Wie Zahnärzte Medien nutzen

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Wie Zahnärzte Medien nutzen
Die Arbeitsgemeinschaft LA-Med hat erstmals das Medienverhalten von
niedergelassenen Zahnmedizinern und leitenden zahnmedizinischen Fachangestellten ermittelt. Herausgekommen sind vier verschiedene Typen der Mediennutzung.
Woher beziehen Zahnärzte ihre beruflichen Informationen? Bevorzugen sie
tagesaktuelle Nachrichten via OnlineDienst oder vertiefen sie sich regelmäßig in Fachartikel auf Papier, um sich
im Job auf dem Laufenden zu halten?
Diese Fragen beschäftigen nicht nur die
werbende Industrie, sondern auch Verlage und Agenturen haben lange über das
Mediennutzungsverhalten der Dentisten
spekuliert.
Abhilfe schafft nun erstmals eine neue
Studie zum Thema der Arbeitsgemeinschaft LA-Med e.V. für Kommunikationsforschung im Gesundheitswesen. Mit
der vom Marktforschungsinstitut teleResearch, Mannheim, durchgeführten
repräsentativen Studie wurde die crossmediale Informationsnutzung von Zahnärzten und leitenden zahnmedizinischen
Fachangestellten (ZFA) untersucht. Das
Ergebnis fasst der Münchner Franz-Me-
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Healthcare Marketing 6/2014
dien-Verleger Philipp D. Franz mit den
Worten zusammen: „Impulsgeber Print,
das gilt auch weiterhin!“ Das digitale
Angebot und seine Informationsmöglichkeiten werden nur begrenzt genutzt.
Die Studie belegt, dass traditionelle
Kommunikationsmittel eine große Rolle im Dentalmarkt spielen. Befragt nach
ihrer mehrmals wöchentlichen bis täglichen Nutzung bestimmter Medien, steht
bei den niedergelassenen Zahnmedizinern das Fax an erster Stelle, gefolgt von
Fachzeitschriften, der Internetrecherche
über PC und den Drucksachen von Depots und Industrie (siehe Grafik, Seite
30). E-Mail-Newsletter kommen erst an
fünfter Stelle, obwohl die Zahnärzte sie
als hilfreich bewerten.
Unabhängig vom Alter schätzen sich drei
von vier Zahnärzten als ‚fortgeschrittene’ oder ‚erfahrene fortgeschrittene’ Internutzer ein. Von den durchschnittlich
4,6 PC-Arbeitsplätzen in Zahnarztpraxen, sind 67 Prozent online, bei den 25bis 44-jährigen Dentisten sind es 75 Prozent, bei den über 55-jährigen Kollegen
immer noch 65 Prozent.
Matthias Haack, für den Dentalmarkt
verantwortliches Vorstandsmitglied der
LA-Med und geschäftsführender Gesellschafter bei der WEFRA Werbeagentur in
Frankfurt, zieht folgendes Fazit: „Unsere
neue Studie hat eine enorme Bedeutung
für die zahnmedizinische Branche, weil
die Spekulationen zur Mediennutzung nun
endlich ein Ende haben. Wir wissen jetzt,
welche Kanäle der Zahnarzt und die ZFA
wirklich nutzen und Medienanbieter haben klare Informationen, in welche Richtung die weiteren Hausaufgaben gehen.“
Jan-Phillipp Royl, Key Account Manager Dental beim Deutschen Ärzte-Verlag,
findet, der Kölner Medienanbieter habe
sich „optimal auf die aktuellen und
© iStock Photo
Dental-Fachzeitschriften
Quelle: Deutscher Ärzte-Verlag
künftigen Bedürfnisse seiner Zielgruppe
eingestellt“. Royl sieht ferner ein hohes
Zukunftspotenzial in Webinaren. „45
Prozent der befragten Zahnärzte finden
E-Learnings interessant und 33 Prozent
der Zahnärzte glauben, dass OnlineFortbildungen in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung gewinnen
werden“, begründet der Key Account
Manager. Neben der Fachzeitschrift
identifiziert Royl den Newsletter als
„zweiten Gewinner in der Studie“. 75
Prozent der Dentisten nutzen diese Form
der Nachrichtenübermittlung. Royl
nimmt daher an, dass der Newsletter das
Fax-Gerät perspektivisch als erstes Informationsmedium ablösen könnte.
