Die Sinfonien des Johannes Brahms ein abenteuerliches Stück Musik-THEATER Die Sinfonien des Johannes Brahms ein abenteuerliches Stück Musik-THEATER mit Jürgen Clemens Heidrun Grote Christina Vayhinger Sunga Weineck Musik: Lichtdesign: Bühne: Kostüme: Technik: Regieassistenz: Dramaturgie: Inszenierung: Johannes Brahms Barbara Gescher Boris Gerrit Knoblach Andreas Mangano Rupert Franzen Katja Winke Dipesh-Nalin Shapriya Antje Probst Dietmar Kobboldt Premiere 12. September 2002 – Studiobühne Köln Dauer: 2 1/2 Stunden mit Pause Befangenheit ist das erste Gefühl, wie bei jeder jähen Begegnung zwischen einem Lebenden und einem Toten, zwischen einer Psyche, die eben erst ihren Ausdruck findet, und einem manifest und ortlos gewordenen Geist. Durs Grünbein c.t.201 dankt der Studiobühne Köln und allen MitarbeiterInnen, Gabriele Fischer, Mechthild Gescher, Dorothee Noy, Joachim Röderer, der Fielmann AG und Herrn Rehbein von der Uniklinik Köln für die freundliche Unterstützung. Im Herbst 1992 fanden sich sechs Theaterleute aus der freien Kölner Szene zur Gruppe c.t.201 zusammen und im Sommer 1993 folgte die Gründung des gemeinnützigen Vereins c.t.201 – freies Theater Köln e.V. Der Name geht zurück auf die Bezeichnung einer Farbfilterfolie für Scheinwerfer, den sogenannten Tageslicht-Filter. Die klare Konturierung und das gleichzeitige stimmungsvolle Wechselspiel des Tageslichts sind für unsere Theaterarbeit Programm. Nach Heiner Müllers HamletMaschine (März 1993) und den Hymnen an die Nacht von Novalis (Januar 1994) haben wir uns in einer Trilogie mit Johann Wolfgang von Goethe beschäftigt: Nach PrometheuS (August 1994) und Faust – der Tragödie zweiter Teil (März 1995) kam mit Iphigenie auf Tauris diese Arbeit zunächst zu einem Abschluß. Es folgte dann Amphitryon von Heinrich von Kleist (September 1996), die Uraufführung von Titanic – Sternennacht von Martin Kuchejda, Parzival oder: Die Suche nach dem heiligen Gral (November 1997) nach Wolfram von Eschenbach, Ein Traumspiel von August Strindberg (November 1998), IchundIch von Else Lasker-Schüler (April/Mai 1999), Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing (September 2000) und im Herbst des letzten Jahres die Uraufführung von Mythos – Eine Reise durch die Zeit des Vergessens von Martin Kuchejda. In der gemeinsamen Arbeit entwickelte sich unter der Leitung von Dietmar Kobboldt ein Theaterstil, der nicht nur das Spiel, sondern auch Bühne, Licht, Dramaturgie und insbesondere Musik als konstruktive Elemente des Theaters begreift. Die Größe des Ensembles wird dabei bewußt auf das für das jeweilige Stück Wesentliche reduziert. Die Produktionen von c.t.201 sind immer das Ergebnis einer kritischen Auseinandersetzung mit einer literarischen und/oder einer musikalischen Vorlage. Wir versuchen, mit den Mitteln des Theaters über die Vorgaben des Textes hinauszugehen und dem Zuschauer durch das Zusammenspiel der Theaterelemente einen sinnlichen Zugang zu Text, Musik und Theater zu ermöglichen. Fast alle unsere bisherigen Produktionen wurden von der Kölner Fachjury für den Kölner Theaterpreis nominiert. Iphigenie auf Tauris erhielt 1995 die begehrte Auszeichnung. Johannes Brahms 1883 Wenn Sie Interesse an unserer Arbeit haben, senden wir Ihnen gerne weitere Informationen zu. Bitte wenden Sie sich an: c.t.201 – freies Theater Köln e.V.: Rothehausstraße 14, 50823 Köln Tel. (0221) 51 95 56, Fax (0221) 43 94 48, E-mail: [email protected] 2 3 WAS SOLL EINE SINFONIE AUF DER BÜHNE – ANMERKUNGEN ZU EINEM WIDERSPRUCH Charme und Melone“ – sind für mich persönlich bis heute ein großes Geschenk und möglicherweise die erste Keimzelle zu dem Projekt „Die Sinfonien des Johannes Brahms“. Ein Theaterprojekt zu den Sinfonien des Johannes Brahms – das scheint ein Widerspruch in sich zu sein, gilt doch gerade Brahms als der Vertreter der absoluten Musik, jener musikalischen Richtung also, die sich gegen jedes konkrete Programm wendet und die Musik sozusagen „pur“ realisiert wissen will. Im Rahmen der absoluten Musik gilt die Sinfonie als jene Kunstform mit der höchsten Vollkommenheit und Johannes Brahms war sicherlich derjenige, der die Sinfonie in ihrer ursprünglichen formalen Gestalt zu einem nie zuvor erreichten Höhepunkt geführt hat. Zwar gibt es auch später große Komponisten, die sich der Sinfonie zugewandt haben, aber diese (z.B. Mahler oder Bruckner) lösen sich schon deutlich vom eigentlichen Formschema dieser Kunstform, entwickeln es weiter, verändern es – wie sie es für ihre künstlerische Aussage notwendig brauchen. Setzen wir also Johannes Brahms als den End- und Höhepunkt des sinfonischen Schaffens „alter Schule“, so erklärt sich damit die Frage „Warum gerade Brahms?“, nicht aber die Frage „Was soll eine Sinfonie auf der Bühne?“. Es ist viele Jahre her und war zu einer Zeit, als Computer nahezu unbekannt waren und die Idee, man könne elektrische Geräte zeitgenau programmieren lediglich belächelt in Science-Fiction-Filmen vorkam – also etwa vor 30 Jahren. Ich hatte damals zur Konfirmation einen Kassettenrecorder geschenkt bekommen und angefangen, sogenannte klassische Musik aufzunehmen. Eines Nachts so gegen 23 h übertrug ein Sender ein mir unbekanntes Werk: die Sinfonietta von Leos Janácek. Ich nahm also meinen neuen Recorder, legte das Mikrofon auf einen Stapel Bücher, so daß es direkt vor dem Lautsprecher lag, drückte im richtigen Moment auf die Starttaste – und schlief ein. Ich träumte von John Steed und Emma Peel. Bei einem der vielen Abenteuer war Emma Peel gestorben, und jetzt fuhren mehrere Leichenwagen durch einen dunklen Wald in Richtung Friedhof. Es war Nacht. Aber auf allen Tannenzweigen saßen kleine Elfen und hielten Kerzen in den Händen. Es war der schönste Trauermarsch, den ich jemals erlebt habe. Es war der 4. Satz der Sinfonietta von Leos Janácek. Niemals seither kann ich dieses Stück absoluter Musik hören, ohne daß mir die Bilder meines Traums vollkommen gegenwärtig wären. Diese Bilder, die an Subjektivität kaum zu überbieten sind – denn zu Janáceks Zeiten (1854-1928) gab es weder Fernsehen, geschweige denn eine Fernsehserie wie „Mit Schirm, 4 Ich glaube nicht, daß es so etwas wie „absolute Musik“ überhaupt gibt, und wenn es sie gäbe, wäre sie ungeheuer uninteressant und langweilig, wie etwa die Etüden von Carl Czerny, die einen unschätzbaren Wert als Fingerübungen auf dem Klavier haben – aber Musik, gute Musik sind sie mitnichten. Hingegen ist die berühmte 5.Symphonie von Ludwig van Beethoven für mich bis heute das erschütternde Dokument eines Künstlers, der seine eigene Musik nicht mehr zu hören vermag. Künstlerbiographien besitzen meist ein großes Potential an Emotionen, Leiden, Leidenschaften, Verzweiflung. Selten ist mir die Biographie eines Künstlers, eines Komponisten, begegnet, die so erschreckend normal ist, ja geradezu langweilig, wie die von Johannes Brahms. Er wurde weder taub, noch wahnsinnig, wurde weder als Revolutionär durch Europa gejagt, noch starb er früh mit 35 Jahren. In Hamburg geboren, in Wien gestorben, an Magenkrebs mit 63 Jahren, Protestant, unverheiratet, nicht einmal unehelichen Kinder, durchaus anerkannt, selten Geldsorgen, Ruhe und Muße zum künstlerischen Schaffen. Dagegen stehen aber seine Werke, insbesondere seine vier Sinfonien, die einfach keine Nachfolgerin haben sollten. Brahms hat vier Sinfonien geschrieben, weil er damit alles zu diesem Thema gesagt hatte, nicht, weil ihm „der Tod die Feder aus der Hand genommen“ hatte. Aber sind diese Werke Produkte eines Langweilers, sind sie nur schöne Tonsätze, sind sie einfach Fingerübungen innerhalb eines Formgefüges? Ich vermag das nicht zu glauben. Natürlich liegt den vier Sinfonien kein „Programm“ zugrunde wie etwa der „Moldau“ von Bedrich Smetana, aber ebenso natürlich ist es, daß diesen Sinfonien ETWAS zugrunde liegt, liegen muß, was weit, sehr weit über die reine Formerfüllung hinausgeht. Aber selbst wenn einige von uns das „Programm“ der Moldau kennen, sehen wir denn vor unserem inneren Auge den gleichen Fluß, den Smetana beschrieben hat? Vielleicht wissen wir, daß die Moldau zwei Quellen hat, vielleicht waren wir schon einmal in Prag, aber Smetanas Bilder sind nicht unsere Bilder, sein Empfinden ist nicht unser Empfinden, seine Moldau ist nicht unsere 5 Moldau. – Und mein Sinfonietta-Traum kann und darf niemals Ihr Traum werden. Und Johannes Brahms? Seine Sinfonien haben kein Programm. Sie beschreiben keine konkreten Bilder. Sie erzählen keine Geschichte im narrativen Sinn. Und dennoch spürt man in jeder Note den unbedingten Willen, daß es so und nur so möglich ist. Der biographisch langweilige Brahms hat eine große Seele und aus dieser speist er die ungeheure Kraft seines sinfonischen Schaffens. Aber auch dieser „großen Seele“ liegen Ereignisse, Erlebnisse, Wünsche, Sehnsüchte und Träume zugrunde. Seine Bilder sind nicht konkret, es sind subjektive Bilder, Bilder der Seele, seiner Seele, oder einfach: Seelenbilder. Und diese erreichen und berühren uns gleichermaßen und dennoch erreichen und berühren sie jeden Menschen individuell – oder eben auch nicht. Johannes Brahms lebte sein Leben als Mensch und als Komponist. Selbstverständlich fließen seine subjektiven Erlebnisse, Gefühle und Gedanken in seine Kompositionen ein. Ebenso natürlich ist es, daß er seiner Musik eine Form gibt – in unserem Beispiel die der Sinfonie. Brahms komponiert, es entsteht eine Partitur. Diese gibt er seinem Verleger, dieser läßt sie drucken. Ein Dirigent studiert die Partitur und macht sich seine eigenen, subjektiven Gedanken. Er gibt ein Konzert, dessen Schallwellen von einer Rundfunkanstalt aufgezeichnet werden. Diese Schallwellen werden gespeichert, es entsteht ein Tonträger. Ein technisches Gerät verwandelt die gespeicherten Schallwellen zurück in Musik, die wir, die Hörerinnen und Hörer wahrnehmen. Unser Trommelfell sendet Informationen an unser Gehirn, wo sie auf all' unsere anderen Gedanken, Erlebnisse und Gefühle treffen. Je nach individuellem Vermögen nehmen wir sogar die Form der Musik wahr. Die Musik erreicht unsere Seele wenn wir die Bereitschaft dazu haben. Das biographische Leben von Johannes Brahms mag uns nicht weiter interessieren. Und dennoch erreicht uns sein musikalisches Schaffen letztendlich auf