Marketing-Instrumente der Konsumgüterindustrie – Wintersemester 2007-2008 3 Die Kommunikationspolitik Literaturhinweise zu Gliederungspunkt 3 Fritz, Internet-Marketing und Electronic Commerce, 2004 214-240: Kommunikationspolitik Meffert, Marketing, 2000 678-873: Kommunikationspolitische Entscheidungen insb. 678-705: Ziele und Verhaltenswissenschaftliche Grundlagen 784-824: Budgetierung, Werbebotschaft, Mediaselektion 830-836: Wirkungskontrolle Schmalen, Kommunikationspolitik, 1992 126-167: Entscheidungsmodelle zur Werbestreuplanung, insb. 126-132: Kontaktmaßzahlen 146-155: Kontaktbewertung Schweiger/Schrattenecker, Werbung, 2005 159-353: Die Werbeplanung (alternativ zu Meffert) insb. 162-168: Die Werbeanalyse 169-181: Festlegung der Werbeziele 181-192: Die Bestimmung des Werbebudgets 279-303: Die Mediaplanung Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 1 3.1 Elemente und Aufgaben der Kommunikationspolitik Gegenstand der Kommunikationspolitik bewusste Gestaltung der auf den Markt gerichteten Informationen eines Unternehmens, um die aktuellen und potentiellen Käufer sowie weitere Personengruppen, die für den Werbenden relevant sind, zu einem bestimmten Verhalten zu veranlassen Aufgaben der Kommunikationspolitik ■ Information über Ge- und Verbrauchseigenschaften sowie emotionale Konditionierung (Verbraucheransprüche) ■ Information über Produkteigenschaften und Verkaufsunterstützung (Händleransprüche) ■ Markenbindung (Herstelleransprüche) Formen der Marktkommunikation ■ Massenkommunikation – individualisierte Kommunikation ■ indirekte Kommunikation – direkte Kommunikation ■ einseitige Kommunikation – zweiseitige Kommunikation Instrumente der Kommunikationspolitik (nach Meffert 2000, S. 684 f.) ■ (Klassische) Werbung ■ Verkaufsförderung ■ Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) ■ Direktkommunikation ■ Sponsoring ■ Veranstaltung von Events ■ Messen und Ausstellungen ■ Multimedia-Kommunikation Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 2 Bild: Kommunikationsinstrumente (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 12) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 3 3.2 Ziele der Kommunikationspolitik Systematisierung kommunikationspolitischer Ziele nach dem ... ■ Bezug zur Ökonomie - außerökonomisch - ökonomisch ■ Bezug zu einem Kaufverhaltensmodell, wie z.B. - Kognition - Affektion - Konation Beispiel: Klassische Werbung ■ generelle Werbeziele - Sicherung des Absatzes (Erhaltungswerbung) - Erhaltung des Marktanteils (Stabilisierungswerbung) - Erweiterung des Marktanteils (Expansionswerbung) ■ spezielle Werbeziele - Bekanntmachung eines neuen Produktes - Verbesserung des Informationsstandes - Beeinflussung des Produktimages - Umsatzsteigerungen in verkaufsschwachen Gebieten bzw. Zeiten Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 4 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 5 3.3 Informationsgrundlagen der Kommunikationspolitik 3.3.1 Der Kommunikationsprozess Wer Unternehmung, Werbetreibender sagt was Werbebotschaft wann zeitlicher Werbeeinsatz unter welchen Bedingungen Umweltsituation über welche Kanäle Medien, Werbeträger zu wem Zielperson, Empfänger, Zielgruppe mit welchen Wirkungen? Werbeerfolg Bild: Denkschema eines Kommunikationsprozesses nach LASSWELL (Quelle: in Anlehnung an Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 6) Bild: Modell des Kommunikationsprozesses (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 12) Bild: Meinungsführer und Meinungsfolger im Kommunikationsprozess (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 9) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 6 Meinungsführer und Meinungsbildner im Kommunikationsprozess ■ Personen mit großem Einfluss auf die Meinungsbildung ihrer Mitmenschen (wechselseitige Beziehung mit Meinungsfolgern) ■ Präsenz in allen sozialen Schichten ■ Fachkompetenz auf bestimmten Gebieten (oft bei höherwertigen