Keine reine Kopfsache! WISSEN! ...Progressives Siebbeinhämatom INNOVATION! ...Computertomographie am Kopf RESPEKT! ...Diagnoseschwerpunkt von Frau Dr. Frohnes NEWS 2010 WISSEN • INNOVATION • RESPEKT TIERMEDIZIN aus LEIDENSCHAFT! PFERDEKLINIK KERKEN NEWSLETTER 02| 2010 • Computertomographie am Kopf • UNSER TEAM NEWSLETTER 02| 2010 • Computertomographie am Kopf • UNSER TEAM Unser Thema Fallbeispiel: Progressives Siebbeinhämatom Bei vielen Erkrankungen im Bereich des Kopfes ist es mit Hilfe einer gründlichen klinischen sowie der eingehenden endoskopischen, sonographischen oder radiologischen Untersuchung möglich, eine eindeutige Diagnose zu stellen. Aufgrund der komplexen Struktur des Kopfes sind allerdings den herkömmlichen bildgebenden Verfahren enge Grenzen gesetzt. So ist im Röntgenbild eine überlagerungsfreie Darstellung der meisten Strukturen nicht möglich, was zum Beispiel die Beurteilung von Veränderungen im Bereich der Nasennebenhöhlen oder der Zahnwurzeln erheblich erschweren kann. Der Einsatz der Sonographie ist auf die wenigen Weichteilstrukturen, die außerhalb der Schädelknochen liegen, beschränkt. Bei der endoskopischen Untersuchung ist das Untersuchungsgebiet auf die Höhlen des Schädels beschränk. Daher ist in einigen Fällen der Einsatz weiterführender bildgebender Verfahren wie der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie notwendig. Die Empfindlichkeit der Computertomographie ist bei der Darstellung von Knochenstrukturen sehr groß, wohingegen bei der Darstellung der Weichteilgewebe die Magnetresonanztomographie überlegen ist. Die häufigsten Indikationen für den Einsatz der Computertomographie am Kopf sind Erkrankungen der Zähne, der Nasennebenhöhlen, die Beurteilung des Ausmaßes eines progressiven Siebbeinhämatoms sowie der Symptomkomplex Headshaking. Die Computertomographie ist eine Form der Röntgendiagnostik. Das Bild basiert auf der unterschiedlichen Absorption der Röntgenstrahlen von den verschiedenen Geweben. Im Unterschied zum konventionellen Röntgen rotieren die Röntgenröhre und der Detektor um das Untersuchungsobjekt, wodurch überlagerungsfreie Schichtaufnahmen entstehen. Die Dicke der einzelnen Scans und ihr Abstand zueinander werden vom Untersucher festgelegt. Der Computertomograph ist in der Lage, sehr feine Absorptionsunterschiede der Röntgenstrahlen zu registrieren. Die einzelnen Gewebe werden in Abhängigkeit von ihrer Dichte in Pixeln unterschiedlicher Graustufen, den sogenannten Hounsfield-Einheiten, dargestellt Die enorme Bandbreite verschiedener Graustufen erlaubt eine sehr viel detailliertere Darstellung unterschiedlicher Gewebe als dies im Röntgenbild möglich ist. Aus diesem Grund können bei der Computertomographie sowohl Knochenals auch Weichteilgewebe dargestellt werden. Nachteil der Computertomographie ist, das die Untersuchung in Vollnarkose erfolgen muss und daher neben dem Narkoserisiko die Kosten für den Pferdebesitzer nicht unerheblich sind. Darüber hinaus sind die Anwendungsmöglichkeiten, bedingt durch den Durchmesser der Gantryöffnung, auf Gliedmaßen, Kopf und craniale Halsabschnitte beschränkt. Trotz dieser Einschränkungen ist die Computertomographie heute in der Pferdemedizin etabliert. Insbesondere die überlagerungsfreie Darstellung verschiedener Strukturen im computertomographischen Bild stellt den entschiedenen Vorteil dieser Untersuchungsmethode gegenüber der Radiologie dar. Dies ist besonders im Bereich anatomisch komplexer Strukturen wie zum Beispiel des Kopfes, wo eine überlagerungsfreie Darstellung im Röntgenbild nicht möglich ist, oftmals die einzige Möglichkeit, eine Diagnose zu stellen. Bei dem progressiven Siebbeinhämatom handelt es sich um einen gut abgekapselten, vom Ethmoid ausgehenden Tumor, dessen Ätiologie nicht vollständig geklärt ist. Klinisch fallen die betroffenen Pferde in der Regel durch einseitige Epistaxis auf, in selteneren Fällen kann es beim Vorliegen eines sehr großen Tumors zu Atemgeräuschen oder Atemnot kommen. Die Ausdehnung des Tumors