1 elektrizität und magnetismus

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1 Biochemie
1
Kompetenzmodul 7
ELEKTRIZITÄT UND MAGNETISMUS 1.1 ELEKTROSTATIK
1.1-ph
1.2-ph
2.1-ph
2.2-ph
3.2-ph
LERNZIELE
1 2 3 4 Ich kann anhand von einfachen Experimenten elektrische Kräfte, die Existenz unterschiedlicher
Ladungen und den Begriff „elektrisches Feld“ erklären. A.1 A.2 A.4 B.4 B.5
1 2 3 4 Ich kann das Coulomb-Gesetz als Beschreibung der elektrischen Kraft in Worten angeben.
A.1 A.2 A.3
1 2 3 4 Ich kann den Begriff „Influenz“ erläutern und Anwendungen dazu anführen (Faraday’scher
Käfig, Blitzableiter). A.1 A.2 A.4 C.1 C.4 C.5
1 2 3 4 Ich kann Eigenschaften des elektrischen Feldes und des Gravitationsfeldes vergleichen. A.1 A.2
A.4 C.5
1 2 3 4 Ich kann den piezoelektrischen Effekt erklären und Anwendungen in der Technik und Medizin
beschreiben. A.1 A.2 A.4 C.1 C.4 C.5
1 = zur Gänze erreicht
2 = weitgehend erreicht
3 = ansatzweise erreicht
4 = nicht erreicht
Die Elektrostatik beschäftigt sich mit Kräften zwischen ruhenden Ladungen.
1.1.1 ELEKTRISCHES FELD, ELEKTRISCHE LADUNG, LADUNGSERHALTUNG
Abb. 1.1
Abb. 1.2 Ladungsausgleich durch Blitze
Abb. 1.3 Bernstein
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. wusste man in Griechenland von der geheimnisvollen Kraft des Bernsteins. Reibt
man Bernstein über die Kleidung, kann damit Staub angezogen werden. Bernstein ist ein fossiles Harz und heißt
auf Griechisch elektron. Der Begriff „Elektrizität“ ist davon abgeleitet.
Betrachten wir diese „geheimnisvolle Kraft“ näher:
EXPERIMENT 1
Liste der Materialien
Plastiklineal, sehr kleine Papier-/Taschentuchschnipsel, leeres Teelicht, leere Dose, Plastikbecher, Glas
Durchführung
1. Laden Sie das Plastiklineal durch Reibung an Ihrem Pullover auf. Bringen Sie das Lineal in die Nähe der
kleinen Schnipsel.
Muss das Lineal die Papierschnipsel berühren, um sie anzuziehen?
2. Laden Sie das Lineal wieder durch Reibung auf und bringen Sie es in die Nähe der Dose/des Teelichtes.
Berühren Sie die Dose/das Teelicht und nähern Sie das Lineal anschließend noch einmal.
Was passiert vor der Berührung, was danach?
3. Stülpen Sie den Plastikbecher/das Glas über die Papierstöpsel. Laden Sie das Lineal auf und nähern Sie es
dem Becher.
Werden die Papierschnipsel trotzdem angezogen? Macht es einen Unterschied, ob Sie Glas oder Plastik
verwenden?
Auswertung
Im Raum um das Plastiklineal wirkt eine Kraft, die berührungsfrei übertragen werden kann. Diese Kraft
wirkt auch durch verschiedene Stoffe hindurch.
7
1
Die beobachtete Kraft wird elektrische Kraft genannt. Der Raum, in dem sie wirkt, ist das elektrische Feld.
Ursache der elektrischen Kraft ist elektrische Ladung. Elektrische Ladung ist, so wie Masse, eine Eigenschaft von
Materie.
EXPERIMENT 2
Liste der Materialien
ein Glas oder Plastikbecher, ein Reißnagel, zwei Plastiklöfferl, Leder, Wolle
Durchführung
Stellen Sie das Glas/den Plastikbecher umgedreht auf den Tisch. Platzieren Sie den Reißnagel ganz oben. Balancieren Sie ein Plastiklöfferl so auf dem Reißnagel, dass es sich drehen kann. Möglicherweise müssen Sie ein
bisschen in den Löffel stechen.
1. Laden Sie den zweiten Plastiklöffel durch Reiben mit Wolle auf und nähern sie ihn langsam dem ersten Löffel.
Was beobachten Sie?
2. Laden Sie den ersten Plastiklöffel noch einmal mit Wolle auf. Für den zweiten Löffel verwenden Sie Leder.
Wieder bringen Sie den zweiten Löffel nahe zum ersten Löffel.
Was beobachten Sie jetzt?
Auswertung
Offensichtlich gibt es zwei unterschiedliche Arten von Ladung. Laden Sie beide Löffel mit dem gleichen
Stoff auf, so stoßen sie einander ab. Verwenden Sie verschiedene Stoffe, so ziehen sie einander an.
Ladung tritt immer nur als ganzzahliges Vielfaches der Elementarladung auf. Man
sagt: Ladung ist gequantelt. (siehe III. Jahrgang, z. B. Naturwissenschaften HAK III –
Quantenphysik)
Abb. 1.4
Man unterscheidet positive und negative Ladungen. Gleichnamige Ladungen
stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an. Die elektrische Kraft zwischen zwei
geladenen Elementarteilchen ist ungefähr 1040 mal stärker als die Gravitationskraft
zwischen ihnen.
Die Einheit der Ladung ist C (Coulomb). Die Elementarladung beträgt e = 1,602 ∙ 10–19 C. Träger der negativen
Elementarladung ist das Elektron. Das Proton trägt die positive Elementarladung.
Ein Körper ist elektrisch neutral, wenn die Anzahl der positiven und negativen Ladungsträger gleich groß ist.
Das Symbol für Ladung (Anzahl der Ladungen) ist Q.
Die Kraft zwischen zwei Ladungen wird durch das Coulomb-Gesetz beschrieben:
Sie ist proportional zum Produkt der beiden Ladungen Q1 ∙ Q2 und umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands r2 zwischen den beiden Ladungen. (Manchmal werden Ladungen auch mit Kleinbuchstaben bezeichnet.)
Coulomb-Gesetz
F=
1
Q1∙ Q2
∙ 2
4πϵ0 r
ϵ0 = 8,859 ∙ 10-12
Symbol
F
Q1
Q2
r
ϵ0
Einheit
N
C
C
m
C2
J∙m
Bezeichnung
Kraft zwischen zwei Ladungen
erste Ladungsmenge
zweite Ladungsmenge
Abstand zwischen den Ladungen
elektrische Feldkonstante
Elektrische Kräfte werden deshalb auch häufig Coulomb-Kräfte genannt. Den Raum, in dem eine elektrische Kraft/
Coulomb-Kraft wirkt, nennt man elektrisches Feld.
Wenn ein Körper mit der Ladung Q eine elektrische Kraft F erfährt, spricht man von der elektrischen Feldstärke E.
elektrische Feldstärke
E=
F
Q
Symbol
E
F
Q
Einheit
N/C
N
C
8
Bezeichnung
elektrische Feldstärke
elektrische Kraft
Ladungsmenge
Kompetenzmodul 7
Das elektrische Feld kann durch Feldlinien veranschaulicht werden. Die Feldlinien beginnen immer in positiven Ladungen und enden in negativen Ladungen.
Sie stehen immer senkrecht auf Leiteroberflächen und
kreuzen sich nie.
Gesetz der Ladungserhaltung:
Abb. 1.5
Abb. 1.6
In einem abgeschlossenen System bleibt
die Gesamtladung erhalten.
Alle Körper besitzen eine große Anzahl an elektrischen Ladungen. Ist ein Körper elektrisch neutral, dann ist die
Anzahl der negativen Ladungen gleich groß wie die Anzahl der positiven Ladungen. Um einen Körper aufzuladen,
müssen Ladungen übertragen werden.
Diese Ladungsübertragung erfolgt durch Reibung (Reibungselektrizität). So entsteht an einem Objekt ein Überschuss an Elektronen (es ist negativ geladen) und am anderen Objekt herrscht Elektronenmangel (es ist positiv
geladen).
Zum Beispiel gibt bei Reibung eines Glasstabes an Seide der Glasstab Elektronen an die Seide ab. Der Glasstab hat
Elektronenmangel und ist damit positiv geladen, die Seide nimmt Elektronen auf und ist damit negativ geladen.
Wenn Sie mit Schuhen mit Plastiksohlen über einen Teppich gehen, so werden Sie negativ aufgeladen und der
Teppich positiv. Bei Berührung eines Leiters, wie z. B. einer Türschnalle, kommt es zum blitzartigen Ladungsausgleich. Ist es dunkel, könnten Sie sogar einen Funken beobachten.
Bei den beschriebenen Vorgängen wird weder Ladung erzeugt, noch vernichtet! Die Gesamtladung (= Summe der
Ladungen) beider Objekte bleibt stets konstant.
Elektroskop: Mit einem Elektroskop sind der Nachweis und der Vergleich elektrischer
Ladung möglich.
Wird Ladung auf die kleine Kugel an der Spitze des Behälters gebracht, verteilt sich diese
auch auf alle anderen leitenden Teile. Weil die aufgebrachten Ladungen gleichnamig sind,
stoßen sich die leitenden Plättchen innerhalb des Behälters ab.