der gleichen Ebene, wie der Komponist sie gemeint hat. Oder: Die subjektiven Seelenbilder des Johannes Brahms erreichen trotz vieler Zwischenschritte wiederum unsere Seele. Die Bilder haben sich verwandelt, auch weil historisch viel Zeit vergangen ist. 6 Ausdrucksgehalt einzelner musikalischer Dimensionen nach Kate Hevner Meine Interpretation der „Sinfonien des Johannes Brahms“ ist eine subjektive. Umso mehr gilt an dieser Stelle mein Dank den Schauspielerinnen und Schauspielern, gilt mein Dank Jürgen Clemens, Heidrun Grote, Christina Vayhinger und Sunga Weineck, daß sie den Mut und das Vertrauen hatten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Es war eine schöne Arbeit! Ihnen, den Zuschauerinnen und Zuschauern, wünsche ich nicht mehr und nicht weniger als einen spannenden Theaterabend. Dietmar Kobboldt im September 2002 7 JOHANNES BRAHMS AN CLARA SCHUMANN AM SONNTAG, DEN 12. AUGUST 1855 Clara Schumann Meine geliebte Freundin, den ganzen Tag habe ich nun fleißig gespielt und gelesen und immerfort an Sie gedacht, nun will ich´s Ihnen aber auch in aller Ruhe erzählen. Ich denke immer an Sie, lange habe ich an niemand so freundlich und ohne Aufhören gedacht; heute hoffe ich nun von früh an für den Abend auf einen Brief von Ihnen, der mir recht Liebes aus Hamburg erzählt, ich sehne mich danach. [...] Frl. von Meysenbug hat mir einen Brief geschrieben, dick überzuckert, ich wäre ihr hochverehrter, genialischer Meister! Was die Leute gleich einen Begriff haben, wenn ein junger Mensch etwas Besonderes schreibt! Wie mancher Jüngling wünscht sich wohl Adlerflügel und bildet sie sich wohl auch ein, gerät er hernach in die Bücher und Noten, dann klebt er gleich am Staub fest und vergißt das Fliegen. Ich fürchte das doch zum Glück nicht häufig von mir, aber oft macht´s mich traurig, daß ich gar nicht mehr weiß, wie man komponiert, wie man schafft. Ich wünschte, diese Zeit wäre bald vorüber, und ich wäre freier und mutiger, ich könnte krank werden vor Sehnsucht nach einem neuen, frischen Ton. Denken Sie, bisweilen glaube ich fest, daß ich recht krank würde und dann doppelt gesund! Wieder manchmal, ich sei kränklich gewesen und jetzt am Genesen. Wie unglücklich wäre ich vielleicht, wenn ich Sie nicht hätte! An Ihnen lerne ich immerfort, daß man Lebenskraft (=lebenskräftiges Schaffen) nicht aus Büchern holen kann, sondern nur aus der eigenen Seele. Man muß nicht herein, sondern hinaus empfinden. Sie müssen immer bei mir bleiben als mein guter Engel, dann wird gewiß aus mir, was werden soll und kann. Ich lese mein Geschwätz nicht wieder durch, verzeihen Sie´s und lassen Sie sich herzlich umarmen von Ihrem Johannes 9 NEUE BAHNEN Es sind Jahre verflossen, – beinahe ebenso viele, als ich der früheren Redaktion dieser Blätter widmete, nämlich zehn, – daß ich mich auf diesem an Erinnerungen so reichen Terrain einmal hätte vernehmen lassen. Oft, trotz angestrengter produktiver Tätigkeit, fühlte ich mich angeregt; manche neue, bedeutende Talente erschienen, eine neue Kraft der Musik schien sich anzukündigen, wie dies viele der hochaufstrebenden Künstler der jüngsten Zeit bezeugen, wenn auch deren Produktionen mehr einem engeren Kreise bekannt sind. *) Ich dachte, die Bahnen dieser Auserwählten mit der größten Teilnahme verfolgend, es würde und müsse nach solchen Vorgang einmal plötzlich einer erscheinen, der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen berufen wäre, einer, der uns die Meisterschaft nicht in stufenweiser Entfaltung brächte, sondern, wie Minerva, gleich vollkommen gepanzert aus dem Haupte des Kronion spränge. Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer **) gebildet in den schwierigsten Satzungen der Kunst, mir kurz vorher von einem verehrten bekannten Meister empfohlen. Er trug, auch im Aeußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: das ist ein Berufener. Am Klavier sitzend fing er an, wunderbare Regionen zu enthüllen. Wir wurden in immer zauberischere Kreise hineingezogen. Dazu kam ein ganz geniales Spiel, das aus dem Klavier ein Orchester von wehklagenden und lautjubelnden Stimmen machte. Es waren Sonaten, mehr verschleierte Symphonien, – Lieder, deren Poesie man, ohne die Worte zu kennen, verstehen würde, obwohl eine tiefe Gesangsmelodie sich durch alle hindurchzieht, – einzelne Klavierstücke, teilweise dämonischer Natur von der anmutigsten Form, – dann Sonaten für Violine und Klavier, – Quartette für Saiteninstrumente, – und jedes so abweichend vom andern, daß sie jedes verschiedenen Quellen zu entströmen schienen. Und dann schien es, als vereinigte er, als Strom dahinbrausend, alle wie zu einem Wasserfall, über die hinuterstürzenden Wogen den friedlichen Regenbogen tragend und am Ufer von Schmetterlingen umspielt und von Nachtigallenstimmen begleitet. * Ich habe hier im Sinn: Joseph Joachim, Ernst Naumann, Ludwig Norman, Woldemar Bargiel, Theodor Kirchner, Julius Schäffer,Albert Dietrich, des tiefsinnigen, großer Kunst beflissenen geistlichen Tonsetzers F.E.Wilsing nicht zu vergessen.Als rüstig schreitende Vorboten wären hier auch Niels W. Gade, E.U. Mangold, Robert Franz und St. Heller zu nennen. ** Eduard Marxsen in Hamburg 10 Wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm die Mächte der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen, so stehen uns noch wunderbare Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor. Möchte ihn der höchste Genius dazu stärken, wozu die Voraussicht da ist, da ihm auch ein anderer Genius, der der Bescheidenheit, innewohnt. Seine Mitgenossen begrüßen ihn bei seinem ersten Gang durch die Welt, wo seiner vielleicht Wunden warten werden, aber auch Lorbeeren und Palmen; wir heißen ihn willkommen als starken Streiter. Es waltet in jener Zeit ein geheimes Bündnis verwandter Geister. Schließt, die ihr zusammengehört, den Kreis fester, daß die Wahrheit der Kunst immer klarer leuchte, überall Freude und Segen verbreitend! Robert Schumann ÜBER DIE SYMPHONIEN Überblickt man die vier Symphonien, die Brahms geschrieben hat, so gewinnt man das Bild eines in besonderem Maße geschlossenen Oeuvres, deutlicher geschlossen jedenfalls als das symphonische Werk anderer großer Komponisten. Offensichtlich hat auch Brahms selbst die Empfindung gehabt, daß er mit der 4. Symphonie sein letztes Wort in dieser Gattung gesagt hatte, denn in den ihm noch verbleibenden elf Lebensjahren gibt es keinerlei Anzeichen dafür, daß er an ein weiteres symphonisches Werk auch nur gedacht hätte. Man hat erwogen, daß sich Brahms mit der Vierzahl von Symphonien an sein angeblich großes Vorbild Robert Schumann gehalten habe; doch wird die prägende Rolle Schumanns ohnehin überschätzt, und mit seinen Symphonien hat Brahms in keinem einzigen Punkt an dessen Werke angeknüpft. Ein plausiblerer Grund für jene Einschätzung mag in der Paarbildung der beiden ersten und der beiden letzten Symphonien zu finden sein, mehr wohl aber noch darin, daß sie der Abfolge von vier Sätzen auf einer höheren Ebene zu entsprechen scheinen. Das musikalische Gewicht ruht in Brahms‘ Symphonien auf den Ecksätzen, die Mittelsätze treten dagegen im Anspruch zurück. Ähnliches läßt sich auch an der Werkreihe feststellen, ohne allerdings die 2. und 3. Symphonie deshalb abwerten oder geringschätzen zu wollen. In beiden indes vermischt sich der hohe handwerkliche und ästhetische Anspruch mit persönlichen Zügen des Komponisten, in der D-Dur-Symphonie mit seiner Naturverbundenheit in der F-Dur-Symphonie mit seiner Melancholie (die freilich in der 4. Symphonie noch fortwirkt). Die Moll-Symphonien dagegen verraten höchste kompositorische Arbeit und Anstrengung, die 1. in der Auseinandersetzung mit Beethoven, die 4. durch das unverstellte Hervorkehren des kammermusikalischen Spätstils und die Retrospektive auf Bach. Ein weiteres verbindendes Charakteristikum der Brahmsschen Symphonien besteht darin, daß sie sich – freilich in unterschiedlichen Graden an Deutlichkeit – anderen Gattungen gegenüber öffnen: dem lyrischen Klavierstück, dem Lied oder Volkslied, namentlich aber – was die Dimension und vor allem die satztechnische Faktur angeht – der Kammermusik. Gewiß waren die Werke auch anderer Symphoniker nicht radikal gegen andere Gattungen abgeschottet, wie vor allem das Beispiel Gustav Mahlers zeigt, der Symphonie und Lied aufs engste miteinander verschmelzen ließ. Das Gewicht aber, das Elemente aus anderen Gattungen in Brahms‘ Symphonien erlangen, und die Vielfalt der Beziehungslinien in ihnen lassen diesen Aspekt zu einem besonders bedeutungsvollen Merkmal werden, das über die Gattung hinaus Rückschlüsse auf 12 Die vervollständigte vollständige Partitur von E.L.T. Mesens, 1945 13 Brahms‘ Materialbegriff zuläßt. Die grenzüberschreitende Verwendung von musikalischen Mitteln, die traditionell an bestimmte Gattungen gebunden waren, könnte ein Indiz dafür sein, daß Brahms nicht von mehreren jeweils für eine Gattung spezifischen Beständen musikalischer Mittel ausging, die er im Einzelfall durch Übertragung bereicherte, sondern vielmehr von einem Gesamtrepertoire des ihm verfügbaren Materials aus dem er bei der kompositorischen Arbeit eine Auswahl traf. Genau dadurch aber hat Brahms, der stets an den traditionellen Formen und Gattungstypen festgehalten hat, gewiß ohne es zu wollen, einer generellen Tendenz des späten 19. Jahrhunderts, der Auflösung der Gattungen, Vorschub geleistet. Als noch wichtiger für die historische Wirkung von Brahms hat sich die Bedeutung herausgestellt, die dem kammermusikalisch stringenten und kein einziges Element des Tonsatzes als nebensächlich verachtenden Zugriff im Gesamtoeuvre ebenso wie in seinen Symphonien zukommt. Zu Recht hat man die Kammermusik als Kern des Brahmsschen Komponierens bezeichnet. In dieser Feststellung indes verschränken sich kompositionstechnische, ästhetische und musiksoziologische Facetten. Immer wieder wurde konstatiert, daß Brahms‘ Musik introvertiert, kompliziert und schwer zugänglich sei, daß sie sich nicht an den musikalischen Liebhaber, sondern an den Fachmann wende. Dies aber waren zu jener Zeit charakteristische Züge der Kammermusik; ihr war die Komplexität der Faktur ebenso eigentümlich wie die soziale Bestimmung für einen elitären Kreis von Eingeweihten. Bei der