PARTEIEN UND PARTEIENSYSTEM AUF DEM PRÜFSTAND Eine empirische Analyse der Wählersicht in Bayern Vorstellung der Studie am 7.2.2017 Helmut Jung Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am 07. Februar 2017 unter www.hss.de/download/170207-RM-Jung.pdf Autor Dr. Helmut Jung GMS Dr. Jung GmbH Veranstaltung Vorstellung einer Studie der Hanns-Seidel-Stiftung im Konferenzzentrum München Empfohlene Zitierweise Beim Zitieren empfehlen wir hinter den Titel des Beitrags das Datum der Einstellung und nach der URL-Angabe das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse anzugeben. [Vorname Name: Titel. Untertitel (Datum der Einstellung). In: http://www.hss.de/...pdf (Datum Ihres letzten Besuches).] Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand - eine Analyse der Wählersicht in Bayern − Vorstellung der Untersuchungsergebnisse − GMS Dr. Jung GmbH Hamburg im Auftrag der 7. Februar 2017 Inhaltsübersicht 1 Methodik und Vorgehensweise 2 2 Einzelergebnisse 4 2.1 Die Stimmungslage 4 2.2 Indikatoren für Parteien- und Systemakzeptanz 7 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System 11 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen 18 2.5 Neue Wählertypologien und Wählergruppen 24 3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 27 1 1 Methodik und Vorgehensweise Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 2 1. Methodik und Vorgehensweise Untersuchungsthemen Aktuelle Rahmenbedingungen und generelle Einflussfaktoren Einordnung der Ergebnisse Indikatoren für Parteien- und Systemakzeptanz Art und Umfang grundsätzlicher Parteibindungen, Selbsteinstufung des Wahlverhaltens Grundsätzliche Wählbarkeit von Parteien (Weiteste Wählerkreise) Ursachen und Motive für Parteipräferenzen, Wahlteilnahme und Wahlverhalten Einstellungen zu Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionspräferenzen Zielgruppe Die in Privathaushalten lebende Bevölkerung Bayerns mit deutscher Staatsangehörigkeit ab 16 Jahren Stichprobe 16-20 Jahre 21-24 Jahre 25-34 Jahre 35-44 Jahre 45-59 Jahre 60 Jahre und älter Gesamt Disproportional 254 255 254 250 474 576 2.063 Proportionalisiert 137 117 280 332 558 639 2.063 Erhebungsmethode: Repräsentative computergestützte Telefonbefragung, Interviewdauer ca. 30 Minuten Feldzeit: 31. Oktober bis 24. November 2016 Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 3 2. 2.1 Einzelergebnisse Die Stimmungslage Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 4 2.1 Die Stimmungslage /1 Bisher noch nie gemessene Diskrepanz zwischen ökonomischer und allgemeiner Stimmung 70 50 Indizes: Saldo Positive minus negative Einschätzungen Derzeitige wirtschaftliche Lage 30 +25 10 Wirtschaftliche Zukunftserwartungen +10 0 -10 -13 -20 -30 -27 -17 Allgemeine Zukunftserwartungen -39 -37 -50 -70 +56 Allgemeine Sicht der Gegenwart -59 2003 2005 Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 2009 2016 5 2.1 Die Stimmungslage /2 Emotionsbesetzte Themenbereiche Innere Sicherheit und Flüchtlinge/Zuwanderung Hauptgründe für Beunruhigung - zugleich mit Abstand wichtigste bundespolitische Aufgaben Themen, die Anlass zur Beunruhigung bieten Wichtigste bundespolitische Aufgaben Basis: Befragte, die durch Verhältnisse beunruhigt sind (n=1399) 88% Innere Sicherheit Innere Sicherheit (insb. Gewaltkriminalität, Terror) 25% Ausländer-/Integrations- und Flüchtlingspolitik 16% Soziales System / soziale Sicherheit 12% Lage in der Welt, Außenpolitik 11% Löhne / Preise / Steuern / Finanzen 10% Politik / Politiker / Parteien 8% Flüchtlinge / Zuwanderung 84% Wirtschaft / Steuern / Finanzen 44% Sozialpolitik 43% Arbeitslosigkeit / -plätze 33% Außen- / Europapolitik Familie und Jugend 27% 16% Gesellschaftliche Entwicklungen 6% Umwelt / Klima / Energie / Verbraucherschutz 11% Wirtschaft und Arbeit 6% Strukturpolitik: Infrastruktur / Ländlicher Raum 10% Offene Fragen, Mehrfachnennungen. Aufgeführt sind die wichtigsten Nennungen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 6 2.2 Indikatoren für Parteienund Systemakzeptanz Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 7 2.2 Indikatoren für Parteien- und Systemakzeptanz /1 Zunahme des politischen Interesses bei gleichzeitigem Rückgang der Informiertheit über Politik 2016 (Sehr) stark 2003 54% Veränderung in % 46% +8 46% −16 Politisches Interesse Etwas Gar nicht 30% 12% (Sehr) gut +4 8% 44% 67% −23 Informiertheit über Politik in Deutschland… Weniger gut / kaum bzw. schlecht 53% 33% +20 Differenzen zu 100% = Weiß nicht / keine Angabe Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 8 2.2 Indikatoren für Parteien- und Systemakzeptanz /2 Entwicklung der Demokratiezufriedenheit: Negative Entwicklung seit 2009 setzt sich fort − jeder Zweite unzufrieden 70 60 58% 59% 59% 58% Nicht zufrieden 56% 50 42% 40 30% 30 20 42% 33% Einigermaßen zufrieden 36% 22% 48% 36% 22% 14% 15% 17% 10 9% 16% 6% 9% Sehr zufrieden 0 2001* 2002* 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 01/02 11 2016 2016 Differenzen zu 100% = Weiß nicht / keine Angabe *Geringe Fallzahl, n = ca. 300 Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 9 2.2 Indikatoren für Parteien- und Systemakzeptanz /3 Begründungen für Zufriedenheit und Unzufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland – einigermaßen Zufriedene nennen mehr Negativa als Anfang 2016, vor allem Innere Sicherheit Gründe für Zufriedenheit / Positiva Gründe für Unzufriedenheit / Negativa Basis: Sehr zufrieden mit der Demokratie (n=320) Basis: Nicht zufrieden mit der Demokratie (n=985) Bürgerrechte / Grundrechte 32% (25%) Sozialsystem / soziale Sicherheit 23% (21%) 22% (5%) Bildung und Forschung Allgemeine Aussagen 16% (30%) Arbeit 15% (2%) Kinder-/Jugend-/Familien/Schulpolitik Umwelt- und Naturschutz/-politik 7% (1%) Löhne/Preise 7% (4%) Außen-/Europapolitik Sicherheits-/Verteidigungspolitik, Frieden 12% (5%) 6% (1%) 5% (5%) Regierung/Politiker/Parteien 23% (32%) 17% (11%) Innere Sicherheit Allgemeine Aussagen 14% (17%) Ausländer-, Integrationsund Flüchtlingspolitik 11% (17%) Soziales System/soziale Sicherheit 7% (10%) 5% (4%) Wirtschaftspolitik Steuern / Finanzen 4% (4%) Ausbildung / Arbeitsplatz 4% (2%) Außen-/Europapolitik 3% (6%) Offene Frage, Mehrfachnennungen. Aufgeführt sind alle Nennungen 5% (Gründe für Zufriedenheit) bzw. 3% (Gründe für Unzufriedenheit) In Klammern: In Klammern: Vergleichswerte zu (Anfang 2016) Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 10 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 11 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System /1 Rückläufige grundsätzliche Parteiidentifikation: Zwei Drittel neigen aber immer noch einer Partei grundsätzlich zu − bei kleineren Parteien Positionen zu Einzelthemen als Grund deutlich wichtiger Wichtigste Gründe:* CSU 35% (42%) 12% (14%) SPD 10% (10%) Bündnis 90 / Die Grünen Freie Wähler AfD FDP Die Linke Sonstige Parteien 4% (5%) 3% (-) 3% (5%) 1% (3%) 2% (2%) Neige keiner Partei grundsätzlich zu Weiß nicht / keine Angabe 18% (13%) 12% (6%) In Klammern: Vergleichswerte zu (2010) Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand • • • • • Politische Positionen (eher viele