BCB BRAIN CENTER BERLIN INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG DIAGNOSTIK · TRAINING · THERAPIE Westfälische Str. 35, 10709 Berlin, Tel.: +49 / 30 / 8954 1873, [email protected] Zur Gründung des BCB: Wege und Ziele von DR. MED. WOLFGANG DROLL Geschäftsführer des Brain Center Berlin Sehr geehrte Damen und Herren, wenn ich über Wege und Ziele der Arbeit, insbesondere der Forschungsarbeit, des BCB etwas erzählen soll, steht am Beginn meines Kontaktes zur ‘Hirnforschung’ eine besonders komplexe Leistung des Gehirns, die man - etwas vage - “Intuition” nennt. Durch Druck auf einen willkürlich ausgewählten Klingelknopf eines im Vorbeigehen “vielversprechend anmutenden” Hauses bekam ich als Medizinstudent in Freiburg i.Br. zugleich eine Unterkunft bei meinem zukünftigen Doktorvater, einem Physiker, und eine Promotionsstelle am damaligen Neurophysiologischen Institut von Prof. Jung für eine Untersuchung im visuellen System. Mit mikrometerfeiner Stereotaxie, wie sie seinerzeit auch in der Freiburger Neurochirurgie eingesetzt wurde, fuhren wir mit selbst aus Glasröhrchen gezogenen Mikroelektroden durchs Gehirn und registrierten von Tausenden von Einzelzellen die elektrischen Impulse. Das Geknattere von bis zu 600 Entladungen pro Sekunde aus dem Monitorlautsprecher zeigte eindeutig: Das Gehirn arbeitet digital. Schwer vorzustellen, dass über komplexe “Verarbeitung” irgendwo im Gehirn wieder ein Abbild der gesehenen, gehörten und gefühlten Umwelt entstehen könnte. Wo war der “Homunculus” oder das “Ich”, das als zentraler Integrationspunkt die in Millionen Einzelimpulse zerlegte Information über die Außenwelt wieder zusammensetzte? Nach erfolgreicher Promotion schlug ich das Angebot einer Habilitationsstelle zur Weiterforschung im visuellen System aus und begann, mich dem Gehirn “vom anderen Ende” her zu nähern. Ich absolvierte eine Weiterbildung zum Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie und machte parallel drei psychotherapeutische Ausbildungen in tiefenpsychologischer Psychotherapie, Verhaltenstherapie und Gestalttherapie in Berlin. In diese Zeit fiel durch Abordnung in die EEG-Abteilung der psychiatrischen Klinik der FU Berlin die Begegnung mit dem von Prof. Bente begründeten vigilanzdynamischen Konzept, welches von Prof. Ulrich weitergeführt wurde. Von ihm erhielt ich täglich ein unvergeßliches Privatissimum in wissenschaftlicher Konzeptualisierung und Herangehensweise an die Erforschung und Betrachtung des komplexen Organs Gehirn. Auf dieser Betrachtungsbasis sammelte ich im folgenden Jahrzehnt in der Begegnung, Betreuung und Behandlung von ca. 15.000 Patienten Daten über den Zusammenhang von neurobiologischem Konstitutionstypus (Verhaltensebene des Menschen) und neurophysioiogischem Organsiationstypus (“Verhaltensebene” des Gehirns). Besonders zukunftsträchtig erschien der gefundene Zusammenhang zwischen dem Störungsbild der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und einem spezifischen Regulationstypus auf der neurophysiologischen Ebene. Aus dem wieder aufgenommenen Dialog mit Prof. Ulrich entwickelte sich fast zwangsläufig das Bedürfnis nach engerer Zusammenarbeit und schließlich die Initiative, dieses Institut, das BRAIN CENTER BERLIN, zu gründen. Brain Center Berlin, Westfälische Str. 35, 10709 Berlin, Tel.: +49 / 30 / 8954 1873, [email protected] Es soll die Möglichkeit bieten, unabhängig von den Zwängen der Mainstream-Forschung und im ständigen Kontakt mit der psychiatrischen Versorgungspraxis kritisch und erfinderisch, in ständiger Auseinandersetzung mit benachbarten und komplementären