Die Stärke der Abstoßung hängt von der Größe der Ladung ab und ermöglicht damit
einen Vergleich verschiedener Ladungen.
Abb. 1.7 Elektroskop
EXPERIMENT 3
Bau eines eigenen Elektroskops
Liste der benötigten Materialien
ein leeres Glas, einen Plastikdeckel, etwas Alufolie – zu zwei Streifen gefaltet (je ca. 5 mm
breit), ein Stück Silberdraht oder einen Nagel, ein Plastiklineal/-stab oder Glasstab, etwas
Klebeband
Durchführung
Befestigen Sie die beiden Alustreifen mit Klebeband am Draht.
Durchbohren Sie mit dem Draht den Plastikdeckel des Glases.
Abb. 1.9
Legen Sie den Deckel auf das Glas.
Laden Sie das Kunststofflineal durch Reibung auf. Berühren Sie anschließend die Spitze des
Silberdrahtes oder des Nagels mit dem aufgeladenen Kunststofflineal.
(Hinweis: Sie müssen das Lineal ordentlich aufladen, da sonst die Bewegung der Alustreifen kaum zu beobachten ist.)
Abb. 1.8
Auswertung
Je nach Größe der Ladung entfernen sich die Alustreifen unterschiedlich weit voneinander.
Abb. 1.10
9
1
Zusätzliche „Zaubereien“
Versuchen Sie mit Hilfe der Elektrostatik,
•Salz und Pfeffer zu trennen.
•einen auf einer Münze balancierten Zahnstocher berührungsfrei um 90° zu drehen.
•eine leere Cola-Dose vor sich auf dem Tisch berührungsfrei zu bewegen.
•ein Band aus Seidenpapier/Papiertaschentuch zum Schweben zu bringen.
EXPERIMENT 4
INTERESSANTES
Bereits im 17. Jahrhundert baute man „Elektrisiermaschinen“ und unterhielt damit die
höhere Gesellschaft. Abb. 1.11 zeigt ein „elektrisches Küsschen“. Die Frau wurde mit
Hilfe einer Elektrisiermaschine aufgeladen. Beim Küsschen erfuhren die Beteiligten einen elektrischen Schlag. Links im Bild sehen Sie Georg Matthias Bose, der das Experiment durchführte.
Abb. 1.11 „Elektrisches Küsschen“
1.1.2 LEITER UND NICHTLEITER
Der Transport elektrischer Ladung bzw. elektrischer Ladung durch ein Medium wird elektrische Leitung genannt. Nicht jedes Medium ist dazu in der Lage.
Leiter
Leiter sind Stoffe, die frei bewegliche Ladungsträger besitzen. Metalle besitzen eine Gitterstruktur, in der die
Elektronen nur schwach gebunden sind. Deshalb geben Metallatome sehr leicht Außenelektronen ab, die sich
durch das Metallgitter (siehe Abb. XY) bewegen können. Jedes Metall besitzt einen temperaturabhängigen
spezifischen Widerstand, der damit ein Maß für die Leitfähigkeit ist. Der beste metallische Leiter ist Silber.
Kupfer ist aber wesentlich günstiger. Möchte man möglichst leichte Leiter haben, dann wird Aluminium verwendet.
Auch Flüssigkeiten und Gase besitzen frei bewegliche Ladungsträger.
Nichtleiter
Nichtleiter besitzen keine frei beweglichen Ladungsträger. Sie werden auch Isolatoren oder Dieelektrika
(Einzahl: Dieelektrikum) genannt.
Im Unterschied zu Metallen sind die Elektronen fest an die Atomkerne gebunden. Unter Einfluss eines elektrischen Feldes verschieben sie sich nur um sehr kleine Distanzen (etwa einen Atomdurchmesser).
Sehr wohl aber können Nichtleiter durch Reibung elektrisch geladen werden, weil nur Atomen im Bereich
der Körperoberfläche Elektronen entzogen oder hinzugefügt werden. Das ist nicht vergleichbar mit Metallen, in denen innerhalb des gesamten Körpers frei bewegliche Ladungsträger vorhanden sind.
Beispiele für Dieelektrika: Glas, Keramik, Papier, Kork, Holz, Kunststoff usw.
Halbleiter
Halbleiter sind Stoffe, deren Leitfähigkeit von der Temperatur abhängt. Bei höherer Temperatur ist die
Bewegung der Atome stärker und damit stehen mehr Ladungsträger zur Verfügung.
Wenn man in Halbleitermaterialen geringe Mengen von Fremdatomen einbringt, kann die Leitfähigkeit
zusätzlich verändert werden. Das Einbringen von Fremdatomen nennt man Dotieren.
Kombiniert man unterschiedlich dotierte Halbleiter, so können elektronische Bauelemente konstruiert
werden, die z. B. die Bewegung von Ladungsträgern nur in eine bestimmte Richtung zulassen (Dioden).
Hauptmaterialen für die Herstellung von Halbleiterelementen für die Mikroelektronik sind Silicium und
Germanium.
1.1.3 INFLUENZ
Wenn in einem elektrischen Leiter unter dem Einfluss eines äußeren elektrischen Feldes Ladungen räumlich
verschoben werden, dann spricht man von Influenz.
10
Kompetenzmodul 7
Durch Influenz können in Kontakt stehende Leiter unterschiedlich aufgeladen werden.
Bringt man einen positiv geladenen Stab in die Nähe zweier miteinander verbundener Leiterkugeln, so verschieben sich innerhalb der beiden Kugeln die Ladungen.
Trennt man die beiden Kugeln während der Stab noch in der Nähe bleibt, so bleiben
die entgegengesetzt gleich großen Ladungen auf jeder Kugel erhalten.
Abb. 1.12
Wird der Stab entfernt und
werden die Kugeln weit voneinander getrennt, so verteilen
sich die Ladungen gleichmäßig über die Kugeloberfläche.
Abb. 1.13
Abb. 1.14
Abb. 1.15
Faraday’scher Käfig
Betrachten wir eine leitende Kugel in der Nähe eines geladenen Stabes.
Aufgrund der Influenz verschieben sich die Ladungen an die Leiteroberfläche (siehe
Abb. 1.15).
Die elektrischen Feldlinien gehen von den positiven Ladungen des Stabes aus und
drängen die positiven Ladungen an die äußere rechte Leiteroberfläche.
Im Inneren selbst laufen die Feldlinien von den positiven Ladungen innerhalb der
Kugel zu den negativen Ladungen innerhalb der Kugel.
Somit „löschen“ sich die Feldlinien im Inneren der Kugel „aus“. Im Inneren der Kugel
beträgt die elektrische Feldstärke Null – das Innere ist feldfrei!
Die Frau in Abbildung 1.16 befindet sich einem Faraday’schen Käfig. Dabei handelt es
sich um eine geschlossene Hülle aus leitendem Draht. Weil im Inneren kein elektrisches Feld herrscht, ist sie vor der Entladung in Form eines Blitzes geschützt.
Auch ein Auto oder ein Flugzeug stellen einen Faraday’schen Käfig dar. In das kleine
Auto schlägt ein Blitz ein. Die Entladung erfolgt über die Karosserie und die Reifen
in die Erde. Die Personen im Wageninneren sind geschützt, sofern sie die Karosserie
nicht berühren!
Abb. 1.16 Frau im Faraday’schen
Käfig
LEXIKON
Abb. 1.17 Demonstration eines Autos als Faraday’scher Käfig
Michael Faraday (1791 – 1867) gilt als einer der bedeutendsten Physiker. Er entdeckte unter anderem die elektromagnetische Induktion, baute Vorläufer unserer
heutigen Elektromotoren und Generatoren und entdeckte Gesetzmäßigkeiten der
Elektrolyse und des Magnetismus.
Abb. 1.18 Faraday
Entstehung von Blitzen
In einer Gewitterwolke herrschen starke Winde. Eiskristalle sind
leicht und werden nach oben geweht, die Wassertröpfchen zieht es nach unten. Bei Zusammenstößen
zwischen Eiskristallen und Wassertröpfchen
werden elektrische Ladungen übertragen.
Die Wassertröpfchen laden sich negativ auf
und sammeln sich an der Wolkenunterseite.
Durch Influenz sammeln sich jetzt an der Erdoberfläche in der Nähe der Wolkenunterseite
positive Ladungen.
Sind die Ladungsunterschiede groß genug,
kommt es zu einem Ladungsausgleich in Form eines Blitzes. Blitze sind innerhalb von Wolken, zwischen Wolken und zwischen Erdboden und Wolke
möglich.
Abb. 1.20 Blitze zwischen Wolken und Erdboden
Abb. 1.19 Blitze zwischen Wolken
11
1
Blitzableiter
Blitzableiter schützen Gebäude oder Kunstwerke vor Blitzeinschlag.
Benjamin Franklin (1706 – 1790) war Verleger, Schriftsteller, Erfinder und Naturforscher. In der Abbildung 1.22 sehen Sie eine Darstellung seines berühmten Drachenexperimentes. Man erzählt sich,
dass er mit seinem Sohn bei einem Gewitter auf ein Feld ging und
Drachen steigen ließ. Er wollte nachweisen, dass es sich bei Blitzen
um Elektrizität handelte. Nachdem sich am Drachen befestigte
Fetzen aufrichteten und er beim Berühren des Schlüssels, an dem
der Drache hing, einen Schlag erhielt, hatte er die Bestätigung, nach
der er gesucht hatte.
