Einführung in die Arbeitswissenschaft (Alter Titel: Industrial Engineering Arbeitswissenschaft I / Betriebsorganisation) Lehreinheit 9 Produktergonomie I: Anthropometrie und digitale Menschmodelle Sommersemester 2017 Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Flemisch Dipl.-Ing. Christopher Brandl Dr.-Ing. Dr. rer. medic. Dipl.-Inform. Alexander Mertens Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft RWTH Aachen Bergdriesch 27 52062 Aachen Tel.: 0241 8099440 E-Mail: [email protected] © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Lernziele Notwendigkeit der ergonomischen Gestaltung zu erkennen Gestaltungskriterien und Anforderungen zu verstehen Anthropometrische Grundlagen zu erfahren Möglichkeiten der Bewegungs-, Sicht- und Reichweiten- Analysen nachzuvollziehen Computergestützte Verfahren und Modellierungshilfen kennen zu lernen © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9-2 Einleitung - Ergonomische Produktgestaltung? http://www.baddesigns.com © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9-3 Was ist Produktergonomie? „ergon“ „nomos“ „producere“ Ergonomie Usability Engineering Aspekte: • • • • • © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Arbeit oder Tätigkeit Regel, Ordnung oder Gesetz vorführen, hervorbringen Wissenschaft von der Anpassung der Technik an den Menschen zur Erleichterung der Arbeit bezeichnet den Produktentwicklungsprozess, dessen Ziel ein ergonomisch gestaltetes Produkt ist Anthropometrische Gestaltung (Reichweiten, Sichtbereiche) Energetisch-effekt. Gestaltung (Krafterzeugung, Wirkungsgrad) Informatorische Gestaltung (Anzeigen, Stellteile) Gestaltung von Software (Dialoggestaltung, Visualisierung, Gestik) Farb- und Formgestaltung (Industrial Design) 9-4 Ergonomische Gestaltung – Beispiel 1 Anthropometrie • Sichtbarkeit (Außenansicht, Anzeigen, Verdeckung) • Reichweite • Stellkräfte (Pedalkräfte, Schalterkräfte, Lenkkräfte) • Komfort Informatorische Gestaltung • Anzeigekonzept (für Multifunktionsdisplay) • Stellteilereduzierung (Pedal und Lenkrad) Teilautonomes Fahren und Assistenzsysteme (Konzeptstudie F 015 Imagination von Daimler, 2015) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9-5 Ergonomische Gestaltung – Beispiel 2 Anthropometrie • Sichtbarkeit (Programmierbares Mehrfachansichtssystem, Infrarot Nachtsichtsystem) • Reichweite • Stellkräfte (Pedalkräfte, Schalterkräfte, Lenkkräfte) • Komfort Informatorische Gestaltung • Anzeigekonzept • Stellteile (Side-Stick-Steuerung, „Fly-by-Wire“) (Cockpit eines Airbus A380) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen V10-1 Cockpit A380 9-6 Prospektive und Korrektive Ergonomie Produktidee und Zielgruppe definieren Entwicklungsauftrag erteilen Planen und Klären der Aufgabe Konzipieren Entwerfen Ausarbeiten ergonomische Bewertung ergonomische Bewertung ergonomische Bewertung Lösung Prospektive Ergonomie Verwirklichung ergonomischer Forderungen im Gestaltungsprozess vorhandenes Produkt unzulängliche Arbeitsbedingungen erforderliche Nachbesserungen Korrektur des vorhandenen Produktes Korrektive Ergonomie nachträgliche Korrektur von ergonomischen Problemen; aufwendig und häufig begrenzter Erfolg (in Anlehnung an Pahl & Beitz, 1997) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9-7 Änderungskosten im Produktentwicklungsprozess Änderungskosten MassenFertigung SerienFertigung Qualitätsprüfung EinzelFertigung Zeit Idee VorFertige Erprobung ArbeitsFertigung entwurf Konstruktion vorbereitung Gebrauch (Ehrlenspiel, 1995) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9-8 Ergonomische Gestaltungskriterien Realisierung + - 4 Allgemeine ergonomische Gestaltungskriterien Persönlichkeitsförderlichkeit/-entfaltung* Anthropometrische Gestaltungskriterien Designfragen, Individualisierung der geometrischen sowie biomechanischen Auslegung und des Informationsflusses + 3 - Beeinträchtigungsfreiheit (Zumutbarkeit) Komfortbetrachtungen, Optimierung des Informationsflusses, (zumutbarer Schallpegel, zumutbare Blendung) + - 2 Schädigungslosigkeit 1 Ausführbarkeit Berücksichtigung von Maximalkräften auf die Bandscheiben, Vermeidung schädlicher Körperhaltungen und Überbeanspruchung + - Erreichbarkeit von Stellteilen, Sichtbarkeit von Instrumenten, maximale statische Aktionskräfte * Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ist im Grundgesetz festgeschrieben. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9-9 Ergonomische Anforderungen Funktionale Anforderungsmerkmale z. B. - Zweckmäßigkeit und Einfachheit der Ausführung - keine Fehlhandlungs- bzw. Fehlbetätigungsmöglichkeiten des Menschen - leichte, schnelle Erlernbarkeit der Benutzung bzw. des Einsatzes - gute Wahrnehmbarkeit bzw. Erkennbarkeit von Informationen oder Objekten - genaue und sichere Einstellung von Stellgrößen durch Stellteile Beanspruchungsbezogene Anforderungsmerkmale z. B. - erträgliche Beanspruchung - keine Belästigung (wie Lärm) für den Benutzer - Bequemlichkeit für den Menschen - keine Verletzungsgefahr für den Menschen, Aus Nebenbedingungen abzuleitende Anforderungsmerkmale z. B. - Berücksichtigung der Häufigkeit, Wichtigkeit, Reihenfolge von Vorgängen - Hygiene und Hautfreundlichkeit von Materialien - Ästhetik / emotionale Wirkung © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 10 Anthropometrie Anthropometrie Lehre von den Maßen, Maßverhältnissen und der Messung des menschlichen Körpers (Körpermaße, Bewegung, Massen, Kräfte). da Vinci's Divina proportione, 1509 Anthropometrie in der Kunst und erste Ansätze in der Produktgestaltung Mittelalterliche Bauwerke auf Basis menschlicher Proportionen "Gerechte Feldrute" (Kupferstich) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Anthropometrie in der Medizin/Anatomie 9 - 11 Anthropometrische Maße Körpermaße Höhen- und Längenmaße Breiten- und Tiefenmaße Extremitätenmaße / Reichweiten Umfangmaße Korpulenzmaße Bewegungswinkel Kräfte Umfangreiche Normensammlung (DIN 33402 ff) Datenerhebung (Haltung, Bekleidung, Messpunkte, Messinstrument) Beschreibung der Stichprobe (Geschlecht, Alter, Region) Anwendungsbereiche Indexwerte Beurteilung des Körperbaus und der Korpulenz VITUS 3D-Laserscanner © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 12 Verteilung der Körperhöhen nach DIN 33402 Altersgruppe 16-60-Jährige Männer Frauen 100 1 2 4 3 90 Summenhäufigkeit [%] 80 Frauen 70 Männer KörpergrößenKlassen 60 1 5. Perzentil Frau 50 2 5. Perzentil Mann 3 95. Perzentil Frau 40 4 95. Perzentil Mann 30 20 10 0 1500 1510 (DIN 33402) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 1600 1629 1700 1725 1800 1841 1900 2000 Körperhöhe [mm] 9 - 13 Körpermaße des unbekleideten, stehenden Menschen Maßbezeichnung 1.4 Körperhöhe Perzentilmaße Anwendungsbeispiele 5. 50. 95. F 1510 1619 1725 Türöffnungen M 1629 1733 1841 1.5 Augenhöhe 1.6 Schulterhöhe 1.7 Ellenbogenhöhe 1.9 Höhe der Hand (Griffachse) 1.1 1.10 Reichweite nach vorne Schulterbreite F 1402 1502 1596 Anordnung von Anzeigen, Arbeitsbereiche visueller M 1509 1613 1721 Perzeption F 1234 1339 1436 Stadion-Stehplatz, M 1349 1445 1542 Rampen 957 1030 1100 Arbeitsplatten für Steharbeit, Theken und M 1021 1096 1179 Bars F F 664 738 803 M 728 767 828 F 616 690 M 662 722 762 Bedienelemente, 787 Tastenfelder F 323 355 M 367 398 Koffer, Taschen, "Rollis" 388 Fluchtöffnungen, Fenster, Gitterweite in 428 Gefängnissen Werte von 16-60-jährige Deutschen, unbekleidet Daneben gibt es auch Körpermaßtabellen für sitzende Personen sowie Maßtabellen für Größen von Fingern, Händen, Füßen und Köpfen. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 14 (DIN 33402) Differenzierung der Benutzergruppe Geschlechtsdifferenzierung Perzentil Männer Frauen Werte 5. 50. 95. 