Wissenschaften relevante Hirnforschung zu betreiben. Dabei liegt der Fokus besonders auf den Phasen des Aufbaus und des Abbaus komplexer Hirnfunktionen mit der dabei jeweils eigenen Entwicklungsdynamik. Ca. 5 % aller Kinder und Jugendlichen sind in ihrer kognitiven und sozialen Entwicklung durch das Störungsbild der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung beeinträchtigt, Diese entwickelt sich auf dem Boden einer neurobiologischen Konstitution, welche alle komplexen Steuerungsabläufe von der Neurodynamik bis hin zur Psychodynamik in typischer Weise prägt und auch vermutlich für eine im EEG sich abbildende typische Regulationsdynamik verantwortlich ist. Es gilt, praktikable Kriterien zur Identifikation dieser neurobiologischen Konstitution zu entwickeln und damit die Grundlage für valide epidemiologische Untersuchungen zu legen. Genau am anderen Ende des menschlichen Lebens scheint die Demenz vom Alzheimer Typ angesiedelt zu sein. Tatsächlich dürfte der Beginn dieses Störungsbildes aber bereits im frühen bis mittleren Erwachsenenalter vermutet werden, von wo ab langsam schleichend ein über 20 - 30 Jahre latenter Veränderungsprozeß der Hirnstruktur abläuft, jedoch typische Auffälligkeiten auf der Hirnleistungsebene erst in der Endphase dieses strukturellen Abbauprozesses erkennbar werden. Durch die ipsative vigilanzdynamische EEG-Trendermittlung (Ulrich) besteht eine theoretisch wohl begründete Aussicht, das Risiko einer Alzheimer-Demenz weit vor dem Auftreten der typischen Ausfälle festzustellen und damit die Basis für einen zweiten Forschungsabschnitt zu legen, nämlich die Untersuchung der theoretisch wie auch bereits empirisch ebenso gut begründbaren Prophylaxe der Demenzmanifestationen mit Statinen. Im dritten Forschungsbereich unseres Institutes geht es um den Einfluß tiefer und phylogenetisch älterer Hirnstrukturen auf die neurodynamische und psychodynamische Regulierung. Während übliche Psychotherapieverfahren vornehmlich phylogenetisch junge, im wesentlichen kortikale Hirnstrukturen ansprechen, ist von der für die erste Studie vorgesehenen “Manuellen Somatointegrativen Therapie” zu erwarten, dass diese subkortikale Hirnstrukturen erreicht, in denen ein vorsprachliches “sich in der Welt fühlen” reguliert wird. Da bei Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) basale, mit sprachlichen Interventionen wohl kaum erreichbare Hirnstrukturen wesentlich beteiligt sind, ist die systematische Untersuchung eines nicht-sprachlichen Zugangsweges zu irritiertem menschlichen Erleben mehr als gerechtfertigt. In diesem Forschungsbereich ist eine Kooperation mit Prof. Dr. Müller-Oerling-hausen und Frau Berg (beide Berlin) und dem Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt/Main, Frau Dr. Fischmann, vorgesehen. Wie soll das alles bezahlt werden? Neben angestrebter Projektfinanzierung im Rahmen staatlich geförderter Forschungskonzepte sowie Finanzierung über Stiftungen soll ein Teil der notwendigen finanziellen Mittel durch das Institut selbst erwirtschaftet werden. Hierzu werden hochwertige Diagnostik- und Beratungsleistungen auf neuestem wissenschaftlichen Stand angeboten, wobei Forschung und Praxis sich in diesem Feld synergistisch begegnen werden. Wir freuen uns über alle, die sich vom Konzept unseres Institutes angesprochen fühlen, durch ihren Einfluß die Arbeit des Instituts unterstützen und sich durch Dialog, Kooperation oder Mitarbeit am Denk- und Forschungsprozess direkt beteiligen möchten. (gekürzte Presseversion) Brain Center Berlin, Westfälische Str. 35, 10709 Berlin, Tel.: +49 / 30 / 8954 1873, [email protected]