Symphonie hingegen, von der man Extrovertiertheit und Schlagkraft erwartete, galten solche Eigenschaften eher als Mangel. Doch gerade die kammermusikalische Ausrichtung und die aus ihr hervorgegangenen weitreichenden Variations- und Verarbeitungsverfahren, die Brahms entwickelt und über alle Gattungen ausgebreitet hat, sollten zur entscheidenden Grundlage seiner historischen Wirkung, seiner Ausstrahlung auf spätere Komponistengenerationen werden. Wenn Arnold Schönberg 1933 Brahms als „Fortschrittlichen“ vorstellte und damit das Brahms-Bild radikal zu verändern begann, waren es genau die Modelle der motivisch-thematischen Durchdringung des gesamten Tonsatzes, die er als Belege für Brahms‘ Fortschrittlichkeit anführte. Bereits der Übergang zur Neuen Musik am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde mit kammermusikalischen Werken, etwa Schönbergs II. Streichquartett Op. 10, vollzogen, und die Entwicklung der Zwölftonmusik wäre ohne Brahms‘ motivische Variationstechnik nicht denkbar gewesen. Was nun die Symphonie angeht, so haben die erklärten Nachfolger von Brahms aus der Diskrepanz, die sich zwischen dem Begriff der Gattung und sei14 nen Symphonien auftut, die Konsequenz gezogen. Max Reger etwa, dessen Nähe zu Brahms nirgends so deutlich wird wie in seinen Orchesterwerken, komponierte als symphonische Werke lediglich die Sinfonietta Op. 90 und die Serenade Op. 95, wich also schon durch die Wahl der Titel dem emphatischen Gattungsbegriff ‚Symphonie‘ aus. Und Schönberg schrieb zwei Kammersymphonien, zog also betont die Schlußfolgerung aus der kammermusikalischen Ausrichtung der Brahmsschen Symphonik. Martin Schmidt Brahms’ Kopf. Unvollendete Zeichnung von Olga von Miller zu Aicholz 15 ARNOLD SCHÖNBERG VORTRAG, ZU HALTEN IN FRANKFURT AM MAIN AM 12.11.1933 (Auszugsweise Erstveröffentlichung)* Es wird immer erzählt, Brahms „Umgang mit Menschen“ sei durch eine gewisse Trockenheit gekennzeichnet gewesen. Ich nehme an: Im Umgang mit gewissen Menschen; mit lästigen Schwätzern – da mag es seine Methode gewesen sein, gegen die Zudringlichkeit feuchten, schmalzigen Schwulstes sich mit einem Schutzwall von Trockenheit zu umgeben; und ich glaube: es wird schon noch etwas mehr gewesen sein: Grobheit, die er aufwenden mußte, wenn er abwehren wollte, womit Beredsamkeit ihn zu überfluten drohte, wenn deren Schleusen geöffnet sind. Trockenheit könnte dagegen nichts ausrichten. Und wenn auch die Betroffenen in stillschweigenden Übereinkommen es vorzogen, was ihnen zugestoßen war, als brahmsische Trockenheit zu bezeichnen, so kann man doch annehmen, jeder so Behandelte werde der Meinung gewesen sein, ihm sei Unrecht, den anderen aber Recht geschehen. Aber: Trockenheit oder Grobheit: feststeht: Hochachtung bezeigen wollte Brahms durch Trockenheit nicht. Ich aber will es tun, sie zu neuer Ehre bringen: Ich will eine trockene kompositionstechnische Frage erörtern und hoffe, es wird ein guter Stein zu Brahms Denkmal sein. Die Entwicklung der Musik, der höheren Kunstmusik, muß man bezeichnen als: gradlinig fortschreitend; insofern nämlich, als sie sich stets auf dem Weg vom Einfacheren zum Komplizierteren befindet und das auch dann, wenn sie zu gewissen Zeiten die alte Richtung aufgibt und eine neue, scheinbar neue, einschlägt. Eine strenge Überlegung zeigt, daß das gar nicht anders sein kann. Insoweit nämlich, als Musik einen Zuhörer voraussetzt, an den sie sich also wendet; dem sie mithin etwas sagen, etwas mitteilen will, insofern kann sie gar nicht anders verfahren, kann sie gar nicht anders beschaffen sein, als so wie das Auffassungsvermögen eben dieses Zuhörers es fordert und zuläßt. Dem schaf- fenden Künstler zwar mag solches gar nicht zum Bewußtsein kommen; er glaubt nur sich auszudrücken, so wie die Uhr nur ihre 24 Stunden angibt, ohne Rücksicht darauf, ob es dieser Tag, jener Monat, jenes Jahr oder Jahrhundert sei, was es aber doch in der Tat ist! Was es ist im Bewußtsein aller, ausgenommen das der Uhr. Der Schaffende braucht das nicht zu wissen und wird dennoch nicht zu einem Zuhörer von Atomzertrümmerung reden, wenn dieser nicht weiß, was Atome sind, wie er umgekehrt nicht einen, der sich mit Atomzertrümmerung befaßt, erklären wird wollen, was man bisher von den Atomen gehalten habe. Da aber in höherer Kunstmusik der Schaffende seinen Zuhörer achtet, setzt er voraus, dieser werde beleidigt sein, wenn man ihm Längstgesagtes immer wieder von Neuem vorsetzt und ihm zumutet, dies werde ihm gefallen, da das Publikum das ohnedies nicht merke. Daß ein Publikum dasselbe gute und neue Stück der höheren Kunstmusik immer wieder hören will, muß nicht bloß diese kindisch-komische Freude an der Wiederholung erfreulicher Dinge sein, sondern wird meistens sogar dem unbewußten Trieb entspringen, dieses Schöne, dieses Wahre genauer zu erkennen, mit ihm vertrauter zu werden. Ein rasches, geübtes Auffassungsvermögen wird verlangen, daß man ihm das Andere, das Weitere sagt, sobald es das Eine, das Nähere kennen gelernt hat und es ihm ein Einfaches worden ist. Darum also kann die Musik nur den Weg einer fortschreitenden Entwicklung gehen, diesen vom Einfacheren zum NächstKomplizierten. Darum werden wir Brahms Bedeutung am richtigsten zu schätzen verstehen, wenn wir herausfinden, welches sein Anteil an diesem Fortschritt war Manchem Altwagnerianer, sei es nun ein altgewordener Jung-Wagnerianer oder schlichtweg ein „geborener“ Alt-Wagnerianer, wird das sonderbar vorkommen. Waren doch nicht nur in meiner Generation, sondern auch und noch zehn Jahre später feuerbeständige Altwagnerianer geboten worden; Gralshüter des Fortschritts in der Musik, denen Brahms umsomehr als Akademiker, als Fortschritts-Gegner galt. * Dieser Vortrag ist später unter dem Titel „Brahms der Fortschrittliche“ bekannt geworden. Schattenriß von Otto Böhler 1880 16 17 Wir haben durch Strauss und Mahler gelernt, bei Wagner ebensoviel Ordnung, ja Pedanterie zu sehen, als Kühnheit, ja Phantasterei bei Brahms. Die Korrespondenz ihrer Lebenszahlen sollte es heuer zustandebringen, daß man den wahren Zusammenhang erkennt, der zwischen ihnen besteht; daß man sieht, inwieweit beide Fortschrittsmusiker und Akademiker waren, Phantasten und Formalisten. Bedenkt man die heute noch fühlbare Härte und Kühnheit mancher Brahmsischer Wendungen, wie z.B. die nach H-MoIl und zurück im c-moll-Streichquartett. Das gemahnt in der Ausnützung harmonischer Vieldeutigkeit an die traurige Weise aus Tristan. Bedenkt man nun aber auch, daß Wagners Leitmotivtechnik im Grunde den Versuch darstellt, das thematische Material einer ganzen Oper, ja einer ganzen Tetralogie zu vereinheitlichen, so ist das eine rein wieder formalistische Absicht, wie sie Brahms nicht formalistischer z.B. in der E-Moll-Symphonie durchführt, wenn er im letzten Satz die Terzen des ersten aufmarschieren lässt. Es ist überflüssig zu fragen, wessen Bedeutung in Zukunft größer sein wird, die Brahms oder die Wagners; umsomehr, als die Bewertung mit Rücksicht auf das der Zeit zugewiesene Ziel sich ändert. Dagegen aber kann man im Sinn einer fortschreitenden Weiterentwicklung der Musik sehr deutlich erkennen, inwiefern Brahms und Wagner sich von verschiedenen Seiten auf dasselbe Ziel, auf denselben Punkt des Weges vom Einfacheren zum Komplizierteren zu bewegt haben. Ich muß nun einen Augenblick von mir sprechen, weil ich mutmaßlich als Erster einen Grundsatz ausgesprochen habe, welcher vielleicht nicht bloß meinem Schaffen zugrundeliegt, der aber jedenfalls in meiner Selbstkritik eine immer ausschlaggebendere Rolle spielt: Nämlich: Ich wünsche: Gedanken an Gedanken zu reihen, gleichviel welchen Zweck jeder einzelne in der Gesamtgestaltung zu erfüllen habe; gleichviel, ob er bloß einleitende, überleitende, vorbereitende, durchführende, entwickelnde, abschweifende, abschließende, variierende oder aber grundlegende Bedeutung habe: Immer muß es ein Gedanke sein, der auch ohne solchen Zweck dort stehen müßte, wo er steht, so aussehen müßte, wie er aussieht und inhaltlich nichts anderes auszudrücken bestimmt wäre. 18 Ich habe das Glück gehabt, in der Mittelschule Deutsche Sprachlehre bei einem Lehrer zu lernen, der in Alle seine Schüler den Haß gegen abgegriffene, leere, falsche, bildlose Phrasen verpflanzte: Franz Willomitzer, Verfasser einer im alten Österreich sehr geschätzten „Deutschen Grammatik“. Dieser zwang uns Vierzehnjährige, sich den Kopf zu zerbrechen, wenn eine Einleitung z.B. oder eine Überleitung im Deutschen Aufsatz zu bringen war. „Schon die alten Griechen und Römer...“ „Wenn ich bloß die Feder eintauche“, höhnte er, „und einen Tinten(-)klex mache, so steht schon dieser Satz da.“ Oder: „Betrachten wir aber die Regierungszeit Karls des X-ten genaue... „ „Bitte, betrachten Sie genauer,“ wies er uns an, „aber machen Sie nicht vorher schon soviel Aufhebens davon. Gackern Sie erst, nachdem Sie ein Ei gelegt haben!“ Einen Schriftsteller, bei dem wir die Anwendung solcher Hilfsmittel erkennen konnten, hätten wir Vierzehnjährige ausgelacht. Trotzdem schreiben noch heute viele Erwachsene so, in der Musik aber fast alle. Ich weiß nicht recht, warum man sich in der Musik diese beleidigende Breite und Langsamkeit der Darstellung noch immer gestattet, wo man ja in der Kunstmusik keinesfalls nur für Idioten schreibt! Daß man noch immer, wenn man z.B. von einem Haus spricht, genau beschreibt wie so etwas aussieht, wie es gemacht wird und was es für einen Zweck hat. Einmal wird man ja doch auch in der Musik dazu gelangen müssen, solche Komplexe als bekannt voraussetzen zu können, einmal wird man ja doch davon absehen dürfen, einen solchen bekannten Gegenstand, bloß weil man ihn erwähnen muß, erst von allen Seiten zu zeigen, abzuwandeln, zu wiederholen, durchzuführen, ehe man weiter fortschreitet im Text. Brahms und Wagners Gedankendarstellung haben einen bedeutenden Fortschritt in dieser Richtung herbeigeführt. Wagner hat die harmonische Möglichkeit dazu geschaffen, Brahms aber die melodisch-formale. 