Einführung in die Elektrizitätslehre Inhalt: 1. 2. 3. 4. 5. Elektrische Ladung Elektrisches Feld Elektrisches Potential, elektrische Spannung Kondensator Elektrischer Strom Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 1 Einführung in die Elektrotechnik Literatur • Alonso, Finn, Physik, Addison-Wesley Verlag Berlin, 19xx. (Kap. 16, 17) • Hering, Martin, Stohrer, Physik für Ingenieure, Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York 19xx, (Kap. 5) • Demtröder, Experimentalphysik 2, Elektrizität und Optik, Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York, 2009, (Kap. 1,2,3,4) • Rudolf Busch, Elektrotechnik und Elektronik, B. G. Teubner Verlag, Stuttgart, 1996. (Kap. 1, 2, 3, 4) • H. Claussnitzer, Einführung in die Elektrotechnik, Verlag Technik Berlin. (Kap. 1, 2, 3, 4) • M. Albach, Grundlagen der Elektrotechnik, Pearson Studium, München, 2005. Band 1: (Kap. 1, 2, 3), Band 2: (Kap. 4) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 2 Einführung in die Elektrotechnik 1. Elektrische Wechselwirkung Zwei Körper mit der gleichen Art der elektrischen Ladung (positiv oder negativ) stoßen einander ab. Zwei Körper mit verschiedener Art von elektrischer Ladung (positiv und negativ) ziehen sich einander an. Während die Gravitationswechselwirkung immer anziehend ist, kann die elektrische Wechselwirkung anziehend oder auch abstoßend sein. Die meisten Körper scheinen eine gleiche Anzahl an positive und negative Elektrizität zu haben, so dass die elektrische Wechselwirkung zwischen zwei makroskopischen Körpern in der Summe sehr klein ist oder sogar null ist. Quelle: Alonso/Finn elektrische Wechselwirkungen zwischen gleichen und ungleichen Ladungen Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 3 Einführung in die Elektrotechnik 1. Elektrische Wechselwirkung, Coulombsches Gesetz Wechselwirken zwei elektrische Ladungen q1 und q2 miteinander so üben sie eine gleiche entgegengesetzte Kraft aus. Die Richtung dieser Kraft ist abhängig von dem Vorzeichen der Ladungen. Wechselwirken zwei elektrisch geladene Teilchen miteinander, die sich im Inertialsystem eines Betrachters in Ruhe befinden (Elektrostatik), so ist die elektrostatische Wechselwirkung der Ladungen durch die Coulombkraft gegeben: r q ⋅q F( r ) = 1 22 4πε 0 r Coulombsches Gesetz elektrische Feldkonstante As ε 0 = 8.85 ⋅ 10 −12 Vm [ q ] = [ I ] * [ t ] = 1 As = 1 C = 1 Coulomb Die elektrostatische Wechselwirkung zwischen zwei geladenen Teilchen ist proportional zum Quadrat des Abstandes zwischen den Ladungen. Die Richtung ist längs der Verbindungslinie zwischen den beiden Ladungen. Kräfte zwischen Ladungen Quelle: Alonso/Finn Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 4 Einführung in die Elektrotechnik 1. Elektrische Wechselwirkung, Coulombsches Gesetz Cavendish-Torsionswaage für den Beweis des Gesetzes der elektrischen Wechselwirkung zwischen zwei Ladungen Quelle: Alonso/Finn Quelle: Alonso/Finn Beispiel: Berechnung der resultierenden Kraft F die auf q3 wirkt. r q ⋅ q' F( r ) = 4πε 0 r 2 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 5 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Feld In dem Bereich in dem die elektrische Ladung einer Kraft unterliegt, herrscht ein elektrisches Feld E. Die Kraft herrscht aufgrund der Anwesenheit anderer Ladungen. Beispiel: Befindet sich eine Ladung q in der Nähe von q1 und q2, q3, usw., dann erfährt q eine Kraft in der Form: F = F1 + F2 + F3 + ... Quelle: Alonso/Finn Die Ladungen q1, q2, q3, q4 usw., erzeugen ein elektrisches Feld. Die Ladung q übt auch eine Kraft auf die anderen Ladungen aus. Das elektrische Feld ist gleich der Kraft pro Ladung an einem Punkt: r r Kraft F ( r ) E( r ) = q r r Kraft F ( r ) = qE( r ) Kraft F und elektrische Feldstärke E sind gerichtete Größen r N [E] = C Wenn zum Beispiel ein elektrisches Feld an einem Bereich angelegt wird in dem sich positive und negative Ladungen befinden (auch Ionen) wird das Feld die positiven Ladungen und die negativen Ladungen in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Das nennt man Ladungstrennung oder Polarisation. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 6 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Feld Berechnung der Geschwindigkeit und kinetischen Energie eines geladenen Teilchens: l Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Quelle: Alonso/Finn 7 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Feld einer Punktladung r q ⋅ q1 F( r ) = 4πε 0 r 2 Die Gleichung ist die Kraft, die q auf die Ladung q1 im Abstand r von q ausübt. Man kann auch sagen, dass das elektrische Feld E am Ort von q1 ist: r r Kraft F ( r ) = q1 ⋅ E( r ) r E( r ) = q 4πε 0 r 2 In Vektorform r E( r ) = q 4πε 0 r 2 r ur ur ist der Einheitsvektor in radialer Richtung von der Ladung q weg, weil F längst dieser Richtung wirkt. Das E-Feld weist von einer positiven Ladung weg und auf eine negative Ladung zu. Quelle: Alonso/Finn E- Feld das von einer positiven und negativen Ladung erzeugt wird. Kraftlinien und Äquipotentialflächen des E-Feldes einer positiven und einer negativen Ladung. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 8 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Feld einer Punktladung Quelle: Alonso/Finn Die Abbildung zeigt das resultierende E-Feld an einem Punkt im Fall einer positiven- und negativen Ladung des gleichen Betrages, wie zum Beispiel eines Protons und Elektrons in einem Wasserstoffatom. Kraftlinien und Äquipotentialflächen des EFeldes zweier identischen Ladungen. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 9 Einführung in die Elektrotechnik 2. Der elektrische Fluss einer geschlossenen Oberfläche, Gaußsches Gesetz r E( r ) = q 4πε 0 r r r u 2 r Φ Er = ∫ E ⋅dA = mit q 4πε0 r ur 2 ⋅ 4 π r 2 ΦE q A r r q Φ = ∫ E ⋅ u N dA = r E : : : : Einheitsvektor Elektrische Fluss Elektrische Ladung Fläche ε0 Der elektrische Fluss durch eine Oberfläche die geschlossen ist, ist durch folgende Gleichung gegeben: Dabei sind q1, q2… die eingeschlossenen Ladungen. A1 A2 dA A3 Gaußsche Gesetz für das elektrische Feld r r ρ q q Φ = ∫ E ⋅ u N dA = ∫ dV = ∑ i = r E ε0 i ε0 ε0 r ρ div E = ε0 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Quelle: Alonso/Finn 10 Einführung in die Elektrotechnik 2. Der elektrische Fluss einer geschlossenen Oberfläche, Gaußsches Gesetz Gaußsche Gesetz für das elektrische Feld r r Φ Er = ∫ E ⋅ u N dA = ρ qi q = = dV ∑ ε0 ∫ ε0 i ε0 r ρ div E = ε0 Die innerhalb eines Raumes verteilte Ladungen sind Quellen für ρ > 0 und Senken für ρ < 0 des elektrostatischen Feldes. