Ausstellungskatalog - Fachschaft Physik AKSA

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Ausstellungskatalog
zur Ausstellung in der Eingangshalle des Steinmannhauses
Alte Kantonsschule Aarau | Bahnhofstrasse 91 | 5001 Aarau
18. Oktober 2005 – 23. Dezember 2005 | MoFr 08.0017.00 Uhr | Do bis 21.00 Uhr
Sa 10.0014.00 Uhr | Führungen, Gruppen: nach Absprache
Preis: 2.-
Herstellung:
Mitarbeit:
Version 2
15. Oktober 2005
Michael Tschannen und Christian Fascendini
Martin Jordi und Herbert Hunziker
Einstein-Ausstellung AKSA
Inhaltsverzeichnis
Ausstellungsplan
S. 3
Albert Einstein
1. Tafel: Lebenslauf
S. 5
2. Tafel: Einstein in Aarau
S. 6
3. Tafel: Lehrer und Logisgeber
S. 7
Exponate
S. 9
Spezielle Relativitätstheorie
1. Tafel: Hintergrundwissen
S. 9
2. Tafel: Ergebnisse
S. 12
3. Tafel: Die berühmteste Formel der Welt: E = mc2
S. 15
Exponate
S. 18
Brownsche Bewegung
Tafel: Brownsche Bewegung
S. 23
Exponate
S. 24
Lichtquanten
Tafel: Lichtquantenhypothese
S. 27
Exponate
S. 29
Weitere Exponate
S. 34
Zeichenerklärung
Inhalt der Ausstellungstafel zu einem Themenbereich
Beschriebe zu Exponaten eines Themenbereiches
Hinweis
Zusatzinformation über ein Thema, nicht auf der Ausstellungstafel aufgeführt
1
Einstein-Ausstellung AKSA
An der Ausstellung zum annus mirabilis haben mitgewirkt:
Arbeitsgruppe annus mirabilis:
Gerold Brändli, Erich Fischer, Regula Gossweiler, Karl Haab, Herbert Hunziker, Martin Jordi,
Markus Meier, Walter Pfeifer, Mario Röllin, Heinrich Stähelin, Dominic Tschan, Rudolf Wehrli
(Konzept, Texte, Objekte und Versuchsanordnungen); Sonja Pirotta (Logo, Werbematerial)
Christian Fascendini, Michael Tschannen (Katalog)
Sauerländer-Mangold, Aarau (Gestaltung und Produktion)
Beat Hofer, Rothrist (Grafik)
Schriftart Fella, Zofingen (Druck)
Stadtmuseum Aarau (Ausleihe Vitrinen), Forum Schlossplatz (Ausleihe Sockel)
Das Projekt annus mirabilis wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung von:
Aargauische Kantonalbank
Aargauische Naturforschende Gesellschaft
Aargauischer Lotteriefonds
AULA, Verein Ehemaliger der Alten Kantonsschule Aarau
BDO Visura, Aarau
Hans und Lina Blattner-Stiftung
Hirslanden-Klinik, Aarau
Ingenieurbüro R. Baumann, Erlinsbach
Kernkraftwerke Beznau und Leibstadt
Kernkraftwerk Gösgen
Microsys, Aarau
M. Siegrist, Biberstein
Stadt Aarau
staryse IT-solutions, Aarau
TROTTER-Brillen AG, Aarau
2
Einstein-Ausstellung AKSA
Ausstellungsplan
3
Einstein-Ausstellung AKSA
4
Einstein-Ausstellung AKSA
Historischer Teil
1. Tafel Historischer Teil
Albert Einstein: Lebenslauf
1879
14. März: geboren in Ulm als erstes Kind des Kaufmanns Hermann
Einstein und der Pauline, geb. Koch.
1885 –1894
Volksschule und Luitpold-Gymnasium in München.
1895 –1896
Aargauische Kantonsschule Aarau; Maturität.
1896 –1900
Eidgenössisches Polytechnikum Zürich; Diplom als Fachlehrer
mathematischer Richtung.
1901
Einstein wird Schweizer Staatsbürger.
1902
Experte 3. Klasse am Eidgenössischen Patentamt in Bern.
1905
Annus mirabilis: grundlegende Arbeiten zur speziellen
Relativitätstheorie, Doktorat an der Universität Zürich.
1908
Privatdozent an der Universität Bern.
1909
a. o. Professor für theoretische Physik an der Universität Zürich.
1911
Ordinarius für theoretische Physik an der Universität Prag.
1912
Professor für theoretische Physik an der ETH Zürich.
1913 –1933
Mitglied der Kgl. Preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.
1915
Vollendung der allgemeinen Relativitätstheorie.
1922
Nobelpreis für Physik (für das Jahr 1921).
1932
Berufung an das «Institute for Advanced Study» in Princeton (New
Jersey, USA).
1933
Machtergreifung der Nationalsozialisten; Einstein erklärt, nicht mehr
nach Deutschland zurückkehren zu wollen.
1940
Einstein wird Bürger der USA unter Beibehaltung seines
schweizerischen Bürgerrechtes.
1955
18. April: verstorben in Princeton.
5
Einstein-Ausstellung AKSA
Historischer Teil
2. Tafel Historischer Teil
Albert Einstein in Aarau
Albert Einstein an der Kantonsschule Aarau
Ende 1894 verliess der 15jährige Albert Einstein das
Luitpold-Gymnasium in München, dessen autoritärer
Unterrichtsstil ihm nicht zusagte. In der Absicht, ein
Ingenieurstudium zu ergreifen, legte er im Herbst 1895
die Aufnahmeprüfung an das Eidgenössische
Polytechnikum Zürich ab, bestand sie jedoch trotz
ausgezeichneter Leistungen in Mathematik und Physik
nicht. Zur Ergänzung seiner Vorkenntnisse empfahl ihn
Rektor Albin Herzog an die Kantonsschule Aarau. Am
26. Oktober 1895 wurde Einstein daselbst in die 3.
Klasse der Gewerbeschule aufgenommen und im
Klasse Gewerbeschule, Kantonsschule Aarau 1896. Einstein
Frühling 1896 in die 4. Klasse befördert. Im September 4.vorne
links (Bildarchiv ETH-Bibliothek, Zürich)
1896 bestand er als Bester seiner Klasse die
Maturitätsprüfung; im Oktober 1896 trat er ins Eidgenössische Polytechnikum ein. Während seines
Aarauer Aufenthalts wohnte er als Pensionär bei Prof. Jost Winteler. Im Kreise der Familie Winteler
fühlte er sich sehr wohl; er blieb mit ihr jahrzehntelang in Verbindung. Von 1899 bis 1902 besuchte
seine jüngere Schwester Maja das Lehrerinnenseminar in Aarau. 1910 verheiratete sie sich mit
Wintelers jüngstem Sohn Paul.
Die Kantonsschule Aarau um 1895/1896
Die Kantonsschule Aarau, 1802 von Aarauer
Privatleuten gegründet und 1813 verstaatlicht, umfasste
seit 1835 zwei Abteilungen: Das Gymnasium
vermittelte in vier Jahreskursen die für ein
Universitätsstudium erforderliche Vorbildung, die
Gewerbeschule in drei Jahreskursen die für höhere
Berufe in Handel, Gewerbe und Industrie sowie für den
Eintritt
ins
Eidgenössische
Polytechnikum
erforderlichen
Kenntnisse.
1896
kam
eine
Handelsdiplomabteilung hinzu. Im Schuljahr 1896/97
zählte die Schule 168 Studierende, darunter drei Frauen.
Sie waren in 11 Klassen eingeteilt und wurden von 24
Lehrern unterrichtet. Bis 1896 war die Kantonsschule
im ehemaligen Spital (heute Amthaus) an der Ecke
Laurenzenvorstadt/Kasinostrasse untergebracht. Im
Frühling 1896 – zur Zeit von Einsteins Aarauer
Aufenthalt also – konnte die Kantonsschule den von
Carl Moser erbauten Neubau im Feer-Gut beziehen, der
1914 bis 1917 noch um einen Nordflügel erweitert und
später nach dem damaligen Rektor «Tuchschmid-Haus»
benannt wurde. Seine grosszügig konzipierten Anlagen
und Einrichtungen für den naturwissenschaftlichen
Unterricht fanden in weiten Kreisen Beachtung.
6
Das ehemalige Spital an der Laurenzenvorstadt. Aquarell von A.
Bertschinger, 1835 (Staatsarchiv Aargau GS 0011)
Das neue Kantonsschulgebäude von 1896. Aquarell von Anton
Reckziegel, um 1900 (AKSA).
Einstein-Ausstellung AKSA
Historischer Teil
3. Tafel Historischer Teil
Lehrer und Logisgeber Einsteins in Aarau
Albert Einsteins Physiklehrer
August Tuchschmid (1855 – 1939), einer Bauern- und Handwerkerfamilie
aus Thundorf (TG) entstammend, studierte 1876 – 1880 Physik und
Mathematik am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich und arbeitete
anschliessend daselbst als Assistent bei Prof. Heinrich Weber, dem späteren
Lehrer Einsteins. An der Kantonsschule Aarau wirkte er von 1882 bis 1929
als Lehrer für Physik und Mathematik, 1889 bis 1919 stand er ihr als Rektor
vor. In seine Amtszeit fielen der Bau und die Erweiterung des nach ihm
benannten Tuchschmidhauses, die Eröffnung der Handelsdiplomabteilung
und die Zulassung von Frauen zum Unterricht. Tuchschmid gab die neuesten
Erkenntnisse seiner Wissenschaft in zahlreichen Vorträgen an die
Öffentlichkeit weiter und erwarb sich bedeutende Verdienste um den Aufbau
des Elektrizitätsnetzes der Stadt Aarau, die ihn 1918 zu ihrem Ehrenbürger
ernannte.
Foto aus: T. Müller-Wolfer, Die
Aargauische Kantonsschule in den
vergangenen 150 Jahren, Aarau
1952
Albert Einsteins Lehrer für Naturwissenschaften
Friedrich Mühlberg (1840 – 1915), Sohn eines aus Schlesien
eingewanderten Inhabers eines Färbereibetriebs in Aarau, studierte nach dem
Besuch der Kantonsschule Aarau am Eidgenössischen Polytechnikum in
Zürich. Von 1866 bis 1913 unterrichtete er an der Kantonsschule Aarau im
Fach Naturgeschichte bzw. Naturwissenschaften. Dazu gehörten Botanik,
Zoologie, Somatologie (Anthropologie), Geologie und Mineralogie.
Mühlberg wirkte zeitweise auch als Konrektor. Mit seinem Grundsatz
«Beobachten – denken – sprechen» wies er dem naturwissenschaftlichen
Unterricht neue Wege. Jahrzehntelang betreute er das Naturhistorische
Museum als Konservator. Sein wissenschaftliches Werk umfasst zahlreiche
Arbeiten zur Pflanzen- und Tierwelt sowie zur Geologie und Tektonik des
Aargaus und der Schweiz; Wesentliches hat er insbesondere zur Erforschung
der Eiszeiten und des Juragebirges beigetragen.
