Cavity Quanten Elektrodynamik Fabian Etzold Seminar zum Fortgeschrittenenpraktikum, WS 07/08 Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Betreuer: S. Kuhr 10.12.2007 1 Einführung Cavity Quanten Elektrodynamik beschreibt auf fundamentalste Weise die Wechselwirkung zwischen Licht und Atom. Es wird hierbei die Wechselwirkung zwischen einzelnen Photonen in einer Cavity und einem Atom als Zwei-Niveau-System betrachtet, die auch als Spin und als Oszillator aufgefasst werden können. 2 Theoretische Grundlagen Die Licht-Atom-Wechselwirkung wird zunächst im semiklassischen Bild durch die optischen Bloch Gleichungen beschrieben. Durch die Dynamik des Blochvektors auf der Blochkugel entsteht die Analogie der Besetzung des Zwei-Niveau-Systems zum Spin. Wird nun zusätzlich das Lichtfeld in der Cavity quantisiert, so lässt sich das Feld als Oszillator beschreiben. Die Kopplung von Lichtfeld und Atom ist durch den Hamiltonoperator Hac = −i~ Ω20 [aσ+ − a† σ− ] gegeben[1], wobei die a und a† die Vernichter und Erzeuger von Photonen sind und σ± atomare Anregungen erzeugen und vernichten. Die vollständige Beschreibung des gekoppelten Systems erfolgt im Jaynes-CummingsModell. Der Jaynes-Cummings-Hamiltonian setzt sich aus den Hamiltonoperatoren des Lichtfelds in der Cavity, des Zwei-Niveau-Systems und der Kopplung zusammen. Die Eigenzustände des ungekoppelten Systems sind die Produktzustände |e, ni bzw. |g, ni, wobei e der angeregte Zustand ist und n die Anzahl der Photonen in der Cavity angibt, mit den Eigenenergien ~( ω2eg + nωc ) bzw. ~( −ω2eg + nωc )[1]. In Abbildung 1 erkennt man, dass bei Resonanz, ∆ = 0, diese Zustände entartet sind. Durch die Kopplung wird 1 die Entartung aufgehoben und man erhält für die Eigenzustände des Jayens-CummingsHamiltonoperator, welche auch dressed states“ genannt werden[1]: ” Θn Θn |e, ni + i sin |g, n + 1i (1) |+, ni = cos 2 2 Θn Θn |−, ni = sin |e, ni − i cos |g, n + 1i (2) 2 2 Hierbei ist tan Θn = Ωn ∆n der Mischungswinkel und ∆ die Verstimmung. (a) Eigenzustände des ungekoppelten Systems (b) Eigenzustände des JaynesCummings-Hamiltonoperators aufgetragen gegen die Verstimmung[1] Abbildung 1: Wirkung des Kopplungshamiltonoperators auf die Eigenzustände Ein Atom, dass im Zustand e durch die leere Cavity fliegt, wechselwirkt mit dieser, indem das Atom durch Emission eines Photons in den Grundzustand g übergeht. Dieses Photon ist nun in der Cavity gefangen und kann wiederum mit dem Atom interagieren, indem es absorbiert wird und das Atom zurück in den angeregten Zustand gelangt. Die Zeitentwicklung des Zustandes lautet |Ψ̃(t)i = cos Ω20 t |e,0i + sin Ω20 t |g,1i[1]. Es erfolgt ein kohärenter Energieaustausch zwischen den beiden ungekoppelten Zuständen. Das sind die Vakuum-Rabioszillationen. Es existieren zwei Klassen von CQED Experimenten. Zum einen werden Experimenten mit Alkaliatomen im Grundzustand in optischen Cavities durchgeführt und zum anderen verwendet man Rydbergatome in Mikrowellencavities. Hier wird hauptsächlich auf Experimente mit Mirkowellencavities eingegangen. Um Experimente in der CQED durchzuführen, muss die starke Kopplung erreicht werden. Es ist dazu notwendig, dass die Lebensdauern von Atom und Photon und die Wechselwirkungszeit größer sind als die inverse Rabifrequenz. Dieses Strong Coupling Regime“ kann experimentell am Vakuum” Rabi-Splitting nachgewiesen werden[1]. Dazu wird ein Atom in einer Cavity mit einem Laser angeregt und die Transmission gemessen. Ohne Atom in der Cavity