19 VERWANDTE STIMMEN Ich sitze in der ersten Reihe auf dem Balkon. Im Saal wird gemurmelt. Ich blicke hinunter auf die Köpfe der Menschen. In der fünften Reihe sehe ich einen kleinen Jungen, vermutlich das einzige Kind hier, und neben ihm seinen Vater. Sie betritt die Bühne, sieht sie an und lächelt. Einen Augenblick, länger als nur einen Augenblick, blickt sie sich um, besorgt, suchend, dann setzt sie sich an den Flügel. Sie spielt ohne Noten, den Blick manchmal auf die Hände gerichtet, manchmal die Augen geschlossen. Was sie hört, was sie sich vorstellt, weiß ich nicht. Ihr Spiel besitzt keine forcierte Gravitas. Es ist von unvorstellbarer Schönheit – klar, lieblich, unerbittlich, Phrase über Phrase, Echo über Echo, die unvollendete, endlose „Kunst der Fuge“. Es ist eine Musik sondergleichen. Regen setzt ein. Er fällt leise prasselnd auf das Oberlicht. Auf den elften Kontrapunkt folgt die Pause. Jetzt kommt das Chaos: die ungewisse Reihenfolge der Stücke bei meiner Rückkehr – und hier im Foyer Geplauder, Klatsch, Lob. Ich kann nichts mehr hören. Ich dränge mich durch die Halle in den Regen hinaus. Ich gehe lange durch die Straßen, die Dunkelheit des Parks. Wieder einmal stehe ich neben dem Serpentine. Der Regen hat meine Tränen fortgewaschen. Musik, solche Musik, ist Geschenk genug. Warum nach Glück verlangen; warum hoffen, nicht leiden zu müssen? Es ist genug, es ist Segen genug, Tag für Tag zu leben und hin und wieder solche Musik zu hören – nicht zuviel, denn die Seele würde es nicht ertragen. Vikram Seth „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Friedrich Nietzsche 20 21 SCHLAFES BRUDER [...] Der Köhler Michel vereitelte also die Predigt und stimmte mit blechtöniger Stimme das Gloria-in-excelsis-Deo an. Nun sollte die Orgel in vollen Registern den Auferstehungschoral intonieren, aber sie schwieg. Elias, der auf der Epistelseite stand, zuckte zusammen. Wenn nämlich Oskar Adler dickfingrig präludierte, gestattete er sich den Spaß, im eigenen Kopf auch ein Präludium zu ersinnen und sich daran zu ergötzen, wie es sich verglichen mit dem anderen ausnehmen möchte. Nur so konnte er das hilflose Spiel des Organisten ertragen. Jetzt aber herrschte Stille und ein gespanntes Warten. Indessen präludierte es in Elias auf phantastische Weise. Er dachte sich den Choral auf folgende Weise einzuführen. Erst sollte in tiefen Gedacktakkorden die Trauer der drei Marien am leeren Grab dargestellt werden. Dann setzte der Baß mit einer chaconneartigen Linie ein, welche sich auf Sekundschritten aufbaute und das zähe Wegrollen des Steins ausmalen sollte. Der dritte Teil erst brachte in jubelnden Aufwärtsläufen und fanfaresken Akkorden die Gewißheit, daß Christus wahrhaftig auferstanden war. In den Siegestaumel mischte sich die Melodie des Chorals, und der Choral wurde zu einem breiten Strom unglaublich kühner Harmonien. Diese Kühnheit der Harmonien, worin das Unerwartete, das Nicht-zu-Glaubende sich ereignete, sollte dem noch zweifelnden Christen anzeigen, daß Christus das Unsägliche vollbracht hatte: die Auferstehung von dem Tode. Welch eine geniale Musik! Doch die Bauern hörten nichts von alledem. Man fing an, sich ungeduldig zu räuspern und nach der Empore zu schielen. Endlich beherzte sich der Michel und stimmte den Choral an. So feierte man die Ostermesse a cappella, und es nützte nichts, daß Peter den Elias immer wieder in die Seite zwickte, ihm zuflüsterte, er solle doch endlich die Empore besteigen. Elias wurde bei diesem Gedanken nacht vor den Augen. Konnte es sein, daß nun seine Stunde gekommen war? Nein, das konnte nicht sein![...] Am Ostermorgen wusste bereits das ganze Dorf, weshalb die Orgel nächtens geschwiegen hatte. Elias witterte seine große Stunde. Darum platzierte er sich mit Peter in der hintersten ihm so vertrauten Bank der greisen Tabakkäuer. Von dort war es nur ein Satz zur Stiege der Orgelempore. Ängstlich wartete er ab, vielleicht, daß der Lehrer doch erscheinen könnte. Aber der Lehrer erschien nicht, und das Kyrie ging trostlos a cappella vonstatten. Da wagten Peter und er sich auf die Orgel. Gewaltig staunte das Kirchenvolk, als plötzlich beim Gloria die Orgel aufbrauste und mit jubelndem Fingerwerk anzeigte, auf welche Weise sich ein Christ über diesen Tag zu freuen habe. Elias spielte eine mächtig ausholende Toccata, die in einem fünfstimmigen Fugato über die Melodie des Kirchenliedes endete. Als er 22 jedoch zum eigentlichen Choral ansetzte, fand sich niemand, der mitsingen wollte. So heftig waren die Bauern erschrocken. Darum erhob Elias selbst die Stimme und begann mit kraftvollem Baß das Gloria zu singen. Als die Minute des Schreckens ausgestanden, wagten einige Stimmen in den Gesang miteinzufallen. Sie mußten aber bald abbrechen, denn die Art dieser Musik verlangte ihren Ohren das alleräußerste ab. Jedoch im Gottesdienst das alleräußerste zu geben, war man in Eschberg nicht gewohnt. Und Elias jubilierte: Komponierte ein Adagio von so anrührender Zartheit, daß den Bauern die klammkalten Hände plötzlich warm wurden. Figurierte den Choral „Christ lag in Todesbanden“ in martialischen Motiven und endigte schließlich mit einem riesenhaften Postlusium, welches er über das Metrum von Elsbeths Herzschlagen aufgebaut hatte. Die Bauern verließen das Kirchlein mit hochgestimmter Seele. Die Musik des Organisten machte ihre sturen Gemüter lammfromm, denn eigentümlicherweise verließ niemand die Kirche vor der Zeit. Es entstand auch nicht die leidliche Drängelei beim Weihwasserstock. Einige taten plötzlich ganz ungewöhnlich vornehm, gaben mit wurstigen Händen elegante Zeichen zum Vortritt und mengten in ihren Gruß – man wird es nicht glauben – Worte nach französischem Klang.[...] Das Zustandekommen dieser seltsamen Hypnose läßt sich nur mit dem Wesen von Elias’ Musik erklären. Wohl gab es Meister, welche vor ihm die seelischen Gefühlszustände auf genuine Weise musikalisch auszubreiten imstande gewesen waren. Doch blieb es immer beim Anrühren solcher Emotionen, und der Musikliebende selbst steigerte sich dann willentlich in Emphase und tue es heute noch. Nun gibt es aber in der Sprache der Musik ein Phänomen, das bislang noch wenig erforscht worden ist. In der unerschöpflichen Kombination von Akkorden herrschen nämlich Konstellationen, deren Erklingen im Hörer etwas entfesselt, was im Grunde nichts mehr mit Musik zu schaffen hat. Denken wir an jenen Ostermorgen, wo es Elias gelungen war, den Charakter der Eschberger Bauern für Augenblicke mit Großmut zu füllen, welcher sich darin zeigte, daß sie einander in Höflichkeiten zu übertreffen suchten. Wenn er musizierte, vermochte er den Menschen bis auf das Innerste seiner Seele zu erschüttern. Er brauchte nur die gefundenen Harmonien in größere, musikorganische Zusammenhänge zu stellen, und der Zuhörer konnte sich der Wirkung nicht mehr entziehen. Ohne seinen Willen traten ihm dann die Tränen aus den Augen. Ohne seinen Willen durchlitt er Todesangst, Kindesfreuden, ja bisweilen gar erotische Empfindungen. Solches in der Musik geleistet zu haben, war das Verdienst des Johannes Elias Alder. Robert Schneider 23 DAS SCHÖNE HAT ÜBERHAUPT NICHTS MIT KUNST ZU TUN 1. Die Kunst ist eine Gehirnsekretion und exakt messbar; 2. Man muß den Gedanken wiegen und ihn wie jede andere Ware verkaufen; 3. Das Kunstwerk ist nichts anderes als ein Akkumulator von geistiger Energie; eine Symphonie komponieren oder ein Gedicht schreiben bedeutet: man nimmt eine bestimmte Anzahl von Tönen oder Wörtern, bestreicht sie mit intellektueller Kraft und klebt sie damit zusammen; 4. Die Art des Werkes hat keinerlei Wert an sich, sie kann durch die Bedingungen der Umwelt, in der sie entsteht, einen Wert erlangen: polemischer Wert, abstrakter Wert...; 5. Der Erzeuger von künstlerischer Schöpfungskraft muß am Wirtschaftsleben teilhaben, das die treibende Kraft des gesamten modernen Lebens ist. Das Geld ist einer der großartigsten, brutalsten und solidesten Pfeiler der Wirklichkeit, in der wir leben: es genügt sich auf es zu berufen, um jede Möglichkeit von Fehlern oder unbestraften Ungerechtigkeiten auszuschalten. Ferner wird eine kräftige Spritze Geschäftsgeist das exakte Bewutsein seiner Rechte und Pflichten direkt in das Blut des Geistschaffenden tragen. 6. Außer den Wörtern „Kritik“ und „Kritiker“ müssen folgende Bezeichnungen abgeschafft werden: Seele, Geist, Künstler und alle anderen Wörter, die wie diese hoffnungslos vom passatistischen Snobismus infiziert sind, und an ihre Stelle müssen exakte Bezeichnungen wie: Gehirn, Entdeckung, Energie, Geistschaffender, Fantasieschaffender ... treten. Corradini, Settimelli 24 25 HARALD HEMMING Harald Hemming wurde am 3. Dezember 1972 in Rathenow geboren, zu einer Zeit also, als die Welt noch deutlich in Ost und West gegliedert und Deutschland durch den eisernen Vorhang getrennt war. Harald war Einzelkind einer alleinerziehenden Mutter. Sie arbeitete den ganzen Tag in einem VEB, der sich mit der Herstellung von Traktoren beschäftigte. Er spielte früh im volkseigenen Kinderhort Fußball, legte jeden Morgen im volkseigenen Kindergarten den Fahneneid ab, besuchte die Polytechnische Oberschule und wurde am Ende seiner Schulzeit zum volkseigenen Schriftsetzer ausgebildet. Harald war gerade mit seiner Ausbildung fertig, als die Mauer fiel. Die sogenannte Wende brachte für Harald und seine Mutter nicht die „Segnungen“ der westlichen Welt. Seine Mutter wurde arbeitslos und der Beruf des Schriftsetzers wurde durch die Benutzung von Computern überflüssig. Harald brauchte fast zehn Jahre, die er mit Gelegenheitsjobs, Besäufnissen und Fußballrandale verbrachte, bis er sich über das Arbeitsamt zum Bürokaufmann umschulen ließ. Er siedelte nach Westdeutschland über und geht seither morgens regelmäßig in Schlips und Kragen zur Arbeit. Privat hat er seine Leidenschaft für Fußball durch eine neue ersetzt, das Computerspiel. Hier kann er seine Aggressionen, die er sonst in der Fankurve ausgelebt hat, auf einem interessanteren Level ausleben. Ansonsten plätschert Haralds Leben sehr durchschnittlich vor sich hin. 26 27 REALITÄT UND VIRTUELLE WELTEN Ein Fall, der über die New Yorker Zeitschrift „Village Voice“ in die Öffentlichkeit kam, zeigt, wie sehr sich Personen mit ihrer virtuellen Referenz identifizieren können. Es ging um eine virtuelle Vergewaltigung in einem MUD (Multi-User-Dungeons). Ein MUD-User mit dem Pseudonym „Dr. Bungle“ kannte die technische Möglichkeit, seine textlichen Äußerungen auf allen Bildschirmen der