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 11 Einführung in die Elektrotechnik 2. Der elektrische Fluss einer geschlossenen Oberfläche, Gaußsches Gesetz Gaußsche Gesetz für das elektrische Feld ur ΦE r r ρ q q Φ Er = ∫ E ⋅ u N dA = ∫ dV = ∑ i = ε0 i ε0 q A ε0 Beispiel: Berechnung E-Feld mit Hilfe des Gaußschen Gesetzes Für eine geladene Vollkugel mit r < R: : : : : Einheitsvektor Elektrische Fluss Elektrische Ladung Fläche Vollkugel: Ladung und E-Feld innerhalb der Kugel Wenn die Kugel über das gesamte Volumen geladen ist, dann gilt für die Ladung q' innerhalb ihrer Oberfläche: 4 4 q' π R 3 = q π r 3 3 3 r3 q' = q 3 R r q' r 3 r 2 r ΦE = ∫ E ⋅dS = = E ⋅ 4 π r ε0 R3 R E‘ r E= qr 4πε 0 R 3 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes r‘ Quelle: Alonso/Finn 12 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, E-Feld einer gleichförmig geladenen metallischen Kugel. Gaußsches Gesetz Fall 1: Gleichförmig geladene Vollkugel Elektrische Feld einer gleichförmig geladenen Kugel. Das E-Feld einer Kugel vom Radius R, mit gleichmäßig über das gesamte Volumen verteilter Ladung q wird für r >R, gleich dem Feld als ob die Ladung in einem Punkt konzentriert wäre. r q (1) E( r ) = 2 r > R 4πε 0 r An allen Punkten im inneren der Vollkugel r < R ist das E-Feld proportional zu r: r qr (2) E( r ) = r<R 3 4πε 0 R R Quelle: Alonso/Finn Fall 2: Hohlkugel nur auf der Oberfläche geladen Sitzt die Ladung nur an der Oberfläche der Kugel, dann ist das E-Feld im inneren der Kugel E = 0 und außerhalb der Kugel wie im Fall (1). Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Faraday-Käfig 13 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, E-Feld eines langen Drahtes, Gaußsches Gesetz Beispiel: Elektrisches Feld eines langen geladenen Drahtes: dq = λds q = λs und mit dem Gaußschen Gesetz: r r ρ q q Φ = ∫ E ⋅ u N dA = ∫ dV = ∑ i = r E ε0 i ε0 r r r λl Φ = ∫ E ⋅ u N dA = 2π r l E = r E : ds : dq : E : λ ε0 Ladung des Drahtes Länge Abschnitt Draht elektr. Ladung elektr.-Feld ε0 r λ 1 E= 2πε 0 r r>R Das E-Feld ändert sich mit R-1. Quelle: Alonso/Finn Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 14 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, E-Feld eines langen Drahtes, Gaußsches Gesetz Für r < R gilt für die Ladung q: λlπ r 2 q= π R2 r r r r Φ E = ∫ E ⋅ u N dA = E 2π rl = r E= λlr 2 2ε 0π R 2 λr 2πε 0 R 2 Elektrische Feldstärke in Abhängigkeit vom Abstand r E r E∝r r 1 E∝ r R Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes r 15 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, E-Feld eines langen Drahtes Beispiel: Elektrisches Feld eines langen geladenen Drahtes: : ds : dq : E : λ dq = λds Der Betrag des E-Feldes den das Stück ds am Punkt P erzeugt ist: r λds dE = 4πε 0 r 2 Ladung des Drahtes Länge Abschnitt Draht elektr. Ladung elektr.-Feld Das E-Feld ist längs der Strecke AP gerichtet. Betrachtet man die Komponenten parallel zu OP, ergibt sich das E - Feld längst dieser Richtung. r r λ ds cos α E = ∫ dE cos α = 4πε 0 ∫ r 2 R ds = dα s = R tan α r cos α = R und mit cos 2 α Quelle: Alonso/Finn Für α=0 bis α = π/2 ergibt sich für das E-Feld: r E= π /2 λ cos d α α = 4πε 0 R ∫0 2πε 0 R 2λ r E= λ r uR 2πε 0 R Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Das E-Feld ändert sich mit R-1. 16 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Kugelsymmetrisches Feld(1) Geladene Metallkugel im Raum. Versuch: Die (positiv) geladene Metallkugel zieht (negativ geladene) Papierstückchen an. Die Ursache für die Kraft auf die Ladung q ist der elektrische Zustand des Raumes (verursacht durch die Ladung q) bzw. die Stärke des elektrischen Kraftfeldes oder elektrische Feldstärke E. r r Kraft F ( r ) = qE( r ) +q +q Kraft F und elektrische Feldstärke E sind gerichtete Größen r E, F • Gleichnamige Ladungen stoßen einander ab, ungleichnamige Ladungen ziehen sich an. • Ladungen sind Quellen (Ursachen) der elektrischen Feldstärke. Die Feldlinien beginnen auf positiven Ladungen und enden auf negativen Ladungen (hier im unendlichen). • Dort wo die Feldlinien dicht verlaufen, ist die elektrische Feldstärke (und damit die Kraft) groß. • In der kugelsymmetrischen Anordnung leistet man keine Arbeit, wenn man die Probeladung q auf einer konzentrischen Kugelschale verschiebt. Flächen, die diese Eigenschaft haben, nennt man Äquipotentialflächen. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 17 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Kugelsymmetrisches Feld(2) Wenn man die Probeladung q entlang einer Feldlinie von Punkt 1 zu Punkt 2 verschiebt, dann leistet die Feldkräfte an diesem Probekörper eine mechanische Arbeit 2 r r r r W = ∫ F ( r )dr = q ∫ E( r )dr q 1 2 1 dr: radiales Wegelement 1 2 r r [ W ] VA sec E ( r ) d r = =V ∫ = [ q ] A sec 1 2 +q r r V [E] = m E, F q Das Wegintegral von Punkt 1 zu Punkt 2 liefert die elektrische Spannung zwischen „1“ und „2“ (Bezugspfeil von 1 nach 2) 1 +q 2 r r E ( r ) d r = U 1,2 ∫ 2 r 1 U eines geschlossenen Weges ist Null! Äquipotentialflächen Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes E, F 18 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Potential Ein geladenes Teilchen in einem E-Feld besitzt wegen seiner Wechselwirkung mit dem E-Feld Potentielle Energie: φ= Ep E p = qφ q J [φ ] = C Alessandro Volta (1745-1827) Ep φ q W : : : : Potentielle Energie Elektrische Potential Elektrische Ladung Arbeit Wenn sich die Ladung q längs von einem Punkt P1 an einem anderen Punkt P2 bewegt, wird Arbeit verrichtet. W = E p 1 − E p 2 = q( φ1 − φ2 ) Es ergibt sich ein Potentialunterschied zwischen beiden Punkten P1 und P2 : φ1 − φ2 = W q Potentialunterschied zwischen zwei Punkten ist die Arbeit, die ein elektrisches Feld E leistet, wenn sich eine Ladung von einem Punkt zu einem anderen bewegt. Es entsteht ein Potentialunterschied von einem Volt, wenn das E-Feld bei der Bewegung einer Ladung von einem Coulomb von einem Punkt an den nächsten Punkt eine Arbeit von einem Joule leistet. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 19 Einführung in die Elektrotechnik 2. Elektrische Wechselwirkung, Quantelung der Ladung, Versuch von Millikan Öltröpfchenmodell Quelle: Alonso/Finn Nach Wiederholung des Versuchs mit dem Öltröpfchen mit verschiedenen Tröpfchen, schloss man daraus, dass ∆q immer ein Vielfaches einer fundamentalen Ladung oder Elementarladung e ist. ∆q = n ⋅ e −19 mit e = 1,6021 ⋅ 10 C Alle Ladungen die in der Natur beobachtet werden, sind gleich der Elementarladung e oder Vielfache der Elementarladung e. −31 m = 9 , 1091 ⋅ 10 kg e Die elektrische Ladung ist gequantelt. m p = 1,6725 ⋅ 10 −27 kg Die elektrische Ladung besitzt eine Masse. mN = 1,6748 ⋅ 10 −27 kg Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 20 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Potential Wir definieren deshalb die Einheit 1 eV. Es ist die Arbeit, die an einem Teilchen der Elementarladung e geleistet wird, wenn sich die Ladung durch einen Potentialunterschied von einem Volt bewegt. eV = ( 1,6021 ⋅ 10 −19 C )( 1V ) = 1,6021 ⋅ 10 −19 J Die Ruhemasseenergie wird auch in eV angegeben. Ee = me c 2 = 8 ,1867 ⋅ 10 −14 J = 0 ,5110 MeV E p = m p c 2 = 1,5032 ⋅ 10 −10 J = 938 ,26 MeV E N = mN c 2 = 1,5053 ⋅ 10 −10 J = 939 ,55 MeV Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 21 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Gleichförmiges Feld Im Bild liegt die x-Achse parallel zu den gleichförmigen Feldlinien. Dann gilt für das E-Feld: r dφ E( r ) = − r dx r E( r ) = − grad φ ( x , y , z ) = −∇φ Abbildung 1 Da φ = 0 bei x = 0 ist, erhält man durch Integration: φ r r rx r ∫ dφ = − ∫ Edx = − E ∫ dx 0 x 0 oder rr φ = − Ex 0 Quelle: Alonso/Finn Abbildung 2 Diese Gleichung ist sehr nützlich (Abbildung 2). Das E-Feld weist in Richtung der Abnahme des elektrischen Potentials. Deshalb ist das Vorzeichen von E negativ!. Wenn zwei Punkte x1 und x2 betrachtet werden gilt für φ: v r r φ2 − φ1 = − E( x2 − x1 ) φ2 − φ1 d r = −E Quelle: Alonso/Finn mit φ2 − φ1 = U 12 d Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 22 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Gleichförmiges Feld r dφ E( r ) = − r dx mit r E( r ) = − grad φ ( x , y , z ) = −∇φ r ρ div E = ε0 r ρ divE = − div( gradφ ) = − ∆φ = ε0 ∆ Ist der Laplace-Operator div( gradφ ) = ∆φ = 0 wenn ρ = 0 Ist die Ladungsverteilung ρ(r) bekannt, so können das Potential φ und das E-Feld berechnet werden. ∆φ = − ρ ε0 Poisson-Gleichung Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 23 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, elektrisches Potential einer Punktladung Beispiel: Elektrisches Potential einer Punktladung: r dφ E( r ) = − r = − gradφ dr mit v E( r ) = q 4πε 0 r 2 q dφ = − 4πε 0 r 2 dr 1 Die Integration ergibt für φ0 = 0 und für r →∞: φ ∫ dφ = − 0 q r dr 4πε 0 ∞∫ r 2 φ= q 4πε 0 r Das elektrische Potential φ ist positiv oder negativ. Dies hängt von dem Vorzeichen der Ladung q ab. Sind mehrere Ladungen vorhanden dann gilt für das elektrische Potential die Summe der einzelnen Potentiale: φ= q1 4πε 0 r1 + q2 4πε 0 r2 + q3 4πε 0 r3 + ... = qi ∑ 4πε 0 i ri 1 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 24 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Elektrisches Potential einer gleichförmig geladenen metallischen Hohlkugel Beispiel: Gleichförmig geladene Hohlkugel Das Potential φ einer Hohlkugel vom Radius a, mit gleichmäßig über die gesamte Oberfläche verteilter Ladung q wird für r >a, proportional 1/r. φ( r ) = q 4πε 0 r r>a Potentialverlauf (1) q An allen Punkten im inneren der Hohlkugel r < a ist das Potential φ konstant: φ( r ) = q 4πε 0 a 3 r<a (2) Im Inneren einer homogen geladenen Hohlkugel ist das elektrische Feld E Null, deshalb ist das Potential innerhalb der Hohlkugel konstant. Quelle: Demtröter Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 25 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, elektrische potentielle Energie Wenn eine Ladung q‘ in der Entfernung r von einer Ladung q ist, dann gilt für die potentielle Energie Ep: φ= Ep Ep = q qq' 4πε 0 r' Die potentielle Energie eines Systems von Ladungen ist dann: Ep = ∑ alle Paare qq' 4πε 0 r' Quelle: Alonso/Finn Beispiel: Elektrische potentielle Energie der Ladung q3: φ1 = q1 4πε 0 r1 φ = φ1 + φ2 φ2 = q2 4πε 0 r2 E p = q3φ Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 26 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, E-Feld und elektrisches Potential eines langen Drahtes dφ E=− dR mit Durch Integration φ =− r E= λ 2πε 0 R ∫ dφ = − dφ λ =− dR 2πε 0 R : ds : dq : φ : λ Ladung des Drahtes Länge Abschnitt Draht Elektr. Ladung Elelktr. Potenial λ dR 2πε 0 ∫ R λ ln R + C 2πε 0 Setzt man dem Punkt R = 1 das Potential 0, d.h., C = 0 dann gilt: φ =− λ ln R 2πε 0 r>R Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Quelle: Alonso/Finn 27 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, elektrische Dipol Beispiel: Elektrisches Feld und Potential eines elektrischen Dipols: Ein elektrischer Dipol besteht aus zwei gleichen Ladungen +q und –q, die entgegengesetzt sind. Der Abstand zwischen beiden Ladungen sei sehr klein und gleich a. Obwohl die Ladungen gleich groß sind und entgegengesetzt (Gesamtladung = 0), reicht der Abstand aus, um ein permanentes EFeld aufrecht zu erhalten. Das elektrische Dipolmoment ist definiert als: r r p = q⋅a Die Ladungen –q und +q können als Pole betrachtet werden. p Quelle: Alonso/Finn Das elektrische Dipolmoment zeigt von Minus nach Plus. a ist die Verschiebung von der negativen Ladung zur positiven Ladung. Das elektrische Potential φ an einem Punkt P aufgrund des elektrischen Dipols p ist dann: φ= 1 q q 1 q( r2 − r1 ) − = 4πε 0 r1 r2 4πε 0 r1r2 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 28 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, elektrische Dipol Das elektrische Potential φ an einem Punkt P aufgrund des elektrischen Dipols p ist dann: φ= 1 q q 1 q( r2 − r1 ) − = 4πε 0 r1 r2 4πε 0 r1r2 Wenn a << r dann gilt: r2 − r1 = a cos θ φ= qa cos θ 4πε 0 r 2 p und r1r2 = r 2 mit einsetzten in die obere Gleichung r r p = q⋅a φ= Quelle: Alonso/Finn p cos θ 4πε 0 r 2 Das elektrische Potential φ ändert sich mit dem Abstand r-2 statt mit r-1 wie im Fall einer Punktladung! Das E-Feld des Dipols ändert sich mit r-3 (ohne Rechnung) statt mit r-2 das einer Einzelladung entsprechen würde. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 29 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, elektrische Dipol Das Bild zeigt die Kraftlinien eines elektrischen Feldes eines elektrischen Dipols. Befindet sich ein elektrischer Dipol in einem E-Feld, wirkt auf jede einzelne Ladung eine Kraft F: r r r r r F = qE − qE' = q( E − E' ) Ist das E-Feld gleichförmig dann ist E = E‘ und für die resultierende Kraft F gilt F = 0. Quelle: Alonso/Finn Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 30 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, elektrische Dipol Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Water_molecule.svg&filetimestamp=20080821131721 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 31 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, ungleichförmiges Feld, elektrische Dipol Das Bild zeigt einen elektrischen Dipol in einem äußeren E-Feld. Sei das E-Feld ungleichförmig und entlang der x-Achse gerichtet. Der Dipol soll parallel zum E-Feld gerichtet sein dann gilt: r r r dE a E − E' = dx r M r r r dE F = p dx Das elektrische Dipol parallel zum E-Feld, versucht sich in Richtung zunehmenden Feldes zu bewegen. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der Dipol antiparallel zum Feld gerichtet ist. Quelle: Alonso/Finn Die potentielle Energie Ep eines Dipols im E-Feld lautet: φ − φ' E p = qφ − qφ' = q( φ − φ' ) = − qa − a r r φ1 − φ2 E = − qa E E= Mit p a a E r a istvdie Komponente parallel zu E. Ea = E cos θ Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 32 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, ungleichförmiges Feld, elektrische Dipol r r Ea = E cos θ r r r r r E p = − qa E cos θ = − p E cos θ = − p ⋅ E Ep erreicht einen Minimum wenn θ = 0°ist. Das bedeutet, dass der Dipol im Gleichgewicht ist, wenn seine Richtung parallel zum E-Feld liegt. Unter Vernachlässigung des minimalen Unterschieds zwischen E und E‘, bilden qE und qE‘ ein Kräftepaar auf die Dipolladungen. Für das Drehmoment gilt: r r r r r r r r r M = r × F = a × ( qE ) = ( qa ) × E = p × E r M Quelle: Alonso/Finn Das Moment M versucht die Dipole parallel zum E-Feld auszurichten. M = pE sin θ Betrag von M Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 33 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Energie in einem E-Feld Die gesamte Energie eines geladenen Teilchens (auch Ions) der Masse m und der Ladung q innerhalb eines E-Feldes ist: E = EK + E p = 1 2 mv + qφ 2 Bewegt sich das Teilchen von P1 mit φ1 auf P2 mit φ2 dann gilt: 1 2 1 mv1 + qφ1 = mv22 + qφ2 2 2 1 2 1 2 mv2 − mv1 = q( φ1 − φ2 ) 2 2 Ein Teilchen mit q > 0 gewinnt an kinetische Energie, wenn es sich von ein höheres Potential auf ein niedrigeres Potential bewegt (φ1 > φ2). Ein negativ geladenes Teilchen q < 0 muss sich von einem niedrigen Potential (φ1 < φ2) zu einem höheren Potential bewegen, um Energie zu gewinnen. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 34 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Energie in einem E-Feld Ist der Nullpunkt des elektrischen Potentials φ am Punkt P2 φ2 = 0 und haben die Teilchen an P1 keine Geschwindigkeit dann gilt: 1 2 1 2 mv2 − mv1 = q( φ1 − φ2 ) 2 2 1 2 mv = qφ 2 Gibt die kinetische Energie eines geladenes Teilchens an, wenn es sich durch den Potentialunterschied φ bewegt. Das Prinzip wird bei elektrostatische Beschleuniger angewandt. Quelle: Demtröter Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 35 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Leiter im elektrischen Feld, Influenz Wenn man einen Leiter in ein E-Feld bringt, dann wirkt auf die frei, beweglichen Ladungen eine Kraft F = q·E. Die Kraft F verschiebt die Ladungen so lange, bis sich ein Gegenfeld aufgebaut hat. Das Gegenfeld gleicht das äußere Feld aus. Diese Ladungsverschiebung ist als Influenz bekannt. Aus diesem Grund gilt für das Innere des Leiters: E = 0. Verschiebung von Ladungen innerhalb eines Leiters Quelle: Demtröter Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 36 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Leiter im elektrischen Feld, Influenz Trennung von zwei Leiterplatten, die sich berühren in einem E-Feld und Nachweis der entgegengerichteten Ladungen außerhalb des elektrischen Feldes E. Quelle: Demtröter Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 37 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Leiter im elektrischen Feld, Influenz Beispiel: +q Eine ungeladene Kugel wird in das Feld eines Plattenkondensators eingebracht. Im oberen Bild: tangentiale Komponenten der elektrische Feldstärke bezüglich der Kugeloberfläche. → Kraft auf die im Metall frei beweglichen Ladungsträger (Elektronen). → Die Elektronen verschieben sich solange, bis alle Feldlinien der elektrische Feldstärke senkrecht auf der Kugeloberfläche stehen. → Die Kugeloberfläche ist zur Äquipotentialfläche geworden. Wenn dieser Zustand erreicht ist (was extrem schnell geht), ergibt sich das unterer Bild. Äquipotentialfläche: -q +q -q • Auf ihr können Ladungsträger verschoben werden, ohne daß elektrische Arbeit geleistet werden muß. • Eine Fläche konstanter Ladungsträgerenergie • Es existiert kein Energiegefälle, dem Ladungsträger „freiwillig“ folgen. • Feldlinien schneiden Äquipotentialflächen senkrecht. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 38 Einführung in die Elektrotechnik 3. Elektrische Wechselwirkung, Leiter im elektrischen Feld, Influenz Frage: Warum durchdringen die Feldlinien nicht den metallischen Leiter? Warum sitzen die Ladungen eines geladenen metallischen Leiters nur auf der Oberfläche in einer sehr dünnen Haut? +q -q Feldlinien der elektrischen Feldstärke beginnen und enden auf Ladungen. Beispiel: Bei einem Metall z.B. Kupfer befinden sich rund 1015 Atome/cm2 in der obersten Atomlage, d.h. wenn jedes Cu-Atom ein Elektron abgegeben hat, beginnen bei diesen positiv geladenen Atomrümpfen 1015 Feldlinien/cm2. Wenn das nicht reicht, müssen die Atome in der zweiten Reihe dran glauben. Im elektrostatischen Feld (d.h. keine Ladungsbewegung, kein Strom) ist das Innere eines metallischen Leiters feldfrei, das gilt auch für Hohlkörper. Man kann die Hüllfläche auch als Gitter mit nicht zu weiten Maschen ausbilden: → Faraday‘scher Käfig Darin sind z.B. Personen von der Einwirkung starker elektrischer Felder geschützt (z.B. Metallkarosserie eines Autos bei Blitzeinschlag). Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 39 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Kondensatoren, Plattenkondensator 2 parallele Platten im Abstand d, mit der Fläche einer Platte A, tragen die Ladung +q und -q. Das elektrische Feld im Innenraum ist homogen, d.h. die elektrische Feldstärke ist konstant und ortsunabhängig, der Außenraum ist praktisch feldfrei. + − gradφ = + +1 E h - Mit der Gleichung: r dφ E( r ) = − = − gradφ dr Ladung +q + + + + Ladung -q U - - -2 U ⋅ x̂ d Spannung zwischen den Platten: 2 r r U = ∫ E dx = E ⋅ d 1 Bei einer Plattenfläche A gilt für die Feldstärke E: r E= q A ⋅ε0 Der Quotient q/U heißt Kapazität C; C ist eine Eigenschaft der Leiteranordnung. C= q ε0E ⋅ A ε0 A = = U E ⋅d d [C ] = A sec = F = Farad V Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 40 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Kondensatoren, Kugelkondensator Äquipotentialfläche ist eine Kugeloberfläche: A = 4π r2 Verschiebungsdichte: elektrische Feldstärke: q q = A 4π r 2 D( r ) = E( r ) = D( r ) r2 ε0 = r1 r2 r q 4π ε 0 r 2 Spannung zwischen den Elektroden: U1,2 = ∫ E( r )dr = Kapazität des Kugelkondensators: C= r1 Innenradius r1, Außenradius r2 r2 − r1 4π ε 0 r1 r2 q q rr = 4π ε 0 1 2 U1,2 r2 − r1 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 41 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Kondensatoren, Kugelkondensator Äquipotentialfläche ist eine Kugeloberfläche: A = 4π r2 Verschiebungsdichte: D( r ) = elektrische Feldstärke: E( r ) = r2 D( r ) ε0 = q 4π ε 0 r 2 Spannung zwischen den Elektroden: U1,2 = ∫ E( r )dr = Kapazität des Kugelkondensators: C= r1 r2 q q = A 4π r 2 r2 − r1 4π ε 0 r1 r2 q q rr = 4π ε 0 1 2 U1,2 r2 − r1 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Quelle: Demtröter 42 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Kondensatoren, Zylinderkondensator Äquipotentialfläche ist eine Zylindermantelfläche: A = 2π r l l Verschiebungsdichte: D( r ) = elektrische Feldstärke: E( r ) = r2 q q = A 2π r l D( r ) ε0 = q 2π ε 0 r l Spannung zwischen den Elektroden: U1,2 = ∫ E( r )dr = Kapazität des Zylinderkondensators: C= r1 r1 q 2π ε 0 l r2 ln r2 r1 q l = 2π ε 0 U1,2 ln( r2 / r1 ) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 43 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Serienschaltung von Kondensatoren Serienschaltung von zwei zunächst ungeladenen Kondensatoren mit den Kapazitäten C1 und C2. Zur Zeit t0 = 0 beginnt Ladevorgang mit Strom i0. Nach t Sekunden ist die Ladung q = i0 t auf die obere Platte von C1 transportiert, die gleiche Ladungsmenge von der unteren Platte von C2 abtransportiert worden. i0 +q -q +q -q C1 i0 C2 U1 U2 i0 Die Feldlinien, die an der positiven Ladung der oberen Platte von C1 entspringen, müssen auf der unteren Platte von C1 auf genauso vielen negativen Ladungen enden. → Beide Kondensatoren tragen zu jedem Zeitpunkt die gleiche Ladung: q1 = q2 = q. → Spannung Uges an der Serienschaltung der Kondensatoren: U ges = C ges = q q q = U1 + U 2 = + ; C ges C1 C2 1 C ges = 1 1 + ; C1 C2 C1C2 C1 + C2 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 44 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Parallelschaltung von Kondensatoren Zur Zeit t0 = 0 beginnt der Ladevorgang mit Strom i0. Nach t Sekunden hat die Stromquelle die Ladung q = i0 t geliefert. Davon ist der Anteil q1 = C1U in C1 und der Anteil q2 = C2U in C2. i0 C1 U C2 Die Gesamtladung q ist in der Gesamtkapazität Cges gespeichert. q = C gesU = q1 + q2 = C1U + C2U C ges = C1 + C2 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 45 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Aufladen mit Kondensatoren Für die zugeführte Ladung q gilt: Wenn i = konst.: q = ∫ i( t )dt i0 iC ∆q = i ∆t uC C Mit q = C U bzw. q(t) = C uC(t) wird daraus: q( t ) = ∫ i( t )dt = CuC ( t ) ∆q = i ∆t = C ∆uC 1 uC ( t ) = ∫ i( t )dt C 1 ∆uC = i ∆t C i( t ) = C duC dq = dt dt i =C i, u i0 ∆uC ∆q dq = = ∆t ∆t dt uC iC t Die Spannungsänderung am Kondensator ist proportional dem Strom i(t). Beim konstantem Strom i(t) = i0 ergibt sich ein linearer Anstieg der Spannung. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 46 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Aufladen über einen Widerstand R 1 U = uR + uC = Ri + ∫ i( t )dt C 0=R di 1 + i; dt C 0= 1 1 di = − dt ∫i RC ∫ U i(t ) = e R di 1 + i; dt RC ln i = − Startwerte: uC ( t = 0+ ) = 0 − abgeleitet: t + k; RC i( t = 0+ ) = i uR U di dt =− i RC t i = e RC ⋅ k' − U − uC ( t = 0+ ) U = R R uC C i, u U uC U R i 1 t/τ τ = RC: Zeitkonstante t RC t uC ( t ) = U − u R ( t ) = U − Ri( t ) = U − Ue RC − uC ( t ) = U ( 1 − e − t RC ) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 47 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Gespeicherte und entnommene Energie Energiebilanz: Gesamte Energie im Ladewiderstand in Wärme umgesetzt ∞ W = ∫ U 0i(t )dt ∞ = 0 ∫ −t U U 0 0 e RC dt 0 W = ∫ Ri ∞ 2 ( t )dt + 0 ∞ W = im Kondensator gespeichert CU 02 R ∞ = ∫ 0 = ∫ uC ( t )i( t )dt 0 2 −2t U R 0 e RC dt 2 R 1 CU 02 2 ∞ + 2 −t 2 −2t U 0 RC U 0 RC e − e dt ∫R 0 + R 1 CU 02 2 Bei der Aufladung eines Kondensators wird unabhängig von der Größe des Ladungswiderstandes R im Widerstand R genauso viel Energie umgesetzt wie im Kondensator gespeichert wird. Allgemein gilt für die im Kondensator gespeicherte Energie: Wel = 1 CU C2 2 UC: Spannung am Kondensator Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 48 Einführung in die Elektrotechnik 4. E-Feld, Entladen über einen Widerstand Der Kondensator ist auf die Spannung U0 aufgeladen. Zum Zeitpunkt t = 0 wird der Schalter geschlossen: uC(t=0) = U0 > 0. iR i du ( t ) i( t ) = C C ; dt C duC ( t ) uC ( t ) + =0 dt R u (t ) iR ( t ) = C ; R C i( t ) + iR ( t ) = 0 duC dt =− uC RC U0 ∫ U0 t duC ' dt' = −∫ uC ' RC 0 uC ( t ) = U 0 e − t RC u ln U ' UC = ln uC − ln U 0 = − 0 U iR ( t ) = 0 e R − t RC R i R, u U0 R uC uC t RC U i( t ) = − 0 e R uC i 1 t/τ τ = RC: Zeitkonstante − t RC Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 49 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, Dielektrikum, Polarisation Dielektrika sind Nichtleiter (Isolatoren) wie Glas, Keramik, Kunststoffe (PVC, Teflon, ...) usw. In einem Nichtleiter gibt es keine frei beweglichen Ladungen. Unter Einfluß eines elektrischen Feldes tritt in einem Nichtleiter Ladungspolarisation auf. ohne elektr. Feld mit elektr. Feld a) E b) Man unterscheidet folgende Polarisationsmechanismen: a) Elektronische Polarisation Auslenkung von Atomkern und -hülle; induzierte Dipole b) Ionische Polarisation Auslenkung von Kathionen und Anionen; induzierte Dipole c) Orientierungs-Polarisation Ausrichtung von permanenten Dipolen d) Raumladungspolarisation Ansammlung von freien Ladungsträgern an isolierenden Korngrenzen (Körner sind elektrisch leitend) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes E c) E d) E 50 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, Dielektrikum, Polarisation Elektronische Polarisation Auslenkung von Atomkern und -hülle; induzierte Dipole ohne elektr. Feld mit elektr. Feld a) E Die Vektorsumme der Dipolmomente aller N-Atome pro Volumeneinheit ist die Polarisation: r 1 r P = ∑ pi V i mit r r p = q⋅a Hier wurden Wechselwirkungen wie die Thermische vernachlässigt. P p a N : Polarisation : Induzierte Dipolmoment : Verschieb. Ladungsschwerpkte. : Anzahl Dipole pro Volumen Die Dipole richten sich bevorzugt parallel zum E-Feld. Für ein homogenes E-Feld gilt: r r r P = Nqa = N p Die Verschiebung a geht so weit, bis die elektronischen Anziehungskräfte zwischen den verschobenen Ladungen, die ja rücktreibend sind, die äußere Kraft F = qE ausgleichen. Für a gilt: a<<Atomdurchmesser. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 51 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, relative Dielektrizitätszahl Das Dielektrikum wird im elektrischen Feld polarisiert, an den Oberflächen des Isolators entstehen Ladungen. Die Polarisierbarkeit eines Dielektrikums ist eine materialspezifische Größe und wird beschrieben durch εr E relative Dielektizitätszahl Je größer εr ist, umso leichter lassen sich die Ladungsschwerpunkte auseinanderziehen, umso mehr Ladungen werden auf der Oberfläche erzeugt. Ein Plattenkondensator mit der Kapazität C0 = ε0A/h ist auf die Spannung U0 aufgeladen, speichert also die Ladung q0 = C0U0 und die Energie W0 = 1/2 C0U02. Nun wird bei konstant gehaltener Spannung ein Dielektrikum zwischen die Platten des Kondensators eingefügt. Das Dielektrikum wird polarisiert; der polarisierte Zustand der Materie ist ein Zustand höherer Energie. Die im Feldvolumen des Kondensators gespeicherte Energie ist angewachsen. Da die Spannung konstant gehalten wurde, muß die Kapazität größer geworden sein. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 52 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, Dielektrikum, Einfluss auf die Kapazität Ohne Dielektrikum: C0 = ε0A/h Mit Dielektrikum: C = ε0εrA/h Vakuum E=U0/h ε0 Im von Materie erfüllten Raum gilt statt ε0 → ε = ε0εr. Die auf dem Dielektrikum durch Polarisation entstandenen Ladungen binden durch Feldkräfte genauso viele Ladungen auf den Kondensatorplatten, die aber dann zur Aufrechterhaltung des elektrischen Feldes nicht mehr zur Verfügung stehen. Deshalb müssen zusätzliche Ladungen auf die Platten fließen. → Die Kapazität vergrößert sich. Materie E=U0/h ε = ε0εr Man kann große Kapazitätswerte erreichen durch: • große Plattenfläche • kleinen Plattenabstand • Füllen des Volumens zwischen den Platten mit Material mit großem εr. (Teflon: εr ≈ 2; Glas: εr ≈ 10; Titanate: εr ≈ 100 ... 5000) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 53 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, Dielektrikum, Einfluss auf die elektrische Feldstärke Wenn man ein Dielektrikum (isolierende Platte) zwischen den Platten eines Kondensators bringt, sinkt die Spannung U um den Wert εr. Das dielektrische Material soll den Kondensator komplett ausfüllen. q εε A C= = 0 r U h q⋅h U= ε 0ε r A mit 2 r r U = ∫ E dx = E ⋅ h 1 Die elektrische Feldstärke E sinkt wenn im Kondensator ein Dielektrikum ist, da E proportional U ist. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 54 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, dielektrische Werkstoffe in Kondensatoren Kapazität A C = εr ⋅ ε0 ⋅ d Keramik-Kondensator Keramik-Kondensator hohe hoheKapazität Kapazitätdurch durch große großeDielektrizitätszahl Dielektrizitätszahlεεr r Folien-Kondensator Folien-Kondensator (Kunststoff/Papier) (Kunststoff/Papier) hohe hoheKapazität Kapazitätdurch durch große Plattenfläche große PlattenflächeAA Elektrolyt-Kondensator Elektrolyt-Kondensator hohe hoheKapazität Kapazitätdurch durch geringen Plattenabstand geringen Plattenabstanddd Kondensatoren (je nach Stoffklasse und Bauform) mit C = 1pF...1F Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 55 Einführung in die Elektrotechnik Technische Kondensatoren, Übersicht Kondensatoren Keramik-Kondensatoren LeistungsKondensatoren KleinKondensatoren Kunststoffolien-Kondensatoren Metallschicht Metallfolie Elektrolyt-Kondensatoren Aluminium Tantal z.B. Vielschichtkondensator Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 56 Einführung in die Elektrotechnik Auswahlkriterien für Kondensatoren Auswahlkriterien • Kapazität C (1 pF bis 1 F) • Nennspannung (1,5 V ... > 1 KV) • Betriebstemperatur (typ.: -55 ... 