Wirtschaftsgütern, die mit Sozialprestige verbunden sind) ■ häufige Nutzung von Fachmedien ■ Messung von Meinungsführerschaft über Fremd- oder Selbsteinschätzung Einteilung nach BODENSTEIN (1988) Meinungsführer Personen, die im Rahmen der Kommunikation im Mittelpunkt stehen und häufig interagieren, keine kommerzielle Absicht an der Verbreitung einer Innovation Leitbilder Personen oder Institutionen, die normalerweise keine berufliche Beziehung zu der Innovation haben, die jedoch eine Vorbildfunktion ausüben Diffusionsagenten (Diffusion Agents, Change Agents, Propagatoren) kommerzielles Interesse an der Verbreitung einer Innovation Bedarfsberater kommerzielles Interesse an der Verbreitung einer Innovation, in der Regel eine gewisse Uneigennützigkeit, wirken insbesondere über Publikationen und Vorträge Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 7 Innovatoren und Imitatoren im Kommunikationsprozess Werbung Innovatoren Imitatoren = Nachfrager, die bereits gekauft haben = schwacher Einfluß = starker Einfluß Bild: Modell der gemischten Kommunikation (Quelle: Schmalen 1992, S. 36) zentrale Einflussfaktoren der Kommunikation • Art des Produktes • Diffusionsphase eines Produktes / Produktverbreitung • Persönlichkeitsmerkmale der Umworbenen Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 8 3.3.2 Modelle der Kommunikationswirkung ■ Stufenmodell mit Marktzielen 1. Markenbekanntheit (Markenaktualität) 2. Markenakzeptanz 3. Markenpositionierung ■ Stufenmodell mit Verhaltenszielen AIDA (Lewis 1898) Modell der Wirkungspfade (Kroeber-Riel 1980) 1. Aufmerksamkeit 2. affektive Haltung 3. rationale Beurteilung 4. Kaufabsicht 5. Kauf Das Modell der Wirkungspfade (Kroeber-Riel) ■ Wirkungskomponenten: psychische Reaktionen und Kaufverhalten der Umworbenen ■ Wirkungsdeterminanten: - Bedingungen, die zu einer Werbewirkung führen - Art der Werbung (informativ oder emotional) - Involvement des Umworbenen (gering oder stark) ■ Wirkungsmuster: Zusammenspiel von Wirkungsdeterminanten und Wirkungskomponenten Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 9 Bild: Wirkungskomponenten der Werbung (Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg 2003, S. 614, zitiert in: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 180) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 10 Bild: Wirkungspfad der emotionalen Werbung bei wenig involvierten Konsumenten (Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg 2003, S. 628, zitiert in: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 175) Bild: Emotionale Werbung (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 176) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 11 Bild: Wirkungspfad der informativen Werbung bei stark involvierten Konsumenten (Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg 2003, S. 622, zitiert in: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 178) Bild: Informative Werbung (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 177) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 12 Botschaftsgestaltung (Hinweis: Dieser Punkt gehört sachlogisch zu den Entscheidungen im Regelkreislauf der Marktkommunikation. Er wird wegen der unmittelbaren Nähe zur Werbewirkungsanalyse vorgezogen.) Kern der Botschaftsgestaltung ist die so genannte Copy Strategy, bestehend aus: ■ Consumer Benefit: Versprechen des Verbrauchernutzens ■ Reason Why: Begründung des Versprechens ■ Tonalität: Ausdrucksform, Stil und Ausstrahlung der Werbung Bild: Copy Strategy von TUI (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 224) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 13 Bild: Anzeigen TUI (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 225) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 14 Werbewirkungsprognosen siehe auch Marketingforschung: Werbetests (Pretests) ■ Laborexperimente ■ Marktexperimente Werbewirkungskontrollen siehe auch Marketingforschung: Werbetests (Posttests) Gegenstand von Werbewirkungskontrollen, z B. Erinnerung Test Fragestellung Beispiel "Pfanni" ungestützter An welche Werbespots Produkt-Recall: 62% Recall-Test können Sie sich erinnern? gestützter Können Sie sich an den Marken- und Firmen Recall-Test Pfanni Werbespot Recall: 71% Text-Recall: 56% erinnern? Recognition-Test Bild: Welche Werbespots Recognition-Wert erkennen Sie wieder? (passive Bekanntheit): (Zeigen von Videos etc.) 81% Ergebnisse einer Werbewirkungsanalyse (Quelle: Engelsing 1981, S. 51, zitiert in: Schmalen 1992, S. 186, leicht verändert) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 15 3.4 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung 3.4.1 Grundlagen der Werbeplanung Bild: Inhalt und Rahmen der Werbeplanung (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 159) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 16 Bild: Phasen der Werbeplanung (Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 161) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 17 Hier angesprochene Entscheidungstatbestände ■ Werbebudget ■ Botschaftsgestaltung (siehe Werbewirkungsmodelle) ■ Werbestreuung Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 18 3.4.2 Werbebudgetplanung Werbebudget: Höhe der finanziellen Mittel, die für die Werbung ausgegeben werden sollen theoretisch exakte Verfahren ■ marginalanalytische Ansätze (statisch) operationale Verfahren ■ Werbeetat als fester Prozentsatz einer Bezugsgröße - bei gegebenem Preis (Polypol) - vergangener oder erwarteter Umsatz - bei variablem Preis (Monopol) - vergangener oder erwarteter Gewinn ■ konkurrenzbezogener Ansatz (Weinberg) ■ dynamische Ansätze (Vidale/Wolfe, Nerlove/Arrow, Nicosia/Näslund) ■ Ausrichtung an verfügbaren finanziellen Mitteln ■ Ausrichtung an den Werbeaufwendungen der Konkurrenz ■ Ausrichtung an bestimmten Werbezielen Bild: Methoden zur Festlegung des Werbebudgets (Quelle: vgl. Meffert 2000, S. 785 ff., Schmalen 1992, S. 48 ff.) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 19 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 20 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 21 3.4.3 Werbestreuplanung Werbestreuplanung ist die Verteilung des Werbebudgets in sachlicher und zeitlicher Hinsicht. Das Ziel ist die Entfaltung der maximalen Werbewirkung mit einem vorgegebenen Budget. Verteilung Verteilungdes desEtats Etats(Budgetallokation) (Budgetallokation) Werbeobjekte Werbeobjekte Werbemittel Werbemittel Werbeträger Werbeträger vorhandene Produkte Mediengattung neue Produkte spezielle Medien Bild: Entscheidungen bei der sachlichen Verteilung des Werbebudgets Werbemittel = reale, sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsform der Werbebotschaft, z.B. Inserat, Film, Gespräch Werbeträgergruppen Werbeträgergruppen InsertionsInsertionsmedien medien Medien Mediender der Außenwerbung Außenwerbung Elektronische Elektronische Medien Medien Zeitungen Verkehrsmittel Fernsehen Zeitschriften stationäre Anschlagstellen etc. Funk etc. Film CD-ROM Internet etc. Bild: Werbeträgergruppen Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 22 Bild: Beispiele für verschiedene Einblendungen einer in einer Sportstätte nicht beworbenen Fläche Die derzeitigen Erscheinungsformen der virtuellen Werbung lassen sich mit folgenden konstitutiven Merkmalen einfangen: • Die Werbung ist Bestandteil eines Ereignisses, das nicht selbst Objekt der Werbung ist. Es liegt also kein Werbespot vor, sondern die Werbung ist in das Ereignis eingebunden. Bei den Ereignissen handelt es sich bislang – soweit bekannt – ausschließlich um Sportveranstaltungen. • Die Betrachter des Ereignisses nehmen am Veranstaltungsort eine andere Werbung wahr als die Betrachter eines Mediums, das die Veranstaltung zeigt. • Die Erzeugung der virtuellen Werbung findet in der Weise statt, daß reale und virtuelle Werbung zeitgleich mit jeder Phase der Veranstaltung