wie die Kunst erscheint die Psychologie zugleich als ein Mittel, uns die existenzielle Angst in uns ein Stück
weit vom Leibe zu halten.
Von einer Bewältigungsstrategie könnte man auch in Bezug auf Pforte
IV „Amok“ sprechen, deren Text aus einem neurobiologischen Lehrbuch
zu stammen scheint. Zugleich thematisiert Jost hier explizit das zentrale
Problem eines Zugriffs auf die Erfahrung Angst und dringt damit zum
Kern seiner Recherche vor: Am Beispiel eines Folteropfers, das unter einer
posttraumatischen Belastungsstörung leidet, werden sachlich und unpersönlich die chemischen Abläufe in dessen Gehirn beschrieben, die Trennung von Erinnerung und in der Amygdala gespeicherter Erfahrung dem
Werk unmittelbar eingeschrieben. Im Zentrum der Pforte steht das plötzliche, anfallartige Wiedererleben früherer Gefühlszustände, wenn sich der
Betroffene durch einen Schlüsselreiz, der mit dem traumatischen Erlebnis
in Zusammenhang steht – einen Geruch, eine Geste, ein Geräusch, einen
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Ort – plötzlich für einige Sekunden oder Minuten in die damalige Situation
zurückversetzt fühlt und sie erneut erlebt. Da bei solchen Flashbacks im
Gehirn die gleichen chemischen Prozesse ablaufen, wie in der tatsächlichen
Gefahrensituation, sind die unvermittelt auftretenden Ängste oder Schmerzen für den Betroffenen so real wie während des Ereignisses selbst. Eine kurze
Ahnung davon erhalten wir während des Altsolos, das mitten aus der
sachlichen Darstellung heraus diese Erfahrung plötzlich personalisiert und
von der Angst berichtet, „die m i c h treibt und […] Amok in die Leere“
stürzt. Ist dies ein Moment der Einfühlung in Simpson? Bevor man sich diese
Frage stellen kann, übernimmt das Instrumentalensemble und evoziert
erstmals im Abend rhythmisch die somatischen Aspekte des Phänomens
Angst, während der Chor schweigt.
Mit Pforte V, „Ab“, kehrt die Suchbewegung schließlich zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Sie beginnt mit jenem Prozess des Abseilens, mit dem
auch die erste Pforte begonnen hatte, und deren ersten Worten: „Lass
dich fallen!“. Im Fokus ist nun jedoch die Situation des oberen Bergsteigers
Simon Yates; beschrieben wird sein Ausharren und Warten im Schneesitz,
während das Gewicht des Kameraden ihn unaufhaltsam in die Tiefe zieht.
Dabei wird erneut mittels eines vielstimmigen Satzes die Gedankenvielfalt
einer Stresssituation evoziert und bis ins 32stimmige gesteigert, bis zu einem
Punkt, an dem die Einzelstimmen beim Hören nicht mehr unterschieden
werden können und sich zu einem diffusen Klangbild steigern. Das Denken
beginnt, sich im Schneesturm aufzulösen.
Zugleich löst sich Jost von der realen Geschichte. Zwei Männer und ein
Seil in der Einsamkeit der Berge, das ist spätestens seit der Popularisierung
des Bergsteigens im frühen 20. Jahrhundert ein Topos. Doch während der
obere Bergsteiger sich im klassischen Bergfilm nach einer stürmischen
Nacht des Haltens und Bangens in einer paradoxen heroischen Geste der
Selbstaufgabe mit dem Kameraden in den Tod stürzt, statt sein eigenes
Leben zu retten – so in Arnold Fancks Der heilige Berg (1926), gefolgt vom
finalen Stummfilmtitel „Über allem stand ewige Treue“ –, beschreibt Yates
die reale Situation ganz anders: „Ich hatte den Punkt erreicht, wo ich mich
um mich selbst kümmern musste, [und entschied] […] intuitiv von einer
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Sekunde zur anderen.“ – und zwar dafür, das Seil durchzuschneiden. Joe
Simpson macht sehr deutlich, dass diese Handlung die einzig denkbare
und richtige war – trotz allem, was für ihn persönlich auf sie folgte. Andere
waren anderer Ansicht: Die Anfeindungen, denen Yates, schnell bekannt
als „the man who cut the rope“, nach seiner Rückkehr aus Peru ausgesetzt
war, entstanden aus der Spannung zwischen den mythischen Filmbildern
von bedingungsloser Hingabe an eine Männerfreundschaft über den Tod
hinaus und diesem realen Überlebenswillen. Jost verlegt diese Spannung
in einen als Altsolo gestalteten fiktiven inneren Monolog des oberen Bergsteigers, der Fragen der Schuld und Verantwortung reflektiert. Die Sekunde
der intuitiven Entscheidung wird so musikalisch ausgedehnt, nur die
äußere Handlung entspricht noch den realen Ereignissen: Zuletzt durchschneidet das Messer das Seil.