Blitzableiter sind meist fingerdicke, gut leitende Metallstangen
(siehe Abb. 1.21), die über Fangleitungen mit der Grundwasserschicht verbunden sind und so die Ladungen zur Erde ableiten.
Abb. 1.21 Blitzableiter an Statuen
Warum schützt ein Blitzableiter vor einem Blitzeinschlag direkt in
ein Gebäude?
1. Ein Blitzableiter kann ein Gebäude vor Blitzen schützen, weil
elektrische Ladungen immer den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Die gut leitenden Metallstäbe mit großem
Durchmesser haben einen viel geringeren Widerstand als der
Rest des Gebäudes, deshalb fließen die Ladungen bevorzugt
durch Metall in den Boden ab.
2. An Spitzen und Kanten ist die elektrische Feldstärke besonders hoch (Spitzeneffekt, Spitzenwirkung), weil an stärker gekrümmten Metalloberflächen die Ladungen dichter beieinander
Abb. 1.22 Drachenexperiment Abb. 1.23 Regenschirm
von Franklin
mit Blitzableiter
liegen als an einer schwächer gekrümmten. Aus den Luftmolekülen in der Umgebung werden deshalb Elektronen gelöst. Das
bedeutet, dass die Luft ionisiert, also elektrisch leitend wird, und so eine Entladung begünstigt.
3. Die Spitze eines Blitzableiters bildet den höchsten Punkt des Gebäudes und damit ist der Abstand zur Quelle
des Blitzes geringer. Durch das elektrische Feld der Wolke kommt es zu Influenz (siehe S. XY). Deshalb wandern
Ladungen zur Spitze des Blitzableiters und aufgrund der Spitzenwirkung wählt der Blitz den Weg durch die
hochionisierte Luft.
ARBEITSAUFTRAG 1
1. Suchen Sie im Internet nach Bildern von Gebäuden, Denkmälern etc. mit Blitzschutzanlage.
2. Blitzschutz mit Laser: Forscher/innen experimentieren mit einer neuen Form von Blitzableitung. Finden Sie
neueste Informationen dazu.
1.1.4 ELEKTRISCHES POTENTIAL UND ELEKTRISCHE SPANNUNG
Die Begriffe „Potential“ bzw. „potentielle Energie“ sind Ihnen sicherlich noch aus dem III. Jahrgang (z. B. Naturwissenschaften HAK III – Gravitationsgesetz, Kompetenzmodul 6, S. 161) bekannt.
Abb. 1.24
Vergleich
Gravitationsfeld –
elektrisches Feld
12
Kompetenzmodul 7
Vergleich Gravitationsfeld – elektrisches Feld
Gravitationsfeld
Eine Masse m wird im Gravitationsfeld bewegt.
elektrisches Feld
Eine positive Ladung Q wird im elektrischen Feld
einer negativen Ladung bewegt.
Die Feldlinien zeigen in Richtung Erdmittelpunkt.
Jede Masse wird mit der Schwerkraft
Fg = m ∙ g angezogen. (g = 9,81m ⁄ s2 )
Elektrische Feldlinien enden in negativen Ladungen
und zeigen daher in Richtung der negativen Ladung.
Verschiebt man die Masse m nach oben – gegen die
Feldlinienrichtung –, so muss Arbeit an der Masse verrichtet werden. Diese Arbeit ist in Form potentieller
Energie in der Masse gespeichert: Epot = m ∙ g ∙ h
Fällt die Masse Richtung Boden, nimmt die kinetische
Energie (Bewegungsenergie) zu und die potentielle
Energie ab.
Verschiebt man die positive Ladung Q gegen die
Feldlinienrichtung, so muss ebenfalls Arbeit
verrichtet werden und die Ladung Q erhält die
potentielle Energie Epot = Q ∙ E ∙ d.
Epot ... potentielle Energie in J
m ... Masse in kg
h ... Höhendifferenz in m
Epot ... potentielle Energie in J
E ... elektrische Feldstärke in N/C
Q ... Ladung in C
d ... Wegdifferenz in m
Jede Masse, die sich in einer bestimmten Höhe über
der Erdoberfläche befindet, besitzt ein bestimmtes
Potential. Wird sie in Richtung oder gegen Richtung
der Feldlinien verschoben, so ergibt sich eine Potentialdifferenz.
Ebenso besitzt eine positive Ladung Q in einem bestimmten Abstand der negativen Ladung ein gewisses
Potential. Wird sie von diesem Potential aus verschoben, so ergibt sich ebenfalls eine Potentialdifferenz. Diese Potentialdifferenz nennt man
elektrische Spannung.
Die Differenz des elektrischen Potentials zwischen zwei Punkten im elektrischen Feld ist die elektrische Spannung U. Die Einheit der elektrischen Spannung ist 1 Volt.
Spannung = Arbeit durch Ladung
elektrische Spannung
U= F∙s =E∙s
Q
Symbol
Einheit
U
V
F
s
Q
N
m
C
Bezeichnung/Definition
In einem elektrischen Feld herrscht zwischen den Punkten A
und B die elektrische Spannung von 1 Volt, wenn bei der Verschiebung der Ladung von 1 Coulomb von A nach B die Arbeit
W = 1 Joule verrichtet wird.
Kraft
Weg
Ladung
Durchläuft eine Ladung Q eine Spannung U, dann wird die elektrische Energie W = Q ∙ U umgesetzt.
Damit ergibt sich eine neue Energieeinheit: 1 Elektronenvolt = 1eV=1,602 ∙ 10–19J
1.1.5 KONDENSATOR, KAPAZITÄT
Kondensator
Ein Kondensator besteht aus zwei gegenüberliegenden leitenden Platten. In der Praxis sind es dünne Metallfolien, die
durch eine dünne Kunststoffschicht voneinander isoliert und
getrennt aufgerollt sind.
Wird ein Kondensator geladen, dann werden Elektronen vom
positiv geladenen Leiter zum negativ geladenen Leiter gebracht. Damit entsteht am positiv geladenen ein Elektronenmangel und am negativ geladenen ein Elektronenüberschuss.
Beim Laden muss Arbeit verrichtet werden, die als elektrische
Energie gespeichert wird. Die Möglichkeit, elektrische Energie zu speichern, macht Kondensatoren zu äußerst wichtigen
elektronischen Bauteilen.
13
Abb. 1.25
1
Kapazität
Die Kapazität C ist ein Maß für das Ladungsfassungsvermögen eines Leiters. Sie gibt das Verhältnis zwischen
Ladungsmenge Q und angelegter Spannung U an.
Kapazität
C=
Q
U
Symbol
C
Q
U
Einheit
F
Farad
C
V
Bezeichnung/Definition
Die Kapazität ist ein Maß für das Fassungsvermögen eines
elektrischen Leiters.
Ladung
Spannung
Bei einem Plattenkondensator hängt die Kapazität vom Flächeninhalt A (in m2) einer Platte, dem Abstand d (in m)
der beiden Platten und dem Material im Zwischenraum ab (ε0 ist die elektrische Feldkonstante):
ε ∙A
C= 0
d
Die spezielle Verwendung von Kondensatoren in Stromkreisen ist im Kapitel 1.2 Elektrodynamik nachzulesen.
1.1.6 PIEZOELEKTRIZITÄT
1880 entdeckten Pierre Curie und sein Bruder Jaques,
dass bestimmte Kristalle bei Deformation (z. B. Druck oder
Zug) an der Oberfläche elektrische Ladungen erzeugen.
Diesen Effekt nennt man Piezoelektrizität (altgriech. peizein = drücken). Die Kristalle nennt man Piezokristalle.
In einem Kristall sind die Gitterbausteine in einem regelmäßigen räumlichen Gitter angeordnet. Ein Piezokristall
Abb. 1.26 Curie
hat kein Symmetriezentrum und daher mindestens eine
polare Achse. Bei einer polaren Achse sind Anfang und Ende nicht vertauschbar, wie in Abb. 1.27 erkennbar ist.
Die Hälfte der Gitterbausteine ist stärker positiv geladen, die andere Hälfte stärker negativ, und
somit ist das Molekül nach außen hin neutral. Die Schwerpunkte der positiven und der negativen
Ladungen fallen zusammen (siehe Abb. 1.28).
Wird auf den Kristall eine Kraft in Richtung der polaren Achsen ausgeübt, so verschieben sich
die positiv und negativ geladenen Gitterbausteine und deren Ladungsschwerpunkte. Ein elektrischer Dipol ist entstanden und damit eine elektrische Spannung (siehe Abb. 1.29). Piezoelektrizität entsteht also nicht, wie Pierre Curie glaubte, durch Erzeugung von Ladungen, sondern durch
eine Verschiebung der Ladungen innerhalb des Kristalls.
Bringt man Metalle in die Nähe des Dipols, dann verschieben sich aufgrund von Influenz die Ladungen innerhalb der Metalle. Somit herrscht jetzt zwischen den Metallen eine Spannung, die
durch das elektrische Feld des Kristalldipols erzeugt wurde.