wahrgenommen werden. Die nachträgliche Veränderung einer Aufnahme ist damit ausgeschlossen. Ebenso sind alle Medien ausgeschlossen, die das Ereignis nicht zeitgleich (live) übermitteln können, wie z.B. Printmedien. • Während eine bestimmte Stelle des Veranstaltungsortes (z.B. eine Bande in einem Fußballstadion) der realen Werbung nur Raum für genau ein Produkt bietet, können bei der virtuellen Werbung genau so viele Produkte beworben werden, wie Signale zu den Empfängern gelangen. (entnommen aus Schröder, H.: Virtuelle Werbung – Formen, Ziele und rechtliche Fragen, in: WiSt – Wirtschaftswissenschaftliches Studium, Nr. 3/2001, S. 161-165) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 23 Entscheidungsproblem ■ Intermedia-Selektion ■ Intramedia-Selektion Entscheidungskriterien ■ quantitativ: (1.1) Anzahl der durch die Werbung erreichten Personen: Kontaktmaßzahl (Reichweite) (1.2) Kosten der Werbekontakte: z.B.Tausender-Preis, TausenderNutzerpreis, Tausender-Kontaktpreis ■ qualitativ: (2.1) Relevanz der erreichten Personen: Zielgruppengewichtung (2.2) Relevanz des Mediums: Mediengewichtung (2.3) Effekte des Lernens und Vergessen: Kontaktmenge pro Zeiteinheit Zentrale Kriterien der Media-Selektion (nach Meffert 2000, S. 811 ff.) ■ Funktion: Information, Unterhaltung, Identifikation, Bildung etc. ■ Darstellungsweise: Text, Bild, Ton ■ Konzeption: informierende, argumentierende, emotionale Werbung ■ Situation: Rezeption in häuslicher / außerhäuslicher Umgebung ■ Anzahl der Nutzungen: einmalige oder mehrmalige Nutzung ■ Zielgruppenidentifikation: Leserstruktur-Analysen, Panelbefragung ■ Erscheinungsweise: mehrmals täglich, täglich, wöchentlich, vierzehntägig etc. ■ Verfügbarkeit: mit oder ohne rechtliche Beschränkungen ■ Reichweite: räumlich; quantitativ: gering, hoch, Kumulationseffekte ■ Kosten ■ Erfolgskontrolle: Coupons, Panels, explorative Verfahren Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 24 3.4.3 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung www.agma-mmc.de/ www.zmg.de 3.4.3 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung www.vuma.de/ http://ma.bik-gmbh.de/burda/ Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 25 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung 3.4.3 www.faw-ev.de/root/index.php http://reichweiten.bik-gmbh.de/ ma/online/2007radio2update/ Werbeträger 1997 1999 2000 2001 2002 2004 2006 Tageszeitungen 28 28 28 26 25 23 22 Fernsehen 19 20 20 21 20 30 20 Werbung per Post 15 15 15 15 16 17 16 Publikumszeitschriften 9 9 10 10 10 10 10 Anzeigenblätter 8 8 8 8 6 9 9 Adreßbücher 6 6 5 6 6 6 6 Fachzeitschriften 6 5 5 5 5 5 5 Hörfunk 3 3 3 4 3 4 4 Außenwerbung 3 3 3 3 3 3 3 Wochen-/ Sonntagszeit. 1 1 1 1 1 2 2 Filmtheater 1 1 1 1 1 1 1 Online-Angebote - - - 1 1 1 1 Zeitungssupplements 1 - - - 0 1 1 Medienanteil = Anteil eines Mediums an den gesamten Netto-Werbeausgaben* (2000: 23,4 Mrd. €, 2001: 21,7 Mrd. €, 2002: 20,1 Mrd. €, 2003: 19,2 Mrd. €, 2004: 19,6 Mrd. €, 2005: 19,8 Mrd. €, 2006: 20,3 Mrd. €) * Netto = nach Abzug von Rabatten sowie Mittlerprovisionen, ohne Produktionskosten Bild: Monetäre Medienanteile am Werbegeschäft in Prozent (Quelle: ZAW 1998 ff.) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 26 (1) Kontaktmaßzahlen ■ interne Überschneidungen = Anzahl von Wiederholungskontakten bei denselben Nutzern eines Werbeträgers ■ externe Überschneidungen = Anzahl von mehreren Kontakten derselben Nutzer in verschiedenen Werbeträgern Bild: Reichweitenmaße der Mediaplanung Bruttoreichweite = Kontaktchancen von Personen mit einem Medium oder mehreren Medien ohne Berücksichtigung interner und externer Überschneidungen; Ausweis in Mio. oder % Affinität = prozentualer Anteil der Zielgruppe an der Gesamtnutzerschaft eines Mediums; Ausweis als Index in Relation zum Anteil der Zielgruppe an der Gesamtbevölkerung (=100) Kontaktintensität = Gesamtanzahl der Werbeträgerkontakte mit