beobachtet man maximale Transmission bei der Resonanzfrequenz der Cavity. Durch das Atom 2 findet jedoch eine Wechselwirkung mit dem Lichtfeld statt und die Eigenzustände des Jaynes-Cummings-Hamiltonian werden angeregt. Man sieht nun also zwei Peaks in der Transmission, wenn man diese gegen die Laserfrequenz aufträgt. Dort, wo vorher ein Maximum war, ist nun keine Transmission mehr zu beobachten. Anschaulich kann dies auch durch eine Änderung des Brechungsindexes erklärt werden, die durch das Atom in der Cavity verursacht wird. Um das Strong Coupling Regime zu erreichen, werden im Experiment zirkuläre Rydbergatome verwendet. Es handelt sich hierbei um Atome sehr großer Hauptquantenzahl n mit maximalen Nebenquantenzahlen l und m. Die Rydbergatome zeichnen sich durch ihre großen Lebensdauern aus, T ∝ n5 , und durch ihr großes Dipolmoment. Außerdem sind durch die Auswahlregeln die Übergänge eindeutig festgelegt, so dass sich aus den Zuständen n und n − 1 Zwei-Niveau-Systeme erzeugen lassen. 3 Experimente 3.1 Quantenphasengatter Das Quantenphasengatter ist ein elementares logisches zwei Qubit Gatter. Es arbeitet mit einem Rydbergatom mit Zuständen i,g, und e und einem 0,1-Photonenfeld. Durch das Phasengatter wird genau dann eine Phase erzeugt, wenn ein Photon in der Cavity ist und sich das Atom im Zustand g befindet. In allen anderen Konfigurationen ändert sich der Eingangszustand nicht. Es gilt also[2]: |i,0i → |i,0i |i,1i → |i,1i |g,0i → |g,0i (3) (4) (5) |g,1i → eiΦ |g,1i (6) (7) (a) Aufbau des Experiments[2] (b) Zustände der Qubits Abbildung 2: Das Quantenphasengatter 3 In Abbildung 2 ist der Aufbau des Versuchs gezeigt. Man sieht einen Ofen (O), eine Präparationszone für die Rydbergatome (B), eine Cavity mit zwei Ramseypulsen (C,R1 ,R2 ) und einen zustandsselektiven Detektor (D). Der Pfeil deutet den Atomstrahl an. Die Abbildung rechts zeigt die beteiligten Niveaus. Die Zustände i und g sind resonant mit den Ramseypulsen, der Übergang g nach e ist resonant mit der Cavity. Die Cavity koppelt also nur e und g und lässt i vollkommen unverändert. Dies ist notwendig, damit die Transformationsvorschrift (7) eingehalten wird. Die erzeugte Phase soll in diesem Experiment π betragen[2]. Dazu wird die Wechselwirkungszeit so eingestellt, dass in der Cavity ein 2π-Puls wirkt. Durch den 2π-Puls bleibt der Zustand |g,1i unverändert, allerdings erhält er eine Phase von eiπ = −1, da eine 4π-Symmetrie vorliegt. Es ergibt sich also |g,1i → −|g,1i. Gelangt das Atom nicht im Zustand |g,1i in die Cavity, so bleibt der Zustand unverändert, da bei einem Atom in i die Cavity nicht resonant mit dem atomaren Übergang ist bzw. beim Zustand |g,0i kein Lichtfeld zur Kopplung vorhanden ist. Zur Überprüfung des Gatters wird die Ramseyspektroskopie verwendet. Dazu wird eine Superposition √12 (|ii + |gi in die Cavity geschickt. Diese Superposition wird durch einen π -Puls bei R1 erreicht. Anschließend folgt die Wechselwirkung mit dem Lichtfeld in der 2 Cavity und dann ein weiterer π2 -Puls. Immer dann, wenn in der Cavity ein Photon vorhanden ist, erfährt der Zustand g aus der Superposition eine Phasenverschiebung um π, was einer Drehung des Blochvektors um die z-Achse um π entspricht. Trägt man nun nach dem zweiten Ramseypuls die Besetzungswahrscheinlichkeit für g gegen die relative Frequenz auf, so erhält man zwei Kurven welche um π-Phasenverschoben sind (Abbildung 3). Die eine Kurve zeigt den Verlauf ohne Photon in der Cavity, die andere mit einem Photon. Das Gatter erzeugt also eine Phasenverschiebung um π. (a) Drehung des Ramseypulse[3] Blochvektors durch (b) Besetzung des Grundzustandes [2] Abbildung 3: Überprüfung des Gatters Beim Quanten-Phasen-Gatter liegt resonante Wechselwirkung vor. Die Phasenverschiebung wird durch Rabi-Oszialltion verursacht. 