Eine leitende Verbindung zwischen den beiden Metallen würde einen Ladungsausgleich ermöglichen. Ist die Spannung hoch genug, dann erfolgt auch ohne Draht ein Ladungsausgleich – durch
einen kleinen Blitz.
Dieser kleine Blitz reicht aus, um in einem Feuerzeug ein Gas zu entzünden!
Zu Piezokristallen gehören z. B. Quarzturmalin, Flüssigkristalle, Zinksulfid, Rohrzucker und bestimmte Quarze. Weitere Piezomaterialen sind einige Oxidkeramiken und Kunststofffolien.
Wichtige Anwendungsgebiete: Kristallmikrofone, Tonabnehmer, Lautsprecher, Ultraschallerzeugung und Hochfrequenztechnik
Ebenso kann ein elektrisches Feld eine Deformation von Kristallen auslösen: umgekehrter
Piezoeffekt.
Abb. 1.27
Abb. 1.28
Abb. 1.29
Abb. 1.30
Entzünden eines
Feuerzeugs
ARBEITSAUFTRAG 2
Überprüfen Sie die Lernziele am Kapitelanfang und kreuzen Sie die Ihrem Lernerfolg entsprechenden
Kästchen an.
14
Kompetenzmodul 7
1.2 ELEKTRODYNAMIK
1.1-ph
1.2-ph
2.1-ph
3.1-ph
3.2-ph
4.2-ph
LERNZIELE
1 2 3 4 Mir sind die vielseitigen Eigenschaften der Metalle und deren Verwendungsmöglichkeiten bekannt und ich kann Sie beschreiben. A.3 A.5 B.3
1 2 3 4 Ich kann am Beispiel Mobiltelefon wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Aspekte
erfassen und erläutern. A.4 A.5 B.1 B.3 B.5 C.2 C.4
1 2 3 4 Ich kann ein Experiment mit Stahlwolle durchführen und die gewonnenen Ergebnisse dokumentieren und interpretieren. B.3 B.5
1 = zur Gänze erreicht
2 = weitgehend erreicht
3 = ansatzweise erreicht
4 = nicht erreicht
Elektrodynamik ist die Lehre von Kräften zwischen bewegten Ladungen.
1.2.1 ELEKTRISCHE STROMSTÄRKE
Die Bewegung von Ladungen bzw. Ladungsträgern durch einen Leiter bezeichnet man als elektrischen Strom.
Voraussetzung ist das Vorhandensein eines elektrischen Feldes E bzw. einer Potentialdifferenz U.
Wenn innerhalb eines Leiters ein elektrisches Feld E herrscht, dann beginnen sich Ladungen zu bewegen.
Stromstärke
I=
∆Q
∆t
Symbol
I
∆Q
∆t
Einheit
A
Ampere
C
V
Bezeichnung/Definition
Die Stromstärke I ist die Ladungsmenge, die pro Zeiteinheit
durch den Querschnitt eines elektrischen Leiters fließt.
Ladungsmenge
Zeiteinheit
Die Stromstärke I wird in Ampere gemessen (Andre Ampere, 1775 – 1836).
Noch bevor man Kenntnisse über elektrische Ladungsträger hatte, wurde eine technische Stromrichtung definiert. Strom fließt immer von Stellen höheren Potentials (Pluspol einer Stromquelle) zu Stellen tieferen Potentials
(Minuspol der Stromquelle).
1.2.2 ELEKTRISCHER WIDERSTAND
Ist zwischen den Enden eines Leiters eine Spannung U vorhanden, dann ist die elektrische Stromstärke I zur
angelegten Spannung proportional. Das heißt, verdoppelt man beispielsweise die Spannung, verdoppelt sich die
Stromstärke.
elektrischer Widerstand
Symbol
Einheit
Ω
R
Ohm
U
R=
U
C
I
I
V
Die Gleichung in der Tabelle (umgeformt)
wird Ohm’sches Gesetz genannt.
Bezeichnung/Definition
Elektrischer Widerstand ist der Quotient aus Spannung und
Stromstärke.
elektrische Spannung
elektrische Stromstärke
U=R∙I
Der elektrische Widerstand eines Leiters (Drahtes) hängt von seiner Länge l in Metern, seiner Querschnittsfläche
A in Quadratmetern und vom verwendeten Leitermaterial ab.
R ist umso größer, je länger der Leiter und je kleiner die Querschnittsfläche ist.
I
R=ρ∙
A
ρ ist eine material- und temperaturabhängige Konstante und wird spezifischer Widerstand genannt. Bei 20 °C
besitzt Silber den kleinsten Wert für ρ, gefolgt von Kupfer, Aluminium, Wolfram und Eisen. Nichtleiter wie Holz,
Glas, Hartgummi und Bernstein haben einen sehr hohen spezifischen Widerstand. Der spezifische Widerstand von
Halbleitern wie Germanium und Silicium liegt ziemlich in der Mitte.
ARBEITSAUFTRAG 3
Suchen Sie im Internet spezifische Widerstandswerte für oben angeführte Materialien und schreiben Sie die
Werte der Größe nach in eine Liste.
15
1
Als elektrischer Widerstand wird auch ein elektronisches Bauteil bezeichnet, das nach dem Ohm’schen Gesetz in einem Stromkreis bei
gegebener Spannung die Stromstärke regelt.
Abb. 1.31
Farbige Ringe kennzeichnen die Ohm-Werte der
verschiedenen Widerstände.
1.2.3 WIRKUNGEN DES ELEKTRISCHEN STROMES
Wärmewirkung
Wenn Elektronen durch einen Leiter fließen, wird ein großer Teil der Energie durch Zusammenstöße mit den
Gitterionen in thermische Energie umgewandelt. Der Leiter erwärmt sich. Die Temperatur kann dabei so hoch
werden, dass der Leiter zu glühen beginnt (Heizdraht).
Magnetische Wirkung
Diese Wirkung werden wir später genauer kennenlernen (Elektromagnetismus). Bewegte Ladungen in einem
Leiter erzeugen ein Magnetfeld um den Leiter.
Chemische Wirkung
Aufgrund eines Stromflusses kommt es beispielsweise in flüssigen Leitern (Elektrolyte) zu stofflichen Veränderungen (Batterien etc.).
1.2.4 SPANNUNGSQUELLEN
Um Ladungen über einen längeren Zeitraum zu bewegen, muss das elektrische Feld, also die Spannung, länger
aufrechterhalten werden. Spannungsquellen sind elektronische Bauelemente, welche die benötige Spannung zur
Verfügung stellen.
EXPERIMENT 5
Liste der Materialien
1 Zitrone, 1 Nagel (Eisen), 1 Stück Kupferdraht, 2 Krokodilklemmen, 1 kleine LEDLampe
Durchführung
Stecken Sie den Nagel und den Kupferdraht in die Zitrone (siehe Abb. 1.32). Verbinden Sie jetzt die Krokodilklemmen einmal mit dem Stück Kupferdraht und einmal mit
dem Nagel. Zwischen die beiden Anschlüsse klemmen sie das LED-Lämpchen.
Ergebnis
Das LED-Lämpchen beginnt zu Leuchten. Die Zitrone liefert die erforderliche Spannung.
Abb. 1.32
ARBEITSAUFTRAG 4
Nehmen Sie den Band aus dem zweiten Jahrgang (z. B. Naturwissenschaften HAK II) für das Kompetenzmodul 3 zur Hand und fassen Sie auf einer A4-Seite die wichtigsten Informationen zu folgenden Begriffen
zusammen:
Elektrolyse, galvanische Elemente, Batterien, Akkumulatoren und Brennstoffzellen
16
Kompetenzmodul 7
Galvanisches Element
Ein galvanisches Element wandelt chemische Energie in
elektrische Energie um. Es besteht aus zwei verschiedenen Metallen (Elektroden), die durch Leiter verbunden
sind und sich in einem Elektrolyten befinden.
Funktionsweise
Innerhalb des Elements findet eine Redoxreaktion
statt.
Dabei werden von einem Stoff Elektronen abgegeben
(Oxidation) und vom anderen Stoff Elektronen aufgenommen (Reduktion). Als Minuspol (Kathode) wird jene
Elektrode bezeichnet, die Elektronen aufnimmt. Am
Pluspol (Anode) werden Elektronen abgegeben.
Ursache für Elektronenabgabe und -aufnahme ist die
unterschiedliche Tendenz der Stoffe, Elektronen abzugeben. Zink gibt leichter Elektronen ab als Kupfer. Deshalb
ist die negative Ladung an der Zinkelektrode höher als an
der Kupferelektrode. Zink wird zum Minuspol und KupAbb. 1.33
fer zum Pluspol (siehe Abb. 1.33).
Somit gibt es zwischen den beiden Polen eine Spannung – Elektronenbewegung ist möglich. Damit dieser Fluss
nicht direkt innerhalb des Elektrolyten stattfindet, befinden sich die beiden Elektroden in unterschiedlichen Behältnissen (Zellen), die man galvanische Zellen nennt. Reduktion und Oxidation finden also räumlich getrennt
statt.