125 °C) • Verlustfaktor (typ. Angabe bei 25 °C, 1 KHz) • Bauform und Volumen Detailierte Charakterisierung • Toleranz C ± ∆C • Temperaturverlauf C(T) • Frequenzverlauf C(ω ω) • Spannungsabhängigkeit C(U) • Leckstrom bei Gleichspannung (RC-Zeit) • selbstheilende Eigenschaften • Lebensdauererwartung Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 57 Einführung in die Elektrotechnik Übersicht Kondensatoren Keramikkondensator Dielektrikum Keramik Folienkondensator Dielektrikum (NDK, HDK, Vielschicht) Kunststoff, Papier Elektrolytkondensator Dielektrikum Oxidschichten (Al2O3, Ta2O5) • εr ≈ 10 ... >104 • εr ≈ 2 ... 4 • εr ≈ 8 bzw. 27 • dDiel: 10 ... 30 µm • dDiel: 1 ... 3 µm • dDiel: 0,05 ... 0,5 µm • C: 1 pF ... 1 µF • C: 10 pF ... 10 µF • C: 100 µF ... 1 F • tan δ: 1·10-3 ... 50·10-3 • tan δ: ≤ 0,2·10-3 ... 5·10-3 • tan δ: 40·10-3 + hochwertiger Standard- + preiswerter Standard- + sehr hohe Volumenkapazität kondensator kondensator - feuchte- und temperatur- - hoher Leckstrom - nur für NF-Anwendungen empfindlich dDiel: Dicke des Dielektrikums Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 58 Einführung in die Elektrotechnik Aufbau von Keramikkondensatoren • Einschicht- oder Scheibenkondensator • Vielschichtkondensator Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 59 Einführung in die Elektrotechnik Aufbau eines keramischen Sperrschichtkondensators ++ + Ausbildung von Miniatur-Kondensatoren - ++ --+++ -- - --- ++ +++ +++ Werkstoff: dotiertes BaTiO3 - durch leitfähige Körner + + (n-leitend, z.B. mit Sb3+-Dotierung) und isolierende Sperrschichten (Korngrenzen) (p-leitend, z.B. mit Cu2+ oder Fe3+-Dotierung) Raumladungs - Polarisation --- εeff bis zu 105, höchste Kapazitätswerte pro Volumen --+++ +++ Dielektrikums-Dicke d entspricht der Dicke der isolierenden Randschichten Kontaktierung Sperrschicht leitende Zone Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 60 Einführung in die Elektrotechnik Definierter Temperaturkoeffizient von Keramikkondensatoren % Werkstoffe mit einem definierten, linearen Temperaturkoeffizienten (positiv, negativ oder null) TKε von TiO2 ≈ -1000 ppm/K = N1000 TKε von Ba2Ti9O20 ≈ 0 ppm/K = NP0 (COG)* TKε von MgTiO3 ≈ +100 ppm/K = P100 * EIA-Standard Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 61 Einführung in die Elektrotechnik 1. Materie im E-Feld, Folienkondensatoren Folienkondensatoren K MP MK Kunstoffund Metallfolie metallisiertes Papier metallisierte Kunststofffolie Metallfolie Dielektrikum (Papier, Kunststoff) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 62 Einführung in die Elektrotechnik 4. Materie im E-Feld, Folienkondensatoren Aufmetallisierter Belag (Elektroden) KunststoffolienDielektrikum Kontaktierung (Schoopierung) MP- und MK- Folienkondensatoren: Elektrischer Durchschlag Verdampfung der zerstörten Gebiete Gehäuse Trennung vom Kondensator Anschlußdraht Selbstheilung Selbstheilung nach Durchschlag Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 63 Einführung in die Elektrotechnik Elektrolytkondensatoren gepolter Elko + Anschlußfahnen (kaltgeschweißt) - Anode Dielektrikum Elektrolyt d ≈ 0,05...0,5 µm flüssig + - Papier und Elektrolyt Elektrolyt Kathode trocken Al Al2O3 Salzlösung Mangan- Ta Ta2O5 Schwefel- oxid säure MnO Al Ta / Ag • Dielektrikum entsteht durch anodische Oxidation • Dielektrikum sperrt den Stromfluß in eine Richtung Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Anodenfolie aufgerauht Kathode 64 Einführung in die Elektrotechnik Elektrolytkondensatoren Polaritätsmarkierung Silberleitlack Silberleitkleber MnO2 Dielektrikum Anode Kathode { Graphit Poröser Ta-Sinterkörper - + Ta2O5 Silberleitlack Graphit Alloy 42 (NiFe)/TaSchweißung Ta-Draht Ta Teflonring Anschluß Epoxidharz Anode Ta 2O5 MnO 2 Kathode Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 65 Grundlagen 5. Bewegung von Ladungsträgern Ein elektrischer Strom ist die Bewegung von Ladungsträgern. Jede vorkommende Ladung ist ein Vielfaches der Elementarladung e (e = 1.6*10-19 C). Technische Stromrichtung nach DIN 5489: Der Strom in einem Leiter von Punkt 1 zu einem Punkt 2 wird positiv gerechnet, wenn • positive Ladungsträger sich von 1 nach 2 oder • negative Ladungsträger sich von 2 nach 1 bewegen. i 1 2 + - Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 66 1.1 Grundlagen 5. Bewegung von Ladungsträgern Zusammenhang zwischen bewegter Ladungsmenge q und Stromstärke i: Ladungsmenge ∆q, die während der Zeit ∆t durch die Fläche A strömt: i - - A - - x ∆q dq I= = ∆t dt [ I ] = 1 A = 1 Ampère ( SI − Einheit ) [ q ] = [ i ] * [ t ] = 1 As = 1C = 1Coulomb Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 67 1.1 Grundlagen 5. Geschwindigkeit im metallischen Leiter l Gegeben: ein homogener elektrischer Leiter. An den Leiter der Länge l wird die Spannung U angelegt. Die Elektronen bewegen sich zwischen den ortsfesten CuAtomrümpfen hindurch entgegen der Zählpfeilrichtung von i. dx i A i Mit welcher Geschwindigkeit bewegen sich die Elektronen? i= dq dt i = −e n A dq = −e n A dx n : Elektronendichte n ≈ 1022 cm−3 dx dt mit der Stromdichte J= U dx 1 i 1 =− =− J dt en A en positiv geladene, ortsfeste CuAtomrümpfe negativ geladene, frei bewegliche Elektronen i ; A Im örtlichen und zeitlichen Mittel gleiche Anzahl von Elektronen und Atomrümpfen je cm3. [J] = A cm2 oder A m2 Beispiel: i = 1 A; A = 1 mm2 : dx 1 A / mm2 cm =− = −0.063 dt s 1.6 ⋅ 10 −19 As ⋅ 10 22 cm− 3 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 68 1.1 Grundlagen 5. Elektrisches Feld, Kraft auf ein Elektron Zusammenhang zwischen elektrischem Feld und Stromdichte: U = Ri = ρ l i; A U i =ρ l A ρ : spezifischer E=ρ J Widerstand in Ωm E = U / l ist die elektrische Feldstärke im Inneren eines homogenen vom Strom i durchflossenen Leiter der Länge l. Kraft auf ein Elektron: Aus J = −e n dx 1 = E dt ρ und F = −e E folgt: F = −e E = e 2 nρ dx dt F~ dx dt Die Kraft proportional zur Transportgeschwindigkeit der Ladungsträger ist eine Reibungskraft: die Ladungsträger geben ihre kinetische Energie fortwährend durch unelastische Stöße mit den Atomrümpfen ab; dadurch erwärmt sich der Leiter. Für ein Elektron im Vakuum gilt das Newton‘sche Kraftgesetz: F = −e E = m d 2x dt Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 2 ; F~ d 2x dt 2 69 1.1 Grundlagen Elektrische Leiter, Nichtleiter Elektrische Leiter z.B. Metalle. Wenn sich elektrisch neutrale Cu-Atome zu einem Festkörper (Cu-Draht) zusammenfügen, dann sind bereits bei T = 0 K die Valenzelektronen nicht mehr an ein bestimmtes Cu-Atom gebunden, sondern sind in dem Kristallgefüge aus Cu-Rümpfen frei beweglich. Es hat aber keine Ladungstrennung in eigentlichen Sinn stattgefunden, der Cu-Draht ist elektrisch neutral, pro Volumeneinheit gibt es genausoviele positiv geladene unbewegliche CuAtomrümpfe wie negativ geladene bewegliche Elektronen. Elektrische Nichtleiter, Isolatoren z.B. Glas, Kunststoffe, Keramik. Bei zivilen Temperaturen keine beweglichen Ladungsträger vorhanden. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 70 1.2 Gleichspannungsquellen Galvanische Elemente Wandeln gespeicherte chemische Energie in elektrische Energie. Können nur für eine einmalige Entladung verwendet werden. Akkumulatoren (Batterien) Wandeln chemische Energie in elektrische Energie und umgekehrt. Können entladen und geladen werden. z.B. Bleiakku, Elektrolyt: Schwefelsäure, Elektroden: Blei und Bleioxid Brennstoffzellen Wandeln chemische Energie kontinuierlich und ohne Umweg über Wärme oder mechanische Energie in elektrische Energie um. Solarzellen Wandeln Lichtenergie in elektrische Energie um (sind Halbleiterbauelemente). Thermoelemente Wandeln thermische Energie in elektrische Energie um, Seebeck-Effekt. (Kombination von zwei Substanzen, die in der Spannungsreihe weit auseinander stehen) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 71 1.2 Gleichspannungsquellen Blei - Batterie: Ablauf der Entladereaktion i _ Pb + H2SO4 → PbSO4 + 2 e- + 2 H+ Anode Pb PbSO4 Elektrolyt H2O + H2SO4 Kathode PbSO4 PbO2 PbSO4 PbSO4 2 ePb SO42- SO42Pb2+ + 2 H+ + 2 e- + PbO2 + H2SO4 → PbSO4 + 2 H2O H2SO4 H2SO4 Pb2+ 2 e- 2 H+ 2 H+ 2 H 2O Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 2 H+ 2 O2- Pb4+ PbO2 72 1.2 Gleichspannungsquellen Prinzip der Brennstoffzelle (SOFC, Solid Oxide Fuel Cell) H Wasserstoff Nutzstrom O2 O O Oxidationsgas O2 O O O - O - O O - - - - O - - H O - H H H H Brenngas + - - O Sauerstoff - Elektronen H H H H O O H2 H2O H Kathode Elektrolyt Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Anode 73 1.2 Gleichspannungsquellen Prinzip der Brennstoffzelle (PEMFC, Polymer Electrolyte Membrane Fuel Cell) + H+ H+ H O H Kathode O2 → 2 Oads 2 Oads + 4 H+ + 4 e→ 2 H2O H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+ H H+ H H+ H+ H+ H H+ H+ Pt-Katalysator Graphitpapier H+ H+ Elektrolyt-Membran Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes , Siemens 2 H2 → 4 Hads 4 Hads → 4 H+ + 4 e- H H+ H O H O2, N2, H2O H2 Anode O2, N2 H2 74 1.2 Gleichspannungsquellen Symbol Symbol für eine Gleichspannungsquelle: + Pol: U: U - Pol: Überschuß an positiver Ladung (Mangel an negativer Ladung) Elektrische Spannung wird durch Bezugsspfeil symbolisiert. Zeigt vom positiven Pol zum negativen Pol, in die Richtung, in der positive Ladungsträger bei einem Ladungsausgleich fließen würden. [U] = 1 V = 1 Volt Überschuß an negativer Ladung (Mangel an positiver Ladung) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 75 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Geschlossener Stromkreis Ein geschlossener Stromkreis besteht z.B. aus einer Quelle und einem Verbraucher. Geschlossener Stromkreis Die Pole einer Batterie werden durch einen Leiter (z.B. eine Glühlampe) zu einem Stromkreis geschlossen. Beobachtungen: • Der Draht erwärmt sich, in der Lampe bis zur Rot- oder Weißglut • Bei lang andauerndem Versuch wird die Lampe dunkel; der Versuch läßt sich mit der gleichen Batterie nicht wiederholen. U Deutung: Durch den elektrischen Leiter findet Ladungstransport statt; der Ladungstransport hört auf, wenn die gesamte überschüssige Ladung abgeflossen ist, d.h. wenn die Batterie elektrisch neutral geworden ist. Der Ladungstransport durch den elektrischen Leiter geht nicht "reibungslos" vor sich, der Leiter setzt dem Ladungstransport einen (Reibungs-)Widerstand entgegen. Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 76 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Elektrischer Widerstand, elektrischer Leitwert Elektrischer Widerstand i i Der elektrische Widerstand R des Leiters, der den +Pol mit dem -Pol verbindet, ist zu bestimmen nach dem ohm'schen Gesetz: R= U i bzw. U = R i [ R] = U R [U ] V = 1 = 1 Ω = 1 Ohm [i] A Elektrischer Leitwert Leitwert G = Kehrwert des Widerstandes R: G= 1 i = R U [G] = [ 1] 1 A = = 1 = 1 S = 1 Siemens [ R] Ω V Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 77 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Spezifischer Widerstand, spezifischer Leitwert Spezifischer Widerstand ρ ρ ist eine Eigenschaft des elektrischen Leiters: i i l R=ρ A l: Länge des elektrischen Leiters A: Querschnittsfläche des elektrischen Leiters ρ: spezifischer Widerstand, charakterisiert das Leitermaterial A ρ=R l [ A] Ω mm 2 [ ρ ] = [ R] =1 [l ] m U R auch üblich : 1 Ω m Spezifischer Leitwert κ κ= 1 [κ ] = ρ Leitermaterial ρ Ω mm 2 m [ 1] m =1 [ρ] Ω mm 2 auch üblich : 1 S m Ag Cu Au Al Fe 0,0165 0,0178 0,023 0,0306 0,135 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 78 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Elektrische Energie, elektrische Leistung Geschlossener Stromkreis mit Quelle und Verbraucher: Elektrische Energie W: Von der Quelle fließt elektrische Energie zum Verbraucher, die in Wärme (oder eine andere Form der Energie) umgesetzt wird: i i U R t W ( t ) = ∫ U ( t' )i( t' )dt' [ W ] = [ U ][ i ][ t ] = 1VAs = 1Ws t0 Elektrische Leistung P: Den Energiestrom, das ist die transportierte Energiemenge oder "geleistete" Arbeit pro Zeiteinheit, bezeichnet man als Leistung: P( t ) = dW ( t ) = U ( t )I ( t ) dt [ P ] = [ U ][ I ] = 1VA = 1W = 1Watt Die elektrische Leistung, die in einem ohm'schen Verbraucher in Wärmeleistung umgesetzt wird, ist: 2 P = u* i = u = i2R R Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes P > 0: Leistung wird aufgenommen, z.B. Widerstand P < 0: Leistung wird abgegeben, z.B. Quelle 79 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Widerstands-Kombinationen: Serienschaltung, Spannungsteiler Serienschaltung Der gleiche Strom fließt durch beide Widerstände, die einzelnen Spannungsabfälle addieren sich zu einem Gesamtspannungsabfall U. U = U 1 + U 2 = iR1 + iR2 = i * ( R1 + R2 ) i R1 R2 U1 U2 U Der Gesamtwiderstand n Rges = R1 + R2 allgemein: Rges = ∑ Rn i =1 ist die Summe der Einzelwiderstände. i Spannungsteiler U2 R2 R2 U bzw. U 2 = = U = i( R1 + R2 ) U R1 + R2 R1 + R2 U 2 = iR2 U R1 U1 R2 U2 0 .. 1 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 80 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Verstellbarer Widerstand: Potentiometer Potentiometer Das Potentiometer ist ein verstellbarer Widerstand. Entlang einer Widerstandsbahn kann ein Abgriff bewegt werden. Für die Position x des Schleifers gilt: 0 ≤ x ≤ 1. Damit folgt für den Widerstand R2 R2 = x Rges = x( R1 + R2 ) 1 R1 U Rges = R1 + R2 x R2 U2 Für die Spannung U2 ergibt sich U2 = R2 U = xU R1 + R2 d.h. U2 ist proportional der Schleiferstellung x. U1 0 Kohle- oder MetallschichtWiderstandsbahn Anwendung z.B zur Lautstärkeeinstellung: x = 0: U2 = 0 → kein Ton x = 1: U2 = U → maximale Lautstärke Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 81 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Widerstands-Kombinationen: Parallelschaltung Parallelschaltung An beiden Widerständen liegt die gleiche Spannung an; der Gesamtstrom i verzweigt sich auf i1 und i2: i = i1 + i2 = u u 1 1 + = u( + ) R1 R2 R1 R2 i 1 1 1 = =( + ) u Rges R1 R2 allgemein: 1 Rges n 1 R i =1 n =∑ i1 R1 i2 R2 i u Die Leitwerte addieren sich. Der Gesamtwiderstand Rges = R1 R2 R1 + R2 ist kleiner als R1 bzw. R2. Stromteiler i1 i1 u 1 R1 R2 R2 = = = i u i R1 R1 + R2 R1 + R2 bzw. i2 R1 = i R1 + R2 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 