Albert Einsteins Mathematiklehrer
Heinrich Ganter (1848 – 1915) stammte aus Neustadt (Grossherzogtum
Baden). Er studierte zusammen mit A. Tuchschmid Mathematik und Physik
am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich. Von 1886 bis 1914 war er als
Mathematiklehrer an der Kantonsschule Aarau tätig. Das von ihm
mitverfasste, mehrfach aufgelegte Lehrbuch der analytischen Geometrie war
daselbst längere Zeit im Gebrauch. Zeitweise stand er dem
Kantonsschülerhaus vor. Als eifriger Alpinist leitete er zahlreiche
Schulreisen ins Hochgebirge.
Foto aus: T. Müller-Wolfer, Die
Aargauische Kantonsschule in den
vergangenen 150 Jahren, Aarau
1952
7
(Foto: AKSA)
Einstein-Ausstellung AKSA
Historischer Teil
Albert Einsteins Deutschlehrer
Adolf Frey (1855 –1920) studierte nach dem Besuch der Aarauer Schulen in
Bern, Zürich und Leipzig. 1882 wurde er als Deutschlehrer an die
Kantonsschule Aarau gewählt und 1898 als Dozent für deutsche Literatur an
die Universität Zürich berufen. Verfasser zahlreicher Arbeiten zu Literatur
und bildenden Künsten (u. a. der ersten Biographie über Conrad Ferdinand
Meyer, dem er persönlich nahe stand), war er auch als Dichter vielseitig tätig.
Foto aus: Lebensbilder aus dem
Aargau. Aarau 1953.
Albert Einsteins Französischlehrer
Jakob Hunziker (1827 – 1901) von Kirchleerau studierte in München, Bonn
und Paris, wo er anschliessend als Lehrer und Mitarbeiter angesehener
Verlagsanstalten tätig war. Von 1859 bis zu seinem Lebensende lehrte er
Französisch an der Kantonsschule Aarau. Sein wahres Interesse galt jedoch
der Volkskunde. Er verfasste ein aargauisches Wörterbuch und eine
achtbändige Darstellung des Schweizerhauses in seinen verschiedenen Typen.
Die Universität Zürich verlieh ihm dafür die Würde eines Ehrendoktors; das
Diplom überreichte ihm alt Bundesrat Emil Welti bei der Einweihung des
neuen Kantonsschulgebäudes im Frühling 1896.
(Foto: AKSA)
Albert Einsteins Logisgeber
Jost Winteler (1846 – 1929), geboren als Sohn eines Bauern und Lehrers in
Filzbach (Kerenzenberg), studierte Theologie, dann Geschichte und Germanistik in Basel, Zürich und Jena. 1875 doktorierte er mit einer bahnbrechenden
Arbeit über die Kerenzer Mundart. An der Kantonsschule Aarau unterrichtete
er von 1884 bis 1914 Geschichte, Alte Sprachen und Religionsgeschichte.
Sein wissenschaftliches Interesse galt neben den Geisteswissenschaften der
Ornithologie; als Dichter brachte er den Versband «Tycho Pantander» heraus.
Im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen und auch seiner Kollegen an der
Kantonsschule wahrte er zum wilhelminischen Deutschland kritische Distanz;
zweifellos hat er damit auf seinen Pensionär Albert Einstein einen erheblichen
Einfluss ausgeübt. Seine späteren Lebensjahre wurden von manchen betrüblichen Ereignissen überschattet. Seine letzten Jahre verbrachte er im Toggenburg.
(Foto: AKSA)
Die Winteler-Tragödie
Jost und Pauline Wintelers Kinder waren auf bestem Wege zu tüchtigen Berufsleuten. Die Eltern hätten
stolz und glücklich sein können, wären da nicht von ihrem Sohne Jost jun. beunruhigende Briefe aus
Amerika gekommen. Jost jun. arbeitete als Koch auf Schiffen, die im Mittel- und Schwarzen Meer
kreuzten. ... In seinen Briefen nach Hause berichtete er von geheimen Orden. Als er seine Stelle verlor,
schrieb Jost jun. das deren Machenschaften zu. ... Am 5. Oktober 1906 kehrte Jost jun. nach Hause zurück, und man hoffte, der Domizilwechsel werde eine günstige Wirkung ausüben. Auf den Spaziergängen, die Jost Winteler mit seinem Sohn unternahm, äusserte er allerdings wiederholt die Ansicht, auch
in Aarau existierten Geheimgesellschaften, die gegen ihn wirkten. ... Dass sich im Koffer, der einige Zeit
nach seiner Ankunft ankam, ein 9-mm-Bulldog-Revolver befand, davon hatte die Familie keine Ahnung.
Als Papa Winteler am Donnerstag, den 1. November 1906, um 8 Uhr abends von einem Glas Bier nach
Hause kam, hörte er seinen Sohn im Vestibül herummarschieren und ging in sein Arbeitszimmer. Mama
Winteler traf im Laubenzimmer Vorbereitungen, um das Adoptivgrosskind zu Bett zu bringen. Marie
Winteler war mit dem Abwasch des Geschirrs in der Küche beschäftigt. Sie hörte, wie Jost jun. seinen
Schwager Ernst Bandi, Rosas Ehemann, ins Laubenzimmer rief. Als er eintrat, schoss ihm Jost jun. mit
dem Revolver in den Kopf. Dann streckte er Mama Winteler mit zwei Schüssen nieder. Unmittelbar danach richtete sich Jost jun. mit einem Schläfenschuss selber.
Auszug aus: Franziska Rogger, Einsteins Schwester. Maja Einstein – ihr Leben und ihr Bruder Albert
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Einstein-Ausstellung AKSA
Historischer Teil
Exponate zum historischen Teil
Programm (= Jahresbericht) der Aargauischen Kantonsschule, Schuljahr 1896/97
Auf Seite 16 sind die Maturanden des Schuljahres aufgelistet, unter ihnen auch Albert Einstein
(AKSA).
Maturitätsnoten der 4. Klasse Gewerbeschule Herbst 1896 (Kopie)
(Original im Staatsarchiv Aargau)
Protokoll der Lehrerkonferenz vom 8. November 1895
Protokollführer J. Winteler notiert unter Punkt 596 den Beschluss über die Dispensierung Einsteins
von verschiedenen Unterrichtsfächern. Der Schüler der 3. Klasse der Gewerbeschule wird als
Ausländer auch vom „Militärunterricht“(Kadettenunterricht) befreit. Die Schüler der Kantonsschule
bildeten ein uniformiertes und bewaffnetes Kadettencorps zur Vorbereitung auf den regulären
Militärdienst (AKSA).
Transkription:
596) Dispens.
Einstein, 3. Gew., zu Privatunterricht in Franz., Naturgeschichte u. Chemie verhalten, wird auf
Gesuch dispensiert vom Singen u. Turnen, als Ausländer ist er bei dieser Klassenstufe auch befreit
vom Militärunterricht.
Dissertation Einsteins (Buchdruckerei K. J. Wyss, Bern 1905)
Einsteins Dissertation „Eine neue Bestimmung der Moleküldimensionen“, eingereicht im „annus
mirabilis“1905 an der Universität Zürich. Ihre Thematik steht in engem Zusammenhang mit Einsteins
berühmter Arbeit über die Brownsche Bewegung. Nach dem Gutachten des Referenten Prof. A.
Kleiner, Ordinarius für Physik, gehörten die darin angestellten Überlegungen und Rechnungen (…) zu
den schwierigsten der Hydrodynamik, und es konnte sich nur einer an sie heranwagen, der in der
Behandlung mathematischer und physikalischer Fragen Verständnis und Begabung besitzt (…)
(AKSA).
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Einstein-Ausstellung AKSA
Historischer Teil
Maturarbeit Einsteins in Französisch vom 18. September 1896
Die Französischnote ist Albert Einsteins einzige ungenügende Maturnote. Französisch lag ihm nicht
und interessierte ihn auch nicht – entsprechend wenig arbeitete er dafür. Obwohl der Aufsatz „Mes
projets d’avenir“ formale Fehler enthält, ist er inhaltlich sehr interessant. Einstein entwirft darin
präzise seine künftige Tätigkeit als Professor für Physik und Mathematik. Er begründet dies mit seiner
disposition individuelle pour les pensées abstractes et mathématiques, le/a manque de la phantaisie et
du talent pratique (Original im Staatsarchiv Aargau; Transkription aus: The Collected Papers of Albert
Einstein, Vol. 1, Princeton 1987).
Maturarbeit Einsteins in Physik vom 19. September 1896
Einstein beschreibt die Tangentenbussole. Dieses heute nicht mehr verwendete Gerät misst das
Stärkeverhältnis zweier elektrischer Ströme, indem jeweils das Magnetfeld eines kreisförmigen, Strom
führenden Leiters mit demjenigen der Erde kombiniert und mit einer Kompassnadel (Magnetstab)
angezeigt wird. Einstein hat die Arbeit in gut der Hälfte der zur Verfügung gestellten Zeit geschrieben
und als einziger die Note - 6 erhalten (Original im Staatsarchiv Aargau; Transkription aus: The
Collected Papers of Albert Einstein, Vol. 1, Princeton 1987).
Maturarbeit Einsteins in Geometrie vom 19. September 1896
In der ersten Aufgabe geht es um die Berechnung eines allgemeinen Dreiecks unter Verwendung des
Kosinussatzes. Die vom jungen Einstein abgelieferte Lösung ist bis auf einen kleinen numerischen
Mangel und einige formale Ungenauigkeiten korrekt. Weil die Aufgabe, abgesehen von kleinen
Rechenfehlern, auch von sämtlichen Klassenkameraden Einsteins richtig gelöst wurde, ist
anzunehmen, dass die Aufgabe auch für damalige Verhältnisse nur geringe Anforderungen stellte. Die
zweite Aufgabe ist dem Bereich der Kegelschnitte zuzuordnen. Entsprechend dem damals gültigen
Lehrplan wurden an der Gewerbeabteilung der Aargauischen Kantonsschule keine Grundlagen der
Differentialrechnung vermittelt. Der Umstand, dass Albert Einstein seine Lösung mit einem Begriff
aus diesem Gebiet ausschmückte, ist deshalb bemerkenswert. Es ist anzunehmen, dass es dem jungen
Studenten weniger um das sachgerechte Lösen der Aufgabe ging, als vielmehr darum, durch das
Erwähnen eines im Unterricht nicht behandelten und anspruchsvollen Begriffs, weiterführendes
Wissen zu dokumentieren
und dadurch zu beeindrucken. Trotz einigen Unkorrektheiten und kleineren Fehlern wurde Einsteins
Arbeit in Geometrie –wie auch jene in Algebra –vom Examinator Prof. H. Gantner mit der Bestnote 6
bewertet (Original im Staatsarchiv Aargau; Transkription aus: The Collected Papers of Albert Einstein,
Vol. 1, Princeton 1987).
