Zeppelinstr. 37 79206 Breisach Tel.: 07667 94 280 94 Fax: 07667 94 280 95 www.schmerztherapie-breisach.de MedizinfürKörperundGeist In der Rehaklinik Glotterbad werden Krankheiten bio-psycho-sozial betrachtet – Interview mit Chefarzt Dr. Werner Geigges (Quelle: Freiburger Stadtkurier) Die Psychosomatische Medizin versteht den Menschen immer mehr als Ganzes. In der Rehaklinik Glotterbad werden deshalb die bio-psycho-sozialen Faktoren der Patienten betrachtet. Der Stadtkurier Freiburg sprach mit Dr. Werner Geigges, Chefarzt der Rehaklinik Glotterbad über die Hintergründe und Behandlungsmöglichkeiten. SK: Worin liegen die Ursachen von psychosomatischen Störungen? Dr. Geigges: Wir sprechen von bio-psychosozialen Faktoren, die in einer komplexen Weise zusammenspielen. Biologische Faktoren des erkrankten Körpers stehen in Wechselbeziehung zu den seelischen und sozialen Aspekten, dem aktuellen aber auch früheren Umfeld des Menschen. Hinter einer schweren Erkrankung finden sich oft frühere traumatische Beziehungserlebnisse, sei es in der Kindheit oder im Berufsalltag. Daraus können sich chronische Stresserkrankungen entwickeln, die auf eine Krankheitsentwicklung miteinwirken, beispielsweise bei Depressionen, Herzinfarkt oder auch Diabetes. Ein chronisch unkontrollierbarer Stress entsteht. Die Ursachen sind vielfältig und müssen individuell betrachtet werden. SK: Wie kann den Betroffenen geholfen werden? Dr. Geigges: Die Hilfen laufen auf vielen Ebenen ab. Das fängt mit präventiven Themen an, dass der Einzelne sich selbst Gedanken über mögliche Veränderungen in seinem Leben macht, die „Work-Life-Balance“ findet. Unser Angebot ist vielschichtig. Wir bieten beispielsweise Präventionswochen an, in denen wir dem Menschen Hilfestellungen zur Aktivierung und Pflege seiner persönlichen Ressourcen geben. Daneben bieten wir im Zentrum für Ambulante Psychosomatische Rehabilitation in Freiburg (ZAPR) ganztägig ambulante Therapien an, eingebunden in das natürliche Umfeld des Patienten. In der Rehaklinik Glotterbad kann der Patient abseits des Alltagsstress stationär genesen. Unsere Heilpläne sind jeweils individuell abgestimmt und betrachten die körperliche Erkrankung, beispielsweise die Einstellung des Zuckerhaushaltes bei Diabetes und gleichzeitig die mit einhergehenden seelischen Probleme, wie beispielsweise Essstörungen. Es gibt unendlich viele Wechselwirkungen zwischen den körperlichen und seelischen Faktoren, die sich auch auf den sozialen Bereich auswirken und umgekehrt. SK: Wie sieht es mit der Kostenübernahme aus? Dr. Geigges: Ist die berufliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt oder bedroht, beispielsweise durch Burnout, dann gibt es eine Kostenübernahme durch die Deutsche Rentenversicherung. Auch Krankenkassen übernehmen Behandlungskosten. SK: Welchen Patienten kann die Rehaklinik Glotterbad helfen? Dr. Geigges: Die Patienten, die bei uns behandelt werden, kann man in drei Gruppen aufteilen. Zum einen diejenigen mit chronischkörperlichen Erkrankungen kombiniert mit einem seelischen Ungleichgewicht, beispielsweise eine Krebserkrankung, die mit einer Depression einhergeht, ein plötzlicher Herzinfarkt, der Todesängste entwickelt oder die schon angesprochene DiabetesErkrankung mit Essstörungen. Die zweite Gruppe sind Menschen mit chronischen Schmerzen, sowohl mit vom Arzt diagnostizierten Gründen als auch unerkannten Ursachen. Hier bieten wir Hilfe bei der Behandlung des Schmerzes. Bei der dritten Gruppe stehen die seelischen Störungen im Vordergrund. Seien es Depressionen, Ängste oder ein Trauma-Erlebnis. Jeder braucht dabei seine individuelle Therapie, die wir mit ihr oder ihm abstimmen. SK: Wie sieht solch eine Behandlung in der Regel aus? Dr. Geigges: Am Anfang steht das individuelle Behandlungskonzept. In unserer Rehaklinik arbeiten wir auch mit gruppentherapeutischen Angeboten, unter Einbeziehung kreativer Methoden wie Kunst- oder Musiktherapie oder Zeppelinstr. 