Mamma-PE und radiologische Tumormarkierung, Aspirationsbiopsie Wenn im Ultraschall erkennbar ist, dass eine Raumforderung eine oberflächliche Ausdehnung aufweist, so kann die Probenentnahme unter Lokalanästhesie und Conscious Sedation durchgeführt werden. Der Vorteil in diesem Verfahren liegt darin, dass der Frau eine Allgemeinnarkose erspart wird. Es wird vermutet, dass gynäkologische Eingriffe mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu postoperativer Übelkeit und Erbrechen (PONV) führen (1). Tief im Mammagewebe liegende Tumoren machen eine tiefe Sedierung oder eine Allgemeinanästhesie erforderlich (2). Es ist verständlich, dass viele Frauen, die mit der Diagnose „Raumforderung der Brust“ zur Diagnostik kommen, in Anbetracht der Differentialdiagnosen ein hohes Ausmaß an Angst empfinden. Die Assoziation Tumor Krebs – Tod steht mit einem Brustknoten unweigerlich im Raum. Das präoperative Angstniveau ist bei den Frauen mit dieser Diagnose höher als bei anderen Patientengruppen (14). Schon bei der präprozeduralen Visite muss in individueller Weise auf die Intensität der Angst eingegangen werden. Häufig ist es notwendig, für den Tag des Eingriffs oder schon den Abend davor eine hohe Dosis eines Anxiolytikums anzubieten. Die bessere Alternative wäre eine OP-Vorbereitung durch hypnotische Kommunikation. Vielfach ist vor einer PE eine radiologische Tumormarkierung notwendig. Es ist nicht akzeptabel, Frauen für diese Zeit das Anxiolytikum vorzuenthalten, um auf „Nummer sicher“ zu gehen ( befürchtet werden Stürze durch Ataxie, Hypotension etc.). Besser erscheint es einen Tagestranquilizer in höherer Dosis zu verabreichen und ggf. nachzudosieren (siehe Kapitel „Ängste und Prämedikation“). Das häufigste klinisch beobachtbare Problem während der Mammographien sind vagovasale Synkopen (15). Wegen Kollapsgefahr und der Furcht vor respiratorischen Komplikationen wird den Frauen an vielen Institutionen eine Prämedikation vorenthalten (14). Vlymen et al. (14) konnten beweisen, dass durch eine gezielte Prämedikation mit Benzodiazepinen vor der Untersuchung vagovasale Synkopen verhindert werden können. Das ist pathophysiologisch nachvollziehbar, da diese Kreislaufregulationsstörung durch einen starken Affekt getriggert wird. Durch intravenös injiziertes Diazepam (Lipidemulsion) in einer niedrigen Dosis (2 + 5mg) wird noch mehr als durch intravenöses Midazolam (1 + 2mg) die Patientenzufriedenheit wesentlich erhöht und der Komfort verbessert, ohne dass ein ambulanter Aufenthalt in einer Institution verlängert wird (14). Vor dem Transport ins Röntgen soll eine Venenverweilkanüle gelegt sein (14). Die Erholungszeit nach intravenöser Sedierung mit Midazolam oder Diazepam und anschließender Sedoanalgesie mit Fentanyl und Propofol beträgt maximal 120 Minuten (14). Viele Radiologen glauben∗, dass die Tumorlokalisation mittels Nadel nicht schmerzhaft sei (14). Die meisten Frauen hingegen sagen, es sei „das schlimmste des OPTages“ (14). Mamma – PE: Im Operationssaal soll bereits vor der Lokalanästhesie ein Opioid injiziert werden. Tabelle 1: Vorschlag für Opioide vor der Lokalanästhesie (unter Monitoring von: Pulsoxymetrie, EKG, Blutdruck) Alfentanil 0,25mg – 1 min. warten oder Fentanyl 50-100µg – 5 min. warten oder Remifentanil 0,3µg/kg – 1 Minute warten ∗ Kursivschrift/Hervorhebung durch den Autor Dann wird Midazolam in titrierender Weise injiziert. Der Effekt der Lokalanästhesie wird vor Hautinzision überprüft (Spitz-stumpf-Diskrimination). Bei Angabe von Schmerzen wird Lokalanästhetikum nachinjiziert. Wenn bei der Präparation Schmerzen empfunden werden, kann das Opioid auf Wirkung nachtitriert werden. Es kommt nicht zu selten vor, dass eine Patientin extrem ängstlich erscheint und auf geringe Dosen von Sedativa sehr sensitiv reagiert und eine ausgeprägte Somnolenz die Folge ist (2). Viele Frauen haben schon Tage vor dem Eingriff schlecht geschlafen. Übersedierung ist bei diesem Eingriff ein frequentes Phänomen (2). Der Entnahme der Probe erfolgt im Allgemeinen rasch, häufig innerhalb von 5 Minuten. Die Aufarbeitung des Gefrierschnitts durch den Pathologen dauert meist auch nicht länger. Insgesamt ist aber mit Zeiten nicht unter 30 Minuten zu rechnen, wenn es länger dauert, sollte die Logistik überprüft werden (v.a. die Transportzeiten). Tabelle 2: Vorschlag zur Verbesserung von Patientenkomfort und –sicherheit für radiologisch-gezielte Tumormarkierung und anschließender Mamma-PE (modifiziert nach Vlymen, 14) 1. EMLA-Salbe® mit Okklusivfolie auf Haut über den Knoten auftragen ( > 45min Einwirkzeit) 2. Venenverweilkanüle legen 3. 5 Minuten vor Abtransport zum Röntgen 5mg Diazepam Lipidemulsion (Stesolid Emulsion-Ampullen®)∗ 4. Transport mit Rollstuhl ins Röntgen 5. Lokalanästhesie mit gepuffertem Lidocain 1% (subdermal, subcutan) mit Nadel G25 6. Lokalisation des Tumors mit Nadel G22 durch das anästhesierte Hautareal 7. 5-10 Minuten vor OP 2mg Diazepam Lipidemulsion – Umlagerung auf OP-Tisch 8. Monitoring: Pulsoxymetrie, EGK, NIBP, Kapnographie (+ Sauerstoffsonde) 9. Propofol 50µg/kg/min – titrierend nach OAA/S : Zielwert OAA/S 4 – 3 (Propofol 25-150µg/kg/min) 10. Fentanyl 25µg i.v. 11. wenn die Pat. die Augen schließt oder komfortabel ruht: chirurgische Lokalanästhesie 12. Fentanyl in 25µg-Schritten bei Schmerzen 13. Sedierungstiefe/Ziel: OAA/S 3 (schläft; durch minimale Stimulation erweckbar) 14 Beenden der Sedierung bei der letzten Hautnaht 15. postoperative Überwachung: Phase-II-PACU, bis Entlassungskriterien hergestellt sind (max. 120 Minuten) Es gibt keinen Hinweis dafür, dass für die betreffende Patientenpopulation bei intravenöser Gabe von 5mg Diazepam Atmung oder Kreislauf beeinträchtigt werden (14), daher scheint eine Überwachung der Vitalparameter entbehrlich. Im Vergleich zu Midazolam sind bei Diazepam die Patientenzufriedenheit höher, die Entlassungszeiten kürzer (!) und die Medikamentenkosten niedriger (14). Diese Aussagen treffen nur für die neueren Präparationen (Fettemulsionen) (Stesolid-Emulsion®, Diazemuls®) zu..Es gibt keine rationale Rechtfertigung, die alten wasserlöslichen Präparationen zu verwenden. Literatur beim Verfasser ∗ Deutschland: Diazemuls®