Maturarbeit Einsteins in Algebra vom 21. September 1896
Wie in der Geometrieprüfung geht es auch hier um die Berechnung eines allgemeinen Dreiecks. Auf
dem Weg zur Lösung tritt eine Gleichung dritten Grades auf, die mit Hilfe der Formeln von Cardano
zu lösen ist. Dass Einstein in seiner Lösung imaginär und irrational verwechselte, veranlasste den
Einstein-Biographen A. Fölsing zum nachstehenden Kommentar: … schnell erledigt und hoch benotet,
die Arbeiten über Geometrie, Algebra und Physik, wobei allerdings eine gewisse Schlampigkeit
auffällt, …
(Original im Staatsarchiv Aargau; Transkription aus: The Collected Papers of Albert Einstein, Vol. 1,
Princeton 1987).
Einstein – ein schlechter Schüler?
Häufig hört man, Albert Einstein sei ein schlechter Schüler gewesen. Was seine Schulzeit und
Maturitätsprüfung in Aarau anbelangt, so ist das falsch. Er war sicher ein etwas eigensinniger
junger Mensch, schrieb aber die beste Maturitätsprüfung seiner Klasse.
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Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
1. Tafel Spezielle Relativitätstheorie
Die Spezielle Relativitätstheorie: Hintergrundwissen
In seiner Arbeit „Zur Elektrodynamik bewegter Körper”legte Einstein 1905 die grundlegenden
Überlegungen der Relativitätstheorie dar. Diese ergänzte er im selben Jahr in einem kurzen Aufsatz mit der berühmten Formel E = mc2. Um die Relativitätstheorie zu verstehen, ist die Kenntnis dreier Voraussetzungen nötig.
Die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit
Galileo Galilei (1564–1642) unternahm als
Erster den Versuch, auf experimentellem
Weg die Frage zu beantworten, ob sich
Licht mit endlicher oder unendlicher Geschwindigkeit ausbreitet. Galileis Versuchsanordnung war zwar durchdacht, aber
in Anbetracht der sehr grossen Geschwindigkeit des Lichts um Grössenordnungen zu
wenig exakt, um die gestellte Frage zu klären.
Versuchsanordnung von Galilei zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit (Bildquelle: http://www.physik.uni – muechen.de/leifiphysik/web_ph07_g8/versuche/
01lichtgeschwindigkeit/galilei/galilei.htm)
Erste Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit durch Olaf Roemer
Um 1676 beobachtete Olaf Roemer die Verfinsterung des innersten Jupitermondes Jo,
wenn dieser durch den Jupiter verdeckt wird. Dabei bemerkte er, dass sich Verfinsterungen nicht periodisch wiederholten, sondern dass sie in unregelmässigen Zeitabständen auftraten, je nach dem, ob sich der Abstand zwischen Erde und Jupiter vergrösserte oder verkleinerte. Roemer erklärte diese Tatsache folgendermassen: Wenn
sich der zeitliche Abstand zwischen zwei Verfinsterungen verkleinert, so eilt die Erde
dem vom Jupiter abgestrahlten Licht entgegen, wenn sich der zeitliche Abstand vergrössert, so läuft das Licht der Erde hinterher. Um die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen, mass Roemer die Zeitdifferenz zwischen zwei Verfinsterungen, bei denen
sich der Jupiter fast an derselben Stelle seiner Umlaufbahn befindet, die Erde aber um
eine halbe Umlaufstrecke versetzt, und dividierte den Erdbahndurchmesser durch die
bestimmte Zeitdifferenz. Das Licht bewegt sich nach Roemer mit 230‘
000 km/s.
Hippolyte Fizeau (1819–1896) gelang als Erstem im Jahr 1849 die terrestrische Bestimmung der
Lichtgeschwindigkeit c. Seine Methode lieferte c = 313'000 km/s.
Seit 1983 ist der Wert für die Vakuumlichtgeschwindigkeit auf den Wert c = 299'792,458 km/s festgelegt. Ein Lichtstrahl legt somit pro Sekunde eine Strecke zurück, die etwa dem siebenfachen Erdumfang entspricht.
Vergleiche dazu auch das Experiment „Lichtgeschwindigkeitsmessung“(Kapitel „Wietere Exponate“).
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Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Erklärung zum Fizeau-Experiment
Die Lampe sendet einen Lichtstrahl aus, der am ersten
Spiegel reflektiert wird und sich durch eine Lücke im
Zahnrad auf den zweiten zubewegt, welcher in grosser
Entfernung aufgestellt wurde. An diesem Spiegel wird
das Licht erneut reflektiert und bewegt sich nun wieder
auf den Beobachter zu. Wenn sich das Zahnrad jetzt
aber schnell genug dreht, trifft der Lichtstrahl auf den
benachbarten Zahn und wird vom Beobachter nicht
mehr gesehen. Durch Messen der Umlaufdauer des
Zahnrades kann die Laufzeit des Lichtstrahls und daraus mit der bekannten Strecke seine Geschwindigkeit
berechnet werden. Fizeau schaffte es so 1849, die
Lichtgeschwindigkeit auf 5% genau zu bestimmen.
Versuchsandordnung von Fizeau zur Messung der Lichtgeschwindigeit
(Bildquelle:
Sexl/ Raab/Streeruwitz. Der
Weg zur modernen Physik,
Bd. 2. Frankfurt a.M./ Aarau
1980, S. 65)
Definition des Meters mit Hilfe der Lichtgeschwindigkeit
Das Meter ist definiert als die Strecke, die das Licht im Vakuum in einer Zeit von
1/299‘
792‘
458 Sekunde zurücklegt.
Das Relativitätsprinzip: Die Naturgesetze
unbeschleunigten Systemen die gleiche Form.
haben
in
allen
Galileo Galilei (1564–1642): Schliesst Euch in einem möglichst grossen Raum unter dem Deck eines grossen Schiffes ein, sorgt auch für
ein Gefäss mit Wasser und kleinen Fischen darin, solange das Schiff
stille steht wird man sehen, wie die Fische ohne irgend welchen Unterschied nach allen Richtungen schwimmen. Nun lasst das Schiff mit jeder beliebigen Geschwindigkeit sich bewegen: Ihr werdet – wenn nur
die Bewegung gleichförmig ist bei allen Erscheinungen nicht die geringste Veränderung eintreten sehen.
(Quelle: Fölsing A. Albert Einstein. Frankfurt a.M. 1995, Seite 181
(sinngemäss zitiert))
Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Die Geschwindigkeit des
Lichts ist unabhängig von der Geschwindigkeit der Lichtquelle und
für jeden Beobachter gleich gross.
Albert Einstein (1879–1955): Kurz, nehmen wir einmal an, das einfache Gesetz von der konstanten Lichtgeschwindigkeit c (im Vakuum)
werde von dem Schulkinde geglaubt! Wer möchte denken, dass dieses
simple Gesetz den gewissenhaften Physiker in die grössten gedanklichen Schwierigkeiten gestürzt hat?
Die Konsequenzen, die sich aus dem Relativitätsprinzip und der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ergeben, bilden den Inhalt der Speziellen Relativitätstheorie.
Albert Einstein im Alter von drei Jahren
1882 (Bildquelle: Rosenkranz, Z. Albert
Einstein – privat und ganz persönlich. Jerusalem 2004, S. 14)
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Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Während eines Besuchs in den USA im Jahre 1921 sah sich Einstein mit dem Gerücht konfrontiert, die
Versuche zum Beweis der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit seien fehlgeschlagen und eine grundlegende Annahme der Relativitätstheorie damit widerlegt. Einsteins Kommentar ist Ausdruck seines
unerschütterlichen Vertrauens in die Richtigkeit der Theorie:
Raffiniert ist der Herrgott; aber boshaft ist Er nicht.
(Quelle: Neffe J. Einstein. Reinbek 2005, Seite 399)
Der Äther
Im 19. Jahrhundert standen die Physiker vor einem grossen Problem, denn die Frage
war: Worin bewegen sich elektromagnetische Wellen (Licht)? Der Schall hatte das
Medium Luft, Wasserwellen breiteten sich im Wasser aus, doch in was bewegte sich
das Licht? Um diese Frage zu beantworten, erfand Christiaan Huygens einen sog.
Äther, der überall im Universum vorhanden sein sollte. Natürlich sollte sich auch die
Erde durch diesen Äther bewegen. Alle Experimente, die dies beweisen wollten,
scheiterten jedoch. Mit Einsteins Theorie wurde der geheimnisvolle Stoff überflüssig.
Trotzdem gibt es heute noch vereinzelt Leute, die an der Theorie des Äther festhalten
und entgegen der speziellen Relativitätstheorie versuchen, sie zu beweisen.
Wie stellte man sich den Äther selbst vor? Im 19. Jahrhundert wurde eine Anzahl von
Möglichkeiten betrachtet. Ein gasförmiger Äther konnte Längs-, aber keine Querwellen
aufrechterhalten. Daher wurde der Äther als ein elastischer Festkörper beschrieben.
Einige hielten ihn für eher starr, andere dachten, dass nur ein höchst dünnes Material
die freie Bewegung gewöhnlicher Körper erlauben konnte. Manche glaubten, dass die
Eigenschaften des Äthers verschieden unter verschiedenen Umständen waren oder
dass es eine Anzahl von Äthern gab, die für verschiedene Zwecke nebeneinander existierten (...). Es waren immer genialere Modelle, die Wirbel, Wirbelringe und Wirbelschwämme beinhalteten, betrachtet worden. Wie Max Born später sagte, „wäre der
Äther ein monströser Mechanismus, bestehend aus unsichtbaren Zahnrädern, Kreiseln und Triebwerken, die in der kompliziertesten Weise ineinander greifen.“
zitiert aus: Leslie Marder: Reisen durch die Raum-Zeit. Braunschweig: Vieweg, 1979
Ein mechanisches Modell des Äthers aus
dem 19. Jahrhundert. Es erklärte die Übertragung von Kräften durch Spannungen im
Äther. Das System von Wirbeln und dazwischenliegenden Kugeln sollte das ganze
Universum efüllen.
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Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
2. Tafel Spezielle Relativitätstheorie
Ergebnisse der Speziellen Relativitätstheorie
Raum und Zeit sind nicht absolut. Die Folgen scheinen dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen und sind lange Zeit nicht bemerkt worden, da sie sich erst bei sehr grossen Geschwindigkeiten (schneller als etwa 30'000 km/s) bemerkbar machen.
Gleichzeitigkeit ist relativ
Zwei Ereignisse, die für uns gleichzeitig an verschiedenen Orten stattfinden, sind für vorbeifliegende
Beobachter nicht mehr gleichzeitig.
Zwei Pärchen, das eine in A, das andere in B, küssen sich zufälligerweise genau gleichzeitig. Von den
mit der Geschwindigkeit v vorbeifliegenden Raumschiffen aus finden die beiden Ereignisse nicht
gleichzeitig statt: B ist früher als A (Grafik: K. + M. Jordi).
Das Minkowski-Diagramm
Mit dem Minkowski-Diagramm können
die Eigenschaften von Raum und Zeit
in der speziellen Relativitätstheorie
(Längenkontraktion und Zeitdilatation)
anschaulich dargestellt werden. Das
Minkowski-Diagramm ist ein zweidimensionales Raum-Zeit-Diagramm, auf welchem die Koordinatensysteme zweier
sich mit konstanter Geschwindigkeit relativ zueinander bewegenden Beobachter dargestellt werden. Sowohl die
Raum- und Zeitkoordinate, mit welcher
der eine Beobachter die Bewegung des
anderen beschreibt, können abgelesen
werden, als auch umgekehrt. Des weiteren ist aus dem Minkowski-Diagramm
ersichtlich, dass die Lichtgeschwindigkeit nicht erreicht werden kann.