1629 1733 1841 1510 1619 1725 DIN 33402 (Körperhöhe [mm]: Teil 1 – Wertedefinition, Teil 2 - Werte ) Altersdifferenzierung 18-19 m 20-25 m 26-40 m Werte 1681 1789 1906 1683 1788 1912 1665 1764 1870 Handbuch der Ergonomie (Körperhöhe [mm]) Region / Land USA S D F JP IND 1640 1630 1629 1600 1560 1535 1755 1740 1733 1715 1655 1640 1870 1850 1841 1830 1750 1745 Bekleidung – ca. 3-4 cm für Schuhe, etc. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen alle Körperhöhen unbekleidet und in [mm] 9 - 15 Akzeleration – Ist die Grenze erreicht? Staub et al. (2013) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 16 Körpermaße sind nicht unabhängig, sondern korrelieren unterschiedlich stark miteinander Längenwuchs Verteilung der Körperdimensionen: Längenwuchs und Korpulenz Statistische Faktorenanalyse belegt drei Variationsreihen Längenwuchs (klein – groß) Korpulenz (schlank – korpulent) Proportion (langbeinig – kurzbeinig) Korpulenz Körpermaßkoordinaten im Längen/Korpulenz-System Bei Produktergonomie also nicht nur Körperhöhe, sondern auch weitere Variationsreihen berücksichtigen 2 x 2 x 2 = 8 Werte für Gesamtpopulation © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 17 Körperkräfte des Menschen nach DIN 33411-1 „Körperkraft [...] ist die Kraft, die im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper entsteht. Körperkräfte können in Muskel-, Massen- und Aktionskräfte eingeteilt werden.“ (DIN 33411-1) Muskelkraft: Wirkt durch Aktivität der Muskeln innerhalb des Körpers Massenkraft: Kraft, die durch die Körpermasse als Eigengewichts- oder Trägheitskraft wirkt Aktionskraft: Die Körperkraft, die nach außen vom Körper aus wirkt, z.B. Arm-, Hand-, Finger-, Bein, Knie-, Fuß- und Ganzkörperkraft Aktionskraft (wirkt auf den Griff) Eine Körperkraft wird durch folgende Bestimmungsgrößen festgelegt: Muskelkraft Muskelmoment Massenkraft (Unterarm) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Betrag der Kraft F in Newton [N], Lage des Kraftangriffspunktes relativ zum Körper, Richtung der Wirkungslinie der Kraft relativ zum Körper sowie Kraftrichtungssinn (mit oder gegen die Schwerkraft). 9 - 18 Ermittlung maximaler statischer Aktionskräfte nach DIN 33411-4 Die hier dargestellten Isodynen sind Kurven, welche Kraftangriffspunkte in einer vertikalen Ebene durch Schultergelenkbezugspunkte im Bewegungsraum des Armes verbindet, in denen gleich große Mittelwerte maximaler statischer Aktionskräfte gleicher Art ermittelt wurden. Kraftrichtung P1: P2: P3: α: β: Kraftangriffspunkt der Armkräfte Handmittelpunkt Schultergelenkbezugspunkt Höhenwinkel zwischen Verbindungslinie P1-P3 und Horizontalebene Seitenwinkel zwischen Verbindungslinie P1-P3 und Körpersymmetrieebene a: amax: Das Koordinatensystem legt den Bewegungsraum des Armes mit Winkel α und relativer Arm-Reichweite a/amax fest. Die Kraftrichtung und der Winkel β müssen separat angegeben werden. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Abstand P1-P3 maximaler Abstand P1-P3 (gestreckter Arm) a/amax: relative Arm-Reichweite 9 - 19 Häufigkeit Maximale isometrische Aktionskräfte Frauen Häufigkeit 5. Perzentil (271) 5. Perzentil (560) 50. 95. (452) (605) 50. (829) 95. (1051) Aktionskraft [N] (DIN 33411-5) Frauen 5. Perzentil (1510) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Männer Männer 50. (1619) 5. Perzentil (1629) 95. (1725) 50. (1733) 95. (1841) 9 - 20 Körperhöhe [mm] (DIN 33402-2) Funktionsmaße: Wirkraum des Hand-Arm-Systems Als Greifraum wird jener Bereich bezeichnet, in dem Gegenstände mit der Hand berührt, gegriffen und bewegt werden können. Einflussfaktoren • Körperhaltung/ Stellung • Bewegungsumfang der Gelenke • Richtung von Bewegung und Kräften • Notwendigkeit des Gleichgewichts • reduzierte Bewegungsmöglichkeit bei großen Muskelanspannungen • Alter Manueller Montagearbeitsplatz (Sanders & McCormick, 1993) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 21 Funktionsmaße: Bewegungen Haltungen sind nie ausschließlich statisch, sondern haben auch stets dynamische Anteile Arbeiten sind immer