Im Gespräch mit Boris Kehrmann erläuterte Jost, das ihn Angst bei der
Genese der Oper auch als inspirierender Motor interessiert habe, als die
menschliche Kraft, die es erlaube „die Energie zu schöpfen, den entscheidenden Schritt weiter zu gehen.“ Dieser Schritt steht am Ende der Oper,
danach bricht die Erzählung ab. So rückt die Dramaturgie des Abends selbst
dort, wo sie nahe am Erlebten bleibt, die mythische Szene von zwei Männern
am Seil, nicht die existenzielle Not, die auf sie folgte, in den Mittelpunkt.
Dazwischen bilden Kunst, Psychologie und Wissenschaft der Angst das
Zentrum. Virtuos und eindrücklich erzählt Jost davon, dass wir uns nur über
diese Bewältigungsstrategien dem, was den Menschen in seinem Kern
ausmacht, nähern können.
Das Naturwissenschaftliche [Pforte 4] löst wie der mythologische
Exkurs zu Hölderlin (Pforte 2) und der psychologische in die
Welt der Kinderträume (Pforte 3) das Werk von einem subjektiven
künstlerischen Ansatz, der mir zu egoman erschien.
Angst ist ein emotional zu individuell belegter Begriff, als dass
man ihn wertfrei benutzen könnte. […] Darum war es mir
von Anfang an wichtig, die subjektive Komponente so weit zu reduzieren,
dass die Oper zwar eine starke expressive und emotionale
Mitteilbarkeit besitzt, aber nicht erschlagend wirkt.
Christian Jost
E s s ay
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I
Fallen
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Angst und Gruppe stehen zueinander
in einem Abhängigkeitsverhältnis. […]
Das menschliche Individuum sucht die
Gruppengemeinschaft, um sich in
der Weite der Welt eine von Angst freie
Geborgenheit zu schaffen.
In und von diesem Hort aus kann es
wirken und sich entfalten. […]
Die Gruppe entspricht einem Versuch,
die Angst zu überwinden.
Raymond Battegay
Windböen ergriffen mich und ließen mich heftig am Seil herumschwingen,
und mit jedem Windstoß kühlte ich stärker aus. Aus diesem entsetzlichen
Hängen im Seil würde es keinen Ausweg mehr geben. Weder konnte ich
hinaufgelangen, noch würde es Simon je schaffen, mich von hier aus
weiter hinunterzubekommen. Ich versuchte nachzurechnen, wie lang es
wohl her war, seit ich über die Eiskante gestürzt war, und kam zu dem
Schluss, das nicht mehr als eine halbe Stunde vergangen sein konnte. In
zwei Stunden würde ich tot sein. Ich spürte schon, wie sich die Eiseskälte
in mir ausbereitete.
Schreckensbilder durchzuckten mich, aber selbst die verblassten, als
die Angst sich langsam in jedem Winkel meines Geistes und Körpers
einnistete. Ich beobachtete interessiert meine Empfindungen und fragte
mich, wie sich das Ende wohl anfühlen würde. Zumindest würde es
nicht wehtun – darüber war ich schon einmal froh. Die Schmerzen beim
Abseilen, als sich die Steigeisen des gebrochenen Beins ständig im Schnee
verfingen, hatten mich zermürbt, und jetzt, wo sie vorüber waren, fühlte
es sich so ruhig und friedlich an. Oberhalb der Taille kroch die Kälte
langsamer voran. Ich stellte sie mir wie etwas Lebendiges vor – etwas, das
davon lebte, in meinen Körper einzudringen.