verschiedene) Tradition, Gewohnheit Partei vertritt persönliche Interessen Allgemein: Partei macht beste Politik Politiker 17% 16% 12% 10% 8% • • • • • Politische Positionen (eher viele verschiedene) Allgemein: Partei stärken, soll Kanzler stellen Tradition, Gewohnheit Partei vertritt persönliche Interessen Politiker 20% 14% 14% 11% 8% • Politische Positionen (eher wenige) • Partei vertritt persönliche Interessen 30% 10% • Politische Positionen • Partei bringt frischen Wind in die Politik • Allgemein: Partei stärken 24% 15% 15% • Politische Positionen (eher wenige) • Partei bringt frischen Wind in die Politik • Allgemein: Partei stärken 43% 20% 16% • Politische Positionen (eher wenige) • Allgemein: Partei stärken 37% 27% *Mehrfachnennungen möglich; Aufgeführt sind alle Nennungen 8% und 10 Nennungen absolut 12 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System /2 Seltenere Wahlteilnahme und Nichtwahl: Deutlicher Anstieg des Anteils notorischer Nichtwähler − Hauptmotive für Wahlteilnahme: Notwendigkeit politischer Partizipation und Beitrag zur Demokratie Begründungen*: Nehme an fast allen Wahlen teil 35% (42%) [67%] Wähle nur bei wichtigen Wahlen Wähle nie bzw. so gut wie nie Erst seit kurzem Wahlberechtigt / noch nicht an Wahlen teilgenommen Weiß nicht / Verweigert 36% (36%) [17%] 18% (12%) [9%] 7% (8%) [5%] 4% (2%) [2%] Gründe für das Wählen • Politische Partizipation • Demokratie ist Wert an sich • Protest • Allg.: Wählen ist wichtig • Bin politisch interessiert • Einfachheit des Wahlakts • Einsatz für politische Themen • Bin Stammwähler 95% 35% 27% 15% 7% 6% 4% 4% 4% Gründe gegen das Wählen • Parteien-/Politikerverdruss • Politische Apathie • Einige Wahlen sind nicht so wichtig • Fehlender Nutzen, Einfluss Gründe für das Wählen • Politische Partizipation • Demokratie ist Wert an sich 56% 20% 13% 12% 8% 32% 16% 7% Gründe gegen das Wählen • Parteien- und Politikerverdruss • Politische Apathie • Fehlender Nutzen, Einfluss 89% 42% 35% 15% In Klammern: Vergleichswerte zum (März 2016), [2010] *Begründungen: Offene Frage, Mehrfachnennungen. Aufgeführt sind alle übergeordneten Dimensionen 4% Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 13 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System /3 Volatileres Wahlverhalten: Trotz häufigerer Selbsteinstufung als Wechselwähler immer noch überhöhte Stammwähler-Anteile (Basis: Mindestens Teilnahme bei wichtigen Wahlen, n=1.350) 70 65% 60% 60 62% Bin eher Stammwähler 55% 50 40 35% 33% 31% 30 40% Bin eher Wechselwähler 20 10 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 01/02 2016 11 2016 Differenzen zu 100% = Weiß nicht / keine Angabe Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 14 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System /4 Alternativen zum derzeitigen Wahlverhalten: Nur jeder Zehnte nennt keine Wahlalternative zur derzeitigen Wahlabsicht − etwas weniger Wahlalternativen für Wähler von Grünen und Die Linke (Basis: Partei bei Bundestagswahlabsicht genannt, n=1.356) Alternativen zum derzeitigen Wahlverhalten bei einer Bundestagswahl…* Keine (anderen) Parteien 10% 28% Eine andere Partei 36% Zwei andere Parteien 19% Drei andere Parteien Vier und mehr andere Parteien Derzeitige Bundestagswahlabsicht 7% Mittelwert 1,8 Parteien CSU SPD B90 / Grüne AfD FDP Freie Die Wähler* Linke* 12 3 18 10 6 6 14 29 20 31 30 33 26 51 37 39 31 38 42 32 25 17 25 13 17 14 28 6 5 13 7 5 5 8 4 1,8 2,3 1,6 1,8 1,8 2,1 1,4 *Geringe Fallzahl (n<50) Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 15 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System /5 Ursachen der abnehmenden Wahlbeteiligung: Gründe werden noch häufiger mit Unzufriedenheit über aktuelle politische Vorgänge in Verbindung gebracht Abnehmende Wahlbeteiligung… 80 Liegt an aktuellen politischen Vorgängen 70 71% 65% 60% 60 50 47% 40 30 33% Sowohl als auch 18% 20 21% 20% Ist normale Entwicklung 17% 16% 10 9% 8% 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 01/02 11 2016 2016 Differenzen zu 100% = Weiß nicht / keine Angabe Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 16 2.3 Aktuelle Herausforderungen für Parteien und politisches System /6 Kriterien für Wahlentscheidung bei einer Bundestagswahl: Subjektiv hohe Relevanz des Personals, aber Dominanz politischer Inhalte − teils sehr heterogene Motive für Wahl oder Nichtwahl einer Partei Aussage trifft voll und ganz / eher zu Bei der Wahl einer Partei kommt es nicht nur auf den/die Kanzlerkandidaten/in, sondern auf das gesamte personelle Angebot an 71% Eine Partei, mit der ich alles in allem am meisten übereinstimme, wähle ich auch dann, wenn mir der/die Kanzlerkandidat(in) nicht zusagt 69% Eine Partei, die ich wähle, muss auch humanitäre oder christliche Grundwerte vertreten 68% Die Wahl einer Partei, die sich nur auf ein oder zwei Themen konzentriert, kommt für mich nicht in Betracht 61% Wähle keine Partei, die unabhängig von aktuellen Themen grundsätzlich die Interessen von Leuten wie mich nicht vertritt 47% Wähle eine Partei nur dann, wenn diese in einer Koalition meine Position zu besonders wichtigen Themen ohne Abstriche durchsetzen will 37% Eine Partei, die bei dem für mich wichtigsten Thema nicht meinen Standpunkt vertritt, wähle ich nicht, auch wenn ich in anderen Punkten übereinstimme 35% Ich gehe nur dann zur Wahl, wenn es um Themen geht, die mich persönlich betreffen Wenn ich mit der von mir grundsätzlich bevorzugten Partei unzufrieden bin, bleibe ich lieber zuhause, als eine Protestpartei zu wählen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 20% 16% 17 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 18 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen /1 Stellenwert von Volksparteien: Ambivalentes Bild mit Stärken und Schwächen, aber nur ein Fünftel hält Volksparteien für ein Auslaufmodell in der Politik Volksparteien… Index1) …gehen zu viele faule Kompromisse ein 64% 21% 13% 2% …besitzen aufgrund ihrer Größe mehr Durchsetzungsvermögen / Gestaltungsmacht 64% 19% 15% +51 +49 2% …sind zu schwerfällig und inflexibel 59% 23% 17% +42 1% …müssen auf zu viele verschiedene parteiinterne Interessengruppen Rücksicht nehmen 54% …besitzen das größere und breitere personelle Angebot 53% …berücksichtigen meine speziellen Interessen zu wenig …sind inzwischen zu einem Auslaufmodell in der Politik geworden Trifft … zu: Voll und ganz / eher In Rot: Nacheile Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 16% 28% 41% 23% 19% 32% 36% 38% 22% Teils / teils 9% 5% 26% 46% …haben insgesamt eine größere thematische Breite …bemühen sich mehr um eine Integration und Interessenausgleich für verschiedene Wählergruppen 32% 27% 26% 49% Eher nicht / überhaupt nicht 1) 5% +45 +37 3% +23 4% +5 4% +6 2% −27 Weiß nicht / keine Angabe Index = „Voll und ganz / eher“ – „Eher nicht / überhaupt nicht“ 19 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen /2 Erfolge neuer Parteien: Trotz überwiegender Enttäuschung über so genannte etablierte Parteien eher ambivalente bis ablehnende Haltungen zu Gründung und Wahlerfolgen neuer Parteien Denken Sie jetzt einmal an die Parteien CDU/CSU, SPD, Grüne, Die