Oft befinden sich beide Elektroden in einem Behältnis, das durch eine Membran in zwei Halbzellen geteilt ist. Diese Membran erlaubt den Ionenfluss. Die Elektronen bewegen sich jedoch außerhalb, in einem Leiter.
Die Bewegungen der Ladungen finden so lange statt, bis ein elektrochemisches Gleichgewicht hergestellt ist –
das galvanische Element ist „entladen“.
Luigi Galvani (1737 – 1798) war italienischer Arzt, Anatom und
Physiker. Er entdeckte, dass die Muskeln von Froschschenkel
kontrahieren, wenn sie mit Kupfer und Eisen in Berührung kommen. Obwohl er nicht alle Zusammenhänge erkannte, legte er mit
seinen Experimenten die Basis für die Entwicklung der nach ihm
benannten galvanischen Elemente.
Wenn Sie Abbildung 1.35 genau ansehen, erkennen Sie in der
linken Bildhälfte eine Elektrisiermaschine.
Abb. 1.34 Galvani
LEXIKON
Alessandro Volta (1745 – 1827) war italienischer Physiker und gilt als Erfinder der
Batterie. Volta hat von den FroschschenkelExperimenten Luigi Galvanis erfahren und
es entbrannte ein heftiger Streit zwischen
diesen beiden großen Persönlichkeiten,
weil sie die Ergebnisse der Experimente unterschiedlich erklärten.
Abb. 1.36 Volta
Abb. 1.35
Galvani schrieb die Zuckungen einer Art „animalischer Elektrizität“ zu. Volta erklärte die Zuckungen mit
äußeren Spannungen (Kontaktelektrizität).
Dieser Streit inspirierte wahrscheinlich beide zu weiteren intensiveren Forschungen. – Und wir profitieren
heute von ihren grundlegenden Einsichten.
17
1
Alessandro Volta konstruierte 1799/1800 die sogenannte Volta-Säule.
Die Volta-Säule besteht aus vielen übereinandergeschichteten Kupfer- und
Zinkplättchen, zwischen denen sich elektrolytgetränkte Papp- oder Lederstücke befinden, aus hintereinander geschalteten galvanischen Zellen. Anstelle von Kupfer wurde manchmal auch Silber oder Kohle verwendet und
statt Zink wurde Zinn verwendet.
Im 19. Jahrhundert hatte die Volta-Säule als Vorläuferin unserer heutigen
Batterien große Bedeutung.
Abb. 1.37 Schema einer Volta-Säule
Batterien (Primärzellen) und Akkumulatoren (Sekundärzellen)
Primärzellen sind galvanische Elemente, die nicht wieder aufgeladen werden können. Man unterscheidet nach der Art der verwendeten Materialien:
Alkali-Mangan-Batterie (1,5 V pro Zelle), Zink-Kohle-Batterie (1 V pro Zelle)
u. v. m.
Abb. 1.38 Geöffnete Batterie
Sekundärzellen können wieder aufgeladen werden, d. h., die chemischen
Prozesse, die beim Entladen ablaufen, können wieder umgekehrt werden.
Dazu gehören unter anderem: Bleiakkumulator (Bleioxid, Blei), Silber-ZinkAkku, Nickel-Cadmium-Akku u. v. m.
Mehr Informationen dazu können Sie im Kompetenzmodul 3 des II. Jahrgangs nachlesen.
Abb. 1.39 Schematischer Aufbau einer Knopfzelle (Batterie)
INTERESSANTES
Galvanisieren
Eine äußerst wichtige Anwendung des galvanischen Elements findet man in der heutigen Galvanotechnik – zum Beispiel beim Verzinken von Materialien (oft mit Zinkcyanid), beim Verchromen, Verkupfern, Versilbern usw. Dadurch sollen Metalle gegen Umwelteinflüsse und vor Korrosion („Rosten“) schützen. Eine dünne metallische
Schutzschicht wird auf die zu schützenden Gegenstände aufgetragen (Abb. 1.40).
Prinzip: Das Werkstück, das beschichtet werden soll, ist der Minuspol. Das Metall des
Pluspols (Anode) liefert das Material für die abzuscheidende Schicht.
Beide befinden sich in einem Elektrolyten. Die beiden Elektroden werden an einen
Stromkreis angeschlossen. Der elektrische Strom löst Metallionen von der Anode ab
und lagert sie auf dem Werkstück ab.
Auf diese Weise werden z. B. Schrauben verzinkt, damit sie nicht rosten (Abb. 1.41).
Durch Schutz der Metalle geht weniger durch Korrosion verloren, allerdings ist die Entsorgung der galvanischen Bäder (Säuren, Schwermetalle) nicht einfach. Vor allem in
Billiglohnländern wird nicht überall auf fachgerechte Entsorgung geachtet.
Abb. 1.40
Verzinkte Gießkanne
Abb. 1.41
Verzinkte Schrauben
1.2.5 GLEICHSTROMKREISE
Ein einfacher elektrischer Stromkreis besteht aus:
•einer Spannungsquelle: z. B. Batterie, Akkumulator, Solarzelle und Netzgeräte
•einem Verbraucher: In diesem wird die elektrische Energie in jene Energieform umgewandelt, die benötigt/
gewünscht wird, z. B. Wärme, kinetische Energie (Bewegung), Licht, usw.
•Kabel: Sie dienen zum Transport der Ladungsträger.
18
Kompetenzmodul 7
Stromkreise werden mit Hilfe von genormten Schaltzeichen (Symbolen)
in sogenannten Schaltbildern/Schaltkreisen dargestellt. In Abbildung 1.42
sehen Sie die Symbole für Spannungsquelle, Schalter, Verbraucher und
Kabel.
Man unterscheidet die physikalische Stromrichtung, die der Bewegungsrichtung der Elektronen entspricht, und die technische Stromrichtung,
die von Plus nach Minus angegeben wird. Die Angabe der technischen
Stromrichtung stammt noch aus der Zeit, als man nicht wusste, dass Elektronen die Ladungsträger sind, die sich im Leiter bewegen.
Abb. 1.42 Einfacher Stromkreis
Man spricht von Gleichstrom, wenn sich Stromstärke und Stromrichtung im Laufe der Zeit nicht ändern (ansonsten: Wechselstrom, siehe Kapitel 1.4.4 Wechselstrom-Generator, S. XY).
In jedem Haushalt sind viele Verbraucher schon an den Stromkreis angeschlossen (Lampen, Herd, Kühlschrank,
Heizung, Radio, Fernseher, Computer usw.). Jeder Verbraucher besitzt einen Widerstand. Wie alle diese Widerstände in Gesamtheit wirken, hängt davon ab, wie sie an den Stromkreis angeschlossen sind.
Reihenschaltung (Serienschaltung) von Widerständen
In Abb. 1.43 sehen Sie eine Serienschaltung von Widerständen, R1, R2 und R3.
A ... Symbol für ein Amperemeter (misst die Stromstärke)
V ... Symbol für ein Voltmeter (misst die Spannung)
Abb. 1.43 Reihenschaltung von Widerständen
In einer Serienschaltung ist die Stromstärke überall gleich groß.
Igesamt = I1 = I2 = I3
(gemessen an den Amperemetern)
Allerdings fallen die Spannungen an den einzelnen Widerständen
R1, R2 und R3 ab:
Ugesamt = U1 + U2 + U3
(gemessen an den Voltmetern; blaue Pfeile)
Der Gesamtwiderstand setzt sich aus den Einzelwiderständen zusammen:
Rgesamt = R1 + R2 + R3
Je mehr Widerstände in Reihe geschaltet sind, desto größer ist der Gesamtwiderstand.
I ∙ R1
U
Da U = R ∙ I (Ohm’sches Gesetz) gilt, kann 1 auch
geschrieben
I ∙ R2
U2
werden. Damit gilt:
U1 R1
=
U2 R2
U1 : U2 = R1 : R2
In einer Serienschaltung verhalten sich die Spannungen wie die Widerstände.
Parallelschaltung von Widerständen
Abb. 1.44 zeigt das Schaltbild einer Parallelschaltung. In diesem Fall teilt sich der gesamte Strom
Igesamt an den Widerständen auf – am gelben Punkt
P. Im Punkt Q fließt er wieder zusammen.
Bei einer Parallelschaltung liegt an jedem Widerstand die gleiche Spannung.
Mit ähnlichen Überlegungen wie bei der Serienschaltung ergibt sich:
Ugesamt = U1 = U2 = U3
Abb. 1.44 Paralellschaltung von Widerständen
und
Igesamt = I1 + I2 + I3
Der Gesamtwiderstand ist kleiner als der kleinste Einzelwiderstand. Deshalb steigt durch jeden Parallelwiderstand
der Gesamtstrom an. Weil die Spannung aber gleichbleibt, gilt:
1 = 1 +1 + 1
Rgesamt R1 R2 R3
19
1
In einem Haushalt sind alle Geräte parallel geschaltet. Jedes Gerät erhält die gleiche Spannung und damit können
die Geräte gleichzeitig benutzt werden. Fällt ein Gerät aus, werden alle anderen Verbraucher trotzdem weiter mit
Spannung versorgt.