kann nach rostral auf den Larynx beschränkt bleiben oder sich dorsal in den Sinus frontalis oder ventral Vorteile durch Computertomographie in den Sinus sphenopalatinus (Keilbeinhöhle) erstrecken. Eine Ausbreitung in den Sinus maxillaris oder das Cavum nasi ist seltener, bei größeren Tumoren aber auch möglich. Bei kleineren Tumoren ist eine konservative Therapie mithilfe von wiederholten Formalininjektionen möglich, größere erfordern oftmals ein chirurgisches Vorgehen. Die genaue Diagnose der Größe und Lokalisation des progressiven Siebbeinhämatoms ist durch eine röntgenologische oder endoskopische Untersuchung nicht möglich und erfordert den Einsatz weiterführender bildgebender Verfahren wie der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie. Bei dem ersten Fallbeispiel handelt es sich um einen 6jähriger Warmblutwallach, bei dem vor etwa einem Jahr ein progessives Siebbeinhämatom links mittels Formalininjektion behandelt worden war. Seit etwa drei Tagen tritt erneut einseitige Epistaxis links auf. Bei der endoskopischen Untersuchung ist im Bereich des linken Ethmoids ein roter, rundlicher Tumor darstellbar. Bei dem zweiten Fallbeispiel handelt es sich um einen 9jährigen Warmblutwallach, der seit mehreren Wochen durch rezidivierende geringgradige Epistaxis rechts auffällt. Bei der endoskopischen Untersuchung ist am rechten Ethmoid ein bläulicher Tumor mit glatter Oberfläche darstellbar. Beide Pferde wurden zur Beurteilung des Ausmaßes des Tumors einer computertomographischen Untersuchung unterzogen. Rostral des Ethmoids ist im CT-Scan im ersten Fall sowohl auf der rechten als auch der linken Seite ein solider, weichteildichter Tumor zu erkennen (Abb. 1). Im zweiten Fall ist am rechten Ethmoid ein rundlicher, weichteildichter Tumor erkennbar (Abb. 2) Abb. 1: CT-Scan Fallbeispiel 1 auf Höhe des Ethmoids, weichteildichter Tumor rechtes und linkes Ethmoid erkennbar (Pfeile) Abb. 2: CT-Scan Fallbeispiel 2 auf Höhe des Ethmoids, weichteildichter Tumor rechtes Ethmoid (Pfeil) Im Fallbeispiel 1 zeigen die computertomographischen Scans caudal des Ethmoids eine Ausbreitung des Tumors beidseits bis in den Sinus sphenopalatinus (Abb. 3), während die computertomographische Untersuchung des zweiten Pferdes ergibt, dass die Ausbreitung des Tumors auf die rostralen Anteile des Ethmoids beschränkt ist (Abb.4). Abb. 3: CT-Scan Fallbeispiel 1 auf Höhe der Keilbeinhöhle, weichteildichter Tumor rechts und links (Pfeile) Abb. 4: CT-Scan Fallbeispiel 2 auf Höhe des caudalen Ethmoids, kein Tumorgewebe darstellbar Die Prognose für einen Therapieerfolg durch die konservative Behandlung durch Formalininjektionen ist im zweiten Fall als deutlich günstiger einzustufen, da der komplette Tumor der Injektion zugänglich ist, während im ersten Fall nur ein kleiner Teil des Progressiven Siebbeinhämatoms durch die Injektion erreicht werden kann. Für die Beurteilung der Gesamtgröße und Ausdehnung des Progressiven Siebbeinhämatoms und damit der Erstellung eines angepassten Therapiekonzeptes ist die Computertomographie unbedingte Voraussetzung. PFERDEKLINIK KERKEN NEWSLETTER 02| 2010 • Computertomographie am Kopf • UNSER TEAM Keine reine Kopfsache! Seit 1999 ist Dr. Anne-Katrin Frohnes in der Pferdeklinik Kerken. Sie ist Fachtierärztin für Pferde und über die Reiterei zur Tiermedizin gekommen. Studium und Promotion über den Pferdehuf an der Freien Universität Berlin. Seit 1999 gehört Sie zum Team der Pferdeklinik Kerken. Eine weitere Station ihrer Ausbildung war die Tierklinik Hochmoor. Besonderer Schwerpunkt ihrer Tätigkeit an unserer Klinik ist seit vielen Jahren die Computertomographie, darüber hinaus ist sie jedoch auch in der Gestütsbetreuung tätig. NEWS 2010 Erfahren Sie mehr über unsere Leidenschaft – die Tiermedizin und unser Team! 2010 mit neuer Homepage www.pferdeklinik-kerken.de Pferdeklinik Kerken • Slümer Straße 5-6 • 47669 Wachtendonk • fon +49 (0) 2836/91410 PFERDEKLINIK KERKEN NEWSLETTER 02| 2010 • Computertomographie am Kopf • UNSER TEAM