mit Bewegungen verbunden Bewegungen müssen in der Produktergonomie unbedingt berücksichtigt werden Problem: Interindividuelle Streuung bei Bewegungen verstärkt Variabilität der Körpermaße Freiheitsgrade der Bewegung liefert extrem viele mögliche Bewegungsvarianten (z.B. Hand-Arm-System >100 FG) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 22 Erkennen, Erfassen Bewegungs planung Wahrnehmung des Ziels Intention Bewegungsprogrammierung Perzeption Ballistische Bewegungsphase Visuell kontrollierte Phase Schnelle, grobe Annäherung an das Ziel ohne Regelung Feinabstimmen Zielerreichen Kognition ??? Ziel Ziel G GEESSAAM MTTBBEEW WEE G GUUNNG G Ausführung Planung Ausführung Planung Motorik Geschwindigkeit Stimulus Stimulus Phasen des Bewegungsablaufs Perzeption, Kognition, Motorik Ballistische Phase Visuell kontrollierte Phase Zeit © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 23 Kennwerte einer Bewegung Zielbewegung von definierter Ausgangsfläche nach schräg oben zu definierter Zielfläche in der vertikalen Ebene. Schmidtke: Handbuch der Ergonomie Zeitliche Kennwerte © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen X x(t) 0 -100 -200 -300 0 10 20 30 BILD 40 50 60 0 10 20 30 BILD 40 50 60 10 20 30 BILD 40 50 60 900 800 Yy( t) 700 600 500 400 300 200 800 700 600 Z z( t) (Zugriffszeiten) Räumliche Kennwerte (zu erwartende seitliche Auslenkung) Bewegungsbahnen und Trajektorien (differenzierte Analysen) Biokinematische Modelle (Simulation) 100 500 400 300 200 100 0 0 Zeigefinger-Bewegungsbahnen nach Alexander (2002) 9 - 24 Informationsaufnahme – Sichtanalyse – Sehfelder Gesichtsfeld Blick-Gesichtsfeld (field-of-view, fov) UmblickGesichtsfeld (extended fov) Fixierung bei ruhendem Kopf und ruhendem Auge bei ruhendem Kopf und bewegtem Auge bei bewegtem Kopf und bewegtem Auge Horizontal, Hellreize Monokular: -60 bis +90°; Binokular: -60 bis +60° (opt. 15°) Monokular: –75 bis +110°; Binokular: –75 bis +75° (opt. 30°) Monokular: –125 bis +160°; Binokular: –125 bis +125° (opt. 55°) Horizontal, Farbreize -19 bis +32° grün -20 bis +36° rot -27 bis 47° blau/gelb -34 bis +47° grün -35 bis +51° rot -42 bis +62° blau/gelb -84 bis 97° grün -85 bis +101° rot -92 bis +112°blau/gelb Vertikal, Hellreize -70 bis +50° -85 bis +65° -90 bis +110° Sichtbereich Flugzeug Sichtanalyse © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 25 Somatographie und Körperschablonen Schablonen-Somatografie Körperumrissschablonen, hier eine Seitenansicht zur Beurteilung der Sitzhaltung eines LKW-Fahrers Bosch-Schablone © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen "Kieler Puppe" (DIN 33408, Teil 1; Pahl & Beitz, 1997) 9 - 26 Vorgehen beim rechnergestützten Verfahren Erreichbarkeit Sicht Komfort CAD-Modell des Produkts Digitales Menschmodell •Körpermaße •Sichtbereiche •Maximalkräfte •Bewegungssimulation •Analysetools © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Rapid-Prototyping Analyse im CAD (frühe Planungsphase) 9 - 27 Generieren des ersten Menschmodells Datenbankabfrage Menschmodell RAMSIS im CAD Direkte Eingabe der Körpermaße © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 28 Festlegung der Rahmenbedingungen zur Positionierung 1.Definition der Referenzpunkte/-ebenen © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 2. Festlegung der Körperteile 3. Animation 9 - 29 Sichtanalyse und Reichweiten Sichtbereiche (Kegel) und Außensicht © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen Greifräume und Erreichbarkeit 9 - 30 Haltungskomfortanalyse (I) Körpermaße (allgemein) Gelenkwinkel (produktspezifisch) Massen und Schwerpunkte (detailspezifisch) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 31 Haltungskomfortanalyse (II) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 32 Wiederholung der Analyse mit weiteren Modellen Problem ! © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 33 VORSICHT ... Auch Modelle