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Die obige Situation dargestellt im Minkowski-Diagramm (Grafik M. Jordi). x
und t sind die Raum- und Zeitachsen des Systems der sich küssenden
Pärchen, x‘ und t‘ diejenigen des Systems der Raumschiffe. Da alle
Parallelen zur Raumachse eines Systems Gleichzeitigkeit bezüglich
dieses Systems bedeuten, kann mit Hilfe einer Parallelen zur x‘-Achse,
die sich in Zeitrichtung x‘nähert, gezeigt werden, dass sich aus der Sicht
der Raumschiffe zuerst das Pärchen B küsst, dann das Pärchen A.
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Zeitdilatation
„Bewegte Uhren gehen langsamer“– so kann man die Zeitdilatation vereinfacht beschreiben. Beobachtet man Vorgänge in einem bewegten Bezugssystem, so stellt man fest, dass sie verlangsamt ablaufen.
Eine Lichtuhr besteht aus zwei Spiegeln in 30 cm Abstand, zwischen denen ein Lichtblitz und das
Tick-Tack der Uhr bewirkt. Bei jeder Reflexion des Lichts ist wieder eine Billionstelsekunde (eine
Nanosekunde = 1 ns = 10-9 s) vergangen. In unserem Bezugssystem S befinden sich zwei solche Uhren
A und B, welche die gleiche Zeit anzeigen.
In einer genau gleichen, bewegten Uhr C‘legt das Licht für uns ruhende Beobachter einen verlängerten Zickzack-Weg zurück; es erreicht deshalb die beiden Spiegel weniger oft, was ein verlangsamtes
Tiiick-Taaack dieser Uhr bedeutet: Die bewegte Uhr geht langsamer (Grafik: M. Jordi).
Vergleiche dazu das Exponat „Lichtuhr: Mechanisches Modell des Uhrenvorbeiflugs“.
Das Zwillingsparadoxon
Das Zwillingsparadoxon ist ein Gedankenexperiment, das einen scheinbaren Widerspruch in der speziellen Relativitätstheorie beschreibt. Es wurde 1911 von dem französischen Physiker Paul Langevin formuliert. Danach fliegt einer von zwei Zwillingen
mit nahezu Lichtgeschwindigkeit zu einem fernen Stern und kehrt anschließend mit
derselben Geschwindigkeit wieder zurück. Nach der Relativitätstheorie schließt jeder
Zwilling aus seinen Beobachtungen, dass während der Flugphasen mit konstanter
Geschwindigkeit der jeweils andere Zwilling als Folge der so genannten Zeitdilatation
langsamer altert. Nach der Rückkehr auf der Erde stellt sich aber heraus, dass der
dort zurückgebliebene Zwilling älter geworden ist als der gereiste.
15
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Längenkontraktion
„Bewegte Strecken sind in Bewegungsrichtung verkürzt“–so lautet vereinfacht ein weiteres Ergebnis
der Speziellen Relativitätstheorie. Die Längenkontraktion ist untrennbar mit der Zeitdilatation verbunden.
Vergleiche dazu die Bildschirmexperimente von Prof. F. Embacher in der Ausstellung.
Auch zu finden unter http://homepage.univie.ac.at/Franz.Embacher/Rel/Effekte/
Myonen können durch die kosmische Strahlung bei Kernprozessen in der oberen Atmosphäre erzeugt
werden. Sie zerfallen mit einer Halbwertszeit von 1,5 Mikrosekunden und bewegen sich mit 99,8% der
Lichtgeschwindigkeit. Man erwartet also nach 450 m Flugstrecke nur noch die Hälfte von ihnen.
Trotzdem erreichen viele die 10 km entfernte Erdoberfläche, weil ihre „Borduhr“von uns aus gesehen
langsamer tickt (Zeitdilatation, Bild links). Den Myonen mit ihrer kurzen Lebensdauer erscheint dagegen die Strecke bis zur Erdoberfläche nur 630 m lang. Diese Distanz kann mehr als ein Drittel von
ihnen vor ihrem Zerfall zurücklegen (Längenkontraktion, Bild rechts). Grafik: M. Jordi
Vergleiche dazu auch den Film „Myonenmessung“in der Leseecke.
Myonen
Myonen sind Elementarteilchen, deren Eigenschaften wie elektrische Ladung, Magnetfeld und Spin mit denen von Elektronen übereinstimmen, abgesehen von der Lebensdauer (das Myon ist instabil), sowie der Masse, die beim Myon etwa 200 Mal grösser ist als beim Elektron. Beim Zerfall eines Myons entsteht ein Elektron, ein MyonNeutrino und ein (Elektron-)Anti-Neutrino (alles auch Elementarteilchen), selten zusätzlich auch ein Photon oder andere Elementarteilchen.
Laufzeit
Bei sehr schnellen Bewegungen sollten in der speziellen Relativitätstheorie nicht nur
Zeitdilatation und Kontraktion einbezogen werden, sonderen auch die Laufzeit des
Lichts selbst. Da die unterschiedlichen Zeiten, die das Licht von unterschiedlichen
Punkten benötigt, um einen sich schnell bewegenden Beobachter zu erreichen, durch
dessen schnelle Bewegung verstärkt werden, erscheint für diesen Beobachter der
Raum seltsam gekrümmt. Dies ist aus dem Bild ersichtlich, welches das Matterhorn
aus der Sicht des Myons darstellt (nicht exakt).
16
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
3. Tafel Spezielle Relativitätstheorie
Die berühmteste Formel der Welt: E = mc2
Unter dem Titel „Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig?“publizierte Einstein ebenfalls im Jahr 1905 die Herleitung der berühmten Formel.
Die relativistische Massenzunahme
Schnell bewegte Objekte zeigen eine vergrösserte Masse, verglichen mit ihrem Ruhezustand. Sie lassen sich trotz beliebig grosser Anstrengungen nicht auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen.
Messungen der relativistischen Masse
von Elektronen in den ersten beiden
Jahrzehnten nach Erscheinen der
Speziellen
Relativitätstheorie.
Die
Kurve gibt den berechneten Verlauf
wieder (Grafik: K. Haab)
Gedankenexperiment zur relativistischen Massenzunahme
Zwillinge kreuzen sich auf schnell fahrenden Zügen. Jeder versucht, den andern mit
einem Faustschlag vom Zug zu stossen. Alf sieht – wegen der Zeitdilatation – die
Faust von Carl im Zeitlupentempo auf sich zukommen und ist überzeugt, mit einem
schnell geführten Schlag zu gewinnen. Zu seinem grossen Erstaunen gelingt es ihm
aber nicht, die langsame Faust von Carl entscheidend zurückzuschlagen; der Schlagabtausch endet genauso wie früher im Kinderzimmer mit einem Unentschieden. Alf
kommt zum Schluss, dass die Masse von Carls Faust im gleichen Mass zugenommen
hat, wie seine „Schlag“-Geschwindigkeit abgenommen hat. Die „Wucht“ des Faustschlages (genauer: der Impuls des Faustschlages) von Carl ist gleich geblieben.
17
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Am Paul Scherrer-Institut (PSI) in Villigen sind die
Auswirkungen der relativistischen Massenzunahme
Alltag:
•
Objekte lassen sich nicht beliebig beschleunigen:
Wieviel Energie man auch zuführt, die Lichtgeschwindigkeit von 300'000 km/s ist eine absolute
Grenze.
•
Schnelle Elementarteilchen (Protonen, Elektronen) haben eine Masse, die ein Vielfaches ihrer
Ruhemasse beträgt. Magnetfelder, die sie auf ihren Bahnen halten, müssen entsprechend vergrössert werden.
Luftaufnahme des Paul Scherrer Institutes in Villigen (PSI). Bild: Luftwaffe Schweiz
Beispiel Synchrotron Lichtquelle Schweiz
Aufsichtsplan des LINAC (PSI)
Die „Synchrotron Lichtquelle Schweiz“SLS am PSI ist eine Grossforschungsanlage zur Untersuchung
kleinster Strukturen. Am Ende des 100 MeV-Linearbeschleunigers (LINAC) haben die Elektronen
eine Geschwindigkeit von 99,999% der Lichtgeschwindigkeit. Im ringförmigen Zusatzbeschleuniger
(2,4 GeV-Booster) wird ihnen noch mehr Energie zugeführt. In den Kurven des Speicherrings (Storage
Ring) müssen die Magnetfelder beträchtlich vergrössert werden, um die Elektronen auf ihrer Bahn zu
halten; ihre Masse ist nämlich 4700 mal grösser als im Ruhezustand.
E = mc2: Masse und Energie sind äquivalent
Wie von Einstein vorausgesagt, wurde die Bestätigung seiner Formel erst durch Untersuchungen an
Atomkernen und Antimaterie möglich. Unter dem Massendefekt versteht man dabei die Massenänderungen, die gemäss ∆m = ∆E/c2 mit Energieänderungen verbunden sind. Diese sind bei Kernprozessen
wie Spaltung oder Fusion rund eine Million mal grösser als bei chemischen Vorgängen, d. h. bei Veränderungen in der Elektronenhülle von Atomen.
•
Die Atombombe, die am 6. August 1945 Hiroshima zerstörte, hatte eine Energie von 13'000 Tonnen TNT (5,5⋅1013 J); das entspricht einem Massendefekt
von etwa einem halben Gramm.
18
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
•
Ein Kernkraftwerk von der Grösse Gösgens erzeugt in einem Betriebsjahr
Energie mit einem Massenäquivalent von rund einem Kilogramm.
•
Unsere Sonne erzeugt durch Kernfusion pro Sekunde 3,8⋅1026 J; das bedeutet in
jeder Sekunde einen Masseverlust von über vier Millionen Tonnen, was aber
bei ihrer Gesamtmasse von 2⋅1030 kg wahrlich nicht ins Gewicht fällt...
•
Mit grossen Anstrengungen wird versucht, die kontrollierte Kernfusion als
künftige Energiequelle zu nutzen. Der Versuchsreaktor ITER soll in Cadarache
in Südfrankreich gebaut werden.
Ob die Kernenergie nutzbar sei, war lange Zeit umstritten. So meinte etwa E. Rutherford, der Entdecker des Atomkerns, noch um 1935:
Bisher ist ja auch keine Rede davon, dass man aus den Prozessen an den Atomkernen Energie gewinnen könnte. Denn es wird zwar bei der Anlagerung eines Protons oder Neutrons an einen Atomkern im
Einzelprozess wirklich Energie frei. Aber um zu erreichen, dass ein solcher Prozess stattfindet, muss
man sehr viel Energie aufwenden; zum Beispiel zur Beschleunigung sehr vieler Protonen, von denen
die meisten nichts treffen. Der allergrösste Teil dieser Energie geht in Form von Wärmebewegung
praktisch verloren. Energetisch ist also Experimentieren an Atomkernen bisher ein reines Verlustgeschäft. Wer von einer technischen Ausnutzung der Atomkernenergie spricht, der redet einfach Unsinn.