Linke und FDP: Sind Sie von allen diesen Parteien im Großen und Ganzen enttäuscht? Nicht enttäuscht w.n. / 13% k.A. 2% Begrüßen Sie alles in allem die Gründung und Wahlerfolge neuer Parteien? Ja 16% w.n. / 3% k.A. 54% 54% Enttäuscht Teilweise 31% Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand Nein Teil- 27% weise 20 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen /3 Kleinere, teils neuere Parteien: Weitgehend akzeptiertes „Dynamisches Gegenmodell“ – Ergänzung zu den kompromissbereiteren, schwerfälligeren Volksparteien mit einer Reihe von Schwächen Kleinere, teils neuere Parteien… Index1) …heizen den etablierten Parteien ein 68% 20% +58 10% 2% …beschränken sich oft nur auf ein einziges oder wenige Themen 68% 12% 17% +51 3% …haben oft nur ein begrenztes personelles Angebot 60% 23% 16% +44 1% …sind oftmals chaotisch und unberechenbar 56% …müssen weniger Kompromisse eingehen als die sogenannten Volksparteien 56% …zeigen oft zu wenig Kompromissbereitschaft 55% …sprechen wichtige Themen an, aber bieten meist keine Lösungen …können die Interessen ihrer Wähler kompromissloser vertreten …bringen frischen Wind in die Politik …sind schneller und flexibler Trifft … zu: Voll und ganz / eher In Rot: Nacheile Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand Teils / teils 23% 21% 13% 51% 19% 19% 26% 26% +37 2% 4% 6% 22% +37 +29 +29 1% 44% 32% 22% +22 2% 41% 30% 37% 28% Eher nicht / überhaupt nicht 1) 28% 31% +13 1% 4% +6 Weiß nicht / keine Angabe Index = „Voll und ganz / eher“ – „Eher nicht / überhaupt nicht“ 21 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen /4 Negative Folgen von Großen Koalitionen: Politikverdrossenheit, Extremismus und Protestwahl − Uneinigkeit zur Frage der Verhinderung einer Großen Koalition nach 2017 Stimme zu: Große Koalitionen und Fehlen einer starken Opposition fördern Politikverdrossenheit und politischen Extremismus und begünstigen Protestparten.* Voll und ganz / überwiegend Sollten die Parteien nach der nächsten Bundestagswahl 2017 unbedingt versuchen, eine Neuauflage der großen Koalition zu verhindern? 39% Ja Teilweise Eher nicht / überhaupt nicht 37% 38% 31% Nein 28% w.n. / 3% k.A. 22% Unsicher *Differenz zu 100% = weiß nicht / keine Angabe Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 22 2.4 Die Sicht von Volksparteien, neuen Parteien und Koalitionen /5 Vor- und Nachteile verschiedener Koalitionsformen: Deutliche Bevorzugung der „klassischen“ Zweier-Koalition, idealerweise mit zwei gleich starken Partnern Liebste Koalitionsform einer Bundesregierung Zweier-Koalition Koalition aus drei Parteien Alleinregierung Bevorzugtes Kräfteverhältnis von Koalitionsparteien 61% 20% 17% Ist besser, wenn eine Partei deutlich stärker ist Unentschieden Ist besser, wenn alle Parteien in etwa gleich stark sind 30% 10% 58% Differenzen zu 100% = weiß nicht / keine Angabe Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 23 2.5 Neue Wählertypologien und Wählergruppen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 24 2.5 Neue Wählertypologien und Wählergruppen /1 Grad der Parteibindung Wählertypologie nach Strohmeier (2002): 4-Felder-Matrix mit den Dimensionen Parteibindung (Stamm- vs. Wechselwähler) und Rationalität (politisches Interesse und politische Informiertheit) Traditioneller Stammwähler Affektueller Wechselwähler Wertrationaler Stammwähler Zweckrationaler Wechselwähler Grad politischer Rationalität Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 25 2.5 Neue Wählertypologien und Wählergruppen /2 Wählertypen eines um die Häufigkeit der Wahlteilnahme