BBWF-SPECIAL Flexible Lambda-Transportnetze Vergleich der technischen Lösungen Walter Kailbach Die Anforderungen an LambdaTransportnetze ändern sich ebenso wie die anderer Netzebenen. Verkehrsaufkommen, Bandbreiten und die Anzahl der Wellenlängenverbindungen nehmen zu. Mit der Komplexität steigen die Anforderungen an Netzfunktionen, die den effizienten Betrieb unterstützen. Flexibilität ist ein wichtiges Beispiel. Gleichzeitig geht die Entwicklung der relevanten optischen und elektronischen Technologien weiter. Es sind Komponenten verfügbar, mit denen die Anforderungen erfüllt werden können. Flexible Lambda-Transportnetze lassen sich mit Hilfe verschiedener Techniken realisieren. Eine grundsätzliche Klassifizierung ergibt sich daraus, ob die Schaltung der Lambda-Verbindungen mit Hilfe von optischen Schaltern direkt auf der photonischen oder erst nach Rückwandlung in die elektrische Ebene erfolgt. Bei Knoten der ersten Kategorie (Bild 1) bleibt das Signal in der optischen Ebene (optisch-optischoptisch – OOO), während es in Knoten der zweiten Kategorie (Bild 2) in die elektrische Ebene gewandelt, dann in einer elektronischen Matrix geschaltet und anschließend wieder in ein optisches Signal gewandelt wird (optisch-elektrisch-optisch – OEO). OOO-Knoten sind optisch transparent, während OEO- oder auch opake Knoten die optischen Signale terminieren und nur für die übertragene Information transparent sind. Optische Knoten (OOO) Flexible optische Knoten leiten die Wellenlängen aus einem Eingangsbündel selektiv entweder in ein Ausgangsbündel oder zu terminierenden Transpondern weiter. Abstimmbare Transponder erlauben dabei eine flexible Zuordnung unterschiedlicher WelDas Thema in Kürze Walter Kailbach arbeitet in der Alcatel-Lucent Optics Division CTO Organization in Stuttgart NET 10/07 Heutzutage stellt sich die Frage, ob zeitgemäße flexible LambdaNetze besser durch optisch oder durch elektrisch schaltende Knoten realisiert werden können. Beide grundsätzlichen Varianten haben jeweils ihre Vorzüge und ihre Grenzen. Diese sollen in diesem Beitrag mit Blick auf komplexe Weitbereichsnetze und die zu erwartenden Wellenlängentransportdienste miteinander verglichen werden. lenlängen. Für das selektive Weiterleiten oder Schalten von Wellenlängen stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Wavelength-Blocker sperren die Durchleitung von einzelnen Wellenlängen, die entsprechenden Signale können vor dem Modul ausgekoppelt und auf einen Transponder geleitet werden. Umgekehrt lassen sich Wellenlängen, die vom Transponder kommen, nach dem Blocker in das Ausgangsbündel einkoppeln. Integrated Planar Wavelength Circuits (iPLC) sind in der Lage, Wellenlängen direkt auf einen Durchgangs- oder Terminierungspfad zu schalten. Beide Techniken sind jedoch nur für ROADM-Knoten geeignet, die jeweils nur ein Eingangs- und Ausgangsbündel unterstützen. Wavelength Selective Switches (WSS) arbeiten mit Spiegeln (MEMS – MicroElectro-Mechanical System). Aufgrund der geringen Durchgangsdämpfung lassen sich damit optische Knoten mit höherer Kardinalität als zwei kombinieren. WSS-Module sind die geeignete Technik für Knoten im vermaschten optischen Netz. Opake Knoten (OEO) Opake Knoten besitzen je Ausgangsrichtung einen optischen Multiplexer/ Demultiplexer und Transponder für jede Wellenlänge. Damit liegen alle einund ausgehenden Wellenlängen in der elektrischen Ebene vor und lassen sich in einer elektrischen Matrix beliebig verschalten. Sie sind blockierungsfrei und können für unterschiedliche Anforderungen kostenoptimiert werden. Die Palette reicht von einfachen, quasi-transparenten Lambda-CrossConnects über Knoten mit netzweiten Schutzmechanismen bis hin zu OTHfähigen Elementen, die mit ihrer Multiplexhierarchie den optimalen Transport von Wellenlängen unterschiedlicher Bandbreiten garantieren. 