MUD-Teilnehmer sichtbar zu machen. „Dr. Bungle“ tippte nun ein paar obszöne Sätze in sein Terminal und wählte die Teilnehmerin mit dem Pseudonym „Iegba“ zum Opfer. Diese war als langjährige „Bewohnerin“ des MUD wohl bekannt. Aber wehren konnte sich das Opfer nicht. Zu spät. Was „Dr. Bungle“ geschrieben hatte, hatte er geschrieben. Was war passiert? Objektiv gesehen, tippte jemand einige Zeichen auf den Bildschirm. Subjektiv geschah eine Katastrophe für das Opfer. Zwar hat „Iegba“ versucht, die Geschichte zu vergessen, doch es ging nicht. Ein Weinkrampf überfiel sie vor dem Bildschirm. Einen Tag später forderte sie im MUD den virtuellen Tod von „Dr. Bungle“. Eine heftige Diskussion entbrannte in den Insiderkreisen. So entstand die Forderung nach einer virtuellen Legislative und Rechtsprechung. Im MUD entstanden plötzlich Gremien, Ausschüsse und Gerichte. Jörg Wurzen 28 29 GERHILD FUHRMANN Gerhild Fuhrmann wurde am 17. Juli 1968 in Stuttgart geboren. Ihr Vater besaß einen Haushaltswarenladen, ihre Mutter war Hausfrau. Gerhild war mit 12 Jahren Abstand das älteste von 4 Kindern. Ihr jüngster Bruder war leicht behindert, da es bei der Geburt, die Mutter war bereits 45 Jahre, Komplikationen gegeben hat. In Gerhilds Familie wurden der familiäre Zusammenhalt und der Gemeinschaftssinn groß geschrieben. Gerhild zeigte keinerlei Allüren eines Einzelkindes. Im Gegenteil, selbstverständlich kümmerte sie sich zur Entlastung ihrer Eltern aufopferungsvoll um ihre Geschwister. Sie liebte die Rolle der Ersatzmutter. Gerhild besuchte das Gymnasium und machte 1986 das Abitur mit durchschnittlichen Noten. Für ihren Traum, Medizin zu studieren, reichte das Abitur nicht aus. Um der Materie nahe zu sein, um ihren Wunsch zu helfen nicht aufgeben zu müssen, begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Die Ausbildung bestand sie mit Bravour. Seit 1991 arbeitet Gerhild als Krankenschwester in einem großen Stuttgarter Krankenhaus und sie ist glücklich dabei. 30 31 Doktor Horst war immer noch nicht da. Es war 8.30 Uhr und keine Spur von ihm. Schwester Sabrina liebte es, wenn er morgens beschwingt auf die Station kam. Sein federnder Gang war tänzerisch als würde er zu Musik laufen. Wo blieb er heute? Er war nie unpünktlich. War etwas geschehen? Sabrina wurde langsam nervös. Der gestrige Abend ging hier immer wieder durch den Kopf. Hatte sie einen Fehler gemacht? Bereute Doktor Horst die zärtlichen Stunden der vergangenen Nacht? Sabrina konnte sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. Seit Monaten war kein Tag vergangen, an dem sie sich nicht nach ihm verzehrt hätte und nun am Ziel ihrer allerinnigsten Wünsche angelangt, sollte vielleicht doch alles nur ein Mißverständnis gewesen sein. Hatte Robert, so nannte sie ihn seit letzter Nacht, nur einen kurzen Trost bei ihr gesucht? Sabrina wußte, daß die Ehe von Robert die reine Hölle war. Sie hatte seine Frau einmal gesehen und ihm danach gesagt, was er für eine attraktive Frau hätte. „Ja, attraktiv“, hatte er geantwortet und „hysterisch, rachsüchtig und tablettenabhängig.“ Später bat er Sabrina, diese privaten Worte bitte für sich zu behalten. Er sei nur sehr angespannt und brauchte jemanden zum Reden. Von da an blieb Sabrina oft länger, nur um noch zwei, drei Worte mit Doktor Horst reden zu können. Sie hatte Mitleid und war überzeugt, daß sie ihn glücklich machen könnte. Sie liebte ihn von ganzem Herzen. Und dann gestern...! War sie nicht am Ziel ihrer geheimsten Wünsche angelangt? Mittlerweile war es 9 Uhr. Sabrinas Nerven waren bis zur Grenze angespannt. War etwas mit seiner Frau? Wollte er sie nicht sehen? Nein, seine Frau durfte ihre Liebe nicht vernichten. Lange hatte Sabrina darüber nachgedacht, ob sie eine Ehe zerstören darf und sie war zu dem Entschluß gekommen, daß diese Ehe bereits zerstört war und sie ihren geliebten Robert nicht nur retten durfte, sondern mußte. Er selber hatte ihr doch in der letzten Nacht noch gesagt, wie sehr er sie bewundern würde, wie sehr er sich nach Zärtlichkeit gesehnt habe, wie erleichtert er sei, einmal nicht an seine Patienten oder seine Frau denken zu müssen. War das alles nur für eine Nacht? Sabrina wurde schwarz vor Augen. Sie konnte und wollte das nicht glauben. 9.15 Uhr. Es mußte etwas geschehen. Da kam ihr die Oberschwester ganz aufgeregt entgegengerannt. Sie rief schon auf dem Gang: „Sabrina, kommen sie schnell. Es ist was Furchtbares passiert. Die Frau von Doktor Horst hat eine Überdosis Tabletten geschluckt. Sie muß sofort in den OP. Der arme Doktor Horst. Er ist ganz verzweifelt. Er hängt doch so an seiner Frau.“ Johannes Brahms Wiegenlied op. 49,4 32 33 BERND MAUSBRAD Bernd Mausbrad wurde am 24. Oktober 1966 in München geboren. Seit seinem siebten Lebensjahr war er ein sogenanntes Scheidungskind. Bernd wuchs mit seinem älteren Bruder bei seiner Mutter auf. Seinen Vater hat er nie wieder gesehen. Bernd entstammt einfachen Verhältnissen, aber seine Mutter sorgte mit Fleiß und Sparsamkeit dafür, daß die Kinder eine gute Ausbildung bekamen. Bernd besuchte das Gymnasium und begann nach dem Abitur ein Psychologiestudium, weitgehend finanziert durch BaföG. Gelegentlich arbeitete er als Kabelhilfe für den bayrischen Rundfunk, was dazu führte, daß er, eigentlich gegen seine Neigung, mehr und mehr eine vorsichtige, ehrfurchtsvolle Liebe zu klassischer Musik entwickelte. Bernd heiratete während seines Studiums und wurde Vater einer Tochter. Seine finanzielle Situation war bescheiden, doch fand er nach seinem erfolgreichen Studium schnell eine Anstellung in einer psychotherapeutischen Gemeinschaftspraxis in Stuttgart. Sein Leben hätte in angenehmen Bahnen verlaufen können. Es gab jedoch ein Problem, welchem Bernd irgendwann nicht mehr entfliehen konnte, seine sexuelle Neigung zu Männern. 1999 gesteht Bernd seiner Frau seine Homosexualität, sie reicht die Scheidung ein, die Tochter bleibt bei der Mutter. 34 35 MANCHE FREILICH… LOVE OF MY LIFE Manche freilich müssen drunten sterben, Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen, Andre wohnen bei dem Steuer droben, Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne. Where you are that´s where I wanna be And through your eyes, all the things I wanna see And in the night, you are my dream You´re everthing to me Manche liegen immer mit schweren Gliedern Bei den Wurzeln des verworrenen Lebens, Andern sind die Stühle gerichtet Bei den Sibyllen, den Königinnen, Und da sitzen sie wie zu Hause, Leichten Hauptes und leichter Hände. You´re the love of my life And the breath in my prayers Take my hand, lead me there What I need is you here Doch ein Schatten fällt von jenen Leben In die anderen Leben hinüber, Und die leichten sind an die schweren Wie an Luft und Erde gebunden: I can´t forget when we are one From your lips the Heavens pour out I can´t forget when we are one With you alone, I am free Ganz vergessener Völker Müdigkeiten Kann ich nicht abtun von meinen Lidern, Noch weghalten von der erschrockenen Seele Stummes Niederfallen ferner Sterne. Everyday, every night, you alone You´re the love of my life Everyday, every night, you alone You´re the love of my life Viele Geschicke weben neben dem meinen, Durcheinander spielt sie alle das Dasein, Und mein Teil ist mehr als dieses Lebens Schlanke Flamme oder schmale Leier. We go dancing in the moonlight With the starlight in your eyes We go dancing till the sunrise You and me we´re gonna dance, dance, dance Hugo von Hofmannsthal Santana 36 37 CLAUDIA DRASTE Claudia Draste kam am 3. Januar 1969 als Tochter des Bauunternehmers Herbert Draste und der dem deutschen Kleinadel entstammenden Brigitte Draste, geborene von Hélsberg, in Bielefeld zur Welt. Claudias Elternhaus hatte Stil und Luxus und sie als Einzelkind war immer die kleine Prinzessin ihrer Eltern. Sie wurde überbehütet, genoß jegliche finanzielle Freiheit, hat aber nie wirkliche herzliche Wärme und Nähe erfahren. Die Ehe ihrer Eltern war nicht besonders glücklich und mangelnde Liebe wurde oft durch neue exklusive Anschaffungen ausgeglichen. Im Hause Draste wurde sowohl Treue als auch der gute Ruf der Familie nach außen aufrechterhalten. Claudias Ausbildung war vom Feinsten, inklusive drei Jahre in einem Schweizer Internat. Claudia lernte u.a. Klavierspielen und dachte am Ende der Schulzeit sehr wohl daran, ihr Leben im musikalischen Bereich aufblühen zu lassen. Letztendlich entschied sie sich aber für Jura, da sie mit Recht annahm, in diesem Bereich mehr Karriere machen zu können. Claudia war ehrgeizig und sehr fleißig. Nach Abschluß ihres Jura-Studiums ging sie in eine namhafte Anwaltskanzlei in München und spezialisierte sich bald auf Immobilienrecht. Claudia führt ein karrierebewußtes Single-Dasein mit wechselnden Liebschaften. 38 39 WELTFLUCHT Ich will das Grenzenlose Zu mir zurück, Schon blüht die Herbstzeitlose Meiner Seele, vielleicht ists schon zu spät zurück. O, ich sterbe unter euch! Da ihr mich erstickt mit euch. Fäden möchte ich um mich ziehen Wirrwarr endend! Beirrend, Euch verwirrend, zu entfliehen Meinwärts. IM NEBEL Else Lasker-Schüler Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein. Voll von Freuden war mir die Welt, Als noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel fällt, Ist keiner mehr sichtbar. Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt. Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein. Hermann Hesse 40 The singing butler von Jack Vettriano 41 SINFONIEN MIT THEATER… ... – ODER THEATER MIT SINFONIEN, GEHT DAS? Der Ton macht die Musik Was ist eine Sinfonie? Wird sie über den Inhalt bestimmt oder über die Form, das musikalische Gerüst? Der Form nach ist die klassische Sinfonie ein viersätziges Werk für Orchester, das bestimmten architektonischen Vorgaben folgt. Sie entwickelte sich aus dem dreiteilig angelegten Einleitungsstück der neapolitanischen Oper des 17. Jh.: schnell – langsam – schnell. Die Sinfonie wurde bald als selbständiges Konzertstück aufgeführt und auf vier Sätze ausgebaut. Der Grundgedanke dabei war, innerhalb eines geschlossenen Werkes Teile unterschiedlichen Charakters zu präsentieren: Die Satzfolge der klassischen Sinfonie lautet meist Allegro (schnell) – Andante oder Adagio (langsam; lyrisch) – Menuett oder Scherzo (tänzerisch; spielerisch) – Allegro. Die Mittelsätze stehen somit im Kontrast zu den Ecksätzen, die ihrerseits komplexer gebaut und inhaltlich gewichtiger sind. In ihrer Entwicklung von Haydn über Mozart bis hin zu Beethoven wurde die Form der Sinfonie immer weiter ausgebaut und verfeinert: die kunstvolle Verarbeitung musikalischer Gedanken erreichte in den neun Sinfonien Beethovens ihren vorläufigen Höhepunkt und Abschluß. Beethoven gelang es, durch Ausgestaltung seiner musikalischen Themen, Ausweitung der Harmonik, Dehnung der Form, Vergrößerung des Orchesters und nicht zuletzt durch Verknüpfung der thematischen Zusammenhänge neue musikalische Dimensionen zu erschließen, die die nachfolgende Komponistengeneration massiv beeinflußten. Diese spaltete sich in zwei Lager. Während die Vertreter der traditionellen Richtung, der auch Brahms angehörte, bestrebt waren, den klassischen Sinfoniebegriff reiner Instrumentalmusik mit romantischen Mitteln zu erweitern, versuchten die Anhänger der sogenannten „Neudeutschen Schule“, über die Verwendung außermusikalischer Programme neue musikalische Formen zu erschließen. Wenden wir uns Johannes Brahms zu. Er orientierte sich in seinem sinfonischen Schaffen eng an Beethoven und gilt in der Sinfoniegeschichte als dessen „direkter Nachfolger“. Sein Verdienst an der sinfonischen Entwicklung ist aber nicht, daß er Beethoven in der Komplexität der Themen, Größe des Orchesters oder Ausdehnung der Form etwa noch übertraf, sondern er entwickelte sich mit seinen vier Sinfonien zu einem Meister des Details, der motivischen Arbeit. Er verstand es, seine musikalischen Themen bis ins Kleinste zu modifizieren, ohne daß der Zusammenhang 43 ich würde sagen nein – kein Komma! Gedanken sind komplett bereits in den 38 Takten der Introduktion enthalten. Brahms stellt nicht nur Sinnzusammenhänge innerhalb der Sätze seiner Sinfonien her – was ja der Sinn und Zweck thematisch-motivischer Arbeit ist –, sondern baut in jedem Satz einen mehr oder minder prägnanten Hinweis auf die anderen Sätze ein: das deutlichste Beispiel hierfür ist am Ende von I-3 das sogenannte Alphorn-Motiv in Moll, das erst am Ende der Introduktion des 4. Satzes in voller Größe erklingt. Bei Brahms finden sich auch Berührungspunkte zwischen den einzelnen Sinfonien. Beispielsweise schimmern besonders die Hauptthemen des 1. und 4. Satzes der Vierten in den anderen Sinfonien durch. Somit ist auch ein inhaltlicher Zusammenhang innerhalb des Sinfoniezyklus von Brahms hergestellt. Jede der vier Sinfonien steht für sich, erzählt eine eigene Geschichte, jede steht aber in irgendeiner Form mit den anderen in einem großen Zusammenhang. VERWENDETE TONAUFNAHMEN I. Sinfonie: I-1 I-2: I-3: I-4: Introduktion (T. 1-38): Günter Wand, Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks, 1983 Exposition: T. 38-293 Otmar Suitner, Staatskapelle Berlin, 1988 ab T. 293 Wand, NDR Suitner, Staatskapelle Wand, NDR Wand, NDR II. Sinfonie: II-1 II-2: II-3: II-4: Exposion bis Reprise T. 1-301: Fassung für zwei Klaviere, Tove Lønskov & Rodolfo Llambias, 1992 Reprise T. 302-446: Wand, NDR Wand, NDR Wand, NDR Suitner, Staatskapelle III. Sinfonie: III-1: Wand, NDR III-2: Wand, NDR III-3: Wand, NDR Santana, Supernatural, Love Of My Life, 1999 III-4: Wand, NDR IV. Sinfonie: IV-1: IV-2: IV-3: IV-4: Daniel Harding, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, 2001 Wand, NDR Wand, NDR Wand, NDR zum Quellgedanken verloren geht. Die motivisch-thematische Verarbeitung beginnt bei ihm auch nicht erst in der Durchführung (d.i. der für die Durchleuchtung der Hauptthemen zuständige Abschnitt), sondern breitet sich auf fast alle Teile des Satzes aus. Die Ursache für die Wiedererkennung der Themen selbst in ihrer größtmöglichen Modifizierung mag in ihrer Einfachheit liegen. Brahms erfindet sehr eingängige, prägnante, fast schon banale musikalische Themen, die oft aus einem Kernmotiv von wenigen Tönen hervorgehen. Im 1. Satz der 1. Sinfonie (I-1) entwickelt er beispielsweise aus den chromatischen Anfangstönen der Einleitung sämtliche Themen und Überleitungspartien des Satzes; die zentralen musikalischen 44 Was hat nun c.t.201 mit den vier Sinfonien von Brahms zu tun? Wir erzählen vier Geschichten, jede ist einer der Sinfonien zugeordnet. Geschichten zu „absoluter Musik“, d.h. zu reiner Instrumentalmusik ohne programmatische Vorgabe zu erzählen, ist ein gewagtes Unterfangen, das selbstverständlich nur allzu subjektiv ausfallen kann. Uns hat diese Musik berührt und eine Flut von individuellen Fantasien ausgelöst, die wir im Verlauf der Produktion miteinander in Beziehung zu bringen versuchten. Insofern ist die Musik von Brahms das Programm unseres Stückes oder das Stück unser Programm zu der Musik von Brahms. Wir haben verschiedene Möglichkeiten ausgelotet, mit der Musik zu arbeiten. Dabei stellte sich natürlich die Frage, wieweit wir die äußere Form berücksichtigen, um die für uns wesentlichen musikalischen Inhalte herausfiltern zu können, ohne den Rahmen einer Theateraufführung zu sprengen. Wir haben zum Teil massiv in das musikalische Gerüst eingegriffen, Teile reduziert, verfremdet, ergänzt, ausgelassen oder rein bildlich dargestellt. Wir verwenden unterschiedliche Tonaufnahmen, auch innerhalb eines einzelnen Satzes. Wie sie im einzelnen eingesetzt wurden, zeigt der Kasten auf Seite 44. Die Mittelsätze sind stärker von diesen Veränderungen betroffen. Hier bauen sich die Beziehungen der Protagonisten zueinander auf, die sich übrigens zum ersten Mal begegnet sind. Wir erfahren den Fortgang der Geschichte und wie die Vier das Abenteuer meistern, das sie zusammengeführt hat. Die Ecksätze blieben weitgehend unangetastet, sie wurden allenfalls erweitert oder an einigen Stellen akzentuiert. 45 Sie dienen uns dazu, bewegte Bilder zu zeigen, in Stummfilm-Manier Vorgeschichten, Traumwelten der Protagonisten, Zusammenhänge in einer Art Zeitraffer aufzurollen. Das Stück „Die Sinfonien des Johannes Brahms – ein abenteuerliches Stück Musik-THEATER“ ist eine Reise in Wahrnehmungsprozesse, in die Fantasie und die Tiefen des Unterbewußtseins. Es ist melancholisch, dramatisch, anrührend, abenteuerlich und kitschig – wie das Leben – wie die Sinfonien von Brahms. Barbara Gescher KREUTZERSONATE Wir hatten uns auf unserem Flug von Brüssel nach Bordeaux noch darüber gestritten. „Ach, hören Sie mir damit auf!“ “Doch“, hatte ich beharrt. „Es spielt eindeutig eine Rolle.“ „Aber nein!“ Er holte tief Luft. Schüttelte den Kopf. Ich verstehe selber auch nicht, warum ich da etwas behauptete, woran ich, jedenfalls damals, kaum glaubte. „Es spielt eine Rolle“, wiederholte ich starrköpfig. Ich wandte mich ihm in dem knapp bemessenen Flugzeugsitz zu und faßte noch einmal in wenigen Worten zusammen, wovon dieses Streichquartett handelte. Verliebtheit einer Frau. Eifersucht ihres Mannes. Mitleid des Komponisten. Dazu streckte ich drei Finger in die Höhe. Er begann leise, sarkastisch zu lachen. “Aha. Und das haben Sie alles in der Partitur gefunden?“ “Es ist, ähm... begann ich und suchte nach einem Wort, das dem unendlich rätselhaften Kompositionsprozeß für dieses eine Mal auf markige Weise gerecht würde. “Es ist in die Noten hineingemogelt.“ Jetzt platzte er los. Er streckte die Beine in den Gang und bewegte seine gespreizten Hände auseinander. „Hineingemogelt!“ wiederholte er feixend. “Gut“, sagte ich nach einigen Sekunden pikierten Schweigens. „Dann lesen Sie doch mal den Brief, in dem Janácek seiner angebeteten Kamila schreibt, er habe bei diesem Werk an die arme, gequälte Frau gedacht, über die Tolstoi in seiner Novelle geschrieben hat.“ Van Vlooten: „Ja, ja. Und sie, die Musik, versetzt mich dann plötzlich in die Gemütsverfassung, in der sich der Komponist befunden hat...“ In meinem Eifer bemerkte ich seine aufkommende Wut nicht. Seinen getragenen Tonfall übernehmend, ergänzte ich: „ja, genau. Mein Gemüt verschmilzt mit dem seinen und wird zusammen mit ihm von einer Stimmung in die nächste versetzt...“ Denn auch ich kannte meine Russen. “Also“, sagte van Vlooten. „Ich esse gern etwas Süßes zum Nachtisch.“ „Ja. Ich auch.“ Und ich hatte den Purser bereits im Visier und winkte ihm. Man brachte uns einen mit Schokolade überzogenen Windbeutel. „Das war eine ausgezeichnete Idee“, sagte van Vlooten und biß zu. Und dann: „Das Mitleid des Komponisten! Bei allem Respekt, Mijnheer, aber das ist nichts anderes als persönliches Warm-up. Sie, die Sie so ein Schlaumeier sind, sollten das eigentlich wissen.“ “Sollte ich?“ „Ja, sollten Sie!“ Seine Stimme klang scharf. Es war diese Schärfe, die mich gönnerhaft fragen ließ: „Und nach diesem Warm-up? Nach dieser, wenn wir mal kurz annehmen wollen, ungeheuchelten persönlichen Erregung?“ 47 “Das Werk, Mijnheer. Der Bereich in dem Musik Musik ist.“ Ich leckte mir die Finger ab. Van Vlooten zog ein Taschentuch hervor. Während ich eine Papierserviette auseinanderfaltete, begann ich von der enormen Wirkung der Musik auf unser Gemütsleben zu sprechen, und daß die alten Griechen das bereits wußten. “Die phrygische Tonart wurde als staatsgefährdend betrachtet“, sagte ich. Er korrigierte mich gereizt. „Sie meinen die mixolydische. Aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.“ “Musik manipuliert“, sagte ich. „Gut. In der Tat.“ “Aber sie kann natürlich nur etwas aufstacheln, was, und sei es noch so schlummernd, bereits in einem steckte.“ Er verstaute sein Taschentuch wieder und stieß mich dabei ziemlich fest mit dem Ellenbogen. Ich fuhr fort: „Und ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, in diesem Quartett verbirgt sich unbestreitbar etwas, was von Natur aus viel, viel stärker ist als dieses Mitleid.“ Er sagte nichts und wandte den Kopf ab, als wolle er verhindern, daß das Gespräch fortgesetzt wurde. Leise, gerade eben das Dröhnen des Flugzeugs übertönend, sagte ich zu ihm: „Die Eifersucht.“ Mich bereits von unserem Dialog entfernend, begann ich an das Kratzen der Bratsche zu denken. Das Stück ist schnell, in acht Tagen, geschrieben worden, dachte ich. Er aber, Janácek, war schon jahrelang mit dieser Geschichte im Kopf herumgelaufen. Es kommt ein Moment, in dem sich ein solches Thema offenbar doch wieder in den Vordergrund schiebt. “Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?