Plötzlich sackte ich mit einem scharfen Ruck nach unten und wippte
im Seil nach. Simon ließ mich also weiter ab. Ich schrie eine Warnung in
die Nacht hinaus. Keine Antwort. Eine halbe Stunde verging. Ich hörte
auf, zu Simon hinaufzuschreien. Ich wusste, er war in derselben Lage wie
ich – auch er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Entweder würde
er in seinem Sicherungssitz sterben oder vom permanenten Zug meines
Körpergewichts aus ihm herausgerissen werden. Ich fragte mich, ob ich
sterben würde, bevor das geschah.
Das Seil ruckte wieder. Ich sank wippend ein paar Zentimeter tiefer.
Dann noch einmal. Hatte er etwa den Knoten lösen können? Wieder sank
ich tiefer. Hielt an. Dann wusste ich, was gerade geschah. Er stürzte ab.
Ich zog ihn herunter. Ich rührte mich nicht und wartete, das es geschah.
Jede Minute, jede Minute …
aus: Joe Simpson Touching The Void (Sturz ins Leere)
II
Hölderlin
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Friedrich Hölderlin
An die Parzen.
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.
Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht
Nicht ward, sie ruht auch unten im Orkus nicht;
Doch ist mir einst das Heil’ge, das am
Herzen mir liegt, das Gedicht gelungen,
Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
Mich nicht hinab geleitet; Einmal
Lebt’ ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.
Wenn der Wanderer
in der Dunkelheit singt,
verleugnet er seine
Ängstlichkeit, aber er
sieht darum um nichts
heller.
Sigmund Freud
III
Kalt
21
Die Urerfahrung des
Menschen mit der
Angst ist gleichzeitig
die Erfahrung,
mit der Angst allein
gelassen zu werden.
Egon Fabian
Komm, beweg dich! Weiter! Steh auf! Noch einmal! Das klang ziemlich
beharrlich und es waren klare Ansagen. Fast wie eine Stimme oder ein
abgetrennter Teil von mir, der mir Befehle erteilte. Sehr wenig behutsam.
Ohne jedes Mitgefühl. Ohne anzuerkennen, dass ich verletzt war. Es war
sehr, sehr seltsam. Ein Teil von mir sagt also: Los, weiter! Bleib in Bewegung!
Und der andere Teil von mir […] war überzeugt, dass ich die vor mir
liegende Etappe nicht mehr schaffen würde. Ich war sicher, dass ich sterben
würde. Und ich akzeptierte das auf eine sehr nüchterne Art. Es schien
mir unsinnig weiter zu kriechen, wenn ich mir keinen Nutzen davon versprach. Ich glaube, es lag an der Einsamkeit, an diesem Gefühl der
Verlassenheit. Das war die ganze Zeit da. Ich kroch nicht, weil ich daran
glaubte zu überleben. Ich glaube, ich wollte einfach jemanden bei mir
haben, während ich starb.
Es war einfach ein langsamer und stetiger Verfall. Nicht nur körperlich.
Der war sehr offensichtlich. Aber du, alles, dein Selbst. Nichts blieb mir
mehr. Mir war alles egal. Ich hatte keine Würde mehr. Es war egal, ob man
tapfer oder schwach war, oder irgendetwas anderes. Man wurde zu einer
Art Nichts. Seltsam war das.
Immer noch stellte ich mir diese Aufgaben. In zwanzig Minuten hierhin,
dorthin. Und dann sah ich diese Fußspuren. Und ich war überzeugt,
dass es Simon und Richard waren. Sie waren hoch über mir und folgten
mir. Und ich kroch weiter nach unten, fest überzeugt davon, dass sie
hinter mir her liefen. Und ich erinnere mich daran, dass ich dachte: Wie
dumm. Sie könnten doch kommen und mir helfen. Ich glaube, ich redete
mir ein, dass sie mir nur folgten, um mich nicht zu blamieren. Ich hatte mir
doch in die Hose gemacht und ich weinte. Ich weiß gar nicht mehr wie
lange es dauerte, vielleicht eine Stunde. Ich glaubte fest daran, und dann
plötzlich, zerplatzte es wie eine Seifenblase. Ich erkannte, dass sie nicht
da waren, und ich war am Boden zerstört.