machen Fehler Beispiel: Berechnete, aber offensichtlich falsche Analyseergebnisse. Ähnliche Ergebnisse wurden auch bei anderen kommerziellen Modellen beobachtet. (Conradi, 2002) Menschmodelle sind zwar wichtige Hilfsmittel und Werkzeuge, aber sie ersetzen nicht Fachkenntnisse des Ingenieurs. Eine individuelle Prüfung und Einordnung der Ergebnisse ist stets erforderlich, um fehlerhafte Analyseergebnisse zu identifizieren und zu vermeiden. © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 34 Rechnergestützte Verfahren - RAMSIS RAMSIS - 3D-CAD-Werkzeug zur ergonomischen Konzeption von Fahrzeuginnenräumen und Cockpitumgebungen. • Aufgabenbasierte Haltungssimulation • Animationsfunktionen • Aufgabenbezogene Bewegungssimulation • Typanalyse • Gesundheits- und Komfortanalyse • Sicht- und Spiegelsichtanalyse • Kraftanalyse • Gurtanalyse • Erreichbarkeitsanalyse (www.human-solutions.de) © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 35 Rechnergestützte Verfahren – Siemens PLM JACK JACK Menschmodell zur Produktgestaltung und in Bereichen der Ausbildung Hauptanwendungsbereich - Virtuelle Umgebungen (VU), - Computergrafik, - Produktgestaltung Datenbank (primär US) Analysen - Sehen, Erreichen, Haltung, Bewegungen http://www.plm.automation.siemens.com/en_us/products/tecnomatix/assembly_planning/jack/index.shtml © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 36 Rechnergestützte Verfahren – DELMIA Human DELMIA Human Mensch-Modelle und komplexe CAD-Simulationsumgebung. Hauptanwendungsbereich - Produktgestaltung / Fahrzeuge Komplexe Datenbank Statistische Modellierung Analysen - Sehen, Erreichen, Haltung, Bewegungen - MTM, Kraft- und Leistungsanalyse http://www.safework.com/delmia/delmia_sw.html © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 37 Lernerfolgsfragen In welchem Zusammenhang stehen prospektive und korrektive Ergonomie? Welche Ebenen ergonomischer Gestaltungskriterien können unterschieden werden? Welche anthropometrische Maße werden unterschieden und wofür werden sie genutzt? Welche Einflussgrößen müssen beachtet werden und wie sieht die Verteilung von Maßen aus? Was ist ein Perzentil? Welche Phasen des Bewegungsablaufs werden unterschieden? Welche Sichtbereiche müssen unterschieden werden? Wo liegen die Einsatzbereiche virtueller Menschmodelle und welche Vorteile bieten sie im Produktentstehungsprozess? © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 38 Literaturverzeichnis Landau, K.; Luczak, H.: Ergonomie und Organisation in der Montage; Fachbuchverlag Leipzig, 2001, ISBN 9783446215078 Laurig, W.: Grundzüge der Ergonomie. Erkenntnisse und Prinzipien. Beuth; 4. Auflage; November 200; ISBN 9783410365808 Schmidt, L.; Schlick, C.; Grosche, J.: Ergonomie und Mensch-Maschine-Systeme; Springer Berlin; 1. Auflage, 25. April 2008; ISBN 978-3540783305 Baber, C.: Human Factors Methods: A Practical Guide for Engineering and Design; Ashgate Publishing; 22. Dezember 2005; ISBN 978-0754646617 Brookhuis, K.; Stanton, N.; Hedge, A.: Handbook of Human Factors and Ergonomics Methods; Routledge Chapman & Hall; 16. Januar 2008; ISBN 978-0415287005 Salvendy, G.: Handbook of Human Factors and Ergonomics; Wiley & Sons; 3. März 2006; ISBN 978-0471449171 Sanders, M.; McCormick, E.: Human Factors in Engineering and Design; McGraw-Hill Science/Engineering/Math; 7. Auflage; Januar 1993; ISBN 978-0070549012 Staub, K., Woitek, U., & Rühli, F. J. (2013). Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit anthropometrischen und medizinischen Daten der Rekrutierung. Swiss Rev Mil Disaster Med, 1, 41-45. Tilley, A. R.: The Measure of Man and Woman: Human Factors in Design; Wiley & Sons; 13. Februar 2002; ISBN 978-0471099550 Wickens, C. D.: Introduction to Human Factors Engineering: International Edition; Pearson Education (US), 2. Auflage; 11. Dezember 2003; ISBN 978-0131229174 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen 9 - 39