Berufswahltheorie nach L. Gottfredson

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Berufswahltheorie von Linda Gottfredson
Linda Gottfredson meint, sich für einen Beruf zu entscheiden geschieht in einem Passungsprozess. Personen
suchen Berufe, in denen sie ihre Interessen verwirklichen und für sie wichtige Ziele erreichen können und für die
sie die notwendigen Voraussetzungen mitbringen.
Eine solche Passung setzt voraus:
1. Berufsmerkmale müssen bekannt sein
2. Person muß Klarheit über ihre Passungsmerkmale haben
Der Prozess der Passung beginnt in der frühen Kindheit und wir bringen darin unser Selbstkonzept in die
Berufswahl mit ein.
Zufriedenheit mit der Berufswahl ergibt sich aus einer guten Passung von Wahl und Selbstkonzept.
Die Wahl wird durch Eingrenzung der Wahlmöglichkeiten und durch Kompromissbildung bestimmt.
Gottfredson unterscheidet zwischen einem sozialen und einem psychologischen Selbst.
Berufliche Entwicklung ist in erster Linie der Versuch ein soziales Selbst zu etablieren. Mit unserer Berufswahl
wollen wir uns in einer größeren sozialen Ordnung platzieren. Die öffentlichen Aspekte des Selbst werden mehr
betont als die privaten.
Der Berufswunsch entwickelt sich durch:
Das Umfeld, dem Angebot, den Interessen, Begabungen und Fähigkeiten.
Sozialschicht, Berufsprestige und Geschlechtstradition sind dabei am Wichtigsten und werden am stärksten
geschützt.
Berufe, die maskulin/feminin belegt sind und dem Wert des Selbstkonzeptes widersprechen werden abgelehnt. Die
öffentliche Präsentation von m/w wird am sorgfältigsten überwacht.
Mittendrin statt nur dabei – Facetten einer Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf
Vortrag 19.11.2013 Margarete Brugger
Berufswähler machen Zugeständnisse an ihre familiäre Herkunft und an den Arbeitsmarkt. Diese werden
unterschiedlich verarbeitet. Der Einfluss des Arbeitsmarktes kann unzufrieden machen. Einflüsse der Eltern und
der Umgebung werden akzeptiert und zur Ich-Werdung genutzt.
Die Entscheidung welcher Beruf ausgeübt wird hat eine starke Auswirkung auf unser Selbstwertgefühl.
Wir wählen nach dem Prinzip „das geht gar nicht“ statt optimale Alternativen auszuwählen.
Hinzu kommt, dass der Aufwand so gering wie möglich gehalten wird.
Eltern und Freunde werden erst befragt, wenn Entscheidungen anstehen und auch erst dann werden
Informationen eingeholt und beim Suchen Erfahrungen gesammelt.
Eine akzeptable Lösung gilt als „gut genug“ und ein optimales Ergebnis wird selten angestrebt.
Die Entwicklung hinein in einen Beruf verläuft in Phasen, von denen Phase 1 bis 4 für die
Berufseinstiegsbegleitung relevant sind.
1. Phase 3-5 Jahre: Objektkonstanz. Kinder erkennen, dass das Geschlecht eine konstante Variante ist und es
Unterschiede zwischen sich und anderen gibt. Relevant sind zunächst andere die größer und mächtiger als
sie sind. In der Regel sind das die Eltern. Berufe werden als Teil der Erwachsenen Welt wahrgenommen und
es wird zunehmend bewusst, dass sie selbst eines Tages auch zu dieser Welt gehören werden. Wenn ich
groß bin dann…
2. Phase 5-9 Jahre: Geschlechtskonstanz. Kinder können angeben was typischerweise Frauen bzw. Männer
tun und ordnen sich selbst eindeutig einem Geschlecht zu. Berufe werden nach äußeren Merkmalen, wie
Uniform, nach der Bedienung großer Geräte, wie Lokführer, Pilot, Baggerfahrer oder nach Präsenz und
Kontakthäufigkeit wie Ärztin, Lehrerin unterschieden. Sie werden nach Geschlechtstyp als persönlich
angemessen oder unangemessen eingestuft.
Mittendrin statt nur dabei – Facetten einer Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf
Vortrag 19.11.2013 Margarete Brugger
3. Phase 9-13 Jahre: Anerkennung durch andere wird besonders wichtig. Berufe eines Geschlechtstyps
bekommen nun je nach Prestige unterschiedliche Wertigkeiten. Bsp. Kosmetikerin höher wertig als Friseurin.