Zielpersonen; Ausweis als durchschnittliche Kontaktfrequenz je Person oder als Summe der absolut erzielten Werbeträgerkontakte Gross Rating Points (GRP´s) = Kriterium für den (Brutto-) Werbedruck einer Kampagne; Ausweis als Produkt aus Reichweite in % und Durchschnittskontakt Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 27 Site-bezogene Kennzahlen Brutto- Summe aller Kontakte mit dem Site Reichweite I (= Abrufe der Startseite) Netto-Reichweite I Brutto-Reichweite I minus Mehrfachzugriffe einzelner (Number of Unique Hosts) Rechner Brutto- Summe aller Visits (Abstand zwischen 2 Visits = mind. Reichweite II 15 Minuten) Netto- Brutto-Reichweite II minus Mehrfach-Visits desselben Reichweite II Rechners Seitenbezogene Kennzahlen PageImpressions Abruf von HTML-Seiten durch einen Rechner (PageViews) Brutto-Reichweite Gesamtzahl der Seitenabrufe Netto-Reichweite Brutto-Reichweite minus Mehrfachabrufe durch einzelne Rechner Dateibezogene Kennzahlen Hits Abrufe von Elementen oder Dateien einer Seite AdImpressions (AdViews, Auslieferung eines Werbemittels durch einen Sichtkontakt) AdServer (z.B. Banner, Button) AdClick Klicks auf einen Werbebanner oder -button, mit dem der Nutzer auf die Seiten des Werbetreibenden gelangt AdClickRate Relation zwischen AdClicks und AdImpressions mal (ClickThroughRate)* 100 Bild: Kennzahlen zur Messung der Werbung im Internet (Quelle: Fritz 2004, S. 271 ff.) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 28 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 29 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 30 Ermittlung von Reichweiten a. Reichweite K1 Rechnerische Ermittlung der Lesewahrscheinlichkeit innerhalb eines festgelegten Erscheinungsintervalls. Beispiel: Tageszeitung, Erscheinung montags bis samstags Lesehäufigkeit pro Woche Leser pro Häufigkeit (Lesertypen) 1 79.000 2 36.000 3 25.000 4 19.000 5 16.000 6 98.000 K1 = 98.000 + 1/6 ● 79.000 + 2/6 ● 36.000 + 3/6 ● 25.000 + 4/6 ● 19.000 + 5/6 ● 16.000 = 161.667 b. Kumulierte Reichweiten K6 = 79.000 + 36.000 + 25.000 + 19.000 + 16.000 + 98.000 = 273.000 K2 = 98.000 + 16.000 + 2/6 ● 79.000 + 9/15 ● 36.000 + 16/20 ● 25.000 + 14/15 ● 19.000 = 199.666 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 31 Annahme: Alle Tageskombinationen haben die gleiche Wahrscheinlichkeit, kontaktiert zu werden. Ermittlung der Wahrscheinlichkeiten mit einer Binomialverteilung. Beispiel zur Berechnung von K2: ■ Zahl der Ausgaben = 6 = N ■ Zahl der Belegungen = 2 ■ Kombinationen der Leser = 1, 2, 3, 4, 5, 6 Tage = n ■ Berechnung der Wahrscheinlichkeit, die Leser mindestens ein Mal mit der Belegung von 2 Ausgaben zu kontaktieren Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung 3.4.3 Zahl der Ausgaben Leser einer Ausgabe 6 1 _ Zahl der belegungsfreien Tage 4 1 maximal mögliche Kombinationen der Leser 6 1 mit N n = sind 6 1 =6 N! n! • (N – n)! 4 1 Wahrscheinlichkeit, die Leser einer Ausgabe zu erreichen: =4 6_4 6 = 2 6 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 32 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung 3.4.3 Zahl der Ausgaben 6 2 Leser von zwei Ausgaben _ Zahl der belegungsfreien Tage 4 2 maximal mögliche Kombinationen der Leser 6 2 N! n! • (N – n)! mit N n = sind 6 2 = 15 4 2 Wahrscheinlichkeit, die Leser von 2 Ausgaben zu erreichen: =6 15 _ 6 15 = 9 15 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung 3.4.3 6 3 Leser von drei Ausgaben _ belegbare 3-Tageskombinationen: 3 Ausgaben kann man in 20 3-Tageskombinationen lesen 4 3 belegungsfreie 3-Tageskombinationen: 3 Ausgaben kann man in 4 3-Tageskombinationen nicht lesen 6 3 N! n! • (N – n)! mit N n = sind 6 3 = 20 4 3 Wahrscheinlichkeit, die Leser von 3 Ausgaben zu erreichen: =4 20 _ 4 20 = 16 20 Entscheidungen im Rahmen der „klassischen“ Werbung Werbestreuplanung 3.4.3 6 4 Leser von vier Ausgaben _ belegbare 4-Tageskombinationen: 4 Ausgaben kann man in 15 4-Tageskombinationen lesen 4 4 