Wären die Geräte in einem Haushalt in Serie geschaltet und würde sich damit die Spannung aufteilen, würde die
anliegende Spannung von der Anzahl der betriebenen Geräte abhängen. Beispielsweise würde zum Computerspielen zu wenig Spannung zur Verfügung stehen, wenn gleichzeitig der Staubsauger läuft. Außerdem würde bei
Defekt eines Gerätes kein Strom mehr fließen.
Die meisten Lichterketten, die zu Weihnachten verwendet werden, bestehen aus in Serie geschalteten Lämpchen. Ist auch nur ein Lämpchen kaputt, leuchtet die ganze Kette nicht mehr.
ARBEITSAUFTRAG 5
Überprüfen Sie die Lernziele am Kapitelanfang und kreuzen Sie die Ihrem Lernerfolg entsprechenden
Kästchen an.
CLIL REVIEW A touch of electricity
1. Read the article published in “Business Spotlight” about an electric paint – “paintable wire”.
“A touch of electricity!
It is not surprising that there is a light switch near the door in the meeting room of bare conductive’s London
office. What is surprising is that the switch is painted on to the wall. More surprising still is that people in the
company say the switch does not need to be there at all. You could, in theory, touch the wall anywhere and the
light would come on. The light switch acts as an illustration of the young company’s main product: an electric
paint – or “paintable wire” – that can be applied to paper, wood, cement and textiles, among other materials, and
that becomes conductive once it dries.
From its most simple use of lighting up a small bulb on a birthday card to creating oversized controller for computer games or painting an entire “electric wall”, the conductive paint has employed in many ways.
It’s creators were four students who developed the liquid while working on a final-year project at the Royal
College of Art. Isabel Lizardi, Matt Johnson, Bibi Nelson and Becky Pilditch wanted to investigate whether they
could print an electrical circuit circuit on to the human body, and decided to try to develop an electric paint. After
looking at the ingredients of existing conductive paints, the group examined how they could mix a conductive
powder into paint. Their first attempt was to mix copper powder with glue, and they eventually came up with a
formula using carbon. Further development on the concept led to the non-toxic paint they now sell […]”
(Business Spotlight, 5/2014, p. 80)
2. Fill in the vocabulary table and match the highlighted words with the complementary German
translation.
hier: unisoliert
Stromkreis
Versuch
Flüssigkeit
“streichfähiges Kabel”
Glühbirne
entwickeln
wurde verwendet als
bare
leitend/leitfähig
Kupfer
nicht-giftig
anbringen
Klebstoff
vollständig
Kohlenstoff
Zutaten
conductive
3. Watch an advertising film about electric paint on a video-sharing website like YouTube (e. g. search for
“bare conductive electric paint”) and explain what the paint can be used for.
20
1
Kompetenzmodul 7
CLIL REVIEW 4.Complete the sentences using the phrases from the box.
dry for 5 minutes
toxic and air-drying
brush, roller, or screen print
conductive when completely dry
repairing and designing with electronics
including paper, plastic and textiles
on any surface
Bare Conductive Electric Paint 50 ml
a) Great for painting circuits and sensors
b) The paint can be used for
!
c) Bare Conductive’s Electric Paint is nond) Works great on many materials
e) Apply with a
,
,
f) Leave to
g) The electric paint becomes
(Add for Bare Conductive Electric Paint)
1.3 MAGNETISMUS
1.1-ph
1.2-ph
2.1-ph
!
-
,
!
!
!
!
!
3.2-ph
LERNZIELE
1 2 3 4 Ich kann die Eigenschaften eines Magnetfeldes beschreiben. A.1 A.2 A.3
1 2 3 4 Ich kann den Vorgang des Magnetisierens mit Hilfe der Weiss’schen Bezirke erläutern. A.1 A.2 A.4 B.2
1 2 3 4 Ich kann die Begriffe „Inklination“ und „Deklination“ erklären und die Schichten der Magnetosphäre anführen. A.1 A.5 B.1 B.5
1 = zur Gänze erreicht
2 = weitgehend erreicht
3 = ansatzweise erreicht
4 = nicht erreicht
Ca. 70 v. Chr. erwähnt der römische Dichter Lucretius ein Gestein,
welches eiserne Gegenstände anzieht. Dieses wurde in der Nähe der
Stadt Magnesia gefunden. Vermutlich wurde nach dieser Stadt das
dort gefundene Gestein benannt: Magnetit (Magneteisenstein).
Daher kommt auch das Wort Magnet.
Bereits im 2. Jahrhundert n. Chr. navigierte man in China mit einem Abb. 1.46 Magnetit
Abb. 1.45 Kompass
Kompass.
Im 12. Jahrhundert wurde dieser auch in Europa bekannt und man begann, die Kraft, die von einem Magnetiten
ausgeht oder die Kompassnadel bewegt, näher zu untersuchen.
1.3.1 GRUNDBEGRIFFE
21
Abb. 1.49
Abb. 1.48
Jeder Magnet besitzt zwei Pole. Der Pol eines Magneten, der in Richtung des geografischen
Nordpols weist, heißt magnetischer Nordpol, der gegenüberliegende Pol wird magnetischer
Abb. 1.47
Südpol genannt. (Somit ist der geografische Nordpol eigentlich ein magnetischer Südpol.)
Gleichnamige Pole stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an.
Die beiden Pole eines Magneten lassen sich nicht trennen. Sie treten immer paarweise auf.
Teilt man einen Magneten, erhält man zwei neue Magnete mit je einem Nord- und einem Südpol. Dies gilt bis in
den atomaren Bereich: Jedes Atom ist ein winziger Magnet mit zwei Polen.
Permanentmagnete/Dauermagnete: Sie verlieren ihre magnetischen Eigenschaften sehr langsam. Äußere Einflüsse wie
Hämmern oder Erwärmen schwächen die magnetischen
Eigenschaften eines Permanentmagneten.
1.3.2 MAGNETISCHES FELD
EXPERIMENT 6
Sichtbarmachen des magnetischen Feldes
Liste der Materialien
verschiedene Magnete (Stabmagnete, Magnetsticker ...), ein Blatt Papier, Eisenfeilspäne
Durchführung
Legen Sie das Blatt Papier jeweils auf einen Magneten, streuen Sie Eisenfeilspäne darüber und zeichnen Sie die Feldlinien nach.
Ergebnis
Vergleichen Sie Ihre Grafik mit Abbildung 1.50.
Diese geordneten Linien verwendet man zur Veranschaulichung des Magnetfeldes.
Abb. 1.50
Die Feldlinien des Magnetfeldes treten aus dem Nordpol aus und am Südpol wieder ein. Im Gegensatz zum elektrischen Feld haben die magnetischen Feldlinien
weder Anfang noch Ende, sondern bilden geschlossene Linien.
Ein Feld mit solchen Eigenschaften nennt man Wirbelfeld. Die magnetische Kraft
ist an den Polen am stärksten.
1.3.3 FERROMAGNETISMUS, PARAMAGNETISMUS
Abb. 1.51
Ein Magnet übt auf ferromagnetische (= magnetisch wie Eisen) Stoffe eine Kraft aus. Dies nennt man magnetische Influenz.
Ferromagnetische Stoffe können magnetisiert werden, d. h., sie werden selbst zu Magneten. Zu diesen Stoffen
gehören Eisen, Nickel, Kobalt und einige Legierungen. Auf nicht-ferromagnetische Stoffe üben Magnete keine
Kraft aus.
Paramagnetische Stoffe werden ebenfalls in einem äußeren Magnetfeld magnetisiert, bleiben aber im Unterschied zu ferromagnetischen Stoffen nicht magnetisch.
Diamagnetische Stoffe werden von einem Magneten abgestoßen (kaum bemerkbar).
Abb. 1.52
Im nicht magnetisierten Eisen sind die Elementarmagnete der Materie (Elektronenspins) bereichsweise, innerhalb der sogenannten Weiss’schen
Bezirke (wenige Zehntel Millimeter Durchmesser),
geordnet. Diese mikroskopische kleinen Bereiche
sind nach dem französischen Physiker Pierre-Ernest
Weiss benannt. Es gibt keine gemeinsame Vorzugsrichtung. Durch Nähern eines Permanentmagneten
Abb. 1.53
werden diese Bereiche gemeinsam ausgerichtet und
das Eisen wird zu einem Magneten.
Wie lange die magnetische Wirkung anhält, ist stoffabhängig
Symbol
Einheit
Bezeichnung
(Eisen, Nickel, ... oder Legierungen). In paramagnetischen Stoffen
T
magnetische FlussB
geht aufgrund thermischer Bewegung die Ordnung unmittelbar
Tesla
dichte
nach Entfernen des äußeren Magnetfeldes verloren.
Die Kraftwirkung eines magnetischen Feldes wird durch die magnetische Flussdichte B angegeben.
Je größer die magnetische Flussdichte ist, umso größer ist auch die Wirkung eines Magneten, und die Feldlinien
liegen sehr dicht beieinander.
22
Kompetenzmodul 7
1.3.4 DAS ERDMAGNETFELD
Inklination und Deklination: Unsere Erde ist von einem
Magnetfeld durchdrungen und umgeben, sie wirkt wie
ein gigantischer Stabmagnet.