Joe Simpson im Dokumentarfilm
Touching The Void (Sturz ins Leere)
IV
Amok
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25
Ich dachte: Das ist doch bloß ein Lager. […] Und dann wandte ich mich
ab, zu der Stelle, wo Simon mich im Dunkeln gefunden hatte. Ich fürchtete,
gleich einen Panikanfall zu kriegen. Ich fühlte plötzlich wieder, wie Simon
mich packte und die ganze Erinnerung kehrte zurück. Während ich da stand,
konnte ich mich plötzlich daran erinnern. Ich fröstelte, während Simon
beschrieb, wo er mich gefunden hatte und wie ich aussah. Alles was ich tun
konnte, war auf dieses Geröllfeld zu starren. […] Schon der Anblick dieser
Felsen genügte, um die Erinnerung an den Schmerz, den ich längst vergessen
hatte, wieder aufkommen zu lassen. Unzählige Male habe ich die Geschichte
erzählt, so dass sie zur Fiktion geworden ist. Ja, als ich mir die Stelle vorhin
noch einmal ansah, da dachte ich, naja, ich habe die Geschichte so oft erzählt,
dass sie unwirklich geworden ist. Ich hatte alles längst vergessen und jetzt
ist es wieder Realität geworden.
***
Ist ein seltsames Gefühl. Ich habe richtiggehend Platzangst. Es wird
alles noch einmal geschehen. Ist nur ein wenig seltsam. Ein kleiner Schwächeanfall. Ja, ich habe dieses schreckliche Gefühl. Als hätte ich eine
Halluzination. Das ist mir die letzten siebzehn Jahre nicht mehr passiert.
Ich werde wohl aufwachen und mich mit gebrochenem Bein hier wiederfinden. Das Bewusstsein kann einem ganz schöne Streiche spielen. Extrem
sogar. Im Moment treibt es mit mir Spielchen. Das verdammte Knie
schmerzt. Dabei ist alles in Ordnung.
***
Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir gar nicht gebraucht wurden.
Denn es hat nur dazu geführt, dass Erinnerungen hochgespült wurden,
für deren Verdrängung ich wieder Jahre brauchen werde. Um sie zurück
an jenen sicheren Ort in meinem Kopf zu bringen, wo sie bislang waren.
Ich fühle mich ausgedörrt. Empfinde überhaupt nichts mehr. Weil wir nur
noch damit beschäftigt sind, diesen verdammten Film zu drehen.
Joe Simpson in seinem Videotagebuch
während der Dreharbeiten zu
Touching The Void (Sturz ins Leere)
Flashback
(engl.: blitz (artig) zurück)
ist der Fachbegriff für das plötzliche, anfallsartig auftretende Wiedererleben
früherer Gefühlszustände, wie sie für Menschen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, typisch sind. In der Psychotraumatologie werden sie auch Intrusionen genannt.
Durch einen sogenannten Schlüsselreiz (engl. trigger), der mit dem
traumatischen Erlebnis in Zusammenhang steht – einen Geruch, eine Geste,
ein Geräusch, einen Ort – fühlt sich die Person plötzlich für einige
Sekunden oder Minuten in die damalige Situation zurück versetzt und
erlebt sie erneut. Dabei laufen im Gehirn die gleichen chemischen
Prozesse ab wie in der tatsächlichen Gefahrensituation: Für den Betroffenen
sind die Angst oder der Schmerz so real, wie während des Ereignisses
selbst.
Offenbar werden traumatische Erlebnisse im Gehirn auf andere Weise
verarbeitet als normale Erinnerungen. Angstbesetzte Situationen führen
zu einer gesteigerten Bildung von Stresshormonen, Noradrenalin und
Cortisol. Diese steigern die Reaktionsfähigkeit bei Gefahr, beeinflussen
vermutlich aber auch den Mechanismus der Signalübertragung im Zentralnervensystem und können zu strukturellen Veränderungen des Gehirns
führen.