Marita Säuberlich, Anzeigenleitung
Dental, beim Springer-Verlag in Heidelberg, kommentiert die Studienergebnisse aus einer anderen Perspektive.
Sie sagt: „Print zieht Online! Fast 70
Prozent der Befragten der ‚Mediennutzungsstudie Dental 2014’ bestätigen,
dass Zahnärzte in der Regel erst in der
Fachzeitschrift lesen und dann ins Internet gehen. In diesem Kontext deckt
(C): Klaus Rüschhoff, Springer Verlag
Medien
Jan-Philipp Royl, Key Account Manager Dental,
Dt. Ärzte-Verlag: „Zukunftspotenzial Webinare“
Marita Säuberlich, Anzeigenleitung Dental,
Springer: „Print-Online-Transfer gelingt“
die Studie auf, dass Dentisten aber offensichtlich nicht auf die korrespondierenden Websites der jeweiligen Fachzeitschriften gehen.“ Allerdings wichen
Zahnärzte, wenn es um die Teilnahme
an Fortbildungen gehe, von diesem Verhalten ab. Dann gelänge es beispielsweise dem Verlag, den Zahnarzt von einem
CME-Beitrag in Print auf das verlagseigene Fortbildungsportal zu führen.
Die ‚Mediennutzungsstudie Dental
2014’ zeigt aber auch: „dass eine bloße
Abbildung von Printinhalten als E-Paper
im Internet wenig erfolgversprechend
ist. Inhalte fürs Web müssen anders
aufbereitet werden als für Print“, versichert Verleger Franz. Daraus ergibt sich
laut dem Verleger ein Ansatzpunkt für
die Zukunft, denn für bestimmte Themen bestehe bei Zahnärzten durchaus
An unserem Erfolgsrezept beißen sich andere die Zähne aus.
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Agentur für Medien + Marketing
www.pfadfinder-kommunikation.de
Quelle: Circle Comm
Quelle: Pfadfinder Kommunikation
Medien
Donate Schreiner, Agenturchefin bei Circle
Comm: „Viele Rezeptionstypen erreichen“
Olaf Tegtmeyer, Gründer der Pfadfinder
Kommunikation: „Oftmals viel zu teuer“
die Bereitschaft, einen „angemessenen“
Betrag zu zahlen, meint Franz, der ebenfalls an eine Kombination aus Print und
Web bei CME-Fortbildungsangeboten
glaubt.
Erstmals ermöglicht die ermittelte Datenbasis, die Zahnärzte nach ihrer Mediennutzung unterschiedlichen Charakteren
zuzuordnen. Herausgekommen sind vier
verschiedene Typen der Mediennutzung:
So informiert sich der Printaffine (24
Prozent) vor allem über Fachmagazine
und recherchiert nebenbei im Internet,
während der Bedarfsarme (28 Prozent)
nur gelegentlich zu Dental-Zeitschriften
greift und kaum weitere Medien nutzt.
Der Intuitive (23 Prozent) sucht hingegen
Informationen meist spontan im Web und
wirft gelegentlich einen Blick in Branchenblätter. Lediglich der sogenannte
Info-Seeker (25 Prozent) nutzt Print- und
Online-Medien etwa gleich stark. „Die
vier Typen zeigen in ihrem Verhalten eindeutige Präferenzen. Die Nutzungszeiten
der Medien und die gewählten Medienkanäle unterscheiden sich bei etlichen
Fragestellungen erheblich“, resümiert
Helmut Faulstich, Geschäftsführer bei
teleResearch. Damit gebe es nun endlich
„die notwendige Transparenz zur Frage:
‚Wie informiert sich wer worüber?’“, betont Haack von der LA-Med.