(zitiert aus: Heisenberg W. Der Teil und das Ganze. München, 1969, S. 187/88)
Rutherford irrte sich gründlich!
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Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Exponate zur Speziellen Relativitätstheorie
Effekte der Speziellen Relativitätstheorie, dargestellt auf vier PC’s.
Motivierung und Herleitung der Längenkontraktion und der Zeitdilatation anhand eines physikalisch
einfachen animierten Modells.
(Autor: Prof. Franz Embacher, Universität Wien)
PC 1
PC 2
PC 3
PC 4
Einführung
Galileische Geschwindigkeitsaddition
Konstante Lichtgeschwindigkeit
Einsteins Ansatz
Die Simulationen finden sich online im Internet:
http://homepage.univie.ac.at/Franz.Embacher/Rel/Effekte/
Film: Messung der Zeitdilatation
Der Film aus dem Jahre 1963 zeigt eine frühe Messung der Zeitdilatation an Myonen; diese wurden
damals noch µ-Mesonen genannt.
Diese Partikel entstehen in der äussersten Atmosphäre durch kosmische Strahlung und bewegen sich
fast mit Lichtgeschwindigkeit auf die Erde zu.
Man weiss, dass die Zerfallszeit (genauer: die mittlere Lebensdauer) ruhender Myonen 2,2 Mikrosekunden beträgt. Gemäss klassischer Mechanik kämen sie im Mittel nur etwa 660 m weit.
Sie kommen aber bei uns an, d. h. von uns aus beurteilt leben sie viel länger. Damit ist die Zeitdilatation experimentell nachgewiesen. Im Film wird der Myonenzerfall von 2000 m Höhe bis auf
Meereshöhe untersucht. Es überleben sehr viel mehr Myonen, als man nach der klassischen Rechnung
erwarten würde.
Die Flugspur von Myonen
Betrachten Sie die Funkenkammer. Die hellen Lichtblitze,
die ab und zu aufleuchten, sind die Flugspuren der Myonen,
die nach der klassischen Physik die Erdoberfläche gar nicht
erreichen dürften. Wie wird die Flugspur dieser Teilchen
sichtbar gemacht?
In der Funkenkammer befindet sich eine Reihe von horizontalen Metallplatten in einer Edelgasatmosphäre. Zwischen je zwei Platten liegt eine hohe elektrische Spannung.
Trifft nun ein geladenes Myon in dieser Kammer auf Edelgasatome, schlägt es Elektronen aus deren Hülle heraus (die Edelgasatome werden ionisiert). Die
Energie dieser Elektronen reicht aus, um weitere Edelgasatome zu ionisieren und eine lawinenartige
Vermehrung von positiv geladenen Ionen und negativ geladenen Elektronen hervorzurufen. Sind genügend Ladungsträger entstanden, ergibt sich zwischen zwei Metallplatten eine leitende Verbindung
und es entsteht ein für das Auge sichtbarer Funken. Verwendet man viele parallele Platten, lässt sich
damit die Flugspur der Myonen sichtbar machen.
Die Funkenkammer ist eine Leihgabe der ETH Zürich
20
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Einsteins Beitrag zum GPS
Beim Global Positioning System (GPS) der USA kreisen 24 Satelliten in etwa 20'000 km Höhe um die
Erde (Beim System „Galileo“der Europäer sind 30'000 km geplant). Die Satelliten senden laufend ihre
präzise Position und ihre Zeit zur Erde. Aus den Signalen von mindestens vier Satelliten kann ein
GPS-Empfänger seine Position und die genaue Zeit ermitteln. Einsteins Welt hat vier Dimensionen,
drei räumliche und die Zeit. Deshalb braucht es vier Satelliten.
Aufgrund der speziellen Relativitätstheorie, die Einstein im annus mirabilis publizierte, läuft eine Uhr im GPS-Satelliten 7
GPS-Satellit
Mikrosekunden pro Tag langsamer als auf der Erde (Dieser Ef4 km/s schnell
fekt ist nur vom Betrag der relativen Geschwindigkeit, etwa 4
20'000 km
km/s, nicht aber von der Bewegungsrichtung des Satelliten abhängig).
Aufgrund der allgemeinen Relativitätstheorie, die Einstein 1915
publizierte, läuft eine Uhr in GPS-Höhe 45 Mikrosekunden pro
Tag schneller als auf der Erde, weil die Gravitationskraft dort
oben geringer als hier unten ist.
Insgesamt geht eine Uhr im Satelliten 38 Mikrosekunden pro Tag
vor, was nach einem Tag 12 km Positionsfehler ergeben würde.
Zur Korrektur lässt man die GPS-Uhren bei 10,229'999'995'43
MHz schwingen statt bei 10,23 MHz.
Weil nicht alle von der Notwendigkeit dieser Korrektur überzeugt waren, wurde 1977 im ersten GPSTestsatellit mit einer Cäsium-Uhr an Bord ein ferngesteuerter Schalter eingebaut, mit welchem die
Korrektur ein- und ausgeschaltet werden konnte. Die Zweifler wurden jedoch rasch überzeugt. Die
berechnete Korrektur stimmte zu 99%.
LSVA–Erfassungsgeräte TRIPON der Firma Fela Management AG,
Diessenhofen
Eine von vielen Anwendungen des GPS findet sich in den Geräten zur Bestimmung der “Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe”(LSVA).
GPS-Modul der Firma u-blox AG, Thalwil
Dieses kleine Elektronikmodul, 24x25 mm gross, zusammen mit einer Antenne
und der Stromversorgung reichen aus, um die Position zu ermitteln (Ein Vorgänger dieses Moduls ist im TRIPON eingebaut).
GPS-Empfänger für Wanderer und Alpinisten
Je nach Ausstattung liefern solche Geräte ausser der Ortsbestimmung noch
weitere Daten: Angabe der Position in verschiedenen Koordinaten, Kompass,
Marschrichtung, zurückgelegter Weg, Barometer, Anzeige des Kartenausschnitts usw.
21
Einstein-Ausstellung AKSA
Spezielle Relativitätstheorie
Lichtuhr: Mechanisches Modell des Uhrenvorbeiflugs
Die Lichtuhr ist eine Modellvorstellung, die das Langsamer-Gehen bewegter Uhren verständlich
macht. Eine Lichtuhr besteht aus zwei parallelen Spiegeln, zwischen welchen ein Lichtteilchen (Photon) hin und her pendelt. Jedes Mal, wenn das Photon am oberen Spiegel reflektiert wird, tickt es. Bei
der ruhenden Lichtuhr bewegt sich das Photon auf einer zu den Spiegeln senkrechten Strecke hin und
her.
(Bildquelle: www.ap.univie.ac.at/.../ SRT/Zeitdilatation.html)
Bewegt sich die Uhr an einem ruhenden Beobachter vorbei, so bewegt sich das Photon für diesen auf
einem Zickzackweg. Die Strecke zwischen zwei aufeinander folgenden Reflexionen am oberen Spiegel wird verlängert und damit, wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, die Dauer zwischen
zwei Ticks. Das Tick-Tack wird zum Tiiiick –Taaack.
Ausgehend von einer Idee von H. Hunziker hat der Physiker E. Fischer ein mechanisches Modell einer
Lichtuhr konstruiert und dieses zusammen mit M. Röllin gebaut. Die Photonen werden dabei durch
zwei sich gleich schnell drehende und auf einem Metallzylinder schlupffrei abrollende Gummirädchen
repräsentiert. Die Oberflächen der beiden Zylinder stehen je für das Bezugssystem des ruhenden Beobachters, die Zylinderachsen entsprechen den Bezugssystemen der Lichtuhren.
Beim linken Zylinder stimmt die Laufrichtung des Gummirädchens mit der Zylinderachse überein
und die beiden Bezugsysteme bewegen sich nicht gegeneinander. Es wird die ruhende Lichtuhr dargestellt.
Beim rechten Zylinder ist die Laufrichtung des Rädchens gegen die Achsenrichtung geneigt und es
kommt zu einer Drehbewegung des – beinahe reibungsfrei drehbaren – Zylinders. Dadurch verlangsamt sich das Hin und Her des Lichtteilchens. Es wird die bewegte Lichtuhr dargestellt.
22
Einstein-Ausstellung AKSA
Brownsche Bewegung
1. Tafel Brownsche Bewegung
Die Brownsche Bewegung
Gibt es eine Möglichkeit, Atome und Moleküle unter dem optischen Mikroskop zu sehen? Die
Antwort lautet natürlich nein. Aber die Wirkung ihrer Bewegung lässt sich im mikroskopischen
Bereich nicht nur wahrnehmen und messen, sondern auch in einem Gesetz mit anderen Messgrössen in Verbindung bringen –wie Einstein herausfand.
Mikroskopisch kleine, in einer Flüssigkeit oder in einem Gas
schwebende Teilchen führen dauernd unregelmässige Bewegungen
aus. Der Botaniker Robert Brown konnte 1828 erstmals zeigen, dass
diese Unruhe allgegenwärtig ist und dass es sich nicht um Lebewesen handelt.
Man mache sich folgende modellartige Vorstellung von der Brownschen Bewegung: Jedes schwebende Partikel wird dauernd von allen Seiten durch Moleküle des umgebenden Mediums bombardiert.
Wegen der relativen Kleinheit des bombardierten Partikels gleichen
sich deren Stosskräfte nicht aus. Die statistisch zufällig verteilten
Aufschläge schieben das Teilchen vielmehr hin und her.
Im Rahmen dieses kinetischen Modells entwickelte Einstein im
Jahre 1905 eine Formel, die einen mathematischen Zusammenhang
zwischen der Verschiebung, der Zeitdauer, der Partikelgrösse, der
Temperatur und der Viskosität liefert.
Der englische Botaniker Robert Brown (17731858)
(Bildquelle:
http://www.abc.net.au/
navigators/naturalists/default.htm).
In einer Reihe von Experimenten gelang es Jean Perrin (Nobelpreis 1926), die Vorhersagen Einsteins
mit einer bis dahin unerreichten Genauigkeit zu bestätigen. Indirekt wurde damit auch die Existenz
von Atomen offenbar, denn ihre Unruhe hat die Brownsche Bewegung zur Folge.
Die Einsteinsche Formel zur Brownschen
Molekularbewegung
R ⋅T
1
x2 = t ⋅
⋅
N 3 ⋅ π ⋅η ⋅ r
B
R: Allgemeine Gaskonstante, T: Temperatur,
N: Avogadrozahl, η: Viskosität, r : Teilchenradius
Die von Einstein entwickelte Formel steht
für das quadratische Mittel ( x 2 ) der Verschiebung eines Teilchens in einer Richtung während einem Zeitintervall t . Die
Formel sagt nichts über den genauen
Weg von A nach B aus, zu welchem ein
Teilchen durch die Brownsche Molekularbewegung veranlasst wird. Jean-Baptiste
Perrin bestätigte 1905-1911 durch Aufzeichnungen (siehe Abbildung rechts)
von Teilchenbewegungen, die er mit Hilfe
eines aufwendigen Ultramikroskopes erfasste, diese Formel experimentell.