33 Flexible Lambda-Transportnetze In OEO-Knoten müssen die Transponder prinzipiell nicht abstimmbar sein, da ohnehin alle Wellenlängen gewandelt werden. XFP-Module bieten hier ein erhebliches Kostensparpotential für OEO-Knoten, ebenso wie die relativ junge PIC-Technologie (Photonic Integrated Circuits), die mehrere Transponder einschließlich der Regelelektronik in einem Modul kombiniert. größeren photonischen Netz Blockierungseffekte auftreten. Da eine dem Pfad zugeordnete Wellenlänge in allen betroffenen Segmenten frei sein muß, sind diese für andere Verbindungen mit gleicher Wellenlänge blockiert. Die nutzbare Kapazität in gut ausgelasteten photonischen Net- Auswirkungen auf den Netzbetrieb In photonischen Netzen werden die optischen Signale in den Zugangsknoten erzeugt. Jeder Verbindung ist eine Wellenlänge zugeordnet, die beim Schalten über mehrere Knoten hinweg erhalten bleibt. Die Signale werden auf ihrem Weg lediglich verstärkt und erst im Ausgangsknoten wieder in die elektrische Ebene rückgewandelt. Das ist der wesentliche Grund für den Kostenvorteil von photonischen Netzen, da die Transponder zur OEOWandlung ein dominierender Kostenfaktor sind und im Idealfall nur an den Netzgrenzen benötigt werden. Photonische Netze bestehen im Kern aus analogen Übertragungswegen und sind entsprechenden Übertragungsfehlern ausgesetzt. Das Rauschen der optischen Verstärker ist wellenlängenabhängig, d.h., das Signal-Rausch-Verhältnis ändert sich je nach Wellenlänge und Pfad durch das Netz. Darüber hinaus verursachen physikalische Eigenschaften der Fasern Effekte wie z.B. chromatische und polarisationsabhängige Dispersion oder Dämpfung. Nichtlineare Eigenschaften der Fasern führen zusätzlich zu Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Wellenlängen. Solche Effekte bedingen die Anwendungsgrenzen von photonischen Netzen. Mit zunehmender geographischer Ausdehnung, Anzahl von Netzknoten, Komplexität der Topologie sowie Anzahl der Wellenlängen wird das Einrichten bzw. die Rekonfiguration von Verbindungen zunehmend problematisch. Jede Änderung erfordert sorgfältige Planung und das Tuning der Netzkomponenten mit potentieller Auswirkung auf andere Verbindungen. Auch können in einem 34 Bild 1: Bei optischen Knoten bleibt das Signal in der optischen Ebene Bild 2: Bei opaken Knoten wird das Signal in die elektrische Ebene gewandelt, dann in einer elektrischen Matrix geschaltet und anschließend wieder in ein optisches Signal gewandelt zen ist daher in der Regel geringer als die installierte. Im Vergleich dazu sind Netze mit opaken Knoten, die eine OEO-Wandlung durchführen und somit eine Regeneratorfunktion nachbilden, wesentlich gutmütiger. Die analogen Effekte der optischen Übertragung und deren Kompensation sind jeweils nur auf das Segment zwischen zwei Knoten begrenzt. Sind die Segmente des Netzes eingerichtet und abgestimmt, muß aus Netzsicht bei der Einrichtung oder Änderung von Pfaden lediglich die Verfügbarkeit von freien Kapazitäten in den Netzsegmenten berücksichtigt werden, nicht jedoch Wellenlänge, Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Pfaden oder die Begrenzung der Pfadlängen aufgrund von Signaldämpfung. Das Tuning der optischen Komponenten ist daher nur bei der Installation oder Kapazitätserweiterung des Netzes und dann auch nur jeweils segmentbezogen erforderlich. Das verringert den operationellen Aufwand erheblich und ermöglicht echte Netzdynamik z.B. für automatische Protection und Restauration in der Wellenlängentransportschicht. Die operationellen Vorteile der OEOWandlung in jedem Knoten stehen jedoch einer deutlich höheren Anzahl von Transpondern und damit – je nach Netzgestaltung – möglichen Kostennachteilen im Vergleich zu photonischen Lösungen gegenüber. Anwendungen in unterschiedlichen Netzbereichen Bedingt durch zunehmende Bandbreitenanforderungen, gewinnen optische Lösungen auch im Zugangsnetz neben den kupferbasierten immer mehr an Bedeutung. Passive optische Netze (PON) sind ein Beispiel dafür. Hier ist die Struktur baumförmig hin zu den Zentralen, d.h., Flexibilität ist eher im Sinne von Kapazitätserweiterung zu verstehen, weniger für die dynamische Konfiguration auf der optischen Ebene. In Aggregationsnetzen trifft man häufig auf Ringtopologien, die Aggregationsstandorte mit zentralen Standorten verbinden. Aus logischer