Jod: Soll bei einem AKW-Unfall vor Schilddrüsenkrebs schützen Vorsicht bei K-Tipp- S Jodtabletten als Beruhigungspillen Willkür bei der Verteilung der Schutzmedikamente Strahlenexperten forderten nach dem AKWUnfall in Fukushima, dass die ganze Bevölkerung Jodtabletten gegen Krebs erhält. Der Bundesrat setzt dies nur halbbatzig um. ach der Katastrophe in Fukushima vor knapp drei Jahren schlugen die drei eidgenössischen Strahlenkommissionen Alarm: Die Bevölkerung sei ungenügend gegen die Folgen eines AKW-Unfalls geschützt. Eine der Forderungen: Jodtabletten für alle Einwohner auf der Alpennordseite – und zwar im Voraus («Saldo» 2/13). Bei einem AKW-Unfall bleibe keine Zeit, Tablet- N ten zu verteilen. Zurzeit haben nur Anwohner im Umkreis von 20 Kilometern um die AKWs die Tabletten zu Hause. Jod soll vor Schilddrüsenkrebs schützen (siehe Kasten). Drei Jahre brauchte der Bundesrat für eine halbherzige Umsetzung der Forderung: Ab Herbst erhalten Bewohner im Umkreis von 50 Kilometern um ein AKW die Tabletten nach So wirken Jodtabletten Bei einer AKW-Katastrophe kann radioaktives Jod austreten. Beim Atmen kann es in die Schilddrüse gelangen und dort Krebs auslösen. Wer die Jodtabletten rechtzeitig schluckt, sättigt die Drüse mit Jod. Das soll verhindern, dass sie weiteres Jod aufnimmt. Die Tabletten schützen nur richtig, wenn man sie einige Stunden vor dem Einatmen von radioaktivem Jod einnimmt. Das bedingt, dass die Behörden frühzeitig informieren. In Fukushima war das laut Greenpeace nicht der Fall. Und: Die Tabletten wirken nicht gegen die Strahlung von Stoffen wie Cäsium, Strontium und Plutonium, die bei einer AKWKatastrophe ebenfalls austreten können. Hause zugesandt. An alle anderen verteilen die Behörden die Tabletten erst nach einem Unfall. Der Bund macht zudem fragwürdige Ausnahmen: l Gemeinden wie Frauenfeld TG, Schangnau BE, Reichenbach BE, Saanen BE und Val-deTravers NE liegen teilweise innerhalb der 50Kilometer-Zone, erhalten aber keine Tabletten. Die Auswahl getroffen hat das Nuklearsicherheits-Inspektorat: «Es wurden Gemeinden ausgewählt, deren Flächenschwerpunkt innerhalb der 50 Kilometer liegt.» l Küssnacht am Rigi liegt als einzige Schwyzer Gemeinde innerhalb der 50-Kilometer-Zone. Die Bewohner erhalten die Tabletten aber nicht vorab. Laut dem Bundesamt für Gesundheit wollte Schwyz nicht wegen einer Gemeinde «zwei verschiedene Verteilkonzepte» ausarbeiten. l Anders die Kantone Luzern, Zug und Jura. Hier erhalten alle Bewohner die Tabletten vorsorglich, obwohl einzelne Regionen ausserhalb der 50-KilometerZone liegen. Beat Camenzind 4 Canada-Goose-Jacke: Beim billigen Imitat fallen die Haare des Kapuzenfells fast von alleine aus Einige Internethändler versprechen supergünstige Schnäppchen. Doch je tiefer der Preis, desto skeptischer sollten Käufer sein. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp mit beliebten Markenprodukten. ie beige-gelben Lederstiefel von Timberland sind beliebt. Aber auch teuer: Der günstigste Preis für das klassische Modell «6 Inch» liegt im Laden bei rund 260 Franken. Gefragt sind auch die Daunenjacken mit Pelzkapuze des kanadischen Herstellers Canada Goose. Sie kosten im Geschäft rund 990 Franken. Oder die grossen Kopfhörer mit einem roten «b» auf der Ohrmuschel, das für «Beats by Dr. Dre» steht. Das Modell «Mixr» kostet 254 Franken. Klar ist: Die Preise von Markenartikeln sind oft überrissen und haben nichts mit dem Warenwert zu tun. Zu deutlich tieferen Preisen sind jedoch auch Produkte mit dem D gleichen Markennamen im Umlauf. Wer im Internet nach günstigeren Angeboten sucht, wird schnell fündig. Unter den ersten Treffern auf der Suchmaschine von Google tauchen haufenweise InternetShops mit Produkten auf, die im Schnitt nur ein Drittel des Preises für die Markenartikel kosten. Diese Shops machen auf den ersten Blick einen professionellen Eindruck. Die .ch-Adressen und Preise in Franken suggerieren, dass