Der Baugrund in Ludwigsburg Bei Bauvorhaben sind die Kenntnisse des geologischen Bodenaufbaus, seiner physikalisch-technischen Eigenschaften und die Lage des Grundwasserhorizontes für sicheres und wirtschaftliches Bauen von Bedeutung. Weiche Böden, künstliche Auffüllungen, harte Felsschichten und flach anstehendes Grundwasser können ein Bauprojekt erheblich verteuern und verzögern. Nach DIN 1054 und 4020 muss ab "mittlerem Schwierigkeitsgrad" (geotechnische Kategorie 2) ein baugrundgeologisches Gutachten durch einen Fachgutachter eingeholt werden. Kleine Projekte werden oft mit den aus benachbarten Bauvorhaben bekannten Kenntnissen, oder mit den Ortskenntnissen des Architekten oder Bauunternehmers durchgeführt. Manchmal gibt es aber unvorhergesehene Komplikationen und zusätzliche Kosten. Die "Geologische und hydrogeologische Baugrundkarte der Stadt Ludwigsburg" gibt Anhaltspunkte zur Baugrundqualität, ersetzt aber kein spezifisches Baugrundgutachten nach den gültigen DIN- und Europa-Normen. Nach der geltenden Rechtssprechung trägt der Bauherr das Risiko und die Verantwortung für die Bodenqualität seines Grundstücks und für die vom Bauvorhaben ausgehenden Gefahren. Der Baugrund in Ludwigsburg kann in zwei geologische Haupteinheiten eingeteilt werden: Die Geländeoberfläche wird von überwiegend fein- und gemischtkörnigen und oberflächennah verwitterten Lockergesteinen der quartären Deckschichten gebildet, über denen örtlich künstliche Auffüllungen liegen können. Diese Deckschichten wurden während der vergangenen 2 - 3 Kaltzeiten vor wenigen 100.000 Jahren bis heute von Flüssen, Bächen, durch Wind (Löss) und durch Solifluktion und Frostschuttbildung abgelagert. Sie haben unterschiedliche Mächtigkeiten von weniger als 1 Meter bis über 10 m Meter. Die Mächtigkeiten dieser Deckschichten ist in der "Deckschichtenkarte" im Baugrundkartenwerk von Ludwigsburg dargestellt. Sie bestehen zu einem großen Teil aus schluffigem, porösem und schwach feinsandigem Löss mit hohem Kalkgehalt. Die obersten 0,5 bis 2 m dieser Lössbedeckung sind zu entkalktem und tonhaltigem Lösslehm verwittert und verdichtet. In kleinen Senken und Tälchen findet man weiche Schwemmlehme und tonige Bach- und Auenablagerungen mit organischen Anteilen (Anmoor). An der Grenze zu den Keuper- und Muschelkalkgesteinen kommen wechselnd mächtige, sandig-tonig-steinige Frostmischböden, Verwitterungsschutt und Fließerden vor. Die steilen Abhänge zum Neckartal sind mit Hangschutt (Lehm mit gröberen Gesteinspartikeln) bedeckt. Das Neckartal ist mit oft mitteldicht gelagerten, sandigen und schwach schluffigen Talkiesen mit einer z.T. mächtigen Auflage aus feinsandigem Auenlehm gefüllt. Im Kies treten gelegentlich Schlicklinsen auf. Am Neckartalrand und auf der Hochfläche findet man stellenweise Reste verfestigter Terrassenschotter aus älteren Kaltzeiten. Die über den Deckschichten liegenden künstlichen Auffüllungen sind für eine Baugründung nur selten geeignet und sind oft schadstoffbelastet. Die steifen bis halbfesten Löss-Deckschichten haben meistens eine durchschnittliche Baugrundqualität mit mittlerer bis guter Tragfähigkeit und mäßiger Setzungsempfindlichkeit. Die Lösssedimente sind frost- und schrumpfempfindlich und weichen bei Wasserzutritt rasch auf. Weiche Lösslehme sind ein ungünstiger Baugrund. Die sandigen Kiese im Neckartal sind ein überwiegend durchschnittlicher bis günstiger Baugrund, enthalten aber auch weiche Schlicklinsen. Bereiche mit Schwemmlehmen, Auenlehmen und organischen Ablagerungen (Schlick) habe einen hohen Wassergehalt, oft eine weiche bis breiige Konsistenz und sind ein sehr ungünstiger Baugrund. Hier sind besondere Gründungsmaßnahmen erforderlich. Die Deckschichten sind mit den üblichen Arbeitsgeräten je nach Konsistenz mittel bis gut