In der Nähe des Äquators verlaufen die Feldlinien
horizontal zur Erdoberfläche. An allen anderen
Orten der Erde bilden sie mit der Erdoberfläche
einen Winkel – den Inklinationswinkel. An den
magnetischen Polen der Erde stehen sie senkrecht zur Erdoberfläche.
Den Winkel zwischen den Meridianen und den
Magnetfeldlinien der Erde nennt man Deklination.
Abb. 1.54 Erdmagnetfeld
ARBEITSAUFTRAG 6
Abbildung 1.55 zeigt einen detaillierten Aufbau unserer Magnetosphäre.
Recherchieren Sie im Internet oder
Büchern die einzelnen Begriffe und notieren Sie ganz kurz Besonderheiten/
Aufgaben der jeweiligen „Schicht“.
1:von der Magnetosphäre abgelenkte
Sonnenpartikel
2: Magnetschweif
3: Van-Allen-Gürtel
4: Sonnenwind
5: Bow Shock
6: Polar Cusp
7: Erdatmosphäre
8: Magnetschweif
9: Plasmaschicht
10:Neutralschicht
11:Magnetopause
Abb. 1.55 Aufbau der Magnetosphäre
INTERESSANTES
Das Magnetfeld der Erde hat sich im Laufe der Zeit umgepolt. An Ausgrabungen eisenhaltigen Eruptivgesteins (nach einem Vulkanausbruch rasch abkühlendes Gestein) kann man erkennen, dass die Weiss’schen
Bezirke anders ausgerichtet sind als heute. Das erlaubt Rückschlüsse auf die „Wanderung“ der Pole.
ARBEITSAUFTRAG 7
Überprüfen Sie die Lernziele am Kapitelanfang und kreuzen Sie die Ihrem Lernerfolg entsprechenden
Kästchen an.
23
1
1.4 ELEKTROMAGNETISMUS
1.1-ph
1.2-ph
2.1-ph
3.2-ph
LERNZIELE
1 2 3 4 Ich kann die Existenz eines Magnetfeldes um einen stromdurchflossenen Leiter anhand eines
einfachen Experimentes zeigen und erklären. A.1 A.2 A.3 B.3 B.4 C.5
1 2 3 4 Ich kann das elektrodynamisches Grundgesetz beschreiben und anhand einfacher Experimente
zeigen und erläutern. A.1 A.2 A.3 B.3 B.4 C.5
1 2 3 4 Ich kann das Induktionsgesetz als Basis für die Stromerzeugung beschreiben. A.1 A.5 B.1 B.5 C.4 C.5
1 = zur Gänze erreicht
Abb. 1.56
2 = weitgehend erreicht
3 = ansatzweise erreicht
4 = nicht erreicht
Stellen Sie sich einen Tag ohne elektrischen Strom vor!
Nicht nur, dass Sie nicht heizen, kühlen oder kochen
können. Sie können nicht einkaufen, weil die elektronischen Kassen nicht funktionieren und Sie können mit
Ihrer Bankomatkarte kein Geld abheben. Der öffentliche Verkehr – elektronisch gesteuert – funktioniert
nicht. Wenn Sie Ihr Handy nicht aufgeladen haben, ist es
höchstens noch ein paar Stunden in Betrieb. Allerdings
könnten Sie sowieso nicht telefonieren, weil sämtliche
Server, die den Mobilfunkverkehr steuern, nicht mehr
funktionstüchtig wären …
Abb. 1.57
Elektrizität ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken: Und alles begann 1820 mit einem kleinen Experiment
von Hans Christian Ørsted.
LEXIKON
1.4.1 MAGNETFELD UM EINEN STROMDURCHFLOSSENEN LEITER
Hans Christian Ørsted (1777 – 1851) war dänischer Physiker und Chemiker. 1820 hielt er
eine Vorlesung über Elektrizität. Dabei fiel ihm auf, dass eine Kompassnadel neben
einem stromdurchflossenen Kabel abgelenkt wurde. Damit war klar: Es gibt einen
Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus. Ørsted gilt daher als Vater
der Elektrotechnik.
Abb. 1.58
EXPERIMENT 7
Experiment von Ørsted zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Elektrizität und Magnetismus
Materialien
Betrachten Sie Abbildung 1.59 und bauen Sie das Experiment nach. Sie benötigen eine Gleichstromquelle (im
einfachsten Fall: eine Batterie).
Durchführung
Schalten Sie den Strom ein und beobachten Sie die Auslenkung der Kompassnadel. Ändern Sie die Stromrichtung. Fertigen Sie eine Skizze an, die Stromrichtung und Richtung der Auslenkung der Magnetnadel festhält.
Ergebnis
Fassen Sie Ihre Erkenntnis bezüglich Stromrichtung und Auslenkungsrichtung neben Ihren beiden Skizzen in Worte. Kontrollieren Sie Ihre Ergebnisse
mit Hilfe von Abbildung 1.59 nach dem Experiment.
Abb. 1.59
24
Kompetenzmodul 7
Damit wurde der Nachweis erbracht, dass jeder stromdurchflossene Leiter von einem
Magnetfeld umgeben ist.
Abb. 1.60
EXPERIMENT 8
Sichtbarmachung der Magnetfeldlinien um einen stromdurchflossenen Leiter
Materialien
eine Gleichspannungsquelle, ein Eisenring mit einer Kunststoff- oder Glasplatte, Eisenfeilspäne
Durchführung
Schalten Sie den Strom ein und beobachten Sie die Ausrichtung der Eisenfeilspäne. Sie
ähnelt der Ausrichtung der Eisenfeilspäne um einen Stabmagneten. Deutlich sichtbar
wird auch, dass die Magnetfeldlinien geschlossene Linien bilden, das Magnetfeld ein Wirbelfeld ist.
Abb. 1.64
Ergebnis
Fassen Sie Ihre Erkenntnis bezüglich Stromrichtung und Auslenkungsrichtung neben Ihren beiden Skizzen in Worte.
Den Zusammenhang zwischen Stromrichtung und Richtung des Magnetfeldes kann man
sich sehr einfach mit Hilfe der rechten Hand merken:
Umfassen die Finger der rechten Hand den Leiter, so geben die Fingerspitzen die
Richtung des Magnetfeldes B an und der ausgestreckte Daumen die Stromrichtung.
In Kapitel 1.3 Magnetismus wurde B als magnetische Flussdichte definiert:
Je größer B ist, desto dichter liegen die Feldlinien. Der Einfachheit halber wird aber
sehr oft nur vom Magnetfeld B gesprochen.
Magnetische Feldstärke
Wird ein Leiter zu einer Spule aufgewickelt, entsteht bei Stromfluss ein Magnetfeld wie
das eines Stabmagneten (siehe Abb. 1.63).
Die magnetische Kraftwirkung um eine stromdurchflossene Spule (einen stromdurchflossenen Leiter) wird mit der magnetischen Feldstärke H angegeben. Sie hängt von der
Stromstärke I, der Windungszahl N und der Länge l der Spule ab.
Die magnetische Feldstärke ist umso größer, je höher Stromstärke und Windungszahl sind,
und sie ist umso niedriger, je länger die Spule ist.
magnetische Feldstärke H
Einheit
Bezeichnung
Stromstärke
A
Anzahl der Windungen
I∙N
H=
Spulenlänge
m
l
A
magnetische Feldstärke
H
m
Die Stärke des Magnetfeldes einer Spule kann durch einen Eisenkern verstärkt werden.
Abb. 1.62
Symbol
I
N
l
magnetische Flussdichte B und
Symbol
magnetische Feldstärke H
B
Einheit
Abb. 1.63
Bezeichnung
T (Tesla) magnetische Flussdichte
Vs
magnetische Feldkonstante (absolute Permeabilität)
μ0
μ0 = 1,257 ∙ 10–16
Am
B = μ0 ∙ μr ∙ H
μr
relative Permeabilität
m
A
magnetische Feldstärke
H
m
Die Permeabilität gibt an, wie sehr sich das Magnetfeld, die Dichte der Feldlinien, ändert, wenn sich z. B. ein massiver Eisenkern in der Spule befindet.
Die relative Permeabilität ist abhängig vom Stoff. Ferromagnetische Stoffe haben ein μr, welches deutlich größer
als 1 ist, jenes paramagnetischer Stoffe ist nur geringfügig größer als 1. Für Vakuum ist μr = 1 und damit ist nur μ0
des Vakuums vorhanden.
Eine Spule mit Eisenkern nennt man Elektromagnet.
25
1
1.4.2 WIRKUNG EINES MAGNETFELDES AUF BEWEGTE LADUNGEN –
ELEKTRODYNAMISCHES GRUNDGESETZ
EXPERIMENT 9
Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Magnetfeld und stromdurchflossenen Leiter – im Speziellen:
Bewegungsrichtung
Materialien
Spannungsquelle, Permanentmagnet, Kabel, Leiterschaukel, Lämpchen,
Schalter
Durchführung
Bauen Sie eine Leiterschaukel wie in Abb. 1.64 dargestellt. Testen Sie das Verhalten des Leiterstücks:
1. Stromkreis ist nicht geschlossen. Der Leiter bewegt sich nicht.
2. Stromkreis wird geschlossen. Der Leiter bewegt sich.
3. Die Stromrichtung wird umgekehrt. Der Leiter bewegt sich in die andere
Richtung.