82 1.3 Elektrischer Strom, Widerstand, Energie, Leistung Beispiel UL Ein Heizofen (laut Typschild: PN = 2 kW, UN = 230 V) wird über eine lange Zweidrahtleitung (l = 100 m, je 1 mm2, Kupfer) an eine Spannungsquelle mit U = 230 V angeschlossen. RH Widerstand des Heizofens RL Widerstand einer Ader der Zuleitung i RL UH RH U RL UL U N2 PN = ; RH 2 U N2 ( 230 V ) RH = = = 26.5 Ω PN 2000 W l Ω mm 2 100 m RL = ρCu = 0.0178 = 1.78 Ω A m 1 mm 2 U = 2U L + U H = i (2 RL + RH ) U = 7.65 A i= 2 RL + RH U H = iRH = 203 V ; PH = iU H = 1553 W ; U L = iRL = 13.6 V PL = 2iU L = 208 W PH + PL = 1761 W PL : Gesamte in der Zuleitung umgesetzte Leistung Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 83 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Spannungsquelle Jede reale Quelle hat einen inneren Widerstand Ri. An den außen zugänglichen Klemmen liegt die Spannung URL. Die innere Spannung U0 ist durch die Art der Energieumwandlung bestimmt und ist eingeprägt, d.h. unabhängig von der Belastung durch den Verbraucher RL. U RL = U 0 − iRi = U 0 RL Ri + RL Ersatzschaltbild einer realen Spannungsquelle i Ri U0 URL RL URL: Klemmenspannung i Ri: Spannungsabfall an Ri Zwei Grenzfälle: Leerlauf: RL → ∞ i=0 URL = U0 = UL UL: Leerlaufspannung Kurzschluß: RL = 0 URL = 0 i = U0 / Ri = ik ik : Kurzschlußstrom In beiden Fällen ist die am Verbraucher umgesetzte Leistung null (P = URL i). Außerdem gilt: U L = Ri ik Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 84 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Spannungsquelle Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 85 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Stromquelle Der Strom i0 der idealen Stromquelle verzweigt sich auf die Parallelschaltung von Ri und RL: U RL = Rges i0 = Ri RL i0 oder Ri + RL Ersatzschaltbild einer realen Stromquelle U RL = Ri ( i0 − i ) = U L − Ri i i0 i Ri URL RL Ri RL U ) = i0 i = i0 − RL = i0 ( 1 − Ri + RL Ri + RL Ri Zwei Grenzfälle: Leerlauf: RL → ∞ i=0 Kurzschluß: RL = 0 URL = 0 URL = Ri i0 = UL UL: Leerlaufspannung i = i0 = ik ik : Kurzschlußstrom In beiden Fällen ist die am Verbraucher umgesetzte Leistung null (P = URL i). Ausserdem gilt: U L = Ri ik Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 86 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Vergleich: Spannungsquelle, Stromquelle Spannung: Strom: reale Spannungsquelle reale Stromquelle U RL = U 0 − Ri i = U L − Ri i U RL = Ri i0 − Ri i = U L − Ri i i= U 0 U RL U − = ik − RL Ri Ri Ri Leerlaufspannung (i = 0): U L = U0 Kurzschlußstrom (URL = 0): U iK = 0 Ri URL Zwei Quellen verhalten sich gleich, wenn von den Größen UL, iK, Ri zwei gleich sind. UL = U 0 U U i = i0 − RL = ik − RL Ri Ri U L = Ri i0 U L = Ri iK U L = Ri iK iK = i0 Kennlinie URL Steigung: -Ri Steigung: -Ri 0 0 i K = U0 / Ri UL = Ri i 0 Kennlinie i Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 0 0 i iK = i0 87 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Spannungsquelle, maximal entnehmbare Leistung Welche Leistung kann man einer realen Spannungsquelle durch einen Verbraucher RL maximal entnehmen: Ri P = U RL ⋅ i = ( U 0 − U Ri )i = ( U 0 − Ri i )i = U 0i − Ri i 2 U i dP = U 0 − 2iRi = 0 ; i = 0 = k di 2 Ri 2 U U U RL = U 0 − iRi = 0 = L 2 2 1 1 Pmax = U 0 ik = U Lik 4 4 URi U0 U mit iK = 0 Ri i URL RL Dabei muß RL folgende Größe haben: RL = U0 / 2 U RL = = Ri i U 0 /( 2 Ri ) Also: maximale Leistung in RL, wenn RL = Ri. → Anpassung Wirkungsgrad η: Nutzleistung im Verbraucher RL i 2 RL η= = Gesamtleistung in Ri und RL i 2 Ri + i 2 RL η= RL Ri + RL Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes η = 50 % für RL = Ri η → 100 % für RL → ∞ 88 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Spannungsquelle, Leistungsbilanz Wirkungsgrad: Wirkungsgrad, norm. Leistung 1.0 η= U 02 ) Pnorm = U L ⋅ iK ( = U 0iK = Ri RL / Ri 1 + RL / Ri Leistung der Quelle: 0.8 PQ U 02 0.6 MPP: Maximim Power Point = / Ri 1 1 + RL / Ri Leistung im Verbraucher: P 0.4 U 02 / Ri 0.2 = RL / Ri ( 1 + RL / Ri )2 Leistung im Innenwiderstand: Pi U 02 / Ri 0.0 0 Kurzschluss 1 2 Nachrichtentechnik 3 4 RL/Ri 5 U 02 / Ri : = 1 ( 1 + RL / Ri )2 Leistung der Quelle bei Kurzschluß Energietechnik Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 89 1.4 Quellen-Ersatzschaltbilder Beispiele zu Spannungs- und Stromquellen-Ersatzschaltbildern Eine reale Spannungsquelle (gestrichelt umrandet) bestehe aus einer idealen Spannungsquelle UA und einem Spannungsteiler R1 und R2. An den Klemmen K K' kann ein beliebiger Verbraucher RL angeschlossen werden. i R1 UA R2 K UKL Klemmspannung = UKL, Strom durch Verbraucher i = UKL /RL. K' Gesucht: Elemente des äquivalenten Spannungs- und StromErsatzschaltbildes. K Ri U 0 = U KL ( i = 0 ) = U L = U A i0 = i( U KL = 0 ) = ik = Ri = UL RR = 1 2 ik R1 + R2 UA R1 R2 R1 + R2 U0 Leerlaufspannung K' Kurzschlußstrom K i0 Ri Innenwiderstand Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes K' 90 1.5 Kirchhoffsche Gesetze Knotenregel Knotenregel, 1. Form i1 An einem Knoten ist die Summe aller Ströme null. Bezugspfeil zum Knoten hin: Bezugspfeil vom Knoten weg: positiv. negativ. i2 i3 i1 − i2 − i3 + i4 − i5 = 0 i5 i4 Knotenregel, 2. Form An einem Knoten gilt: Σ der zufließenden Ströme = Σ der abfließenden Ströme i1 + i4 = i2 + i3 + i5 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 91 1.5 Kirchhoffsche Gesetze Maschenregel Maschenregel In einer geschlossenen Masche ist die Summe aller Spannungen (Quellenspannungen, Spannungsabfälle an Widerständen usw.) null. U2 U1 M1 U3 Der Umlaufsinn ist beliebig. Spannungsbezugspfeil in Umlaufrichtung: positiv. Spannungsbezugspfeil entgegen der Umlaufrichtung: negativ. U4 − U1 + U 2 + U 3 + U 4 = 0 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes 92 1.5 Kirchhoffsche Gesetze Anwendungsbeispiel für Knoten- und Maschenregel M1: − i1R1 − i5 R5 + i3 R3 = 0 M2: − i2 R2 + i4 R4 + i5 R5 = 0 M3: − U + i1 R1 + i2 R2 = 0 R1 M3 i1 − i2 − i5 = 0 2 i3 − i4 + i5 = 0 1 −1 1 0 0 − R1 0 − R2 0 R1 R2 2 M1: M2: M3: U1 i2 R2 M1 R3 R5 1 U 1 i3 i1 U2 U5 i5 U3 2 i4 R4 U4 M2 0 1 0 −1 R3 0 0 0 R4 0 − 1 i1 0 1 i2 0 − R5 i3 = 0 R5 i4 0 0 i5 U Unter welcher Bedingung ist i5 = 0? Wenn i5 = 0, dann i1 = i2 ; i3 = i4 ; i1R1 = i3 R3 ; i2 R2 = i4 R4 ; → i1R2 = i3 R4 Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes → R1 R3 = R2 R4 93 1.6 Überlagerungsprinzip Bei mehreren Quellen können Ströme und Spannungen durch Überlagerung von Teillösungen berechnet werden. i0 Voraussetzung: lineare Beziehungen an den Elementen zwischen Strom und Spannung. Berechnung einer Teillösung: 1. Nur eine Quelle betrachten, die anderen zu Null setzen: - Spannungsquelle → Kurzschluss (U = 0) - Stromquelle → Leerlauf (I = 0) i2 U0 a) i0 i1 R2 i2 R2 i2 R1 Beispiel: R2 i0 ; R1 + R2 R2 R1 2. Gesamtstrom = Summe der Teilströme (aus den Teillösungen) i1a = i1 i1b = U + R2i0 i1 = i1a + i1b = 0 R1 + R2 U0 R1 + R2 i2 a = − U0 R1 i0 ; i2b = R1 + R2 R1 + R2 U − R1i0 i2 = i2 a + i2b = 0 R1 + R2 Achtung: Zur Berechnung der Leistung an einem Widerstand darf das Überlagerungsprinzip nicht angewendet werden! (nichtlinearer Zusammenhang zwischen Leistung und Strom!) Physik II für Mechatroniker, SS 2015 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes b) i1 R1 U0 94