Gesundheit & Fitness Meldungen Neue Verfahren gegen Alterssichtigkeit Früher oder später trifft sie jeden: die Alterssichtigkeit. Spätestens wenn die Arme nicht mehr lang genug sind, um in genügendem Abstand die Tageszeitung noch lesen zu können, wird es Zeit, an eine Lesebrille zu denken. Eine ebenso simple wie gute Lösung. Eine Alternative sind Kontaktlinsen, die aber schon aufgrund der Handhabung nicht jedermanns Sache sind. Ursache der Alterssichtigkeit ist die natürlicherweise nachlassende Elastizität der Augenlinse. Die Folge: Das Auge kann im Nahbereich nicht mehr scharf stellen. Ansatzweise wird daher heute schon versucht, die Linse weichzulasern. Allerdings befindet sich diese Methode noch in der Entwicklungsphase. Über eines sollte man sich allerdings schon vorher im Klaren sein: Die Kosten für die chirurgischen Eingriffe am Auge werden nicht von den Krankenkassen übernommen. Auch die erforderlichen Voruntersuchungen und die Nachkontrollen sind aus der eigenen Tasche zu zahlen. Wie funktioniert’s? Es handelt sich um ein Hornhautimplantat, das in nur ein Auge (das nicht dominante) eingesetzt wird. Das Kunststoffimplantat sieht aus wie eine Lochblende, hat eine Dicke von nur fünf Tausendstel Millimetern (5 µm), einen Durchmesser von 3,8 mm und in der Mitte ein Loch von 1,6 mm. Es verkleinert die Pupille, was wie bei einem Fotoapparat die Tiefenschärfe verbessert. Es wird ambulant eingesetzt, das Auge wird mit Augentropfen betäubt. Ein Laser erzeugt in weniger als einer Minute eine Tasche in der Hornhaut, in die das Inlay eingesetzt wird. Der gesamte Eingriff dauert ungefähr fünf Minuten. Bis zu zwei Dioptrien kann das Implantat ausgleichen. Nach der OP müssen drei Monate lang regelmäßig Augentropfen angewendet werden. Für wen geeignet, für wen nicht? Die Methode ist für alle Menschen mit Altersweitsichtigkeit geeignet. Sie ermöglicht ein besseres Sehen im mittleren und im Nahbereich, kann aber eine Lesebrille zumeist nicht völlig ersetzen. Sie kann mit anderen Verfahren (Linsenaustausch, LASIK) kombiniert werden, um gleichzeitig andere Fehlsichtigkeiten auszugleichen. Für Menschen mit chronisch fortschreitenden Hornhauterkrankungen oder bestimmten Netzhauterkrankungen kommt ein Kamra-Inlay nicht infrage. Gibt es Risiken? Mögliche Nebenwirkungen sind Narbenbildung der Hornhaut im Bereich des Implantats, verschlechtertes Sehvermögen bei Dämmerung und in der Nacht. Vorübergehend kann eine verstärkte Trockenheit des Auges auftreten. Ein kosmetisches Problem: Da das Implantat fast schwarz ist, kann es bei Menschen mit sehr heller Iris sichtbar sein. Presbyopie-LASIK Foto: VSDAR.de Wie funktioniert’s? Unter örtlicher Betäubung wird per Laser zunächst ein dünnes Scheibchen aus der oberen Hornhautschicht eingeschnitten und wie ein Deckel hochgeklappt. Anschließend modelliert der Laser die unteren Hornhautschichten und erzeugt mehrere Brennpunkte. Es 56 ÖKO-TEST 3 | 2013 werden beide Augen operiert. Vorteil: Die Oberfläche der Hornhaut wird nicht zerstört, es gibt zentral keine Narben. Nach der Operation hat man kaum Schmerzen. Für wen geeignet, für wen nicht? In der Literatur wurden schlechte Ergebnisse publiziert, sodass das Verfahren wohl nur nach sorgfältiger Patientenauswahl in wenigen Fällen geeignet ist. Bei sehr dünner Hornhaut kommt eine LASIK-Behandlung nicht in Betracht. Auch chronisch fortschreitende Hornhauterkrankungen sowie ein Glaukom mit ausgeprägten Gesichtsfeldausfällen und eine feuchte Makuladegeneration gelten als Gegenanzeigen. Gibt es Risiken? Langzeitdaten fehlen noch, Ebenso sind noch keine Aussagen darüber möglich, ob spätere Korrekturen möglich sind. Multifokallinsen Wie funktioniert’s? Multifokallinsen werden anstelle der körpereigenen Linse ins Auge transplantiert. Sie bestehen aus Ringen unterschiedlicher Brechkraft und liefern dem Auge scharfe Bilder aus der Nah- und Fernsicht, im Falle von Trifokallinsen auch aus dem Zwischenbereich. Das Prinzip ähnelt dem einer Zwei- oder Mehrstärkenbrille. Operiert wird ambulant unter örtlicher Betäubung, der Eingriff dauert circa 20 Minuten. Zunächst wird die Linsenhülle mit einem kleinen Einschnitt geöffnet, die körpereigene Linse mittels Ultraschall zertrümmert und abgesaugt. Anschließend wird die neue Linse in die jetzt leere Linsenhülle eingebracht. Für wen geeignet, für wen nicht? Die Anwendung ist auch dann möglich, wenn neben der Alterssichtigkeit eine starke Kurzsichtigkeit besteht. Multifokallinsen werden vor allem dann eingesetzt, wenn die eigenen Linsen aufgrund eines grauen Stars ohnehin getrübt sind und entfernt werden müssen. In der Regel werden beide Augen nicht in einer Sitzung, sondern mit einem Abstand von ein bis zwei Wochen operiert. Gibt es Risiken? Das Sehvermögen in der Dämmerung kann eingeschränkt sein – Blendeffekte und die Wahrnehmung von Lichtkränzen um Autoscheinwerfer herum können das Autofahren bei Nacht erschweren. Die Kunstlinse kann sich im Laufe von Monaten oder Jahren eintrüben. Netzhautablösungen sind beschrieben, auch bakterielle Infektionen, die in extrem seltenen Fällen zur Erblindung führen können, da das Auge bei der Operation eröffnet wird. Foto: euroeyes.de Foto: euroeyes.de Kamra-Verfahren