Sicht handelt es sich überwiegend um baumförmige Strukturen; Schutzfunktionen der höheren Netzschichten nutzen die Zweiwegeführung innerhalb der Ringe. Optische ADM dienen der optimalen Nutzung von Fasern, in urbanen Gebieten ist jedoch die Faserdichte oft so hoch, daß die Verwendung einer Faser pro Wellenlänge ökonomischer ist. Flexibilität bieten ROADM mit dem Fokus auf operationelle Vorteile bei der Einrichtung von optischen Verbindungen. Optische Weitbereichsnetze (Backbone) sind ebenfalls häufig aus Ringen zusammengesetzt. Es ist jedoch eine Entwicklung hin zu Maschennetzen zu beobachten. Ein treibender Faktor dafür ist das nach wie vor exponentiell wachsende Verkehrsaufkommen. Viele Verbindungen wachsen mit der Bandbreitenzunahme aus der SDHWelt heraus und können im optischen Netz ökonomischer bedient werden. Das gilt sowohl für die Verbindungen für „interne“ Kunden, also für Transportdienste, die z.B. von höheren Diensteebenen des Betreibers in Anspruch genommen werden, als auch für Mietleitungen externer Kunden. Einige Backbone-Netze höherer Ebenen, z.B. IP/MPLS-Netze, nutzen eine höhere Vermaschung, um mit Hilfe der optischen Netzebene die eigenen Knoten von Transitverkehr zu entlasten. Insgesamt nimmt die Anzahl von Wel- NET 10/07 Flexible Lambda-Transportnetze lenlängenverbindungen und damit die Dynamik der optischen Netze zu. Es überrascht nicht, daß in gleichem Maße Flexibilität gefordert wird. Maschennetze sind dafür gut geeignet und die Netztopologien einiger großer europäischer und internationaler Betreiber bereits entsprechend angelegt. Derzeit wird die Flexibilität durch ROADM-, aber und auch durch WSSKnoten mit der Kardinalität 4 realisiert. Schutzfunktionen auf optischer Ebene sind jedoch kaum zu finden. In jüngerer Zeit wurden mehrere optische Backbone-Netze auch mit opaken Knoten realisiert. Anforderungen im Weitbereichsnetz Mit dem Wandel der optischen Weitbereichsnetze von statischen Punktzu-Punkt-Verbindungen, die mit DWDM realisiert sind, hin zu komplexen, flexiblen Transportnetzen ergeben sich operationelle Anforderungen, die den Transportnetzen der höheren Ebenen gleichkommen. Optische Netze sind verbindungsorientiert und sollten sich idealerweise ähnlich effizient betreiben lassen wie die klassischen SDH-Netze. Die Minimalforderung bez. Flexibilität betrifft die operationell effiziente Bereitstellung und Rekonfiguration von Verbindungen. Das erfordert ausgereifte OAM-Funktionen (Operation, Administration and Maintenance), die die Überwachung des Netzzustandes und damit die solide Planung sowie das automatisierte Einrichten von Pfaden in ökonomischer Weise garantieren. In photonischen Netzen, bei denen Änderungen einzelner Verbindungen netzweite Auswirkungen haben können, sind hochautomatisierte Planungs- und Tuningmechanismen erforderlich, um das Netz bei Schaltvorgängen stabil halten und Wechselwirkungen minimieren zu können. Flexible optische Transportnetze werden zum Teil dediziert für Netze höherer Ebenen eingesetzt. Das ermöglicht, die optische Ebene direkt von den Knoten der höheren Ebene steuern zu lassen, was verschiedene Vorteile bietet. Die Management- und Routingfunktionen sind zwar komple- NET 10/07 xer, im Gegenzug lassen sich aber aufgrund koordinierter Routing-Strategien die Netzressourcen auch bei Ersatzschaltungen im Fehlerfall optimal nutzen. Weiterhin bietet sich in dieser Architektur in Verbindung mit photonischen Netzknoten die sog. Transponderless-Variante an, bei der die Transponder für die optische Übertragung bereits in den Knoten der höheren Ebene integriert sind, was für die Gesamtnetzkosten von Vorteil sein kann. Optische Transportnetze bedienen üblicherweise jedoch verschiedene Dienste für mehrere Kunden. In diesen Fällen muß das Management des Transportnetzes autonom sein. Es ist zwar durchaus sinnvoll und auch notwendig, Ressourcen koordiniert bereitzustellen, z.B. über ein übergeordnetes Managementsystem oder UNISchnittstellen zwischen den Control Planes der Netze in einer ASON-Architektur. Es kann jedoch nicht zugelassen werden, daß ein Kundennetz die Transportressourcen der anderen Kunden beeinflußt. Von Transportnetzen werden üblicherweise Schutzfunktionen erwartet, und diese werden daher auch im optischen Netz vorausgesetzt werden. Beim Ausfall eines Faserkabels können sehr viele Verbindungen betroffen sein. Die schnelle Ersatzschaltung auf der optischen Ebene erübrigt zahl- und umfangreiche Reaktionen auf den höheren Netzebenen. Mit der Zunahme optischer Mietleitungen werden Schutzmaßnahmen für eine hohe Verfügbarkeit erforderlich. 