Für die werbende Industrie rücke damit
die Frage in den Vordergrund, welchen
Mediennutzungstyp sie gerade vor sich
habe?, schlussfolgert Donate Schreiner,
Geschäftsführende Gesellschafterin der
Circle Comm GmbH Agentur für Gesundheitskommunikation in Darmstadt.
„Wer ist genau dieser Zahnarzt, den ich
in diesem Moment anspreche? Auf diese
Fragen sollten wir gemeinsam mit unseren Kunden eine Antwort finden, um zu
wissen, welche Aktionen auf wen und
wie wirken und damit zielgerichtet zu
beraten“, sagt die Agenturchefin. Es gilt
also zu identifizieren, wann Print-, wann
Online-Werbung besser funktioniert und
wie sich die Kommunikation optimal gegenseitig unterstützt. Die Königsfrage ist
aber laut Schreiner: „Wie schaffe ich es,
mit der Kommunikation so viele unterschiedliche Rezeptionstypen zu erreichen,
sie für mein Thema zu interessieren und
dabei alle unterschiedlichen Kommunikationswege strategisch einzubeziehen?“
Mit solchen Aufgaben müssen sich Agenturen und Unternehmen nun wohl noch
häufiger auseinandersetzen, wenn sie einen guten Job machen wollen. Digitale
Euphorie scheint dabei unangebracht,
wenn man bedenkt, dass nur 25 Prozent
unter den niedergelassenen Zahnärzten
zum Informationstyp Info-Seeker gehören.
Viele Unternehmen sehen sich daher in
ihrer bisherigen Kommunikationsarbeit
bestätigt. Bernd Betzold, Marketingleiter und Kommunikationschef bei 3M
Die von Zahnärzten am häufigsten genutzten Medien im Berufsalltag
Quelle: teleResearch GmbH Institut für Marktforschung LA-Med Mediennutzungsstudie Dental 2014, © LA-Med
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Das Fax-Gerät
ist die Nr. 1unter
den Info-Kanälen
der Dentisten
© www.chfranke.de
Medien
Bernd Betzold, Marketingleiter bei 3M ESPE
Dental Products: „Print wird bestätigt“
ESPE Dental Products in Seefeld, sagt:
„Unsere hohe Belegung der Printmedien
wird als sinnvoll und wirkungsvoll von
der Studie bestätigt. Eine größere Anpassung unserer Medieninszenierung ist
nicht notwendig, eher eine Feinjustierung und weiteres Testen im Bereich der
Online-Kanäle, um den optimalen Mix
zu erhalten.“ Er fährt fort: „Auf Printmedien können wir heute und in den
kommenden Jahren nicht verzichten,
wenn wir unsere Kommunikationsziele
erreichen wollen. Ergänzend gilt es, die
verschiedenen Online-Kanäle und -Medien zielgerichtet zu nutzen, um unserer
Zielgruppe auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Inhalte in unterschiedlicher
Form anzubieten.“
Bei der Mediaplanung die Spreu vom Weizen zu trennen, kann herausfordernd sein.
Denn das Segment der Dental-Zeitschriften
umfasst zig verschiedene Titel, die meisten
davon sind von der Industrie finanziert. Im
vergangenen Jahr generierte die DentalMedienbranche insgesamt 40,7 Millionen
Euro Bruttowerbeumsätze, wie das Institut
FaktenSchmied ermittelt hat. Das bedeutet
ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Knapp zwei Drittel der Werbeinvestitionen stemmen allein zehn Magazine,
die meisten sind IVW-geprüft und Mitglied
der LA-Dent (siehe Tabelle unten).