und gelegentlich auch schwerer lösbar. Unter den locker gelagerten Deckschichten liegen die veränderlich festen Gesteine und die Festgesteine der mesozoischen Grundschichten aus der erdgeschichtlichen Zeit der Trias. Diese wurden im Ludwigsburger Raum vor über 200 Mio. Jahren teils unter Meeresbedeckung und teils unter festländischem Einfluss abgelagert. Sie bestehen im Stadtgebiet aus den oft tiefgründig verwitterten Auslaugungsrückständen der wenige Meter bis ca. 30 m mächtigen Grundgipsschichten des Gipskeupers. Am Lemberg ist der Gipskeuper bis ca. 100 m mächtig. Darunter liegen die teils felsigen und teils aufgewitterten Gesteine des je nach Abtragung wenige Meter bis maximal 23 m mächtigen Lettenkeupers und die karbonatischen Felsgesteinen des bis ca. 85 m mächtigen Oberen Muschelkalks. Die Schichtglieder des Lettenkeupers (Dolomitsteine, Ton- und Mergelsteine, Sandsteine) sind oberflächennah unterschiedlich stark verwittert und entfestigt bis zersetzt. Die unverwitterten und mäßig verwitterten, kompakten bis mäßig aufgelockerten Dolomit- Sand- und Tonsteine bilden meistens einen günstigen und tragfähigen Baugrund. Die stärker verwitterten und aufgelockerten Schluff-, Ton- und Mergelsteine im Lettenkeuper und im ausgelaugten Gipskeuper bilden einen durchschnittlichen und gelegentlich auch einen ungünstigen Baugrund mit oft steifer, gelegentlich auch mit weicher Konsistenz und mit mittlerer bis hoher Setzungsempfindlichkeit. Die Karbonatsteine des Oberen Muschelkalks sind oberflächennah oft verwittert, aufgelockert und stark geklüftet. Sie gehen nach unten in harten und überwiegend kompakten Fels über. Gelegentlich werden Verkarstungserscheinungen angetroffen, die die Baugrundqualität mindern. Der harte und kompakte Fels eignet sich gut für hohe Lasten und ist nicht setzungsempfindlich. Die Felsbänke im Lettenkeuper und die massigen Felsbereiche im Oberen Muschelkalk haben oft Bodenklasse 6 und 7 (schwer lösbar) nach der "alten DIN 18300". Das kann beim Baugrubenaushub zu Mehrkosten führen. Der oberflächennahe Grundwasserhorizont befindet sich in Ludwigsburg zwischen ca. 2 m und mehr als 10 m unter Gelände (Grundwasserflurabstand) und unterliegt wetterabhängigen und jahreszeitlichen Schwankungen. In den meisten Fällen liegt ein freier Grundwasserspiegel vor. In manchen Fällen, z.B. in Tallagen, werden auch gespannte Grundwasserverhältnisse angetroffen. Je nach Wetterlage kann örtlich auch Sickerwasser in der Baugrube auftreten. Beim Aushub von Baugruben ist eintretendes Grund- und Sickerwasser immer ein technisches und finanzielles Problem. Oft muss dann eine genehmigungs- und kostenpflichtige Wasserhaltung über die Bauzeit betrieben werden. In einigen Bereichen von Ludwigsburg ist hier noch eine Grundwasserreinigungsanlage wegen der auftretenden Schadstoffe im Boden und Grundwasser zu betreiben. Die Grundwassereinleitung in die Kanalisation ist kostenpflichtig. Grundwasser und Sickerwasser dürfen nach der Bauzeit nicht über Drainagen etc. in den Mischwasserkanal abgeleitet und abgesenkt werden. Drainagen sind hier nur zur Herstellung der Grundwasserumläufigkeit zulässig. Aus diesem Grund ist das Untergeschoss ggf. wasserdicht und auftriebssicher auszuführen. Nur Regen-Sickerwasser kann, falls vorhanden, in einen Regenwasserkanal abgeleitet werden. Diese Maßnahmen und der dazugehörende Bemessungswasserstand müssen vor Baubeginn vom Landratsamt wasserrechtlich genehmigt werden. Eingriffe in das Grundwasser, wie z.B. bei Baugrunduntersuchungen, Bauvorhaben, Brunnenbohrungen oder die Bohrung von Erdwärmesonden sind vor Baubeginn beim Landratsamt anzeige- und genehmigungspflichtig (Wasserrechtsverfahren). In Wasserschutzgebieten gelten besondere Vorschriften. Auskünfte und Zuständigkeit für Wasserrechtsverfahren: Landratsamt Ludwigsburg, Fachbereich Umwelt Hindenburgstraße 40, 71631 Ludwigsburg Telefon: 07141 144-42603 oder 144-0 E-Mail: [email protected] Es wird empfohlen, die zu erwartenden Baugrund- und Grundwasserverhältnisse vorab zu erkunden, damit alle notwendigen Genehmigungen rechtzeitig eingeholt, und die bautechnischen und finanziellen Mehraufwendungen kalkuliert werden können. Die Baugrund- und Grundwasserverhältnisse sind im Baugrundkartenwerk der Stadt Ludwigsburg dokumentiert. Diese Daten zeigen aber nur einen großräumigen Überblick und müssen ggf. durch weitere geotechnische Einzeluntersuchungen präzisiert werden. Allgemeine Auskünfte zu Baugrundfragen und Altlasten: Stadtverwaltung Ludwigsburg, Fachbereich Tiefbau und Grünflächen Abteilung Bodenschutz Postfach 249, 71602 Ludwigsburg Telefon: 07141 910-2707, Fax: 910-2230 E-Mail: [email protected] Geologischer Profilschnitt der quartären Deckschichten über den mesozoischen Grundschichten Die Darstellung ist schematisch und nicht maßstäblich Höhenschotter Lösslehm Löss Neckartal Gäuflächen, LB-Stadtgebiet Schwemmmassen, Frostmischböden, Bachablagerungen, VerwitterungsAuffüllung Talauen schutt, Fließerden Erdfall Hangschutt, Talschutt Kaltzeitliche Terrassenschotter: - Höhenschotter links (Wende Pliozän/Pleistozän) - Höhere Terrassenschotter (älter als Riß) - Hochterrassenschotter der Riß-Kaltzeiten und Niederterrassenschotter der Würm-Kaltzeit Hanglehm Reste von Gipskeuper und Lettenkeuper Auenlehm Auffüllung: Lehmig-sandiger Schutt, Steine, Schlacken, Schadstoffe. Sandige Talkiese mit Schlicklinsen, Schotter von Quartär und Würm-Kaltzeit Neckar Lösslehm: Gelblich-rostbrauner, entkalkter, verlehmter und verdichteter Schluff und Ton. Oft vermischt mit Abschwemmmassen und Frostschutt. Löss: Während der Kaltzeiten durch Wind transportierter, fahl-gelbgrauer, kalkhaltiger und poröser Schluff (= Korngröße zwischen Ton und Sand). Oberer Muschelkalk klüftig und teils verkarstet Frost- und Verwitterungsschutt: Kaltzeitliche Böden und Solifluktionsböden mit umgelagerten Keuper- und Muschelkalksteinchen in bindiger Matrix aus feinsandigem Ton und Schluff. Mittlerer Muschelkalk Abschwemmmassen, Bachablagerungen, Talauen: Graubraune, schluffig-tonige Zusammenschwemmungen mit Sand und kantigen Gesteinsbruchstücken und oft vermischt mit Lösssedimenten. Oft weich bis breiig und mit organischen Resten. Alte, mit Lehm und Ton plombiere Tälchen. Salze ausgelaugt Anhydrit und Gips in Auslaugung Kaltzeitliche Terrassenschotter: Gelbliche bis bräunliche und sandige, wenig gerundete Flussschotter in unterschiedlichen Höhenlagen über der Talaue. Oft löchrig und konglomeratisch verfestigt. Unterer Muschelkalk Hanglehm, Fließerde: Brauner Verwitterungslehm aus Keupertonsteinen mit wechselnd steinigen Anteilen. Oft vermischt und verzahnt mit abgeschwemmtem Lösslehm, gelegentlich rutschend. Hangschutt: Brauner Verwitterungslehm mit hohen kiesig-steinigen Anteilen bis hin zu einem tragfähigen Steingerüst aus schwerer verwitterbaren Gesteinen von Gipskeuper, Lettenkeuper und Muschelkalk. An Steilhängen gelegentlich rutschend. Buntsandstein und Permokarbon über kristallinem Grundgebirge Talschutt: Grobsteinige Schuttmassen am Talfuß (Gesteinsschutt) in tonig-, sandig-, schluffiger Grundmasse. Auenlehm: Braune, feinsandig-tonige Schluffe mit schwarzen, organischen Bestandteilen (abgesetzte Hochflutsedimente). Großteils im Altertum und Mittelalter infolge von Waldrodung und Ackerbau abgelagerte Abschwemmungen. Talkies (Neckarschotter): Sandige und wenig gerundete Jurakalke mit Schlicklinsen aus Würm-Kaltzeit und Holozän. Erdfälle: Vertikale Lösungshohlräume im Muschelkalk. Hochbrechen bis an die Oberfläche. Oft Plombierung mit Lehm und Steinen. Fachbereich Tiefbau und Grünflächen 2015