23
x
Von Perrin punktweise aufgezeichneter Weg
eines durch Molekülstösse bewegten Teilchens. Die Verschiebung kann mit Einsteins
Formel quantitativ erfasst werden
(Bildquelle: Waiblinger W.: Physik für die Sekundarstufe 1; ein
neues Arbeits- und Informationsbuch für die Schweiz. 3., durchgesehene Auflage. Zürich: Orell Füssli, 1996. Seite 170).
A
Einstein-Ausstellung AKSA
Brownsche Bewegung
Exponate zur Brownschen Bewegung
Computermodell für die Brownsche Bewegung eines Partikels in Gas
Die entsprechend ihrer Temperatur ständig bewegten Gasmoleküle (kleine Kreise) bombardieren u.a.
das wesentlich grössere Partikel (roter Kreis, z.B. ein Staubpartikel). Es wird dauernd herumgeschoben. Sein Weg wird aufgezeichnet (blau).
In der Realität sind nur die Partikel sichtbar, nicht aber die Gasmoleküle.
Mikroskopischer Film von Fetttröpfchen in stark verdünnter Milch
Grösse der Tröpfchen 0,5 bis 3 Mikrometer (1 Mikrometer = 1/1000 mm).
Sie werden dauernd von hier nicht sichtbaren Wassermolekülen bombardiert und führen unregelmässige Zitterbewegungen aus.
Beachte: kleinere Tröpfchen bewegen sich heftiger als grössere.
Der Film dauert 10 Sekunden und ist in einer Endlosschleife.
Mechanisches Modell zur Brownschen Bewegung
Die vibrierende Bodenplatte hält die kleinen Glaskugeln dauernd in Bewegung. Sie stellen die - an sich unsichtbaren - Moleküle des Mediums
dar.
Der viel grössere Schaumstoffkörper wird hin- und her gestossen wie Partikel in einem Medium. Er führt die Brown'sche Bewegung aus.
Durch Knopfdruck kann man die Apparatur für eine Weile in Betrieb setzen.
Die Filtertechnik nutzt die Brownsche Bewegung
Luftfilter zur Abscheidung von atmosphärischem Staub sind für sehr kleine Schwebepartikel (kleiner
als 1 Mikrometer) nicht etwa durchlässig, sondern dank der Brownschen Bewegung sehr effizient absorbierend.
Grund (siehe Figur): Diese Teilchen führen starke Brownsche Zitterbewegungen aus. Im Luftstrom
können sie seitlich ausscheren und auf Filterfasern treffen, wo sie bleiben.
Filterfasern im Schnitt
eintretende Schwebepartikel, kleiner als 1
Mikrometer
Strömungsrichtung
24
Einstein-Ausstellung AKSA
Brownsche Bewegung
Weiterer Grund (nächste Figur): Wenn die Partikel aufeinander stossen, haften sie aneinander, sie koagulieren. Sie werden grösser und ihre Anzahl nimmt ab. Sie schlagen bald auf die Wand des Korridors
im Filter (Pore) und bleiben hängen.
Filterpapier
eintretende
Schwebepartikel,
kleiner als
1 Mikrometer
Strömungsrichtung
der Luft
Brownsche Koagulation
Partikel bleiben
haften
Hier sind ein „High Efficiency Particulate Filter“(Schwebstoff-Filter) und ein Schnittmodell der Firma
Lufttechnik und Metallbau AG, Wettingen, ausgestellt.
Die Brownsche Bewegung im Alltag
Mikroskopisch kleine Schwebepartikel machen die Farbe der Tusche aus. Warum sinken sie nicht
langsam herunter (sedimentieren) und bilden einen Bodensatz?
Die umgebende klare Flüssigkeit bringt die Teilchen in dauernde Brownsche Bewegung. Etwa für
Partikel mit 0,1 Mikrometern (1 Mikrometer = 1/1000 mm) Durchmesser ist die Wegstrecke aufgrund
der Brownschen Bewegung ca. 400-mal grösser als diejenige der gravitativen (Schwere-) Sedimentation.
Deshalb herrscht die Brownsche Bewegung klar vor und die Tusche bleibt ständig durchmischt.
Die Brownsche Bewegung ist auch bedeutend für die Mischung von Farben (z. B. Dispersionsfarben),
Lacken und Haarsprays.
25
Einstein-Ausstellung AKSA
Brownsche Bewegung
Absorption
Das Wort Absorbtion kommt vom lateinischen absorbere (ab-/aufsaugen) und bezeichnet unter anderem die Aufnahme von Molekülen an die Oberfläche eines Feststoffes.
Koagulation
Aus dem lateinischen coagulatio (Zusammenballung) ist der Begriff Koagulation entstanden, der im allgemeinen die Ausfällung, Ausflockung oder Gerinnung von Stoffen
bezeichnet. Eine Koagulation entsteht, wenn Partikel, die zufällig aufeinander treffen,
aufgrund von anziehenden Kräften aneinander haften bleiben.
Brownsche Bewegung in unserer Lunge
Wegen der Brownschen Bewegung bleibt eingeatmeter
feinster Staub an der Lungenoberfläche haften. Der viel
diskutiert Diesel-Feinstaub mit Durchmesser unter 300
Nanometer (1 Nanometer = 1/1000 Mikrometer) fällt
mehrheitlich in diesen Bereich. Wegen der Brownschen
Bewegung kann er aber auch wirksam gefiltert werden.
Der Russpartikelfilter
Ein Russpartikelfilter wird in Maschinen mit einem Dieselmotor eingesetzt, um das Abgas von schädlichen Partikeln zu reinigen. Das am häufigsten eingesetzte Modell ist
der Wandstromfilter.
Beim Wandstromfilter strömen die Abgase durch eine poröse Filterwand, worin die
Partikel gefiltert werden. Die Teilchen bleiben dabei an der Oberfläche oder der Innenseite des Filters haften. Dies geschieht jedoch nicht, weil die Partikel zu gross sind,
um durch die Poren zu kommen, sondern weil sie durch die Brownsche Bewegung an
die Filterwand schlagen und dort durch Adhäsion (Anhangskraft) festgehalten werden.
Die abgelagerten Partikel bilden so eine Russschicht, die den Abgaskanal verkleinert.
Dadurch entsteht mit der Zeit ein Gegendruck. Um den Motor nun vor diesem Gegendruck zu schützen, werden in zeitlichen Abständen diese Russpartikel verbrannt. Dieser Vorgang geschieht automatisch durch ein Motorsteuergerät und wird Regeneration genannt. Dabei muss durch eine Kraftstoffverbrauchs-Erhöhung die Temperatur im
Filter auf 500°C gebracht werden, was den minim grösseren Kraftstoffverbrauch der
Maschinen mit Filter im Gegensatz zu den filterlosen erklärt.
Vergleiche dazu auch das „Speckle-Experiment nach Raman“(Kapitel „Weitere Exponate“).
26
Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Tafel Lichtquantenhypothese
Die Lichtquantenhypothese
Die klassische Maxwell-Theorie des Elektromagnetismus beschreibt Licht als elektromagnetisches Wellenphänomen. Es gelang jedoch nicht, damit auch die experimentell bekannte spektrale Intensitätsverteilung theoretisch zu erklären. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts geriet die
Physik damit in unerwartete Schwierigkeiten, die schliesslich zu radikal neuen Vorstellungen
über das Wesen des Lichtes führten.
1900 fand Planck für die Intensitätsverteilung eine Formel, die auch heute noch mit modernsten experimentellen Befunden bestens übereinstimmt. Er nahm dabei an, Licht werde von einer leuchtenden
Quelle nicht kontinuierlich, sondern immer nur in kleinen, unteilbaren Energiequanten ausgestrahlt.
Die Annahme war klassisch völlig unverständlich und Planck selbst nannte sie einen „Akt der Verzweiflung“. Er wurde damit zum Begründer der Quantentheorie.
In seiner Arbeit „Über einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichtes betreffenden heuristischen
Gesichtspunkt“(Annalen der Physik 17, 1905, 132–148) diskutierte Einstein die Ansätze von Planck
und formulierte schliesslich die sogenannte Lichtquantenhypothese:
„Nach der hier ins Auge zu fassenden Annahme ist bei Ausbreitung eines von einem Punkte ausgehenden Lichtstrahles die Energie nicht kontinuierlich auf grösser und grösser werdende Räume verteilt,
sondern es besteht dieselbe aus einer endlichen Zahl von in Raumpunkten lokalisierten Energiequanten, welche sich bewegen, ohne sich zu teilen und nur als Ganze absorbiert und erzeugt werden können.“
Einstein bezeichnete seine Idee von den Lichtteilchen als „sehr revolutionär“. Im zweiten Teil seiner
Arbeit zeigte er, dass sich damit bekannte Beobachtungen im Zusammenhang mit Emission und Absorption von Licht sehr gut verstehen lassen. Insbesondere für seine Erklärung des photoelektrischen
Effektes erhielt er den Nobelpreis für das Jahr 1921.
James Clerk Maxwell
(1831 – 1879)
Max Planck
(1858 – 1945)
Maxwell formulierte die
klassische Theorie des
Elektromagnetismus und
folgerte daraus die Existenz von elektromagnetischen Wellen. In der
Folge wurde Licht als
elektromagnetische Welle
erkannt.
Planck leitete 1900 seine
Strahlungsformel mit einer Hypothese her, die in
der Folge Ausgangspunkt
der Quantentheorie wurde.
27
Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Elektromagnetismus
Der Elektromagnetismus beschreibt die elektrischen und magnetischen Erscheinungen in einer einzigen Theorie. Grundlage ist die Tatsache, dass sich um jeden von
Strom durchflossenen Leiter ein Magnetfeld bildet (Oersted 1820). Umgekehrt kann
durch ein sich änderendes Magnetfeld in einem Leiter ein Strom erzeugt werden (Faraday 1831).
Alle elektromagnetischen Erscheinungen werden durch bloss vier Gleichungen beschrieben, die Maxwell 1856 aufstellte. Aus ihnen folgt auch die Existenz von elektromagnetsichen Wellen, die Hertz 1886 experimentell nachwies. Auch Licht ist eine
elektromagnetischen Welle.
Die Quantenmechanik
Anfang des 20. Jahrhunderts zeigte es sich, dass sich gewisse kleine Objekte nicht so
verhalten, wie wir uns das von Alltagsgegenständen gewohnt sind. Die Quantenmechanik ist diejenige Theorie der Physik, die entwickelt wurde, um diese Welt der winzig
kleinen Teilchen (z. B. Elektronen oder Photonen) zu beschreiben.
Eine der bedeutendsten Eigenschaften der Quantenmechanik ist die Unschärferelation
(Heisenberg 1927), nach der nie der Ort und die Geschwindigkeit eines Teilchens
gleichzeitig beliebig genau bestimmt werden können.
Die Quantenphysik ist neben der Relativitätstheorie eine der Hauptsäulen der modernen theoretischen Physik.
Unwahrscheinlich!
Quantenobjekte verhalten sich nicht so, wie
wir uns das von Objekten aus unserem Alltag
gewohnt sind.
Vexierbild
Je nachdem, wie man beobachtet, erkennt
man eine griesgrämige alte oder eine elegante
junge Frau.