37 79206 Breisach Tel.: 07667 94 280 94 Fax: 07667 94 280 95 www.schmerztherapie-breisach.de Körperorientierte Psychotherapie. Viele dieser Menschen haben sich aufgrund ihres Krankheitsbildes sozial abgeschottet. In der Gruppentherapie wird der Patient aus dem Alleinsein herausgeführt. Zudem gibt es bei uns auch physiotherapeutische Angebote wie Sport- und Bewegungstherapien, Gymnastik oder Nordic Walking. Ein wichtiger Faktor ist auch die Gesundheitsund Ernährungsberatung, damit der Patient lernt sein Leben eigenverantwortlich und gesund zu führen. Entspannung und Abkehr aus unserer hektischen Gesellschaft sind selbstverständlich auch wichtige Faktoren. SK: Gibt es einen Wandel in der Behandlung in den letzten Jahren? Dr. Geigges: Aus den beruflichen und gesellschaftlichen Veränderungen heraus resultiert, dass wir die Wechselwirkungen stärker betrachten. Dabei hat sich das Bild der Reha verändert. Früher dominierten eher unspezifische Kur-Maßnahmen. Heute erhalten Patienten ein Therapieprogramm mit einem individuellen und störungsspezifischen Konzept. SK: Inwieweit ist der ruhige Standort der Rehaklinik Glotterbad für die Behandlung wichtig? Dr. Geigges: Das Glotterbad als Sanatorium wurde in den 1920er Jahren erbaut. Man wollte die Nähe zur Großstadt aber auch gleich in der Natur sein. Das bietet der Standort heute noch. Ein stationärer Aufenthalt bietet dem Menschen die Möglichkeit aus seinem Alltag herauszutreten, wir sprechen von einer Musterunterbrechung. Vereinfacht gesagt, man kann sich dem Alltagsstress entziehen und Ruhe finden. Das ist für eine Genesung in der Regel sehr wichtig. SK: Kann man es in Zahlen fassen, wie vielen Menschen die Rehaklinik helfen konnte? Dr. Geigges: Die Patienten werden direkt nach der Behandlung und sechs Monate später durch den Rentenversicherungsträger befragt. Weit über 90 Prozent der Patienten sagen dass sie von der Behandlung profitiert haben. Viele Patienten können nach der Reha wieder beruflich integriert werden. 75 bis 80 Prozent der Rehabilitanden sind auch zwei bis drei Jahre nach der Reha weiter im Berufsleben, obwohl etliche von ihnen vor der Reha bereits einen Rentenantrag gestellt hatten. SK: Wie kann man die Dienste der Rehaklinik in Anspruch nehmen? Dr. Geigges: Die meisten Patienten werden über Hausärzte oder Psychiater auf uns aufmerksam. Aber auch das Regionalzentrum der Deutschen Rentenversicherung informiert über die Rehaklinik. Und inzwischen informieren sich viele über das Internet über unser Angebot. SK: Die psychosomatische Rehabilitation hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Welchen Wandel erwarten Sie in den kommenden Jahren? Dr. Geigges: Das eine ist, dass es einen enormen Zuwachs an Bedarf gibt, Stichwort Burnout. In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Krankheitstage in diesem Bereich verdreifacht, bei der Frühverrentung verdoppelt. Die heutigen Ambulanzplätze reichen schon jetzt nicht aus. Darüber hinaus verändert sich die Arbeitswelt sehr stark. Diese Faktoren haben Einfluss darauf, wie sich die Reha weiterentwickeln wird. Der Bezug zur Arbeitswelt wird sich verstärken und es werden hier neue Konzepte entwickelt werden. Wir selbst sind dabei einen großen Verbund in Südbaden zu gründen, um eine enge Kooperation zum Wohle der Patienten erreichen zu können. Die Rehaklinik Glotterbad ist eine Fachklinik für Psychosomatik, Psychotherapeutische und Innere Medizin. Hier werden auf Grundlage Psychosomatischer Medizin Therapien im Rahmen eines stationären oder ambulanten Aufenthalts angeboten. Die Rehaklinik ist eine moderne, bestens ausgestattete psychosomatische Fachklinik im Glottertal bei Freiburg. Behandelt werden Patienten mit chronisch internistischen Erkrankungen insbesondere mit psychosozialem Hintergrund wie unter anderem Störungen des Essverhaltens, Ängsten und Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Burn-Out-Syndrom. Der ganzheitliche Ansatz der Klinikmit einem bio-psycho-sozialen Behandlungskonzept beinhaltet die kompetente medizinische Versorgung mit besonderem Augenmerk auf die seelische und soziale Dimension des Krankseins. Neben der stationären Rehabilitation bietet die Klinik mit ihrem angegliederten Zentrum für Ambulante Psychosomatische Rehabilitation in Freiburg (ZAPR) auch die Möglichkeit zur ganztägig ambulanten Rehabilitation. Dies ist vor allem bei Patienten sinnvoll, die vom Einfluss ihres sozialen Umfeldes profitieren