Mit dem Geschäftsjahr 2013 dürften die
Medienanbieter dennoch nicht zufrieden sein, denn das vergangene Jahr war
Messe-Jahr. Früher wurden, wenn sich in
Köln die Tore der Internationale DentalSchau (IDS) öffneten, Werbespendingszuwächse von über 20 Prozent gegenüber Nicht-IDS-Jahren erzielt. Doch
diese Auswüchse scheinen der Vergan-
genheit anzugehören. Ein Grund könnte
mit der Digitalisierung der Medien zusammenhängen. Olaf Tegtmeier, Gründer und Geschäftsführer der Pfadfinder
Kommunikation in Hamburg, warnt:
„Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass
Kunden Budget in die Hand nehmen und
es on top packen. Wenn sie etwas an
ihrer Kommunikation verändern, dann
werden sie ihre Werbespendings shiften.
Aber dazu muss erst noch das Konzept
stimmen.“ Aus Tegtmeiers Sicht sei genau dies aber noch nicht immer der Fall.
Der Mediaexperte findet bisweilen die
Angebote der Verlage noch nicht ausgereift und vor allem „oftmals viel zu teuer“. Er sagt: „Ich brauche beim Kunden
Argumente, warum sein Budget vom
einen Kanal in den anderen wandern
soll.“ Hier seien die Verlage gefordert.
Parallel entwickelt sich in Zahnarztpraxen die Digitalisierung weiter. Die nachrückenden Zahnärzte bringen ein anderes Verständnis für digitale Medien mit,
weil sie mit ihnen aufgewachsen sind.
In welchem Tempo dieser Wandel stattfindet, scheint auf aktueller Datenbasis
noch nicht abschätzbar.
Birte Schäffler
Titel
Verlag
Ort
Frequenz
verbreitete
Auflage
Reichweite
LpA 2011
in %
zm-Zahnärztliche
Mitteilungen
Deutscher ÄrzteVerlag, Köln
2x
monatlich
77.291
70,4
DZW - Die
Zahnarzt Woche
Zahnärztlicher FachVerlag, Herne
wöchentlich
45.955
ZWP - Zahnarzt
Wirtschaft Praxis
Oemus Media
Leipzig
monatlich
Der Freie Zahnarzt
Springer-Verlag
Heidelberg
Dental Labor
Anzeigenpreise
1/1 4c
Bruttowerbespendings
2013 in Mio.
Vgl. zum
Vorjahr
in %
6.700 €
6,3 €
-4,55
41,7
6.130 €
5,1 €
-3,77
40.209
29,1
4.950 €
2,5 €
-3,85
11 x jährlich
48.832
56,5
5.980 €
1,6 €
0,00
Verlag Neuer Merkur
München
monatlich
12.136
k.A.
4.457 €
1,6 €
14,29
IDS today
Oemus Media
Leipzig
alle zwei Jahre zur IDS 1)
60.000
k.A.
3.950 €
1,4 €
0,00
Quintessenz
Quintessenz Verlag
Berlin
monatlich
19.000
27,6
5.605 €
1,3 €
-13,33
Dentalzeitung
Oemus Media
Leipzig
6 x jährlich
50.280
22,8
5.850 €
1,2 €
9,09
2)
ZMK Magazin
Spitta Verlag
Balingen
10 x jährlich
37.700
45,9
5.000 €
1,1 €
-8,33
Dental Barometer
Barometer Verlag
Leipzig
8 x jährlich
40.596
19,2
4.950 €
1,0 €
11,11
1)
insgesamt 7 Ausgaben, 2) Druckauflage (IVW 2/2013), Quelle: FaktenSchmied, Verlagsangaben, LA Dent 2011
Die Werbeausgaben sind von 39 Millionen Euro auf 40,7 Millionen Euro (+4 Prozent) in 2013 gegenüber dem Vorjahr gestiegen
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Healthcare Marketing 6/2014
© Healthcare Marketing
Das sind die Top 10-Titel nach Bruttowerbespendings 2013
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