Die jüngere hirnphysiologische Forschung vermutet, dass hoch emotionale Informationen, wie sie in einem Trauma erfahren werden, so eine
Dissoziation zwischen expliziten Erinnerungen und traumatischen, oftmals
eher bildhaften und schwer zu verbalisierenden Erfahrungen erzeugen.
Dabei werden nach LeDoux „bereits vor der onto-genetischen Entwicklung
höherer Hirnregionen emotionale Informationen über limbische Regionen, insbesondere die Amygdala [den sogenannten Mandelkern] verarbeitet
und gespeichert“. Dieser Bereich des Gehirns reagiert beim Flashback auf
den Schlüsselreiz. Die Folge: Patienten können sich an Details eines schrecklichen Ereignisses gar nicht bewusst erinnern und werden trotzdem
unvermittelt von den damit verbundenen Ängsten heimgesucht.
V
Ab
Erst als ich am Ende meiner Kräfte war, mein Schneesitz zunehmend
bröckelte und ich ihn fast nicht mehr halten konnte, erinnerte ich mich
daran, dass sich in der oberen Rucksacktasche ein Messer befand. Ich
wusste, ich hatte alles getan, was man realistischerweise von mir erwarten
konnte, um Joe zu retten, und nun schwebten wir beide in Lebensgefahr.
Ich hatte den Punkt erreicht, wo ich mich um mich selbst kümmern
musste.
Obwohl mir klar war, dass mein Entschluss wohl zu seinem Tod führen
würde, entschied ich intuitiv von einer Sekunde zur anderen. Ohne zu
zögern, holte ich das Messer aus dem Rucksack und durchschnitt das Seil.
Simon Yates Against The Wall
„Über allem stand ewige Treue.“
Standfoto aus dem Nachlass von Dr. Arnold Fanck
mit Luis Trenker und Ernst Petersen in Der heilige Berg (1926)
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Der Komponist Christian Jost wurde 1963 in Trier geboren. Der Durchbruch als Komponist gelang ihm 1992 mit dem Orchesterwerk Magma,
einer Auftragskomposition des Orchesters des Staatstheaters Darmstadt.
Heute zählt er zu den gefragtesten Komponisten seiner Generation. Ausgangspunkt zahlreicher Kompositionen Josts sind Grenzbereiche menschlicher Erfahrung. So spürt er in seinem Violinkonzert TiefenRausch (1999)
den euphorischen Zuständen von Tiefseetauchern nach und in einer ganzen
Reihe von Werken steht die Begegnung mit den Weiten des Weltraums
im Mittelpunkt, so in den Orchesterwerken one small step … (1999) und
Astralis (2005), dem Konzert für Schlagzeug und Orchester Cosmodromion
(2001) und der Phoenix Trilogie, bestehend aus Rhapsodie II – Gesang des
Phoenix für Violine und Klavier, Sinfonia – Traum des Phoenix für Orchester
und Phoenix resurrexit – Odyssee in vier Teilen für Sprecher, Sopran, Chor
und Orchester (2001). Um das Ausloten unbekannter Welten geht es auch
in der 2003 im Auftrag der Staatskapelle Weimar entstandenen CocoonSymphonie – 5 Stationen einer Reise in das Innere und natürlich der 2006
uraufgeführten Choroper Angst, einem Auftragswerk des Berliner Rundfunkchores. In allen diesen Werken gelingt es Jost dem Zuhörer Unbekanntes, Eigenwilliges sowie psychische Grenzerfahrungen auf faszinierende
Weise nahe zu bringen.
Kein Wunder, dass er sich auch als Opernkomponist einen Namen
gemacht hat. 2005 wurde Vipern. Eine mörderische Begierde in 4 Akten an
der Deutschen Oper am Rhein uraufgeführt; im gleichen Jahr erlebte
am Theater Erfurt der Einakter Death Knocks nach Woody Allen von 2001
seine szenische Erstaufführung. Es folgten: Arabische Nacht (2007) am
Aalto-Theater Essen, Hamlet – 2009 „Uraufführung des Jahres“ der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt – und Mikropolis (2011) an der
Komischen Oper Berlin, Rumor (2011), die Kammeroper Sutra (2012) sowie
jüngst am Opernhaus Zürich Rote Laterne (2015).
