NEUES VOM CI Zukunftsmusik: Besser hören mit Licht - Optogenese Wie muss ich mir das vorstellen? Würde ein Cochlear Implantat dann Licht- statt Stromimpulse senden und damit die Innenohrschnecke stimulieren? Im Grunde ja, aber das ist nicht so einfach. Aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem Thema präsentierte Professor Dr. Tobias Moser auf dem Internationalen Hörgeräteakustikerkongress. Er plädiert für die Optogenese, weil sie in der neuralen Aktivierung mehr leistet und der Energiebedarf geringer ist. Erste Ergebnisse gab es in der Forschergruppe um Professor Dr. Moser von der Universitätsmedizin Göttingen. In der Medizinfachzeitschrift "Journal of Clinical Investigation" wurden am 10.2.14 online die ersten Ergebnisse dieser Warum wird ein so erfolgreiches Modell in Frage gestellt? Nein, es wird an sich nicht in Frage gestellt, sondern es geht um eine Verbesserung. Bisher ist die Anzahl der Stimulationen der Nervenzellen mittels Elektroden begrenzt. Tonhöhe und Lautstärke werden nur eingeschränkt wahrgenommen, da die Auflösung der Frequenzen unvollständig ist. Mehr Elektroden zur elektrischen Stimulation einzubauen, löst das Problem nicht, denn es gibt bei der elektrischen Stimulation einen Effekt, der dies verhindert. Der elektrische Strom breitet sich von jedem Elektrodenkontakt massiv aus und stimuliert dann dadurch zu viele Hörnervenzellen. Dagegen kann Licht viel besser focusssiert und gezielter für eine Verbesserung des Hörvermögens eingesetzt werden. Damit war meine Frage, warum man nicht mehr Elektroden anschließen kann, beantwortet. Mehr Elektroden, mehr Hörreize, mehr Verstehen. - Nein, das war eine falsche Interpretation meinerseits. Die Einschränkungen bei den Cochlear Implantaten haben physikalische Ursachen. Was haben die Forscher ausprobiert? Mikroleuchtdioden im CI könnten das Hörvermögen Gruppe zur Stimulation einer genetisch veränderten Cochlear vorgestellt. Dieses Projekt fällt unter den Begriff: experimentelle Forschung. Warum gibt es ein neues Forschungsprojekt, wenn das Cochlear Implantat in seiner jetzigen Form doch funktioniert? Das Cochlear Implantat ist zu einer der erfolgreichsten Neuroprothesen geworden und hat sich weltweit durchgesetzt. HÖR MAL 1/2004 Die Hörzellen in der Hörschnecke wurden mit einem Virus infiziert, damit sie lichtempfindlich wurden, denn unsere Nervenzellen sind in der Regel nicht lichtempfindlich. Dazu wurden Kanalrhodopsinen, das sind aus Algen gewonnene Proteine (Eiweiße), in die Nervenzellen eingebaut. Sie sind durch Licht aktivierbar. Entdecker dieser Kanalrhodopsinen sind die Forscher Ernst Bamberg, verbessern. Georg Nagel und Peter Hegemann. Diese Proteine wurden über eine gezielte Infektion in den Organismus von Mäusen und Ratten eingebracht. Laut Aussage der Forscher ist dieses Virus für Menschen ungefährlich. Es dient als Transportmittel, um diese Proteine einzuschleusen. Dann wurden in der Tiercochlea statt der üblichen Elektroden LED-Lämpchen eingebaut. Diese LEDs regen dann je nach Lichtstärke die verschiedenen Frequenzbereiche an und beleuchten kleinere oder größere Tonbereiche in der Cochlea. Die theoretische Überlegung 22 NEUES VOM CI geht dahin, dass so eine differenziertere Auflösung der Frequenzen erreicht werden kann, die es ermöglichen würde, Tonhöhen und Lautstärken besser zu unterscheiden. Zu dem Göttinger Forscherteam gesellte sich als Kooperationspartner ein zweites Forschungsteam um Professor Dr.Ulrich Schwarz und Dr.Patrick Ruther vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg. Sie entwickelten schon kleine flexible MikroLED-Implantate für Nagetiere. Diese arbeiten statt mit den herkömmlichen 12-24 Elektroden bereits mit mehr als 100 Stimulatoren, d.h. mit 5-10 Mal mehr als jetzt. Die Forschergruppe träumt von Implantaten mit mehreren Hundert Mikro-LEDs beim Menschen. Dafür müssen jedoch noch viele Hürden überwunden werden und auch wisssenschaftliche Ergebnisse vorliegen, die die Effizienz der neuen Technik bestätigen. Derzeit werden Prüfungen zur Handhabung, zur Funktion und Stabilität der optischen Implantate und zu den Frequenz- und Intensitätsauflösungen durchgeführt. Da diese Technik schon in der Augenheilkunde eingesetzt wird, um genetische bedingte Blindheit zu mildern, sind die Forscher aufgrund der Erfolge in der Augenheilkunde optimistisch gestimmt. Die Arbeit der Göttinger Arbeitsgrupppe zum optogenetischen Cochlear Implantat wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung von 2008-2013 im Göttinger Bernstein Fokus für Neurotechnologie und durch ein Freiburger wissenschaftliches Vorprojekt "Lichthören" unterstützt, weiterhin von der Firma Med-EL. Quellen: h t t p : / / w w w . m e d t e c h zwo.de/aktuelles/forschung-imfokus/hoerimplantat-mit-licht-besserhoeren.html h t t p : / / w w w . m e d . u n i goettingen.de/de/content/presseinformationen/presseinformationen_20263.a sp HÖR MAL 1/2004 23