Den Kindern wird bewusst, dass es eine Verbindung zwischen Bildung, Beruf und Einkommen gibt. Sie
nennen Mindestanforderungen an das Ansehen eines Berufes, das den Erwartungen der Eltern und ihrer
Umwelt entspricht und sie vor Kritik und Zurückweisung schützt > untere Toleranzgrenze. Das höchste
Niveau wir selten angestrebt. Weil der Aufwand an Zeit, Geld und Anstrengung oder das Versagensrisiko als
zu hoch erscheint. So entsteht eine obere Toleranzgrenze, die stark von Anstrengungen und Schulleistungen
abhängt.
In Phase 1 bis 3 entwickeln Kinder ein Bewusstsein für Ihr Geschlecht, für die Zuordnung eines Geschlechts zu
bestimmten Berufen und darüber, dass es eine Verbindung zwischen Bildung, Beruf und Einkommen gibt. Sie
nennen Mindestanforderungen an das Ansehen eines Berufes, das den Erwartungen der Eltern und ihrer Umwelt
entspricht und sie vor Kritik und Zurückweisung schützt > untere Toleranzgrenze. Das höchste Niveau wir selten
angestrebt. Weil der Aufwand an Zeit, Geld und Anstrengung oder das Versagensrisiko als zu hoch erscheint. So
entsteht eine obere Toleranzgrenze, die stark von Anstrengungen und Schulleistungen abhängt.
Am Ende der dritten Phase ist der Raum, in dem nach dem geeigneten Beruf gesucht wird, schon erheblich
abgesteckt und eingegrenzt.
Dieses Schaubild von L- Gottfredson verdeutlicht das.
Ich habe eine Schülerin der 9. Klasse Realschule gefragt, welche Berufe sie auf keinen Fall ausüben will.
Ihre Antwort lautete: Bauarbeiterin, dafür hätte ich nicht soviel lernen müssen und Pilotin, dafür müsste ich noch
viel mehr lernen.
Ab dem 14.Lebensjahr steht all das was die Pubertät mit sich bringt im Vordergrund: innere Gefühle,
Eigenschaften, Wertvorstellungen, Einstellungen und Interessen. Die genauere Bestimmung der Interessengebiete
innerhalb des sozialen Raumes findet statt.
Mittendrin statt nur dabei – Facetten einer Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf
Vortrag 19.11.2013 Margarete Brugger
Berufswahl wird Gegenstand der bewussten Wahrnehmung und die mehr oder weniger bewusste Suche nach
einem Beruf beginnt und zwar in dem beschrieben vorher abgesteckten Such-Raum.
Ab Phase 4 integriert L. Gottfredson vollständig Hollands Interessenmodell in ihre Theorie.
Kompromissbildung, Eingrenzung und Handlungsempfehlungen vervollständigen die Theorie.
Selbstkonzept
Das Selbstkonzept umfasst allgemein beschreibende Vorstellungen einer Person über sich selbst, die ihr bewusst
und damit abfragbar sind oder aus Reaktionen auf Situationen erschlossen werden können.
Es beinhaltet Selbstwahrnehmungen der Begabungen, Fähigkeiten, Interessen, Vorlieben, der eigenen sozialen
Stellung, der sozialen Bezüge, des eigenen Körpers usw. sowohl im Bezug auf die aktuelle Situation als auch
projiziert in die Zukunft.
Es dient zur Strukturierung von Erfahrungen, zur Lenkung von Handlungen und als Entscheidungsbasis.
Berufs - Wahl
Eine Wahl setzt Kenntnisse der Berufe und der eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Vorlieben sowie der
Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt voraus. Anforderungen und Voraussetzungen der verschiedenen
Ausbildungen sollten ebenfalls bekannt sein.
„Menschen suchen aktiv und zielgerichtet die Umwelten oder ökologischen Nischen, die am besten zur ihren
genetisch beeinflussten und durch Erfahrungen kanalisierten Bedürfnissen und Vorlieben passen. Menschliche
Entwicklung beginnt in der von Herkunft und Familie bestimmten Geburtsnische und führt über die in der
Mittendrin statt nur dabei – Facetten einer Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf
Vortrag 19.11.2013 Margarete Brugger
Kerntheorie (von L. Gottfredson) beschriebenen Prozesse der Eingrenzung und Kompromissbildung zur aktiven
Auswahl einer subjektiv passenden Erwachsenennische.„
G. Ratschinski, Selbstkonzept und Berufswahl, Münster 2009, Seite 61
Mittendrin statt nur dabei – Facetten einer Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf
Vortrag 19.11.2013 Margarete Brugger
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