4 3.2 Zerstörungsfreier Nachweis von Photonen Der experimentelle Aufbau für den zerstörungsfreien Nachweis von Photonen ist nahezu identisch mit dem Aufbau des Gatters. Der wichtige Unterschied liegt allerdings darin, dass die Cavity gegenüber dem atomaren Übergang von g nach e verstimmt ist[4]. Es sind daher keine direkten Übergänge mehr möglich, sondern es liegt dispersive Wechselwirkung vor. Um nun ein Photon zerstörungsfrei nachzuweisen, wird eine Superposition der Zustände g und e in die Cavity geschickt, die mittels dem ersten Ramseypuls erzeugt wird. In der Cavity bewirkt die Verstimmung nun den sogenannten Light Shift (siehe Abbildung 4)[4]. Dieser erhöht die Energie des Zustandes e und erniedrigt die Energie von g. Integriert man diese Energieverschiebung über die Zeit, so erhält man eine Phase R Φ = (∆Ee − ∆Eg )dt, die sich zwischen e und g aufsammelt. Abbildung 4: Light shift in der Cavity[5] Über die Flugzeit wird nun die Phase so eingestellt, dass das Atom nach dem zweiten Ramseypuls im Grundzustand gefunden wird, wenn kein Photon in der Cavity vorhanden war bzw. im angeregten Zustand gefunden wird, wenn ein Photon in der Cavity war. Die Wahrscheinlichkeit, mehr als ein Photon in der Cavity zu finden, ist vernachlässigbar[4], so dass man weiß, dass immer wenn das Atom im angeregten Zustand detektiert wird, ein Photon in der Cavity vorhanden ist. Schickt man nun also Atome in die Cavity und misst, in welchem Zustand sie sich nach Verlassen der Apparatur befinden, so erhält man folgendes Ergebnis: 5 Abbildung 5: Quantensprünge des Lichtes[4] Man erkennt in Abbildung 5, dass eine Sekunde lang fast alle Atome im Grundzustand detektiert werden. Es ist also in diesem Zeitraum kein Photon in der Cavity vorhanden. Dann werden für eine halbe Sekunde hauptsächlich Atome im angeregten Zustand registriert. Dies ist durch die Entstehung eines thermischen Photons zu verstehen, wodurch der Light shift hervorgerufen wird und eine Phasenverschiebung entsteht. Nach 1,5 Sekunden hat das Photon die Cavity verlassen. In der Abbildung sieht man also Quantensprünge des Lichts. Um CQED-Experimente im Strong Coupling Regime durchzuführen, benötigt man Atome mit langen Lebensdauern und guter Polarisierbarkeit, Cavities mit sehr hohen Güten und im Mikrowellenbreich sehr niedrige Temperaturen, da ansonsten zu viele thermische Photonen die Messungen unmöglich machen würden. Auch für die Cavities werden niedrige Temperaturen benötigt, da sie aus supraleitenden Spiegeln bestehen. Es gibt zwei Arten der Wechselwirkung, die resonante und die dispersive, welche auf verschiedene Weise Phasenverschiebungen erzeugen. In der CQED geht es also um sehr gut kontrollierte Quantensysteme, an denen die Licht-Atom-Wechselwirkung an einzelnen Atomen und Photonen beobachtet werden kann. 6 Literatur [1] S. Haroche, J. Raimond, Exploring the Quantum, Oxford University Press, 2006 [2] A. Rauschenbeutel et al., Coherent Operation of a Tunable Quantum Phase Gate in Cavity QED, Phys. Rev. Lett. 83(24) [3] I. Bloch: Atomphysik Skript [4] S. Gleyzes et al., Quantum jumps of light recording the birth and death of a photon in a cavity, Nature 446, 297 (2007) [5] S. Kuhr 7