es sich um Schweizer Händler handelt – oder zumindest um Verkäufer, die mit Schweizer Kunden zu tun haben. Bezahlt werden muss per Kreditkarte und im Voraus. Wer den Shop nicht kennt, geht ein Risiko ein. K-Tipp Nr. 3 12. Februar 2014 i angeblichen Schnäppchen! D. SCHÜTZ p- Stichprobe: Markenprodukte entpuppen sich als Billig-Kopien Timberland-Schuhe: Beim Original (links) ist die Laufsohle viel stabiler als bei der Billigkopie; die robuste Einlegesohle des Originals (links) und die dünne Sohle aus Klebefolie bei der Kopie Vermeintliche Schnäppchen können sich bei der Lieferung als schlecht gemachte Kopien herausstellen. Dies belegt eine Stichprobe des K-Tipp von Ende Januar. Gesucht waren Angebote für die Timberland-Schuhe, eine Canada-Goose-Jacke und die «Mixr»-Kopfhörer. Bestellt wurde nur bei Shops mit .ch-Adresse, die ihre Preise in Franken angaben. Die Resultate Jacke Beim Modell «Chateau Parka» in Dunkelblau tauchte unter den ersten Suchtreffern ein sehr günstiges Angebot für Fr. 333.50 auf. Es war jedoch ein Reinfall. Der Shop mit der Adresse www.iniziativa-famiglie.ch lieferte bloss eine schlechte Kopie. Dies bestätigen die Experten des Zürcher Labors Testex: «Die Haare des Kapuzenfells fallen fast von alleine aus. Der Inhalt der Jacke K-Tipp Nr. 3 12. Februar 2014 lässt sich mit den Daunen der Originaljacke nicht vergleichen.» Übrigens: Eine Woche nach der Bestellung war der InternetShop im Internet unauffindbar. Auf Mails an die angegebene Adresse antwortete niemand. sohle ist zu weich und bietet keine Stabilität.» Prognose: «Der Schuh überlebt den Winter nicht – das Original hält viele Jahre.» Kopfhörer Beim Internet-Shop www. itemtanztheater.ch gibt es die «Mixr»-Kopfhörer für 160 statt für 254 Franken. Auch hier: Bis auf ein paar kleine Details sehen die Kopfhörer dem Originalmodell zum Verwechseln ähnlich. Beim Vergleich an der SAE (School of Audio Engineering) Zürich wird dann aber schnell klar: «Die Kopie ist am schlechten Klang leicht zu erkennen – Bässe und Höhen fehlen. Das Einstellen des Kopfhörers ist zudem sehr mühsam. Das Gleiche gilt für den Regler.» Darko Cetojevic Schuhe Das Timberland-Modell «6 Inch» war bei www. mckinnon-clarke.ch für Fr. 99.95 zu haben. Die Schuhe sahen auf den ersten Blick echt aus und trugen das Timberland-Logo. Der K-Tipp kaufte die Schuhe auch in einem Fachgeschäft und liess die beiden Paare vom Zürcher Schuhmacher Fritz Huwyler beurteilen. Er kannte die Herkunft der Schuhe nicht. Sein Urteil zum Billigmodell: «Beim Auspacken verströmen die Schuhe einen beissenden, chemischen Geruch. Die Einlegesohle ist ein Stück Klebefolie, darunter befindet sich Karton. Die Lauf- INTERNET Darauf muss man beim Einkaufen achten Sehr hohe Rabatte sind verdächtig. Rufen Sie zur Sicherheit die auf der Website angegebene Telefonnummer an. Hände weg, falls nur eine E-Mail-Adresse als Kontaktmöglichkeit angegeben wird! l Eine .ch-Adresse bedeutet nicht, dass es sich um einen Schweizer Händler handelt. Die Adressen können von überall her bei der Schweizer Vergabestelle für Internetadressen (Switch) gekauft werden. Unter whois.ch kann man prüfen, wem die Adresse gehört. l Betreiber von dubiosen Shops benutzen oft Internetadressen, die früher schon einmal für einen anderen Zweck registriert waren. Unter www.itemtanz theater. ch etwa war früher eine Tanzl l gruppe aus Winterthur zu finden. Und www.iniziativa-famiglie.ch gehörte einem familienpolitischen Initiativkomitee. l Die allgemeinen Geschäftsbedingungen sind meist in schlechtem Deutsch verfasst. l Bei Elektronikartikeln bietet die Vergleichsseite toppreise.ch eine gewisse Gewähr, dass die aufgelisteten Shops seriös sind. Wenn ein günstiges Angebot auf toppreise.ch fehlt, ist Vorsicht geboten. l Vor jedem Einkauf den Shop mit dem Stichwort «Erfahrungen» im Internet überprüfen – und auch die K-Tipp-Warnlisten konsultieren (www.ktipp.ch " Service " Warnlisten). 5