1+1-Protection ist dafür ein probates Mittel. RestorationMechanismen, bei denen Ersatzressourcen für verschiedene Ersatzpfade verwendet werden, sind jedoch deutlich ökonomischer. Mit Restoration werden die Anforderungen an die Netzdynamik sehr hoch, da sich die Zeiten zur Wiederherstellung der Verbindungen im Sekunden- bzw. Subsekundenbereich bewegen sollten. Aus operationeller und technischer Sicht ist es sehr effizient, ein optisches Weitverkehrsnetz mit einheitlichen Bandbreiten aufzubauen. Mischkonfigurationen sind insbesondere bei flexiblen photonischen Netzlösungen problematisch, da die dynamische Änderung der Bandbreite kaum möglich ist bzw. die Übertragung z.B. von 2,5-Gbit/s-Kundensignalen in einem einheitlichen 10-Gbit/s-Netz eine schlechte Nutzung der installierten Kapazität zur Folge hätte. Eine einheitliche Bandbreite widerspricht jedoch den unterschiedlichen Anforderungen der Dienste an ein großes Betreibernetz. Einerseits fordert die Verbindung großer Kundenknoten teilweise heute schon Bandbreiten mit 40 Gbit/s, andererseits bewegen sich zahlreiche Mietleitungen interner und externer Kunden zwischen 1 und 10 Gbit/s. Mit der generell wachsenden Bandbreite wird auch die Nachfrage nach optischen Mietleitungen mit – aus Betreibersicht geringen – Bandbreiten von 2,5 bzw. 1 Gbit/s steigen. Das Multiplexen von optischen Signalen bietet einen Ausweg aus dem Dilemma. Die Optical Transport Hierarchy (OTH) bietet die Lösung dazu. Die ITU-T-Standards G.709 und G.798 spezifizieren sowohl Rahmenformate für die Übertragung, Architekturen für das Multiplexen von Wellenlängensignalen in höhere Bandbreiten (Wavelength Filling) als auch die Funktionen der Geräte. Es gibt noch einige offene Punkte in der Zusammenführung der ITU-T- und EthernetBandbreitenraster. Das transparente Mapping von 10GE-LAN ist ein bekanntes Beispiel, ebenso ist zur Zeit ein direktes Mapping von 1GE in OTH-Signale nicht definiert. Die laufenden Aktivitäten lassen jedoch Lösungen für den transparenten Transport von 10GE-LAN-Signalen über OTH absehen, ebenso wie die Erweiterung der OTH-Standards auf 100G. Das Multiplexen von Wellenlängensignalen in eine einzelne mit höherer Bandbreite ist photonisch nicht möglich und erfordert OEO-Funktionen. Bezogen auf die Netzarchitektur sind verschiedene Lösungen denkbar. Eine hybride Architektur geht von einer photonischen Basis aus, wobei in einigen Knoten an den Netzrändern und an zentralen Stellen OEO-Anteile geeigneter Kapazität integriert sind, deren elektrischer Anteil das Demultiplexen, Schalten und Multiplexen durchführt. Wellenlängen, die nicht angetastet werden, werden im photonischen 35 Flexible Lambda-Transportnetze Teil der Knoten weitergeleitet. Die andere Variante sind aus reinen OEOKnoten aufgebaute Netze, deren elektrische Anteile die komplette Bandbreite schalten und multiplexen können. Aus Netzsicht besitzen solche Netze die maximale Flexibilität, verhalten sich dynamisch optimal und sind im Betrieb auch bez. der Schutzfunktionen vergleichbar mit SDH-Netzen. Ob die Anforderung der Wellenlängenfüllung an ein Netz gestellt wird, hängt in erster Linie von den spezifischen Diensteanforderungen und den operationellen und ökonomischen Randbedingungen ab. Grenzen optischer Knoten im Netzkontext In einer Netzstudie wurden OOO- und OEO-Netzlösungen verglichen, um zu sehen, wie sich die technologiebedingten Eigenschaften technisch und kostenbezogen in großen LambdaTransportnetzen auswirken. Zur Vergleichbarkeit wurden für alle Varianten ähnliche Anforderungen gestellt, wie z.B. Betrieb als autonomes