GELERNT IST GELERNT Wechselstromtechnik (5) GRUNDLAGEN In dieser Folge stehen die unterschiedlichen Parallelschaltungen der Bauteile im Vordergrund. Das Verhalten von Spule und Kondensator ist idealisiert, es wird also mit jeweils 90 ° Phasenverschiebung gerechnet. Z unächst ist es nützlich, sich die Grundbedingungen einer einfachen Parallelschaltung von Widerständen vor Augen zu führen: Die Bezugsgröße ist – im Unterschied zur Reihenschaltung – die Spannung, die für jedes Bauteil gleich bleibt. Der Strom ist variabel und zwar in Abhängigkeit zum jeweiligen Widerstand. Statt auf die Einzelwiderstände, wird sich jetzt auf die jeweiligen Leitwerte bezogen. Die gesamte Phasenverschiebung von Kondensator- und Spulenstrom beträgt 180 °. Parallelschaltung aus Kondensator und Widerstand In dieser ersten einfachen Schaltung (Bild 29a) bildet das Stromdreieck (Bild 29b) – aufgrund der erwähnten unterschiedlich großen Ströme – die Basis der Berechnungen: S = U ⋅I P = U ⋅IR QC = U ⋅IC R I Z, φ IC φ IR Quelle: BFE IC c) XC S I φ P U d) Bild 29a: Parallelschaltung von Widerstand und Kondensator Y φ Quelle: BFE G Bild 29b, c, d: Strom-, Leistungs- und Leitwertdreieck bezogen auf die Parallelschaltung von Widerstand und Kondensator Ergänzende Lerninhalte online Die gedruckten Inhalte dieser Grundlagenserie werden durch online-basierte Lerninhalte ergänzt. Als »de«-Abonnent haben Sie exklusiv die Möglichkeit, sich parallel zum Durcharbeiten des Artikels im Heft auf einer Lernplattform einzuloggen. Hier können Sie sich die im Text behandelten Inhalte durch eine Lernsoftware näher erklären lassen. Online stehen Ihnen zusätzlich animierte Inhalte und kurze Aufgaben zur Überprüfung des Lernfortschritts zur Verfügung. Um diesen Service nutzen zu können, gehen Sie bitte auf unserer Homepage zur Online-Version dieses Beitrags unter www.elektro.net/12700/wechselstromtechnik-5. Dort finden Sie dann den Link zur Online-Lernsoftware. 74 QC BC Die Leitwerte Y = Scheinleitwert, G = Wirkleitwert und = Blindleitwert werden in Siemens (S) gemessen. Der Leitwert ist allgemein der Kehrwert des Widerstandes. Die Berechnungen der Einzelkehrwerte verhalten sich entsprechend: I Y = U I G= R U I BC = C U Auch zu dieser Schaltung (Bild 29a) ein Berechnungsbeispiel, bei dem die Scheinleistung S und der Leistungsfaktor cos φ zu berechnen sind. Die Daten sind: • U = 230 V • f = 50 Hz • C = 1,5 μF • P = 100 W Zunächst lässt sich mit den gegebenen Daten der Blindwiderstand des Kondensators berechnen. Die Kreisfrequenz ω ist abgeleitet aus dem Kreisumfang und der anliegenden Netzfrequenz von 50 Hz. Daraus erklärt sich auch die Frequenzabhängigkeit des Bauteils. Mit zunehmender Frequenz wird der Blindwiderstand des Kondensators immer geringer. Über die Einzelströme gelangt man zum Phasenverschiebungswinkel und schließlich zur Scheinleistung. LÖSUNG AUFGABE 3 ERGEBNISSE VERSCHIEDENER LEISTUNGSFAKTOREN cos φ 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 S in VA 4 000 3 333 2 857 2 500 2 222 2 000 I in A 17,4 14,5 12,4 10,9 9,7 8,7 PV in W 303 210 154 119 94 76 de 7.2013 Quelle: BFE b) IR GELERNT IST GELERNT XC = 1 1 = = 2122Ω ω ⋅C 2 ⋅ π ⋅ 50 1 ⋅1,5µF s IC = U 230 V = = 0,1084 A X C 2122Ω IR = P 100 W = = 0,435 A 230 V U tan ϕ = IC 0,1084 A = = 0,2492 0,435 A IR ⇒ ϕ = 14° b) φ Z, φ R IR IR IL I XL IL Quelle: BFE I Bild 30a: Parallelschaltung von Widerstand und Spule U a) ⇒ cos ϕ = 0,97 b) I I = R = 0,448 A cos ϕ IR S = U ⋅I = 230 V ⋅ 0,448 A = 103,04 VA R Z, φ IL XL IL IC I IB IB Parallelschaltung aus Spule und Widerstand XC I φ IR IC U a) Quelle: BFE Diese Schaltung (Bild 30a) lässt sich nach dem gleichen Muster berechnen wie die ParallelschalBild 31a: Parallelschaltung von Widerstand, Spule und Kondensator tung von R und XC. Der Unterschied ist, dass diese Schaltung in der niederfrequenten WechselstromU 230 V technik eigentlich nicht vorkommt, da es keine Spule gibt, die als IR = = = 1,15 A R 200Ω rein induktiv angesehen werden kann. Auch hier würde das Stromdreieck (Bild 30b) als grafische Unterstützung zur BerechU 230 V nung dienen. = = 0,767A IL = 300Ω X Dennoch gibt es Situationen, in denen man mit diesem SchalL tungsansatz rechnen kann. Wenn man z. B. aus dem ReihenerU 230 V satzschaltbild einer Spule eine wirkungsgleiche ParallelersatzIL = = = 1,533A X 150Ω schaltung ableitet. Sie ist die Voraussetzung für die Berechnung C von gemischten Wechselstromschaltungen, in denen sowohl Reihen- als auch Parallelschaltungen vorkommen. In der nächsten Über die Ströme und die Winkelfunktionen des rechtwinkligen Folge wird eine Parallelschaltung mit allen drei Idealbauteilen beDreiecks lässt sich schließlich der Phasenverschiebungswinkel rechnet. herausfinden: IB = IC −IL = 1,533A − 0,767A = 0,767A(kap.) Parallelschaltung aus Kondensator, Spule und Widerstand Zum Schluss dieses kürzeren Kapitels folgt noch die Berechnung einer Parallelschaltung aus allen drei Bauteilen (Bild 31a). Durch die Betrachtung des Stromdreiecks (Bild 31b) wird schnell klar, wo die Reise hingehen soll: Durch den kleineren Blindwiderstand des Kondensators, ist der Strompfeil des kapazitiven Blindstroms länger und wird nur teilweise durch den induktiven Anteil des Blindstroms aufgehoben. Die Vorgaben zu nachstehender Rechnung machen es einfach, zunächst die Einzelströme zu berechnen und in das Stromdreieick abzutragen: • U = 230 V • R = 200 Ω • XL = 300 Ω • XC = 150 Ω • f = 50 Hz www.elektro.net I = IR2 + IB2 = cos ϕ = (1,15 A) 2 2 + ( 0,767A) = 1,382A IR 1,15 A = = 0,832(kap.) I 1,3821A Im folgenden Beitrag geht es um gemischte Schaltungen aus Spule, Kondensator und Widerstand, für die zunächst Ersatzschaltungen gefunden werden müssen. (Fortsetzung folgt) AUTOR Karl-Heinz Bleiß, Fachautor, Hatten 75