Aktuelle Informationen zur Schweinegrippe

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Aktuelle Informationen zur Schweinegrippe
Bei der Schweinegrippe handelt es sich um eine Infektion mit Influenza A-Viren, die dem Subtyp
H1N1 angehören und bevorzugt bei Schweinen auftreten. Aktuell wurden zunächst in Mexiko und
inzwischen auch in Deutschland und vielen anderen Ländern weltweit Infektionen beim Menschen
beobachtet, die von einem Influenza A/H1N1-Virus verursacht wurden (sog. Schweinegrippe).
Influenzaviren des Typs H1N1 werden seit Jahren als seltene Erreger humaner Infektionen
beobachtet; bei dem aktuellen Ausbruch der Schweinegrippe handelt es sich jedoch um einen neuen,
genetisch veränderten Subtyp. Die Virustyp-Bezeichnung H1N1 beschreibt dabei die Typen der
wichtigsten Proteine der Virushülle, nämlich des Hämagglutinins und der Neuraminidase.
Da die meisten der betroffenen Patienten keinen direkten oder bekannten Kontakt zu Schweinen
hatten, ist davon auszugehen, dass die Schweinegrippe von Mensch zu Mensch übertragbar ist.
Somit weist das Schweinegrippenvirus ein hohes Infektionspotential auf, was die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 25.04.09 dazu veranlasst hat, die aktuelle Situation als
„Public Health Emergency of International Concern“ einzuschätzen und am 28.04.09 die PandemieWarnstufe 4 auszurufen.
Um Verdachtsfälle von Schweinegrippe in Deutschland zeitnah zu erfassen und die erforderlichen
diagnostischen und Infektionsschutz-Maßnahmen einleiten zu können, finden Sie hier die wichtigsten
Informationen in Kürze. Weitere Informationen sind den Seiten des Robert-Koch-Instituts
(www.rki.de) zu entnehmen.
Wie äußert sich die Schweinegrippe klinisch?
Die Schweinegrippe unterscheidet sich klinisch nicht von einer „normalen“ Influenza-Virus-Infektion.
Zur klinischen Falldefinition gemäß RKI zählen Fieber sowie mindestens eines der folgenden
Symptome einer akuten Atemwegsinfektion:
Schnupfen oder verstopfte Nase
Halsschmerzen
Husten oder Dyspnoe (Atemnot).
Wann besteht ein begründeter Verdacht auf eine Schweinegrippe?
Ein begründeter Verdacht auf Schweinegrippe besteht bei Vorliegen der klinischen Falldefinition
(siehe oben) UND einem Aufenthalt in einem als Risiko für Schweinegrippe definierten Gebiet
innerhalb der letzten 7 Tage oder einem direkten Kontakt zu einem Patienten mit gesicherter oder
wahrscheinlicher Schweinegrippe.
Wann ist eine Labordiagnostik auf Schweinegrippe indiziert?
Eine Labordiagnostik zum Nachweis einer Schweinegrippe sollte bei allen begründeten
Verdachtsfällen durchgeführt werden.
Wie sollte die Labordiagnostik erfolgen?
Grundsätzlich lässt sich das Schweinegrippe-Virus mit den gleichen diagnostischen Verfahren wie die
„normale“ Influenza A und B nachweisen, d.h. es kommt primär der Influenza-Schnelltest (AntigenNachweis) zum Einsatz.
Um eine optimale und zeitnahe Diagnostik zu gewährleisten, sollten zwei Nasen- oder
Rachenabstriche oder Nasen-Rachenspülflüssigkeit entnommen werden. Bei der Probenentnahme
ist darauf zu achten, dass mit dem Tupfer großzügig an der Rachenwand bzw. im Nasenrachenraum
entlang gestrichen wird. Auch Rachensekrete, Gurgelwasser, BAL etc. sind als Probenmaterial
geeignet.
Aus einer Probe sollte der Influenza-Schnelltest angefordert werden. Aus der zweiten Probe kann
bei begründeten Verdachtsfällen die Influenza-PCR durchgeführt werden. Das Ergebnis des
Influenza-Schnelltests steht innerhalb kurzer Zeit nach Probeneingang zur Verfügung. Die InfluenzaPCR wird ebenfalls täglich durchgeführt.