Ergebnis
Auf einen stromdurchflossenen Leiter wird in einem Magnetfeld eine Kraft ausgeübt.
Abb. 1.65
Abb. 1.64
Das elektrodynamische Grundgesetz besagt, dass in einem Magnetfeld B
auf einen Leiter der Länge l, in dem der Strom I fließt, die Kraft F = I ∙ l ∙ B
wirkt.
elektrodynamisches Grund- Symbol Einheit
Bezeichnung
gesetz – Lorentzkraft
Lorentzkraft
F
N
F=I∙l∙B
Ampere
I
A
Leiterlänge
l
m
Abstand zwischen den
B
m
Ladungen
Die Kraft (Lorentzkraft) ist umso größer, je länger der Leiter, je höher die Stromstärke und je stärker das Magnetfeld sind.
EXPERIMENT 10
Untersuchung der Grundprinzipien zur Konstruktion eines Elektromotors
Materialien
Spannungsquelle, Permanentmagnet, Kabel, Leiterschaukel, Lämpchen, Schalter
Durchführung
1. Der Stromkreis ist nicht geschlossen. Die Leiterschlaufe beginnt sich zu drehen.
2. Nach einer halben Drehung muss sie jedoch angeschubst werden, damit sie
sich weiter dreht.
Abb. 1.66
Durch die beiden Hälften der Leiterschlaufe fließt der Strom in entgegengesetzter Richtung. Darum ergibt sich
auch jeweils eine Kraftwirkung in eine andere Richtung. Die Leiterschleife macht eine halbe Drehung und bleibt
stehen (Totpunkt). In diesem Moment ist das Magnetfeld der Leiterschleife dem äußeren Magnetfeld entgegengerichtet.
Kehrt man unmittelbar vor Beendigung der Drehung die Stromrichtung um, so dreht sich die Leiterschlaufe weiter. Diese Umkehrung der Stromrichtung wird mit einem Kommutator oder Stromwender erreicht.
Das elektrodynamische Grundprinzip erlaubt die Konstruktion von Elektromotoren.
26
Kompetenzmodul 7
EXPERIMENT 11
Bau eines kleinen Elektromotors zur Vertiefung der Prinzipien
Materialien
1 Batterie, 2 Büroklammern, etwas Kupferdraht (oder Silberdraht), Klebeband, einen Magneten (von einer
Magnetwand, einem Magnetverschluss einer Tür)
Durchführung
Wickeln Sie den Kupferdraht (in Abb. 1.67: Bastelsilberdraht) zu einer kleinen
Spule (ca. 8 – 10 Umdrehungen), um einen längeren Leiter zu erhalten (siehe:
F = I ∙ l ∙ B). Schleifen Sie mit Schleifpapier (geht auch mit einer Nagelfeile) den
Lack des Kupferdrahtes ab – auf beiden Seiten jeweils nur eine Drahtseite, aber
die gleiche. Dadurch haben Sie einen Stromwender in Ihren Elektromotor gebaut.
Wenn die lackierte Seite auf den Kontakten liegt, wird der Stromfluss kurz unterbrochen. Aufgrund der Trägheit dreht sich Ihre Spule aber weiter, bis wieder die
unlackierte Seite auf den Kontakten liegt.
Biegen Sie die Büroklammern auf und formen Sie ein Ende zu einem kleinen
Abb. 1.67
Haken. Kleben Sie die Büroklammern an die Pole der Batterie.
Fixieren Sie den Magneten an der Batterie. Hängen Sie jetzt Ihre Spule in die Haken. Jetzt müssen Sie nur ein
bisschen geschickt justieren, damit sich die Spule zu drehen beginnt und weiterdreht.
Elektromotoren
In einem Elektromotor besitzt die Spule einen Eisenkern, um
das Magnetfeld der stromdurchflossenen Spule zu verstärken. Der drehbare Teil wird Rotor oder Doppel-T-Anker genannt (wegen seiner Form).
Um den Totpunkt zu umgehen, werden in der Praxis mehrere
gegenteilig gewickelte Spulen am Rotor angebracht.
Anstelle eines Permanentmagneten werden ElektromagneAbb. 1.68 Abb. 1.69
ten verwendet.
Auch bei Betrieb mit Wechselstrom (ändert ständig Richtung und Stärke) bleibt die
Funktionsweise die gleiche, da sich die Stromrichtung in den Rotormagneten und
den äußeren Elektromagneten gleichzeitig ändert.
Abbildung 1.70 zeigt den Elektromotor eines Staubsaugers.
Abb. 1.70
1.4.3 ELEKTROMAGNETISCHE INDUKTION
EXPERIMENT 12
Bewegung eines Leiters in einem Magnetfeld
Materialien
Voltmeter, Permanentmagnet, Kabel, Leiterschaukel
Anm.: Dieser Versuchsaufbau ähnelt jenem in Experiment 9. Allerdings wird das
Lämpchen entfernt und die Spannungsquelle durch ein Voltmeter ersetzt.
Durchführung
Bewegen Sie die Leiterschaukel im Magnetfeld hin und her und protokollieren Sie die Messergebnisse des Voltmeters.
Ergebnis
Wenn die Leiterschaukel im Magnetfeld bewegt wird, wird am Messgerät
eine kleine Spannung angezeigt.
Ändert sich die Bewegungsrichtung der Leiterschaukel, ändert sich auch
die Richtung des Ausschlages am Messgerät.
27
Abb. 1.59
1
EXPERIMENT 13
Untersuchung der Faktoren, die für die Höhe der entstehenden Spannung verantwortlich sind
Materialien
Voltmeter, Stabmagnet, Kabel, drei Spulen mit unterschiedlicher Windungszahl
Anm.: Dieser Versuchsaufbau ähnelt jenem in Experiment 12). Allerdings wird das Lämpchen entfernt und die Spannungsquelle durch ein Voltmeter ersetzt. Drei Spulen mit
unterschiedlicher Windungszahl werden in Serie geschaltet und an ein Voltmeter angeschlossen.
Abb. 1.72
Durchführung
Lassen Sie nacheinander einen Stabmagnet in die verschiedenen Spulen fallen und notieren Sie, bei welcher
Spule der stärkste Ausschlag zu beobachten ist.
Bewegen Sie den Stabmagnet mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten innerhalb der Spulen.
Ergebnis
Die Höhe der entstehenden Spannung ist abhängig von
•der Windungszahl: Der Ausschlag am Voltmeter ist bei der Spule mit der höchsten Windungszahl am stärksten.
•der Schnelligkeit der Bewegung: Je schneller die Bewegung erfolgt, desto höher ist die Spannung.
Zusammenfassung der Ergebnisse der Experimente
Wird ein Leiter in einem Magnetfeld bewegt, wird eine Spannung induziert.
Den Vorgang selbst nennt man elektromagnetische Induktion.
Die entstehende Spannung heißt Induktionsspannung.
Die Induktionsspannung ist umso höher, je höher die Windungsanzahl der Spule ist, je stärker das Magnetfeld (je
höher die Anzahl der Feldlinien) ist und je schneller die Bewegung erfolgt.
Als magnetischen Fluss ϕ bezeichnet man die Anzahl der magnetischen Feldlinien (magnetische Feldstärke B), die
eine gegebene Fläche A durchdringen. Ändert sich dieser magnetische Fluss, so entsteht eine elektrische Spannung.
ϕ=B∙A
Induktionsgesetz
Uind =
Δϕ
Δt
Symbol Einheit
Bezeichnung
Uind
Induktionsspannung
V
Δϕ
T/m2 Änderung des magnetischen Flusses
Δt
Zeitdifferenz
s
Das Induktionsgesetz wurde 1831 von Michael Faraday formuliert. Bereits ein Jahr später wurde der erste von
Hand betriebene Gleichstrommotor gebaut. 1866 wurden von Werner von Siemens die ersten Dynamomaschinen
entwickelt. 1882 errichtete Thomas Edison das erste elektrische Kraftwerk.
LEXIKON
Werner von Siemens (1816 – 1892) war deutscher Erfinder und Großindustrieller.
1847 gründete er die Telegrafen Bauanstalt von Siemens & Halske in Berlin – das
war der Beginn der heutigen Siemens AG. 1866 entdeckte er das dynamoelektrische Prinzip. Er half damit der Idee, Elektrizität zur Energieversorgung zu nutzen,
zum Durchbruch.
Abb. 1.73
Thomas Alva Edison (1847 – 1931) war amerikanischer Erfinder und Unternehmer
im Bereich Elektrizität und Elektrotechnik. Im Laufe seines Lebens hat er über 1 000
Patente angemeldet. Er war im Bereich der Filmtechnik tätig, baute ein Mikrofon
und ebnete so den Weg für das Telefon. Obwohl er die Glühbirne nicht erfunden
hat, machte ihn ihre Verbesserung berühmt. Er verkaufte nicht nur Glühbirnen, sondern investierte gleichzeitig in die Errichtung von Stromnetzen und Kraftwerken.
Abb. 1.73
Wenn eine Spannung induziert wird, beginnen sich Ladungen zu bewegen. Es fließt ein Strom. Diesen nennt man
Induktionsstrom.
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