Bei Quantenobjekten stellt man je nach Experiment Teilchen- oder Welleneigenschaften
fest.
28
Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Exponate zur Lichtquantenhypothese
Intensitätsverteilung zweier typischer Strahler
Kinderzeichnung Sonne
Heizstrahler
Die Sonne hat eine Oberflächentemperatur von
rund 6000 K. Sie strahlt hauptsächlich sichtbares Licht aus. Dieses setzt sich aus den Farben
des Regenbogens zusammen. Die Farben unterscheiden sich in den Wellenlängen und werden
mit unterschiedlicher Intensität ausgestrahlt. In
der Physik spricht man von der spektralen
Intensitätsverteilung.
Der rotglühende Draht eines Heizstrahlers hat
eine Temperatur von rund 1000 K. Er strahlt
hauptsächlich im unsichtbaren Infrarotbereich:
Wärmestrahlung. Auch hier liegt eine ganz
bestimmte spektrale Intensitätsverteilung
vor.
Wellenlänge
Die Intensität einer Welle
Die Intensität ist Energie pro
Zeit pro Fläche. Jede Welle
(mechanische, elektromagnetische, Schallwellen) besitzt eine gewisse Intensität,
die abhängig ist von ihrer
Amplitude; es gilt
Amplitude
Intensität ∝ Amplitude2
Der Grafik zu entnehmen: Definition der Wellenlänge und Amplitude
29
Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Lichtquanten zur Erklärung des photoelektrischen Effektes
Unter dem photoelektrischen Effekt versteht man die Erscheinung, dass aus einer negativ geladenen
Metallplatte durch Einstrahlung von Licht Elektronen herausgelöst werden können. Nach der ersten
Beobachtung durch Hertz 1887 hat Lenard 1902 in einer von Einstein als bahnbrechend zitierten Arbeit experimentell nachgewiesen, dass die kinetische Energie der Photoelektronen nur von der Wellenlänge des einfallenden Lichtes und nicht von dessen Intensität abhängt.
Mit der Wellentheorie des Lichtes konnte dieser Befund nicht erklärt werden.
Mit der Lichtquantenhypothese, nach welcher einer bestimmten Lichtwellenlänge eine bestimmte
Energie des Lichtquants entspricht, fand Einstein eine (aus heutiger Sicht) einfache Erklärung.
Demonstration des photoelektrischen Effektes
Mit je einer IR-Lampe (Infrarot) und einer UV-Lampe
(Ultraviolett) wird je ein Thermometer bestrahlt. Das
mit IR bestrahlte Thermometer zeigt eine höhere Temperatur als das mit UV bestrahlte: Die IR-Strahlung in
unserem Experiment ist insgesamt intensiver als die
UV-Strahlung.
Gleichzeitig kann eine drehbar montierte Photozelle
wahlweise von der IR- oder von der UV-Lampe bestrahlt werden. Die Energie der einzelnen UVLichtquanten ist gross genug, um einzelne Elektronen
aus der Photokathode auszulösen und damit einen messbaren elektrischen Strom zu erzeugen. Mit der IRLampe gelingt das trotz höherer Intensität nicht: Die
Energie der einzelnen IR-Lichtquanten ist zu gering, um
einzelne Elektronen auszulösen.
Vakuumphotozelle
Die hier verwendete Vakuumphotozelle enthält als Kathode eine grossflächige, lichtempfindliche Alkalischicht (Kalium) und eine ringförmige Anode aus Platindraht. Lichtquanten genügender Energie
vermögen Elektronen aus der Kathode auszulösen. Zwischen Kathode und Anode entsteht Spannung
und mit einem empfindlichen Strommessgerät kann ein Strom im Nanoamperebereich (nA) nachgewiesen werden.
30
Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Das Paradoxon beim Photoeffekt, übertragen auf eine mechanische Analogie
Die mächtige Welle mit der grossen Wellenlänge lässt die Felsküste
unbeschädigt.
Die winzige Welle mit der kleinen Wellenlänge schlägt tiefe Löcher in
die Felsküste.
Lichtquanten zur Erklärung der Photolumineszenz
Photolumineszenz ist die von Mineralien her bekannte Erscheinung, dass sich gewisse Substanzen
durch Einstrahlung von (beispielsweise) unsichtbarem Ultraviolett-Licht zum Leuchten im sichtbaren
Bereich des Lichtes anregen lassen. Dabei gilt die Stokessche Regel, nach der das eingestrahlte Licht
eine kürzere Wellenlänge als das ausgestrahlte Licht hat.
In der Lichtquantentheorie haben Quanten von kurzwelligem Licht eine höhere Energie als Quanten
von langwelligem Licht. Die Stokessche Regel ist dann einfach eine Folge des Energieprinzips: Es ist
ohne eine weitere Energiequelle nicht möglich, aus einem Quant tiefer Energie ein Quant von höherer
Energie zu erzeugen.
UV-Mineralien
Ein handelsüblicher billiger Geldscheinprüfer dient als UV-Quelle (ultraviolettes Licht). Die Mineralien darunter werden zum Leuchten im
sichtbaren Bereich angeregt:
Calcit (rot), Wernerit (gelb), Calcit & Willemit (rot & grün), Adamin
(grün)
Leuchtstoffröhre
Die Leuchtstoffröhre enthält Quecksilberdampf. Dieser emittiert
nach Anregung durch Elektronen UV-Licht. Die Leuchtschicht
auf der Innenseite der Leuchtstoffröhre absobiert die UVQuanten und emittiert Quanten im sichtbaren Bereich, welche in
ihrer Zusammensetzung als weisses Licht empfunden werden.
Weissmacher
Weissmacher sind photolumineszierende Substanzen, die mit dem Waschmittel in die saubere Wäsche
eingebracht werden.
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Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Einsteins Beitrag zum Laser
Einstein schlug 1905 vor, dass das Licht aus einzelnen Quanten (Photonen) bestehe, die eine Energie
proportional zur Frequenz haben. Er benutzte zur Herleitung den Energieerhaltungssatz.
Nachdem Niels Bohr 1913 sein halbklassisches Atommodell vorgestellt hatte, verfeinerte Einstein
1916/17 seine Theorie des Lichts. Er ging ähnlich wie 1905 vom thermischen Gleichgewicht zwischen
der Lichtstrahlung in einem Hohlraum und den darin befindlichen Atomen aus, benutzte aber diesmal
zur Beschreibung der Stossvorgänge auch den Impulserhaltungssatz.
•
Er entdeckte, dass die Photonen neben Energie auch Impuls haben.
•
Er beschrieb die spontane Emission. Dabei kehrt ein Atom unter Aussendung eines Photons von
einem angeregten in den ursprünglichen Zustand zurück. Wann dies geschieht und in welche
Richtung, ist nicht vorhersagbar. Dieses Zufallsprinzip widerstrebte Einstein zeitlebens.
•
Er führte neu die stimulierte Emission ein. Trifft ein Photon auf ein bereits angeregtes Atom,
kann es dieses zum Übergang in den ursprünglichen Zustand unter Abgabe eines Photons stimulieren. Die beiden Photonen haben gleiche Energie und gleichen Impuls.
Mit dem letzten Punkt legte Einstein den entscheidenden Grundstein für den Laser (Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation). Es fehlten damals noch die Idee und die technischen Möglichkeiten zur Anhäufung vieler Atome im angeregten Zustand (Inversion der Besetzung), weshalb
der erste Laser erst 1960 realisiert werden konnte.
Energieerhaltungssatz
Impulserhaltungssatz
Der Energieerhaltungssatz ist eines
der wichtigsten Gesetze der klassischen Mechanik. Er besagt, dass in einem abgeschlossenen System (d.h. in
einem System ohne Energieaustausch
mit der Umge- bung) die Summe aller
vorhandenen Energie konstant ist.
Der Impulserhaltungssatz ist ebenfalls
eines der bedeutendsten Gesetze der
Mechanik. Er besagt, dass in einem
abgeschlossenen System, das aus n
miteineander wechselwirkenden Teilchen besteht, die Summe aller Impulse
konstant ist.
r
r r
r
pges = p1 + p2 + ... + pn = const.
E pot + Ekin = const . = Eges
E pot potenzielle Energie
Ekin kinetische Energie
E ges Gesamtenergie
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Einstein-Ausstellung AKSA
Lichtquantenhypothese
Distanzmessgerät Leica DISTO lite der Firma Leica Geosystems, Heerbrugg
Eine von vielen Anwendungen des Lasers ist die Distanzmessung. Nur das Licht
einer Laser-Lichtquelle lässt sich über grosse Distanzen auf einen Punkt richten.
Die Distanzmessung erfolgt mit einem Laufzeitverfahren ähnlich dem Radar.
Der Laser
Das Prinzip eines Lasers ist die Erzeugung der Eigenschaften von Licht in hohem
Reinheitsgrad. Ein Beispiel dafür ist die Ausbreitungsrichtungen der einzelnen Lichtstrahlen: Lichtstrahlen sind bei Laserlicht annähernd parallel und kohärent. Laserlicht
kann auf verschiedene Arten erzeugt werden. Dabei werden Elektronen eines Mediums durch Energiezufuhr angeregt, wobei die Elektronen die zugeführte Energie in
Form von Licht freisetzen. Da dies beim Laser durch sog. stimulierte Emission (siehe
oben) erfolgt, haben die freigesetzten Lichtquanten gleiche Eigenschaften. Als Medium dienen heute verschiedene Stofftypen: Gase, Farbstoffe (in org. Lösungsmittel),
Glase, Metalle und Halbleiter. Auch die Form des Mediums ist variabel: Stab, Mikrokristall, Faser und Scheibe. Der erste Laser wurde 1960, also erst 55 Jahre nach Einsteins Lichtquantenhypothese, von Theodore Maiman gebaut.
CD-Player
Eine weitere Anwendung findet der Laser in der Speicherung und Wiedergabe von Daten auf Kunststoffscheiben, wie CD-ROM, CD-Player, DVD-Brenner etc.
Grafik links: Schematische Darstellung des Aufbaus eines CD-Players. Ein Laser schickt impilse durch einen halbdurchlässigen Spiegel, welche reflektiert und von der Fotodiode gemessen werden. Grafik rechts oben: Schematische Darstellung
des Aufbaus einer CD. Die CD besteht aus einer mit Aluminium beschichteten Polycarbonatscheibe. Die Daten werden in
der Aluminiumschicht binär durch Erhebungen bzw. Vertiefungen gespeichert, die vom Laser abgetastet werden. Bild mitte
unten: Der Abtastkopf eines CD-Players. Links sichtbar der Laser, rechts die bewegliche, mit Elektromagneten gesteuerte
Linse.
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Einstein-Ausstellung AKSA
Weitere Exponate
Weitere Exponate
Portrait von Albert Einstein (aufgehängt in der Leseecke)
Rolf Kühn hat im Jahre 1956 dieses Portrait gezeichnet, das von seiner Tochter, Frau Haller aus
Schöftland, zur Verfügung gestellt wurde. Es ist
nach einer Photographie von Philippe Halsman
gefertigt.