erweiterten Modells: Selbst bei Stammwählergruppen hohe Anteile „temporärer“ Wähler, die mobilisiert werden müssen Traditionelle Stammwähler 28% Wahl bei fast allen Wahlen Wahl nur bei wichtigen Wahlen 12% 21% Affektuelle Wechselwähler 12% Wahl nur bei wichtigen Wahlen Wahl bei fast allen Wahlen 9% Wertrationale Stammwähler Wahl bei fast allen Wahlen Wahl nur bei wichtigen Wahlen Zweckrationale Wechselwähler Wahl nur bei wichtigen Wahlen Wahl bei fast allen Wahlen Wähle (so gut wie) nie Erst seit kurzem wahlberechtigt / noch nie an Wahlen teilgenommen Zusammenfassung wichtiger Einzelgruppen 16% Wahl bei fast allen Wahlen insgesamt 37% Temporäre Nichtwähler insgesamt („Wahl nur bei wichtigen Wahlen “) 36% 14% 8% Stammwähler insgesamt 6% 10% Wechselwähler insgesamt 6% 42% 31% 4% 19% 8% Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 26 3. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 27 3. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen /1 Generelle Erkenntnisse Sehr negative allgemeine Grundstimmung trotz extrem positiver Sicht der Wirtschaftslage "It's the economy, stupid!" – These zumindest derzeit ungültig Überlagerung durch emotionsbesetzte, i.e.S. existenzielle Themen Dominanz angstauslösender gegenüber eher rationalen Themen Gegenseitige Verstärkungseffekte der beiden Hauptthemen Flüchtlinge und Innere Sicherheit Wahrnehmung von „Querbeziehungen“ (z.B. Straftaten durch Flüchtlinge) Drohender Vertrauensverlust in Politik wegen unzureichendem Schutz vor Gefahren Beschädigung des Grundvertrauens in Mitmenschen durch ständiges Bedrohungsgefühl Fundamentalkritik am politischen System allerdings bisher noch der Ausnahmefall Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 28 3. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen /2 Generelle Erkenntnisse (Forts.) Gefahr nachhaltiger Änderungen des Wahlverhaltens und von Grundhaltungen zur Politik Apathie-, Protest-, Nichtwahl Akzeptanzprobleme des politischen Systems (Übersehen der Errungenschaften) Schwierigere Ausgangslage durch zunehmende Geringschätzung des politischen Kompromisses Erhöhte Etablierungschancen für neue (Protest-)Parteien Kompetenzzuschreibungen für „defizitäre“ Themen Vertrauen in „indirekte Positionsdurchsetzung“ Obsoleszenz bisher üblicher, (zu) einfacher Typologien / Beschreibungen des Wahlverhaltens Stärkere Beachtung Nichtwähler mit Fokus auf „temporäre Nichtwähler“ Fokus auch auf „temporäre Stammwähler“ Erhöhter Mobilisierungsaufwand für Parteien Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 29 3. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen /3 Erkenntnisse zur Sicht des Parteiensystems Nochmals deutlich kritischere Sicht der „etablierten Parteien“ Altbekannte, teils stereotype Vorwürfe Aktuell: Unzureichende Beachtung zentraler, emotional aufgeladener Themen Bei dauerhafter „Repräsentationslücke“ Gefahr sinkender Demokratiezufriedenheit Ambivalente Sicht der Volksparteien Verlust der früheren Quasi-Monopolstellung Ausgewogene Sicht und Bewertung der Vor- und Nachteile Kein Auslaufmodell und eine weiterhin unverzichtbare Option mit vielen Vorteilen Kleinere (Protest-)Parteien Aufgeschlossenheit, eine neue Option Sinnvolle Ergänzung und „dynamisches Gegenmodell“ zu Volksparteien Widersprüchliche Koalitionspräferenzen Hanns-Seidel-Stiftung: Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand 30 Parteien und Parteiensystem auf dem Prüfstand - eine Analyse der Wählersicht in Bayern − Vorstellung der Untersuchungsergebnisse − GMS Dr. Jung GmbH Hamburg im Auftrag der 7. Februar 2017