belegungsfreie 4-Tageskombinationen: 4 Ausgaben kann man in 1 4-Tageskombination nicht lesen 6 4 N! n! • (N – n)! mit N n = sind 6 4 = 14 4 4 Wahrscheinlichkeit, die Leser von 4 Ausgaben zu erreichen: =1 15 _ 1 15 = 14 15 Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 33 kumulierte Reichweite niedriger Anteil regelmäßiger Nutzer hoher K1 Zahl der Schaltungen 1 Bild: 2 3 4 5 6 Kumulierte Reichweiten und Einschalthäufigkeit in einem Medium (Quelle: Schmalen 1992, S. 128) WLK = Weitester Leserkreis K1-Wert Der Kl-Wert bezeichnet die durchschnittliche Leserschaft einer Zeitschrift, errechnet aus den Angaben zur Lesehäufigkeit des Weitesten Leserkreises. Die Praxis hat gezeigt, dass die so ermittelten "K1-Werte" aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsmethode vom Leser pro Nummer abweichen. Diese Differenzen ergeben sich aus Verzerrungen, die durch die ungenaue Schätzung der Befragten über ihr Leseverhalten entstehen. Da sich kein Außenkriterium als objektiver Maßstab dafür anbietet, Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 34 ob der LpN-oder der K1-Wert der Wirklichkeit eher entspricht, hat man bei der LA 67 und 68 den Kl-Wert dem LpN angeglichen. Es gab in Fachkreisen einige Diskussionen darüber, ob dieses Vorgehen zulässig sei, da die ursprünglich von den Befragten gegebenen Antworten verändert werden. Diese Veränderung erfolgt aber nicht willkürlich, sondern aufgrund der Überlegung, dass die Befragten einen kürzer zurückliegenden Zeitraum, wie ihn die LpN-Frage beinhaltet, besser erinnern können. Dabei werden unter Beibehaltung des weitesten Leserkreises die Frequenzangaben des Lesers - ausgedrückt in Wahrscheinlichkeiten - soweit "verschoben", dass der errechnete K1-Wert und der erfragte LpN übereinstimmen. Durch die weitere Verschärfung der LpN- Frage (Kalendervorlage) und die gleichzeitige Ausweitung des weitesten Leserkreises über die 12er-Skala hinaus auf Personen, die überhaupt schon einmal ein Heft eines bestimmten Titels gelesen hatten, wurden die Differenzen zwischen LpN und Kl-Wert zu groß. Eine Justierung in der bis dahin gebräuchlichen Form konnte von den Fachleuten nicht mehr verantwortet werden. Nach langen Diskussionen wurde deshalb für die LA 1969 ein Mittelwert-Verfahren eingeführt. Die über diesen "Kompromiss" ermittelten Werte waren weder mit dem LpN noch mit dem bisherigen K1-Wert vergleichbar. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, für diese neugeschaffene Grundeinheit, die ebenfalls die Leserschaft einer durchschnittlichen Ausgabe definiert, eine neue Bezeichnung einzuführen. Statt LpN bzw. K1 ist seitdem der Leser pro Ausgabe (LpA) bzw. Nutzer pro Ausgabe die Grundwährung der Mediaplanung. Die Berechnung der Leser pro Ausgabe erfolgte dabei über Lesewahrscheinlichkeiten, die nach der Frequenzfrage ja bereits vorlagen, für den Leser pro Nummer aber durch ein aufwändiges Rechenverfahren empirisch ermittelt werden mussten. Mit dieser neu gewonnenen mittleren Wahrscheinlichkeit war die Grundlage für alle MAAuswertungen geschaffen worden. Auch der Leser pro Ausgabe ließ sich somit analog zur Kl-Wert-Berechnung ermitteln. Über diesen im Grunde nicht endgültig befriedigenden Kompromiss des Mittelwertes war die Fachwelt jedoch auch nicht glücklich, so dass nach besseren Wegen zur Lösung der Differenz LpN/ K1 gesucht wurde. In der jetzigen Media-Analyse gilt als Medieneinheit wieder der Leser im Erscheinungsintervall. An diesem Wert wird der K1 "geeicht". (Quelle: Medialexikon unter www.mediapilot.de/ - Zugriff am 12.1.2008) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 35 (2) Kontaktbewertung (nach Schmalen 1992, S. 146-155) (2.1) Zielgruppengewichtung ■ sozio-ökonomische Merkmale (Einkommen, Beruf, Ausbildung etc.) ■ demographische Merkmale (Alter, Region, Geschlecht etc.) ■ psychographische Merkmale (Motive, Lebensstile, Einstellungen etc.) ■ Besitz- und