Transportnetz, Flexibilität in allen Knoten und weitgehende Blockierungsfreiheit bei der Verschaltung innerhalb der Knoten. Als Untersuchungsbasis dienten landesweite Netze jeweils eines großen europäischen und eines USamerikanischen Betreibers mit deren Topologie (Bild 3), realistischer Verbindungsmatrix und geschätztem Verkehrsaufkommen in den nächsten Jahren. Dabei wurde angenommen, daß in absehbarer Zeit photonische Knoten mit der erforderlichen Kardinalität und ausgereiften automatisierten Managementtechniken für große photonische Netze verfügbar sein werden. Es hat sich gezeigt, daß im europäischen und noch mehr im US-Netz bei den photonischen Varianten ein erheblicher Anteil der Pfade auf OEORegeneration angewiesen ist. Ein reines flexibles OOO-Netz in solchen Dimensionen ist aufgrund der Fasereffekte und der Durchgangsdämpfung von OOO-Knoten nicht realistisch. Die Regeneration in den Knoten der höheren Ebene ist aus mehreren Gründen nicht sinnvoll. Zum einen wi36 Bild 3: Zur Untersuchung wurden landesweite Netze eines großen europäischen (oben) und eines amerikanischen Betreibers herangezogen derspricht es dem Paradigma des Transportnetzes, da die Kundenknoten in Netzplanung und Management einbezogen werden müssen. Zum anderen sind die erforderlichen Interface- und Schaltkapazitäten in Routern und Switchen deutlich höher als dedizierte Regeneratormodule in den optischen Knoten. Sieht man entsprechende Regeneratorkapazitäten im Netz vor, löst man gleichzeitig weitgehend das Problem der Wellenlängenblockierung, da bei der OEO-Regeneration innerhalb des Pfades auch eine andere Wellenlänge zugeordnet werden kann. Weiterhin hat sich bestätigt, daß der Einsatz von abstimmbaren (tunable) Transpondern sinnvoll ist. Die vermeintliche Kosteneinsparung durch kostengünstigere Transponder fester Wellenlänge wird durch zusätzlich erforderliche Netzkapazitäten für den dynamischen Betrieb weitgehend kompensiert. Die deutlich geringeren operationellen Kosten sind nur ein weiteres Argument gegen feste Wellenlängen in photonischen Netzen. Kostentrends Neben Diensteanforderungen und operationellen Gesichtspunkten be- stimmen erforderliche Investitionen die Auswahl der Technik zur Realisierung eines Lambda-Netzes. Im Rahmen der Netzuntersuchungen wurden diese ebenfalls bewertet. Es hat sich bestätigt, daß die photonischen Varianten in der Regel geringere Kosten verursachen als OEO-Netze, die mit MSA-Transpondern für große Übertragungsreichweiten bestückt sind. Im europäischen Netz liegt die mittlere Distanz zwischen den Standorten im Bereich von 50 km, im US-Netz bei 150 km, so daß auch OEO-Knoten mit XFP-Modulen eine Alternative darstellen, gegebenenfalls mit Leitungsverstärkern für das gesamte Wellenlängenbündel dort, wo die XFP-Reichweite überschritten wird. Bei dieser Netzvariante zeigt sich ein differenziertes Bild: Bis zu einer mittleren Knotengröße von einigen hundert Gbit/s Kapazität sind die OEO-XFP-Netze günstiger als die OOO-Varianten, bei mittleren Knotengrößen deutlich über 1 Tbit/s kehrt sich das Bild um. Berücksichtigt man den zu erwartenden Preisverfall der unterschiedlichen Techniken, den bevorstehenden Technologiesprung bei elektronischen Schalt-ICs mit signifikant höherer Leistungsdichte und deutlich geringeren Kosten pro Bandbreite sowie die Fortschritte bei integrierter Optik, von denen OEO-Knoten profitieren können, werden OEO-Netze in absehbarer Zeit auch bez. der Investitionen äußerst interessant. Fazit Mit den neuen Technologien ist der Weg für flächendeckende, effiziente Lambda-Transportnetze frei. Ob diese mit photonischen, opaken oder hybriden Technologien realisiert werden, muß mit Hilfe von netzspezifischen Abwägungen zwischen Diensteanforderungen in den unterschiedlichen Netzbereichen, der Größe des Netzes und damit auch den operationellen Randbedingungen herausgefunden werden. Sowohl bezüglich der Investitionen als auch der operationellen Kosten sind flexible Lambda-Transportnetze für unterschiedliche Wellenlängen und mit den transportüblichen Schutzfunktionen realistisch. (bk) NET 10/07