JATROS | interview Orthopädie & Rheumatologie 2 I 2011 Patientenspezifische Positionierungs-Guides in der Knieendoprothetik Beim Signature™-System handelt es sich um patientenspezifische Bohrlehren für die Positionierung der Pins, auf welchen die Standardschneidelehren (Vanguard Knee System, Fa. Biomet) für die Knochenschnitte an Femur und Tibia aufgesetzt werden. Neben den bisherigen Methoden zur Achs- und Rotationsbestimmung durch konventionelle Schnittlehren bzw. durch intraoperative Computernavigation steht nun eine neue Möglichkeit zur Bestimmung der optimalen Implantatpositionierung zur Verfügung. Wie erfolgt die Patientendatenerfassung? A. Spatschil: Diese erfolgt mittels MRT- bzw. CT-Untersuchung (Hüfte, Knie, Sprunggelenk) nach einem definierten Protokoll 4–6 Wochen präoperativ. Die Daten werden vom MRT/CTInstitut an die Herstellerfirma der Positionierungs-Guides übermittelt. Dort wird die Planung der OP vorgenommen. Diese wird über Internet-Access vom Operateur kontrolliert und kann gegebenenfalls korrigiert werden. Operation. Damit ist im Gegensatz zur Navigation auch die Rotationsbestimmung der Tibiakomponente nach den definierten Kriterien möglich. Ist das Anfertigen von MRBildern 6 Wochen vor der geplanten Operation nicht organisatorisch und finanziell sehr aufwendig? A. Spatschil: Da die Patienten im Normalfall längerfristig für die Operation vorgemerkt werden, besteht kein wesentlicher organisatorischer Zusatzaufwand. Die Kosten der MRT-Untersuchung liegen geringfügig über den Kosten einer üblichen MRT-Untersuchung des Kniegelenks und werden durch die Einsparung an OP-Zeit sicherlich wettgemacht. Hat das Signature-Knie genügend Implantatgrößen zur Auswahl? A. Spatschil: Die patientenspezifischen Schablonen des Signature-Systems dienen der Positionierung der Standardschneideblöcke des „Vanguard Knee System“ der Fa. Biomet. Es gibt somit die volle Auswahlmöglichkeit an Implantatgrößen. Worin besteht der Unterschied zur Knienavigation? A. Spatschil: Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Planung der KTEP-OP bereits vor der eigentlichen Operation stattfindet. Das heißt, die Positionierung der Implantate betreffend Achsausrichtung und Welches sind die Vorteile für den OperaRotation wird ebenso präoperativ festgelegt teur während des Eingriffs? wie die zu erwartenden Implantatgrößen. Dies bietet gegenüber der Navigation einerA. Spatschil: Abgesehen vom intraopeseits einen intraoperativen Zeitgewinn und rativen Zeitgewinn, dadurch dass die Achsvermeidet andererseits die und die Rotationsbestimmung bei der Navigation erforderbereits durch die Signatureliche zusätzliche TraumatiSchablonen präoperativ festsierung von Femur und Tibia gelegt sind, besteht auch kein durch die Navigations-Pins. zusätzlicher Zeitaufwand durch Ein weiterer Vorteil gegenintraoperative Navigationsüber der Navigation besteht messungen. Klarer Vorteil ist darin, dass die Landmarken die Vermeidung der Traumatiin der Schnittbilddiagnostik sierung von Femur und Tibia des präoperativen MRT bzw. durch die Navigations-Pins. CT besser darstellbar sind Außerdem müssen die Landals in vivo während der Intraoperatives Bild marken zur Implantatpositio- I 28 A. Spatschil, Wien nierung nicht intraoperativ bestimmt werden, was sich insbesondere auf die Tibiarotationsbestimmung sehr positiv auswirkt. Die Vermeidung eines intramedullären Achsstabes im Gegensatz zur konventionellen Achsbestimmung kann das Fettembolierisiko verringern. Vorteilhaft ist weiters, dass es sich um eine sehr einfache OP-Technik mit steiler Lernkurve handelt. Welches sind die Nachteile dieser Methode? A. Spatschil: Die zusätzliche MRT- bzw. CTUntersuchung, wobei der Nachteil einerseits in den Kontraindikationen zur MRT-Untersuchung (elektronische Implantate, Metallimplantate im Untersuchungsbereich, extreme Adipositas, Klaustrophobie), andererseits in der erhöhten Strahlenbelastung durch die CT-Untersuchung besteht. Welche Zentren in Österreich werden sich an der geplanten Multicenterstudie beteiligen? A. Spatschil: Die 1. Abteilung des Orthopädischen Spitals Wien-Speising sowie die orthopädische Abteilung des KH Wels. Was erwarten Sie sich persönlich davon? A. Spatschil: Ich erwarte mir eine Verbesserung der intraoperativen Achs- und Rotationsausrichtung der Implantatkomponenten bei gleichzeitiger Reduktion der OP-Zeit. Weiters kann man in Zukunft durch die präoperative Planung die Größe der Instrumentensets reduzieren und muss nur mehr die geplanten Probe- bzw. Originalimplantate zur Verfügung stellen. Danke für das Interview! ■ Unser Interviewpartner: OA Dr. Alexander Spatschil Orthopädisches Spital Speising [email protected] ort110200 universimed.com