Christian Jost
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Christian Jost Angst. 5 Pforten einer Reise in das Innere der Angst
– Darmstädter Originalbesetzung von 2016
Musikalische Leitung Thomas Eitler-de Lint Inszenierung Karsten Wiegand
Szenische Einstudierung Sebastian Gühne Bühne Bärbl Hohmann
Kostüme Andrea Fisser Video Bahadır Hamdemir Dramaturgie Mark Schachtsiek
Choreinstudierung Thomas Eitler-de Lint, Ines Kaun
Mit: Dem Opernchor des Staatstheaters Darmstadt Sprecherinnen Erika HöhneSchmidt, Gundula Schulte, Karin Skala Alt-Solo Anja Bildstein Sopran 1 Ariane
Ganser/Aki Hashimoto Sopran 2 Katja Rollfink /Hildegard Schnitzer Sopran 3
Lydia Ackermann /Gundula Schulte Alt 1 Sabine Orthey-Berns Alt 2 Anja Bildstein
Alt 3 Barbara Haber/Jie Zhang Bariton Werner Volker Meyer Solo-Herren Radoslav
Damianov, Christoph Kessler, Jaroslaw Kwaśniewski, Werner Volker Meyer
[Mehrfachbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge] || Kind Konstantin Lohnes,
Staatsorchester Darmstadt
Text- und Bildnachweise
„Zur Grundsituation“, das Essay und die biographische Skizze über Christian Jost schrieb
Mark Schachtsiek für den Programmfalter des Deutschen Nationaltheaters Weimar 2009/10.
Die Zitate von Joe Simpson und Simon Yates im Essay wurden Touching The Void, London 1988
entnommen und von Mark Schachtsiek übersetzt. Alle drei Texte wurden für den Wiederabdruck leicht überarbeitet und aktualisiert. | Der Auszug aus Touching The Void findet sich in der
deutschen Ausgabe Sturz ins Leere, München 2009, auf S. 130ff. und wurde für den Abdruck
gekürzt. Die Zitate von Simpson aus den im Dokumentarfilm Touching The Void geführten
Interviews und im Videotagebuch, das Teil des Dokumentarfilms Return To Siula Grande ist,
folgen der deutschen Synchronfassung. || Weitere Zitate: Egon Fabian Anatomie der Angst,
Stuttgart 2010 (dort auch das Zitat von Kurt Schneider) | Christian Jost zitiert nach CD-Booklet
Angst, Coviello Classics 2006 | Raymond Battegay Angst und Sein, Frankfurt/M. 1996 | Sigmund
Freud „Hemmung, Symptom und Angst“ (1926) in: Ders. Gesammelte Werke Band XIV,
Frankfurt/M. 1999, S. 111ff. | Simon Yates Against The Wall, London 1998, S. 162 (Übersetzung
Mark Schachtsiek) || Alle übernommenen Texte folgen ihrer ursprünglichen Orthographie,
für dieses Programmheft erstellte der aktuellen amtlichen Rechtschreibung. || Bild S. 4:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Siula_grande.jpg | Bild S. 30: Berge, Licht und
Traum. hrsg. v. Jan Christoph Horak, München 1997, S. 100 | Die Portraits von Christian Jost
machte Stella Dufexis. Wir danken für die Genehmigung zum Abdruck. || Probenfotos Darmstadt:
Candy Welz und Thomas Müller || Sollte es uns nicht gelungen sein, die Inhaber aller
Urheberrechte ausfindig zu machen, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden.
Impressum
Spielzeit 2015|16, Programmheft Nr. 32 | Herausgeber: Staatstheater Darmstadt
Georg-Büchner-Platz 1, 64283 Darmstadt, Telefon 06 15 1 . 28 11-1 |
www.staatstheater-darmstadt.de | Intendant: Karsten Wiegand |
Geschäftsführender Direktor: Jürgen Pelz | Redaktion: Mark Schachtsiek |
Gestalterisches Konzept: sweetwater | holst, Darmstadt
Ausführung: Hélène Beck | Hersteller: DRACH Print Media GmbH, Darmstadt
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