Geschichte des Originals
Philippe Halsman was born in Riga,
Latvia, in 1906, and moved to Paris in
1932. By 1936, he was known as one
of the best portrait photographers in
France, with book jackets and magazines, fashion shoots and private
commissions to his credit. In the summer of 1940, Halsman's career came
to a halt as Hitler's forces invaded
Paris. His wife, daughter, sister and
brother-in-law, who all held French
passports, immigrated to America, but
as a Latvian citizen, Halsman was unable to obtain a visa. Finally, after
months of waiting, Albert Einstein, an
acquaintance of Halsman who was already in America, intervened on his
behalf. Halsman arrived in New York
in November 1940 with little more than
his cameras to start again, this time in
his adopted homeland (right: Philippe
Halsman, Albert Einstein, silver gelatin
print, 1947, ©Halsman)
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Weitere Exponate
Tangentenbussole
Strommessgerät der physikalischen Sammlung der Alten Kantonsschule
Aarau aus dem 19. Jahrhundert. Der grosse Kupferring steht in Nord-SüdRichtung. Die aufgehängte Kompassnadel (magnetisierter Stahlstab) ist
gleich ausgerichtet. Beschickt man den Kupferring mit Gleichstrom, erzeugt
er ein quer stehendes Magnetfeld im Zentrum. Entsprechend dreht sich die
Kompassnadel. Heute werden Tangentenbussolen nicht mehr als Messgeräte
benützt.
Durch Knopfdruck erreicht man, dass der Strom ca. 15 Sekunden lang
fliesst.
Albert Einstein beschreibt die Tangentenbussole (Maturaprüfung in Physik 1896)
Sehr wahrscheinlich hat Albert Einstein gerade dieses Gerät im Physikunterricht bei August Tuchschmid kennen gelernt. Er hat es an der schriftlichen Maturprüfung 1896 beschrieben.
Text des Maturanden Albert Einstein:
... .Auf einem Gestell ist ein Metallring angebracht, dessen Ebene vertikal ist, und der um
eine vertikale Achse drehbar ist. Um sie herum ist ein isolierter Draht befestigt, der durch
zwei Klemmschrauben mit stromerzeugenden Apparaten leitend verbunden werden kann. In
der Mitte des Ringes schwebt an einem sehr feinen Fädchen eine Magnetnadel, welche sich
in der Horizontalebene frei bewegen kann. ...
Zum Gebrauch wird der Aparat so gestellt, dass der Metallrahmen in die Ebene des Meridians zu liegen kommt. Schickt man nun um den Metallreifen einen Strom, so wirken auf die
Pole Magnetnadeln je 2 Kräfte.
1) Die horizontale Komponente H der erdmagnetischen Kraft in der Richtung der Meridians
2) Dazu senkrecht die magnetische Kraft der Strombahn K
J ⋅ κ (eine konstante Grösse für das Instrument).
proportional der Stromstärke J , also gleich
Die Diagonale des Kräfteparallelogramms stellt nach Grösse und Richtung
die resultierende magnetische Kraft dar. Die Nadel wird also ihre Richtung
annehmen. Nennen wir nun ϕ den Ausschlagswinkel (Winkel der Nadel mit
dem magnetischen Meridian), so folgt direkt aus der Figur
tang ϕ =
Magnetische Kraft des Stromes J κ
=
.
Erdmagnetische Kraft
H
Eine zweite Messung liefert uns eine analoge Gleichung:
Durch Division
tang ϕ J
=
.
tang ϕ ′ J ′
Die Ströme verhalten sich also wie die Tangenten der Ausschlagswinkel. ...
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Brownsche Bewegung: Speckle-Experiment nach Raman
„Speckles“ (engl. für Tupfer oder Sprenkel) ist der allgemeine Name für ein unregelmässiges Beugungsmuster. Es kann beobachtet werden, wenn eine zufällig gebildete beugende Struktur mit hinreichend kohärentem Licht (z. B. von einem Laser) bestrahlt wird. Der indische Pysiker C. V. Raman
schlug als Erster vor, das Phänomen für die Messung der Brownschen Bewegung zu verwenden. Heute
ist es eine Standardmethode.
Das Experiment folgt der ursprünglichen Idee von Sir Raman und seinen Studenten und ist auf Anregung von Prof. Jaro Ricka (IAP, Universität Bern) entstanden.
Für das Experiment braucht es nicht viel mehr als einen kleinen grünen Laser und ein Tröpfchen Kaffeerahm zwischen
zwei ebenen Glasscheibchen. Die Fetttröpfchen, aus welchen
der Kaffeerahm im Wesentlichen besteht, wirken als zufällig
angeordnete Beugungszentren für das Laserlicht; so entstehen
die „Speckles“. Man erkennt in der Projektion (oder direkt,
beim seitlichen Betrachten der beleuchteten Probe) ein zufälliges Geflimmer von leuchtenden Flecken. Das Geflimmer ist
eine spezielle Abbildung der Brownschen Bewegung der
Fetttröpfchen (Diese spezielle Abbildung ist genauer genommen die Fourier-Transformierte der Brownschen Bewegung
der Tröpfchen).
Die zeitlichen Schwankungen verschiedener „Speckles“
sind völlig unabhängig voneinander
Abbildungen und Textinhalt aus: Ricka J.: Fluctuations and Correlations: Dynamic Light Scattering.
Online in Internet: URL: http://fluor.unibe.ch/rick_htdocs/jr-optics/habil.pdf
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Lichtgeschwindigkeitsmessung (Hippolyte Fizeau, 1849)
Fizeau bestimmte die Zeit, welche Lichtimpulse zum Durchlaufen einer 17'266 m langen Strecke benötigten. Er erzeugte die
Lichtimpulse, indem er einen Lichtstrahl mit den Zähnen eines
rotierenden Zahnrades «zerhackte». Diese Lichtimpulse wurden
von einem Spiegel, der in 8633 m Entfernung aufgestellt war,
reflektiert. Würde sich das Zahnrad nicht drehen, so könnte das
reflektierte Licht durch die gleiche Lücke im Zahnrad durchtreten, und man könnte den Lichtstrahl sehen. Wenn sich das
Zahnrad während der Flugzeit des Lichtpakets um einen halben
Zahnabstand dreht, wird das rückkehrende Licht durch den
Zahn gestoppt und man sieht kein Licht mehr. Fizeau wählte
die Drehzahl des Zahnrades so, dass er kein Licht mehr sehen konnte. Aus dieser Drehzahl, den Anzahl Zähnen und der bekannten Distanz konnte er die Lichtgeschwindigkeit zu 313'000 km/s bestimmen.
Experiment
In diesem Experiment wird die Messung der Lichtgeschwindigkeit nach Fizeau mit modernen Mitteln
durchgeführt. Wie im Originalexperiment werden die
Lichtimpulse mit einer rotierenden Scheibe erzeugt.
Die wesentlichsten Unterschiede sind die Verwendung eines Lasers als Lichtquelle und einer Lichtleitfaser als Messstrecke. Zudem wird das Licht am Ende der Faser nicht reflektiert. Das Ende der Faser
befindet sich hinter der Lochscheibe und wird mit
dem Auge erfasst. Dies erspart einen halbdurchlässigen Spiegel und vermeidet Lichtverluste.
Ablauf des Experiments
1. Platzieren Sie Ihr Auge vor der mit «Einblick» bezeichneten Öffnung. Sie sehen einen roten, etwas
unscharfen Lichtfleck. Dies ist das aus der Faser austretende Licht. Die Rotationsgeschwindigkeit
ist klein, entsprechend einer stehenden Lochscheibe.
2. Beobachten Sie diesen Lichtfleck und drücken Sie den Startknopf. Nun wird die Rotationsgeschwindigkeit der Lochscheibe kontinuierlich vergrössert, die Helligkeit des Lichtflecks nimmt
stetig ab und wird null, wenn die Lichtimpulse durch die Lochscheibe blockiert werden: Diese
Drehzahl ist für die Messung der Lichtgeschwindigkeit wichtig. Später, bei grösserer Drehgeschwindigkeit nimmt die Helligkeit wiederum zu, weil die Lichtimpulse nun bereits vom nächsten
Loch durchgelassen werden.
3. Die Rotationsgeschwindigkeit wird etwa 10 Sekunden nach dem Start wieder verkleinert, nun kann
man den gleichen Vorgang noch einmal in umgekehrter Reihenfolge beobachten.
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Gravitationswellen
Materie fällt in ein Schwarzes Loch;
dabei wird Energie in Form von Gravitationswellen ausgestrahlt. Ihre Wirkung
zeigt sich als Verzerrung des RaumzeitGefüges. Im Vordergrund der geplante
Detektor im Weltall (LISA).
Gravitationswellen sind Änderungen in der Struktur der Raumzeit,
die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Sie wurden 1916 von
Albert Einstein im Rahmen seiner Allgemeinen Relativitätstheorie
vorausgesagt.
Gravitationswellen werden von beschleunigten Massen erzeugt. Die
dabei auftretenden Änderungen des Gravitationsfeldes können sich
nur mit endlicher Geschwindigkeit ausbreiten. Das führt zwangsläufig zu einer als Welle fortschreitenden Erscheinung. Sie äußert sich
in einer Verformung der Raumzeit, d.h. in einer periodischen Abstandsänderung zwischen benachbarten Probemassen. Der experimentelle Nachweis von Gravitationswellen besteht daher „nur“ in
einer einfachen Längenmessung. Wegen der Starrheit der Raumzeit
sind die dadurch erzeugten Strukturänderungen aber nur sehr klein.
Beobachtbare Gravitationswellen werden nur von kompakten kosmischen Objekten und Vorgängen mit großen Beschleunigungen
erzeugt.
Typische Quellen sind daher Sternexplosionen (Supernovae), superschwere Schwarze Löcher oder
schnell umeinander kreisende Neutronensterne. Selbst wenn diese Quellen in der Milchstraße oder
einer Nachbargalaxis liegen, rufen sie auf der Erde nur relative Längenänderungen von bestenfalls
10-18 hervor, typischerweise sogar nur 10-21, d.h. eine Strecke von 3 km Länge ändert sich nur um ein
Tausendstel eines Protonendurchmessers. Dies verdeutlicht die Herausforderung, die ein direkter Gravitationswellennachweis darstellt.
Anfang der 70er Jahre erkannte man, daß ein Interferometer vom Michelson-Typ (vgl. Abbildung
rechts) ideal geeignet ist, die von Gravitationswellen erzeugten Effekte nachzuweisen. Es mißt
die Verschiebung zwischen zwei Lichtwellen, die
gleichzeitig die unter einem rechten Winkel stehenden Interferometerarme durchlaufen. Verändert eine Gravitationswelle die Länge der beiden
Arme, so geraten die Lichtwellen außer Takt. Die
Verschiebung entspricht dann dem Längenunterschied beider Arme.
Mitarbeit an einem Forschungsprojekt
Hat man zu Hause einen PC mit Internet-Anschluss, so kann man im Rahmen des
Projekts
Einstein@Home
mithelfen, die Messergebnisse der Interferometer LIGO in den USA und GEO 600
in Deutschland auszuwerten.
Weitere Informationen und Anmeldung unter http://einstein.phys.uwm.edu/
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