“ fragte van Vlooten etwa zehn Minuten später. Er hatte sich aufgerichtet. „Sagen Sie schon!“ “Auf gar nichts. Ich verstehe nicht, was Sie meinen.“ Hatte der Alkohol ihn aggressiv gemacht? Ich hörte ihn etwas murmeln, konnte aber nicht verstehen, was er sagte. „Haben Sie die Güte, sich zu erinnern, was ich Ihnen über meine Frauen erzählt habe!“ schrie er dann. Ich griff nach meinen Zigaretten. „Wir wollen hier doch keinen Krawall machen“, sagte ich und zündetet mir eine an. Jetzt, da ich daran zurückdenke, ist mir nicht mehr ganz klar, wie es zu der nun folgenden Situation kam. Neben uns, auf dem Gang, hockte eine Stewardeß, die mit Kehrschaufel und Besen damit beschäftigt war, die Scherben unserer Gläser zusammenzufegen. Ich versuchte derweil, eingeklemmt zwischen den Sitzen, die auf dem Boden verstreuten Zigaretten aufzusammeln, was nicht leicht war, da der Blinde mit seinen Füßen scharrte, als wolle er sie zertrampeln. Margriet de Moor MUSIKWAHRNEHMUNG UND EMOTIONEN Der Komponist setzt etwas Geistiges beziehungsweise Ideelles in eine Partitur um, die von Fingern auf Tasten gespielt wird. Dadurch entstehen Schallwellen, die wahrgenommen, erlebt und in den Ohren des Zuhörers zur Musik werden. Die physikalische Dimension der Schallfrequenz von niedrig bis hoch entspricht dabei der Skala der Wahrnehmung von tiefen bis zu hohen Tönen. Wesentlich an Musik sind aber nicht die wahrgenommenen Schallwellen, sondern daß ein Komponist oder Musiker geistige Zustände in eine Muster umsetzt, das die gleichen (oder andere) geistige Zustände beim Zuhörer wachruft. Für die sprachliche Kommunikation ist uns der folgende Vorgang sehr verständlich: Soll Kommunikation gelingen, muß der Absender nicht nur an sich selbst, sondern auch daran denken, was der Empfänger im Kopf hat. Die explizite Information verweist nicht nur auf eine Information im Kopf des Absenders, sie muß auch auf irgendeine Weise zu den richtigen Assoziationen beim Empfänger führen. Eine Aussage hat dann Tiefe und somit Bedeutung und im pragmatischen Sinne einen Wert, wenn sie sehr viel ausgesonderte Information enthält. Man kann diese Exformation nennen. In der Kommunikation ist es daher interessanter, auf das nicht gesagte (aber implizit enthaltene) Wissen zu achten, als auf das gesagte und das tun wir in der Regel auch. Will man Brahms oder die Beatles verstehen, ist es also von geringem Interesse, welche Information mit den Klängen übertragen wird; wichtig ist vielmehr, welche Exformation (=explizit ausgesonderte Information) diese Klänge erzeugt hat und welche Exformation sie beim Zuhörer hervorruft. Die Quelle von Schönheit, Wahrheit und Weisheit ist die Information, die man als Essenz abgesandt hat: die Exformation. Diese löst die entsprechenden Assoziationen beim Empfänger aus. Nun könnte man behaupten, daß es der „absoluten Musik“ – anders als der Programmmusik – gerade nicht um einen Inhalt oder das Wecken bestimmter Assoziationen geht. Für die meisten Menschen ist es in der Regel jedoch am wenigsten interessant, was genau an Noten gespielt wird, wenn sie Musik hören. Interessanter sind doch all die Überlegungen und Gefühle, die sich während des Musikhörens einstellen, in Kopf und Körper der Komponisten, Interpreten und Zuhörer. Wenn wir Musik hören, werden im Geiste bestimmte Zustände wachgerufen. Sie können, müssen aber nicht, einen Bezug zu dem Zustand haben, den der Komponist oder Interpret im Sinn hatte, als er die Musik schrieb oder spielte. Die Kodierung physikalischer Information in einer Komposition sagt sehr 49 wenig Interessantes aus, die Kodierung von Information in „subjektiven“ Begriffen dagegen sehr viel. Ob jemand ein bestimmtes Musikstück mag oder nicht, hängt weniger von der Information ab, die schon ‚in dem Stück’ liegt, als vielmehr davon, welche Information der Betreffende aus ihm herauszuholen vermag. Beim Musikhören braucht man demzufolge nicht zu wissen, wie der Interpret heißt, oder welches Volkslied in der Komposition abgewandelt wird. Man braucht weder die Partitur noch den Namen des Komponisten zu kennen, um die Musik genießen zu können. Man muß über kein Fachwissen verfügen. Man muß sich aber seiner eigenen Erkenntnisse, seiner Selbstwahrnehmung, bewußt sein. Die Aktivität bestimmter Hirnregionen beim Musizieren und Musik hören lässt sich inzwischen durch bildgebende Verfahren wie dem „Positronen Emissions Tomograph“ in unterschiedlichen Farben sichtbar machen. Für die Verarbeitung musikalischer Information ist dadurch eindeutig nachgewiesen: Es gibt kein Musikzentrum. Es ist vielmehr so, daß unser gesamtes Gehirn in verschiedensten Bereichen und Zentren aktiviert ist, wenn wir Musik hören. Zunächst mal werden Töne analysiert und zugeordnet und so Strukturen herausgearbeitet. Wir verknüpfen diese Musik dann mit Vorerfahrungen, mit Erinnerungen und Emotionen. Auch wenn viele Details der zerebralen Vernetzung noch ungeklärt sind, sicher ist, daß ohne den Impuls von Klängen und Geräuschen Leben kaum möglich ist. Tor Nørretranders Nørretranders: Skizze, die Musikübertragung vom Musiker zum Zuhörer darstellend 50 51 WAS GESCHIEHT BEIM HÖREN LIMBISCHES SYSTEM Es ist alt, es ist weich, es versteht sich nicht, weiß nicht, was limbus bedeutet, was ein System ist. “Das Auge bringt den Menschen in die Welt, das Ohr die Welt in den Menschen.“ Diese Redeweise drückt aus, wie tief das Hören zum Menschsein gehört und sein Denken prägt. Auch physiologisch besticht die Leistungsfähigkeit des Hörens. Die Empfindlichkeit des menschlichen Ohres ist so hoch, daß nur noch wenig fehlt, um fast das „Gras wachsen hören“ zu können. Eine geringe Steigerung der Empfindlichkeit würde genügen, um selbst den Aufprall der Luftmoleküle auf dem Trommelfell als Rauschen wahrzunehmen. Der Hörvorgang läßt sich Schritt für Schritt nachvollziehen – wenn auch heute noch das Hören den Wissenschaftler arge Rätsel aufgibt. Die Schallwellen erreichen das Ohr über die schallsammelnde Ohrmuschel, gelangen dann in den Gehörgang und erreichen schließlich das winzige Trommelfell. Diese Membran gerät in Schwingungen. Hinter dem Trommelfell sitzen die Gehörknöchelchen: Hammer, Amboss und Steigbügel: die kleinsten Knochen des Menschen. Der Hammer tastet die Schwingungen ab, der Amboss leitet sie weiter und der Steigbügel überträgt sie ins Innenohr. Dieses Innenohr ist im Wesentlichen ein mit einer wässrigen Flüssigkeit gefülltes Labyrinth, die so genannte Gehörschnecke. Der Steigbügel presst diese Flüssigkeit (Perilymphe) zusammen, so daß sich eine Wanderwelle in der Schnecke ausbreiten kann. Diese Wanderwelle erregt die Basilarmembran und die mit ihr verbundenen Haarzellen, die – wenn einmal erregt – einen Nervenimpuls an den Gehörnerv weiterleiten. Einmal gesammelt und weitergeleitet ins Hörzentrum des Gehirn – erklingt dort zum ersten Mal das gehörte Geräusch. Zwischen Gewölbe und Balken Eine Vorhölle, winzig. Ammonshorn, Gürtel, Mandelkern: Ein dunkles Gedächtnis, das sich seiner selbst nicht erinnern kann. Unkontrollierbar kontrolliert es Angst Lust Mord Sucht. Seine Schleifen und Fasern Ein Kabelbaum tief im Schädel, intra- und extramural. Kriechströme, Schwelbrände, Kurzschlüsse. Kleine Defekte, die rasch eskalieren. Philip G. Zimbardo Ein Ruck in der Steuerung, und es nimmt Rache. Ein elektrischer Stoß, und es läuft Amok. Ein paar Milliarden Zellen im Dunkeln. Das Menschengeschlecht, ein winziges Knäuel zwischen Anfang und Amnesie. Hans Magnus Enzensberger 52 53 WIRKUNGSWEISEN VON MUSIK – EINIGE ANMERKUNGEN Musik begleitet uns von der Wiege bis zur Bahre. Bereits Säuglinge sind von Natur aus musikalisch. Sie können Rhythmen und die Umrisse einer Melodie erkennen sowie Dur-Dreiklänge von anderen Dreiklängen unterscheiden. Die harmonischen Beziehungen zwischen Akkorden wird jedoch erst später durch kulturelle Vermittlung erlernt. Die Vorliebe für eine bestimmte Musik ist lernabhängig und stark biographisch geprägt. Das Bindeglied zwischen bevorzugter Musik und biographischer Erfahrung sind unsere Gefühle. Die direkte Verbindung zwischen dem Ohr und dem limbischen System bewirkt, daß wir unmittelbar Emotionen wahrnehmen können.* Von allen Sinnessystemen ist das Ohr dasjenige, das am engsten an die Emotionen gebunden ist. Wenn man nicht hören kann, fehlt einem ein ganz entscheidender Kanal für soziale Wärme. In diesem Sinne könnte man das Sprichwort: „Wer nicht hören will muss fühlen“ in „Wer fühlen will – muss hören“ umwandeln. In der Musikwissenschaft spricht man von zwei unterschiedlichen Wirkungsweisen auf Körper und Seele des Menschen, von ergotroper und trophotroper Musik. Ergotrope Musik wirkt stimulierend und aktivierend. Sie ist geprägt von harten, treibenden Rhythmen, hoher Dynamik und Dur-Tonarten. Sie führt beim Hörer unter anderem zur Erhöhung des Blutdrucks, Beschleunigung der Atem- und Pulsfrequenz – kurz zur Erregung des vegetativen Nervensystems. Im Gegensatz dazu spricht man von trophotroper Musik, wenn bestimmte gegenteilige Musikelemente ruhig fließen. Zur throphotropen Musik gehört z.B. der weite Bereich der Kinderlieder, die als Einschlaflieder gelten. Diese Musik beruhigt und entspannt das vegetative Nervensystem. Allerdings hebelt die Macht der individuellen Gefühlsbesetzung von Musik jedes musikwissenschaftliche Schema aus. Die Besetzung, die ein Mensch gegenüber der Musik, die er hört, vornimmt – die emotionale Besetzung – ist ausschlaggebend für die Auswirkung der Musik. *Das limbische System setzt sich aus einer Gruppe von Strukturen zusammen, die einen Teil des alten Säugetiergehirns bilden. Es unterstützt die Aufrechterhaltung der inneren Homöostase, indem es die Körpertemperatur, den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel reguliert und andere Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Körperhaushaltes trifft. Das limbische System koordiniert auch die Botschaften, die an den Cortex gehen oder vom Cortex kommen. Es reguliert Emotionen und Triebe, die mit Untersuchung des Allensbacher Instituts für Demoskopie „Die Deutschen und die Selbsterhaltung und sexuellen Begehren in Zusammenhang stehen. (Zimbardo) Musik“ 1980, Angaben in Prozent 54 55 Neben der neurobiologischen Struktur des Gehirns sind also die