Wenn möglich, sollte bei begründeten Verdachtsfällen eine dritte Probe für die spezifische
Schweinegrippen-Diagnostik eingesandt werden, die im Nationalen Referenzzentrum für Influenza
am RKI durchgeführt wird. Die Proben werden hierzu von unserem Labor an das RKI weitergeleitet.
Gemäß RKI (Stand 26.04.09) sollte die Labordiagnostik gemäß folgendem Flussdiagram erfolgen:
Da ein negativer Influenza-Schnelltest eine Influenza-Infektion nicht gänzlich ausschließt, sollte bei
fortbestehendem klinischem Verdacht eine kurzfristige Kontrolluntersuchung sowie eine InfluenzaPCK durchgeführt werden.
Zusätzlich zu den respiratorischen Probenmaterialien sollte auch ein Serum im Akutstadium sowie
ein Folgeserum nach 2-4 Wochen entnommen werden!
Wie sollten die Proben transportiert werden?
Die Abstrichtupfer sollten in einem sterilen Röhrchen mit etwas steiler Kochsalzlösung (1-2 ml)
umgehend zum Labor transportiert werden. Bitte nicht die Abstrichröhrchen für bakteriologische
Untersuchungen (Geltransportmedium) verwenden! Nasen-Rachenspülflüssigkeit, Rachensekrete,
Gurgelwasser etc. können in einem sterilen Becher transportiert werden.
Hygienische Schutzmaßnahmen und Patientenversorgung
Zum Schutz von Kontaktpersonen sind bereits bei Verdachtsfällen an Schweinegrippe besondere
Hygienemaßnahmen bei der Probenentnahme, der Patientenversorgung und beim
Patiententransport zu beachten (www.rki.de).
Besteht eine Meldepflicht?
Für Verdachtsfälle, klinisch und labordiagnostisch diagnostizierte Fälle sowie Todesfälle an
Schweinegrippe besteht eine Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz §6 (1). Das aktuelle
Meldeformular des RKI finden Sie auf unserer Homepage (www.labor-gaertner.de – Link auf der
rechten Seite: Aktuelle Informationen zur Schweinegrippe).
Wie kann die Schweinegrippe therapiert werden?
Alle Fälle, die die Falldefinition als Verdachtsfall, mit oder ohne Laborbestätigung erfüllen, sollen bis
zum Ausschluss einer Schweineinfluenza mit antiviralen Arzneimitteln therapiert werden. Nach
bisherigem Kenntnisstand (25.04.2009, Daten des RKI) ist das neue Schweineinfluenzavirus A/H1N1
suszeptibel gegenüber den Neuraminidase-hemmern Oseltamivir und Zanamivir, aber resistent
gegenüber Amantadin.
Antivirale Substanzen zum Einsatz in der Therapie der Influenza sind:
Alter (Jahre)
1-12
13-64
65 und älter
Therapie
Oseltamivir
Kinder ab 1 Jahr:
≤ 15 kg 30 mg 2 x tgl.
> 15 kg bis 23 kg 45 mg 2 x tgl.
> 23 kg bis 40 kg 60 mg 2 x tgl.
> 40 kg 75 mg 2 x tgl.
75mg zweimal pro Tag
75mg zweimal pro
Tag
Zanamivir
Kinder ab 5 Jahren:
2 x tgl. 2 Inhalationen (2 x 10
mg) innerhalb von 36 Stunden
nach Symptombeginn*
10 mg (2 Inhalationen)
zweimal pro Tag
10 mg (2
Inhalationen)
zweimal pro Tag
Quellen: EMEA/H/C/402 European Public Assessment Report Tamiflu vom 12.04.2006-09-01
Fachinformation Tamiflu®, Stand Januar 2006
Fachinformation Relenza®, Stand Oktober 2005
Stand 29.04.2009
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung:
Prof. Dr. med. Nele Wellinghausen
Fachärztin für Mikrobiologie,
Virologie und Infektionsepidemiologie
Fachärztin für Laboratoriumsmedizin
Telefon (0 75 1) 502-220
Dr. med. Ursula Weber
Fachärztin für Laboratoriumsmedizin
Fachärztin für Kinderheilkunde, Allergologie
Tel. (0 75 1) 502-210
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