Verbrauchsmerkmale Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 36 ZG K1 j = a •α j • K1j + b • β • K1j j K1 = Nutzer pro Ausgabe j = Werbeträger ZG = Zielgruppengewichtung 0 < a, b < 1 (Gewichtungsfaktoren für Zielgruppen, Relevanz) αj+βj ≤ 1 (Anteil der Zielgruppen an einem Medium) Tausender-Kontakt-Preis (TKP) (a) ungewichtet TKPj = Kosten je Belegung des j-ten Mediums • 1000 Nutzer pro Ausgabe des j-ten Mediums (K1j) (b) nach Zielgruppen gewichtet gTKPj = Kosten je Belegung des j-ten Mediums • 1000 Nutzer der Zielgruppe pro Ausgabe des j-ten Mediums ( K1ZG ) j Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 37 (2.2) Mediengewichtung siehe auch Kriterien der Media-Selektion mit γ = Werbewert eines Mediums 1 = durchschnittliches Medium 0,5 = unterdurchschnittliches Medium 2 = überdurchschnittliches Medium (2.3) Zielgruppen- und mediengewichtete Reichweite ZG ZG K1jG = γ • K1j Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 38 (3) Effekte des Lernens und Vergessens: Kontaktmenge pro Zeiteinheit Verteilung des Werbebudgets ■ begrenzte Kontaktzahl mit möglichst vielen Personen ■ möglichst viele Kontakte mit einer begrenzten Personenzahl Entscheidungsprobleme ■ Maximierung der Reichweite oder des individuellen Lernerfolges? ■ Substitution von Reichweite durch Lernerfolg und vice versa? Wirkungseffekte ■ Carry over-Effekt = Wirkungsverzögerung ■ Spill over-Effekt = Ausstrahlung auf andere Produkte (der eigenen Unternehmung oder konkurrierender Unternehmungen) ■ Lernen und Vergessen Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 39 Berücksichtigung von „Carry-Over-Effekten“ Werbung führt ■ nicht sofort, sondern erst später oder ■ nicht nur sofort, sondern auch später noch zu Wirkungen. Werbung in t statischer Response direkter GoodwillTransfer Absatz in t indirekter GoodwillTransfer Absatz in t + 1 Bild: Carry-Over-Effekte der Werbewirkung (Quelle: Schmalen 1992, S. 48 ff.) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 40 Exkurs: Krisenkommunikation Krisenkommunikation = kommunikative Strategien und Maßnahmen, die dazu dienen, negative Konsequenzen wie Vertrauensverlust, Imageeinbußen usw. bei Krisen und Konflikten zu verhindern. Neben den Aktivitäten nach Eintritt eines Notfalls bedeutet Krisen-PR aber auch Präventiv-Arbeit, d.h. die kommunikative Vorbereitung eines Unternehmens auf einen Störfall. Krisenpläne beschreiben die Vorgehensweise für den Fall des Eintretens einer Krise bei einem Unternehmen und alle kommunikativen Maßnahmen, die eingeleitet werden müssen. In einer akuten Krise müssen die verantwortlichen Manager in kürzester Zeit und auf Basis begrenzter Informationen Entscheidungen mit weit reichenden Folgen treffen. Wichtige Faktoren in der Krisen-PR: ■ gute Kontakte zu wichtigen Medien ■ Offenheit und Souveränität gegenüber den Medien ■ ausführliche Information der Anwohner/Verbraucher Probleme: ■ Schlechte Nachrichten und Gerüchte verbreiten sich rasend schnell über das Internet und sonstige Kommunikationsmittel ■ Sensationsgier ■ Verschiedene Gesprächsgruppen für das Unternehmen in einem Krisenfall (Journalisten, Verbraucher, Politiker...) ■ Vorbereitungs- und Präventionsmaßnahmen sind zeit- und kostenintensiv, ein Nutzen zeigt sich erst im Notfall ■ PR-Abteilungen stecken den Kopf häufig „in den Sand“ Die Folgen eines „Kommunikations-GAUs“ gehen weit über den unmittelbaren Imageschaden hinaus, da Absatzeinbußen, Produktrückrufe und Imagewerbung sehr zeitund kostenintensiv sind. Beispiele: DaimlerChrysler (A-Klasse), Shell (Brent Spar), Coppenrath & Wiese (“Feine Conditor Auswahl”) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 41 Beispiel: DaimlerChrysler Im Oktober 1997 kippte ein Fahrzeug der A-Klasse bei einem durch eine schwedische Zeitung in Schweden durchgeführten Ausweichtest auf das Dach. Zu diesem Zeitpunkt befand sich ein Großteil des Vorstandes der Daimler-Benz AG sowie die Pressesprecher des Unternehmens auf der „Tokio Motor Show“. Vorausgegangen war eine 18-monatige Einführungskampagne, so daß der Bekanntheitsgrad des Autos bei der Öffentlichkeit und die Aufmerksamkeit für die A-Klasse sehr hoch waren. In der Zeit nach dem Kriseneintritt war für die Öffentlichkeit und die Presse nicht erkennbar, ob das Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Beseitigung des Problems einleitete. Zwei Tage nach dem Fahrtest wurde von Daimler-Benz in Stuttgart ein Statement abgegeben, das die Vermutung beinhaltete, eine extreme Fahrsituation sei provoziert worden – obwohl bei einem ähnlichen internen Test kurz zuvor die inneren Räder abgehoben hatten. Letztendlich dauerte es drei Wochen, bis Medien und Öffentlichkeit ausführlich über Maßnahmen unterrichtet wurden. Zitat eines Pressesprechers: „Ein Vorstand kann nicht ein Statement abgeben, nur weil irgendwo auf der Welt ein Auto umgefallen ist“. Publikumsurteil: „DaimlerChrysler verhält sich ignorant und überheblich“ Kosten für DaimlerChrysler: ca. 150 Mio. €. Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 42 Beispiel: Shell „Brent Spar“, eine Bojen-Konstruktion zum Verladen und Lagern von Rohöl in der britischen Nordsee wurde Anfang der 90er durch den Bau von Pipelines zum direkten Transport von Öl überflüssig. Um das Entsorgungsproblem zu lösen, ließ Shell Gutachten und Studien erstellen. Als „beste“ Lösung erwies sich die Versenkung der „Brent Spar“. Diese Option war für Shell kostengünstiger als eine Demontage an Land, entsprach den staatlichen und internationalen Regelungen und auch die Gefahren hinsichtlich Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsaspekten schienen die geringsten zu sein. Im Februar 1995 begann Greenpeace sich für die Versenkung der „Brent Spar“ zu interessieren. Im April besetzten Greenpeace-Aktivisten die Ölplattform, um deren Versenkung zu verhindern. Die Presse berichtete in der Folgezeit sehr emotional. Widerstand und Boykott gegen den Konzern formierte sich weltweit, Demonstrationen und Protestaktionen wurden veranstaltet. Das Image des Konzerns war „auf dem Nullpunkt“. Heute gibt es im Intranet des Konzerns eine ausführliche Webseite, die alles enthält, was den Krisenmanagern im Notfall helfen kann (Checklisten und Anleitungen zur Erstellung von Krisenplänen und Kommunikationsstrategien, Tipps für den Umgang mit Medien, Case Studies, Seminarangebote, Adressen von externen Beratern). Außerdem werden Notfälle regelmäßig so realitätsnah wie möglich trainiert. Folge: den letzten größeren Krisenfall, einen Raffineriebrand in Köln-Godorf am 23.03.2000, überstand der Konzern ohne nennenswerten Imageschaden. Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 43 Beispiel: Coppenrath & Wiese Im Januar 2003 stirbt ein 11jähriges Mädchen nach dem Genuß einer Tiefkühltorte von Coppenrath & Wiese, 5 Familienmitglieder erkranken schwer. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch ganz Deutschland, die Verbraucher sind verunsichert. Coppenrath & Wiese richtet sofort einen Krisenstab aus Vorständen, Anwälten, Produktionsleitern und externen PR-Profis ein, der Unterlagen überprüft und Produktionslinien inspiziert. Teile der Belegschaft leisten freiwillige Wochenend-Sonderschichten, in denen Fragen von Seiten der Presse und besorgten Verbrauchern beantwortet werden. Nach 5 Tagen geben alle an der Lebensmittelprüfung beteiligten Ämter eine endgültige Entwarnung. Auf der Homepage des Unternehmens erscheint ein Pop-UpFenster, in dem Mitteilungen des nordrheinwestfälische Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des hessische Sozialministerium zitiert werden: die Torten seien unbedenklich es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem Tod eines Kindes und Erkrankungen und dem Verzehr des Produktes „Feine Conditor Auswahl“ Æ beispielhaftes Krisenmanagement des Unternehmens 4.1 Elemente Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen MIK GP 3 - 44