emotionalbiographischen Erfahrungen für unser Musikempfinden von entscheidender Bedeutung. Fast immer bewirkt die gefühlsmäßige Besetzung von Klängen, ob wir Musik mögen oder ablehnen. Darüber hinaus ist die menschliche Psyche aber auch so eingerichtet, daß das Neue in die Welt kommen kann. Wir haben natürlich auch den anderen Anteil in uns, der nach Neuem drängt, nach Verwandlung. Die Entwicklung des Musizierens und Musikhörens hat im Laufe der Zeit unterschiedlichste Phasen durchlaufen. Musikwissenschaftler und Musiksoziologen beschreiben die Wandlung von der Körper- zur Kopfmusik als biogenes und logogenes Musikhören. Logogenes Musikhören bedeutet bewußtes, denkend nachvollziehendes Hören, während biogenes Musikhören das emotionale Hören, das Hören „mit dem Bauch“ meint. Bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts, aber teilweise auch noch weit darüber hinaus hat man z.B. nach jedem Satz einer Sinfonie, vor allem nach dem ersten Satz geklatscht. Im Grunde sind Sinfonien ja so strukturiert und komponiert. Man möchte klatschen und sich bewegen. Man könnte auch heute noch viel lebendiger „klassische“ Musik hören, wenn man wie im Jazz nach der Improvisation einer Solokadenz klatschen oder sich dazu bewegen dürfte. Das beste Musikhören ist immer das, was Geist, Seele und Körper gleichzeitig beansprucht. Musik reflektiert wie ein Spiegel die Ereignisse, Erfahrungen und Leerstellen des Lebens und übersetzt sie in Klänge. de la Motte-Haber, Zimbardo /AP SCHRIFTEN ÜBER MUSIK Die Unerschöpflichkeit möglicher Melodien entspricht der Unerschöpflichkeit der Natur an Verschiedenheit der Individuen, Physiognomien und Lebensläufen. Der Übergang von einer Tonart in eine ganz andere, da er den Zusammenhang mit dem Vorhergegangenen ganz aufhebt, gleicht dem Tode, sofern in ihm das Individuum endet; aber der Wille, der in diesem erschien, nach wie vor lebt, in anderen Individuen erscheinend, deren Bewußtsein jedoch mit dem erstern keinen Zusammenhang hat. Man darf jedoch bei der Nachweisung aller dieser Analogien nie vergessen, daß die Musik zu ihnen kein direktes, sondern nur ein mittelbares Verhältnis hat; da sie nie die Erscheinung, sondern allein das innere Wesen, das Ansich aller Erscheinung, den Willen selbst, ausspricht. Sie drückt daher nicht diese oder jene Freude, diese oder jene Betrübnis, oder Schmerz, oder Entsetzen, oder Jubel, oder Lustigkeit, oder Gemütsruhe aus; sondern d i e Freude, d i e Betrübnis, d e n Schmerz, d a s Entsetzen, d e n Jubel, d i e Lustigkeit, d i e Gemütsruhe selbst, gewissermaßen in abstracto, das Wesentliche derselben, ohne alles Beiwerk, also auch ohne die Motive dazu. Dennoch verstehen wir sie, in dieser abgezogenen Quintessenz, vollkommen. Hieraus entspringt es, daß unsere Phantasie so leicht durch sie erregt wird und nun versucht, jene ganz unmittelbar zu uns redende, unsichtbare und doch so lebhaft bewegte Geisterwelt zu gestalten und sie mit Fleisch und Blut zu bekleiden, also dieselbe in einem analogen Beispiel zu verkörpern. [...] Nach der langen Betrachtung über das Wesen der Musik empfehle ich Ihnen den Genuß dieser Kunst vor allen anderen. Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief ein, als diese, eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen läßt, als diese. Das Anhören einer großen, vollstimmigen und schönen Musik ist gleichsam ein Bad des Geistes: es spült alles Unreine, alles Kleinliche, alles Schlechte weg, stimmt jeden hinauf auf die höchste geistige Stufe, die seine Natur zuläßt: und während des Anhörens einer großen Musik fühlt jeder deutlich, was er im Ganzen wert ist, oder viel mehr, was er wert sein könnte. Arthur Schopenhauer 56 57 Heidrun Grote ist seit neun Jahren Theaterschauspielerin in Köln. Nach einem Sportstudium und einer privaten Ausbildung zur Schauspielerin ist sie seit 1993 Ensemblemitglied von c.t.201 und hat dort Klassiker wie Iphigenie auf Tauris, Amphytrion oder Nathan der Weise gespielt. Außerdem hat sie Engagements sowohl in anderen Theatern Kölns als auch z.B. in Augsburg und Ulm, wo sie als Komödiantin gefragt war. Obwohl ihr Herz am Theater hängt, gibt es immer mal wieder Ausflüge zu Funk, Film und Fernsehen. Christina Vayhinger wurde 1965 in Radolfzell am Bodensee geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin in Mainz stürzte sie sich mit Leib und Seele auf die Schauspielerei. 1996 gründete sie mit dem Regisseur Sven Lange das THEATER TIEFBLAU mit dem sie 1998 und 2001 mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet wurde. Ihre Zusammenarbeit mit c.t.201 begann 2001. Neben ihrer Theaterarbeit (Gastrollen u.a. am theater rampe, Stuttgart, push-theater, Köln) ist sie auch als Sprecherin (Synchron/Hörspiel) und Sängerin (Lotte Lenya Soloprogramm) aktiv. Jürgen Clemens, Jahrgang 1976, hat eine Ausbildung der ArturoSchauspielschule (1999–2000) und des Straßberg-Seminars P. Mustafa (2000) absolviert. 1996 war er am BTR-Theater Trier („Fool of Love“) und 2000/2001 am KölnerKünstler Theater („Nicht mit uns“/Kölner Theaterpreis 2000). Neben dem Theater ist Jürgen Clemens des öfteren im Fernsehen zu sehen („Alarm für Cobra 11“, „Motorradcops“, „SK Kölsch“, „Jede Menge Leben“, „Morten – der Film“). Außerdem arbeitet er als Film-Model für u. a. Kaufhof Galeria, Mixery, Bundesamt für Verkehrswesen. Sunga Weineck erblickte 1987 das Bühnenlicht der Welt in Köln. Dynamic Chicken (Die Schwestern von Oepen) lockten ihn ins damals besetzte Stollwerk und waren so indirket dafür verantwortlich, daß er auch die Weltbretter in Seoul Deutsches Kulturhaus (1988 Goethe Institut), Barcelona Gran Teatre del Liceu (1991 Tanz Forum Köln), Theatre Vidy Lausanne und Stockholm Stadsteatern (1997/98 Ruhrfestspiele Recklinghausen) betrat. Seit 1991 kümmert sich auch Film und Fernsehen rührend um den beliebten Schauspieler (u.a. 1994 „Drei Mann im Bett“, ARD Sitcom, 1995 „Briggel und Finck“, Kinokurzfilm von Michael Cutmann). Seit 1995 ist „c.t.201“ die schauspielerische Heimat für den Theaterautodidakten. 58 Johannes Brahms QUELLEN Corradini, Settimelli: Das Schöne hat überhaupt nichts mit Kunst zu tun. In: Drahtlose Phantasie. Aufund Ausrufe des Futurismus. Nautilus/Nemo Press. Hamburg:1985. Hans Magnus Enzensberger: Zukunftsmusik. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main: 1991. Barbara Gescher: „Sinfonien mit Theater...oder Theater mit Sinfonien, geht das?“ (Originalbeitrag). Hermann Hesse: Im Nebel. In: Der neue Conrady. Das große deutsche Gedichtbuch. Hrsg. v. Karl Otto Conrady. 2. Aufl. Patmos Verlag. Düsseldorf/Zürich: 2001. Hugo von Hofmannsthal: Leben. In: Deutsche Gedichte. Eine Anthologie. Hrsg. v. Dietrich Bode. Philipp Reclam jun. Stuttgart: 2000. Dietmar Kobboldt: „Was soll eine Sinfonie auf der Bühne – Anmerkungen zu einem Widerspruch.“ (Originalbeitrag). Else Lasker-Schüler: Die Gedichte. Suhrkamp Taschenbuchverlag. Frankfurt am Main: 1997. Margriet de Moor: Kreutzersonate. Eine Liebesgeschichte. Hanser Verlag. München: 2002. Helga de la Motte-Haber: Handbuch der Musikpsychologie. 2., erg. Aufl. Laaber Verlag. Laaber: 1996. Tor Nørretranders: Spüre die Welt. Die Wissenschaft des Bewusstseins. Rowohlt Verlag. Reinbek: 1997. Santana: Love of my life. CD: Super Natural. Arista Records, Inc.: 1999. Christian Martin Schmidt: Brahms Symphonien. Ein musikalischer Werkführer. Verlag C.H. Beck. München: 1999. Robert Schneider: Schlafes Bruder. Reclam Verlag. Leipzig: 1994. Die schönsten Liebesbriefe deutscher Musiker. Hrsg. v. Anton Friedrich und Silvia Sager. Diogenes Verlag. Zürich: 1997. Arthur Schopenhauer: Schriften über Musik. Im Rahmen seiner Ästhetik. Hrsg. v. Karl Stabenow. Gustav Bosse Verlag. Regensburg: 1922. Robert Schumann. Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. In Auswahl hrsg. u. eingel. v. Paul Bekker. Wegweiser Verlag GmbH. Berlin: 1922. Verteidigung des musikalischen Fortschritts. Brahms und Schönberg. Hrsg. v. Albrecht Dümling. Argument Verlag. Hamburg:1990. Vikram Seth: Verwandte Stimmen. Rowohlt Verlag. Reinbek: 2001. Jörg Wurzer: Realität und virtuelle Welten. Philosophie für eine HighTech-Gesellschaft. Verlag Die Blaue Eule. Essen: 1997. Philip G.Zimbardo: Psychologie. Bearb. u. hrsg. v. Siegfried Hoppe-Graff und Barbara Keller. 5., neu übersetzt. u. bearbeit. Aufl. Springer Verlag. Berlin, Heidelberg, New York: 1992. BILDNACHWEISE Johannes Brahms 1883. In: Christian Martin Schmidt: Johannes Brahms und seine Zeit. Laaber Verlag: 1983. Der musikalische Ausdruck nach Kate Hevner. In: Helga de la Motte-Haber: Handbuch der Musikpsychologie. 2., erg. Aufl. Laaber Verlag. Laaber: 1996. Clara Schumann. In: Karla Höcker: Johannes Brahms. Begegnungen mit dem Menschen. Erika Klopp Verlag. Berlin: 1983. Die vervollständigte vollständige Partitur von E.L.T. Mesens, 1945. In: Helga de la Motte-Haber: Musikpsychologie. Brahms’ Kopf. Unvollendete Zeichnung von Olga von Miller zu Aicholz. In: Karla Höcker: Johannes Brahms. Schattenriß von Otto Böhler, 1880. In: Johannes Brahms. Das Symphonische Werk. Entstehung, Deutung, Wirkung. Hrsg. v. Renate Ulm. dtv Bärenreiter Verlag. München: 1996. Brahms im Park von Fellingers, September 1893. In: Karla Höcker: Johannes Brahms. Schauspielerporträts, Computertastatur. Photos von Boris Gerrit Knoblach. Kostümzeichnungen. Zeichnungen von Rupert Franzen. Johannes Brahms. Wiegenlied op. 49,4. Autograph, Juli 1868. In: Christian Martin Schmidt: Johannes Brahms und seine Zeit. The singing Butler. Bild von Jack Vetrriano In: www.vetrriano-art.com. Skizze, die Musikübertragung vom Musiker zum Zuhörer darstellend. In: Tor Nørretranders: Spüre die Welt. Die Wissenschaft des Bewusstseins. Rowohlt Verlag. Reinbek: 1997. Untersuchung des Allenbacher Instituts. In: Helga de la Motte-Haber: Musikpsychologie. IMPRESSUM Redaktion und Anzeigen: Antje Probst Umschlag und Plakat: Boris Gerrit Knoblach Druck: Druckerei Gescher, Vreden Presse: Dietmar Kobboldt c.t. 201 – freies Theater Köln e.V. – Rothehausstr. 14 – 50823 Köln – (0221) 51 95 56 Bankverbindung: Stadtsparkasse Köln (370 500 98), Konto-Nr. 20 542 080 Hätten wir das Leben, hätten wir die Kunst nicht nötig. Richard Wagner Musik wird oft nicht schön empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden. Wilhelm Busch